zur Desktop-Ansicht wechseln. zur mobilen Ansicht wechseln.

On Tour

Teil 1

Lesemodus deaktivieren (?)

Informationen

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Hallo!
Nach langem hin und her habe ich mich dazu aufgerafft Nickstories eine Geschichte zu schicken und sie damit zu veröffentlichen. In einer Zeit in der ich mich ziemlich alleine fühlte, habe ich in den Stories von Nickstories etwas Hilfe und Zerstreuung gefunden – und schließlich habe ich mich zu dieser Story aufgerafft.

Zur Absicherung: Alle Personen der Handlung sind entweder frei erfunden oder der Realität entlehnt. Kein Mitglied der Boy Group `N SYNC noch deren Familien sind mir bekannt. Jegliche Handlung ist frei erfunden und entbehrt jeglicher Grundlage. Eine Beleidigung genannter Personen ist nicht beabsichtigt! Vielleicht ist einer der Mitglieder von `N SYNC schwul, ich weiß es nicht und daher kann aus diesem Text auch keiner auf die sexuelle Orientierung der Jungs schließen.

Soweit so gut! Und nun viel Spaß beim Lesen.

Euer Björn

1. Kapitel

Vor meinen Sommerferien fragte mich Tim, mein älterer Bruder, was ich denn die Ferien über zu tun gedachte. Ich antwortete ihm, dass ich versuchen wolle einen Job zu bekommen, denn ich wollte unbedingt etwas Geld verdienen. Ich war gerade 18 geworden und mein Führerschein hatte meine letzten Ersparnisse ziemlich reduziert.

»Was hältst du davon, wenn ich mal bei uns nachfrage?«, meinte Tim.

Ich sah ihn überrascht an. »Gerne!«

Tim grinste und nickte mir zu. »Mal sehen, wir brauchen immer mal wieder Leute!«

Tim war 25 und arbeitete bei einer Musik Company in unserer Stadt als Image Contacter. Ein Job, der alles und nichts bedeutete, wie Tim mir mal erklärt hatte. Seine Aufgabe war es Kontakt mit den verschiedenen Musikgruppen zu halten, wenn sie auf Tour waren. Er musste immer wissen, wo sie sich befanden und alles organisieren, was vom Büro aus möglich war.

Es war in der kommenden Woche, ich kam gerade aus der Schule, da klingelte das Telefon. Meine Mutter ging ran und ich hechtete die Treppe in mein Zimmer hinauf um meine Schulsachen los zu werden.

»Torsten!?«, rief meine Mutter nach mir. »Tim für dich am Telefon!«

Also hastete ich die Treppe wieder runter und nahm meiner Mutter mit einem Nicken den Hörer aus der Hand.

»Hallo Tim!«

»Hei Bruderherz, ich hab eine gute und 'ne schlechte Nachricht für dich!«

»Was ist los?«

»Also, die gute ist, ich hätte einen Job!«

»Wow! Spitze! … und die schlechte?«

»Du wärst die ganze Zeit unterwegs und nicht zu Hause!«

Ich überlegte kurz. »Was ist daran schlecht?« fragte ich.

Tim begann zu lachen. »Gute Antwort!« gab er zurück. »Was machst du heute Nachmittag?«

»Nichts besonderes, warum?«

»Nun, du könntest vorbei kommen und ich stell dir Bo vor, er kann dir alles genauer erklären!«

»Klar, ich komme, nach dem Essen?«

»Ok! Dann bis später! Tschüss!«

»Danke Tim, bis dann!« Ich legte auf und grinste - war mein Bruder doch zu was nütze. Ich ging in die Küche, in der der Tisch gedeckt und meine Mutter gerade mit dem Essen fertig war.

»Na«, meinte sie. »Was wollte Tim?«

»Er hat einen Job für mich!« grinste ich.

Meine Mutter lächelte mir freudig zu. »Das ist fein!« Sie wusste um meine finanzielle Situation Bescheid und hatte mir erklärt, dass eben zur Zeit kein Geld da sei, um mir den Führerschein ganz zu bezahlen. Daher hatte ich meine Ersparnisse eben anlegen müssen.

»Ich fahr nach dem Essen zu Tim in die Arbeit, er will mich jemandem vorstellen!«

Meine Mutter nickte. »Und was machst du?«

»Weiß ich noch nicht«, gab ich zur Antwort. Das mit dem herumreisen wollte ich ihr noch nicht sagen, dass würde noch früh genug Probleme bereiten, da wollte ich erst ein paar Argumente haben.

Also aß ich brav mein Mittagessen und machte mich dann auf den Weg zur U-Bahn. Ich fuhr eine halbe Stunde durch die Stadt bis ich schließlich ankam. Das große Gebäude der Musik Company war nicht zu übersehen. Ein großer Eingang über dem das Logo prangte, wies einem den Weg. Ich marschierte hinein und meldete mich am Empfang.

»Guten Tag, mein Bruder, Tim Jansen erwartet mich!«

Der Herr am Empfang musterte mich, dann griff er zum Telefon und rief meinen Bruder an.

Kurz drauf marschierte ich durch die Gänge des riesigen Ladens bis zur Abteilung meines Bruders. Er saß hinter seinem Schreibtisch und telefonierte. Grinsend winkte er mich herein und ich setzte mich.

»Hol dir was zu trinken«, flüsterte er mir zu, dann lauschte er wieder seinem Gesprächspartner.

Ich marschierte in die Kaffeeküche, wo ich auf Lenie, die Marketing Assistentin traf. Sie grinste mich fröhlich an. »Hallo Torsten, mal wieder auf Besuch?«

Ich nickte. »Tim meinte, er hätte einen Job für mich«, erklärte ich ihr.

Sie sah mich lachend an. »Na, dann viel Vergnügen«, meinte sie. »Tim hat nur schreckliche Jobs zu vergeben!«

»Danke auch«, meinte mein Bruder trocken. Er stand in der Tür und sah uns an. Lenie grinste.

»Aber ich habe recht«, meinte sie und verschwand. Mein Bruder sah ihr lachend nach.

»Sie ist heute wieder charmant«, er blickte mich an, nahm sich eine Cola und meinte: »Komm, gehen wir zu Bo!«

Er führte mich durch die Abteilung ins Treppenhaus und einen Stock nach oben. Hier war ich noch nie gewesen und sah mich neugierig um.

»Was ist das hier?« fragte ich Tim.

»Die Tour Manager«, erklärte Tim. »Sie haben hier ihre Büros, wenn sie nicht gerade unterwegs sind!«

Er führte mich zu einem Büro und klopfte. Ein brummelndes Herein war zu hören und Tim öffnete die Tür.

»Hallo Bo!«, sagte er und trat ein, ich folgte ihm.

Der erste Eindruck: Das Zimmer war voll. Hinter einem großen Schreibtisch saß ein junger Mann, etwa in Tims Alter. Er hatte schwarze Haare und schon einige graue Strähnen. Auf seiner Nase saß eine kleine Brille, hinter der mich grüne Augen musterten. Er trug eine schwarze Jeans und ein weißes T-Shirt, darüber ein weißes Hemd, welches er einfach nur übergezogen hatte und ansonsten offen hing.

Der Schreibtisch quoll vor Papier über. Fünf Ablagefächer standen auf dem Schreibtisch, alle gefüllt, ein Computer lief, doch Papiere fielen über die Tastatur. Hinter Bo stand ein großes Regal in dem CDs, Bücher, Stofftiere und Aktenordner durcheinander standen. Nahe des Eingangs stand ein kleiner runder Tisch mit zwei Stühlen. Auf den Stühlen lagen drei Tüten, alle gefüllt mit irgendwelchem Kram. Auf dem Boden standen ein großer Koffer und eine Sporttasche.

Tim grinste den Mann hinter dem Schreibtisch an. »Wie geht's?«

Bo verdrehte die Augen. »Frag nicht!« stöhnte er. »Seitdem Melissa ausgefallen ist, funktioniert hier gar nichts mehr!«

»Ich habe Ersatz gefunden«, erklärte Tim und deutete auf mich. »Das ist Torsten, mein Bruder!«

Bo sah mich freudestrahlend an. »Wunderbar, wann kannst du anfangen?«

»Äh, um was geht es eigentlich?« fragte ich etwas verwirrt.

Bo begann zu grinsen. »Ach so! Du weißt noch gar nichts?«

Ich schüttelte den Kopf.

»Okay, setzt dich, ich erkläre es dir!« meinte Bo.

Tim nickte mir zu. »Ich geh dann mal zurück an die Arbeit! Wenn ihr fertig seid, dann kommt runter, ich hab noch was für dich, Bo!«

Wir nickten und Tim verschwand.

Ich sah mich nach einem Sitzplatz um.

»Schmeiß einfach das Zeug auf den Boden«, meinte Bo und deutete auf einen der Stühle. Ich stellte die Taschen auf den Boden und setzte mich ihm gegenüber an den Schreibtisch.

»So«, meinte Bo. »Du willst also mit mir zusammenarbeiten?«

Ich nickte zustimmend und Bo grinste. Er schien häufig zu grinsen und immer wieder einen Anlass zu finden.

»Na gut, dann will ich dir mal erklären, was ich mache und weshalb ich Hilfe brauche und dann sehen wir weiter!« Er lehnte sich zurück und deutete auf ein Plakat an der Wand. Ich sah hin und erblickte ein Poster der Boygroupe `N SYNC. »Das sind meine Jungs«, erklärte Bo. »Wir gehen in zwei Wochen auf Tournee!«

Ich starrte Bo fragend an. Er bemerkte das.

»Ich bin der Tour Manager der Gruppe«, erklärte Bo. »Ich sorge dafür, dass die Tour glatt geht. Ich plane die Unterbringung, ich prüfe die Konzerthallen und Garderoben, ich gebe den Technikern ihre Anweisungen etc.«

Er nickte. »Ich bin gerade von meiner Vorab-Besichtigung wieder gekommen! Und Melissa, meine Assistentin hat sich dummerweise vor einer Woche ein Bein gebrochen und liegt im Krankenhaus!« Er schnitt eine Grimasse. »Jetzt fehlt mir alles! Ich habe keinen Plan, meine Termine mache ich selber und in zwei Wochen muss die Tour stehen!« Er seufzte. »Und daher brauche ich Hilfe!« Er sah mich an. »Die Arbeit wird ziemlich heftig! Bis in zwei Wochen muss alles geplant sein und dann geht's erst los!«

Bo begann in seinem Schreibtisch Wust zu wühlen, dann zog er einige Seiten hervor und reichte sie mir. »Das ist der Tourplan«, erklärte er.

Ich überflog die Daten und Ort. »Man, das ist ja echt heftig!« meinte ich. »Bleibt da noch irgendwo etwas Luft?«

Bo schüttelte den Kopf. »Kaum! Wenn etwas schief geht, dann wird's erst richtig lustig!«

Ich nickte.

»Wie lang hast du denn Zeit?« fragte Bo.

»Ich habe jetzt Sommerferien ab übernächste Woche«, erklärte ich. »Also 6 Wochen!«

Bo nickte. »Damit wäre mir schon geholfen, bis dahin ist Melissa einigermaß fit wieder und ich kann zudem noch jemanden besorgen!« Er sah mich fragend an. »Du müsstest allerdings mit uns herumreisen! Wäre das ein Problem?«

Ich grinste. »Nur für meine Eltern, denke ich!«

Bo sah mich an. »Du bist aber doch schon 18 oder?«

»Seit 2 Monaten«, erklärte ich.

Bo seufzte beruhigt. »Das ist echt wichtig, sonst könntest du das alles vergessen, die machen einem echt die Hölle heiß! Justin bereits uns schon genügend Probleme!«

Ich sah Bo fragend an und der grinste. »Nicht dein Musikgeschmack, oder?« Er deutet zum Plakat.

Ich schüttelte den Kopf. »Um ehrlich zu sein, nein!«

Bo winkte ab. »Das geht den meisten bei der Tour so, dass ist nicht wichtig! Ab wann kannst du anfangen?«

Man, wenn der immer so das Thema wechselte, dann musste ich echt aufpassen, was er sagt.

»In eineinhalb Wochen, ab Donnerstag«, erklärte ich.

»Könntest du vielleicht wenigsten am Nachmittag in den nächsten Tagen immer mal wieder kommen?« bat Bo. »Wir habe hier ziemlich viel zu tun und ich komme hier allein nicht klar!«

»Wills versuchen!«, meinte ich und überlegte. »Bis auf Donnerstag diese Woche kann ich vorbei kommen!«

»Super!« Bo überlegte. »Du könntest Melissa im Krankenhaus besuchen und dich mit ihr unterhalten. Sie kann dir sagen, was sie gemacht hat – außerdem kannst du ihr von mir ein paar Blumen mitbringen!«

»Mach ich!«

»Dann sehen wir uns morgen, oder ist noch was?« Bo sah mich fragend an.

Ich war etwas verlegen. »Was verdiene ich denn?«

Bo sah auf und lachte. »Man, ich bin ja blöd!« Er begann zu kramen. »Wir bezahlen pro Woche«, erklärte er mir während der Suchaktion. Er zog einen Zettel hervor und reichte ihn mir. »Das ist der Vertrag, steht alles drin!«

Ich begann zu blättern. An dem Wort Gehalt blieben meine Augen hängen. Ich suchte, fand eine Zahl, suchte weiter, fand keine, sah wieder zurück und schluckte. Das war viel, ziemlich viel, so viel, dass ich meinen Führerschein nur mit vier Wochen Arbeit hätte bezahlen können.

»Und, zufrieden?«

Ich begann zu grinsen. »Nicht schlecht!«

Bo winkte ab. »Wart erst mal ab! Du wirst sehen, dass ist nur gerechtfertigt! In diesem Job hast du einen 24 Stunden Tag!« Er stand auf und reichte mir die Hand. »Auf gute Zusammenarbeit!«

Kurz darauf war ich auf dem Weg nach Hause. Ich hatte mich von Bo und Tim verabschiedet – nachdem ich mich bei meinem Bruder bedankt hatte – und fuhr mit der U-Bahn zurück. Ich las mit während der Fahrt den Vertrag durch und schluckte nochmal. Spesen und alle Unkosten gingen auf die Firma. Ich hatte sogar einen Titel: Assistent Tour Manager.

Zu Hause angekommen, saßen meine Eltern beim Abendessen. Mein Vater war erstaunlich früh aus der Arbeit gekommen und begrüßte mich freundlich.

»Na, wie sieht's aus?« meinte er. »Erfolgreich gewesen?«

Ich grinste breit. »Ziemlich!« und reichte meinem Vater den Vertrag. Der nahm ihn und begann ihn durchzulesen. Plötzlich pfiff er laut. »Mein lieber Schwan, das ist ein Gehalt!« Er las weiter und sah auf.

»Du willst den Job annehmen?«

Ich nickte bestätigend.

Mein Vater musterte mich. »Na ja, alt genug bist du ja jetzt! Aber bist du sicher, dass du die ganze Zeit unterwegs sein möchtest?«

»Klar!« antwortete ich.

Meine Mutter sah mich an. »Heißt das, du bist weg?«

»Ich wäre bei einer Konzerttournee mit dabei!« erklärte ich grinsend.

Meine Mutter blickte zweifelnd. »Also ich weiß nicht …«

»Aber warum denn nicht?« fragte ich. »Ich kann wirklich eine Menge Geld verdienen und komme dabei herum! Außerdem ist das die Musikbranche, ist doch super!«

»Und mit wem würdest du da durch die Gegend touren?«, fragte meine Mutter immer noch besorgt.

»Mit `N SYNC, der Boy Group«, erklärte ich fest. »Ich habe heute mit Bo, dem Tour Manager gesprochen. Tim hat ihn mir vorgestellt!«

»Na ja, wenn Tim meint …«, sagte meine Mutter und ich wusste, ich hatte gewonnen. Sie hatte eine sehr hohe Meinung von ihrem Ältesten und damit hatte ich es immer wieder geschafft sie umzustimmen.

Mein Vater grinste mich an, gab mir den Vertrag zurück. »Herzlichen Glückwunsch!«

Ich fiel ihm um den Hals. »Danke!«

Er lachte. »Nicht, dass du nicht mehr zur Schule willst, wenn du so viel Geld verdienst!«

Ich schüttelte den Kopf. »Das Abi mach ich fertig, dann sehe ich weiter!«

Meine Mutter nickte beruhigt. »Dann viel Erfolg!«

Am nächsten Tag konnte ich mein Glück noch gar nicht fassen. Tommy, mein bester Freund, mit dem ich in einer Bank saß, wollte mir erst gar nicht glauben, als ich ihm von meinen Neuigkeiten erzählte.

»Man, das ist ja super!« meinte er.

Es dauerte nicht lange und Silvia, unsere Klassentratschtante stand neben uns. Sofort erzählte Tommy ihr von meinem Glück. Sie bekam große Augen und starrte mich an.

»Du siehst `N SYNC?« flüsterte sie.

Ich zuckte mit den Schultern. »Ich glaube schon! Immerhin ist es ihre Tour!«

»Bitte Torsten, bring mir ein Autogramm mit, bitte, bitte!«

Ich sah Silvia lachend an. »Wenn du willst.«, meinte ich freundlich.

Silvia umarmte mich dankbar. »Du bist mein bester Freund!« und weg war sie.

Tommy sah mich grinsend an. »Und, wie geht's einem so, als Silvias bestem Freund?«

Ich verdrehte die Augen. »Nicht besser als vorher!«

Tommy lachte, dann meinte er flüsternd. »Und, wirst du es aushalten, dauernd die hübschen Jungs zu sehen?«

Ich boxte ihm leicht vor die Brust. »Halt bloß die Klappe!« Ich sah mich nervös um.

Tommy legte mir beruhigend die Hand auf den Arm. »Komm runter! Es ist niemand da!« Er grinste und ich seufzte erleichtert.

»Mach so was bitte nicht nochmal«, sagte ich nervös.

Tommy war der einzige Mensch, dem ich völlig vertraute, und der einzige dem ich ES gesagt hatte. ES: das war diese Sache, dieses … Um es kurz zu machen, ich mochte keine Mädchen, sondern Jungs. Heißt wohl, ich bin schwul. Doch niemand wusste davon, bis auf Tommy eben. Dass er das erfahren hatte, war mehr durch Zufall geschehen. Ich hatte bei ihm übernachtet und wir lagen gemeinsam vor dem Fernseher in seinem Zimmer und sahen Interview mit einem Vampir.

Plötzlich sah Tommy mich grinsend an und meinte: »Wie kann man bei dem Film nur so geil werden?«

Ich blickte auf und starrte auf meine Schlafanzug Hose in der etwas ziemlich hart stand. Ziemlich verlegen sah ich Tommy an und meinte: »Zufall!«

Tommy grinste, sagte aber nichts mehr. Schließlich sahen wir uns nach dem Film noch die Playboy Late Night Show an, eine Sendung, mit der ich noch nie etwas hatte anfangen können, ich fand sie einfach nur doof.

Tommy jedoch wollte sie unbedingt sehen.

Danach gingen wir ins Bett. Ich schlief auf der Matratze neben Tommys Bett und war gerade am einschlafen, da riss mich Tommys Stimme aus dem Halbschlaf.

»Tosten, bist du schwul?«

Ich riss die Augen auf und starrte in Tommys fragendes Gesicht. Er hatte sich fragend zu mir herunter gebeugt. Meine Gedanken rasten durch meinen Kopf. »Wieso?«, fragte ich, um etwas Zeit zu gewinnen.

»Na ja«, meinte Tommy. »Ich hab dich beobachtet. Du hast den halben Film über einen Ständer geschoben. Doch die Playboy Show hat dich kaum interessiert!«

Ich schluckte und wusste einfach nicht was ich sagen sollte.

»Und da dachte ich …«, fuhr Tommy fort. »Na, ich dachte, wenn du Brad Pitt interessanter findest als hübsche Mädchen, dann könnte es doch sein … oder was meinst du?«

Ich war ziemlich durcheinander und wusste einfach nicht was ich sagen sollte.

Tommy sah mich ruhig an. »Ich war nur neugierig«, erklärte er mir. »Es macht mir nichts aus, wenn du schwul bist!«

Ich glaube in dem Moment habe ich das Heulen angefangen. Ich kann nicht mehr genau sagen wieso, aber irgendwie war das alles zu viel. Ich hatte mich schon seit Jahren damit herumgeschlagen und wollte es mir nie eingestehen. Und jetzt kam Tommy – mein bester Freund – und fragte mich ob ich schwul sei.

Du bist schwul – dröhnte es in meinem Kopf. Schwul, SCHWUL!

Plötzlich spürte ich eine Hand, die mir über den Kopf strich. Ich sah auf und sah Tommy ins Gesicht.

»Ist schon in Ordnung!«, meinte er leise und nahm mich in den Arm.

Die Nacht über beruhigte Tommy mich und erklärte mir, dass das eigentlich kein großes Problem für ihn sei. Er sei weiterhin mein Freund und überhaupt. Wenn unsere Freundschaft bisher schon gut war, seitdem hatte sie sich noch mehr verbessert.

Nachdem die Schule zu Ende war, hastete ich nach Hause, schlang mein Essen hinab und war daraufhin sofort wieder unterwegs: ins Krankenhaus. Bo hatte mir Geld gegeben und mich gebeten Melissa die besten Grüße auszurichten und ihr Blumen zu kaufen. Ich erstand also einen recht stattlichen Strauß und fand mich damit dann im Klinikum ein. Am Empfang nannte man mir die Zimmernummer und ich machte mich auf die Suche. Es dauerte etwas, dann hatte ich das Zimmer gefunden, klopfte und trat ein.

Melissa war eine junge Frau mit braunen Haaren, die mir von Anfang an sympathisch war. Sie saß mit einem eingegipsten Bein im Bett und sah mich fragend an.

»Hallo!«

»Hi!« erwiderte ich. »Ich bin Torsten! Bo schickt mich!« Ich hielt ihr die Blumen hin. »Ich soll dir gute Besserung sagen!«

Melissa begann zu strahlen. »Das ist aber lieb von ihm«, sagte sie. »Leg sie einfach da hin«, sie deutete auf einen Tisch neben ihrem Bett. »Die Schwester wird sie schon ins Wasser stellen.«

Ich tat, wie mir geheißen.

»Wie geht es Bo? Ist er sehr im Stress?«

»Ziemlich.«, antwortete ich.

»Ist eine blöde Sache, dass mit meinem Bein!« gab Melissa zu. »Ich bin auf der Treppe ausgerutscht!« Sie schüttelte lachend den Kopf. »Da toure ich seit Jahren herum und nichts passiert. Über Kisten, Kabel, Lichtriggs und all das Zeug und dann brech ich mir zu Hause auf der Treppe das Bein!«

Ich musste grinsen. »Das ist wohl Schicksal!«

Sie lachte. »Und wie kommst du dazu, mir die Blumen zu bringen?« fragte sie.

»Ich werde Bo helfen, solange du ausfällst«, erklärte ich. »Tim, mein Bruder, kam auf die Idee – ich suchte einen Job für die Sommerferien und da bin ich!«

Melissa sah mich prüfend an. »Und du bist sicher, dass du das schaffst?«

Ich zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung!« gestand ich.

Melissa nickte. »Das ist ein ziemlich cooler Job, aber anstrengend!« Sie musterte mich eingehend. »Tim ist dein Bruder?«, fragte sie schließlich. Ich nickte.

»Dann wird's schon«, meinte sie und begann zu lächeln. Sie setzte sich etwas weiter auf, richtete ihr Kissen neu aus und lehnte sich zurück. »Hast du etwas Zeit mitgebracht?« fragte sie.

Ich nickte. »Klar!«

»Dann setzt dich, ich erklär dir mal, was so der Job ist!«

Die nächsten zwei Stunden erklärte und erzählte Melissa mir alles, was ihr einfiel. Ich erfuhr, dass der Tour Manager, also Bo, oft der ganzen Gruppe voraus fuhr um die Angelegenheiten zu prüfen. Melissa blieb dann bei den Jungs und sorgte dafür, dass sie weg kamen, dass alles ordentlich lief.

»Du wirst dich daran gewöhnen müssen, dass überall wo du mit den Jungs auftauchst, ein Mordstrubel sein wird«, erklärte sie. »Du musst dafür sorgen, dass sie ihre Zimmer bekommen und was sie sonst so brauchen. Die Bodyguards kümmern sich schon darum, dass ihr nicht belästigt werdet!« Sie grinste. »Lass dir von den Jungs nicht auf der Nase rumtanzen! Sag ihnen ganz klar, was du willst und was sie tun sollen!«

»Dann bin ich also dauernd mit ihnen zusammen?«, fragte ich staunend.

Melissa nickte. »Die meiste Zeit! Nur während des Konzerts, da bist du hinter der Bühne und schaust, dass der Akt läuft und sonst alles klar geht!«

»Und die Planung?« fragte ich.

»Die machst du nebenbei!« erklärte Melissa. »Im Tourbus, im Hotelzimmer, während des Konzerts!«

Ich schluckte. »Ziemlicher Stress!«

»Man gewöhnt sich daran«, erklärte sie beruhigend. »Wie gesagt, lass nur nicht zu, dass dir jemand auf der Nase herum tanzt. Die werden alles versuchen! Du bist einer der jüngsten, da lassen die dich mit Sicherheit mal auflaufen! Wenn es soweit kommt, dann kannst du die Leute ruhig mal anschnauzen, dass hilft ungemein! Und mach ihnen klar, dass du sagst wo´s lang geht! Du hast die Planung, also sagst du an! Das gilt für die Jungs, für die Arbeiter, für die Techniker, für alle. Selbst für Bo, wenn er an diesem Abend mal da ist. Vor Ort bist du der Boss. Bo klärt und unterschreibt nach außen. Er kümmert sich darum, dass alles vorbereitet ist, wenn die Truppe ankommt! Und er wird dir sicherlich immer helfen, wenn du ein Problem hast!«

Sie lächelte und sah mich fragend an. »Hast du ein Problem mit Schwulen?«

Ich starrte sie an und wurde rot. »Äh … Nein …«, stotterte ich verlegen und wusste nicht was ich sonst sagen sollte.

Melissa sah mich durchdringend an. »Aha«, meinte sie nur. Ich leuchtete wie eine rote Tomate. »Das ist gut«, erklärte sie, als wäre nichts passiert. »Bo macht daraus nämlich kein Geheimnis und es wäre gut, wenn du es einfach als das nimmst, was es ist: normal!«

Ich nickte einfach nur, mein Kopf schwirrte.

»Er hat manchmal ein paar schräge Witze auf Lager und ist ansonsten ganz verträglich. Wichtig ist nur, dass er seinen Tee hat!«

»Tee?« meinte ich fragend. Melissa nickte. »Bo kann nicht ohne Tee sein«, erklärte sie. »Er hat eine große Isoliertasse mit seinem Namen drauf. Die hat ihm sein Freund geschenkt und die sollte immer voll sein. Am besten gewöhnst du dir an eine Thermoskanne dabei zu haben, dann frisst er dir aus der Hand!« Sie lächelte.

»Also gut«, meinte ich. »Ich werde es mir merken!«

Melissa gab mir noch einige Tipps, dann meinte sie. »Jetzt habe ich dich aber genug aufgehalten!«

»Ach was, ich muss mich eher bedanken«, meinte ich.

Sie winkte ab. »Wir müssen zusammenarbeiten, ansonsten geht die Tour drauf!« Sie griff in eine Schublade und zog ihren Geldbeutel heraus. Aus dem entnahm sie eine kleine Karte. »Hier, meine Mobilnummer! Für alle Fälle!« Sie reichte mir die Karte. »Ruf mich an, wenn du nicht weiter weißt!«

Ich steckte die Karte ein. »Nochmals danke!«

»Danke dass du da warst!«, wehrte sie ab. »Und lass dich nicht unterkriegen!«

»Bestimmt nicht!«

»Viel Glück!«

»Dir auch und gute Besserung!«, und damit war ich aus der Tür.

In meinem Kopf sah es ziemlich wirr aus. Ich machte mich auf den Weg zum Büro.

Bo war also schwul, schoss es mir durch den Kopf. Ich hatte das gar nicht bemerkt. Hatte er sich irgendwie seltsam mir gegenüber verhalten? Eigentlich nicht!

Die Fahrt vom Krankenhaus zum Büro dauerte nicht allzu lange. So marschierte ich ins Gebäude der Musik Company, der Pförtner nickte mir zu und ich durfte passieren. Im 6. Stock angekommen, suchte ich das Büro von Bo und fand ihn inmitten seines Verhaus am Computer sitzend und etwas tippen.

Er sah erfreut auf. »Man Torsten, dich schickt der Himmel!«, seufzte er. »Es habe so viele Leute angerufen, die alle was wissen wollten, ich komme zu nichts! Und jetzt macht dieser Drucker Schwierigkeiten!«

Ich grinste. »Drucker?«, meinte ich. »Vielleicht kann ich mal …?«

Bo sprang auf. »Bitte!«

Ich setzte mich an den Computer und begann mir Windoof vorzunehmen. Wenn es etwas gab, dass ich wirklich konnte, dann Computer wieder ans Laufen zu bekommen.

Bo begann inzwischen zu telefonieren. Es dauerte keine 5 Minuten und der Drucker begann mit einem leisen Summen seine Bereitschaft zu signalisieren. Kurz darauf spuckte er die ersten Blätter aus.

Bo sah mich mit großem Respekt in den Augen an. »Kann ich dich nicht gleich fest anstellen?« fragte er.

Ich grinste. »Ich fange ja erst an!«

»Dann mal los!« meinte Bo. »Ich habe dir übrigens ein paar Sachen besorgen lassen!« Er deutete auf eine Tasche neben seinem Schreibtisch. Es war eine schwarze Sporttasche mit dem Logo der Company. Ich öffnete sie und zog die Sachen heraus. Zum einen fand ich einen schwarze Jacke ohne Ärmel, jedoch mit einem Dutzend Taschen. Auf der Rückseite waren das Logo der Firma und die Worte CREW zu sehen. Es folgte drei ähnliche T-Shirts und eine Baseball Mütze mit dem Aufdruck `N SYNC. Dann kam eine schwere Mappe zum Vorschein. Ich öffnete sie und fand als erstes einen kleinen Plastikausweis an einem roten Band.

»Damit kommst du überall rein.«, erklärte mir Bo. »Wenn du ihn verlierst, dann siehst du alt aus!«

Ich nickte und fand als nächste einen Stapel CDs, alle von `N SYNC.

»Damit du weißt, wer das ist«, grinste Bo.

Es folgte ein dicker Ordner mit allem möglichen Schriftkram. »Das ist unser Tourguide!«, erklärte Bo. »Darin steht das wichtigste, was wir wissen müssen! Kannst du dir in Ruhe durchlesen!«

Ich kramte weiter und fand eine kleine Box. Als ich sie öffnete kam mir ein kleines Mobiltelefon entgegen.

»Eines der wichtigsten Dinge auf der Tour!«, erklärte Bo. »Damit können wir immer in Kontakt bleiben! Gib niemandem die Nummer, außer vielleicht deinen Eltern«, bat Bo. »Du kannst anrufen wen du willst, aber gib nicht die Nummer raus! Sonst klingelt es ständig! Ich wechsle die Nummer jede Tour und es sind immer noch zu viele, die sie bekommen!«

Ich sah das Handy kopfschüttelnd an.

»Wenn du den Knopf hier zweimal drückst«, Bo deutete auf einen kleinen roten Knopf am Gerät. »Dann klingelt es bei mir! Damit können wir in ständigem Kontakt bleiben. In der kleinen Box des Handys fand ich noch eine Freisprechanlage mit Knopf fürs Ohr, zwei Ersatzakkus, eine Ladekabel samt Adapter für alle möglichen Netzanschlüsse und ein Komkabel.

»Für den Laptop«, erklärte Bo.

Ich starrte ihn an und sah dann auf dem Boden der Tasche eine kleine Tasche. In ihr befanden sich ein kleiner, flacher Laptop mit allen Schikanen, sowie ein schmaler Drucker. »Ohne das Ding kommst du nicht weiter«, erklärte Bo. »Du kannst das Handy anschließen und E-Mails abrufen, die Daten aktualisieren und alles andere!«

Ich legte den Laptop beiseite und fand als letztes eine Umhängetasche in der Sporttasche. Sie hatte eine Halterung für eine Thermoskanne, die daran befestigt war, Fächer für Stifte und Papier und konnte den Laptop und das Handy aufnehmen.

»Das wichtigste ist, immer alles dabei zu haben!« erklärte mir Bo. »Du musst immer wieder was nachschauen und so hast du alles am Mann!«

»Das ist total verrückt!« erklärte ich und wusste nicht was ich sagen sollte.

»Warts ab, das ist bald alles ganz normal«, meinte Bo. »Man gewöhnt sich daran!«

Und dann machten wir uns an die Arbeit. Bo erklärte mir, wie er die Tour geplant hatte. Ich las mich durch einen riesigen Stapel an Papieren und Aufzeichnungen durch und versuchte sie zu ordnen. Schließlich erkannte ich ein System und legte sie in einigen Ordnern ab, was uns die Suche nach ihnen später um einiges erleichterte. Bo telefonierte mit Gott und der Welt, ich aktualisierte Terminpläne und Tourdaten und versuchte einen Plan fertig zu machen. Ich bekam dabei einen ersten Eindruck von der Komplexität der Angelegenheit und staunte. Hier wurden ganze Warenlager durch die Gegend gekarrt, samt Arbeitern!

Die Woche verging wie im Flug. Jeden Nachmittag kam ich ins Büro und versuchte mit Bo wieder ein Stück des Puzzles zusammenzusetzten. Donnerstagnachmittag ging ich zum Schulschwimmen, um direkt danach ins Büro zu fahren. Bo fragte mich schließlich, ob ich am Wochenende Zeit hätte. Ich überlegte nicht lange und stimmte zu, dachte, ich würde das Wochenende im Büro verbringen, doch dem war nicht so. Bo offenbarte mir, dass wir fliegen würden, und zwar nach London, wo das erste Konzert der Jungs stattfinden würde. Dort fände die erste Tourbesprechung statt und ich würde die Techniker und Rowdies und all die anderen Beteiligten kennen lernen.


2. Kapitel

Am Samstagmorgen, pünktlich um halb 6.00 Uhr morgens, klingelte Bo bei uns. Ich trottete verschlafen zum Auto und hätte beinah meine Tasche vergessen, wenn meine Mutter sie mir nicht in die Hand gedrückt hätte.

»Hallo Schlafmütze!«, begrüßte mich Bo grinsend.

»Morgen«, brummelte ich noch etwas verschlafen.

»Wir sind bald da«, erklärte Bo und dann brauste er mit mir zum Flughafen. Dort ging es mit dem Flieger – Business Klasse natürlich – nach London. Um 9.00 Uhr fuhr unser Taxi vor einer großen Lagerhalle vor und Bo und ich stiegen aus.

»Da wären wir!« Bo nahm seine Tasche aus dem Kofferraum und bezahlte den Fahrer. Ich schnappte mir meine Tasche und schloss den Kofferraum.

»Komm!«, rief Bo und führte mich zum Eingang. Es war eine schmale Metalltür. Wir traten ein und fanden uns in einer großen Lagerhalle wieder. Eine große Gruppe von Männern und ein paar Frauen standen nahe eines großen Tisches, auf dem sich belegte Brote stapelten. Sie versorgten sich mit Kaffee und Broten und unterhielten sich.

Bo wurde lautstark begrüßt. Als sich der Trubel etwas legte, kam ein Kleiderschrank von einem Mann auf uns zu. Er hatte schwarze kurze Haare und ein freundliches Lächeln auf den Lippen. Er war glatt rasiert und seine blaugrauen Augen sahen uns an. Kaum war er heran, da umarmte er Bo schon und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. Bo umarmte denn Mann ebenfalls.

Ein Johlen ging durch die Männer und Frauen.

Bo unterbrach den Kuss und sah die Anwesenden an. »Nur keinen Neid!«

Damit hatte er die Lacher auf seiner Seite. Bo wand sich aus der Umarmung und zog den Mann mit sich zu mir.

»Das ist Torsten«, erklärte er dem Mann. »Er ist der Bruder von Tim und wird für Melissa einspringen!« Er wandte sich an mich. »Und das ist Garth, mein Freund! Er kümmert sich um die Sicherheit!«

Garth grinste und reichte mir die Hand. »Freund im Sinne von Partner«, erklärte er mir.

Ich grinste. »So kam mir das auch vor!«

Bo lachte. »Ich sehe schon, ihr werdet euch gut verstehen!«

Garth lachte und reichte mir die Hand. »Herzlich willkommen!« Er wandte sich um. »Hey Jungs und Mädels, hört mal her!« rief er laut.

Die versammelte Mannschaft sah Garth an. »Was gibt's denn Chef?« fragte einer der Anwesenden.

Garth deutete auf mich. »Das ist Tosten! Er wird für Melissa einspringen, die einen unfreiwilligen Erholungsurlaub im Krankenhaus macht um der Wissenschaft neue Erkenntnisse über Beinbrüche zur Verfügung zu stellen!«

Die Anwesenden begannen zu lachen.

»Ich hoffe ihr verhaltet euch anständig ihm gegenüber«, erklärte Bo. »Wir wollen doch alle, dass Melissa keine Klagen hört, wenn sie wiederkommt, oder?«

»Bloß nicht!«, meinte einer der Arbeiter mit einem Schmunzeln und die Anwesenden brachen in Gelächter aus.

Garth grinste. »Melissa hat Peter eines Abends, als sie nicht besonders guter Stimmung war runtergeputzt, ihm einen Tritt verpasst und ihn dann zum Wagen geschickt. Es goss in Strömen und der Wagen stand gut einen Kilometer weit weg!«, erklärte er mir.

Ich begann zu lachen. Melissa hatte also selbst hart durchgegriffen, wie sie es mir vorgeschlagen hatte. Doch an den Mienen der Mitarbeiter konnte ich feststellen, dass Melissa sich wohl ziemlichen Respekt unter den Leuten erarbeitete hatte.

Bo nickte den Jungs zu. »Also, zur Planung des Trips!« Die Jungs setzten sich auf Kisten und ein paar Stühle. Bo zog aus seiner Tasche einen Stapel Ordner und verteilte sie.

»Das ist der vorläufige Plan von Torsten und mir«, erklärte Bo. »Sollte was nicht stimmen, Meldung an Torsten! Sollte sich was ändern, Meldung an Torsten!«

Die Leute nickten.

»Na dann!«, meinte Bo und begann die Tour abzustecken. Er erklärte, worauf es bei den unterschiedlichen Stationen ankam, was man durfte und was man zu lassen hatte. Dann übergab er mir das Wort und ich erklärte, wo wir untergebracht waren und wie die Jungs. Garth stellte einige Fragen und ich konnte sie ihm alle mit Hilfe meiner Liste beantworten.

Bo grinste mir zu und Garth nickte anerkennend.

Gegen Mittag verabschiedeten wir uns von den Arbeitern. Ich hatte Ricky, den Chef der Lichtleute kennengelernt, Peter, den Fahrer der Jungs und Conny, die Chefin der Bühnencrew. Alle waren ganz sympathisch und wir würden wohl zurechtkommen.

Garth führte Bo und mich zu seinem Wagen und wir fuhren in die Stadt. Garth hatte eine Wohnung im Zentrum von London und dorthin fuhren wir. Er lebte hier die meiste Zeit, wenn er nicht gerade auf Tour mit den Jungs war.

»Es macht ja wirklich Spaß, aber ein paar Wochen im Jahr kann ich sie einfach nicht mehr sehen!« gestand er mir während der Fahrt.

Wir kamen zu einem großen Wohnhaus in einer ziemlich teuren Gegend in London und Garth fuhr seinen großen Landrover in die Tiefgarage.

Die Dachwohnung im obersten Stock war groß und geräumig.

»Mach's dir bequem«, meinte Garth zu mir.

»Ich geh erst mal duschen!« verkündete Bo und verschwand in einem Gang, der wohl zum Schlafzimmer und Bad führte.

Das Wohnzimmer schloss sich direkt an die Küche an und wurde durch einen Tresen getrennt. Garth bot mir etwas zu trinken an.

»Orangensaft«, sagte ich. Er öffnete den Kühlschrank und nahm ein Netz mit Orangen heraus.

»Nur frisch!«, meinte er und schnitt ein halbes Dutzend Orangen auseinander und presste sie aus, dann reichte er mir das Glas.

»Danke!«, sagte ich überrascht.

»Und, wie ist dein Eindruck?« fragte Garth. Er hatte sich ein Glas Wasser eingeschenkt und setzte sich auf die Couch. »Setzt dich!«, meinte er.

Ich nahm auf der zweiten Couch Platz und nippte an meinem O-Saft. »Die Leute sind alle ziemlich professionell!«

Er winkte ab. »Das ist am Anfang noch so! Nach einer Woche merkst du, dass sind auch alles nur Menschen, vor allem wenn sie müde sind!« Er trank einen Schluck. »Hast du die Jungs schon mal kennen gelernt?«

Ich schüttelte den Kopf. Garth stellt sein Glas auf den Tisch und erhob sich. »Wart mal!«, er schritt zu einem Schrank und zog ein großes Fotoalbum heraus.

Dann kam er zu mir und setzte sich neben mich. »Hier!« Er schlug das Album auf und er deutete auf einen kleinen Jungen auf der ersten Seite. Er hatte schwarze Haare und sah niedlich aus. »Das ist JC!« erklärte Garth. »Allerdings vor einigen Jahren!« Er blätterte die Seite um. Ich sah alle Jungs der Gruppe vollkommen fertig und übermüdete in einem Bus sitzen und schlafen. Garth blätterte das Album durch und zeigte mir die Fotos, die wohl in keiner Zeitung jemals zu sehen gewesen waren. Die Jungs übermüdet, die Jungs bei der Kissenschlacht. JC und Justin, beide mit Kuscheltier im Arm. Chris mit einem schrecklichen Sonnenbrand. Eine Menge Familienfotos. Auf einigen war Garth zu sehen, hin und wieder er und Bo zusammen, dann er mit JC und einem Hund.

»Kennt ihr euch schon lange?«, fragte ich Garth mit Blick auf die Jungs.

»JC ist mein Cousin«, sagte Garth und ich sah überrascht auf.

Er grinste. »Ist tatsächlich so! Ich habe den gleichen Nachnahmen, steht in meinem Pass!«

»Wenn du das sagst!«

Garth begann ein bisschen vom Touren zu erzählen, bis Bo mit feuchten Haaren herein kam. Er trug eine schwarze Jeans und ein weißes T-Shirt.

»So, jetzt geht's mir besser!«, erklärte er und ließ sich neben Garth auf das Sofa fallen. Er lehnte sich an seinen Freund und seufzte.

»Man, so könnte es bleiben!«

Garth lächelte und strich ihm über die nassen Haare. Ich wusste nicht was ich sagen sollte und saß stumm dabei. Die ganze Szene war faszinierend. Hier saß ich mit zwei Schwulen. Sie waren so anderes, als ich das bisher immer gehört hatte. Garth und Bo verhielten sich wie ein Liebespaar, das schon eine ganze Menge gemeinsam erlebt hatte. Sie hatten mich bisher nicht einmal an gegrapscht, sie waren weder schrill noch aufdringlich, sondern sogar ausgesprochen nett! Beide schienen sich wirklich sehr zu mögen. Dieses Bild, wie Bo an Garth Schulter lag, war so friedlich und doch so seltsam für mich. Ich war etwas verwirrt und ich wusste einfach nichts zu sagen.

»Möchtest du dich vielleicht auch frisch machen?«, fragte Garth mich plötzlich.

Ich sah auf und nickte zustimmend. Garth erhob sich, trotz der Proteste von Bo und führte mich ins Bad. »Fühl dich frei!«, meinte er. Er reichte mir einen Satz Handtücher und nickte mir zu. »Wir sind im Wohnzimmer!«

Damit ließ er mich allein. Ich zog mich aus und stieg in die Dusche. Heiß floss das Wasser an mir herunter. Müde ließ ich mich von dem heißen Wasser wegtragen. Das Bild von Garth und Bo stand mir plötzlich vor Augen, wie sich die beiden geküsst hatten, dann legte Bo seinen Kopf an die Schulter von Garth.

Etwas begann sich bei mir zu rühren. Das heiße Wasser floss an mir herab und tat sein übriges. Hart pochte mein Schwanz in meiner Hand. Ich begann ihn einzuseifen. Es dauerte nicht lange und mit einem heißen Zucken schoss es hervor. Plötzlich fühlte ich mich peinlich berührt. Hier stand ich in einer völlig fremden Dusche in einem Badezimmer eines Fremden in London und hatte mir gerade in seinem Bad einen runtergeholt. Schnell wusch ich mir die Haare und sorgte dafür, dass keine Spuren zu sehen waren, dann trat ich aus der Dusche und trocknete mich ab. Ich föhnte mir die Haare trocken und zog mich an.

Erfrischt trat ich aus dem Bad und ging zurück ins Wohnzimmer.

Garth und Bo schienen ziemlich beschäftigt. Sie saßen Arm in Arm und schienen in einem endlosen Kuss gefangen. Alles um sie herum war vergessen.

Ich stand am Eingang des Wohnzimmers und wusste nicht was ich tun oder sagen sollte. Plötzlich sah Garth auf und mich an. Bos Blick schien etwas verwirrt, dann sah er mich und begann etwas schuldig zu grinsen.

»Wir haben dich nicht gehört«, meinte er mit einem schuldbewussten Blick. Da begann Garth zu kichern und zu lachen. Ich fiel mit ein und kurz darauf mussten wir alle lachen.

»Wir haben uns einige Zeit nicht gesehen«, erklärte Garth mir.

Ich nickte. »Ich war etwas überrascht«, gestand ich.

Bo winkte ab. »Mach dir nichts draus!« Er sah Garth an. »Und, wann kommen die Jungs?«

Ich sah überrascht auf und die beiden mit einem fragenden Blick an.

»Gegen fünf, heute Nachmittag!« sagte Garth betont gleichmütig, doch ich konnte ein Funkeln in seinen Augen sehen.

»Heißt das, die Jungs kommen heute hierher?«, fragte ich die beiden mit einem drohenden Unterton. »Und ihr habt mir nichts gesagt?«

Bo nickte grinsend. »Überraschung!«

»Na danke auch!«, meinte ich sarkastisch.

Garth lächelte mir beruhigend zu. »Alles halb so schlimm, du wirst sie mögen!«

Ich schluckte. Mir war nicht ganz wohl. Aber es musste wohl sein. Schließlich würde ich die nächsten Wochen so gut wie immer mit ihnen zusammen sein.

»Fahren wir doch was essen, dann können wir direkt los, sie abholen!« schlug Bo vor.

Garth nickte zustimmend. »Genau, ihr habt ja noch nichts Richtiges gegessen!«

Kurz darauf saßen wir im Auto und fuhren in ein kleines Cafe, dass Garth und Bo sehr gerne hatten. Es war ruhig und wir bekamen unser Essen schnell serviert. Ich hatte großen Hunger und versuchte nur an meinen Magen und nicht an die Jungs zu denken.

Doch die Zeiger der Uhr rückten unerbittlich weiter und bald mussten wir aufbrechen. Wir fuhren zur Filiale unserer Firma in London, wo Garth seinen Landrover abstellte und einen großen schwarzen Bus mit getönten Scheiben erhielt. Mit diesem Monster machten wir uns auf den Weg zum Flughafen. Wir kamen rechtzeitig an. Garth scherte sich nicht viel um Parkverbote. Er schmiss eine Sondergenehmigung auf die Ablage hinter die Windschutzscheibe und dann marschierten wir in die Abfertigungshalle. Drei Beamten der Flughafensicherung kamen uns entgegen und begrüßten Garth.

Sie schienen sich gut zu kennen und kamen sofort zur Sache. Am Ausgang stand eine kleine Gruppe Sicherheitskräfte, teilweise aus den Jungs, die ich schon heute Morgen gesehen hatte. Wir wurden begrüßt und Garth nickte allen zu.

»Ok, wann landet der Flieger?«

»Im Moment, Chef!« erklärte einer der Bodyguards. »Sie müssten in zehn Minuten hier sein!«

Wir warteten, bis sich die Halle mit den Fluggästen füllte und diese tröpfchenweise aus der Abfertigung kamen. Plötzlich sah ich die Jungs. Mit ihrem Gepäck in der Hand, kamen die Fünf geschlossen zum Ausgang. Einige Bodyguards sahen sich um, doch Garth grinste breit und winkte. Mit einem Lachen stürmte JC vor und umarmte seinen Cousin.

Dann waren auch die anderen heran und wurden von Garth und Bo begrüßt.

»Also los Jungs!« rief Garth in den Begrüßungstrubel. Die Bodyguards formierten sich um die Jungs und nahmen uns und sie in die Mitte. Ohne große Behinderung, nur mit ein paar ziemlich seltsamen Blicken anderer Flughafenbesucher führten uns die Bodyguards zum Auto. Die Jungs kletterten hinein und Garth schob mich hinterher. Bo nahm auf dem Beifahrersitz, Garth auf der Fahrerseite Platz. Die Tür wurde geschlossen und Garth fuhr los.

»Hey, wer bist du denn?« fragte mich plötzlich mein Nebensitzer. Ich sah auf und in das Gesicht von Justin. Ich glaube, in dem Moment blieb die Zeit stehen. Ich starrte den blond gelockten Jungen an und wusste nicht was ich sagen sollte. Er sah gut aus, ach was sage ich, phantastisch.

Alles in allem muss ich wohl einen ziemlich dämlichen Eindruck gemacht haben, doch Bo rettete mich aus der peinlichen Lage.

»Das ist Torsten! Er ist für Melissa eingesprungen!«, erklärte er den Jungs. »Passt also gut auf ihn auf!«

»Werden wir«, erklärte JC und seine blauen Augen glitzerten. »Schließlich will ich meine heiße Schokolade am Morgen ohne Salz!«

Justin und Lance begannen zu kichern.

Mein Hirn begann allmählich wieder seinen Dienst aufzunehmen und ich sah fragend von einem zum anderen. Lance grinste mich an und reichte mir die Hand. »Willkommen an Bord!«

Ich ergriff die Hand und schüttelte sie. Einer nach dem anderen hieß mich willkommen.

»Wo sind wir denn untergebracht?«, fragte JC schließlich.

»Für heute könnt ihr euch aussuchen ob ihr ins Hotel wollt, oder bei mir übernachten!« gab Garth zur Auskunft.

»Da werde ich wieder kein Auge zu kriegen, bei eurem Gestöhne!«, meinte JC gespielt genervt.

Bo sah nach hinten. »Pass auf was du sagst, du spielst mit deinem Leben!«

Lance lachte. »Ich dachte nach unserem letzten Besuch hättet ihr doppelte Wände einbauen lassen!«

»Mit Kork«, meinte Garth. »Damit ihr ganz ungestört bleibt …, solltet ihr tatsächlich das Singen anfangen!«

»Eins zu null für ihn«, grinste Joey.

»Klar bleiben wir heute Nacht bei euch«, meinte Chris. »Alles ist besser als ein Hotel! Davon bekommen wir noch genug die nächsten Wochen!«

So kam es, dass sich schließlich acht Jungs in Garth Wohnung aufhielten und damit ziemlich füllten. Garth hatte jedoch genügend Platz für alle. Die Wohnung hatte mehr Zimmer als unsere Wohnung zu Hause. Drei Schlafzimmer standen zur Verfügung. Garth und Bo belegten ihres. Joey und Lance das erste Gästezimmer. Schließlich führte Garth uns zu zwei Zimmern. Eines war sein Arbeitsraum in dem ein großes Sofa stand, welches ausgeklappt werden konnte, das anderen ein Schlafzimmer mit einem großen Doppelbett.

JC, Justin, Chris und ich sahen uns an. Justin grinste und meinte zu mir: »Ich hoffe du schnarchst nicht?«

Ich schüttelte den Kopf.

»Gut, dann nehmen wir das Arbeitszimmer«, meinte Justin. »Wir sind schmal genug dafür!« Er grinste seine beiden Freunde an.

»Also hör mal!«, protestierte JC. »Willst du damit behaupten ich wer fett?«

»Nein, aber du schnarchst!« grinste Justin. »Chris ist zu groß für das Bett!«

»Na warte!«, kam es von Chris und er ließ seine Tasche fallen. Kurz darauf lag Justin zuckend vor Lachen am Boden.

»Hör auf!«, bat er den ihn kitzelnden Chris. »Ich gebe auf!«

Chris ließ von ihm ab und meinte grinsend zu mir. »Wenn er dich heute Nacht ärgert, dann einfach nur kitzeln!«

Ich grinste zurück. Allein bei dem Gedanken Justin zu kitzeln wurde mir heiß.

JC und Chris verschwanden in ihrem Zimmer und Justin und ich machten es uns in Garth Arbeitszimmer bequem.

Justin sank, sobald das Bett gemacht war in das weiche Kissen und schloss seufzend die Augen.

»Müde?«, fragte ich.

Er blinzelte. »Schrecklich! Diese Flüge machen mich immer ganz fertig!« Er gähnte. »Weck mich bitte, wenn’s was zu essen gibt!« murmelte er noch, dann war er eingeschlafen.

Ich betrachtete den schlafenden Jungen. Er sah wirklich schön aus. Seine blonden Locken waren niedlich, das Gesicht, dass eines Jungen. Justin war 17, ein Jahr jünger als ich.

Ich stand wohl eine ganze Weile in seinen Anblick versunken, bis mir bewusst wurde, dass ich jederzeit entdeckt werden konnte. Schnell machte ich mich auf ins Wohnzimmer. Ich fand JC, Garth und Bo am Tresen der Küche sitzen und sich unterhalten. JC grinste mir zu.

»Hey! Setz dich!«

Ich nickte und zog mir einen Barhocker heran. »Was machen wir jetzt?« fragte ich.

»Also Joey, Lance und Chris haben sich aufs Ohr gehauen«, erklärte JC.

»Justin auch!«, fügte ich hinzu.

Garth nickte. »Kein Wunder! Bei den Fliegereien bekomme ich immer Schlafprobleme!«

JC nickte. »Dafür kann ich danach nie einschlafen!« Er seufzte. »Ich bewundere Chris! Egal wo er ist, er stellt sich in eine Ecke und ist eingeschlafen!« Er lachte mir zu. »Ganz einfach für dich! Setz ihn mit einem weichen Kissen in eine Ecke und er gibt Ruhe!«

Bo lachte. »Dafür hast du Justin als Ausgleich!«

JC grinste und ich sah fragend in die Runde.

»Warts ab«, meinte Bo.

Wir saßen einige Zeit herum, tranken Tee und unterhielten uns. Es war so gegen 6.00 Uhr Abends, als JC fragte, ob Garth etwas Essbares im Hause hätte. Garth begann zu überlegen und meinte dann: »Wie wäre es mit Pizza?«

JC verzog angewidert das Gesicht. »Wenn es unbedingt sein muss«, meinte er gequält.

Bo sah Garth an. »Meinst du nicht, dass es noch oft genug Pizza auf der Tour geben wird?«, fragte er seinen Freund. Der nickte zustimmend.

»Was dann?«

Ich sah in die Runde, die scheinbar verzweifelt überlegte, was sie den ordern konnten, dass ihnen schmecken würde.

»Was hast du denn im Haus?«, fragte ich Garth. Der sah mich fragend an und deutete auf seinen Kühlschrank. Ich stand auf und öffnete die Tür. Im Kühlschrank standen Joghurt, drei Flaschen Wasser und einige Marmeladengläser, sowie ein Stapel frischer Orangen. Ich schloss die Kühlschranktüre und sah die drei am Tresen kopfschüttelnd an. Bo begann zu grinsen.

»Er ist viel unterwegs!«, erklärte er, seinen Freund entschuldigend.

Ich nickte. »Dann kann ich wohl auch nichts machen«, meinte ich. »Dann bleibt uns wohl nur Call and Order!«

»Quatsch!« meinte JC. »Wofür haben die Läden Tag und Nacht auf! Gehen wir einkaufen!«

Ich sah auf und begann zu überlegen. Ich hatte völlig vergessen, dass wir in England waren. Die Unsitte des Ladenschluss hatten die Briten schon in grauer Vorzeit abgeschafft.

»Leihst du mir den Wagen?«, fragte JC seinen Cousin. »Torsten und ich fahren einkaufen!«

Bo sah hoch. »Allein, ihr zwei? Hier?«

JC sah ihn an. »Ich habe einen Führerschein und bin schon öfters durch London gefahren! Ich kenne die Gegend und wir fahren nur zum Supermarkt!« Er funkelte Bo an. »Wir werden weder von wütenden Fans gelyncht werden, noch wird der Supermarkt wegen uns in die Luft gehen!« JC war laut geworden.

Ich sah JC etwas irritiert an. Garth legte seinem Cousin beruhigend die Hand auf die Schulter und zog dann aus seiner Tasche die Schlüssel. »Hier, fahr vorsichtig!«

JC schnappte sich die Schlüssel und grinste mir zu. »Kommst du?« er ging zur Tür.

Ich folgte ihm.

Wir standen nebeneinander schweigend im Aufzug. JC sah mich mit einem Lächeln an.

»Manchmal übertreiben es die beiden ein bisschen«, erklärte er mir plötzlich. »Ich habe schließlich auch noch ein Privatleben!«

»Das ist nicht gerade einfach, oder?« fragte ich.

JC schüttelte den Kopf. »Schwierig!« er seufzte. »Es ist toll so berühmt zu sein und das unsere Musik so ankommt! Aber manchmal wünsche ich mir einfach mal raus zu kommen und nicht der Star zu sein!«

Wir kamen in die Tiefgarage und JC und ich stiegen in den schweren Tourbus. Kurz darauf fanden wir uns im Londoner Verkehr. JC fuhr den Wagen souverän durch die Straßen, er schien genau zu wissen wo er hin wollte. Die fahrt dauerte vielleicht zehn Minuten, dann erschien vor uns ein riesiger Supermarkt. Ich kannte diese Art der Märkte nur aus dem Fernsehen. JC parkte den schweren Wagen und wir stiegen aus.

»Was ist eigentlich mit Geld?«, fiel mir plötzlich ein und ich sprach JC darauf hin an. Er zog aus seinem Portmonee eine goldene Kreditkarte hervor.

»Die geht überall!«

Ich nickte zustimmend und wir marschierten in den Supermarkt. Es war nicht viel los, denn es war relativ spät am Abend. JC schnappte sich einen Einkaufswagen. »Du sagst was wir brauchen«, erklärte er. »Ich fahre dir immer hinterher!« Er grinste und seine blauen Augen funkelten.

Ich schluckte. JC sah wirklich gut aus. Seine schwarzen kurzen Haare betonten sein Gesicht und sein freches Grinsen ließ ihn unheimlich gut aussehen. Schnell wandte ich mich um und begann meine Gedanken auf das Essen zu konzentrieren. Was hatte ich eigentlich vor? Ich wollte Essen machen! Was sollte es werden? Ich sah mich in den großen Markt um. Die Gemüseabteilung wäre bei uns der ganze Markt gewesen. Ich fand einiges was gut aussah und entschied mit für Champignons. Ich fragte JC, ob es jemand in der Truppe geben würde, der etwas dagegen hätte, doch dem war nicht so. Also suchte ich mich durch die Regale hindurch. JC schob brav den Wagen mir hinterher und betrachtete meine Einkäufe mit großen Augen.

»Du scheinst zu wissen, was du tust!«, meinte er schließlich zu mir. Ich grinste ihn an. »Sieht so aus, oder?«

»Ich bin echt gespannt!«

Wir marschierten durch die Gänge des riesigen Ladens. Hier konnte man wirklich alles bekommen. Es war lustig um diese Zeit einzukaufen. »Daran könnte ich mich gewöhnen«, meinte ich zu JC. »Keinen Stress mit Läden, die schließen! Einkaufen, wenn dir danach ist und das ohne diesen riesen Andrang!«

Wir liefen weiter, an einem jungen Pärchen vorbei, beide so ungefähr in meinem Alter. Das Mädchen warf JC einen fragenden Blick zu und runzelte die Stirn. JC grinste sie freundlich an, dann folgte er mir.

»Das Beste ist so zu tun, als wäre alles ganz normal«, erklärte er mir flüsternd. »Wenn man alleine unterwegs ist, dann fallen wir nicht so sehr auf!«

»Aber eure Gesichter sind schon einigermaßen bekannt!«, warf ich ein. »Sie müsste ja nur am Zeitschriften Stand vorbei und dann sieht sie eure Gesichter von einem des Covers grinsen!«

JC boxte mir leicht in die Seite. »Blödmann!«

Ich grinste. »Ich bin's nicht, der einen Blick wie ein Dackel auf Drogen hat!«

JC schnappte empört nach Luft. »Also wirklich…!« Dann begann er zu lachen. »Den Spruch muss ich mir merken!«, keuchte er. »Denn werde ich Lance erzählen, wenn wir das nächste Mal bei einem Photographen sind!«

An der Kasse angekommen hatte sich unser Wagen ziemlich gut gefüllt.

»Du bist sicher, dass wir das alles brauchen?«, meinte JC zweifelnd, doch ich nickte nur bestätigend. Er zuckte mit der Schulter und half mir die Lebensmittel auf das Förderband zu schichten. Die Kassiererin war ein junges Mädchen. Es starrte JC einen Moment lang an. JC lächelte sie an und tat völlig unschuldig. Ohne ein Wort tippte die Kassiererin die Preise in ihre Kasse. Ich schaufelte mit JC die Sachen wieder in den Wagen. Zuletzt nannte uns das Mädchen den Betrag. Mit einem Lächeln reichte JC ihr seine Kreditkarte. Sie nahm sie zog sie durch das Lesegerät und wartete. Der Bon ratterte heraus und JC nahm einen Stift und den Bon entgegen, unterschrieb und gab beides zurück. Das Mädchen verglich die Unterschriften, dann sah sie JC mit großen Augen an. Sie schien keiner Bewegung fähig.

»Könnte ich meine Karte wieder haben?« fragte JC höflich.

Als hätte sie einen Schlag erhalten, sah das Mädchen auf und lächelte schief und verlegen. »Natürlich Mister Chasez«, sie hielt ihm die Karte hin und Justin nahm sie ihr aus der Hand. Das Mädchen wurde rot. »Äh …«

JC warf mir einen raschen, genervten Blick zu, ergriff den Stift und nahm ein Blatt Papier von neben der Kasse. Er unterschrieb es und reichte es dem Mädchen, das ihn mit dankbaren Augen ansah.

Dann machten wir, dass wir aus dem Markt kamen. Einige der Kunden an der Kasse sahen uns bereits komisch an und wir wollten keinesfalls noch in Probleme geraten. Die erwarteten uns bereits am Ausgang. Es regnete, ach was sage ich, es goss in Strömen.

JC brachte abrupt den Wagen zum stehen. »Scheiße!« meinte er und sah hinaus. Er sah mich an. »Ich hole den Wagen!« Sprach's und rannte durch den Regen davon. Ich sah ihm nach. Kurz darauf fuhr der große schwarze Tourbus vor den Eingang des Supermarktes. Ich schob den Wagen hin und JC sprang heraus. Gemeinsam warfen wir die Einkäufe in den Bus, schnell, jedoch nicht schnell genug. Der Regen durchnässte uns völlig. JC fluchte leise als wir endlich im Wagen saßen. Er startete den Motor und schaltete die Heizung ein.

»So ein Mist!« Er trat aufs Gas und fuhr los. »Das hat uns gerade noch gefehlt!«

Ich nickte, mir war kalt, doch die Heizung begann langsam ihre Arbeit. JC seufzte. An einer roten Ampel stoppte er und sah an sich herab. Mit einem raschen Griff zog er sich das klitschnasse T-Shirt über den Kopf. Mein Herz machte bei diesem Anblick einen Sprung und meine Hose wurde eng.

Mit nacktem Oberkörper saß JC im Wagen. Das T-Shirt ließ er zu Boden fallen.

»Zieh dein Shirt besser aus, sonst holst du dir noch die Grippe!« meinte er. »Die können wir nicht brauchen!«

Ich überlegte einen Moment und entledigte mich meines Hemdes und dem T-Shirt. Die Heizung sorgte dafür, dass mir nicht kalt wurde. JC fuhr uns durch die Stadt. Der Rückweg dauerte etwas länger, denn er musste eine Umgehungsstraße verwenden, um auf die andere Straßenseite zu gelangen an der Garth Wohnung lag. JC schnappte sich das Autotelefon und wählte eine Nummer. Nach dem dritten Klingeln meldete sich Garth. JC erklärte seinem Cousin was passiert war und bat ihn in die Tiefgarage zu kommen und ein paar Handtücher mitzubringen.

Kurz darauf öffnete sich das Tor vor uns und wir fuhren hinab, wo wir bereits erwartet wurden. Garth und Justin standen mit ein paar Handtüchern in der Hand am Parkplatz. JC parkte ein und wir stiegen aus. Garth reichte seinem Cousin ein großes Badetuch. Justin grinste mich an und streckte mir ein großes gelbes Handtuch entgegen.

»Du siehst nicht gerade vorteilhaft aus!« meinte er lächelnd.

»Wenn ich gewusst hätte, dass heute Abend Smoking angesagt ist«, entgegnete ich.

Justin grinste. »Du kannst das Handtuch tragen! Steht dir sicherlich!«

Ich wurde rot und vergrub meinen Kopf in dem Handtuch. Ich rubbelte meine Haare trocken.

»Also hoch mit euch!«, scheuchte Garth mich und JC hinaus. »Justin und ich kümmern uns um die Einkäufe!«

JC und ich tapsten wie zwei begossene Pudel zum Aufzug und fuhren hinauf in Garth Wohnung, wo uns Bo bereits erwartete. Er schüttelte lachend den Kopf und scheuchte uns ins Bad. »Ab unter die Dusche mit euch! Ihr holt euch den Tod!«

Er schob uns hinein. »Raus aus den Sachen! Nehmt die Bademäntel!« Er schloss die Tür hinter uns.

JC und ich sahen uns an. Die Hosen tropften, die Handtücher um den Hals, die Zähne klapperten. Ich wusste nicht recht was ich sagen sollte. Ich stand mit JC im Bad und beide zögerten wir. Wir sollten unter die Dusche, es gab jedoch nur eine. Und Bo hatte uns einfach so beide ins Bad geschoben. Schließlich zuckte JC mit den Schultern.

»Wir werden die nächsten Wochen noch genug voneinander zu sehen bekommen«, meinte er zu mir. So zog er sich die nasse Hose aus und zum Vorschein kamen zwei braun gebrannte, schlanke, aber kräftige Beine und eine schwarze Boxershorts. Ich starrte JC einen Moment an, dann wandte ich mich ab und zog meine Hose ebenfalls aus. Wir standen, nur mit unseren Unterhosen bekleidet voreinander. JC war wieder der erste. So schnell hätte ich nicht damit gerechnet ihn nackt zu sehen. Mit zitternden Fingern schälte ich mich aus meiner Unterhose und versuchte JCs Blick zu meiden. Ich spürte jedoch, wie sich, trotz aller Gedanken an das kalte Wasser und Mundgeruch und alles Schreckliche der Welt, meiner zu rühren begann.

JC stieg zähneklappernd in die Dusche. »Kommst du?«, fragte er mich. Ich erstarrte. Nicht genug, dass ich nackt mit ihm im Bad stand, nun sollte ich mit ihm zusammen duschen!

Ich nahm all meinen Mut zusammen, ignorierte meinen mittlerweile harten Ständer und trat todesmutig in die Kabine. Heißes Wasser hüllte mich ein und ich schloss wohlig die Augen. Ich muss wohl eine Minute so gestanden haben, bis ich die Augen wieder öffnete und erschrak. JC stand mir direkt gegenüber. Die Dusche war zwar groß, doch zwei Personen standen sich immer etwas im Weg.

JC grinste mich an, sein Blick wanderte an mir herab. Ich wurde rot und sein Grinsen wurde noch breiter.

»Mach dir nichts draus!« meinte er. »Natürliche Reaktion!« Er reichte mir das Duschgel. »Würdest du mir den Rücken einseifen?«, fragte er mich schlicht.

Ich schluckte und nahm das Duschgel. Beinah wie in Trance begann ich seinen Rücken einzuseifen. Es war wie in einem Traum. Er hatte eine glatte Haut und er und das warme Wasser ließen meinen Ständer hart pochen. Ich versuchte mein bestes Stück unter Kontrolle zu bekommen, was mir allerdings nicht gelang. Also versuchte ich es aus dem Weg zu halten, was sich als gar nicht so einfach erwies, da die Dusche nicht viel Raum ließ. Meine Hände wanderten an JCs Rücken hinab bis zu seinem Poansatz. Dort brach ich ab, weiter traute ich mich nicht.

»Danke!« sagte JC. Er drehte sich um und meine Augen wurden groß. Sein bestes Stück stand steil nach oben. Mit einem unschuldigen Grinsen sah er mich an. »Soll ich dir den Rücken einseifen?«

Ich konnte nur stumm nicken und drehte mich um. JC nahm mir das Duschgel aus der Hand. Seine Hände fuhren über meinen Rücken und ich schauderte. Das heiße Wasser, die Seife und seine festen Hände ließen mich taumeln. Ich seufzte und schloss die Augen. So etwas hatte ich mir nie vorstellen können. JC war unheimlich sanft. Seine Hände wanderten tiefer und tiefer. Plötzlich packte er mich bei den Schultern und drehte mich um. Ich öffnete überrascht die Augen. Seine blauen Augen funkelten mich an und er lächelte sanft. Er strich mir mit der rechten Hand durch meine Haare.

»JC? Torsten?!«

Wir fuhren auseinander, die Tür ging auf und Bo kam herein. Er sah uns beide in der Dusche stehen und ein leichtes Lächeln flog kurz über seine Lippen.

»Ich wollte nur sehen, ob es euch gut geht«, erklärte Bo entschuldigend.

»Alles in Ordnung!«, meinte JC mit ruhiger Stimme. »Wir kommen langsam wieder auf Normaltemperatur!«

»Dann ist ja gut!« Bo nickte. »Kommt mal raus, die anderen schreien nach dem Essen!« Er sah mich grinsend an. »Was habt ihr nur eingekauft? Das sind ja Sachen, die ich noch nie gesehen habe!« Mit den Worten war er aus dem Bad.

Ich öffnete die Dusche und trat nach draußen. JC stellte das Wasser ab und folgte mir. Wir sahen uns einen Moment an, keiner sagte ein Wort. JC hob die Hand und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht und zwinkerte mir zu. Ich brachte ein Lächeln zustande und er grinste mich an.

»Die Hormone!«

Ich nickte zustimmend.

JC nahm einen Bademantel vom Haken und reichte ihn mir. Ich nahm ich ihn und zog ihn an, gleiches tat JC mit einem weiteren.

»Ziehen wir uns was an!«, schlug ich vor. JC nickte und wir verließen das Bad und verschwanden in unseren Zimmern. Justin war nicht da und so konnte ich mich ohne weitere Schwierigkeiten umziehen.

Was sollte ich von dieser Situation nur halten? Wie JC mich angesehen hatte … und seine Hände auf meinem Körper … Ich wusste es nicht! War das mehr oder war er einfach nur geil gewesen? Ich wusste es nicht und ich brachte den Mut nicht auf, ihn zu fragen!

Während ich das Problem wälzte, zog ich mich an. Schließlich war das erledigt und ich beschloss ins Wohnzimmer zu gehen. Hatte Bo etwas gesehen? Nun, er hatte nichts gesagt!

Das Grübeln führte zu nichts! Ich ging ins Wohnzimmer und fand Justin, Bo und Garth bei den Lebensmitteln, die JC und ich eingekauft hatten. Erwartungsvoll sahen sie mir entgegen.

»Bist du sicher, daraus etwas zu Essen machen zu können?« fragte mich Justin zweifelnd.

Ich grinste den Jungen an. »Abwarten!«, sagte ich nur und machte mich an die Arbeit. Garth stellte mir seine Küche zur Verfügung und hielt sich ansonsten zurück. Er mochte ein guter Bodyguard sein, ein Koch war er nicht. Bo wurde zu meinem Gehilfen ernannt und durfte das Gemüse putzen, Justin erhielt von mir den Auftrag den Salat zu waschen. Er maulte etwas, aber ich ließ gar keine Diskussion aufkommen, sondern schob den Jungen zum Spülbecken.

Scheinbar angelockt vom Geruch erschienen nach und nach die restlichen Mitglieder der Band. Sie lungerten um den Tresen herum und waren mir immer wieder im Weg.

»Jetzt aber raus hier!« erklärte ich, als Chris mir gerade wieder im Weg stand, weil er einen Blick in die Pfanne werfen wollte. »Ihr bekommt nachher das Essen, aber raus aus der Küche!«

»Aber …«, sagte Chris, ich schnitt ihm mit einer raschen Geste die Worte ab. »Raus! Das Essen kocht sich nicht allein!«

Damit machte Chris Platz. Garth öffnete eine Tür, die neben der Küche direkt in einen Raum führte, den ich bisher noch nicht gesehen hatte. Es war ein Esszimmer. Ein großer Tisch mit zehn Stühlen war zu sehen. Garth scheuchte die Zuschauer alle hinein und verdonnerte sie zum Tischdecken.

Eine halbe Stunde später war das Essen fertig. Erwartungsvoll saßen die Jungs am Tisch, während Bo, Justin und ich auftrugen. Die Jungs hatten sich Mühe gegeben mit dem Tisch. Er sah gut aus. Ein jeder hatte ein Wein und ein Wasserglas, Besteck und Teller waren vorhanden.

»Wenn es so gut schmeckt wie es riecht, dann wird das ein Festessen«, seufzte Lance.

JC grinste. »Besser als Pizza ist es auf jeden Fall!«

Die anderen erfuhren dadurch welch schrecklichem Schicksal sie entgangen waren und sahen mich mit großen dankbaren Augen an.

Es schmeckte ihnen allen! Zumindest entnahm ich das den leeren Schüsseln, die am Schluss übrig blieben und dem wohligen Seufzen der Anwesenden.

Joey legte das Besteck auf den Teller. »Das war phantastisch!« Er wischte sich mit der Serviette den Mund. »Ich bin pappe satt!«

»Und der Nachtisch?«, fragte ich scheinheilig.

»Nachtisch?« Joey und die anderen sahen auf. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Justins Gesicht überzog ein Strahlen. »Ich dachte schon ich hätte sie umsonst gewaschen!«

Ich eilte aus dem Raum und Justin mir hinterher. Gemeinsam füllten wir den Nachtisch in Schalen und trugen sie ins Esszimmer. Unter beifälligem Raunen verteilten wir Erdbeeren mit Vanillesoße.

»Oh man, das werden wir bezahlen müssen!« seufzte Lance.

»Oh je«, nickte Chris. »Caro wird uns morgen jagen!«

Ich sah sie fragend an. »Wer ist Caro?«

»Unsere Choreographin«, erklärte mir JC. »Sie ist sehr gut, aber ziemlich tough! Sie kommt morgen zum Training!«

»Am Sonntag?«, fragte ich staunend. Justin nickte. »Wir haben keine Feiertage, wenn wir touren. Wir hatten die letzten drei Monate frei, jetzt muss es wieder richtig los gehen!« Er sprang auf. »Und was machen wir jetzt?«

»Nichts!« erklärte Chris. »Ich bin satt und müde! Ich gehe ins Bett!«

»Gute Idee!«, meinte Joey.

Justin machte ein betrübtes Gesicht. »Hey, das ist unser letzter freier Abend!«

»Genau!«, meinte Chris. »Morgen muss ich wieder arbeiten! Ich gehe früh ins Bett!«

»Och man«, maulte Justin. »Ich dachte wir gehen wenigsten noch was trinken!«

»Bei dem Wetter?«, Lance deutete nach draußen. Es goss noch immer in Strömen.

JC grinste. »Nicht noch einmal!« Er sah mich an und ich musste unwillkürlich lächeln.

Justin sah fragend zwischen mir und JC hin und her und fragte schließlich: »Was ist mit euch?«

JC schüttelte den Kopf. »Ich werde ins Bett fallen! Jetzt müsste ich schlafen können!« Er wünschte uns eine gute Nacht und verschwand, gefolgt von Chris und Joey. Garth und Bo sahen sich an, dann meinte Garth: »Können wir euch allein lassen?«

Justin sah die beiden grinsend an. »Klar, feiert Wiedersehen! Und viel Spaß!«

Garth wurde rot, doch Bo streckte Justin nur die Zunge heraus. »Schlaft gut!«

»Ihr auch«, meinte Lance und Garth verschwand mit Bo und einem hochroten Kopf. Zurück blieben Lance, Justin und ich. Wir setzten uns in Wohnzimmer. Lance und ich ließen sich auf die beiden Sofas nieder, während Justin begann in Garth CD Sammlung zu stöbern. Er entnahm eine Scheibe und öffnete den Player. Zu meiner Überraschung war es kein Pop, kein Rock, überhaupt nichts, was ich erwartet hätte. Es war Vokalgesang eines Chors, es klang sehr interessant, etwas irisch.

Justin sah meinen überraschten Blick und lächelte. »Ich liebe dieses Lied!« Er reichte mir die CD Hülle und ließ sich vor mir auf dem Boden nieder, den Kopf an das Sofa gelehnt. Ich hätte die Hand nur ein bisschen ausstrecken müssen, um seine Locken berühren zu können.

Ich nahm die CD und sah auf das Cover. Es waren irische Lieder, doch die Interpretation war etwas Besonderes.

Justin stand auf – er schien nicht lange ruhig sitzen zu können – und eilte in die Küche. Aus einem Schrank nahm er eine Flasche Rotwein und drei Gläser.

»Wein?«, fragte er uns.

Lance nickte müde. »Einen Schluck gerne!«

Auch ich stimmte zu und Justin goss drei Gläser voll. Zuvorkommend reichte er Lance und mir unsere Gläser, nahm sein Glas und hielt es hoch: »Auf Torsten und sein Essen!«

Lance grinste. »Auf Torsten!« Er grinste mich an. Ich wurde rot, scheinbar war es heute ein guter Tag dafür verlegen zu werden.

»Auf euch!«, sagte ich deshalb und wir tranken schweigend. Justin setzte sich und wir lauschten der Musik und nippten an unserem Wein. Irgendwann erhob sich Lance, der kaum noch die Augen offen halten konnte.

»Ich gehe ins Bett, ich schlafe ja gleich ein!« Er umarmte Justin und wünschte mir eine gute Nacht, dann ging er.

Justin blieb an seinem Platz auf dem Boden vor meinem Sofa. Er verdrehte den Kopf um mich anzusehen. »Und wann sollen wir ins Bett?«

Ich zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung! Wann müssen wir morgen aufstehen?«

»Wahrscheinlich spätestens gegen 9.00 Uhr«, meinte Justin. »Aber ich kann gerade nicht einschlafen!«

Ich sah auf die Uhr. Es war 10.00 Uhr Abends, noch keine Eile geboten.

»Was machst du eigentlich sonst so?« fragte Justin plötzlich.

»Och, nichts Besonderes«, erwiderte ich. »Ich gehe zur Schule, mache mein Abitur nächstes Jahr und treffe mich mit Freunden!«

»Was macht ihr so?«, fragte Justin neugierig.

Ich begann ein bisschen von zu Hause zu erzählen, von Tim, meinem Bruder und meinen Eltern, von Tommy, meinem besten Freund, von unseren Ausflügen und Diskobesuchen.

»Hast du eigentlich eine Freundin?«, Justin sah mich nicht an, er nahm einen Schluck aus seinem Weinglas.

Ruhig meinte ich: »Nein«, dann setzte ich nach: »Und du?«

Justin schüttelte den Kopf. »Nee!« Er sah mich an. »Ich bin die ganze Zeit entweder mit meiner Familie zusammen, wenn ich endlich mal heim kann. Ansonsten seit Jahren schon auf Tour mit den Jungs. Da lernt man niemand kennen!«

Ich nickte mitfühlend. »Das ist nicht gerade toll, oder?«

Justin grinste. »Na ja, diese Berühmtheit hat manchmal schon Nachteile, aber die Vorteile sind nicht zu verachten!«

»Und die wären?« fragte ich.

»Na, man wird auf jede Party eingeladen und jeder rennt einem hinterher und würde alles für einen tun!«

»Moment mal«, warf ich ein. »Nicht jeder!«

Er sah mich an und grinste. »Du nicht?«

Ich schüttelte ebenfalls grinsend den Kopf. »Keinesfalls! Vor allem nicht während der Tour! Da tust du wohl besser was ich sage, wenn dir dein Leben lieb ist!«

In Justins Augen blitzte der Schalk. »Na das werden wir ja sehen«, meinte er spöttisch. »Ich lass mir doch von so jemandem wie dir nicht sagen was ich tun soll!«

»Ach!«, meinte ich gedehnt. »Niiiicht?«

Justin schüttelte störrisch den Kopf.

»Wir werden sehen!« Ich erinnerte mich an Chris Vorschlag heute Nachmittag. Mit einem Satz war ich neben Justin und begann ihn zu kitzeln. Ich hatte alle Vorteile auf meiner Seite und so lag Justin kurz darauf lachend und japsend am Boden.

»Und, wirst du ein lieber Junge sein?« fragte ich ihn.

Justin lachte Tränen. »Nein, niemals!« keucht er.

Ich kitzelte ihn weiter. Er versuchte sich zu wehren und wir kugelten uns auf dem Fußboden von Garth Wohnung. Mein Glück verlies mich und Justin saß kurz darauf auf meiner Brust und jetzt war ich es, der sich seiner erwehren musste. Lachend und nach Luft schnappen vereinbarten wir einen Waffenstillstand, nachdem wir uns gegenseitig beinah um jede Luft gekitzelt hatten.

Justin stieg von mir herunter und setzte sich neben mich auf den Boden.

»Man«, keuchte er etwas atemlos. »Wenn das jedes Mal so geht, dann kann ich nicht mehr singen und du bist schuld!«

Ich grinste, sagte aber nichts.

Justin erhob sich schwer atmend. »Vielleicht sollten wir ins Bett gehen. Ich glaube, jetzt kann ich schlafen!«

Ich nickte zustimmend. Justin schaltete den CD Player aus und ich stellte die angebrochene Flasche Wein in den Kühlschrank. Gemeinsam löschten wir das Licht im Wohnzimmer und marschierten in unser Schlafgemach.

Justin machte das Licht im Zimmer an, ich das auf dem Flur aus und schloss die Tür.

Ich musterte die Schlafcouch. »Glaubst du, dass uns das reicht?«, fragte ich etwas zweifelnd.

Justin nickte und grinste. »Es wird etwas eng, also kitzel mich nicht im Schlaf!«

Ich grinste ihn an. »Wenn du tust was ich dir sage, dann nicht!«

Er lachte und mein Herz machte einen Satz in meine Hose. Er sah einfach unbeschreiblich schön aus wenn er lachte. Mit diesem wunderschönen Jungen sollte ich das Bett teilen. Welche Qual und welche Freude zugleich! Wir zogen uns bis auf Unterhose und T-Shirt aus. Justin krabbelte unter die Decke. Ich ging zum Lichtschalter an der Tür und löschte das Licht. Es war ziemlich finster und ich konnte kaum etwas sehen.

Ich lief in ungefähre Richtung des Bettes, stolperte und fiel der Länge nach ins Bett, quer über Justin.

»Uff!«, beschwerte sich dieser, dann reichte er mir eine Hand und half mir ins Bett. »Alles ok?«, fragte er mich.

»Ja«, sagte ich noch etwas benommen. »Nur etwas erschrocken!« Ich zog die Decke an mich.

»Moment, das ist meine!« beschwerte sich Justin.

»Entschuldige!« sagte ich. »Und wo ist dann meine Decke?«

Wir suchten eine Weile herum, bis wir bemerkten, dass Justin auf der anderen lag. Nach einigem hin und her hatte jeder seine Decke und sein Kissen und wir lagen nebeneinander im Bett.

»Schlaf gut, Justin!«

»Nacht, Tosten!«

Lesemodus deaktivieren (?)