zur Desktop-Ansicht wechseln. zur mobilen Ansicht wechseln.

On Tour

Teil 14

Lesemodus deaktivieren (?)

Informationen

 

»Torsten?« Ich blickte auf. Justin stand in der Tür. »An was arbeitest du gerade?«

»Emails«, erklärte ich. »Ich habe schon wieder zwanzig neue seit dem Frühstück!«

»Mmmh, okay«, brummte Justin, er kam näher und lehnte sich gegen den Tisch. »Dauert es lange?«

»Kann ich nicht sagen«, erwiderte ich. Justin setzte sich auf den Tisch. »Ich schau dir einfach zu.«

Innerlich seufzte ich. Bereits heute Morgen hatte ich ein Dutzend Mails beantwortet, während Justin neben mir friedlich geschlummert hatte. Als er seinen Lockenkopf vom schneeweißen Kissen gehoben und mich blinzelnd und verschlafen angeblickt hatte, da hatte ich bereits den Tourplan überarbeitet, zwei Interviews abgesagt und mich von meinem Bruder über die wahrlich nicht kleinen Änderungen des Tagesablaufs der nächsten Tage informieren lassen. Justin war duschen gegangen. Danach hatten wir gefrühstückt, bis Caro gekommen war und Justin und die anderen Jungs zu einem außerplanmäßigen Training abgeholt hatte. Sie wollte die neue Choreographie, die sie mit Justin entwickelt hatte, ausprobieren. Ich hatte mich wieder an die Arbeit gemacht. Offenbar hatte ich die Proben durchgearbeitet, denn Justin war wieder hier und ich noch immer beschäftigt. Rasch tippte ich die Email zu Ende, verschickte sie und wollte gerade die nächste öffnen, als ich Justins Blick auffing. Ich hob den Kopf und blickte ihn an. Er lächelte.

»Du bist doch nur wieder scharf, oder?« fragte ich. Justin wurde rot, doch er grinste und nickte. »Ich kann warten«, murmelte er. Ich lehnte mich auf meinem Stuhl zurück, blickte ihn an. »Ich aber nicht!« meinte ich und zog ihn an seinem Gürtel näher. Justin grinste. »Du bist ja genauso schlimm wie ich!«

Als Antwort zog ich ihn auf meinen Schoß und küsste ihn, lang und ausdauernd. Justin drückte sich an mich, zerrte den Bund meines T-Shirts aus meiner Hose und schob seine Hände unter mein Hemd. Seine Finger fanden ihren Weg und spielten einen lustvollen Tanz auf meiner Brust. Ich seufzte auf, Justin lächelte verspielt. Ich hielt mich nicht lange zurück und begann an der Gürtelschnalle zu zerren. Es dauerte nur einen Moment, dann hatte ich sie offen. Der blöde Knopf der Hose machte mir mehr zu schaffen, doch Justin half mir. Ungeduldig zog er mir mein T-Shirt über den Kopf, begann damit, meine Brust zu küssen und lecken. Ich stöhnte auf, während ich mit Justins Hilfe seine Hose von seinen Hüften schob, die kräftigen Oberschenkel entlang, bis hinab zu seinen Knöcheln, wo er aus ihnen stieg. Ich strich mit einer Hand über seine Boxershorts, die bereits wie ein Zelt abstanden, ein kehliges Keuchen kam von meinem Freund. Ich blickte zu ihm hoch und seine Lippen fanden meine. Wir küssten uns heftig, unsere Zungen spielten, kämpften miteinander. Justin setzte sich auf mich, öffnete meine Hose und begann ein sehr herrliches Spiel, bei dem ich beinah wahnsinnig wurde. Seine blauen Augen blickten in meine und wir versanken einen Moment lang im Blick des anderen. Ich zerrte Justins T-Shirt von seinem kräftigen Oberkörper, meine Fingernägel zogen ihre Bahnen über seine Brust, was ihm ein lustvolles Stöhnen entrang. Justin erhob sich kurz, zerrte mir die Hose samt meiner Boxer von den Hüften. Nackt saß ich vor ihm und er streifte rasch seine Boxershorts ab, trat zu mir und ließ sich auf mir nieder. Unsere Küsse wurden heißer, unsere Hände fordernder. Justins Hand fand ihren Weg tiefer und er umfasste uns beide. Unsere heißen Körper rieben sich aneinander.

»Torsten!« stöhnte Justin immer wieder. »Oh ja!« Er packte mich fest, presste mich an sich. Ich seufzte lustvoll. Langsam näherte ich meinen Mund seinem besten Stück und schließlich umspielte meine Zunge die feuchte Kuppe. Leise Schreie der Lust kamen aus Justins Mund, er stöhnte fast hilflos. Und sein Stöhnen feuerte mich an. Ich begann langsam, wurde immer schneller. Justin bot einen unbeschreiblichen Anblick.

»Torsten!« Justin sah auf, sah mich an. »Bitte… würdest du…« Er sah mich mit großen Augen an. »Bitte! Ich will...«, er schluckte, blickte mich mit seinen tiefblauen Augen an. »Ich will dich!«

Ich blickte in die Augen meines Geliebten. Gier, Lust und Hingabe vermischten sich mit Liebe und ich nahm ihn hoch, trug ihn zum Bett, ließ ihn sinken und begann ihn zu küssen. Heftig und fordernd. Justin keuchte, dann zog er mich auf sich. Seine Augen funkelten.

Langsam begann ich, fand einen Rhythmus. Ich spürte seine Hände, wie er sich mit ihnen an meinem Körper festhielt. Seine Muskeln spielten, während ich mich bewegte. Er stöhnte und ich war wie in einem Rausch. Justin keuchte und dann spürte ich, wie er kam. Das gab mir den Rest. Ich explodierte und gemeinsam genossen wir den Höhepunkt, dann fiel ich erschöpft auf ihn. Unsere Körper schienen eins.

Eine Stunde später betraten Justin und ich das Wohnzimmer. Das Gespräch unserer Freunde verstummte abrupt und auf einmal war ich sehr verlegen.

»Na, ihr hattet euren Spaß, oder?« meinte Chris trocken.

Justin und ich liefen beide purpurrot an.

»Ihr habt...«, Justin starrte verlegen zu Boden.

»Ich glaube nicht, dass ihr gebetet habt, oder?« meinte Joey.

»Wieso?« fragte ich irritiert.

»Gott, Torsten, Gott...«, imitierte Joey grinsend. »Ich... ja, Himmel, ich...«

Justin und ich wären an dieser Stelle am liebsten im Boden versunken. Josh grinste uns an. »Das nächste Mal sorgen wir für getrennte Zimmer, ohne Verbindungstüren!«

»Mit Korkwänden!« fügte Lance lachend hinzu. Er blickte uns beide kopfschüttelnd an. »Du bist mir unheimlich, Curly!«

Justin blickte beinah verletzt. »Warum?«

»Wie kann man nur derart... vokal sein?«

Justin wirkte verlegen, aber plötzlich grinste er, ergriff meine Hand. »Ihr seid neidisch!« erklärte er und zog mich in eine feste Umarmung, küsste mich, dass mir heiß und kalt zugleich wurde.

»Wir... müssen... los...«, brachte ich schließlich etwas atemlos hervor.

Chris, Joey und Lance betrachteten uns kopfschüttelnd. Es war Josh, der plötzlich laut zu lachen anfing. »Ihr seid einfach nur unmöglich!«

Justin grinste breit und nickte. »Stimmt!« Er blickte mich an. »Wollen wir?«

Ich rang einen Moment nach Luft, dann nickte ich. Und mit einem Mal musste auch ich lachen. Offenbar wirkte mein Lachen derart ansteckend, dass alle kurz darauf in lautes Gelächter ausbrachen.

Die ganze Autofahrt zur Konzerthalle reichte eine Andeutung und wir lagen lachend in den Sitzen. Peter, unser Fahrer, erklärte uns offiziell für verrückt, was einen weiteren Lachanfall auslöste. Mühsam nach Atmen ringend erreichten wir die Georg-Elser-Hallen. Wir wischten uns die Lachtränen aus den Augen und stiegen aus, um uns den Veranstaltungsort genauer anzusehen.

An sich hatten wir eine Studiosession geplant gehabt, doch dann hatten David, Tim und Felix all unsere Pläne verworfen und ein zweites Konzert für kommenden Mittwoch angekündigt. Da man dafür kurzfristig die Olympiahalle nicht mehr hatte mieten können, hatte mein erfindungsreicher Bruder eine Idee in die Runde geworfen, die rasch die volle Zustimmung aller Beteiligten gefunden hatte. Die gerade neu eröffneten Georg-Elser-Hallen hatten Tim rasch überzeugt. Damit hatte er die Party entsprechend verschoben und in die neuen Räumlichkeiten gelegt. Alles war insgeheim bereits vor einigen Monaten ausgeklügelt worden, doch bis zum Tourstart hatte man es alles geheim gehalten. Als das zweite Konzert angekündigt wurde, da waren die Tickets innerhalb von einem Tag offiziell ausverkauft.

Was die ganze Sache jedoch so besonders machte, war die Tatsache, dass die Georg-Elser-Hallen aus mehreren Hallen bestanden. In der großen Halle wurde alles für das Konzert vorbereitet. Die so genannte Kleine Halle würde jedoch die anschließende Party beherbergen. Den Red Room hatte man als VIP Bereich eingeplant und damit Presse und Prominenz gleichermaßen angelockt. Die Große Tourparty hatte sich die Company richtig was kosten lassen. Nicht nur, dass alles, was Rang und Namen hatte, auf diesem Konzert erschien, man hatte sogar internationale Stars eigens eingeflogen, wie man munkelte. Da man davon ausging, dass die ganze Veranstaltung bereits Stunden zuvor einem Hexenkessel gleichen würde, hatte man die Jungs, unsere Crew – schlicht jeden, der an dieser Tour beteiligt war – bereits am frühen Morgen in die Hallen gefahren. Zu unserem Glück gab es großzügige Räume, in denen wir uns aufhalten konnten. Unsere Toursecurity sorgte dafür, dass uns niemand belästigte. Allein meinen Bruder Tim ließ Mike gnädig passieren. Die aufgeregten Veranstalter und Organisatoren vor Ort hatte der mächtige Bodyguard bereits mehrfach verjagt.

Tim wurde von den Jungs und mir freundlich begrüßt. Ich umarmte meinen Bruder kurz, aber sehr erfreut. Justin tat es mir nach. Die anderen Jungs begnügten sich mit einem Handschlag. Bo und Garth hatten sich für die nächsten zwei Stunden abgesetzt und waren verschwunden, doch dank Mike und dem Rest unserer Sicherheitsmannschaft waren wir absolut sicher. Tim ließ sich auf eines der großen, cremefarbenen Sofas sinken und blickte sich um. »Ganz nett, oder?« grinste er in die Runde.

»Affentheater«, brummte Justin mir zu und ich musste lachen. Tim zogen die Augenbrauen hoch. »Ist doch wahr«, meinte Justin. »Ich kann ja verstehen, dass wir feiern und all das, aber das Theater, was ihr hier veranstaltet, das ist doch total übertrieben!«

»Wenn du den nächsten Lizenzscheck bekommst, kannst wirst du mir für die Unannehmlichkeiten dankbar sein!« gab mein Bruder etwas pikiert zurück.

»Lass mal«, winkte Chris ab. »Curly ist nur sauer, dass er heute Abend nicht mit deinem Bruder zusammen zur Party gehen kann!«

Justin warf Chris einen finsteren Blick zu, doch sagte nichts. Dummerweise hatte Chris mit seiner Vermutung voll ins Schwarze getroffen. Tim blickte erst Justin, dann mich an und seufzte. »Tut mir Leid!«

»Ist ja nicht deine Schuld«, brummte Justin. Er erhob sich. »Ich will mir den Affenstall mal anschauen, bevor es hier rund geht, kommst du mit?« fragte er mich. Ich nickte zustimmend. Lance machte Anstalten sich zu erheben, doch Josh stieß ihm dezent in die Rippen. Lance blickte seine Bandkollegen empört an, dann dämmerte es ihm. »Also gut«, brummelte er. »Wir bleiben hier!«

Mike blickte Justin und mich an. »Wo wollt ihr hin?«

»Uns das Theater anschauen, bevor es losgeht«, erklärte Justin. »Begleitest du uns?«

Mike starrte uns an, dann nickte er stumm einem Kollegen zu. Justin zwinkerte mir zu. Er wusste genau, dass Mike uns nie alleine durch die Halle wandern lassen würde. Doch Mike war ein liebenswerter Bursche, der Justin nichts abschlagen konnte, wenn dieser ihn bat. Insbesondere da er ja dabei war, um seinen Job zu tun. So wanderten Justin und ich, gefolgt von einem großen, schwarzen Kleiderschrank, durch die Hallen. Wir wurden neugierig vom Personal begutachtet, doch Mikes Anwesenheit verhinderte, dass wir belästigt wurden. In der Großen Halle hatten unsere Jungs bereits die Bühne aufgebaut. Justin winkte Neville zu, der gerade vom großen Mischpult auf einer Empore die Tontests durchführte. Neville hob die Hand zum Gruß.

Justin und ich starrten auf die Bühne. Im Gegensatz zu der normalen Dekoration, hatte man diese durch eine größere und breitere ersetzt. Neben der normalen Band, die man hier nun seitlich links platziert hatte, sahen wir ein klassisches Orchester.

»Wann hatte Tim vor, uns das zu sagen?« meinte Justin kopfschüttelnd. »Spinnt der?«

Ich blickte nur noch Mike an und meinte. »Könntest du meinem Bruder ausrichten lassen, dass ich ihn sehen will? Jetzt sofort! Und er soll die Jungs gleich mitbringen!«

Innerhalb von zehn Minuten stand mein Bruder neben mir, ein wenig irritiert, dass er so plötzlich von den Bodyguards samt den Jungs in die Halle geführt worden war.

»Was ist los?« fragte er und blickte Justin und mich fragend an. Ich deutete anklagend zur Bühne.

»Ach du Scheiße«, entfuhr es Josh und auch die anderen Jungs wurden nervös. Und ich konnte ihre Unruhe verstehen. Die Bühne war auf ihre Belange ausgelegt. Nun hatte man dort ein weiteres Orchester installiert und die Dekoration verändert. Damit waren sämtliche Anhaltspunkte nicht mehr richtig. Alle Markierungen, die sie hatten, konnten die Jungs vergessen.

»Du spinnst schon, oder? Uns das nicht vorher zu sagen!« meinte ich zu Tim. »Sorg dafür, dass die Bühne frei gemacht wird, wir müssen proben!«

»Proben?« echote mein Bruder überrascht.

»Genau das!« Ich blickte mich um. »Neville«, brüllte ich die Empore hinauf. »Wo ist mein Funkgerät?«

»Gleich hier«, kam es zurück.

»Ich bin sofort oben!« Ich nickte Justin und den anderen zu. »Mike, sieh zu, dass du Caro auftreibst. Wir brauchen sie hier, sofort!« Ich hastete zum Aufgang der Empore, wo ich Neville fand.

»Wir proben«, erklärte ich ihm. »Niemand hat uns das mit dem Orchester und der veränderten Deko vorher gesagt!«

»Frag mal«, brummte unser Tonspezialist. »Ich muss die ganze Anlage komplett neu aussteuern!«

Ich schnappte mir mein Mikro und verkabelte mich. »Torsten an alle: Kommen!« Kurz darauf hatte ich die volle Aufmerksamkeit unseres Teams und schilderte ihnen die Lage. Es gab ein allgemeines Stöhnen, doch allen war klar, ohne die Proben würden wir ein ernsthaftes Problem haben. »Bedankt euch bei Tim«, meinte ich schließlich. »Ich bin sicher, dass er euch dafür heute Abend alle kostenlos versorgen wird!«

Es knackte in meinem Funkgerät und plötzlich hörte man Justins Stimme. »Die Jungs und ich sind der Meinung, dass wir alle heute Abend in der VIP Lounge kräftig abfeiern werden, und zwar mit euch zusammen!« Lautes Johlen war die Antwort. »Vergessen wir die VIPs, die wichtigsten Leute für uns ist unsere Crew!«

Daraufhin brach eine derart begeisterte Betriebsamkeit aus, wie ich sie mir niemals hätte träumen lassen. Ein jeder unserer Mannschaft überbot sich. Hatte ich bisher geglaubt, dass wir routinierte Profis hatten, die nächsten Stunden vollbrachten unsere Jungs und Mädels wahre Wunder.

Neville zauberte mit seinen Tontechnikern einen Klang, der einen umhaute. Peter, noch immer in seinem Gips, steuerte vom Lichtmischpult aus ein wahres Feuerwerk. Unsere Bühnencrew ließ es sich nicht nehmen und arrangierte nach Besprechung mit Caro und Justin die Bühne derart um, dass die Show ohne Probleme ablaufen konnte. Wie die Wahnsinnigen schraubten sie mehrere Emporen und eine mehrstufige Treppe zusammen. Neue Lichtlaufleisten wurden gesetzt und alles wurde sicher gemacht, getestet und geprüft.

Mein Bruder hatte sich nach seinem ersten Schreck erholt und ans Telefon gehangen. Nach zwei Stunden war das gesamte Orchester versammelt, um gemeinsam mit den Jungs zu proben.

Wer mich am meisten beeindruckte, war jedoch Justin. Nachdem die Jungs sich durch ihre Lockerungsübungen gearbeitet hatten, wurden die ersten Lieder geprobt. Den ersten Song ließ Justin noch unkommentiert, doch ich konnte an seinem Gesicht ablesen, dass er alles andere als zufrieden war. Caro machte ein paar ruhige Vorschläge, dann gingen sie zum zweiten Song über. Mitten in der Nummer blieb Justin stehen. »Okay, Stopp!« rief er laut. Über sein Mikro hörte man ihn in der gesamten Halle. »Das geht so nicht!« erklärte er. »Josh, du sollst hier nach dem Sprung landen, nicht im hinteren Teil der Bühne! Chris, könntest du die Grimassen lassen und dich konzentrieren, anstatt Joey abzulenken?!« Justins Stimme war hart. »Hier arbeiten alle wie bekloppt und ihr stellt euch an wie die...«, er brach ab. »Wie die... die Backstreet Boys!«

Einen Moment lang herrschte Schweigen in der ganzen Halle. Dann begann Caro lauthals zu lachen. Sie lachte bis ihr die Tränen kamen, und mit ihr die gesamte Crew, einschließlich der Jungs. »Okay, danke Justin!« meinte sie schließlich. An die Jungs gewandt meinte sie dann: »Also, so erheiternd es auch war, der Junge hat recht!« Sie nahm ein Mikro von einem Ständer. »Okay alle zusammen, noch mal die Nummer!«

Die Jungs nahmen Aufstellung. Chris warf Justin einen kurzen, fast finsteren Blick zu, doch dann konzentrierte er sich. Die Nummer hatte mit einem Schlag an Qualität gewonnen und nicht nur das. Hatte Justin sich meist während der früheren Proben rausgehalten, so war er es nun, der am härtesten mit seinen Bandkollegen ins Gericht ging. Hatten die Jungs unter Caros Augen Gnade gefunden, bedeutete es noch lange nicht, dass sie den Ansprüchen meines Freundes genügten. Immer wieder schüttelte Justin den Kopf, ging mit seinen Kollegen die Choreographie Stück für Stück durch, bis er endlich zufrieden war.

Es war Lance, der nach über zwei Stunden harter Probe die richtigen Worte fand: »Curly, ich kann nicht mehr. Du hast ja recht, aber wir haben heute Abend noch ein Konzert. Ich brauche die Energie heute Abend!«

Justin schien einen Moment lang als wollte er widersprechen, dann nickte er jedoch. »Okay, machen wir Schluss.«

»Moment«, kam es da ausgerechnet von Chris. »Eines will ich noch wissen!«

»Was denn?« fragte Justin.

»Warum hast du die ganze Zeit nie was gesagt?« Chris schob sich seine langen Haare aus dem Gesicht. »Ich meine, dir ist das doch alles nicht erst heute aufgefallen!« Justin wurde rot und starrte zu Boden.

»Ich glaube, das fragen wir uns besser selber«, meinte Joey plötzlich. »Kommt, machen wir Pause!« Er nahm seine Wasserflasche und sein Handtuch auf, trocknete sich das Gesicht ab. Justin sah die Umarmung nicht kommen, so überraschend kam sie. »Gute Arbeit, Bro!« brummte der kräftige junge Mann. Dann verschwand er von der Bühne. Einer nach dem anderen umarmten die Jungs den Jüngsten ihrer Band. Chris war der letzte. Er blickte Justin grinsend an, hielt ihm die Hand hin. Justin schlug ab und die beiden grinsten breit. »Okay, gehen wir was essen!«

Justin lachte auf. »Okay!« Die beiden machten, dass sie von der Bühne kamen und Caro sah ihnen kopfschüttelnd hinterher.

»Wenn du fertig bist, hättest du auch Lust, was zu essen?« fragte mein Bruder, der wie aus dem Nichts neben ihr auftauchte. Sie musterte ihn einen Moment lang kühl. Tim wurde fast ein wenig kleiner, als sie ihn so anblickte, dann nickte sie. »Also gut!« Sie hakte sich bei ihm ein und gemeinsam liefen die beiden zum Bühnenausgang. Ein lauter Pfiff schallte ihnen nach. Ich blickte zum Tonmischpult und sah Neville breit grinsend. Er winkte mir zu. Ich hob die Hand, lachend.

Das zweite Konzert war ein voller Erfolg. Es war ausgebucht und die Show war gigantisch. Das Orchester gab dem ganzen noch einen viel tieferen Charakter und zum ersten Mal gefielen mir sogar einige Interpretationen der Lieder. Denn auch wenn ich die Jungs mochte, die teilweise äußerst weichgespülte Musik war nichts für mich. Aber so konnte ich das Konzert sogar genießen. Nicht, dass ich viel Zeit dazu gehabt hätte, denn der Mehraufwand bedeutete auch für mich eine Menge mehr zu tun. Die Kostümwechsel fanden auf engem Raum statt und die Choreographie war umgestellt. Immer wieder kam es zu ein paar kleine Unterbrechungen, die so nicht geplant waren, aber immer wieder landeten bergeweise Plüschtiere, Blumen und noch mehr anderes Zeug auf der Bühne, das die Jungs entweder lachend beiseite schoben oder aber Nicky, Conny oder ich hasteten nach einem Song über die Bühne, um diese wieder frei zu räumen, nur um das gleiche Theater nach dem nächsten Stück wieder zu vollführen. Das ganze Material landete in mehreren großen Müllsäcken, die wir hinter der Bühne stapelten, bis wir eine Ahnung hatten, was wir mit all dem Zeug anfangen sollten.

Alles in allem begeisterten die Jungs jedoch ihr Publikum komplett. Nachdem sie alle ihre Zugaben gesungen hatten, verabschiedeten sie sich von den Fans unter ohrenbetäubendem Jubel. Nicky und ich erwarteten die Jungs bereits mit Wasser und Handtüchern. High und geschafft zugleich wankten die Jungs unter meiner Führung in den Aufenthaltsraum. Lance, Joey und Chris verschwanden in ihren jeweiligen Umkleiden. Joey würde sofort duschen, wie ich wusste. Lance würde müde in auf das Sofa fallen und erstmal eine halbe Stunde schlafen und Chris hatte seinen Walkman stets griffbereit, womit er sich für eine halbe Stunde von der Außenwelt abschottete. Justin, JC und ich lagen auf einem der breiten Sofas in unserem Aufenthaltsraum und hatten alle die Augen geschlossen. »Klasse Show!« murmelte Justin. Ich blinzelte, blickte ihn an und brummte zustimmend. JC gähnte. »Ruhen wir uns aus solange wir können. Die Party wird sicherlich noch lustig!«

»Und lang!« fügte Justin hinzu.

»Ah, da seid ihr!« holte uns die Stimme meines Bruders wieder aus unserem Kurzzeitschlummer.

Justin gähnte. »Wo sollten wir sonst sein, Schlauberger?«

Tim grinste. »Ich habe Besuch mitgebracht!« Ich blickte meinen Bruder schockiert an. »Hierher? Spinnst du?«

»Keine Sorge«, wehrte er ab. »Reine Familienangelegenheit!« Damit öffnete er die Tür. Ich musste wohl sehr bescheuert ausgesehen haben in diesem Moment, als meine Eltern hereinkamen. Sie blickten sich fragend um, dann sah meine Mutter mich. Mein Vater grinste breit, als meine Mutter mich umarmte.

»Hallo Mama!« brachte ich gerade noch so hervor.

»Das erste Mal, dass wir hier Besuch bekommen, der sich nicht für uns interessiert«, meinte JC lachend zu Justin. Justin wirkte jedoch recht still und ich konnte es ihm nicht verdenken.

»Ich dachte, ich bringe sie mit, damit unsere Eltern ihren Jüngsten zu sehen bekommen, wenn wir schon mal in der Stadt sind!« erklärte Tim. »Du warst wohl ein wenig beschäftigt, um an so was zu denken, Bruderherz!«

Ich umarmte meinen Vater, dann zuckte ich verlegen mit den Schultern. »Soll vorkommen!« Mein Vater lachte, während meine Mutter den Kopf schüttelte. Ich blickte mich um zu Josh und Justin. »Mama, Papa, das sind Justin und JC.«

Es wurde eine etwas förmliche Vorstellung, die auf beiden Seiten Unruhe hervorrief. Ich seufzte innerlich. Was sollte ich sagen? Es war Josh, der sich plötzlich erhob und sich meinen Bruder schnappte. »Wo du gerade da bist Tim, kann ich dich einen Moment sprechen?« Und mit diesem Vorwand zog er meinen Bruder aus dem Raum und Justin und ich waren mit meinen Eltern allein.

»Setzt euch doch«, meinte ich zu meinen Eltern. »Wir sind gerade ein wenig geschafft!«

»Kein Wunder«, erwiderte mein Vater. »Was da auf der Bühne abging, das war ja wohl nicht gerade einfach!« Er nickte Justin zu. Dieser lächelte freundlich. »Es geht, man gewöhnt sich daran!« Dann gähnte er. »Aber danach braucht es immer etwas um wieder runterzukommen!«

»Wie läuft die Tour denn?«

»Gut«, antwortete ich meinem Vater. »Ab und zu ein wenig stressig, aber es macht Spaß!«

»Dann ist gut!«

Wir schwiegen einen Moment alle. Justin und ich blickten uns an. »Dein Bruder!«

Ich nickte. »Du kannst ihn nachher verhauen, wenn du willst. Ich halte ihn fest!« Justin nickte. Meine Eltern blickten sich fragend an. »Was ist mit Tim?«

»Er hat einfach ein absolut schlechtes Gefühl für Timing!« erwiderte Justin. Meine Mutter lächelte amüsiert. »Das ist euch also auch aufgefallen?«

Justin grinste. »Ich glaube, deine Mutter mag ich schon mal!« Ich wurde rot. Justin grinste noch breiter. »Sag es einfach, dann sind wir es los!« meinte er.

Mein Vater blickte zwischen Justin und mir hin und her, dann begann er zu grinsen. Offenbar half jetzt nichts mehr. Wenn mein Vater dieses Grinsen drauf hatte, bedeutete es, dass er schon wusste, um was es ging.

»Ihr beiden?« meinte er dann auch. Ich seufzte niedergeschlagen. »Erinnere mich daran, Tim in den Hintern zu treten!« meinte ich zu Justin. Dann setzte ich mich neben meinen Freund, nahm seine Hand und nickte. »Ja, Justin und ich...«

Meine Mutter brauchte einen Moment länger. »Wie, du und Justin?« Sie blickte uns an, sah unsere Hände und wirkte sprachlos.

»Glückwunsch«, meinte mein Vater. Er blickte uns an. »Das ist nicht gerade einfach, oder?«

Justin schüttelte den Kopf. »Nicht wirklich, nein!«

»Ähm«, meldete meine Mutter sich zu Wort. »Ihr beiden seid zusammen?«

Ich nickte. »Ja!« sagte ich schlicht. Was anderes fiel mir in diesem Moment nicht ein.

»Du machst es dir nicht einfach, oder Junior?« Mein Vater erhob sich, legte seinen Mantel ab und setzte sich wieder. Er trug einen schicken Anzug darunter. Offenbar waren meine Eltern auch zur anschließenden Party eingeladen worden.

»Was ist schon einfach«, meinte ich.

»Nun, du hättest es mit einem Mädchen aus deiner Klasse versuchen können, anstatt mit einem männlichen Superstar!« entgegnete mein Vater trocken. Ich grinste plötzlich. Mein Vater fand irgendwie immer den richtigen Ton, mich zum Lachen zu bringen.

»Das wäre zu einfach, Papa!«

»Sag ich doch!« Er blickte Justin an. »Freut mich übrigens, dich kennenzulernen, Justin.« Er reichte ihm die Hand. Justin nahm sie und schüttelte sie. »Freut mich ebenso!«

Meine Mutter blickte ihn an, dann lächelte sie. »Geschmack hat mein Jüngster auf jeden Fall!«

Justin wurde rot und ich blickte sehr verlegen auf meine Schuhe. Meine Mutter ließ es dabei jedoch nicht bewenden und umarmte Justin. »Dann muss ich mich mit einem Superstar Schwiegersohn abfinden«, meinte sie mit einem Lachen. Sie drückte Justin kurz, dann blickte sie ihn an. »Ihr passt auf, oder?!«

»Mama!« meinte ich entrüstet. »Bitte!«

»Meine Mutter hat uns die gleiche Warnung gegeben«, meinte Justin zu mir. »Ist das normal?«

»Ich fürchte, ja!«

»Nun, dann haben wir es ja hinter uns!« meinte Justin und ließ sich wieder auf dem Sofa nieder. Er lehnte sich an mich. Mein Vater half meiner Mutter aus dem Mantel. Dann ließen sie sich auf dem zweiten Sofa nieder. Wir unterhielten uns über die Tour, wie wir uns kennengelernt hatten und all das, bis es klopfte und Bo den Kopf durch die Tür steckte. »Justin, Torsten? Die Party startet in einer halben Stunde!«

Justin und ich blickten uns an. »Wir brauchen etwas länger. Wir müssen noch duschen!« erklärte Justin.

»Dann beeilt euch! Wir können schlecht ohne euch starten!«

»In Ordnung!« meinte Justin. Bevor Bo die Türe schließen konnte hielt er ihn jedoch auf. »Bo?«

Der Tourmanager blickte ihn an. »Ja?«

»Könntest du Torstens Eltern mit in den VIP Raum nehmen? Und ihnen ihre Pässe geben?« bat mein Freund.

»Klar!« Bo nickte.

Rasch verabschiedeten wir uns von meinen Eltern. Wir würden sie ja bald wieder sehen.

»Ach ja, und das zwischen Justin und mir ist so etwas wie ein Staatsgeheimnis!« meinte ich. »Also unser Team weiß davon, aber die Presse darf nichts davon erfahren!«

Meine Eltern nickten. »Geht klar!« Mein Vater grinste, dann umarmte er Justin. »Dann mache ich das besser jetzt!« Justin lachte. »Bis dann, Herr Jansen!«

»Nenn mich Markus. Das macht man so in der Familie!« erwiderte mein Vater.

»Bis gleich!«

Meine Mutter lächelte uns zu, dann verließen meine Eltern gemeinsam mit Bo den Raum. Justin und ich blickten uns an.

»Das war jetzt irgendwie...«

»...aufregend?« schlug mein Freund vor. Ich nickte zustimmend.

»Sie sind echt okay, deine Eltern!« meinte Justin und lehnte seinen Kopf an meine Schulter.

»Danke!«

Justin nickte. »Wir sollten duschen gehen und uns umziehen!«

Ich fühlte mich auf einmal unangenehm. »Ähm...«

Mein Lover grinste mich an. »Ich habe Sachen für dich besorgen lassen, keine Panik!« Er gab mir einen Kuss. »Du bist echt der beste Tourmanager den ich kenne, aber was dich selber angeht bist du ein wenig verplant, oder?«

Ich blickte ein wenig verlegen. Justin hob mein Kinn hoch und küsste mich. »Du musst auch mal an dich selber denken, Torsten!« Er küsste mich erneut. »Aber wenn du es vergisst, hast du ja mich!«

Ich umarmte Justin und küsste ihn. Wir blickten uns an. »Komm, gehen wir duschen. Ne Party wartet auf uns. Den Rest können wir heute Nacht dann...« Wir brauchten noch ein paar Minuten um von unserem Geknutsche abzulassen, dann gingen wir nach nebenan in die Ankleide und von dort ins Bad.

Fünfunddreißig Minuten später waren Justin und ich geduscht, unsere Haare gemacht – insbesondere die meines Freundes – und wir hatten uns umgezogen. Im Gegensatz zu den bisherigen Veranstaltungen, an denen unsere Garderobe sehr festlich gewesen war, wurde dieses Mal der Kleidungsstil als legere bezeichnet. Das führte dazu, dass Justin und ich beide schwarze Jeans trugen, mein Freund dazu ein enges, weißes T-Shirt und darüber ein hellblaues Hemd. Ich verdrehte bei seinem Anblick die Augen. »Heute Abend sind wir mal wieder das Coverbild von einem Teenymagazin, oder?«

Er zuckte mit der Schulter. »Das gehört dazu«, er grinste mich an, legte den Kopf schief. »Gefalle ich dir?«

»Ein Poster würde ich mir von dir trotzdem nicht aufhängen!« erklärte ich.

»Du bekommst das Original, reicht das?«

Ich lachte. »Das ist in Ordnung!«

Justin strich über meinen nackten Bauch. »Zieh dich an, sonst kommen wir zu spät, weil ich über dich herfalle!«

Grinsend schob ich mein schwarzes T-Shirt in die Hose. »Hier!« Justin hielt mir eine Jacke hin. »Ich dachte mir, die könnte dir stehen!«

Ich starrte die braune Lederjacke in seinen Händen an. »Du bist total bescheuert!« meinte ich kopfschüttelnd.

»Quatsch!« wehrte Justin ab. »Ich will nur, dass mein Freund total geil aussieht!« Er grinste breit. »Ich hab mir immer vorgestellt, dass mein Freund so eine geile Lederjacke tragen würde...«, flüsterte er mir ins Ohr. Er drückte sich an mich und seine Zunge berührte mein Ohr. Ich zitterte leicht und presste mich an ihn.

»Du machst mich irre, Justin!«

»Du mich auch, Torsten!« Er hielt mir die Jacke hin. »Und du kannst es den ganzen Abend lang machen!«

»Worauf du dich verlassen kannst!« erwiderte ich, nahm die Jacke und zog sie an. Justin trat einen Schritt zurück und blickte mich an. Seine Augen leuchteten. »Verdammt...«, murmelte er.

»Komm, wir müssen los!«

Justin starrte mich gierig an und ich konnte nicht umhin zu lachen. »Los, komm!« Ich schob ihn zu Tür. »Notgeiler Kerl du!« flüsterte ich ihm ins Ohr. Er dreht sich um, grinste, küsste mich. »Nur für dich!«

Vor der Tür wartete Mike bereits auf uns. »Die anderen sind schon fertig!« brummte er. Justin winkte ab. »Was für ein Zufall«, entgegnete ich salopp.

Die Jungs saßen mit Bo und Garth und zu meiner Überraschung mit meinen Eltern und Tim in einem Warteraum oder Wohnzimmer, wie auch immer man es nennen wollte. Sie alle hatten einen Drink in der Hand und schienen nur auf uns gewartet zu haben.

»Da seid ihr ja!« meinte Chris nonchalant.

»Sieht so aus«, erwiderte Justin.

»Da deine Eltern da sind, fragen wir auch nicht, warum es so lange gedauert hat!« kam es von Joey.

Ich verdrehte die Augen, doch mein Vater winkte ab. »Wir haben uns mit den beiden festgequatscht. Da brauchten die beiden natürlich etwas Zeit!«

Netterweise wagte es keiner, meinem Vater zu widersprechen.

»Wo sind Nicky, Conny und die anderen?« fragte ich.

»Die machen sich noch frisch!« erklärte Josh. »Sie hatten noch mit dem Abbau zu tun. Zumindest soweit wie sie es fertig machen wollten, damit sie in Ruhe feiern können, meinte Nicky!«

»Okay!« Justin blickte in die Runde. »Warten wir auf was besonderes, oder können wir einfach so gehen?«

Tim lachte auf. »Und uns die Show verderben, die wir so mühsam geplant haben?« Er schüttelte den Kopf. »Ich gehe den Leuten Bescheid geben, dass es losgehen kann!« Damit erhob er sich und verschwand durch eine Türe. Justin blickte ihm nach. »Er macht ja einen guten Job, aber manchmal...«

Ich hob die Schultern wie zu einer Entschuldigung, sagte aber nichts. Tim war immerhin mein Bruder, und auch wenn er manchmal ein wenig planlos schien, ich mochte ihn sehr.

»Du siehst gut aus, Torsten!« meinte meine Mutter. »Steht dir!«

»Danke«, Justin verbeugte sich leicht. »Freut mich zu hören!« Meine Mutter blickte etwas irritiert. »Er hat die Sachen ausgesucht«, erklärte ich ihr. »Ich hab nicht daran gedacht, was mitzubringen!«

»Denkt immer an andere«, brummte Garth. »Scheint so, als wäre das ein Gen für Tourmanager!« Bo stieß ihn in die Seite, mein Vater blickte die beiden fragend an.

»Ach, wenn ich für den hier nicht mitdenken würde, er würde über seiner Arbeit vergessen zu essen!« erklärte Garth ihm.

»Das ist vollkommen übertrieben!« widersprach ihm Bo. Garth grinste ihn an. »Wann hast du das letzte Mal gegessen?«

»Heute... äh, heute morgen!« brummte Bo und sein Magen knurrte auf einmal vernehmlich. Garth grinste breit und die anderen Jungs kicherten.

»Wird er wenigstens nicht fett!«

»Vielen Dank auch, Joey!« kam es von Bo.

»Na, wo er recht hat!« warf Chris ein.

»Solange er nicht umfällt ist es okay«, meinte Garth und schloss seinen Freund in die Arme. »Ich mag ihn nämlich so wie er ist!«

Bo blickte ihn einen Moment lang böse an, doch das hielt er nicht lange durch und kurz darauf küssten sich die beiden.

»In Ordnung, wir können!« Tim stand in der Tür. »Kommt, gehen wir!«

Mein Bruder führte uns aus dem Raum, einen schwach erleuchteten Gang entlang bis zu einer Feuerschutztüre. Er öffnete sie und wir befanden uns in einem Raum hinter einer Bühne. Mehrere Personen, Bodyguards, Anweiser, Bühnenarbeiter etc. waren zu sehen.

Lenni, Tims Kollegin aus dem Büro sah ich ebenfalls. Sie schien auf Tim zu warten und nickte Bo und mir freundlich zu.

»Okay, ich bringe die Jungs zu ihrem Auftritt. Lenni hier wird euch runterbringen in die Special Guest Area.«

»Also gut, bis gleich Jungs!« meinte Bo. »Braucht nicht zu lange!« Die Jungs lachten entspannt. Justin und ich blickten uns nur kurz an – immerhin waren wir in der Öffentlichkeit – dann folgte ich Lenni zusammen mit Bo, Garth und meinen Eltern.

Wir wurden eine Treppe hinab geführt und kamen zu einer Tür mit zwei sehr kräftigen Security Männern. Sie ließen uns ohne weiteres durch und wir fanden uns in einem kleinen, hellen Raum wieder. Es schien ein Vorraum zu sein.

»Okay, rein ins Chaos!« meinte Lenni und öffnete die Türe an der gegenüberliegenden Seite des Raums. Hinter zwei weiteren dunkel gekleideten Security Männern sahen wir eine große Menschenmenge. Es war ein riesiger Empfang in einer Halle mit Decken so hoch wie die Halle, in der wir zuvor den Auftritt gehabt hatten. Eine Wucht aus Licht, Farben und lauter Musik prallte auf uns ein. Lenni versuchte unsere Aufmerksamkeit zu erringen. »Ihr seid dort vorne. Da wo diese Purpurkordeln den Bereich abteilen!« Ich blickte mich nach meinen Eltern um. Mein Vater hatte meine Mutter am Arm genommen und beide machten sich daran, durch das Chaos in Richtung unserer Sitze zu manövrieren. Garth hatte es deutlich einfacher. Mittels seiner Statur schuf er Platz wie ein Eisbrecher und Bo und ich wanderten in seinem Kielwasser hinterher. Nachdem wir den Securityleuten unsere Ausweise gezeigt hatten, durften wir passieren.

Bo schüttelte den Kopf. »Was für ein Chaos! Habt ihr gesehen, wer hier alles da ist?«

»Also die müssen die halbe Musikwelt eingeflogen haben für diesen Abend!« Garth schüttelte den Kopf. »Ich dachte, unsere Auftaktveranstaltung war schon irre.«

Meine Eltern schienen sich sichtlich unwohl zu fühlen, doch Bo nickte ihnen beruhigend zu. »Machen Sie sich keine Gedanken. Immer schön daran denken, wir sind heute Abend die Ehrengäste, egal wer da rumläuft!« Er ließ sich an einem Tisch in einem der schweren Sessel nieder. Sofort war ein Kellner heran und nahm unsere Bestellung auf.

»Sollen wir für die Jungs gleich mit bestellen?« fragte ich. Bo winkte ab. »Wer weiß, wie lange sie auf der Bühne rumhampeln müssen?!« Er überlegte. »Stellen Sie einfach mal drei Flaschen Prosecco kalt, fürs erste!«

Ich dachte einen Moment lang wehmütig an die Kopfschmerzen der vergangenen Tage, doch Garth zwinkerte mir zu. »Ein Tipp: Zwischendrin immer viel Wasser trinken, das hilft. Und am besten vor dem Schlafen gehen eine Kopfschmerztablette!«

»Wenn du das sagst...« meinte ich zweifelnd.

»Trau dem Fachmann!« meinte Bo.

In diesem Moment wurde das Licht gedimmt. Ein Trommelwirbel erklang und eine laute Stimme verkündete: »Meine Damen und Herren, Ladies and Gentlemen, bitte heißen Sie ganz herzlich Ihre Gastgeberin heute Abend willkommen: Celine Dion!«

Die Scheinwerfer flammten auf und erhellten eine weite, halbrunde Treppe, an deren oberem Ende die bekannte Sängerin stand, die mit ihrem Titanic Hit Millionen zum Heulen gebracht hatte. Und tatsächlich spielte der bekannte Song im Hintergrund, als Celine Dion die Treppe hinab kam. Sie lächelte, denn viel mehr konnte sie aufgrund des donnernden Applauses kaum tun. Ruhig stand sie da in ihrem schwarzen Abendkleid und lächelte, winkte und wartete darauf, dass es ein wenig ruhiger werden würde.

»Gute Abend meine Damen und Herren!« begrüßte sie die Anwesenden. »Und herzlich willkommen zur heutigen Galaveranstaltung, die sicherlich den Höhepunkt der bisher erfolgreichsten Tournee von N*SYNC darstellt!«

»Kann man so sagen«, brummte David Schmidt-Felden und ließ sich neben mich in einen der Sessel fallen. Er nickte grüßend in die Runde. »Wir haben durch das Konzert gestern mehr eingenommen als mit allen Konzerten zuvor zusammen glaube ich!« Er wirkte sehr zufrieden. »Wie geht es dir?«

»Gut, danke!« erwiderte ich, wohl ein wenig zurückhaltend, denn David blickte mich mit einem Augenzwinkern an. »Ganz unter uns, ich finde du hast völlig recht was Felix angeht!«

Ich blickte ihn überrascht an. David grinste verschwörerisch. »Ich habe das natürlich nie gesagt«, meinte er leise zu mir. »Aber er ist verdammt anstrengend!«

Ich verzog die Lippen zu einem Grinsen. »Das kann man sagen!«

David nickte. »Er ist aber auch der beste Produzent den wir haben. Er weiß was es braucht, um Erfolg zu haben, und er hat ein verdammt gutes Gespür. Auch wenn seine persönlichen Umgangsformen manchmal ein wenig... daneben sind!« Er winkte dem Kellner zu und bestellte flüsternd eine Cola.

»Keinen Alkohol?« fragte ich überrascht. David schüttelte den Kopf. »Ich fahre heute Abend noch, außerdem trinke ich so gut wie nie Alkohol!«

Inzwischen hatte Celine Dion die Masse mit einigem Geplauder in ihre Hand gebracht und kam zum Höhepunkt des Abends. »Begrüßen Sie mit mir die Stars, nicht nur des heutigen Abends, Ladies and Gentlemen: N*SYNC!«

Damit gingen die Scheinwerfer erneut über der Treppe an und herab kamen die Jungs. Sie sahen gut aus und wirkten frisch genug nach einem Konzert. Sie unterhielten sich mit Celine, machten einige Witze, sprachen über die Tournee und bedankten sich bei jedem den sie finden konnten, angefangen von ihren Eltern und ihren Familien, über dem Management und Producern hin zur Crew und ihren Freunden. Zu unserem Glück wurden wir diesmal nicht auf die Bühne gerufen.

Die Jungs ließen es sich nicht nehmen, zwei Songs zum Besten zu geben. Höhepunkt des Abends war jedoch das gemeinsam von Celine und N*SYNC gesungene Lied 'That's the way it is'. Ich muss gestehen, dass ich bei diesem Lied völlig gebannt war, wie auch der Rest des Publikums. Kaum war die letzte Note verklungen, da hielt es niemanden mehr auf den Plätzen. Der Jubel kannte kaum noch Grenzen und wieder und wieder verbeugten sich die Akteure. David Schmidt-Felden grinste wie eine Katze, die den sprichwörtlichen Sahnetopf ausgeschleckt hatte. »Ich glaube, wir sollten die Liveaufnahme als Single rausbringen! Vielleicht schaffen wir eine Studioaufnahme in ein paar Wochen!«

Ich seufzte nur innerlich. Das bedeutete nur wieder Arbeit. Ich lehnte mich in meinem Sessel zurück, nahm einen Schluck aus meinem Glas und blickte auf die Bühne, wo Celine gerade mit Blumen geehrt wurde und die Jungs in die Runde winkten. Justin blickte zu uns herüber und grinste. Einen Moment lang wusste ich, sahen nur wir beide uns an. Ich lächelte und nahm einen weiteren Schluck Prosecco, blickte in die Runde und blieb am Blick meines Vaters hängen, der mir zunickte, aber in seinen Augen konnte ich Sorge lesen. Und trotz aller Begeisterung um mich herum fühlte ich mich erschreckend einsam einen Moment lang.

Die Jungs kamen von der Bühne herab. Blitzlichtgewitter umgab sie, als die Security ihnen einen Weg durch die Masse zu uns bahnte. Justin schob sich auf das Sofa neben mir und Josh nahm neben ihm Platz. Ich nickte ihnen zu. »Klasse gemacht!«

Justin grinste. »Celine hat mich ein wenig überrascht. Gut, dass wir das Lied kannten!« Er schüttelte den Kopf. »Dein Bruder wieder mal...« Ich lachte auf, blickte Justin an. Er lehnte sich zu mir rüber. »Die Jacke sieht gut aus«, meinte er mit einem süffisanten Grinsen. »Wo hast du die her?«

»Hat mir mein Lover geschenkt«, entgegnete ich gespielt cool. »Meinte, sie sähe scharf aus an mir!«

»So, hat er das?« Justin schüttelte den Kopf und ich konnte ein unterdrücktes Lachen in seinen Augen sehen. »Wenn er dich jetzt sehen würde, wäre er sicherlich erfreut!«

»Ich glaube, es würde ihn wahnsinnig machen«, entgegnete ich.

Justin grinste breit. »Möglich ist alles!« Er griff nach meinem Glas. »Was trinkst du da?« fragte er, nahm einen Schluck und leerte anschließend das Glas. »Ist es so warm hier, oder bin das ich?« fragte er in die Runde.

Einen Moment lang starrten ihn alle an. David blickte vollkommen geschockt. Justin blinzelte irritiert über die plötzliche Aufmerksamkeit und ich konnte mich nicht mehr halten. Innerhalb von Sekunden hatte ich Lachtränen in den Augen. Justin wirkte mit einem mal sehr verlegen, als sich die Spannung in lautem Gelächter entlud. Er verbarg seinen Kopf in den Händen und schüttelte ihn. Als er wieder hoch sah, blickte er in die Runde und seufzte. Ich grinste ihn an, nahm eine der Flaschen vom Tisch. »Willst du noch ein Glas?«

Mein Freund verdrehte die Augen, lachte dann auf. »Besser nicht, wenn schon ein Glas zu solchen Aussetzern führt, bleibe ich heute Abend wohl lieber bei Cola!« Damit hatte er die Lacher auf seiner Seite.

Lesemodus deaktivieren (?)