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Am versprochenen Ort
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Informationen
- Story: Am versprochenen Ort
- Autor: Chris 1985
- Die Story gehört zu folgenden Genre: Kurzgeschichte
Ich stehe an einer Klippe, die weit, sehr weit unter mir ein Ende hat, welches mit den Augen nicht mehr auszumachen ist und in der Dunkelheit versinkt. Ich höre das Rauschen des Flusses, der am Fuß der Klippe fließ, wild und beständig. Ich sehe über mich und suche Bilder, die die Sterne bilden und verwerfen wenn man sie findet. In der Ferne bemerke ich einen Schatten, groß und schwarz wie die Nacht, auf der anderen Seite der Schlucht. Er steht auf einer Sanddüne, die der Wind aus heißem Sand geformt hat und beständig verändert. Langsam kann ich ihn besser erkennen. Er trägt einen langen Umhang, ebenso schwarz. Sein Gesicht ist verdeckt durch eine Maske, nur strahlend blaue Augen blicken darunter hervor. Ich weiß, ich könnte über diese Klippe springen aber ich habe Angst das er dann nicht mehr da ist, nicht von mir erkannt werden will, also bleibe ich stehen. Seine Blauen Augen stechen wie Saphire durch die Nacht und behalten mich im Blick. Ich sehe, dass ein Lächeln auf seinen Lippen liegt und schließe einen Moment die Augen, um mir seine Stimme vorzustellen. Als ich meine Augen wieder öffne, liege ich in meinem Bett und starre an die Decke. Es war nur ein Traum, der nun endete, wie jede Nacht. Seit einem Jahr träume ich nichts anderes mehr. Immer wieder nur von ihm. Manchmal ging ich früher ins Bett, um schnell bei ihm sein zu können, aber bisher habe ich mich nie getraut zu ihm zu gehen, ihn anzusprechen. Nur unsere Augen erzählen miteinander.
Langsam quäle ich mich aus dem Bett. Irgendwann muss man ja mal zur Schule. Ich ging ins Bad und duschte erst einmal gründlich. Als ich auch mit Zähne putzen und allem anderen fertig war, ging ich zurück in mein Zimmer und zog mich an. Nach dem Frühstück musste ich los. Ich ging langsam die Straße entlang und achtete kaum auf den Weg. Dabei übersah ich einen Jungen, der ebenso unachtsam durch die Straßen lief. Ich rempelte ihn aus Versehen an.
»Entschuldigung.« Sagte ich kurz und ging weiter.
»Hey! Yann, warte mal. Seit wann läufst du so ohne Peilung durch die Gegend? Das kann gefährlich werden.« Sagte jemand hinter mir. Ich drehte mich um und konnte nur noch einen stolpernden Kazuja sehen, der mich gleich mit in den Schnee riss. Ja es war Winter und bald schon waren Weihnachtsferien. Langsam sollte ich mir mal Gedanken wegen Geschenken machen. Ich rappelte mich hoch und half Kazuja beim Aufstehen.
»Was ist denn in dich gefahren, seit wann begrüßt du mich so stürmisch?« fragte ich grinsend.
»Seit du nicht mehr auf Rufen reagierst.« Meinte Kazuja nur grinsend.
»Na gut, das ist ein Argument. Also was gibt's?«
»Hast du Lust heute mal shoppen zu gehen? Ich brauche noch das eine oder andere Weihnachtsgeschenk und du hast sicher auch noch nicht alles.« Ja, ja. Kazuja war wie ich. Die Weihnachtsgeschenke wurden von uns immer erst kurz vorher gekauft. Aber Hauptsache man hat überhaupt etwas, sage ich mir grinsend und sehe Kazuja fragend an.
»Wo gedenkst du hinzugehen?«
»Na ja. Da hat ein neuer Laden aufgemacht, wie wäre es?«
»Klaro, Wann holst mich ab?«
»Gegen drei Uhr.«
»Okay. Aber sei diesmal wenigstens annähernd pünktlich.«
»Ich versuch es und jetzt ist Schule angesagt.«
»Jep. Dann mal los.« Dort angekommen, klingelte es auch schon zur Stunde. In Gedanken versunken kam ich nicht mit, dass der Lehrer schon mehrmals meinen Name gesagt hatte und wurde unsanft aus meinen Träumen gerissen, als Kazuja mir seinen Ellenbogen in die Seite schlug. Ich sah verwirrt zu ihm, ehe ich den Lehrer schon wieder meinen Namen rufen hörte.
»Wenn sie schon meinen, sich nicht am Unterricht beteiligen zu müssen, bleiben sie nächstens gleich zu Hause. Und jetzt raus.« Schrie Herr Kutzer. Ich stand auf, nahm meine Sachen und ging vor die Tür, ohne auch nur ein Wort zu sagen, was ihn natürlich noch mehr in Rage brachte und er mich an der Tür noch einmal aufhielt. »Sagen sie mal, haben sie nichts mehr dazu zu sagen?«
»Nein Ich wüsste nicht, warum ich ihnen noch etwas dazu sagen müsste. Ich habe nicht auf ihren Unterricht geachtet, sie schmeißen mich dafür raus, das war's. Also sagen sie mir einen Grund, warum ich dazu noch etwas sagen soll?«
»Zum Beispiel warum sie der Unterricht nicht interessiert, oder eine Entschuldigung.«
»Ich wüsste keine Notwendigkeit dafür.« Sagte ich leise und ging. Ich hörte noch, wie Herr Kutzer wütend die Klasse ansprach endlich mit ihren Aufgaben fertig zu werden. Als ich auf dem Hof war, schmiss ich meine Sachen neben mich auf den Boden und griff in meine Jackentasche. Ich zog meine Zigarettenschachtel raus und zündete mir eine an. Als ich die Packung wieder verstaut hatte, hockte ich mich gegen die Wand und lehnte meinen Kopf an die Kalten Hauswandplatten. Es schneite wieder einmal. Ich schloss die Augen und genoss die Frische Luft. Hin und wieder nahm ich einen Zug von meiner Zigarette. Es klingte zur Pause. Einige kamen auf den Hof, andere blieben in den Räumen, sodass sich die Schüler alles soweit verliefen, dass man trotz der Menge kaum einen antraf. Ich blieb sitzen und ließ meine Augen geschlossen, als mir mein Traum in Erinnerung kam, hielt ich ihn fest. Auch mein schwarzer Engel hielt ab und an eine Zigarette in der Hand. Ein Grund, warum ich mit Rauchen anfing. Ich hatte immer das Gefühl, ihm damit näher zu sein.
»Hey? Was war das gerade?« fragte Kazuja plötzlich neben mir. Ohne die Augen zu öffnen, stand ich auf und sah ihn dann erst an.
»Nichts. Ich hatte nur keine Lust mich mit ihm zu streiten.« Sagte Ich leise.
»Ach und deshalb vernachlässigst du dein Image. Was sollen die anderen denn jetzt davon halten?« fragte Kazuja grinsend.
»Mir egal, was die anderen davon halten. Mir war nicht nach streiten und mir ist nicht nach Unterricht, geschweige denn nach wach sein...« sagte ich fast flüsternd. Dabei sah ich in die Ferne, ohne wirklich ein Ziel für meine Augen zu haben.
»Was ist los. Du lässt dich nicht mal aufheitern. Ist es wieder der Traum?«
»Ja. Schon seit einem Jahr und immer noch keine Spur wo er ist.«
»Man du rennst einem Traum nach, der dich nur in die Irre führt. Er Existiert vielleicht gar nicht und ist nur ein Traumbild, das du dir selbst erstellt hast.«
»Nein. Ich weiß dass er existiert. Frag nicht warum. Ich weiß es einfach. Lass uns hoch gehen. Die nächste Stunde fängt gleich an.« Ich schmiss meine Zigarette weg und nahm meine Sachen. Oben angekommen, ließ ich mich auf meinen Stuhl fallen und sah kurz aus dem Fenster.
»Okay. Wir fangen heute mit der Wiederholung des letzten Halbjahres an.« Fing Frau Neu ihren Unterricht an. Allgemeines Gestöhne ging durch den Raum. Keiner hatte Lust noch einmal alles durchkauen zu müssen. Aber Frau Neu ließ sich davon nicht abhalten und schrieb schon das erste an die Tafel. Ich versuchte der Weil mich auch etwas auf den Unterricht zu konzentrieren und es mir sogar ganz gut gelang. Nachdem dann auch die letzten Stunden überstanden waren, hieß es nur noch nach Hause umziehen und dann gleich wieder raus und zu Kazuja. Eigentlich hatte er ja vor mich abzuholen, aber ich musste etwas auf andere Gedanken kommen, also ging ich zu ihm. Als ich klingelte, machte er die Tür auf und brabbelte irgendwas unverständliches, da er den Mund wieder mal mit Essen gestopft hatte. Er schluckte kurz runter, als ich ihn fragend ansah und wiederholte noch einmal was er gesagt hatte.
»Was machst du hier? Ich dachte ich soll dich abholen?«
»Mir fiel die Decke auf den Kopf. Ich brauch unbedingt Ablenkung, also mach hinne. Das wir loskommen.« Drängte ich ihn und ging an ihm vorbei in seine Wohnung. Er wohnt schon seit Jahren allein, da seine Eltern sich scheiden ließen und er zu keinem von beiden wollte. Manchmal ganz praktisch, wenn man zu Hause für eine Nacht oder Zwei raus will. Ich ließ mich in der Küche auf einem Stuhl nieder und wartete, dass er fertig wurde und wir los konnten.
»So. Dann mal los. Ich bin fertig.«
»Wird auch Zeit.« Sagte ich grinsend und stehe auf.
»Hey. Ich habe mich schon beeilt. Du kannst mir hexen beibringen, Wenn du das kannst.«
»Nee, nee. Lass mal.«
Als ich am nächsten Morgen auf den Schulhof kam, sah ich Kazuja schon auf mich zukommen. Er schnappte nach meiner Hand und zog mich mit sich.
»Hey, was soll das? Geht's dir nicht gut. Ich bin doch gerade erst hier angekommen. Ich werde nicht die nächste Sekunde verschwinden.«
»Ach man, sei still und komm einfach mit.« Sagte Kazuja grinsend und zog weiterhin mit sich mit. Da ich nicht wusste wohin er wollte, hatte ich es schwer ihm zu folgen. Ich musste ein paar Leuten ausweichen und als Kazuja um die Ecke rennen wollte, dachte er nicht daran das da noch mehr um die Ecke kommen könnten aus der anderen Richtung. Er selbst kam noch rum und dachte das von mir auch, aber da ich seinen Weg nicht vorherahnen konnte, riss mich der andere gleich mit zu Boden. Dabei ließ ich Kazujas Hand los, um ihn nicht auch noch mitzureißen. Ein paar Sekunden lag ich benommen auf dem Boden und registrierte gar nicht dass ich da nicht allein lag. Als ich langsam zu mir kam, sah ich in zwei wunderschöne strahlend blaue Augen. Im ersten Moment verschlug es mir einfach die Sprache und meine Sinne gleich mit, denn ich hörte nicht mal das mich Kazuja ansprach. Langsam kam ich wieder zu mir und der Junge, der mich eben noch mit zu Boden gerissen hatte setzte sich neben mich. Ich setzte mich auf.
»Alles in Ordnung?« fragte ich ihn und sah ihn besorgt an.
»j?ja. Schuldigung. Ich habe nicht auf den Weg geachtet.«
»Kazuja hätte auch etwas aufpassen können, wohin er mich lenkt. Alles noch heil, ja?«
»Ja.« Sagte der Junge lächelnd und Ich konnte ihm die Erleichterung ansehen. Als ich aufgestanden war, half ich ihm auf die Füße.
»Na dann, man sieht sich sicher noch öfter.«
»Aber bitte nicht mehr so stürmisch.«
»Nein. Bestimmt nicht.« Sagte ich grinsend und sah ihm noch einen Moment nach, ehe ich mich Kazuja zuwandte und ihn verärgert ansah.
»Hey. Ich kann nicht ahnen das da einer kommt.«
»Ja. Ja. Jetzt zeig mir endlich weswegen das ganze Dilemma.« Und schon lief Kazuja wieder los. Also entweder hatte er zuviel Energie oder Angst seine Entdeckung könnte sich verflüchtigen. Jedenfalls hatte ich heute Morgen seit langem mal wieder Probleme mit ihm mitzuhalten. Schon allein der Gedanke an den Moment zuvor, ließ mich langsamer werden, denn da wo ich eigentlich hin wollte, war eine ganz andere Richtung. So in Gedanken hätte ich fast vergessen stehen zu bleiben. Kazuja sah mich strahlenden Augen an und deutete in eine Richtung. Als ich ihr folgte, wurde mir schnell klar, warum er so gerannt war, denn seine Entdeckung könnte wirklich entschwinden. Immerhin haben Mädchen die Eigenschaft von einer auf die andere Sekunde sich völlig um zu entscheiden und woanders hinzu gehen.
»Und deshalb jagst du mich über den ganzen Schulhof und lässt mich auch noch Bekanntschaft mit dem Boden machen?«
»Gib's doch zu. Der Boden war nicht wirklich der Grund, weshalb du in die andere Richtung wolltest.« Huch, hatte ich mich da verhört? Ich wüsste nicht Kazuja etwas davon erzählt zu haben. Also eine Spur vorsichtiger bitte.
»Weshalb denn sonst? Außerdem wer sagt das ich in die andere Richtung wollte?« fragte ich ihn misstrauisch.
»Gut, wenn du nicht darüber sprechen willst auch gut, aber nur so nebenbei, dein Versteckspiel kannst du in meiner Gegenwart lassen. Ich reiß dir schon nicht den Kopf ab oder so, hab ich die Mädels wenigstens für mich.« Sagte Kazuja nun grinsend. Mir gefiel es zwar gar nicht so überrumpelt zu werden, aber abstreiten wäre ja sowieso nicht möglich gewesen, immerhin würde er mir eh nicht glauben. Also entschloss ich mich dann doch für die andere Möglichkeit. Schweigen und ihn fragend anstarren, von irgendwoher musste er das ja wissen. »Hey nun guck nicht so. Ich bin nicht blind. Und so wie du nach dem Kerl in deinem Traum suchst, kann ich doch nur auf solche Gedanken kommen, oder siehst du das anders. Und nu rein in den Klassenraum. Stundenbeginn in drei Minuten.«
»Idiot.«
»Ich weiß.« Meinte Kazuja nur grinsend. »Aber der Kerl vorhin hatte glaube ich auch nicht wenig Interesse.« Sagte Kazuja nach einiger Zeit flüsternd zu mir, während wir uns durch die Schülermassen quetschten um in die Nähe unseres Raumes zu kommen.
»Hey. Nun mal gut, das ist meine Angelegenheit, außerdem, wie stehen die Chancen, das du, und ich meine damit, jemand der eigentlich doch meines Wissens nach auf Mädels steht, seinen Blick richtig gedeutete hat?«
»Hey. Tu mal nicht so, als könntest du seinen Blick richtig deuten. Immerhin schätze ich dich immer richtig ein und dein Radar (schon mal gewusst das das Wort von hinten und von vorne zu lesen ist?) sagte nur der Kerl könnte, hoffe ich mal, auch so sein. Und träumen ist ja noch erlaubt. Oder liege ich falsch?«
»Nein. Eigentlich nicht. Aber das lässt sich raus finden.« Sagte ich lächelnd.
»Na dann los.« Und irgendwie stand mir da schon wieder was im Weg. Jedenfalls lag ich wieder mal auf dem Boden.
»Du hast heute eine umhauende Wirkung auf ihn.« Hörte ich Kazuja lachen. Ich machte langsam meine Augen auf und hätte sie vor Schreck fast wieder geschlossen. Da sitzt der süßeste Kerl neben mir und ich war ohnmächtig.
»Hey? Alles in Ordnung?« fragte der Junge von heute Morgen.
»Ja. Aber wenn du vor hast mich öfter noch umzurennen, sagt mir wenigstens deinen Namen, damit ich weiß, wem ich die blauen Flecke zu verdanken habe.« Sagte ich lächelnd zu ihm und stand auf.
»Ich heiße Kevin.« Sagte er leise.
»Kev also. Na gut Kev, wenn du vorhast mich nächstes Mal umzurennen, sag bescheid und ich stelle mich dir direkt in den Weg. Ich heiße übrigens Yann.« Sagte ich lächelnd und reichte ihm meine Hand. Als er meine Hand berührte, verspürte ich ein seltsames Gefühl, wie ein leichter Blitzschlag, der ganz in der Nähe einschlägt und alles erbeben lässt. Als ich ihm in die Augen sah, konnte ich ein leichtes Leuchten darin sehen.
»Ich muss gehen.« Sagte Kevin schnell und verschwand auch schon.
»Was war das denn?« fragte Kazuja und sah Kevin hinterher. Ich konnte einen Moment nicht reagieren. An irgendwas erinnerte mich dieses Leuchten und ich hatte das Gefühl auch Kevin hatte es gespürt. »Erde an Mars, kommst du bitte wieder in die Erdumlaufbahn, der Unterricht beginnt gleich.« Sagte Kazuja grinsend zu mir. Ich hatte nicht bemerkt dass er sich vor mich gekniet hatte und erschrak etwas.
»Ich bin schon unterwegs.«
»Sag mal wo bist du denn mit deinen Gedanken oder hat es da jemanden erwischt?«
»Nein. Ich hatte nur so ein seltsames Gefühl.«
»Ach du spinnst heute wieder. Komm jetzt.« Sagte Kazuja grinsend und half mir wieder auf die Beine. Aber das seltsame Gefühl blieb trotzdem. Ich weiß nicht warum aber irgendetwas war da, was sehr wichtig zu sein schien. »Hey. Gedanken aus. Rein in den Unterricht, mitmachen und später kannst du weiter darüber nachdenken, klar?« fragte Kazuja mich besorgt und schob mich zu meinem Platz. Eine ganze Weile konnte ich meine Gedanken zurück drängen, bis mir jemanden auf dem Dach auffiel. Ich konnte nicht sehen, wer es war, aber irgendwie konnte ich fühlen, wer sich dort oben befand. Als ich bemerkte, das meine Gedanken langsam ab trifften, stand ich plötzlich auf und schnappte mir meine Sachen. Ich ging ohne auf die Worte des Lehrers oder Kazujas zu achten einfach aus dem Raum. Im Flur ließ ich mich an die Wand fallen und als ich Schritte hörte, ging ich weiter. Ich achtete nicht darauf wohin ich laufe, sondern war mehr damit beschäftigt meine Gedanken in Zaum zu halten, was nicht gelang. Immer wieder kamen die Bilder des schwarzen Engels wieder hoch. Immer wieder sah ich die wunderschönen blauen Augen. Immer wieder dieselbe dunkle Nacht und immer wieder derselbe dunkle Umhang. »Was willst du von mir, sag es endlich. Oder lass mich wenigstens am Tage in Ruhe.« Sagte ich in mir oder schrie es fast. Aber er hörte mich nicht. Immer wieder sah er mich an. Immer wieder hielt er mich in seinem Bann. Es war als wollte er mich nicht gehen lassen wollen. Er sagte etwas, aber ich verstand die Worte nicht. Verstand nur den Ton, der mir immer wieder gebot stehen zu bleiben mich um zuschauen. Mir meine Gegend anzusehen. Aber ich blieb nicht stehen ich ging weiter. Bis ich irgendwann stolperte und gegen einen Baum fiel. Ich wusste nicht wo ich war, geschweige denn konnte ich mich besinnen überhaupt schon mal hier gewesen zu sein. Ich ließ mich auf den Rasen sinken und schloss die Augen. Eine ganze Zeit saß ich da und regte mich nicht, Sekunden Minuten, vielleicht auch Stunden. Ich weiß es nicht. Ich fühlte mich erdrückt von meinen Gedanken. Immer wieder diese Bilder immer wieder dieser Engel. Immer wieder versuchte ich es zu verdrängen um nicht darin zu versinken, bis ich es aufgab. Ich hatte plötzlich keine Kraft mehr und ließ mich einfach fallen. Ich stieß mit meinem Rücken an harten Fels, als ich mich einfach zurückfallen ließ. Er stand vor mir und sah mich durchdringend an. Er sagte wieder etwas, aber wieder konnte ich seine Worte nicht verstehen. Er drehte sich um und wollte gehen, aber ohne es wirklich zu wollen, oder gar zu merken hielt ich ihn fest. Ich wollte nicht dass er ging. Ich wollte nur die Bilder loswerden, nicht mehr daran denken müssen, das wollte ich. Einfach nur bei ihm sein. Das war alles was ich wollte. Keinen Zauber, keine Masken, kein Bann. Einfach nur ihn. Er drehte sich nicht um, aber ich spürte seine Erleichterung, weiß nur nicht wie. Ich muss eingeschlafen sein, denn als ich wach wurde, lag ich wieder auf dem Rasen und es war mittlerweile Dunkel. Ich sah mich um und bemerkte die Felsen auf der anderen Seite des Sees, der direkt vor mir lag. Hinter mir war Wald und ich saß auf einem kleinen Hügel. Unverhofft kamen die Bilder meines Traumes zurück und meine Umgebung wurde zu der meines Traumes.
»Mach das nicht.« Sagte plötzlich jemand zu mir. Ich drehte mich um, aber sehen konnte ich niemanden. »Beruhige dich mein Herz. Es ist alles in Ordnung. Sei still und lausche in dich hinein.« Sagte die Stimme, so sanft, so dunkel. Ich schloss meine Augen einen Moment und als ich sie wieder öffnete, saß mir jemand gegenüber. Er hielt mein Gesicht zwischen seinen Händen und sah mir in die Augen. »Ist alles in Ordnung?«
»Ja.« Sagte ich etwas zitternd.
»Keine Angst. Ich werde dir nichts tun. Dir niemals.« Sagte er und schon war er verschwunden. Ich starrte weiterhin an die Stelle an der er saß, als mir bewusst wurde, dass ich beobachtete wurde. Ich drehte mich zu dieser Person um. Ich starrte sie nur an. Als sie einige Schritte näher kam, erkannte ich Kevin. Er sah müde aus und etwas erschöpft.
»Ist alles in Ordnung?« fragte er leise.
»Ja. Ich war nur etwas verwirrt.«
»Ich habe dich von der Schule weglaufen sehen und bin dir gefolgt.«
»Wieso?«
»Weil ich mir Sorgen gemacht habe.« Kam es mir nur so vor, oder war die Schüchternheit des Jungen plötzlich verschwunden. Er wirkte ganz anders als am Morgen. »Du bist blass Leg dich etwas hin.«
»Aber. ?..« noch bevor ich etwas sagen konnte viel mir der blaue Schimmer seiner Augen wieder auf. »Du?« fragte ich verwirrt
»Ja. Wer sonst? Du hast nicht gehört was ich dir gesagt habe, weil du nicht zuhören wolltest, Ich hätte es dir früher gesagt, aber du musst schon zuhören.« Sagte er lächelnd.
»Entschuldige. Das heißt ich habe den Ort gefunden, den du mir immer zeigen wolltest in den letzten Jahren, jede Nacht.«
»Ja. Ein Ort an dem du in der Fantasie leben kannst, um die Realität ein wenig zu vergessen, aber nicht zu oft. Sonst wird es gefährlich. Aber hier können wir sein wie wir wollen.« Sagte er sanft. Er legte mir eine Hand auf die Augen und ich schloss meine Augen. Schon war ich eingeschlafen und ich lag da wo ich liegen wollte.
In den Armen meines Schwarzen Engels, des warme Flügel mich nun umschlossen hielten und wärmten.
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