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Narziss
von Steffen Sch
Du bist mir so nahUnd doch so fern
Ich sehne mich nach dir
Und kann dich nie erreichen
Stundenlang stehe ich vor dir
Aber du sprichst nicht mit mir
Du bist mir so ähnlich
Doch strahlst du keine Gefühle aus
Deine Schönheit
Strahlender als jedes menschliche Wesen
Deine zarte Gestalt
Dein Herz zerbrechlich wie Glas
Wie der Rest deines Körpers
Täglich beteuere ich dir meine Liebe
Aber du antwortest mir nicht
Ich verzweifle daran – verliere den Verstand
Mein Blick mustert dich
Und findet nur Leere
Wenn ich deine zartwirkenden Lippen küsse
Spüre ich nur Kälte
Ich kann machen mit dir was ich will
Du wehrst dich nicht
Aber du wirst nie mir gehören
Wenn ich deinen perfekten Körper berühre
Bleibst du regungslos
Und kalt
Bin ich dir nicht schön genug?
Erfülle ich deine Erwartungen nicht?
Warum stößt du mich ab?
Ohne deine Liebe kann ich nicht existieren
Siehst du die Rasierklinge in meiner Hand?
Bewegt dich dieser Anblick nicht?
Du blickst immer noch mit dieser eisigen Kälte auf mich herab
Ich ertrage diesen Blick nicht länger
Wirst du zusehen wie ich mir deinetwegen das Leben nehme?
Es gibt kein zurück
Ich werde alles Hässliche aus mir herausschneiden
Genüge ich dir dann?
Ich setze die Klinge auf die Pulsader an meinem Handgelenk
Wende den Blick von dir
Ein Schnitt
Ohne Gefühl blicke ich auf meinen Arm und die Lache die sich darunter sammelt
Ich falle zu Boden
Noch einmal hebe ich den Kopf um dir in die Augen zu sehen
Was ich da erblicke öffnet mir die Augen
Du starrst nicht mehr auf mich herab
Du liegst auf gleicher Höhe mit mir
Trägst dieselbe Wunde
Liebe macht blind
Jetzt erst erkenne ich
Doch es ist zu spät
In dem Augenblick in dem der Schleier vor meinen Gedanken sich lüftete
wurde dein Wesen von Rissen durchzogen
Du zerbrichst
Wir sind beide tot
Ich stehe in einem dunklen Raum
Du liegst in Bruchstücken vor mir die mir Teile meines eigenen Körpers zeigen
Obwohl du immer so gefühllos mir gegenüber warst spüre ich Trauer tief in mir
Eine meiner Tränen berührte die Scherben
Doch was ist das?
Die gläsernen Scherben deiner Gestalt fügen sich zu einem Ganzen
Träume ich?
Ist das die gerechte Strafe für meine Form der Liebe?
Beginnen meine Qualen jetzt von vorn?
Werden sie je enden?
In deiner vollen Größe stehst du jetzt vor mir
Doch dein makelloser Körper nach dem ich mich schon immer sehnte.....
Er ist von Rissen durchwachsen
Kann ich dich jetzt berühren?
Wenn ich dich berühre fällst du dann in dich zusammen?
Fühlst du dann den Schmerz, den ich so lange erlitt, weil du mich abgestoßen hast?
Ich hebe meine Hand
Berühre deinen kalten Körper
Und dann?
Was geschieht da?
Die Risse in dir beginnen sich zu schließen
Bis deine Vollkommenheit, die ich so vergöttere, wieder vollkommen ist
Du bist mir nah
Blickst mich noch immer so kalt an
Muss ich das auf Ewig ertragen?
Ich werde wahnsinnig
Und du?
Kälte
Auf Ewig?
Doch was ist das?
Dein Gesicht
Deine Züge
Sie verändern sich auf eine mir bis dahin unbekannten Weise
Ist das ein Lächeln?
Dieser Ausdruck von Freude
Ich hatte schon davon gehört
Es aber noch nie Selbst erlebt
„Hallo! Hast du mich erkannt?“
Bin ich schon verrückt?
Ich könnte schwören, dass er eben zu mir sprach
Aber seine Lippen bewegten sich nicht
„Du bist nicht verrückt! Ich bin ein Teil von dir. Doch bisher konnte ich deine Gefühle nicht erwidern. Ich war gefangen so wie du.“
„Aber dieser kalte Ausdruck auf deinem Gesicht....“
„Ich verkörpere deine Seele. Diese Kälte strömte aus dir. Ich bin immer so wie du.
„Ich verstehe es nicht“
„Du wirst verstehen. Ich werde dir helfen.“
Meine Augen weiten sich
„Wie meinst du das?“
„Du „liebst“ mich? Denk doch mal nach Ich bin Du.“
„Und die ganzen Schmerzen die ich erleiden muss?“
„Die fügst du dir selbst zu mit deiner „Liebe“ zu mir... zu dir.“
Unbewusst war mir klar, was er damit meinte aber ich kann es nicht akzeptieren.
„Es gibt Andere die dich Lieben. Hast du das je bemerkt?“
„Nein ich hatte immer nur Augen für dich... für mich meine ich.“
„Erwidere die Gefühle die Andere für dich empfinden und deine Schmerzen werden ein Ende haben.“
„Toller Rat. Hast du das vergessen? Wir... ich bin tot!“
„Woher willst du das wissen?“
Er... ich trat aus dem Spiegel
Ich umarmte mich
Der Raum erhellt sich
Das Licht wurde immer greller
Ich konnte nichts mehr sehen
Meine Augen schließen sich verstecken sich vor den Strahlen
Dann...
Ich fühle meinen Körper
Er ist nass
Ich öffne die Augen
Und liege schweißgebadet in meinem Bett
Um mich herum stehen meine Eltern
Sie sehen mich besorgt an
„Was ist denn los? Du hast im Schlaf geschrieen.“
„Hast du Fieber. Fühlst du dich nicht gut?“
„Ich fühle mich besser als je zuvor. Ich lebe.“