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Bring mir dein Lachen bei

Akt 11 - Put In

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Die gesamte Zugfahrt über kann ich an nichts anderes denken. Ständig, immer wieder spule ich die Situation in meinem Kopf ab und frage mich, wie es bloß dazu kommen konnte.

Warum habe ich dies Verlangen, ihn küssen zu wollen?

Wieso zieht er mich so dermaßen an?

Ich zermartere mir den Kopf und ich komme doch zu keinem Ergebnis. Egal wie oft ich versuche, es mir klarzumachen, schaffe ich es doch nicht, die Situation klar vor mir zu sehen… immer wieder werde ich von meinem klopfenden Herzen unterbrochen.

Am Ziel angekommen, steige ich mit einem merkwürdigen Gefühl aus. Gleich werde ich Tobias unter die Augen treten und zum ersten Mal hätte er sogar einen Grund, eifersüchtig zu sein…

Himmel Herrgott, wie soll das bloß ablaufen?

Kann ich ihn nicht einfach rausschmeißen?

Zuhause angekommen werde ich eigentlich sehr fröhlich begrüßt. Wahrscheinlich liegt das daran, weil er befürchtet hat, mich eine Nacht entbehren zu müssen. So aber schließt er mich fest in die Arme und sagt mir, wie sehr er sich freut, dass ich schon da bin.

Ich antworte nichts darauf, lasse mich küssen und drücken und bin froh, als er mich endlich frei lässt.

„Hast du Hunger?“, fragt er, mir ins Wohnzimmer folgend.

Ich zucke die Schultern. Habe ich Hunger? Keine Ahnung … 

Tobias deutet es als ein Ja und verkündet, dass er sich schon was ganz tolles ausgedacht hat. Dann verschwindet er und lässt mich im Wohnzimmer allein. Ob er auch nur im Entferntesten ahnt, wie froh ich darüber bin?

Ich lasse mich aufs Sofa sinken und vergrabe meinen Kopf in einem der Kissen. Ich schließe die Augen und versuche durchzuatmen, den Geruch meiner eigenen Wohnung in mir aufzunehmen. Vielleicht wird mir dann klar, wie dämlich ich war, dass es ein einmaliger Verlust logischen Denkens gewesen ist…

Nach weiteren zehn Minuten des Nachdenkens flippt mein Verstand aus. Schlagartig setze ich mich hin, greife nach der Fernbedienung und schalte den Fernseher an. Irgendetwas, das ich jetzt sehen will. Bitte, irgendwas!

Ich bleibe an einer Dokumentation hängen. Etwas über den Regenwald oder so ein Zeug. Ich versuche, der Stimme im Fernseher zu lauschen, doch gelingt es nicht wirklich.

Mein Gehirn will einfach nicht ausschalten…

Tobias ist traurig, als ich sein essen nicht lobe, sondern es einfach in mich hineinstopfe. Ich kommentiere es mit einem „gut“ und verschwinde zurück im Wohnzimmer. Traurig folgt er mir einige Minuten später.

„Was ist denn los?“, krabbelt er zu mir aufs Sofa, legt den Kopf an meine Schulter.

Ich lasse ihn gewähren, auch wenn ich gerade so gar keine Lust auf Nähe habe.

„Mir geht es nicht gut“, sage ich nur, als er ein weiteres Mal nachfragt.

„Ist etwas passiert?“

„Was soll denn passiert sein?“, fahre ich ihn an, woraufhin ich nur noch verwunderter angesehen werde.

„Irgendwas stimmt doch nicht mit dir!“, bohrt er nach, drückt sich noch enger an meine Seite.

Als ob das meine Situation besser machen würde!

Ich reagiere nicht mehr auf sein Gefrage, was er schließlich auch zu begreifen scheint. Also gibt er endlich Ruhe und lehnt sich einfach nur gegen mich. Ich schließe die Augen, lausche dem Fernseher, und versuche, schon wieder an nichts zu denken.

Es gerade so irgendwie geschafft, nehme ich Finger an meinem Hosenbund wahr.

„Was machst du da?“, reiße ich die Augen auf.

„Gar nichts.“ Er grinst, sinkt vom Sofa auf den Boden und beugt sich zu mir heran. „Gar nichts… schließ einfach die Augen.“

Ich will mich wehren, will protestieren, doch ich tue es schließlich nicht.

Ablenkung… war es nicht genau das, was ich wollte?

So also lasse ich mich darauf ein, lasse zu, dass er meine Hose hinunter zieht, die Shorts folgen lässt und mich verführerisch berührt. Ich stöhne darunter auf, lege den Kopf in den Nacken und strecke diesen Berührungen meinen Unterkörper entgegen. Ich sehe Tobias braune Augen vor mir, greife in seine Haare, bestimme seine Bewegungen und stöhne erneut laut auf. Hände fahren meinen Oberkörper hinauf. Sie berühren meine Brustwarzen, meinen Hals… streicheln mich sanft und verlangend. Ich bewege mich fester, stöhne lauter und nehme nur wahr, wie ich nichts mehr wahrnehme, als ich zum Höhepunkt komme.

Keuchend beruhige ich meine Atmung wieder, atme tief durch… öffne die Augen und sehe in Tobias glückliche Augen… in seine blauen Augen.

Erschrocken springe ich auf.

Blau!

Ich stolpere über meine Hose, die mir noch an den Beinen hängt, als ich flüchten will. Tobias hält mich fest.

„Was ist los?“, fragt er besorgt. Ich sehe ihn an.

Blau… nicht braun.

„Gar nichts“, fauche ich. „Ich geh duschen.“

„Ich komm mi-“

„Nein!“, verweigere ich es ihm und bin in der nächsten Sekunde im Bad verschwunden.

Erschüttert sinke ich gegen die geschlossene Tür, während ich noch immer das Gefühl habe, braune Augen vor mir zu sehen.

Mels braune Augen…

Ich verlasse das Bad ziemlich lange nicht und als ich es tue, sage ich zu Tobias, dass es mir nicht gut geht und ich gerne früher schlafen gehen würde. So also verkrieche ich mich im Bett und versuche einzuschlafen – schwierig, denn eigentlich bin ich hellwach.

Noch als Tobias zwei Stunden später zu mir kommt, habe ich kein Auge zugetan, tue aber, als sei ich durch ihn erneut wach geworden.

Ich drehe mich auf die andere Seite, ziehe die Decke höher an mein Kinn heran und presse die Augenlider herunter.

Ich muss doch einfach nur eine Nacht drüber schlafen, dann ist sicher alles beim Alten! Denn so ist es nicht gut… gar nicht gut. Man sollte sich nie so von irgendwelchen Gefühlen einnehmen lassen.

„Lass dir eines gesagt sein, Sohn… Gefühle verderben dich nur!“

Zu genau höre ich die Stimme meines Vaters in meinem Kopf und als ich es endlich schaffe, einzuschlafen, träume ich sogar von ihm.


Vielleicht aus dem Grund, dass ich erst sehr spät eingeschlafen bin und in der ersten Hälfte der Nacht sehr häufig aufwachte, schlafe ich an diesem Sonntag sehr lange. Erst nach Zehn werde ich langsam wach… und auch wenn ich noch gar keine Lust habe, aufzustehen, verlasse ich das Bett.

Ich gehe ins Bad, dann in die Küche. Hier treffe ich auf Tobias, der gerade die Sonntagszeitung studiert.

„Guten Morgen“, lächelt er mich an und ich erwidere den Gruß mürrisch, lasse mich ihm gegenüber nieder.

In den nächsten Minuten starre ich vor mich hin, starre die Rückseite der Zeitung an und frage mich, wie ich diesen Tag bloß durchstehen soll. Wenn Tobias auch nur ein falsches Wort sagt, reiße ich ihm den Kopf ab, irgendwie bin ich mir dessen sicher.

„Tobias?“, sage ich deshalb irgendwann, ganz unvermittelt.

„Ja?“

„Was hältst du davon, mal einen Tag Zuhause zu verbringen?“

Überrascht ist kein Ausdruck für den Blick, der mich trifft. Mit offenem Mund sieht Tobias mich an.

„Wie… wieso?“

Ich zucke die Schultern, richte mich gerade auf und tische ihm dann eine Lüge auf, wie es eigentlich so gar nicht meine Art ist: „Weil ich ein bisschen Ruhe haben will. Ich glaube, ich werde krank… und ich hab noch was für die Arbeit zu tun… und außerdem-“

„Aber ist es nicht besser, wenn ich genau darum bleibe?“, unterbricht er mich.

Ich schüttle den Kopf. „Nein. Bitte, lass uns nicht darüber diskutieren. Geh einfach nach Hause. Morgen nach der Arbeit kannst du wiederkommen.“

„Aber-“

„Bitte Tobias. Nur für einen Tag.“

Erst sieht er aus, als würde er noch immer protestieren wollen, doch schließlich nickt er resignierend.

„Soll ich jetzt gleich gehen oder frühstücken wir wenigstens noch zusammen?“

„Ich bekomme keinen Bissen runter“, erwidere ich, diesmal ohne zu lügen.

„Na gut.“ Er steht auf, steht einen Moment unschlüssig herum.

„Und du meinst wirklich, es ist okay, wenn ich dich in dem Zustand-“

„Es ist okay“, unterbreche ich ihn, stehe dann ebenfalls auf.

Er nickt seufzend, verlässt die Küche, verschwindet im Schlafzimmer. Ich bleibe im Türrahmen der Küche stehen, bis er wieder herauskommt mit seinem Rucksack auf dem Rücken. Im Flur schnappt er sich seine Jacke vom Haken, kommt auf mich zu. Ich lasse ihn mich küssen.

„Bis morgen“, zwingt er sich ein Lächeln auf die Lippen.

Ich tue dasselbe.

Die ersten Minuten alleine ohne Tobias empfinde ich ein Gefühl der Erleichterung. Unschlüssig gehe ich in meiner Wohnung herum, nicht wirklich wissend, was ich als erstes tun soll. Als mir dann aber einfällt, dass ich eigentlich gar nichts zu tun habe, sinke ich sofort wieder auf der nächsten Sitzmöglichkeit nieder.

Das Sofa ist für sage und schreibe zwei Stunden mein Gefährte, da ich schnell wieder einschlafe und um halb Eins nur durch irgendein lautes Geräusch im Stockwerk über mir geweckt werde.

Gerädert setze ich mich auf.

Und jetzt?

Ich sehe mich um und weiß nicht wirklich, was ich tun soll. Dann entschließe ich mich dazu, meine Tasche auszupacken, die ich gestern mitgenommen habe. Ein paar Sachen, falls ich doch übernachtet hätte…

Dass dies keine allzu gute Idee war, stelle ich schnell fest, als ich die drei Steine heraushole, die ich bearbeitet habe. Meinen hässlichen Hund anstarrend, kann ich mir ein Lächeln nicht verkneifen, als ich daran denke, wie unglaublich verstaubt wir waren… und wie viel Spaß es vielleicht gerade durch diese Unvorsichtigkeit dem Dreck gegenüber gemacht hat.

Ich stehe auf. Die ersten zwei missglückten Figuren lasse ich im Schrank verschwinden, meinen unfertigen Hund aber stelle ich auf meinen Schreibtisch neben die Eidechse. Fast bin ich erstaunt, dass ihn seine Beine überhaupt tragen.

Während ich meine Zahnbürste zurück ins Badezimmer bringe und auch den Rest aus der Tasche hole, wird mir langsam bewusst, wie kühl ich mich gestern eigentlich von Mel verabschiedet habe. Ich habe gelächelt, das schon, aber es war nicht das Lächeln, das er verdient gehabt hätte. Ich habe ihm nicht mehr gezeigt, wie schön es war, diese Stunden mit ihm zu verbringen, wie schön es war, in diesen Stunden ein klein bisschen meiner Kindheit wiederzuerlangen. Ich habe ihm nicht gesagt, wie viel es mir bedeutet hat, das mit ihm zu machen.

Der Griff nach dem Hörer ist schnell getan, doch dann starre ich ihn erstmal nur an, laufe mit ihm durch die Wohnung und weiß, dass ich keine Ahnung habe, was ich sagen soll, wenn Mel am anderen Ende der Leitung ist. Mich bedanken, ja das will ich – aber dann? Ich kann dann nicht sofort wieder auflegen… und ich will es auch nicht… aber über was sollen wir reden? Vor ein paar Tagen war es noch so einfach… Doch wie soll ich mich heute benehmen? Kann er vergessen, dass ich ihn fast geküsst hätte?

Ich wähle die Nummer, ohne auf irgendeine Frage eine Antwort gefunden zu haben.

Es ist mir egal. Ich sollte mich wirklich bei ihm bedanken. Das ist wichtig, auch um die Distanz, die gestern bereits herrschte, nicht noch größer werden zu lassen.

Aber weshalb ist mir das überhaupt so wichtig?

Das Tuten in der Leitung lässt mich zittern. Ich spüre meine Hand vor Spannung beben und weiß nicht, ob meine Stimme standhalten wird, wenn es an der Zeit ist, sich zu melden. Innerlich bete ich nur, dass es Mel ist, der abnehmen wird.

Ich werde zutiefst enttäuscht.

„Hallo Marcel… ich bin’s“, stottere ich in die Leitung, die Augen schließend und den Kopf schüttelnd. Oh Mist, und jetzt?

„Hi!“, kommt es mit einer Fröhlichkeit, die ich gerade nicht allzu gut vertrage. „Sorry, aber ich hab grad nicht so viel Zeit, muss gleich zur Arbeit… Rufst du aus einem bestimmten Grund an?“

„Ich… naja… ist Mel da?“

„Mel? Nein, leider nicht, der ist vor einer halben Stunde weg.“

„Mist“, entkommt es mir, ehe ich es aufhalten kann.

„War es wichtig?“

„Nein… nicht so sehr…“

„Soll ich ihm was ausrichten.“

„Nein.“

„Okay, gut… Soll er dich vielleicht anrufen, wenn er zurückkommt?“

„Nein, lass mal… ich… ich wollte mich nur bedanken… für den schönen Tag gestern… ja… ähm… das war eigentlich alles… also…“

„Nate?“

„Ja?“

„Was ist los?“

„Los? Was soll los sein?“, frage ich nervös.

„Du bist irgendwie komisch.“

„Bin ich das?“ Ich lache dämlich. „Quatsch, das bildest du dir ein. Ich… hab nur grad viel um die Ohren. Ja genau, deshalb muss ich jetzt auch auflegen!“

„Okay…“, kommt es skeptisch. „Und es ist wirklich alles in Ordnung?“

„Klar!“, versichere ich unbeholfen.

„Na gut, wenn du meinst.“ Ich sehe ihn förmlich die Schultern zucken. „Sehen wir uns nächstes Wochenende?“

„Nächstes Wochenende?“ Ich suche mit den Augen einen Kalender, auch wenn ich doch weiß, dass im Wohnzimmer keiner hängt. „Ich weiß nicht, ist was Besonderes?“

„Nein, eigentlich nicht… ich dachte nur, vielleicht-“

„Weißt du was? Lass uns die Woche noch mal darüber reden. Ich habe gerade echt den Kopf voll, tut mir leid.“

„Okay. Ich ruf dich dann mal an.“

„Mach das. Bis dann!“

„Bis dann.“

Ich lege auf… und ich fühle mich grässlich.

Was war das denn bitte für ein bescheuertes Telefongespräch?

Das war ja mehr als sinnlos! Mel war nicht da, es hat überhaupt nichts gebracht… gar nichts… nicht im Geringsten.

Fluchend lasse ich den Hörer auf die Couch fallen und stehe auf.

Und jetzt?

Was mache ich jetzt?

Ich sehe mich um, sehe eine aufgeräumte Wohnung und ärgere mich zum ersten Mal, dass ich nicht nur selbst sehr ordentlich bin, sondern auch einen Freund habe, der es ist. Sonst hätte ich jetzt wenigstens was zu tun!

So aber tragen mich meine Beine unschlüssig wieder ins Arbeitszimmer zurück. Ich lasse mich auf meinen Schreibtischstuhl sinken und schalte den Computer an.

Internet… vielleicht bringt mir das jetzt ein bisschen Ablenkung.

Bis ich darauf warte, dass der Computer hochgefahren ist, starre ich das hässliche Hundewesen an, sowie die Eidechse rechts daneben. Ich habe diesbezüglich wirklich so überhaupt kein Talent meines Großvaters geerbt. Wie um Himmels Willen soll man aber auch aus einem eckigen Stein ein so wunderschönes Wesen erschaffen?

Nachdenklich streichle ich die steinige Haut der Eidechse.

Aber es ist egal. Selbst wenn mein Hund noch hässlicher geworden wäre, selbst wenn ich gar nichts zustande bekommen hätte… es wäre mir vollkommen gleichgültig. Es war einfach nur schön, diese Stunden dort zu sitzen, in dieser unordentlichen Werkstatt, und den Geruch zu riechen, wie ich ihn ähnlich aus meiner Kindheit kenne… und wenn man so etwas dann auch noch mit einem so wundervollen Menschen erleben kann, wie Mel einer ist, dann ist das noch um einiges schöner…

Es ist schon komisch… eigentlich kenne ich Mel kaum, und dennoch habe ich eine so intime Erinnerung mit ihm geteilt… und ich habe noch nicht einmal das Gefühl, dass es mir auch nur im Ansatz peinlich sein müsste… nicht vor ihm…

Ich lasse den Kopf sinken bei diesem Gedanken und ziehe meine Finger zurück. Schnell tippe ich mein Passwort in den Computer. Mein Verstand schreit förmlich nach einer Ablenkung.

Mehr als drei Stunden lang verbringe ich damit, das Internet nach allen möglichen Informationen zu durchsuchen. Dabei lese ich Sachen, die mich nie interessiert haben, und erfahre sogar ein paar Dinge über Stars, deren Namen ich nicht einmal kannte. Es ist eine vollkommen sinnlose Beschäftigung, die ich da betreibe… aber sie lenkt mich ab. Ja, irgendwie schafft sie es tatsächlich, mich abzulenken.

Gerade als ich irgendeinen Artikel über die neusten politischen Entwicklungen lese, klingelt es an der Tür. So vertieft, habe ich erst das Gefühl, mich verhört zu haben, aber dann bin ich mir sicher, dass es wirklich geklingelt hat. Also stehe ich auf, mit den Gedanken noch immer bei dem aktuellen Artikel, und gehe in den Flur. Mich nur eine Sekunde lang fragend, wer das wohl sein könnte, öffne ich die Tür.

„Mel?“, entweicht es mir sofort, noch ehe ich ihn mit offenem Mund einfach nur anstarren kann.

Ich will mir die Augen reiben, lasse es nur, da ich zur Salzsäule gefroren bin, und blinzle stattdessen ein paar Mal. Aber nein, er steht tatsächlich noch immer da. Direkt vor mir. Er… mit seinen strahlenden, braunen Augen.

„Was… Was machst du hier?“, frage ich, als ich wieder herausgefunden habe, wie meine Stimme funktioniert. Ich traue meinen Augen immer noch nicht.

„Ist Tobias da?“

„Nein.“

„Darf ich… reinkommen?“

„Natürlich!“ Ich springe zur Seite, hektisch, überrumpelt.

Mel lächelt sein wunderschönes Lächeln und kommt herein. Dann ist er es, der die Tür schließt. Als ich den Blick wieder zu ihm drehe, ist er mir ganz nahe.

„Ich habe gehört, dass du angerufen hast…“, kommt es leise und ich höre seine Stimme zittern.

„Ich? Ja… ja, das habe ich… ich wollte…“, ebenso bebend, bis ich verstumme.

Was soll ich denn sagen? Was tun? Ich fühle mich so hilflos, ich kenne das nicht!

Ich sehe Mel in die Augen, versuche etwas zu sehen, ohne zu wissen, was ich suche… irgendwas, einfach nur irgendetwas… ich will doch nur…

„Mel, ich-“

Ein Kuss stoppt mich.

Leicht nur legen die Lippen sich auf meine, und doch lassen sie mich bis ins Mark erstarren… und meine Augen reiße ich ganz weit auf.

Passiert das gerade wirklich?

Ohne mir die Möglichkeit zu geben, eine Antwort finden zu können, beendet Mel den Kuss auch sofort wieder. Noch immer ist er nah vor mir, tritt dann einen Schritt zurück. Schnell wendet er den Blick ab.

„Sorry“, beginnt er zu stottern. „Ich… das sollte nicht passieren… ich wollte das gar nicht… ich… es ist nur… gestern… und davor… du hast nie… ich meine…“

Dieses Mal bin ich es. Dieses Mal presse ich meine Lippen auf seine, fester als er zuvor, vielleicht aus Angst, vielleicht aus Nervosität, vielleicht aus… ach ich weiß es nicht.

Schnell aber lasse ich den Druck nach, als ich merke, dass er sich mir entgegen lehnt… und dann werde ich auf einmal zurückgeküsst, mit einer Zärtlichkeit, wie ich sie seit einer Ewigkeit nicht mehr kenne. Seine Lippen sind zart, ganz, ganz sacht… so unglaublich zärtlich und schüchtern…

Ich schlinge die Arme um ihn, öffne meine Lippen.

Ich bin am verdursten. Rette mich.

ENDE Akt 11

Put In:

So bezeichnet man eine Durchlaufprobe wenn ein neues Mitglied zum Cast dazugestoßen ist.

Bei mir geht es nicht um eine neue Person sondern um ein neues Gefühl oder einen Zustand, mit dem Nathanael erst einmal nicht umzugehen weiß und sich daher sehr aus dem Konzept bringen lässt. [/i]

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