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Muss das wirklich sein?
Teil 6
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Informationen
- Story: Muss das wirklich sein?
- Autor: Chris S.
- Die Story gehört zu folgenden Genre: Coming Out, Lovestory
Vorwort
So, da bin ich auch mal wieder! Endlich habe ich »Muss das wirklich sein?« Teil 6 zu Ende gebracht. Das hat mal wieder eine ganze Weile gedauert, aber an manchen Tagen habe ich einfach gar keine Lust zum Schreiben. Und derer gab es viele in letzter Zeit ...
Wie immer, wenn ihr meine Geschichte kommentieren möchtet oder mir eine Mail zukommen lassen wollt, meine Email-Adresse ist crizi-online@web.de. (Falls ihr ICQ habt: Meine UIN ist 78830077).
Die warmen Wasserstrahlen der Dusche berührten sanft meine Haut. Ich genoss es, einfach nur unter der Dusche zu stehen und mich mit Wasser berieseln zu lassen. Dabei kann man so gut alles vergessen, was einen belastet. Ich stand schon mindestens zwanzig Minuten einfach nur so da und ließ mir die Sorgen abwaschen ... Eigentlich wollte ich mich ja nur duschen, das heißt, sauber machen, denn ich war dermaßen verschmutzt, dass es bereits an ein Wunder grenzte, dass meine Family noch nicht aus dem gemeinsamen Haus ausgezogen ist.
Langsam nahm ich das Duschgel in die Hand und begann mich damit einzuseifen. Eine ganz natürliche Reaktion, jedenfalls für mein Alter, setzte ein ... Da wurde doch ein bestimmtes Körperteil größer ...? Normalerweise hätte ich es ohne Umschweife weiter bearbeitet, aber ich konnte das jetzt nicht. Dauernd musste ich an ihn denken. Es ließ mich einfach nicht los. Ben. Seit nunmehr drei Wochen war er wieder zurück in den Staaten. Es zerbrach mir das Herz. Der Abschied war grauenvoll gewesen. Ein außergewöhnliches Ereignis hatte unsere Liebe noch einmal so sehr gefestigt, dass es beinahe unmenschlich gewesen war, uns beide auseinander zu reißen. Ich hatte alles versucht, mit Ben mitzukommen, aber jeglicher Versuch war gescheitert. Ich wollte nun auch ein Jahr als Austauschschüler drüben verbringen. Seine Schule wollte jedoch keine Austauschschüler annehmen und auch Schulen in der näheren bzw. weiteren Umgebung hatten kein Interesse. Wir hatten sogar überlegt, mich auf eine Privatschule zu schicken, aber als meine Mutter die gesalzenen Preise gesehen hatte und fast in Ohnmacht gefallen war, ließen wir auch diesen Vorschlag ungenützt. Ich versuchte, meine Mutter dazu zu überreden, dass ich mir durch einen Nebenjob ein klein wenig Geld nebenbei verdienen und mich so an den Unkosten beteiligen könnte, aber sie blockte ab. Bens Bemühungen, durch seine Eltern, die übrigens noch keine Ahnung vom Schwulsein ihres Sohnes, geschweige denn davon, dass er einen Freund hat, hatten, ein Stipendium für mich zu bekommen, fruchteten nichts. Kurz bevor dann die Abreise bevorstand, war ich sogar bereit von zu Hause abzuhauen und mit Ben rüber zufliegen. Aber Sandra, die leider davon Wind bekam, redete tagelang auf mich ein und riet mir dringlichst, keinen Scheiß zu machen und mir diese »hirnverbrannte Idee« aus dem Kopf zu schlagen. Schlussendlich habe ich das dann doch noch eingesehen. Ben und ich schwuren uns gegenseitig die ewige Liebe und ich versprach ihm, so schnell wie irgend möglich ihn besuchen zu kommen.
Dann kam der Tag des Abschieds. Als wir morgens in meinem Bett zusammen aufwachten, hielt ich Ben so fest umklammert, dass er fast keine Luft mehr bekam. Aber ich musste ihn einfach festhalten, sonst hätte mich dieser stechende Schmerz an den Rand des Wahnsinns getrieben. Ich kuschelte mich an meinen Schatz und begann wie ein kleines Kind zu heulen. Ben ging es nicht anders und als meine Mutter später in mein Zimmer kam, um uns zu ermahnen, endlich aufzustehen, hatten wir uns so fest umklammert, dass keine Macht der Welt uns auseinander bekommen hätte. Tante Klara und Sandra mussten kommen und eine halbe Stunde auf uns einreden, bis sie uns endlich auseinander hatten. Obwohl es mir unendlich schwer fiel, ließ ich von Ben ab und begann mich anzuziehen. Auch Ben schlüpfte in seine Klamotten und als wir später alle gemeinsam am Frühstückstisch saßen, bekam ich keinen Bissen runter. Auch Ben war nicht fähig, auch nur ein Stück Brot zu essen. Dieser Tag war extrem still. Auf der Fahrt zum Flughafen sagte keiner auch nur ein Wort - Ben und ich hielten uns nur wieder gegenseitig fest.
Die Szene auf dem Flughafen war noch tragischer. Ben und ich mussten uns wie ein verrücktes Liebespärchen, das für immer und ewig voneinander getrennt wird und nie mehr zueinander findet, verhalten haben. Das war ja auch fast so! Die Leute starrten uns jedenfalls an. Mir war das jedoch völlig egal. Sollten sie doch starren, die scheiß Gaffer. Es waren ja auch nicht sie, die ihr ein und alles ganz plötzlich verloren. Fast hätte Ben seinen Flieger verpasst, was im Nachhinein betrachtet vielleicht besser gewesen wäre, aber schlussendlich hat mal wieder die gute alte Vernunft gesiegt ... Meine Mutter brachte uns auseinander und Ben bestieg das Flugzeug. Eine Stunde später hob es ab und mein Schatz war hoch über den Wolken. Und ich fühlte mich extrem beschissen. Als hätte man mir ein wichtiges, ja überlebenswichtiges Organ einfach so aus dem Körper gerissen. Ich fühlte eine unendlich Leere, am liebsten hätte ich mich auf der Stelle umgebracht, so vermisste ich Ben jetzt schon. Und was sollte ich bloß ohne ihn tun? Ich fühlte mich so hilflos.
Ich drehte den Regler der Dusche auf vierzig Grad. Ich wollte noch heißeres Wasser meinen Körper hinunter rinnen lassen. Inzwischen hatte ich mich ein wenig beruhigt und konnte mit der Situation besser umgehen. Aber ohne meine geliebte Familie hätte ich das garantiert nicht hinbekommen. Besonders Tante Klara hat mir unendlich geholfen. Ja, sie lebte immer noch bei uns. Ich glaube, sie ist nun endgültig bei uns eingezogen. Sandra und meine Mutter hatten jedenfalls nichts dagegen, und ich sowieso nicht. Ich habe ihr viel über Ben und mich und über unsere Beziehung erzählt, und sie hat mir einfach nur zugehört. Bei ihr konnte ich mir viel Frust von der Seele reden. Natürlich war ich noch längst nicht soweit, dass ich hätte sagen können, ich habe die kurzzeitige Trennung von Ben überwunden, aber ich war auf dem richtigen Weg.
Meine Freunde versuchten immer wieder, mich aufzumuntern, aber ich war dann meistens doch zu Hause geblieben anstatt mit ihnen wegzugehen, in die Disco oder sonst wohin. Ich bin ja sowieso nicht der große Ausgänger. Die meiste Zeit saß ich in meinem Zimmer und starrte die Wand an. Die Schule ließ ich einfach so an mir vorbeiziehen, ohne ihr besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Was kümmerten mich diese armseligen Personen, die vorne im Klassenzimmer vor der Tafel stehen und versuchen, den gemeinen Schülern etwas beizubringen? Marco und einige seiner Freunde waren übrigens durchgefallen, Marco ist zur Realschule gewechselt.
Ich musste lächeln. Komisch. Seit drei Wochen das erste Mal, an dem mir ein Lächeln über die Lippen kam.
Gleich nach der Ankunft Bens bei sich zu Hause hat er angerufen. Erstaunlicherweise hat das Gespräch nicht arg lange gedauert, ich fühlte mich einfach nicht gut dabei. Denn immer wenn ich Bens Stimme hörte, stieg die unendliche Trauer wieder in mir auf. Ich glaube, ihm ging das genauso. Wir vereinbarten, nur noch Emails zu schreiben. Email schreiben ging. Dadurch, dass ich Ben nicht direkt sah oder seine Stimme hörte, hielt sich auch der Kummer in Grenzen. Ben schrieb immer total liebe Mails und schwor mir jedes Mal seine tiefe und innige Liebe. Was habe ich ein Glück, so einen lieben Menschen kennen und lieben gelernt zu haben.
Vielleicht sollte ich versuche, die Geschehnisse der letzten Monate ein wenig zusammenzufassen. Vielleicht hilft mir das auch ein wenig über meinen Schmerz hinweg. Tante Klara sagt ja immer, man muss über die Dinge reden und nicht alles in sich hineinfressen, sonst platzt man irgendwann einmal. Ich glaube, sie hat verdammt Recht dabei. Ich habe es richtig gefühlt, dass es mir half, als ich mit ihr über die Geschehnisse gesprochen habe. Und ich glaube auch, dass es mir hilft, wenn ich das, was die letzten Monate über passiert ist, aufbereite und so vielleicht einmal darüber hinwegkomme.
Viel ist passiert in den letzten Monaten ... Zuerst wurde Ben von Herrn Köhler entführt, dann begann eine spektakuläre Rettungsaktion von Tante Klara und mir. Köhler hatte Tante Klara angeschossen und sie musste sofort ins Krankenhaus transportiert und operiert werden. Köhler wurde selbstverständlich in den Knast verfrachtet und wegen Entführung angezeigt. Als wir Tante Klara am nächsten Tag im Krankenhaus besuchen wollten, bekamen wir eine abscheuliche Nachricht: Tante Klara war gestorben. Sie hatte zu viel Blut verloren. Tage der Trauer folgten. Ben versuchte so gut es ihm selbst möglich war, mich zu trösten. Darauf folgte dann die Beerdigung. Ich glaube, wäre Ben nicht dabei gewesen, hätte ich die Trauerfeier nicht durchgestanden. Ich wäre sowieso fast umgekippt, aber durch Bens Nähe behielt ich einigermaßen die Fassung. Der Sarg war schon fast ins Grab hinuntergelassen worden, da bemerkte die Trauergemeinde in einigem Abstand eine Person enormen Ausmaßes, die wild gestikulierend unter einem Baum stand und sich darüber beklagte, dass sie lebendig begraben würde.
Der Tränenschleier über meinen Augen verwehrte mir den Blick auf diese Person, die sich erdreistete, sich auf einer Beerdigung einen Spaß mit den Anwesenden zu machen. Ich wischte mir die Tränen aus den Augen und blickte müde zu der alten Birke herüber, wo sie immer noch stand und auf sich aufmerksam machte. Ich glaube, mein Herz setzte einen Augenblick aus, als ich realisierte, wer dort unter dem Baum stand. In diesem Moment konnte ich mich keinen Millimeter bewegen, ich war wie erstarrt. Es war - Tante Klara, die da putzmunter neben den Trauergästen stand und verzweifelt gestikulierend zu sagen versuchte, dass sie doch gar nicht tot sei. Ich glaube, in diesem Moment war das alles zu viel für mich. Die ganze Anspannung der letzten Tage, die unendliche Trauer - all das platzte in diesem Augenblick aus mir heraus und ich klappte um und fiel zu Boden ... Dann setzte meine Erinnerung aus und ich fiel in eine Art Trance.
Als ich wieder aufwachte, starrte ich in das entsetzte und zugleich unendlich erleichterte Gesicht Bens. Wo war ich? Ich lag in einem großen, weichen Bett und der Raum, in dem ich mich befand, war über und über weiß. War ich ... im Himmel? Nein, das konnte ja gar nicht sein, Ben war ja auch bei mir. Ich ließ meinen Blick nochmals durch den Raum schweifen ... Ich lag also in einem Krankenhaus. Aber wieso das denn? Ich hatte gar keine Erinnerung mehr an das, was mir passiert war.
»Ben, wieso bin ich hier? Was mache ich im Krankenhaus? Und wo sind die anderen?«
Ben legte mir seinen Finger auf den Mund und bedeutete mir, ruhig zu sein.
»Chris, mein Schatz, bitte, sprich nicht so viel, der Arzt hat dir absolute Ruhe verordnet. Gott bin ich froh, dass du wieder im Reich der Lebendigen bist. Ich hatte solche Angst um dich.«
Kurz erschreckte ich mich. Hatte es wirklich so schlecht um mich gestanden? Ben musste meine Gedanken erraten haben, denn sofort schlang er seine Arme um mich und strich mir durchs Haar.
»Sorry Chris, ich wollte dich nicht erschrecken. Auf der Beerdigung bist du in Ohnmacht gefallen und ich hab mir so schreckliche Sorgen um dich gemacht, deswegen war ich jetzt so unglaublich erleichtert, dass du wieder zu dir gekommen bist. Obwohl der Arzt gesagt hat, dass das nicht so schlimm sei, hab ich schon ziemlich Schiss um dich gehabt.«
Mit einem Male setzte ich mich ruckartig in meinem Bett auf. Beerdigung? Wen um Gottes Willen haben wir denn zu Grabe getragen?
Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen - Tante Klara. Plötzlich konnte ich mich wieder an alles erinnern: Die Beerdigung, der Sarg, die Leute. Die Trauer ... Und die Frau unter der Birke - Tante Klara! War sie es wirklich gewesen? Wo war sie jetzt?
»Ben, Ben! Was war mit der Frau unter dem Baum auf dem Friedhof? War es wirklich Tante Klara? Verdammt, sag doch was! Wo ist sie denn jetzt?«
Ben sagte überhaupt nicht, er lächelte mich nur an. Dann kam er näher und küsste mich auf den Mund ... Dieses Gefühl ......... ich hatte es schon lange nicht mehr gespürt ... und vermisste es unglaublich. Da hörte ich, wie sich die Tür zum Krankenzimmer öffnete. Ben löste sich langsam von mir und stand auf. Er zwinkerte mir zu und verließ eilend den Raum. Was war das jetzt, dachte ich so bei mir.
Da sah ich im Dunkel zwischen der Eingangstür und dem Rest des großen Zimmers eine Gestalt stehen. Und was für eine Gestalt ... Ein Kühlschrank war nichts dagegen!
Ich spürte, wie ein Gefühl der Freude, ja der Glückseligkeit in mir emporstieg und sich in die noch so kleinsten Zwischenräume meines Körpers verbreitete. Es war beinahe ein Kribbeln, wie wenn tausende kleiner Ameisen in mir herumkrabbelten. Mein Herzschlag erhöhte sich exponentiell, ich glaube, mir wurde so viel Blut durch den Kopf gepumpt, dass mein Gesicht ganz rot war vor Aufregung, was sonst eigentlich nie der Fall war. Wie sich das anfühlte ... unglaublich, ich stand doch hier nicht vor meinem ersten Date! Nein, das nun wohl nicht, aber ich stand, besser gesagt, ich lag mit den Armen aufgestützt vor meiner tot geglaubten Tante!
Die Gestalt löste sich nun aus ihrer Position und kam gemessenen Schrittes auf mein Bett zu. Sie setzte sich an das Fußende und sah mich durchdringend an.
Mir versagte es die Sprache, ich konnte keinen Ton herausbringen. Ich begann zu schluchzen und die Gestalt, deren Umrisse ich nun deutlich erkennen konnte, schlang ihre Arme um mich. Ich tat dasselbe und weinte mich erst mal an ihrem großen Busen aus ...
Langsam begann sie zu sprechen.
»Mensch, Chris, was machst du denn bloß für Sachen?«
Da sah ich zu ihr auf und löste mich aus der Umarmung. Ich sah ihr fest in die Augen. »Das gleiche könnte ich dich auch fragen, Tante Klara! Was machst du für Sachen! Wir haben dich alle für tot geglaubt! Wieso hast du uns nicht sofort aufgeklärt! Du hast uns zu Tode erschreckt, wir haben wirklich gedacht, du seiest ...«
Meine Stimme brach mir ab. Was bin ich bloß für eine Heulsuse. Kann ich denn nicht wenigstens ein Mal in meinem Leben versuchen, nicht gleich loszuheulen?
Tante Klara streichelte mir über meine Haare.
»Kleiner, ganz ruhig. Du hast in letzter Zeit viel durchmachen müssen. Du solltest dich erst mal richtig ausruhen, dann werde ich dir alles haarklein erzählen.«
»Nein, nein!« Ich begann laut zu werden. »Ich will es jetzt hören. Ich bin nicht müde und ich will mich nicht ausruhen. Ich habe tagelang getrauert um dich, also habe ich ja jetzt wohl das Recht zu erfahren, was wirklich geschehen ist, warum du nicht tot bist.«
Ich sah meine Tante herausfordernd an. In dem Moment ist mir wahrscheinlich gar nicht aufgefallen, dass ich mich wie ein kleines Kind aufgeführt habe. Aber Tante Klara blieb ganz ruhig, legte ihren Arm um meine Schulter und fing an, zu erzählen ...
»Also gut, mein Schatz. Wenn du es unbedingt jetzt schon wissen willst, dann werde ich dir natürlich nicht vorenthalten, wie deine Tante dem Tode entronnen ist.« Sie schmunzelte. Als sie jedoch sah, dass ich das ganz und gar nicht lustig fand, wurde sie wieder ernst und setzte ihre Rede fort. »Also gut. Das ganze spielte sich so ab ...«
Im Krankenhaus gab es eine sehr nette Dame namens Maria Treschnikowa. Sie war die Putzfrau - oh, das heißt ja heutzutage »Raumpflegerin« ... Wie auch immer, diese Maria folgte immer sehr gewissenhaft ihren Pflichten und sie hatte auch immer in meinem Krankenzimmer viel zu tun. So kamen wir ins Gespräch, und wir befanden beide vom jeweils anderen, dass er uns sehr sympathisch war. Da auch Maria ziemlich, na ja, wie soll ich sagen, gewichtig war, hatten wir auch immer ein Gesprächsthema. Nun ja, unsere Figur wurde ihr und später auch mir zum Verhängnis. Als sie gerade den Boden wischte, passte sie nicht gut genug auf, lief zu schnell über den noch nassen Boden und glitt aus.
»Oh, verflixt, Klara, das tut weh, können Sie bitte drücken auf die Knopf, dass Arzt kommen? Ohhh, mir tut so weh die Hifte. Oh heilige Maria Mutter Gottes, ich sehe schon, das wird nicht gut enden.«
Da lag sie also ziemlich hilflos auf dem Boden und wimmerte. Ich hatte natürlich sofort den Knopf gedrückt, und kurz darauf kamen auch schon zwei Krankenschwestern herein. Die eine holte sofort einen Arzt, die andere versorgte Maria erst mal notdürftig. So kam es dann also, dass Maria auch eine Patientin wurde und sogar in das Bett neben mir gelegt wurde. So hatten wir noch mehr Zeit, zu reden!
Allerdings war natürlich auch am gleichen Tag die Operation meines Arms, um die Kugel herauszuholen. Da hatte ich natürlich schon ein mulmiges Gefühl, aber Maria beruhigte mich. Du musst bedenken, das war alles noch am zweiten Tag, nachdem ich eingeliefert worden bin. An dem Abend, wo ich hingebracht wurde, hatten sie es nicht für nötig befunden, mich zu operieren.
Tja, die Zeit schritt dahin und so rückte auch die Operation immer näher. Kurz davor kam eine junge Lernschwester ins Zimmer. Ich sage ja, blutjung, wahrscheinlich ihr erster Tag am Krankenhaus ...
»So, meine Damen, ihre OPs stehen kurz bevor. Ich gebe Ihnen nun die nötigen Informationen für den Arzt. Warten Sie ...«
Mit ihren hochhackigen Pömps, ich sage ja, die Jugend von heute, stolzierte sie durch das Zimmer und knickte plötzlich um. Sie konnte sich gerade noch abfangen, aber die Blätter in ihrer Hand fielen zu Boden und sie musste sie wieder mühsam zusammensuchen.
»Sodele, hier haben Sie Ihre Zettel.« Sie heftete die Dinger an unsere Betten.
»Wollen Sie nicht lieber noch einmal genau nachschauen, ob sie auch die richtigen für die jeweilige Person haben?«, meinte ich noch.
»Das habe ich doch. Der Arzt kommt gleich.« Unfreundliche Person, dieses Gör.
Mein ungutes Gefühl verstärkte sich, aber ich blieb dennoch ziemlich ruhig. Nach ein paar Minuten kamen einige Schwestern und zwei Ärzte ins Zimmer, wir sollten anscheinend gleichzeitig operiert werden. Wir wünschten uns gegenseitig viel Glück bei der Operation und wurden dann in den Operationssaal geschoben. Was dann mit Maria geschah, konnte ich zu dem Zeitpunkt natürlich nicht wissen.
Die Anästhesistin gab mir eine Narkosespritze und ganz langsam begann ich, einzuschlummern ... Ich hörte noch den Arzt sagen, »So, Frau Treschnikowa, um Ihre Hüfte steht es nicht sonderlich gut, Sie bekommen jetzt eine neue. Dann können Sie wieder hüpfen und springen wie ein junges Reh ... Ahahaha ...«
Panik verbreitete sich in meinem Kopf. Verflixt, die werden mir doch jetzt wohl nicht wirklich eine neue Hüfte einbauen! Ich versuchte, zu verstehen zu geben, dass meine Hüfte vollkommen in Ordnung sei, dass ich die falsche Patientin sei und sie mich verwechselt hätten, aber ich brachte nur ein undefinierbares Gebrabbel heraus und die Spritze zeigte schon ihre enorme Wirkung, denn Sekunden nach diesem verzweifelten Versuch war ich weg vom Fenster.
Als ich wieder aufwachte und langsam wieder zu mir kam, hörte ich laute Stimme, allerdings wie durch einen Filter, ich konnte kaum ein Wort verstehen, ganz langsam dann wurde es besser mit dem Verständnis.
Plötzlich schwang die Türe zum Operationssaal auf und der Arzt, der Maria operiert hatte, kam hereingestürmt. Er forderte die Anwesenden auf, den Saal zu verlassen. Dann ging er zu dem Arzt, der mich operiert hatte und sagte so leise, dass ich ihn fast nicht verstand:
»Verdammt, Kollege! Die Patientin Liebersteiner ist an Folgen von zu hohem Blutverlust gestorben! Wer sagt denn hier bitte, dass sie eine Schussverletzung gehabt habe! An der Stelle, wo die hätte sein sollen, war zwar eine lebensgefährliche Wunde, aber keine Kugel! Ach, übrigens, wenn wir noch länger gewartet hätte, wäre sie auch so gestorben!«
»Das ist schlimm ... schlimm für die Familie. Nun ja, Sie trifft natürlich keine Schuld, Hinrichsen. Die Frau war alt und schwach.
Übrigens, das haben Sie schlau eingefädelt, mit dem kaputten Hüftgelenk!» Er zwinkerte ihn an. «Alles noch topp in Ordnung, aber trotzdem hat die Alte jetzt ein neues! Gute Arbeit, Hinrichsen. Da hören wir doch das Geld in den Kassen klingeln, was?»
Die beiden verließen den Operationssaal. Inzwischen war auch die Anästhesistin wieder hereingekommen und ich wurde aus dem OP geschoben.
Als ich schließlich viel später wieder im meinem Zimmer angelangt war und wieder einigermaßen bei mir und bei klarem Verstand war, überlegte ich mir, was ich gegen diese Ärzte unternehmen könne. Schließlich war das eine Ungeheuerlichkeit, dass erstens die Patienteninformationen vertauscht wurden, zweitens ich alias Maria zu Tode operiert wurde und drittens Maria alias mir ein neues Hüftgelenk eingesetzt wurde, obwohl das Originalstück noch bestens funktioniert hat, und viertens nicht bemerkt wurde, dass ich immer noch eine Kugel im Fleische stecken hatte. Komischerweise spürte ich sie aber fast nicht mehr. Ich beschloss, nicht lange zu fackeln, sondern gleich zu handeln.»
»So Chris. Mehr möchte ich dir jetzt aber wirklich nicht erzählen.« Sie sah irgendwie ziemlich nervös und schuldbewusst aus.
»Ich möchte aber wissen, was dann noch geschah, Tante Klara. Immerhin weiß ich jetzt, wie es zu der Beerdigung kommen konnte und dass uns gesagt wurde, du seiest gestorben. Aber ich weiß immer noch nicht, warum du uns nicht sofort mitgeteilt hast, dass du noch am Leben bist!«
»Bitte, Chris, ich ähh ...« Sie wurde irgendwie immer nervöser. »Ich will ... ich will dir das noch ... nicht erzählen. Bitte, versteh mich. Und du solltest jetzt wirklich eine Runde schlafen. Du musst dich wirklich ausruhen. Gottogott, ich habe schon viel zu viel erzählt.«
»Ich habe aber ein Recht darauf und ich verstehe nicht, warum du es mir nicht erzählen kannst!«
»Ich kann einfach nicht. Ich will auch zu diesem Zeitpunkt nicht ... Bitte, Chris! So versteh mich doch!«
Missmutig sah ich meine Tante an. »Ich verstehe das zwar nicht, aber wenn es unbedingt sein muss. Aber sofort morgen früh kommst du vorbei und sagt mir, was danach geschah.«
»Vielen Dank, dass du mich verstehst, mein Schatz! Natürlich komme ich morgen früh vorbei!«
Sie gab mir einen dicken Schmatzer auf die Wange, winkte mir kurz zu und hüpfte aus dem Zimmer. Draußen hörte ich, wie sie leise mit jemandem sprach, ich glaube es war Ben, und dann ging sie fort. Ach mein Ben, dieser treue Schnuckel hatte die ganze Zeit vor meinem Zimmer gesessen und gewartet ... Ich liebe ihn ...
Wahrscheinlich hatte Tante Klara ihm gesagt, er solle sich keine Sorgen um mich machen und jetzt nach Hause gehen, denn er kam nicht mehr in mein Zimmer.
Tante Klara wollte, dass ich ein wenig schlafe. Aber das konnte ich nicht. Ich musste die ganze Zeit über das, was sie mir erzählt hatte, nachdenken. Warum um alles in der Welt konnte sie mir nicht erzählen, was nach der Operation passiert ist? Es ging einfach nicht in meinen Kopf hinein.
So lag ich noch ziemlich lange wach und dachte nach. Irgendwann musste ich dann allerdings eingeschlafen sein, denn plötzlich empfingen mich wirre Träume ...
Was machte ich bloß in diesem Krankenhaus? Ich hatte überhaupt keine Ahnung, warum ich in diesen endlosen Gängen umherirrte und wonach ich eigentlich suchte. Aus all den Zimmern rund um den Gang drangen Schreie heraus, es hörte sich an wie auf dem Schlachthof. Plötzlich wurde eine Türe aufgerissen und ein hochgewachsener, schlaksiger Mann mit Glatze und Arztkittel an rannte in meine Richtung. Er sah richtig wutschnaubend aus, als ob er gleich jemanden auffressen wollte. Ich drängte mich an die Wand in der Hoffnung, dass er mich nicht sehen und an mir vorbeirennen würde. Ich hatte aber keine Chance ... Der Mann lief schnurstracks auf mich zu und musterte mich von oben nach unten. Dann begann er, in ein ekelerregendes, schallendes Gelächter auszubrechen.
»Du glaubst wohl, du hast deine Tante Klara zurück, wiiiiiee? Aber da sitzt du einem grandiosen Irrtum auf, mein Kleiner! Deine Tante wird niiiiie zurückkehren, denn sie ist tot, toooot, TOT TOT TOT!!!« Das Lachen wurde immer grausamer. »Die Frau, die vorgibt deine Tante zu sein, ist in Wirklichkeit die alte Putze des Krankenhauses!! Wir haben ihr die Verhaltensweisen und den Umgang deiner Tante eingepflanzt, huahuahua, deine wirkliche Tante ist TOT! Du Narr, hast du wirklich geglaubt, deine Tante würde diesen Einschuss überleben? Wie dämlich kann ein Mensch sein! Sie ist tot!!!«
Diese exzellente Rede beendete er wiederum mit einer ohrenbetäubenden Lache, die einem den letzten Nerv rauben konnte. Aber wenigstens war er weg. Dachte ich ...
Kaum hatte ich mich ein wenig von dieser Schreckensgestalt erholt, da flogen plötzlich alle Türen des Ganges auf und Unmengen von Krankenschwestern marschierten heraus. Sie hatten allesamt einen starren, glasigen Blick, der auf das Ende des Ganges gerichtet war. Ich sah an die Stelle, wo die Schwestern hinstarrten. Da versetzte es mir einen Schlag. Am Ende des Ganges hing eine tote Frau an der Decke. Es war Tante Klara! Ruckartig drehte ich mich zu den Krankenschwestern um. Diese begannen loszumarschieren. Plötzlich setzten sie an, im Chor zu sprechen: Tot! Tot! Tot! Tot! Tot!
Sie kamen immer nähe an das Ende des Ganges. Plötzlich stieß am anderen Ende eine weitere Türe auf und der Arzt von vorhin stürmte herein. Und wieder setzte das ohrenbetäubende Lachen. Langsam bekam ich es mit der Angst zu tun. Was wollten die alle von mir? Verdammt, was sollte ich bloß tun? Wie entkam ich dieser Hölle von Krankenhaus? Die Krankenschwestern beteten immer noch ihr »tot!« herunter. Ganz langsam versuchte ich, mich durch eine der geöffneten Türen aus dem Gang zu stehlen und nach einem Fluchtweg zu suchen. Das hätte ich wohl lieber nicht tun sollen. Denn sofort, nachdem ich auch nur einen Fuß über die Schwelle gesetzt hatte, drehten die Schwestern plötzlich um und rannten hinter mir her. Dabei begannen sie, ihr »tot!« zu schreien, es wurde immer lauter und lauter, der Schädel dröhnte mir schon, ich begann zu laufen, die Schwestern waren mir dicht auf den Fersen, ich rannte, ich rannte wirklich was das Zeug hielt, ich versuchte mir einen Weg durch den Irrgarten Krankenhaus zu bahnen, aber das gleichzeitige Suchen und Wegrennen brachte mir meine Verfolgerinnen immer dichter auf die Spur, und plötzlich, als ich schon glaubte, einen finalen Fluchtweg gefunden zu haben, stürmten mir aus der entgegengesetzten Richtung zigtausend Krankenschwestern entgegen, die geradezu fanatisch »tot!« schrien und durch die Lautstärke das Krankenhaus beinahe zum Einsturz brachten. Verdammt, ich war gefangen! Ich konnte nichts mehr tun, verzweifelt rasten meine Augen die Umgebung nach einem Fluchtweg absuchend umher, doch es war zwecklos. Die Krankenschwestern rasten auf mich zu und rissen mich in ihre Klauen, »tot, tot! Tot, tot tot tot!!!«, sie zerfetzten mich, sie schlugen auf mich ein, und ich konnte nur noch schreien ….......
»Hey, Chris, verdammt, Chris! Aufwachen! Du hast bloß schlecht geträumt! So wach doch auf!«
Jemand schüttelte mich erbarmungslos hin und her, ich riss meine Augen auf und schnellte pfeilgerade nach oben. Völlig durchnässt und nassgeschwitzt saß ich auf meinem Krankenbett und atmete schwer. Neben mir stand Ben und sah mich halb besorgt, halb lächelnd an.
»Guten Morgen, mein kleiner Träumer! Das war wohl ein Traum der ganz üblen Sorte, was? Oder warum hast du dich so im Bett gewälzt und geschrien?« Ben setzte sich zu mir aufs Bett und streichelte meinen Arm.
Ich blickte zu ihm herüber und versuchte zu lächeln. »Ja, es war nur ein böser Traum. Aber was für einer. Ich kann mich noch an jede Kleinigkeit erinnern. Da war ein Arzt, Krankenschwestern und Tante Klara!« Aufgeregt versuchte ich Ben den Traum nachzuerzählen. Langsam fasste ich mich wieder und begann auch, wieder normal zu atmen.
»Das ist ja ein komischer Traum gewesen, Chris. Ich weiß gar nicht, wie du darauf kommst, so einen Schwachsinn zu träumen.« Er schmunzelte. »Wahrscheinlich bist du doch ein bisschen wirr im Kopf, oder?« Mit einem fiesen Grinsen blickte er mich erwartungsvoll an.
Ich fackelte nicht lange. »Du gemeiner, hinterhältiger Mistkerl! So denkst du also über mich? Na warte!« Im Nu war ich aus dem Bett rausgesprungen und stürzte mich auf den verdutzten Ben, der immer noch auf der Bettkante saß. Ich sprang auf ihn und nahm ihn in den Schwitzkasten. Zwischendrin kitzelte ich ihn dermaßen durch, dass er vor lauter Lachen fast keine Luft mehr bekam. Nach einigen verzweifelten Versuchen auf Seiten Bens freizukommen, rief ich: »Gibst du auf und nimmst du zurück, was du gesagt hast?« Unter prustendem Lachen schrie Ben: »Ich gebe auf, du hast gewonnen, aber lass mich bitte frei!« Ich lockerte meinen Griff. »Ja, ist ja schon gut, ich nehme alles zurück und behaupte das glatte Gegenteil!« Daraufhin ließ ich meinen Schatz ganz los und ließ ihn erst mal nach Luft schnappen.
»Das war aber ganz schön gemein von dir!«, sagte er gespielt eingeschnappt, nachdem er sich wieder gefangen hatte.
»Ooch, mein Kleiner ... Wie kann ich das je wieder gut machen?« Ich blickte ihn mit treuen Hundeaugen an. »Och, ich wüsste da schon was...!« Grinsend stieß er mich sanft zurück, so dass ich auf das Krankenbett fiel. Dann ließ auch Ben sich herab und sah mich mit großen, glänzenden Augen an. »Du bist so schön, Chris.« Er strich mir gefühlvoll durch die Haare und ließ seinen Blick über mein Gesicht wandern. »Nein, Ben. Du bist noch viel schöner. Du bist geradezu perfekt. Ich weiß gar nicht, womit ich dich überhaupt verdient habe.« Ich merkte, wie nahe im das ging, denn er kämpfte mit den Tränen, da zog ich ihn einfach ganz nah an mich und küsste ihn auf die Lippen ... Seine weichen, zarten Lippen schmiegten sich sanft an meine und mich überkam ein Gefühl der Glückseligkeit. Ich glaube, in diesem Moment schwebte ich im Raum. Während ich Ben küsste, streichelte ich ihm über den Rücken, über die Haare, einfach überall.
Mit der Zeit wurde auch unser Küssen heftiger, und bei mir regte sich langsam etwas in der Hose. Ben ließ seiner Hand freien Lauf, und auf einmal schlüpfte sie unter das Oberteil meines Schlafanzuges. Bens Hand glitt über meinen Bauch und ich wurde immer geiler. Ich tastete an seinem T-Shirt herum und versuchte es, aus seiner Hose zu ziehen. Schließlich gelang es mir auch und ich streifte Ben das T-Shirt herunter. Ben löste sich von meinem Mund und wanderte langsam küssend meinen Hals herunter. Er leckte mir über den Oberkörper und biss zärtlich auf meinen Brustwarzen herum ... Mein Schwanz stand wie eine Eins und ich glaube, Ben ging es auch nicht anders. Zumindest hatte er meine Latte bemerkt und grinste mich schelmisch an. Gerade wollte er sich an meiner Schlafanzughose zu schaffen machen, da wurde die Türe zum Krankenzimmer aufgerissen und, wie ich erst später feststellte, stürmte die gesamte Visitenmannschaft bestehend aus Arzt, Pflegern und Schwestern in das Zimmer herein, um selbige durchzuführen.
Unsere erste Reaktion war, dass wir blitzartig von einander heruntersprangen, Ben sich das T-Shirt anziehend neben meinem Bett platzierte und ich mich unter die Decke verkroch ... Aber es gab wohl kein Entrinnen. Die Krankenschwestern und Pfleger jedenfalls hatten unser »Liebesspiel« genauestens beobachtet, die kurze Zeit, die ihnen blieb. Der Oberarzt hatte wohl nichts gesehen, da er ziemlich eifrig in seinen diversen Zetteln herum kritzelte und niemanden auch nur eines Blickes würdigte. Langsam wurde wohl auch er aufmerksam, denn die restlichen Leute konnten sich weder ein Grinsen geschweige denn ein Kichern verkneifen. Verdutzt sah der Arzt seine Leute an.
»Was ist denn los? Gibt's was zu lachen? Ich will auch mit lachen! Oder ist das nichts für Vorgesetzte?«
Eine junge Lernschwester konnte sich kaum das Lachen verkneifen, die Hand vor den Mund haltend zeigte sie auf uns. Ich sah Ben an. Mit hochrotem Kopf standen wir beide nun dem Pflegepersonal gegenüber und warteten, was geschehen würde.
»Ach? Was ist denn mit den Beiden? Ich sehe nur, dass sie eine gesunde Durchblutung haben, aber sonst. Sehen Sie vielleicht etwas, dass ich nicht sehe? Naja, ist ja auch egal. So, junger Mann, dann kommen wir mal zur Visite. Wie geht es Ihnen denn heute?«
Ich sah immer noch zu Ben herüber und zwinkerte ihm zu. »Wie es mir geht? Och, ich kann nicht klagen. Ich glaube sogar, ...«
»Doktor, dem jungen Mann geht es fantastisch. Sie waren vorher so in Ihre Unterlagen vertieft, dass Sie nicht mitbekommen haben, was hier abging ...«
Bedeutungsschwanger blickte die junge Lernschwester den Oberarzt an und wartete auf eine Antwort. »So, was ging denn «ab», Lernschwester Sofia?«
»Nun ja .... Die beiden Herren waren nun mal ziemlich mit sich selbst beschäftigt, so würde ich das mal ausdrücken.«
»So? Ich weiß nicht, wie Sie das meinen, Lernschwester. Aber in einem Punkt haben Sie Recht: Der junge Herr Hudelmayer sieht schon wieder sehr gesund aus. Wir werden ihn noch einen Tag hier behalten, dann können wir ihn entlassen. Sehr gut.«
Der Oberarzt musste wohl schwer von Begriff gewesen sein, oder er wollte lediglich vertuschen, dass er sehr wohl verstanden hatte, was die Lernschwester nicht gerade ziemlich sensibel zum Ausdruck gebracht hatte.
»Jedenfalls warten wir noch die Laborergebnisse ab, aber in Ihrem jetzigen Zustand würde ich Sie auf jeden Fall entlassen, Christian. Die Ergebnisse werden Ihnen dann noch im Laufe des Tages mitgeteilt. Alsdann wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag, und viel Spaß noch ...« Er zwinkerte mir zu. Dann verließ die ganze Truppe das Zimmer und Ben und ich waren wieder allein. Er hatte anscheinend doch verstanden ...
»So ein Trottel, dieser Oberarzt. Aber mussten die gerade jetzt reinkommen? Es war so schön, mein Schatz ...!« Ben lächelte mich enttäuscht an. Ich zog ihn ganz nah an mich und flüsterte ihm leise ins Ohr.
»Ich fand's ja auch scheiße, aber wir haben doch alle Zeit der Welt, nicht wahr?«
Jetzt sah mein süßer Ami wieder fröhlich aus und gab mir einen Kuss auf die Wange.
»Stimmt. Du hast Recht. Wir haben echt alle Zeit der Welt, und wir können uns so viel Zeit lassen, wie wir wollen. Obwohl ich denke, dass wir gar nicht so viel Zeit verstreichen lassen wollen, oder?« Wenn er dreckig grinste, sah Ben noch süßer aus als sonst ...
»Hhm, vielleicht ...« Ich streichelte sein Gesicht. »Da muss ich aber noch mal drüber nachdenken.« Gegenschlag erfolgreich abgesetzt. Dafür erhielt ich einen Knuff in den Bauch.
»Außerdem ist so ein Krankenhaus so völlig unromantisch, findest du nicht?«
»Natürlich. Alles so steril, weiß, einfach unromantisch. Du hast völlig Recht!« Ich grinste und musste Ben erst mal in den Arm nehmen. So saßen wir dann auch eine ganze Weile, bis ich glaubte, der Boden würde ein wenig wackeln. Bildete ich mir das nur ein oder war dem wirklich so? Mir blieb keine Zeit zum Überlegen, denn auf einmal riss jemand die Zimmertüre auf und stampfte ins Zimmer herein. Kaum eine Sekunde später knallte die Türe mit voller Wucht gegen den Schrank, der hinter ihr lag. Kein Zweifel ... Das musste Tante Klara sein.
»Huch, was war das denn? Och Gottchen, die Türe ist gegen den Schrank geschlagen.« Sie rümpfte die Nase. »Früher gab es hinter jeder Türe einen Stopper, dass so etwas nicht passiert. Die müssen doch mit resoluten Frauen gerechnet haben, denke ich mal! Aber was soll's! Guten Morgen meine kleinen Sonnensternchen! Wie geht es euch? Chris, du siehst ja schon wieder großartig aus! Und Ben! Ja diese Kleidungsstücke stehen dir brillant, das sieht wahnsinnig erotisch an dir aus. Oh, entschuldige!« Sie lachte aus vollem Halse. »Ich alte Schachtel mache dir Komplimente. Nun ja, warum eigentlich nicht. Aber es passt dann doch nicht so toll. Ach, was sage ich. Wenn ich doch nur etwas jünger wäre. Och, nein, da hätte ich ja keine Chance. Du bist ja mit Chris zusammen, und würdest dich ja eh nicht für Frauen interessieren. Ha, ha, Gotteswillen, ich rede wieder einen Stuss. Vergesst das am besten alles wieder. Aber ihr kennt mich ja. Wenn ich einmal angefangen habe, kann ich es nicht mehr lassen. Chris! Wann kommst du denn wieder aus diesem schrecklichen Loch heraus? Ich freue mich schon wahnsinnig darauf, wenn du wieder aus dem Krankenhaus draußen bist. Dann unternehmen wir mal wieder was und machen richtig einen drauf. Öh, vorausgesetzt, ihr habt Lust dazu! Na, was mein ihr dazu?«
»Guten Morgen erst mal, Tante Klara! Und alles schön langsam und der Reihe nach.«
»Guten Morgen, Frau Liebersteiner!«
»Also Ben, du sollst doch Klara zu mir sagen! Bei Frau Liebersteiner fühle ich mich doch so alt. Und außerdem gehörst du zur Familie! Was ist denn das, wenn man sich per Sie anredet?«
»Oops, sorry. Natürlich. Also, guten Morgen Klara!« Ben lächelte verlegen.
Klara lachte. »Na also, so hört sich das doch schon viel besser an.«
»So Tantchen, du hast uns ja mal wieder mit einem Redeschwall begrüßt, der nicht mehr feierlich ist! Wie sollen denn da die anderen Gesprächspartner an die Reihe kommen, wenn du wie ein Wasserfall redest?« Ich sah sie gespielt vorwurfsvoll an. Tante Klara lächelte verlegen und guckte sich im Zimmer um. Typisch ... So machte sie das immer, wenn ihr etwas unangenehm war ... »Du wolltest wissen, wann ich hier wieder rauskomme? Morgen, wenn alles klappt. Ich muss noch das Untersuchungsergebnis abwarten. Aber der Arzt ist zuversichtlich.«
»Na das ist ja fantastisch! Och, ich freue mich so für dich ...« Sie stürzte sich auf mich und drückte mich, dass ich fast platzte.
»Und wie ist das mit unserem Ausflug? Wann machen wir da was? Wir können auch in die Disco gehen, wenn ihr das wollt.«
Ben und ich sahen uns an. Wir konnten uns, glaube ich, beide ein Lachen nicht verkneifen. »Klara, ich glaube, in die Disco gehen wir lieber alleine. Da würden vielleicht die anderen Besucher ein bisschen komisch gucken ...«
»Ja, das glaube ich auch, Tante Klara. Aber was unternehmen können wir schon mal miteinander, ich hab nix dagegen, wie ist es mit dir, Ben?«
Ben stimmte mir zu und Tante Klara war wieder unendlich glücklich, nachdem ihre Stimmung kurzzeitig gesunken war, als sie mit ihrer Disco-Idee auf wenig fruchtbaren Boden stieß.
»Na das ist ja fantastisch, ich habe mir auch schon überlegt, was wir machen könnten, ich glaube wirklich, ich werdet immens begeistert sein! Wenn du wieder zu Hause bist, Chris, werden wir das alles haarklein besprechen.«
»Stichwort alles haarklein besprechen: Tante Klara, du bist mir von gestern noch was schuldig ... Oder hast du das schon wieder vergessen?«
»Ach du lieber Gott, Chris, was war das noch gleich? Verflucht, ich werde immer vergesslicher, du hast völlig Recht. Kannst du mir auf die Sprünge helfen?«
Ob ich ihr das glauben sollte? Sicher wollte sie sich nur wieder rausreden. »Ich bitte dich, Tantchen. Hast du jemals schon etwas vergessen? Du weißt doch ganz genau, wovon ich rede.«
Tante Klara, die sich bis jetzt auf das hintere Ende des Bettgestells gestützt hatte, richtete sich langsam auf und setzte sich gemächlich auf das Bett. Dann begann sie zu erzählen ...
»Ach ja, Chris. Du durchschaust deine alte Tante doch immer wieder. Es ist mir wirklich ein wenig unangenehm, das jetzt zu erzählen, dazu kommt noch, dass ich euch in mehr oder minder gefährliche Angelegenheiten verwickeln müsste, aber irgendwann hätte das in der Familie sowieso besprochen werden müssen. Wahrscheinlich werde ich euch, leider, wieder verlassen müssen. Na na na, jetzt schaut doch nicht so drein wie begossene Federviecher, es ist wie gesagt noch nicht aller Tage Abend. Aber ich sollte vielleicht meine Geschichte dort fortsetzen, wo ich gestern aufgehört habe.
Ja, wie du weißt, endete meine gestrige Erzählung damit, dass ich beschloss, zu handeln. Nachdem mir also diese unfähigen Ärzte eine neue Hüfte eingesetzt hatten und vergaßen, mir die Kugel zu entfernen - was ja wohl die absolute Höhe ...»
Tante Klaras Worte wurden immer leiser, bis ich sie fast nicht mehr verstand. Was hatte sie da eben gesagt? Ich kam mir plötzlich vor wie ein unglaublicher Trottel, dem alle Welt erzählen konnte, was sie wollte, und er würde alles glauben. Tante Klara hatte erzählt, dass sie einen Tag, nachdem sie eingeliefert worden war, operiert worden ist. Ich hätte mich am liebsten geohrfeigt, so blöd war ich! Wieso hatte ich das gestern Abend nicht bemerkt? Tante Klara hatte mir eine riesengroße Lügengeschichte aufgetischt! Sie war gar nicht am Tag nach dem Einschuss, sondern noch am gleichen Abend notoperiert worden! Wir kamen doch schon tags darauf ins Krankenhaus und haben uns nach ihr erkundigt! Aber wieso lügt sie so unverschämt? Und wieso belügt sie ihren (Lieblings-)Neffen? Das durfte doch wohl nicht wahr sein!
»Tante Klara, hör auf. Das was du uns da vorschwallst ist doch eh nur gelogen! Wieso erzählst du uns das überhaupt? Du kannst es doch gleich sein lassen!« Wütend starrte ich meine Tante an, die ich doch sonst immer so wahnsinnig gern gehabt hatte. Ben guckte zu mir herüber und sah mich unverständlich an. Und Tante Klara war derart überrascht über das, was ich ihr vorgeworfen hatte, dass sie wirklich aufhörte zu reden und mich ungläubig fixierte.
»Ja, du hast richtig gehört. Das, was du mir gestern Abend erzählt hast, stimmt doch hinten und vorne nicht! Wie konntest du an dem Tag erst operiert werden, als wir schon mitgeteilt bekamen, dass du bereits tot bist! Das hätte ich echt nicht von dir gedacht, Tante Klara. Ich bin übrigens auch ein extremer Volltrottel, dass ich jetzt eben erst gecheckt hab, was du mir da eigentlich alles erzählt hast! Wieso bloß hast du dir das alles ausgedacht? Warum denn? Vertraust du mir nicht, dass du so einen Stuss verbreitest?«
Tante Klara muss ziemlich überrascht gewesen sein, denn sie brachte keinen Ton hervor. Ich hatte sogar den Eindruck, dass sie ob den Anschuldigungen, die ich gegen sie hervorgebracht hatte, ziemlich eingeschüchtert gewesen ist. Es verging eine Weile, bis sie mit leiser Stimme zu reden begann.
»Chris, das was du da eben gesagt hast, stimmt. Es tut mir wirklich entsetzlich leid, dass ich dich angelogen habe und ich weiß heute auch nicht mehr, wieso ich das überhaupt getan habe. Aber ich glaube, es musste einfach sein. Ich bitte dich, wenn ich euch jetzt erkläre, was wirklich geschehen ist, dass du mir glaubst. Die Geschichte wird in deinen Ohren und in dieser Situation jetzt doppelt unglaubwürdig erscheinen, aber so wie ich sie erzählen werde, hat sie sich wirklich zugetragen. Und ich muss auch noch sagen, dass ich deinen Ton eben schon ziemlich, na ja, wie soll ich sagen, komisch fand. Du hast so noch nie mit mir geredet - ich dachte immer, wir hätten so was nicht nötig.«
»Da hast du Recht, so etwas haben wir eigentlich nicht nötig. Aber das ist schon ein dicker Hund, was du dir da geleistet hast, Tantchen. Ich hab mich aber irgendwie schon im Ton vergriffen, das tut mir Leid. Aber jetzt bitte erzähl, was wirklich passiert ist. Und keine Lügengeschichten mehr.«
»Das verspreche ich. Und Chris, ich vertraue dir natürlich, du bist mein Lieblingsenkel, da muss eine Vertrauensbasis herrschen. Ich wusste eben einfach nicht mehr weiter und wollte euch alle nicht in dieses Schlamassel mit hereinziehen. Aber jetzt passt gut auf ... Ach Kinder Gottes, wenn das alles doch nicht so verzwickt wäre ...
Ihr wisst doch, dass dein Onkel, Chris, Gott hab ihn selig, eine weltweit operierende Firma aufgebaut hat. Nachdem er diese Welt verlassen hatte und logischerweise die Firma nicht mehr weiterführen konnte, habe ich den Vorsitz übernommen, dass unser Unternehmen in der Familie bleibt. Außerdem musste ich mich mit irgendetwas beschäftigen, um über Bernds Tod hinwegzukommen. Inzwischen macht mir der Job aber einen Heidenspaß und um nichts in der Welt möchte ich ihn wiederhergeben. Wie auch immer, kurz nachdem ich zur Chefin avanciert war, verlegte ich den Firmensitz nach Oslo, da mir dieses faszinierende und facettenreiche Land Norwegen schon lange am Herzen lag. Außerdem wohnen in Oslo gute Bekannte. Zu guter Letzt habe ich durch den Umzug nach Oslo auch eine völlig neue Umgebung und Umfeld kennen gelernt, was sich nur positiv auf meinen damaligen Gemütszustand auswirkte. Nun ja, und so langsam kommt es ziemlich dicke: Ich habe niemandem aus der Familie jemals erzählt, was unsere Firma herstellt. Ihr könntet es theoretisch höchstens über tiefgründige Recherchen rausbekommen haben, aber ich glaube nicht, dass ihr das jemals getan habt. Dieses Ding der Unmöglichkeit ergab sich so, dass wir alles, was auf die Familie Liebersteiner und Verwandte hinweisen hätte können, entfernt haben, und praktisch »undercover« gearbeitet haben. Jetzt möchte ich es euch verraten: Unsere Firma stellt Waffen her, selbstverständlich tun wir das völlig legal, es gab nie einen Grund zur Beanstandung. Das Geschäft lief geradezu hervorragend und ich hatte keine Zukunftssorgen. Heute, nun ja, wir haben zwar schon noch einige Aufträge, aber richtig florieren tut die Firma schon lange nicht mehr. Deswegen war ich auch recht überrascht, als wir vor einigen Wochen einen Großauftrag von italienischen Geschäftsleuten bekommen haben. Sie wollten, dass wir alles unglaublich diskret behandeln, wo ich hinzufügen muss, dass wir dies immer tun, aber sie legten besonderen Wert darauf. Das fand ich noch recht normal, aber als dann die Forderung kam, dass sie die Waren in bar und zwar in Rom bezahlen wollten, wurde ich ein wenig misstrauisch. Da dies jedoch ein äußerst lukrativer Auftrag für uns war, machte ich mir keine weiteren Gedanken und willigte ein. Wir fertigten also die Waffen und ich machte einen Termin aus, wann wir uns treffen würden und die Produkte übergeben. Nun, ihr wisst ja, dass ich, bevor ich zu euch gekommen bin, noch kurz in Rom war. Tja, dies war eben diese »Produktübergabe«. Einige meiner Mitarbeiter und ich flogen nach Rom, die Waffen wurden mit einer Transportmaschine nachgeliefert. Als wir dann ein wenig später, es war schon spät am Abend, ziemlich dunkel und düster, die Auftraggeber trafen, gingen mir die Augen auf! Wir hatten Geschäfte mit der - und jetzt haltet euch fest - italienischen Mafia gemacht! Warum mir das nicht früher aufgefallen ist, ist mir bis heute nicht klar. Die Auftraggeber waren nun mal äußerst seriös und ich schöpfte keinen Verdacht. Dann sagte ich leise zu meinen Mitarbeitern, na, da haben wir uns ja was Schönes eingehandelt ... Ich wollte auf keinen Fall mit der Mafia Geschäfte machen, wo kommen wir denn da hin, wenn man diese Leute und ihre Machenschaften auch noch fördert! Außerdem wäre das sicher nicht gut für das ohnehin schon schleppend laufende Geschäft gewesen. Ich verhandelte also mit dem »Oberboss« dieser Leute und bestand darauf, unter diesen Umständen das Geschäft nicht durchziehen zu wollen. Aber wenn man diese Leute einmal kennt, dann weiß man, dass es nicht viel bringt, sich mit der Mafia anzulegen. Sie waren natürlich stocksauer, sie sagten, Geschäft sei Geschäft, und ich hätte mich gefälligst daran zu halten. Schließlich gäbe es einen Vertrag. Na ja, mit dem Vertrag hatten sie natürlich nicht Unrecht, aber schlussendlich sind meine Mitarbeiter und ich dann wieder ohne ein Geschäft durchgeführt zu haben, abgereist. Der Anführer hatte mir ewige Rache geschworen, als wir mit den Autos zurück zum Flughafen brausten. Ich nahm das nicht allzu ernst, ein schwerwiegender Fehler, wie sich jetzt herausstellt. Denn kurz darauf, in Oslo zurück, erhielt ich eine Morddrohung und wurde beinahe getötet, als ich eine Straße überquerte und eine schwarze Stretchlimousine mit wahnsinniger Geschwindigkeit an mir vorüberdonnerte. Als ich innerhalb von zwei Tagen die nächste Morddrohung erhielt, habe ich beschlossen, zu euch, meiner lieben Familie zu ziehen - jedenfalls euch erst mal zu besuchen. Ich hatte gehofft, dass ich mich irgendwie bei euch einquartieren könnte, was ja jetzt geklappt hat. Und da ich euch keinesfalls in die Sache mit rein ziehen wollte, habe ich eben gesagt, dass ich geschäftlich aus Rom komme - was ja halb stimmte. Nun hatte ich aber einen gravierenden Fehler gemacht - ich war mir zwar ziemlich sicher, dass mich die Mafia bei euch nicht finden würde, aber ich habe keinen Gedanken daran verschwendet, was mit meiner Firma passieren sollte. Ein paar Telefonate mit meinem Vertrauten in Oslo regelte dies jedoch - er übernahm die Geschäftsleitung für gewisse Zeit.
Die Lage spitzte sich aber zu: Kurz bevor ich angeschossen wurde, erhielt ich die Nachricht, dass ein Anschlag auf meine Firma in Oslo ausgeübt worden sei. Ich wollte eigentlich sofort hin, allerdings verhinderte die Entführung Bens, dass ich stante pede dorthin gegangen bin. Nun, als ich in das Krankenhaus eingeliefert worden war - ich wusste es doch, die Kugel steckte gar nicht so tief drin, wie alle vermutet hatten - beschloss ich, dass ich sofort nach Oslo reisen musste. Ich bestand vor dem Chefarzt darauf, nicht operiert zu werden und mich sofort zu entlassen. Nach langwierigen Verhandlungen willigte er schließlich missmutig ein und ließ mich gehen. Ich flog auf der Stelle inkognito nach Oslo um mich um meine Firma zu kümmern. Jetzt fragt ihr euch sicher, warum ich für tot erklärt worden bin. Nun ... das ist vielleicht ein wenig unmoralisch, aber ich selbst war es, der mich ins Grab geschubst hat. Ich habe diverse Ärzte des Krankenhauses bestochen, mir einen Totenschein auszustellen, so hoffte ich nämlich, dass die Mafia auch davon Wind bekäme und mich für tot hielte. Zu diesem Zeitpunkt habe ich in keinster Weise daran gedacht - und dafür könnte ich mich stundenlang ohrfeigen - euch Bescheid zu sagen! So habe ich euch verteufelt viele Tage der Trauer beschert, und das tut mir so leid, ich weiß gar nicht, wie ich das je wieder gut machen kann. Falls ihr euch fragt, wie ich mich der Kugel entledigen konnte: Auch das kann ich jetzt aufklären. In Oslo habe ich einen guten Freund, der Chirurg ist. Ja und der hat mir die Kugel entfernt und einen Verband umgelegt. Es ist wirklich alles nur halb so schlimm, wie es aussieht. Wie ihr seht, hat es auch gewisse Vorteile, von einer Speckschicht ummantelt zu sein: Die Kugel drang nicht mal drei Zentimeter in meinen Körper ein.» Tante Klara lachte aus vollem Halse. Übrigens das erste Mal nach dieser extremen Rede - das muss sehr schwer für sie gewesen sein, so eine lange Zeit nicht gelacht zu haben ...
Ben und ich waren für ein paar Minuten erst mal sprachlos. Wir hatten - zumindest ich - keine Ahnung, was wir sagen sollten. Tante Klara saß immer noch geduldig wartend, aber erwartungsvoll hoffend auf meinem Krankenbett. Langsam kam mir die Sprache wieder und ich vermochte, einen halbwegs anständigen Satz herauszubringen.
»D-das ist ja unglaublich. Und das hast du wirklich alles durchgemacht?« Na ja, ein bisschen stotterte ich ... Aber Tante Klara blieb noch immer die Ruhe in Person und nickte bedächtig vor sich hin.
»Ja mein Kleiner, das habe ich alles durchlebt. Ich versichere dir, dass alles, was ich euch gerade eben erzählt habe, die reine Wahrheit ist, so wahr ich hier stehe. Bzw. sitze ...«
»Wenn das wirklich alles so ist, wie du sagst, wieso hast du uns nicht schon vorher darüber informiert? Wir hätten uns einiges ersparen können! Und wieso um alles in der Welt hast du die Polizei nicht informiert?« Ich sah Tante Klara fragend an.
»Nun, Chris, wie ich bereits sagte. Ich wollte euch nicht in Schwierigkeiten bringen. Ich hätte mir das nie verziehen, wenn sich die Mafia auf einmal an meine geliebte Familie herangemacht hätte. Und sei doch mal ehrlich, hätte ich euch davon erzählt, hättet ihr mich ganz sicher davon abbringen wollen, mich jemals mit diesen Individuen einzulassen oder schlussendlich etwas gegen sie unternehmen. Und die Polizei habe ich aus dem einfachen Grund nicht eingeschaltet, da sie sowieso nichts unternehmen kann - das wisst ihr genauso gut wie ich. Gegen Organisationen wie die Mafia ist sie praktisch machtlos. Und wenn die Mafia davon erfahren hätte, dass ich bei der Polizei gewesen wäre - Maria Mutter Gottes, das will ich mir lieber nicht vorstellen. Da wären sie sicher mit noch härteren Bandagen vorgegangen.«
»Hm. Ja, das stimmt, da hast du sicher Recht. Meine Güte, ich muss das ganze erst mal richtig verdauen. Hast du Mama und Sandra schon davon erzählt?« Ich war immer noch ganz aufgewühlt.
»Nein, das habe ich nicht. Ihr zwei seid die ersten, denen ich es erzähle. Du hast mich ja gewissermaßen dazu genötigt, Chris. Ich wollte es ja eigentlich noch geheim halten. Aber nun wisst ihr es ja. Tja ...«
Ich blickte mal wieder zu meinem Schnuckel herüber. Er saß immer noch ganz fassungslos auf seinem Stuhl und starrte mit aufgestütztem Kinn in die Leere. Was er wohl gerade dachte? Ich hätte ziemlich viel dafür gegeben, in diesem Moment seine Gedanken gelesen haben zu können. »Was ist denn mit dir los, Ben? Hast du so vollkommen die Fassung verloren?«
»Wie? Was? Ach so ... Nein nein, es ist alles in Ordnung. Ich musste die Geschichte nur erst mal verdauen.« Jetzt konnte er wieder lächeln. Was für ein Glück!
Plötzlich klopfte es an die Tür. Kurz darauf schwang selbige auf und eine Krankenschwester kam herein.
»Christian, hier haben wir Ihre Untersuchungsergebnisse. Es ist alles vollkommen in Ordnung, Sie können das Krankenhaus schon morgen früh wieder verlassen.« Sie lächelte mich an. »So, das war's eigentlich auch schon. Noch einen schönen Tag.« Damit verabschiedete sie sich und so schnell wie sie gekommen war, ist sie auch wieder entschwunden.
Tante Klara musste überglücklich gewesen sein. Sofort, nachdem die Krankenschwester den Raum verlassen hatte, sprang sie auf, schlang ihre Arme um mich und drückte mich wieder einmal, dass ich fast platzte ... Dazu schrie sie das gesamte Krankenhaus zusammen und mir barst fast das Trommelfell.
»Ach Christian, dass ich das noch erleben darf. Das ist ja fantastisch! Morgen schon! Ach stimmt ja, hast du mir ja erzählt. Aber zwei gute Nachrichten sind bekanntlich besser als eine!« Sie übertrieb mal wieder so maßlos ...
»Is ja gut, Tantchen. Jetzt kannst du mich wieder loslassen. Das war doch von vornherein klar, dass ich morgen entlassen werde!«
»Ja ja, aber du weißt doch, was für ein emotionaler Mensch ich bin. Ich freue mich nun mal sehr gerne.« Sie blickte auf ihre Armbanduhr, die auf Grund ihres nicht gerade schlanken Handgelenks nur mit knapper Not daran hielt. »Ach du lieber Gott, Kinder! Das habe ich ja beinahe vergessen! Ich wollte ja um elf Uhr wieder zu Hause sein und deiner Mutter beim Einkochen helfen ... Jetzt muss ich aber los, sonst wird sie mir auf ewig böse sein. Ach, bevor ich's vergesse! Einen schönen Gruß soll ich ausrichten, von der Mutti und von Sandra. Meine Güte, was werd ich vergesslich. Also, meine Zuckertäubchen, ich muss dann!« Sie riss ihren Mantel vom Kleiderständer, zog ihn sich behelfsmäßig an und rauschte aus dem Zimmer. Kurz bevor sie die Türe zuknallte, rief sie uns noch zu: »Ach, ha ha, treibt's nicht zu heftig, nicht wahr!« Damit war sie weg. Aber immerhin das halbe Krankenhaus musste mitbekommen haben, was sie uns zugerufen hatte ...
Ben kam aus dem Lachen nicht mehr heraus und das wurde ihm zum Verhängnis. Er hatte sich gerade aufgemacht, zu mir ans Bett herüberzukommen, da stieß er an das Nachttischchen und flog mit voller Länge auf mein Bett. Gut, dass ein Bett gewöhnlich sehr weich ist. Und ich konnte meinen Schatz ohne viel Mühe in den Armen halten ...
»Oh Mann Chris, deine Tante ist echt ihr Geld wert. Irgendwie muss ich immer lachen, wenn ich sie sehe. Ob sie das eigentlich absichtlich macht? Ich meine, immer so in Fettnäpfchen treten und so?«
»Ja, Tante Klara ist echt cool. Und sie ist immer so, das solltest du ja inzwischen bemerkt haben.« Ich grinste meinen Schatz an.
»Aber das was sie uns da erzählt hat, das ist schon krass, nicht?«
»Oh ja, das ist es. Und es klingt irgendwie so unglaubwürdig. Aber ich vertraue Tante Klara. Sie hat ja bewiesen, dass es sich nicht lohnt, seine Familie anzulügen. Und wenn sie wirklich eine Waffenfirma besitzt, dann muss wohl zwangsläufig irgendwann mal die Mafia vorbeischauen ...«
»Aber wie cool sie das mit der Mafia erzählt hat. Als wäre das überhaupt nix, ein lästiges kleines Problemchen eben, dass man sich bloß vom Finger schütteln muss.«
»Stimmt. Aber ich glaube, auch Tante Klara hatte Angst. Sie gibt bloß nicht gerne zu, dass sie verängstigt war.«
Ben rappelte sich auf und setzte sich mir auf den Bauch. Reflexartig musste ich aufstöhnen.
»Mein lieber Mann, Ben, du bist aber ganz schön schwer! Ich brech' ja zusammen!«
»Ach was Chris. Das bildest du dir nur ein. Pass mal auf ...«
Er beugte sich zur mir herunter und küsste mich auf den Mund ... Hhm ... Ben schmeckte so gut, ich könnte die ganze Zeit von ihm probieren.
Nach einiger Zeit löste sich Ben von meinem Mund und wanderte, wie schon heute Morgen, meinen Oberkörper mit der Zunge herunter ... Oh Mann, Ben war so geil, mein Schwanz wurde sofort bretthart und stand wie eine Eins in die Höhe. Ben kam immer weitere in die unteren Regionen meines Körpers, aber als er am Bauchnabel angelangt war, hörte er abrupt auf und sprang vom Bett herunter. Ich schaute ihn verwundert an.
»Was ist denn los? Gefalle ich dir nicht mehr?«, fragte ich gespielt vorwurfsvoll.
Ben warf mir einen Kuss zu, ging zur Tür - und schloss sie ab. Ben dachte wirklich an alles. Als er wieder auf mich zu kam, grinste ich ihn dreckig an. Mein Süßer erwiderte das dreckige Grinsen und warf die Bettdecke über mich. Dann stieg er auch darunter und setzte ohne Umschweife das fort, was er kurzzeitig unterbrochen hatte. Allerdings ging es jetzt richtig los ...
Er zog mir die Schlafanzughose aus und warf sie auf den Boden. Jetzt war ich vollkommen nackt, nur Ben hatte immer noch seine Kleidung an.
»Das ist fies, du darfst dich an mir ergötzen und ich hab nix zu sehen!«
Ich riss ihm das T-Shirt vom Leib und machte mich gleich darauf an die Hose. Als diese unten war und Ben nur noch in Unterhose neben mir kniete, sah ich, dass auch er eine Beule in der Hose hatte. Ich zögerte nicht und zog ihm auch den letzten Fetzen Stoff, der seine Männlichkeit verbarg, aus. Jetzt waren wir beide vollkommen nackt und Ben nicht mehr zu bremsen. Er legte sich auf mich und küsste mich wild auf den Mund. Dabei rieben sich unsere nackten Körper und besonders unsere Latten aneinander, dass mir ganz anders wurde. Ich wurde immer geiler und fühlte, dass es Ben auch nicht anders ging. Dann hielt ich es nicht mehr aus. Ich drehte den Spieß gewissermaßen wortwörtlich um und warf Ben auf das Bett, so dass nun ich oben lag. Ich machte mich sofort an seinem Schwanz zu schaffen, denn jetzt wollte ich es ihm besorgen. Ich leckte über die Eichel, ließ meine Zunge über den Schaft kreisen und nahm seine Eier in den Mund. Ben stöhnte so lustvoll auf, dass es mir beinahe gekommen wäre. Er zitterte am ganzen Körper vor Geilheit. Dann nahm ich seinen Schwanz vollkommen in den Mund ... Ich lutschte daran wie an einem Lolli und Ben atmete immer flacher. Es ging immer auf und ab, zwischendrin leckte ich Bens Eichel, dann nahm ich ihn wieder ganz in den Mund, bis Ben plötzlich aufschrie. »Ich komme, ich komme!« keuchte er. Das spornte mich nur noch mehr an und ich blies ihn umso heftiger. Da entlud er sich mit seiner gesamten Soße in meinen Mund ... Ich schluckte alles herunter und warf mich wieder auf meinen schwer atmenden Schatz. Er grinste mich an und ich gab ihm einen Kuss auf den Mund. Dabei verteilte ich das Sperma, das an meinem Mund klebte, über seinem ganzen Gesicht ...
»Mann Chris, das war echt das geilste Erlebnis in meinem Leben. Aber jetzt bist du dran!« Er grinste mich an machte sich darauf an mir zu schaffen ...
Sanft drehte er mich um, so dass ich jetzt mit dem Bauch auf dem Bett lag. Allerdings war das ziemlich schmerzhaft, denn mein Schwanz wurde zusammengedrückt ... Das durfte doch wohl nicht wahr sein! Ich spürte, wie etwas Nasses an meinem Arsch herumspielte. Ben drang mit seiner Zunge in meine Arschspalte ein ... Er leckte mich am ganzen Unterkörper und es war ein Wunder, dass ich nicht sofort gekommen bin. Ich war kurz vor dem Schuss und versuchte das Ben anzudeuten. Ich drehte mich wieder auf den Rücken und er nahm sofort meine ganze Männlichkeit in seinen Mund und lutschte ihn leidenschaftlich. Sekunden später konnte ich es nicht mehr halten. Ich kam volle Kanone in seinen Mund und auch er schluckte alles herunter ... Nur ein paar kleine Tropfen liefen aus seinen Mundwinkeln heraus. Erschöpft ließ sich Ben neben mich fallen und kuschelte sich an mich. Ich gab ihm einen Kuss und flüsterte ihm ins Ohr:
»Ben, ich liebe dich.«
»Ich liebe dich auch, Chris.«
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