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Rote Rosen
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Informationen
- Story: Rote Rosen
- Autor: Chaz
- Die Story gehört zu folgenden Genre: Kurzgeschichte
»...und ich sag ihr noch: Lass mal der Kerl will nur einen One-Night-Stand, aber nein! ... Sag mal, Markus, hörst du mir überhaupt zu?«
Wusch! Ein stechender Schmerz in meiner Seite. Laura hatte mal wieder zugeschlagen. Und natürlich volle Kanne mit ihrem Ellbogen pfeilgenau meine Rippen getroffen.
Verwirrt, und mit einem schmerzverzerrtem Gesicht blicke ich auf.
»Äh... um was ging's?«
»Arrgh, Männer! Und da sollte Frau meinen, der schwule Freund sei anderst. Aber nein, Männer sind alle gleich!«
Sprachs, seufzte und schritt weiter. Kopfschüttelnd folgte ich ihr. Laura war seit nun einem gutem Jahr meine beste Freundin. Wir sahen uns ja auch fast täglich, da wir die selben Semester hatten. Jedenfalls war sie ein wahres Energiebündel, ständig in Bewegung, und hatte auch noch das dazupassende Mundwerk. Auf gut Deutsch: Rotzfrech. Da ich jedoch eher der schüchterne, zurückhaltende Typ bin ergänzten wir uns gut.
Darf ich mich vorstellen? Markus Müller, 22 Jahre, Student an der Heidelberger Universität. Laut Laura ein »knackiges Schätzchen, mit goldenem Haar und grasgrünen Augen, aber leider, leider stockschwul.«. Und damit für sie ein herber Verlust. Den die braunhaarige Kleine war ständig auf Männerfang, und baggerte alles auf zwei Beinen ohne Busen an. So auch mich. Aber ... ups! Der Boss spricht.
»Hör auf zu träumen und komm! Wir sind heute abend doch bei Gabi eingeladen! Übrigens, wusstest du dass sie...«
Abermals ein Wortschwall, dem ich kaum entkommen konnte. Doch da, die rettende Idee.
»Laura, wir wollten Gabi doch was mitbringen, oder? Und dort drüben hat doch dieser neue Blumenladen geöffnet...«
Ruhe, süße Ruhe. Sich drehende Zahnräder, dann:
»Jaah, genau! Da wollte ich ja hin. Auf, gehen wir rein, der Laden sieht einfach klasse aus.« Und schon werde ich am Ärmel meiner Winterjacke gepackt, und in diesen Shop gezerrt.
Mmh, gar nicht mal schlecht eingerichtet, dieser Blumenshop. Durch mehrere große, spitzböige Fenster strahlt Licht herein. Gegenüber dem Eingang ein Kreis mit den unterschiedlichsten Blumensorten. Und an den Wänden kleine Mäuerchen, in der Mitte hohl, gefüllt mit Tulpen, Primeln, Astern – kurz gesagt farbenfroh. Das Ganze macht einen etwas rustikalen Eindruck, lädt aber zum bummeln ein. Ganz hinten im Landen fehlt sogar die Wand. Stattdessen steht dort der Ladentisch, und hinter ihm führt eine Glastür in ein Gewächshaus. Aber was für eins! Nicht diese typischen Betondinger, nein, der Boden ist aus Gras, es wachsen Blumen wild umher, sogar ein Weidenbaum steht hinten rechts in der Ecke, bedeckt von altem Moos. Keine eingesperrten Blumen, sondern eher ein großer, naturbelassener Garten inmitten des Zimmers. Und vor diesem Garten steht Laura und diskutiert mit...
Woah! Steht da doch ein etwa 1 Meter 80 großer Typ, braunes Haar bis an die Schultern, unter seinem süßen Mund ein kleiner Flaum, und strahlend blaue Augen! Ein Traum von einem Mann, welcher gerade von meiner händefuchtelnden kleinen Freundin attackiert wird. Lachend hebt er abwehrend seine Hände, wehrt den Wortschwall ruhig ab. Schaut auf, und sieht mir direkt in die Augen.
Etwas benommen senke ich den Blick, und werde knallrot. Immerhin ist dieser Adonis die Verkörperung dessen was ich unter Traummann definiere. Laura jedoch scheint nichts mitzubekommen, sondern diskutiert lebhaft weiter. Langsam nähere ich mich, immer noch etwas rot im Gesicht.
»Laura?« Keine Reaktion, sie diskutiert lieber weiter. »Laura?!«
»Oh, Markus! Entschuldige, dich hatte ich ja ganz vergessen! Aber wo du schon mal hier bist, was findest du besser? Diese rote Rosen, oder den Blumenstrauß aus Lavendel und Flieder?« Batsch, schon werden die armen Blumen an meine Brust gedrückt.
»Mmh, rote Rosen schenkt heutzutage jeder, aber dieser Lavendelstrauß ist mal was besonderes. Und im Gegensatz zu diesen Treibhausrosen duftet er herrlich!«
»Pah, du hast ja keine Ahnung. Aber gut, wir nehmen ihn. Wobei... Markus, du bist ganz rot im Gesicht?!«
»Ach, mir ist nur etwas warm.«
Aber Laura kann man soo leicht leider nicht täuschen, immerhin hatte die Frau es geschafft die halbe Uni erfolgreich verkuppelt.
»Hmm...« Na, auf jeden Fall war sie mal still.
»Sie entschuldigen?« Der junge Verkäufer (jung? Er war ja zirka Gleichalt wie ich!) greift vorsichtig nach den Sträußen, und berührte dabei wie zufällig meine Hand. Ganz langsam, ja, sogar zögerlich zieht er seine sanften, warmen Hände zurück, in jeder einen der Blumensträuße, mit denen er zurück zum Tisch geht, um den Lavendelstrauß in eine durchsichtige Folie einzupacken. Träumend sehe ich ihm dabei zu. Was wäre wenn...? Aber nein, die Wahrscheinlichkeit ist zu gering... und wenn doch?
Wusch! Wieder ein Ellbogen, leider genau an der vorherigen Stelle platziert. Vor Schmerzen verziehe ich das Gesicht. Flüsternd meldet sich das kleine Monster wieder.
»Hallo, aufgewacht! Starren ist unhöflich! Aber er gefällt dir, gell?«
»Was...? Nein, wie kommst du nur...«
»Tja, so wie du ihn ansiehst! Los, trau dich!«
»Nein, Laura, dass kann ich nicht, ich meine, wenn er doch...«
»Dann mach ich's!«
»Laura! Nein, bleib hier!«
Tja, Pech gehabt, weg war sie. Tuschelt IHM etwas ins Ohr, grinst, zahlt, und schlendert mit dem Blumenstrauß zurück.
»Laura! Wie konntest du nur!«
»War doch ganz leicht. Außerdem, wart erst mal ab!«
»Häh?«
Aber mehr war nicht aus ihr herauszubekommen.
»Also, bis heute abend!«
Mit diesen Worten trennten wir uns. Was hatte sie nur vor?
Seufzend stütze ich mich auf das Eisengerüst des Balkons und sehe auf den Mond. Bleich sendet er sein fahles Licht, mächtig und stark. Unter mir trifft es auf, und beleuchtet den weißen Schnee auf Gabis Terrasse, welcher märchenhaft im Mondlicht glitzert.
Nichts bis auf die laute Partymusik stört die Idylle. Seufzend leere ich mein Glas Sekt. Der Abend war eigentlich nicht schlecht verlaufen, es war viel gelacht und noch mehr getrunken worden. Und doch fehlte mir etwas, seit ich auf diesen Balkon getreten war. Etwas? Nein, besser: Jemand fehlte mir. Ein Freund, mit dem ich reden konnte, welcher mich in seinen Armen hält, welcher mich liebt. Wie üblich hatte Laura versucht, jemanden für mich zu finden, zumindestens solange bis sie besoffen auf dem Sofa eingeschlafen war. Auch Gabi hatte sich rührend um mich gekümmert, musste jedoch immer wieder losrennen, um Gästen die Tür zu öffnen, oder um Nachschub an Alk oder Knabbereien herbeizuschaffen. Da ich so gut wie niemanden aus ihrem Bekanntenkreis wirklich kannte, hatte ich mich hierher abgesetzt.
»Hey, sorry, was dagegen wenn ich eine rauche?«
Klasse, meine Ruhe wurde von einem Muskelprotz gestört, der trotz den Minusgraden im Rippenshirt rumlief. Meine Antwort wartet er noch nicht einmal ab, sondern zündet sich gleich seinen Qualmstängel an.
»Coole Party, oder? Lust zu poppen?”
Häh, was war los? War ich im falschen Film?
Der Typ muss meinen Blick bemerkt haben, denn er macht den Mund auf und quakt.
»Deine kleine Freundin meinte du wärst noch Single.«
»Oh, sorry, aber nein. Du, ich hol mir noch was zu trinken, ich komme gleich wieder.«
Und tschüß! Bevor Mr. Muskelhirn überhaupt die Lage checkt bin ich wieder im Haus und verabschiede mich von Gabi. Laura lasse ich liegen. Soll sie doch schauen wie sie morgen früh nach Hause kommt, Rache ist ja bekanntlich süß (okay, ich bin etwas engstirnig, na und?).
»Driiiinnnnggggg!«
Na toll, ich hatte vergessen meinen Wecker auszuschalten. Klasse. Nun gut. Also, raus aus den Federn, es ist Samstag, und ich muss einkaufen. Toilette, Dusche, eine Tasse Kaffe, Blick auf die Uhr – 8:30 Uhr, da ist noch nicht viel los – und ab. Schal, Winterstiefel, extra dicke Skijacke (bin halt etwas verfroren), Handschuhe, und raus. Kurz-Check. Alles da? Geldbeutel, Hausschlüssel, Rucksack? Yepp, also auf geht's.
Der Heidelberger Markt ist schon was tolles. Zahlreiche überdachte Stände stehen um die Kirche in der Altstadt. Ich kämpfe mich durch die Menschenmasse, und stehe kurz darauf vor einem Gemüsestand. Vor mir eine alte Oma, welche der Marktfrau noch kurz den neuesten Tratsch und Klatsch erzählt, bevor ich an der Reihe bin. Und da es bei mir heute chinesische Reispfanne geben wird brauche ich viel Gemüse, sehr viel sogar. Karotten wandern in meinen Rucksack, Selleriestangen, Lauch, Chinakohl und vieles mehr. Zum Schluss halte ich noch an meinem Lieblingsstand, besorge mir einen leckeren Tee und das notwendige Übel, nämlich eine chinesische Gewürzmischung sowie Sojasauce und Samba Oleg. Auf nach Hause, jedoch nicht ohne vorher in diesen kleinen Buchladen reingeschnuppert zu haben. Etwas rot im Gesicht kaufe ich mir dann doch einen schwulen Roman, und es geht weiter. Mit meinem englischen Mini stehe ich kurz darauf vor meiner Wohnungstür, und bemühe mich mit einem vollem Rucksack (schwer!) und meinen zwei Einkaufstüten den Wohnungsschlüssel aus dem Geldbeutel zu fischen. Endlich gelingt mir die Geschickprobe, und erleichtert öffne ich meine Tür, um prompt die Tüten mit meinen Einkäufen fallen zu lassen.
Wieso? Weil auf dem Boden des Flures Blumenblüten sind. Und zwar Rosen, Lavendel und Fliedern, auch Veilchen meine ich mit meinen botanischen Fähigkeiten zu erkennen. Die ganze Blumenspur führt mich in mein kleines Wohnzimmer mit angeschlossener Küche. Und mitten im Zimmer hockt strahlend Laura, umgeben von Lavendelsträußen, und grinst mit einer meiner besten Kaffeetassen vor sich hin. Doch sie ist nicht allein...
»Ah, endlich bist du da! Komm, nimm dir eine Tasse Kaffe und ein Stück Kuchen, und setz dich zu uns!«
Wie betäubt folge ich ihren Befehlen, lasse mich in den alten Sessel plumpsen, der bedrohlich ächzt. Mir direkt gegenüber hockt dieser schnuckelige Verkäufer von gestern aus dem Blumenladen, und blickt schüchtern zu mir rüber.
»Nun, ich muss los, Kinder, ich muss auch noch einkaufen. Also bis morgen, Markus!«
Laura erhebt sich schnell und verschwindet. Das laute Knallen der Wohnungstür verkündet ihren Abgang. Etwas betreten wende ich mich halb zu diesem Laut hin, kann meine Augen aber nicht von diesem Gesicht loslösen...
Ich war Laura noch eine lange Zeit böse wegen dieser Aktion, aber eigentlich nicht sonderlich stark. Und im Frühjahr muss sie ja immerhin als Trauzeugin vor dem Heidelberger Standesamt fungieren. Ja, ihr lest richtig! Ich bin endlich in festen Händen, und dass jetzt schon seit zwei Jahren. Mein lieber Gärtner mit dem Namen Johnathan pflegt mit großer Hingabe unseren gemeinsamen Garten, während unsere Katze Mimi mir beim schreiben zu sieht, und ab und an mit ihrer Tatze auf die Tastatur des Laptops schlägt. Nun, ich bin mit meiner kleinen Geschichte fertig. Oder halt, doch nicht ganz:
In zwei Wochen wird hier noch zwei Bewohner einziehen, Emilie und Christian. Die beiden Zwillinge hatten Johnathan und ich vor einer Woche adoptiert, um sie aus dem Kinderheim zu holen. Tja, auch Schwule haben einen Kinderwunsch, auch wenn sie beide erst 23 sind.
Gibt es noch was? Nun, eigentlich nicht viel. Die kleine Gärtnerei läuft gut, und ich arbeite als Lehrer an einem Internat hier in Heidelberg, Französisch, Sport und Geschichte. Laura hat schon vor einem Jahr geheiratet. Allerdings wohnt sie inzwischen in Sinsheim, wo ihr Mann arbeitet. Sie selber arbeitet dort an der Grundschule, ebenfalls als Lehrerin. Tja, wie einem so das Leben spielt. Was soll's, ich bin glücklich und zufrieden. Life is life, and it's wonderfull!
Nachwort
Hi!
So, dass war meine erste Geschichte. Ich musste einfach auch mal so was schreiben. Auch wenn sie jetzt trotzdem etwas, sagen wir mal, kitschig wurde. Na und, was soll's, ich bin zufrieden, und ihr hoffentlich auch. Wenn nicht, oder vielleicht gerade deswegen, mailt mir doch, ich antworte garantiert! Und wer weiß, vielleicht folgt ja noch eine Geschichte, allerdings weniger kitschig und mit mehr Aktion? Auf alle Fälle freue ich mich auf eure Emails!
Ach, und es gilt das Übliche von wegen Copyrights bei mir und so ^_^
Euer Chaz
P.s:
Nein, die Story enthält (leider!) keine autobiographischen Züge! Momentan bin ich Single in einem kleinen Kaff, aber mehr wird nicht verraten?. Aber was nicht ist kann ja noch werden, oder? Also, bis zum nächstenmal! C.
Email: christiancroft@web.de
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