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Dark Past

Teil 7

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Ich weiß gar nicht, warum ich immer wieder diese Vortexte schreib. Aber irgendwie mach ich es doch immer wieder. So auch mal jetzt. Wie immer ist alles erstunken und erlogen und die Personen sind rein fiktiv und haben keine Ähnlichkeit mit irgendwelchen lebenden Personen. Sollte es doch so sein, dann tut es mir Leid.

So, heute geht's mal wieder weiter mit Teil 7. So langsam geht's in die Endphase. Weihnachten ist Schluss *GGG*. Also freut euch drauf, wie es zu Ende geht.

Habt ihr mal wieder Kritik, dann schreibt sie mir an meine Mail-Addy. So und jetzt Schluss mit den Vorworten. Viel Spaß mit Teil 7.

Chris :-)


»Dad.« sagt Marc leise.

Dass ist also die Bestie. Dieses Arschloch. Knappe 1,90 m groß, schätzungsweise 40 Jahre alt. Fett und starke Oberarme. Trägt einen Vollbart und seine Haare ergrauen schon. Er sieht aus wie ein Bauarbeiter in feinem Zwirn. Kein Wunder, dass sich Marc nie wehren konnte, bei solch einem Koloss.

Seine Augen sind rot unterlaufen und quellen aus den Augenhöhlen hervor. Kräftig schnauft er durch die Nase. Es ist bis zu uns zu hören. Und seine Mundwinkel zucken.

Marc hat sich hinter mir zusammengekauert und klammert sich um meine Hüfte fest. Seine Finger sind kalkweiß. Sie klammern so hart, dass das ganze Blut aus seinen Händen entwichen ist. Es tut nahezu schon weh, aber das ist im Moment sowieso egal.

»Marc! Was machst du Bastard hier? Was hast du wieder für Müll erzählt, du ... du ...« Er kommt ins stocken und wird immer wütender.

»Der einzige Bastard. Nein das einzige Arschloch, was ich im Moment sehe, sind Sie!«, kommt es mir nur noch über die Lippen. So etwas kann man ja nicht mit ansehen. Da beschimpft dieser Idiot Marc und macht ihn für das passierte wahrscheinlich noch schuldig.

»Verziehn Sie sich. Sie haben hier nichts zu suchen!«, schreie ich ihm ins Gesicht und versuche mich Marc zuzuwenden, der hinter mir zusammengekauert liegt und leise schluchzt. In seine Augen spiegelt sich die blanke Angst.

»Lass die Finger von meinem Sohn du Schwuchtel!«, schreit er mich an und kommt auf mich zugestürmt.

Wie vom Teufel getrieben packt er mich und wirft mich in die Ecke. Ich weiß nicht wie ich es mache, aber irgendwie erwische ich noch den Schwesternknopf und drücke schnell rauf.

Unsanft fliege ich gegen die Wand. Es ist so ein harter Aufschlag, dass mir die Luft wegbleibt und ich nur noch zu Boden sacke. Ich fasse mit einer Hand über meine Brust. Irgendetwas tut da drin weh. Irgendetwas muss da passiert sein.

»Fass noch einmal mit deinen dreckigen Schwuchtelfingern meinen Sohn an und ich bring dich um. Du bist daran schuld, dass er sich einbildet so ein dummer Arschficker zu sein!«, schreit er wütend durch den Raum. Er schreitet auf Marc zu und knallt ihm eine.

»Wenigstens ist er nicht so ein Arsch, dass sich an anderen Vergeht und sie vergewaltigt.«, kommt es leise aus meine Mund gesprudelt.

Seinem Vater kippt in dem Moment die Kinnlade runter. Damit hat er nicht gerechnet. Er läuft kalkweiß an und starrt Marc direkt in die Augen. Seine kalkweiße Gesichtsfarbe wandelt sich in ein Rot. Seine Adern treten im Gesicht vor. Seine haut färbt sich rot. Seine Augen quellen hervor.

Marc liegt zusammengekrümmt auf dem Bett, mit den Händen vor dem Gesicht, so als wolle er nicht sehen, was gerade abläuft. Ein leises Schluchzen kommt von ihm. Er reißt urplötzlich seine Hände vor dem Gesicht weg und schreit:

»VERSCHWINDE DU ARSCH! DU BIST NICHT MEIN VATER! NICHT MEHR! VERZIEHT EUCH BEIDE! DU UND MA! EINFACH IHR BEIDEN! IHR SEID FÜR MICH GESTORBEN!« Wie von der Tarantel gestochen springt Marc auf und schlägt seinem Vater so hart ins Gesicht, dass dies sofort anschwillt. Doch diesen imponiert das gar nicht, der wird nur noch wütender holt aus und feuert ihm eine so hart, dass Marc gegen mich gegen die Wand fliegt und wir beide zu Boden sacken.

Er kommt dann direkt auf uns zu. Fasst Marc bei den Hüften. Legt ihn über seine Schultern und will Anstalten machen, sich einfach so mit ihm aus dem Krankenhaus zu machen. Doch irgendwie reagiert mein Körper und ich trete ihm voll mit dem Fuß in den Magen, so dass er schnaufend zusammensackt.

Er liegt auf dem Boden. Schwer atmend und hält sich den Bauch. Ich greife den Schwesternknopf und drücke noch einmal drauf. Warum bewegt sich da nichts.

Es dauert nicht lange, da hat sich Marcs Vater gefangen. Kommt auf mich zu. Hebt mich an und wirft mich mit voller Wucht durch den ganzen Raum gegen einen Schrank. Marc schreit auf und rennt zu mir rüber. Doch sein Vater hält ihn fest. Nimmt ihn auf die Schulter und öffnet die Tür. Doch zum Glück scheinen die Schwestern doch was mitbekommen zu haben. Vor der Tür stehen zwei Polizeibeamte, die ihn stoppen, Marc abnehmen und in Gewahrsam nehmen.

Vor meinen Augen wird es schwarz. Ich höre nur noch die Handschellen klicken. Wenige Sekunden später merke ich, wie mir jemand sanfte Ohrfeigen gibt. Vorsichtig öffne ich die Augen und sehe direkt in Marcs Gesicht.

Er stützt über mir und schaut mich besorgt an.

»Steff! Steff! Komm wach auf, werd wach!«, sagt er immer wieder. Kleine Tränen rollen über seine Wangen.

Als er sieht, wie ich meine Augen öffne, gibt er ein erleichtertes Seufzen von sich. Ein Lächeln tritt auf sein Gesicht, kommt mit seinem Gesicht ganz nah und gibt mir einen Kuss.

»ARSCHFICKER!«, höre ich es nur aus einer anderen Ecke des Zimmers schallen. Die Beamten haben Marcs Vater in Handschellen und sind dabei ihn aus dem Zimmer zu führen.

Doch Marc interessiert das kein bisschen mehr. Er lächelt mich an beugt sich noch mal nach vorne. Ganz, ganz langsam. Und wie in Zeitlupe nähern sich seine Lippen den meinigen. Und ganz zart und vorsichtig berühren sie sich dann. Erst nach einer Ewigkeit, die mir viel zu kurz ist, lösen sich unsere Lippen.

»Schön, dass du noch da bist und es dich gibt!«, sagt er mir mit ganz lieber Stimme.

»Ja, Unkraut vergeht nun mal nicht.«, lächle ich zurück.

Er stellt sich wieder auf und hilft mir dann liebevoll und vorsichtig wieder auf die Beine. Doch dabei merke ich, dass ich mir irgendwas getan haben muss. In meiner Brust hämmert ein stechender Schmerz beim Atmen. Und mein linker Fuß schmerzt bei jedem Schritt. Vorsichtig werde ich von Marc gestützt und er führt mich zum Bett und legt mich darauf. Mir schmerzt jeder Knochen und ich weiß nicht was mit mir geschieht. Beim zurücklegen bekomme ich kaum noch Luft vor Schmerz. Schnell stellt Bett das Kopfende auf Maximalhöhe, so dass es nicht allzu unangenehm ist. Die Schwester ist schon los und hat einen Arzt bestellt.

Solange wir warten, setzt sich Marc neben mein Bett und hält sanft meine Hand. Immer wieder streichelt er über den Handrücken und flüstert mir süße Worte ins Ohr.

Einige Minuten später erscheint der Arzt und checkt mich von oben bis unten durch. Es ist mal wieder so ein Arzt von der Sorte, der alles unter 30 als Baby ansieht.

»Na da hast du aber mal wieder ein böses Wehwehchen.«, sagt er zum Beispiel mit zuckersüßer Stimme. Ich hätte ihm dafür an den Hals springen können.

Doch Marc nervt es genauso und er revanchiert sich dadurch, dass er mir vor seinen Augen einfach einen Kuss, direkt auf den Mund gibt und dabei meine Hand hält.

Dem Arzt klappt bei dem Anblick die Kinnlade so was von runter, dass es eine Erbeben Stärke 6 auf der Richterskala hätte geben müssen. Einen kurzen Moment kommt er noch ins Stottern, doch er ist doch ziemlich tolerant und muss dann schnell lächeln. Seine Arbeit verrichtet er hervorragend. Nicht ganz so hervorragend ist, was er heraus findet. Ich hab zwei angebrochene Rippen, einige Prellungen und einen verstauchten Fuß.

Zum Glück scheinen die Verletzungen dann doch nicht so schlimm zu sein. Denn nach kurzem Fragen, wie lange ich denn im Krankenhaus bleiben müsse, antwortet er:

»Wenn Sie wollen, fährt sie ein Krankenwagen in 2 Stunden nach Hause.«

Ein erleichtertes Lächeln fällt mir übers Gesicht. Ich will nicht noch eine Nacht hier verbringen müssen. Der Arzt legt mir einen strammen Brustverband, wegen den Rippen, an. Dann wird noch mein Knöchel stramm einbandagiert und zum Schluss, werden noch ein paar kleine Schürfwunden gereinigt.

Alles in allem dauerte etwa 15 Minuten. Wie kommt er da auf etwa 2 Stunden. Na gut Marc muss sich noch anziehen, aber das sind höchstens 5 Minuten.

Da geht auch schon die Tür auf und zwei Polizisten treten herein. Marc und mir fällt die Kinnlade herunter. Damit haben wir noch gar nicht gerechnet oder das bedacht. Marc neben mir wird käsebleich. Er bekommt Angst, noch einmal alles erzählen zu müssen. Ich fasse ihn schnell bei der Hand, doch die füllt sich kalt und ohne Leben an. Kalter Schweiß steht ihm auf der Stirn. Seine Augen sind klein, dunkel und ängstlich.

»Guten Tag! Wir wurden vom Krankenhaus informiert, dass hier vorhin eine Schlägerei ablief. Könnten sie dazu einige Angaben machen?«

Von Marc kommt ein großes Aufatmen, er hatte schon Angst, die Ärzte hätten ihn wegen gestern bei der Polizei gemeldet. Doch sie hatten bloß den Vorfall im Krankenhaus gemeldet. Zum Glück, denn noch mehr hätte Marc nicht verkraftet.

Wir versuchen so schnell wie möglich und vor allem ohne die Details von gestern Nachmittag, der Polizei die Situation zu erklären. Diese hakt zwar immer nach, aber die Antworten, die sie erfahren wollen, die bekommen sie nicht. Zumindest jetzt noch nicht.

Es ging dann doch ziemlich schnell. Ich denke unser Arzt hat erwartet, Marc würde gleich sein Herz wegen der Vergewaltigung offen legen, doch dazu ist er noch nicht bereit und die Zeit sollte man ihm geben, damit klar zu kommen.

Es klingt etwas lapidar wie ich darüber rede, aber es geht mir auch sehr an die Nieren. Ich könnte seinen Vater mit eigenen Händen erwürgen, doch das wäre auch keine Lösung. Hoffe Marc ringt sich dazu durch, ihn vor Gericht zu stellen.

Marc zieht sich nach dem Gespräch mit der Polizei schnell um und wir wollen bloß noch raus hier. Ab nach Hause. Zu mir nach Hause. Die Klinik war so freundlich und hat uns mit dem Krankenwagen gefahren, da es mit meinem Fuß nicht möglich ist, so weit zu gehen.

Es sind schließlich mehr als 20 km bis zu unserem Ort.

Die Fahrt geht zum Glück ruhig und unkompliziert ab und ungefähr eine Stunde später stehen wir vor der Haustür und sind wieder allein. Es ist eisig. Der Frost kriecht die Wände hoch. Die Straßen sind vereist. Der Himmel ist ein matschiges Grau getaucht, doch zum Glück regnete es nicht mehr. So schnell wie möglich rein. Uns war hundekalt.

Vorsichtig stützt mich Marc und wir gehen so schnell wie möglich, was mit meinem Fuß nicht als schnell zu bezeichnen ist, rein.

»So, jetzt bist du dran dich zu verwöhnen zu lassen.«, sagt Marc plötzlich, als wir knapp in der Haustür stehen.

»Quatsch! Komm lass das. Wofür denn?«

»Da fragst du noch so dumm! Für alles.«, sagt er ganz verlegen direkt in mein Gesicht. »Für alles. Dafür dass du mich immer gehalten hast, wenn es mir schlecht ging, dafür dass du mich nie zu etwas gedrängt hast, dafür dass du mich immer wieder aufgefangen hast, egal wie schlecht ich vorher zu dir war und dafür, dass du mich heute versucht hast vor meinem Erzeuger zu schützen!«

Wow. Das sind schöne Komplimente und er sagt nicht mehr Vater, nur noch Erzeuger, anscheinend baut sich Hass auf oder irgendetwas anderes. Hoffentlich findet er die Kraft auch mit anderen darüber zu reden.

Vorsichtig nimmt er mich in den Arm und haucht mir einen Kuss auf die Nase.

Dann hilft er mir noch schnell aus den Klamotten zu kommen. Doch er kann es anscheinend nicht mit ansehen, wie ich humple. Stattdessen nimmt er mich auf den Arm und trägt mich durchs Haus ins Wohnzimmer. Jetzt bin ich derjenige, der seinen Kopf an seine Schulter lehnt und die Nähe einfach genießt.

Ganz sanft legt er mich auf die Couch und schüttelt mir noch die Kissen auf.

»So, jetzt mach ich uns schnell einen heißen Tee. Den hast du dir verdient.«

Noch bevor ich etwas sagen kann ist er in der Küche verschwunden. Ich lasse mich erst einmal zurückfallen in die weichen Kissen. Meine Augen brennen. Die letzten Tage waren doch anstrengender, als ich mir zugestehe. Sie brauchten ihren Tribut und so kommt es, dass ich innerhalb von ein paar Sekunden eingeschlafen bin.

Keine Ahnung wie lange ich da lag, aber plötzlich merke ich zwei weiche Lippen auf den meinigen, die mich versuchen sanft wach zu küssen. Vorsichtig öffne ich meine Augen zu schmalen Schlitzen. Erst werde ich vom grellen Tageslicht geblendet und ich weiß erst nicht, wo ich bin. Aber nach ein paar Sekunden, formen sich vor meinen Augen die Umrisse eines schönen Jungen. Marc schaut mir direkt in die Augen und sagt mit sanfter Stimme.

»Ich müh mich hier ab und du schläfst einfach ein.«, und lächelt mich an.

»Jetzt gibt's erst mal den versprochenen Tee.«

Vorsichtig hilft er mir beim hinsetzen und dann reicht er mir noch die Tasse. Marc selber steht noch einmal auf, geht zu den CDs und legt eine richtige Schmuse CD auf. Es freut mich richtig, dass es ihm wieder so gut geht. Ich hoffe mal er spielt das hier nicht bloß.

Er kommt jetzt wieder zu mir und setzt sich neben mich. Ganz lieb legt er einen Arm um mich. Mit der anderen Hand streichelt er mir über die Wange und haucht mir ein »Danke für alles« ins Ohr. Wie in Zeitlupe nähern sich unsere Lippen und verschmelzen zu einem sinnlichen Kuss. Zum ersten Mal im Leben merke ich, was es heißt, einen Menschen richtig zu lieben, zum ersten Mal schießen elektrische Stöße durch jede Faser meines Körpers, als er mich berührt.

Es ist einfach bloß wunderschön.

Nach einer halben Ewigkeit, die immer noch zu kurz ist, lösen wir uns wieder von einander. »So jetzt leg dich hin und schlaf ein bisschen, damit du wieder zu Kräften kommst und wieder gesund wirst.« Vorsichtig hilft er mir mich wieder zurückzulegen. Doch als er aufstehen will, lasse ich seine Hand nicht los. Er schaut mich fragend an und ich deute ihm wortlos sich einfach neben mich zu legen. Gespielt widerwillig legt er sich dann ganz eng neben mich. Ich roll mich etwas auf die Seite und lege meinen Kopf auf seine Brust. Kurz schreit er auf.

Verdammt. Ich hatte vergessen, dass auch er eine angebrochene Rippe hat. So vergrabe ich einfach meinen Kopf in seiner Schulter. Er legt seine Hand um meine Hüfte und streichelt sanft die ganze Zeit über meinen Bauch.

Es ist schön, diese Nähe zu spüren, diesen warmen Körper neben einem. Es ist schön zu wissen. Man wird geliebt. Es ist das schönste Gefühl, was ich bis dahin noch nie so erlebt hatte.

An meinem Ohr höre ich wie sein Herz schlägt. Es ist monoton und ruhig. Immer im gleichen Rhythmus. Immer und immer wieder. Bum-Bum.

Bum-Bum. Bum-Bum.

Die letzen Tage waren so anstrengend, dass es nicht lange dauert und mir fallen die Augen zu und ich entschwebe ins Traumland ...

Urplötzlich höre ich einen lauten Knall und ich sitze nahezu senkrecht mit schmerzverzehrtem Gesicht da. Marc liegt immer noch träumend neben mir.

Er sieht aus wie ein Engel, wie er so da liegt und sanft ein und ausatmet und so wirkt, als könne er keiner Fliege etwas zu Leide tun.

Doch was war das Knallen? Wie spät ist es überhaupt?

Ich schaue auf die Uhr und stelle fest, wir haben den Tag verschlafen. Es ist schon 1 Uhr mitten in der Nacht. Doch wer kann das im Haus sein? Einbrecher? Oder ist irgendetwas umgefallen? Auf dem Flur sind Schritte zu hören.

Tap-Tap. Tap-Tap. Tap-Tap.

In mir steigt die Angst auf. Sind das doch die Einbrecher, oder sogar Marcs Erzeuger? Hoffentlich nicht.

Langsam geht die Tür auf. Ganz langsam.

Im Rahmen stehen zwei Personen, die mir erschrocken in die Augen sehen.

Es sind meine Eltern. Ich hatte im Stress komplett vergessen, dass sie heute wieder aus dem Urlaub zurück kommen.

Oder besser gekommen sind, denn sie stehen ja mitten in der Tür.

Meine Mutter schaltet das Licht an und schaut erschrocken in meine Richtung.

Marc liegt neben mir und scheint langsam durch das Licht wach zu werden.

»Noch 5 Minuten!«, kommt es von ihm gemurmelt.

Ich rüttle vorsichtig an seinem Arm und er öffnet leicht die Augen und sieht dabei genau in Richtung meiner Eltern, die wie Salzsäulen noch wie vorhin dastehen.

Erschrocken von den beiden, schreckt Marc auf und sitzt plötzlich kerzengerade da. Zuerst starren wir uns erst mal erschrocken an. Keiner weiß, wie die Situation einzuschätzen ist. Meine Eltern wissen, dass ich schwul bin, aber dass sie nach dem Urlaub gleich auf ihren zukünftigen Schwiegersohn treffen, damit haben sie wohl nicht gerechnet.

Und Marc sitzt da und weiß nicht wer da vor ihm steht.

Nach einigen Momenten schaffe ich es dann doch als erster meine Gedanken zu ordnen.

»Mom, Dad, das ist Marc! Marc, das sind meine Mom und mein Dad!«

»Guten Abend.«, kommt es leise und schüchtern von Marc.

»Guten Abend.«. kommt es noch etwas verwirrt aus der Richtung meiner Eltern.

»Steffen! Kommst du bitte mal kurz auf den Flur?«, kommt es dann nach einigen Momenten von meinem Dad.

»Sorry! Nein. Wenn kannst du es auch vor meinem Freund sagen und außerdem kann ich nicht gehen.«, und zeige dabei auf mein verstauchtes Fußgelenk.

Ein weiteres Mal fällt meinen Eltern die Kinnlade herunter. Erst jetzt bemerken sie meinen Brustverband und meinen einbandagierten Fuß.

»Wie ist denn dies passier?«, kommt es einhellig aus beide Mündern.

»Das ist eine lange Geschichte und ich weiß nicht, ob ich sie erzählen darf. Viel lieber wäre es mir, wenn Marc sie von selbst erzählt. Doch das kann länger dauern.«

»Ok, wir ziehen nur schnell unsere Jacken aus. Ich setz Kaffee auf und du kannst dir schon mal die Formulierung überlegen.«, kommt es in einem Befehlston von meiner Mutter.

Sie merkt anscheinend nicht, wie ernst die Situation ist. Marc neben mir verkrampft sich schon. Sanft lege ich den Arm um seine Hüfte und ziehe ihn ganz nah an mich heran. Meine Ma und mein Dad sind schon aus dem Zimmer gegangen, ihre Koffer wegzuräumen und Kaffee zu machen.

»Wird schon Marc, hab keine Angst! Die beiden sind echt voll in Ordnung und mein Dad kann dir vielleicht sogar helfen.« Mit der anderen Hand nehme ich die seinige und halte sie ganz fest. Marc lässt seinen Kopf auf meine Schulter fallen und atmet erst mal tief durch. Sanft hauche ich ihm einen Kuss auf die Stirn.

Marc richtet seinen Kopf wieder auf und sagt leise »Danke, danke, dass du für mich da bist!«, kommt mit seinem Gesicht ganz nah und wir verschmelzen zu einem tiefen Kuss. Plötzlich geht die Tür auf und meine Ma will hereinkommen.

Doch als sie uns beide in dieser Position sieht, dreht sie sich um und will wieder aus dem Zimmer gehen.

»Komm ruhig rein. Wir machen hier nichts unanständiges.«, rufe ich ihr nach und muss dabei fast loslachen. Hätte ich auch gemacht, wenn das Lachen nicht so weh tun würde.

Wie befohlen dreht sie sich um und kommt mit gesenktem Kopf herein. Ich hab sie noch nie so unsicher gesehen. Da konnte ich mir ein Grinsen einfach nicht verkneifen. Marc wollte mir schon in die Rippen knuffen, doch das ließ er dann doch lieber sein.

Hinter meiner Ma kommt mein Dad mit einem Tablett und darauf Tassen und eine Kanne mit dampfendem Kaffee, die er vor uns auf dem Tisch abstellt.

Zuerst wird für jeden eine Tasse eingeschenkt und jeder darf mal dran nippen.

»Autsch.«, kommt es von Marc.

»Vorsicht, der ist noch heiß!«

»Das kommt etwas spät.«, schießt es aus mir heraus und ein strafender Blick von Marc und meiner Ma folgen.

Aber nur kurz bleibt die Ruhephase. Einige Momente später stellt meine Mutter die Tasse ab und beginnt mit ernster Stimme.

»Nun legt mal los. Wie habt ihr euch das da zugezogen und alles weitere auch.«

»Wir hatten heute eine Schlägerei im Krankenhaus.«, entfährt es mir. Meine Eltern sitzen da wie vom Blitz getroffen. Die Kinnlade heruntergeklappt und die Augen starren uns an. Marc holt aus und gibt mir 'ne leichte Ohrfeige.

»Aua.«

»So fängt man ja auch nicht an.«, erwidert er.

»Wie denn dann?«, kommt es etwas wütend von meiner Mutter. »Gibt es überhaupt einen Grund für eine Schlägerei im Krankenhaus?«

»JA DIE GIBT ES!«, kommt es wütend aus meinem Mund.

Marc krümmt sich neben mir. Vorsichtig drücke ich ihn und gebe ihm einen leichten Kuss.

»Alles in Ordnung? Geht es?«, frage ich vorsichtig mit leiser Stimme.

»Ja, geht schon.«, kommt es zittrig aus seiner Stimme.

Erst da wird meiner Ma klar, dass da was Schlimmeres passiert sein muss. Etwas, was nicht so einfach zu verkraften ist.

»Bist du schon bereit es zu erzählen?«, frag ich bei Marc an.

»Ja, geht schon.« Sanft drücke ich ihn noch mal und gebe ihm noch einen kleinen Kuss. Mit gesenktem Haupt beginnt Marc leise die Geschichte zu erzählen. Die ganze Zeit, während er erzählt, halte ich seine Hand, damit er mir nicht wegsackt. Meine Eltern werden immer bleicher. Man sieht ihnen an, dass der Bericht so richtig heftig ist. Die Farbe entweicht ihrem Gesicht und sie werden bleich. Meiner Mutter klappt vor schock die Kinnlade herunter. Meinem Vater schwillt die Vene an. Daran merke ich immer, wenn er sauer wird. Doch diesmal wird er garantiert nicht auf uns sauer. In ihm staut sich im Moment wohl Wut gegenüber Marcs Eltern an.

Als Marc von der ersten Nacht, in der er geschlagen wurde, erzählt, bricht er in Tränen aus. Sanft drücke ich ihn an mich. »Ist in Ordnung! Lass es einfach raus. Kein Problem. Du bist hier sicher vor ihm.«

Vorsichtig streiche ich ihm durchs Haar und gebe ihm noch einen Kuss.

So langsam beruhigt sich Marc wieder und erzählt weiter. Doch seine Tränen werden immer stärker, je näher er an die Vergewaltigung kommt. Es sprudelt bloß so raus aus ihm. Meine Eltern sitzen uns fassungslos gegenüber und können nicht fassen, was sie da gerade hören.

Immer und immer wieder gerät Marc ins stocken und muss immer lauter schluchzen. Selbst in den Augen meiner Mutter bilden sich Tränen und fließen ihr über die Wangen. Mein Vater sieht aus, als wolle er gleich aufspringen und sich Marcs Vater vorknöpfen.

Marc bebt am ganzen Körper. Ich packe ihn fest um den Körper und umarme ihn von hinten. Seine Haut ist kalt und feucht. Er zittert und zittert. Doch er erzählt weiter. Bis zum bitteren Ende und bricht dann in heftiges Weinen aus und drückt sich dann noch fester an mich. Meine Rippen schmerzen schon, doch das ist mir egal. Es ist mir so scheiß egal. Dieses bisschen Schmerz werde ich wohl noch aushalten können, im Vergleich zu Marc ist das ein Kinderklacks.

Als Marc fertig ist, herrscht Schweigen im Raum. Bedrückendes Schweigen nur Marcs Schluchzen ist zu hören. Meine Mutter schaut bedrückt zu Boden und mein Vater schaut wütend an die Decke.

»Ich muss hier raus.«, kommt es von meinem Dad. Er springt auf und rennt in den Garten. Man hört bloß ein kräftiges Schreien. So wütend, so sauer und so enttäuscht hab ich ihn noch nie erlebt. Meiner Mutter rollen die Tränen nur so über die Wangen.

»Ist alles in Ordnung. Es ist alles vorbei. Ich bin stolz auf dich. Du hast es geschafft auch anderen davon zu erzählen.«, sage ich zu Marc und lächle ihn leicht an. Marc weint und weint und will sich nicht mehr einbekommen. Erst nach Minuten kommt er wieder so allmählich zur Ruhe und wischt sich die Tränen aus den verquollenen Augen. Auch meine Ma hat sich wieder im Griff.

Sie weiß nicht was sie sagen soll. Ich kenne sie. Sie nimmt das sehr, sehr mit. Doch sie will hier keine Phrasen dreschen, das würde nämlich niemandem helfen, außer dem, der sie von sich gibt.

Nach ein paar Minuten scheint auch mein Dad wieder ins Zimmer zu kommen.

Er hat anscheinend den größten Teil seiner Wut wieder abgebaut und wirkt wieder gelassen. Er setzt sich nieder und schaut uns an. Schaut dann auf die Uhr.

Mist schon 4 Uhr am frühen Morgen.

»Ich glaub ihr beide müsst jetzt erst mal ins Bett und euch endlich mal vernünftig ausschlafen. Was ihr durchgemacht habt geht ja auf keine Kuhhaut.«

Keiner von uns beiden wagt es, ihm zu widersprechen.

Vorsichtig stehe ich mit meinem verstauchten Fuß auf. Ein stechender Schmerz zuckt durch meinen Körper und ich lasse mich sofort zurückfallen. Marc fängt mich zum Glück sofort auf, so dass ich mir nicht noch irgendwo den Kopf aufschlage.

»Hey Vorsicht! Nicht so stürmisch!«, kommt ein Kommentar aus Marcs Richtung »Wenn es so nicht geht, dann muss ich dich eben tragen.«

»Nein versuch es erst gar nicht. Du wirst bloß zusammenbrechen bei mir.«, kommt es sofort von mir als Kommentar. Doch keine Chance. Marc nimmt mich auf beide Arme, hebt mich hoch und sagt dann mit stolz-geschwellter Brust: »Sag du noch mal ich sei zu schwach dafür.«

Da kann ich natürlich nichts gegen sagen. Ich lasse also einfach meinen Kopf an seine Schulter fallen, schließe die Augen und genieße einfach seine Wärme. Marc trägt mich dann ganz vorsichtig und leise die Treppen hoch und legt mich ins Bett. Ich höre noch meine Eltern hinter uns ganz leise murmeln »Sind sie nicht ein schönes Paar?« Das ist endlich ein schöner Augenblick heute.

Vorsichtig legt mich Marc auf mein Bett und will sich dann ins Gästezimmer aufmachen. Doch da hab ich dann noch was gegen. So halte ich ihn einfach am Arm fest und zieh in zu mir nah ran.

»Erst einmal musst du mir helfen aus den Klamotten zu kommen, dass schaffe ich nicht alleine!«

Und tat wie ihm befohlen. Nicht dass ihr jetzt denkt, ich hätte Hintergedanken. An so was konnte ich an diesen Tag nicht auch nur im Geringsten denken. Es ging wirklich nicht ohne Hilfe. So zog er mir erst die Jeans und dann den Pulli aus.

Doch dann will er schon wieder in Richtung Gästezimmer verschwinden.

»Marc!«

»Ja?«

»Du willst mich doch jetzt nicht allein lassen?«

»Nein, ich dachte bloß...«

Er kommt gar nicht mehr zum Reden. Vorsichtig ziehe ich ihn am Arm zu mir herunter und versiegele seinen Mund mit einem Kuss.

»So, du schläfst heute bei mir. Ich kann dich nicht und du kannst mich nach dem nicht einfach allein lassen.«

Ohne Fragen entledigt auch Marc sich seiner Klamotten und legt sich einfach neben mich. Behutsam lege ich meinen Kopf auf seine Schulter und schaue ihn direkt an. Langsam kommt er mir mit dem Gesicht näher und haucht mir einen Kuss auf die Stirn.

»Steff! Danke noch mal für alles!«

»Kein Problem, das tue ich für alle Menschen die mir wichtig sind! Besonders für die Menschen die ich Liebe!«

Sein Kopf kommt ganz nah und fragt »Was hast du eben gesagt?«

»ICH LIEBE DICH«

Unsere Lippen berühren sich und versinken in einen innigen Kuss.

»ICH LIEBE DICH AUCH«, kommt es in sanftem Ton von Marc, als wir es endlich geschafft haben uns wieder von einander zu lösen!

Überglücklich kuschle ich mich an Marcs Seite und schließe die Augen. Das war doch etwas viel für einen Tag. Mit dem Inhalt der letzten drei Tage könnte man eigentlich ein ganzes Jahr füllen. Sanft und glücklich entschwinde ich in die Arme des Morpheus.

Am nächsten Morgen werde ich durch die strahlende Sonne aus Morpheus Armen entrissen. Sie strahlt genau in mein Zimmer hinein und blendet mich. Ich kneife meine Augen zu kleinen Schlitzen, um überhaupt etwas erkennen zu können, und das einzige, was ich auch erkenne und was sich zu erkennen lohnt, ist Marc. Ich liege noch wie in der Nacht direkt an in gekuschelt in seinem Arm. Sein Bauch bewegt sich gleichmäßig und rhythmisch. Sein Kopf ist nach vorne gekippt und unsere Nasen trennen höchstens 3 Zentimeter.

Ich fühle seinen warmen, feuchten Atem über mein Gesicht streifen.

Ich weiß nicht wie lange ich da lag und seine Nähe und seine Wärme einfach genoss, aber irgendwann öffnete er die Augen und sah direkt in meine.

»Na du Kleiner? Schön geschlafen?«, kommt es von ihm.

»Natürlich! In deinen Armen immer, Großer!«

Er ist zwar gute 15 Zentimeter kleiner als ich, aber jetzt ist schon mal klar, dass ich der kleine bin.

Zärtlich streift er mein Gesicht mit seinen Lippen. Er bedeckt mein ganzes Gesicht mit kleinen Küssen und erst zum Schluss gibt er mir dann endlich einen richtigen Kuss auf die Lippen. Es ist wunderschön ihn einfach so zu spüren.

»So, jetzt aber hoch, Kleiner. Wir können nicht den ganzen Tag verschlafen!«

Ein Murren kommt von Marc zum Thema aufstehen. »Aber ist doch viel schöner mit dir hier den ganzen Tag im Bett zu verbringen.«

»Klar ist das schön, aber irgendwann müssen wir auch was essen!«

»Klar, aber das können wir auch hier machen!«

»Nö, dann stören die Krümel wieder und so weiter und was soll erst meine Ma davon halten?«

»Dafür können wir ja heut Abend wieder ins Bett hüpfen.«, und um keine Widerworte zu dulden verschließe ich seinen Mund einfach mit einem weiteren Kuss.

Mit einem lauten Seufzen lässt sich Marc dann noch mal in die Kissen zurückfallen.

»Und jetzt aber flott!«

»Na gut, wenn's denn unbedingt sein muss!«

Nur unfreiwillig lässt mich Marc dann aus seiner Umarmung und steht dann erst mal selber auf und zieht sich an. Mir hilft er dann beim anziehen und trägt mich schon wie am Abend durchs Haus. Erst ins Bad natürlich und die Morgentoilette erledigen. Doch das geht bekanntlich fix. Dasselbe gilt natürlich für ihn.

Und dann muss oder will er mich runtertragen in die Küche und setzt mich dort auf einem Stuhl ab.

»So was soll ich den werten Herren servieren?«, kommt es plötzlich aus einer anderen Ecke des Raumes geschallt.

Meine Mutter steht am Herd und bereitet Rühreier zu, danach riecht es zumindest. »Wären Rühreier und Kaffee genehm oder soll es noch etwas anderes sein?«

»Nein, ist schon vollkommen in Ordnung. Danke Ma, riecht jetzt schon lecker.«

»Das mache ich doch gern für euch, solange ich noch daheim bin. Muss ja ab morgen wieder arbeiten, dann müsst ihr selber ran!«

Es wirkt nahezu perfekt. Meine Mutter scheint überhaupt keine Probleme mit Marc zu haben und ich glaub, dass wird sie auch nie. Endlich scheinen all meine Träume in Erfüllung zu gehen.

Marc hockt sich direkt hinter mich, umarmt mich von hinten und legt seinen Kopf auf meine Schulter. Ich lasse meinen Kopf gegen seinen fallen und so sitzen wir da, wie ein verliebtes Pärchen, was wir ja schließlich auch sind.

»Dein Vater kommt nachher gleich und will mit euch noch reden. Ist doch in Ordnung oder?« Diese Frage ging vor allem in Marcs Richtung, denn ich konnte mir denken, warum er das wollte.

»Du musst verstehen mein Dad ist Staatsanwalt und hat wahrscheinlich gleich seine Gesetzesbücher gewälzt. Ich hoffe doch, du bist mit einverstanden, wenn er jetzt die rechtlichen Belange in seine Hände nimmt?«

Marc löst sich plötzlich von mir und setzt sich auf einen anderen Stuhl. Über sein Gesicht huscht ein Schatten und seine Stimmung verdunkelt sich.

»Aber dann muss ich doch sicher noch einmal alles erzählen?«

»Das kann ich dir nicht beantworten, dass kann dir nachher mein Dad sagen, aber so wie ich vermute schon. Wir stehen dir aber alle zur Seite, das wirst du schon schaffen, Großer.«

»Und es geht ja nicht nur um deine ... deine«, selbst meine Ma kommt bei diesem Thema ins Stottern, »deine Vergewaltigung. Es geht ja auch um Sachen wie Vormundschaft, Kindergeld, Schule und so weiter. Ich nehme nicht an, dass du wieder nach Hause willst, egal ob deine Mutter ohne deinen Vater lebt oder so?«

»Nein, das würde ich gerne vermeiden, doch wohin?«

»Ich und mein Mann haben letzte Nacht noch lange darüber geredet, was für Vor- und Nachteile es hätte, aber wir sind zu dem Entschluss gekommen, wenn du willst, würden wir dich hier aufnehmen wollen und für dich das Sorgerecht beantragen?«

Marc senkt den Kopf, in seinen Augenwinkeln beginnen sich Tränen zu sammeln. Zum Glück sitzt Marc nicht weit entfernt. So ziehe ich ihn einfach rüber zu mir auf meinen Schoß und halte ihn einfach fest.

»Komm nicht traurig sein. Es gibt im Moment keinen Grund zur Trauer!«

»Aber ich bin doch gar nicht traurig! Ich bin bloß einfach glücklich darüber, dich und deine Familie kennen gelernt zu haben und ich weiß nicht ob ich das Angebot annehmen kann, nach allem was ihr schon für mich getan habt.«

»Wenn du das Angebot nicht annimmst, sind sowohl mein Mann als auch ich sehr von dir enttäuscht. Du würdest uns eine große Ehre erweisen, unser Sohn zu werden!«

»Gerne will ich das, sehr gerne sogar!«, kommt es von Marc und seine Freudentränen werden immer heftiger.

Jetzt kommt meine Ma auf ihn zu und nimmt ihn in den Arm.

»Ist schon in Ordnung, wir freuen uns wirklich. Besonders wohl Steffen!«, sagt meine Ma und schaut mich dabei lächelnd an.

»So, jetzt aber Schluss mit Umarmen, sonst brennen mir noch die Rühreier an.«

Mit einem kleinen Lachen lässt Marc meine Mutter los, die sich sofort um die Rühreier kümmert. Marc nimmt mich stattdessen. Wieder setzt er sich auf meinen Schoß und umarmt mich einfach.

Ich hab ihn noch nie zuvor so glücklich gesehen und damit hab selbst ich nicht gerechnet, dass meine Eltern Marc aufnehmen würden. Ich bin in diesem Moment so stolz wie noch nie zuvor auf die beiden. So schnell wie möglich werde ich mich bei den beiden dafür revanchieren.

Seufzend legt Marc seine Arme um meinen Hals und lässt sich gegen meine Schulter fallen. Ich lege meine Arme um seine Hüfte und halte ihn so einfach bloß fest. Wir schweben wohl beide im Moment im siebten Himmel. Ich bin einfach bloß glücklich und er scheint es genauso. Verliebt schauen wir uns die ganze Zeit in die Augen und geben uns von Zeit zu Zeit immer wieder zärtliche Küsse.

»So jetzt aber Schluss mit Schmusen. Jetzt wird erst mal gegessen!«

Mit zwei großen Tellern kommt meine Ma auf uns zu stellt diese auf den Tisch, legt noch Besteck mit hin und bringt zu guter Letzt heißen dampfenden Kaffe.

Unfreiwillig löst sich Marc wieder von mir und setzt sich auf den anderen Stuhl.

Spielerisch beginnen wir beide uns gegenseitig zu füttern. Happen für Happen werden die Teller so immer leerer, bis zum Schluss alles aufgegessen ist.

»Hat es denn wenigstens gemundet?«, fragt uns meine, pardon unsere Ma.

»Natürlich, die Rühreier haben Sie vorzüglich hinbekommen!«, kommt es von Marc.

»Das Sie will ich aber überhört haben. Erstens bin ich noch nicht so alt und zweitens hoffentlich bald auch auf dem Papier deine Ma. Also ich heiße Melanie.«

»In Ordnung, Melanie. Dann hast du die Rühreier vorzüglich hinbekommen.«, gibt Marc jetzt gekonnt gespielt zurück.

»Ich glaub ich lass euch beide dann mal allein ins Wohnzimmer, am besten ihr wartet dort, dein Vater wird in ein paar Minuten zurück sein. Er ist bloß kurz los etwas besorgen!«

»Ma Entschuldigung, aber es heißt «euer» Vater«, gibt es jetzt als Kommentar von mir.

»Ok natürlich EUER Vater wird in wenigen Minuten zurück sein!«, sagt sie und verschwindet in nur wenigen Sekunden ins Obergeschoss und lässt uns beide allen.

»Und was machen wir jetzt?«

»Wie sie gesagt hat. Wir machen es uns jetzt im Wohnzimmer gemütlich.«, kaum hat er das ausgesprochen, hat er mich schon hochgehoben und trägt mich ins Wohnzimmer, legt mich dort auf die Couch und setzt sich natürlich dazu.

Ohne große Worte sitzen wir da, halten uns und beginnen leidenschaftlich zu schmusen. Wir vergessen alles um uns herum und merken nicht einmal, als unser Vater hereintritt.

Ein kurzes aber deutliches Räuspern und er fügt noch ein »Entschuldigung die Herrn, ich will ja nur kurz stören, aber es ist wichtig und danach könnt ihr da weitermachen, wo ihr jetzt aufhören müsst!«

Urplötzlich sitzen Marc und ich kerzengerade da und starren unseren Vater an.

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