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The heart of a vampire

Teil 1 - Caput 1

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Der Geruch von Blut liegt in der Luft. Frisches Blut, das seine Wirkung noch nicht verloren hat. Sein Blut, das an meinen Mundwinkeln hinunter läuft. Der Geschmack von Tränen erfüllt meine Lippen. Salzige Tränen, die die Schmerzen von dannen tragen sollen.

Mein Herz stirbt langsam vor sich hin. Warum musste ich mich auch in ihn verlieben? Gerade in einen Menschenjungen? Ich hätte das nicht zulassen dürfen. Aber er hat mir gezeigt, was Wärme ist. Was Liebe ist, dass es mehr gibt als das Verlangen nach frischen Blut. Aber auch dieses Verlangen hat er mir gestillt... Warum? Weil er mich liebte. Und ich liebe ihn.

Nun sitze ich hier, sehe ihn unten an der Klippe stehen und warte auf meine Hinrichtung. Ein letztes Mal durfte ich sein Blut kosten und es gibt mir in diesem Moment so viel Kraft. Ich konnte nie verstehen, wie er als Mensch, als so wertvoller Mensch, ein Wesen wie mich lieben konnte. Wie er einem eigentlich so bösartigem Vampir wie mir sein Vertrauen schenken konnte. Aber ich bin ihm unendlich dankbar dafür, dass er es getan hat. Ben... dieser Klang wirkt mir noch immer in meinen Ohren nach und lässt meinen Körper erzittern.

All die Jahre, die ich über die Menschen gewacht und sie beobachtet hatte, kannte ich so jemanden wie ihn nicht. Bis er geboren wurde. Ich beobachtete ihn jeden Tag und ließ ihn nie aus den Augen. Dieses kleine Wesen weckte in mir Gefühle, die wir Kaltblüter nicht kannten. Ich wollte ihn beschützen, für ihn da sein. Aber nie hatte ich erwartet, dass er mich so lieben könnte, wie er es tat. Mich, den er hätte am meisten fürchten müssen. Er führte mich seine Welt ein und zeigte mir, dass auch ich ein ganz normaler Junge sein konnte. »Patricio, hab keine Angst vor dem Licht, das uns Menschen die Wärme verleiht.«

Jede Nacht verbrachten wir miteinander, liebten uns immer mehr, begannen, auf die wünsche und Vorlieben des anderen einzugehen. Für ihn wurde ich tagsüber ein Mensch, er für mich in der Nacht ein Vampir. Ich verbrachte Zeit mit ihm, machte mich mit seinen Freunden bekannt und lebte sein leben mit. Er stillte meinen Durst nach frischen Blut. Das war sein persönlicher Liebesbeweis an mich. Ich lernte, jeden kostbaren Tropfen zu schätzen. Der Verzehr dieser lebenswichtigen Körperflüssigkeit wurde für mich nun mehr zum seltenen Genuss als zur alltäglichen Gewohnheit. So weit konnte meine, unsere Liebe, mich bringen. Sie half mir, so zu werden, wie ich für Ben sein wollte.

Das hohe Gericht hat über mich entschieden. Unsere Liebe war von vornherein zum Scheitern verurteilt, das wussten wir beide. Aber ich hatte ihn drum gebeten, ihn einfach lieben zu dürfen, ohne dass er dran dachte, dass es für mich den Tod bedeuten würde. Ich wollte nicht ohne ihn leben, sondern lieber für ihn sterben.

Ich blicke wieder zu ihm hinunter und kann genau sein Gesicht sehen. Durch die Dunkelheit hindurch kann ich erkennen, dass er ein hartes, aber liebevolles Gesicht macht. Er hatte mir versprochen, nicht eine Träne zu vergießen und dafür musste ich ihm versprechen, mit einem Teil von ihm zu gehen. Ich durfte das allerletzte mal seine Liebe kosten.

»Patricio, Sohn Pacinos, des obersten Vampirs, bist du bereit über deine Tat Strafe zu stehen?« Strafe? Für was denn? Dass ich jemanden geliebt hatte? Ach so, stimmte ja. Schlimm genug, dass ich überhaupt einen Menschen liebte, aber dass es dazu noch ein Mann gewesen war... Die Augen meines Henkers blickten mich an, als wollten sie meinen Leib zerdrücken. Zwei Jungvampire drückten mich auf die Knie. Meine Stunde war gekommen. Die Meister glaubten mich als allein in den Tod zu schicken. Aber er war bei mir. Bens Hände schienen immer noch auf meiner Brust zu ruhen. Sein Atem strich immer noch meinen Nacken. »Hast du noch ein letztes Wort zu sagen?« Ein letztes Wort? Das würde noch nicht gesprochen sein, das stand fest. »Die Zeit, an der Vampire der Menschenwelt verschlossen waren, ist vorbei. Ich werde gehen, aber nicht das, was ich getan habe. Meine Brüder werden mit mir sein. Sowohl meine kaltblütigen, als auch meine menschlichen Brüder...«


»Nein, fasst ihn nicht an!!!!« Schweißgebadet saß ich Kerzengerade in meinem Bett und starrte vor mich hin. Es war schier unerträglich, meinen heißen Atem in meinem Rachen zu spüren. Wie er die Qual mit sich heraus schleppte und mein Inneres von diesem Unheil befreien wollte. Wieder dieser Traum... Wie jede Nacht. Mittlerweile hatte ich aufgehört zu zählen. Er machte mir Angst. Diese Gedanken. Es waren nicht meine Gedanken.

Ich sah mich im Traum selbst. Die Person, die ich in meinem Traum war, war nicht ich selbst. Aber sie, nein er, schien Gefühle für mich zu haben. Es war mir unheimlich, sein Inneres zu kennen. Sein Verlangen, sein Begehren. Gab es diesen Menschen? War er in meinem Umfeld? Und war er überhaupt ein Mensch? »Ach Ben... es gibt keine anderen Wesen wie Elfen und Werwölfe. Wird erwachsen« würde meine Schwester Lara mich jetzt belehren und mir liebevoll durch das Haar wuscheln. Aber ich war mir sicher, dass es noch andere Wesen gab.

Ein Blick auf meine Uhr, verriet mir, dass es erst 4 Uhr morgens war und ich eigentlich noch eine ganze Weile hätte schlafen können, aber meine Gedanken verfolgten mich einfach zu sehr, als dass ich es hätte tun können. Patricio... Wer war er? War er vielleicht ganz in meiner Nähe? Vielleicht hätte ich echt mal die Augen offen halten sollen, wenn ich über die Straße lief, und nicht immer nur so orientierungslos umherträumen. Erfüllt von Kälte kroch ich aus meinem Bett und blickte aus dem Fenster. Die helle, weiße Sichel des Mondes schien mir in ihrem grellen Glanz entgegen und verstärkte einen Drang in mir.

Den Drang, nach draußen zu gehen. Der Dunkelheit, der Ruhe ganz nahe zu sein. Leise trat ich auf den Hausflur und sah mich erst einmal um. Alles war ruhig, kein Anzeichen davon, dass jemand munter war. Wenige Augenblicke später kroch ich schon durch eine kleine Luke, die zu unserem Dachboden führte. Hier oben hatte ich mir mein kleines Fluchtreich aufgebaut. Hier war ich immer, wenn ich mich zurückziehen wollte. Eine kleine Matratze lag mitten auf dem kalten Boden und ringsherum waren ein paar Stangen, auf die ich mehrere dunkle Tücher gehangen hatte.

Lampen gab es hier oben keine. Nur ein Meer aus etlichen Kerzen in den verschiedensten Größen, Farben und Formen. Auf einem kleinem Bereich aus Holzlatten, die noch nicht einzubrechen drohten, stand mein altes Klavier. Wie sehr ich es doch liebte. Jede einzelne Taste war ein Bestandteil meines Lebens geworden. Seit einer gewissen Zeit saß ich immer hier oben und spielte wieder. Spielte und schrieb meine Gedanken nieder.

Mit der rechten Hand strich ich behutsam über den Flügel und ließ den restlichen Staub verschwinden. Jetzt war so ein Zeitpunkt, an dem ich spielen wollte, einfach spielen musste. Seit der Nacht, in der ich das erste Mal diesen Traum hatte, waren mir etliche Songtexte aus der Hand geglitten und spiegelten wieder, wie sehr ich doch über diesen Traum nachgrübelte. Ich ließ mich also vor dem Flügel nieder und senkte meine Finger auf die Tasten. Ich spielte mir genau den Song von der Seele, der wohl meine Gedanken am genauesten beschrieb.

Saw you standing in the dark
Moonlight in your hair
Make a wish upon a star,
Go ahead if you dare.

Baby, it could be yours tonight.
All you want and all you need
Is right before your very eyes tonight.

Do you wanna dance, will you ever take a chance,
If you wanna fly, all you gotta do is try,
Have you ever loved,
felt you couldn't get enough
must you contemplate, one more day is one too late,
all you need is time, can't you see that it's a crime,
life is what you make, baby won't you tell me,
how long will you wait,
one day too late.

Like water pouring through your hand,
Each second slips away,
And if tomorrow never comes,
All you have is today.

Seit diese Person aus meinem Traum in mein Leben getreten war, hatte ich mir ständig Gedanken über ihn gemacht. Ich hatte genaue Vorstellungen von Patricio. Ein gut gebauter Mann mit längerem Haar und grellen, stechend blauen Augen. Ich wusste nicht, wieso, aber irgendwie wünschte ich mir, er wäre nicht nur eine Traumgestalt. Seine Gefühle faszinierten mich. Und so langsam begriff ich auch, dass nicht der Traum mich festhielt, sondern so wie meine beste Freundin Riley es meinte, ich ihn selbst nicht aus meiner Seele entweichen lassen wollte.

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