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Suche nach dem Niemalsland
Teil 3 - Mama
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Informationen
- Story: Suche nach dem Niemalsland
- Autor: Crazyman
- Die Story gehört zu folgenden Genre: Drama, Coming Out, Lovestory
Teil 3: Mama
Tausend Stiche durchfuhren meinen Körper. Was hatte Martin da gesagt? Wusste er etwa Bescheid? Woher konnte Martin das denn wissen? Pure Angst packte mich. Mir wurde schlecht und schwindelig.
»Was? Woher...«
»Na frag doch deinen tollen Hecht, der wird dir alles sagen können, du perverse Schwuchtel, du kranke!«
Was Martin da sagte machte mich traurig. Ich war doch nicht krank? Oder etwa doch?
»Aber...«
»Frag ihn... er wird dir alles sagen können!«
Martin wich zur Seite. Wieder sah ich Josefs kaltes Lächeln. Er stand auf, ging auf mich zu. Schaute mich an. Mit seinem kalten Blick durchbohrte er meine Augen. Was war denn nur los? Ich blickte ihn an, den Jungen, den ich liebte. Doch dieser erwiderte mir nur kalte Blicke.
»Tja, dumm gelaufen für dich...«
Was sagte Josef da? Träumte ich? Ich spürte seinen kalten Blick tief in mein Herz stechen. Etwas war nicht in Ordnung.
»Wie meinst du?«
»Na ganz einfach...«
Ich kapierte nichts mehr. Innerlich brannte mein Herz, alle wussten es, alle wussten unser Geheimnis.
»Warum hast du es gesagt? Warum müssen alle es wissen?«
»Was? Das du schwul bist?«
Josef schrie das Wort regelrecht. Martin kicherte. Und noch schlimmer, er zwinkerte Josef zu.
»Nein, dass wir zusammen sind.«
Sagte ich leise und traurig.
»Wie? Was meinst du damit?«
Ich glaubte mich verhört zu haben.
»Was wie? Du und ich, wir sind doch... zusammen?«
Mir war egal das die ganze Klasse mithörte, dass einige entsetzt, andere lustig und andere angewiderte Mienen zogen.
»Wie kommst du denn auf so nen' Scheiß?«
Was um Himmels Willen sagte Josef da nur. Es war doch alles so schön.
»Aber...«
»Nichts aber. Wir hatten Sex. Nebenbei war der schrecklich. Aber das war es auch schon. Nicht mehr, nicht weniger.«
Was Josef da sagte, lies mein Herz in tausend Stücke zerbrechen. Was war geschehen? Das, was da sprach war nicht Josef, war nicht MEIN Josef.
»Aber... Es war doch alles so schön?«
»Für dich vielleicht. Sei nicht so naiv!«
»Warum? Warum tust du das? Wir lieben uns doch?!«
»Tun wir das...? Ich dachte da gehören immer zwei dazu?«
Ich konnte nicht mehr. Mein Kopf brannte, mein Körper brach zusammen. Was sagte Josef da nur. Wir waren doch so glücklich!? Meine Welt brach zusammen. Ich musste mich setzen.
»Warum? Was ist geschehen?«
Josef kicherte. Warum kicherte er, wenn mir die Tränen über die Wangen rannen?
»Bist du wirklich so dumm? Kannst du etwa nicht kombinieren?«
Martins lächeln wurde immer breiter und höhnischer. Langsam kam mir ein Gedanke. Das konnte doch nicht wahr sein, oder doch? Ich musste bitterlich schluchzen und weinen. Hatte man mich so hintergangen? War ich wirklich wieder nur ein Opfer dieser Brut?
»Nein... Bitte nicht... nein!«
»Oh, Martin, ich glaube er hat es kapiert. Das gibt 100 Punkte. Schlag ein!«
Martin und Josef gaben sich Fünf. Ich konnte es nicht fassen. War das wahr? War das real? Ich verzweifelte, weinte, bekam nichts mehr um mich herum mit. Ich sah nur Josef und spürte nur den Schmerz, den mein zerbrochenes Herz aussandte.
»Tja du Tucke... Josef hat recht. Super hat er das gemacht. Endlich weiß ich welch krankes Schwein du doch bist... Gut das es noch andere wie euch gibt... die sind ja eh ganz in Ordnung. Aber so was wie du... gehört einfach nur ausgerottet.«
»Ich war in Wien der Außenseiter, Marco. Und glaub mir, in einer Stadt ein Außenseiter zu sein, ist ganz was anderes, als in einem Dörflein wie diesem hier. Ich konnte, durfte und wollte hier kein Außenseiter mehr sein. Aber leider war das, vordem ich Angst hatte, eingetreten. Martins Cousine ging mit mir in die selbe Klasse in Wien. Als Martin ihr sagte das er einen neuen Mitschüler aus Wien bekommen würde, war es nur noch eine Frage der Zeit das die Cousine auf mich kommen würde. Und so wusste Martin das ich schwul bin. Was sollte ich also tun, um nicht vor dem Platzhirsch sofort verstoßen zu werden?
»Ich rate dir, du Schwuchtel, tu besser was ich dir sage, sonst geht's dir so wie in Wien. Lass ihn auffliegen, oute ihn, dann bist du einer von uns. Überlege dir gut, mit wem du redest!«
Ich konnte den Worten nicht mehr folgen. Jedes einzelne brannte in meiner Brust. Ich war wieder nur benützt worden - wie immer. Mein Herz war kaputt, mein Freund entpuppte sich als Verräter, der mich nur ausnützte, um sich bei Martin einzuschleimen. Diese Gedanken, sie erdrückten mich. Ich spürte ein sehr starkes Schwindelgefühl. Alles woran ich geglaubt hatte, war anders. Alles was mich glücklich gemacht hatte, war weg. Ich spürte, wie mich mein Körper nach hinten drückte. Ich hatte keinen Willen mehr über ihn. Mein Blickfeld wurde immer enger. Ich sah lachende Menschen, mich auslachende Menschen. Meine Augen spieen Tränen. Ich vernahm noch den leisen Klang einer Glocke, bevor ich in eine Dunkelheit stürzte. Ich war wie in Trance. Josef und Martin hatten mir sehr weh getan. Ich konnte mich nicht konzentrieren. Ich lungerte nur auf meiner Bank und weinte in mich. Die ganze Klasse wusste nun also bescheid. Ich bin schwul... nein... ich bin nicht schwul. Ich hasse schwul... es ist krank und abnormal. Und ich bin nicht krank. Nein.
Die Schule war zu Ende. Ich merkte wie die restlichen Schüler einen Bogen um mich machten. Ich war wohl noch tiefer gesunken, als ich jemals unten war. Und das, nachdem ich so hoch mit Josef gestiegen bin... Es war alles nur ein Scherbenhaufen... ein großer Scherbenhaufen. Ich ging unbewusst in den Park, wo Josef mir von seinen ersten sexuellen Erlebnissen erzählte. Wie sollte es denn nur weiter gehen. In diese Schule konnte ich nicht mehr gehen. Das war unmöglich. Ich konnte keine klaren Gedanken mehr fassen. Ich war verloren, verloren in meiner eigenen Welt.
»Was soll das heißen, du willst die Schule abbrechen?«
»Mama, ich kann einfach nicht mehr. Ich hasse diese Schule, und Studieren will ich sowieso nicht, für was brauch ich dann Abitur?«
»Aber du bist doch bald fertig? Nur noch 4 Jahre?«
»Aber es bringt mir doch nichts, gar nichts!«
»Junge, was ist denn nur los mit dir?«
»Es ist nichts... ich will und kann einfach nicht mehr in diese Schule.«
»Ist etwas passiert?«
»Mama..., es ist so... wie immer!« damit hatte ich nicht mal gelogen.
»Aber du bist doch kein schlechter Schüler?!«
»Naja... es könnte schon besser sein...«
»Was soll das heißen?«
»Mama? ich bin zu faul. Was bringt es mir, wenn ich nicht mehr weiter diese Schule gehen will? Ich will etwas lernen. Büro, oder Tischler oder Verkäufer. Nur nicht mehr Schule. Ich kann nicht mehr?«
Während ich diesen Satz herausweinte und schrie, verschwand ich in meinem Zimmer. Ich legte mich auf mein Bett, hüllte mich in meine Decke ein und fing wieder zu heulen an. Was hatte ich nur getan, dass mir das jemand antut? Was? War ich so ein schlechter Mensch? Ich konnte es nicht glauben ? Ich wollte schlafen, doch es ging nicht. Jeder Gedanke war mit Josef verknüpft und jeder Gedanke war damit verknüpft, wie sehr er mir weh tat?
4 Wochen später?
»Ja hier ist Marco. Ich wollte nur fragen, ob meine Bewerbung bei Ihnen angekommen ist und ob Sie diese schon ausgewertet haben?«
Seit vier Wochen hatte ich nun also nicht mehr die Schule betreten. Meine Mutter hat zwischen dem dritten und vierten Tag aufgehört, auf meine stets abgesperrte Zimmertür einzureden. Schlussendlich rief sie bei der Schulleitung an und lies verlautbaren, dass ich nicht mehr kommen würde.
»Ah, Sie haben sich anderwärtig? oh? na da kann ich ja? ja, vielen Dank«.
Ich hatte mich fleißig daran gemacht, mich überall zu bewerben wo es nur offene Stellen gab. Egal als was.
»Hallo hier ist Marco, ich wollte nur fragen ob Sie sich schon entschieden? ach so? ja, ok. Danke vielmals.«
Mit einem roten dicken Stift strich ich die nächste Stelle mit einem großen X durch. Gerade eben hatte mir ein Grafikbüro abgesagt. Langsam wurde der Zettel rot. Nur noch drei Stellen hatten sich noch nicht gemeldet. Ein Gasthaus suchte einen Küchenjungen, eine Werbeagentur suchte einen Bürolehrling und zu guter Letzt brauchte ein EDV Betrieb einen neuen EDV Lehrling, weil der alte gegangen worden sein soll?
Ich hatte nie mehr etwas von Josef und Konsorten gehört. Oft hab ich ihm eine SMS geschickt und ihn darum gebeten mir alles zu erklären. Oft hab ich mich auf die Parkbank gesetzt und gewartet. Gewartet darauf, dass er mir es doch eines Tages erklärt, warum er mir so etwas angetan hat. Doch er kam nie und langsam ist mir das auch scheißegal.
»Wann soll ich denn zum Schnuppern kommen?«
Ich konnte es gar nicht fassen, mich hatte die Gaststätte »Bruckwirt« zu einer Schnupperwoche eingeladen.
»Vom 08. bis 12. Dezember? Ok, dass wäre in Ordnung. Muss ich irgendetwas mitbringen? Ok. Dann vielen Dank, ich freu mich schon! Auf wiederhören«
Manchmal spazierte ich noch zur Schule und schielte in die Fenster. Doch ich erkannte nur Schüler, die ihren Frust in diesem Gebäude schieben. Welch Glück, dass ich dem ein Ende machen konnte.
Genussvoll markierte ich die Kalenderwoche im Dezember mit einem grünen Stift in meinem Kalender. Vor lauter Freude machte mir jetzt die Absage der Werbeagentur gar nichts mehr aus.
»Und wann soll ich vorbei schauen?«
Auch der EDV Betrieb wollte mich näher betrachten und so wurde ich auch da zu einer kleinen Schnupperwoche eingeladen. Wie das wohl wird? Ich hoffe nur, dass ich dann auch wo bleiben kann.
Noch dazu stand mein Geburtstag an. Bald würde ich also 15 werden. Meine Pubertät endet bald.... Nur noch ein paar Jahre und ich bin ein Mann. Was wohl aus mir für ein Mann wird? Hoffentlich werde ich schön und reich. Der Traum von wohl jedem Menschen ist es, unabhängig zu sein, doch das schaffen die Wenigsten und ich wohl gar nicht. Deshalb beschränkte ich meinen Traum einfach nur darauf, glücklich zu sein. Denn mehr brauche ich gar nicht. Und schon das wird eine schwere Aufgabe werden.
Mama hatte sich etwas distanziert von mir. Mittlerweile bin ich wirklich ganz alleine. Sie hat es wohl nicht verkraftet, dass ich ihr nicht gesagt habe, warum ich die Schule verlassen wollte. Wir streiten öfters in letzter Zeit. Wahrscheinlich wollte Sie in mir einen Doktor sehen, oder einen Anwalt - was ich auch sicher geworden wäre, wenn da nicht Josef dieses Spiel mit mir gespielt hätte. Das hat mein ganzes Leben verändert. Und ich? Ich bin härter geworden. Die Sache juckt mich heute noch wenig. Es freut mich für Mama, dass sie nun auch einen Freund hat, den ich zugegebener maßen recht süß finde. Schlimm finde ich nur manchmal, wie er sie wohl bearbeitet des Nachts, wenn ich von der Stöhnerei aufwache? Aber sie hat es sich verdient. Mein ganzes Leben lang hat sie auf meinen Vater gewartet und nun scheint sie es aufgegeben zu haben?Gute Frage, wo ist der eigentlich?
»Die Salate kommen gewaschen und gebürstet in diese Abtrennung, und die Kartoffeln werden zuerst gewaschen, gebürstet und geschält.«
Na Mahlzeit? ich wurde zum Kartoffelschälen in die Kombüse geschickt. Das ganze hatte natürlich auch einen Vorteil. Ich lernte alle verschiedenen Formen und Arten von Kartoffeln kennen. Es gibt kleine, große, dicke dünne, dreckige, saubere, einige mit harter oder weicher Schale. Kurz, ich hatte eher ein biologisches Praktikum als einen Schnupperjob in einer Küche. Nach 8 Stunden Kartoffelschälen durfte ich dann noch die gesamte Küche putzen und wurde dann nach Hause entlassen. Mit wunden Fingern und einem Gedanken schmiss ich mich auf mein Bett:
»Wie soll ich das nur noch ne Woche aushalten?«
Auch der zweite Tag war nicht besser. Ab und zu durfte ich mal ein Salatdressing anmixen.
»Also, dass kannst du gut!« meinte der Chefkoch?
Auch zu sehen gab es in der Küche wenig. Es gab nur wenige von den Köchen, die wirklich gut aussahen.
Trotzdem bestand der Tag fast nur aus Kartoffelschälen. Ich wusste bereits, dass dieser Job wohl nichts für mich sei.
»Bist du dir sicher? Das Talent hättest du!«
»Talent im Kartoffelschälen, das ich nicht lache. Nein danke, ich weiß nun, dass diese Art von Beruf nicht das richtige für mich ist. Muss ich denn noch die restlichen Tage bleiben?«
»Also, wenn du nicht willst, können wir dich nicht halten. Schade? Aber gut?«
Die Geschäftsleitung drückte mir 20 Euro in die Hand. Ich war sehr positiv überrascht wie viel ich für 2 Tage bekommen hab...
Morgen sollte mein Geburtstag sein?
»Guten Morgen mein Liebling!«
Diesen Satz hörte ich schon so oft von meiner Mama, doch manchmal schaffte sie es wirklich, mich damit aufzuheitern. In letzter Zeit bin ich sehr froh das ich sie hab. Sie ist noch die einzige, die etwas mit mir zu tun haben will.
»Guten Morgen Mama!«
Sie eilte zu mir, umarmte mich und gab mir einen dicken Kuss auf die Stirn. Manchmal (so wie jetzt) tut das richtig gut.
»Alles nur erdenklich Gute zu deinem Geburtstag mein lieber Schatz!«
»Danke Mama?«
Sie verlies die Küche, ich hörte kurz etwas rumpeln und schon war sie wieder da. Sie hielt mir ein großes, schön eingepacktes Geschenk unter die Nase.
»Mama? das ist ja riesig.«
»Mach mal auf!«
Ich freute mich schon sehr, dass ich so ein großes und das wahrscheinlich einzigste Geschenk bekommen hatte. Vorsichtig löste ich die Tesastreifen von dem schön eingepackten »Etwas«. Langsam faltete ich das Papier weg und was ich dann sah konnte ich gar nicht glauben.
»MAMA??? Spinnst du?«
Mama sah mich mit großen Augen an. Mit so einer Antwort hatte sie nicht gerechnet. Ich fiel ihr sofort um den Hals und flüsterte ihr ein schüchternes
,Ich liebe dich'
ins Ohr.
»War das nicht zu teuer? Ich mein? das geht doch nicht! Du sollst doch nicht so viel Geld für mich ausgeben?«
»Ach komm, für was arbeite ich denn?«
Ich wusste wie viel ein gutes Notebook heutzutage kosten kann.
»Mama, das ist ja sogar mit WLAN?«
»Tja. Der DSL Zugang müsste schon ,funzen'.«
Ich musste lachen. Das letzte Wort klang so, als ob sie es geprobt hatte und sagte es total künstlich und lustig auf?
»Mama, du bist die Beste!«
»Ich weiß, aber nun probier es gleich aus.«
Ich schmatzte meiner Mum noch einen heftigen Kuss auf die Wange und eilte mit dem Packet in mein Zimmer.
Ich konnte es gar nicht erwarten, dass schöne silberne Notebook auszupacken. Ich stöpselte schnell das Netzteil an, schmiss mich auf mein Bett und drückte die Power-Taste.
,Windows fährt hoch? Bitte etwas Geduld'
Das war zu lesen. Als das Teil fertig war, sah ich eine bunte, schön gestaltete Benutzeroberfläche. Phu, mit der komischen Notebookmaus umzugehen war gar nicht so leicht. Ich beschloss gleich die nächsten Tage eine externe zu kaufen. Den Umgang mit dem PC hatte ich in der Schule gelernt. Darauf legten die Lehrer richtig wert. Es wurden sogar in jedem Klassenjahrgang eine Laptopklasse eingeführt. Allerdings musste man sich diese Dinger selbst besorgen und das war mir einfach zu teuer. Ich war neugierig, ob der DSL Zugang auch schon funktionieren würde. Wo meine Mama das Modem nur versteckt hatte? Tatsächlich - es ,funzte' (wie meine Mum so schön sagte) wirklich schon. Ich surfte und surfte, die Stunden vergingen.
»Na? Kommst du zurecht?«
Ich bemerkte gar nicht das Mum im Zimmer stand.
»Mum - es ist perfekt!«
»Das freut mich!«
Und schon war sie wieder weg.
Der Tag verging. Ich beschäftigte mich fast nur mit dem Notebook. Meine Mum hatte mir mein Lieblingsessen gekocht. Lasagne ? Lecker?
»Schatz, wir gehen mal schlafen? ich bin müde!«
»Mum? Schade? ich wollte dich gerade fragen, ob wir wieder mal PlayStation spielen! Wenn Herbert nichts dagegen hat? Irgendwann müssen wir ja mal ein Gegengift finden!«
»Oh? hmm? na da kann ich natürlich nicht nein sagen, aber nicht all zu lange. Ok?«
Meine Mum? ich war nach langer Zeit wieder richtig gut drauf.
Wir spielten und spielten, Mum hatte immer neue Ideen. Doch auf des Rätsels Lösung kamen wir nicht. Nach 2 ergebnislosen Versuchen gaben wir schließlich wieder auf. Ach, der blöde Tod?
Es war jetzt 23 Uhr. Ich beschloss noch nicht schlafen zu gehen und noch etwas im Internet zu surfen. Plötzlich schoss mir ein Gedanke in den Kopf. ,Chatten'? das, von dem jeder sprach, was so ultracool sein sollte? ich hab es noch gar nicht probiert. Also begab ich mich auf die Yahoo Seiten, registrierte mich.., oh? Emailadresse gibt's auch? Na gut? obwohl mir eh niemand schreiben würde? na gut? Mein Nickname lautete ,bruckboy15' ? was besseres war mir nicht eingefallen. Ich ging die Chatraumliste durch. ,Romantik, Liebe, Darkroom. Kuschelecke? alles nichts für mich. Dann plötzlich ,Gayroom'. Mich juckte es unter den Fingern.
Nein, ich will nicht? ich hasse es? nein!
»Wilkommen bei YahooChat? Sie werden nun in ,Gayroom' eingeloggt? Wir wünschen Ihnen viel Spass?«
Ich war total nervös.
»Hallo Bruckboy15«
sah ich im Mainchannel.
Ich drückte sofort auf die X Taste des InternetExplorers. Ich traute mich einfach nicht? Ich legte mich ins Bett, konnte aber nicht schlafen. Ich wälzte mich herum? Gedanken an Vergangenes holten mich ein. Ich sah Josef, ich erinnerte mich an meinen ersten Sex und wie schön es war? und dann? begann der Albtraum?
Ein paar Wochen spatter
»Aufstehen mein Schatz!«
Schon wieder dieser Satz. Ich wurde wach. Heute sollte ich mir die Computerwerkstatt anschauen, bei der ich mich beworben hatte.
»Ich hab dir Pausenbrot gemacht« sagte Mum und streckte mir eine kleine Papiertüte entgegen.
»Ach Mum? vielen Dank für alles!«
Ich ging aus dem Haus und stieg in den Bus.
Reflexartig wollte ich bei der Schulhaltestelle aussteigen, doch dann erinnerte ich mich, dass ich erst drei Haltestellen später aussteigen müsse.
»Hallo. Ich bin Bernhard.«
Der Chef des EDV Betriebes schüttelte mir freundlich die Hand. Er hatte sicher die 30 noch nicht erreicht. Mum hat mir vor ein paar Tagen erzählt, dass dieser Betrieb hier ein Familienprojekt wäre und der Seniorchef vor einem Jahr das Zepter an seinen Sohn übergeben hatte. Wow? er sah sehr süß aus?
Was denk ich da schon wieder?
»Hallo, ich bin Marco?«
»Ja, dann stell ich dich doch gleich dem Rest unserer ,Crew' vor. An der Kasse steht Maria.«
Ich begrüßte mich bei Maria. Sie war sehr freundlich, schon etwas älter.
»In der Werkstatt stehen Heinz und Michael, sie sind für Reparaturen und Neuanfertigungen zuständig.«
Die zwei winkten mir schnell zu und ich winkte zurück.
»Im Büro sitzt Hildegard. Sie ist sozusagen unsere ,Perle'«
Hildegard hatte sicher die 50 schon erreicht. Sie hatte ein sehr angenehmes und freundliches Lächeln.
»Hallo du! Na? Schnupperst hier ein bisschen? Wenn du mal nen' Kaffee oder Kakao magst, dann sag mir bescheid!«
Sie war wirklich nett?
»Und hier in der Überprüfung ist der Lehrling. Er heißt Peter.«
Peter grüßte mich auch nett. Er war wohl um die 17 herum. Er gefiel mir zwar nicht, aber sympathisch war er mir schon.
»So. Jetzt hab ich dich hier ein bisschen herumgeführt. Was weißt du denn alles über PC's und wie gehst du denn mit ihnen um?«
Er zwinkerte mir die ganze Zeit zu. Er war schon sehr hübsch? Nein... Nein? Bitte nicht?
»Ja, also ich kenn mich schon ganz gut aus. Bei uns in der Schule wurde Computerhandhabung recht groß geschrieben.«
»Ok? dann geb ich dir mal ein Übungsmodell? versuch die Festplatte einzubauen!«
Mir gefiel die Arbeit richtig gut. Ich hatte die Festplatte im Handumdrehen eingebaut und Bernhard war sehr zufrieden mit mir. Er schaute mir die ganze Zeit über die Finger und erklärte mir wirklich viel. Ich war schon ganz schön nervös neben ihm. Er war sehr attraktiv. Er hatte blonde, glatte, kurze Haare, blaue Augen, war recht groß?
»Du machst das sehr gut! Geh mal zu Peter und hilf ihm bei seinen Sachen. Ich muss kurz außer Haus. Ich bin dann gleich wieder da!«
Ich war irgendwie enttäuscht, dass Bernhard nun weg sein würde? Ich ging zu Peter, der grade an einem Mainboard etwas herumschraubte.
»Na? Gefällt es dir hier?« fragte er mich.
»Ja, es ist schon sehr nett hier!«
»Bist du nur fürs Schnuppern hier oder willst du hier anfangen?«
»Also, ich hab schon mit dem Gedanken gespielt hier anzufangen.«
»Mach das nicht!«
»Hm? Warum nicht? Ist doch nett hier und die ganzen Arbeiter sind sehr freundlich.«
»Trozdem? mach das nicht. Es hat sich viel geändert seit der neue Chef hier ist! Glaub mir? fang hier nicht an!«
Entweder war Peter eifersüchtig auf mich oder er hatte nen schlechten Tag. Ich fand es wirklich toll hier.
»Warum? Was ist denn?«
»Mehr kann ich dir nicht sagen. Überlege es dir gut?«
»Ja? ich soll dir helfen meinte Bernhard.«
»Tja? dann hilf mir mal den Prozessor auszutauschen.«
Peter kam mir recht merkwürdig vor? Ich konnte ihm bei allem helfen und es machte sogar viel Spaß. Was Peter wohl meinte?
Bernhard kam drei Stunden später wieder zurück. Er ging zu Peter und besprach mit ihm etwas. Ich bekam leider nicht mit, über was die zwei sprachen, aber ich hatte das Gefühl, dass es um mich ging.
»Peter hat mir erzählt das du viele Schwierigkeiten hattest ihm zu helfen. Ist das wahr?«
Ich musste mich regelrecht dazu zwingen ihn nicht anzustarren. Aber halt? was hatte er gesagt? Ich hatte doch alles super gemacht und das hat Peter mir selber gesagt?
»Ich habe mich bemüht? Peter hat mir gesagt das ich alles gut gemacht hab?!«
»Oh? das ist typisch?«
Bernhards Gesicht verzog sich? er schien zu Grübeln.
»? das ist typisch Peter? er ist immer eifersüchtig auf neue die was können. Ich kann mir auch nicht vorstellen das du Probleme hattest. Du hast alles was ich dir aufgegeben habe super gelöst? hör zu, wenn du hier anfangen willst, sag es mir!«
Er zwinkerte mir wieder zu? Gott war er süß?
»Also es gefällt mir schon sehr gut? Ich will nur nicht das Peter wegen mir eifersüchtig wird, oder ist.«
»Weißt du was? Ich lad dich zum Essen ein. Da können wir ja alles besprechen.«
Oh mein Gott? was mach ich nur?
»Ähm? ja ok? wollen Sie abends oder mittags gehen?«
»Eigentlich abends? zu Mittag hab ich was anderes vor. Ist das ok?«
»Ja, passt!«
»Gut, dann kannst du jetzt in Mittagspause gehen. Bitte um 14 Uhr wieder hier sein. Mahlzeit!«
Irgendwie ging mir alles zu schnell. Dieser viel zu schöne und viel zu nette Mann lud mich zum Abendessen ein, ich verursachte jetzt schon einen Mitarbeiterkonflikt? ob das gut geht?
»So schnell geht das? Aber schön wenn es dir gefällt.« meinte Mum. Der Tisch war voller Einkaufssachen.
»Diese Äpfel sind der Wahnsinn« kaute Mutti mir entgegen.
»Schön! Du brauchst übrigens heute Abend nicht für mich zu kochen. Ich bin sicher etwas länger weg.«
»Ist OK Liebling? ich werd mir dann einen netten DVD Abend mit Herbert machen? Ach ja? du kannst immer mit mir reden, ja? Vergiss das nie!«
Äh? Was meinte Sie jetzt damit? Wusste sie doch etwas? Sie kann doch gar nichts wissen?
»Mum? Geht's dir gut?«
»Na klar!«
Das Telefon läutete. Mum ging dran.
»Marco? Hier ist ein Freund von ,Peter'«
Was war denn jetzt kaputt?
»Ja hallo?«
»Marco? Du kennst mich nicht, ich bin ein Freund von Peter. Ich weiß nicht ob du es mitbekommen hast, aber ich war der ehemalige Lehrling in dem EDV Betrieb, wo du nun zu Arbeiten beginnen sollst. Ich kann dir nur davon abraten. Lass es. Such dir was anderes.«
Ich konnte es kaum fassen. So weit ging Peter also schon? Der Typ musste ja wirklich krankhaft eifersüchtig sein.
»Hören Sie mal?! Ich weiß ja nicht was das ganze soll, aber lassen Sie mich in Ruhe, und richten Sie Ihrem Peter aus, dass er endlich aufhören soll mir die Lehrstelle auszureden!«
»Marco? ich weiß es klingt scheiße? aber lass es. Es wird dir so gehen wie mir. Es? scheiße? meine Mutter ist grad gekommen? egal was tu tust? nimm Abstand von Bernhard?«
Es tutete. Er hatte aufgelegt.
Was sollte ich davon halten? Was war da bloß los? Ich beschloss Peter am Nachmittag zur Sprache zu stellen.
»Wer war denn das?«
»Och, ein Freund von meinem neuen Mitarbeiter? wollte mir alles gute wünschen!«
»Oh, das ist aber nett.«
»Mum, ich geh dann wieder. Du brauchst nicht auf mich zu warten!«
»Ist ok? und? iss nicht das teuerste!«
Wir lachten beide?
Ich machte mich wieder auf dem Weg zum Betrieb. Ich war höchst neugierig und stutzig was das ganze nun auf sich hatte. Als ich angekommen war, wollte ich sofort zu Peter. Doch dieser war nicht da.
»Suchst du Peter?« fragte mich Hildegard.
»Ähm, ja schon?! Wo ist er?«
»Der hat sich vor zehn Minuten krank gemeldet. Hat sich zu Hause den rechten Arm gebrochen.«
Na super. Was sollte ich jetzt tun?
»Wann kommt denn der Chef?«
»Der kommt meistens auch um 14 Uhr herum. Du bist ja noch etwas zu früh hier.«
Ich schielte auf die Uhr. Es war 13.50 Uhr. In dem Moment knallte die Tür auf und Bernhard kam mit Heinz und Michael herein.
»Schönen Nachmittag! Hildegard, hat sich Peter bei Ihnen schon gemeldet? Er hat sich den Arm gebrochen!«
»Ja, ich hab das schon auf die Stempelkarte geschrieben.« antwortete Hildegard. Sie schien wirklich sehr fleißig zu sein.
»Marco? jetzt wird es ernst für dich! Du übernimmst inzwischen Peters Posten.«
Bernhard zwinkerte mir wieder zu, ich zwinkerte diesmal zurück. Mir wurde ganz warm. Ich schraubte PC Gehäuse auf, baute Festplatten ein, setzte Betriebssysteme neu auf? ich lernte wirklich viel. Bei der Arbeit hatte ich gar nicht so die Zeit, an den komischen Anruf von heute Mittag nachzudenken.
Der Abend rückte näher. Um kurz vor 18 Uhr meinte Bernhard zu mir, dass nun Feierabend wäre und ich schon mal in sein Auto steigen sollte. Er hatte einen BMW. Schwarz natürlich. Bernhard kam bald nach, setzte sich ins Auto, sah mich an und zwinkerte wieder. Ich lächelte zurück. Ahhhhh?
»So, wo fahren wir denn hin?« fragte er mich.
»Keine Ahnung?!«
»Ok, dann fahren wir? hmm? ins Antik.«
»Ins ANTIK???«
Das Antik war DAS Nobelrestaurant von Bruck.
»Ja? Warum nicht? Willst du lieber wo anders hin?«
»Ne, mir ist es egal, ist sicher nett dort!«
»Ganz meine Rede!«
Ich wunderte mich? für einen Chef war Bernhard extrem freundlich und nett. Fast als ob er ein guter Freund wäre.
»Und? Ein Junge wie du hat sicher schon eine Freundin!«
»Ne, hab ich nicht!«
»Was? Warum das?«
»Weiß nicht, mir egal.«
»Soso?«
»Und Sie?« Bernhard unterbrach mich. »Ich bin Bernhard?«
»Also gut? du, Bernhard, bist sicher verheiratet oder?«
»Nein, auch nicht!«
»Aber ne Freundin?«
»Auch nicht. Ich suche auch keine?«
»Warum das?«
Antwort bekam ich nicht, weil wir gerade am Antik angekommen waren.
»Ein Tisch für zwei bitte.«
Ein Mensch im Pinguinoutfit brachte uns zu einen recht abgelegenen Tisch für 2 Personen. Es war schon sehr romantisch mit den Kerzen und italienischer Musik. Der Kellner legte uns zwei dicke Speisekarten auf den Tisch. Während ich die Zeilen schnell überlas, schielte ich immer wieder in Bernhards Augen. Er schien schon zu wissen was er essen wollte. Dann fragte uns der Kellner nach dem Getränk.
»Also erledigen wir schnell das Geschäftliche. Du kannst anfangen wenn du willst. Du bist sehr talentiert.«
»Und was ist mit Peter?«
»Ach - der wird sich schon beruhigen.«
Ich wollte fragen, was mit dem anderen Lehrling war? es interessierte mich schon sehr.
»Was war eigentlich mit dem Lehrling vor mir?«
Der Kellner kam und unterbrach uns. Mit einem Notizblock bewaffnet fragte er uns über unsere Esswünsche aus.
»Der hat Geld aus der Kasse geklaut? das ist bei uns ein Entlassungsgrund.«
Verständlich.
Irgendwie kam ich mir wie in einem schlechten Film vor. Mein wohl zukünftiger Chef, der der absolute Traumprinz für mich war, lud mich zum Essen in DEM Nobelrestaurant von Bruck ein. Was für ein romantisches Ambiente ?
»Ok? also kann ich sofort anfangen?«
»Klar? Gut, dann hol dir morgen gleich von Hildegard den Vertrag und die Dienstvorschriften. Als Lehrling bekommst du ja nicht so viel bezahlt, aber wir können ja mal schauen wie do so arbeitest... freut mich!«
»Mich auch? sehr sogar. Und wie schnell das ging!«
Ich war richtig froh? Das Essen kam.
»So, und wo waren wir vorher stehen geblieben?«
Fragte mich Bernhard.
»Ich glaube? ich habe dich vorher gefragt, warum du keine Freundin suchst.«
Während ich diesen Satz sprach wurde ich immer leiser. Was fragte ich da eigentlich meinen zukünftigen Chef? Ich spürte wie ich rot wurde.
Nein, bitte nicht?
»Also das ist eine längere Geschichte?«
»Achso, na, sie? äh? du brauchst es mir ja nicht zu erzählen? war dumm von mir. Entschuldigung!«
»Ich bin schwul.«
»Ja, ich auch.«
STOPP??? FILMRISS??? Hallo? Hab ich das gerade gesagt? Hab ich das gerade gehört? Bernhard schien genau so überrascht zu sein.
»Ähm? Wie jetzt? Du auch?«
Bernhard fing zu lachen an.
»Hm? ja schon!«
»Das ist ja lustig. Ich habe mich noch nie so spontan vor jemand geoutet, und das ausgerechnet dann auch vor einem schwulen. Das ist schön!«
»Ja, das ist witzig. Ich habe mich auch noch nicht so geoutet.«
Ich fand es gar nicht witzig. Ich quälte mich fast dazu zu lachen. Und da war es passiert. Bernhards Lächeln, seine Augen? NEIN? ich hatte mich gerade in ihn verliebt. Oh nein? nicht in meinem Chef?
»Wollen wir zahlen?« fragte mich Bernhard und zwinkerte mir wieder einmal zu.
»Äh? ja? Was hast du noch vor?«
»Ich würde dir gerne einen Ort hier zeigen. Da kann man besser reden. Wir haben ja viel zu reden jetzt.« und wieder lächelte er mir zu.
Was würde jetzt passieren? Ich war total aufgeregt. Meine Hände waren schweißnass. Die Autofahrt schien mir unendlich lang. Immer wieder grinste Bernhard zu mir herüber. Ich war eher beschäftigt, meine Nervosität zu verstecken. Plötzlich meinte mein Handy, dass jemand mit mir sprechen wollte. Ich hatte gerade jetzt gar keinen Bock den Anruf zu beantworten. Da ich aber unsere Festnetznummer erkannte, musste ich doch wohl oder übel drangehen, denn sonst würde sich eine gewisse Frau Mutter Sorgen machen.
»Hallo?«
Herbert war dran, er war ganz aufgeregt und hektisch.
»Marco? Bist du es?«
»Ja klar!«
»Es geht um deine Mutter, es ist so schrecklich?«
Was ich dann hörte lies mir das Blut in den Adern gefrieren.
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