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Anders als geplant

Teil 4

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Inhaltsverzeichnis

Lucas

Das Warten war wie immer das schlimmste... Ich war mit David zum Flughafen gefahren, und wie zwei verlorene Lämmer schlichen wir in der Ankunftshalle umher. Normalerweise immer irgendwas am reden, hing jetzt irgendwie jeder in seinen Gedanken und wartete darauf, endlich den tagelang vermissten, ganz persönlichen Superstar im Arm zu haben.

Zur Ablenkung schlenderte ich durch den Zeitschriftenshop. An einem Regal, das ich in den letzten Jahren immer weiter vernachlässigt hatte, blieb mein Blick hängen: die BRAVO hatte ein Bild von meinem Richie auf der Titelseite, und dazu die Schlagzeile Einsamer Richie: Ich will Liebe.

Ich musste grinsen. Na die konnte er haben.

Ich blätterte in dem Heft und mir wurde klar, was ich im Begriff war zu tun: Ich würde meine erste Bravo seit, wer weiß wie vielen Jahren, kaufen. Ich musste nur die Überwindung dazu aufbringen, mit diesem Teenyblättchen zur Kasse zu gehen, auch wenn die sich sicherlich einen Schrott dafür interessierten, was ich kaufte.

Ich überlegte, mir zusätzlich noch irgendetwas „seriöses“ zu kaufen und verstand endlich, wie sich damals der Typ in der Kondomwerbung fühlen musste. Blieb nur zu hoffen, dass der Typ an der Kasse jetzt nicht „Hooorst, was kost'n die Braavo?“ rufen würde. Aber es blieb mir erspart, und so saß ich kurz darauf wieder neben David auf den Wartesitzen und las, wie sehr sich mein Schatz nach dem richtigen Mädchen sehnte. Jaja.

Irgendwann, als ich vor lauter Verzweiflung auch den Rest des Heftes durchgeblättert und stellenweise sogar gelesen hatte („Woran merke ich, dass ich in der Pubertät bin?“ - riechst du doch), wurde der Flug aus Berlin angesagt.

Wir sprangen auf und positionierten uns am Ausgang aus der Sicherheitszone. Trotzdem dauerte es noch eine ganze Weile, bis wir endlich unserem jeweils Angebeteten gegenüber standen.

Beide waren wieder in anonymer Reisekopfbedeckung unterwegs – ob man sie so auch durch die Sicherheitskontrolle gelassen hatte?

Kaum stand Richie vor mir, da zog er mich auch schon mit sich. Auch Chris und David folgten uns schnell ohne lange Wiedersehensfreude – zumindest nicht öffentlich.

Wir trennten uns am Ausgang; Beide Jungs waren in der Stimmung, ein Taxi für die Fahrt auszugeben, doch wir mussten in verschiedene Richtungen. Während Chris das Wochenende bei David verbringen würde, hatte Richie sich über die Plattenfirma ein Hotelzimmer organisiert – das lag aber nicht in Bonn, sondern in Köln, wie er mir am Telefon erklärt hatte, wegen der „besseren Kontakte“. Na dann.

Auch im Taxi blieben wir brav nebeneinander sitzen und unterhielten uns nur über belanglose Dinge wie den Flug und das Wetter in Berlin.

Nach zum Glück nicht zu langer Zeit hielt das Taxi vor einer der ersten Adressen Kölns. Während ich noch mit großen Augen aus dem Wagen stieg, war Richie schon auf dem Weg in die Halle. Also folgte ich.

Endlich setzte er auch seine Verkleidung ab, und ich dachte bei mir, dass er tatsächlich so noch besser aussah als auf dem großen Foto in der Bravo. Vielleicht hatte die Bravo aber auch nur schlechte Fotografen, oder mich hatte nur das viele Make Up irritiert.

Richie ging an die Empfangstheke, wo ihm nur schnell ein Zettel zum unterschreiben gereicht und dann der Schlüssel ausgehändigt wurde. Dann gab er mir ein Zeichen, ihm zum Fahrstuhl zu folgen.

Ich sah mich noch mal irritiert nach dem Taxi vor der Tür um, das war aber schon fort. Ich wandte mich an Richie.

„Hattest du nicht Gepäck dabei?“ Ich war mir ganz sicher.

„Yea, das wird schon zu die Zimmer gebracht.“ Na klar. Luxus eben.

Noch etwas perplex guckte ich mich auch im Aufzug um. Die Preise auf der dort aushängenden Speisekarte trieben mir schon fast die Tränen in die Augen.

„Sag mal Richie... wäre ein normales Hotel nicht unauffälliger gewesen?“

„What? Oh nein. Luxury Hotels sind bessa weil sie mehr achten auf discretion. Hier ist es viel geringere Chance von jemand etwas weitergezählt wird.“

Hm. Das würde ich ihm wohl glauben müssen. Vielleicht stand so was ja auch im Survival Guide für Bravo geplagte Teeniestars.

Ach ja die Bravo. Die steckte immer noch eingerollt in meiner Jackentasche. Ich würde ihn noch damit konfrontieren müssen.

Nach einem kurzen Gang über den Flur betraten wir dann endlich das Zimmer. Richies Gepäck hatte uns irgendwie schon überholt und stand ordentlich auf einem kleinen Holzbänkchen.

Das Zimmer war wirklich ansehnlich. bestimmt nicht die Präsidentensuite, aber trotzdem schon größer als mein Zimmer zuhause. Und soweit ich das sehen konnte, war alles da, was man brauchen konnte. Minibar, Fernseher, großes Bett...

Richie hing das rote „Nicht stören“ Schild an die Türklinke und drückte die Tür zu. Endlich konnten wir unsere Begrüßung ordentlich nachholen, auch wenn sie mit noch weniger Worten und dafür mehr Schmatzen ausfiel als die erste.

Zwischen zwei Küssen fragte Richie mich: „Kannst du heute hier bleiben?“ und ich nickte. Ich konnte, das hatte ich mit Hannahs Hilfe so eingerichtet. Ich war offiziell am Wochenende bei ihr, und für den unwahrscheinlichen Fall dass meine Eltern mich anrufen wollten, wäre ich eben gerade auf dem Klo oder im Keller oder sonst wie nicht zu sprechen, und sollten sie auf meinen Rückruf bestehen, konnte Hannah mich darüber per SMS informieren. Dem Wochenende stand also nichts mehr im Wege.

Richie zog mich auf die Couch, und nach einigem weiteren Knutschen schaute er mich plötzlich ernst an.

„Lucas... Ich möchte nicht gerna nur der „Star“ sein. Ich bin auch nur eine ganz normale Junge...“ Ich musste an die Bravo denken. „Aber,“ er grinste, „lass uns das weekend hier etwas luxury haben okay? Und nicht gucken auf den Geld.“

Na meinetwegen kein Widerspruch.

Richie machte wieder an, mich zu küssen. Doch kurz bevor wir uns trafen stoppte ich ihn und nahm seine Lippen genau in Augenschein.

„Was ist los?“ Richie war sichtlich irritiert.

„Ach,“ sagte ich ganz unschuldig, „ich wollte nur gucken, ob der Lippenstift auch weg ist.“

„Lippenstift?!“

„Ja. Der Ich-sehne-mich-so-nach-einem-Mädchen-das-mich-versteht-Lippenstift.“ Ich zog die Bravo hervor.

„Oh nooo.“ Richie drehte sich mit gespieltem Entsetzen weg. „Warum hast du so was? Du glaubst doch nicht was denen schreiben?“

„Nein keine Angst,“ beruhigte ich ihn und küsste ihn zur Versicherung, „ich weiß ja, dass dir vorgegeben wird, was du denen erzählen sollst.“

„Das ist es ja nicht only, manchmal schreibt das einfach jemand von denen und die Plattenfirma sagt okay, und ich weiss es garnischt.“

Später saßen wir nur aneinander gekuschelt vor dem Fernseher und ließen uns vom deutschen Programm voll rieseln. Richie hatte auch „seinen“ Artikel in der Bravo gelesen und ihn des öfteren mit Kopfschütteln oder ausgestoßenen Zischlauten kommentiert.

Irgendwann entwand er sich aus meiner Umklammerung, stand auf und verkündete, was Essen zu wollen. Wir studierten also die Zimmerservicekarte und bestellten so ziemlich alles, was uns in den Sinn kam, kurz, es wurde ein schamloses Vollfuttern. Selber vollfuttern, gegenseitig vollfuttern, gelegentlich auch mal voneinander vollfuttern – aber wirklich nur gelegentlich – bis wir irgendwann nahezu bewegungsunfähig nebeneinander lagen.

Trotzdem hatten wir es irgendwann aufs Bett geschafft, und uns mit einiger Anstrengung auch der störendsten Klamotten entledigt. Und nun lag ich leicht bekleidet mit meinem Oberschnuckel im Bett, und wollte eigentlich nur so liegen bleiben. Ich meine, mir war klar, was jetzt eigentlich anstand. Aber die Situation war viel zu schön, um jetzt anzufangen... naja ihr wisst.

Ich sah Richie in die Augen und irgendwie schien es mir, als würde es ihm ähnlich gehen. Also blieben wir aneinander geschmiegt liegen, bis wir irgendwann abglitten in ruhigen und endlich nicht mehr einsamen Schlaf.

David

Irgendwann wachte ich auf, weil ich meinen Arm nicht mehr spürte. Kein Wunder, denn ein gewisser Boygroupsänger lag mit seinem vollen Körpergewicht darauf und schlief friedlich den Schlaf der Gerechten. Ich zog mein kribbelndes Gliedmaß vorsichtig zurück, was mir ein unzufriedenes Knurren meines Freundes und das höchst unangenehme Gefühl eines "aufwachenden Armes" einbrachte. Nachdenklich betrachtete ich den Mann an meiner Seite. Ich konnte es noch immer nicht wirklich glauben, dass er da war und mich liebte, obwohl er mir beides in den vergangenen Stunden auf jede erdenkliche Art und Weise bewiesen hatte. Und nun lag er da, friedlich schlafend. Ich kuschelte mich an ihn und strich ihm zärtlich über die Brust. Es dauerte nicht lange und ich war wieder eingeschlafen.

Geweckt wurde ich dieses Mal von Kaffeeduft. Zögerlich öffnete ich zuerst das linke, dann das rechte Auge und schnupperte. Ja. Kaffee. Definitiv. Dann sah ich mich um. Der Platz im Bett neben mir war zwar noch warm, aber verlassen. Und von irgendwo im Haus hörte ich Geschirr klappern.

Er wird doch nicht....mit einem Satz war ich aus dem Bett gesprungen und schlich mich aus meinem Zimmer heraus, zum Treppenabsatz. Von dort aus konnte ich Chris zwar nicht sehen, aber immerhin feststellen, dass das Klappern aus der Küche kam und jemand dort werkelte.

So leise ich konnte, schlich ich die Treppe hinunter und durch die offene Tür in die Küche. Chris stand, nur mit Boxershorts bekleidet, mit dem Rücken zu mir an der Arbeitsplatte und schickte sich gerade an, Kekse in eine Schüssel zu kippen. Ohne Vorwarnung umarmte ich ihn von hinten, zog ihn an mich und flüsterte ihm ein paar nette Sachen ins Ohr. Er zuckte zwar zusammen, schien dann aber letztlich doch die Situation sehr zu genießen.

"Menno, du hast mir die Überraschung kaputtgemacht" Ein bisschen schmollte er aber schon.

Ich griff ihm vorne in die Boxershorts. "Soll ich’s wieder gut machen?"

"Hey, mir tut noch alles weh von gestern. Ich kann jetzt bestimmt tagelang nicht sitzen", sagte er und grinste dabei so, als hätte er das gerne in Kauf genommen.

Ich grinste zurück und gab ihm einen Kuss. "Bei Muskelkater im Sport soll man ja auch möglichst bald weitertrainieren!" feixte ich.

Chris lachte sich halb tot. "Aber bitte nicht hier in der Küche" und nach einer Pause "Du kannst deine Hand ruhig dort lassen"

Ich hatte sie nämlich vorsichtig versucht wegzuziehen. "Na okay. Du hast es ja so gewollt!"

Der anschließende Weg hoch in mein Zimmer muss für Außenstehende sehr seltsam gewirkt haben. Ein Junge balanciert zwei Tassen Kaffee nach oben, während ein anderer Junge die Hand in seinem Schritt hat und in der anderen Hand zwei Schalen - eine mit Obst und eine mit Keksen - bugsiert. Aber Gott sei Dank sah uns niemand. Bei dem Gedanken an das Presseecho wurde mir spontan ganz schwindelig. Nicht nur wegen Chris...eigennützigerweise wollte ich auch meinen nackten Arsch nicht auf dem Cover der BILD-Zeitung finden.

Wir lagen dann eine Weile nebeneinander im Bett, aßen, kuschelten, sahen fern und stießen beim Zappen auf den Tigerentenclub, die Sendung, die US 5 am Freitag aufgezeichnet hatten. Chris wurde aschfahl, als er sich im Fernsehen sah. "Gott sieht Richie schwul aus", grinste er, nachdem er sich beruhigt und ich ihm versichert hatte, wie großartig er tanzen könne.

Ich betrachtete ihn noch mal genauer.

"Na ja, n bisschen viel Lippenstift vielleicht", grinste ich.

Chris grinste.

"Obwohl....du wirkst auch nicht gerade unterschminkt", neckte ich ihn.

"Ich hab halt Akne und die wollten das wegschminken", brummte Chris.

"Ist ja gut", beruhigt ich ihn, zappte vorsichtshalber weiter und kuschelte mich an ihn.

"Irgendwie hab ich heut voll Lust, schwimmen zu gehen", sagte Chris nach einer Weile und mir schwante, dass er das ernst meinte.

"Später", sagte ich. Eigentlich hasste ich Schwimmbäder.

Chris schien meinen Gedanken zu erraten. "Ich kenne da nen See in der Nähe von Köln. Da ist man fast ungestört."

Schon besser.

"Okay. Aber noch nicht jetzt!"

"Na gut", sagte mein Darling und kuschelte sich an mich. "Du hast deine Hand ja weggezogen. Das ist aber nicht gut!" Er grinste.

Nicht ganz uneigennützig legte ich meine Hand wieder dorthin, wo sie schon in der Küche gewesen war. Chris brummte zufrieden und zog mich näher zu sich heran.

Lucas

Ich erwachte am Sonntag viel zu früh – aber wir waren ja auch verhältnismäßig früh eingeschlafen. Richie schien das nicht zu stören, er lag immer noch tief in die Hotelkissen versunken. Als ich ihn so da liegen sah fiel mir mal wieder auf, wie schön er eigentlich auch und gerade ohne all das aufgesetzte Star-Styling war.

Ich stieg aus dem Bett und untersuchte den fahrbaren Tisch, auf dem immer noch die Reste unseres Abendessens lagen. Ich probierte einige der übrig gebliebenen Speisen aus, aber irgendwie schmeckte Essen von gestern zum Frühstück nicht wirklich gut.

Weil ich nichts besseres zu tun hatte, untersuchte ich noch den Rest des Hotelzimmers. Guckte in die Minibar, blätterte in den Hotelinformationen und schaute tatsächlich in den leeren Kleiderschrank. Aber irgendwann wurde mir auch das zu langweilig.

Ich krabbelte zurück aus Bett und kam dort auf die Idee, lieber etwas an Richies freiliegendem Hals rumzuknabbern Und der schmeckte auch tatsächlich besser.

Der Angeknabberte schlug die Augen auf.

„Hey. Was machst du da?“

„Ich hab' Hunger,“ sagte ich und biss ihm sanft in die Schulter.

„Au! Komm lieber hier her mit deina Mund,“ beschwerte er sich und zog meinen Kopf zu sich ran.

Nach dem Kuss, bei dem ich mich schwer beherrschen musste nicht auch noch zuzubeißen, sah er mich wieder an.

„Jetzt mochte ich gerade nur noch die ganz normale Junge von fruher sein. Dann musse ich mich nicht verstecken wenn ich mit meine Freund durch die Stadt gehe.“

Ich küsste ihn gleich noch mal. „Ist schon okay. Hauptsache wir können überhaupt zusammen sein.“

Obwohl es anders natürlich auch okay gewesen wäre. Aber wenn er kein Star wäre hätte ich ihn wohl auch gar nicht kennen gelernt. Also.

Mein Bauch meldete sich. Laut.

„Wenn du hungrig hast lass uns etwas zum fruhstucken gehen.“

Ich nickte. „Okay. Willst du zuerst duschen oder soll ich erst?“

„Well...“ er grinste mich an, „Die Dusche ist eigentlich ganz groß.“

Dann nahm er meine Hand und zog mich mit ins Bad.

Ich hatte mich ja schon die ganze Zeit gut gefühlt, aber nun in der Dusche wurde das echt noch besser. Das Wasser warn genau richtig, Richie sah auch ohne Shorts... ganz nett aus (okay, ja, ich hatte schon Probleme an mich zu halten), und glücklicherweise war die Dusche auch nicht so groß, dass zwei Leute da Platz drin gehabt hätten ohne sich ständig zufällig zu berühren.

Überhaupt beschäftigten wir uns sehr intensiv miteinander. Shampoo, Duschgel, Wasser, alles musste ja irgendwie am ganzen Körper verteilt werden. Und Richie war wie auf der Bühne – mal hier mal da, ich konnte gar nicht so schnell fühlen wie er seine Hände über meinen Körper bewegte. Und als er mich dann an sich randrückte und mir den wahrscheinlich tiefsten Kuss meines Lebens gab, fingen meine Beine schon bald an nachzugeben. Wahrscheinlich fehlte ihnen das Blut, das sich schon längst in Schritthöhe versammelte.

Wir trockneten uns ab, und schon wieder hing ich an Richies Hand, der mich aus dem Bad und wieder zum Bett führte.

Was folgte war... unbeschreiblich. Der sonst so hibbelige Richie, der sonst selten für einen Moment stillstehen konnte, war auf einmal so ruhig und einfühlsam. Ich weiß nicht wie lange wir miteinander schliefen, aber obwohl es sicher eine ganze Weile gedauert hat, war mein Hunger wie weggeblasen. Der meldete sich erst wieder, als wir schließlich doch recht erschöpft nebeneinander lagen. Zumindest rumorte es ziemlich laut in meinem Bauch.

„Jetzt lass uns fruhstucken gehen bevor alles weg ist,“ schlug Richie also vor, und so saßen wir dann kurze Zeit später im Frühstücksraum – und Richie hatte sogar auf die Verkleidung verzichtet. Er musste schon viel Vertrauen in die Diskretion dieses Ortes haben.

„Was machen wir denn heute noch so?“ fragte ich irgendwann.

„Isch denke wir nachher rufen Chris und David an. Chris kann ja heuta zu seinen parents gehen und ich mit ihm wohnen. Und vielleicht die beiden mochten heute abend etwas tun. Kino oder etwas. Und gleich wir konnen etwas spaziere gehen.“

Da wir nicht sicher waren, ob man die beiden anderen schon wach erreichen würde, verschoben wir das telefonieren noch etwas, und gingen erst etwas raus. Auch wenn dazu wieder Verkleidung nötig war, bei Richie zumindest.

Wir spazierten nebeneinander am Rheinufer entlang und ich dachte wieder an vorhin; in solchen Momenten wäre es sicher schöner, auch seine Hand zu nehmen oder so, aber trotz Verkleidung wollten wir das nicht riskieren. Doch weder begegneten uns wilde Paparazzi noch viel wildere Fangirls – und ich merkte wie gut Richie das tat auch mal Urlaub zu haben. Ich stellte mir das auch ziemlich merkwürdig vor- man konnte ja nicht „einfach mal so“ z.B. auf ne Party gehen, wenn die Leute einen da sofort umringen würden, weil sie gerade noch zum Song dieses Menschen getanzt hatten.

Na ja, wir würden uns schon arrangieren.

David

Irgendwann klingelte mein Handy. Lucas. Ich ging ran, auch wenn es mir ein unwilliges Grummeln von Chris einbrachte. Wir lagen nämlich immer noch im Bett und kuschelten.

„Hey“, meldete ich mich.

Lucas klang gelöst und entspannt. „Heya, sag mal, was machts denn heut?“

Ich warf einen Seitenblick auf Chris, der sich leicht aufgerichtet hatte und sich neben mich gekuschelt hatte, um mitzuhören.

„Was wir heute machen? Bisher wollten wir nur eventuell an den See fahren, die Spätsommersonne genießen.“ Ich blickte Chris fragend an, weil ich ahnte, was Lucas mit der Frage bezwecken wollte. Mein Schatz sah zwar so aus, als habe er die Frage verstanden, schien aber nicht so ganz entschieden zu sein, was er wollte. Und so schob ich ne Frage hinterher: „Wieso, was habt ihr vor?“

„Och...das wollten wir euch eigentlich auch gerade fragen. Haben nix spezielles geplant, würden nur gerne was unternehmen. Und weil ich ja Richie heut Abend leider an Chris weiterreichen muss...“

Ich schmunzelte, weil Lucas so was von traurig klang, als er das sagte. Es tat gut, meinen sonst so nachdenklichen Freund so verliebt zu sehen. Dann sah ich Chris an. Er lächelte und nickte dann mit dem Kopf.

„Joah. Wir könnten ja zusammen was machen“, sagte ich langsam. „Ich würd ja vorschlagen, dass wir wirklich an den See fahren. Kino is zu auffällig, oder?“

Chris nickte heftig. Und auch von Lucas kam Zustimmung.

„Habt ihr ne Badehose übrig?“

Chris und ich sahen uns an. Daran hatten wir gar nicht gedacht. Ich hatte aber noch eine für Chris übrig – und wenn mich nicht alles täuschte, dann würde sich auch für Richie was finden lassen.

„Joah, sollte klappen.“ Wir verabredeten Ort und Zeitpunkt.

Nach einem Mittagessen, das ich mit Hilfe der Mikrowelle zubereitete, zogen wir uns an und fuhren zum vereinbarten Treffpunkt.

Dort warteten Lucas und Richie bereits. Lucas in Badehose und Richie in Unterhosen. Grinsend warf ich ihm die Badehose meines Vaters zu. Sie war ihm zwar viel zu lang und auch nicht mehr topmodisch, aber dafür konnte er jetzt schwimmen gehen. Denn es war für einen der letzten Tage im August noch erstaunlich warm. Die beiden hatten sich nebeneinander auf eine Decke gelegt und – wenn sie auch kein Händchen hielten – so wirkten sie doch sehr glücklich und vertraut miteinander. Gott sei dank war der See bislang maximal ein Geheimtipp. Hatte mir zumindest Chris vorher versichert. Und in der Tat war uns weder auf dem Weg über die Felder, noch am Ufer oder im Wald irgendjemanden zu treffen. Eigentlich alles optimal für einen entspannten Nachmittag zu viert.

Und genau das sollte es werden. Wir schwammen, rauften, lachten und sonnten uns quasi um die Wette. Sogar Chris und Richie schienen irgendwie ihren Frieden miteinander gemacht zu haben – oder sie hatten ihr Schicksal, auch noch in ihrer Freizeit aufeinander hocken zu müssen, ohne sich wirklich gut leiden zu können – akzeptiert.

„Übrigens hat meine Mutter auch Lucas und Richie zum Essen eingeladen“, sagte Chris, als wir irgendwann nebeneinander auf unseren Handtüchern lagen und beobachteten, wie Lucas und Richie sich im Wasser gegenseitig untertauchten.

„Das wird ja n schöner Abend“, sagte ich und war ehrlich erleichtert, weil mein bester Freund bei meiner ersten Begegnung mit meinen Schwiegereltern anwesend sein würde.

Ein Kreischen aus dem See holte mich abrupt aus den Gedanken zurück. Richie schrie pikiert, während Lucas neben ihm sich vor Lachen bog. Erleichtert sah ich zu Chris, denn dann konnte es schon mal nichts schlimmes sein.

„Minä Badeshort is gärissän“, quäkte Richie aus dem Wasser zu uns herauf und hob wie zum Beweis die Fetzen hoch, die von der Badehose übrig geblieben waren. Chris und ich bogen uns vor Lachen und Lucas lag ja eh schon lachend im Wasser. Richie wirkte ein wenig hilflos.

„Was machä isch jetzt?“ rief er unsicher zu uns hinauf.

„Wie wärs mit rauskommen?“ Chris konnte erstaunlich erbarmungslos sein, wenn er wollte.

„Ohna Schaiß?“

„Ja“

Langsam, mit einem immer noch giggelnden Lucas im Schlepptau und die Fetzen der Shorts vor den Schritt gedrückt, schlich Richie zu unserem Platz zurück und riss ruckartig das Handtuch vom Boden hoch, um sich seine Unterhose wieder anzuziehen. Ein bisschen schade fand ich es ja schon. Ich hätte gerne einen Blick auf Richies Hinterteil geworfen.

Irgendwie gab Richies Manöver den Startschuss für unsere Rückkehr in die Zivilisation.

Wir gingen noch kurz zu McDonalds, um etwas zu essen und fuhren dann gemeinsam zu Chris, um noch eine DVD zu schauen. Den Film hab ich ehrlich gesagt vergessen, weil wir mit anderen Dingen beschäftigt waren.

Irgendwann war dann der Moment des Abschieds gekommen. Dieses Mal fiel der allerdings deutlich romantischer und liebevoller aus, als beim letzten Mal. Und: „Bis Morgen“ klingt ja für Verliebte allgemein besser als „Bis bald“.

Der nächste Tag war ein Schultag. Ich lief wie auf Watte und wäre fast in Ohnmacht gefallen, als ich nach Schulschluss vor die Schultür trat und zwei mit Cap und Sonnenbrille getarnte, junge Männer vor der Schule stehen sah.

„Da“, hauchte Frieda, die neben mir ging.

Ich sagte nix, sondern ging zielstrebig auf die Beiden zu. Ehe ich was sagen konnte, tat das Frieda, die mir offensichtlich gefolgt war:

„Da seid ihr ja“. Sie hatte so eine Begabung dafür, das Offensichtliche festzustellen.

Mein Grinsen über ihren doofen Kommentar fegte meine Sorge um die Beiden weg.

„Was macht ihr denn hier?“, Lucas war gerade angekommen.

„Eusch abholen“, grinste Richie.

„Uns abholen?“, ich raffte nix.

„Ja, meine Mutter wartet hinten im Auto. Essen und so“, sagte Chris lächelnd.

Besorgt blickte ich zu Lucas. Meine Eltern wären nicht so das Problem, aber Lucas...die Sache begann, brenzlig zu werden.

Lucas

Ich lag schon wieder allein in meinem Bett. Nachdem wir gleich mit Richies Gepäck aus dem Hotel zum Treffen mit David und Chris gefahren waren, hatte ich meinen Schatz dann ja abends gleich bei Chris lassen müssen. Merkwürdig, da hatte man sich nur gerade zwei Tage gesehen, und schon wusste ich nichts mehr anzustellen nun da ich alleine war. Sicher, es lag noch genug rum, was ich für die Schule tun könnte, und wenn ich offensichtlich gelangweilt durchs Haus laufen würde, käme sicher auch meine Mutter noch auf die Idee, mir irgendwas aufzudrücken, aber Lust hatte ich weder auf das eine noch das andere.

Auch die Schule am nächsten Tag erlebte ich derart abwesend und uninteressiert, dass ich mir wirklich nach der letzten Stunde von unserer Lehrerin anhören musste, dass ich so bestimmt nicht weiter machen könne usw. usf.

Dabei wollte ich eigentlich jetzt ganz schnell hier raus und Richie anrufen, wann wir uns heute treffen wollten.

Als ich auch endlich aus dem Gebäude kam, standen David und Frieda bei zwei Jungs, die ich anhand ihrer vollkommen unauffälligen Tarnung schon von weitem als Chris und Richie erkannte. Die beiden mussten vollkommen und endgültig bekloppt geworden sein. Das hier war eine Schule. Hier wimmelte es nur so von Mädchen im Bravo Alter, und irgendeines davon würde die Verkleidung mit Sicherheit durchschauen.

Ich ging mit großen Schritten auf die kleine Gruppe zu.

„Was macht ihr denn hier. Boah erzählt mir mal nie wieder was von gefährlich, wenn ihr euch dann andererseits einfach vors Schultor stellt.“

Richie guckte mich an (also, zumindest ging ich davon aus trotz Sonnenbrille), und zischte zurück: „Sehr schon, isch freue misch auch dir zu sehen.“

„Ach komm, du weißt wie das gemeint war. Also, was tut ihr hier?“

Diesmal sprach Chris.

„Wir wollten euch abholen. Meine Mutter wartet im Auto.“

Ich sah David an und merkte, dass er wusste was ich gerade dachte.

„Ääh,“ fing ich an, „Jungs… Das ist ja sehr nett, aber eigentlich muss ich erstmal nach Hause, sonst zickt meine Mutter wieder rum.“

„Ooch wie süß,“ kam es von Chris, „der kleine Junge muss erst zu Mama, weil die sonst böse wird.“

Dem ging’s doch echt zu gut oder?

„Hör mal zu Mr. Hilfe meine Plattenfirma sucht mich, deine Kommentare kannst du dir mal sonst wohin stecken, klar? Nur weil ich kein großer Superstar bin, heißt das nicht, dass ich immer zu eurer Verfügung stehe.“

Ich wandte mich zum gehen, drehte mich noch einmal zu Richie und presste ein „Ich ruf dich an“ heraus, dann verließ ich die vier und bewegte mich in Richtung Bushaltestelle. Ich hörte David mir noch hinterher rufen, aber ich ignorierte es gekonnt.

Zuhause warf ich mich erstmal wieder aufs Bett und tat, worin ich in der letzten Zeit recht gut geworden war: Über mein Scheiß Leben heulen, in dem nichts wirklich klappen wollte.

Ich meine, konnte es nicht auch mal ganz unkompliziert verlaufen? Ohne diese ganzen Stressfaktoren wie nervige Mütter, komische Manager und beschissene hysterische Fangirls, vor denen man sich immer verstecken musste?

Dass es an der Tür klingelte, nahm ich irgendwie im Hinterkopf wahr, aber ich schreckte erst auf, als meine Mutter an die Tür klopfte.

„Lucas… Lucas! Besuch für dich.“

Ich war kurz davor zurückzurufen ich sei nicht da, da ging auch schon die Tür auf. Erschrocken drehte ich mich um, um zu sehen wer mir da nicht mal Zeit gab, mein Gesicht abzuwischen.

Richie stand in der Tür, ohne Verkleidung, und guckte mich an. Ich guckte zurück. Ich sage ja, total durchgeknallt. Erst vor der Schule warten, und jetzt klingelte er bei meiner Mutter an der Haustür. Immerhin bestand eine gute Chance, dass sie keine Ahnung hatte, wer er war. Bravo las sie sicher nicht.

Richie machte die Tür zu und kam zu mir. Wischte mir mit seinem Ärmel durchs Gesicht und küsste mir erstmal wieder wenigstens ein kleines Lächeln her.

„Hey. Tut mir leid, dass ich weggerannt bin, ich…“

„Shhht, ist okay. Chris war nicht richtig das zu sagen. Und vielleicht wir hätten fragen sollen ob es gut ist wenn wir kommen. Aber wir wollten euch ein Uberraschung machen.“

„War ja auch nett. Aber ich kann halt nicht einfach ohne Absprache mittags nicht nach Hause kommen.“

„Wegen deine Mutter, hm? Sie hat auch eben nicht so freundlich gesehen.“

„Ja, das gibt sicher noch mal ’nen Spruch von wegen wieso mich jetzt schon Leute einfach so besuchen. Aber ist egal.“ Ich nahm ihn in den Arm. „Hauptsache du bist erstmal hier.“

Richie küsste mich wieder und lehnte sich dabei so sehr gegen mich, dass ich rückwärts aufs Bett fiel, und er fiel eben hinterher.

„Lucas, kannst du mir…“

Nina stand in der Tür, ein Schulbuch und ein Heft in der Hand. Richie und ich sprangen auseinander und guckten sie erschreckt an, aber ich hatte nicht den Eindruck, als ob da viel zu deuten gewesen war.

Sie öffnete den Mund.

„Mach die Tür zu Nina, bevor du irgendwas sagst!“ Sie tat es und kam näher.

„Du bist doch… bist du nicht…“ Sie starrte, natürlich, auf Richie. Der stand auf und reichte ihr die Hand.

„Hi. Richie, yeah. And du bist Lucas’ Schwester mit die Autogramm.“

Sie nickte.

Ich stand auch auf.

„Nina ich… Wir…“

„Ihr lagt auf dem Bett und habt geknutscht, versuch nicht mir das auszureden, Lucas.“

Was sollte ich da wohl sagen.

„Ich kann damit umgehen wenn du… wenn ihr… Na ja, also wenn das so ist, aber lüg mich nicht wieder an.“

Da konnte ich nun gar nichts mehr sagen. Dafür sprach Richie.

„Ja Nina, du hast recht, und du sollst auch nicht keine Lugen horen. Aber du musst uns auch wen versprechen.“

Sie schien zu verstehen.

„Das soll vielleicht nicht unbedingt jeder wissen, richtig?“

Ich fand meine Sprache wieder.

„Das darf auf keinen Fall irgendjemand wissen, hörst du? Niemand. Also bitte… kein Tratsch, keine Kommentare zu deinen Freundinnen, wenn in der Bravo mal wieder steht wie einsam Richie ist.“ Ich musste schon wieder grinsen bei dem Gedanken an den Artikel.

Nina winkte ab.

„Ist schon gut, ich hab’s kapiert. Ich hab auch keine Lust auf Reporter vor meinem Haus. Aber schafft ihr das, das so geheim zu halten? Vor allem… was ist mit Mama und Papa?“

Da wollte ich lieber nicht drüber nachdenken. Dafür saßen wir noch eine ganze Weile bei mir im Zimmer und mussten auch Nina erstmal unsere Geschichte erzählen. Und meine kleine Schwester zeigte sich als sehr viel verständnisvoller und reifer als ich gedacht hätte. Und als wir uns dann später trennten, weil Richie und ich uns doch noch mal mit David und Chris treffen wollten, hatte ich das Gefühl, noch eine Verbündete gewonnen zu haben.

David

Lucas ist komisch. Wirklich. Lässt uns einfach so stehen, ohne ein Wort zu sagen. Ich kenne das ja nun schon seit längerem und wusste es also einzuschätzen, Chris sah zwar leicht belämmert aus, tat mir aber nicht leid. Er hatte den Dämpfer durchaus gebrauchen können. Und Richie...der sah völlig verständnislos hinter Lucas her und – kämpfte mit den Tränen. Wenn es nicht so krass gewesen wäre, dann hätte ich ihn fast niedlich gefunden.

„Bist du jetzt völlig bescheuert?“, brüllte ich Lucas voller Wut hinterher, was der natürlich ignorierte, mir aber einen besorgten Blick von Chris und Richie einbrachte, weil ich sehr wütend ausgesehen haben musste.

Dann schwiegen wir eine Weile betreten.

„Isch solltä...mal mit ihm redän.“, sagte Richie.

Ich nickte.

Frieda meinte: „Ich muss eh in die Richtung, wenn du willst, dann bring ich dich vorbei!“

Richie nickte dankbar, während ich bei dem Gedanken an die Enttarnungsgefahr, in die er sich beim Bus fahren begeben würde, 3000 Tode starb. Aber bevor ich etwas sagen konnte, waren die Beiden auch schon weg.

So standen Chris und ich dort, alleine und lächelten uns an.

„Wir sollten mal gehen“, erinnerte Chris mich daran, dass ja seine Mutter im Auto auf ihn wartete.

Ich schluckte. War also nix mit Beistand vom besten Freund beim Kennen lernen der Schwiegermutter. In Gedanken fluchte ich – und zwar sicher nicht jugendfrei.

Irgendwie standen wir vorm Auto, die Tür öffnete sich und eine zierliche Frau, die ein bisschen so aussah wie Sophia von den Golden Girls und auch ein wenig so sprach. Aber wenigstens war sie im Gegensatz zum Original ganz freundlich, so dass wir schnell ins Gespräch kamen. So vergingen dann auch die Fahrt und das Essen wie im Fluge.

Ich fühlte mich wirklich gut aufgenommen und es war mir kein Stück unangenehm, von Chris´ Eltern nach Strich und Fragen ausgefragt zu werden. Ich war wohl viel zu verliebt, als dass es mich hätte stören können. Es war sogar so harmonisch, dass ich mich fast gestört fühlte, als irgendwann Chris Handy klingelte und er uns beide an Richie und Lucas versprach, die sich offensichtlich wieder versöhnt hatten. Ins Kino sollte es gehen. Ich schüttelte den Kopf über soviel Leichtsinn, aber nachdem mich Chris als „Spielverderber“ verspottete, zog ich es vor, nix mehr dazu zu sagen und mich in das Schicksal zu fügen.

Irgendwie war das heute nicht mein Abend. Ich war immer noch sauer auf Lucas und Chris war zwar lieb und lustig (und legte im Kino seine Hand an Stellen, die ich hier bewusst nicht erwähne), aber ich war die ganze Zeit so unruhig, weil ich ein schlechtes Gefühl bei der Sache hatte. Irgendwie waren wir zu unvorsichtig geworden. Das würde ein unglückliches Ende nehmen, dachte ich, als ich Richie und Lucas neben mir knutschen sah.

Chris und Richie hatten im Kino die Verkleidung abgenommen und ich hatte niemanden gesehen, der gezeigt hatte, dass er sie kannte. Aber hallo??? Ich meine, irgendwer würde sie irgendwann erkennen. Und was dann passieren würde....ich schauderte.

Am nächsten Morgen war wieder Schule. Langweilig. Und mittendrin ne Religionsklausur, die ich völlig vergessen hatte. Dementsprechend wird sie wohl ausfallen. Na ja. Egal. Wen interessiert schon Jesus, wenn man Chris haben kann? Mich jedenfalls nicht. Lucas schien es nicht anders zu gehen.

Nach der Schule sahen wir uns vergeblich nach Chris & Richie um. Sie waren nicht gekommen, um uns abzuholen, obwohl sie es eigentlich versprochen hatten. („Dann nähmen wir uns eine Taxy!“ hatte Richie gesagt). Ich hatte sofort wieder dieses ungute Gefühl im Magen. Bisher hatten sie doch immer alles gehalten, was sie versprochen hatten.

Lucas war ausnahmsweise mal pragmatischer und rief Richie einfach an. Das Ergebnis des Gesprächs schien ihn nicht sonderlich zu beruhigen. Im Gegenteil. Er war weiß wie ein Laken. „Wir müssen los. Komm mit. Beeil dich.“

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