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Sixteen

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Sixteen

Freitag! Endlich! Das lang ersehnte Wochenende war gekommen, der Startschuss dafür vor wenigen Stunden mit dem Läuten der Schulglocke gefallen. Nun begannen die vielen, bereits warmgelaufenen Teilnehmer mit den Dehnübungen. Einer davon war mein Vater, der hektisch im Wohnzimmer unserer kleinen Wohnung herumwuselte.

„Wo ist mein Handy?“, murmelte er. „Vorhin hab ich es noch gesehen.“ Er warf eine Packung Taschentücher und eine Tüte Bonbons vom Tisch. „Ich kann unmöglich ohne mein Handy gehen.“ Grinsend und mit vor der Brust verschränkten Armen sah ich ihm dabei zu, wie er die Unordnung, die bei uns Standard war und auf sämtlichen Tischen, Regalen und sonstigen Möbelstücken herrschte, auf den Boden ausweitete. Zwei längst nicht mehr gültige Fernsehzeitungen landeten auf dem Teppich, ebenso wie die Fernbedienung des DVD-Players. Immer noch grinsend ließ ich ihn mit seiner Suche allein und begab mich in die Küche, um einen Schluck zu trinken. Gerade als ich mir eingeschenkt hatte, kam mein Vater ins Zimmer. Ok, Zimmer war nicht ganz korrekt, denn eigentlich waren Küche und Wohnzimmer ein Raum, der nur durch den Bodenbelag geteilt wurde. Dort, wo der Teppich endete, endete auch das Wohnzimmer und gleich darauf schlossen sich die weißen Fliesen, also die Küche an.

„Und?“, fragte ich. „Hast du es gefunden?“ Mein Dad nickte und hielt mir strahlend sein Mobiltelefon entgegen. „Dann ist der Tag ja gerettet“, schmunzelte ich. Ohne etwas zu erwidern, ließ er das Handy in der Hosentasche verschwinden und griff nach seinem Autoschlüssel, der auf der Ablage lag. „Morgen früh bin ich wieder da!“, sagte er. „Mach also keine Dummheiten“, ergänzte ich seine kurze Abschiedsrede. Mit gespielt strafendem Blick sah er mich an. „Sei nicht so frech!“, meinte er. „Ich bin nicht frech“, entgegnete ich. „Sei du nicht so besorgt. Ich bin ja wohl alt genug, um auf mich selbst aufzupassen und überhaupt…du fährst doch jeden Freitag weg.“ „Ja, ich weiß“, seufzte mein Dad. „Aber ich hab halt Angst, dass du die Wohnung abfackelst, wenn ich nicht da bin, oder dass du von Außerirdischen entführt wirst, was dir im Übrigen ganz gut tun würde, vielleicht können die dich ja erziehen, ich kann es ja offenbar nicht.“ Er deutete auf die offene Flasche Fanta, die hinter mir stand. Wie befohlen setzte ich den Deckel wieder auf den Verschluss, schraubte die Flasche zu und stellte sie zurück in den Getränkekasten. „Kann ja auch sein“, fuhr mein Vater fort, „dass du hier Partys bis um sechs Uhr morgens feierst, mit dem Motto ‚Sex, Drugs & Rock’n’Roll’…“ Er stockte und ein Lächeln huschte über seine Lippen. Auf hundert Kilometer Entfernung konnte man sehen, dass ihm der Gedanke gefiel, war er doch selbst ein kleiner Rocker. „Wie auch immer.“ Er winkte mit der Hand, als wollte er den Gedanken wegwischen, um wieder zur Vernunft zu kommen. „Verbring den Abend einfach so wie immer, dann kann nichts schief gehen.“ „Wird gemacht“, grinste ich. Den Befehlen zur Vergnügung leistete ich doch am liebsten Gehorsam. „Gut. Dann werde ich auch mal langsam los…“ Er wandte sich zum Gehen. „In der Tiefkühltruhe sind zwei Pizzen und Pommes. Chips sind in der Stube und…ach ja! Mir fällt grad ein, wie war denn die Geschichtsarbeit?“ Ich verdrehte die Augen. Eigentlich hatte ich gehofft, er hätte es vergessen. „Nicht so gut. Sechzehn Punkte“, antwortete ich. „Von?“ „Vielen.“ „Note?“ „Fünf“, sagte ich unglücklich, doch mein Dad grinste nur. „Streber. Ich hab in Geschichte nur Sechsen geschrieben.“ Er verschwand und ich hörte, wie er im Flur seine Jacke vom Haken nahm und sie sich anzog. „Im Kühlschrank ist ein kleines Trostpflaster. Zwei hab ich allerdings schon getrunken. Sind also nur noch sechzehn da!“, rief er mir zu. „Aber nicht alles auf einmal!“ Mit diesen Worten öffnete er die Wohnungstür, warf noch ein kurzes „Tschüss, bis morgen!“ in Richtung Küche und dampfte dann ab. Wohin, hatte er wieder einmal nicht verraten. Jeden Freitag ließ er mich alleine (was mich keineswegs störte) und kam erst am nächsten Tag zurück. Ich vermutete ja, dass er eine Freundin hatte und sie vor mir geheim halten wollte, doch jedes Mal, wenn ich ihn darauf ansprach, bekam ich nur unklare Antworten, mit denen ich absolut nichts anfangen konnte. Das war eine Sache – ich glaube auch die einzige –, die mich an ihm störte. Wenn er denn wirklich zu seiner Liebsten fuhr, konnte er mir das doch ruhig sagen. Ich war schließlich kein kleines Kind mehr. So, wie ich ihn kannte, hatte er wahrscheinlich nur Angst, ich würde sie nicht akzeptieren und ihm Vorwürfe machen, von wegen, er würde meine Mutter ersetzen wollen und so weiter. Diese lebte übrigens (wie man sich aus dem vorigen Satz ja denken kann) von uns getrennt. Schon seit meiner Geburt hatte sie sich wenig oder gar nicht um mich gekümmert, so dass mein Dad letztendlich das Sorgerecht bekam. Das war mir auch ganz Recht, denn er war wirklich der beste Vater, den man sich wünschen konnte. Zumindest sah ich das so. Auch als ich den Kühlschrank öffnete und das versprochene ‚Trostpflaster’ sah, wurde mir dies wieder bewusst. Im mittleren Fach glitzerten fröhlich drei Sechserträger Beck’s. Lächelnd schloss ich den Kühlschrank wieder. Mein kleiner Dad war echt der Beste.

Vielleicht erzähl ich einfach mal kurz etwas über ihn und mich.

Also, klein war er eigentlich gar nicht, auch wenn ich das immer behauptete. Im Grunde war er sogar recht groß, irgendwas zwischen 1,80m und 1,90m. Er hieß Philip, war zweiunddreißig Jahre jung, schlank, ziemlich muskulös – nicht zu übertrieben, halt genau so, wie es Frauen meiner Meinung nach liebten – hatte dunkelblaue Augen und dunkelblonde Haare, die hinten etwas abrasiert waren und vorne in vereinzelten Strähnen in sein Gesicht fielen. Er trug meistens irgendwelche zerrissenen Jeans und weite T-Shirts, auf denen irgendeine Rockband abgebildet war, schmückte sich dazu mit Nieten- und Schweißbändern und konnte sich seit mindestens zehn Jahren nicht von seinen alten Turnschuhen trennen. Seinen Körper zierten etliche Tätowierungen an Stellen, die ich höchstwahrscheinlich und Gott sei Dank nicht alle kannte und er hatte ebenso wie ich ein Piercing in der rechten Augenbraue.

Sein Aussehen ließ auf sein Verhalten schließen, denn er war innerlich doch recht jugendlich geblieben, was mir nur zum Vorteil diente. Vielleicht verstanden wir uns deswegen so gut. Außerdem waren wir ja auch, im Vergleich zu anderen Familien, sehr gering auseinander, was das Alter betrifft. Er und meine Mum hatten nämlich das ‚Glück’ gehabt bereits mit sechzehn Eltern zu werden, was wohl auch der Grund für die spätere Trennung gewesen war, denn wer wollte schon in so einem Alter erwachsen sein? Die ganze Arbeit, sprich ich, ist also an meinem Dad hängen geblieben und heute war ich ein glücklicher Teenager, der in seinem Vater mehr einen großen Bruder als einen Erzieher sah.

Aber genug davon. Jetzt zu mir.

Ich heiße Manuel, genannt Manu, bin sechzehn Jahre, 1,75m, wiege 62 kg, bin also doch sehr schlank, leider nicht ganz so muskulös und was die Augen und Haare betrifft, komme ich ganz meinem Dad nach. Wie eben schon erwähnt habe ich ein Augenbrauenpiercing, dazu eines in der Zunge und eines in der linken Brustwarze. Tätowiert bin ich noch nicht, aber der Termin stand schon für nächste Woche. Tja, mein Dad erlaubte einfach alles. Na ja, fast…

Was die Klamotten anbelangt, trage ich gern bunt, zum Beispiel rote Hose, gelbes Shirt. Ich weiß, sieht scheiße aus, aber mir gefällt es. Heute hatte ich mich aber ausnahmsweise ‚normal’ angezogen; hellblaue Jeans, dunkelblaues T-Shirt. Zu Maiks Freude, denn er war wie jeden Freitag mit mir verabredet und er meinte, meine Farbkombinationen würden ihn eines Tages noch erblinden lassen.

Maik war übrigens mein bester Freund, seit wir zusammen in der Sandkiste gesessen hatten und nachdem er mir im Kindergarten mal meinen Sandkuchen zertreten und ich mich daraufhin mit ihm geprügelt hatte, konnten wir einfach nicht mehr voneinander lassen.

Kaum waren meine Gedanken bei ihm gelandet, klingelte es auch schon an der Tür. Auf meinem Weg dorthin warf ich einen Blick auf die Digitalanzeige des Radioweckers, der in der Küche stand – sechzehn Uhr. Pünktlich wie immer, der Junge. Im Flur drückte ich den Summer und öffnete die Wohnungstür, darauf wartend, dass gleich ein total abgehetzter Maik mir die Treppen entgegen springen würde. Und tatsächlich! Nicht mal zwei Minuten später stand er schnaufend und keuchend vor mir. „Dass ihr aber auch im fünften Stock wohnen müsst!“, japste er. „Du sagst immer das Gleiche. Kein ‚Hallo’, kein gar nichts. Nur Beschwerden“, tadelte ich. „Ja, ja, tut mir Leid. Hallo erstmal“, meinte er und ich trat grinsend zur Seite, um ihn einzulassen. „Hab grad deinen Dad gesehen“, erzählte er, während er sich seiner Schuhe und der Jeansjacke entledigte und ich die Tür schloss. „Der sah wieder so richtig zum Anbeißen aus!“, strahlte Maik, wofür er sich einen strafenden Blick meinerseits einfing. „Du weißt doch…“, setzte ich an und Maik führte seufzend den Satz zu Ende. „Keine Schwärmereien für deinen Dad, ich weiß.“ „Aber geil ist er trotzdem“, fügte er hinzu, als wir bereits in der Küche waren. Grinsend rutschte mir die Hand aus und ich zielte direkt auf seine linke Wange, doch Maik wich geschickt aus, so dass ich nur Luft erwischte. „Na, was gefangen?“, fragte er frech und ich stieß ihn lachend in die Seite. „Blödmann!“ „Arschgeige!“, konterte er und kniff mich leicht in den Bauch. Sofort schrie ich auf, denn an der Stelle war ich besonders kitzelig. Das wusste Maik natürlich, aber bevor er sich auf mich schmeißen und seinen bösartigen Plan, mich durchzukitzeln, durchführen konnte, riss ich die Tür vom Kühlschrank auf. „Guck mal!“, rief ich hastig und er war wie erhofft durch das Bier abgelenkt. „Klasse!“, freute er sich und nahm sich sogleich eine Flasche. Ich folgte seinem Beispiel und wir machten uns mit dem Flaschenöffner auf in mein Zimmer.

Der weitere Verlauf des Abends glich in jeder Weise denen der vergangenen Freitage. Rumblödeleien und Kissenschlachten ohne Ende, Tränen vor Gelächter, Alkohol, Pizza und Chips, eine Comedyshow nach der anderen und noch mehr Gelächter und noch mehr Alkohol. Ich hatte keine Ahnung, wie viel ich bereits getrunken hatte, doch meiner Übelkeit nach zu urteilen, musste es genug gewesen sein. Auch Maik schien vollkommen bedient zu sein, denn als er die leere Flasche, die eben noch halbvoll gewesen war, auf den Boden stellte, lallte er: „Bis hier hin und nicht weiter!“ Ich kicherte ohne Grund und ließ mich neben ihm auf die Bettdecke sinken. „Mann, bin ich voll!“ Maik gluckste, drehte sich auf die Seite und legte mir eine Hand auf den Bauch. „Sag, Manulein, dir ist doch nicht etwa schlecht, oder?“ Murrend und doch mit einem Grinsen im Gesicht schob ich seine Hand weg. „Hör auf, an mir rumzufummeln!“, befahl ich. „Und nenn mich nicht Manulein!“ „Ok, Manulein!“, lachte er und ließ seine Hand unter mein T-Shirt wandern. Für alle, die es noch nicht wussten: Maik stand nicht auf Mädchen – ich aber schon.

„Du bist so schwul!“, lachte nun auch ich und versuchte, seine Hand loszuwerden. „Ich weiß“, entgegnete Maik schelmisch und schob mein Shirt immer weiter nach oben. Er war nicht nur schwul, er war auch notgeil und da ich mich aufgrund des Alkoholpegels kaum noch wehren konnte, hatte er mir kurze Zeit später mein T-Shirt gänzlich ausgezogen. Dann, nach einem noch kürzeren Kampf, lag er schließlich auf meinem Bauch und sah mich mit seinen haselnussbraunen Augen glasig an. „Geh runter von mir!“, meinte ich und versuchte, ihn herunterzuschubsen, jedoch ohne Erfolg. „Du bist schwer! Ich krieg keine Luft mehr!“ Maik kicherte. „Das reimt sich.“ Ich grinste ihn schief an und es entstand eine kurze Pause, in der er mir einen Kuss auf die Nasenspitze gab. Angewidert verzog ich das Gesicht. „Ich bin nicht schwul!“, stieß ich hervor. Maik formte einen Schmollmund und strich mir durch mein Haar. „Du sagst immer das Gleiche.“ „Was soll ich denn sonst sagen?“, erwiderte ich. Er lächelte verschmitzt. „Maik, du bist so geil! Ich brauch dich! Ich will dich! Küss mich! Hier und jetzt!“ Wir brachen in schallendes Gelächter aus. „Das hättest du wohl gerne!“, grinste ich und er nickte. „Ich finde es so schade, dass du nicht schwul bist.“ Er streichelte meine Wange. „Du bist so ein hübsches Kerlchen.“ „Nenn mich nicht Kerlchen“, brummelte ich. „Ok, Manulein.“ Ich wollte gerade ansetzen, etwas zu erwidern, als mich ein herzzerreißendes Gähnen unterbrach. Das Bier machte mich so langsam müde. Unter einem weiteren Gähnen schloss ich die Augen. „Geh endlich runter!“, murmelte ich. „Oder willst du die ganze Nacht hier liegen?“ „Mhm“, hörte ich Maiks Stimme, immer noch direkt über meinem Gesicht. „Ich will sogar noch was ganz anderes“, fügte er hinzu und bevor ich mich versah, spürte ich, wie er mich küsste. Vor Schreck riss ich die Augen auf, schloss sie jedoch sofort wieder, als Maik mit seiner Zunge sachte über meine Lippen strich. Ich war müde, mir war schlecht, was beides am Alkohol lag und im Moment war mir alles egal. Außerdem würde er mich ja sowieso nicht in Ruhe lasse, ehe er hatte, was er wollte. Also öffnete ich langsam den Mund und gewährte seiner Zunge Einlass. Auch meine Zunge erwachte zum Leben und wir verloren uns in einem lang anhaltenden Kuss, der so leidenschaftlich war, dass ich bereits zu stöhnen anfing. Das gefiel Maik anscheinend, denn er löste sich von mir, um mich zufrieden anzustrahlen, so dass jede Neonröhre neidisch geworden wäre. „Wow!“, hauchte er und fuhr mir erneut durch die Haare. „Du bist echt der Wahnsinn!“, lächelte er. „Danke!“, grinste ich und schloss wieder die Augen, da jene treue Seele auf mir zu einem weiteren Kuss ansetzte. Auch er begann leise zu stöhnen, als ich mit der linken Hand sanft seinen Nacken massierte und die Rechte über seinen Rücken und hinab zu seinem Hintern gleiten ließ. „Manu!“, flüsterte er erregt in mein linkes Ohr. „Du bist so geil!“ Er knabberte an meinem Ohrläppchen und arbeitete sich dann weiter zu meinem Hals, an dem er nun heftig saugte, so als ob er mir einen Knutschfleck verpassen wollte. Eigentlich hasste ich solche Dinger ja, aber da er sich meinen Hals dafür ausgesucht hatte und das meine geheime erogene Zone war, ließ ich ihm willig den Spaß. Als er dann auch noch anfing, erst meine Brust und dann meinen Bauch zu streicheln und als er schließlich dabei war, meine Hose zu öffnen, schien es, als würde eine Sicherung bei mir durchbrennen. Mein Stöhnen wurde immer lauter, ich bekam eine Gänsehaut vor Erregung und war, auf gut Deutsch gesagt, spitz wie Nachbars Lumpi. Seine Hand wanderte unter meine Shorts und während er meinen steifen Schwanz massierte, brachte ich ihn dazu, von meinem Hals abzulassen und mir einen weiteren Zungenkuss zu verpassen, der leidenschaftlicher war, als mit irgendeinem Mädchen vorher.

Meine Hände befanden sich längst unter seinem Shirt und je mehr seine Hand an meinem Schwanz auf und ab glitt, desto mehr krallte ich mich in seinem Rücken fest. Nach einigen Minuten wurde mir klar, dass es ihm sicher schon wehtun musste, doch er machte einfach weiter, ohne sich etwas anmerken zu lassen. Trotzdem hörte ich damit auf und zog ihm stattdessen das T-Shirt aus, wozu wir allerdings unseren Kuss unterbrechen mussten. Damit das nicht noch einmal vorkommen musste, befreite ich ihn auch gleich von seiner Hose und den Shorts und er zog mich ebenfalls ganz aus. Nun lagen wir beide vollkommen nackt auf meinem Bett und setzten unser Liebesspiel fort. Maik machte dort weiter, wo er aufgehört hatte und ich begann wieder zu stöhnen. Ich fuhr ihm durch seine kurzen, rotbraunen Haare und merkte erst jetzt seinen tollen Geruch nach Shampoo und Duschgel. Meine Hände fanden zum zweiten Mal ihren Platz an seinem Nacken und seinem inzwischen nackten Hintern und ich liebkoste hingebungsvoll seinen Hals mit meinen Lippen, was ich nur unterbrach, um ihm ein „Du riechst so gut“ ins Ohr zu flüstern. Maik lächelte und küsste mich zärtlich auf die Stirn, auf die Nase und auf den Mund. Verführerisch lächelte ich zurück. Er guckte etwas verdutzt, als ich ihn plötzlich von mir schob, doch als er merkte, dass ich ihn nur auf den Rücken drehte und mich dann ganz eng an ihn schmiegte, war die Verwunderung aus seinem Blick gewichen. Nach weiteren Küssen, von denen manche Minuten dauerten und nach weiteren Streicheleinheiten an allen möglichen Stellen unserer Körper, wagte ich endlich den Schritt, den Maik sich wohl schon immer gewünscht hatte, das deutete ich zumindest aus den Lauten, die er von sich gab, als ich über ihm kniend sein steifes Glied in die Hand nahm und ihm einen runterholte. „Manu!“, stöhnte er. Ich lächelte und beobachtete, wie sich seine Brust immer schneller hob und senkte, je näher er dem Höhepunkt kam. „Manu! Du bist so geil…Du…“ Er biss sich auf die Unterlippe und jeder Muskel in seinem Körper spannte sich an. Grinsend beugte ich mich über ihn, wobei ich natürlich seinen Schwanz nicht losließ und beförderte gefühlvoll meine Zunge in seinen Mund. Noch während wir uns küssten, steigerte sich seine Erregung in besagtem Höhepunkt und das Zeichen seiner Befriedigung verteilte sich auf meinem Bauch. Dies war mir aber ziemlich egal, darum küsste ich ihn einfach weiter, bis er mich sanft ein Stück von sich weg drückte. Scheinbar brauchte er Zeit zum Luftholen. Ich ließ mich neben ihm nieder, kuschelte mich dicht an ihn und streichelte seine Brust, während er mich noch heftig keuchend in den Arm nahm. Er gab mir einen Kuss auf die Stirn und lächelte mich an. „Wow!“, seufzte er nur. Ich kicherte. „Du wiederholst dich.“ Anstatt etwas zu erwidern, strich er mir über die Wange und schloss die Augen. Ich hatte Maik ja schon oft schlafend gesehen, aber mit diesem zufriedenen und glücklichen Gesichtsausdruck sah er glatt aus wie ein Engel, falls es so etwas gab. Was mir leider außerdem noch auffiel, war, dass ich ihn doppelt sah. Ich schüttelte den Kopf, doch mein beeinträchtigtes Sehvermögen blieb, also schloss ich kurzerhand die Augen und küsste ihn zum x-ten Mal.

„Nicht einschlafen!“, sagte ich leise, als er Minuten nachdem unser Kuss vorbei war die Augen immer noch nicht wieder geöffnet hatte und sein Atem gleichmäßiger wurde. Maik brummte nur etwas, schaute mich aber dennoch an. Ich lächelte, strich ihm über die Nase und unsere Zungen fanden erneut zueinander. Anschließend wanderten meine Lippen über den Rest seines Gesichts. Ich bedeckte jeden einzelnen Quadratzentimeter mit kleinen Küssen, bis ich über den Hals zu seinem Ohr gelangt war. „Blas mir einen!“, hauchte ich, denn ich hatte ja immer noch eine Latte. Maik schaute mich in einer Art an, die ich nicht deuten konnte und ich hatte schon Angst, dass ich zu weit gegangen war, doch er drehte mich liebevoll auf den Rücken und beugte sich zu meinem Unterleib hinunter. Nun war ich derjenige, der laut seinen Namen stöhnte und dessen Atem immer schneller ging. Ich krallte mich an der Bettdecke fest und schloss die Augen. Maik machte seine Sache wirklich sehr gut, zu gut, eigentlich. Viel besser als meine letzte Freundin. Ich verwarf diesen Gedanken ganz fix wieder und konzentrierte mich nur noch auf das, was ich fühlte.

Maik fing langsam an und küsste mich von den Lenden bis zu den Innenseiten meiner Oberschenkel, bevor er sich dem ‚Eigentlichen’ widmete und mein Glied mit seinen Lippen berührte. Seine Zunge spielte mit meiner Eichel, leckte vorsichtig darüber und entfachte unbeschreibliche Gefühle in mir. Mit seinen Händen strich er mir immer wieder über die Beine, was mich ganz wuschig machte. Lange würde ich nicht mehr aushalten. Dies musste Maik wohl auch gemerkt haben, denn er wurde jetzt heftiger und begann, an meinem besten Stück zu lutschen, wie an einem Eis, bis er regelrecht daran saugte. Zu guter Letzt nahm er meinen Schwanz gänzlich in den Mund und ich spürte, wie die Wärme ihn umschloss. Immer schneller ließ er seine Lippen darüber gleiten, bis ich schließlich mit einem heiseren Schrei direkt in seinem Mund kam und abspritzte. Ein erleichtertes und zufriedenes Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus und auch Maik lächelte mich an. Bereitwillig schluckte er meinen Samen und arbeitete sich dann küssend und streichelnd wieder nach oben hoch, während ich versuchte, meinen Atem unter Kontrolle zu bringen. Als mir das endlich gelungen war, lag Maik schon lange eng an mich gekuschelt neben mir und strich mir über die Wange. „Du bist so geil!“, wiederholte er, gab mir einen Kuss auf den Hals und schloss die Augen. Ich konnte nur selig lächeln und ihn noch ein wenig fester in den Arm nehmen. Dann folgte ich seinem Beispiel und machte ebenfalls die Augen zu, um mich zusammen mit ihm in das Land der Träume zu begeben.

Am nächsten Morgen hatte ich das Gefühl, dass mein Kopf zur doppelten Größe angeschwollen und dementsprechend schwerer geworden war. Noch während ich dagegen ankämpfte, wach zu werden, schwor ich mir, nie wieder Alkohol zu trinken, was allerdings spätestens nächstes Wochenende wieder vergessen sein würde. Ich kannte mich schließlich sehr gut.

Mühsam öffnete ich nach einiger Zeit die Augen und blinzelte in das helle Sonnenlicht, das durch das Fenster herein schien und auf das Bett fiel. Maik lag neben mir und schlief. Moment mal. Maik lag neben mir? Ok, nichts Neues. Aber so dicht? Und dann noch nackt? Mit Schrecken stellte ich fest, dass ich ebenfalls nackt war. Stöhnend griff ich mir an den schmerzenden Schädel und versuchte mich zu erinnern, was gestern passiert war.

„Blas mir einen!“, hörte ich mich in der Vergangenheit sagen und ich verdrehte die Augen. Oh, nein! Maik hatte doch nicht etwa…Doch er hatte, fiel mir ein. Und ich? Hatte ich ihm auch einen geblasen? In meinen lückenhaften Erinnerungen fand ich keine Antwort darauf. Ich wusste nur noch, dass da irgendetwas gewesen war, nur was, das war die Frage. Egal, es war auf jeden Fall schlimm, so etwas durfte zwischen besten Freunden nicht geschehen, wenn man beste Freunde bleiben wollte.

Nach minutenlangem Grübeln löste ich mich endlich vorsichtig von Maik, schließlich wollte ich ihn nicht wecken und stand auf. Zuerst suchte ich mir ein paar neue Shorts und begab mich zur Dusche im Badezimmer nebenan. Als ich aus meinem Zimmer trat, begrüßte mich mein Dad bereits mit guter Laune und ich schloss hektisch die Tür hinter mir, damit er den nackten Maik nicht sah. Er sollte ja nichts Falsches von mir denken.

„Guten Morgen, Kleiner! Gut geschlafen?“ „Geht so“, brummte ich und mein Vater lachte. „Du siehst aus, als hättet ihr beide von dem Bier nicht mehr viel übrig gelassen. Wie lange habt ihr denn gemacht?“ „Keine Ahnung“, kam wieder meine kurze Antwort und mein Dad merkte wohl, dass ich noch nicht anzusprechen war, denn er ließ mich in Ruhe und wandte sich wieder seinem Kaffee zu. Erleichtert, erstmal keine weiteren Fragen ertragen zu müssen, ging ich nun ins Bad, entledigte mich meiner Unterhose und sprang unter die Dusche, wobei springen nicht ganz richtig war, denn ich wartete erst, bis das Wasser warm wurde. Ja, ich gebe zu, ich bin ein Warmduscher, na und?

Jedenfalls war ich gerade dabei, von meinem Shampoo Gebrauch zu machen, als ich hörte, wie die Badezimmertür aufging. Da mir jedoch der Schaum aus den Haaren und über das Gesicht lief, konnte ich nicht sehen, wer hereinkam, aber eigentlich konnte es sowieso nur einer sein, denn mein Dad hatte den Anstand, das Bad zu meiden, solange ich unter der Dusche stand. Demnach war es Maik.

Genau der schob jetzt den Vorhang zur Seite und trat von hinten an mich heran. Ich spürte seine Hände auf meinem Bauch, als er mich umarmte und meinen nassen Hals küsste. „Morgen, Süßer!“, trällerte er mir ins Ohr. Ich befreite mich aus seinem Griff und sah ihm ins Gesicht. Er sah genauso müde und fertig aus wie ich und trotzdem strahlte er wie ein Honigkuchenpferd. „Morgen“, meinte ich nur, wohl etwas sehr unfreundlich, denn sein Lächeln verschwand und er schaute mich verständnislos an. „Ist was?“, fragte er. Ich wollte, nein, ich musste ihm sagen, dass das, was auch immer gestern zwischen uns passiert war, nur an dem Alkohol gelegen hatte und dass ich ja nun wirklich nicht schwul war, aber das war mir unter der Dusche doch ein wenig unangenehm, deswegen meinte ich nur: „Könntest du vielleicht warten, bis ich mit Duschen fertig bin?“ „Wieso? Jetzt bin ich doch schon mal hier.“ Seufzend verdrehte ich die Augen und drückte ihm das Shampoo in die Hand. Dann stieg ich aus der Dusche, wickelte mir mein Handtuch um die Hüften, verließ das Badezimmer und ließ einen völlig verwirrten Maik zurück. In meinem Zimmer angekommen, trocknete ich mich ab, kleidete mich an und gesellte mich anschließend zu meinem Dad, da ich es im Moment nicht ertrug, den Ort zu sehen, an dem ich gestern mit Maik…

„Kaffee?“, fragte mich mein Vater und deutete auf die Kanne. Ich nickte, obwohl ich sonst nie dieses Gesöff trank, und ließ mich auf einem der Stühle am Küchentisch nieder. Während er mir eine Tasse voll einschenkte und ich gedankenverloren daran nippte, beobachtete er mich die ganze Zeit über, was mir sichtlich unangenehm war. Klar, er konnte nicht in mich hineingucken und hatte keine Ahnung, was sich gerade in meinem Kopf abspielte, aber trotzdem fühlte ich mich dabei nicht gerade wohl. „Ist denn jetzt noch was von dem Bier da?“, wollte er nach einer Weile wissen. Ich zuckte nur mit den Schultern. Vielsagend grinsend erhob sich mein Dad, räumte seine leere Tasse in die Spülmaschine und warf einen Blick in den Kühlschrank. „Hm…Na ja…Doch…“, murmelte er. „Sind ja noch ein paar Flaschen da.“ Er schloss den Kühlschrank wieder. „Für heute wird es wohl noch reichen“, grinste er und ich schüttelte mich angewidert. „Wie jetzt?“ Er tat überrascht. „Sag bloß, du willst heute Abend keins?“ „Dad, bitte…“, murrte ich. „Schon gut, schon gut“, beschwichtigte er mich. „Ich sag nichts mehr.“ „Gut“, seufzte ich. Eine Weile herrschte Schweigen. Ich nippte weiter an meinem Kaffee und mein Dad sah aus dem Fenster. Ich hätte zu gerne gewusst, woran er gerade dachte, als er so sehnsüchtig den blauen Himmel anstierte. „Wo warst du eigentlich gestern?“, fragte ich, so beiläufig wie möglich. Er drehte sich zu mir um, schaute mir jedoch nicht in die Augen. „Ach, überall…und nirgends.“ „Aha“, sagte ich. „Und wo ist nirgends?“ Auf die Antwort wartete ich vergeblich. Er schwieg und sah aus, als müsste er sich genau überlegen, was er als nächstes sagte. Ich nahm ihm die Entscheidung ab. „Hattest du denn wenigstens eine schöne Nacht?“ „Oh, ja!“, strahlte er und in seinen Augen lag ein gewisses Leuchten. Es war eindeutig; mein Vater hatte eine Freundin. Warum gab er es nicht zu? Bevor ich weitere Fragen stellen konnte, betrat Maik allerdings die Küche, inzwischen komplett angezogen. „Guten Morgen, Philip!“, begrüßte er meinen Dad, der sichtlich erleichtert war, nicht mehr meiner Neugierde Stand halten zu müssen. Dass er ihn duzte lag daran, dass mein Dad sich sonst zu alt fühlte, so behauptete er.

„Morgen, Maik!“, erwiderte er nun freundlich. „Hoffe, du hast gut geschlafen?“ „Und wie!“, bestätigte Maik und lächelte mich an, doch ich wich seinem Blick aus. „Na ja…“ Mein Dad griff sich eine Schachtel Zigaretten vom Tisch. „Ich lass euch dann mal allein“, sprach’s und verschwand auf dem Balkon. Seufzend erhob ich mich und schüttete den Inhalt meiner Tasse in die Spüle. Das Zeug schmeckte einfach widerlich und wach wurde ich davon auch nicht. „Ist noch Kaffee da?“, fragte Maik. Ich nickte und stellte mich ans Fenster, während er sich bediente. „Du hast wohl schlechte Laune, oder?“, meinte er und ich nickte wieder, den Blick in den blauen Himmel gerichtet. Ich glaube, ich war meinem Vater nicht nur im Aussehen sehr ähnlich. Den Rest des ‚Frühstücks’ schwiegen wir und begaben uns danach in mein Zimmer, das ich nur ungern betrat. Maik machte sich daran, seine Sachen zu packen, denn seine Eltern verlangten, dass er samstags pünktlich um zwölf zu Hause war, um mit der ganzen Familie Mittag zu essen. Er hatte, im Gegensatz zu mir, der ich ja verwöhntes Einzelkind war, noch drei kleinere Geschwister und auch noch beide Elternteile. Na ja und samstags war halt immer großer Familientreff, sah man sich doch in der Woche so selten.

Ich setzte mich auf meinen Schreibtischstuhl (auf das Bett traute ich mich nicht) und sah ihm dabei zu, wie er seine Klamotten vom Boden aufsammelte und im Rucksack verstaute. Danach klaubte er seine CDs zusammen, die er mitgebracht hatte, und zehn Minuten später war alles gepackt. Er versicherte sich noch mal mit einem letzten Blick, dass er auch wirklich an alles gedacht hatte, bevor er den Rucksack schloss und sich auf das Bett setzte. „Und?“ Er schaute mich an. „Wann kommst du heute Abend?“ Samstags übernachtete ich normalerweise bei ihm, so hatte mein Dad auch mal einen Tag in der Woche die Wohnung für sich. „Keine Ahnung“, erwiderte ich und hätte mich dafür am liebsten selbst geohrfeigt. „Äh…Ich meine, ich glaube, gar nicht.“, korrigierte ich mich. „Hä?“ Maik blickte fragend drein. „Warum nicht?“ „Ich muss erst mal meinen Rausch ausschlafen.“ „Ach so. Hm.“ Er überlegte. „Schade eigentlich. Aber wenn du nicht willst.“ Ich schüttelte den Kopf. „Heute nicht. Wirklich. Mein Schädel brummt immer noch.“ „Nach dem, was du getrunken hast, kein Wunder“, grinste er. „Aber mir geht es auch nicht besser, glaub mir.“ „Na, dann“, murmelte ich. Die ganze Zeit, während wir sprachen, sah ich ihm kein einziges Mal in die Augen. Nervös fummelte ich an meinem T-Shirt rum. „Hast du was?“, wollte Maik schließlich wissen. Ich nickte. Zögernd und immer noch auf den Boden schauend begann ich: „Wegen gestern…“ „Ja?“ „Das…was da passiert ist…zwischen uns.“ Ich stockte, als Maik meine Hand nahm und mich anlächelte. „Das war toll!“, meinte er, doch als er meinen Gesichtsausdruck sah, verschwand sein Lächeln. „Findest du nicht?“, fragte er unsicher. „Ich weiß nicht“, sagte ich und starrte die Wand an. „Irgendwie…nein…ja…doch…“ Ich seufzte. „Ich mei…meine…Ich will sagen…Ich…“ Eine Pause entstand. „Oh, Mann. Ich hasse es zu stottern.“ Maik lächelte wieder, allerdings vorsichtig. „Was willst du sagen?“ Ich holte tief Luft und ordnete meine Gedanken. „Ich bin nicht schwul“, erklärte ich und sah ihm endlich direkt in die Augen. „Weiß ich doch.“, meinte Maik. „Ja, aber, ich meine, das, was gestern passiert ist, lag nur am Alkohol. Ich stehe nicht auf Jungs, auch nicht auf dich und ich habe mich auch nicht in dich verliebt oder sonst was.“ Ich endete und wartete auf seine Reaktion. Hatte ich ihn jetzt verletzt? Vielleicht hätte ich es nicht ganz so direkt sagen sollen. Maik ließ meine Hand los und erwiderte meinen Blick, in dem sich keinerlei Emotion zeigte. „Ist doch in Ordnung“, sagte er. „Wie?“ „Ja“, er zuckte mit den Schultern, „ich weiß gar nicht, was du da so ein Theater draus machst. Dass du nicht schwul bist, weiß ich doch und dass sich das auch nicht geändert hat, hättest du mir ja vorhin unter der Dusche schon sagen können…“ „Das war mir aber unangenehm“, fiel ich ihm ins Wort. Er grinste. „Ach, was! Erst sich einen blasen lassen und sich dann schämen, wenn man zusammen unter der Dusche steht.“ Ich errötete. „Mensch, Manu! Du bist schon so einer.“ Er stand auf und gab mir einen Klaps auf den Hinterkopf. „Aua!“, empörte ich mich und tat so, als hätte er mir wirklich wehgetan. „Du Brutalo, du!“ Er lachte und streckte mir die Zunge raus. „Gar nicht!“ „Wohl!“, behauptete ich und erwiderte seine Geste. Dabei kam mein Piercing zum Vorschein, das in der Sonne glitzerte. „Ach, übrigens…“, setzte Maik an, als er sich seinen Rucksack über die Schulter schwang. „Zungenpiercings stören übrigens beim Küssen.“ „Tz!“, machte ich und erhob mich ebenfalls, um ihn zur Wohnungstür zu begleiten. „Bis jetzt hat sich noch niemand beschwert.“ „Na, dann wurde es ja mal Zeit.“ Wir gingen in den Flur und Maik schlüpfte in Schuhe und Jacke. „Aber im Ernst“, sagte er. „Also, ich werde mir so was garantiert nicht machen lassen. Das stört nämlich wirklich.“ „Was soll das denn heißen?“, fragte ich beleidigt und sah mich um, wo mein Vater war. „Soll das etwa heißen, ich bin ein schlechter Küsser?“, forderte ich Maik heraus, nachdem ich mich vergewissert hatte, dass mein Dad immer noch, oder besser gesagt schon wieder, auf dem Balkon stand. „Das nicht“, erklärte er mit einem Grinsen. „Aber das Ding ist halt nervig.“ „Ach, komm. Geh doch nach Hause“, lachte ich und schob ihn zur Tür. „Was weißt du schon.“ Er schlug meine Hand weg und trat ins Treppenhaus. „Bestimmt mehr als du.“ „Ja, ja. Schon klar.“ „Ich weiß zum Beispiel…“, begann er langsam, „wo deine Unterhose ist. Aber glaub ja nicht, dass ich dir verrate, wo.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und marschierte auf die Treppe zu. „Wie meinst du das?“, rief ich ihm hinterher, doch er grinste nur. „Wir sehen uns in der Schule!“, trällerte er und winkte noch einmal, bevor er verschwand. Kaum war er weg, hetzte ich in mein Zimmer und durchsuchte es von oben bis unten. Tatsache! Die Shorts, die ich gestern getragen hatte, war weg. „Maik, du Sau!“, dachte ich und wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte.

Den übrigen Tag verbrachte ich so, wie ich es Maik erzählt hatte: Ich schlief meinen Rausch aus. Vorher bezog ich allerdings mein Bett neu, was mein Dad mit einem fragenden Blick beobachtete, denn normalerweise tat ich das nicht, nachdem ein Junge bei mir genächtigt hatte. Zu meinem Glück sagte er jedoch nichts und ich konnte mich getrost in die Falle hauen, auch wenn mir nicht ganz wohl dabei war. Noch einmal dachte ich daran, was gestern zwischen mir und Maik abgelaufen war, jedenfalls soweit ich mich noch daran erinnerte. Dies hätte ich besser nicht getan, denn als ich eine Stunde später einschlief, verfolgte mich das Ereignis immer noch. Ich träumte davon, wie wir beide in einem riesigen Bierfass schwammen und Maik irgendwann einfach unterging und ich ihn retten musste. Als ich ihn an Land gezogen hatte, rührte er sich allerdings nicht, so dass ich gezwungen war, ihm eine Mund-zu-Mund-Beatmung zu verpassen, woraus schnell ein Zungenkuss wurde, sobald er wieder bei Sinnen war. Kurz bevor ich wieder aufwachte, versuchte ich, ihm die Shorts auszuziehen und stellte fest, dass er meine vom vorigen Abend trug.

Der Traum machte mich fertig und auch der nächste war keinen Deut besser. Ich weiß nicht, wie oft ich an diesem Samstag einschlief und wieder aufwachte, doch es mussten schon etliche Male gewesen sein. Den ganzen Tag und die ganze Nacht warf ich mich unruhig hin und her und das nur, weil mein bester Freund mich nicht losließ. Wenn ich wach war, dachte ich an ihn, sah ihn vor meinem inneren Auge und hörte seine Stimme, und wenn ich schlief, verfolgte er mich bis in den verrücktesten Traum. Dieser wahnsinnige Zustand hielt auch noch den ganzen Sonntag an und auch die Woche darauf wurde es nicht besser, schon gar nicht, da ich Maik jeden Tag in der Schule sah und er neben mir saß.

Mein Dad schaute mich mit jedem Tag, an dem sich mein Zustand nicht veränderte, mehr und mehr komisch an, schwieg aber weiterhin. Er wusste, dass ich von selber erzählen würde, wenn mich was bedrückte und dass Nachfragen nichts brachte. Außerdem gab es ja auch Sachen, die er mir nicht verriet, wie das mit seiner Freundin, zu der er am Freitag wieder fuhr. Ich blieb an diesem Tag allein, Maik hatte ich abgesagt, was er ohne Widerworte hingenommen hatte. Auch er musste gemerkt haben, dass etwas nicht stimmte. Aber als guter Freund, der er nun mal war, zwang auch er mich nicht, irgendetwas zu sagen.

So hatte ich einen weiteren Abend für mich zum Nachdenken und das tat ich auch. Mit jeder vergangenen Minute wuchs meine Verzweiflung und mit jeder angebrochenen Stunde häuften sich meine Sorgen. Ich hatte tatsächlich Angst, schwul zu werden. Aber bestand überhaupt die Möglichkeit dazu? Klar, ich dachte nur noch an Maik, ich vermisste ihn, wenn er nicht da war, und freute mich umso mehr, wenn ich ihn sah. In nicht wenigen Momenten durchzuckte ein ganzes Gewitter von Schmetterlingen meinen Bauch und mein Herz raste in letzter Zeit bedenklich oft. Da ich auch nicht gerade schlecht aussah, wenn ich das mal so sagen durfte, interessierten sich zur Zeit gleich drei Mädchen für mich, doch ich wollte keine von ihnen, ich wollte überhaupt kein Mädchen, irgendwas in mir wollte nur noch Maik. Aber wie die Natur nun mal ist, hatte man natürlich auch noch seinen Verstand und der sagte mir, das sei nur eine Phase und es ginge wieder vorbei. Außerdem waren da noch die Gedanken, die ich mir um meinen Dad machte, was der wohl tun würde, wenn er von meinen Gefühlen wüsste, und was alle meine anderen Freunde tun würden.

Am folgenden Samstag wurde das Chaos zum ersten Mal gestört und ich hatte für einen Augenblick keine Zeit, mir über Maik und die gesamte Situation Gedanken zu machen. Es war der dritte Samstag ohne Maik und ich hatte meinem Vater zwar erzählt, ich würde zu ihm gehen und auch dort übernachten, doch in Wirklichkeit war ich den ganzen Tag in der Stadt herumgelaufen. Ein Ziel hatte ich nicht gehabt, aber das war auch egal. Ich musste einfach laufen, meinen Kopf klar kriegen und raus aus dem ganzen Stress. Leider war mir das nicht allzu gut gelungen, denn als ich gegen halb zehn Uhr abends die Wohnungstür aufschloss, kreisten immer noch dieselben Probleme um meinen Kopf. Diese vergaß ich aber, wie gesagt, für einen Moment, als ich in der Wohnzimmertür stand und endlich den Grund erfuhr, warum mir mein Dad nie etwas von seiner Freundin erzählt hatte.

Ich stand also da, in orangener Hose und dunkelgrünem T-Shirt und musste eh schon bekloppt ausgesehen haben, als mir vor Verdutztheit auch noch im wahrsten Sinne des Wortes die Kinnlade runterklappte. Dort auf dem Sofa saßen mein Dad und seine Freundin, Arm in Arm, und sahen genauso geschockt zurück. Mein Dad nahm sofort seinen Arm weg und versuchte, irgendwelche Erklärungen hervorzubringen, doch ich hörte ihm sowieso nicht zu. Ich starrte nur seine Freundin an, ich schaute wie ein Auto, nur nicht so schnell, und wusste nicht mehr wo oben und unten war. Wie sie dort saß, ganz dicht bei meinem Dad, fast auf seinem Schoß! Ich glaubte, auch sie versuchte, etwas zu sagen, doch ich hörte im Moment ja eh nichts mehr. Ich sah nur noch schwarze Haare, hellblaue Augen, enges, schwarzes T-Shirt und hellblaue Jeans; schlank, silberne Kette um den Hals, Piercing im linken Ohr. Das war sie also. Wäre ja nicht so schlimm gewesen, hässlich war sie ja nicht, das Problem war – sie war gar keine sie. Sie war ein Kerl! Mein eigener Dad war schwul! Auf unserem Sofa saß ein Mann, den ich noch nie in meinem Leben gesehen hatte, und der bis eben noch mit meinem Vater gekuschelt hatte. Das war zuviel für mich. Ich wünschte mir einen Stuhl, um mich niederlassen zu können, doch stand im Flur natürlich keiner und so krallte ich mich einfach nur am Türrahmen fest. „Ich…“, begann ich, als ich meine Stimme wieder gefunden hatte. „Ich glaube…Ich glaube, ich hab mich ich der Tür geirrt“, stammelte ich und wollte mich umdrehen und gehen, doch meine Beine versagten. Mein Dad war inzwischen aufgesprungen und kam auf mich zu. „Manu“, sagte er, „es tut mir Leid. Ich wollte nicht…dass du es so erfährst.“ Er machte eine Pause und biss sich auf die Unterlippe. „Ich dachte, du wärst bei Maik“, meinte er zögerlich. Mich durchzuckte ein Blitz. „Maik!“, wiederholte ich wie in Trance. „Ja…Ja, genau, da wollte ich auch hin…Ich meine, da war ich auch, aber ich hab was ganz Dringendes vergessen“, log ich stotternd und rannte in mein Zimmer, wo ich erstmal die Tür hinter mir zuschlug. Kaum hatte ich mich auf mein Bett geworfen, da klopfte es auch schon. „Nicht jetzt!“, rief ich und begann, leise in mein Kissen zu weinen. Mein Dad verstand anscheinend, dass ich allein sein wollte, denn es folgte kein weiteres Klopfen und ich konnte ungehemmt die Tränen fließen lassen. Warum ich weinte, wusste ich auch nicht. Wahrscheinlich musste ich einfach den ganzen Frust und den Liebeskummer, den ich nun eindeutig wegen Maik hatte, loswerden. Wieso war das Leben auch so kompliziert? Wieso konnte man sich einfach so in einen Menschen verlieben, den man schon sein ganzes Leben kannte, für ihn aber bis zu einem gewissen Moment nur freundschaftliche Gefühle gehegt hatte? Warum hatte mein Dad nicht gleich die Wahrheit gesagt und ließ mich jetzt wie einen kompletten Vollidiot dastehen, der offenbar mit Schwulen nicht zurecht kam? Er wusste ja nicht, dass Maik auch schwul war. Und er wusste nicht, dass ich im Begriff war, es auch zu werden. Aber er hätte doch trotzdem etwas sagen können! Seit wann war er überhaupt schwul? Wenn er es schon immer gewesen wäre, dürfte es mich jetzt gar nicht geben. Ich wünschte mir, dem wäre so. Ich wünschte, ich wäre tot. Ich wollte sterben. „Nein!“, dachte ich und wischte die Tränen weg. Ich wollte etwas anderes. Nach kurzem Zögern griff ich zum Telefon und tippte Maiks Nummer ein. Es klingelte einmal, zweimal, dreimal. Schließlich nahm Maik ab. „Ja?“ „Hey, Maiki!“, sagte ich so unbefangen wie möglich. „Manu!“, hörte ich ihn am anderen Ende der Leitung freudig rufen. „Mensch, dass du dich auch noch mal meldest. Was gibt es denn?“ „Ich muss mit dir reden“, erklärte ich. „Nein, ich muss dir was erzählen und ich muss dir was beichten“, verbesserte ich mich. „Ach ja?“ Maik klang verwundert. „Na, dann schieß mal los.“ „Nicht am Telefon“, entgegnete ich. „Kann ich vorbeikommen? Kann ich heute bei dir schlafen?“ „Hm. Ja, meinetwegen“, antwortete er zögerlich. „Wundert mich nur, dass du auf einmal wieder…wie soll ich sagen? Du warst schon lange nicht mehr hier.“ „Ich weiß“, seufzte ich. „Und es tut mir Leid. Wenn du wüsstest, wie Leid es mir tut. Aber heute muss ich einfach zu dir, es ist ganz wichtig!“ „Wenn das so ist, dann komm halt rüber“, meinte Maik. „Aber meine Klingel ist kaputt, ich warte also unten auf dich und du musst klopfen, ok?“ „Geht klar.“, antwortete ich. „Ach und Maik?“ „Ja?“ „Ist es schlimm, wenn ich erst in einer Stunde komme?“ „Eine Stunde?“ „Ja, ich muss noch was erledigen.“ „Nee, kein Problem. Ich warte auf dich“, sagte er und ich konnte mir sein Grinsen dabei vorstellen. „Das will ich doch wohl hoffen“, grinste ich zurück, erleichtert, dass er mir so einfach verziehen hatte. Nach kurzer Verabschiedung legte ich wieder auf und holte tief Luft. Ich wollte unbedingt mit meinem Dad reden und zwar jetzt. Je länger ich es aufschieben würde, desto schlimmer würde es werden und überhaupt… Es konnte ja nichts schief gehen.

Also nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und trat aus meinem Zimmer. Das Sofa war inzwischen leer und auch in der Küche war niemand. Da ich davon ausging, dass das die beiden auch nicht im Badezimmer zu finden sein würden, blieben nur noch das Schlafzimmer und der Balkon übrig. Sie lagen nebeneinander und als ich gerade an die Schlafzimmertür klopfen wollte, hörte ich durch die offene Balkontür Stimmen. Demnach änderte ich mein Ziel und trat nach draußen in die kühle Nachtluft. Der fremde Kerl hatte wieder einen Arm um meinen Dad gelegt und sie standen am Geländer und rauchten. Keiner der beiden bemerkte mich, bis ich mich räusperte und so ihre Aufmerksamkeit erlangte. Sofort nahm der Fremde seinen Arm von Dad. Als ich dessen Gesicht sah, erschrak ich leicht. Es sah ein wenig so aus, als hätte er geweint, doch sicher war ich mir nicht.

„Ich…“, begann ich und räusperte mich erneut. Ich musste mich erst sammeln, damit ich nicht wieder anfing zu stottern. „Tut mir Leid, wie ich mich benommen habe“, sagte ich mit einigermaßen fester Stimme. Die beiden schauten mich nur schweigend an. Offenbar warteten sie, dass ich weiter sprach. Doch wenn ich ehrlich sein sollte, wusste ich gar nicht, was ich sagen sollte. So, wie mich die beiden anstarrten, fiel es mir auch nicht gerade leicht, den Mund aufzumachen. Etwas hilflos schaute ich von meinem Dad zu dem Fremden, wieder zu meinem Dad und zurück zu dem Kerl, den ich noch nie gesehen hatte. Nach einem innerlichen Seufzer und einem Schubs von mir selbst, versuchte ich, diesen anzulächeln, was mir sogar ganz gut gelang. „Ich bin übrigens Manu. Ich glaube, wir kennen uns noch nicht“, sagte ich und mein Lächeln wurde fester. „Freut mich“, meinte der Fremde unsicher. „Ich bin Daniel.“ „Schön“, nickte ich. „Und du?“, fragte ich an meinen Dad gewandt. Der stand offensichtlich etwas neben sich. „Ich? Du weißt doch, wie ich heiße.“ Daniel und ich lachten. „Ja, aber ich dachte, du wolltest vielleicht auch etwas sagen“, meinte ich, stellte mich zu ihnen ans Geländer und betrachtete die Sterne. „Hätte ja sein können.“ Es entstand eine kurze Stille, die natürlich ich unterbrach, denn die Erwachsenen trauten sich immer noch nicht so richtig, zu sprechen. „Kann ich auch eine haben?“, fragte ich mit Blick auf die Zigarettenschachtel, die neben mir lag. „Das sind nicht meine.“, erklärte mein Dad. „Das sind Daniels.“ „Du kannst dir aber gerne eine nehmen“, meinte der und ich zündete mir dankend einen Glimmstängel an. „Seit wann rauchst du denn?“, wollte mein Vater nun wissen. „Keine Ahnung.“ Ich zuckte mit den Schultern und beobachtete, wie sich der Qualm in der Dunkelheit der Nacht verteilte. „Schon länger. Ich rauche ja eigentlich auch eher selten, aber jetzt brauch ich das einfach.“ Es vergingen einige Züge, bevor ich weiter sprach. „Soviel wie du rauche ich längst nicht.“ Mein Dad grinste verlegen. Er rauchte wirklich viel, aber das war ja im Moment nicht das Thema. „Aber, das ist ja jetzt nicht das Thema“, wiederholte ich meinen Gedanken laut. „Du hast mich angelogen“, warf ich meinem Dad vor. „Na ja, gut, du hast mir was verheimlicht“, korrigierte ich mich. „Aber das, was du mir verheimlicht hast, ist ja wohl was Wichtiges, was ich schon gerne gewusst hätte. Immerhin erzähl ich dir auch alles, zumindest so gut wie und überhaupt...Vertraust du deinem Sohn nicht, oder was? Bin ich etwa nicht vertrauenswürdig? Ich finde schon. Wenn man mir was erzählt, kann ich meine Klappe halten und gebe es nicht an jeden weiter und ich bin auch tolerant und sowieso…Ist doch eh deine Sache, wen du liebst und wen nicht“, sprudelte es aus mir raus und ich machte erstmal eine Pause, um meine Gedanken zu ordnen und mich daran zu freuen, dass ich meinen Dad heute Abend das erste Mal lächeln sah. Scheinbar lag es an dem letzten Satz, den ich gesagt hatte. „Ich wusste halt nicht, wie du zu Schwulen stehst“, meinte er. „Wir haben ja nie darüber geredet.“ „Hm. Wo du Recht hast…“, gab ich zu. „Ich kann dir gerne sagen wie ich dazu stehe. Ich bin schließlich kein Nazi und auch keiner von den anderen Idioten, die meinen, nur Heteros sind normal und Homos wären nicht ganz dicht und ich finde auch nicht, dass Schwulsein eine Krankheit ist, sondern ich weiß, dass es einfach eine andere Form der Liebe ist, auch wenn das jetzt scheiße klingt…“ Ich grinste schief. „Normalerweise spreche ich selten über so was. Wie auch immer, ich habe jedenfalls nichts gegen Schwule.“ Mein Dad und Daniel lächelten mich erleichtert an. „Im Übrigen ist außer euch beiden noch wer anders schwul, den ich kenne.“ „Ach ja? Wer denn?“, fragte mein Vater überrascht. „Das verrat ich nicht“, schmunzelte ich. „Du vielleicht?“, meinte Daniel. Ich sah ihn verärgert und überrumpelt zugleich an. „Mich hatte ich eigentlich nicht gemeint.“, erklärte ich. „Oh, dann entschuldige!“, sagte er. „Macht nichts“, grinste ich, drückte meine Zigarette aus und verabschiedete mich nach einer kurzen Pause. „Ich geh dann mal, glaub ich.“ „Wo willst du denn hin?“, fragte mein Dad. „Zu Maik. Der wartet wahrscheinlich schon auf mich.“ „Na, dann. Wir wollen dich nicht aufhalten.“ Ich nickte, überlegte kurz und schloss dann meinen Dad in die Arme, was ich schon lange nicht mehr getan hatte. Demnach erwiderte er die Umarmung auch ein wenig überrascht, doch als ich mich wieder von ihm löste, lächelte er mich dankbar an. „Ich bin echt froh, dass ich so einen toleranten Sohn habe“, strahlte er. „Tja, du kannst echt stolz auf mich sein!“, strahlte ich zurück und wir drei lachten. Ich sagte schließlich noch Daniel ‚Tschüss’ und ließ die beiden endlich wieder allein. Ich denke, das hatten sie sich auch verdient. Aber nicht nur sie, auch ich hatte jetzt etwas verdient und zwar mich auf mein Fahrrad zu schwingen und zu Maik zu fahren, was ich ohne Verzögerung tat. In meinem Bauch flatterten schon wieder tausende Schmetterlinge, während ich die dunklen Straßen entlang fuhr und mich Meter für Meter seinem Haus näherte.

„Du wirst es nicht glauben!“, sagte ich, als wir in Maiks Zimmer waren. Er hatte sich auf dem Bett niedergelassen und ich stand mit den Händen in die Hüften gestemmt mitten im Raum. „Was denn?“, fragte er neugierig. „Mein Dad ist schwul!“, platzte es aus mir heraus. „Kannst du dir das vorstellen?“ Er grinste. „Klar! Hab ich immer gewusst!“ Ich verdrehte die Augen. „Mann, er ist wirklich schwul! Als ich heute nach Hause kam, saßen er und sein Freund Arm in Arm auf der Couch.“ Ich lachte, als ich Maiks Gesichtsausdruck sah. Ihm war genau wie mir vorhin die Kinnlade runtergeklappt, allerdings fing er sich bedeutend schneller als ich und grinste nach wenigen Sekunden schon wieder. „Und?“, fragte er mit leuchtenden Augen. Ich seufzte. „Keine Ahnung. Ich glaube…“ Ich zuckte die Schultern. „Ich glaube, ich bin auch schwul.“ Er kicherte. „Das habe ich nicht gemeint. Aber schön, dass du es mir sagst.“ „Ach nein? Was wolltest du dann wissen?“, fragte ich stirnrunzelnd. „Wie der Freund von deinem Dad aussieht.“ Sofort knallte ich ihm ein Kissen ins Gesicht. „Du bist doof!“, lachte ich und nahm neben ihm auf dem Bett Platz. „Also, soweit ich das beurteilen kann, sieht er recht gut aus.“ „Na, dann. Ist doch toll für deinen Dad!“ „Mhm“, machte ich nur und ließ meinen Kopf an seine Schulter sinken. „Aber was ist mit mir?“ „Was soll mit dir sein? Du findest auch noch jemanden.“ „Und wen?“ „Wen willst du denn?“, meinte er verschmitzt lächelnd und legte mir einen Arm um die Hüfte. Ein herzerweichender Seufzer entwich meiner Kehle. „Weiß ich nicht so genau“, log ich. „Hm.“ Maik sah mir in die Augen. „Soll ich dir sagen, wen ich will?“ Auf seinem Gesicht lag nun ein vollkommen ernster Ausdruck. Ich nickte. „Soll ich es dir sagen oder soll ich es dir zeigen?“ „Zeigen? Ja, wenn du das kannst“, meinte ich. „Ich kann. Ich weiß nur nicht, ob du das willst.“ „Mach einfach“, forderte ich ihn auf und er zeigte mir, welchen Menschen er über alles auf der Welt liebte.

Noch Stunden später lag ich hellwach mit meinem Schatz im Bett und konnte es kaum glauben. Er hatte seinen Kopf auf meine Brust gelegt und schlief bereits tief und fest. Ich strich ihm liebevoll durch sein Haar und lauschte, wie er ab und zu im Schlaf meinen Namen murmelte. Glücklich lächelnd zog ich die Decke ein Stück weiter über Maiks Schultern und legte meinen Arm um ihn. Mein Sandkastenkumpel und ich! Nicht zu fassen – aber wahr. Ich war meinem Dad wirklich mehr als nur im Aussehen ähnlich. Leise lachte ich in mich hinein, als ich mir sein Gesicht vorstellte, wenn ich ihm von Maik und mir erzählte. Vielleicht ahnte er aber auch schon etwas, denn als ich vorhin gesagt hatte, dass ich zu Maik fuhr, hatte er so komisch gelächelt.

Ich dachte noch weiter über die ganze Geschichte nach, über meinen Dad und seinen Freund und natürlich über mich und Maik, und ich konnte es immer noch nicht glauben. Ich war glücklich wie noch nie in meinem Leben, weil ich nun endlich gefunden hatte, wonach ich schon lange gesucht hatte und ich freute mich für meinen Dad und Daniel, die sich nun endlich nicht mehr vor mir zu verstecken brauchten.

Ich weiß auch nicht mehr warum, vielleicht lag es daran, dass ich nicht schlafen konnte oder daran, dass der Mond so stark durch das Fenster schien, dass man immer noch alles gut erkennen konnte, jedenfalls begann ich, mich im Zimmer umzusehen, obwohl ich schon Millionen Mal hier gewesen war. Mein Blick endete schließlich an der Wand mir schräg gegenüber und mein Lächeln wurde breiter. Dort prangte das Geschenk, das Maik von mir zum Sechzehnten bekommen hatte. Es war eine Collage, ungefähr einen Meter breit und zehn Zentimeter hoch, die ich selber angefertigt hatte und die aus zig aus Zeitungen ausgeschnittenen, halbnackten Männern bestand. Man sah nur noch durchtrainierte Bäuche, knackige Hintern und muskulöse Oberarme und all diese einzelnen Schnipsel bildeten zusammen ein Wort: Sixteen.

Ich schmunzelte. In zwei Wochen wurde ich siebzehn, aber eines war klar. Dieses Jahr würde ich niemals vergessen.

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