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Manu und ich
Teil 2
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Informationen
- Story: Manu und ich
- Autor: Ike
- Die Story gehört zu folgenden Genre: Coming Out, Lovestory
„Weißt du was Benni?“
„Hm?“
„Ich liebe dich.“
„Ich dich auch.“
Die Nacht war für mich sehr kurz. Erst konnte ich ewig nicht einschlafen und dann hab ich immer wieder von Kai geträumt. Verrückt! Ich habe ihn nur einmal gesehen und trotzdem geht er mir nicht mehr aus dem Kopf. Noch nicht mal das Schreiben kann mich ablenken, denn egal was ich schreibe, ich denke dabei immer an ihn. Wenn Manu mit Benni schläft, denke ich: Wie es wohl mit Kai wäre? Wenn sie sich sagen, dass sie sich lieben, frage ich mich, ob Kai wirklich immer nur darauf aus ist, seinen Spaß zu haben. Will er denn nicht auch jemanden zum Kuscheln und zum Wärmen, der ihm sagt, dass er ihn liebt? Und wenn ich von Martin schreibe, habe ich Angst, dass Kai so etwas auch passieren könnte.
Es ist also mal wieder bewiesen, dass ich nicht alle Tassen im Schrank habe. Mich in jemanden zu verlieben, den ich gar nicht kenne und vor dem ich sogar noch gewarnt wurde, sieht mir wirklich ähnlich. Mir bleibt also nur noch übrig darauf zu hoffen, dass er sich als egoistisches Arschloch entpuppt, sobald ich ihn richtig kennengelernt habe. Noch lieber wäre mir natürlich, dass er sich unsterblich in mich verliebt, aber ich neige von Natur aus nicht dazu besonders optimistisch zu sein. Und dieser Gedanke liegt weit jenseits von dem Optimismus, den ich aufbringen kann.
Das einsame Frühstück ist auch schon lange nicht mehr so erfrischend wie am ersten Tag meiner Ferien. Man sitzt allein an einem riesigen Tisch, schmiert und isst in geradezu gespenstischer Stille sein Brot und hat eigentlich schon nach dem ersten Bissen keinen Hunger mehr. Deshalb lasse ich das heute mal ausfallen und mache mich gleich nach dem Duschen und der doch Pflicht gebliebenen Tasse Kaffee auf den Weg in die Stadt. An dem üblichen Sammelpunkt der Gruppe ist allerdings niemand. Wahrscheinlich ist es dafür noch zu früh, also gehe ich erst mal zu dem nächsten Schreibwarengeschäft. Ich brauche dringend einen neuen Schreibblock, sonst muss ich meine Geschichte bald auf Klopapier weiterschreiben, und wenn ich schon mal da bin, kann ich auch gleich noch nach einem Stift gucken. Der, mit dem ich jetzt schreibe, ist schon so alt, dass er auch bald leer sein dürfte.
„Hey.“
Erschrocken springe ich einen Schritt zur Seite und lasse fast den Stift fallen, den ich mir gerade angesehen hab.
„Sorry, ich wollte dich nicht erschrecken“, kichert Kai.
„Schon gut, ich hab nur nicht damit gerechnet, dass mich jemand anspricht.“ Mein Herz klopft ganz laut und zwar nicht nur, weil er mich erschreckt hat.
„Kommst du mit in den Park? Die anderen wollten heute mal nicht in der Fußgängerzone rumsitzen, wo es doch endlich mal wieder wärmer ist.“
„Ja, klar. Ich muss das hier nur noch bezahlen.“
Mit dem Block und dem Stift in einer Tüte schlendere ich neben Kai durch die Stadt. Er wollte wissen, wozu ich das brauche, mitten in den Ferien, also habe ich es ihm gesagt.
„Kann ich die Geschichte mal lesen?“
„Nee, lieber nicht.“ Jetzt bloß nicht rot werden.
„Wieso? Ich werde auch nicht lachen“, verspricht er und kickt einen kleinen Stein vor sich her.
„Sie ist doch noch gar nicht fertig.“
„Dann lese ich sie eben, wenn sie fertig ist. Das soll doch nur ne Kurzgeschichte werden, oder?“
„Ja, aber...“
„Warum ist dir das so unangenehm?“ Der kleine Stein landet vor meinen Füßen, also stupse ich ihn leicht an, dass er wieder weiterkullert. „Steht da etwas drin, was dir peinlich ist?“
„Eigentlich nicht.“ Was ist er denn so versessen darauf, meine Geschichte zu lesen? Und wie komme ich hier wieder raus?
„Also gut. Vielleicht überlegst du es dir ja doch noch anders“, sagt er und konzentriert sich wieder auf den Stein. Bis zum Park kicken wir ihn immer wieder abwechselnd vor uns her, aber dann ist der Weg nicht mehr geteert, sonder übersät mit anderen Steinchen.
„Ich glaube wir müssen uns von unserem neuen Freund verabschieden“, sagt Kai und lässt den Stein liegen.
„Sieht ganz danach aus.“
Die anderen sitzen, beziehungsweise liegen am Ufer des kleinen Sees und genießen die Sonne. Der CD-Player ist auch wieder dabei und spielt den Soundtrack zu „Sommersturm“. Tim und Lippe, ich hab mich immer noch nicht an diesen Namen gewöhnt, liegen halb aufeinander und sehen einfach nur glücklich und verliebt aus. Die anderen sind mehr oder weniger mit sich selbst beschäftigt, nur Anna und Susi tuscheln aufgeregt. Aus irgendeinem Grund bin ich mir sicher, dass sie über mich reden. Vielleicht haben sie ja schon Wetten abgeschlossen, ob oder besser wann Kai es schafft, mich ins Bett zu kriegen.
„Hey Leute“, ruft Kai in die Runde. „Ich hab Mo wieder gefunden.“
Sämtliche Blicke hängen jetzt an mir und selbstverständlich würde ich mich am liebsten in Luft auflösen. Sogar Tim und Lippe unterbrechen ihre gegenseitigen Streicheleinheiten und winken mir zu. Ich setze mich zu ihnen und warte bis sie die Frage stellen, die ihnen ins Gesicht geschrieben steht.
„Da läuft doch nichts, oder?“, fragt Tim.
„Nein.“
„Wirklich nicht?“, fragt Lippe und sieht irgendwie enttäuscht aus. Vielleicht liege ich mit der Wette ja gar nicht so daneben.
„Ich hoffe für euch, dass ihr nicht irgendeine dämliche Wette abgeschlossen habt“, sage ich auf einmal ganz mutig, weil ich so etwas überhaupt nicht ab kann.
„Nein, haben wir nicht. Lippe hat´s nur gern ein bisschen dramatisch, und wenn Kai es mal wieder auf jemanden abgesehen hat, endet das meistens in einem Drama.“
„Ist er wirklich so?“
„Absolut. Du scheinst es ihm besonders angetan zu haben. Hat heute schon ständig gefragt, ob dich jemand gesehen hat. Nicht auszuhalten.“
Ich sehe zu Kai, aber als sich unsere Blicke treffen, drehe ich meinen Kopf schnell wieder weg.
„Das solltest du lieber nicht tun“, sagt Tim und schüttelt den Kopf.
„Was denn?“
„Ihn erst so verliebt ansehen und dann seinem Blick ausweichen. Das ist wie eine Einladung für ihn.“
„Ich habe ihn überhaupt nicht verliebt angesehen“, protestiere ich.
„Doch das hast du und wahrscheinlich sieht er das genauso.“
„Woher willst du das denn wissen?“
„Er guckt immer noch hier her.“
„Ach, und wenn er mich anstarrt, hat das nichts zu bedeuten?“ Ich verstehe das alles nicht.
„Doch, aber nicht, dass er in dich verliebt ist“, schaltet sich Lippe wieder ein.
Ich lasse mich schnaufend ins Gras fallen und schließe die Augen. Die Sonne ist wirklich schön warm, also ziehe ich meine Jacke aus und lege sie mir unter den Kopf. So wohl habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Ich könnte auf der Stelle einschlafen, tue ich aber nicht. Ich döse nur ein bisschen vor mich hin und versuche nicht daran zu denken, dass Kai mich die ganze Zeit beobachten könnte. Ob ihn wohl schon mal jemand abgewiesen hat? Wahrscheinlich nicht.
Irgendwann höre und spüre ich, dass sich etwas neben mir bewegt. Die anderen werden doch wohl nicht schon wieder gehen wollen? Ich drehe mein Gesicht zur Seite und schaue direkt in Kais Augen. Sie sind schokobraun und strahlen mich an.
„Na“, sagt er nur, verschränkt seine Arme hinterm Kopf und schließt die Augen.
Nur ein kleines Wort und ich bin wie hypnotisiert. Ich kann nicht anders, ich muss ihn einfach anstarren. Er sieht es ja nicht. Ich beobachte ihn so lange bis meine Augen auch wieder zufallen und dieses Mal schlafe ich tatsächlich ein. Wie gesagt, meine Nacht war ziemlich kurz.
Als ich wieder aufwache, spielt die Musik nicht mehr und sowieso ist es verdächtig still. Die werden mich hier doch nicht allein gelassen haben? Ich öffne die Augen und habe sofort ein Déjà-vu. Kai liegt neben mir, den Kopf in eine Hand gestützt und lächelt mich an.
„Guten Morgen.“
„Wo sind die anderen?“, frage ich, nachdem ich meine Sprache wiedergefunden habe.
„Die sind schon ne Weile weg, aber keiner wollte dich wecken, weil du so süß geschlafen hast.“
Sehr dezent, denke ich und strecke mich einmal der Länge nach. Erst warnen sie mich vor Kai und dann lassen sie mich mit ihm hier allein. Ich wette, dass die doch eine Wette am Laufen haben.
Und dann passiert das Unglaubliche. Kai beugt sich über mich und küsst mich. Auf den Mund. Einfach so. Ich weiß überhaupt nicht wie mir geschieht und glaube für einen Moment, dass ich immer noch schlafe. Aber ich spüre seine Lippen doch ganz deutlich und zwar auf meinen. Wow! Das ist noch viel besser als ich es mir vorgestellt hatte. Ich überlege nicht lange und küsse ihn zurück. Mein Herz rast so schnell, dass mir fast schwindelig wird, aber ich liege ja schon. Trotzdem suchen meine Hände ihren Weg zu seinem Nacken und krallen sich da in sein Shirt und seine Haare. Meine Güte, man kann echt nicht behaupten, dass er schüchtern ist. Und er weiß tatsächlich genau, was er will. Tim und die anderen hatten Recht. Mir wird ein bisschen mulmig. Will ich denn wirklich zu einem Namen auf Kais langer Liste werden?
Eine seiner Hände streicht über meinen Oberkörper und will unter den Saum meines T-Shirts schlüpfen, doch da schaltet sich mein Kopf wieder ein und ich schubse ihn weg.
„Hör auf damit!“ Ich stehe so schnell wie möglich auf und gehe. Lieber weg von ihm bevor ich doch noch schwach werde.
„Was ist denn?“ Kai läuft mir nach und stellt sich mir in den Weg. „Warum läufst du weg?“
„Lass mich einfach in Ruhe. Ich gehe nach Hause.“
„Aber warum? Erklär´s mir!“
„Ich muss dir überhaupt nichts erklären, also hör auf mir nach zu laufen!“
Für einen Moment bleibt er stehen und ich denke schon, dass er aufgegeben hat, aber dann holt er mich wieder ein und greift nach meinem Arm.
„Du hast mich auch geküsst.“
„Ja, aber das hätte ich nicht tun sollen. Ich bin für ein kleines Abenteuer nicht zu haben, also such dir jemand anderes und lass mich endlich los!“, schreie ich ihn an. Dieses Mal lässt er mich wirklich gehen und ich sehe zu, dass ich nach Hause komme.
Ich sitze vor meinem Block, die Kappe von dem Stift schon abgezogen, aber es will mir einfach nichts einfallen. Egal wie angestrengt ich nachdenke, Manu und Benni sind gerade nicht wichtig genug. Es ist mir vollkommen Schnuppe wie diese Geschichte weitergehen wird, ich will nur wissen, was ich jetzt tun soll. Kai hat eigentlich genau das getan, was alle von ihm erwartet hatten, und trotzdem fühle ich mich im Nachhinein nicht ausreichend darauf vorbereitet. Wer weiß wie alles gelaufen wäre, wenn mich Tim und Anna nicht gewarnt hätten. Vielleicht hätte ich mich, ohne seinen Ruf zu kennen, gar nicht für ihn interessiert. Das soll es ja geben. Es hätte aber auch genauso gut sein können, dass ich auf ihn reingefallen wäre und später auf seiner Liste der gebrochenen Herzen gestanden hätte. Soll ich Tim also danken oder ihn verfluchen? So oder so läuft es darauf hinaus, dass ich nicht das bekomme, was ich gerne hätte, nämlich Kai. Verrückt, aber jetzt werde ich Teil dieser verdammten Liste, ohne mit ihm geschlafen zu haben. In diesem Fall wäre es eigentlich egal gewesen, wenn ich ihn nicht abgewiesen hätte, aber so bleibt mir jetzt wenigstens noch meine Unschuld. Halleluja!
Block und Stift landen irgendwo in der Ecke und ich lasse mich aufs Bett fallen. Jemand zum Reden wäre jetzt nicht schlecht. Eine Schulter zum Anlehnen und Ausheulen, aber ich habe keine guten Freunde, nur Bekannte und mit meinen Eltern würde ich nicht reden wollen, selbst wenn sie jetzt hier wären. Mir bleibt also nur die Bettdecke und die kann nunmal leider nicht antworten.
Morgen muss ich unbedingt mit Tim sprechen, auch wenn ich dadurch Gefahr laufe, Kai zu begegnen. Er wird mich verstehen und er soll mir sagen, was zum Teufel ich jetzt tun soll. Ich werde mir durch Kai jedenfalls nicht den Kontakt zu meinen neuen Freunden versauen lassen.
„Was ist denn mit dir passiert? Siehst aus als hättest du die ganze Nacht geheult.“
Ich werfe Tim einen vielsagenden Blick zu.
„Oh nein, nicht Kai“, sagt er und nimmt mich in den Arm. „Wir hätten dich nicht mit ihm allein lassen sollen. Tut mir leid, Moritz.“
Ich klammere mich eine Weile an ihn und lasse meinen Gefühlen freien Lauf, doch dann überwiegt das Bedürfnis, mit ihm zu reden.
„Ihr könnt nichts dafür“, schluchze ich. „Wenn ihr mir nicht erzählt hättet wie er ist, wäre es noch viel schlimmer geworden.“
„Wie meinst du das? Du hast nicht mit ihm geschlafen?“
„Nein.“
„Aber was ist dann passiert, dass du hier total verheult auftauchst?“
„Er hat mich geküsst und ich war so überrascht, dass ich ihn zurück geküsst habe. Aber dann habe ich daran gedacht, was ihr gesagt habt und bin abgehauen.“
„Wow“, sagt Tim und sieht Lippe grinsend an. „Hättest du gedacht, dass Kai mal leer ausgehen wird?“ Sein Freund schüttelt nur den Kopf und sieht dann wieder mich an.
„Aber warum bist du dann jetzt so am Ende?“
„Er hat sich verliebt“, sagt Anna, die sich gerade neben mich gesetzt hat. „Und wenn man feststellen muss, dass derjenige nur Sex will, tut das eben weh.“
Ich sehe beschämt zu Boden. Die müssen mich alle für absolut bescheuert halten, mich in jemanden wie Kai zu verlieben.
„Wenigstens scheint er auch ein bisschen zu leiden“, sagt Tim. „Hat sich heute noch gar nicht blicken lassen.“
„Was soll ich denn jetzt machen?“, frage ich unglücklich.
„Ihn vergessen. Du kannst stolz darauf sein, dass er dich nicht bekommen hat.“
„Und wenn er doch noch hier auftaucht? Irgendwann wird er ja wohl wieder kommen.“
„Das müssen wir abwarten. Er ist bestimmt genauso durcheinander wie du.“
„Woher kennt ihr ihn eigentlich so gut?“, frage ich neugierig.
„Anna und ich sind schon seit der Grundschule mit ihm in einer Klasse. Er hat damals die ganzen Mädchen um sich geschart. Scheint ihm nicht besonders gut bekommen zu sein, sonst wäre er jetzt nicht so ein Macho.“
„Also war er schon immer so.“
„Ja, kann man sagen. Irgendwann hat er dann bemerkt, dass ihm die Mädchen vollkommen egal sind und hat sich in sein Schneckenhaus verzogen. Er ist eine ganze Zeit lang überhaupt nicht damit klar gekommen, dass er schwul ist, aber als er es endlich akzeptiert hatte, war er wieder ganz der Alte.“
„Und seit wann weißt du, dass du schwul bist?“
„Oh, oh, da hast du einen wunden Punkt erwischt“, sagt Anna und stupst Tim von der Seite an.
„Ich weiß es, seit ich mit Kai geschlafen habe.“
Mir klappt der Mund auf. „Du hast mit Kai geschlafen?“
„Ja“, sagt Tim zerknirscht. „Weil er rausfinden wollte, ob er wirklich auf Kerle steht, ist er eines Abends über mich hergefallen. Ich war total überrumpelt, aber es hat sich halt irgendwie gut angefühlt und so ist es dann passiert.“
„Ja, vor dir sitzt derjenige, der als erster von Kai ausgenutzt wurde“, sagt Anna.
„Und warum bist du dann jetzt immer noch mit ihm befreundet?“, frage ich verwirrt.
„Wir waren schon so lange Freunde und wussten immerhin beide, dass es nichts zu bedeuten hatte.“
Na toll! Und ich muss mich natürlich sofort verlieben. Kein Wunder, dass Tim so viel über Kai weiß. Wahrscheinlich haben sie sich gegenseitig immer alles erzählt.
„Mach nicht so ein Gesicht. Du hast das Richtige getan.“
„Dafür kann ich mir aber auch nichts kaufen“, sage ich und dann sehe ich ihn. Er kommt auf die Gruppe zu, setzt sich aber ans andere Ende der Mauer. Mein Magen verdreht sich bei seinem Anblick.
„Er sieht richtig angepisst aus“, sagt Anna gehässig. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich das noch mal erleben würde.“
Ich würde es lieber nicht erleben. Kai sieht mich nicht einmal an, das tut weh. Er ignoriert mich völlig, aber was hätte ich denn erwartet. Ich habe ihn abgewiesen und damit seinen Stolz verletzt. Warum sollte er noch mit mir reden wollen? Eigentlich sollte ich es genauso machen wie er, aber ich muss ihn ständig ansehen. Den ganzen Tag lang. Es ist nicht schön, aber zu Hause wäre es vielleicht noch schlimmer. Ich muss mich daran gewöhnen, dass er nichts mit mir zu tun haben will, dann kann ich auch gleich heute damit anfangen.
Einmal kurz stehe ich auf und gehe zum Bäcker, um mir etwas zu Essen zu kaufen. Als ich wieder komme, ist Kai verschwunden.
„Er ist gerade gegangen“, sagt Tim, ohne dass ich etwas gefragt habe.
„Aha“, entgegne ich nur und esse mein Brötchen.
„Er wird bestimmt noch ne Weile schmollen, aber irgendwann spricht er bestimmt wieder mit dir.“
„Warum sollte ich das wollen?“
„Keine Ahnung. So kann es jedenfalls nicht weitergehen.“
Ein paar Minuten später gehe ich auch. Habe es nicht mehr ausgehalten da rumzusitzen. Zuhause schnappe ich mir meinen Block und versuche, mich zu konzentrieren. Ich will nicht mehr an Kai denken, aber ich tue es trotzdem.
Ich bin eingeschlafen. In Bennis Armen fällt mir das nie besonders schwer. Er streichelt immer noch meinen Rücken, während ich langsam wieder aufwache. Kalt ist mir auch nicht mehr.
„Hmm“, grummel ich. „Wie lange hab ich geschlafen?“
„Etwa eine Stunde“, sagt Benni und streicht durch meine Haare.
„Ich hab gar nicht gemerkt, dass ich so müde bin.“
„Diese Story nimmt dich zu sehr mit. Ich mache mir langsam ein bisschen Sorgen.“
„Das ist Quatsch“, sage ich und kuschel mich noch dichter an ihn.
„Und was war gestern, als du so fertig warst? Und deine Kopfschmerzen heute? Und als du vorhin so doll gefroren hast? Du denkst die ganze Zeit an diesen Martin und daran wie du diesen Artikel schreiben sollst.“
„Mir geht´s gut.“
„Wenn du das sagst...“ Er schiebt die Bettdecke zurück und steht auf. „Bleib ruhig liegen, ich will mir nur noch die Zähne putzen.“
„Aber es ist doch erst halb acht.“
„Dann sehen wir uns eben noch einen Film an, aber du bleibst im Bett.“
Schon ist er aus dem Zimmer verschwunden und lässt mich verwirrt zurück. Kann er im Krankenhaus nicht genug Krankenschwester spielen? Er tut ja fast so, als hätte ich einen Schwächeanfall gehabt. Ja gut, ich bin ziemlich müde, aber deshalb noch lange nicht krank.
Ich drehe mich auf den Bauch und schließe die Augen wieder. Soll er sich doch einen Film anschauen, ich werde schlafen.
Ein paar Minuten später spüre ich weiche Lippen auf meiner Haut. Benni muss sich ins Zimmer geschlichen haben und küsst jetzt meinen Nacken und meine Schultern.
„Du wirst doch wohl nicht versuchen wollen einen Kranken zu verführen, oder?“
„Nein“, sagt er und küsst weiter.
„Dann ist ja gut“, entgegne ich kühl und ziehe die Bettdecke so hoch, dass nur noch mein Kopf rausguckt.
„Ach komm schon, Manu. Sei nicht sauer.“
„Bin ich nicht.“
„Nein, natürlich nicht.“ Er setzt sich auf seine Seite des Bettes und sieht mich beleidigt an. „Ich dachte nur, dass du mal einen Abend Ruhe gebrauchen könntest.“
„Und Sex ist Ruhe für dich?“
„Nur weil ich dich küsse, heißt das doch nicht, dass ich mit dir schlafen will.“
„Das wäre ja mal ganz was Neues.“ Ich drehe mich wieder auf den Rücken und verschränke die Arme hinter meinem Kopf.
„Du kannst ganz schön zickig sein, wenn du willst“, sagt Benni und legt sich neben mich. „Und ich hab keine Lust mich mit dir zu streiten.“
„Ich auch nicht“, gebe ich zu und sehe ihn an.
Er grinst und zieht mich in seine Arme. „Meinst du ich kann dich festhalten, ohne über dich herzufallen?“
„Das will ich ja wohl hoffen.“
„Und wenn ich dich küsse?“
„Probier´s aus.“
Er nimmt mein Gesicht in beide Hände und legt seinen Mund auf meinen.
„Joa, geht“, sagt er und lächelt mich an, so dass ich ihn sofort wieder küssen muss. Ganz lange. Und dann muss ich mich an ihn klammern. Ich hab auf einmal wahnsinnig Angst, dass ich ihn verlieren könnte. Woher das jetzt kommt? Kann ich mir auch nicht erklären, aber wenn wir uns so nahe sind, frage ich mich immer, wie ich ohne ihn leben würde. Könnte ich das jetzt noch? Wir haben uns so aneinander gewöhnt. Was, wenn so ein Spinner mal auf Benni losgeht?
„Ok, was ist los?“, fragt er.
„Nichts. Warum?“
„Du benimmst dich eigenartig. An was denkst du?“
„An dich“, sage ich wahrheitsgemäß.
„Und weiter?“
„Du hattest Recht, ich denke viel an Martin und daran, dass uns so etwas hoffentlich niemals passiert. Es gibt so viele Idioten da draußen.“
„Man kann nie wissen, was passiert und du solltest dir darüber nicht den Kopf zerbrechen.“
„Ich wusste, dass du so reagieren würdest. Deswegen wollte ich es dir nicht erzählen.“
„Du kannst aber nicht auf alles vorbereitet sein“, sagt er.
„Trotzdem denke ich immer daran, was ich machen würde, wenn du zusammengeschlagen wirst. Ich würde dem Kerl bestimmt nicht nur die Nase brechen.“
„Du hast ne Macke, echt. Warum denkst du denn an sowas?“
„Warum denn nicht? Du machst dir ja sogar Sorgen, wenn ich mal ein bisschen müde bin.“
„Okay, vergessen wir das“, sagt er seufzend. „Möchtest du dir noch einen Film ansehen?“
„Nein.“
„Gehst du morgen noch mal ins Krankenhaus?“
„Ja.“
„Bist du sauer?“, fragt Benni und sieht mich skeptisch an.
„Nö. Wieso?“
„Machst irgendwie den Eindruck. Ich wollte ja auch gar nicht sagen, dass du dir keine Sorgen machen sollst. Es ist nur...“
„Ich weiß“, sage ich und küsse ihn kurz auf den Mund. „Können wir das Thema jetzt abhaken und schlafen?“
„Ja klar.“
Er breitet die Bettdecke über uns aus und schließt mich wieder in seine Arme. Ich spüre noch ganz lange seine Finger über meinen Rücken streichen, bis ich endlich einschlafe.
Es passiert mir wirklich selten, dass ich das, was ich schreibe nicht nachvollziehen kann, aber genau so ist es gerade. Ich möchte meinen Ärger mit Kai nicht auf Manu und Benni übertragen, aber so eine tolle, romantische Geschichte kann ich jetzt auch nicht haben. Bevor ich also aus meinem eigenen Kummer heraus auch noch ihre Beziehung den Bach runter gehen lasse, höre ich lieber auf mir etwas aus den Fingern zu saugen. Wie schade. Früher war es wirklich mal so, dass ich beim Schreiben alles andere vergessen konnte.
Seit ich Kai vorhin gesehen habe, frage ich mich ständig, ob ich mich vielleicht doch falsch verhalten habe. Immerhin hat er ja gar keine Ahnung warum ich gestern so ausgerastet bin. Hätte ich es ihm erklären müssen? Irgendwie ist es ziemlich scheiße, wenn man etwas über jemanden erfährt und ihn danach beurteilt, ohne dass derjenige davon weiß. Wahrscheinlich wäre es doch besser gewesen, wenn Tim und Anna mir nichts erzählt hätten. Dann hätte ich mir mein eigenes Bild von Kai machen können und schlimmer als es jetzt ist, hätte es mir damit auch nicht gehen können. Aber dafür ist es sowieso zu spät. Jetzt bin ich sauer auf Kai, Kai ist sauer auf mich und wahrscheinlich auch auf Tim, Lippe und Anna. Er kann sich sicher denken, was sie mir berichtet haben. Na toll! Somit habe ich also auch noch eine langjährige Freundschaft auf dem Gewissen. Nein, Moment. Kai hat sich das alles doch selbst zuzuschreiben. Wenn er meint jeden um den Finger wickeln zu müssen, der ihm gefällt, musste er auch damit rechnen, dass er eines Tages auf die Schnauze fällt. Oder nicht? Genau. Er ist selber Schuld. Und Tim, Lippe und Anna hätten mir das alles auch nicht erzählen müssen. Ich kann also theoretisch nichts dafür.
Ich sollte wohl tatsächlich mit Kai reden. Das heißt, wenn er mich lässt und wenn ich morgen immer noch den Mut dazu habe. Vielleicht ist er ja auch gar nicht da.
Natürlich ist er da und sieht bei Weitem nicht mehr so angepisst aus wie gestern. Er sitz da mit dem Rücken an die Mauer gelehnt und unterhält sich mit Anna und Susi. Die kichern die ganze Zeit. Wie schön, dass wenigstens die drei ihren Spaß haben. Ich will nur hoffen, dass die sich nicht über mich lustig machen.
„Kann ich mal mit dir reden?“, frage ich Kai, während alle Blicke an mir kleben. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass ich mich dabei nicht besonders wohl fühle. Und kaum sind wir ein wenig abseits, fängt auch schon das Getuschel an.
„Also?“
„Ich dachte, wir sollten da vielleicht was klären“, sage ich ziemlich kleinlaut. Scheiße, ich glaube ich war noch nie so nervös.
„Und was sollte das sein?“
„Das weißt du ganz genau.“
„Ja, stimmt. Aber wenn ich mich recht erinnere, warst du derjenige, der nicht darüber reden wollte.“
„Da... da war ich viel zu verwirrt.“
„Verwirrt? Ich hab dich geküsst, nichts weiter. Und du bist einfach abgehauen.“ Aha, jetzt kommt der Ärger doch noch an die Oberfläche. „Du hast dich von dem einlullen lassen, was Tim dir erzählt hat, oder?“
„Ja, irgendwie schon.“
„Na toll!“, sagt er genervt und entfernt sich ein paar Schritte.
„Stimmt es denn?“, frage ich.
„Was?“
„Na das, was Tim erzählt hat.“
„Wenn du es unbedingt wissen willst, ja. Zufrieden? Du hattest allen Grund dich von mir fernzuhalten.“
„Ist es so schlimm für dich, abgewiesen zu werden?“
„War es so schlimm mich zu küssen?“
„Nein“, gebe ich zu.
„Warum hörst du darauf, was andere dir sagen?“
„Ich habe Tim nicht darum gebeten, mir etwas über dich zu erzählen, er hat es einfach getan. Und als ich es erst mal wusste, war es zu spät mir ein eigenes Bild zu machen.“
„Und was wolltest du nun klären?“
„Ich wollte nur, dass du weißt, warum ich so reagiert habe.“
„Schön, dann sind wir ja fertig.“
„Warum regst du dich so auf?“
„Weil du scheinbar mehr darauf achtest, was dir andere sagen, als auf deine eigenen Gefühle. Du hast mich auch geküsst. So schlimm kann es also nicht gewesen sein, aber dann ist dir ja eingefallen, was Tim über mich erzählt hat. Du bist derjenige, für den es mir leid tut.“
So langsam blicke ich hier nicht mehr durch. Was will mir Kai damit sagen?
„Was soll das denn heißen?“
„Das soll heißen, dass du so etwas von mir nicht noch mal erwarten kannst.“
„Bist du noch ganz dicht?“, frage ich entgeistert. „Warum sollte ich das wollen? Nicht jeder will sofort mit dir ins Bett hüpfen, nur weil er schwul ist!“ Ich muss erstmal tief Luft holen. Der spinnt doch!
„Da hab ich aber ganz andere Erfahrungen gemacht. Und erklär mir doch mal, warum du mich geküsst hast.“
Au weia! „Du hast mich doch zuerst geküsst. Außerdem heißt das noch lange nicht, dass ich mit dir schlafen wollte.“
„Natürlich nicht“, sagt er überheblich. „Aber eigentlich kann mir das auch egal sein. Es kommt nicht wieder vor.“
„Schön“, sage ich giftig und gehe zurück zur Gruppe. Ich lasse mich neben Tim auf den Boden plumpsen und versuche wieder ein bisschen runterzukommen. Natürlich sind alle Blicke immer noch auf mich gerichtet, und als ich Tim ansehe, grinst er von einem Ohr bis zum anderen.
„Bin stolz auf dich“, sagt er und klopft mir auf die Schulter. „Wie geht´s dir?“
„Frag mich in ein paar Minuten noch mal.“
„So schlimm? Was hat er denn gesagt?“
„In etwa, dass ich selber schuld bin, und dass ich was verpasst hab.“ Ich kann es immer noch nicht glauben.
Tim und Lippe lachen sich kaputt, woraufhin Kai uns böse funkelnde Blicke zuwirft. Er sitzt jetzt wieder neben Anna und Susi, aber auch die können sich ein Grinsen kaum verkneifen.
Ob Tim und Kai jetzt nicht mehr miteinander reden? Hörte sich so an als wäre Kai wirklich sauer. Ach und wenn schon... Ich hab im Moment Besseres zu tun als darüber nachzudenken. Die sollen das mal schön selber wieder einrenken.
Tim macht sich anscheinend nicht so viele Gedanken darüber. Ich an seiner Stelle hätte Angst, meinen besten Freund zu verlieren. Aber wie gesagt: Nicht mein Bier.
Lange bin ich auch nicht mehr da geblieben. Hab mir noch von Anna und Susi erzählen lassen, was Kai gesagt hat, nachdem der schon schnell das Weite gesucht hatte, ein bisschen gejammert, aber nicht geheult. Was soll ich Kai auch nachweinen, der hat es überhaupt nicht verdient, dass sich jemand in ihn verliebt, der es wirklich ernst meint. Trotzdem ist das Entlieben doch ziemlich anstrengend und braucht seine Zeit. Das merke ich in den nächsten zwei Tagen sehr deutlich. Bin nicht in die Stadt gefahren, weil ich ihn nicht sehen wollte. Hoffentlich denken die anderen nicht, dass ich mir etwas antun will. Das hab ich nämlich eigentlich nicht vor.
Gestern musste ich sehr stark gegen den Drang ankämpfen, doch zu den anderen zu fahren, denn obwohl ich keine Lust habe, Kai zu begegnen, tut es trotzdem irgendwie weh, so weit von ihm entfernt zu sein. Verrückt. Ich kann immer noch spüren wie sich seine Lippen angefühlt haben. Es hätte so schön sein können. Am See, im Gras, an diesem schönen, sonnigen Tag. Und das war es auch, bis ich ihn weggestoßen habe. Ich hätte doch da bleiben sollen, denke ich manchmal, obwohl ich eigentlich weiß, dass ich das Richtige getan hab.
Die Stille im Haus macht mir auch langsam zu schaffen. Das Frühstück lasse ich jetzt immer ausfallen, weil es alleine dann doch nicht so gut schmeckt und den Rest des Tages verbringe ich auch allein mit mir und meiner Langeweile. Zum Schreiben komme ich auch nicht, weil mir nichts einfällt und ich auch nicht wirklich in der Stimmung dafür bin. Manchmal lese ich die Seiten noch mal durch, die ich schon geschrieben habe, aber das bringt mich auch nicht weiter. Es wirft mich eher immer wieder ein Stück zurück, weil Manu das hat, was ich nicht haben kann.
Heute ist der dritte Tag, den ich nicht in der Stadt verbringe und ich muss mir leider eingestehen, dass ich es wohl nicht viel länger aushalte. Außerdem muss ich wieder einkaufen gehen. Morgen werde ich mich also mal wieder in die Fußgängerzone wagen.
Alle sind da, auch Kai. Als ich ihn sehe, wird mir schlecht. Aber nicht aus dem Grund, den ich vermutet hatte, sonder weil er ganz allein an der Mauer hockt und ins Leere starrt. Er sieht so verloren aus, dass sich in mir alles umdreht und ich mich auf einmal wahnsinnig schuldig fühle.
„Hey“, sagt Tim und klopft mir auf die Schulter. „Wo warst du denn so lange?“
„Was ist denn mit Kai?“, frage ich, ohne eine Antwort zu geben.
„Wissen wir auch nicht. Gestern hat das angefangen, dass er nur so rumsitzt und mit niemandem redet. Ist fast wie damals, oder?“, fragt er Anna.
„Ja, irgendwie schon.“
„Äh, das... das“, stottere ich und weiß nicht genau, wie ich es ausdrücken soll. „Ist es meinetwegen?“
„Wahrscheinlich.“
Na toll, das wird ja immer besser. Jetzt muss ich mir auch noch Sorgen um Kai machen.
„Ich denke, dass du bei ihm einfach alles irgendwie durcheinander gebracht hast, so wie damals sein Coming Out“, sagt Tim.
Ich stehe auf, doch Tim hält mich fest. „Wo willst du hin?“
„Ich will mit ihm reden. Wir können ihn doch nicht so da rum sitzen lassen. Und außerdem bin ich ja wohl schuld.“
„Ich glaube nicht, dass das was bringt, aber bitte... wenn du meinst.“
Gefolgt von sieben neugierigen Augenpaaren gehe ich auf Kai zu und lasse mich neben ihm auf dem Boden nieder. Er reagiert nicht.
„Kai?“
„Was willst du?“
„Ich möchte mich bei dir entschuldigen. Es war nicht fair von mir, dich danach zu beurteilen, was Tim mir erzählt hat und ich wollte mich auch nicht mit dir streiten.“
„War´s das?“, fragt er unfreundlich und starrt weiterhin geradeaus.
„Wir machen uns Sorgen.“
„Das ist nicht mein Problem.“
„Ist irgendwas passiert? Du kannst doch mit uns reden. Wir sind deine Freunde und...“
Er schnauft und sieht mich das erste Mal an. „Tim war vielleicht mal mein Freund, aber du... du kennst mich überhaupt nicht. Kümmere dich um deinen Kram und lass mich in Ruhe.“
Er steht auf und verschwindet. Dieses Mal sind alle Blicke auf ihn gerichtet und wenden sich erst wieder mir zu, als er nicht mehr zu sehen ist.
„Und?“, fragt Lippe, obwohl es offensichtlich ist, dass ich keinen Erfolg hatte.
„Ich glaube wir haben allen Grund, uns Sorgen zu machen. Für ihn ist nicht einmal mehr Tim sein Freund.“
„Der spinnt doch!“, sagt Anna. „Nur weil er mal nicht zum Zug gekommen ist?“
„Ich glaube nicht, dass das noch das Problem ist“, sagt Tim. „Zumindest nicht so wie wir denken.“
„Könntest du mal aufhören in Rätseln zu sprechen“, fordert Anna giftig.
„Ich glaube er ist wieder in dieses Scheiße-ich-bin-schwul-Loch gefallen. Wahrscheinlich war Moritz der Auslöser, aber so ganz verstehe ich das auch nicht.“
„Aha“ ist alles, was mir dazu einfällt. Ich verstehe nämlich nur Bahnhof. Kai hat ein Problem damit, schwul zu sein, das hab ich ja kapiert, aber warum fällt ihm das erst wieder ein, nachdem ich nicht mit ihm schlafen wollte? Wenn er unbedingt mit einem Jungen Sex haben will, ist es doch eigentlich eher ein Zeichen dafür, dass er gerne schwul ist, oder?
„Und was machen wir jetzt?“, frage ich.
„Keine Ahnung“, kommt es von den anderen dreien.
Der Lesemodus blendet die rechte Navigationsleiste aus und vergrößert die Story auf die gesamte Breite.
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