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Peter und die 7 Zwerge

Weihnachtschallenge 2020

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Frei nach Gebrüder Grimm

Es war einmal in einem Winter. Die Schneeflocken fielen wie Federn vom Himmel. Eine Königin saß an einem Fenster, das einen schwarzen Rahmen aus Ebenholz hatte und nähte. Und wie sie so nähte und nach den Schneeflocken schaute, stach sie sich mit der Nadel in den Finger.

Einige Tropfen Blut fielen auf den Tisch. Da dachte sie bei sich: “Ach, hätt ich doch ein Kind, dem ich ein schönes Gewand nähen könnte.”

Ihr Wunsch wurde nach kurzer Zeit Wirklichkeit und bald darauf bekam sie einen Buben. Mit einem wunderschönen Antlitz und Haaren so schwarz wie Ebenholz. Er wurde Peter genannt und war der Stolz des Königs und der ganzen Familie. Doch kurz nachdem das Kind geboren war, starb die Königin und Peter wurde von einer Amme groß gezogen.

Nach einigen Jahren der Trauer wurde der König mit einer anderen Frau vermählt. Sie war schön, aber stolz und übermütig und bildete sich ein, die beliebteste Person im Schloss zu sein. Alle verbeugten sich vor ihr und tuschelten nur über sie.

Sie hatte aber einen wundersamen Spiegel. Wenn sie vor ihn trat sprach sie: „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Beliebteste im ganzen Land?”

Und der Spiegel antwortete: “Frau Königin, Ihr seid die Beliebteste hier.”

Damit war sie zufrieden, denn sie wusste, dass der Spiegel immer die Wahrheit sagen musste.

Peter wuchs heran und wurde immer schöner und war beliebt beim ganzen Hofpersonal und diese erfüllten ihm alle seine Wünsche.

Aber in den folgende Jahre wo er älter wurde, spürte Peter, dass er gerne nach anderen Jungens schaute. Besonders die junge Dienerschaft im Schloss bot ihm viele Gelegenheiten. Wenn er als Königssohn gewaschen wurde und in einer kleinen Wanne saß, wurde er oft vorsichtig gestreichelt und massiert von den jungen Pagen die er bevorzugte. Er genoss das Ritual immer und immer wieder gerne.

Als er dann 16 Jahre alt war, gestand er sich ein, dass er schwul war und sehnte sich nach einem lieben festen Freund. Es war nicht einfach, denn seine Stiefmutter hasste schwule Jungen, wie sie auch oft über diese schimpfend durch das Schloss lief.

 

Bald darauf fasste er dennoch den Mut, seinem Vater es zu sagen, im Beisein der Stiefmutter. „Vater ich muss Euch etwas sagen. Ich bin verliebt in Jungens und nicht in Mädchen. Das heißt, ich bin schwul.“ Wütend verließ die Königin sofort den Saal, als Peter alles preisgab.

Sein Vater schaute ihn mitleidig an. „Peter du bist und bleibst mein Sohn und wirst später der König von meinem Reich. Es ist zwar traurig keine Enkel zu bekommen, aber Hauptsache du bist glücklich.“ Dann gab er ihm den Mut, seine Einstellung offen zu leben.

Als seine Stiefmutter mal wieder einmal ihren Spiegel fragte: “Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Beliebteste im ganzen Land?“

Da antwortete der Spiegel: „Frau Königin, Ihr seid die Beliebteste hier, aber Peter ist tausendmal beliebter als Ihr.“

Da erschrak die Königin und wurde wütend. Neid und Hochmut wucherten in ihrem Herzen wie Unkraut. Einen schwulen Königssohn, das konnte nicht passen in ihrem Schloss. Das ging so lange, bis sie Tag und Nacht keine Ruhe mehr hatte.

Eines Tages rief sie einen Jäger zu sich und sprach: “Führe den Jungen in den Wald hinaus, so weit, dass er nicht mehr allein herausfindet.” Der Jäger gehorchte.

Er nahm Peter als Vorwand mit auf die Jagd und führte ihn hinaus in den dichten Wald und ließ ihn dort einfach zurück.

Jetzt stand er da, alleine und wusste nicht weiter. Die Vögel zwitscherten wunderschön, aber sonst nahm er nichts wahr, was ihm helfen könnte. Der Weg hörte auf und der Wald wurde immer dichter.

Peter war nun besorgt und musste sich selbst helfen. Er hatte auch Hunger und er ging einfach in derselben Richtung weiter wie bisher. Obwohl er über spitze Steine und durch Dornen gehen musste, schritt er mutig weiter. Hauptsache er kam weg von der bösen Stiefmutter und dem einfältigen Jäger. Er lief so lange weiter, wie seine Füße ihn tragen konnten.

Als es Abend wurde kam er an ein kleines Häuschen und ging hinein, um sich auszuruhen und dort wird man ihm wohl bestimmt auch helfen.

In dem Häuschen war alles klein, zierlich und rein. Dort stand ein weiß gedecktes Tischlein mit sieben kleinen Tellerlein, sieben Löffellein, sieben Messerlein, sieben Gäbelein und sieben Becherlein. An der Wand waren sieben Bettlein nebeneinander aufgestellt und mit schneeweißen Laken bezogen.

Peter, weil er so hungrig und durstig war, aß von jedem Tellerlein und trank aus jedem Becherlein. Und weil er so müde war, legte er sich in ein Bettchen und schlief ein.

Als es ganz dunkel geworden war, kehrten die Bewohner des kleinen Häuschens zurück. Es waren die sieben Zwerge, die in den Bergen nach Erz gruben. Sie zündeten ihre sieben Lichtlein an und wie es nun hell im Häuschen wurde, sahen sie, dass jemand dort gewesen sein musste, denn es herrschte eine gewisse Unordnung.

Und sie sprachen nacheinander: „Wer hat auf meinem Stühlchen gesessen?” „Wer hat von meinem Tellerchen gegessen?” „Wer hat aus meinem Becherchen getrunken?”

Da erblickten sie den schlafenden Peter. „Oh, ist das ein schöner und lieber Junge!”, riefen sie. Und hatten so große Freude, dass sie ihn nicht aufweckten, sondern im Bettlein weiterschlafen ließen.

Als es Morgen war, erwachte Peter und wie er die sieben Zwerge sah, erschrak er. Sie waren freundlich und fragten „Wie heißt du?“ „Ich heiße Peter“, antwortete er. „Wie bist du in unser Haus gekommen?“, fragten die Zwerge weiter.

Da erzählte er ihnen, dass seine Stiefmutter ihn nicht mehr bei sich haben wollte und der Jäger ihn im Wald ausgesetzt habe. Die Zwerge sprachen: „Wenn du im Haus arbeitest, während wir arbeiten, kannst du bei uns bleiben. Es soll dir an nichts fehlen.” „Ja”, sagte Peter, „von Herzen gern”, und blieb bei ihnen. Als sich die Zwerge morgens verabschiedeten, sagten sie immer: „Hüte dich vor deiner Stiefmutter, die wird bald wissen, dass du hier bist. Lass ja niemanden herein!”

Die Königin unterdessen dachte, sie sei wieder die Beliebteste am Hofe, trat vor ihren Spiegel und sprach: „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Beliebteste im ganzen Land?“

Da antwortete der Spiegel: „Frau Königin, Ihr seid die Beliebteste hier, aber Peter über den sieben Bergen, bei den sieben Zwergen ist tausendmal beliebter als Ihr.“

Da erschrak sie, denn sie wusste, dass der Spiegel die Wahrheit sagen musste und Peter noch am Leben war. Sie zitterte und bebte vor Zorn. „Peter soll sterben, “ rief sie, „und wenn es mein ganzes Leben kostet.“

Daraufhin vergiftete sie einen Apfel. Äußerlich sah er schön aus, mit roten Backen, dass jeder, der ihn erblickte, Lust darauf bekam, aber wer ein Stückchen davon aß, der musste sterben. Als der Apfel fertig war, verkleidete sie sich in eine Bauersfrau und ging über die sieben Berge zu den sieben Zwergen.

Als sie an das Häuschen kam, schaute sie sich um, ob sie Peter sah. Er war aber nicht zu sehen. Daher klopfte sie an. Peter hörte das Klopfen und war verwundert, wer da zu ihm fand. Er streckte den Kopf zum Fenster heraus und sprach: „Ich werde keinen Menschen einlassen.“ „Mir auch recht, “ antwortete die Bäuerin freundlich, „ich will dir nur einen Apfel schenken.“

Peter streckte die Hand hinaus und nahm den Apfel entgegen. Kaum aber hatte er einen Bissen davon im Mund, fiel er auf den Boden. Da betrachtete ihn die Königin mit grausigen Blicken und lachte.

Und als sie daheim wieder ihren Spiegel befragte: „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Beliebteste im ganzen Land?“ So antwortete er: „Frau Königin, Ihr seid die Beliebteste im Land.“

Als die Zwerge abends nach Haus kamen, fanden sie Peter auf dem Boden liegend. Sie legten ihn auf eine Bahre, dann setzten sich alle sieben daneben und beweinten ihn. Sie weinten drei Tage lang. Als sie ihn dann begraben wollten, sah Peter noch so frisch aus wie ein lebender Mensch. Er hatte noch schöne rote Backen.

Sie sprachen: „Den können wir nicht einfach in die schwarze Erde versenken“, und ließen einen durchsichtigen Sarg aus Glas machen, dass man ihn von allen Seiten sehen konnte. Dann legten sie ihn hinein und schrieben mit goldenen Buchstaben seinen Namen darauf. Dann setzten sie den Sarg hinaus auf den Berg. Einer von ihnen blieb immer dabei und bewachte ihn.

Nun lag Peter lange Zeit in dem Sarg und sah aus, als ob er nur schliefe, denn er war noch so schön und hatte sich nicht verändert. Seine schwarzen Haare glänzten immer noch so wie Ebenholz.

Es geschah, dass sich ein Königssohn im Wald verirrte. Er war auf der Jagd um für seinen kommenden 18. Geburtstag einen großen Hirsch zu erlegen. Plötzlich sah er auf einem Berg diesen gläsernen Sarg mit dem schönen Peter darin. Er ging auf den Sarg zu und war direkt hingerissen von diesem schönen Menschen, der in seinem Alter sein musste. Er verliebte sich sofort in dieses schöne Antlitz.

Jetzt bekam er aber doch Angst, wandte sich ab und ritt nach Hause. Es war ihm unheimlich dieses Erlebnis. Ein toter Junge machte ihm zu schaffen. Er wusste auch, dass er Jungens mag, aber einen Toten? Wie soll das sein?

Ein paar Monate später ging er wieder in den Wald, um einen Tannenbaum zu schlagen, denn Weihnachten stand vor der Türe. Wie durch eine magische Kraft stand er wieder plötzlich vor diesem Sarg, in dem Peter unverändert schön da lag wie ein Engel. Er fasste einen Entschluss. Diesen Peter möchte ich zu mir nach Hause holen.

Mittlerweile traten auch die sieben Zwerge hinzu und fragten ihn, woher er kommt und wie er heißt.

„Ich bin Karl und der Königssohn vom Wunderland, welches Euer Erz immer abkauft. Mein Vater regiert dies schöne Land.“

Dann sprach er zu den Zwergen „Lasst mir den Sarg, ich will Euch geben, was Ihr dafür haben wollt.“ Aber die Zwerge antworteten: „Wir geben ihn nicht für alles Gold der Welt.“

Da sprach er: „So schenkt ihn mir, denn ich kann nicht mehr leben ohne Peter zu sehen, ich will ihn ehren und hochachten wie meinen Liebsten.“

Wie er so sprach, empfanden die guten Zwerge Mitleid mit ihm und gaben ihm den Sarg. Dabei geschah es, dass sie über einen Strauch stolperten und von der Erschütterung fuhr das giftige Apfelstück aus Peters Hals.

Da öffnete er die Augen, hob den Deckel vom Sarg und richtete sich auf. „Ach, wo bin ich denn?“, rief er. Der Königssohn sagte voll Freude: „Du bist bei mir, Karl heiße ich“, nahm ihn in die Arme und erzählte was sich alles zugetragen hatte. „Ich habe dich lieber als alles auf der Welt! Komm mit mir in meines Vaters Schloss.“

Und da sich Peter auch sofort in ihn verliebte, ging er mit ihm.

Karls Eltern, König und Königin, freuten sich sehr, dass ihr Sohn endlich sein Glück gefunden hatte.

In den nächsten Tagen stellten Karl und Peter einen riesigen Weihnachtsbaum in der Eingangshalle des Schlosses, den sie auch gemeinsam schmückten mit Kugeln und Sternen, dazu kleine Wichteln als Erinnerung.

Das Weihnachtsfest feierten sie mit großer Pracht und Herrlichkeit mit dem ganzen Hofstaat und sie lebten ihre Liebe offen und waren glücklich.

Peter musste nie wieder ein Leid erfahren. Er besuchte öfters die sieben Zwerge und die Tiere im Wald und lebte glücklich mit seiner großen Liebe Karl bis ans Ende seiner Tage.

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