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Leg deine Arme um mich

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Ich hab mich abgekühlt an dir
Ich hab mich ausgehöhlt mit dir
Ich hab mich abgenutzt an dir
Ich hab mich aufgelöst in dir

Der Geruch von Blut liegt in der Luft. Frisches Blut, dass seine Wirkung noch nicht verloren hat. Sein Blut, dass an meinen Mundwinkeln hinunter läuft. Der Geschmack von Tränen erfüllt meine Lippen. Salzige Tränen, die die Schmerzen von dannen tragen sollen.

Ich hab mich totgekämpft an dir
Ich hab mich totgehofft an dir
Ich hab mich totgesucht in dir
Ich hab mich totgelebt an dir

Mein Herz stirbt langsam vor sich hin. Warum musste ich mich auch in ihn verlieben? Gerade in einen Menschenjungen? Ich hätte das nicht zulassen dürfen. Aber er hat mir gezeigt, was Wärme ist. Was Liebe ist, dass es mehr gibt als das Verlangen nach frischen Blut. Aber auch dieses Verlangen hat er mir gestillt... Warum? Weil er mich liebte. Und ich liebe ihn.

Du bist die Nacht die mich entblößt
Leg deine Arme um mich
Du bist die Macht die mich erlöst
Leg deine Arme um mich

Nun sitze ich hier, sehe ihn unten an der Klippe stehen und warte auf meine Hinrichtung. Ein letztes Mal durfte ich sein Blut kosten und es gibt mir in diesem Moment so viel Kraft. Ich konnte nie verstehen, wie er als Mensch, als so wertvoller Mensch. Ein wesen wie mich lieben konnte. Wie er einem eigentlich so bösartigem Vampir wie mir sein Vertrauen schenken konnte. Aber ich bin ihm unendlich dankbar dafür, dass er es getan hat. Ben... dieser Klang wirkt mir noch immer in meinen Ohren nach und lässt meinen Körper erzittern.

Du bist das Nichts das mich verhüllt
Leg deine Arme um mich
Du bist das Licht das mich erfüllt
Leg deine Arme um mich

All die Jahre, die ich über die Menschen gewacht und sie beobachtet hatte, kannte ich so jemanden wie ihn nicht. Bis er geboren wurde. Ich beobachtete ihn jeden Tag und ließ ihn nie aus den Augen. Dieses kleine Wesen weckte in mir Gefühle, die wir Kaltblüter nicht kannten. Ich wollte ihn beschützen, für ihn da sein. Aber nie hatte ich erwartet, dass er mich so lieben könnte, wie er es tat. Mich, den er hätte am meisten fürchten müssen. Er führte mich seine Welt ein und zeigte mir, dass auch ich ein ganz normaler Junge sein konnte. »Patricio, hab keine Angst vor dem Licht, dass uns Menschen die Wärme verleiht.«

Ich hab mich abgemüht an dir
Ich hab mich abgequält mit dir
Ich hab mich ausgezählt an dir
Ich hab mich ausgeträumt an dir

Jede Nacht verbrachten wir miteinander, liebten uns immer mehr, begannen, auf die wünsche und Vorlieben des anderen einzugehen. Für ihn wurde ich tagsüber ein Mensch, er für mich in der Nacht ein Vampir. Ich verbrachte Zeit mit ihm, machte mich mit seinen Freunden bekannt und lebte sein leben mit. Er stillte meinen Durst nach frischen Blut. Das war sein persönlicher Liebesbeweis an mich. Ich lernte, jeden kostbaren Tropfen zu schätzen. Der Verzehr dieser lebenswichtigen Körperflüssigkeit wurde für mich nun mehr zum seltenen Genuss als zur alltäglichen Gewohnheit. So weit, konnte meine, unsere Liebe, mich bringen. Sie half mir, so zu werden, wie ich für Ben sein wollte.

Ich hab mich totgeschrien an dir
Ich hab mich totversucht an dir
Ich hab mich totgewollt an dir
Ich hab mich totgefroren an dir

Das hohe Gericht hat über mich entschieden. Unsere Liebe war von vornherein zum Scheitern verurteilt, das wussten wir beide. Aber ich hatte ihn drum gebeten, ihn einfach lieben zu dürfen, ohne dass er dran dachte, dass es für mich den Tod bedeuten würde. Ich wollte nicht ohne ihn leben, sondern lieber für ihn sterben. Ich blicke wieder zu ihm hinunter und kann genau sein Gesicht sehen. Durch die Dunkelheit hindurch kann ich erkennen, dass er ein hartes, aber liebevolles Gesicht macht. Er hatte mir versprochen, nicht eine Träne zu vergießen und dafür musste ich ihm versprechen, mit einem Teil von ihm zu gehen. Ich durfte das allerletzte mal seine Liebe kosten.

»Patricio, Sohn Pacinos, des obersten Vampirs, bist du bereit über deine Tat Strafe zu stehen?« Strafe? Für was denn? Dass ich jemanden geliebt hatte? Achso, stimmte ja. Schlimm genug, dass ich überhaupt einen Menschen liebte, aber dass es dazu noch ein Mann gewesen war... Die Augen meines Henkers blickten mich an, als wollten sie meinen Leib zerdrücken. Zwei Jungvampire drückten mich auf die Knie. Meine Stunde war gekommen. Die Meister glaubten mich als allein in den Tod zu schicken. Aber er war bei mir. Bens Hände schienen immer noch auf meiner Brust zu ruhen. Sein Atem strich immer noch meinen Nacken. »Hast du noch ein letztes Wort zu sagen?« Ein letztes Wort? Das würde noch nicht gesprochen sein, das stand fest. »Die Zeit, an der Vampire der Menschenwelt verschlossen waren, ist vorbei. Ich werde gehen, aber nicht das, was ich getan habe. Meine Brüder werden mit mir sein. Sowohl meine kaltblütigen, als auch meine menschlichen Brüder...«

Du bist die Nacht die mich ernährt
Du bist die Macht die mich verzehrt
Du bist der Raum der mich verhüllt
Du bist der Traum der sich erfüllt

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