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Keks & Krümel
Teil 2
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Informationen
- Story: Keks & Krümel
- Autor: Chelsea
- Die Story gehört zu folgenden Genre: Lovestory
Heartbeat why do you miss when my baby kisses me
Heartbeat why does a love kiss stay in my memory
Heartbeat why do you skip when my baby's lips meet mine
Heartbeat why do you flip then give me a skip-beat sign
„Hör auf zu schmollen, Babe. Es ist nur eine verdammte Woche, okay?“
Blödmann. Ich muss schmollen, wenn Keks mich sieben Tage allein lässt, um mit seinem dämlichen Orgelkurs nach wer weiß wohin zu fahren.
Ich meine, wir haben eh schon immer kaum Zeit für uns, weil er so verflucht beschäftigt ist mit Studium, Klavier, Orgel, Cembalo und Kirchenchor. Ätzend. Andauernd treibt er sich auf irgendwelchen Veranstaltungen rum und/oder singt sich in Messen einen dranlang...
Heiligabend z.B. Zwei Stunden hat das gedauert, obwohl es sich noch viel länger anfühlte. Der Pfarrer sagte aus Versehen ‘Im Namen des Papstes‘ anstatt ‘Im Namen des Vaters‘ und ein Messdienerkind fiel dramatisch in Ohnmacht... warum weiß ich nicht. Es war ein sehr junges Kind, wahrscheinlich hat's die Aufregung nicht vertragen. Oder den Weihrauch. Oder beides.
Wie auch immer, während Keks also seine Tasche packt, packe ich seine Hüften und zerre ihn aufs Bett. Er ist sehr...überrascht und entschlüpft meiner Umklammerung.
„Krümel, ich... äh... muss noch...“
„Kannst deine scheiß Tasche auch noch später packen. Ich will jetzt meinen Abschiedsfick“, erkläre ich mit verschränkten Armen.
„Deinen was?“ fragt er völlig entgeistert.
„Seit wann hast du was an den Ohren?“
„Mann und seit wann bist du so ordinär?“ schnauft er.
„Glaub bloß nicht, dass ich mich jetzt lange mit dir rumstreite. Ich will, was mir zusteht!“
Langsam setzt er sich auf meinen Schoß und öffnet die Knöpfe meiner Jeans. „Oh, keine Angst..., das bekommst du. Aber beschwer dich nicht, wenn es dich überfordert.“
„Phhh... Angeber!“
„Ach ja?“ grinst er und küsst mich auf den Mund.
Am nächsten Morgen werde ich mit einem Kuss auf die Stirn geweckt. „Ich muss jetzt los, Krümel“, flüstert Keks.
„Rufst du mich an?“
„Jeden Abend“, nickt er und küsst meine Nasenspitze, dann schlingt er seine Arme um mich. Ich schlinge auch, wenn ich ihn festhalte, kann er schließlich nicht weg, oder?!
„Krümel... ich bin schon total spät dran“, sagt er nach einer Weile.
Seufzend gebe ich ihn frei.
„Übrigens, ich hab dir Zimtkakao gekocht..., um dir den Abschied wenigstens ein kleines bisschen zu versüßen“, erklärt mein Engel und drückt mir eine Tasse (meine Lieblingstasse... die weiße mit den roten Herzchen) in die Hand.
„Ich lieb dich, Keks.“
„Na, logisch“, lächelt er und geht.
Okay, Keks war also heimlich abgehauen. Während ich mich wütend und traurig im Bett rumwälzte, streichelte etwas weiches meine Wange. Ich klappte die Augen auf und sah... Murphy. Keks‘ Schnuffeltier. Ein kleiner grauer Esel, geradezu ekelhaft süß, mit ‘nem blauen Auge, einem Verband am Ohr und eingenähten Pflastern und Wunden. Den hatte er mit fünf oder sechs von meinen Eltern zum Geburtstag bekommen.
Ich griff mir das Vieh, knuddelte es ordentlich durch und fragte mich dabei, ob man als Sechzehnjähriger überhaupt noch Kuscheltiere haben durfte?! Aber... es roch nach Keks und er war doch jetzt weg und ich vermisste ihn und überhaupt.
Naja, ich spürte seine Abwesenheit natürlich noch nicht ganz so deutlich, vergoss allerdings dennoch ein paar Tränchen, weil ich fand, es gehöre sich irgendwie.
Die große Heulerei kam erst später, als er mich anrief, um mir zu sagen, dass es ihm gut gehe, sein Zimmerkumpan eine Knalltüte sei und er überlegte, was er anstellen könne, um rauszufliegen.
„Lass das mal lieber. Wer weiß, wohin dich deine Eltern dann schicken“, erklärte ich. „Hättest dich übrigens ruhig verabschieden können.“
„Ach Krümel“, seufzte er, „du hättest doch sicher geflennt und ich halte es nicht aus, wenn du meinetwegen weinst.“
„Murphy ist noch hier.“
„Ja..., der soll auf dich aufpassen.“
„Aber wer passt denn jetzt auf dich auf?“ fragte ich leise.
„Ich krieg das schon hin.“
Schule war die Hölle ohne Keks. Ständig kam Kathrin angeschlichen und zog ein Gesicht, als hätte man ihre Familie getötet. Ständig fragte sie nach Keks. Ständig faselte sie, wie sehr sie ihn vermisste und ich sollte bloß Bescheid sagen, wenn er zu Besuch kam. Es war total zum kotzen. Die blöde Kuh machte alles nur noch schlimmer.
Sascha war ziemlich angepisst. „Mann, Keks wird was Besseres zu tun haben, als mit dir rumzuhängen, wenn er da ist. Kannst du nicht endlich begreifen, dass du keine Chance hast? Nie eine hattest und niemals eine haben wirst, hä?“
Seine Stimme wurde lauter und ein wenig schrill. „Dein Traumprinz ist schwul. Schwuhul... homosexuell... nicht an Titten interessiert. Er steht auf Schwänze. Er steht auf Krümel, weil er verflucht nochmal, lies es mir von den Lippen ab, S- C- H- W- U- L ist. Er ist... “
„Sascha“, unterbrach ich sein irres Gefasel, „ich glaube, die ganze Schule hat inzwischen mitbekommen, was Keks ist und worauf er steht.“
Benommen blickte er sich um. „Sorry aber... die kapiert's doch einfach nicht.“
Kathrin war sehr erbost. Sie stellte sich dicht vor Sascha. „Du warst, bist und bleibst ein Arschloch“, zischte sie und stampfte davon.
„Das wär nicht unbedingt nötig gewesen“, erklärte ich, doch Sascha schnaufte verächtlich.„Und wie nötig das war. Den ganzen Tag nöhlt sie rum... Keks hier und Keks da. So schlimm bist nicht einmal du, obwohl du allen Grund hättest.“
„Naja, andauernde Heulerei bringt ihn auch nicht zurück. Viel schlimmer ist der Gedanke, dass Keks da ganz alleine ist.“
Sascha legte mir seinen Arm um die Schulter. „Ach, der beißt sich schon durch. Ich meine, schließlich hat er die Grundschule als Trottel vom Dienst überstanden. Sowas härtet ab.“
„Ja...vielleicht.“
Zu Hause sein war fast noch schlimmer, als in der Schule rumhängen. Ich versuchte mir einzureden, dass Keks gar nicht in diesem Scheißinternat war, sondern einfach nur ein paar Straßen weiter. Das klappte... überhaupt nicht.
Immer wieder bohrte sich der Satz in mein Hirn: Keks ist weit weg! Es war ekelhaft. Und ich fragte mich, wie ich das, um alles in der Welt, jahrelang aushalten sollte, wenn ich schon nach einer Woche auf dem Zahnfleisch kroch.
Ich hasste seine Eltern noch mehr, wenn das überhaupt möglich war, und wünschte ihnen wirklich schlimmes an den Hals.
Manchmal hasste ich sogar meine Eltern, die mein Leid nicht wirklich ernst nahmen.
Wahrscheinlich hielten sie meine Liebe zu Keks für eine bekloppte Teenagerschwärmerei. Ich wusste, dass sie ihn ebenfalls vermissten aber... ich konnte ohne ihn nicht leben. Existieren vielleicht, ich hörte ja schließlich nicht plötzlich auf zu atmen oder sowas. Aber es war eben alles so wahnsinnig anstrengend.
Das fing ja schon mit dem Aufstehen morgens an. Normalerweise tat ich das gerne, weil ich wusste, ich würde Keks sehen und küssen können. Jetzt gab's irgendwie nichts mehr, zum drauf freuen. Die Tage hatten eindeutig zu viele Stunden und die Nächte... ich wünschte mich so so sehr in Keks‘ Arme. Leider hatte ich aber nur Murphy, den ich verzweifelt an mich drückte und mit meinen Tränen tränkte.
„Krümel, du steigerst dich viel zu sehr in diese Sache rein“, sagte mein Vater, „ich weiß, dass Keks dir fehlt aber musst du das derart zelebrieren?“
Was wusste er schon? Er hatte seine Frau den ganzen Tag um sich, während mir schlecht vor Sehnsucht war.
„Du darfst ihn ja vermissen“, faselte er weiter, „es soll nur nicht dein Leben bestimmen.“
Ich hatte keinen Bock, mir seine Sprüche reinzuziehen. Klar hatte er wahrscheinlich recht, aber half mir das vielleicht? Nein, das tat es nicht.
Die abendlichen Telefonate mit Keks halfen mir... etwas. Ich versuchte nicht so sehr zu jammern. Manchmal war ich erfolgreich. Und irgendwie war es auch komisch, mit ihm zu telefonieren. Das heißt, Keks war komisch. Er wollte z.B. nichts über sein Internat erzählen, nichts über seine Mitschüler, nichts über den Unterricht... nichts.
Von ihm kam nur „Ich hab jetzt keine Lust über so langweiliges Zeug zu reden“.
Allerdings sagte er mir, es sei nicht üblich, das Internat jedes Wochenende zu verlassen. Fein, er hatte ja anscheinend überhaupt keine Sehnsucht nach mir, oder wie?! Sollte ich vielleicht jetzt bis zu den Ferien warten, um ihn zu küssen?
Ich war echt angepisst und zum ersten Mal in meinem Leben, stritt ich ernsthaft mit Keks
„Was soll ich denn machen? Jedes Wochenende... das ist einfach zu... umständlich“, erklärte er.
„Umständlich?“, keifte ich los. „Ich würde auch tausend Stunden fahren, um dich drei Minuten in den Arm nehmen zu können... das waren deine Worte. Und jetzt bin ich dir zu umständlich?“
„Nein aber es gibt halt Regeln... “
„Fein, dann halt dich mal schön dran, du Arsch“, bölkte ich in den verdammten Hörer.
„Ich mag mich nicht mit dir streiten, Krümel“, sagte er leise und ich bekam sofort ein sehr schlechtes Gewissen.
Streiten wollte ich mich ja wohl auch nicht. Ich war nur so enttäuscht. Und verzweifelt.
„Also wann kommst du?“
„Weiß nicht. Ich muss mich hier erstmal zurecht finden, verstehst du?“
„Haha... ein guter Witz. Wie soll ich denn, wenn du nichts erzählst?“
„Und warum sollte ich dich mit irgendeiner Kacke langweilen, bei der du mir eh nicht helfen kannst?“
„Klar... wieso sprechen wir überhaupt miteinander? Für blödes ‘ich vermisse dich... ich dich auch‘ Gesäusel ist mir das Telefonieren zu teuer.“
„Okay, bis dann.“
Das war's, er hatte aufgelegt und ich fühlte mich wie Kotze.
Das mittlerweile dritte Wochenende ohne Keks stand vor der Tür. Mir war nicht ganz klar, wie ich das überleben sollte. Ich hatte inzwischen eine schlimme Depression bei mir diagnostiziert und Sascha bedrängte mich andauernd, ich solle zu seiner Party kommen, um mich ein bisschen abzulenken.
Ablenken, mh? Mit Kathrin, die ständig flennte, weil MEIN KEKS so weit weg war.
Trotzdem ging ich hin. Immerhin war Sascha sowas wie mein bester Freund.
Während ich also in einer Ecke saß und mich ein wenig betrank, kam Kathrin und setzte sich zu mir.
„Hey“, lächelte sie.
„Hallo“, lallte ich.
Unkomfortabel verknotete sie ihre Finger und sah mich an. „Du...Krümel...es tut mir wirklich leid.“
„Okay. Und was genau?“
„Naja, mein ganzes Geheule wegen Keks und so. Ich mag ihn halt schrecklich gern und er fehlt mir. Was soll ich dagegen machen? Ich weiß, dass ich ihn nicht haben kann aber Gefühle gehen leider nicht mal eben so weg. Jedenfalls will ich nicht, dass du mich deshalb hasst.“
„Tu ich nicht.“
„Und du bist mir nicht böse?“
Ich schüttelte den Kopf, trank mein Bier aus und dachte verzweifelt an Keks.
Der Streit, den wir hatten, war zwar halbwegs vergessen, aber besuchen wollte er mich noch immer nicht. Oder er konnte nicht, was ungefähr aufs selbe rauskam.
Schlimmer machten es die knutschenden Pärchen, die überall rumlungerten. Sanne und Daniel waren offensichtlich gerade frisch verliebt. Obwohl die beiden am anderen Ende des Zimmers saßen, hörte ich das Schmatzen bis hierher.
„Ich will auch knutschen“, seufzte Kathrin und lehnte ihren Kopf an meine Schulter. Sofort wurde mir übel. „Äh...“
„Doch nicht mit dir“, kicherte sie und knuffte mir in die Seite, „und bevor du mich schlägst... ,ich hab jetzt auch nicht an Keks gedacht.“
„Sondern?“
„Niemand bestimmtes. Würdest du vielleicht einen von den Typen hier küssen wollen?“ Ich sah mich einige Sekunden um. „Nee, ich glaub nicht. Das heißt... , was ist denn mit Sascha?“
Sie nahm ihren Kopf von meiner Schulter. „Was soll mit dem sein?“
„Nichts. Ich meine nur, dass er noch solo ist.“
„Kein Wunder“, zischte sie, „wer will schon so eine blöde Arschgeige?“
Ich hatte keinen Bock auf Verkuppeln und hielt die Klappe. Sollten die zwei das gefälligst selbst auf die Reihe kriegen. Dass Sascha in Kathrin verschossen war, wusste eh die halbe Schule.
„Bis später“, murmelte Kathrin.
Kaum war sie weg, kam auch schon Sascha und brachte mir freundlicherweise noch ein Bier mit. Der Patchouligeruch machte mich irgendwie ziemlich duselig. Vielleicht lag es aber auch am Alkohol. Ich trank eigentlich nie besonders viel.
„Jetzt mal ehrlich“, begann ich, „was hat diese Veränderung zu bedeuten?“
„Veränderung?“
„Na, dieser ganze Gothic-Kram“, half ich ihm auf die Sprünge.
„Phhh...gefalle ich dir etwa nicht?“ fragte er schmollend und spielte ein bisschen an den Schnallen seiner Hose. Zwei Ponysträhnen hatten sich aus seinem Pferdeschwanz gelöst. Ich strich sie ihm aus den Augen.
„Willst du das denn? Mir gefallen?“
„Ich sollte jetzt aufpassen, was ich sage. Sonst reißt Keks mir die Rübe runter, wenn er es erfährt.“
Moment mal..., Sascha wollte mir doch nicht plötzlich seine Liebe gestehen, oder? Ich hatte nie den Eindruck gehabt, dass er... naja, er fand doch eigentlich immer Mädchen toll. Er war scharf auf Kathrin, verdammte Scheiße.
Während ich mir also alles Mögliche zusammen befürchtete, grinste er nur und kippte sein Bier runter. Mir war irgendwie unwohl.
Wenn ich ihn so ansah... meine Güte, er war schon süß. Nicht aufdringlich toll, mehr so' ne Zweite- Blick- Schönheit. Ich fragte mich, ob das nun der Moment war, in dem ich feststellte, dass ich tatsächlich schwul war?! Und ich überlegte, wenn es Keks nicht gäbe, ob ich dann vielleicht mit Sascha...?
„Hey, du hörst mir ja gar nicht zu“, riss er mich aus meinen Gedanken.
„Äh...äh, was?“
„Egal“, schüttelte er den Kopf, „war nicht weiter wichtig. Wann ist'n Keks wieder mal da?“
„Keine Ahnung. Er kann anscheinend doch nicht so oft weg. Vielleicht kommt er erst in den Ferien.“
„Vermisst ihn ganz schön, oder?“
„Logisch“, murmelte ich und war mit einem Schlag total und vollkommen gefrustet, traurig, deprimiert und was weiß ich.
„Es tut mir leid, dass ich anfangs immer so dumme Sprüche gemacht habe“, sagte er und schmiegte sich bequem an mich. „Ehrlich, ich hab mir nichts dabei gedacht. Es muss euch ziemlich auf die Nerven gegangen sein.“
„Ja, ein bisschen.“
„Sorry, das war wirklich nicht meine Absicht. Ich meine, ich finde es echt absolut okay, dass ihr verliebt seid.“
„Ich finde es auch okay, dass du jetzt Gruftie bist“, antworte ich.
„Schön, dass wir drüber gesprochen haben“, kicherte er.
Eine Weile betranken wir uns schweigend, bis Sascha sich plötzlich aufsetzte. „Scheiße, ich sollte diese Penner alle rausschmeißen.“
„Wieso'n das?“
„Das ist meine verdammte Party und kuck sie dir an... , haben nix Besseres zu tun, als notgeil aneinander rumzulutschen. Ekelhaft.“
„Aus dir spricht doch nur der Neid, oder?“
„Na logisch“, nickte er. „Bist du nicht angepisst, weil du hier mit mir hängst, anstatt mit Keks?“
„Ich kann an meiner Situation nichts ändern. Du schon.“
„Inwiefern?“
„Kathrin“, antwortete ich knapp.
„Mann, die hasst mich. Und selbst wenn's nicht so wäre, würde sie mich nicht einmal bemerken. Die mit ihrem scheiß Faible für Schwuppen. Möchte mal wissen, was sie da für einen Kick von kriegt.“
„Tja“, seufzte ich übertrieben, „es ist schon nicht einfach, wir zu sein, mh?“
„Ich schütte dir gerade mein Herz aus also halt die Klappe“, zischte er.
„Sascha...die ganze Welt weiß, dass du in Kathrin verknallt bist.“
„Ja“, entgegnete er grimmig, „nur Kathrin nicht. Sag mal... würdest du mich eventuell auf den Mund küssen?“ Ach du Kacke! Wieso um alles in der Welt war denn nur dieser Knutschwahn ausgebrochen?„Warum sollte ich? Und warum solltest du das wollen?“
„Wenn Kathrin denkt, dass ich die Fronten gewechselt habe, fängt sie vielleicht an, sich für mich zu interessieren. Und außerdem bin ich grad so breit und verzweifelt, dass ich selbst dich küssen würde.“
„Oh, vielen Dank.“
„Ach komm schon, du weißt, wie ich das meine. Ich hab Lust zu knutschen. Warum also nicht mit dir?“
„Ich hab einen Freund“, gab ich zu bedenken. „Na und? Ich will dich ja nicht heiraten, sondern einfach nur eine Zunge in meinem Mund haben. Könntest mir ruhig diesen Gefallen tun. Schließlich sind wir Freunde. Bin ich abstoßend, oder was?“
„Nee, nur nicht schwul.“
Er schnaufte genervt. „Darum geht's doch jetzt überhaupt nicht. Oder hast du vielleicht Angst, dass es dir zu sehr gefallen würde?“
Mein Gesicht wurde ein bisschen warm, weil ich mich ertappt fühlte. Naja, nicht wirklich ertappt. Oder... vielleicht doch. Kacke, ich war echt verwirrt. Und die Tatsache, dass ich Saschas Lächeln plötzlich fast schon süß fand, machte es nicht besser. „Okay“, sagte ich leise genug, dass er es hätte überhören können.
Hatte er aber nicht, denn er rückte ein Stück näher und strich mit dem Daumen über meine Lippen. Ich schloss die Augen. Eine halbe Sekunde später spürte ich seinen weichen Mund. Noch eine halbe Sekunde später spürte ich seine Zunge. Zwei weitere Sekunden und wir knutschten wie die Blödmänner. Saschas Hand lag auf meiner Hüfte, seine Finger verirrten sich dann und wann unter mein Shirt und streichelten nackte Haut. Meine Finger spielten mit seinen Haaren.
Das alles ging ungefähr zehn Minuten, vielleicht auch zehn Stunden, dann war mein Gehirn wieder eingeschaltet. Ich rückte von ihm weg.
„Danke“, lächelte Sascha, „das war echt... nett. Ich meine, wow, noch'n bisschen länger und...“
„Was?“
Er lehnte sich zurück. „Ich hoffe, du hast jetzt keinen Ständer gekriegt oder so. Ich hab nämlich echt nicht vor, mehr mit dir zu machen.“
Ich lehnte mich ebenfalls zurück. „Keine Sorge, ich konnte meinen Schwanz noch so eben im Zaum halten, Idiot.“
„Hey, ich mein ja nur.“ Er blickte sich um. „Glaubst du, das hat irgend jemand gesehen?“
„Scheinen alle mit sich selber beschäftigt zu sein“, antwortete ich.
„Wollen wir nochmal?“
„Nee, ich geh nach Hause.“
Auf dem Weg dahin kotzte ich in ein Gebüsch und als ich endlich da war gleich nochmal in unsere Kloschüssel. Das war nicht nur der Alkohol. Das war vor allem mein schlechtes Gewissen. Ich hatte Keks betrogen... so irgendwie. Die Gründe waren uninteressant. Wichtig war: ich hatte einen anderen Jungen geküsst! Keks würde mich schlachten, wenn er es herausbekam.
Musste er es herausbekommen? Wenn ich es ihm nicht sagte..., die Knutscherei war schließlich völlig unromantisch, unerotisch und unsexy gewesen. Es war, wie Sascha sagte, nett. Sterne hatte ich nicht gesehen. Wieso also Keks davon erzählen, wenn es unbedeutend gewesen war, richtig?!
Klar, wenn Sascha mir einen geblasen und ich das toll gefunden hätte, aber nichts dergleichen war passiert. Harmloser Lippen-Zungenkontakt und ein bisschen fummeln hier und da.
Trotzdem fühlte ich mich scheiße. Keks war grad mal drei Wochen weg und schon knutschte ich in der Gegend rum. Und wenn er dasselbe tat?
Oh Gott, ich wusste doch überhaupt nicht, was er die ganze Zeit machte. Vielleicht hatte er deshalb kein Interesse, mich zu besuchen, weil ein hübscher Klavierboy ihm den Schädel verdrehte? Nein, das war totaler Blödsinn. Keks liebte mich und ich liebte ihn.
Die ganze Woche über hatte ich einen permanenten Brechreiz. Keks und ich telefonierten abends, aber ich hielt diese Telefonate so kurz es ging, was mich beinahe umbrachte. Ich wollte seine Stimme hören, aber ich konnte, verdammt nochmal, nicht vernünftig mit ihm sprechen. Mit Sascha sprechen ging. Anfangs war es etwas verkrampft... okay, ICH war verkrampft... aber er erklärte mir sehr schnell, dass es dafür keinen Grund gab. Er sagte auch, ich solle Keks beichten, was passiert war, wenn ich mich so schlechte fühlte.
„Und wenn er dann Schluss macht?“ fragte ich weinerlich.
„Weil du einen Typen geküsst hast, in den du nicht die Spur verliebt bist? Und nur, weil du diesem Typen helfen wolltest, an seine auf Schwuppen abfahrende Traumfrau ranzukommen? Das glaubst du doch selber nicht, Krümel.“
Mh, als ich Sascha geküsst habe..., also da war bei mir eher kein helfender Gedanke im Spiel.„Aber ich war ständig eifersüchtig, nur weil er andere Jungs bemerkt hat, man, wie stehe ich denn jetzt da?
Für mich gibt's nur dich, Keks. Ach übrigens..., ich hab Sascha neulich zungengeküsst und mich ziemlich amüsiert dabei. Macht dir doch nichts aus, oder?“
„Tut mir echt leid, dass ich dich in diese Situation gebracht habe. Ich sollte wirklich lernen, mich zurückzuhalten.“
„Ich hab mich genauso wenig zurückgehalten“, entgegnete ich. „Außerdem ist er Schuld an dem ganzen Scheiß. Was lässt der mich so lange alleine, verdammt.“
„Genau“, lachte Sascha, „Keks ist ein blöder Idiot.“
„Halt die Klappe. Was fällt dir ein, so über meinen Freund zu sprechen.“
„Wir sehen uns in der Schule, ja?“
„Wird sich kaum vermeiden lassen.“
Freitagabend saß ich grad im Wohnzimmer, zappte durchs miese Fernsehprogramm und wartete darauf, Keks anzurufen, als es plötzlich klingelte. „Krümel, mach mal auf“, bollerte Mom aus der Küche.
Genervt schleppte ich mich zur Tür und bekam eine fantastische Herzattacke. Keks lehnte am Türrahmen, lächelte bis zum geht nicht mehr und sah unbeschreiblich gut aus.
„Was machst'n du hier?“ brabbelte es aus meinem zitternden Mund, dann zog ich ihn in die Wohnung und knutschte ihn hemmungslos.
„STOPP!“
Erschrocken wirbelte ich herum und sah direkt in Moms Gesicht.
„Dein Vater schleicht hier rum und möchte sicher nicht sehen, dass sein Sohn sich in ein Raubtier verwandelt hat, das unseren Gast aufzuessen droht“, lächelte sie, umarmte Keks und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Schön, dass du da bist.“
Dann kam Paps ins Wohnzimmer. Breit grinsend. „Ui, der verlorene Sohn kehrt heim. Vera, geh in die Küche und schlachte ein Lamm.“
„Wir sind Vegetarier“, erklärte Mom.
Er runzelte die Stirn. „Seit wann denn das?“
„Seit wir diese schrecklichen Reportagen über Schlachtfabriken, Schweinemast und Kaviar-Gewinnung gesehen haben.“
„Ah ja, richtig. Tut mir leid, Keks. Kein Lamm. Aber umarmen darf ich dich“, lächelte er und drückte ihn fest an sich.
„Sag mal, wissen deine Eltern, dass du da bist?“ Keks schaute zu Boden. „Ähem...nee. Ich dachte, ich könnte einfach hier bleiben.“
Paps strich sich angestrengt am Kinn herum. „Mh, also unseretwegen schon, aber denkst du nicht, deine Eltern mögen dich auch sehen?“
Keks verzog das Gesicht. „Deine Witze waren auch schon mal besser.“
„Na schön, wir besprechen das morgen. Bist doch sicher müde von der langen Fahrt und willst dich ausruhen, oder?“
„Unbedingt“, seufzte Keks und warf mir einen Schlafzimmerblick zu, dass ich mich kaum noch auf den Füßen halten konnte.
Ein wohliges Kribbeln durchzog meinen gesamten Körper, konzentrierte sich jedoch sehr schnell auf eine bestimmte Region. Paps schüttelte sich übertrieben. „Ich sprach von ausruhen. Nicht von... Vera, warum können unsere Kinder nicht klein, putzig und...anständig bleiben?“
Keine Ahnung, was Mom darauf erwiderte, denn Keks hatte meine Hand genommen und wir gingen die Treppe rauf in mein Zimmer.
Kaum war die Tür zu, hing ich auch schon wieder an seinen Lippen, drängelte ihn Richtung Bett und nestelte hektisch an seinen Klamotten.
„Darf ich also davon ausgehen, dass ich dir gefehlt habe?“ fragte er grinsend.
„Ich dachte, ich muss sterben“, antwortete ich.
„Süß.“
Keks zog sein Shirt aus und... wow! Ich wollte augenblicklich über ihn herfallen, konnte mich allerdings nicht bewegen. Nur starren. In sein wunderschönes Gesicht. Auf seinen nackten, perfekten Oberkörper. Seinen niedlichen Bauchnabel. Seine Jeans, die sich wahnsinnig sexy um seine schmalen Hüften schmiegte.
Da ich anscheinend vergessen hatte, zu welchem Zweck man mir zwei Füße gegeben hatte, kam Keks einen Schritt auf mich zu, griff nach meinen Händen und legte sie auf seine Hüften. Seine legten sich in meinen Nacken. Er stupste kurz meine Nasenspitze, bevor er mich zärtlich küsste. Meine Finger waren total außer Rand und Band. Streichelten und kratzten Keks‘ nackte Haut. Zwickten seine harten Nippel.
„Aaauu...“, stöhnte er, „nicht so fest... “
Das war's. Seine Stimme brachte mich völlig um den Verstand. Ich schubste ihn aufs Bett, mich gleich mit, knutschte ihn gierig, riss seine Hose auf und ließ meine Hand darin verschwinden. Keks schaffte es, zwischen küssen und fummeln, mich auszuziehen...
„Du Tier“, maulte er später, auf mehrere blaue Flecke an seinem Körper deutend. „Kuck mal... du hast mich gebissen. Hier... “, er präsentierte mir eine rötliche Stelle unter seinem Rippenbogen, „und hier... “, neben seinem Nabel, „und da auch“, er fuhr mit dem Finger über einen Fleck an seinem Schenkel. „Wenn ich jetzt Tollwut kriege, kannste was erleben.“
„Hm“, machte ich träge, blinzelte ihn an und... „Keks, verdammt, hör auf damit.“
„Womit?“ fragte er und schielte konzentriert seinen Schenkel entlang.
„Hör auf, mich geil zu machen.“
„Wie bitte? Du wirst geil, wenn ich über Tollwut rede?“
„Nee. Aber wenn du so an dir rumfriemelst.“
Keks legte sich bequem auf die Seite. „Sag bloß, du hast noch immer nicht genug.“
„Du etwa?“
„Also jetzt im Moment schon. Außerdem muss ich die Linsen rausnehmen. Meine Augen brennen.“
Er zog Boxershorts und T-Shirt an, tapste barfüßig ins Bad, blieb einige Minuten verschollen und kam schließlich mit einer riesigen Tüte Mäusespeck zurück. Vorsichtig tastete er sich zum Bett. Gott, das sah so umwerfend aus. Seine Ponysträhnen hingen bis zur Nasenspitze und in seinen Mund verschwand gerade ein gelbrosa Stück Mäusespeck.
„Mhhh...lecker“, murmelte er, als er endlich neben mir lag. Die eine Hand wuselte meinen Haarschopf durcheinander, die andere langte unaufhörlich in die Tüte. Ab und an bekam ich auch ein schwabbeliges Stück Süßigkeit in den Mund geschoben. Das heißt, aufgrund seiner starken Sehschwäche, verfehlte er das Ziel, traf meist Nase oder Kinn. Nach einer Weile schnappte ich‘s dann einfach aus seiner Hand.
„Mann, du bist ja vielleicht ‘ne Blindschleiche.“
„Das wusstest du aber vorher, oder? Ich meine, ich hab dir niemals vorgegaukelt, Adleraugen zu haben“, erklärte er und zerknüllte die Tüte.
„Du hast echt die ganze Tüte leergefressen?“
„Ja, das ist jetzt alles hier drin“, nickte er, strahlte mich an, als sei Gefräßigkeit etwas, worauf man stolz sein müsste, und stupste seinen Bauch. Ich schmolz dahin und dachte wieder einmal, dass Keks wohl das bezauberndste Geschöpf der ganzen Welt war und das er mir gehörte. Mir ganz allein. Seit immer und für immer.
Am nächsten Morgen erwachte ich panikartig, beruhigte mich jedoch schnell, als mein Blick auf Keks fiel. Er räkelte sich lächelnd und zog mich in seine Arme.
„Ich hab das echt vermisst.“
„Was?“
„Mit dir aufzuwachen“, seufzte er und drückte seine Lippen gegen meine Schläfe. Dann blinzelte er plötzlich so merkwürdig herum. „Hey, ist das etwa Murphy da auf der Erde? Hol den sofort ins Bett. Du spinnst ja wohl.“
Ich ließ also ein Bein weit aus dem Bett baumeln und versuchte das Teil mit den Zehen zu greifen.
„Doch nicht mit deinem Stinkefuß, Penner“, schnaufte Keks ärgerlich.
„Wieso kannst'n du auf einmal so gut sehen?“
„Das ist hier nicht der Punkt“, entgegnete er, nahm das Tier an sich und stupste seine Nase in den weichen Stoff. „Mein armer kleiner Murphy.“
„Dem geht's total gut bei mir. Der wird jeden Tag durchgeknuddelt.“ Keks blickte mich skeptisch an.
„Nur heute nicht, weil...ich dich zum knuddeln hab.“
Er rückte ein Stück näher. „Ach ja?“
Ich schlang meine Arme um ihn und küsste seinen Hals. „Hm-hm.“
„Sag mal...“, begann Keks und streichelte sanft meinen Rücken, „heute ist doch Samstag, gibt's vielleicht bei Sascha eine Party?“ Mir wurde spontan übel. Das bis dahin erfolgreich verdrängte Geknutsche kroch mir durchs Hirn. „Wieso?“
„Naja, ich würde ganz gerne ein paar Leute aus der Schule sehen.“
„Bin ich dir zu langweilig?“
„Nee, aber ich mag halt ein, zwei Stunden mit Freunden verbringen. Ist das okay?“
Ich zuckte die Schultern. „Kannst doch machen, was du willst.“
„Warum bist du denn jetzt angepisst?“
„Bin ich nicht.“
„Fein, dann gehe ich frühstücken.“
Ich wollte lieber ein bisschen kotzen gehen. Natürlich gab's eine Party bei Sascha und natürlich war Keks daran interessiert, seine Freunde zu besuchen, die er seit vier Wochen nicht gesehen hatte.
Wenn ich Sascha schnell noch anrief, um ihm zu sagen, dass Keks nichts wusste, würde doch alles gut gehen, richtig?! Dummerweise hatte ich aber absolut keinen Schimmer, ob nun jemand die Knutscherei mitbekommen hatte oder nicht. Konnte ja schlecht die gesamte Partygesellschaft anrufen.
Da es jedoch keinerlei Anspielungen gegeben hatte... verdammt, warum erzählte ich Keks nicht einfach die Wahrheit? Das bisschen Küssen und ich war doch auch wirklich nicht in Sascha verliebt. Andererseits wäre ich vermutlich sauer und enttäuscht und verletzt bis zum Erbrechen gewesen, wenn Keks fremdgeknutscht hätte, egal aus welchen Gründen.
Nach dem Frühstück vertrieben wir uns die Zeit mit kuscheln, spazieren gehen, schmusen und... mein schlechtes Gewissen machte mich fertig.
„Wie ist es denn jetzt in deinem Internat?“ fragte ich, um mich ein wenig davon abzulenken.„Jedenfalls besser als bei den Idioten. Aber du fehlst mir.“
„Und dein Zimmerkumpan?“
„Ist ein totaler Kotzbrocken. Er hat irgendwann mal zufällig dein Foto gesehen und... naja, jetzt bin ich eben der Schwuli. Wirklich wissen tut's keiner, aber die Tatsache, dass ich ein Bild von ‘nem Jungen mit mir rumschleppe, reicht wohl aus.“
„Machen die dir da Stress?“
Er zuckte die Schultern. „Hält sich in Grenzen. Übrigens sollten wir uns mal langsam anziehen.“
Mist! „Willst du wirklich zu Sascha?“
„Ja, schon. Hey, mach nicht so ein Gesicht. Wir bleiben zwei Stunden und danach gehöre ich die ganze Nacht dir allein“, lächelte er und gab mir einen kurzen Kuss.
„KEKS!“ brüllte Kathrin und sprang meinem Freund fast in die Arme.
Breit grinsend und offensichtlich sehr glücklich ließ er sich von ihr umschlingen und auf die Wangen küssen. Mich kuckte sie nur finster an, bevor sie seine Hand nahm und zu den anderen zog, die Keks ebenfalls fröhlich begrüßten.
Ich hockte mich muffelnd in eine Ecke und nuckelte an einem Glas Cola, während Keks die nächste halbe Stunde mit Kathrin verbrachte.
Kein Grund zur Eifersucht, dachte ich noch. Hatte jedoch wenig Erfolg. Die beiden saßen zu dicht zusammen und Kathrin flirtete mit ihm. Es schien ihr egal zu sein, dass sein Freund dabei zusehen konnte.
Ich nahm es ihr nicht übel, dass sie in Keks verknallt war, das ging mir ja nicht anders, es war mehr die Tatsache, sich so ungeniert und wissentlich in eine Beziehung drängen zu wollen. Dass Keks gar nicht auf Mädchen stand, schien sie wie immer völlig verdrängt zu haben.
„Hier.“ Sascha hielt mir eine Flasche Bier vor die Nase. „Sieht aus, als könntest du's gebrauchen.“
„Und du?“
Er holte eine zweite Flasche und setzte sich neben mich. „Mal ehrlich, du hast es doch viel besser. Immerhin weißt du, dass Keks dich liebt. Ich schmachte eine Tussi an, die sich im Leben nicht für mich interessiert. Ich würde Keks die Fresse polieren, wenn er nicht zufällig dein Freund wäre.“
„Wer weiß wie lange noch, wenn Kathrin so weiter macht. Die hatte grad ihre Hand auf seinem Schenkel.“
„Geh doch einfach hin und zeig ihr, wem Keks‘ Schenkel gehört“, schlug er vor.
„Damit ich als eifersüchtige Trine dastehe? Nee, danke.“
„Hast immer noch ein schlechtes Gewissen, weil wir uns geküsst haben, oder?“
Ohne ihm darauf eine Antwort zu geben, stand ich auf und ging zu Kathrin und Keks rüber. „Willst du mir etwa meinen Freund ausspannen?“ fragte ich halb im Scherz.
„Allerdings“, nickte Kathrin. „Ich finde, er hat was Besseres verdient.“
Blöde Kotzkuh! Demonstrativ setzt ich mich auf Keks‘ Schoß, obwohl neben ihm noch genug Platz war. Zusätzlich knabberte ich ein bisschen an seinem Ohrläppchen.
„Ich versteh dich nicht Keks. Aber... naja, du musst es wissen“, sagte sie kopfschüttelnd und ging.
„Was versteht sie nicht und was musst du wissen?“
„Nichts weiter“, entgegnete Keks.
„Hey, warum hast du mir nicht erzählt, dass Daniel und Sanne zusammen sind?“
„Vergessen.“
„Scheint dir in letzter Zeit häufiger zu passieren, ja?“
Ich sah ihn irritiert an. Und ganz plötzlich kam mir ein Verdacht. „Du weißt es, oder?“
„Dass du mit Sascha geknutscht hast? Sicher.“
„Woher?“
Er schubste mich von seinem Schoß. „Ich finde, du solltest mir das erstmal erklären, bevor du Fragen stellst.“
„Okay“, seufzte ich, „aber nicht hier. Lass uns nach Hause gehen.“
„Also...“, Keks schaute mich erwartungsvoll an und knabberte nebenbei an einem Bounty. Echt, wie konnte der JETZT essen? Ich stand mitten im Zimmer und fühlte mich wie eine Arschgeige.
„Vielleicht geht's besser, wenn du dich hinsetzt.“ Er klopfte auf die Matratze. Zögernd ließ ich mich neben ihm nieder. „Es war...blöd. Tut mir leid.“
„Ist das alles?“
„Ich war betrunken und... hab dich vermisst. Alle um uns herum waren irgendwie verknallt und Sascha meinte, wenn Kathrin uns sieht, dann... weil sie doch auf Schwule steht und...“
„Also wolltest du Sascha nur einen Gefallen tun, ja? Eine Viertelstunde lang?“
„Ich hab nicht auf die Uhr gesehen.“
„Klar nicht, wenn man derart beschäftigt ist.“
„Keks, es tut mir wirklich leid.“
„Wieso hast du's mir dann nicht sofort gesagt?“
„Warum wohl? Ich hatte Angst, du bist sauer und machst Schluss mit mir.“
„Aha.“ Er zog sich aus und schlüpfte unter die Decke.
„Was... was ist denn jetzt?“ fragte ich vorsichtig.
„Ich warte immer noch drauf, dass du mir ‘n bisschen was erzählst.“
Na gut, ich sagte ihm alles. Dass ich traurig gewesen war. Und wütend. Und enttäuscht. Und verzweifelt. Weil er mich nicht besuchen wollte. Weil wir uns gestritten hatten. Weil er mir so schrecklich fehlte.
„Bist du verknallt in Sascha?“
„Nein.“
„Aber es hat dir Spaß gemacht.“
„Weiß nicht. Ein bisschen vielleicht“, gab ich zu. „Aber nicht wegen ihm sondern, ach, keine Ahnung. Es war eben... nett.“ Er schien kurz zu überlegen.
„Hattest du einen... du weißt schon...“ „Nein“, rief ich entsetzt.
„Dann scheint er es nicht besonders drauf zu haben. Wenn ich dich küsse, kriegst du sofort einen.“
„Keks“, stöhnte ich matt.
„Naja“, lächelte er, „ist doch so.“ Er rückte etwas näher. „Soll ich's dir beweisen?“
Ich hielt ihn jedoch zurück. „Warte mal. Bist du gar nicht... sauer oder sowas?“
„Doch, war ich im ersten Moment schon. Und wenn ich drüber nachdenke, wie lange du gebraucht hast... aber ich weiß auch, dass du mich liebst und die Knutscherei nichts weiter zu sagen hatte. Das bedeutete allerdings nicht, dass ich dir sowas nochmal durchgehen lasse. Ich hab dir gesagt, dein Mund gehört mir.“
„Woher weißt du denn nun, dass...“
„Hab gleich am nächsten Tag einen Anruf bekommen. Von Kathrin.“
Diese intrigante kleine Schlange war so gut wie tot! Und Keks ebenfalls. „Du wusstest das die ganze Zeit und hast nichts gesagt?“
„Ich hielt es nicht für meine Aufgabe, dich dazu zu bringen, mir dein Fremdgeknutsche zu beichten.“
„Du bist manchmal echt ekelhaft“, bemerkte ich.
„Und du, mein Lieber, solltest etwas netter zu mir sein, nachdem, was du dir geleistet hast. Ich hätte da auch schon zwei oder drei Ideen.“
„Ah ja?“
Zärtlich streichelte Keks meine Wange. „Ich finde, wir sollten endlich...“
„Das finde ich auch“, flüsterte ich und küsste ihn.
Keks musste das geplant haben, denn er wusste, im Gegensatz zu mir, ganz genau, was zu tun war. Nicht, dass das irgendwas einfacher gemacht hätte.
Die Entspannungsmassage, die er mir verabreichte, das viele Küssen und Anfassen, bevor er schließlich aus dem Nichts ein Gleitmittel hervorzauberte, war zweifelsfrei unglaublich schön. Trotzdem war alles, was danach kam, wenig romantisch.
Theorie und Praxis waren eben doch zwei sehr verschiedene Dinge.
Einfach drauflos vögeln und den ultimativen Kick davon bekommen, funktionierte leider nur in irgendwelchen Geschichten, wie ich relativ schmerzhaft feststellen durfte.
Wobei Keks natürlich vorsichtig war, aber letztendlich steckte da was in meinem Hintern, das dort bislang nichts zu suchen gehabt hatte. Kein Grund, die Dinge nicht klarzustellen. Keks hatte sehr viel mehr von unserem Ersten Mal als ich.
„Dir hat es nicht so besonders viel Spaß gemacht, oder?“ fragte Keks, als wir kuschelnd unter der Decke lagen.
„Und dir?“
„Naja, ich schätze, wenn man seinen Schwanz in etwas enges, warmes stecken kann, fühlt sich das immer gut an.“ „Oh, vielen Dank“, unterbrach ich ihn angepisst.
Keks verpasste mir einen leichten Schlag an die Stirn. „Lass mich ausreden, du Vollidiot. Ich wollte sagen, wenn du keine Lust mehr auf sowas hast, okay. Ich meine, wir sind doch bis jetzt auch sehr gut ohne ausgekommen, richtig? Und ehrlich gesagt, mag ich dich anmachen und nicht beim Sex in deine schmerzverzerrte Visage blicken. Das irritiert mich zu sehr“, fügte er grinsend hinzu und knallte mir ein Kissen auf den Kopf.
Ich revanchierte mich, indem ich ihn erbarmungslos kitzelte und irgendwann knutschten wir hemmungslos. Als wir damit fertig waren, hielten wir uns eng umschlungen.
„Keks?“
„Hm?“
„Ich halte es ohne dich nicht aus“, flüsterte ich zittrig.
„Okay“, sagte er und umarmte mich fester, „dann gehe ich nicht zurück.“
„Das kannst du nicht machen.“
„Kann ich nicht? Du bist mir wichtiger als Klavier, Schule und die Idioten. Und nebenbei, ich bin auch viel lieber in deiner Nähe.“
„Aber wie soll das denn gehen?“
„Weiß nicht. Ich verkloppe einfach meinen Zimmerkumpan, das ist eh ein Arsch. Dann schmeißen die mich sicher raus. Wenn das nicht funktioniert, beklaue ich ihn. Irgendwas fällt mir schon ein.“
Ich sah ihn an. „Und du würdest echt den ganzen Stress und Ärger auf dich nehmen... für mich?“
„Logisch“, sagte er leise und strich mir über die Wange. „Wenn es so schwer für dich ist.“
„Für dich etwa nicht?“
„Doch, aber... naja, ich versuche halt, damit klar zu kommen und mich auf dich zu freuen. Manchmal klappt das. Manchmal nicht. Vermissen tu ich dich natürlich in jeder Sekunde. Also, soll ich was anstellen und zurück kommen?“
Mist! Das konnte ich unmöglich von ihm verlangen. Auch wenn ich kaputt ging ohne Keks, ich wusste, wie viel ihm das Klavierspielen bedeutete und welche Chancen ihm das Internat wahrscheinlich ermöglichte. Immerhin war es nicht irgendeine Larifari-Einrichtung, in die jeder Hans und Kranz aufgenommen wurde.
„Hey, ich hab dich was gefragt.“
„Ich denke, wir sollten es noch eine Weile probieren.“
„Bist du sicher?“
„Absolut“, nickte ich unglücklich.
„Okay, aber wenn du es nicht schaffst, rufst du mich an und suchst nicht wieder Trost an Saschas Lippen, verstanden?!“
Sonntagmittag war Keks zwar noch da, allerdings schon fix und fertig angezogen. „Geh noch nicht“, murmelte ich und streckte meinen Arm nach ihm aus.
„Mein Zug fährt in einer Stunde“, erklärte Keks, legte sich aber neben mich.
„Nimm den nächsten.“
„Oh mann, hör bloß auf, sonst will ich überhaupt nicht mehr fahren“, seufzte er und zog mich in seine Arme. Er küsste mich lange, dann stand er auf und ging zur Tür. „Wir sehen uns.“
„Warte!“
Ich sprang aus dem Bett und umarmte ihn so fest ich konnte. „Ich lieb dich, Keks.“
„Ich dich auch, Krümel“, flüsterte er. „Bis bald.“
Und weg war er. Für die nächsten paar Wochen. Der Gedanke daran schnürte mir die Kehle zu. Das hatte ich nun von meinem selbstlosen ‘Wir sollten es eine Weile probieren‘ Mist. Bedröppelt fischte ich meine Klamotten zusammen. Aus der zusammengeknüllten Jeans fiel eine kleine Schachtel Milka-Herzen. „Hab dich lieb“ stand hinten drauf mit schwarzem Edding geschrieben.
Die nächsten zwei Wochen waren total easy... naja, zumindest nicht ganz so schrecklich, wie ich befürchtet hatte, weil ich wusste, Keks würde bald zu Besuch kommen. Wir hatten nämlich überlegt, dass einmal pro Monat zu wenig war und uns auf jedes zweite Wochenende geeinigt. Donnerstagabend erklärte er mir dann jedoch, er könne nicht weg. Irgendeine wichtige Prüfung vor irgendwelchen wichtigen Leuten.
Mir war klar, dass er log. Ich hatte absolut keine Ahnung von Klavierprüfungen, aber sicher gaben die Leute im Internat ihren Schülern nicht bloß zwei Tage, um sich darauf vorzubereiten. Wie realistisch war das denn bitteschön?!
Viel wichtiger schien allerdings die Frage, warum Keks diese Ausrede erfand, um mich nicht sehen zu müssen. Ich stellte sie ihm nicht, weil ich panische Angst vor einer Antwort hatte. Vielleicht entliebte er sich gerade? Vielleicht gab es doch diesen hübschen angehenden Konzertpianisten, den Keks inzwischen lieber küsste als mich?
Möglicherweise stellte der sich beim Geschlechtsverkehr geschickter an als ich? Nein, das machte doch alles überhaupt keinen Sinn. Keks und ich... wir gehörten zusammen. Immer schon. Und das wussten wir beide.
Andererseits, wenn ich so drüber nachdachte, er hatte mir die Sache mit Sascha so schnell verziehen. Zu schnell?
Hatte er möglicherweise ein schlechtes Gewissen, weil er auch fremdküsste? Oder war es ihm egal, weil er längst sowieso schon einen neuen Freund hatte?
Ich wollte die Wahrheit nicht wissen, wünschte Keks statt dessen viel Glück für die erfundene Prüfung und besprach die ganze Angelegenheit mit Sascha.
Wir saßen auf seinem Dachboden, tranken billigen Rotwein und hörten uns durch seine gruftigen CD's. Er war sehr stolz auf seine Sammlung. Immerhin hatte er schon einen ganzen Haufen uralte Klassiker und das, wo er doch erst ein paar Monate Gruftie war. Gruftie sagte man übrigens gar nicht, wie er mir erklärte. Er bevorzugte den Begriff „Schwarz“. Mir war das alles zum kacken egal. Er sollte mir verdammt noch mal sagen, dass mit Keks alles in Ordnung war.
Leider faselte er aber nur von seiner Musik und irgendeinem tollen Club, in den er mich am Samstag mitnehmen wollte. Total gefrustet ging ich nach Hause, knuddelte Murphy und fühlte mich sehr einsam.
Saschas Club war echt übel. Eine absolute Bilderbuchspelunke. Meine Eltern hätten mich niemals da hin gelassen. Offiziell übernachtete ich bei Sascha, dessen Eltern waren wie immer übers Wochenende verreist.
Jetzt stand ich also dicht an die Wand gedrängt, zwischen abenteuerlich gekleideten Gestalten mit noch abenteuerlicheren Haarfrisuren, in einem miefigen Schuppen mit kleiner Tanzfläche, künstlichem Nebel und lauter, mir aber dank Sascha, nicht total unbekannter Musik.
Trotzdem fühlte ich mich in Jeans, Shirt und Jäckchen relativ alienartig. Meine Jacke war nämlich rot. Die Farbe sah man zwar häufig hier, allerdings eher in den Haaren der Leute.
„Geil“, brüllte Sascha, „Babsi ist tot.“ Wer war Babsi und warum freute er sich derart über ihr Ableben? Ich schüttelte verständnislos, bis angeekelt, den Kopf.
„Ich geh tanzen. Kommste mit?“
Ich schüttelte meinen Kopf abermals. Mir war nicht nach tanzen und ich konnte es auch nicht. Schon gar nicht nach dieser Musik.
Viele andere übrigens ebenfalls nicht, was sie jedoch nicht davon abhielt, es trotzdem zu tun. Und zwar mit einem Selbstbewusstsein, das wirklich beeindruckend war. Die schleuderten sämtliche Gliedmaßen durcheinander, ließen betont aufreizend ihre Becken und Hüften und was weiß ich kreisen, friemelten an sich rum oder an anderen und schienen sehr viel Spaß zu haben.
Mhhh... wenn Keks da gewesen wäre. Mit dem hätte ich sofort auch so getanzt, wie diese beiden, die ich grad entdeckt hatte. Zwei Jungs. Total ineinander versunken. Der eine strich dem anderen fast beiläufig über den Bund seiner Lackhose, worauf der seinem Freund am Halsband zog und ihn auf den Mund küsste. Das heißt, die küssten sich nicht sofort, sondern stipsten zuerst lediglich ihre Zungen aneinander. Wow, das sah ziemlich schön aus. Ich vermisste meinen Freund daraufhin aufs Heftigste.
„Überall nur Schwule“, vernahm ich plötzlich eine Mädchenstimme, „die scheinen mich echt zu verfolgen.“ Man, ich hatte keinen Bock auf Gefasel mit irgendeiner wildfremden Tussi. Ich wollte weiter den Jungs zusehen. Der eine ließ nämlich seine Hand unter dem Shirt des Lackhosen - Jungen verschwinden.
„Aber dass ich gerade dich hier treffe... verrückt.“
Genervt drehte ich mich zu ihr um und... Himmel! Schwarz verschmierte Augen, blutroter Mund. Ein schwarzes Kleidchen, zerrissenen Strümpfe, hohe Doc's, Silberschmuck!„Kathrin?!“
„Hey, hast du vergessen, dass du nicht mehr mit mir sprichst?“ fragte sie amüsiert. Richtig. Seit ich von ihrem Anruf bei Keks wusste, hatte ich sie in der Schule total ignoriert. Aber das hier war eine Ausnahmesituation.
„Großer Gott...wie siehst du denn aus?“
„Danke, sehr charmant“, schnaubte sie.
„Nein, ich meine...äh...seit wann...wieso werden auf einmal alle Gruftie?“ Sie zuckte die Schultern. „Also, ich fand das immer schon toll. Aber meine Eltern...naja, die stehen da nicht so drauf. Du bist doch nicht allein hier, oder?“
„Nee, natürlich nicht. Sascha tanzt.“
„Er versucht es“, verbesserte sie.
„Was auch immer.“
„Die zwei da sind echt süß, mh?“ Ich bekam eine rote Birne und fragte mich, warum eigentlich? Es war für Kathrin nichts Neues, dass ich auf Jungs stand. „Hm-hm“, machte ich und nahm einen Verlegenheitsschluck Cola.
Eine Weile starrten wir schweigend in der Gegend rum, bis Sascha angerannt kam, einen kurzen, sehr begehrlichen, Blick auf Gothic-Kathrin warf, meine Hand ergriff und mich auf die Tanzfläche zerrte. „Bitte, du musst ein bisschen mitspielen, ja?“
„Was?“ schrie ich gegen die Musik an.
„Beweg dich einfach und tu so, als würde es dir gefallen, was ich mache. Bitte, Krümel. Das ist vielleicht meine allerletzte Chance.“
Da ich das Lied nicht kannte, sah ich mich um und imitierte dann die Bewegungen der beiden Jungs, allerdings ohne mich so unverschämt an Sascha zu drängen. Den Part übernahm Sascha sehr schnell. Er fuhr mir durch die Haare, ließ dann und wann seine Finger über meine Brust gleiten, strich über meine Wange und legte schließlich seinen Zeigefinger unter mein Kinn.
Can I put my hands on you?
Can I put my hands on you?
Er sang den Text mit und kuckte mich dermaßen verliebt dabei an, dass ich ausversehen ganz weiche Knie bekam. Dann tanzte er hinter mich, griffelte an mir rum und knabberte an meinen Nacken. Das Lied dauerte lange. Jedenfalls kam es mir wie eine Ewigkeit vor.
Als es endlich zu Ende war, schwankte ich sehr durcheinander zurück zu meiner Cola. Zurück zu Kathrin, die so aussah, als hätte sie einen akuten Anfall von Wahnsinn. Das gab sicher wieder einen Anruf bei Keks.
Diesmal würde ich ihr zuvorkommen und alles gestehen. Dass Sascha die Show nur für seine Traumfrau abgezogen hatte.
„Was soll der Scheiß?“ bölkte Kathrin. „Sascha steht nicht auf dich. Er steht überhaupt nicht auf Jungs. Und du? Kaum ist Keks weit weg...“ Okay, mir platzte der Kragen.
„Wenn du nicht ständig auf Diva machen würdest, die zu gut ist, für jeden Heterotypen, hätte Sascha diesen Scheiß gar nicht nötig. Sag ihm klip und klar, dass du nix von ihm willst. Eure verdammten Spiele gehen mir nämlich echt auf den Geist. Ich krieg Stress mit Keks, weil Sascha mich küsst, nur um dir zu gefallen, und du hast nichts Besseres zu tun, als dich in meine Beziehung zu drängen. Bist du irgendwie verblödet? Denkst du, wenn Keks mit mir Schluss macht, verliebt er sich in dich? Das wird niemals passieren. Da vorne“, ich drehte sie rabiat in Saschas Richtung, „da steht jemand, der dich haben will. Dem vor lauter Verknalltheit die Zunge aus dem Hals hängt, okay? Einen schönen Abend noch.“ Ich ließ sie stehen und machte, dass ich nach Hause kam.
Als ich in meinem Zimmer saß, war ich so aufgewühlt, dass ich Keks anrief. Das war zwar schweineteuer, weil ich ihn mitten in der Nacht natürlich nur übers Handy erreichen konnte.„Krümel“, meldete er sich verschlafen, „was‘n los?“
„Ich muss mit dir reden.“
„Offensichtlich, wenn du um... halb drei... anrufst.“
Ich wollte anfangen zu erzählen, wurde allerdings unterbrochen. „Warte... ich kann hier nicht... leg mal auf. Ich geh kurz zum Telefon und ruf dich an, ja?“
Es gab im Internat nur ein Telefon auf'm Flur, das wir fast nie benutzten, weil es eben auch alle anderen benutzen wollten und man wegen der wartenden Arschgeigen nicht ungestört reden konnte. Um diese Zeit war es sicherlich frei.
Einige Sekunden später rief er an. „Also, was ist los?“ wisperte er.
„Warum flüsterst du? Ich dachte, du bist...“
„Krümel, hier pennen alle.“
„Oh...ja, klar. Tut mir leid.“ Ich erklärte ihm kurz, was sich zugetragen hatte. Meine Verwirrung und die weichen Knie, als Sascha an mir rumgefummelt hatte, ließ ich aus.
„Das hätte doch bis morgen...äh...nachher warten können“, stöhnte er.
„Letztes Mal warst du angepisst, weil ich dir nicht sofort gebeichtet habe, dass Sascha und ich... du weißt schon. Nicht, dass Kathrin dir wieder irgendeinen Kack erzählt.“
„Ich vertraue dir. Allerdings weiß ich nicht, ob ich Sascha noch vertrauen sollte. Ich meine, das alles wegen ‘nem Mädchen? Klingt arg nach Ausrede, um dich anmachen zu können, oder?“
„Bist du irre? Ich merke ja wohl, wenn mich jemand anmachen will“, entgegnete ich fassungslos.
„Anscheinend nicht. Hast ja auch nicht gemerkt, dass ich schon lange vor unserem ersten Kuss in dich verknallt war.“
„Ach ja? Wie lange denn? Seit dem Kindergarten oder der Grundschule?“
„Seit du mir immer den Schuh zugebunden hast, glaube ich“, kicherte er. „Das war echt süß von dir.“
„Doch nur, weil du andauernd drüber gestolpert bist.“
„Oh mann, ich würd dich jetzt so gerne küssen, Krümel“, wisperte er noch ein wenig leiser,„du fehlst mir echt total.“ Fein, wieso wollte er mich dann nicht besuchen, richtig?!
„Wie ist denn deine Prüfung gelaufen?“
„Äh...ja, ganz gut, wenn man bedenkt, dass ich nur zwei Tage hatte, um das Stück zu lernen.“
„Hab mich schon gefragt, ob es normal ist, dass die euch so wenig Zeit geben.“
„Nee, das war nur, um zu sehen, wie weit wir sind und was wir schaffen können.“
„Aha. Kommst du dann wenigstens nächstes Wochenende?“
„Kann ich noch nicht genau sagen, aber wahrscheinlich schon.“ Wenn sein Klavierboy ihn weglässt.
„Sag mal, wie verstehst du dich eigentlich mit den anderen Jungs? Sind'n paar nette dabei, oder alles nur Arschgeigen, wie dein Zimmernachbar?“
„Krümel, pass auf, lass uns später telefonieren, ja? Ich bin echt müde.“
„Meinetwegen.“
„Okay, dann schlaf schön. Und... danke, dass du's mir erzählt hast.“
„Bis später.“
Keks kam auch das nächste Wochenende nicht. Seine Eltern wollten ihn besuchen, um zu sehen, wie er sich so eingelebt hatte. Das war logischerweise noch eine Lüge. Seine Eltern würden ihn an einem Wochenende nicht mal besuchen, wenn er mit schlimmen Verletzungen sterbend im Krankenhaus läge. Dann hätten die nämlich auf ihre Cocktailparties verzichten müssen. Keks hatte mich also zum zweitenmal versetzt und wollte mir nicht die Wahrheit sagen. Ich war mir jetzt absolut sicher, dass er was mit einem anderen Jungen hatte. Trotzdem passte das alles nicht. Ich kannte Keks verdammt gut. Er würde mich niemals derart verarschen. Oder doch?
Mit Sascha konnte ich darüber nicht reden. Ich konnte überhaupt nicht mehr mit ihm reden, weil er ständig mit seiner neuen Freundin zusammen hing. Ja, genau. Meine Standpauke hatte total gefruchtet. Zwei Tage nach dem Abend in der Spelunke hatten er und Kathrin es endlich geschafft, offiziell verliebt zu sein. So viel also zu Keks‘ Sascha- will- dich- anmachen Theorie! Ich freute mich für die beiden. Oder anders gesagt, ich war froh, dass ich meine Ruhe hatte und deren Zickereien nicht mehr ausbaden musste.
Freitag nach der Schule schlich ich mich zu Mom in die Küche. „Duhu...“, begann ich vorsichtig.
„Was, Schatz?“
„Ähem, also... es ist nämlich so... Keks kann dieses Wochenende nicht weg und das ist doof, weil... “
„Hast du deinen Vater schon gefragt, ob du ihn besuchen darfst?“
„Der sagt doch eh nein.“
„Warum sollte ich es dir dann erlauben?“
„Mom... bitte. Ich vermisse ihn doch so doll.“
„Wo willst du denn schlafen? Es ist doch sicher nicht gestattet, dass Besuche über Nacht bleiben.“
„Das geht schon irgendwie. Ich will ja nicht dort einziehen.“
Sie überlegte ein paar Minuten. „Also schön, meinetwegen. Aber nicht, dass Keks Ärger bekommt. Vielleicht gibt es eine Jugendherberge oder sowas. Geh zu deinem Vater, der soll dir Geld geben, damit du im Zweifelsfall in einer Pension unterkommen kannst.“
„Mom, das ist doch nicht nötig.“
Bei meinem Glück würde Paps sich quer stellen. „Ich bestimme, was nötig ist. Und ich will mir nicht das ganze Wochenende Sorgen machen, ob du vielleicht unter einer Brücke nächtigen musst.“
Paps war von der Idee alles andere als begeistert, öffnete jedoch schließlich seine Brieftasche. Mir war auch unwohl bei dem Gedanken, Keks so zu überrumpeln. Ich fürchtete mich sogar davor, was ich möglicherweise zu sehen bekam. Keks in inniger Umarmung mit einem wildfremden Typen. Aber ich brauchte Klarheit, also fuhr ich los.
Mir ist heiß und kalt und schlecht, Keks ist schon fast zwei Stunden überfällig. Hauptsache, ihm ist nichts passiert, weil er doch mit seinem Kursleiter im Auto sitzt und Keks mal erzählt hat, dass der wie ein Henker fährt.
Sollte mein Süßer auch nur eine Schramme haben, wenn er nach Hause kommt... WENN er nach Hause kommt. Vielleicht liegt er schon im Krankenwagen mit schlimmen Schädelfrakturen und Genickbrüchen? Möglicherweise wird er jetzt in diesem Augenblick reanimiert. Sein stehengebliebenes Herz geschockt mit diesen komischen Stromstoß-Dingern, die die in Emergency Room haben. Oder er hat nur ein paar gebrochene Rippen und wird von so einem süßen Dr. Carter-Verschnitt begrabbelt, verliebt sich unsterblich und...
„Hey.“
„Keks“, kreische ich und falle ihm um den Hals. „Mann, wo warst du so lange. Ich hab mir Sorgen gemacht.“
„Stau“, entgegnet er knapp. „Warum hast'n nicht angerufen?“
„Akku ist leer. Darf ich jetzt vielleicht erstmal meine Tasche abstellen und die Jacke ausziehen?“
„Klar.“ Nachdem er das getan hat, streckt er sich gähnend. „Bist du müde?“ Grinsend schlängelt er seine Arme um meine Hüften und lässt seine Hände in meine Gesäßtaschen gleiten. „Total.“
„Mh, vielleicht solltest du dann lieber...“ „Ins Bett“, haucht er mir ins Ohr, dass ich aus Versehen schon fast komme. „Das war echt ‘n laaaaange Woche. Und ich hab nicht ein einziges Mal...“, er nimmt seine Hand aus meiner Tasche und macht eine blöde Wichsgeste, die bei ihm allerdings unglaublich geil aussieht.„Willst du dich schonmal vorab entschuldigen, weil's wieder nur ‘n paar Sekunden dauern wird?“
„Was wohl mehr an deiner Neigung zum frühzeitigen... AU!“
Ich piekse ihm erbost meinen Zeigefinger in die Rippen.
Keks‘ Finger schlingen sich um meine. „Lass uns die Couch nehmen, das Schlafzimmer ist grad viel zu weit weg.“
Unsere dunkelgrüne Ledercouch sieht zwar gigantisch nach 70er-Jahre-Billig-Porno-Ficken aus, ist allerdings nur mäßig bequem für Sexualunternehmungen zu zweit. Das stört uns logischerweise erst hinterher, beim Versuch zu kuscheln. „Bett“, lächelt Keks.
„Ach du Scheiße,was machst‘n du hier?“
Ich hatte mich zu Keks‘ Zimmer durchgesucht, minutenlang schwitzend und mit klopfendem Herzen vor seiner Tür gestanden und sie dann doch geöffnet. Mit allem hatte ich gerechnet. Damit, dass er nicht da war, dass er mit seinem neuen Freund knutschte oder dass tatsächlich seine Eltern da waren. Ich war auf alles vorbereitet, nur nicht auf...
„Wie siehst du denn aus?“ rief ich panisch. Seine Lippe war blutverkrustet. Sein linkes Auge strahlte schmierig in einem satten Violett. Ich stürmte auf ihn zu und betastete sein Gesicht. „Krümel, ehrlich, du kannst doch hier nicht so einfach auftauchen.“
„Würdest du mir vielleicht erstmal deine kaputte Visage erklären?“
„Hab beim Sport einen Ball ins Gesicht bekommen. Ist nicht so schlimm... AU... außer wenn du dran rumdrückst“, zischte er.
„Willst du mich verarschen? Und wo zur Hölle sind deine Eltern? Was geht verdammt noch mal ab, Keks?“ schrie ich. „Seit wann ist es nötig, mich anzulügen? Irgendwelche Ausreden zu erfinden, weil du mich nicht sehen willst? Prüfung, Eltern... denkst du, ich hätte dir das abgekauft? Wenn du mich nicht mehr liebst, dann sag's mir, okay?“
„Großer Gott“, stöhnte er, „darum geht es echt überhaupt nicht. Also spar dir deinen Temperamentsausbruch. Meine Eltern kommen morgen, es wäre also ganz gut, wenn... wenn du dann weg bist. Der Typ, mit dem ich hier wohne, ist nicht da, kannst eine Nacht in seinem Bett schlafen.“
„Und wieso nicht in deinem, mh?“ Er zuckte die Schultern. „Wie du willst.“
„Naja, Paps hat mir Geld gegeben, ich kann auch in'ner Pension übernachten. Dir ist es ja offensichtlich egal, ob ich hier bin oder nicht.“ Da von ihm keine Antwort kam, nahm ich meine Tasche und ging langsam zur Tür. „Bis irgendwann mal. Hat mich gefreut, dich für fünf Minuten zu sehen. Nacht.“
„Krümel... warte.“
Mit stark tränenden Augen drehte ich mich um. Keks stand vor mir und legte seine Hand an meine Wange. „Ich bin froh, dass du da bist.“
„Ist nicht zu übersehen“, antwortete ich grimmig, worauf er meine Tränen wegwischte und mich küsste. „Tut mir leid. Ich war nur so überrumpelt.“
„Ich finde, du solltest mir endlich sagen, was los ist.“
„Was meinst du?“
„Okay“, seufzte ich, „dann eben nicht. Gehen wir schlafen.“
Wir lagen in der Dunkelheit nebeneinander wie zwei Fremde. Das fühlte sich schrecklich an. Ich wollte ihm nah sein und traute mich nicht. Keine Ahnung, was er von der ganzen Situation hielt. Keine Ahnung, was ich davon halten sollte. Keks rollte sich auf die Seite, ich schluckte das flaue Gefühl runter und schmiegte mich an seinen Rücken. „Aua.“
„Was?“
„Nichts.“
„Keks“, warnte ich, „wenn du nicht sofort mit mir redest, hau ich dich kaputt.“
Da er schon wieder nicht antwortete, rammte ich ihm meinen Ellenbogen in den Rücken.„AU“, japste er und zuckte zurück, als hätte ich ihn mit glühenden Kohlen traktiert.
Ich hatte ihn nicht besonders fest gestoßen. Das konnte unmöglich so weh getan haben. Wir gingen oft viel ruppiger miteinander um. „Stell dich nicht so an“, schnaufte ich und stupste ihm ein paar mal in die Seite.
Keks krümmte sich zusammen und wimmerte nur noch. Das war echt unheimlich. Besonders als sein Shirt hoch rutschte und ich durch das einfallende Mondlicht dunkle Flecken auf seiner Haut bemerkte.
„Was zum Teufel...“ Ganz sachte strich ich über seinen Rücken. „Nicht“, flüsterte Keks, zog sein Shirt runter und vergrub sein Gesicht ins Kissen.
Ich hatte plötzlich einen ganz üblen Geschmack im Mund. Mein Herz raste, als ich ihn umdrehte. Seine Wangen waren tränenfeucht. Keks weinte praktisch nie. Dass er es jetzt tat, ängstigte mich zu Tode. Hastig knipste ich die kleine Lampe über seinem Bett an.
„Lass mich das sehen! “, forderte ich und zupfte an seinem T-Shirt. Zögernd hob er es hoch und drehte sich umständlich auf die Seite. Mir wurde schlecht.
Da waren Blutergüsse in allen Größen und Schattierungen. „Wer war das?“
„Ist doch egal.“
„Ich mach dir davon gleich noch mehr, wenn du nicht das Maul aufmachst.“
„Ein paar Jungs“, gab er schließlich zu.
„Die sind so gut wie tot.“ Ich überlegte kurz. „Deshalb wolltest du nicht... scheiße, wie lange geht'n das schon?“
„Kurz nachdem ich hier ankam.“
„Dein Zimmerkumpan?“
„Nicht direkt. Aber er gehört zu denen.“
„Warum? Oh, verdammtm ist es meinetwegen? Weil die denken, dass du... schwul bist?“
Der Gedanke, dass Keks weh getan wurde und ich der Grund war, brachte mich fast zum kotzen. „Ich glaube, die hassen mich einfach, weil ich... naja, irgendwie komisch bin. Das alte Problem, ich hab gute Noten, spiele besser Klavier als die und mag nicht mit denen rumhängen.“
„Das ist doch krank“, murmelte ich verstört. „Hast du es niemandem gesagt?“
„Wem denn?“ fragte er bedröppelt.
„Deinen Lehrern, was weiß ich. Deinen Eltern.“
„Klar“, lächelte er gequält, „als ob die das interessieren würde.“
„Wieso zum Arsch hast du's mir nicht erzählt?“
„Weil du mir nicht helfen kannst. Wir sind nicht mehr in der Grundschule, Krümel. Du bist weit weg und es war doch eh schon so schwer für dich, du solltest dir nicht noch Sorgen um mich machen müssen. Wem hätte das genützt?“ Typisch Keks!
„Da erfindest du lieber irgendwelche Geschichten, damit ich deine lädierte Fresse nicht sehe, was?“ Ich nahm sein Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger. „Ich werde dich auf keinen Fall hier lassen, hörst du?!“
„Aber...“
Ich schüttelte den Kopf und küsste ihn sanft auf die zitternden Lippen. „Wir fahren morgen nach Hause. Meine Eltern... scheiße, wenn die das erfahren, die laufen Amok.“
Wie ein kleines Kind kuschelte er sich in meine Arme. „Ich lieb dich, Krümel“, schluchzte er.
Am nächsten Morgen packte Keks seine Sachen zusammen und fuhr mit mir zurück. Mom und Paps reagierten so, wie ich befürchtet hatte... nur ohne Amoklauf. Dafür rief Paps Keks‘ Eltern an, erklärte die Situation, drohte mit Polizei, Jugendamt und was weiß ich, wenn die Keks weiterhin diesen Gewalttätigkeiten aussetzen wollten.
Wollten sie aber gar nicht. Sie wollten die gesamte Einrichtung verklagen. Die haben nicht ein einiges Mal gefragt, ob Keks vielleicht Schmerzen hatte, ob es ihm gut ging. Für mich waren das keine Eltern. Für mich waren das nicht einmal Menschen.
Sie holten Keks mit grimmigen Visagen bei uns ab.Sie bedankten sich nicht, dass wir uns um ihren Sohn gekümmert hatten und grüßten nicht, als sie verschwanden. Paps war dermaßen wütend, dass er ins Wohnzimmer ging und eine Vase vom Schrank fegte. „Die war sowieso hässlich“, zischte er.
Mom legte ihre Hand auf seinen Arm. „Wenigstens wird er jetzt nicht mehr geschlagen.“
„Ihn diesen Leuten zu überlassen... “
Plötzlich wandte sie sich an mich. „Krümel, bist du in Ordnung?“ Ich schüttelte den Kopf, schluckte und brach in Tränen aus. Ich flennte mich echt kaputt, kam mir so kindisch dabei vor und flennte noch mehr. Mom nahm mich in die Arme, strich mir beruhigend über den Kopf, bis ich fertig war, und sammelte danach die Scherben auf.
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