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Gedichte

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Abschied

von ChrisChambers

Auf meinem Schreibtisch steht ein Bild,
hübsch eingerahmt durch Holz und Schild.
Das Bild, es zeigt mir einen Jungen,
mit Lebensfreude in den Lungen.
Auf einem Stuhl im Garten sitzend,
trotz Schatten in der Wärme schwitzend.
Gesicht mir lachend zugewand,
ja dieser Mensch ist mir bekannt.


Denn dieser Mensch, das warst ja du,
ich seh’ dich an und gebe zu,
das war die schönste Zeit im Leben,
die uns der Herrgott hat gegeben.
Der Tag, an dem es aufgenommen,
an dem bist du zurückgekommen.
Von großer weiter Klassenfahrt,
mit Schuhen, Tasche, Zelt und Rad.
Wie auf dem Bild seh ich dich lachen,
im Dorf, bei Nachbarn Unsinn machen.
Doch alles, was mir jetzt noch bleibt,
das ist dein Bild und Einsamkeit.


Denn ein paar Tage bald darauf,
ging es mit dir nicht mehr bergauf.
Wie eine Grippe fing es an
´Das wird schon wieder gut´ doch dann,
die unvorstellbar Diagnose:
´Mucopolysaccharidose´


Noch gestern frisch wie eine Rose,
die Welt, sie fällt ins Bodenlose.
Soviel hast du noch nicht gemacht,
noch nicht erlebt, noch nicht vollbracht.
Nie wirst du machen Führerscheine,
die Fahrt zur Schule ganz alleine.
Was für uns ist Alltag eben,
wirst du niemals miterleben.


Nur Tage sind´s, die du noch hast,
gern würd´ ich nehmen dir die Last.
Man fragt warum, und weiß nicht weiter,
sogar Verbrecher sind noch heiter.
Warum nur du, und nicht die ander´n,
lässt Gott von uns zu sich hinwandern.
Erst grade 12 bist du geworden,
im Sportverein bekamst du Orden.
Warum nur darfst du hier nicht bleiben,
und musst so bald schon von uns scheiden.


Ich ging zu dir ins Krankenzimmer,
und alles schien zu sein wie immer.
Könnt´s nicht nur ´ne Verwechslung sein,
dann wäre wieder fein.
Ich half dir aus dem Bett heraus,
und langsam fuhren wir nach Haus.
Nur du allein bist jetzt noch wichtig,
man möchte machen alles richtig.


Zu Hause endlich angekommen,
haben wir dich in den Arm genommen.
Wie woll´n wir über sowas sprechen,
ohne in Tränen auszubrechen?
So stark man als Erwachs´ner scheint,
so hilflos ist man, wenn man weint.
Doch du, du lächeltest uns an,
und sagtest uns dann irgendwann:
´Ich werd dort oben auf euch warten,
und spiel mit Urgroßmutter Karten.
Ich schau euch zu, was ihr so macht,
bin bei euch ständig, Tag und Nacht.
Ich gehe nur ein Stück voraus,
und check´ die Lage für euch aus.´


So stark, wie du, kann ich nie sein,
dachte ich und begann zu wein´.
Mein Sohn, der sah mich tröstend an,
er war im Herzen schon ein Mann.
So tapfer, wie ich´s niemals werde,
so wie ein Leithengst in der Herde.


Und als es dann schon soweit war,
saßen wir beide, ich und Ma,
an deinem Bett im Kinderzimmer,
so saßen wir auch früher immer.
Wir hielten beide deine Hand.


Du machtest deine Augen auf,
ließ´st deinen Gedanken freien Lauf.
An alle hast du noch gedacht,
die deinen Weg mit dir gemacht.
Du sagtest: ´Ich seh euch bald wieder,
dann singen wir die schönen Lieder.
Die wir schon oft zusammen gesungen,
im Wald, auf Wiesen ungezwungen.´


Dann stimmtest du ein Liedchen an,
wir sangen mit und irgendwann,
wurdest du müde, woltest geh´n,
etwas neues gab´s zu seh´n.
Neue Freunde, neue Spiele,
eine Welt ganz ohne Schmerz,
dahin würdest du jetzt reisen,
unbeschwert mit reinem Herz.


Wir haben dich noch im Arm gehalten,
bis du eingeschlafen warst,
dann legten wir dich in dein Bettchen,
ans Fenster, wo du gern raus-sahst.
Wir hatten dir: ´Machs gut´ gewünscht,
du hast: Ich hab´ euch lieb´ zu uns gesagt.
Bist auf das Segelschiff gestiegen,
dich in die Wolken hochgewagt.
Dort bist du sicher angekommen,
ich weiß und fühle es genau.


Du bist nun vorrausgegangen,
wartest auf uns, wo auch genau.
Bist immer bei uns Tag und Nacht,
bis wir uns wiederseh´n halt Wacht!


Wenn unsere Sehnsucht den Weg in den Himmel zeigte,
und unsere Liebe die Stufen dorthin wären,
würden wir hinaufsteigen und dich zurückholen.

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