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A new Order

Teil 4

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Erleuchtete Wesen sind wir,
doch das ändert nichts an der Tatsache,
dass auch wir essen und trinken müssen!
(aus den Jedi Archiven - Meister Yo'ti Hoshi zugeschrieben)

Jacen ließ das Lichtschwert müde sinken. Kyle tat es ihm gleich - mit einem Zischen erlosch die saphirblaue Klinge. Auch wenn er seinen Atem gut unter Kontrolle hatte, seinen Körper mittels der erlernter Techniken und seinem Geist ruhig hielt, die letzten zwei Stunden hatten Jacen ermüdet. Er nickte Kyle zu, deaktivierte ebenfalls sein Lichtschwert.

»Du musst an deiner Kontrolle arbeiten, Jacen!« Kam Solusar trat zu ihnen. »Manchmal waren deine Gedanken nicht bei dem, was du getan hast. Kyles Parade hat dich das eine Mal völlig unvorbereitet erwischt!«

Jacen brummte verlegen, blickte Kyle unter seinen Augenlidern heraus an. Sein Partner lächelte. »Er hat mich irritiert«, brummte Jacen.

»Das darf dir nicht passieren, Jacen!« Kam Solusar blieb ernst. »Das kann dich den Kopf kosten. Kontrolle ist alles!«

Jacen starrte den Jedi missmutig an. »Das kann mal passieren, Kam. Freunde können uns mehr irritieren als ein Feind es könnte!«

»Das ist keine Entschuldigung!«

Tief in seinem Inneren fühlte Jacen einen Moment den Wunsch, seinem Lehrer zu sagen, wohin er sich seine Ratschläge stecken könnte. Er atmete tief ein.

Kyle lächelte ihm aufmunternd zu. »Es war auch meine Schuld«, erklärte er ruhig. »Immerhin war es nicht fair, Jacen gegenüber!«

»Das wird der Feind auch nicht sein!« Kam Solusar schien nicht gewillt, das Thema fallen zu lassen.

»Ja, okay!« Jacen hing sich das Lichtschwert an den Gürtel. »Ich werde das nächste Mal daran denken!« Er klang ein wenig ungehalten.

Kam Solusar starrte ihn an. »Du solltest auf deinen Ton achten, Junge!«

Jacens Kopf ruckte hoch, er setzte zu einer Entgegnung an, doch Kyle nahm ihm beim Arm. »Wir gehen jetzt!«

Er nickte Kam Solusar zu. »Meister Solusar!« Mit einer knapp angedeuteten Verbeugung in Richtung des Jedi verabschiedete Kyle sich. Jacen vor sich her schiebend, verließ er mit seinem Freund die Übungshalle, schob ihn in den Lift. Erst als die Türen sich hinter ihnen geschlossen hatten, ließ er Jacen los.

»Dieser... aufgeblasene...«, Jacen schnappte empört nach Luft. »Was habe ich ihm eigentlich getan?«

»Komm, beruhige dich«, Kyle legte einen Arm um die Hüfte seines Freundes, zog ihn an sich.

Jacen schüttelte den Kopf. »Es ist nur... ich finde es so unfair!«

Kyle ließ ein zustimmendes Brummen hören. »Lass uns duschen gehen!«

»Dir fällt immer das Richtige ein, oder?« Jacen ergab sich der Umarmung seines Freundes, lehnte seinen Kopf an dessen Schulter.

»Dafür bin ich doch da!«

Nach der Dusche fühlte Jacen sich erfrischt und nicht nur das, die Anspannung war verflogen. Kyle hatte seine Schultern massiert. Jacen wäre beinah geschmolzen vor Wohlbefinden. Er hatte das Gefühl Muskeln zu spüren, von denen er nicht gewusst hatte, sie zu besitzen.

Jetzt saßen die beiden Freunde nebeneinander im Licht der Nachmittagssonne, Beine baumelnd auf einer Mauer. Ihr Blick wanderte über den Dschungel von Yavin 4. Schritte hinter ihnen ließen sie sich umblicken. Einen Teller in der Hand, kam Ryan auf sie zu. Er blickte ihnen vergnügt entgegen.

»Hier! Müsst ihr probieren!« Ryan schob sich zwischen die beiden Jungen. Auf dem Teller stapelten sich kleine, luftige Kuchenstücke. Er bot erst Jacen, dann Kyle davon an. Die beiden Jungen ließen sich nicht lange bitten. Beherzt griffen sie zu. Jacen biss hinein, ein wohliger Seufzer folgte.

»Mmmh, unglaublich«, mampfte Kyle, »Hast du die gemacht?«

Ryan nickte erfreut.

»Phantastisch!«, schwärmte Jacen und nahm ein weiteres Teilchen. Kyle griff ebenfalls erneut zu.

Mit einem breiten Grinsen sah Ryan die beiden jungen Jedi an. »Freut mich, dass es euch schmeckt!« Er stellte den geleerten Teller hinter sich auf den Boden.

»Wolltest du auch?«, fragte Kyle mit einmal etwas verlegen.

Ryan winkte lachend ab. »Ich kann keine mehr davon sehen! Ich glaube, Luke und ich werden heute Abend mit Magenproblemen ins Bett gehen!«

Jacen begann zu kichern. »Onkel Luke hast du sie also auch schon probieren lassen?«

»Deshalb bin ich hier«, erklärte Ryan. »Wenn ich euch die nicht gebracht hätte, Luke hätte sie wohl alle verputzt!«

»Onkel Luke war schon immer scharf auf Süßes«, kicherte Jacen. »Damit hast du ihn wahrscheinlich für immer zu deinem Freund gemacht!«

»Nur damit?«, warf Kyle anzüglich ein. Jacen platzte laut lachend heraus. Gespielt empört sah Ryan sie an, doch es gelang ihm nicht, ernst zu bleiben. Seine Mundwinkel zuckten unkontrolliert. Schließlich lachte er herzlich.

»Ihr seid unmöglich!«

»Sind wir!«, bekräftigten die Jungen.

Ryan streckte sich in der Sonne. »Habt ihr eure Übungen für heute schon erledigt?«

Bei dem Gedanken daran verdüsterte sich Jacens Miene einen Moment. Kyle nickte schlicht.

»Ich brauche jetzt ein wenig Bewegung, das Backen war anstrengend!« Ryan erhob sich. Wie auf ein Stichwort erschien Luke Skywalker am Ausgang der Zikkurat. Jacen stieß sich ab, im Fall vollführte er einen Salto, um daraufhin sicher und wohlbehalten neben seinem Onkel zu landen.

»Es wird Regen geben«, meinte Luke ruhig zu Jacen und sah sinnierend zum Himmel empor. »Die Jedis fliegen tief!«

Jacen kugelte sich daraufhin vor Lachen. Ryan und Kyle kamen die Rampe herab.

»Dein Freund hat einen Sonnenstich, fürchte ich!« Ryan sah Kyle mit einem Blick auf Jacen an.

»Nee, das ist normal!«, erwiderte Kyle ruhig. »Man gewöhnt sich daran mit der Zeit!«

Jacen richtete sich auf. Er wischte sich die Lachtränen aus den Augen. Luke schenkte ihm ein freundliches Lächeln. »Nun, junger Jedi, deine Schüler warten!«

Jacen ächzte. »Es kann doch noch nicht so spät sein!«

Kyle warf einen Blick auf die Uhr an Jacens Handgelenk. »Wenn wir pünktlich sein wollen, sollten wir los!«

»Dass man hier auch nie zur Ruhe kommt!« Jacen warf in einer gespielt theatralischen Geste die Arme in die Luft. »Wer ist der größere Tor? Der Tor, oder der Tor, der ihm folgt?« Er sah Luke an, streckte ihm die Zunge raus und schritt davon.

Lachend sahen Luke und Ryan ihm nach, während Kyle sich beeilte, seinem Freund zu folgen.

»Jacen Solo, du wirst es weit bringen!« Luke lachte leise.

Ryan nickte. »Komm, beweg dich, alter Mann!«

»Alt?« Luke sah Ryan grinsend an. »Träge, dank deiner Kuchen, aber alt!?«

»Dann beweg dich!«

»Ja, Meister Rahn!«

»Blödmann!«

»Angenehm, Skywalker!«

Es war ihr Glück, dass sie niemandem auf ihrem Weg begegneten. Die Jedi hätten ihren Meister wohl für verrückt erklärt.


»Hier! Halte das Schwert locker in der Hand, Marten!« Jacen trat zu dem jungen Jedianwärter. »Lass die Schulter locker, entspann dich! Nicht verkrampfen!«

»Das sagt Ihr so leicht«, erwiderte der Junge ein wenig unbeholfen.

Jacen lachte. »Stimmt! Komm, leg das Schwert mal weg!«

Marten ließ das Schwert verlöschen, hängte es an seinen Gürtel. Jacen trat hinter ihn, ergriff die Schultern des Jungen, fühlte die Schulterblätter und die darunter sitzende Spannung. Plötzlich schnappte Marten nach Luft, begann zu lachen. Jacen hatte ihn unerwartet in die Seite gezwickt und gekitzelt.

»Jacen! Bitte!«, kicherte der Jedischüler, er quietschte.

Paul, Sim'rah und Vesli sahen erstaunt zu, wie Jacen ihren Mitschüler wieder auf die Füße half. Kyle lehnte an einer Säule, hatte das Spiel mit amüsiertem Gesichtsausdruck beobachtet.

»So, jetzt!« Jacen nickte zufrieden. »Jetzt stehst du nicht mehr da, als hättest du einen Stock verschluckt!«

Sim'rah kicherte. Marten war rot im Gesicht. Jacen sah ihn an. »Alles okay?«

Der Junge nickte.

»Dann noch mal!«

Jacen trat zurück, der Jedischüler nahm sein Lichtschwert vom Gürtel, zündete es. Jacen nahm eine große Nuss aus einem Beutel und warf sie Marten zu. Der Junge hob sein Schwert. Er traf die Nuss, die mit einem Knistern in kleinen Teilen zu Boden fiel.

»Viel besser!« Jacen nickte zufrieden.

Kyle trat näher. »Wer sagt es denn?!«

»Okay, machen wir Schluss für heute!«

Die Schüler schalteten ihrer Schwerter ab, legten sie in die Kiste zurück. Sie verbeugten sich vor Jacen und Kyle. Die beiden verbeugten sich ebenfalls. »Ab mit euch!«, brummte Jacen.

»Danke Meister Solo, danke Meister Fendh!« Kichernd rannten die vier Schüler davon.

Jacen sah ihnen nach.

»Na, Meister Solo«, meinte Kyle leise zu ihm.

»Meister Fendh«, erwiderte Jacen grinsend und verbeugte sich andeutungsweise.

»Dann lass uns mal gehen, Meister Solo. Ich habe Hunger!«

»Sie haben immer Hunger, Meister Fendh!«

Die Tür zum Lift öffnete sich. Streen, der ruhige Jediritter nickte ihnen zu, als sie den Lift betraten.

Kyle und Jacen grüßten zurück.

»Oh, die Kiste!« Jacen klatschte sich die Hand an die Stirn. Er rannte rasch zurück.

»Beeil dich, Meister Solo!«, rief ihm Kyle lachend nach.

»Ja, ja, Meister Vielfraß!«

Jacen kam, die Kiste unter dem Arm zurück und trat in den Aufzug.

»Entschuldigung, Streen!«

Streen musterte Jacen aus seinen dunkelgrauen Augen. Schweigend fuhren sie empor, bis die Türen sich öffneten. Jacen und Kyle ließen Streen den Vortritt. Der ehemalige Gasprospektor sah Jacen ernst an.

»Noch bist du kein Meister, Jacen! Denk daran!«

Jacen war derart verblüfft, dass er dem Jediritter nur schweigend nachsehen konnte. Sprachlos starrte Kyle abwechselnd Jacen und die kleiner werdende Gestalt Streens an.

»Ähm... hat der... hat er noch alle?«

Jacen zuckte mit den Schultern. »Was geht hier eigentlich ab?«

»Keine Ahnung!«

Schweigend lieferten sie die Lichtschwerter in der Großen Halle ab, wo sie in einem Schrank verwahrt wurden, dann machten sie sich auf den Weg zum Speisesaal. Sie ließen sich an einem der Tische nieder. Kyle brachte für Jacen und sich Brot und Eintopf, während Jacen zwei Becher mit Saft füllte.

Jaina und Lowie ließen sich bei ihnen nieder. Kurz darauf fand auch Tenel Ka ihren Weg zu ihnen. Es dauerte nicht lange und sie unterhielten sich über den Tag, was sie erlebt hatten. Wieder einmal versuchte Jacen, Tenel Ka mit einem seiner schlechten Witze zum Lachen zu bringen. Es misslang, wie er nicht anders erwartet hatte, aber er gab die Hoffnung nicht auf. Während er da saß, konnte sich Jacen nicht des Gefühls erwehren, man würde ihn beobachten. Schließlich hob er den Kopf, sah sich um. Sein Blick wanderte die Tische entlang. An einem Tisch saß Streen, zusammen mit Tionne und Kam Solusar. Sie sahen ihn an. Als sie bemerkten, dass Jacen sie dabei beobachtete, wandten sie sich ab.

»Ich glaube, langsam werde ich verrückt«, brummte Jacen, mehr zu sich selbst.

Kyle hatte seinen Freund beobachtet, schweigend. Etwas beunruhigte ihn, doch er konnte nicht sagen, was es war.


Jacen wusste nicht mehr, was er glauben sollte. In den letzten zwei Wochen schienen sich seine Lehrer gegen ihn verschworen zu haben. Kam Solusar hatte ihn wegen Kleinigkeiten immer wieder ermahnt, so dass Jacen der Spaß an den Lichtschwertübungen gründlich verdorben war. Während einer Stunde bei Streen, in welcher sie der Jedi über die Feinheiten der Konstruktion eines Lichtschwertes aufklärte, hatte der Lehrer Jacen ermahnt, ja nicht so sorglos mit den Komponenten umzugehen, jedes Detail sei wichtig. Er hatte Jacen eine Moralpredigt über Details und Sorgfalt gehalten. Sogar im Geschichtsunterricht mit Tionne, der silberhaarigen Historikerin der Jedi, hatte Jacen das Gefühl, als würde die Jedi ihn unterschwellig maßregeln. Mit ihrer singenden Stimme erzählte sie ihnen Geschichten von stolzen Jedirittern und ihrem Fall, von Jedimeistern, die ihr Leben durch Bescheidenheit und Sanftmut erfüllten und immer hatte Jacen das Gefühl, als würde Tionne ihn dabei unverhältnismäßig oft anblicken. Es brachte Jacen beinah zur Verzweiflung. Kyle konnte die Frustration seines Freundes nachvollziehen, er hatte das Interesse der Lehrer an Jacen beobachtet, unfähig zu begreifen, wie es dazu gekommen war.

»Ich werde noch irre«, gestand Jacen seinem Freund eines Abends, als sie nebeneinander im Bett lagen. »Ich begreife nicht, was sie von mir wollen!«

Kyle schloss Jacen in die Arme. »Ich begreife es auch nicht, Jacen! Du bist der wunderbarste Mensch, der mir je begegnet ist!«

Jacen vergrub seinen Kopf an Kyles Brust. »Wenn ich dich nicht hätte...«

Am nächsten Morgen hatten sie erneut eine Übungsstunde. Jaina, Tenel Ka und Lowie, sowie ein halbes Dutzend andere Jedischüler lauschten den Instruktionen von Kam Solusar.

»Warten wir ab, was er heute wieder auszusetzen hat«, murmelte Jacen. Kyle lächelte aufmunternd.

»Komm, vielleicht lässt er dich ja in Ruhe!«

»Haben die Herren vielleicht die Güte mir zuzuhören?«, Kam Solusar sah sie an. »Jacen, du musst dich auf das hier und jetzt konzentrieren! Du musst ganz bei dem sein, was du tust!«

Jacen starrte den Jediritter kalt an.

»Jetzt reicht es aber!« Kyle explodierte förmlich. Er schob Jacen zur Seite, baute sich vor Kam Solusar auf. »Was glaubst du eigentlich, was du hier abziehst, Jedi?« Kyles Augen funkelten. Seine Stimme war hart und schneidend. »Jacen macht nicht mehr Fehler als wir alle! Wahrscheinlich sogar weit weniger!« Seine Stimme wurde lauter. »Doch seit Wochen stellt ihr euch an, als würde Jacen jeden Moment zu einem Sithlord mutieren!«

Kam Solusar starrte Kyle einen Moment lang erschrocken an.

»Was... was bildest du dir eigentlich ein, Kyle..«, begann er empört, doch Kyle ließ ihn nicht mehr zu Wort kommen.

»Was ich mir einbilde?«, dröhnte der Junge. »Was bildet ihr euch eigentlich ein? Was ist denn das für eine Art, auf Jacen herumzuhacken? Jedi! Ist das die Art der Jedi? Dann verzichte ich auf die Ehre!«

»Was ist denn hier los?«, fragte Kyp Durron überrascht. Unbemerkt war er aus dem Aufzug getreten. Kyles Ausbruch hatte ihn verwundert näher kommen lassen.

Kam Solusar gelang es, sich wieder zu fassen. »Was bildest du dir ein, mir zu sagen, was ich zu tun habe, Kyle?!« Er starrte den Jungen an. »Jacen...«, er brach ab, sah zu dem Angesprochenen, der die Diskussion voller Staunen beobachtet hatte.

»Ich würde gerne wissen, was hier los ist?«, sagte Kyp erneut, ruhig, doch in seiner Stimme klang eine gewisse Härte mit.

»Was los ist?« Kyle sah ihn an. »Seit Wochen hacken sämtliche Lehrer auf Jacen rum! Was glaubt ihr eigentlich, was ihr hier treibt? So was nennt sich also Jedi! Pah!«

»Moment mal, Kyle!« Kyp hob beschwichtigend die Arme. »Was sagst du dazu, Jacen?«

Jacen schluckte. Kyle stand neben ihm, er atmete schwer. Ein Knoten bildete sich in Jacens Magen.

»Es... ich...«, stammelte er unbeholfen. »Was soll das alles? Ich meine, ja, okay, ich mache Fehler, aber warum... warum bin es immer nur ich? Warum motzt jeder nur mich an?«

»Wer denn?«

»Kam, Tionne, Streen...jeder hat was an mir auszusetzen.«

Kyp runzelte die Stirn. »Wir sprechen später darüber, würde ich vorschlagen. Beruhigen wir uns erstmal!«

Er sah Kam an, dieser betrachtete Kyle kopfschüttelnd an, nickte jedoch zustimmend.

Ohne ein weiteres Wort drehte sich Kyle um, marschierte zum Aufzug. Jacen lies seinen Blick über die anderen Anwesenden wandern. Sie musterten ihn, manche heimlich, manche offen neugierig. Er fühlte sich schrecklich. Jetzt würden ihn seine Mitschüler auch noch beobachten. Sein Blick wanderte durch die Halle. Kyle war an den Türen zum Aufzug stehen geblieben. Er lehnte in der geöffneten Türe, wartete. Ihre Blicke fanden einander. Jacen lief los. Die Blicke der Schüler, seiner Freunde, folgten ihm.

Sie sahen Jacen, wie er vor Kyle zum Halten kam. Kyle deutete auf den Aufzug, machte eine höflich einladende Geste. Jacen jedoch packte ihn an seinem Pullover, zog ihn zu sich heran. Vor aller Augen schlang er seine Arme um Kyle, küsste ihn. Das Letzte, was sie von Kyle und Jacen sahen, war Kyles hochroter Kopf, während sich die Türen des Aufzugs schlossen.


Die Sonne schien in die Freie Halle, in welcher sich die ältesten Schüler Luke Skywalkers eingefunden hatten. Der inoffizielle Rat der Jedi war zusammengekommen. Kyp Durron hatte die Schüler zusammengerufen, hatte Luke und Ryan gebeten zu erscheinen. Auf seine Bitte hin waren auch Kyle und Jacen anwesend. Die beiden jungen Jedi hatten sich nebeneinander in zwei Sesseln gesetzt und harrten der Dinge, die da kommen würden.

»Danke, dass ihr alle gekommen seid«, begann Kyp. »Ich habe heute Morgen eine Auseinandersetzung zwischen Kam und Kyle mitbekommen. Dabei ging es darum, wie einige von uns Jacen in letzter Zeit behandelt haben.« Er sah Jacen an. »Würdest du uns bitte sagen, was passiert ist, Jacen?«

Jacen sah ein wenig unschlüssig in die Runde. Er setzte sich auf. »Ich weiß nicht warum, aber...«, er brach ab, sah von einem zum anderen.

»Wann immer ich einen Fehler mache, bekomme ich ihn um die Ohren gehauen«, hub er erneut an. »Ich meine, wirklich jeden Fehler! Es ist ja nicht so, als würde ich keine Fehler machen, das ist ja richtig. Aber in den letzten Wochen konnte ich ja nicht mal mehr zwei Schritte machen, ohne mir von einem von euch eine Moralpredigt anhören zu dürfen.« Jacen sah in die Runde.

»Und es ist Jacen und nur Jacen, der sich das dauernd anhören muss«, erklärte Kyle beherrscht. »Ich mache sicherlich genau so viele Fehler wie er, aber immer heißt es nur: Jacen! Ich finde das unfair. Es ist einfach nicht richtig, dass ihr auf ihm rumhackt!«

Kyp sah Kam Solusar an. »Willst du was dazu sagen, Kam?«

Der Jedi nickte. »Jacen ist in einer schwierigen Phase seiner Ausbildung. Vielleicht haben das auch meine Freunde hier gespürt... Es stimmt, ich habe Jacen in den letzten Wochen besonders im Auge behalten!«

»Schwierige Phase?« Luke sah fragend in die Runde. »Was für eine Phase?«

»Die Macht ist stark in ihm«, erklärte Tionne mit ihrer hellen Stimme.

»So ist es in meiner Familie...«, stimmte Luke zu, verstummte jedoch in diesem Moment. Wie ein Blitz hatte es ihn getroffen.

»Das ist es...« Seine Stimme war fast nur ein Flüstern. Betroffen blickte er von einem zum anderen. »Das ist der Grund, oder?« Lukes Stimme war wieder fest. »Jacen ist mein Neffe, er ist ein Skywalker...«

»Wie auch Darth Vader ein Skywalker war...«, vollendete Kyp den Gedanken seines Lehrers.

Jacen traf es wie ein Hammer. Er wollte nicht glauben, was er gerade gehört hatte. Sie fürchteten ihn? Fürchteten sein Erbe?

»Jacen... ein Sith? Seid ihr verrückt?« Kyle sah sprachlos in die Runde. »Das...«

»Aber, was fürchtet ihr?«, fragte Luke ruhig. Er sah seine Schüler an. »Ihr seid Jedi, ihr seid Lehrer...«

»Sie fürchten sich davor, Jacen an die Dunkle Seite zu verlieren!« Ryans Worte waren voller absoluter Gewissheit. »Sie fürchten die Verantwortung, die das Erbe der Skywalkers ihnen auferlegt!«

Luke lehnte sich in seinem Sessel zurück. Es war unfassbar, nach so vielen Jahren noch fürchteten sich seine Schüler vor dem Schatten, der einst über seiner Familie gelegen hatte.

»Ich wollte Jacen nicht unterrichten.« Luke war leise, seine Stimme fast nur ein Flüstern. »Ich wollte nicht, dass es hieß, ich würde meine Nichte und meine Neffen bevorzugen.« Luke schüttelte den Kopf. »Warum habt es mir nicht gesagt?« Er sah in die Augen von Streen, Cilghal, all seinen Schülern, die ihn umgaben.

»Vielleicht, weil wir es selber nicht wahr haben wollten...«, kam es von Cilghal. »Wie hätten wir uns eingestehen können, dass wir Jacen fürchten...« Cilghal schüttelte den Kopf. »Nein, nicht Jacen, einen Schatten der Vergangenheit! Und... ja sogar euch, Meister Skywalker?«

Fassungslos sank Luke in seinen Sessel. »Mich?«

»Ihr habt euch verändert, seit ihr von eurer letzten Reise zurückgekommen seid, Meister Skywalker!« Kirana Ti sah Luke an. »Es... ihr...«, sie brach ab, verlegen.

»Verändert?« Luke sah sie an. »Wie...?«

»Sie hat Recht, Meister!« Kyp Durron nickte. »Ihr habt euch verändert! Früher wart ihr sehr einsilbig, schweigsam!«

»Aber...«, Luke wusste keine Antwort. Er war vollkommen überrascht von dieser Offenbarung.

»In gewisser Weise ist es wohl meine Schuld«, sprach Ryan in die Stille.

Nicht alle waren in der Lage ihn anzublicken. Ryan nickte jedoch wissend. Luke hob protestierend die Hand, doch Ryan sah ihn beschwichtigend an. »Ich sehe mich nicht als Schuldigen, Luke, eher als einen Auslöser!« Er erhob sich. »Ich bin nicht gekommen, euch euren Lehrer zu nehmen und doch ist er nicht mehr derselbe wie früher. Ich mag ihn, wie er ist, aber das tut nichts zur Sache!« Luke gestattete sich ein kleines Lächeln. Kyle und Jacen warfen sich einen langen Blick zu.

»Nichtsdestotrotz kam mit mir die Veränderung!« Die Worte Ryans waren schlicht, die dunklen Augen blickten wissend. Schwarz war seine Kleidung, bis auf eine einst weiße, nun graue Jedirobe.

»Ich möchte helfen, wenn ich kann. Und um das zu tun, werde ich die Ausbildung von Jacen übernehmen! Ich werde euch diese Last abnehmen, denn für mich ist es keine Last.« Ryan sah von einem zum anderen, trat dann zu Jacen. »In alter Zeit, vor dem Imperium, war es üblich einen Padawan anzunehmen. Ich glaube nicht, dass du noch wirklich lange einen Lehrer brauchst, Jacen. Aber ich werde dich lehren, was ich weiß, wenn du es möchtest!«

Jacen sah Ryan Cay Rahn lange an. »Danke, Meister!« Jacen erhob sich langsam und verbeugte sich tief.

Ryan erwiderte die Verbeugung, dann kehrte er zu seinem Platz zurück und setze sich.

»Jacen?« Kyp Durron sah den Jungen ruhig an. Dieser stand noch immer.

Jacen blickte auf. »Ich... ich möchte noch...«, Jacen straffte sich. »Onkel Luke kenne ich, seit ich geboren wurde«, begann er. »Ich weiß nicht, wie Ihr ihn seht, aber ich habe in den letzten Jahren meinen Onkel gesehen, wie er mehr und mehr allein war, abseits stand. Er ist Euer Lehrer, Ihr seid seine Schüler! Aber Luke Skywalker ist mein Onkel, der Bruder meiner Mutter...« Jacen verstummte, als würde er nach Worten suchen.

»Ich weiß, wie man sich fühlt, wenn man einsam ist. Es ist schrecklich! Ich war lange einsam. Aber jetzt nicht mehr...« Sein Blick fand Kyle und in seinem Blick lag tiefe Liebe.

»Onkel Luke hat sich verändert, weil er Ryan gefunden hat! Weil sie sich verstehen. Ryan ist nicht sein Schüler...« Jacen sah Kiana Ti an. »Versteht Ihr? So wenig, wie Ihr die Verantwortung für eure Schüler aufgeben könnt, so wenig kann Onkel Luke es bei euch. Aber Ryan ist nicht sein Schüler, nur ein Freund - ohne Bedingungen!«

Luke hatte die Augen geschlossen. Tränen wallten empor und er wischte sie fort. Kyps Blick fiel auf seinen Meister. Streen hatte die Augen niedergeschlagen. Kirana Tis Blick wanderte unruhig hin und her. Kam Solusar seufzte tief. Plötzlich erhob er sich. Er trat zu Jacen. »Es tut mir leid, Jacen!« Er reichte ihm die Hand und Jacen nahm sie, schüttelte sie.

Dann wand sich Kam Solusar um, trat zu Luke Skywalker. Er verbeugte sich tief. »Danke!«, sprach er schlicht.

Mit Tränen in den Augen erhob sich Luke. »Ich danke dir, Kam! Ich danke euch allen!«

Es war Kyp Durron, der als Erster bei ihm war und seinen Meister in die Arme schloss, aber er blieb nicht der Letzte.

Leise stahlen sich Jacen und Kyle aus der Halle.

»Ich liebe dich!« Kyle drückte Jacen an sich.

Jacen legte seinen Arm um die Hüfte seines Freundes. »Lass uns was essen!«

Kyle kicherte leise. »Verrückter!«

»Ich liebe dich auch!«

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