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Ich hab es mir nicht ausgesucht...

Wie alles begann...

Teil 7 - Abschiedsschmerz

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Informationen

Inhaltsverzeichnis

Markus, Gefühle, Abschiede

Die Eltern erwarteten uns schon am Kamin, allerdings standen beide noch, „wie möchtet ihr euch setzen?“, fragte Mama. Offenbar hatten sie es im Gefühl, dass wir heute Abend keinen Film mehr brauchten, sondern nur noch diese vertraute Runde mit ihnen, oh Mann, wieder stellte ich fest, wie gut sie uns Jungs lesen konnten. Wir schauten uns kurz an, Markus suchte sich den Sessel direkt neben Papa aus. Ich nahm den Sessel neben ihm. Mama schob ihren Sitzplatz so, dass sie uns gegenübersaß. Auf dem kleinen Tischchen in der Mitte hatte Mama die Leckereien und den Orangensaft schön dekoriert. „Tante Susanne, wir müssen aber gleich noch Basti anrufen, sonst wird es zu spät.“ Mama nickte zustimmend, „sollen wir so lange rausgehen?“ Markus schüttelte vehement den Kopf, „bitte nein, warum? Ich habe so viel Vertrauen von euch erfahren, ich…“, er blickte mich fragend an, „wir haben keine Geheimnisse vor euch.“ Ich nickte ihm zu. Zügig betätigte Markus die Wahlwiederholung, Basti war sofort am Telefon, er hatte schon auf den Anruf gewartet. „Hi Markus, ich dachte schon, du hast mich vergessen.“ „Nein, niemals, du bist…“, er unterbrach sich, „also aber bei uns hat alles etwas gedauert, du Basti, ich stell dich mal laut, wir sitzen noch alle zusammen, Juli, Tante Susanne und Onkel Lars.“ „Okay“, hörten seine wir seine Bestätigung, „mach, hallo Tante Susanne, hallo Onkel Lars, hi Juli.“ Gemeinsam begrüßten wir Basti. „Was habt ihr heute gemacht, wart ihr zusammen unterwegs?“, fragte er gleich im Anschluss. Markus berichtete ihm in Kurzfassung von unserem an und für sich schönen Tag, Mama und Papa ergänzten mit ein paar Sätzen seine Schilderung. „Oh“, machte Basti, „da wäre ich aber auch sehr gern mitgekommen“, er sagte einen Moment gar nichts, dann „schade.“ Wir hörten seine Enttäuschung aus seiner Stimme heraus. Mama sprach ihn an, „hallo Basti, du musst nicht traurig sein, wenn wir uns morgen sehen, werden wir euch drei Burschen noch einen anderen Vorschlag machen, aber das bleibt bis morgen noch unser Geheimnis.“ „Okay, na da bin freu ich mich schon und bin neugierig. Ist Juli noch da, er sagt gar nichts.“ Ich wusste es, Basti würde es merken, dass irgendwas passiert sein musste, sonst hätte ich mich auch am Gespräch beteiligt. „Ja, hallo Basti, bin auch da…“, ich brach ab. „Hä, Juli, was ist?“, er hatte es mit seinen 11 Jahren herausgehört. Markus sprang für mich ein, „lass mal Basti, wir sehen uns morgen, da können wir noch mehr berichten. Aber warum wolltest du mich eigentlich am Abend so dringend anrufen?“ Lenkte er Basti jetzt von mir ab.

„Ach ja , na klar , also ihr müsst morgen bitte unbedingt schon vormittags hier sein, ich bin als Titelverteidiger durch ein Freilos für morgen gleich ins Halbfinale gelost worden, der erste Kampf beginnt schon um 11.00 Uhr, schafft ihr das? Das Training heute war absolut toll, ich bin gut drauf und heute haben alle Techniken super geklappt, hat riesigen Spaß gemacht. Wenn ich morgen das Finale erreiche, dann darf ich meine Gürtelprüfung für den blauen machen. Ich muss bis morgen aber noch mal 500 Gramm abnehmen, aber das schaff ich über Nacht ganz locker. Kommt ihr? Bitteeee!!!“ Papa schaltete sich ein, „hallo Basti, selbstverständlich werden wir dich morgen unterstützen, wir sind pünktlich in der Halle, wann ist das Wiegen?“ Basti antwortete, „Wiegen ab 8.00 Uhr aber ich muss erst um halb zehn auf die Waage, da mein erster Kampf ja erst 11.00 Uhr ist. Ihr kommt, oh schön, dann sehen wir uns, so ich mach Schluss, noch ein bisschen schlafen! Ich freu mich so.“ „ Basti, schlaf gut, bis morgen und Küsschen für Mutti und liebe Grüße von uns allen.“ Markus drückte den roten Knopf und schaute kurz in die Runde. Mama nickte ihm zu. Stille. Ich holte tief Luft, „Mama, Papa ich denke, ihr möchtet bestimmt noch erfahren, was uns, was mir heute passiert ist im Schwimmbad und warum wir euch haben ausrufen lassen. Entschuldigt bitte, das war bestimmt auch peinlich für euch und ein großer Schreck, aber wir sind, wir waren, ich, ich, glaub, wir sollten euch, ihr…“, ich stotterte. Ich wollte schon wieder…tief holte ich Luft, Mensch ich wurde bald fünfzehn… Markus stand aus seinem Sessel auf und hockte sich auf die Lehne an meinem Sessel. Er lehnte sich an mich und legte mir den Arm um die Schultern, „soll ich anfangen, du kannst dann weitererzählen?“ Ich nickte nur. „Also, zuerst waren wir kurz an der Kletterwand, dort haben wir eine halbe Stunde mehrmals verschiedene Wege versucht, es war ganz schön anstrengend, Eislaufen hatten wir ausgelassen, das können wir ja hier bei euch. Na, wir hatten uns extra das Schwimmbad zum Schluss aufgehoben, weil nach dem Schwitzen und so…, ja eine ganze Weile war es auch schön im Bad, wir sind einige Bahnen geschwommen, viel in der großen Röhrenrutsche gerutscht. Als wir dann am Sprungturm waren, kam da auch eine Gruppe von Jugendlichen, der eine, der war viel älter als wir, so bestimmt 16 oder 17, hat uns dauernd auf die Badehosen gestarrt, dumme Sprüche gemacht und ist uns immer in die Bahn gesprungen, er hat immer wieder versucht, uns zu provozieren. Wir haben aber nicht, überhaupt nicht reagiert, das hat ihn wahrscheinlich am meisten geärgert. Na ja, als wir uns dann auf den Liegen ausruhen wollten, war er auf einmal auch wieder da, hat hässliche und fiese Sprüche losgelassen. Ob wir schwul sind oder was Besonderes, er hat uns als Bettnässer bezeichnet.“ Markus musste jetzt auch schlucken. „Das hat uns dann gereicht und wir sind zum Duschen gegangen. Wahrscheinlich ist er uns heimlich hinterhergekommen, ich weiß es nicht, Juli war schon in der Dusche, ich musste noch mal schnell auf die Toilette…was dann passiert ist, ich kann es mir nur denken, Juli und ich haben auch noch nicht weiter darüber gesprochen, aber ich glaube, nein ich weiß, es war schrecklich für....“ Er brach ab und schaute mich entschuldigend an, „Mist, entschuldige bitte, dass ich nicht da war.“

Ich hatte die ganze Zeit mit starrem Blick zugehört, aber ich wollte diese Bilder loswerden, ich atmete nochmal tief durch, mein Blick ging zu ihm, „nein Markus, du bist doch nicht schuld.“ Jetzt sah ich Mama an, „ich hatte die Dusche angestellt, ließ schon das Wasser über mich laufen. Eigentlich wartete ich darauf, dass Markus wieder kommt, auf einmal schreit mich jemand von hinten an. Plötzlich war der fiese Kerl da, ich war so erschrocken, dass ich mich natürlich umdrehte, er stierte mir auf, auf mein Glied und die Hoden, wie ein Wilder, dann hat er mich voll gepöbelt, ob ich schwul bin, ob ich schon mal“, ich schluckte, „gew.. onaniert habe und ob er es mir zeigen soll. Dann hat er mich ganz fies ausgelacht, weil, weil…ich spürte die Tränen in meinen Augen, „ weil mein Glied und meine Hoden so klein sind und ich erst ganz wenige Haare da habe, ich hatte richtig Angst.“ Ich schwieg eine Weile, „aber dann hat er sein Glied rausgeholt und das war riesengroß und er hat dann daran gerieben und das wurde immer größer und er ist immer nähergekommen, er hat damit auf meinen Bauch gezielt. Dann hat er auch noch seine Hose ausgezogen… Er hat richtig auf meinen … gestiert und gehechelt. Er wollte, er hat...“, ich schluchzte nur noch. Markus war aufgestanden und umarmte mich jetzt. „Wenn Markus nicht gekommen wäre…“ Ich konnte nicht weiter erzählen. Markus streichelte wieder meinen Rücken und machte leise Geräusche „sch, schh, Juli, ist vorbei“, soll ich weitererzählen?“ Ich nickte.

„Ich kam von der Toilette zurück zu unserer Duschkabine, da sah ich den Typen nackt von hinten ganz nah vor Juli, breitbeinig und mit der Hand an seinem … immer vor und zurück, na ihr wisst bestimmt, was ..und, und Juli, also er hatte große Angst. Ich habe kurz überlegt, den Schwimmmeister zu holen aber der Kerl hat Juli so nah bedrängt... Vor lauter Angst hab ich dann den Kerl von hinten angeschrien, ich weiß nicht mehr genau, was. Hau ab du Sau oder irgend so was, lass Juli in Ruhe. Überrascht hat er sich umgedreht und hat mich angegafft. Na das ist ja noch so ein kleines Schwulischwein, ey zieh deine Hose aus...Da hab ich ihm mit voller Wucht zwischen die Beine in seine …, also in die Hoden getreten. Der Kerl ist sofort zusammengesackt. Dann habe ich Juli einfach an die Hand genommen und, und wir sind in unsere Kabine gerannt und haben uns eingeschlossen, den Rest kennt ihr.“ „Entschuldige Juli, dass ich dich allein gelassen hatte.“ „Das war so eklig, ich ich … Meine schöne neue Badehose…“ Papa und Mama waren inzwischen auch aufgestanden und bildeten einen liebevollen Ring um Markus und mich. Sie streichelten uns beide liebevoll. „Oh, Jungs, da ha ihr ja was Schreckliches erlebt. Markus, du warst so mutig, danke, dass du Juli geholfen hast.“ „Es tut mir so leid, dass ich so spät kam, aber das hätte Juli doch auch für mich getan, stimmt´s Juli?“ Ich konnte nicht antworten, nur nicken.

Mama sah auch ganz blass aus, „hat er dich angefasst?“ Ich schüttelte den Kopf, „Markus kam genau noch rechtzeitig, also ich hab, ich hab“ … wieder musste ich schlucken, „nur noch gesehen, dass der, dass er auf dem Boden lag und so viel weißes Zeug kam aus seinem, … Ich muss ganz schnell aufs Klo“, ich hielt die Hand vor den Mund und stürzte aus dem Wohnzimmer, ich hörte im Hintergrund noch Mama, „Markus gehst du bitte schnell mal hinterher?“

Ich kniete vor der Kloschüssel, es würgte und schüttelte mich. Markus trat hinter mich, legte mir die Hände auf die Schultern und wartete, bis ich mich wieder etwas beruhigt hatte. „Oh Mann, ich glaube mir wäre es auch so gegangen.“ Ich hatte zwar gewürgt, aber es kam nichts aus meinem Magen. Ich stand auf spülte mir den Mund und meinte schon wieder lächelnd zu ihm „wäre auch schade um das schöne Abendessen.“

Wir standen beide in der Toilette, ich schaute ihm in die Augen, er wusste instinktiv, was ich mir wünschte; unser „Stirn-an-Stirn -Zeichen“ mündete in eine feste, langanhaltende Umarmung. Ich flüsterte Markus, „danke nochmal, du warst ganz schön mutig, der war doch viel stärker als du, lass uns für immer Freunde bleiben, was immer auch passieren wird, wollen wir uns das versprechen?“ Er nickte nur und zog mich noch fester an sich.

„Lass uns wieder reingehen, sie machen sich bestimmt Sorgen.“ Ich stimmte zu. Vorsichtshalber drückte ich nochmal die Klospülung. Markus grinste mich an.

Mama und Papa hatten sich wieder gesetzt und blickten mich sorgenvoll an, ich hatte mein Lächeln wiedergefunden. „Macht euch bitte keine Sorgen mehr, es ist raus. Markus hat mich stark gemacht“, er schaute mich überrascht an, „danke mein lieber Markus.“ Die Eltern baten uns nochmal Platz zu nehmen.

„Es ist gut, dass ihr mit uns so offen über das Geschehen und auch über eure Gefühle redet, also soweit ihr es möchtet. Wir sind sehr stolz auf euch. Auch, dass ihr so füreinander einsteht.“

„Wir sind auch sehr froh darüber, dass ihr uns so viel vertraut und wir immer zu euch kommen können mit allem, was uns bedrückt. Und wir möchten euch auch sagen, dass das auch für Markus gilt, für mich und ihn für immer, für unser ganzes Leben. Wir haben es uns geschworen.“

Meine Eltern lächelten uns ermutigend zu. „Jungs, wenn es euch soweit wieder gut geht, dann lasst uns noch kurz über den morgigen Tag reden“, begann Mama. „Wenn wir pünktlich morgen drüben sein wollen, dann können wir nicht ganz so lange schlafen, auch wenn Samstag und euer letzter gemeinsamer Ferientag ist. Ich schlage vor, dass wir gegen acht Uhr losfahren, immerhin sind wir eineinhalb Stunden unterwegs. Wenn ich es richtig verstanden habe, muss Basti um halb zehn zum Wiegen, es wäre schön, wenn wir dann danach in der Sporthalle wären. Was meint ihr, schafft ihr es, dass wir kurz nach sieben Uhr gemeinsam frühstücken?” Markus und ich nahmen kurzen Augenkontakt auf und nickten, natürlich synchron. „Du müsstest dann morgen früh nur noch schnell deine Sachen zusammenpacken, aber das bekommst du hin. Also, es ist schon spät... “ Ich merkte, dass Markus noch etwas auf dem Herzen hatte. Fragend schaute ich ihn an, er errötete, drehte sich zu meinen Eltern um, „darf ich euch noch was sagen? Onkel Lars,” er stockte und überlegte die Worte, „ich hätte dich gern als Papa, ich hab euch sehr lieb, dich und auch Tante Susanne.“ Er ging zu den beiden hinüber, die gerührt, Mama jetzt mit Tränen in den Augen, dasaßen und gab jedem von ihnen einen zärtlichen Kuss auf die Wange. Er wandte sich blitzartig zur Tür und war die Treppe rauf in unserem Zimmer verschwunden. Wir drei blieben überrascht zurück. Mama atmete nach einem langen Blick in die Augen „ihrer beiden Männer” tief durch, „ich geh dann schon mal in die Küche.”

Papa bat mich noch einen Moment zu warten um, Markus nach diesem Gefühlsausbruch noch etwas Zeit zu lassen, aber auch, um sich nochmal zu versichern, dass es mir gut ging nach diesen Erlebnissen. „Ich denke schon Papa, es war aber ein großer Schreck für uns beide, vor allem, dass der uns so sehr beschimpft hat und der war so eklig. Außerdem hat er uns als schwul beschimpft, dabei sind wir doch ganz normale Jungs, oder?” „Juli, Großer, es ist schon spät, lass uns morgen weiter reden. Okay?” Ich schaute Papa fragend an, ich hatte in diesem Moment den Eindruck, dass er mir ausweichen wollte oder gab es einen Grund dafür, dass er das Gespräch so plötzlich beendete? Vielleicht bildete ich mir das auch bloß ein und er hatte ja auch Recht, es war doch schon ziemlich spät geworden. Ich drückte ihn nochmal lieb, „danke Papa”, wünschte ihm eine gute Nacht, gab Mama in der Küche auch einen gute Nacht Kuss und stieg grübelnd die Treppe hoch. An der Tür zu unserem Zimmer begrüßte mich der kleine Teddy, Markus hatte ihn an die Klinke gehängt. Ich wartete einen Moment vor der Tür, ehe ich sie leise öffnete. Markus lag bereits auf seiner Liege in seiner Lieblingsposition auf dem Rücken, die Hände hinter dem Kopf verschränkt. „Mann ich hab schon gedacht du kommst gar nicht mehr hoch, haben sie über mich gelacht?” „Hä, wer soll worüber gelacht haben?” „Na, na, weil ich, dass ich ..ach vergiss es.” „Du meinst, weil du ihnen gesagt hast, dass du Papa und Mama lieb hast, nee, die waren echt geplättet, Mama hat sogar geweint, hast du das nicht bemerkt?” Er schüttelte den Kopf, „war doof, ne? Ich weiß ja nicht mal, ob du...?” Ich setzte mich zu ihm auf die Bettkante, strich ihm mit der flachen Hand über den Bauch „Spinner, nee, war überhaupt nicht doof, ich glaube, sie sind sehr glücklich darüber und ich auch. Ich geh nochmal schnell, du weißt schon... “, er grinste, „duschen?“ „Nee, davon hab ich für heute genug.” „Ich weiß, aber ich muss auch gerade nochmal dahin.” „Ach, Markus nee, du bist unmöglich“, ich lachte. „Na los, komm.” Ihr wisst, was jetzt kam, genau. Nebeneinander am Klobecken, Markus hatte seine “Waffe” wieder entsichert, also die Vorhaut langsam vor meinen Augen zurückgezogen, er gab das Kommando, „auf die Plätze fertig, ..!” Ich hatte nie eine Chance gegen seinen Strahl...der konnte lange pinkeln, oh Mann. Im Zimmer ließ ich alle meine Klamotten einfach auf den Boden fallen, Markus schaute mir interessiert zu, ich merkte wie sehr mich die ganze Aufregung heut doch mitgenommen hatte. Er sah es mir bestimmt an, denn er meinte, „Juli kommst du noch ein wenig zu mir unter die Decke?” Ich nickte „aber nur kuscheln ich bin irgendwie ganz schön kaputt.” „Das glaub ich dir, vielleicht ist die Liege trotzdem breit genug für uns beide bis morgen früh?” Ich nickte, „ich muss noch schnell den Handywecker anstellen, wir müssen ja etwas eher raus”, er gähnte, „okay...” rasch schlüpfte ich in meine Schlafshorts, knipste das Licht aus und kuschelte mich mit unter seine Decke, es war schon angenehm warm dort. Markus krabbelt mit seiner Frontseite an meinen Rücken und flüsterte mir noch ins Ohr, „es ist schön bei euch.” Sanft strich mir noch eine warme Hand über die Seite, ich glaube ich konnte ihm nicht mehr antworten.

Ich stand allein nackt in der Weite der Dusche der Schwimmhalle, das Wasser rauschte laut tosend und mit mächtiger Gewalt über meinen Körper, ich fühlte mich in dem Strahl gefangen, wollte eigentlich die Dusche verlassen, es gelang mir nicht. Aus der Wand gegenüber kam ein riesengroßes steifes Glied heraus, die mächtige rötlichfeucht und schmierig glänzende Eichel lag frei und ohne, dass eine Hand zu sehen war, bewegte sich die Haut an dem Glied gespenstisch vor und zurück, immer wieder, immer schneller. Ich sah, dass der schleimige Saft langsam aus der Spitze hervorquoll und das Glied zu zucken begann. Im nächsten Augenblick erwartete ich die Welle des weißen Schleims, der herausschießen würde, genau in meinen vor Angst schreienden Mund…ich schrie „Markus...!“

Jemand, fasste an meine Schultern, schüttelte mich-ich hörte meinen Namen rufen, „Juli, Juli wach auf!“ Noch stärker wurde das Rütteln. Ich begann zu zittern, ich spürte starke Hände, sie umarmten mich und hielten mich ganz fest. „Juli, du hast geträumt“, die Stimme von Markus, beruhigend spürte ich seine Hand über meinen Kopf streichen, über meine Arme. „Du bist ja ganz nass geschwitzt, wollen wir Mama wecken?“ Benommen öffnete ich die Augen, es war noch dunkel draußen, „wie spät ist es?“ „Erst zwei Uhr.“ Ich schüttelte den Kopf, „nein bitte nicht.“ „Okay, komm, ich pass auf dich auf, magst du mir was erzählen? Hast du geträumt?“ Ich nickte und verkroch mich wortlos an seiner Brust. Er schloss wieder die Arme um mich, noch eine ganze Weile spürte ich das Streicheln von Markus an meinem Rücken. Bald war ich wieder eingeschlafen.

Es war seltsam, ich wachte am nächsten Morgen total erschöpft, ohne Wecker klingeln auf. Markus hatte wohl mein Handy ausgeschaltet, er musste noch lange Zeit wach gelegen haben und hatte auf mich aufgepasst. Er hatte mich vorsichtig geweckt, indem er mir über die Arme strich und mich leicht anpustete, „Ey“, gackerte ich los, „geh erstmal Zähneputzen, du stink... , äh hast Mundgeruch.“ „Oh, dir geht es schon wieder besser.“ „Hä, was meinst du?“ Er runzelte die Stirn, „was, du hast keine Erinnerung an die Nacht?“ Ich schüttelte den Kopf, überlegte, langsam kam mir bruchstückhaft der Traum der letzten Nacht in die Gedanken zurück, ich erstarrte, zum Glück nur ein Traum. „Magst du mir was erzählen?“

Ich dachte kurz nach, „ach Markus, ich war wieder nackt allein in der Dusche, da war ein riesiger großer Pimmel an der Wand, der war kurz vor dem Abspritzen, genau vor meinem offenen Mund, der Schleim tropfte schon, ach das war so eklig, ich hab geträumt sagst du?“ Er schaute mich aufmerksam an, „ja und wie, ich musste dich richtig stark festhalten und wir haben auch miteinander gesprochen…“ „Ich weiß das nicht mehr, boah, gut dass es vorbei ist. Danke, dass du mich bewacht hast.“ Ich smilte ihn an. „Aber es geht dir so weit gut?“ Ich nickte bestätigend. „Und du meinst wir müssen nicht nochmal mit Papa und Mama, äh, ich meine mit deinen Eltern darüber reden?“ Ich schmunzelte ihn kurz an, „hast du Mama und Papa gesagt? Schön wär’s, find ich lieb von dir, aber bitte sag ihnen nichts davon. Die machen sich sonst nur extra Sorgen.“ „Oh ja, ist mir wieder rausgerutscht, bist du sehr sauer deshalb?“ Ich schüttelte den Kopf, „nee überhaupt nicht, wenn es die beiden stört, sagen sie es dir schon. Mich stört es nicht.“ „Na, gut erstmal sag ich nichts, aber wenn du nochmal einen solchen Albtraum hast, kann ich dir nichts versprechen…“ Es klopfte an unserer Tür, erschrocken sah Markus auf und flüsterte, „ich hab doch aber den Teddy…“ Von draußen Papas Stimme, „Markus, Juli- entschuldigt bitte, ich seh den Teddy, aber es ist schon zehn nach sieben, habt ihr verschlafen? Beeilt euch bitte, Basti wartet doch dann auf uns…“ Markus rief zurück, „ja, danke Pap.., äh Onkel Lars, wir duschen noch schnell….“ „Ja aber bitte fix!“ Wir hörten Papa wieder die Treppe hinuntersteigen.

„Also los, duschen!“ „Och Mann, na gut, aber nur zusammen.“ Er lachte nur, sprang auf, er hatte nackig unter seiner Decke gelegen (?), und war schon aus dem Zimmer verschwunden, was sollte das denn jetzt? Eben hat er mich noch wachgestreichelt und jetzt flüchtete er vor mir, ging es schon wieder los? Ich hopste aus dem Bett, warf meine Schlafhose ab, nackt sauste ich hinterher, egal, auf dem Flur war sowieso niemand, der meine Morgenlatte sehen konnte. Also schlüpfte ich schnell ins Bad, wo Markus bereits die Dusche laufen ließ. Er sah mich kommen und öffnete die Schiebetür zur Dusche ein Stück und winkte mich herein. Schnell schloss er wieder die Tür hinter mir, ich sah, dass der Kleine inzwischen auch einen, also schon ziemlich gut drauf war. Schlingel, hatte er deshalb gelacht, er wusste, was er wollte! Zielsicher griff er mir an mein Glied und begann es sachte zu streicheln. Gleichzeitig bot er mir sein Becken dar, ein Angebot auch bei ihm zuzufassen. Überrascht folgte ich der Aufforderung meines kleinen Cousins. Gegenseitig ließen wir nun die Finger am Ständer des anderen spielerisch auf – und abgleiten, das warme Wasser und die Schwüle in der Kabine ließen uns nicht lange auf den Höhepunkt warten, sehr schnell und fast gleichzeitig gingen wir beide ein wenig in die Knie, so heftig war der Abschuss, Markus wimmerte ein wenig, er war die Berührung seiner Eichel nicht gewöhnt, er bekam weiche Knie und setzte sich erschöpft auf den Boden der Dusche. Ich hockte mich zu ihm und wir klatschten uns beide ab. Einige Momente sahen wir noch zu, wie der Duschstrahl das weiße Zeug, die Spuren unserer Spritzer, in den Abfluss spülte. Markus grinste breit, „siehste, hier brauchen wir keine Taschentücher.“ Ich grinste zurück. Spaßig klapste ich ihn an seinen Kopf, „Spinner, los komm, das Frühstück wartet, wir sind so schon spät dran.“

Wir beeilten uns mit dem Anziehen, dabei grinsten wir uns zu. Mama und Papa saßen schon am Frühstückstisch, sie hatten auf uns gewartet, „na Jungs, nun wird es aber auch Zeit, hattet ihr denn keinen Wecker gestellt?” Mama schien ein wenig sauer zu sein. „Ihr wollt doch bestimmt auch rechtzeitig zu Bastis Kampf dort sein und außerdem hatten wir euch versprochen, dass wir noch eine kleine Überraschung mit euch besprechen wollten, das müssen wir dann im Auto erledigen. Markus, hast du deine Sachen alle zusammen.“ Er erstarrte, „nein, ich hab..., ich war, ich- Juli hat...“, er sprang vom Tisch auf, warf dabei beinahe seine Kakaotasse um, gerade noch konnte ich sie auffangen, dann sauste er hoch ins Zimmer, um seine Tasche zu packen. Papa schaute mir ernsthaft fragend ins Gesicht. “Julian”, natürlich zuckte ich sofort zusammen, rot und ganz klein auf meinem Stuhl. Julian, diese Anrede durch Mama oder Papa bedeutete immer etwas Ernstes, etwas Unangenehmes. “Was ist los, warum ist Markus so durch den Wind? Ihr hattet den Teddy an der Tür, das war in Ordnung aber”, er machte eine Pause, als ob er sich die Frage genau überlegen wollte, „ist was Blödes passiert heute Nacht? Habt ihr“, wieder eine Pause, „euch eventuell gestritten?”

Heftig schüttelte ich den Kopf, ich bekam einen Kloß im Hals, ich wollte doch eigentlich noch nichts von meinem Albtraum erzählen, aber jetzt so direkt nach den Ereignissen der Nacht gefragt, ich wollte und konnte meine Eltern nicht belügen. Unsicher blickte ich meine beiden an, „also ich weiß nicht genau, was passiert ist”, wollte ich gerade beginnen. Mama blickte mich erschrocken an. Was dachte sie wohl in diesem Moment?

Sie holte schon tief Luft, als ob sie etwas sagen wollte, aber Papa legte ihr sanft bremsend die Hand auf den Arm. “Lass ihn bitte ausreden...“ „Also Markus hat mich in der Nacht geweckt, weil, weil, ...“ Markus riss die Tür zu Wohnzimmer auf, “fertig!” Wie angewurzelt blieb er stehen, er erfasste die Situation nicht gleich, er sah mich mit hochrotem Kopf, hörte mein Stottern und bemerkte die unsicheren Gesichter von Mama und Papa. Leise setzte er sich auf seinen Platz und wartete ab. Hilfesuchend sah ich ihn an, er nickte mir fragend zu, ich nickte zurück. Mama verlor nun ein wenig die Geduld, „also meine Herren, was ist heute Nacht zwischen euch geschehen, dass ihr beide so komisch seid, raus mit der Sprache!” Der kleine Markus fuhr entrüstet auf, „also Tante Susanne, entschuldige bitte, aber das ist jetzt total ungerecht“, seine Stimme begann zu zittern, „wir, wir haben überhaupt nichts Unrechtes getan. Was denkt ihr Erwachsenen eigentlich immer gleich von uns?” Er schluchzte jetzt richtig laut auf, Tränen in den Augen. Ich starrte ihn mit offenem Mund entsetzt an, so hatte ich mit meinen Eltern noch nie gesprochen. Er schrie es nun fast hinaus, „Juli hatte heute Nacht einen beschissenen Albtraum, er hat den großen Schwanz wieder vor sich gesehen, den der Dreckskerl vor ihm gewichst hat und der ihm beinahe angespritzt hätte. Er hat gerufen, gestöhnt und geweint, da hab ich ihn geweckt und getröstet. So nun wisst ihr es!” Er rannte aus dem Zimmer, warf die Tür hinter sich zu und rannte wahrscheinlich die Treppe rauf, ich saß bewegungslos da, so hatte ich meinen kleinen Cousin noch nie erlebt und er hatte meine Eltern wegen mir angeschrien, mich verteidigt. Meine Eltern saßen konsterniert auf ihren Plätzen. Ich sprang auf und rannte aus dem Zimmer. Hinter mir hörte ich Paps Stimme, „Juli…!“ Ich wollte Markus suchen. Ich rannte die Treppe hoch, das Zimmer war leer. Ich riss die Badezimmertür auf, leer. Ich überlegte. Ich rief in den Hausflur „Markus“? Keine Antwort, wieder rannte ich die Treppe hinunter, rief ins Wohnzimmer, „er ist weg, ich glaub ich weiß, wo er ist.“ Rasch zog ich meinen Anorak vom Garderobenhaken und erstarrte, Markus Jacke hing noch am Haken. Wenn stimmte, was ich vermutete, war er ohne richtige Bekleidung in die kalte Winterluft hinausgerannt. Ich schnappte mir seine Jacke.

So schnell ich konnte rannte ich über unsere Wiese zum Zaun. Hastig kroch ich durch das Loch im Zaun, meine Hand blieb an dem alten Draht hängen, im Gesicht spürte ich einen kurzen Schmerz, fluchend rannte ich durch das Wäldchen, ich vermutete, dass Markus auf dem Weg zu unserem Versteck war, würde er den Weg finden? Mein Hals brannte beim Rennen in der kalten Luft, meine Lunge stach regelrecht. Die letzten Meter vor dem See wurde ich langsamer, durch die Büsche sah ich meinen Kleinen auf dem alten Baumstamm sitzen, er blickte auf den glitzernden See hinaus. Seine Schultern zuckten noch etwas, er wischte sich durch die Augen. Leise trat ich von hinten an ihn heran. Er hatte mich gehört, drehte sich um und lächelte mich mühsam an. Ich legte ihm seine Jacke um die Schultern und setzte mich dicht neben ihn.

„Markus, mein Kleiner, ich bin da, ich hab mir gedacht, wo du bist. Schön, dass du unseren Platz nicht vergessen hast.“ Er schwieg einen Augenblick, dann brach es erneut aus ihm heraus, „das war so ungerecht, das kenn ich gar nicht von deinen Eltern, entschuldige, dass ich alles verraten habe, aber…“. „Ach Markus, ich war auch gerade dabei, alles zu erzählen, du kamst genau im richtigen Moment, wie im Schwimmbad auch“, ich lachte laut auf. Er schaute mich ungläubig an, „echt jetzt?“ Ich nickte. Eine Weile schwiegen wir. Mein Handy summte, zum Glück hatte ich es in der Eile noch geschnappt. „Papa“, sagte ich zu Markus. „Hallo Juli, seid ihr da, wo ich vermute?“ „Ja, Papa.“ Papa schwieg einen Moment, dann, „wenn ihr möchtet, ich steh in 10 Minuten auf dem Waldparkplatz?“ Ich hatte den Lautsprecher auf laut gestellt, Markus hatte mitgehört. Meine Augen fragten ihn, er schüttelte stumm den Kopf. „Danke Papa, aber wir brauchen noch wieder ein paar Schritte für uns, wir kommen zu Fuß zurück.“ „Das ist in Ordnung Juli, noch was, Tanta Anne hat gerade angerufen, der Wettkampf muss für Basti ausfallen, aber das erzählen wir euch, wenn ihr hier seid, wir fahren erst nach dem Mittagessen nach Erlenhausen, ihr habt also noch etwas Zeit für euch.“ „Onkel Lars, was ist passiert?“ „Hallo Markus, ich erzähl es euch, wenn ihr hier seid, lasst euch Zeit.“ Er hatte aufgelegt. Markus überlegte, „das kann nicht sein, Basti hat sich so auf den Kampf gefreut, was ist da los?“

Ich versuchte, ihn zu beruhigen, „komm, wir machen uns auf den Rückweg.“ Wir sprachen wenig, eigentlich gar nichts, Markus ging ziemlich schnell auf dem alten Pfad Richtung Zaun, fast rannte er, war unruhig. Warum hatte seine Mutti ihn nicht angerufen? Was war passiert? Bei uns zu Hause angekommen, erwartete uns Mama an der Tür, scheu schaute Markus ihr in die Augen, er schämte sich für seinen Wutausbruch vorhin. Gerade holte er tief Luft, um etwas zu sagen, aber Mama umarmte ihn wortlos zog ihn an sich und gab ihm einen Kuss auf die Wange, „entschuldige meine Worte von vorhin, es tut mir sehr leid. Aber kommt bitte erst mal rein. Markus, bist du gestürzt, deine Hose und deine Jacke sind ja ganz voll Erde.“ Er sah an sich herunter, er hatte in seiner Traurigkeit gar nicht bemerkt, dass er auf dem Weg zum See mehrfach gestürzt war, sein Gesicht war auch leicht zerkratzt.

„Was ist mit Basti, warum fällt der Kampf aus, fahren wir nachher hin?“ Seine Stimme klang sorgenvoll. „Kommt bitte rein, Juli, mein Großer, danke dass du so schnell gehandelt hast und dich um deinen, um Markus gekümmert hast, komm her mein Schatz.“ Auch ich bekam einen dicken Kuss auf die Stirn, Mama stutzte, „du hast ja auch ´ne dicke Schramme an der Wange, … habt ihr euch geprügelt?“ „Ach Mensch, Mamaaaaa,…! Nein, niemals“, ich lachte Markus an, der grinste, „kommt vielleicht noch.“ Ich „häää…?“ Mama lachte, „vielleicht, aber erstmal suche ich dir noch ein paar ältere Jeans von Juli, die sollten passen, so kannst du nicht unter die Leute. Zieh die schmutzigen schon mal aus und wirf sie in den Wäschekeller.“ Mama verschwand im Schlafzimmer und kramte im Kleiderschrank.

Markus stand verlegen nur in Boxershorts da, ein wenig genierte er sich vor Papa. „Los, Hände waschen und dann rein“, löste Papa die Verlegenheit von Markus auf, „es gibt warmen Kakao und wir müssen noch was besprechen.“

Eine viertel Stunde später saßen wir alle wieder gemütlich um den großen Tisch im Wohnzimmer. Markus hatte wieder Hosen an…. Wir hatten ja vorhin vor lauter Aufregung einfach das Frühstück verlassen. Markus drängelt zwar, er fragte wieder nach Basti, aber bei uns war es üblich, Probleme nicht während des Essens zu besprechen, sondern in Ruhe danach. Daran musste sich auch Markus halten. Erst jetzt bemerkten wir, wie hungrig wir doch waren, wir hauten ordentlich rein, Markus und ich genossen außerdem echt den leckeren warmen Kakao. Gestärkt lehnten wir uns zurück, Mama und Papa hatten auch ihren Kaffee ausgetrunken. Papa begann, „also ihr beiden, deine Mutti hatte vorhin angerufen, dass Basti heute gar nicht mehr kämpfen wird“, Markus wollte ungeduldig dazwischenfragen, aber Papa wehrte die Frage mit gehobener Hand ab. „Basti hat sich heute beim Erwärmen eine starke Zerrung in den Adduktoren zugezogen. Das ist der starke Muskelstrang in der Leistengegend also im Ansatz vom Oberschenkel an die Bauchmuskeln, damit ist nicht nur der Tag für ihn gelaufen, sondern mindestens auch zwei Wochen Training. Außerdem ist das sehr schmerzhaft. Er wollte trotzdem antreten aber sein Trainer hat ihn zurückgezogen, er kann es nicht erlauben. Basti ist natürlich sehr traurig. Tante Anne hat gesagt, dass er im Moment kaum richtig laufen kann Er ist schon wieder zu Hause, er wollte kein Judo mehr sehen.“ Markus saß erschrocken da, „Mist, wie ist das denn passiert?“ Papa zuckte mit den Schultern, „wir werden es am Nachmittag erfahren, wenn ihr dann so weit fit seid, fahren wir gleich nach dem Essen los.“ Wir nickten einverstanden, natürlich synchron. Jetzt schaute Mama mich sorgenvoll an, „und Juli, wie geht es dir?“ „Ach Mama, ich hatte heute Nacht diesen blöden Traum, Markus hat euch ja alles erzählt, mehr kann ich auch nicht dazu sagen, nur dass er mich wieder mal gerettet hat heute Nacht und deine, eure...“, ich überlegte, „eure seltsame Frage heute morgen hat uns ehrlich gesagt, etwas getroffen, sie war völlig unbegründet. Wir haben großes Vertrauen zu euch. Aber manches wird unsere Jungssache bleiben, bitte habt Verständnis, deswegen haben wir euch trotzdem ganz doll lieb. Wir haben eure Botschaft letztens verstanden.“

Papa und Mama nickten einfach. Papa ergänzte aber noch, „Ich denke, wir haben auch kapiert. Und wir möchten dich lieber Markus, ganz herzlich um Verzeihung bitten, dass wir dich heute früh nicht ausreden ließen, bitte entschuldige.“ Das war Markus sichtlich peinlich, dass Erwachsene sich bei ihm entschuldigten. Aber er nickte dankbar.

„Juli, aber trotzdem, Mama und ich haben uns über das, was ihr im Schwimmbad erlebt habt und was ihr über den Traum berichtet, ausgetauscht, wenn dich diese Träume weiterverfolgen, dann müssen wir nochmal darüber nachdenken, wir möchten, dass es dir gut geht. Einverstanden?“ „Ja, ich möchte das auch nicht lange mit mir herumtragen, danke für eure Unterstützung.“ Mama lächelte erlöst und glücklich, sie schickte mir ein Luftküsschen herüber. Papa hatte eine Idee, „Susanne, Jungs, was meint ihr, es ist jetzt gleich 11.00 Uhr, wir haben gerade gefrühstückt, wenn wir gleich losfahren, unterwegs einen Happen essen, dann können wir kurz nach Mittag bei Anne und Basti sein. Was meint ihr?“ Mama schaute uns Jungs an, „Juli, Markus, ihr entscheidet.“ Markus schaute mich an, wieder tauschten wir nur einen Blick, Markus nickte „wir fahren gleich.“ Mama schüttelte nur lachend den Kopf, „ihr beide, wie Zwillinge, nur dass einer ein Jahr jünger ist.“ Ich protestierte, „fast eineinhalb.“ Markus klapste mich an den Hinterkopf, „Spinner, los komm, fertig machen.“ Ich, „na aber stimmt doch…“ Mama lachte nur, „los jetzt aber bitte keine Prügelei!“

Wir vereinbarten, dass wir in ca. 30 Minuten losfahren wollten. Schnell nochmal aufs Klo und Markus musste noch seine Tasche von oben holen. Ich räumte schnell noch ein bisschen das Gästezimmer auf, die Bettwäsche sollte ich abziehen und in den Waschkeller werfen. Alles war schnell erledigt, Markus und ich setzten uns kurz nochmal zusammen auf seine Liege und schwiegen. „War schön bei dir, bei euch…, danke für alles Juli.“ „Ich nickte nachdenklich, ich danke dir Markus, ohne dich…“, ich überlegte, wie ich es sagen sollte, „ohne dich hätte der fiese Typ mich sicher, ach, ich darf gar nicht dran denken. Schade, war viel zu schnell vorbei unsere Zeit.“ „Stimmt. Vielleicht klappt es bald mal wieder, wäre schön.“ Er schluckte, verlegen zog er sein Handy hervor, „ich ruf kurz mal Basti an“, zügig wählte er die Nummer von Basti, … „the person, you….“ „Hä, was ist das, das Ding ist aus. Was ist los mit ihm, Mann das macht mich nervös.“ Ratlos blickte er mich an. Von unten hörten wir die Autohupe, „los komm es geht los“.

Die Fahrt verlief wieder weitestgehend schweigend, jeder hing seinen Gedanken nach, Markus war in Gedanken sicher bei seinem kleinen Bruder, was mag passiert sein? Nach einiger Zeit tippte ich ihn an, „Markus“, „hm“, „denkst du an Basti?“ „Hm ja, er hatte sich so sehr auf den Wettkampf gefreut, ach Mann…“ Mama drehte sich auf dem Beifahrersitz um, „warte doch erstmal ab, wir werden bald mehr erfahren.“ „Aber er geht nicht mal ans Handy…“ Ich griff tröstend nach seiner Hand, er zog sie ruckartig weg. Na gut, er musste sich erstmal wieder beruhigen.

Ich sprach Mama an, „Mama, was wollten wir eigentlich noch beraten, ihr hattet gesagt, dass ihr uns noch während der Fahrt etwas mitteilen oder vorschlagen wollt.“ Papas Blick im Rückspiegel, Mama blickte kurz zu ihm. Wieder drehte sie sich zu uns nach hinten, „ja das stimmt, aber durch den Unfall von Basti“, Markus schaute ihr entsetzt in die Augen, „ein Unfall?“, er schreckte auf, sein Gesicht sprach Bände, er hatte Angst. „Na, wir wissen es nicht genauer, warten wir es ab. Jedenfalls wollten wir natürlich auch Basti mit einbeziehen, wir müssen neu überlegen, lasst uns dann weiter gemeinsam überlegen, okay?“ Markus nickte, „ob ich ihn nochmal anrufe?“ Ich zuckte mit den Schultern, was sollte ich ihm auch sagen? Papa setzte den Blinker, wir fuhren an die Raststätte, kurze Pause und eine Kleinigkeit essen. Meine Eltern holten sich jeweils einen Kaffee und einen kleinen Snack, ich gönnte mir ein paar Pommes mit Hähnchenfleisch, Mama genehmigte uns jedem eine kleine Cola, sie meinte, ausnahmsweise solches Zeug. Markus hatte überhaupt keinen Appetit, er schüttete die Cola mit einem Zug hinter. Er drängelte, wollte gleich weiter, verständlich. Aber Papa war die Ruhe selbst, „einen Moment noch mein kleiner Großer“, Markus rutschte an Papa ran, der nahm ihn in den Arm, „geht gleich weiter.“ Er strich ihm über den Kopf, „es wird bestimmt alles gut.“ Mein Cousin lehnte seinen Kopf an Papas Schulter. Mama kam von der Toilette und nickte uns zu. Weiter ging’s, die Autobahn war ziemlich voll, viele LKW- Fahrer wollten sicher noch vor dem beginnenden Fahrverbot am Samstagabend ihre Kilometer schaffen. Aber wir kamen trotzdem ganz gut voran, so dass wir gegen 13.00 Uhr in die Straße einbogen, wo Markus zu Hause war.

Kaum hatte Papa den Motor abgestellt, öffnete Markus die Autotür und sprang zur Haustür, er klingelte Sturm. Der Lautsprecher schnurrte, „ja bitte?“ „Hallo Mutti, mach auf, wir sind’s.“ „Hallo Markus, ja ich mach auf, ist Juli auch da?“ „Na klar!“ Der Türöffner summte, Markus schob die Tür auf, drehte sich zu uns um, „los kommt.“ Mama lachte mich an, „los saus mit, wir kommen gleich rein.“ Tante Anne stand im Flur, Markus drängelte sich an mir vorbei und umarmte seine Mutti, als ob er sie Jahre nicht gesehen hätte. Er schluchzte auf und wollte sie gar nicht wieder loslassen. „Markus, mein Großer, was ist los?“ „Ach Mutti es ist so viel passiert in den letzten beiden Tagen, Juli und ich, wir, …“ Sie schaute fragend an ihrem Großen vorbei zu mir. Verlegen stand ich da und wusste nichts zu sagen. „Ach Tante Anne, eigentlich nichts Schlimmes, wir erzählen es später, ja?“, antwortete ich kurz und drückte mich an ihr vorbei. Mama kam durch die Tür und meinte, „los ab mit euch beiden nach oben, Basti wartet sicher schon. Das andere kann warten.“ Meine Tante schaute Mama fragend an, diese nur, „später, lass uns erstmal reinkommen.“ Kurz blickte Markus seine Mutti an, dann tobten wir die Treppe zum Kinderzimmer hoch, Basti wartete schon oben in der offenen Tür, erschrocken blieb sein großer Bruder auf der letzten Treppenstufe stehen, Basti stützte sich auf Krücken ab. „Mann Basti, was ist denn passiert, du hast ja Krücken?“ Er stürzte sich auf seinen kleinen Bruder und umarmte ihn herzlich. Auch ich ging zu Basti und drückte ihn ganz fest. Papa kam die Treppe herauf, er hatte die Tasche von Markus dabei. „Hallo Basti“, der winkte Papa kurz zu.

Die Erwachsenen begrüßten sich dann unten, ich bekam noch mit, wie meine Tante meine Mama noch fragte, „Suse, was ist mit den Jungs passiert?“ Von der Antwort verstand ich nur, „…später.“

Mit Markus und Basti allein im Zimmer wollten wir natürlich sofort wissen, wie es zur Verletzung beim Aufwärmen gekommen ist. Er ließ sich auf sein Bett fallen, legte die Krücken zur Seite.

Er fluchte, „ach verdammt, ich kann es euch nicht mal genau sagen. Ich war gerade noch bei meiner Erwärmungsgymnastik, das ist eine Mischung aus Yoga, Dehnung und Reaktionsübungen, die der Trainer mit uns macht. Das ist immer auf einer Trainingsfläche außerhalb der Halle. Dort ist es immer ziemlich eng, normalerweise werden dort keine Wurfübungen mit den Dummies oder ähnliches gemacht. Aber diesmal war irgend so ein neuer Trottel da, den kannte ich noch nicht, der ist auch zwei Gewichtsklassen höher. Jedenfalls liege ich gerade beim Stretchen am Mattenrand, da haut der mir den 50 Kilo Dummie voll auf den Oberschenkel, d.h. eigentlich so zwischen Bauch und Bein, ich war überhaupt nicht auf so was vorbereitet. Mir blieb die Luft weg, ich glaub ich hab richtig aufgeschrien, mein Trainer war sofort da und hat sich dann in der Umkleide die Bescherung angesehen. Ein Ziehen und Stechen an der Stelle, er musste mich echt stützen, solchen Schmerz hatte ich noch nie. Zum Glück hat der nicht meine Eier getroffen, denn in der Vorbereitung tragen wir natürlich noch keinen Sackschutz. Aber die Stelle ist sofort geschwollen und wurde blau. Ich kann jetzt das Bein noch nicht belasten. Der Arzt dort hat gemeint, die Schwellung geht wieder weg, bloß gut, dass es die Hoden nicht getroffen hat. Aber zum Röntgen musste ich trotzdem. Sie haben nachgesehen, ob die Beckenknochen was abbekommen haben bei 50 Kilo, zum Glück nicht. Der Doktor meinte, dass ich großes Glück gehabt hätte, weil meine Bauch- und Beckenmuskeln so stark sind. Er klang direkt ein bisschen stolz. „Und was hat dein Trainer dazu gesagt?“ „Na als der sich die Stelle richtig angeschaut hatte und gemerkt hat, dass es für mich als Titelverteidiger vorbei war, ist der zu dem Vogel hin und hat ihn am Kragen gepackt, ich hab ihn nur brüllen gehört, meine Trainingskameraden haben mir dann erzählt, dass er ihn durch die Trainingshalle zu seinem Trainer geschleppt und den angeschnauzt hat, ob er zu blöde ist, die Regeln in der Nebenhalle zu beachten. Dann ist er zum Kampfgericht und hat Protest eingelegt, diese Regelverletzungen wurde mit einer Sperre bestraft, na das hilft mir aber nicht mehr. Scheiße, der Arzt hat gesagt, ich darf jetzt auch mindestens zwei Wochen nicht mal trainieren. Oh Mann,…“ Er weinte fast, so sehr ärgerte er sich. Tief holte er Luft, „ahh, das zieht immer noch so sehr. Markus, kannst du bitte mal runter gehen und von Mutti einen Eisbeutel holen, ich will nochmal kühlen.“ „Klar, Basti.“ Er verließ das Kinderzimmer, Basti schaute mich an, „und, wie waren bei euch die beiden Tage noch, war es schön? Ich war schon traurig, dass ich weg musste und nun war es sogar alles umsonst, shit.“ „Ach, es ist so viel geschehen in der Zeit, lass uns nachher nochmal quatschen, wenn Markus dabei ist.“ Markus kam ins Zimmer, Basti legte sich auf sein Bett zurück, „Juli kannst du mir mal helfen das rechte Bein hochzulegen, es fühlt sich an, als ob ich gar keine Bauchmuskeln mehr habe.“ Ich fasste ganz vorsichtig das Bein am Fußgelenk und in der Kniekehle und hob es auf das Bett. Vorsichtig zog er die Hose am Bund bis auf die Oberschenkel herunter, er hielt dabei die Luft an, scheinbar hatte er ordentliche Schmerzen beim Bewegen. Markus und ich erschraken regelrecht, als wir die dicke blaue Beule in der Leistenbeuge sahen, „wow“ machte Markus, das war aber knapp neben deinem Schwänzchen und den Eiern, Junge, Junge.“ Ich ergänzte „und du hast ja auch noch die ganzen blauen Stellen vom Eislaufen, sind jetzt aber schön bunt.“ Basti lachte gequält auf, „ja, zum Glück, kein Eiermatsch.“ Ganz vorsichtig legte Markus erst eine Lage Mull, dann den Eisbeutel auf die verletzte Stelle, der Kleine hielt die Luft an, dann atmete er kräftig aus. Bastis Pimmel wurde durch die Kühle noch ein wenig kürzer, ich schmunzelte in mich hinein. „Basti du bist tapfer und der andere Kunde, der ist gesperrt worden?“ Basti nickte, „aber was nützt mir das?“ Ich nickte verstehend.

„Aber erzählt ihr doch mal, was habt ihr denn so alles angestellt“, war der 11 jährige jetzt neugierig. „Mutti hat erzählt, dass wir eigentlich alle gemeinsam ins FZ wollten, ich ja nun leider nicht dabei war. Seid ihr dort gewesen, was habt ihr beide sonst noch so angestellt.?“ Jetzt grinste er hämisch. „Du brauchst gar nicht so fies zu grinsen, was wir im Jungszimmer oder zu Hause in der Dusche erlebt haben, geht nur Juli und mich was an. Ja, im Freizeitzentrum war es anfangs ganz gut, aber am Schluss war es große Scheiße.“

Basti bekam große Augen, „hä, wieso denn das.“ Markus schaute mich fragend an, „soll ich?“ „Nee, lass mich mal, du hast mir schon bei den Eltern geholfen, ich muss es auch mal loswerden.“ Ich setzte mich zu Basti aufs Bett, holte tief Luft und begann zu erzählen, als ich an die Stelle kam, wo der Dreckskerl mit seinem Riesenschwanz auf mich zukam und der Schleim sichtbar wurde, überkam mich wieder die Erinnerung, ich musste abbrechen. Hilflos sah ich Markus an, er redete weiter, „ich kam vom Klo zurück, sah den Kerl nackt seinen Schwanz reibend in der Hand vor Juli stehend, ich hab ihn angeschrien und als er sich umgedrehte hab ich ihm mit voller Wucht in die Eier getreten, dann sind wir abgehauen…“ Wir schwiegen. Nach einer Weile, „puhhh, na da hätte ich auch gern drauf verzichtet“, ließ Basti sich hören. Ich lachte erlösend auf, „aber ich hab ihm meine schöne neue Badehose dagelassen, leider.“ „Und was ist dann mit dem Kerl passiert?“, fragte Basti. „Er konnte leider abhauen.“ Von meinen Träumen erzählten wir Basti vorerst lieber nichts.

Wir hatten es uns im Kinderzimmer gemütlich gemacht, Basti war wieder mal in seine Konsolenwelt abgetaucht, Markus räumte seine Tasche aus und kramte schon mal sein Schulzeug für Montag zusammen. Er wollte das erledigt haben und den morgigen Sonntag in aller Ruhe genießen. Basti war ja erstmal zwei Tage krankgeschrieben, er musste am Dienstag wieder zum Arzt. Ich hatte mich auf’s Bett von Markus gefläzt und daddelte in WhatsApp mit einigen meiner Klassenfreunde rum. Markus ließ sich neben mir auf’s Bett fallen, stieß mich an und meinte, „war 'ne schöne Zeit mit dir seit Weihnachten, manchmal war ich ein bisschen kompliziert, aber wenn ich dran denke, dass wir uns erst Ostern wiedersehen…, puh…“ „Na aber dafür auf Mallorca, zu meinem Geburtstag“, ich knuffte ihn in die Seite. „Wir haben in den Februarferien Trainingslager im Turnen und Schwimmen, vielleicht kannst du ja mal hinkommen, ich frag mal den Turntrainer, ob du nicht mal zuschauen kannst.“ „Ja, das ist nicht schlecht, besser vielleicht als Schwimmen“, er grinste mich an, „ja nee, Schwimmen lieber nicht, stimmt.“ Er grinste fies. Ich steckte ihm die Zunge raus, „Arsch“, er lachte, wir klatschten ab. „Aber, ich habe in den Ferien auch…“, setzte ich gerade an, als wir auf der Treppe Schritte hörten, es klopfte, Markus antwortete, Papa steckte den Kopf herein, „na Jungs, wenn ihr mögt, es gibt in 10 Minuten unten leckeren Kuchen und Kakao, ihr seid herzlich eingeladen.“ Markus strahlte Papa an, „klar, wir kommen gerne mit runter, Onkel Lars.“ Ich bemerkte staunend die leuchtenden Augen von Markus, ich freute mich für ihn, dass er so viel Vertrauen zu meinem Papa aufgebaut hatte. „Was wolltest du mir gerade noch sagen?“, fiel ihm ein. Ich winkte ab, „später.“ Markus tippte seinem kleinen Bruder auf die Schulter und nahm ihm vorsichtig das Headset ab und flüsterte ihm ins Ohr, „K und K.“ Basti sprang auf, das heißt, er wollte es, im nächsten Augenblick stöhnte er auf und fiel auf seinen Stuhl zurück, er krümmte sich. Er hatte nicht an sein Handicap in der Leiste gedacht. „Ahhh, Scheiße“, Markus tat entrüstet, „ aber Se-bas-ti-an bitte,“ er betonte die einzelnen Silben so sehr, dass Bastis Stimme weinerlich wurde, „halt’s Maul du Arsch…“. Aber Markus nahm ihn nur ganz lieb in den Arm, „sorry Kleiner, war lieb gemeint, können wir dir helfen?“ Der Kleine nickte, „wenn du meine Krücken nimmst und ich mich auf Juli stützen kann…“ „So so, von Juli lässt du dir helfen…, na warte auf meine Rache, heute Nacht.“ Basti schaute erst ihn dann mich fragend an, ich schüttelte nur lachend den Kopf mit den Worten „Aber Marrr-kusss, bitte nicht doch.“ Der grinste überrascht über meine Aussprache, Basti lachte wieder „doch Arsch…“. „Los jetzt“ Basti stütze sich auf meiner Schulter ab, mit der anderen Hand hielt er sich am Geländer fest und hüpfte auf seinem gesunden Bein Stufe für Stufe die Treppe hinunter. Markus hinter uns trug die Krücken, ich drehte mich zu ihm um und sagte leise, „schade, dass ich heute Nacht nicht bei der Rache, dabei sein kann. Wir fahren ja am Abend wieder zurück und Montag ist Schule.“ Markus grinste, Basti, der es gehört hatte, meinte ganz trocken, „neee, lass mich mal mit meinem Bruder allein, du hast ihn die letzten Tage“, er unterbrach sich ganz kurz, „und Nächte für dich gehabt.“ Markus lachte laut auf, „uuuiii, Basti, was denkst du von uns? Aber glaub mir, es war nicht alles so, wie du es dir vorstellst, manches war auch nicht so einfach zwischen uns. Wenn Juli es mir erlaubt, erzähl ich es dir heute Abend“, er schaute mich dabei fragend an. Ich zuckte die Schultern, „wenn du meinst, ihr wisst, wir haben uns geschworen, dass wir keine Geheimnisse voreinander haben, dass wir uns alles erzählen, also fast und dann auch Geheimnisse für uns behalten?“ Markus und Basti nickten. Wir waren auf den unteren Treppenstufen stehen geblieben, jetzt ging die Wohnzimmertür auf, Tante Anne schaute heraus, „Jungs, wo bleibt ihr denn, der Kakao wird kalt.“ Was wir nicht wussten, meine Eltern und Tante Anne hatten sich inzwischen im Wohnzimmer zusammengesetzt und sich ausgetauscht, die neue Situation besprochen. Sie stellten fest, dass es für uns drei Jungs wohl nicht so ganz der ideale Start ins neue Jahr war. Sie vereinbarten, mit uns Jungs gemeinsam in Ruhe darüber zu sprechen.

Du, lieber Leser weißt ja inzwischen ganz viel darüber, dass wir drei absolutes Vertrauen in unsere Eltern hatten, ich zu meinen grenzenlos, Basti und Markus auf jeden Fall zu ihrer Mutti, und ich glaube ganz speziell zwischen meinem Papa und Markus war eine schöne vertrauensvolle Verbindung gewachsen. Wenn wir auch in letzter Zeit immer mal die eine oder andere eigene Entdeckung gemacht hatten, die wir nicht in jeder klitzekleinen Einzelheit verrieten, so konnten wir doch mit allem zu ihnen kommen… Papa und Mama wussten, nein ahnten bestimmt, dass Markus und ich schon zusammen immer mal, na ja, dass Basti auch schon mal dabei war, würde wir ihnen nicht auf die Nase binden.

Nach dem gemeinsamen gemütlichen Zusammensitzen bei K und K, wie Markus es immer nannte, ergab sich eine zwanglose Unterhaltung zwischen uns allen über die Ziele und Vorhaben der kommenden Wochen und Monate. Papa nahm das Wort und sprach uns Jungs an, „na Männer wir haben nun einige schöne Tage zusammen verbracht, haben eine ganze Menge verschiedene Erlebnisse gehabt, wir Erwachsenen haben nicht alles richtig gemacht. Verzeiht uns das bitte nochmal.“ Mama und meine Tante unterstützen Papas Worte durch ihr Nicken. Markus und ich schauten uns an, was wird das jetzt? Wir rutschten in unseren Sesseln etwas zusammen, Basti schaute von einem zum anderen, er verzog das Gesicht, offenbar hatte er wieder Schmerzen.

Mama fuhr fort, „Jungs, wir Großen“, sie schmunzelte dabei, ich war doch schon fast so groß wie sie, „möchten euch über unsere Gefühle und Empfindungen am Beginn des neuen Jahres mitteilen, wir möchten euch damit unser Vertrauen und die Liebe, die wir für euch haben, zeigen. Wir, das heißt, wir drei, nein wir sechs, sind eine Familie.“ Sie machte eine Pause. „Wir wünschen uns, dass wenn ihr es möchtet, auch gern eure Gedanken zu unseren Empfindungen dazugebt. Sprecht bitte darüber, was ihr von uns erwartet, was ihr euch wünscht oder vorstellt. Wenn ihr möchtet, sagt uns wie es euch geht. Wir versichern euch, dass wir euch achten werden, eure Gefühle ernst nehmen werden und euch immer lieben werden.“ Wow, das war eine Einleitung.

Es entstand eine längere Pause, in der wir Jungs uns gar nicht so wohl fühlten. Was sollten wir auch in diesem Moment erwidern? Zwar waren wir die Offenheit unserer Eltern in vielen Fragen gewöhnt, aber so ein ehrliches und liebevolles Angebot mit ihnen auf Augenhöhe über Gefühle und Wünsche von uns Jungs in der beginnenden Pubertät zu reden, das war für uns eine nicht erwartete Situation. Natürlich schwiegen wir. Tante Anne begann, „ich liebe euch meine beiden, Sebastian“, er zuckte bei seinem Namen, sie verbesserte sich, „dich mein Basti und meinen großen Markus über alles. Ich mache mir eigentlich auch keine Sorgen um euch. Ich hatte euch zu Weihnachten schon eine Liebeserklärung gemacht, ich wiederhole sie hier nochmal. Lasst mich meine Gedanken aber noch mal ausdrücken. Basti hatte den Unfall im Sport, der ihm Moment nicht erlaubt in die Schule zu gehen. Abgesehen vom Trainingsausfall und der verpassten Möglichkeit zur Titelverteidigung und der nächsten Gürtelprüfung. Das sind für dich, mein Kleiner, die wichtigsten Einschränkungen, denn in diesem Schuljahr wird die Empfehlung fürs Gymnasium erwartet. Du bist ein guter Schüler, toller Sportler aber auch sehr ehrgeiziger Junge. Ich glaube, dass dich das alles im Moment sehr beschäftigt. Markus und Julian werden dir soweit es geht immer zur Seite stehen. Basti schluckte, er wusste natürlich, dass seine Mutti ihn gern hat, aber so eine offene Liebeserklärung vor allen überwältigte ihn, er hatte Tränen in den Augen. Mama schaute aufmerksam zu Markus, dann zu mir, „unsere beiden Großen, Markus und Julian haben einen wichtigen Abschnitt in ihrem Leben begonnen, sie sind für uns sichtbar und fühlbar in die Phase der Pubertät eingetaucht.“ Oh mein Gott, ich wollte im Boden versinken. „Darüber freuen wir uns, auch wenn es nicht immer ganz leicht sein wird. Wir möchten mit euch im Austausch bleiben, wollen wir euch akzeptieren und, wenn nötig, unterstützen.“ Markus und ich wurden noch kleiner auf unseren Plätzen, die Köpfe hochrot. Ich suchte verstohlen nach Markus‘ Blick, ihm ging es genauso. „Ein paar Stimmungsschwankungen, besonders bei Markus, der ein so erfolgreicher Sportler, ein sehr guter Schüler ist, aber gleichzeitig auch ein schüchterner liebenswerter Bursche, sind ganz normal. Und auch wichtig, denn so lernst du, Gefühle auszudrücken und zu ordnen. Onkel Lars wird dir immer Halt und Wärme geben, wenn du nach einem“, jetzt stockte sogar Mama, „wenn du nach einem Mann als Vorbild suchst.“ Markus atmete tief ein, er konnte seine Tränen nicht zurückhalten, er stand auf, ging zu Papa rüber, fiel ihm um den Hals. Der zog ihn mit einem kleinen Seitenblick zu mir auf seinen Schoß. Ich saß einigermaßen steif auf meinem Platz, war ich eifersüchtig? Nein, gern würde ich Basti und Markus immer als meine Brüder an meiner Seite haben. Bei Markus hatte ich in den letzten Tagen sehr stark das Gefühl bekommen, dass er mir absolut vertraut und sich Papa gegenüber sehr zutraulich geöffnet hatte.

Papa übernahm jetzt, er schaute Markus ins Gesicht, der sich seiner Tränen nicht schämte, Papa wischte ihm über die Augen, „und gern orientiert sich unser Markus auch an unserem etwas älteren Juli. Wir akzeptieren die kleineren Heimlichkeiten der Jungs und wissen aber auch um die körperlichen Veränderungen, hauptsächlich bei Juli aber auch schon ansatzweise bei Markus, uns ist bewusst geworden, dass ihr drei keine kleinen Jungs mehr seid. Juli ist sehr darum bemüht, Markus ein gutes Vorbild, so wie ein großer Bruder und Freund zu sein, auch unser lieber Großer, du bist auch mit deinen eigenen körperlichen und gefühlsmäßigen Veränderungen beschäftigt. Trotzdem konnten und können wir uns und auch deine beiden Kleinen immer auf dich verlassen. Auch wenn du manchmal vielleicht heimlich knurrst, auch das gehört dazu. Bei deinem letzten, nicht so schönen Erlebnis hat Markus dir Halt und Sicherheit gegeben, so wie es nur Brüder können. Ich, wir haben bemerkt, dass unsere Jungs langsam erwachsener werden. Gern bin ich bereit, euch in dieser Hinsicht vorbehaltlos zu unterstützen, wenn ihr denn von Zeit zu Zeit mal einen Mann zum Quatschen wünscht. Der Start ins neue Jahr war für uns alle ein wenig holprig. Wir Erwachsenen wünschen euch alles Gute und möchten euch versprechen, dass wir auch in diesem Jahr immer für euch da sein werden. Auch für uns ist das Leben mit euch immer wieder neu, wir machen bestimmt nicht alles richtig, aber aus Liebe zu euch. Wir lernen mit euch und von euch. Und auch für uns ist die Gemeinsamkeit mit euch jeden Tag neu und spannend. Ihr drei sollt wissen, dass wir euch unendlich liebhaben und versuchen werden euch immer zu unterstützen, wenn ihr es möchtet. Wir wünschen uns allen nochmal einen guten Start in das neue Jahr.“

Wir drei Jungs saßen still und sprachlos in unseren Sesseln, diese Liebeserklärungen unserer Eltern überwältigten uns. Markus, immer noch bei Papa auf dem Schoß, heulte hemmungslos los, Basti humpelte zu seiner Mutti und küsste sie auf die Wange und umarmte sie ganz zärtlich. Ich saß ja schon neben Mama, rutschte nah an sie ran, legte ihr den Kopf an die Schulter. „Danke Mama, ihr seid so toll…“, sie gab mir einen zärtlichen Kuss auf den Kopf, „mein Großer.“

Nachtrag

Wir Jungs wussten gar nichts auf die Liebeserklärungen unserer Eltern zu erwidern, wir waren überwältigt von unseren Gefühlen und heulten erstmal minutenlang in den Armen unserer Lieben, so sehr hatten uns diese Worte berührt. Markus hatte sich in meinen Papa regelrecht verkrallt, ich gönnte es meinem Cousin ohne Neid, Basti hockte auf dem Schoß seiner Mutti, ich saß neben Mama und hatte meinen Kopf auf ihren Schoß gelegt, sie wuschelte mir liebevoll durch das Haar. Was wir in unserer Aufregung nicht mitbekamen, dass sich die drei Erwachsenen ebenfalls bewegt die Augen wischten, so hatten sie ihre großen Jungs auch noch nicht erlebt.

Der Abend zog sich lange hin, niemand von uns wollte den Abschied einleiten, zu schwer fiel es jedem, das letzte Wort auszusprechen. Doch es nützte nichts. Gegen 23.00 Uhr meinte dann schließlich Papa, „ihr Lieben, es hilft alles nichts, es ist sehr spät geworden, es fällt uns sehr schwer, ade´ zu sagen. Aber wir müssen noch knapp zwei Stunden zurück nach Hause fahren, seid bitte nicht bös, aber wir alle wollen doch ausgeruht in die neue Woche starten, auch wenn morgen erst Sonntag ist.“ Ganz langsam erhoben wir Jungs uns, Basti und Markus standen bedrückt da, als ich meinen Anorak überzog. Tante Anne, Mama und Papa umarmten sich herzlich. Wir Jungs versuchten, cool zu sein und klatschten uns lediglich ab, mir war ganz seltsam zu Mute. Wir versprachen uns, bis zum nächsten Mal in ständigem Kontakt zu bleiben. Doch dann, Markus kam mit seinem Kopf ganz nah an mich heran, vertraut pressten wir mit geschlossenen Augen Stirn an Stirn aneinander. Uns war in diesem Moment egal, dass alle anderen uns dabei zuschauten. Herzlich verabschiedete sich Basti von meinen Eltern, ich drückte Tante Anne. Markus wandte sich ab und setzte schon den ersten Fuß auf die Treppe, ich glaube, er hatte schon wieder Tränen in den Augen. Bevor Papa das Auto aufschließen konnte, stürzte er jedoch auf Papa zu, sprang an ihm hoch und drückte ihn aufgewühlt. Blitzschnell ließ er von ihm ab und rannte ins Haus zurück. Mama, Papa und ich standen still da und schauten ihm hinterher. Tante Anne winkte noch einmal an der Haustür, dann schloss sich die Tür.

Unsere Rückfahrt verlief schweigend. Immer wieder spürte ich Papas Blick im Rückspiegel, ich starrte aus dem Fenster in die Dunkelheit hinaus.

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