zur Desktop-Ansicht wechseln. zur mobilen Ansicht wechseln.

Das Weihnachtsgeschenk

Weihnachtschallenge 2007

Lesemodus deaktivieren (?)

Informationen

Beitrag zur Weihnachtschallenge 2007

 

Brrr. Kalt. Zitternd schloss ich die Wohnungstür. Winter... einfach nicht meine Jahreszeit. Überall dieser Schnee, die hektischen Menschen in der Stadt, die panisch versuchen, ihre Weihnachtseinkäufe zu erledigen... und habe ich den Schnee und die Kälte erwähnt ? Es war der 23.12., also quasi fünf vor zwölf. –

Wie man’s halt nimmt. Ich hab’s nicht so mit Weihnachten. – Okay, das Fest an sich mag ich natürlich, besonders die freien Tage. Bloß das ganze gefühlige Drumherum ist nicht so wirklich mein Ding. Seit ich von zu Hause weg bin, der liebevollen Klammer der Familie entronnen, hab ich nicht mehr so richtig Weihnachten gefeiert. Mit wem hätte ich auch ? Ich lebe allein. – Nee, keine falschen Gedanken. Ich bin gern allein und komme mit meinem Singledasein echt gut zurecht. Klar, manchmal kommen so Stimmungen hoch, da hätte ich auch gern 'ne Schulter zum Anlehnen (und mehr !), aber das vergeht wieder. – Doch Weihnachten ist schon manchmal die totale Härte. Alle sind irgendwie mit Familie und Kindern oder zumindest mit Freundin oder Freund zusammen, überall dudelt Weihnachtsmusik (das geht mir schon seit Wochen auf den Sack !) und wirklich was los – also weihnachtsfreie Action – ist auch nichts. Da ist man voll auf sich zurückgeworfen. Noch letztes Jahr war ich über die Feiertage zu Hause. War ja ganz schön und meine Ellis haben sich unheimlich Mühe gegeben, aber irgendwie nervt das auch. Da hab ich beschlossen, mich dieses Jahr auszuklinken und zu Hause zu bleiben.

Jedenfalls bin ich nun auf dem Weg in die City und hab mir fest vorgenommen, dem Schnee und der Kälte zu trotzen und die allgemeine Hektik einfach zu ignorieren. – „Gar nicht ignorieren“ sagt meine Oma immer in solchen Fällen.

Es ist echt voll auf den Straßen, selbst um diese Zeit noch. Weiß nicht, warum die Leute immer erst auf den letzten Point losrennen. Dass Weihnachten kommt, kriegen sie doch mindestens seit Wochen schon vorgesungen. – Was soll’s, kann mir ja egal sein. – Ich mag es, so durch die abendlichen Straßen zu ziehen. Die Lichter überall, die dekorierten Schaufenster. – Auf dem Weihnachtsmarkt war ich schon ein paar Mal, macht immer wieder Spaß. Es riecht so gut. Geröstete Kastanien und Erdnüsse, dazu dann einen heißen Glühwein und die Welt ist für mich in Ordnung. Auch heute ist es wieder knackevoll. Aber das gehört ja irgendwie dazu. Ich schaue 'ne Weile einem Künstler zu, der auf lebende Figur macht. Muss ziemlich anstrengend sein. Ich könnte das jedenfalls nicht, so endlos starr und steif dastehen. Er kriegt von mir einen Euro und ich ziehe weiter. Gucke 'ne Weile auf der Eisbahn zu, wie sich die Touris anstellen. Gerade hat wieder ein heftig gestylter Knabe vor den Augen seines Harems 'ne satte Landung hingelegt. – Wie gut, dass mir dieses Balzverhalten total abgeht. (Hat schon was, wenn man schwul ist. Aber auch unter Schwuppen gibt’s ja so einige Typen.) Ich gönne mir 'ne Bratwurst und latsche ganz langsam weiter. Da steht so 'ne frierende Gestalt, total eingewickelt in Klamotten, die nicht so ganz zur Jahreszeit passen. Die Jeans scheinen noch die Sommerausgabe zu sein. Die Schuhe – kein Kommentar. Die Jacke mag im September gehen, aber jetzt ? Hat er wohl auch mitgekriegt und sich jede Menge Shirts, Sweatshirt und 'ne Art Kapuzenpulli drunter gezogen. – Zwiebel-Look ! – Zumindest auf dem Kopf hat er 'ne Strickmütze, voll über die Ohren, kann kaum gucken. Er verkauft den „Straßenfeger“. (Für Unkundige: Eine Arbeitslosenzeitung und der Verkäufer kriegt was vom Umsatz ab.) Ich hab total Achtung vor diesen Typen. Immerhin betteln sie nicht die Leute an sondern arbeiten. Ich hab die Zeitung zwar schon, aber was soll’s – ich kauf ihm eine ab und er bedankt sich artig. – Armes Schwein. – Irgendwie krieg ich da immer sowas wie ’n schlechtes Gewissen, dass es mir doch ziemlich gut geht. Okay, ich bin nicht reich und muss das Geld zusammenhalten, aber ich muss nicht auf der Straße stehen, was verkaufen, betteln oder noch Schlimmeres. – Ich geh schnell weiter, denn da hinten hab ich im Gewühl meinen Kumpel Max gesehen. Glaubte ich. Als ich mich durch die Massen durchgearbeitet hab, merke ich, dass ich den verwechselt hab. Gleiche Mütze, gleiche Jacke, gleicher Typ – aber halt ein Wildfremder. Zum Glück hab ich ihn nicht angesprochen. Das wär vielleicht peinlich geworden !

Allmählich wird es leerer um mich rum. Klar, die Zeit läuft. Ich merke jetzt auch, dass ich so langsam müde werde. Zumindest hab ich Bock, mich irgendwo ins Warme zu verkriechen und mich wieder mal hinsetzen zu können. – Kneipe oder nicht Kneipe ? – Ringsum schließen die Marktstände, allgemeiner Aufbruch. Ich hab mich entschlossen, lieber nach Hause zu gehen. Ist gemütlicher und kommt billiger. Also mach ich mich in die Spur.

Nächtlich leere Straßen haben was. Klare Winterluft, hier und da ein erleuchtetes Fenster mit Weihnachtsblinkereien, Stille und nur meine Schritte im Schnee. Ich genieße jetzt einfach die Stille nach dem Trubel. – 'ne echte Winternacht wie aus dem Bilderbuch. – In der Toreinfahrt eines Hauses hockt 'ne Gestalt am Boden. Besoffen, krank, zusammengeschlagen ? Ich geh mal vorsichtig etwas näher:

„Ey, was ist los ? ... Hallo. – ... Hast du dir was getan ?“

Er schnieft ein bisschen, kommt hoch :

„Nee, schon gut. Alles im grünen Bereich.“

Jetzt kann ich ihn erkennen. – Ist das nicht ... – Klar doch, das ist der Zeitungsverkäufer vom Markt. – Scheint soweit alles in Ordnung zu sein mit ihm. Aber ihm muss schweinekalt sein. Jedenfalls klappert er mächtig. Kein Wunder bei der Kleidung.

„Warum hockst du hier ? – Junge, geh ins Warme sonst holst du dir noch was weg.“

„Okay. Ja. – Ist schon gut.“

Irgendwie hab ich das Gefühl, dass da noch was ist. – Ist der auf Dope? Sieht eigentlich nicht so aus.

„Was ist ? Willst du nicht nach Hause oder kannst du nicht ?“

Ich weiß selber nicht, warum ich hier plötzlich den Samariter mache. – Na, wie schon gesagt, ich krieg da immer so meine Anwandlungen. Kann auch nichts dafür. – Der Typ guckt mich ziemlich komisch an :

„Nee.“

„Was nee?“

„Hab grad nix.“

„Was nix – keine Bude ?“

Eigentlich hab ich ja sowas schon fast geahnt, trotzdem trifft mich das jetzt irgendwie. Bevor ich noch nachdenken kann, sag ich:

„Willst du mit zu mir ?“

Was rede ich bloß für’n Scheiß. Was geht mich der Typ an ? – Aber jetzt hab ich es gesagt. – Er guckt ziemlich verwundert, mustert mich ganz schön kritisch und dann kommt :

„Ernst ?“

„Nee, Weihnachtsmärchen. – Also mach schon hin, mir wird auch kalt.“

Er kommt auf die Beine und wir trotten los. Keiner sagt was. – Die Aktion hätte ich mir wohl doch klemmen sollen. Ich mustere meinen „Logiergast“ verstohlen aus den Augenwinkeln. Hoffentlich hab ich mir da nichts eingefangen, 'nen Kriminellen oder Junkie womöglich. Aber eigentlich macht der Typ 'nen halbwegs vernünftigen Eindruck. Außerdem scheint er ziemlich schmächtig zu sein. Zur Not würde ich wohl mit ihm fertig. – Zum Glück ist es nicht mehr weit bis zu mir. Wir gehen schweigend nebeneinander. Irgendwie geht mir das stumme Gelatsche auf den Geist. Aber ich hätte an seiner Stelle wohl auch nichts gesagt.

Haustür auf, Treppe hoch, Tür aufschließen und dann sind wir in meinem Reich angekommen.

Der Typ steht erst mal da, blickt sich um und sagt keinen Pieps. Scheint beeindruckt zu sein. Ich grinse etwas. Bin ziemlich stolz auf meine Wohnung. Nichts Besonderes aber doch meins und mit echt viel Arbeit (bisschen Geld auch) eingerichtet.

„Häng dich auf und komm rein !“

Er pellt sich aus seinen Klamotten und kommt mir nach. Noch immer sagt er kein Wort.

„Kaffee, Tee oder lieber was Kaltes ?“

„Kaffee wär gut.“

Also schmeiß ich die Maschine an. Jetzt hab ich auch Gelegenheit, meinen Gast ein bisschen was genauer anzugucken. So ohne die Vermummung kommt ein ganz knuffiges Kerlchen zum Vorschein – schlank, etwa meine Größe, lange schwarze Haare, reichlich zerstrubbelt durch die Mütze, ein schlankes, fast zartes Gesicht und dazu echt schöne Augen – braun. Scheint ein paar Jahre jünger zu sein als ich, tippe ich mal. Jedenfalls alles in allem ein erfreulicher Anblick. Ziemlich erfreulich sogar. – Meine Befürchtungen kann ich vergessen; mit dem hab ich mir bestimmt keinen Verbrecher aufgelesen. – Wenn ich mir mal die verkeimten Klamotten wegdenke .... – HALT ! – Also wirklich, ich hab echt nix Sexuelles gedacht, ist einfach nicht die Situation. – Obwohl ... – naja, bin halt auch nur 'n Mann. – Aber in dem Moment ist es wirklich bloß so ein ganz neutrales Abchecken. – Er hat natürlich voll mitgekriegt, dass ich ihn taxiert hab. Jetzt grinst er:

„Alles in Ordnung ?“

„Ja, warum sollte es nicht ?“

Damit gieße ich den Kaffee ein und geh ins Wohnzimmer. Natürlich kommt er nach und nimmt den zweiten Sessel. Ich merke, wie er sich an der heißen Tasse wärmt und vorsichtig den ersten Schluck nimmt.

„Naja, hätte ja sein können, dass du es bereust.“

Ich gucke ihn an:

„Hätte sein können. Ist aber nicht.“

„Ganz schön mutig. Aber Danke.“

Wir schweigen beide. Er genießt offensichtlich die Wärme (Gasheizung sei dank !) und ich überlege, wie das nun hier weitergehen soll. – Aha, jetzt hat er die Poster mitgekriegt. Sind ja auch nicht zu übersehen und so schön eindeutig.

„Bist du schwul ?“

„Erraten. – Probleme ?“

Er guckt mich wieder so an, dann kommt ein kleines Grinsen:

„Nö.“

Ich will jetzt nicht blöd zurückfragen, muss aber halt was klarstellen:

„Ich hab bloß die Liege, Isomatte ist nicht. – Liege oder Teppich? – Freie Auswahl !“

Er grinst wieder:

„Meine Knochen sagen Liege, wenn’s dich nicht stört.“

Warum sollte es ? Gibt bestimmt schlimmere Sachen als 'nen attraktiven Kerl neben sich. – Okay, das wäre geklärt. – Ich bin echt müde, merke ich jetzt. Bloß ab in die Kiste und ich meine wirklich bloß Schlafen.

„Sorry, aber ich bin total müde. Lass uns schlafen gehen.“

War das wieder ein Grinsen auf seinem Gesicht ? Egal, soll er doch denken, was er will. Ich will jetzt bloß noch mein Kopfkissen.

„Schon okay. Ich bin auch müde. – Aber vielleicht sagst du mir noch deinen Namen ?“

– Uuups, hab ich vergessen. Wo sind meine guten Manieren ?

„Klar doch. Ich heiße Bastian.“

„Ich bin Mike.“

„Okay, nachdem wir das nachgeholt haben, – auf denn.“

Ich zeige Mike das Bad und während er da zugange ist, baue ich schnell die Betten. Mike kommt zurück und ich verziehe mich ins Bad. Ich brauche nicht lange, Schnelldusche und Zähneputzen. Als ich ins Zimmer komme, liegt er schon im Bett, bis zum Hals zugedeckt.

„So okay, oder wolltest du die andere Seite ?“

„Ist okay, der Wecker steht ja hier.“

Seine Sachen liegen ordentlich über dem Sessel. Ein gut erzogener Junge ! Ich pack meine Sachen über den anderen Sessel, ziehe mein Nacht-Shirt über, lösche das Licht und tappe im Dunkeln ins Bett. Grade hab ich mich einigermaßen in Schlafposition zurecht gerollt, da kommt von ihm:

„Und wie jetzt weiter ?“

Was ? – Ich komme noch mal hoch und gucke rüber. Mike hat seine Decke zurückgeschlagen und liegt da – total blank. – Irgendwas läuft hier falsch. Ich knipse die kleine Lampe an, blinzele erst mal im Hellen. ... – Ist ja nicht so, dass ein nackter Mann in meinem Bett mich umhauen würde, aber trotzdem ...

„Hä ?“

Mike guckt mich so an.... – Pling, der Groschen ist gefallen ! – Also ich hab ja nichts gegen ONS, aber irgendwie stimmt die Situation nicht.

„Sorry – aber eigentlich wollte ich jetzt bloß schlafen.“

Er kriegt voll 'nen roten Kopf und zieht blitzschnell die Decke wieder hoch – „Sorry“ – dann dreht er sich zur andern Seite. – Ich gucke etwas blöd, dann knipse ich das Licht aus.

Was war das eben ? – Mike kommt mir eigentlich nicht wie ein Stricher vor. Warum dann so auf Ratzplautz so’n Angebot ? – Also will mal sagen, ich bin kein Mönch und Kastrat schon mal gar nicht. Hab halt auch mit meinen Hormonen zu kämpfen. – Aber so ? – Hat er’s so nötig ? – – –

Ach du heilige Scheiße ! Wollte er etwa damit bezahlen ?

Ich guck zu ihm rüber. Nur sein Haarschopf guckt aus der Decke raus. Aber da ist so ein leises Zittern. – Weint der jetzt etwa ?

* räusper * – – „Mike ?“

– – – – –

„Auch wenn ich schwul bin und du ein voll süßer Typ – deswegen musst du noch lange nicht mit mir schlafen. – Auch nicht aus Dankbarkeit.“

– – – – –

„Du scheinst in Ordnung zu sein. Bist mir auch irgendwie sympathisch. ..... Ich könnte mir mit dir schon was vorstellen, – unter andern Umständen. .....

Wir kennen uns doch noch gar nicht. Ich dich nicht – du mich nicht. ..... Du kannst doch nicht einfach so aus Dankbarkeit deinen Arsch hinhalten. .... Oder hast du Druck ? .....

Mann, ist 'ne Scheißsituation, irgendwie. Mein Schwanz sagt klar was total anderes als mein Kopf. Aber ich will das SO nicht, – nicht notgeil und nicht aus Dankbarkeit. .... – .... – ....

Wenn überhaupt, dann richtig... “

Das letzte hab ich irgendwie in meinen nicht vorhandenen Bart gebrabbelt. – Stille. – Man könnte glatt 'ne Stecknadel runterfallen hören. (Stimmt nicht: Er atmet ziemlich heftig.) Da von ihm nichts kommt, dreh ich mich um und versuche zu schlafen. – Dumm gelaufen, da kann man nichts machen !

Grade als ich das siebenhundertundfünfte Schäfchen gezählt hab, kommt von nebenan:

„Und wenn’s nicht aus Dankbarkeit wäre ?“

Uuups ! Schlafen kann ich jetzt vergessen. Bin total wach. – Baggert mich der Kleine da ernsthaft an? – Irgendwie bin ich extrem verunsichert. Im Kopf blinken die Kontrolllämpchen hektisch, in der Lendengegend grummelt es. – Will ich das ? Mit ihm ? Jetzt ?

– Erstmal 'ne taktische Seitwärtsfinte:

„Du gibst nicht so schnell auf, was ?“

„Hast selber gesagt, du könntest dir schon was vorstellen.“

Wo er Recht hat, hat er Recht. – Wie krieg ich jetzt die Kurve ?

„Zu Risiken und Nebenwirkungen befragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.“

* kichern * – „Null Chance. Bin Hasardeur.“

Kacke, der Ball ist wieder bei mir ! Der Junge ist wirklich 'ne harte Nuss. 'ne Walnuss würde ich meinen oder noch besser 'ne Paranuss. – Aber irgendwie macht mich das jetzt auch total an. Dieses Jonglieren mit den possibilities. – Da liegt ein geiler Typ voll nackt mit mir im Bett – STOP: neben mir im Bett ! – flirtet und bringt eindeutige Angebote. Und ich krieg natürlich voll 'ne Erektion. – Scheißhormone ! – Steig ich nun ein oder lass ich’s ?

Scheiß drauf! – Wir sind hier in meiner Wohnung, in meinem Bett:

„Ich bin ein brutaler Stecher !“

„Und ich ein devoter Sklave.“

Der Junge macht wirklich weiter! – Den Brutalo hat er mir natürlich nicht abgenommen, so wie ich ihm nicht den Sklaven. Ein Blick in sein grinsendes Gesicht sagt mir alles.

Okay: Spiel aus, Ernst an:

„Warum ?“

Das Grinsen ist weg. Stattdessen blicken mich zwei tödlich liebe Augen an – Rehblick:

„Warum ? – Ich mag dich einfach. Schon als du mir die Zeitung abgekauft hast. Hast dich sogar noch geschämt dabei. – Echt süß ! – Dann warst du abgetaucht und ich dachte schon, das war’s. Und dann standst du da im Dunkeln, hast mich eingeladen. – – – Dein Gesicht, deine Stimme, sogar deine Bude hier – alles passt. Alles sagt mir, du bist richtig.

Ich will mit dir schlafen. – Aus Dankbarkeit, aber nicht nur deswegen. – Ich will dich einfach. – Ich will dich kennen lernen. – Ich möchte dein Freund sein.“

Wow ! Also wenn das nicht die schönste Liebeserklärung war, weiß ich nichts. – Aber das geht alles so verdammt schnell !

Noch vor Stunden bin ich über den Weihnachtsmarkt gelatscht und hab Kastanien geknabbert. Noch vor Stunden hab ich mich meines Singledaseins erfreut und mit den Augen diverse Wichsvorlagen gescannt. – Und jetzt ?

Muss wohl was sagen, jetzt bin ich an der Reihe. In Mikes Gesicht beginnt es schon sich einzutrüben. – Klar, ich lass ihn da einfach hängen. – Bloß wie sagt man das, was einem selber noch nicht klar ist ?

„Hm. Danke. Das war total schön. Was du gesagt hast und auch wie du’s gesagt hast. – Aber ich, ich klemme ein bisschen: .... Ich leb schon 'ne ganze Weile allein. .... Da waren ein paar unschöne Sachen. Kann das nicht so einfach wegschmeißen und vergessen. .... – ....

Ich guck dich an und alle Sensoren melden „okay“. ... Ich möchte dir vertrauen, aber etwas Zeit brauch ich auch dazu. .... – Ich mag dich, sehr sogar. .... – ... Hältst du das aus ?“

„Aber immer !“

Sein Gesicht spricht Bände. – Wir liegen beide auf der Seite und gucken uns an. In der Dämmerung krieg ich ja nicht grade viel von ihm mit, aber seine Augen strahlen irgendwie. Auch mir ist ganz schön anders.

Nach 'ner ganzen Weile gähnt er heftig und auch ich merke, dass ich gleich einschlafe. Aber so soll es nicht enden. – Also beuge ich mich rüber:

„Lass uns jetzt schlafen. – Okay ? – Morgen mehr.“

„Hm – okay.“

Er kommt hoch und plötzlich spüre ich seine Lippen auf meinen. Ich greife zu und ziehe ihn fest an mich. Meine Hände streichen über seinen Kopf und Rücken, unsere Zungen tanzen ein bisschen. Sein Körper fühlt sich gut an. Auch ein anderes Körperteil scheint das zu meinen. Jedenfalls regt sich da was ziemlich energisch. Aber ich mache mich sanft los:

„Schlaf gut !“

„Du auch.“

Ich hau mich hin und bin schon einen Augenblick später voll weggetreten.


Ich wache auf. Im Zimmer hat sich die Morgensonne gegen die Gardinen einigermaßen durchgesetzt. Mein Blick wandert zu der Gestalt neben mir. Mike liegt da und hat sich voll in das Kissen gekuschelt. Süß. Da scheint einer ganz schön verschmust und zärtlichkeitsbedürftig zu sein. Sein Gesicht kommt mir jetzt noch schöner vor als gestern – so zart und doch mit dem Hauch junger Männlichkeit. Das eine Bein ist über der Bettdecke und sein Po liegt fast frei. – Ein echter Knackarsch. – Ob er weiß, dass er da zwei geile Grübchen hat ? Gerade da, wo die Ritze anfängt. – Seine Haut ist leicht gebräunt, schimmert weich. Ich muss mich zurückhalten, dass ich nicht drüber streichle. Sowas müsste man fotografieren. Aber die Digicam liegt in der Küche und ich will jetzt nicht aufstehen und ihn damit wecken. – Ich schaue bloß, schaue ihn einfach nur an....

Wenn mich jetzt jemand so sieht ! Voll kitschig, könnte glatt aus 'ner Geschichte von nickstories.de sein. – Ja, ich geb’s schon zu: Ich hab 'ne romantische Ader. Eigentlich bin ich ja total rational gestrickt und mach im Alltag auf cool. Aber so innen und wenn keiner dabei ist, gestatte ich mir dann doch manchmal 'ne Schwäche und gebe mich romantischen Träumen hin, bis hart an die Kitschgrenze. Und das Bild jetzt <Morgensonne scheint auf zerwühltes Bett mit nacktem Jüngling> hat schon was – zumindest voll appetitanregend. – *grins* – Hab schon wieder 'ne Erektion.

Jetzt scheint Mike langsam wach zu werden. Jedenfalls räkelt er sich und – ei verflucht ! – die Decke gibt noch mehr von ihm frei. Wenn das jetzt mit Absicht wäre, wäre es sozusagen ein Angebot, das man nicht ausschlagen kann. – *grins* – Aber Mike ist nicht der Pate und ich gehöre nicht zum Corleone-Clan – und überhaupt: Ich bin in Berlin, es ist Heiligabend, vor mir liegt ein nackter, schlafender Mann. – Und da ich auch bloß ein Mann bin, muss ich jetzt gewissermaßen hormonbedingt-zwanghaft und damit natürlich total unfreiwillig diese Gestalt streicheln.

Sacht streiche ich über seine Schultern, die Arme, den Rücken herunter und kann mir nicht gestatten, seine Backen auszulassen. – Mike fühlt sich gut an. Er scheint auf mich irgendwie 'ne magnetische Sogwirkung zu haben, jedenfalls fällt es mir total schwer aufzuhören. – Unter Aufbietung aller Willensstärke gelingt es mir doch irgendwann.

„Schade. – Warum hörst du auf ?“

Mike guckt mich an und hat so ein lüsternes Grinsen im Gesicht.

„Du Arsch. Ich denk, du schläfst noch voll.“

und werfe spielerisch 'ne Socke nach ihm. Er fängt sie natürlich –

„Hm, muss ein Traum gewesen sein. – Da verwöhnt mich doch ein süßer Kerl schon am frühen Morgen.“

„Ey, – bist echt noch nicht da, – oder ?“

„Aber vielleicht geht der Traum ja weiter, wenn ich brav bin ? – Einfach da weitermachen, wo wir gestern aufgehört haben ?“

„Gestern? – – – War da was ??? – Muss ich verpasst haben.“

Eigentlich bin ich total heiß und würde mich am liebsten auf ihn stürzen. – Aber hab ich nicht gestern noch angemeldet, dass ich Zeit brauche? – Wofür eigentlich ? Sex geht immer – na ja, fast immer. – Aber Mike ist kein Spielzeug, kein Betthäschen ..... –

Gerade will ich wieder in philosophischen Überlegungen versinken, da setzt sich der Kerl einfach auf, schnappt mich, zieht mich an sich und küsst mich derartig hemmungslos und intensiv, dass ich zum Pudding werde. Ich lass mich einfach fallen, kralle mich in ihn, könnte ihn glatt auffressen.

Mikes Hände streicheln mich, sind überall. Während unsere Zungen ein gefährliches Spiel treiben, bringt er meinen Körper zum Wahnsinn. Ich werde immer wilder, fordernder. Mike hilft mir, die störenden Textilien loszuwerden. Seine Küsse sind überall, ich selber bin auch nicht grade untätig. – Ich fliege. Es ist unglaublich.....


Wir liegen da, schwer atmend, schweißglänzend, ausgepowert....

Ich bin total happy, fühle mich schwerelos. Mein Kopf liegt auf seiner Brust, ich streichle über seine samtige Haut. Mike schnurrt wohlig wie ein Kater in der Sonne. Seine Hand, die mich grade noch fest an ihn gedrückt hat, wandert nun streichelnd über Brust und Bauch in tiefere Regionen hinab. Seine Finger spielen mit dem Haarbusch da unten, stupsen sacht an meine Eichel... – Soviel Happyness gehört eigentlich verboten.

Ich gluckse, schrecke hoch:

„Huuch ! Ein fremder Mann in meinem Bett !! – – – Wer sind Sie denn ????“

Mich trifft ein unheimlich lieber, inniger Blick :

„Ich bin dein Weihnachtsgeschenk – Merry Christmas !“

Lesemodus deaktivieren (?)