zur Desktop-Ansicht wechseln. zur mobilen Ansicht wechseln.

Nach Dir

Lesemodus deaktivieren (?)

Informationen

 

An diesem Morgen wurde der Himmel nicht hell. Ich zog verwundert die Gardinen zurück und betrachtete das Treiben und den Verkehr des fortgeschrittenen Vormittags.

Niemand schien von der ungewöhnlichen Dunkelheit beeindruckt, ja, vielmehr schien niemand sie zu bemerken. Alte Frauen trugen ihre Einkaufstaschen wie gewohnt über den Platz. Autos fuhren auf der Straße ohne Licht. Die Laternen waren dunkel.

Wären nicht die ewig hellen Leuchtreklamen der Geschäfte gewesen, ich hätte all dies garnicht erkennen können, denn auch aus den Fenstern ringsherum drang kein Licht, nur das Flimmern eines Fernsehers im dritten Stock von Nummer 13.

Ich stellte mein Frühstück zur Seite und verließ das Haus. Sofort kroch die Kälte durch meine dünne Kleidung, doch ich war zu fixiert auf die Welt um mich herum, um sie richtig wahrzunehmen.

Die Menschen um mich herum schienen von der Kälte ebensowenig beeindruckt wie von der Dunkelheit. Knapp bekleidete Frauen und Männer saßen in Straßencafés, Kinder sprangen in einem Springbrunnen umher, an dessen Rand ein Hund gierig das Wasser aufschleckte.

Als ich weiter die Straße entlang ging, fiel mir noch mehr auf. Nicht nur schien niemand von seinem normalen Leben abzuweichen - jeder Passant, jeder dem ich begegnete, schien um viele Maßen entspannter und fröhlicher. Frauen lachten an Straßenecken, das Kassenpersonal im Supermarkt bediente zuvorkommend und mit einem freundlichen Lächeln.

Alles war nahezu penetrant glücklich. Kein missmutiger Mensch auf der Straße, kein gestresster Autofahrer mit der Hand tief in der Hupe, nicht einmal ein Bettler am Straßenrand. Fast erwartete ich, die Stadt in den knallbunten Farben einer übermäßig glücklichen, perfekten Seifenoper leuchten zu sehen. Nur war es eben dunkel, grau und kalt.

Als ich zurück nach Hause gehen wollte, stieß mich von hinten etwas an und riss mich zu Boden.

"Verdammt," stieß der Junge aus, der da auf mich gefallen war.

Wir rappelten uns auf und sahen uns an. Viel konnte ich nicht erkennen.

"Es tut mir leid. Ich habe nichts gesehen bei all der Dunkelheit."

Er merkte es auch. Gerade wollte ich etwas sagen, da fiel das Licht aus einer sich öffnenden Ladentür auf uns. Ich sah in sein Gesicht, in seine Augen - und stand wieder im Hellen.

Lesemodus deaktivieren (?)