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Der Tod meines besten Freundes

Teil 2

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Vorwort

So, einige von euch dachten, dass es der erste Teil einer Geschichte sein soll. Eigentlich sollte es ja dabei bleiben, was ich geschrieben habe, aber nach längerer Überlegung und auf Drängen einiger Freunde habe ich mich entschieden, diese Geschichte doch weiter zu führen. Also viel Spaß nun beim zweiten Teil.

 

Es war eigentlich eine normale Kurzgeschichte, wie sie jeden Tag bei uns in der Tageszeitung erschien, aber irgendwie bewegte sie mich doch. Ich weiß nicht warum, denn eigentlich bin ich ja gar nicht schwul. Aber trotzdem ging mir diese Geschichte den ganzen Tag nicht aus meinem Kopf.

Aber nun kurz zu mir. Ich bin 21 Jahre alt und studiere im fünften Semester Biologie in Berlin. Vorher wohnte ich in einem kleinen Dorf. Aber zum Glück konnte ich nach meinem Abitur in meine Traumstadt ziehen. Nun bin ich also hier und bin sehr glücklich darüber.

Nach der Uni ging ich wieder nach Hause und schnappte mir noch mal die Geschichte von heut morgen. Irgendwie stimmte das, was der Autor geschrieben hatte. Homosexuelle werden immer noch viel zu oft als Kranke angesehen, dabei war es doch ganz normal für mich, auch wenn ich auf Frauen stand. Obwohl ich daran auch manchmal zweifelte. Ab und an kam es schon mal vor, dass ich einen Jungen in der Stadt sah, den ich wirklich süß fand. Aber das verwirrte mich eigentlich nicht weiter.

Heute war der letzte Unitag, bevor unsere Semesterferien, oder eher gesagt, Vorlesungsfreie Zeit begann. Ich verabredete mich für diesen Abend mit einigen Freunden, um das Ende des Semesters richtig zu feiern. Da die meisten der Leute, mit denen ich heute weg wollte, homosexuell waren, fragten sie mich, ob ich auch in eine Homodisco kommen würde. Da ich ja wusste, dass dort meist mehr los ist, als in normalen Discos, sagte ich natürlich sofort zu.

Der Tag war auch schnell rum. Ich war mit einer Freundin noch shoppen, ging dann mit zu ihr, und wir machten uns fertig für den Abend. (Falls sich einige wundern, ich habe einige Klamotten von mir bei ihr zu Hause, weil ich schon fast bei ihr wohne. Soll heißen, ich bin so gut wie jeden Tag bei ihr und schlafe auch oft bei ihr. Sie ist übrigens lesbisch.) Also ging es endlich ab Richtung Disco. Kaum waren wir alle drin, ging die Party auch schon los. Aber irgendwie wollte ich noch nicht so richtig in Fahrt kommen. Also setzte ich mich erstmal mit Anne in eine ruhige Ecke und checkte die Lage. Und dann passierte es. Plötzlich sah ich jemanden an der Bar, der mir direkt in die Augen sah. Normalerweise konnte ich niemandem in die Augen sehen, aber in diesem Moment konnte ich nicht anders. Wir schauten uns mindestens eine halbe Minute an. Dann begann er zu lächeln. Ich lächelte schüchtern zurück, doch plötzlich drehte er sich wieder der Bar zu.

Aber was hatte das zu bedeuten? Warum sah er mich ewig so an und drehte sich dann weg? Das konnte ich irgendwie nicht so richtig begreifen.

»Hallo Alex, ich rede mit dir. Echt cool, wie gut du zuhören kannst.«, meinte Anne plötzlich und riss mich aus meinen Gedanken.

»Ähh sorry, ich war grad in Gedanken.«, stotterte ich und hoffte, das sie nichts gemerkt hatte.

Denn der Typ, der mich da angesehen hatte, war wirklich süß.

»Mein Gott, hast du es jetzt endlich geschafft, dir nen Kerl anzulachen?«, grinste sie mich dann an. Also hatte sie wohl doch etwas gemerkt.

»Ach erzähl kein Mist. Ich war nur in Gedanken. Mehr nicht.«, fauchte ich zurück.

»Jaja ich weiß, in Gedanken bei dem Typen, der vorhin an der Bar stand und jetzt neben dir ist.«, grinste sie noch breiter als vorher.

Und erst da bemerkte ich, dass jemand neben mir stand. Und es war wirklich der Typ der vorher an der Bar stand. Er grinste mich schüchtern an und fragte dann ob er sich setzten darf.

»Natürlich, warum nicht?«, versuchte ich cool zu antworten, doch war ich in der Situation gerade alles andere als cool. Also rutschte ich ein Stück und machte ihm Platz.

Plötzlich stellte er mir ein Glas hin und fragte sehr schüchtern: »Du trinkst doch Martini oder?«

Das war so süß, dass ich anfangen musste zu lachen. Nachdem ich mich beruhigt hatte erwiderte ich ihm: »Ja klar ich liebe Martini. Ach so und wegen dem Lachen eben, das war nicht bös gemeint. Es war nur voll süß, wie schüchtern und ängstlich du mich angesehen hast.«

Hatte ich das wirklich gesagt? Süß? Zu einem Jungen? Was war nur mit mir los. Ich dachte, ich steh auf Mädchen. Wieso sagte ich plötzlich, ich fände es süß, wie er mich angesehen hat? Ich verstand mich selbst nicht mehr. Aber dem entsprechend musste ich auch ausgesehen haben, denn plötzlich trat mir Anne gegen mein Schienbein, damit ich wieder in die Realität zurückkam. Anne kannte mich eben genau.

Der Typ saß eine ganze Weile neben mir und sagte kein Wort. Aber irgendwann wurde mir das zu dumm und ich fragte ihn nach seinem Namen.

»Ich heiße Kian und du?«

»Alex«, antwortete ich und gab ihm meine Hand. Er gab mir seine und wir schauten uns dabei tief in die Augen. Und erst da stellte ich fest, dass er mir sehr bekannt vorkam. Aber ich wusste nicht woher. Ich konnte einfach nicht klar denken, denn seine Augen waren der Wahnsinn. Blau wie der Ozean. Ich hätte ihm stundenlang in die Augen sehen können. Und ich stellte fest, wie sanft und weich seine Hände waren. Er schien für mich einfach ein vollkommener Mensch zu sein. Ohne Makel und Fehler. Irgendwann lösten sich unsere Hände und ich schielte zu Anne, die mich nur angrinste und dann meinte: »Ich lass euch mal eben allein. Tom will irgendwas von mir.«

Und kam hatte sie ihren Satz beendet, war sie auch schon verschwunden. Ich wusste sofort, dass es eine Lüge war und sie uns nur allein lassen wollte, weil sie hoffte, dass wir uns näher kommen. Aber irgendwie war es mir in diesem Moment völlig egal. Also begann ich mich mit Kian zu unterhalten. Und so redeten wir über Gott und die Welt und es wurde später und später. Während des Gesprächs tauschten wir unsere Handynummern aus und irgendwie rutschten wir, ohne es zu merken, immer näher aneinander. Irgendwann kam sein Gesicht dem meinem immer näher. Plötzlich berührten sich unsere Lippen. Und ich genoss es. Doch dann sprang ich auf und sagte zu ihm: »Nein, ich kann das nicht.«, und rannte um unseren Tisch herum in Richtung Ausgang.

Irgendwann war ich endlich zu Hause. Ich weiß nicht, wie ich da hinkam. Meine Gedanken drehten sich nur im Kreis. Bisher hatte ich nur Mädchen gehabt und plötzlich trat da ein Junge in mein Leben, der mir total den Kopf verdrehte. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Als ich zu Hause ankam, bin ich in mein Zimmer gerannt und hab einfach nur noch geheult. Irgendwann bin ich dann endlich eingeschlafen. Der nächste Morgen war dann nicht unbedingt der Schönste für mich. Ich hatte einen tierischen Schädel. Nachdem ich im Bad war und etwas gefrühstückt hatte, ging ich wieder in mein Zimmer und begann, über den Abend mit Kian nachzudenken. Ich war vollkommen verwirrt. Ich konnte nicht fassen, dass ich diesen Jungen süß fand. Ich stand doch eigentlich nur auf Frauen. Wieso dann fand ich plötzlich Kian süß? Irgendwann griff ich mir den Playboy und schaute mir die Frauen darin an. Aber trotzdem schweiften meine Gedanken immer wieder ab. Zu Kian. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und kramte den Zettel mit seiner Telefonnummer raus. Nach sehr langem Zögern griff ich endlich zum Telefon und wählte seine Nummer. Es klingelte etwa siebenmal als ich auflegen wollte. Doch plötzlich hörte ich ein sehr trauriges »Ja?«.

Ich wusste plötzlich nicht mehr was ich sagen sollte.

»Hallo? Wer ist denn da?« klang es plötzlich aus dem Telefon. Dann hatte ich mich einigermaßen gefangen.

»Ähhm also hier, hier ist Alex, von gestern Abend. Ich wollt mich bei dir entschuldigen, dass ich so plötzlich abgehauen bin. Ich hoffe, du bist nicht sauer auf mich. Es war nur alles so neu für mich und, und…«

»Ist schon ok. Wie geht's dir denn? Hast du auch so einen Schädel dran wie ich? Wie sieht's denn aus? Hättest du Lust auf ein Treffen? Ich werde auch nichts tun, als ein wenig mit dir reden. Versprochen.«, quasselte er plötzlich sehr viel besser gelaunt los.

»Ok. Wo? Wie sieht's mit dem Beersaloon aus? Kennst du den?«

»Klar kenn ich den. Dort bin ich am Liebsten. Also würd ich mal sagen, heut Abend gegen neun?«

»Ok bin da. Versprochen. Mach 's gut, bis dann. Muss mich erst noch mal hinlegen.«

»Ja, bis dann. Und schlaf noch schön.«

Damit war das Gespräch auch schon beendet. Irgendwie freute ich mich, ihn zu sehen. Und plötzlich machte es mir auch nichts mehr aus, dass ich eigentlich nur auf Mädchen stand.

»Darf ich ihnen schon etwas bringen?« fragte mich der Kellner und riss mich aus meinen Gedanken.

»Ähmm ja, einen Martini bitte« antwortete ich und schaute auch schon wieder auf den Eingang.

Kaum hatte ich meinen Martini, stand auch schon Kian in der Tür. Er hatte mich auch sofort entdeckt und plötzlich begann mein Herz wie wild zu schlagen. Aber warum? Ok, es war mir mittlerweile schon egal, dass es auch bei Jungs passiert, aber warum passiert es bei Jungs? Aber bevor ich darüber nachdenken konnte, gab mir Kian auch schon die Hand und grinste mich etwas schüchtern an.

»Hallo Alex, schön, dass du mich angerufen hast und dich auch mit mir triffst.«, meinte er und setzte sich.

»Naja irgendwie war es komisch letzte Nacht. Also ich glaub ich muss dir da einiges erklären.«

Und so begann ich ihm alles zu erzählen. Ich erzählte ihm von all meinen Freundinnen, dass ich bisher nie auf Männer stand, und ich sagte ihm sogar, was die letzte Nacht in mir vorging. Das einzige, was ich ihm verschwieg, war, dass ich ihn total süß fand und er mich irgendwie magisch anzog. Und als ich so erzählte, begann ich wieder zu überlegen, wieso er mir so bekannt vorkam.

Es wurde später und später. Irgendwann wurden wir vom Barkeeper mehr oder weniger rausgeworfen, und erst da fiel uns auf, wie spät es eigentlich war. Leider fuhr keine Bahn mehr, mit der ich nach Hause kommen konnte. Also blieb nur noch ein Taxi. Ich holte also mein Handy aus der Tasche und wollte die Nummer wählen, als Kian mich fragte, wen ich denn anrufen will. Ich erklärte ihm also, wen ich anrufen wollte, als er mir plötzlich vorschlug, bei ihm schlafen zu können. Ohne nachzudenken, sagte ich sofort ja.

Nach etwa zehn Minuten Gehweg waren wir auch schon bei ihm. Seine Wohnung war einfach der Wahnsinn. Alles war aus Marmor und trotzdem war es total gemütlich. Im Wohnzimmer war ein riesiger Kamin, und davor ein großes ausgeklapptes Sofa. Und an der Wand hinter dem Sofa ein riesiges Poster von jungen Tigern. Als ob er gewusst hätte, dass ich Tiger liebe.

»Setz dich. Hast du einen bestimmten Wunsch? Also einen bestimmten Film oder Getränke? Oder willst du was essen? Ich kann dir alles besorgen. Was du willst.«, quasselte er los und ging schon in Richtung Telefon.

»Naja ich weiß nicht.«, begann ich zu stottern, denn irgendwie war es mir unangenehm.

»Hey du kannst haben, was du willst. Ich bezahl es. Es kann das Teuerste vom Teuersten sein. Sag mir, was du willst und ich hole es.«, versuchte er mich aufzumuntern.

»Am besten du bestellst was. Und wenn es Sekt oder so was ist, nimm was Süßes.«, meinte ich plötzlich, ohne nachzudenken, was ich gerade gesagt hatte. Wie kam ich auf Sekt? Ich war irgendwie total verwirrt. Aber irgendwie war ich auch glücklich, Kian bei mir zu haben.

»Ihr Wunsch ist mir Befehl.«, grinste er mich an und rief bei der Rezeption an. Keine fünf Minuten später stand auch schon ein Page vor der Tür und brachte Sekt und zwei Gläser.

Wir ließen es uns an diesem Abend sehr gut gehen und redeten noch bis spät in die Nacht. Irgendwann schliefen wir dann auf der Couch ein. Doch plötzlich schreckte ich hoch. Ich hatte von Kian geträumt. Und in diesem Traum wurde mir klar, warum er mir so bekannt vorkam.

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