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On Tour

Teil 10

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Inhaltsverzeichnis

23. Kapitel

Mein Handy klingelte am frühen Morgen. Schlaftrunken tastete ich mit meiner Hand auf dem Nachtisch herum, riss dabei beinah die kleine Lampe runter. Endlich fand ich das kleine Teil. Justin öffnete die Augen und sah mich vorwurfsvoll an.

»Torsten Thalbach.«, murmelte ich müde.

»Hallo Torsten, hier ist David Schmidt-Felden!«

Bei der Nennung des Namens setzte ich mich senkrecht im Bett auf. »Ja?«

»Tut mir leid, dass ich um diese Zeit anrufe! Justins Mutter Lynn landet in drei Stunden auf dem Flughafen Paris! Ich habe es gerade erst erfahren! Bo kann ich gerade nicht erreichen, jedenfalls geht seine Mailbox dran!«

Ich schluckte. »Scheiße!«

»Keine Panik, Junge! Das wird schon. Ich bin gerade auf dem Weg nach New York, daher kann ich leider nicht vorbeikommen!«

»Aber …«, stammelte ich etwas hilflos.

»Ganz ruhig! Ihr schafft das. Ich melde mich. Mein Flug wird gerade aufgerufen!«

Damit war die Verbindung beendet. Ich saß völlig schockiert im Bett.

Justin richtete sich auf. »Was ist?«

Ich starrte ihn an. »Deine Mutter … sie kommt in drei Stunden auf dem Flughafen an!« Stumm sah Justin mich an, keines Wortes fähig.

»David hat mich gerade angerufen!«

»David?« Justin sah mich erstaunt an. »Wieso David?«

»Keine Ahnung!«, gestand ich.

Justin setzte sich auf. Ich sah, wie es in seinem Kopf arbeitete. »Ich muss zum Flughafen!«

»Wie?« Ich sah ihn erschrocken an.

»Ich will meine Mutter zuerst sehen. Ich muss zum Flughafen, sonst mischt sich Felix wieder ein! Da habe ich keine Lust drauf!« Justin sah mich bittend an. Wie hätte ich diesen Augen wiederstehen können?

»Okay, ich tue was ich kann! Aber versprich mir, nicht einfach abzuhauen. Bitte!«

Justin sah mich treuherzig an. »Abhauen? Ich könnte dich nie verlassen!«

Er sah so süß dabei aus, ich schloss ihn voller Liebe in die Arme und küsste ihn. Seine Lippen waren weich und sanft.

Eine halbe Stunde später saßen wir im Wagen. Garth fuhr uns. Zu meinem großen Erstaunen hatte er kein Theater veranstaltet sondern sich einfach nur die Autoschlüssel besorgt. Er fuhr uns ohne ein weiteres Wort zum Flughafen. Justin trug eine Baseballmütze, einfache Kleidung und wirkte nicht besonders auffällig. Wir waren einfach drei Jungs, die jemanden vom Flughafen abholten.

Am Flugsteig angekommen, sahen wir, dass der Flieger aus Orlando gerade gelandet war. Justin war ein wenig nervös. Ich versuchte ihn zu beruhigen, aber Garth stand warnend dabei, schon an sich recht nervös, da wollte ich ihm keine weiteren Sorgen bereiten. Sein Blick huschte andauernd hin und her.

So stand ich ziemlich verloren neben Justin, der nervös auf der Unterlippe kaute. Es dauerte zwanzig Minuten, da schob eine Frau in den besten Jahren mit schwarzen Haaren und einem freundlichen, wenn auch müden Gesicht einen Koffer auf einem Wagen vor sich her durch die Sperre. Sie sah ein wenig umher, dann weiteten sich ihre Augen, als sie Justin sah. Mit schnellen Schritten kam sie heran. Sie lächelte.

»Hallo, mein Lieber!« Sie umarmte Justin herzlich. »Was für eine Überraschung!« Sie drückte ihren Sohn an sich. »Konnte David wieder mal nicht den Mund halten?«

Justin lächelte. »Hallo, Mum!« Er umarmte sie fest.

Lynn Timberlake richtete sich auf. Sie reicht Garth die Hand. »Hallo Garth, freut mich!«

»Lynn!« Der große Mann umarmte sie.

Justins Mutter sah mich fragend an.

»Mum, das ist Torsten. Er ist Bos Assistent!«

»Bos Assistent? Ist er nicht ein wenig jung?«

Ich nickte. »Ich bin eingesprungen, da sich Melissa ein Bein gebrochen hat!«

»Er macht seine Sache ziemlich gut!«, meinte Garth ruhig. Bei diesem Kompliment wurde ich verlegen. Mit hochrotem Kopf schüttelte ich Lynn die Hand.

»Kommt, fahren wir!«, meinte Garth. Er nahm Lynns Koffer, ging voraus. Wir folgten ihm.

Die Stimmung im Wagen war still, ein wenig unangenehm. Justin sah seine Mutter an, lächelte. Sie lächelte ebenfalls, aber die Stimmung blieb gespannt.

Lynn gähnte.

»Müde?«, fragte Justin.

»Es geht!« Lynn schüttelte den Kopf. »Der Flug war anstrengend. Ich könnte jetzt einen Kaffee vertragen!«

»Sollen wir in einem kleinen Cafe Halt machen?«, fragte Garth.

Etwas überrascht sahen Justin und ich auf. War unser Sicherheitschef krank? Doch Garth schien die Frage ernst gemeint zu haben.

Lynn nickte. »Wenn es keine Probleme macht! Das wäre fein!«

»Ach, ich glaube nicht. Justin alleine wird man nicht in einem kleinen Cafe erwarten. Und wenn wir vorsichtig sind, dann geht das schon!«

Garth fuhr in die Innenstadt. In der Nähe des Hotels parkte er in einer Seitenstraße. Wir stiegen aus. Auf der anderen Straßenseite gab es einige kleine Bistros und Cafes.

»Gehen wir rein!« Garth deutete auf ein kleines Cafe. Ich ging vor, die Treppe hoch und kam in einen kleinen Raum, in dem es gerade mal fünf kleine Tische gab. Ich steuerte den Tisch im hintersten Winkel an, man konnte aus dem Fenster sehen, aber wurde kaum selber gesehen. Justin schob sich auf die Bank. Garth blieb am Tresen stehen um Kaffee und Croissants zu bestellen.

Lynn setzte sich ans Fenster. Sie lächelte müde. Garth kam mit dem Kaffee.

»Danke!« Lynn lächelte. Sie und Justin griffen gleichzeitig nach dem Zuckerstreuer. Lachend gab Justin seiner Mutter den Streuer.

»Du zuerst!«

Lynn nahm sich Zucker, reichte ihn dann ihrem Sohn. Justin gab Zucker in die große Tasse, rührte gedankenverloren um. Der Kellner kam mit den Croissants. Garth nickte ihm zu.

Lynn nahm einen Schluck von ihrem Kaffee, seufzte, dann straffte sie sich. »Okay, raus mit der Sprache! Was ist los? Und versuch gar nicht erst mich mit großen Augen anzusehen!« Sie sah Justin auffordernd an, lächelte. »Das hat vielleicht gewirkt, als du sechs warst!«

Justin musste unwillkürlich lächeln. Und auch ich konnte mir ein Grinsen nicht verbergen. Dann wurde Justin wieder ernst. Er schenkte mir einen schweren, kurzen Blick, dann sah er seine Mutter an. In beiden Händen hielt er die Kaffeetasse, nahm einen Schluck, stellte sie dann ab. Die linken hielt die Tasse umklammert, seine rechte Hand zitterte, dann nahm er ganz unvermittelt meine linke und drückte sie, hielt sie fest. Justin sah seine Mutter an.

»Ich habe mich verliebt!« Er drückte meine Hand, sah Lynn kurz an.

Lynns Blick sah ihren Sohn an, sie schwieg einen Moment. Ihr Blick blieb an unseren Händen hängen. Sie seufzte. »Ihr …, du meinst …«

Justin sah sie an. Ich spürte wie seine Hand zitterte, wie schrecklich nervös er war. »Ich bin schwul, Mum!«, flüsterte er leise.

Lynn starrte einen Moment lang durch das Fenster. Ihre Hand schloss sich mechanisch um ihre Kaffeetasse, sie trank einen Schluck. Sie schwieg.

»Mum?« Justins Stimme klang leise, verletzlich.

Lynn richtete sich auf. Sie versuchte zu lächeln, auch wenn es ihr offensichtlich schwer viel.

»Ja, Liebes, ich …«, sie sah Justin an. »… ich, ich habe es geahnt …« Sie seufzte. Ihr Blick fiel auf mich.

»Und, ihr … also …«

Justin nickte. »Ja, Mum, Torsten und ich, wir …«, er schluckte. »Wir sind verliebt!«

Lynn nickte. »Ja …« Sie sah mich an, dann Justin. »Ich habe es irgendwie geahnt. Aber … ach, ich weiß nicht … es ist so …«, sie brach ab, trank einen Schluck Kaffee. »Es ist so schwer! Ich meine, deine Karriere, dein Leben! Justin, warum?«

Justins Augen wurden feucht. »Es war schon immer so«, flüsterte er.

In Lynns Augen blitzten ebenfalls Tränen. »Ich liebe dich Justin, egal was du tust!« Sie seufzte, nahm ein Taschentuch aus der Tasche und schnäuzte sich. »Aber … es, also … ich habe es ja geahnt, aber es jetzt zu wissen …«, sie versuchte zu lächeln. »Ich brauche etwas Zeit, damit zurecht zu kommen, Liebes!«

Justin nickte. »Ich brauchte es auch!«

Lynn lächelte. »Bist du damit glücklich?«

Justin sah mich an, seine Augen waren voller Tränen. Er hielt meine Hand, drückte sich an mich. »Ich liebe Torsten!«

»Dann …, dann ist es in Ordnung!« Lynn lächelte schwer. »Ich …, ich glaube, ich würde mich jetzt gerne ein wenig ausruhen!«

Justin nickte. Garth räusperte sich. »Ich habe bereits bezahlt. Wir können ins Hotel zurück!«

Langsam erhoben wir uns. Lynn sah Justin an, dann mich. Zögerlich bewegten wir uns zum Ausgang, folgten Garth.

Kurz darauf saßen wir wieder im Wagen und fuhren zum Hotel zurück. In der Hotelhalle angekommen ging Garth zur Rezeption und besorgte die Formalitäten. Er kam mit einem Schlüssel zurück, den er Lynn reichte.

»Kommt, ab mit euch aufs Zimmer. Die Reporter lauern in der Lounge!«

Rasch folgten wir dem Bodyguard. Lynn war auf dem gleichen Stockwerk untergebracht wie wir. Sie lächelte tapfer. Schließlich sah sie Justin an, schloss ihn in die Arme. »Es ist okay …«, murmelte sie leise. Justins Augen waren feucht, als Lynn ihn losließ und sich ihrem Zimmer zu wand.

»Ich brauche jetzt erst mal ein bisschen Ruhe!«, meinte Lynn. Damit verschwand sie auf ihr Zimmer. Garth nickte uns zu und verschwand in dem Zimmer, dass er mit Bo teilte. Allein blieben wir auf dem Gang stehen, dann wand sich Justin um. Rasch waren wir zurück in unserem Zimmer.

Als ich die Tür hinter uns schloss, da fiel mir Justin weinend um den Hals. Ich schloss ihn in die Arme und hielt ihn einfach nur fest.

24. Kapitel

Justin war ziemlich nervös. Er saß neben mir auf dem Sofa in meinen Armen und versuchte zu schlafen. Aber es gelang ihm nicht. Er hatte meinen großen Pullover angezogen, eine weite Jeans und sich an mich gekuschelt. Es war gegen zehn Uhr morgens als es an der Tür klopfte. Ich erhob mich unter einigen Mühen – Justin wollte mich nicht wirklich loslassen – und ging zur Tür.

»Morgen auch!«, meinte Bo und schob sich durch die Tür.

Beim Klang der bekannten Stimme wand sich Justin um, sah ihm entgegen. »Morgen, Bo!«

»Na Kleiner?! Geht's?« Bo ließ sich auf das Sofa sinken.

Ich hatte hinter ihm die Tür geschlossen, setzte mich. Sofort war Justin wieder da, ich nahm ihn in die Arme.

»Lasst euch heute mal nicht stressen, ihr beiden. Ich kümmere mich heute um die Vorbereitungen für die Show! Hauptsache Justin tritt heute Abend auf!« Er lächelte meinem Liebsten aufmunternd zu.

»Ich habe vorhin einen netten Besuch von Felix gehabt.«, meinte Bo grinsend. »Offensichtlich hat er von unserem Ausflug ins Petit Café erfahren. Jedenfalls hat er mir die Hölle heiß gemacht.«

Justin lächelte und ich musste unwillkürlich grinsen.

»Unverantwortlich … wie konntest du nur so was zulassen …«, imitierte Bo unseren Producer. »Ich hab ihm gesagt, er soll sich abregen.«

»Und, wie hat er reagiert?«, fragte ich neugierig.

»Ach, er ist wutschnaubend abgezogen!« Bo winkte ab. »Der kriegt sich schon wieder ein!« Er erhob sich. »Ich muss los. Ich schau mal in die Halle. Es sollte an sich alles passen, aber ich gehe noch mal alles durch!«

Justin nickte. »Wir sehen uns später!«

»Bis dann!« Bo erhob sich. »Lasst euch nicht unterkriegen, das wird schon!«

Eine Stunde später saßen wir noch immer auf dem Sofa, als es an der Tür klopfte.

»Ja?«, rief Justin.

»Zimmerservice!« Unverkennbar Joshs Stimme.

Justin erhob sich. »Wir haben nichts bestellt!«, rief er, während er zur Tür lief.

»Sie können es jetzt auch nehmen, bezahlen müssen sie es nämlich trotzdem!«

Lachend öffnete Justin die Tür. Herein kam ein Servierwagen und dahinter JC. Auf dem Wagen türmte sich eine große Ladung Frühstück.

»Ich wollte bei euch frühstücken, dachte ich.«, meinte JC mit einem Zwinkern.

»Und da hast du die Küche geplündert?«, fragte ich lachend.

»Na ja, nicht so ganz! Ich erwarte eigentlich noch Gäste!«

Und tatsächlich. Es dauerte nicht mal zwei Minuten, da klopfte es erneut. Josh öffnete und Lynn kam herein.

Justin setzte sich überrascht auf. Etwas verlegen saß er da, in meinen Armen. »Hi, Mum!«

Lynn lächelte leicht. »Hallo, Liebes! Hallo, Torsten!« Sie setzte sich. JC lud einen Teller mit Ei und kleinen Brötchen voll und reichte ihn Lynn, die ihn mit einem dankbaren Lächeln annahm. »Danke Josh!«

JC servierte Tee und Kaffee, reichte uns Croissants und Marmelade. Dann lies er sich neben Lynn auf das zweite Sofa sinken. Lynn sah von ihrem Frühstück auf, ihr Blick fiel auf Justin und mich.

»Ich habe mich vorhin mit Josh unterhalten.«, begann sie. »Er war sehr … hilfreich!«

Josh wehrte ab, doch Lynn ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Nein, wirklich!« Sie sah Justin und mich an. »Weißt du, ich habe es ja eigentlich gewusst. Aber es war einfach ein Schock! Ich meine, es zu ahnen und es dann gesagt zu bekommen …«, sie verstummte.

Die Sonne schien hell ins Zimmer, die weißen Wände, die cremeweißen und goldenen Sofabezüge schimmerten im gelben Licht. Es war ein wunderschöner Tag.

Lynn seufzte, nahm einen Schluck Kaffee, dann lächelte sie. »Ich werde wohl noch eine Weile brauchen mich daran zu gewöhnen. Aber das schaffe ich schon!«

Justin begann zu strahlen. Er sprang auf und fiel seiner Mutter um den Hals. Lynn drückte ihren Sohn an sich.

Es wurde ziemlich emotional. JC saß dabei und lächelte die ganze Zeit lang still vor sich hin.

Wir saßen gemeinsam bis zum späten Nachmittag zusammen. Lynn erzählte von zu Hause, wir von der Tour. Gegen Mittag kamen Joey, Lance und Chris noch hinzu. Gemeinsam aßen wir, spielten mit der Playstation und wieder verlor ich gegen Justin. Der Junge war einfach unschlagbar.

Gegen 15.00 Uhr kam Garth herein und erinnerte uns daran, dass wir uns langsam auf den Weg zur Halle machen sollten. Lynn beschloss uns zu begleiten und so fuhren wir alle gemeinsam zur Halle, wo uns Bo und Caro schon erwarteten. Caro schnappte sich die Jungs und begann sich mit ihnen aufzuwärmen, das Programm locker durchzugehen.

Inzwischen machten Bo und ich mit den Technikern die Checks und glichen anschließend noch unseren Terminplan ab. Die Jungs und ich würden heute nach der Vorstellung den Tourbus besteigen und mit diesem nach Köln fahren. Bo, Garth und Nicky, unser Produktionsleiter, würden mit dem Wagen vorfahren um das Coloseum in Köln zu besichtigen und die ersten Vorbereitungen zu treffen. Conny, unsere Bühnenchefin, würde mit der Crew unterwegs sein.

Die Türen wurden pünktlich geöffnet. Gemeinsam saßen wir mit den Jungs in der Garderobe. Justin und ich kuschelten uns aneinander. Einer nach dem anderen gingen die Jungs in die Maske, legten die ersten Outfits an. Lynn wurde von Bo mitgenommen und zu Neville ans Hauptmischpult gebracht, von wo aus sie den besten Blick auf die Bühne hatte, denn es gab heute keine VIP Lounge. Diese hatte die Company nur für den ersten Auftritt eingerichtet. Und dann war es plötzlich wieder soweit. Ich sah auf meine Uhr, dann nickte ich. »Auf geht's Jungs! Zeigen wir es ihnen!« Ich aktivierte mein Headset. »Achtung, wir sind soweit! An alle, Start in zwei Minuten!«

Wir marschierten zur Bühne. Die Jungs waren guter Stimmung, lachten. Justin küsste mich ziemlich heftig, so dass ich einen Moment brauchte, um Atem zu holen. Dann aktivierte ich das Headset.

»Alle bitte ihre Meldungen, wir sind «Ready»!«

Und schon kamen die Meldungen der anderen.

»Licht – ready!«

»Ton – ready!«

»Bühne – ready!«

»Okay, dann sind wir ON GO!«, verkündete ich.

Die Jungs und Caro sahen mich an. Ich trat zu ihnen. Wir legten die Hände zusammen. »Und los! Und Hals- und Beinbruch! N*SYNC – ready!«

Ich drückte den Knopf an meinem Funk. »Achtung, Show ab in: Fünf, Vier, Drei, Zwei, Eins, ACTION!«

Und damit begann die Show. Wie schon am ersten Konzert tobte das Publikum. Es war ein voller Erfolg. Die Jungs waren entspannt, ganz besonders Justin war so locker wie lange nicht mehr.

Nachdem wir das Konzert offiziell beendet hatten, begannen unsere Techniker und die Bühnencrew sofort damit die Bühne abzubauen. Sie würden noch heute Nacht alles verladen.

Für uns stand unterdessen der Tourbus schon bereit. Wir würden nach Köln mit dem Bus fahren, Lynn würde in Paris bleiben, um dann mit dem Flugzeug nach Köln nachzukommen. Hier hatten wir unsere Ruhe. Müde und abgespannt taumelten die Jungs in den Bus. Chris und Lance wankten fast sofort in ihre Betten. Joey schaltete den Fernseher an und zappte wild durch die Programme. Schließlich schmiss er einen Videofilm ein.

Plötzlich kam Bo mit Nicky zusammen in den Bus.

»Nicky muss bei euch mitfahren«, erklärte Bo. »Garth und ich müssen im Auto so viel Zeug mitnehmen, dass wir die Rückbank umlegen müssen!«

»Krank!«, meinte ich nur. »Was schleppt ihr mit euch rum?«

Bo verdrehte die Augen. »Ach, frag nicht. Wir haben da ein paar Probleme mit dem zweiten Wagen, den wir noch bekommen sollten. Anstelle eines Kombis haben sie uns allerdings nur einen normalen Wagen gegeben. Und in den geht nicht so viel rein!«

»Nun, ich glaube nicht, dass Nicky großartig Platz wegnehmen wird«, meinte ich. »Und wenn Justin und ich uns ein Bett teilen, kann er meines nehmen!«

»Teilen?«, fragte Justin neckisch. »Du und ich, in einem Bett?« Er grinste breit. »Wie unanständig!«

»Schon, nicht?« Ich grinste zurück.

»Wann gehen wir schlafen?«

Bo grinste. »War mir klar, dass ihr jede Chance nutzt!«

»Also sind wir Nicky eigentlich sogar dankbar.«, lachte Justin.

Nicky grinste. »Nun, freut mich, dass ich helfen kann!«

Er schmiss seinen Rucksack, den er immer mit sich herumschleppte, auf einen Sitz und lies sich in einen anderen fallen. Er sah recht müde aus.

»Wann hast du das letzte Mal geschlafen?«, fragte ich ihn.

Er blinzelte. »Gute Frage, irgendwann gestern mal!«

»Aber was machst du in der Zeit, in der andere Leute schlafen?«, fragte Justin neugierig.

»Mit New York telefonieren, weil wir immer noch Probleme haben dort die Bühne so aufgebaut zu bekommen, wie Conny es möchte!«

»Wie krank!« Justin schüttelte den Kopf. »Dann würde ich vorschlagen, du legst dich jetzt hin!«

Nicky schüttelte den Kopf. »Kann ich nicht. Bin noch zu aufgedreht! Ich weiß genau, wenn ich mich jetzt hinlege, dann kann ich nicht einschlafen!«

»Nun, dann lass ich euch mal allein und mache mich mit Garth mal auf den Weg durch die Nacht!« verabschiedete sich Bo.

Hinter ihm schlossen sich die Türen des Busses. Peter, unser Fahrer, sah mich fragend an. Ich nickte ihm zu und er startete den Motor. Langsam schob sich der Bus aus dem Tor. Unter einigem Hupen schob sich der Bus durch die letzten, hartnäckigen Fans, dann waren wir in den Straßen von Paris. Es dauerte über eine Stunde, Paris hinter uns zu lassen. Justin und ich saßen nebeneinander und sahen hinaus. Wir hielten uns an den Händen, genossen die Gegenwart des jeweils anderen. Unsere Blicke wanderten über die Leuchtreklamen, den nächtlichen Verkehr, die Bauten. Irgendwann stupste mich Justin leicht an. Ich stellte fest, dass ich an seiner Schulter eingeschlafen war.

»Komm, gehen wir ins Bett.«, murmelte Justin leise.

Ich nickte zustimmend, aber an sich wollte ich nicht aufstehen. Justin war einfach zu liebenswert, zu kuschelig. So brauchte mein Freund eine Weile, mich dazu zu bewegen aufzustehen. Ich erhob mich ein wenig maulend. Uns gegenüber auf der anderen Seite saß Nicky und in der Bankreihe hinter ihm saß Josh, die Arme um die Lehne von Nickys Sitz geschlungen, auf gestützt und beide unterhielten sich leise.

Die beiden sahen auf. Josh lächelte uns zu.

»Schlaft gut, ihr beiden!«

Ich nickte nur müde. Justin schob mich zu unserem Bett. Ich war so müde, dass er mir bei meinen Klamotten half, nicht dass ich besonders traurig darüber gewesen wäre. Bald kuschelten wir uns ins Bett. Es war ein bisschen eng, aber Justin und ich arrangierten uns. Müde schlief ich ein, sanft spürte ich Justins Lippen in meinem Nacken, wie er mir einen Kuss auf hauchte.

Es war Justin, der mich weckte, als er über mich drüber kletterte, um sich eilig zur Toilette zu verabschieden. Ich gähnte herzhaft, wischte mir den Schlaf aus den Augen.

Justin kam rasch zurück. Mit großen Augen sah er mich an. »Das glaube ich einfach nicht!«

»Was denn?«, fragte ich verschlafen.

»Du glaubst mir eh nicht.«, meinte er. »Komm, aber sei leise!«

Ich wollte zwar nicht aufstehen, aber er hatte mich neugierig gemacht. So stieg ich aus dem Bett, folgte meinem Freund. Justin hielt sich den Finger an die Lippen, dann deutete er auf eines der Sofas, die im Aufenthaltsraum des Busses standen. Auf einem davon lag Josh, tief schlafend und in seinen Armen hielt er – ich traute meinen Augen kaum – Nicky.

Ich rieb mir meine Augen, völlig überrascht. Justin sah die beiden kopfschüttelnd an, musste aber lächeln. Leise schlichen wir zurück ins Bett, kuschelten uns unter die Decke.

Justin grinste breit und ich konnte auch nicht an mich halten. Wir hielten einander im Arm und kicherten leise.

»Ob das was wird?«, fragte Justin mich.

»Keine Ahnung.«, erwiderte ich. »Aber Nicky ist ein wirklich Lieber! Josh hätte es schlechter treffen können!«

Justin küsste mich sanft. »Hätte er?«

»Mmmh«, erwiderte ich.

»Glaubst du, wir hatten einen Einfluss darauf?«

»Na ja, kann man das so genau sagen? Ich glaube nicht! Vielleicht haben wir allerdings ein bisschen was in Bewegung gebracht!«

»Cool!« Justin lächelte. Er ließ sich auf das Kissen sinken. »Lassen wir uns mal überraschen!«

Arm in Arm schliefen wir wieder ein. Es war Lance, der uns mit den Worten: »Ach, du meine Güte!« weckte.

Justin und ich waren im gleichen Moment wach, sahen uns an.

»Lance hat die beiden wohl entdeckt?!«, meinte Justin grinsend.

»Scheint so!«, erwiderte ich ebenso.

Wir standen auf. Wie es Justin erwartet hatte, stand Lance im Gang des Wohnbereichs unseres Tourbusses und starrte Josh und Nicky an, die ziemlich verlegen auf dem Sofa saßen. Lance hatte sie offensichtlich geweckt.

Chris und Joey drängten sich hinter uns herein. Sie brauchten einen Moment bis sie die Szene, die sich ihnen bot, verarbeitete hatten. Joey war der erste, der plötzlich zu lachen begann.

»Dieser Bus ist irgendwie gefährlich!«, meinte er kopfschüttelnd. Er sah Chris an. »Wenn du mir morgen eine Heiratsantrag machst, dann mache ich mir allerdings Sorgen!«

Chris grinste. »Keine Angst, wenn dann mach ich den eh Lance!«

Der sah erschrocken zurück, dann musste er grinsen.

»Ihr seid schlimm!«

»Also, ich find die beiden süß!«, warf Justin ein, den Blick auf Josh und Nicky.

Die beiden wurden rot.

»Danke Curly!« JC sah verlegen zu Boden, doch die Arme hatte er noch immer um Nicky gelegt. Nicky war die Aufmerksamkeit offensichtlich sehr peinlich. Er sah aus, als wäre er am liebsten im Boden versunken.

»Okay, Jungs, lasst die beiden mal allein!« Ich tippte Lance an. »Wolltest du nicht aufs Klo?«

Lance sah mich überrascht an, schien sich aber zu erinnern und verschwand blitzschnell.

Chris und Joey grinsten, kehrten aber zurück in den Schlafbereich. Chris schnappte sich ein Handtuch, ging dann in die eingebaute Dusche, während sich Joey ein T-Shirt überwarf, seine Jeans anzog.

Justin und ich setzten uns zu Josh und Nicky auf das Sofa. Justin kuschelte sich an mich. Ich sah Nicky und Josh lächelnd und aufmunternd an. Nicky wirkte etwas nervös.

»Komm runter und beruhig dich.«, meinte Justin schlicht zu ihm. »Es braucht ein bisschen, damit die Jungs sich dran gewöhnen, das ist alles!«

Josh gähnte, drückte Nicky an sich. »Ich weiß! Es ist auch etwas … seltsam, stimmt schon!«

Justin lächelte, ich kuschelte mich in seine Arme. »War das einfach so …, heute Nacht?«

»Mmh, schon …«, meinte Nicky. »Also, ich meine …«, er wurde wieder rot.

»Wir haben uns eben unterhalten und es war ruhig und still«, erklärte JC. »Es ist eben einfach passiert!«

Ich musste sofort wieder lächeln. Die beiden sahen so absolut verlegen aus.

»Langsam wird der arme David wohl verrückt werden.«, meinte Justin trocken.

»Muss er das unbedingt erfahren?«, fragte Nicky nervös.

Justin und ich sahen uns an, wie ein Mann schüttelten wir den Kopf.

»Das lassen wir mal besser!«, sagte ich.

»Er hat eh schon genug zu tun!« Justin nickte zustimmend. »Lassen wir es einfach ruhen! Wir werden eben alle vorsichtig sein, dann geht das schon!«

»Das denke ich auch.«, Josh lächelte zustimmend. »Danke!«

»Ach.«, wehrte Justin ab. »Dafür sind Freunde da!«

»Kommt, gehen wir frühstücken.«, schlug ich vor.

»Und zieh dir ein paar Socken an, du hast eiskalte Füße!«, beschwerte sich Justin.

»Ja, Liebster!« Und damit erhob ich mich, um seiner Aufforderung nachzukommen, denn meine Füße waren tatsächlich kalt. Dann setzten wir uns gemeinsam mit den Jungs im Wohnraum zusammen und frühstückten. Josh und Nicky waren dabei natürlich die Zielscheibe für allerlei gutmütigen Spott. Aber an sich, dass war gleich klar, hatten die Jungs, wie schon bei uns, keine Probleme mit der Situation.

»Etwas verrückt finde ich das allerdings schon.«, meinte Chris. »Ich meine, Justin und Josh haben beide jetzt einen Freund und müssen es geheim halten. Und wir, die wir Freundinnen haben könnten, haben keine!«

»Schicksal!«, meinte Joey theatralisch.

Lance grinste. »Nun, die Tour ist ja noch nicht zu Ende. Warten wir ab, was noch passiert!«

Chris grinste frech. »Und dann entdecke ich dich in ein paar Tagen mit Mike in einer dunklen Ecke!«

Joey platzte beinah vor Lachen. »Allein der Gedanke …«, er keuchte, während er nach Luft rang.

Mike, der Stellvertreter von Garth war mindestens dreimal so groß und breit wie Lance.

Lance verdrehte die Augen. »Danke Chris!«

»Jederzeit gerne!«

Scherzend ging die Zeit vorbei. Wir saßen zusammen, schauten uns noch ein Video an. An einer Tankstelle vertraten wir uns die Beine, während Peter den Bus wieder volltankte. Dann ging es weiter. Wir kamen am späten Nachmittag in Köln an.

Bo und Garth erwarteten uns bereits im Hotel. Die örtlichen Sicherheitskräfte der Company hatten bereits die Etage gesichert und wir konnte ohne große Belästigung das Hotel betreten.

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