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Meine vier Leben (Eine fiktive Geschichte)
Teil 5 - Das dritte Leben - Am Ende ist nur Trauer
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Informationen
- Story: Meine vier Leben (Eine fiktive Geschichte)
- Autor: Kai
- Die Story gehört zu folgenden Genre: Drama, Coming Out, Lovestory
Vorwort
Danke für Eure vielen Rückmeldungen. Der Gedanke zu dieser Geschichte kam mir mal bei einer Fernsehsendung, wo es um kranke Kinder ging. Wie geschrieben, nur fiktiv. Alle Orte, Personen zufällig usw.
Ich schaute zurück. Die Häuser verschwanden hinter der Biegung.
Andi sprach nicht viel. Mir sollte es recht sein. Ich hatte Angst davor, was mich dort erwartete. Es gab aber keine andere Wahl. Ich beschloss bei mir, nicht mehr zu heulen. Unterwegs hielten wir kurz, weil ich mal musste. Bescheuert musste das ausgesehen haben, wenn ein Mann einen 17 jährigen am Waldrand abhält. Dass keine Streife vorbei geschickt wurde, war noch alles.
Es bestätigte mich aber darin, dass meine Entscheidung richtig war.
Wir kamen gegen 11:00 Uhr an. Andi setzte mich in den Rolli und dann stand schon ein Zivi neben uns, der sich mit den Worten: „Hallo, ich bin Carsten und einer der Zivis, die sich um dich kümmern werden. Wir haben dich schon erwartet.“ vorstellte.
Zu Andi: „Kommst du noch mit? Oder möchtest du dich hier verabschieden?”
„Nein, ich wollte schon noch mitkommen.“
Ich schüttelte den Kopf.
„Danke für alles Andi! Aber du kommst bitte nicht mit hinein. Wir werden uns hier verabschieden. Bitte mach es dir und mir nicht noch schwerer.“
Er nickte und gab mir die Hand.
„Mach‘s gut.“, rutschte ihm raus.
„Ich versuch‘s.“
Ich musste nun doch grinsen, auch wenn es mir schwer fiel.
„Bitte Carsten, schieb mich zur letzten Ruhestätte.“
Er setzte sich in Bewegung. Nun liefen mir doch die Tränen runter. Ich schaute nicht zurück.
Innen angekommen staunte ich. Alles hell und farbig. Gar nicht so wie in einem Krankenhaus.
Carsten schob mich in einen Untersuchungsraum.
„Kurzer Check, dann geht's weiter. Erstmal zum Essen.“
„Ich hab keinen Hunger.“
„Gibt's nicht. Versuch einfach ein wenig, wenn's nicht schmeckt dann brauchst du ja nicht weiter zu essen.“
„Ach so, ich hab eine Frage an dich. Du bist aus dem Kinderdorf. Du hast hier keine Angehörigen mehr? Nicht?“
Ich nickte.
„Also, hier gibt es normal Einzelzimmer, da Eltern oder andere Angehörige ständig hier bleiben können und auch wollen. Du bist allein, das fänden wir, Arzt, Schwestern und wir Zivis, nicht so gut. Daher möchten wir dich bitten, ob du das Zimmer mit Maximilian teilen könntest?“
Ich sah ihn fragend an.
„Max ist 14 Jahre und im letzten Stadium, wie du. Ihm geht's zurzeit mal besser und mal schlechter. Seine Eltern kommen nur zweimal die Woche her, da sie in Köln wohnen und noch kleine Kinder haben, um die sie sich kümmern müssen. Max ist einsam und hätte gern jemanden zum Quatschen.“
Ich sah ihn immer noch fragend an, Ich wusste nicht so recht. Ich hatte mich auf was anderes eingestellt, aber anderseits, ich hatte die letzten 2 Jahre auch mit jemanden zusammen verbracht.
„Wenn es nicht läuft, kannst du mir Bescheid geben, dann bekommst du ein eigenes Zimmer.“
Ich willigte ein.
Carsten nahm meine Tasche und ging.
Nach der Untersuchung wurde ich in einen Speisesaal geschoben. Ich aß tatsächlich was.
„Möchtest du in dein Zimmer? Oder möchtest du noch was ins Freie?“
Ich bat Carsten mich ins Zimmer zu bringen.
Er schob mich in einen Raum. Die Jalousien waren herunter gelassen und so war alles im Halbdunkel. Ich erkannte aber, dass der Raum tatsächlich nur für ein Bett ausgelegt war. Ein Bett stand so, dass es einen direkten Blick auf den Fernseher hatte, der ausgeschaltet war. Das andere Bett stand auf der gegenüberliegenden Seite und damit recht ungünstig. Aber genau in diesem Bett erahnte ich unter der Bettdecke eine Gestalt. Das war also Max. Ich sah nur seinen Kopf halb. Seine Perücke lag auf einer Kommode neben ihm. Er schlief wohl. Carsten schob mich vor das leere Bett. Ich sagte ihm leise, dass er mich nun alleine lassen solle. Die Tasche würde ich schon alleine auspacken. Er verstand und sagte noch, dass er uns um 18.00 Uhr zum Abendessen holen wollte.
Er schloss die Tür und es war Ruhe.
Ich schaute mich um. Überall bunte Farben und Bilder. Irgendwie gemütlich, wenn man davon absah, dass es die letzte Station sein sollte.
Max drehte sich und öffnete die Augen.
Wir schauten uns an. Es dauerte eine Weile und ich sah, wie er anfing zu lächeln. Er sah so nett aus und ich konnte nicht anders und lächelte ihn auch an.
„Ich bin Kai.“
„Hi Kai, schön dass du da bist...“
Wie er es sagte, fiel ihm wohl ein, was er gesagt hatte. Er wurde verlegen und Tränen standen ihm in den Augen.
„So hab ich es nicht gemeint. Ehrlich. Ich meinte nur…“
Ich rollte zu ihm hin, sah ihn an und streichelte sein Wangen.
„Du hast nichts Falsches gesagt. Ich glaub ich bin auch froh, dass ich hier bei dir sein darf.“
Wir erzählten über uns und ich erfuhr, dass er seit einem dreiviertel Jahr kämpfte. Das er seinen großen Bruder vermisste, der noch zum Schüleraustausch in Amerika weilte. Dass er noch Geschwister hätte, einen kleinen Stiefbruder der fünf Jahre ist und eine Stiefschwester die sieben Jahre sei. Dies war auch der Grund, dass sein Stiefvater und seine Mutter nur an bestimmten Tagen kommen konnten.
„Ich hab mir vorgenommen, meinen Bruder noch mal zu sehen. Er wird in fünf Wochen zurückkommen.“
„Weiß er, dass du so krank bist?“
„Nein. Mein Stiefvater wollte das nicht. Ein Rückflug vor Beendigung des Austausches wäre zu teuer. Und schreiben durfte ich ihm das auch nicht, das heißt, schreiben kann ich ihm schon, aber mein Stiefvater wird ihm die Briefe erst geben, wenn er zurück ist.“
Er weinte und ich konnte ihn gut verstehen. Ich hatte mich längst neben ihn gesetzt und nahm ihn in den Arm.
„Ich kann ja solange dein Ersatzbruder sein, wenn du möchtest.“
Er sah mich an und lächelte.
„Das würdest du? Danke! Gern!“
Nach dem Abendessen fragte ich ihn, warum er in dem Bett liegen würde, was so ungünstig stand?
„Ich wollte ja jemanden haben, der mit mir das Zimmer teilt. Und da ist es doch nur gerecht, wenn derjenige das bessere Bett bekommt.“
Wir einigten uns darauf, dass wir zusammen Fernsehen wollten und ich schleifte ihn in mein Bett. Ich legte mich so, dass er mit dem Rücken gegen meinen Bauch lag.
Die Wärme seines Körpers tat mir gut. Ich sah ihn an, ich roch ihn. Er roch so gut, er war so lustig. Ich legte meine Hände auf seine Brust. Er drehte sich um:
„Mein Bruder macht das auch so.“ Dabei lächelte er mich an.
Wir schauten weiter.
Carsten kam noch mal nach dem Rechten schauen. Er sah uns.
„Na Jungs, alles klar?“
Ich bekam einen roten Kopf und fühlte mich ertappt. Ich wollte gerade was sagen, aber er kam mir zuvor.
„Du musst nix sagen. Ihr könnt machen was ihr wollt, wenn du verstehst. Hier gibt es keine Peinlichkeiten. Wenn ihr Spaß habt, dann dürft ihr das. Hier ist leider nur alles schnell vergänglich. Leider.“
Er strich Max über seinen Glatzkopf und mir über die Wange. Dann ging er.
„Was meinte er damit?“, fragte mich Max.
Carsten hatte Recht. Ich mit meinen siebzehn Jahren und mit mir im Bett ein Vierzehnjähriger.
„Weißt du?“, fing ich an und wusste selbst nicht was ich weiter sagen sollte.
„Weißt du, wenn du und ich, also wir beide im Bett...“
Mir fiel nichts ein. Ich sabbelte einen Stuss.
„Hast du ein Problem damit, dass ich hier bei dir im Bett liege? Glaub mir, ich bin zwar erst vierzehn, aber bestimmt nicht blöd. Ich weiß auch was Jungs miteinander machen können, wenn sie das wollen. Ich hatte ja auch einen Freund, wie ich zur Schule ging. Der hat mir einiges beigebracht. Aber ich will dich nicht in Verlegenheit bringen.
Er schickte sich an und wollte wieder in sein Bett.
Ich hielt ihn fest.
„Nein, bleib. Aber ich muss dir noch was erzählen. Mein Geheimnis!“
Bis um 3:00 Uhr morgens, erzählten wir uns unsere Geheimnisse, Ich, dass ich schwul bin und von meinen Freunden und er davon, dass er verliebt war in eine Klassenkameradin. Was sein Freund ihm beigebracht hatte und noch so vieles. Wir beide wussten, dass es kein Happy End geben würde.
Max schwärmte mir von dem Film „Nachricht von Sam“ vor. Er hatte ihn als DVD. Was machten wir? Wir sahen ihn uns an, denn ich kannte ihn nicht.
„Genauso wird es mir ergehen, wenn ich meinen Bruder nicht mehr sehe!“
Sprach er danach.
Es folgte wieder eine weile Stille.
Die Titelmelodie hab ich noch auf einer CD. Willst du sie noch mal hören?“
Er spielte mir die CD von Gareth Gates - Anyone Of Us – vor, die ihm Carsten besorgt hatte.
Unchained Melody
Lonely rivers flow
to the sea, to the sea
To the open arms
of the sea.
Lonely rivers sigh,
wait for me, wait for me
I'll be coming home,
wait for me
CHORUS:
Oh, my love, my darling
I've hungered
for your touch
A long, lonely time
And times goes by
so slowly
And time can do so much
Are you still mine?
BRIDGE:
I need your love
I, oh I need your love
God speed your love to me
- Return
--------------------
Einsame Flüsse fließen
ins Meer, ins Meer
in die offenen
Meeresarme
Einsame Flüsse seufzen,
warte auf mich, warte auf mich
Ich werde nach heimkommen,
warte auf mich
Oh meine Liebe, mein Schatz
Ich sehne mich nach Deiner Berührung
Eine lange, einsame Zeit
Und die Zeit vergeht so langsam
Und die Zeit kann so viel verändern
Bist Du für immer Mein?
Oh, ich brauche Deine Liebe
Ich brauche Deine Liebe
Gott schenk mir doch etwas Liebe
- Wiederholung
Wir hielten uns fest und heulten.
„Ich möchte nicht von den Schwarzen geholt werden!“
sagte er leise.
„Nein, bei dir kommen die Weißen.“ sagte ich überzeugt.
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Am Tag darauf kamen seine Eltern, sein Stiefvater begann Rabatz zu machen, dass ich mit Max im Zimmer lag (Armleuchter!). Aber Max begann fürchterlich zu schimpfen und sagte, wenn das so wäre, bräuchten sie auch gar nicht mehr zu kommen.
Klar, die Mutter weinte und der Stiefvater meinte dann nur noch, wenn es sein Wunsch wäre, dann würde er auch nichts sagen.
Die erste Woche verging. Mein Zustand hatte sich nicht weiter verschlechtert, aber ich wartete auf den nächsten Schub.
Dann, nachmittags, ich spielte Karten mit Carsten im Freizeitraum, hörte ich ganz laut die Melodie Unchained Melody mit Gareth Gates. Ich ahnte Schlimmes und ließ mich von Carsten ins Zimmer zurückbringen. Die Musik voll aufgedreht lag Max in seinem Bett und krümmte sich vor Schmerzen. Carsten holte den Doc, der ihm eine Spritze gab.
Ich hielt seine Hand, denn mehr konnte ich nicht für ihn tun.
So ging das eine Woche weiter, dann wie abgerissen.
Wir schauten abends, na was wohl? Abschied von Sam, als er sich herumdrehte - er lag wie immer zwischen meinen Beinen – und mich ansah.
„Du bist doch mein Ersatzbruder.“
Ich nickte.
„Du würdest mir doch einen Gefallen tun, auch wenn er etwas ungewöhnlich ist?
Ich nickte und sagte: „Wenn ich keine Bank ausrauben soll!“
„Nein. Gibst du meinem Bruder was von mir, sollte ich nicht auf ihn warten können?“
Ich schaute ihn an.
„So schnell geht das auch nicht. Aber egal, was soll ich ihm geben?“
Er schaute mir tief in die Augen.
„Einen Kuss von mir und sag ihm, dass ich ihn noch gerne gesehen hätte und dass ich ihn liebe. Ja? Machst du das?“
„Das mit dem Kuss, muss das sein?“
Wieder schaute er mich so an, dass ich ein Kribbeln im Bauch verspürte und sich mein Kleiner spürbar verhärtete. Dies musste er doch auch merken.
„Ja!“, war seine Antwort und er näherte sich meinen Lippen. Ich dachte erst einen Kuss, nur so, wenn auch auf den Mund, aber was dann folgte, war alles andere, nur kein Kuss, nur so!
Es war, als hätten sich alle Dämme der Zurückhaltung beider Seiten geöffnet. Wir küssen uns und knutschten mehr als drei Stunden. Ja, wir hatten auch Sex, so richtig mit gegenseitigem Wichsen und Orgasmus und so, bis er erschöpft in meinen Armen einschlief.
„Du gibst es meinem Bruder, du hast es versprochen!“
Hatte er noch vorm Einschlafen geflüstert.
Ich selbst war noch so aufgewühlt und konnte noch nicht gleich einschlafen, es ging mir noch so fiel im Kopf herum. Eins wusste ich, ich hatte mich in den Kleinen verliebt, bis in die Haarspitzen.
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Man was das eine Scheißnacht, Ich hatte ein furchtbares Zeug geträumt, von dem ich nichts mehr wusste. Ich blickte auf den Wecker, 5:00 Uhr. Ich wurde unruhig, irgendwas stimmte nicht.
Es war zu ruhig. Ja, das war es, es war zu ruhig.
In meinem Kopf explodierte was.
Max!
Max war zu ruhig!
Er lag da, wie er eingeschlafen war, mit dem Rücken auf meinem Bauch.
Ich stieß ihn an.
Nichts!
„Max!“, rief ich erst leise, dann lauter und dann begriff ich und schrie mit aller Kraft: „Maaaxxx!
Ich hielt ihn in den Armen und er war einfach so gegangen. Konnte er nichts sagen?
Einfach so?
Ich weinte um Max, meinen Freund. Ich stelle die Musikanlage an und ließ Gareth Gates singen, laut, er sollte meinen Schmerz kundtun!
Einsame Flüsse strömen
in das Meer, in das Meer
in die offenen Arme
des Meeres
Einsame Flüsse seufzen,
warte auf mich, warte auf mich
Ich werde nach Hause kommen,
warte auf mich
Oh meine Liebe, mein Schatz
Ich sehne mich nach Deiner Berührung
Eine lange, einsame Zeit
Und die Zeit vergeht so langsam
Und die Zeit kann so viel verändern
Bist Du für immer Mein?
Oh, ich brauche Deine Liebe
Ich brauche Deine Liebe
Gott schenk mir doch etwas Liebe
Das war so irgendwie das Ende meines dritten Lebens, wieder hatte das Schicksal zugeschlagen, obwohl es abzusehen war.
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