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Schicksalsfügung

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Vorwort

Die nachfolgende Geschichte ist frei erfunden. Die darin erwähnten Personen entspringen meiner Phantasie. Ähnlichkeiten mit der Realität wären Zufall. Alles ist rein fiktiv

 

Ich sah aus dem Fenster und beschloss kurzer Hand einen Spaziergang zu machen. Der letzte, so viel mir auf, lag schon eine ganze Zeit zurück. Beim öffnen der Wohnungstür schnappte ich meinen Mantel und schlüpfte in meine Schuhe. Ich schloss die Tür ab und ging die Treppe hinunter. Dann verließ ich das Wohnhaus und schritt auf den Bürgersteig. Es sind nur wenige Menschen an diesem Sonntagnachmittag unterwegs. Eigentlich seltsam, denn der Herbst ist doch eine ziemlich schöne Jahreszeit wie kann man da vor dem Fernseher sitzen und langweilige Wiederholungen schauen?

Ich zupfte meinen Kragen zurecht, verschränkte die Arme vor der Brust und atmete die frische Luft tief ein. Dann lief ich los; vorbei an Schaufenstern mit der neusten Mode und TV-Geräte mit dem höchsten Hightech was es zur Zeit gibt. In der einen Straße Spielzeugläden an dessen Scheibe Handabdrücke von Kleinkindern erkennbar sind, die offenbar etwas haben wollten und dem Bäcker in der nächsten Gasse bei dem es die besten Brötchen zum Sonntagmorgen gibt frisch aus dem Offen.

Ich ging auf den Kirchplatz zu und sah eine alte Dame, die allein auf der Bank sitz und die Tauben füttert. Es sind, wie mir schien, die letzten Tiere. Im Sommer waren hier viel mehr gewesen. Die grauen Pflastersteine bildeten mit den Backsteinen einen herrlichen Kontrast und wenn die Sonne schien, glänzten die in den Fenstern dargestellten Figuren. Sie waren aus farbigen kleinen Glasteilchen zusammengesetzt, wie ein Mosaik. Oft stand ich vor der Kirche und hab sie mir angesehen; doch heute überzog sie ein Grauton.

Vorbei an der Kirch kam ich auf einen Sandweg. Er führte durch einen großen Park mit vielen Wiesen, alten Eichen und Kastanienbäumen. Es ist ein herrliches Wetter; ein leichter Wind wehte, die Luft war nicht zu trocken und nur ganz selten brach die Sonne durch die Wolken. Momentan versteckte sie sich allerdings. Aus dem Park kamen mir einige Leute entgegen, ältere Menschen, die sich mit den Armen einhackten, ein Mann Mitte dreißig, der seinen Hund ausführte und ein, wie mir schien frisch verliebtes Paar. Sie hielten Händchen und küssten sich alle fünf Meter.

Mein Schritttempo ist nicht sehr schnell und dennoch versuchte ich an dem Pärchen unbemerkt vorbei zukommen. Dann war kurze Zeit niemand zusehen und ich senkte meinen Kopf und starrte zu Boden. Mir wurde bewusst, dass ich ganz allein war; niemand der mich in den Arm nahm oder mich streicheln würde. Mein letzter Freund war ein Reinfall. Er betrog mich; zweifach. Nach dem ersten Mal konnte ich ihm aus Liebe vergeben und er beteuerte, dass so was niemals wieder vorkommen würde. So naiv und blind vor Liebe glaubte ich ihm natürlich nur war es ein Fehler. Beim zweite Mal musste ich geschäftlich verreisen. Als ich wieder zurück war, merkte ich zunächst nichts. Dann blieb er immer länger weg und es flatterten Briefe ins Haus, die er vor mir versteckte. Als ich ihm einmal folgte fand ich schließlich heraus, dass er sich mit einem Typen in einer Bar traf. Die Vorstellung, dies sei jedes Mal so gewesen, lies eine Wut in mich aufsteigen. Ich trennte mich noch am selben Tag von ihm. Kurz nach seinem Auszug fiel mir einer der Briefe, die er erhalten hatte, in die Hand. Er musste ihn wohl, ohne das er es bemerkte, beim Auszug verloren haben. Während des Lesens zerriss mein Herz und ich begann zu weinen, denn er betrog mich mit dem Typen aus der Bar schon lange bevor ich wegfuhr; nur entwickelte sich ihre Beziehung mit der Zeit immer intensiver.

Wie dem auch sei. Ich musste ihn vergessen und nach vorn sehen, wobei unsere gemeinsame Zeit schön war. Es gibt bessere als ihn. Von meiner schmerzenden Vergangenheit abgewendet, schnappte ich nach der frischen Herbstluft. Ein junger Mann mit Kinderwagen kam mir gerade entgegen. Die Kleine darin lächelte mich an und ich grinst zurück. Ihr Vater, so fiel mir auf, bekam nichts mit.

Wenig später lief ich an einer großen Wiese entlang auf der im Sommer Volleyball gespielt und gerillt wird oder die Menschen sitzen einfach nur da und unterhalten sich. Im Schatten der großen Eiche, die ziemlich weit abgelegen steht, hab ich mich immer mit ihm getroffen. Wir schmusten beide, waren frisch verliebt. Ich lehnte mich an ihn, legte meinen Kopf auf seine Schulter und er streichelte mir über die Arme und den Bauch. Eigentlich war er ein sehr einfühlsamer Mensch und er konnte mir zuhören, wenn mir etwas auf der Seele lag. Er gab mir dort unseren ersten Kuss und es fühlte sich wunderschön an. Jetzt blickte ich auf eine Wiese mit großen Wasserpfützen vom Regen vorgestern. Vielleicht war es ein Fehler hier herzukommen. Sollte ich wieder nach Hause gehen? Warum hat er mich nur betrogen?

Traurig schaute ich zu Boden und ging weiter. An einer Bank blieb ich schließlich stehen; da sie trocken war setzte ich mich. Erneut atmete ich durch. Ich liebe dieses herbstliche Wetter, aber denn Sturm hasse ich, wie auch die Einsamkeit. Ich blieb eine Weile dort sitzen, beobachte die bunten Blätter am Baum und hin und wieder fiel eins vom Ast. Sollte ich in meine Wohnung zurückkehren, die gerade in dem Augenblick leer ist, weil nimmt dort auf mich warten würde. Vor einem Jahr, ein bisschen länger ist es schon her, zog ich dort ein. Er half mir beim Umzug; die Möbel hoch tragen, neue zusammen zubauen und einzurichten. Mit den Nachbarn im Haus verstand ich von Beginn an super. Die alte Dame aus dem ersten Stock brachte uns sogar einen Kuchen. Denn aßen wir zwei als auch das letzte erledigt war. Anschließend gab er mir auch einen Kuss, so zart und endlos; die Zeit schien wie still zustehen. Er küsste mir auf die Wange und den Hals es fühlte sich an als sei es gestern gewesen. Ich räusperte mich und riss mich von der Vergangenheit los. Jemand anderen werde ich finden. Jemand, der besser ist und mich nicht erneut verletzten wird. Nur wie sollte ich ihn finden? Besser noch: wo sollte ich nach ihm suchen? Nur nichts erzwingen; alles zu seiner Zeit.

Mir wurde kalt und ich stand auf. Steckte die Hände in die Taschen und ging weiter, zum See. Zugefroren wird er doch noch nicht sein; nein ich glaube nicht. Dafür sind die Temperaturen nicht tief genug gesunken. Aber lang wird es nicht mehr dauern. Auf dem Weg bog ich nach rechts ab und konnte den See schon erblicken. Ich kam näher und stellte mich hinter eine Parkbank. Tatsächlich hat sich eine zarte Eisdecke gebildet. Letzte Nacht muss es doch ziemlich kalt gewesen sein. Ich setzte mich wieder hin und starrte zum Wasser hinaus und ich sah, dass das Eis schon am Rand weggeschmolzen ist. Kleine Wellen schwappten auf die Eisfläche über.

Ich vernahm das zerbrechende Geräusch eines kleinen Astes. Dann bemerkte ich jemanden vor mir am Baum sitzen. Er schien betrübt zu sein. Das Holz zerbrach er in kleine Stückchen und warf es in den See. Hoffentlich wird er sich nicht erkälten, dachte ich. Seinen Kopf legte er auf seine verschränkten Arme. Irgendwie tat er mir leid. Plötzlich verzogen sich die Wolken und die Sonne spiegelte sich auf dem Eis. Sollte das ein Zeichen sein?

Ein Zeichen wofür? Der Wolkenbruch ist lediglich ein Zufall. Aber helfen sollte ich dem jungen Mann schon. Ich wollte ihm gerade zurufen als er sich auf beugte, sich umschaute und mir dabei direkt in die Augen sah. Demzufolge verstummte ich wieder. Unsere Blicke schweiften nicht von einander ab. Mein Herz schlug schneller; ein leichtes Zittern durchzog meinen Körper. Ausgelöst durch nur einen Blick? Die Sorgen der vergangenen halben Stunde verschwanden und es zählte nur dieser Moment.

Ihm kullerte eine Träne über die Wange und als er es bemerkte, wischte er sie weg. Ein schönes markantes Gesicht, dachte ich, rehbraune Augen und gewelltes Haar. Was sollte ich ihm sagen? Ich lehnte mich wieder zurück. Der unbekannte stand auf und kam auf mich zu. Wir sahen uns noch immer an und er setze sich neben mich. Mein Herz schlug mir in diesen Sekunden bis zum Hals. Ich konnte mich nicht bewegen; weglaufen wollte ich, aber es ging nicht. Seine Ausstrahlung zog mich in seinen Bann und seine wunderschönen Augen fesselten mich. Verlegen schaute ich zu Boden um mich ihm abzuwenden der Versuchung zu entfliehen. Unerwartet legte er seine Hand auf meine und streichelte sie zart. Ich erstarrte und war verwirrt. Dem ungeachtet empfand ich es schön. Sie war warm und weich. Ich schloss meine Augen und genoss diesen Moment. Tief durchatmen. Dabei stieg mir sein Parfum in die Nase es ist so angenehm süß. Sollte ich es wagen und ihn küssen?

Ich öffnete meine Augen und... er ist weg. Ich drehte mich um, schaute in alle Richtungen, doch niemand zu sehen. Verwirrung brach in mir auf - habe ich das alles nur geträumt? Mir gewünscht es würde war sein um über die Einsamkeit hinweg zukommen? Es fühlte sich so real an. Das kann nicht alles gewesen sein. Und die Berührung - seine Hand auf meiner? Ich begann zu weinen und beschloss wieder nach Hause zu gehen. Auch wenn ich dort dem Alleinsein gegenüber sitze, werde ich es überstehen.

Als ich vor der Wohnung stand, zog ich den Schlüssel aus der Tasche, öffnete die Tür und legte den Mantel ab. In der Küche machte ich mir einen Tee und ging damit ins Wohnzimmer. Nach fernsehen war mit nicht und so setzte ich mich auf die Fensterbank. Mit ein paar Kissen konnte man es sich wirklich gemütlich machen. Sein Gesicht, es wollte mir nicht aus dem Kopf gehen. Warum war er da und doch so plötzlich wieder verschwunden. So etwas kann man sich doch nicht einbilden, oder doch? Diese Augen... ein Traum.

In Gedanken versunken, nahm ich einen Schluck von dem noch viel zu heißem Tee und verbrannte mir dabei die Zunge. Die Tasse stellte ich erst mal zur Seite trinken war nicht möglich. Ich schnappte mir ein Kissen und hielt mich daran fest. Meinen Kopf lehnte ich gegen das Fenster und starrte auf die Altstadt. Wenn man es so betrachtet, hatten wir zwei damals eine gute Wahl mit dieser Wohnung getroffen. Ein herrlicher Ausblick bei jeder Jahreszeit. Man kann über der Altstadt hinweg auch die Baumkronen des Parks erkennen. Der junge Mann war da, dass weis ich. Ich konnte seine weiche Hand spüren. Dieser ganze Nachmittag war für mich ziemlich anstrengend gewesen und machte mich müde. Ich holte mir eine Decke, setzte mich wieder in meine Kuschelecke und versuchte zuschlafen. Danach würde es sicher alles anders aussehen.

Ein leichtes dumpfes Geräusch riss mich aus dem Schlaf. Als ich die Augen öffnete, sah ich das es regnete und dicke Regentropfen an meiner Fensterscheibe herunterliefen. Eigentlich war es kein Wunder, denn die Bewölkung lies darauf schließen, dass Niederschlag fallen würden. Ich streckte mich kurz, stand aber nicht auf. Es ist eine herrliche Aussicht; der Regen fiel auf die Dächer, sammelte sich und teilweise konnte man erkennen, wie das Wasser in den Regenrinnen entlang floss. Ich griff nach meiner Tasse mit Tee, der schon kalt geworden ist. Wie lang habe ich eigentlich geschlafen? Wie dem auch sein, ich rührte in meiner Tasse und nahm einen Schluck. Nein er ist nicht mehr zu genießen.

In dieser Sekunde fiel mein Blick auf die Straße. Da lief jemand, der mir irgendwie bekannt vor kam. Dieser weinrote Pullover... - der Unbekannte aus dem Park. Ich ließ die Tasse vor Schreck fallen, sprang von der Fensterbank, rannte zur Wohnungstür und die Treppen hinunter. Hoffentlich war es keine Einbildung und er ist schon wieder verschwunden. Auf dem Bürgersteig sah ich mich um niemand. Dann lief ich um das Haus, wo das Wohnzimmerfenster ist. Ich stellte mich mitten auf die Strasse und sah, dass diese Jemand in eine Seitenstraße ging. Ich rief ihm hinter her, doch konnte er mich anscheinend nicht hören und so rannte ich in die selbe Gasse. Der Regen wurde stärker und es schmerzte ein wenig im Gesicht. Als ich ankam, konnte ich niemanden mehr sehen. Einfach weg, genau wie vorhin im Park. Ich drehte mich betrübt um und ging zurück zum Haus.

Warum ist er da und dann doch wieder verschwunden. Bilde ich mir ihn nur ein? Ich versteh es nicht. Ich meine warum muss mir so etwas passieren? In Gedanken versunken, merkte ich nicht, wie sich von hinten eine Auto näherte. Ein lautes Hupen lies mich zusammen schrecken und in letzter Sekunde sprang ich zur Seite. Nur hatte ich jetzt nicht die Nerven mich über den Autofahrer zu ärgern. Mein Sachen sind klitsch nass und ich kann nur schwer etwas erkennen, da mir das ganze Wasser übers Gesicht lief.

Ich erreichte die Haustür und legte meine Hand auf die Türklinke als ich einen Zettel vor meiner Nase sah. Darauf steht: BITTE KOMM MORGEN IN DEN PARK. ICH WARTE AUF DER BANK AM SEE. 18.00 UHR. Verdutzt riss ich den Zettel von der Tür, die Buchstaben sind durch den Regen ein wenig verlaufen, und ging langsam wieder in meine Wohnung. Es war also doch keine Einbildung ihn gibt es wirklich. Mein betrübte Stimmung schlug in Heiterkeit und gute Laube um.

Zunächst einmal musste ich die nassen Klamotten loswerden, damit ich mir keine Erkältung einfange. Ich beschloss auch gleich ein Bad zunehmen. So ließ ich heißes Wasser in die Badewanne und gab ein Eukalyptusöl hinzu. Dann legte ich mich hinein, genoss den herrlichen Duft und endlich konnte ich mich wieder Entspannen. Meine Gedanken kreisten um den gut aussehenden Unbekannten und das Treffen morgen im Park. Ich werde ihn Fragen, ob er nicht Lust hätte mit mir zu Abend zuessen. So müsste ich allerdings noch ein paar Dinge einkaufen. Das werde ich nach der Arbeit sicherlich noch schaffen. Mir fällt gerade ein, dass er gar keinen Namen auf der Nachricht hinterlassen hat. Wie heißt er eigentlich? Hat er es in der Eile vergessen? Na, das werde ich morgen sicherlich herausfinden. Ich schloss meine Augen, atmete den Eukalyptusduft ein, der eine beruhigende Wirkung auf mich ausübte und versuchte abzuschalten. Die Vergangenheit, so wusste ich, wird mich nun nicht mehr so schnell einholen ich muss einen Schlussstrich ziehen. Nach dem Bad machte ich mir erneut einen Tee zurecht, legte eine CD ein etwas ruhiges und eine wenig zum träumen und setzte mich ins Bett. Ich nahm hin und wieder einen Schluck aus der Tasse, schaute zum Fenster hinaus, wobei es immer noch regnete, und lauschte der Musik. Meine Gedanken schweiften ständig zu dem Unbekannten ab; sein wunderschönes Gesicht, die Augen und dieses süße Parfum sind allgegenwärtig. Die Minuten vergingen, den Tee fast ausgetrunken, meine Augen wurden schwerer und ich schlief in den leisen sanften Klängen ein.

MONTAG. Die Woche fing für mich fabelhaft an, vor allem weil ich wusste, dass ich heute Abend meine Liebe fürs Leben treffen werde oder ist schon ein zu hochgesetztes Ziel? Nein, ich denke nicht. Okay, wir lassen es langsam angehen und werden sehen, was sich daraus ergibt.

Ich machte mich fertig für die Arbeit, aß eine Kleinigkeit und fuhr dann los. Im Büro bin ich meist mit der Erste. Aber heute war Nancy auch schon da. Wir tauschten kurz die Erlebnisse vom Wochenende aus und ich ging dann in meinen Arbeitsraum. Angestellt bin ich in einem Architekturbüro und so ziemlich viele von meinen Mitarbeitern wussten, dass ich schwul bin sie haben kein Problem damit.

Ich bereitete einige Unterlagen und Zeichnungen für die zwei Besprechungen mit unseren Kunden vor. Bei solchen Meetings bin ich im Vorfeld immer sehr aufgeregt. Ich versuchte cool zubleiben. Das erste Treffen um zehn Uhr ging reibungslos vonstatten und es gab keine Mängel an meiner Idee es stimmte mich natürlich sehr zufrieden. Bei dem zweiten gegen fünfzehn Uhr war ich allerdings ein wenig angespannt. Einerseits weil ein wichtiger Teilnehmer, Christoph Schneider, nicht anwesend war. Er musste, so seine Kollegen, dringend geschäftlich verreisen. Anderseits schaute ich ständig auf die Uhr und hoffte die Zeit würde schneller vergehen. Die Verabredung im Park machte mich neugierig und nervös. Was würde wohl auf mich zukommen?

Dann war es so weit. Ich schnappte mir meine Sachen und fuhr zunächst in den Supermarkt ein paar Dinge für das Essen einkaufen. Sollte er die Einladung annehmen, werde ich für ihn Kochen. Ich wollte Spaghetti mit einer herzhaften Tomatensoße zubereiten.

Zuhause angekommen überlegte ich, ob ich schon einiges vorbereiten sollte. Ein Blick auf die Küchenuhr gab mir die Antwort: siebzehn Uhr das würde ich nicht schaffen. Also ging ich ins Bad duschte mich und machte mich fertig. Ich wollte nicht zu spät erscheinen, so legte ich mir meinen Mantel um und lief gleich los. Ich spürte wir mein Herz begann schneller zu schlagen. Meine Hände zitterten, allerdings nicht vor Kälte und bei diesen Temperaturen wäre es kein Wunder gewesen. Schade das es noch nicht schneit. Nun gut. Von weiten konnte ich die Parkbank schon sehen, nur saß dort niemand. Es war die gleiche wie gestern. So setzte ich mich und wartete. Die Uhr zeigte zehn vor sechs an. Ich hatte also noch eine kleines Bisschen um mich wieder einigermaßen zu beruhigen. Über Nacht schien die Eisfläche auf dem See größer geworden zu sein, denn sie reichte bis zum Ufer.

Die Zeit schwand dahin. Gelegentlich schaute ich auf die Uhr. Es war schon fast halb sieben und ich vermute, dass er nicht mehr kommen wird. Meine gute Laune fiel wieder auf den Nullpunkt. Länger wollte ich auch nicht warten. Mir froren die Hände und sie fühlten sich rau an. So ging ich deprimiert wieder zurück in meine Wohnung. Ich wollte diese ganze Sache und ihn einfach nur wieder vergessen.

MITTWOCH. Ich kam von meiner Arbeit zurück, bin gut gelaunt und hatte nur gelegentlich an Mister Unbekannt denken müssen. Der Job hat mich weitestgehend abgelenkt und mir Kummer über ihn erspart. Ich öffnete die Haustür und trat an den Briefkasten, der nun endlich geleert werden musste. In den letzten vier Tagen vergaß ich es nämlich. Nun hatte sich eine Menge angesammelt vermutlich alles Rechnungen. Oben setzte ich mich an den Tisch, goss mir etwas zutrinken ein und starrte die Briefe an. Ich öffnete und sortierte sie gleich. Einige Rechnungen und wie soll es anders sein Reklame. Dann war noch ein Brief dabei, der keine Briefmarke hat und auch nicht demzufolge abgestempelt ist. Die Adresse wurde mit einer sehr schönen Handschrift drauf geschrieben. Ich legte ihn zunächst bei Seite, trank mein Glas leer und brachte die Werbung in den Müll. Die Neugier plagte mich schließlich doch und ich nahm den Brief und öffnete ihn. Kein Absender vermerkt. Ich lass:

Lieber Spaziergänger,

(bevor ich es vergesse, erinnere mich beim nächsten mal daran dich nach deinem Namen zu fragen) ich muss mich bei dir leider Entschuldigen, denn ich kann nicht zu den geplanten treffen heute Abend kommen. Ich muss dringend auf geschäftlicher Basis verreisen. Es tut mir unendlich Leid.

Am Freitag werde ich wieder zurück kommen und deshalb bitte ich dich, mir eine zweite Chance zugeben. Bitte versuch am Freitagabend abermals gegen 18.00 Uhr im Park am See zu sein. Diesmal, so verspreche ich, werde ich nichts dazwischen kommen lassen. Sei mir nicht böse.

Seit unserem ersten Treffen muss ich ständig an dich denken. Deine Augen haben mich gefangen und die sanfte Berührung tat mir gut. Nun, du wirst dich sicher fragen warum ich so plötzlich verschwand. Ich trennte mich am Vormittag von meinem Freund und ich möchte ihn auch nicht wiedersehen. Er verletzte mich zutiefst und dass werde ich ihm nie verzeihen. Aber genug davon. Ich hatte eben Angst gehabt, Panik bekommen und bin deshalb gegangen. Es hatte absolut nichts mit dir zu tun. Im Gegenteil, denn ich finde dich echt süß und nun hoffe ich, dass du mir vergibst. Solltest du mir eine zweite Chance geben, so werde ich es wieder gut machen versprochen.

Ich wünsche dir noch eine angenehme Woche und hoffentlich bis Freitag. Viele liebe Grüße sendet dir

Christoph

Jetzt bin ich sprachlos. Der Brief erklärt natürlich alles; und das ich dort nun wartete war letztendlich meine Schuld. Er musste ihn schon am Montag, kurz bevor er verreiste, eingesteckt haben und das Datum bewies es auch. Hm, in Zukunft werde ich wohl öfter meinen Briefkasten leeren müssen nicht das mir so etwas noch einmal passiert.

Meine Stimmung erreichte sofort den Höchststand und jegliche Zweifel waren wie weggewischt. Sehr nett mir eine Mitteilung zu hinterlasse, dass muss ich schon sagen. Er hat an mich gedacht, dann muss ich ihm auch etwas bedeuten! Immer mit der Ruhe. Aber wie sollte ich die nächsten zwei Tage überstehen. Allein der Gedanke daran ihn doch noch zutreffen, macht mich ganz nervös.

Ich atmete tief durch, legte den Brief zunächst bei Seite und kümmerte mich um die Rechnungen; aufschieben brauche ich es eh nicht, denn bezahlt werden müssen sie. Ich füllte also die Überweisungen aus und schaute immer wieder auf den Brief von ihm. Dann nahm ich das Papier in die Hand und lass ein paar Zeilen. Ich konnte mich nicht davon losreißen. Endlich wusste ich, wie er heißt Christoph. Es klingt so schön und ich wiederholte seinen Namen.

Ich sah auf den vor mir liegenden Überweisungsschein und stutze plötzlich. Wo hatte ich den Namen neulich erst gehört? Ich sah zum Küchenfenster hinaus, wobei ich bemerkte, dass es zu regnen begann. Schlagartig fiel es mir wieder ein. Das Meeting am Montag! Ein Herr Christoph Schneider konnte nicht teilnehmen, weil... weil er ebenfalls verreiste. Aber das wird er doch nicht sein. Oder doch ein Zufall? Nein, ich denke nicht das er es ist. Ich werde es ja spätestens am Freitag heraus finden. Vor meinen Augen erschien mir sein Gesicht und seine verführerischen Augen. In Gedanken versunken, schmolz ich allmählich dahin.

FREITAG. Voller Zuversicht startete ich in den Tag. Heute werde ich nun endlich den niedlichen Christoph begegnen. Noch fühlte ich mich ruhig und ausgeglichen, doch dies wird sich mit zunehmenden Tag ändern. Im Büro war nicht sehr viel los. Keine geplanten Meetings, keine schwerwiegende Änderungen; lediglich das geplante Projekt unter Christoph Schneider wurde fertig gestellt. Ich bin ja sehr gespannt, ob er es ist der Unbekannte aus dem Park. Dabei kam der erst Schwung Nervosität in mir auf und meine Hände zitterten.

Ich beeilte mich nach gemachter Arbeit um aus dem Büro zu kommen. Heute Abend werde ich für ihn Kochen und darauf freue ich mich riesig. Damit ich ihn auch nicht allzu lang allein lasse, werde ich schon etwas vorbereiten. Was sollte ich wählen? die eher schlichte Variante oder auf Romantisch mit Kerzenschein. Ich entschied mich beim erste Date für die schlichte Art und Weise. Zur Not, dachte ich, könnte man das Zimmerlicht dimmen. Anschließend ging ich ins Bad um machte mich für meine Verabredung fertig. Nun wurde ich wirklich unruhig und ich hoffte so sehr, dass er da sein wird.

Gegen viertel vor sechs traf ich am See ein und auf der Bank saß noch niemand. Meine Hoffnung begann ein wenig zu schwinden. Er wird mich sicher wieder vergessen, aber dann war es das letzte Mal, dass ich hier herkomme. Ich setzte mich und wartete. Zehn Minuten vor sechs niemand zusehen. Ich schaute auf den Boden und begann zu zweifeln. Dann eine Berührung jemand legte seine Hand auf meine Schulter. Ich sah auf, drehte mich um und da stand er.

Christoph!», sagte ich, Du, du bist tatsächlich hier.«

Hallo, äh wie ist der Name?» Seine Stimme so kräftig, seine Augen glänzten.

Ma...Maike!», stotterte ich.

Er sah das vor Nervosität meine Hände zitterten. So ging er um die Bank und setzte sich. Er nahm meine Hand und hielt sie fest. Eine Wärme strahlten seine Hände aus, die mein Herz umschloss. Ich sah Christoph in die Augen. Dann konnte ich nicht mehr anders und ich umarmte ihn. Seit langen spürte ich wieder die Nähe, die ich so vermisste. Er streichelte mir sanft über den Rücken und die Arme damit mir warm wurde.

Ich freue mich, dass du mir eine zweite Chance gegeben hast. Ich konnte leider nicht anders handeln. Es tut mir noch immer sehr leid.», entgegnete er.

Macht nichts!», hauchte ich. Mir versagte die Stimme und nur mein Atem war in der kalten Luft zusehen. Christoph nahm mich abermals in den Arm.

Ich musste die ganze Zeit an dich denken. Du hast mir gefehlt!», flüsterte er. Ich lächelte und strich ihm sanft über die Wange.

Komm mit! Ich lade dich zum Essen ein. Ich hoffe du hast Hunger.» Allmählich brachte ich wieder einen Ton heraus, denn meine innere Unruhe ließ ein wenig nach. Ich nahm ihn an die Hand und wir gingen gemeinsam durch den Park in Richtung meiner Wohnung. Es war ein schönes Gefühl, ihn an meiner Seite zu haben.

Zuhause angekommen, stürzte ich mich auf das Essen. Ich wollte meinen Gast nicht zu lang warten lassen. Ich kochte die Spaghetti und rührte die Soße an. Währenddessen machte er es sich im Wohnzimmer gemütlich.

Was magst du trinken?», fragte ich.

Hast du einen süßen Sekt da?»

Kommt sofort.» Ich eilte in die Küche und schenkte ihm ein. Die Nudeln waren fast fertig und die Soße musste lediglich noch gewürzt werden. Ich brachte ihm sein Glas. Er sah sich gerade meine CD-Sammlung an. Ich hastete wieder zurück in die Küche, richtete das Essen auf dem Teller an und vernahm besinnliche Musik. Christoph legte einer meiner Lieblings CD ein. Er saß schon am Tisch als ich zurück kam. Ich stellte die Teller ab, holte mir ebenfalls ein Glas Sekt und setzt mich ihm gegenüber. Seine funkelnden Augen zogen mich gleich wieder in seinen Bann.

Nachdem Essen räumte ich schnell alles bei Seite, denn nun wollte ich mich endlich mal mit ihm beschäftigen bin ja bis zu jenem Zeitpunkt nicht dazu gekommen. Ich dämmte das Licht, nahm die angebrochene Flasche Sekt und wir machten es uns auf der Fensterbank gemütlich. Ich schenkte uns nach und musste ihm dann die Frage stellen:

Was machst du beruflich?»

Momentan bin ich mit einem Bauprojekt beschäftigt. Deswegen musste ich auch kurzfristig wegfliegen. Und was machst du so?»

Das ist kann nur ein Zufall sein. Sag, musstest du am Montag ein Meeting platzen lassen?»

Ja... woher weist du das?»

Also ich bin für die Projektzeichnungen zuständig gewesen.» Ein Grinsen breitete sich auf meinen Gesicht aus. Er begann zu lachen.

Das heißt, dass wir uns schon viel eher begegnet wären. Oh man!» Schweigen kam auf; nur die Musik spielte im Hintergrund.

Ich sah in wieder in seine Augen. Meine Stimme klang etwas wehmütig. Ich dachte, es würde wieder schief gehen. Es passiert mir selten, dass ich allein beim ersten Blick etwas für jemand so empfinden kann.»

Es tut mir noch immer Leid, dass ich nicht erscheinen konnte.»

Weißt du, es ist meine Schuld. Ich wartete dort eine ganze Weile, anstatt gleich den Briefkasten zuleeren, wenn ich von der Arbeit komme. Ich muss gestehen; ich habe deinen Brief erst zwei Tage später gefunden.»

Ist ja alles gut gegangen und wir haben uns doch noch gefunden.» Dabei streichelte er mir sanft über die Wange. Ich nahm meine Hand und hielt seine fest. Sie strahlte viel Wärme aus. Ich streichelte über seine Finger; die Haut fühlt sich weich an.

Ich habe mich auch noch nie vom ersten Moment an zu einer Person so hingezogen gefühlt, wie es bei dir der Fall ist.», sagte er ruhig. Ich glaube, es war Schicksal, dass wir uns am See getroffen haben.«

Ja das glaube ich auch. Eine andere Erklärung hätte ich dafür nicht.» Wir schauten uns gegenseitig in die Augen. Ich fühlte wie beiderseits das Verlangen in uns loderte. Ich beugte mich zu Christoph hinüber; streichelte ihm über seine Wange. Er umarmte mich, krauelte mir den Nacken und zog mich näher zu sich heran. Unsere Blicke ließen nicht von einander ab. Dann küssten wir uns intensiv. Die Zungen trafen sich, spielten zärtlich mit einander und entflammten die Begierde zu dem Gegenüber.

Eben in diesem Moment sah ich, wie die erste Schneeflocke gegen mein Fenster wehte und ich wusste, es wird kein Winter der Einsamkeit.

- Ende -

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