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Forgotten Friendship

Teil 2

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Vorwort

Jetzt gibt's mal wieder das übliche Bla Bla. Alles, was hier geschrieben steht, ist erstunken und erlogen. Keine der hier beschriebenen Personen existiert wirklich und wenn sich doch jemand negativ angegriffen fühlen sollte: »Shit happens!« Und jetzt mal wieder Spaß beim 2. Teil von Forgotten Friendship – Ach vergesst nicht eure Kritik an mich zu schicken.

Ciao
Chris

 

Gott war das eine Nacht. Mein Schädel brummt und mein Rücken fühlt sich an, als wenn zwei Schwertransporter über ihn hinweg gerollt sind. Vorsichtig öffne ich die Augen, um sie dann gleich wieder zusammen zu kneifen. Die scheiß Sonne blendet einen schon wieder. Und von fern dringt ein monotones Piepsen an mich heran. Scheiße der Wecker. Das Piepsen wird immer lauter und lauter und irgendwann geht es mir so auf den Nerv, dass ich aufspringe, den Wecker nehme und ihn gegen die Wand pfeffern will. Doch im letzten Moment merke ich, was ich da grad machen will und stoppe mich wieder. Das wäre sonst der 10. Wecker in diesem Jahr, der ums Leben gekommen wäre und so langsam wird es doch heftig viel.

So stelle ich einfach das Piepsen ab, setze den Wecker wieder auf das Regal und lasse mich auf die Bettkante sinken. Den Kopf in die Hände gestützt, sitze ich wie jeden Morgen da und versuche meine Gedanken zu ordnen und versuche eine Lösung zu finden, warum ich mich dieser Prozedur jeden Morgen aufs Neue aussetze. Doch wie immer finde ich keine Antwort.

Plötzlich schießt es mir durch den Kopf, dass ich ja heute früher aus dem Haus muss als sonst. Mirko und Maik warten ja. Ich weiß nicht, ob ich jemals zuvor in meinem Leben um diese Uhrzeit so schnell war. Aber wie ein Blitz hetze ich ins Badezimmer, bin innerhalb nur 5 Minuten fertig mit Duschen, schlüpfe in meine Klamotten, wobei ich mir natürlich, wie kann es anders sein, einen Knopf abreiße. So muss ich noch mal in mein Zimmer hetzen, kram mir eine neue Hose aus dem Schrank, schlüpfe in diese hinein, diesmal ohne den Knopf abzureißen, nehme mir meine Schultasche und verschwinde schon aus der Haustür.

Es ist schon scheiße ein Morgenmuffel zu sein. Da muss man letztendlich immer hetzen, um noch rechtzeitig zu seinen Terminen zu kommen. Ich habe jetzt schon Schiss, dass mein zukünftiger Freund mal ein Frühaufsteher ist. Ich glaub einer von uns beiden würde das nicht überleben. Morgens würde es da bloß Mord und Todschlag geben. Aber was soll es? Ich bin so wie ich bin und werd mich wohl in dieser Beziehung nie ändern!

Zum Glück steht noch das Fahrrad vom Vortag vor der Garage, so kann ich wenigstens da etwas Zeit sparen und muss diese nicht noch aufschließen. So krall ich mir mein Rad und trete wieder mal kräftig in die Pedalen. Frühsport ist irgendwie nichts für mich, merke ich da. Meine Beine schmerzen bei jedem Tritt und am liebsten würde ich absteigen und das Rad in den nächst besten Busch schmeißen. Zu dem scheint zwar die Sonne, aber der Wind ist noch ziemlich frisch, so dass ich Frostbeule gleich wieder anfange zu frieren. Wie euch sicher schon aufgefallen ist, habe ich keinen bisschen gefrühstückt. Ich weiß, es ist ungesund, aber ersten kann ich es morgens nicht leiden, wenn mir gut gelaunte Leute gegenübersitzen und mich in meiner schlechten Stimmung stören und zweitens hab ich leider die Angewohnheit, dass mir eine Zigarette am Morgen ausrecht. Jaja, meckert nur alle, aber mich stört es nicht. Das Nikotin bringt mich wenigstens einigermaßen in Schwung.

Wie schon einmal erwähnt ist unsere Stadt nicht besonders groß und so dauert es auch nur ein paar Minuten bis ich vor Mirkos Aufgang stehe.

»Ja wer da?«

»Hallo Marion. Ich bin es, Gregor. Schick mir mal deine Söhne schnell runter. Die Schule wartet schon!«

»Ei, ei Kapitän, wird gemacht. In ein paar Sekunden sind sie bei dir unten!«

»Dir noch einen schönen Morgen!«

»Dir auch und viel Spaß in der Schule!«

»Ich glaub, das ist weniger Spaß!«

Falls ihr euch wundern solltet, wie wir das Gespräch geführt haben, aber es gibt an der Haustür eine Fernsprechanlage. Schon wenige Momente später stehen die beiden vor der Haustür.

»Moin Gregor!«, kam mir ein breit grinsender Mirko entgegen. Oh wie ich so was hasse. Leute die schon zu so einer Zeit so aufgekratzt und glücklich sind. Vor allem auch noch während der Woche, wenn man noch zur Schule muss. Am liebsten würde ich ihm dafür an die Kehle springen.

Hinter ihm kommt mir Maik entgegen, der genauso schlimm aussieht wie ich. Dunkle Augenringe und blutunterlaufene Augen. Ein herzhaftes Gähnen kommt aus seinem Mund und er sieht auch nicht besonders glücklich aus. Er tat mir irgendwie leid. So wie er so eingeschüchtert da steht. Eigentlich ist er ja ein ziemlich großer Mensch, so etwa meine Höhe aber er sieht aus wie ein ängstliches Häschen, das am liebsten gar nicht aus seinem Bau heraus will und nur dazu getrieben wird.

»Morgen!«, grummelte ich erst mal Mirko an, der mich gleich fragend an sah.

»Stimmt ja, du bist ja so ein Morgenmuffel. Ich versteh nicht, wie man den Morgen verschlafen kann. Du warst damals schon so, dass man dich vor 10 Uhr gar nicht richtig ansprechen durfte.«

»Und ist da was schlimmes dran? Dafür halten diese Menschen abends länger durch und haben dann davon mehr!«, kam es von Maik gezischt. Der erste wirklich vernünftige Satz.

»Oh mein Herr Bruder meldet sich zu Wort.«, knurrte jetzt auch Mirko.

»Hey kommt schon Leute, kein Streit am Morgen, ihr habt dafür noch den ganzen Tag Zeit und bitte erst dann, wenn ich auch ansprechbar bin.«

»Das selbe gilt für mich.«, kam es leise von Maik.

»Oh bitte schön meine Herren, dann reden wir halt gar nicht.«, spielte Mirko jetzt einen auf beleidigt und drehte sich weg.

»Das ist normal bei ihm. Lass ihn mal voraus laufen, der beruhigt sich ganz schnell wieder. Zum Glück gibt's jetzt endlich noch eine zweite Person, die so ein Morgenmuffel ist. Bei mir sind ja sonst alle in der Familie Frühaufsteher. Oh Gott wie ich das hasse.«

»Bedank dich nicht bei Gott.«, antwortete ich ihm, »der schickt dir höchstens noch so welche von der Sorte vorbei und die muss ich dann auch noch mittragen und darauf hab ich echt keine Lust. Eine fröhliche Person am Morgen reicht mir.«

Ein leichtes Lächeln liegt auf seinen Lippen, was aber genauso schnell wieder verschwunden ist, wie es gekommen war.

»Weißt du eigentlich in welche Klasse du kommst? Oder kennst du die Leute von damals etwa noch?«

»Nein gar nicht. Kenne überhaupt keinen mehr, war damals einfach noch zu jung. Ich ging damals ja noch nicht einmal zur Schule, wurde ja erst in dem Jahr des Wegzuges eingeschult.«

»Ach stimmt ja. Bist ja noch ein bisschen jünger als ich.«

»Na und. Und wenn schon, ist egal ob ich noch welche kenne oder nicht. Ich komme ja sowieso in deine Klasse. Mirko hat da schon ein schwereres Los, er muss in die Parallelklasse.«

»Woher weißt du denn das?«

»Der Direx hat gestern angerufen und hat uns mitgeteilt, wer wohin muss. Damit wir heute Morgen nicht allzu viel Zeit vertrödeln. So müssen wir gleich hart an die Front.«

»Wieso bist du denn in der gleichen Klasse wie ich, du bist du eigentlich jünger?«

»Ich habe in NRW eine Klasse übersprungen.« Ich starre ihn mit großen Augen an.

»Ja wirklich, vor dir, würde jetzt meine Vater sagen, steht ein Intelligenzbolzen.«, gibt Maik etwas genervt von sich. »Oder hätte er früher gesagt.«, so oder so ähnlich nuschelt Maik noch hinterher. Er sieht ziemlich betrübt aus und lässt seinen Kopf fallen.

Mirko spielt immer noch so einen auf beleidigt. Hoffentlich hält er das nicht den ganzen Tag durch, das wäre echt nervig. Er muss uns doch morgens die erste Stunde nur in Ruhe lassen bevor wir endlich richtig wach sind.

»Rauchst du?«, frage ich ihn und biete ihm eine Zigarette an.

»Danke.« Er greift sich eine und holt gleich sein Feuerzeug raus. Ich nehme mir auch eine raus und steck sie mir in den Mund. Doch bevor ich mir sie anzünden kann, steht Maik schon zur Stelle und hält mir Feuer hin.

»Danke. Bist du also auch dem Qualm der Lust verfallen.«

»Ja wie man sieht. Ist manchmal ganz schön nervig, wenn man von Leuten angezickt wird, weil man bloß mal eine raucht.« Er wirft dabei einen verachtenden Blick in Mirkos Richtung.

Anscheinend ist zwischen den beiden ein harter Kampf in Gange. Die Blicke, die er ihm zusendet könnten töten.

»Da kannst du aber froh sein, dass du in unsere Klassenstufe gerutscht bist, sonst müsstest du noch ein Jahr warten, um bei uns in der Schule rauchen zu dürfen.«

»Was echt? Bei euch ist noch Rauchverbot?«

»Ja, bis zur 12. leider! Kannst dir sicher vorstellen, wie glücklich wir waren, wenn wir mal nur für 5 Minuten aus der Schule durften, um eine zu rauchen.«

»Oh ja das kann ich ...«

In diesem Moment dreht sich Mirko um und noch bevor Maik weitersprechen kann, kommt dieser mit großen Schritten auf ihn zugerauscht und will ihm die Zigarette aus dem Mund schlagen. Doch bevor seine Hand sitzt hat Maik schnell den Kopf weggezogen und so haut Mirko ins Leere.

»Was ist denn in dich plötzlich gefahren?«, frage ich ihn ahnungslos.

»Na was wohl? Siehst du doch, dass er schon wieder sein Geld für Zigaretten verschwendet hat.« Erst jetzt sieht mich Mirko an und erkennt, dass selbst ich eine Kippe zwischen den Fingern hab.

»Oh Gott seit wann hast du denn damit angefangen? Bin ich denn der einzige vernünftige hier?«

»Meckere man noch mehr rum. Ich rauch nun mal. Na und. Ist da was Schlimmes bei? Ich stör doch hier keinen und zu deiner Beruhigung Maik hat kein Geld für Zigaretten verschwendet, ich hab ihm eine angeboten.«

»Na toll, jetzt hat er auch noch einen, der ihn bei seiner Sucht unterstützt.«, im selben Moment schnauzt er dann auch in Maiks Richtung: »Du warte mal ab bis Dad davon erfährt, dann gibt's mächtig Ärger!« Doch von seiner Seite kommt nur ein gelangweiltes Achselzucken. Ihm scheint es egal zu sein, ob er noch mehr Ärger bekommt oder nicht.

»Nun komm, mach mal halb lang Mirko. Maik ist 17 bald 18 und was er mit seinem Geld macht, das ist allein seine Sache und geht weder dich noch deine Eltern etwas an.«

»Komm, halte dich daraus. Du hast doch Ahnung von nichts.«, sagte er und drehte sich wütend um und ging den letzen Weg allein zur Schule. Anscheinend kannte er noch den Weg.

Toll wie so ein Morgen anfängt. Anscheinend haben mich meine komischen Gefühle gestern doch nicht getäuscht. Gleich am zweiten Tag kommen wir schon in einen heftigen Streit. Echt ein super Anfang.

»Danke.«, kommt es gleich leise von Maik.

»Wofür danke?«

»Für eben!«

»Ach, das ist doch normal. Ich kann es nicht leiden, wenn einer einen anderen grundlos versucht niederzumachen. Es ist doch peinlich, dass dein Bruder versucht dir zu verbieten Zigaretten zu kaufen. Es ist dein Geld und deine Gesundheit. Ich muss ja auch für mich gerade stehen, wenn später mal was mit meiner Gesundheit sein sollte.«

»Trotzdem danke.«, sagte er leise und schaute dabei zu Boden.

»Nun komm schon. Kopf hoch, ist doch nichts passiert!«, versuche ich ihn aufzumuntern. »Sind denn alle in deiner Familie so streng eingestellt? Sind das alles solche Nichtraucher, die uns nicht akzeptieren können?«

»Oh ja! Bei meinen Eltern würde ich dir raten, dich nicht mit einer Kippe im Mund erwischen zu lassen. Die schallten dann gleich auf kalt um. So etwas ist für sie schon fast so, als würde man die Bibel verbrennen.« »Wobei ich da doch glaube, das Rauchen schlimmer ist als 'ne olle Bibel zu verbrennen.«

Wieder huschte über Maiks Gesicht ein leichtes Lächeln. Zum ersten Mal sah ich, dass sich kleine Grübchen bildeten, wenn er lächelt. Doch es hielt wieder nicht lange an. Schnell ist seine Laune wieder auf dem Nullpunkt und ein Schatten liegt auf seinem Gesicht.

Ich hoffe, dass die Schule ihn ein wenig ablenken könne, wenigstens etwas. Ich weiß zwar nicht wovon, aber es war nicht gerade schön anzusehen, wie Maik so leidet. Von Mirko war unterdessen weit und breit nichts zu sehen. Doch plötzlich fällt mir auf, er steht schon in Mitten einer Traube von Schülern. Einige davon scheinen ihn noch zu kennen und andere fragen ihn anscheinend aus.

In diesem Moment klingelt es schon und wir quetschen uns zwischen all den 5. und 6. Klassen durch den Eingang. Ich frag mich manchmal echt, warum die Leute so drängeln. Sonst maulen sie rum, dass sie zur Schule müssen und hier wollen sie am liebsten die ersten sein, die rein müssen.

»Zeig mir mal deinen Stundenplan!«, fordere ich ihn auf, als wir endlich 'ne ruhige Ecke im Schulhaus gefunden haben.

»Das ist gut. Bis auf Französisch haben wir denselben Plan. So kann ich dir erst mal die ganze Umgebung hier zeigen und du hast Zeit, dich einzugewöhnen. Und das bedeutet in der ersten Stunde gleich Englisch, besser gesagt 'ne Doppelstunde gleich davon.«

So trottet er hinter mir her zum Raum und setzt sich gleich neben mich.

»Greg?«

»Ja?«

»Kommen hier nicht noch mehr in den Kurs?«

»Ne, wir haben hier Glück, es sind kaum Kurse mit mehr als 12 man, nur Mathe sind etwa 22.«

Schien ihn doch ziemlich überraschend zu treffen. »Sei froh, letztes Jahre waren wir noch 30 Mann in einer Klasse, das war kaum auszuhalten, ist wirklich angenehmer so und dann macht Schule auch manchmal wieder Spaß!« Und so vergeht die Zeit bis zur Stunde mit ein bisschen Small-Talk. Während der Stunde geht mir schon die ganze Zeit die Frage durch den Kopf, was Maik oder seine Freunde angestellt haben könnten, dass sie deswegen extra wieder wegziehen um an ihm was zu ändern? Mir fällt aber darauf keine Antwort ein. Er scheint mir doch ziemlich gut geraten und bisher komme ich super mit ihm aus. Er wirkt so, als wenn er keiner Fliege etwas zu Leide tun könne. Eher das Gegenteil. Er ist ein normaler Jugendlicher, der etwas gegen die Eltern rebelliert, aber ist das denn etwas so besonderes oder außergewöhnliches, das macht doch so gut wie jeder.

Für Maik heißt es in den ersten Minuten natürlich sich wieder bei den anderen und vor allem beim Lehrer vorzustellen und dieser verlangt natürlich gleich wieder, dass er ein kurzes Portrait über sich abliefern soll, natürlich auf Englisch. Halt typisch Lehrer, aber was soll man machen und so schlimm ist es auch nicht.

Immer wenn ich zu ihm hinüber blicke, hat er den Kopf gesenkt und es liegt dieser beschissene Schatten über seinen Augen. Er ist nicht bei der Sache und ihm ist auch egal, was hier eigentlich abgeht. Er tut mir richtig leid. Naja, ich bin ja auch die ganze Zeit abgelenkt, mir will einfach nicht die Frage aus dem Kopf, was er angestellt haben soll. So etwas Schlimmes kann es gar nicht gewesen sein. Sonst ist er ein wirklich guter Schauspieler.

Für mich ist klar, dass ich ihn irgendwie aufheitern muss. Es ist einfach unerträglich ihn so deprimiert da sitzen zu sehen. Zum Glück haben wir heut bloß 3 Stunden, im Gegensatz zu Mirko, der noch 2 Stunden länger abhängen muss. So könnte man heute Nachmittag was gemeinsam unternehmen, ohne dass von Anfang an Mirko dazwischenfunken könnte.

Und schon klingelt es zur großen Pause.

»Und was macht man hier so in der Pause?«, fragt er mich gelangweilt.

»Nichts! Außer einer rauchen, aber erst werden wir mal Mirko suchen.« Suchen ist etwas übertrieben ausgedrückt. Er ist ja schließlich bloß einen Raum neben uns und so zieh ich ihn mal schnell für 5 Minuten zur Seite, bevor er wieder verschwindet.

»Hey Mirko! Warte mal!«

»Ah. Was ist denn? Daniela hat mich grad auf 'ne Coke eingeladen, also was gibt's?«

»Du Schwerenöter, kaum einen Tag da, schon hat er die Frauen an der Angel!«, grinse ich ihn an.

»Sülz nicht rum. Sondern sag was du willst!«

»Schon gut, schon gut! Also ich will bei dem Wetter ins Freibad und wollte fragen, ob ihr da mitkommen wollt?«

»Ja gerne, aber ich kann erst ab 14 Uhr, ich bin vorher noch bei Daniela zum Mittag eingeladen. Sag nichts ... Wehe!«, grinste er mich an und wurde leicht rot. Also hatte ich mich doch nicht geirrt, gleich am ersten Tag das erste Mädchen abgeschleppt.

»Ich komme dann mit Maik 14 Uhr ins Freibad Ok?«

»Komm schon! Er ist kein kleines Kind. Wir haben beide schon vorher Schluss. Er würde die ganze Zeit zu Hause rumsitzen. Wir gehen beide schon vor und warten dann im Freibad auf dich.« Er verzieht den Mund und murrt rum.

»Nun komm schon, ich bin doch dabei!«

»Na gut, aber du lässt ihn keinen Moment aus den Augen?«

»Klar, versprochen.«

»Ok machen wir mal 'ne Ausnahme. Aber jetzt muss ich wirklich, sonst denkt Dani noch sonst was!«

»Oh, du nennst sie schon Dani.«, sage ich zu ihm und er läuft natürlich gleich puterrot an, da konnte ich mir ein Grinsen einfach nicht verkneifen. Und schon ist er wieder in Richtung Daniela verschwunden.

»So, haben wir das auch schon geregelt.«

»Hast du eigentlich mal daran gedacht, mich zu fragen, ob ich überhaupt mitkommen will?«, fragte er mich leicht gereizt.

»Nein! Wieso sollte ich auch. Diesmal hast du keinen Einfluss. Ich will dich einfach mal aus deiner Melancholie herausholen. Es ist kaum noch mit anzusehen, wie du in dich zurückkriechst. Und da wollte ich dich einfach mal von deiner Familie wegschleifen. Ich wusste doch genau, dass Mirko mindestens 2 Stunden länger hat als wir beide.«

Er scheint doch etwas überrumpelt und überrascht von allem. Leider klingelt es in diesem Moment schon. So hatte ich noch nicht mal die Gelegenheit meinen Nikotinspiegel wieder auf die optimale Höhe zu bringen. Naja es heißt ja nur noch 45 Minuten hinter uns bringen, dann ist ja schon Wochenende und ich hätte dann genug Gelegenheit zu rauchen. Und was steht auf dem Plan? Oh Gott, noch eine der schlimmsten Stunden überhaupt: Deutsch.

Langeweile pur. Was soll's, man muss durch alles mal durch und das gehört nun mal auch dazu. Selbst während der Stunde scheint Maik noch verwirrt. Es ist schon schön mit anzusehen, dass er mal keine miese Laune hat. Er ist zwar nicht der glücklichste Mensch, aber der Schatten war von seinem Gesicht gewichen, stattdessen prangte jetzt ein Fragezeichen.

Er konnte sich einfach nicht mehr auf den Unterricht konzentrieren, der sowieso eher unwichtig war, es ging mal wieder um alles Mögliche, aber nichts Wichtiges.

Direkt nach der Stunde passierte nichts Wichtiges mehr, ich nahm mein Rad und fuhr so schnell wie möglich nach Hause um meine Sachen fürs Freibad zu holen. Wir wollten ja schließlich keine Zeit verlieren, deswegen musste auch Maik mal alleine nach Hause gehen, aber es war ja keine atemberaubende Leistung.

Kaum zu Hause angekommen, war ich auch schon wieder weg. Noch nicht einmal etwas gegessen hatte ich. Ich bin einfach zu aufgeregt, oder besser gesagt zu neugierig, zu erfahren, was Maik denn nun eigentlich verbrochen hat. Ich krallte mir also meine Sachen und fuhr direkt wieder zu Maik. Es dauerte keine halbe Stunde, da stand ich vor Maiks Tür und da stehe ich auch jetzt.

»Hallo? Wer da?«

»Maik? Bist du es? Hier ist Gregor!«

»Warte einen Moment, bin gleich unten.«

Und schon hatte er die Fernsprechanlage wieder zugemacht.

So stehe ich nun da vor der Haustür. Im Gegensatz zu heute Morgen ist es glühend heiß. Die Sonne steht weit oben am Himmel und kein Wölkchen ist zu sehen. Durch die ganze Hetzerei steht mir der Schweiß nicht nur auf der Stirn. Er ist einfach überall. Ich bräuchte im Moment nicht ins Freibad zu gehen um zu schwimmen, so schwitzte ich.

»So und fertig.«, kommt Maik aus der Haustür. Sein Gesicht sieht zwar immer noch sehr traurig aus, aber es bessert sich von Sekunde zu Sekunde.

»Gehen wir zu Fuß oder fahren wir mit dem Rad?«

»Ich glaub wir nehmen lieber das Rad, die Strecke ist doch ein bisschen zu lang zum Gehen.«

Und so musste ich mich wieder auf mein verhasstes Rad setzen und in die Pedale treten. Durch das Fahren ist ja nun jede Möglichkeit der Kommunikation irgendwie abgeschnitten und so muss ich mich halt begnügen bis wir da sind. Zum Glück dauert es auch nicht allzu lange. Es waren höchstens 15 Minuten, da standen wir schon vor dem Freibad. Schnell die Fahrräder angeschlossen und rein. Es ist gerade mal kurz nach 12 Uhr, da ist das Freibad noch nahezu leer und so hatten wir die Qual der Wahl. Direkt am Wasser oder doch lieber etwas im Schatten der Bäume. Wir entschieden uns dann doch einstimmig für die Bäume. Der Tag ist einfach zu heiß, um sich die ganze Zeit der prallen Sonne auszuliefern. Da wäre wahrscheinlich noch einer von uns umgekippt.

Wir breiteten also erst mal unsere Badetücher aus und entledigten uns unserer Klamotten.

»Soll ich dich erst mal auf dem Rücken eincremen?«, fragt er etwas verschüchtert.

»Gerne, so lange Hände habe ich dann doch nicht.«

So lege ich mich also auf den Bauch und warte auf die Hände von Maik.

»Ahh.«, musste ich einmal kurz laut aufschreien.

Maik grinste mich an: »Ist wohl etwas kalt?«

»Nein, gar nicht. Es ist bloß so als wenn man Eiswürfel auf eine heiße Herdplatte legt!«, grummelte ich mir in den Bart. Aber es war mal schön wieder ein Lächeln von ihm zu erhaschen. Sorgfältig verteilt er die Sonnencreme auf meinem ganzen Rücken. Seine Hände sind richtig sanft und zärtlich dabei. Ich muss schon aufpassen, dass ich nicht leicht anfange zu seufzen, stattdessen muss ich mir auf die Lippen beißen. Doch leider geht alles viel schneller vorbei, als man es sich doch wünscht und so ist er auch schon fertig.

Schnell verteilte ich noch Sonnencreme auf dem Rest meines Körpers. Ebenso Maik bloß letztendlich fehlen ihm doch die langen Arme für den Rücken.

»Komm leg dich auf den Bauch.« Fragend schaute er mich bei diesen Worten an.

»Nun mach schon, ich will dir bloß helfen den Rücken einzucremen.« Erst jetzt versteht er, aber nur widerwillig legt er sich dann doch auf den Bauch und lässt mich gewähren. Langsam und sanft verteile ich auf seinem Rücken die Creme. Wie ich schrie er bei den ersten Tropfen leicht auf. Sie sind aber auch wirklich kalt. Wieso gelingt es eigentlich niemandem 'ne Creme zu entwickeln, bei der man nicht gleich denkt, da gleitet einem ein Eiswürfel über den Rücken. Vorsichtig und langsam verteile ich die ganze Creme auf seinem Rücken. Er hat die Augen geschlossen und nach und nach beginnen sich seine Muskeln zu entspannen. Ich hätte noch ewig so weiter eincremen können, doch auch irgendwann ist dieses vorbei.

»Los komm, ab ins Wasser! Ne Abkühlung kann uns beiden bei dem Wetter ganz gut tun.«

Er schaute mich erschrocken an.

»Nein, ich kann nicht!«

»Wie du kannst nicht.?«

»Ähm ... ich meine ich will noch nicht, vielleicht später.«

»Na in Ordnung, dann eben später.«, sage ich und lasse mich auf mein Handtuch nieder.

»Du kannst ruhig gehen, ich warte hier so lange«

»Nein, nein, alleine macht es keinen richtigen Spaß. Da warte ich lieber, bis du später mit ins Wasser kommst.«

Eine kurze Pause setzte ein. Bei der wir uns nur anschauten. Maik liegt immer noch wie vorhin auf dem Bauch da und rührt sich keinen Millimeter.

»Du Maik?«

»Ja?«

»Wieso bist du eigentlich so traurig die ganze Zeit?«

»Weil ich meine Freunde in Köln vermisse. Es ist einfach bloß Scheiße hier. Dich ausgenommen. Ich vermisse sie so sehr.«

»Dein Bruder hat erzählt, sie hätten einen schlechten Einfluss auf dich gehabt und du hättest da viel Mist gebaut.«

»Hat er das?«, fragt er mit zittriger Stimme zurück. Er ist ziemlich unsicher in seiner Art in diesem Moment.

»Aber er hat nichts genaueres gesagt darüber, was du getan hast.«

Ein erleichtertes Seufzen kommt aus Maiks Richtung.

»Bloß ich frage mich schon die ganze Zeit, was du wohl so schlimmes angestellt haben kannst? Du wirkst eher, als wenn du lieb wärst und keiner Fliege etwas zu Leide tun könntest!«

»Sei mir nicht böse, aber ich möchte nicht darüber sprechen.«

»Ach Mensch. So langsam bringt mich diese Geheimniskrämerei noch um. Von jeder Ecke bekomme ich zu hören, du hättest dich beeinflussen lassen oder etwas gemacht. Aber niemand erzählt etwas Genaues. Das ist gemein.«

Maik schaut mich mit großen Augen an. »Ist es denn so wichtig für dich, zu wissen, was ich gemacht habe?«

»Ja, ist es.«

Er schluckt kurz und beginnt dann zu erzählen »Also ...«

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