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David und Tobias
Teil 6
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Informationen
- Story: David und Tobias
- Autor: Chelsea
- Die Story gehört zu folgenden Genre: Coming Out, Lovestory
Inhaltsverzeichnis
22
Ich fasse es nicht! Tobi hat echt seiner Schwester erzählt, dass ich eine Schwuchtel bin. Naja, vielleicht hat er es anders formuliert, was aber keine Rolle spielt. Tatsache ist, sie weiß, dass ich mit ihm zusammen bin. Fabelhaft! Wieso muß er damit denn so hausieren gehen? Jedenfalls war ich so sauer, dass ich mich ziemlich schnell verpisst habe, nachdem er es mir gesagt hat. Er hätte wenigstens vorher mit mir sprechen können. Wenn die das nun überall herumposaunt, wenn die in der Schule was mitkriegen...nicht auszudenken. Tobi vögeln ist eine Sache, öffentlich als Tucke zu gelten eine andere. Ich hab kein Interesse daran, dass die ganze Welt über mein Sexleben Bescheid weiß.
Seit ein paar Tagen gehe ich ihm panikartig aus dem Weg. Ich bin echt schon total paranoid, hab das Gefühl, dass eh schon alle alles wissen, was Quatsch ist. Dennoch, es ist sicherlich nicht verkehrt, sich in der Schule etwas zurückzuhalten, was Tobi sowieso immer verlangt hat - wegen Sandra - und ein bisschen auf Distanz zu gehen. Mir wird die Beziehung auch langsam irgendwie zu eng. Ja, ich bin wahnsinnig in ihn verliebt aber das bedeutet noch lange nicht, dass ich immer springen muß, wenn er pfeift. Nee nee, es ist besser, alles nicht so verbissen zu sehen und die Sache lockerer zu halten.
Das sage ich ihm am Donnerstag am Telefon allerdings nicht, sondern fasel etwas von keine Zeit und lernen und so weiter. Keine Ahnung, warum es nötig ist, ihn anzulügen, zumal er mir eh nicht geglaubt hat. Hauptsache, der gibt sein Vorhaben, mich am Wochenende zu besuchen auf, ich bin nicht in der Stimmung, ihn bei mir zu haben. Komisch, sonst kann ich es doch immer kaum erwarten, ihn zu sehen. Vielleicht entliebe ich mich gerade? Wow...das verwirrt mich echt. Tobi will herkommen und ich lasse ihn abblitzen.
Samstagabend! Tobi hat sich seit Donnerstag nicht nochmal gemeldet, was mir ganz recht ist. Sicher ist der mit Sandra zusammen. Ich überlege, ob ich mich mit Kai verabreden soll, da klopft es zaghaft an meine Tür und gleichdarauf latscht Tobias ins Zimmer. Na toll!
»Was machst du denn hier?« frage ich ihn nicht sehr freundlich, was mir Leid tut.
»Du...du hast dich nicht mehr gemeldet und da dachte ich...«, er senkt traurig den Kopf.
Autsch...ich bin echt ein Arschloch.
»Entschuldige«, beginnt er, »wenn du...hast du schon was vor? Störe ich dich?«
»Naja, nee, eigentlich nicht.«
Er setzt sich auf mein Bett und stiert auf den Boden. »Sag mal, was ist los?«
»Gar nichts.«
»Warum freust du dich dann nicht mehr, wenn wir uns sehen?«
»Tu ich doch«, sage ich nicht sehr überzeugend.
»Hab...hab ich vielleicht was falsch gemacht?«
»Nein. Was auch?«
»Ist es immer noch wegen Beate? Ich hab mich doch entschuldigt.«
»Tobi, es ist alles in Ordnung.«
Er hebt seinen Kopf und sieht mich an. »Willst...möchtest du nicht mehr mit mir zusammen sein?«
Ich sehe ihm an, wieviel Überwindung ihn diese Frage gekostet hat und wie groß seine Angst vor meiner Antwort ist. Oh mein Gott, ich liebe ihn. Wie konnte ich mich nur so dämlich verhalten und ihm das Gefühl geben, er wäre mir nicht mehr wichtig? Wie hab ich meine Kälte bloß selbst ausgehalten?
In einem überwältigenden Anfall von Reue, Bedauern, schlechtem Gewissen und grenzenloser Liebe, schlinge ich meine Arme um ihn und halte ihn ganz fest.
»Ich will mit dir zusammen sein...nur mit dir«, schluchze ich. »ich war ein blöder Vollidiot. Keine Ahnung, was los war.«
»Ich hatte wahnsinnige Angst, dich zu verlieren.«
»Es tut mir Leid, Tobi«, murmle ich in sein Haar, das ganz dezent nach Honig riecht.
Mann, das hat mir echt gefehlt, das weiß ich jetzt. Als wir uns küssen, hab ich die Idee von einer lockeren Beziehung längst vergessen.
Nach einer Weile schiebt er mich weg. »Ich hab dir was mitgebracht.«
»Echt? Was denn? Schokoküsse?«
»Nee, was anderes. Ich weiß auch gar nicht, ob dir das...ob dir sowas gefällt.«
»Gib schon her«, dränge ich.
»Also gut, aber du musst mir versprechen, dass du nicht lachst.«
Ich zeichne mit der Hand ein Kreuz auf meine Brust. »Versprochen.«
Neugierig schaue ich zu, wie er in seinem Rucksack herumkramt, dann hält er mir eine Fototasche hin. Oh mann, will er mich jetzt mit einem Fotoabend überraschen? Vielleicht von seinem letzten Urlaub mit Mama und Papa, Oma und Opa? Ich versuche, meine Enttäuschung zu unterdrücken, lächle krampfig und öffne die Tasche. Die ersten Fotos sind erwartungsgemäß zum Erbrechen langweilig. Irgend so eine Kunstscheiße von Beate. Damit macht er mir aber wirklich eine verdammt große Freude und nein, mir gefällt sowas nicht im geringsten, was ich aber für mich behalte.
»Da sind noch zwei oder drei von Beate dabei aber die anderen müssten gleich kommen«, erklärt Tobi und ich kann es kaum erwarten, die zu sehen.
Ach du Scheiße!! Ich glaub, ich werde ohnmächtig! Das gibt's doch gar nicht. Bestimmt hab ich vor lauter Langeweile Halluzinationen.
Auf dem vierten Bild steht Tobi mit Schlafzimmerblick und Zigarette im Mund an eine Wand gelehnt. Die Augen dramatisch dunkel geschminkt. Er trägt eine Lackhose und darüber so eine schwarze Jacke mit Zottelkragen, sein Oberkörper darunter ist nackt. Die Daumen hängen lässig im Bund seiner Hose. Hübsch...kann man nicht anders sagen. Ville Valo lässt grüßen!!
Auf dem fünften Bild lehnt er seitlich an der Wand, stützt einen Arm ab, die andere Hand streicht über seine Brust. Mir wird schon ein bißchen warm. Das sechste Bild zeigt ihn mit gänzlich freiem Oberkörper, dafür trägt er nun lange Satinhandschuhe, breite, silberne Armreifen an beiden Handgelenken, die irgendwie nach Sadomaso aussehen, und streicht wieder an sich rum.
Bei den folgenden Bildern geht mir echt fast einer ab. Tobi, der sich im gleichen Outfit auf dem Bett räkelt und irrsinnig an sich rumprapscht. Seine behandschuhten Finger kriechen über weiße Sahnehaut. Das geht noch einige Fotos in dem Stil weiter und ich kann echt kaum noch geradeaus denken. Das letzte Bild gibt mir dann allerdings den Rest.
Tobi liegt wieder auf dem Bett und hat den Kopf in den Nacken geworfen, seine Lippen sind leicht geöffnet, ein Arm liegt über seinen Augen, die Hand steckt in seiner Hose.
Ich kann nichts sagen. Ich kann einfach nichts sagen. Ich kann nur an meine Hose denken, gegen die sich hart und schmerzhaft mein Schwanz drückt.
Tobi zeigt mir Pornofotos! Ich halt's im Kopf nicht aus!! Wie zum Teufel ist er bloß auf die Idee gekommen? Mein kleiner, unschuldiger verklemmter Tobias. Tz...
»Ähem...du sagst ja gar nichts«, reißt er mich aus meinen Gedanken.
Was auch? Halloho...ich geh hier grad kaputt!!
»Wenn dir die Bilder nicht gefallen, kannst du ruhig ehrlich sein. Ich hab ja Beate gleich gesagt, nicht jeder steht auf ihre Art von Fotos.«
Gott sei Dank hat nur seine Schwester ihn so gesehen. Ein richtiger Fotograf wäre ja sofort in den Knast gekommen.
Tobi nimmt mir schnell die Bilder aus der Hand und stopft sie in die Tasche zurück. »War eine dumme Idee, ich weiß«, murmelt er verschämt.
»Tobi«, röchel ich heiser, »die...die sind toll.«
Er sieht mich skeptisch an. »Echt? Die gefallen dir wirklich?«
Ich schlucke kräftig. »Die sind...geil. DU bist geil.«
Seine Wangen nehmen eine dunkelrote Farbe an. Ich bin hingerissen...und scharf...und wenn ich ihn nicht schnell ins Bett kriege, muss ich sterben.
»Kann«, ich muss mich räuspern, »kann ich die behalten?«
»Mh, ich weiß nicht...ich hatte nicht damit gerechnet, dass du eins haben willst.«
»Doch...bitte«, sage ich matt und habe so langsam das Gefühl, er wusste verdammt gut, was diese Bilder anrichten.
Das Gefühl verstärkt sich, als er sich plötzlich auf meinen Schoß setzt. »Was willst du denn damit?« fragt er scheinheilig und reißt seine Augen auf.
Ich fächel mir in Gedanken Luft zu. »Naja, was schon, mir ansehen und...mh...also naja...«
Er schüttelt den Kopf. »Du wirst darauf nicht onanieren.«
»Aber...«, beginne ich, doch er legt mir den Finger auf die Lippen.
»Du kleiner Wichser...willst du mich etwa auch unter deine Matratze packen und hervor kramen, wenn du's gerade nötig hast, mh?« Er rutscht so aufreizend auf mir herum, dass mir Hören und Sehen vergeht. »Eigentlich hast du die Bilder überhaupt nicht verdient...so wie du mich in letzter Zeit behandelt hast...aber wenn du ganz lieb bist, schenke ich sie dir vielleicht. Und was das Wichsen angeht, ich bin hier, wozu brauchst du blöde Bildchen? Ich kann dir einen runterholen...wenn es unbedingt sein muß«, grinst er unverschämt.
»Andererseits, hätte ICH es eigentlich eher verdient, dass du ein bisschen nett zu mir bist und wenn du dich dabei gut anstellst, darfst du mich möglicherweise heute noch vögeln.«
Wahnsinn, ist der verkommen. Wahnsinn, macht mich das an.
»Tobi...«, höre ich mich leise stöhnen.
Er drückt mich auf die Matratze. »Weißt du was?« flüstert er, während seine Hand meine Hose öffnet, »du darfst mich jetzt gleich vögeln.«
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich dazu noch in der Lage bin, weil ich das Gefühl habe, bereits zwanzigmal gekommen zu sein.
Es geht dann doch, es wird ziemlich wild und ich glaube, es tut ihm ein bisschen weh aber... er scheint darauf abzufahren.
»Wie bist du eigentlich auf die Idee mit den Fotos gekommen?« frage ich, als wir hinterher erschöpft nebeneinander liegen.
»Mh, keine Ahnung. Beate macht ja öfter so'n Kram und ich dachte, ich gefalle dir so.«
»Also wolltest du mich damit rumkriegen?«
»Äh...naja, klar.«
»Ich wusste gar nicht, dass du so freizügig bist.«
Er legt die Stirn in Falten. »Das wusste ich ehrlich gesagt auch nicht aber bei Beate hat es mir gar nichts ausgemacht. Ist ja schließlich meine Schwester. Wir haben uns echt total kaputtgelacht.«
»Du...du hast ihr doch hoffentlich nicht gesagt, was du mit den Fotos vor hast, oder?«
»Nicht in aller Deutlichkeit. Sie wird es sich vermutlich denken können. Sie hat übrigens gefragt, ob sie uns mal zusammen fotografieren darf.«
»Uns? So?« Ich bin etwas skeptisch. Andererseits ein Bild von Tobi und mir ist sicher nicht das Schlechteste.
»Klar, ich sagte ja, Beate macht oft so'n Kram.«
»Naja, mal sehen.«
»Das wird bestimmt lustig...sei mal nicht so verklemmt.«
Ich und verklemmt? Der spinnt ja wohl. Ich bin nicht die Spur verklemmt. »Also schön, meinetwegen.«
»Gut, ich hab ihr nämlich schon fest zugesagt«, erklärt er grinsend.
So ein Aas. Zur Strafe falle ich nochmal über ihn her.
Kacke, wenn ich gewusst hätte, dass die Fotosession schon heute stattfinden soll, hätte ich nicht so schnell ja gesagt. Jetzt stehe ich reichlich nervös in Beates Zimmer und warte auf Tobi, der sich noch umzieht. Ich bin das bereits. Lackhose, ärmelloses enges Shirt, Satinhandschuhe, Kajal, Eyeliner...das volle Programm eben.
»Finde ich total nett, dass du mitmachst«, sagt Beate, die mit ihrer Kamera hantiert. »Naja«, sie kichert, »und es ist dir doch auch bestimmt nicht unangenehm, ein bisschen an Tobi rumzufummeln oder dich von ihm anfassen zu lassen, oder?«
»Nee«, entgegne ich und versuche cool zu bleiben. Das ist allerdings fast unmöglich als Tobi endlich auftaucht. Atemberaubend tief sitzende Lederhose, Fetzenshirt und wieder so dramatisch geschminkt. Wäre Beate nicht da...
»Schön, dann können wir anfangen. Mh, vielleicht erstmal zur Auflockerung was Harmloses. Die schärferen Sachen kommen dann später.«
Ich will gar nicht wissen, was sie unter scharfen Sachen versteht.
Nach eineinhalb Stunden weiß ich es. Ich muss zugeben, es war echt lustig und ich bin total gespannt auf die Fotos.
»Morgen oder übermorgen, ich weiß noch nicht, wann ich das schaffe«, erklärt Beate. »Und jetzt verschwindet, ich hab noch zu tun«, fügt sie freundlich hinzu.
Nichts lieber als das. Ich bin schon wieder heiß und ich merke, Tobi geht's genauso also machen wir, dass wir in sein Zimmer kommen, wo wir augenblicklich übereinander herfallen.
»David?«
Ich sehe ihn verträumt an, bin irgendwie immer noch beim Sex, den wir vor einer halben Stunde hatten.
»Mh?«
»Du, ich müsste da was mit dir besprechen.«
»Was denn?«
»Ich habe mir etwas überlegt...das heißt, eigentlich habe ich eine Entscheidung getroffen. Eine, die dich und mich betrifft.«
Erschrocken hebe ich meinen Kopf, der auf seiner Brust lag. »Du willst mich nicht mehr?«
Tobi wuselt durch meine Haare. »Quatsch. Ganz im Gegenteil. Mir ist klar geworden, dass ich dich total und vollkommen und abgöttisch liebe.«
»Ach so«, entgegne ich und tue gelangweilt. »Das weiß ich doch.«
»Du weißt aber noch nicht, dass ich mir vorgenommen habe, so bald wie möglich mit Sandra zu reden.«
»Worüber denn?« frage ich blöd und ernte einen genervten Blick.
»Ich will mit dir zusammen sein, ich kann nicht mehr so tun, als...naja, ich will nicht länger mit Sandra knutschen müssen, ihr was vorspielen und deshalb mache ich mit ihr Schluss.«
Ich rücke ein Stück von ihm ab. »Echt? Wieso denn so plötzlich?«
»Na, hab ich doch gesagt.«
»Ja aber, wie willst du ihr denn...ich meine, welche Begründung bekommt sie zu hören?«
»Das ist die Sache. Ich will sie nicht anlügen also dachte ich, ich sage ihr einfach, dass ich mich verliebt habe.«
Ach du Scheiße!
»Aber du sagst ihr doch nicht, in wen, oder?«
Tobi sieht mich irgendwie merkwürdig an...fast ein bißchen traurig oder...mh, enttäuscht.
»Wenn du das nicht möchtest, ich...ich dachte aber eigentlich schon, dass ich ihr von uns erzählen könnte.«
Verflucht, er hat den Verstand verloren. Ich ziehe mich an, setze mich auf die Couch und rauche erstmal eine Zigarette. »Vielleicht...vielleicht ist das gar nicht so eine gute Idee, ausgerechnet jetzt mit ihr Schluss zu machen.«
Überraschung in seinem Gesicht. »Du...du hast das doch die ganze Zeit verlangt.«
»Schon...aber du solltest dir absolut sicher sein.«
»Das bin ich.«
»Trotzdem«, entgegne ich bestimmt, »du solltest noch mal in aller Ruhe darüber nachdenken. Und dir überlegen, was genau du sagen willst.«
»Das weiß ich doch. Und ich habe lange nachgedacht. Wieso überrascht es dich jetzt so, dass ich reinen Tisch machen will?«
Kacke, wie komme ich da wieder raus? »Es kommt ein bißchen plötzlich, das ist alles.«
»Wirklich?« fragt er misstrauisch.
»Ja, was sonst?«
»Naja, vielleicht bist du dir ja gar nicht so sicher, ob du mit mir zusammen sein möchtest? Ich meine, so richtig.«
»Blödsinn. Ich denke bloß an dich und die Konsequenzen. Stell dir mal vor, sie erzählt es in der Schule oder deine Eltern erfahren was. Könntest du damit umgehen?«
»Und du?« fragt er fordernd.
»Wie und ich?«
Tobi steht auf und zieht sich ebenfalls an. »Ich glaube allmählich, du bist derjenige, der mit unserer Beziehung Probleme hat.«
»Schwachsinn.«
»Tatsächlich? Du hast dich schon so merkwürdig verhalten, als du erfahren hast, dass Beate von uns weiß.«
»Weil du mir vorher nichts gesagt hast.«
»Das glaubst du doch selber nicht. Ich sag dir mal was...der coole David kommt nicht damit klar, dass er auf Jungs steht.« Tobi grabscht sich eine von meinen Zigaretten und zieht wie irre daran. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass er jemals geraucht hätte. Geräuschvoll lässt er sich auf seinen Schreibtischstuhl fallen und funkelt mich böse an. »Ui, da hat dich aber jemand durchschaut, nicht wahr?«
»Du bist ja bescheuert. Was soll'n das pseudoharte Getue?«
»Lenk nicht ab. Gib's doch einfach zu...du eine Scheißangst davor hast, dass irgendjemand herausbekommt, dass du Schwänze lutschst...du der Frauenschwarm. Es geht dir kein Stück um mich und was meine Eltern sagen, es geht dir einzig und allein um dich und dein Hetero-Image. Nach außen hin schön normal sein und dir allein in deinem Zimmer heimlich auf Schwulenpornos einen runterholen. Ich hab's dir schonmal gesagt und ich meine es ernst...du bist ein gottverdammter kleiner Wichser. Verklemmt bis zum gehtnichtmehr.«
»Leck mich, Arschloch«, brülle ich, weil mir nichts besseres einfällt.
»Tja, ich schätze das reicht mir als Antwort völlig. Schade, ich hatte gehofft, dass ich dir wichtiger bin als dein cooles Image.«
»Tobi«, sage ich sanft, »du weißt, dass ich dich liebe.«
»Ja, wenn ich dir einen blase und mich von dir vögeln lasse aber wenn ich mit dir Hand in Hand über die Straße gehen will, kriegst du vor lauter Panik einen Nervenzusammenbruch.«
»Du wolltest doch die ganze Zeit nicht, dass jemand von uns erfährt.«
»Oh, ich glaube, das hat dir ganz gut in den Kram gepasst.«
»Ich gehe jetzt«, entgegne ich gereizt.
»Jaja, verpiss dich ruhig und komm bloß nicht wieder an, wenn du einen Schwanz brauchst«, ruft er mir hinterher.
Mann, das tut echt weh. Seit wann ist Tobi eigentlich so verdammt abgewichst?
Kacke, ich hab seit Tagen nichts von Tobias gehört. Einen Brief hat er mir geschickt. Das heißt, es war nur ein Foto im Umschlag. Eins von der Session mit Beate. Mein Arm liegt auf seiner Schulter, die andere Hand streicht unterm Shirt über seine Brust, seine Hände umfassen meine Taille, unsere Lippen sind leicht geöffnet, so als wollten wir uns gerade küssen. Ich erinnere mich, dass wir das auch später getan haben und muss meine aufsteigenden Tränen niederkämpfen.
Auf der Rückseite steht in seiner schönen Handschrift Jetzt hast du noch ein Bild zum wichsen. Aber schön unter der Matratze verstecken, mh?! Schade, dass du so ein kleiner Feigling bist! Tobias.
Das macht mich jetzt echt total fertig. Ich heule wie ein Schloßhund.
23
Die Bilder von David und mir machen mich fertig. Eigentlich wollten wir sie uns gemeinsam anschauen aber das hat sich wohl erledigt. Ich sollte sie mir nicht ansehen aber ich kann nicht anders. Es ist wie ein Zwang, sie anzuschauen tut weh aber es nicht zu tun, schmerzt genauso.
Eins von den Bildern hab ich David geschickt, mit einer gemeinen kleinen Widmung, die ich mir nicht verkneifen konnte. Es tut mir nicht Leid. Nach unserem Streit hab ich nichts mehr von ihm gehört, in der Schule verpisst er sich immer sofort, wenn er mich sieht. Ich verstehe das als deutliches Zeichen dafür, dass er mich nicht mehr haben will. Schön, ich hab ihm ein paar heftige Sachen an den Kopf geknallt aber ich hab nur die Wahrheit gesagt.
Er hat Angst und er ist ein Feigling, der lieber auf mich verzichtet, als Gefahr zu laufen, dass jemand erfährt, was er ist und worauf er steht. Mann, ich bin weiß gott nicht scharf darauf, durch die Welt zu posaunen, dass ich auf Jungs stehe und mit ihm zusammen bin aber ich würde die Konsequenzen tragen, wenn dafür endlich dieses beknackte Versteckspiel aufhören würde und ich nicht auf heiße Liebe mit Sandra machen müsste. Ich weiß ja schließlich, für wen ich das tue. Ehrlich gesagt, hab ich selber eine Scheißangst genauso wie er aber gerade deshalb müssten wir doch zusammenhalten und uns gegenseitig Kraft geben, um das durch zustehen. Ich bin bereit dazu, weil ich ihn liebe. Bei ihm sieht es offenbar ein bisschen anders aus. Seine Reaktion verletzt und enttäuscht mich. Ich habe eine solche Wut auf ihn und gleichzeitig vermisse ich ihn so sehr, dass ich glaube, den Verstand zu verlieren.
Ich weiß nicht, was ich tun soll. Meine Gedanken wechseln andauernd zwischen Gehässigkeit, Wut und triefender Zuneigung. Ich hab zum Beispiel daran gedacht, Sandra alles zu sagen, nur um ihn bloßzustellen, ihn öffentlich als schwul zu outen. Dann hab ich überlegt, ihm zu sagen, dass alles in Ordnung ist und ich das blöde Versteckspiel aufrecht erhalte, weil ich ihn liebe. Beides kann und will ich nicht.
Aber es ist vermutlich total sinnlos darüber nachzudenken, weil so wie es aussieht, hat sich die Geschichte zwischen uns sowieso erledigt. Wenn ihm auch nur ein klitzekleines bisschen an uns liegen würde, hätte er sich doch gemeldet.
Sandra geht mir momentan extrem auf die Nerven, was bestimmt nicht ihre Schuld ist. Sie merkt natürlich, dass es mir schlecht geht und will wissen, was los ist aber gerade das kann ich ihr ja nicht sagen. Und so streiten wir uns, bis sie heult, ich sie tröstend in den Arm nehme und weiter lüge.
Mit Beate kann ich über all das ganz gut reden, helfen kann sie mir leider nicht. Wenigstens versteht sie mich und meint, es war auf jeden Fall richtig, David die Meinung zu sagen und zu meinen Gefühlen stehen zu wollen, obwohl auch sie mich vor den Folgen warnt. Mann, ist das alles schwierig. Ich will doch einfach nur glücklich sein und David lieben dürfen.
David hat sich von mir weggesetzt. Zwei Reihen hinter mich ist er gezogen. Ich versuche, nicht in Tränen auszubrechen. Sein Verhalten spricht Bände. Es ist aus. Endgültig und definitiv. Ich hasse ihn, hab Sehnsucht nach ihm, möchte ihn verprügeln und anschließend küssen. Er redet nicht mit mir, sieht mich nicht einmal mehr an, flirtet aber demonstrativ mit Dette. So ein verlogenes Arschloch.
Wiedermal möchte ich allen erzählen, dass er noch vor Tagen seinen Schwanz in meinen Hintern gesteckt hat und wie er dabei abgegangen ist. Natürlich mache ich das nicht. Wenn ich ihn sehe, wie er in den Pausen mit den anderen zusammensteht und raucht, scheinbar fröhlich gestikulierend redet und lacht, wird mir übel. Ich könnte mir selber in die Fresse schlagen, weil ich ihn immer noch so sehr liebe, weil ich jeden Abend vorm Einschlafen sein schönes Gesicht mit den grünen Augen, den weichen Lippen und dem Grübchen vor mir sehe...von ihm träume, wie er mich zärtlich küsst, so dass ich morgens aufwache und mir die Tränen kommen, wenn ich feststelle, dass es nichts weiter als ein wunderschöner Traum war. Dann ziehe ich fröstelnd die Decke bis zum Kinn, schlinge die Arme fest um meinen Körper und wünsche mir, er wäre es, der mich festhält. Wenn das nicht bald aufhört, werde ich verrückt.
Von der Bank, auf der ich sitze, starre ich zu David rüber, der jetzt seinen Kopf in meine Richtung dreht und sofort wegschaut, als er meinen Blick bemerkt. Wahnsinn, wie kalt der sein kann. Ein fetter Kloß schnürt mir die Kehle zu, ich versuche ihn mit einem Schluck Pepsi runterzuschlucken, was mir allerdings nicht so recht gelingen will. Hat der denn alles vergessen, was zwischen uns war? Kann er so einfach mit der Situation umgehen? Macht es ihm nichts aus zu sehen, wie ich langsam vor die Hunde gehe? Bin ich ihm in den paar Tagen scheißegal geworden? Er könnte doch wenigstens mit mir reden. Inzwischen würde ich vermutlich alles tun, damit er mich wieder gern hat.
Neunuhrdreißig, große Pause. Sandra bequatscht gerade ihren Streit mit Lara und so hab ich zum Glück meine Ruhe. Seit zwei Wochen glotze ich wie ein Idiot hinter David her, der sich dafür einen Scheiß interessiert. Hastig beiße ich in meinen Schokoriegel, damit ich was zu tun hab und nicht Gefahr laufe, loszuflennen. Ich könnte kotzen! Überheblich flaniert er an den Deppen vorbei, Sonnenbrille auf der Nase, die Hände lässig in den Manteltaschen. Ich schaue schnell in mein Buch, das ich auf den Knien liegen hab, als ich plötzlich seine Stimme höre.
»Können wir reden?«
»Geh mir aus der Sonne, ich will lesen.« So cool, wie ich tue bin ich gar nicht. Im Gegenteil. Meine Stimme zittert, wie auch alles andere.
»Bitte Tobi.«
Ich sehe ihn an, obwohl ich es lieber nicht sollte. »Was denn?«
Er dreht sich gehetzt nach allen Seiten um. »Nicht hier...lass uns in den Keller gehen.«
»Bist du wahnsinnig? Wenn jemand sieht, wie wir da hin gehen, man könnte ja wer weiß was denken.«
»Komm schon«, drängelt er und so gehe ich mit.
Wir schieben uns an den Rädern vorbei, bleiben in einer kleinen düsteren Nische stehen. Er nimmt seine Brille ab. In der trüben Beleuchtung sehen seine Augen dunkler aus aber immer noch unglaublich schön.
»Also was ist?«
David atmet tief ein und wieder aus, dann macht er noch einen Schritt auf mich zu, ich spüre seine Wärme, seinen Atem an meiner Wange, kann seine Haut und sein Haar riechen. Meine Beine zittern und mein Herz bollert wie verrückt, als er plötzlich ohne Vorwarnung seine Lippen auf meinen Mund presst. Im ersten Moment will ich ihn von mir stoßen, doch dann öffnen sich meine Lippen und meine Zunge wird geradezu verschlungen.
Ich muss mich an ihm festhalten, wie er sich an mir festhalten muss, unsere Hände krallen sich in Kleidungsstücke. Ich höre ihn heftig atmen...oder höre ich mich selbst? Ich weiß es nicht und es ist auch vollkommen egal. David schmeckt so süß und vertraut.
Nach einer Weile schiebe ich ihn weg. »Du wolltest reden.«
Er sieht mich an. »Dein Foto ist angekommen.«
»Schön, ist das alles?« Ich versuche wieder einigermaßen gleichgültig zu wirken, weiß aber, das mir das nicht wirklich gelingt.
»Sei nicht so verdammt kalt.«
»Ich? Und was ist mit dir? Seit zwei verfluchten Wochen redest du nicht mit mir, siehst an mir vorbei und dann dieser Kuss...willst du mich umbringen, oder was?«
»Du hast gesagt, dass ich mich verpissen soll.«
»Ich hatte ja wohl auch allen Grund dazu.«
»Deine fiese Widmung auf dem Foto hättest du dir sparen können.«
»Aber es stimmt doch. Ich sehe, es hat sich nichts geändert. Wenn es so wäre, hättest du mich nicht hierher gebracht, um mich zu küssen.«
David dreht sich um, tritt schnaufend gegen die Wand und schaut mich dann wieder an.
»Warum bist du nur so scharf darauf, dass alle uns beim Knutschen zusehen?«
»Darum geht es nicht und das weißt du verdammt gut. Stell dich mal nicht so blöd.«
Er zündet eine Zigarette an. »Hast...weiß Sandra inzwischen, dass...?«
»Keine Angst, dein Geheimnis ist bei mir sicher. Noch.«
»Was soll das heißen?«
»Es klingelt, ich muss jetzt zum Unterricht. Und David...ich werde nicht nochmal mit dir hier runter gehen.«
24
»Hey, ich bin's, David.«
»Oh hallo. Lange nichts von dir gehört. Was gibt's denn?«
Es tut gut, Kais fröhliche Stimme zu hören.
»Ich dachte, wir könnten uns mal wieder treffen. Hast du heute schon was vor?«
»Heute? Nee, willst du herkommen?«
»Wenn es dir nichts ausmacht.«
»Hätte ich sonst gefragt?« lacht Kai.
»Ok, in einer halben Stunde...ist das in Ordnung?«
»Klar, was immer du willst. Bis gleich.«
Ich lege den Hörer auf und rede mir ein, dass es mir gut geht und ich mit Kai eine Menge Spaß haben werde. Zur Hölle mit Tobias! Wenn er partout nicht mit mir reden will, ich kann auch stur sein. Und er war es, der diesen beknackten Streit angefangen hat. Ich werde mich jetzt verdammt noch mal mit Kai amüsieren.
Eine halbe Stunde später sitze ich in seinem Zimmer und finde, dass er umwerfend aussieht. Schnallenhose, einfaches Shirt, Eyeliner und Lippgloss. Wir trinken Sahnekaramelltee und plötzlich drängt sich Tobi in mein Hirn. Arschloch, der soll sich verpissen.
»Und...was macht deine Herzblattgeschichte?«
»Die ist vorbei«, entgegne ich finster.
»Tatsächlich?« Er hebt eine Braue. »Und jetzt willst du wohl getröstet werden.«
Ja, wieso eigentlich nicht? »Naja, ja.«
Kai lacht. »Wie kommst du darauf, dass ich dich jetzt noch haben will?«
Meine Hand wandert über seinen Schenkel, greift fest zu. »Weiß nicht, ist so ein Gefühl...«
Er beginnt mich zu küssen, sehr zärtlich, und streichelt meinen Nacken. Meine Hand schiebt sich unter sein Shirt und ertastet eine kleine harte Brustwarze. Kai seufzt leise doch dann schiebt er mich plötzlich weg.
»Nicht so schnell, Kleiner.«
»Was hast du denn?« frage ich gereizt. »Ich dachte, du willst das.«
»Ich bin hier wohl kaum das Problem.«
»Was soll'n das jetzt?« So langsam werde ich echt wütend. Erst macht er mich scharf und dann...?
»Sieh mal«, lächelt er milde, »ich mag dich wirklich gerne aber ich hab keine Lust, mit jemandem zu schlafen, der dabei an einen anderen Jungen denkt.«
Wahnsinn, fühle ich mich ertappt, denn ich habe in der Tat an Tobi gedacht und das nicht zu knapp. Trotzdem dränge ich mich wieder an ihn. »Ich denke nur an dich, komm schon, Kai.«
Er wehrt meinen Annäherungsversuch ab. »Nee, lass mal. Ich glaube, so ganz ist deine Geschichte mit Tobi noch nicht ausgestanden, mh?«
Scheiße, er hat ja recht.
Kai seufzt und zündet uns beiden eine Zigarette an. »Also...willst du reden?«
»Da gibt's nichts zu reden. Es ist Schluss.«
»Und warum? Ich dachte, du bist so verknallt.«
»Wir hatten einen tierischen Streit. Er wollte seiner Schnepfe alles sagen.«
»Na, Glückwunsch. Das war es doch, was du wolltest.«
»Ich wollte, dass er mit ihr Schluss macht. Aber er soll gefälligst nicht durch die Gegend laufen und jedem erzählen, dass ich schwul bin. Seine Schwester hat er darüber auch schon informiert, ohne mir ein Wort zu sagen. Und als ich mich darüber aufgeregt hab, hat er mir vorgeworfen, ich sei feige und verklemmt und ein Wichser und was weiß ich nicht alles. Der spinnt doch.«
»Hast du denn ein Problem damit, dass du auf Jungs stehst?«
»Mann, jetzt fang du nicht auch noch an. Nein, ich habe kein Problem damit. Ich weiß nur nicht, warum es so verdammt wichtig ist, dass alle es wissen. Was ich mache und wen ich liebe geht keinen etwas an.«
»Ja, ich denke, so kann man das sehen.«
»Was soll'n das heißen?«
Kai lehnt sich zurück und bläst langsam den Rauch der Zigarette aus. »Du hast mir beim letztenmal gesagt, du willst nicht, wie ein Gegenstand hervorgekramt werden, wenn Tobi dich braucht...vielleicht will er das auch nicht. Vielleicht will er einfach nur mit dir zusammen sein, mit allen Konsequenzen.«
»Will ich etwa was anderes?« gebe ich sauer zurück.
Kai lächelt. »Naja, sei mir nicht böse aber du scheinst mir mehr der Typ zu sein, der aus allem ein Geheimnis machen will. Auch wenn du mir bestimmt gleich an die Kehle gehst, ich kann deinen Tobi ein kleines bisschen verstehen.«
»Jaja, stell dich ruhig auf seine Seite. Soll ich dich mit ihm bekannt machen? Dann könnt ihr zusammen von allen Dächern dieser Stadt brüllen Hey, Leute, wir sind schwul und finden das toll. «
»Ja, warum nicht? Ich kann mich erinnern, dass er doch ziemlich niedlich ist.«
»Ich finde das nicht lustig«, entgegne ich wütend.
»Keine Angst, ich schnappe ihn dir schon nicht weg«, lacht Kai. »Was hast du denn jetzt vor?«
»Wie vor?«
»Wegen Tobi.«
»Nichts. Es ist Schluss. Fertig. Er war eh nicht der Richtige.«
»Ah, verstehe. Deswegen kommst du her und willst mich vögeln, ja?! Um ihn zu vergessen?«
Scheiße, ja. Warum mir etwas vormachen?
»Ich...ich halte es ohne ihn kaum aus«, gebe ich mit gesenktem Kopf zu.
»Dann rede mit ihm.«
»Wenn das so einfach wäre. Er ist total sauer und geht mir aus dem Weg.«
»Tja, dann streng dich gefälligst an«, entgegnet er und tätschelt mir lächelnd den Kopf.
Zwei Tage nach meinem Treffen mit Kai will ich tatsächlich mit Tobi reden, quatsche ihn in der Pause an und gehe mit ihm in den Fahrradkeller. Er versucht, cool zu wirken aber ich merke, dass seine Stimme zittert und nicht nur die. Ich will echt nur mit ihm reden, ihn fragen, wie es weiter gehen soll aber als er vor mir steht im düsteren Kellerlicht hab ich plötzlich so eine unglaubliche Sehnsucht, ihm nah zu sein. Ich kann sein Haar riechen, seine Haut...ich muss ihn einfach küssen. Er sträubt sich zuerst ein wenig, doch nicht lange und ich spüre seine Zunge. Ich bin schon der Meinung, dass nun alles wieder in Ordnung ist, ich meinen Süßen wiederhabe, da schiebt er mich weg und sagt mir, dass sich nichts geändert hat und er nicht nochmal mit mir in den Fahrradkeller geht.
Nachdem er weg ist habe ich nicht den Eindruck, die restlichen Schulstunden irgendwie aushalten zu können und mache, dass ich weg komme.
Oh mann, ich will Tobias. Wieso muss der denn aus der ganzen Sache so ein verficktes Drama machen? Warum kann er nicht wieder mein verklemmter, verlegener Tobi sein? Als ich ihm noch zeigen musste, wo's langgeht, war's irgendwie einfacher. Jetzt weiß Beate von uns und Sandra wird früher oder später wohl ebenfalls Bescheid wissen. Und das ist dann auch schon der Anfang vom Ende. Sandra ist nämlich eine Superzicke, die wird sich nicht so einfach damit abfinden, dass sie von ihrem Freund abserviert wird, weil der auf Jungs steht und noch dazu auf mich - ihren Lieblingsfeind. Die wird es in der Schule rumerzählen, dann werden sich alle über mich lustig machen, schlimmstenfalls gibt's noch Prügel - man weiß ja nicht, was so in den Deppenköpfen vorgeht - ja, und seine Eltern werden mich, weiß nicht, anzeigen, wegen...keine Ahnung. Vielleicht kann sein Vater eine Verfügung erwirken, dass ich Tobi nicht mehr sehen darf? Der kennt sich mit dem ganzen Juristenkram doch so gut aus, ist schließlich sein Job. Oh Mann und wenn Paps und das Stiefmonster erfahren, dass ich mit Jungs schlafe! Und das alles, weil Tobi sein blödes Maul nicht halten will.
Verdammt, ich muß ihn irgendwie zurückgewinnnen! Er fehlt mir in jeder fucking Sekunde. Vielleicht kann ich ihn ja überreden, mir noch ein wenig Zeit zu geben, bevor er Sandra alles sagt? Ich bin eben ein Feigling...was soll ich machen? Jedenfalls muss ich mit ihm reden, ihm sagen, dass ich ihn liebe, mit ihm zusammen sein will. Der Kuss im Fahrradkeller hat mir total die Augen geöffnet. Die ganze Zeit war ich so beschäftigt mit sauer sein auf Tobi und nur, weil ich sonst wahrscheinlich zusammengebrochen wäre. Verdrängen nennt man das wohl. Seit dem Kuss hänge ich durch und verzehre mich nach ihm. Sein Lächeln fehlt mir, seine großen braunen Augen, der Duft seiner Haut und seiner Haare, seine weiche Stimme. Na klasse, da liegt sein Halstuch auf dem Bett. Das hat mir gerade noch gefehlt. Ich halte es an meine Nase...riecht natürlich mehr nach mir aber es ist von ihm. Er hat es getragen, auf seiner weichen Haut. Mir wird schlecht, so groß ist meine Sehnsucht. Wie in Trance lege ich mich ins Bett, kuschel mit dem Halstuch und heule mich in den Schlaf.
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