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To face the truth

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Das ist das Ende. Auf einmal bin ich mir sicher. Wir waren uns einst so nah und irgendwie dachte ich, wir wären es immer noch, doch in genau diesem Moment erkenne auch ich, dass ich mich da selbst belogen habe.

Wir liegen nebeneinander auf meinem Bett. Ich halte noch immer deine Hand, wie ich es all die Monate immer getan habe. Vielleicht wird es das letzte Mal sein. Schon seit Minuten starrst du an die Decke, in deinen Augen sehe ich Ausdruckslosigkeit und Leere. Verzweifelt suche ich nach einem letzten Anzeichen von Hoffnung, doch ich kann keins finden. Das ist das Ende.

Wir haben uns geliebt. Ich habe dich geliebt. Du warst der Mensch, der mir gezeigt hat, was Liebe bedeuten kann. Noch nie habe ich so für einen Menschen empfunden wie für dich. Die Zeit mit dir war die schönste meines Lebens und all das soll jetzt vorbei sein? Warum? Ich sehe keinen Grund… außer, dass es in den letzten Wochen einfach nicht mehr funktioniert hat.

Wir haben es versucht. Du am allermeisten. Wir haben uns nochmal aufgerafft, unserer Beziehung nochmal eine Chance gegeben und ich war so naiv zu glauben, dass das ausreichen würde. Dass wir es beide wirklich wollten. Doch jetzt realisiere ich, dass du die Hoffnung schon viel zu lang aufgegeben hast.

In den letzten Tagen hat es sich zwischen uns immer öfter so angefühlt wie jetzt, doch ich habe mich nicht getraut, dich darauf anzusprechen. Jetzt merke ich warum: Aus Angst. Aus purer Angst. Tief in meinem Inneren war mir längst klar, dass es keinen Ausweg mehr gibt, doch ich wollte nicht nochmal an den Punkt kommen, an dem es so aussieht als würde ich dich verlieren. Ich habe mir eingeredet, dass alles okay ist. Und irgendwie hast du mich das auch glauben lassen. Du hast schon seit einiger Zeit gefühlt, dass es vorbei ist, doch du wolltest mir nicht wehtun. Verstehst du nicht, dass es so noch viel mehr schmerzt? Dieses Gefühl, dass man nichts, wirklich rein gar nichts tun kann, um den Menschen, den man über alles liebt, zum Bleiben zu überreden.

Ich seufze. Noch immer keine Reaktion von dir. Meinen Blick an die Decke gerichtet breche ich das Schweigen zwischen uns. Ich sage dir, dass es sich für mich so anfühlt, als würdest du mich auf Abstand halten wollen. Als ich die Worte ausspreche, weiß ich bereits, dass es wahr ist, auch wenn du es in den letzten Tagen immer abgestritten hast. Ich frage dich, warum du nicht mehr mit mir redest. Was los mit dir ist.

Du drehst dich zu mir und ich sehe in deine Augen. In ihnen sehe ich nun tiefen Schmerz. Diese Augen haben in den letzten Monaten so viel Freude und Glück versprüht. Ich frage mich, was wir falsch gemacht haben, dass wir nun an diesem Punkt sind. Wo sind wir nur falsch abgebogen?

Du drückst meine Hand fester, dann lässt du sie los. Wir setzen uns auf, du lehnst dich an meine Schulter und beginnst leise zu sprechen. Mir wird schlecht.

Ich höre dir zu. Du sagst, es liegt nicht an mir. Dein Leben einschließlich unserer Beziehung sei für dich zum Hamsterrad geworden, aus dem du jetzt raus musst. Du sagst, du hasst dich selbst dafür, dass du diese Entscheidung jetzt treffen musst und mir damit so unendlich weh tust. Du kannst ja auch nicht ahnen, dass du das in den letzten Tagen auch so schon zur Genüge getan hast.

Ich denke an die gemeinsamen Pläne, die wir hatten. Sie scheinen so unendlich weit entfernt und doch hatten wir sie. War auch das nur vorgespielt oder gab es wirklich eine Zeit, in der es uns damit ernst war. Mir war es damit ernst. Aber dir? Wir wollten zusammenziehen, in drei Jahren spätestens, wenn ich meine Stadt für das Masterstudium verlassen müsste. Eine eigene Wohnung in einer neuen Stadt, gemütlich eingerichtet, mit mindestens einer Katze und ganz viel Liebe.

Dann denke ich an deine Zukunftsträume, die du mir in den letzten Wochen mitgeteilt hast. Ich wollte dir helfen, sie zu verwirklichen, ich wollte die Person an deiner Seite sein, die dich dabei stützt und immer an deiner Seite ist. Die Person, auf die du dich verlassen kannst. Doch jetzt erkenne ich, dass ich in diesen Träumen schon gar keinen Platz mehr gehabt habe.

Wir sitzen immer noch aneinander gelehnt auf meinem Bett und weinen beide. Erst kullern leise ein paar wenige Tränen aus meinen Augen, dann bricht ein ganzer Strom aus ihnen aus. Du schüttelst den Kopf und sagst, es tut dir leid. Dass du mir dankbar für die tolle gemeinsame Zeit bist. Dass du mich nie vergessen wirst und dass ich für dich immer etwas Besonderes bleiben werde. Ich spüre, dass es mir genauso geht. Du hast mir so unglaublich viel gegeben, niemals könnte ich dich vergessen. Trotzdem wäre es mir gerade lieber, wenn ich dich aus irgendeinem Grund einfach nur hassen könnte. Das würde es leichter machen.

Doch so ist es einfach nur schmerzhaft. Mein Kopf sagt mir, dass die Trennung in dieser Situation die einzige vernünftige Lösung ist, doch ich kann einfach nicht realisieren, dass all das, was wir zusammen hatten, nun von einem Moment auf den anderen vorbei sein soll. Ich brauche dich doch, um glücklich zu sein. Ich kann nicht ohne dich. Ich… ich… ich… fühle mich leer. So unglaublich leer. Du warst der Mittelpunkt meiner Welt. Mein sicherer Hafen. Auf einmal fühlt es sich so an, als hätte mein Leben nun keinen Inhalt mehr.

Eine gute Stunde sitzen wir noch so da, weinen gemeinsam und lassen unsere gemeinsame Zeit Revue passieren. Eigentlich sollte ich dankbar sein, dass es auf diese Weise auseinandergeht. Kein Ende mit Schrecken, sondern eine sanfte und liebevolle Trennung. In einigen Monaten werde ich das zu schätzen wissen.

Doch jetzt gerade hilft es mir überhaupt nicht, ich will einfach nur den Schmerz irgendwie betäuben. Ich überlege, meinen Kopf mit ganz viel Schwung gegen die nächste Wand zu schlagen. Nein. Auch das ist keine Lösung. Ich will doch einfach nur bei dir bleiben, warum ist das nicht möglich? Wie kann etwas so Gutes einfach so nicht mehr funktionieren?

Ich frage dich, ob du einen Zug für den Heimweg heraussuchen willst. Du sagst, du möchtest einfach losgehen und unterwegs nach Verbindungen suchen. Irgendwie kann ich das verstehen und doch schmerzt das, denn damit steht es fest. In wenigen Minuten wirst du dieses Zimmer, dieses Haus, ein letztes Mal verlassen.

Und wir? Wir werden uns vielleicht nie wiedersehen. Erst jetzt begreife ich das wirklich und ich bin kurz davor, vor dir auf die Knie zu gehen und dich anzuflehen, bei mir zu bleiben.

Doch das habe ich bereits getan und es hat uns in diese Situation gebracht. Eine Situation, in der du offensichtlich deutlich mehr leidest als ich. Es wäre unfair dir gegenüber. Ich hatte mir geschworen, dich gehen zu lassen, wenn ich erkennen würde, dass es das Beste für dich wäre. Nur warum tut das jetzt so weh?

Du suchst deine Sachen zusammen und wir gehen hinunter in den Flur. Du ziehst Schuhe, Jacke und Mütze an und stehst nun ein letztes Mal vor mir. Wir umarmen uns ein letztes Mal und immer noch laufen Tränen über unsere Gesichter. Ich schaue dir ein letztes Mal in die Augen. Ich sage dir, dass ich dir dankbar bin, dass ich dich nie vergessen werde und dass ich dich immer noch liebe. Du lächelst schmerzerfüllt und schüttelst langsam den Kopf. Dann machst du die Tür auf und gehst. Einmal drehst du dich noch um und schaust traurig zu mir zurück, dann verschwindest du hinter der Ecke und verlässt meine Welt für immer.

Das ist das Ende. Ich stehe im Flur und weine. Minutenlang. Dann schüttle ich den Kopf und gehe langsam die Treppen hoch, zurück in mein Zimmer. Noch vor wenigen Minuten warst du hier mit mir, doch diese Zeiten sind nun vorbei. Ob ich dich wohl jemals wiedersehen werde? Ich bezweifle es. Und doch wünsche ich es mir. Und irgendwie auch nicht. Und eigentlich weiß ich nicht, wie ich jetzt weitermachen soll. Ich verspüre nur noch Hoffnungslosigkeit.

Das ist das Ende.

Das Ende.

Ende

Nachwort

Für dich. In Liebe.

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