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Ein unverhoffter Abend

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Vorwort

Hallo, diese Geschichte ist frei erfunden, allerdings gibt es die Handlungsorte wirklich. Ich möchte damit keine Werbung machen, sondern der Geschichte etwas mehr Realität verleihen. Ich hoffe der erste Teil gefällt euch. Ich denke es werden drei Teile, also eine Trilogie. Über Feedback würde ich mich natürlich freuen. Da es meine erste Geschichte ist, würde ich mich auch über Tipps und Tricks freuen, damit die weiteren Geschichten und Teile besser werden. Dann bleibt mir nur noch viel Spaß beim Lesen zu wünschen LG Cyrus

 

14:30

Was bedeutet das für mich???? Natürlich, die Penne ist aus. Oder, wie sie sonst genannt wird, die Hölle auf Erden oder eben Schule. Eigentlich stehe ich ja gar nicht so auf Schule, aber was muss das muss. Immerhin habe ich es schon in die 10 geschafft. Wenn ich nicht sitzen geblieben wäre, dann wäre ich jetzt zarte 17, allerdings gönnte ich mir in der 8. Klasse einen Durchhänger und bekam dafür auch gleich die Quittung. Ich durfte diese Klasse wiederholen. Welch Freude. Na ja, wie dem auch sei, in der alten Klasse bin ich sowieso nicht sehr beliebt gewesen. Ich habe schon ein vereinnahmendes Wesen und das bekam die alte Klasse doch etwas zu spüren. So ist Gruppenarbeit für meine Verhältnisse unmöglich. Ich traue keinem über den Weg und bin eigentlich eher so der Einzelgänger. Konnte mich eigentlich auch nie beklagen. Ich meine, ich bin hilfsbereit, höre gerne zu usw. Allerdings wurde das, so hatte ich zumindest das Gefühl, irgendwann ausgenutzt. Es hat sich schon schnell herumgesprochen, dass ich ein „Mädchen“ für alles bin. Natürlich bin ich kein Mädchen, sondern ein Junge von 18 Jahren. Ich gehe in Köln zur Schule. Dieses sollte man vielleicht erwähnen.

Die Schule war aus und der Heimweg war nicht weit. Ein bisschen Bahnfahren, 5 Minuten zu Fuß gehen und schon stand ich im Flur. Zu Hause war noch keiner, meine Eltern arbeiten ziemlich lange. So zwischen 16 und 18 Uhr sind sie meist zu Hause. Meine Mutter arbeitet als Bankkauffrau und leitet in Köln eine Bank. Sie verdient ziemlich ordentlich, allerdings meint sie immer, dass ich nicht so viel Geld sehen soll, damit ich den Umgang mit Geld nicht verlerne. Finde ich allerdings auch gut, da ich eh nicht viel brauche.

Mein Vater ist bei der Kripo. Es ist schon ein anstrengender Job und teilweise auch recht gefährlich. Aber er macht es gerne. Er fährt auch einen fetten Mercedes, wie so ziemlich alle Kripobeamte. Meine Mutter hingegen fährt eher so einen Kleinwagen, so einen neuen Fiat Grande. Ein niedliches Auto, wenn ich ehrlich bin. Sie meint immer, damit würde man besser durch die Stadt kommen. Ich kann es mir gut vorstellen. Der Verkehr in Köln ist schon heftig.

Aber eigentlich kann es mir auch recht egal sein. Ich bin zufrieden mit meiner Bahnfahrerei. Eigentlich auch recht praktisch. Man kauft sich ein Juniorticket und hat für den ganzen Monat seine Ruhe.

Zu Hause gehe ich immer erst in mein Zimmer, es ist recht groß, hat ein Sofa, das man gegebenenfalls zu einem Bett ausziehen kann, falls mal Gäste kommen und nicht mit mir ein Bett teilen wollen, andernfalls habe ich auch noch ein sehr großes Bett. Genügend Platz, um sich ab und zu mal zu vergnügen.

So stehe ich immer wieder in meinem Zimmer, knalle die Tasche in eine Ecke, und begebe mich zurück in die Küche, um mit der Nahrungsaufnahme zu beginnen.

Ich kann recht zufrieden sein, denn wenn ich was esse, und das kommt häufig vor, nehme ich nicht sonderlich viel zu. Kann halt alles essen und nehme nicht zu. Ist schon ganz praktisch.

Doch es hat nicht sollen sein, denn auf dem Weg zum Kühlschrank, werde ich von einem klingelnden Telefon gestört.

„Ja.“

„Hi Niki, ich bin es. Julia.“ Eine ziemlich gut aufgelegte Stimme begrüßt mich direkt.

„Hi Jule, was kann ich für dich tun????“

„Nun, was denkst du denn? Es ist Freitag, die Schule ist aus und es steht das Wochenende vor der Tür. Also, wie schaut es aus, Party???? Oder einen schönen Videoabend?? Oder einfach mal gar nichts machen????“

„Wenn du mich so fragst, würde ich heute Abend gerne mal, einen ruhigen Abend machen. Vielleicht einfach mal in eine Kneipe setzen und den Leuten hinterher schauen, wie sie sturzbesoffen durch die Gegend rennen.“

„Ja sicher, du willst es denen dann später wohl gleichmachen und auch torkeln. Aber gut, nur zu zweit ist ein bisschen armselig. Vielleicht sollten wir noch Marcel und David mitnehmen??“

„Wahrscheinlich hast du Recht, hört sich schon mal gut an, aber ohne Rene macht es keinen Spaß. Den müssen wir natürlich auch noch mitschleppen.“

„Man, du hast Recht, wie konnte ich diesen Pausenclown nur vergessen. Den rufe ich doch direkt an. Aber vorher noch die anderen Sachen, wann sollen wir uns treffen????“

„Ja, wir gehen so um 19 Uhr mal beim Früh vorbei. Da bekommt man immer ein Plätzchen und wenn nicht, dann ziehen wir durch die Gegend und schauen mal.“

„Na gut, ich kümmere mich um den Rest, wir treffen uns dann wie immer an der Domplatte. Bis später dann.“

„Ja, mach das. Bis später.“

Vielleicht sollte ich mal die Verhältnisse zwischen uns fünf Personen erklären. Zunächst haben wir David. Den, muss ich sagen, kenne ich schon, so lange ich mich zurückerinnern kann. Wir sind zusammen aufgewachsen und man kann sagen, dass er wie ein Bruder für mich ist, den ich niemals hatte.

Marcel ist der Freund von David. David ist schwul und hat es mir im Alter von 14 Jahren gesagt. Ich wusste damals nicht so recht, was dies bedeutet, aber das hat unserer Freundschaft keinen Abbruch getan. Allerdings muss ich sagen, dass ich Marcel erst später anerkannt habe. Ich mochte ihn nicht so sehr. Ich hatte immer das Gefühl, dass er mir David wegnimmt. Wenn man sich vorstellt, dass David und ich früher immer zusammenhingen und heute nur noch ab und zu weggehen. Natürlich dann mit Marcel. Aber es ist okay, so wie es ist.

Julia oder von allen auch Jule genannt, gehört auch zu meinen ältesten Freunden. Neben David kenne ich Jule am längsten. Eigentlich seit der Grundschule.

Da hatte ich mich damals in Jule verliebt. Und wir waren auch sage und schreibe vier Jahre zusammen.

Von der ersten Klasse bis zur vierten. Ja, es war, wie es so schön heißt, Kinderliebe. Sollte man nicht so ernst nehmen. Aber ab da waren wir beste Freunde. Wenn ich mal mit meinen Problemen nicht zu David ging dann eben zu Jule.

Dann haben wir noch Rene im Bunde. Rene kenne ich noch nicht so lange. Dieser junge Mann ist in der 8. Klasse, in die ich auch durch mein sitzen bleiben gekommen bin, auch herein gekommen. Da wir zwei neu in der Klasse waren, haben wir uns schnell angefreundet. Und wie es sich gehört, habe ich ihn dann in die Clique mit aufgenommen. Seitdem sind wir fünf unzertrennlich.

Am Kühlschrank angekommen, mache ich erst mal ein komisches Gesicht, wie sooft war nichts mehr da. Also, was tun? Richtig, da ich in der Nähe vom Neumarkt wohne und die Innenstadt nicht grade weit weg ist, mache ich mich mal auf dem Weg zum McDoof. Ich mag den Fraß eigentlich nicht, aber in der Not sollte man nicht kleinlich sein. Also gehe ich mal zum Neumarkt. Besser gesagt auf die Hohestraße und hoffe, dass beim McDoof nicht viel los ist.


Boah, bin ich voll. Habe mir mal eben ein Maxi Menü reingezogen und sitze jetzt zu Hause vor meinem PC. Muss doch mal schauen, ob ich nicht neue E-Mails bekommen habe. Immerhin habe ich Auslandskontakte. Die will ich auch weiterhin pflegen. Dadurch ist mein Englisch viel besser geworden, kann ich also nur jedem empfehlen. Und siehe da, ich habe 3 neue E-Mails. 3 neue E-Mails, bedeuten 3 Antworten. Na ja, habe ich jetzt keinen Nerv dazu, immerhin steht heute Abend noch etwas an. Viel lieber würde ich jetzt etwas schlafen wollen und ich glaube, das mache ich auch.

Boah ist diese Welt ungerecht. Gerade am Schlafen, klingelt das Telefon. Aber zum Aufstehen bin ich zu faul. Doch was ist das, ich höre schon Stimmen. Soweit ist es also schon mit mir.

„Ja, der ist da, soll ich ihn dir mal geben???“ Also, wenn ich es nicht besser wüsste, könnte ich schwören, dass ich die Stimme kenne.

„Ach echt, davon hat er mir noch gar nichts gesagt. Aber ich denke, wenn er sich benimmt, kann er garantiert heute Abend bei dir schlafen.“ Also, ich würde ja jetzt behaupten, dass da irgendwer über mich redet. Aber da ich noch schlafe und ja alles nur ein Traum ist, mache ich mir auch keine weiteren Gedanken darüber.

„Warte kurz, ich hole ihn.“ Mich beschleicht ein Gefühl, dass ich doch nicht mehr ganz am Schlafen bin.

„Ja, er schläft. Ist es wichtig???? Dann wecke ich ihn mal.“ Tja und wer kann mich am besten wecken??? Natürlich meine Mutter. Das geht bei der ruck zuck und man sitzt steif im Bett und reißt die Augen auf. So auch diesmal.

„Ach, wie ich sehe, bist du schon wach. Ging ja schneller als beim letzten Mal.“ Ohhhh wie ich sie hasse. Kommt einfach mit einem kalten Lappen in mein Zimmer und wirft ihn mir in den Nacken. Sollte ich mal zu einem Mörder werden, dann ihretwegen.

„Mum, was gibt es denn schon wieder???“

„Telefon, mein Lieber. Ich denke, wir sehen uns ja später noch mal, bevor du abrauschst.“

„Ja, gib schon her.“

Meine Mutter wirft mir das Telefon zu und ich hau mich wieder auf´s Bett, schaue auf den Hörer, ob etwas zu erkennen ist, leider nicht. Dann geh ich eben dran.

„Wer stört zur frühen Stunde meinen sehr wohl verdienten Schlaf, den ich durch........“

„Ist ja schon gut, bleib locker. Ich wollte dich nur dran erinnern, dass es nur noch eine Stunde bis zum Treffen ist.“

„Oh Shit. Nur noch eine Stunde????? Ich glaube, wenn du mich nicht kennen würdest, Jule, dann würde ich mein Leben verschlafen.“

„Ja, denke ich wohl auch. Also zieh dich an, ich bin in 45 Minuten da und hole dich ab.“

„Ja, und danke nochmals.“

Tja, wenn ich Jule nicht hätte, dann würde ich wirklich mein Leben verschlafen. Ihr wisst ja, wie das ist, eine Stunde Zeit und das ist für einen pubertierenden Jungen die Hölle. Manchmal denke ich, dass Jungen noch schlimmer sind als Mädchen. Aber auch nur manchmal. Wer aber schon mal bei Jule gepennt hat, der weiß, dass sie vor einem Abend genau so lange braucht um sich fertig zu machen, wie sie nach dem Abend braucht um zu Bett zu gehen. Dementsprechend bin ich froh, dass ich heute alle Zeit der Welt habe, mich umzuziehen. Schnell geduscht, na ja was heißt schnell, so 30 Minuten sind da schon Standard. Wenn einem das heiße Wasser den Körper runterplatscht, das tut einfach nur gut, kein Wunder, dass man so lange unter der Dusche steht. Frisch geduscht und ansonsten auch die üblichen Rituale im Bad erledigt, gehe ich zurück in mein Zimmer und suche mir was Schönes aus dem Schrank. So wie ich die Leute kenne, geht es eh wieder nicht nach meiner Nase. Also mache ich mir nichts vor und bereite mich auf alles vor.

Frisch geduscht, wie ich war, und auch mittlerweile angezogen, bleiben mir nicht mal mehr 3 Minuten. Das bedeutet, noch mal schnell ins Bad und die Haare zu recht machen. Man könnte sagen, dass ich eitel bin aber eigentlich nur pflegebewusst. Ich bin gerade dabei die Haare zu machen, als auch schon Jule in der Tür steht.

„Nicolas, kommst du bitte runter?“ Hatte ich schon erwähnt, dass ich bei meiner Mutter zu einem Mord fähig wäre??? Ich hasse es, wenn sie mich so ruft. Wie dem auch sei, ich gehe dann die Treppe hinunter und wie ich sehen kann, habe ich mich nicht getäuscht. Jule ist mal wieder aufgedonnert. Dies bedeutet wohl, dass es nicht bei einem gemütlichen Abend bleibt.

„So Mum, dann sind wir wohl mal weg. Ach ja, es könnte, so wie sich Jule wieder aufgedonnert hat, etwas später werden.“

„Ja Junge, ich weiß. Jule meinte eben, dass du heute vielleicht auch wo anders übernachtest.“

„Ach, tue ich das??? Davon weiß ich allerdings noch nichts. Aber wenn Jule es so sagt, dann wird es wohl so stimmen.“

Meine Mutter lacht noch fröhlich und schon bin ich draußen. Jule schlingt ihren Arm um den meinigen und schon machen wir uns auf den Weg zur Domplatte. Jule und ich sind nicht mehr zusammen, falls da ein falsches Bild zustande kommt. Aber warum soll man alleine durch die Straßen ziehen, ist so eh viel gemütlicher. Zum Glück fahren noch Bahnen, habe wirklich keine Lust, so weit zu laufen.

„Sag mal Jule, was haben wir heute vor???? Du bist ziemlich aufgedonnert dafür, dass wir nur beim Früh sitzen wollen.“

„Ach, lass dich überraschen. Ach so, Rene hatte übrigens keine Lust. Bedeutet, wir sind heute nur zu viert unterwegs.“

„Also hat es mit dem Rest geklappt???“

„Ja, David und Marcel kommen, du kommst und ich auch. Vier Personen.“

Eigentlich die normale Truppe. Wir haben schon oft zusammengehangen und es hat sich mittlerweile auch eine Gemeinschaft gebildet. Auch in der Schule stehen wir immer zusammen. Am Anfang war es etwas schwierig, da Marcel und David ihre Homosexualität frei ausleben. Wir mussten uns immer mal ein paar Sprüche gefallen lassen, aber ich denke, so eine Freundschaft kann, das nicht so leicht erschüttern. Gerade, weil ich David ja jetzt schon lange kenne. Und über diesen Jungen lasse ich einfach nichts kommen. So kann es auch vorkommen, dass ich mich stellvertretend für David prügle, falls den irgendwer anpöbelt.

„Komm, wir sind da. Ich denke, die anderen warten schon.“ Irgendwas stört mich an Julia heute Abend. Sie hat schon den ganzen Abend so ein Glitzern in den Augen. Irgendwas ist da im Busch und ich habe keine Ahnung. Ich würde sagen, lassen wir uns einfach überraschen. Wir schnell noch die letzten Treppen empor klimmend, als ich auch schon ein küssendes Paar zu Gesicht bekomme. Natürlich sind es David und Marcel. Wer soll es auch anderes sein. Doch zu meinem verwundern lässt mich Jule los und rennt zu einem mir unbekannten Mann. Und damit noch nicht genug, gibt sie ihm auch direkt einen Kuss. Ihr könnt euch vorstellen, dass bei mir die Kinnlade in diesem Moment ziemlich runterhängt. Man hätte mir locker den ganzen Dreck, der auf dem Fußboden liegt, in den Mund kehren können.

„Also, ich glaube, man schuldet mir eine Erklärung.“ Dabei sehen mich natürlich der Unbekannte und Jule an.“

„Also, lieber Niki, so was nennt man wohl Verliebtheit.“

„Ja danke, soweit war ich auch schon. Aber wer ist das??? Und wieso erfahre ich erst jetzt davon?? Und alles und überhaupt????“

„Ach ja, ihr kennt euch ja noch gar nicht. Das hier ist Stephan. Er kommt auch aus Köln. Den Rest will das nicht unbedingt hier erzählen, lass uns irgendwo hingehen. Ein Bierchen trinken oder so was.“

Bei den letzten Worten schaue ich zu David und Marcel. Irgendwie kommen mir die beiden sehr niedergeschlagen vor. Aber was soll’s. Letzten Endes nicken alle in die Runde und wir machen uns wie besprochen auf zum Früh. Was allerdings etwas merkwürdig ist, da alle ziemlich aufgebretzelt sind. Mir egal. Ich bin etwas enttäuscht, aber auch sehr erfreut, dass Jule einen Freund hat. Ich meine, das wird ja auch langsam Zeit. Bevor ihr euch fragt, wieso ich es nicht probiert habe, ich mag Jule sehr aber nur als beste Freundin. Sie ist wirklich spitze. Man kann mit ihr über alles reden und einfach nur Spaß haben, nicht so, wie ihr schon wieder denkt. Tztztz. Und das früher, mein Gott, man war neugierig. Das dürft ihr ruhig wieder vergessen.

Wir sitzen nun an einem Tisch, eigentlich mittendrin. Wie immer sehr voll für einen Freitag und wenn ich mich nicht irre, wird es sogar noch mehr. Der Köbes bringt uns auch erstmal das gewünschte alkoholische Getränk, wobei ich direkt zwei für mich bestellt habe und dem Köbes das alte schon wieder in den Kranz stecke. Er lacht mich nur an und ich meine zu ihm „Prost“.

Allgemeines Gelächter geht um und schon ist lockere Stimmung da.

„Also, wir sind so circa eine Woche zusammen und haben uns im Kino kennen gelernt. Ich hatte ihm typischerweise von den Natchos den Käsedip über seine Hose gekippt. Wir wollten es euch eigentlich schon früher sagen, aber ich wollte erst mal schauen, ob es hält.“

„Hat es ja anscheinend getan, aber typisch Jule, muss immer erst ein Unfall bauen, um einen abzubekommen“, sage ich dann hinterher. Und alle fallen in das Lachen ein.

„Genau. Und ich hoffe, ihr habt nichts dagegen.“ Diese Stimme gehört zu Stephan, er macht von vornherein einen netten und sympathischen Eindruck.

„Ne, passt schon, kann ja nicht klagen. Nur irgendwie scheiße. Jeder hat eine Freundin, oder eben einen Freund........“

Marcel und David schauen schon so komisch, da sollte ich es besser erwähnen.

„.......nur ich bleibe mal wieder auf dem Trockenen hängen. Und mal ehrlich, dabei sehe ich doch wohl ganz geil aus, oder etwa nicht???“

Das Gelächter ist groß, und schon ist die Stimmung wieder oben auf. Dann gibt mir Marcel sogar einen Kuss auf die Wange. Na ja, wie gesagt, mir macht es nichts, solange man mir meine Hosen oben lässt. Habe ja auch schon erwähnt, dass ich jeden Scheiß mitmache.

Nach zehn Runden Bier, die natürlich brüderlich geteilt wurden, erhebt Marcel das Wort.

„Hey Leute, ich und David, wir wollten noch in eine Disco. U27 hat ´ne neue Location bekommen. Sie ist jetzt im Loft House am Mediapark. Wollt ihr mit???“

„Ist doch bestimmt so eine Schwulenparty, oder???“, kommt natürlich von mir. Eigentlich wissen die ja, dass die mich mit so einem Kram in Ruhe lassen sollen, aber na ja, warten wir mal ab.

„Ja richtig, aber schau mal. Zu zweit macht das nicht so viel Spaß wie in einer Gruppe. Außerdem waren wir noch nie da. Und wir richten uns immer nach euch. Bitte, kommt mit. Es ist auch wirklich nicht schlimm.“

Marcel ist ja schon richtig am Flehen, dass wir mitkommen. Aber meine Meinung steht natürlich. Haltet mich aus diesem Kram raus. Jule und Stephan, die sind natürlich direkt begeistert und wollen mitgehen. Anscheinend wollen sie wohl mehr über die schwule Szene erfahren. Na ja, mir soll es recht sein.

„Ne, lass mal, ich habe euch oft genug gesagt, dass ihr mich mit diesem Kram in Ruhe lassen sollt. Mal ein Küsschen hier oder da ist mir ja egal, aber das geht eindeutig zu weit. Ich mach mich dann mal auf den Weg. Man sieht sich.“

Marcel und David waren sichtlich enttäuscht über meine Aussage, aber mir war es in diesem Falle recht egal. Ich bin dann nur noch aufgestanden und nach draußen gegangen. Erst mal ein wenig stecken, damit ich wieder in Bewegung komme. Mein Weg führt mich erst mal in Richtung Hohestraße, als ich auch schon eine Hand auf meiner Schulter bemerke. Ich drehe mich natürlich um, um demjenigen eins auf´s Maul zu geben, aber da sehe ich genau in diese treuen Augen von David. Er nimmt sogar meine Hand und das ist schon zu viel. Aber heute Abend lasse ich ihn gewähren. Wieso eigentlich ???? Na egal.

„Komm schon Niki, du bist mein absolut bester und ältester Freund. Und du warst der allererste, der es erfahren hat. Komm doch mit. Es würde mir sehr viel bedeuten.“

„Erde an David, ich bin nicht schwul. Was soll ich da???“

„Ja schon, aber ich war auch noch nie da und ich gebe zu, ich habe etwas Angst. Ohne, dass ich dir zu nahe treten will, aber bei dir fühle ich mich sicher. Bei dir bin ich mir sicher, mir kann nichts passieren. Du bist so eine Art großer Bruder für mich.“

Da konnte auch ich nicht mehr. Das war ja mal eine Offenbarung erster Güte. Ich war in diesem Augenblick dann doch sehr sprachlos. Ich wusste mir nicht anders zu helfen, als David einfach in den Arm zu nehmen. Wenn ich ehrlich bin und nicht zu verweichlicht klinge, mir kamen sogar die Tränen. Na ja, es ging mir halt sehr nahe. Mir geht es ja nicht anders, David ist nun mal so wie ein Bruder. Nach wenigen Minuten kamen dann auch schon die anderen aus dem Früh und sahen uns so eng umschlungen dastehen. Selbst Marcel, der ja eigentlich eifersüchtig werden sollte, konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

„Glaub mir, du bist für mich auch wie ein Bruder, den ich mir immer wünschte. Ich mache mir auch immer Sorgen um dich und alles, und wenn es dir dann doch so viel bedeutet, komme ich auch heute Abend mit. Aber lass das bloß nicht zur Gewohnheit werden, klar?!?!“

David hauchte mir nur noch ein leises „...danke“ ins Ohr und gab mir einen Kuss auf die Wange. Alle fünf, die wir da waren, gingen wir los in Richtung Mediapark.


Vor dem Loft House war es schon ganz gut gefüllt. Da es wohl anscheinend noch nicht aufgemacht hatte, erst so gegen 22 Uhr, mussten wir wohl noch etwas warten. Also stellten wir uns vor dem Loft hin. Man konnte die Nervosität richtig spüren, wie David und Marcel da standen und immer wieder verstohlene Blicke zum Club machten.

Das lange Warten hatte dann auch bald schon ein Ende und wir gingen zum Eingang. Dort stehen zwei Gorillatypen. Dass diese Typen aber auch immer so grimmig schauen müssen. Da bekommt man richtig Angst.

Am Eingangsbereich grinst mir auch schon so ein Blondschopf entgegen und drückt mir so eine Geldkarte in die Hand, ihr wisst schon, wo der Betrag durchgestrichen wird. Wie soll’s auch anderes sein, ein weiterer Gorilla, der auch noch Geld wollte. Gute 6 Euro leichter und eine Geldkarte schwerer steuern wir erstmal zur Bar. Immerhin will das Bedürfnis nach etwas Kühlem, Feuchtem was meine Kehle runtergleitet, gestillt werden. Ich hoffe für alle hier, dass es ein ordentliches Kölsch gibt. Aber anscheinend brauche ich mir da keine Gedanken zu machen.

Eine Sorge weniger kapsle ich mich etwas von den anderen ab, die sich wohl sehr gut amüsieren. Dabei fällt mir ein, dass ich noch meine Jacke anhabe. Spätestens da war klar, wo ich als nächstes hingehe. Als nächstes bahne ich mir meinen Weg durch diese Location bis zur Garderobe.

Ich kann mir nicht anders helfen, aber ich muss sagen, dass diese Location urgemütlich ist. Allerdings, irgendwas stört mich gewaltig. Muss wohl daran liegen, dass hier keine einzige Hete herumläuft, so wie ich.

Ich meine, was soll ich den nun hier. David und Marcel amüsieren sich sehr gut, Stephan und Jule sind auch am Schmusen und zusammen sitzen sie an einem Tisch. Wie dem auch sei, ich ziehe weiter meine Runden. Wie nicht anders gedacht, sieht man hier und da Jungs, die sich abknutschen und ebenfalls Mädels. Nicht, dass mich das stören würde, immerhin habe ich es schon oft bei David und Marcel gesehen. Was ich aber auch bemerke, ist, dass ab und zu Mal der ein oder andere mich ziemlich gierig mustert. Sollte es mir unangenehm sein, so kann ich euch beruhigen, das war es nicht. Viel mehr war es eine Ehre, da es ja bedeuten muss, dass ich doch geil aussehe.

Einige Bier oder besser gesagt Bacardi-Cola mehr hatte sich meine Blase gemeldet. Also, husch, husch, auf die Toilette. Wie nicht anders zu erwarten war, habe ich dort eine Begegnung der dritten Art. Zwei Jungs, die sich doch allen Ernstes zu begatten versuchen. Mal ehrlich, da steht mir diese ganze Geschichte doch bis zum Hals.

Was habe ich mir hier nur wieder eingebrockt. Ich gehe dann einfach mal auf diese Jungs zu und spreche sie an, dass dieser Akt ja nicht unbedingt auf einer Toilette stattfinden muss.

Immerhin ist dies hier ein Restaurant und hier gehen nicht nur Homos auf die Toilette. Beide drehen sich um, den einen kenne ich natürlich nicht. Aber zu meinem Schock, den anderen sehr wohl. Ich bin nun drei Stunden hier und habe mich soweit mit allem angefreundet, was hier so passiert. Aber das war zu viel für mich.

Da entdecke ich doch glatt, wie Rene, ja dieser Rene mit dem ich gut befreundet bin oder war, wie der einen anderen Jungen abschleckt.

Man konnte erkennen, dass der Schock bei Rene genau so groß war, wie bei mir. Er richtet sich auf und wollte was erklären. Da bekam er auch schon einen Schlag auf die Nase. War ich das etwa????? Eigentlich gar nicht üblich. Ich habe mich noch nie geschlagen, außer zum Schutz von David. Doch da knallen mir wohl die Sicherungen durch.

„Hey, spinnst du jetzt total??“, sagte der eine Junge, mit dem Rene rummachte. Ich konnte nichts sagen, ich bin einfach nur aus der Toilette und zur Garderobe.

„Lass ihn in Ruhe verdammt. Er ist ein Freund von mir oder zumindest war er es mal.“ Hörte ich noch Renes Stimme, als ich mich auf dem Weg zur Garderobe mache. Am Ausgang hält mich einer von den Gorillas fest.

„Hey Junge, wo ist deine Marke, ich hoffe, du wolltest nicht abhauen, ohne zu bezahlen.“

Ich schaute den Gorilla an und gab ihm meine Marke. Ich musste dann irgendwas um die 26 Euro bezahlen, was mir aber recht egal war. Ich gehe an die frische Luft und atme einmal tief durch. Da berührt mich eine Hand an meiner Schulter. Es war Rene. Mit einer blutigen Nase schaut er mir tief in die Augen, ich hätte schwören können, er blickt mir in meine Seele. Bei ihm bildeten sich Tränen in den Augen. Allerdings ist er nicht alleine, bei mir ist das ebenfalls der Fall. Ich weiß nicht, wie lange wir da gestanden haben, für mich sind es wohl Stunden. Aber in der Realität nicht mal 10 Sekunden.

Ich reiße meine Schulter frei und laufe weg. Ich weiß nicht, wohin ich laufe, ich kann in der Ferne meinen Namen hören, doch es ist mir egal. Ich laufe immer weiter. Ich bin bestimmt schon eine Stunde unterwegs. Mittlerweile muss es so um die 2 Uhr nachts sein. Wenn man ehrlich ist eine ziemlich gefährliche Zeit hier in Köln. Man muss immer auf der Hut sein, denn es laufen hier immer irgendwelche undefinierbaren Geschöpfe durch die Gegend. Ich erblickte eine Bank, ich musste schon weit gelaufen sein, denn ich fand mich am Rhein wieder. Jeder der schon mal im Loft House gewesen ist, weiß, wie weit der Rhein entfernt ist. Ich blieb einige Minuten sitzen. Ich heulte so vor mich hin. Warum ich heulte, kann ich nicht richtig sagen. Vielleicht kennt ihr das, wenn man tierisch von einer Person enttäuscht ist. Immerhin kennen Rene und ich uns schon ziemlich gut und genau so wie mit David, konnte ich mit ihm immer Scheiße bauen. Trotzdem war es ein anderes Verhältnis zu Rene. David war wie mein Bruder, doch Rene.....ich kann es nicht erklären. Ich will es auch gar nicht erklären.

Wie dem auch sei, schießt mir grade David in den Kopf und entschließe mich, ihn anzurufen. Nach drei Versuchen, da niemand ran ging, machte ich mich auf den Weg zurück ins Loft House. Ich machte mir dann doch schon Sorgen um ihn. Es war zu früh, dass er schon zu Hause ist, aber wenn er nicht an sein Handy ran geht, dann ist eigentlich was im Busch. 30 Minuten später war ich wieder vor dieser Location. An mir fuhren dann noch Polizei und Krankenwagen vorbei, aber hier in Köln braucht man sich da nicht wirklich Sorgen zu machen, hier passiert immer etwas.

Ich wartete kurz vor dem Loft House denn wieder hineingehen wollte ich nicht. Was ist, wenn Rene noch da ist und ich ihm wieder begegnen würde. Ich wollte es mir nicht ausmalen.

Ich wollte die Freundschaft nicht auf´s Spiel setzen, aber ihn da rumlutschen zu sehen, das war zu viel für mein Gemüt. So sage ich einem Gorilla Bescheid, dass er sich mal bitte umschauen soll, ob er einen Marcel oder David findet, die auf meine Beschreibung passen.

Doch anstatt mit David oder Marcel, kommt der Gorilla mit einem Mädel zurück. Zu meinem Schock war es Jule, die tränenüberströmt auf mich zukommt.

Ich nahm sie anschließend in den Arm.

„Hey, was ist denn los??“ Das war ich, mit zitternder Stimme.

„David“, war das einzige, was sie hervorbrachte.

„Ja genau, zu dem wollte ich, was ist denn los, Mensch??“ Ich schob Jule ein bisschen zurück und schaute ihr in die Augen.

„Er wurde......wurde.........“

„Zusammengeschlagen“, das war nicht Jule, es war Stephan, der gerade auch rauskam. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, mir schnürte es die Kehle zu. Mein selbsternannter Bruder war zusammen geschlagen worden.

„Wann, warum, wie??“ Waren die einzigen Worte, die ich hervorbrachte.

„Als du abgehauen bist, kam Rene weinend wieder rein, durch Zufall hat David ihn gesehen. Auch, dass er geblutet hat. Rene hat dann die Geschichte erzählt. David ist sofort rausgelaufen, selbst bezahlt hatte er nicht. Und hat dir hinterhergebrüllt. Doch du bist weitergerannt. Er ist dir weiter hinterher, als er einen Schlag in den Magen abbekam. Da müssen sich wohl solche Nazis versteckt haben und gewartet haben, bis eine Schwuchtel herauskommt.

Zum Glück ist einer der Gorillas hinter ihm her, er hatte ja nicht bezahlt. Er konnte gerade noch verhindern, dass der Baseballschläger zum Einsatz kam. Trotzdem hat David schon Blut gespuckt. Er hat dann über Funk den Notarzt verständigt. Es sieht nicht sehr gut aus.“

Nachdem Stephan alles erzählt hat, kann ich meine Tränen nicht mehr halten.

„DDDDDDDDDAAAAAAAAAAVVVVVVVVVVVIIIIIIIDDDDDDDDD“, ist das einzige, was ich noch hervorbringe, bevor ich bewusstlos werde.

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