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Göttergleich

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Informationen

Vorwort

Hallo,

viel will ich gar nicht dazu sagen! Es ist einfach eine kleine Fantasy-Geschichte, die mir eingefallen ist. Ich widme sie meinen Freunden, all diesen lieben Verrückten, die auf der Suche sind.

Viel Spaß beim Lesen,

Björn

Legal Disclaimer
Die Geschichte ist frei erfunden.
Vervielfältigung und Abdruck nur nach ausdrücklicher Genehmigung des Autors. Nicht autorisierte Vervielfältigung, Vermietung, Verleih, zusätzliche Veröffentlichung und Verwertung ist verboten. Es gilt das deutsche Urheberrechtsgesetz. Sämtliche Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Personen ist rein zufällig.

Sämtliche Verwertungsrechte liegen beim Autor. Gerichtsstand bei allen Streitigkeit ist der Wohnort des Autors.

Exklusiv bei: Nickstories (http://www.nickstories.de)

Originalcopyright © 2004 Björn O. Fehr - alle Rechte vorbehalten

 

Mit einem Satz versuchte sich Leon in Sicherheit zu bringen. Das Pferdefuhrwerk rauschte mit Haaresbreite an ihm vorbei, doch seine eilige Aktion hatte das schwache Gleichgewicht der Pakete auf seinen Armen gestört. Der Versuch das Fallen zu verhindern, führte nur dazu, dass die Pakete vollends aus dem Gleichgewicht gerieten.

Etwas hilflos sah Leon eines nach dem anderen zu Boden fallen. Einzig das unterste blieb auf seinen Armen zurück. Frustriert sah er auf die kleinen Päckchen herab, die verloren auf dem Kopfsteinpflaster lagen. Leon klemmte sich das letzte Pakte auf seinen Armen unter den linken Arm, begann die in teures, blaues Papier gewickelten Gaben aufzuheben. Warum hatte es nur vor einer Stunde noch geregnet? Leon seufzte innerlich schicksalsergeben.

»Komm, ich helfe dir!«

Staunend sah Leon auf. Neben ihm ging ein Junge in die Knie, reichte ihm das erste Päckchen, griff bereits nach dem nächsten. Rasch hatte er die restlichen blau verpackten Geschenke aufgehoben. Die Hälfte gab er Leon, die andere hielt er vorsichtig fest.

Leon richtete sich auf. »Vielen Dank!« Er sah dem Jungen ins Gesicht. Ein Augenzwinkern der braunen Augen seines Gegenübers.

»Hast du es weit hiermit?« fragte der Junge mit einem Kopfnicken auf die Gaben in seinen Händen.

Leon schüttelte verneinend den Kopf. »Nur bis in die Mondgasse, um die Ecke!«

»Das ist nicht weit«, der Junge lächelte. Leon sah die weißen Zähne blitzen. »Kommst du?«

Verwirrt folgte Leon dem schwarzen Schopf.

Die Mondgasse war schmal, die Häuser der wohlhabenden Handwerksmeister in der Fachwerkbauweise ebenfalls. Sie ragten hoch hinauf, die Dächer mit Schindeln gedeckt. Weiß leuchtete der Verputz in der Sonne, die fast senkrecht über der Stadt stand.

Leons Ziel war ein kleines Haus am Ende der Straße, wo es fast an die Stadtmauer stieß. Es hatte hellbraune Fensterläden und im ersten Stock konnte man kleine Butzenscheiben aus runden Glasstücken sehen, sehr teures Bleiglas.

Die Tür war aus schwerer Eiche gefertigt, mit großen, schwarzen Nägeln beschlagen. Ein Türklopfer in Form eines Löwen war daran angebracht. Laut tönten die Schläge im Haus, als Leon, mit einer Hand die Pakete balancierend, mit der freien Hand den Ring auf das Metall schlug.

Eine dürre, hagere Frau mit weichem, weißen Haar, zu einem Knoten geflochten, öffnete. Sie trug ein schwarzes Kleid, über dem Rock eine graublaue Schürze. Ihre Augen kniff sie ein wenig zusammen.

»Ihr seid wieder da, junger Herr«, stellte sie sachlich fest. Sie hustete, öffnete ihnen die Tür weit und lies Leon eintreten. Sie beäugte seinen Begleiter misstrauisch.

Im Flur des Hauses setzte Leon seine Last auf einem kleinen Schemel ab, nahm dem Jungen die anderen Pakete ab.

»Viele Dank für deine Hilfe!«

Der Junge lächelte, schob sich eine Locke seines schwarzen Haares aus dem Gesicht - sie war ihm vor die Augen gerutscht. »Kein Problem!« Er sah Leon einen Moment lang an. Für einen kurzen Augenblick meinte Leon in den braunen Augen sich selbst zu sehen, in goldenen Gewändern.

»Ich mach mich dann mal wieder los!« Damit war der Junge auch schon aus der Tür.

»Halt, warte!« rief Leon.

Der Junge wand sich um, sah ihn an. »Ja?«

»Kann ich mich irgendwie bedanken?«

Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Jungen, doch er schüttelte den Kopf. »Schon in Ordnung!« Damit ging er davon.

Leon sah ihm nach, bis der Junge um die Straßenecke bog. Dann schloss er die Tür. Er nahm die Pakete vom Schemel auf. Sie hatten keine Flecken, waren sauber und unversehrt. Ungläubig sah Leon sie an. Der Junge kam ihm in den Sinn, das lachende Gesicht, so freundlich, so offen? er wusste nicht einmal seinen Namen!

Eine Woche später hatte Leon die Geschichte vergessen. Die Geschenke waren ausgeliefert - sie waren an die Freunde und Wohltäter seines Mentors gegangen, die Leon geholfen hatten das Erbe des alten Meisters anzutreten.

Nie hatte Leon damit gerechnet so bald sein eigener Herr zu sein. Doch vor zwei Wochen hatte er seinen alten Mentor in dessen Schlafkammer gefunden, friedlich entschlafen. In den Händen hielt der Lysander Meriton eine schwarz und rot gesiegelte Rolle mit seinem letzten Willen.

Leon war darin zu dessen Erbe bestimmt. Da der alte Gelehrte keine Kinder oder nähere Verwandte hatte, erhob niemand dagegen Einspruch. Der Magistrat sprach Leon das Erbe nach dem Letzten Willen des Ehrwürdigen Magister Meriton zu. So war Leon, einst dritter Sohn eines Schmiedes aus einfachen Verhältnissen, ein wohlhabender Mann geworden. Neben dem Stadthaus, in welchem der alte Mann mit seinem Schüler sowie Hedwinne, der Haushälterin, gelebt hatte, erbte Leon auch das Anwesen Adramtal am Arn, ein Weingut, dass jedes Jahr gute Erträge abwarf. Es hatte Magister Meriton ein gutes Auskommen beschert.

Leon hatte sich vorgenommen das Anwesen so bald als möglich zu besuchen. Zwei Wochen hatten die Formalitäten gedauert. Seinem Willen nach, hatte man Lysander Meriton feuerbestattet, die Asche war in einer Urne aus rotem Feuerquarz im Raben-Tempel beigesetzt worden, dem Heiligtum der Göttin des Schicksals, zu der sich der alte Gelehrte seit jeher bekannt hatte.

Nachdem die Leon die Geschenke verteilt hatte, nach Maßgabe und Wunsch seines Lehrers, hatte er Zeit gefunden, die Reise zu planen. So hatte er sich am Morgen, sechszehn Tage nach der Beisetzung, auf den Weg gemacht, um ins Adramtal zu reisen. Er ritt auf Franzar, der Fuchsstute, die ihm Lysander vor zwei Jahren geschenkt hatte, als er großjährig geworden war. An einem Halfter führte er ein Packpferd mit.

Die Sonne lugte hinter den Wolken immer wieder hervor. Leon hoffte sie würde sich durchsetzen - die letzten Tage hatte es nach seinem Geschmack zuviel geregnet. Er war bei Sonnenaufgang am Stadttor gewesen, als man es geöffnet hatte. Nun war es bald Mittag. Seiner Schätzung nach würde er am Abend auf Adramtal ankommen.

Leon lies sein Blick über die grünen Hügel der Umgebung wandern. An den sanften Hängen weideten zumeist Schafe. Dahinter zur linken erhob sich der Schrelf, eine Bergkette, die sich durch das Land zog. Am Schrelf lagen die reichen Weingüter. Sie zogen sich die Hänge hinauf. Der kalkhaltige Boden war ein idealer Boden. Die Reben, an den Hängen des Schrelf geerntet, von den Weinbauern gekeltert, war über die Landesgrenzen hinaus berühmt. Nicht selten fanden sich Karaffen mit dem dunklen, roten Rebensaft auf den Tafeln der Fürsten und Herzöge. Auch als Opfergaben war der Rote vom Schrelf in den Tempeln gern gesehen.

Am Wegrand voraus erhob sich ein schwerer, grauer Findling. Als Leon näher kam, sah er, dass es sich um einen kleinen Schrein handelte, der in den Findling geschlagen worden war. Ein kleines Talglicht brannte darin. Die übliche Schale hatte man direkt in den Fels geschlagen. In dem Wasser schwammen kleine, gelbe Blüten. Überrascht stellte Leon fest, dass es sich um einen Feuertraum-Schrein handelte, der Kopf des Panthers mit der Flamme war über der Öffnung eingemeißelt.

Auf einem hüfthohen Stein neben dem großen Findling saß Beine baumelnd ein Junge mit schwarzen Haaren. Er hob die Hand zum Gruß.

»Hallo, Leon!« rief er ihm entgegen.

Verblüfft zügelte der so Angesprochene sein Pferd, sah den Jungen auf dem Stein überrascht an.

»Du?« Leon wollte es kaum glauben. Vor ihm saß der Junge, der ihm vor einer Woche geholfen hatte.

Der Junge lachte. »So trifft man sich wieder!«

»Wie kommst du hierher?«

»Ich wohne nicht weit von hier!« Der Junge deutete den Weg entlang, sprang dann von seinem Sitzplatz.

Leon sah ihn an. »Woher kennst du denn meinen Namen? Und wie heißt du?«

»Sash nennt man mich!« Der Junge lächelte. »Deinen Namen weiß ich schon lange!« Er trat zu Leon. »Ich habe auf dich gewartet!«

Leon schüttelte den Kopf. »Aber? woher wusstest du, dass ich??«

»Meine Ahnungen sind selten falsch«, erwiderte Sash, als wäre es nichts besonderes. Er sah Leon an. In den braunen Augen leuchtete die Sonne.

»Kann ich dich begleiten?«

»Wie??« stammelte Leon. Mit dieser Frage hatte er nicht gerechnet.

»Ich würde gerne mitkommen«, sagte Sash ruhig. »Natürlich nur, wenn es dir nichts ausmacht!«

Leon überlegte einen Moment. Die Reise allein war eintönig, zu zweit würde die Zeit sicherlich viel schneller vergehen. Zudem wollte er mehr über Sash erfahren. Der Junge interessierte ihn. Er schien etwas besonderes zu sein. Leon fasste einen Entschluss, er nickte.

»Okay, warum nicht!« Er stieg vom Pferd. »Wir können gleich weiter!« Er reichte Sash die Zügel. »Halt mal bitte für einen Moment!«

Sash nahm die Zügel. Leon ging zu den Satteltaschen des Packpferds, aus denen er einen kleinen Kristall nahm. Er trat zu dem kleinen Schrein, neigte den Kopf leicht. Mit einem leisen Gebet lies er den Kristall in das Wasserbecken fallen. Der kleine, gelbe Kristall begann zu leuchten. Er würde sich in dem Wasser die kommenden Wochen mehr und mehr auflösen, dabei jedoch ein sanftes, gelbes Licht abstrahlen. Des Nachts würde man den kleinen Schrein wie in warmes Feuer gehüllt sehen.

Leon verbeugte sich leicht vor dem Schrein. Plötzlich spürte er ein Hand auf der Schulter. Er wand den Kopf. Braune Augen sahen ihn an, voller Freude.

»Danke«, flüsterte Sash. Seine Lippen berührten sanft Leons Stirn.

Tränen traten Leon in die Augen, sein Herz schmerzte voller Liebe. Heiß brannte der Kuss auf seiner Stirn. Ein Sturm der Gefühle brach über ihn herein. Weinend sank Leon auf die Knie.

»Mein Gott?«

Sanft spürte er, wie ihn Sashs Arme umfingen, seine Hand ihn sanft streichelte. »Mein Leon!«

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