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Wie ein roher Diamant
Teil 10 - Diamant
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Informationen
- Story: Wie ein roher Diamant
- Autor: Lumen
- Die Story gehört zu folgenden Genre: Drama, Lovestory
"Ich wusste nicht, dass er hier ist." Steffen reichte Jan einen heißen Tee.
Dieser hob hilflos die Schultern, während er bedächtig in seiner Tasse rührte.
"Valandro rief mich an und sagte nur, Alexander würde nach Berlin kommen."
"Warum, hat er nichts gesagt?" Vincent runzelte nachdenklich die Stirn, bevor er sich streckte, um nach seiner Tasse zu greifen. Steffen zuckte leicht, doch ballte seine Hand zu einer Faust, um dann möglichst desinteressiert zu wirken, und ihm nicht zu helfen. Vincent nahm das mit einem liebevollen Lächeln zur Kenntnis und schob den Rollstuhl noch ein wenig vor, um besser an den Tisch zu kommen.
"Ich glaube wegen einer Behandlung", meinte Jan kleinlaut. Er hielt sich an seiner Tasse regelrecht fest und sah nicht auf.
Die Blicke der beiden anderen Männer kreuzten sich kurz fragend, bevor sie auf ihrem Gast liegen blieben.
"Was für eine Behandlung?", fragte Steffen misstrauisch.
"Alex hat - ist positiv." Jan wurde immer leiser, während Vincent zischend die Luft einzog.
"Aber wie, wo, wann?", hakte Steffen nach und hätte Jan am liebsten geschüttelt. Er hasste es, wichtige Informationen nur bröckchenweise vorgeworfen zu bekommen.
Nun war es an Jan tief durchzuatmen. "Er sagte, er habe es von mir."
Jetzt war es heraus und tödliche Stille lag in der Luft, in der Vincent seinen ehemaligen Mitbewohner einfach nur anstarrte.
"Aber woher will er das wissen. Ich war schließlich nicht der einzige Typ, mit dem er Sex hatte", ereiferte sich Jan sofort und versuchte sich irgendwie zu verteidigen.
"Moment." Steffen hob eine Hand und stellte vorsichtshalber seine eigene Teetasse ab. "Willst du mir sagen, dass du dich noch nie hast testen lassen?"
Wenn möglich wurden Vincents Augen noch größer, bis er einen bittenden Blick zu seinem Freund warf. Er hatte den zitternden Unterton in der Stimme von Steffen gehört, der Unheil ankündigte.
Jan war jedoch nur zu einem stummen Kopfnicken in der Lage. Noch immer starrte er in seinen Tee und stellte die Tasse ab, weil seine Hände begannen zu zittern.
Kommentarlos verließ Steffen den Raum. Vincent seufzte erleichtert, bevor er sich Jan zuwandte.
Seine schlanke Hand legte sich tröstend auf zitternde Hände.
"Es wird langsam Zeit, dass du erwachsen wirst, Jan", sagte er nur und drückte sanft seinen Handrücken.
Jan sah irritiert zu ihm auf. War das alles? War das alles, was Vincent ihm zu sagen gedachte?
Jetzt wusste er immer noch nicht, was er tun sollte.
Steffen stand vor dem Küchenfenster, die Arme verschränkt und mit ausgeprägten Kieferknochen, die deutlich an seinen Wangen hervortraten. Wütend biss er die Zähne zusammen.
Er sah zu, wie Jan die Straße hinunter verschwand. Die Hände in den Jackentaschen und die Schultern hochgezogen.
Mitleid empfand er momentan keines. Höchstens Mordgelüste.
"Wie kann man so ein Idiot sein?", entfuhr es Steffen jedoch, als er Vincents Anwesenheit im Raum spürte.
Dieser legte die Hände in den Schoß und betrachtete den breiten Rücken seines Freundes vom Türrahmen aus.
"Du kennst ihn doch."
"Das gibt ihm aber noch lange nicht das Recht, derart gedankenlos auf den Rest der Welt loszugehen." Steffen wandte sich um, die Wut flackerte in seinen Augen. "Ich werde jetzt Alexander anrufen!", entschied er.
Vincent schüttelte den Kopf. "Das geht uns nichts an."
"Wie kannst du so was sagen? Er ist auch dein Freund verdammt!" Steffen war außer sich über Vincents Desinteresse.
"Alexander möchte nicht, dass wir etwas wissen. Sonst wäre er längst zu uns gekommen. Lass ihn selbst entscheiden, wann er die Zeit für richtig hält", entgegnete Vincent jedoch ruhig. Er wusste woher Steffens Wut kam. Hatte er erst vor drei Jahren einen engen Freund zu Grabe getragen, der an dieser tückischen Krankheit gestorben war.
Die Spannung wich aus Steffens Körper und seine Schultern sanken ein wenig zurück. Er kniete sich vor seinen Freund und seufzte leise.
"Das du immer so schrecklich rational sein musst", warf er ihm leise, aber liebevoll vor.
Vincent lächelte nur. "Jetzt ist es an Jan, die richtige Entscheidung zu treffen."
An der Rezeption gezielt nach Alexander gefragt, war es nicht mehr schwer, das Zimmer zu finden. Auch wenn der Nachtportier hinter dem Tresen in Anbetracht der Uhrzeit erst gezögert hatte.
Er hämmerte hörbar gegen das Türblatt. Nervös scharrte er mit dem Fuß auf dem Teppichboden des Hotelflurs. Nachdem sich nichts regte, klopfte er nochmals an.
Hinter der Tür maulte es leise und als Alexander verschlafen, mit schwarzen Augenringen die Tür öffnete, wusste Jan plötzlich nicht mehr, warum er überhaupt hier war.
"Was willst du denn hier?", fragte Alexander giftig.
"Mit dir reden", antwortete Jan ehrlich. "Darf ich reinkommen?"
Erst wollte Alexander ihm die Tür vor der Nase zuschlagen, doch dann atmete er hörbar durch. "Fünf Minuten", gestattete er ihm und trat beiseite.
Jan suchte krampfhaft nach Worten, als er das Zimmer betrat und wenige Schritte ging. Der bohrende Blick in seinem Nacken ließ ihn unbewusst die Schultern hochziehen.
"Nun rede!", forderte Alexander ihn unwirsch auf.
Jan wandte sich um und fuhr sich nervös mit einer Hand durch die Haare. "Eigentlich weiß ich gar nicht, was ich sagen soll." Hilfesuchend sah er Alexander an, der nur spöttisch die Brauen nach oben zog. Er wüsste da einiges.
"Ein einfaches 'Tut mir leid.', kommt mir nicht richtig vor." Jan begann eine unruhige Wanderung durch das Hotelzimmer. "Und ich kann keinen klaren Gedanken fassen. Mir geht nur dauernd durch den Kopf, dass ich seit Jahren diese Krankheit mit mir herumtrage. Ich meine, das ist etwas, was immer nur den anderen passiert und ich …" Jan stieß frustriert einen Seufzer aus. Er hob den Kopf und sah Alexander entgegen. "Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll."
Nach einem Moment des Schweigens, brach Alexander in Gelächter aus. Er schüttelte ungläubig den Kopf und erwiderte Jans Blick.
"Das ist alles, nicht wahr? Was auch sonst. In deinem ganzen Leben stand nur ein einziger an erster Stelle bei dir: Du selbst." Alexander sparte nicht mit unverhohlener Verachtung. Er kam ein paar Schritte näher, bis er dicht vor ihm stand, dass er das Flüstern verstehen konnte. "Du wirst daran krepieren, genau wie alle anderen."
Jan schluckte hart. Die Kälte, die in Alexanders Stimme mitschwang, ließ die Temperatur im Raum schlagartig um zehn Grad sinken.
"Und jetzt verschwinde endlich. Ich will dich nie wiedersehen."
Jan presste die Zähne so hart aufeinander, dass seine Kieferknochen an den Wangen hervortraten. Er nickte nur stumm und mit Schritten, die so schwer schienen, als hinge Blei an ihnen, verließ er das Zimmer. Die Tür zog er fast sanft ins Schloss.
Das war mehr als deutlich gewesen. Es erschreckte ihn, wie sehr Alexander ihn hasste. Abneigung hatte er erwartet, aber nicht diesen unverhohlenen Hass.
Die Wohnung war vollkommen dunkel. Das wenige Licht, das von den Straßenlaternen stammte, warf gespenstische Schatten in den Raum. Jan starrte an die Decke, beobachtete die bizarren Gebilde die dort entstanden, wenn ein Wagen an seiner Wohnung vorbeifuhr und sich das Scheinwerferlicht an den Ästen des alten knorrigen Baumes vor seinem Fenster brachen.
Am Fuße seiner Couch lag eine leere Whiskeyflasche und das Handy noch immer auf demselben Fleck, wo er es hingelegt hatte.
Er sollte also erwachsen werden.
Jan schnaufte abfällig. Er war vierzig Jahre alt. Wie erwachsen sollte er denn noch werden?
Er hatte einen Job, dem er sogar regelmäßig nachging. Eine eigene Wohnung und Spaß am Leben. Was war so schlimm daran?
Im Grunde nichts, außer der Tatsache, dass er aufhören sollte, die Verantwortung immer anderen zu überlassen.
"Ach verdammt!" Jan fuhr wütend hoch und schlug mit der Faust gegen die Sitzfläche.
Müde fuhr er sich mit den Händen über das Gesicht, als sein Blick auf das Handy fiel.
Entschlossen schnappte er es sich und ohne einen Wert auf die Uhrzeit zu legen, suchte er die Nummer heraus, mit der Valandro ihn angerufen hatte.
Insgesamt ließ er es dreimal klingeln. Die ersten beiden Male hatte ihm die Mailbox schließlich mitgeteilt, dass der Angerufene nicht erreichbar war.
Nach dem dritten Mal, nahm jemand ab, der nicht nur verschlafen sondern auch genervt klang.
"Sag mir einfach, warum Alexander hier ist!", fiel er gleich mit der Tür ins Haus.
"Purtroppo non la capisco", antwortete am anderen Ende eine sehr verwirrt klingende Person.
"Valandro", knurrte Jan ungeduldig. "Das wirst du wohl kapieren", murrte er zu sich selbst, während er im Hintergrund hektisches Gemurmel hören konnte.
"Buon Giorno", grüßte es dann sarkastisch, nachdem Valandro einen Blick auf die Uhr geworfen hatte. Vier Uhr morgens.
"Ich will wissen, wieso Alexander hier ist", antwortete Jan kaltschnäuzig.
"Du hattest also noch nicht mal die Eier in der Hose, mit ihm zu reden", stellte Valandro nüchtern fest. "Du bist ein Arschloch!", bescheinigte er Jan.
"Ach halt die Klappe, was weißt du denn schon. Ich will wissen, warum Alexander hier ist. Und jetzt sag‘s mir!"
Anstatt einer pampigen Antwort folgte nur ein Seufzen.
"Eigentlich sollte er nur am Knie operiert werden. Aber beim Röntgen der Lunge, haben sie einen Schatten festgestellt."
"Was für einen Schatten?", hakte Jan irritiert nach. Wieso war plötzlich von Röntgenbildern die Rede, wenn vor wenigen Stunden noch das Damoklesschwert HIV über ihm gehangen hatte?
"Krebs, du Vollidiot!", fauchte Valandro ihn an. Tiefes Durchatmen war zu hören. "Er hat in Berlin einen Termin bei einem Onkologen. Mit ziemlicher Sicherheit wird eine Biopsie gemacht und dann, dann sehen wir weiter", fügte Valandro ruhiger an.
Jan hielt das Handy fest mit seiner Hand umklammert. Aber Alexander war doch erst vierzig Jahre alt. Das war noch kein Alter.
"Jan?", fragte Valandro nach, dem die Stille am anderen Ende Angst machte.
"Ja, ja. Ich bin noch dran", murmelte dieser.
"Er braucht dich jetzt, Jan. Allein wird er das nie durchstehen."
"Ich verstehe. Weißt du, bei welchem Arzt er ist?"
"Ein gewisser Doktor Serno. Alexander hat morgen, heute", berichtigte er sich nach einem Blick auf die Uhr, "gegen drei einen Termin."
Alexander rutschte unruhig auf dem Plastikstuhl hin und her. Die Sitze waren verdammt unbequem und wahrscheinlich dafür gedacht, die Patienten abzulenken, um nicht an ihre todbringenden Krankheiten zu denken.
Er war nicht so dumm zu hoffen, dass der dunkle Fleck auf seiner hellen Lunge etwas anderes als entartete Zellen waren. In seinem Fall konnte er nur darauf hoffen, das sie zumindest gutartig waren. Auch wenn er mit ziemlicher Sicherheit nicht zu den mickrigen zehn Prozent gehörte, die diesem Glück zugehörten.
In Anbetracht seiner familiären Geschichte, in der fast alle männlichen Nachkommen des Holfert'schen Familienclans von einer bösartigen Geschwulst dahingerafft worden waren, standen seine Chancen recht niedrig.
Erst vor fünf Jahren war er zu Beerdigung seines Onkels gewesen, der an aggressivem Magenkrebs gestorben war.
Er warf einen Blick auf die Uhr, dann auf den niedrigen Couchtisch, auf dem abgegriffene Zeitschriften lagen. Wie oft waren sie wohl schon durch zitternde Hände gewandert? Die sie, statt zum Lesen zu halten, nervös gewalkt und geknetet hatten.
Er hasste Krankenhäuser. Der Geruch nach Krankheit und Desinfektion löste Übelkeit in ihm aus. Nie hatte er wegen etwas erfreulichem so ein Gebäude betreten.
Immer waren nur traumatische Ereignisse mit Erinnerungen daran verbunden. Nicht einmal die Tatsache, dass er in Mailand eine Affäre mit einem verheirateten Arzt gehabt hatte, munterte ihn diesbezüglich auf. Schließlich hatte er die Beziehung nach nur wenigen Wochen gekippt. Auch, wenn der Arzt wirklich gut aussehend gewesen war.
Unruhig fuhr er sich mit einer Hand durch seine Haare. Irrationalerweise hatte er als erstes daran gedacht, dass ihm die Haare ausfallen würden, als er die Diagnose bekommen hatte. Als ob es nichts Schlimmeres geben würde.
Alexander richtete sich auf und wollte sich einen Kaffee holen, als er erstarrte. Entweder er träumte oder sein Gehirn spielte ihm einen bösen Streich.
Jan lächelte unsicher, die Hände schutzsuchend in den Jackentaschen vergraben.
"Was willst du denn hier?" Alexander war viel zu überrascht, um feindselig zu sein.
"Ich habe mit Valandro gesprochen." Jan scherte sich wenig um die neugierigen Blicke der anderen Patienten. Nach einem Moment des Zögerns setzte er sich einfach auf den freien Stuhl neben Alexander.
Fast argwöhnisch folgte dieser ihm mit dem Blick.
Jan atmete hörbar aus. "Lass uns später reden", sagte er nur und versuchte sich an einem selbstsicheren Lächeln. Die Angst von Alexander ein weiteres Mal verstoßen zu werden, saß ihm einfach zu tief in den Knochen. Noch eine Abweisung würde er nicht verkraften.
Alexander betrachtete ihn und eine ganze Weile passierte nichts. Als er dann etwas sagen wollte, erschien eine Schwester mittleren Alters im Türrahmen.
"Herr Holfert." Sie lächelte, als Alexander aufsah und sich schließlich schwerfällig erhob.
"Ich bin ein Freund und würde gern mit dabei sein", hörte er Jan hinter sich sagen und war kurz davor, einfach zusammenzubrechen. Alexander spürte die warme Hand zwischen seinen Schulterblättern, die ihm plötzlich soviel Wärme und Kraft vermittelte, dass er nicht in der Lage war, sich jetzt dagegen zu wehren. Auch wenn er es ungern vor sich zugab, brauchte und wollte er den Beistand.
"Hier entlang, Herr Holfert", führte die Schwester ihn zum Sprechzimmer des Arztes.
Jan folgte ihm dicht auf, setzte sich neben ihn und vermittelte den Eindruck einfach dazuzugehören.
"Ich habe mir gerade ihre Röntgenbilder angesehen und möchte sie stationär aufnehmen und morgen Vormittag eine Lungenspiegelung vornehmen."
Alexander nickte nur stumm.
Das Gesicht des Arztes sagte ihm aber auch, dass da noch etwas war und er lehnte sich zurück.
"Nachdem wir den histologischen Befund haben, werden wir sehen, welche Therapie für sie die beste ist. Auch hinsichtlich ihrer HIV-Erkrankung." Doktor Serno warf Jan kurz einen Blick zu. "Stellt sich heraus, dass es ein Tumor ist, geht ihre Erkrankung in das Stadium AIDS über."
Alexander senkte den Blick und betrachtete seine Finger. "In Zahlen bedeutete das?", wollte er mit erstaunlich fester Stimme wissen.
"Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt bei Lungenkrebs bei fünf Prozent."
Alexander nickte erneut.
Jan hingegen sah immer wieder zwischen Alexander und dem Arzt hin und her. Das konnte alles nur ein schlechter Scherz sein. "Das heißt, sie können gar nichts tun?"
"Wie ich schon sagte, wir müssen den histologischen Befund abwarten. Wenn wir Glück haben, können wir ihn einfach herausschneiden. Dann gibt es noch die Strahlentherapie und Chemotherapie. Aber das kann ich ihnen erst sagen, wenn ich genaues weiß."
"Dann werde ich jetzt nach Hause fahren und ein paar Sachen einpacken", entschied Alexander. "Oder haben sie etwas dagegen?", fragte er nach.
Doktor Serno schüttelte den Kopf. "Die Schwester wird ihnen alles andere erklären."
Jan folgte Alexander paralysiert aus der Klinik. Dieser strebte eines der dort wartenden Taxis an. Bevor er einstieg wandte er sich um und Jan wäre beinah auf ihn aufgelaufen.
"Geh nach Hause, Jan", meinte Alexander. Er sah es ihm an und wusste auch, dass der andere nicht dafür gemacht war, sich mit so etwas auseinanderzusetzen. Alexander musste sich darauf konzentrieren, was ihm bevor stand, da konnte er sich nicht noch um jemand anders kümmern.
Jan runzelte die Stirn. "Das war‘s?", fragte er entgeistert.
"Jetzt zähle nur noch ich. Ich werde dich vergessen. Alles was mit dir zusammenhing und mich nur noch um mich kümmern. Ich kann keinen zusätzlichen Ballast gebrauchen."
Alexander stieg in das Taxi und schlug die Wagentür zu.
Jan sah ihm entsetzt nach. Ballast? Das war er für Alexander? Fassungslos sah er dem Taxi nach, das den asphaltierten Weg hinabfuhr.
Die Sonne kroch über den Himmel, bis sie den Punkt erreicht hatte, an dem ihre Sonnenstrahlen sich durch das Fenster brachen und genau auf das Gesicht von Jan fielen.
Murrend drehte dieser sich auf die andere Seite. Doch es war zu spät. Er war bereits dabei aufzuwachen.
Sein Schädel dröhnte und mit der Zunge fuhr er sich über den rauen Pelz auf seinen Zähnen. Angeekelt verzog er das Gesicht und blinzelte in den Raum.
Das Zimmer war ihm fremd und nur langsam kam die Erinnerung an den gestrigen Tag zurück.
Mit spitzen Fingern umfasste er das Handgelenk, dessen Arm über seiner Taille lag. Quälend schob er sich aus dem Bett und trat fast in das verknotete Kondom auf dem Boden.
Zumindest hatte er diesmal verhütet.
Mit kleinen Augen suchte sich Jan seine Klamotten zusammen. Hinter ihm brummte es, aber er schenkte dem keine Beachtung.
Er sparte sich den Blick in den Spiegel, als er sich im Bad erleichterte und anschließend duschte.
Seine Klamotten stanken nach Rauch und irgendeine undefinierbare Masse war auf seine Jacke getropft.
Der Geruch von Kaffee kroch in seine Nase und belebte die müden Lebensgeister etwas. Doch er hatte nicht vor, länger hier zu bleiben.
"Guten Morgen", flötete gut gelaunt der dunkelhaarige junge Kerl. Jan versuchte sich an seinen Namen zu erinnern, aber es gelang ihm nicht. Er brummte nur zur Antwort und schob sich an dem anderen vorbei, ignorierte die volle Tasse in dessen Hand.
Das Lächeln fiel diesem aus dem Gesicht, als er Gewahr wurde, dass Jan vor hatte, einfach zu verschwinden.
"Arschloch!", konnte Jan noch wütend vernehmen, bevor die Tür hinter ihm zufiel.
Ja, das war er wohl. Zu mehr würde er auch nie taugen.
Jan tastete über seine Jackentaschen, auf der Suche nach seinem Haustürschlüssel.
"Lange Nacht", kommentierte Steffen, der sich von der Steintreppe erhob und sich den Hintern abputzte.
"Was willst du denn hier?", meinte Jan unfreundlich.
"Nachfragen, ob du etwas Neues über Alexander weißt." Steffen ließ sich nicht irritieren. "Und nachdem mir Paolo sagte, dass du gestern Abend jemanden abgeschleppt hast, dachte ich, ich warte hier auf dich."
Jan schnaufte. "Alte Tratschtante", murrte er und schloss die Tür auf. Ungefragt folgte Steffen ihm.
"Also? Weißt du etwas?", bohrte Steffen weiter, nachdem er die Wohnungstür hinter sich verschlossen hatte.
"Frag ihn doch selber", antwortete Jan unwillig, der sich sofort in sein Schlafzimmer begab, um sich frische Sachen anzuziehen.
"Geht nicht. Denn augenscheinlich möchte er uns keine Sorgen machen." Steffen sah sich etwas um und setzte einen starken Kaffee an.
"Dann frag mich nicht."
"Du weißt aber etwas", meinte Steffen unnachgiebig.
"Ich bin Ballast für ihn", meinte Jan abfällig und knöpfte sich das Hemd zu, als er ins Wohnzimmer zurückkam.
"Das bist du für uns auch, hin und wieder."
Steffen wurde ein gereizter Blick zugeworfen. Abwehrend hob dieser die Hände.
"Er hat mich dreimal rausgeschmissen und mir deutlich zu verstehen gegeben, dass er mich nicht mehr sehen will. Ich renne ihm nicht mehr hinterher", legte Jan trotzig fest.
"Und was willst du jetzt tun?"
"Ihn abhaken und weitermachen."
"Weitermachen?", fragte Steffen spöttisch. "Womit? Dir Pillen einzuwerfen und fremde Kerle für eine Nacht zu vögeln?" Er folgte Jan mit dem Blick. "Du wirfst dein Leben weg und seines noch dazu."
Jan wandte sich auf der Stelle. "Er geht mich nichts mehr an!", fauchte er.
"Doch das tut er", erwiderte Steffen ruhig. "Und das weißt du auch."
"Was soll ich denn tun? Ich bin kein Gott. Ich kann weder die Zeit zurückdrehen, noch ihn gesund machen."
Steffen kam langsam auf ihn zu. Er legte seine Hände auf Jans Schultern und drückte sie leicht. "Du sollst für ihn da sein. Nichts anderes."
Jan senkte den Kopf und musterte seine Schuhspitzen. "Ich kann ihn nicht sterben sehen", flüsterte er und schluckte hart.
"Wenn du jetzt weg läufst, wirst du dir das ein Leben lang vorwerfen." Steffen betrachtete den aschblonden Haarschopf. "Liebst du ihn?"
Jan hob den Kopf und sah in die grünen Augen.
Steffens Lippen verzogen sich zu einem feinen Lächeln. "Du musst endlich lernen, dir mehr zuzutrauen, Jan." Er drückte ihm einen Kuss auf die Stirn und klopfte noch einmal aufmunternd seinen Rücken. "Du schaffst das", versicherte er ihm.
"Danke", sagte Jan noch leise, bevor Steffen die Wohnungstür hinter sich schloss.
Noch einen Moment brauchte er, bevor Jan seine Lethargie abschüttelte. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es bereits Nachmittag war. Die Lungenspiegelung war sicher schon vorbei.
Alexander betrachtete seit geraumer Zeit den Hubschrauberlandeplatz, den er durch das Fenster sehen konnte. Allerdings sah er nicht wirklich das, was vor seinem Fenster geschah, sondern er sah viel weiter.
Eigentlich musste er die Diagnose gar nicht abwarten. Er kannte sie ja sowieso schon.
Viel eher dachte er darüber nach, einfach seine Sachen zu packen und wieder zurück nach Italien zu gehen. In Anbetracht der Lage würde sich eine Therapie gar nicht lohnen.
Der ganze Aufwand wäre umsonst und Alexander würde sich quälen, obwohl es gar nichts brachte.
Aber er konnte sich einfach nicht überwinden, aufzustehen und seinen Koffer zu packen.
Er war wie gelähmt und das lag nicht an der Narkose, die er nur langsam verstoffwechselte.
Insgeheim wünschte er sich …
Alexander wandte träge den Kopf, als sich die Zimmertür öffnete. In der Annahme der Arzt wäre es, bereitete er sich schon auf die vernichtende Diagnose vor.
Doch es war nicht Doktor Serno.
"Hey", grüßte Jan ihn unsicher.
Alexander schloss kurz gequält die Augen. "Was willst du hier?", fragte er erschöpft. "Lass mich doch endlich in Ruhe", bat er nicht sehr eindringlich.
Jan atmete hörbar durch, während er näher kam.
"Ich werde nicht gehen!"
Alexander runzelte die Stirn.
"Alex, ich …" Jan verstummte. Er hatte sich auf dem Weg ins Krankenhaus eine so tolle Rede zurechtgelegt und jetzt war alles weg. Er knetete nervös seine Finger als er näher kam. Mit dem Fuß zog sich Jan einen Stuhl heran und ließ sich darauf nieder.
Jan lächelte schief. "Eigentlich hatte ich vor, dir etwas ganz tolles zu sagen, aber jetzt fällt es mir nicht mehr ein. Also muss ich improvisieren."
Alexander seufzte leise. Was kam denn jetzt? Aber eines musste er zugeben, hartnäckig war er.
Jan zögerte kurz, doch dann griff er sich einfach Alexanders Hand. "Ich weiß, dass ich wahrscheinlich der letzte Mensch bin, den du sehen willst. Aber, ich liebe dich und will bei dir sein."
Alexander musste wider Willen lächeln. Für Jan war das eine regelrechte Rede gewesen. "Ich werde mich nicht behandeln lassen", teilte er Jan mit, dem die Gesichtszüge entgleisten.
"Wieso nicht?"
"Fünf Prozent, Jan. Und das gilt nur für Patienten mit Lungenkrebs", erinnerte er ihn. "Wie hoch, glaubst du, ist die Wahrscheinlichkeit mit Aids und Krebs diesen fünf Prozent anzugehören?"
"Aber du weißt doch noch gar nichts!", fuhr Jan auf. "Warum gibst du schon vorher auf?"
"Wofür sollte ich denn wieder gesund werden? Da ist nichts, wofür es lohnen würde."
Jans Griff um Alexanders Hand wurde fester.
"Du wirst kämpfen! Hast du mich verstanden? Ich lasse nicht zu, das du dich einfach so aufgibst!"
Insgeheim wünschte Alexander sich, dass Jan zurückkommen und seine Hand halten würde …
"Jetzt würde ich aber gern dem Geburtstagskind meine Glückwünsche überbringen", riss Steffen mich aus meiner Erinnerung. Der Tee war inzwischen kalt geworden, ohne dass ich einen Schluck getrunken hatte. Ich stellte die Tasse zurück auf den Tisch und wischte meine schwitzigen Handflächen an meiner Jeans ab.
"Wie gesagt, er schläft sehr viel." Ich legte Hand an die Klinke und öffnete die Tür.
Wie erstarrt blieb ich stehen. Im Schein der kleinen Nachttischlampe trafen sich unsere Blicke. Die rehbraunen Augen betrachteten mich liebevoll, ein angedeutetes Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
"Was ist?" fragte Steffen besorgt hinter mir, da ich den Türrahmen blockierte. Ich trat wie mechanisch zur Seite und machte Platz.
"Hey." Seine Stimme klang rau und war mehr ein Flüstern. Alexander hob schwach die Hand zur Begrüßung.
Ich spürte, wie mir sämtliche Farbe aus dem Gesicht wich. Es war Wochen her, dass er klar genug gewesen war, um etwas um sich herum mitzubekommen, geschweige denn, um zu reden. Meine Beine zitterten und ich befürchtete, sie würden nachgeben. Mit langsamen Schritten setzte ich mich an sein Bett und griff nach seiner Hand.
"Hey", wisperte ich und spürte die aufkommenden Tränen, zwang sie aber nieder und lächelte ihm fröhlich zu. Auch wenn es aufgesetzt wirken musste. Ich war viel zu geschockt. Nicht das ich mich nicht freute, aber war das nun ein gutes oder schlechtes Zeichen?
"Na! Du siehst aus wie ein Schwindsüchtiger!", meinte Steffen grinsend, drückte Alexanders Hand.
"Für Gesundheitswünsche ein bisschen spät, meinst du nicht?", lächelte er matt.
"Lieber spät als nie."
"Stimmt, solange hab ich ja nicht mehr, gut das es dir noch eingefallen ist."
Mir versagte die Stimme.
Das war eine von Alexanders Stärken. Sein Sarkasmus und Zynismus. Manchmal wünschte ich mir, ich könnte das auch. Vielleicht konnte man Schicksalsschläge so besser verarbeiten. Alexander war kein Typ der Mitleid gebrauchen konnte, damit konnte er nicht umgehen.
Lieber verpackte er seine Sorgen in schwarzen Humor.
'Ich sterbe lieber lachend, als um das zu trauern, was ich verliere.' Das hatte er einmal zu mir gesagt. Das war es, was ich hoffte und wollte, Alexander mit einem Lächeln auf den Lippen zu sehen, wenn er von mir ging. Ich wollte, das er glücklich war, egal wo.
Ein riesiger Kloß schnürte mir die Kehle zu. Ich sah die drei vor mir, sah wie sie miteinander scherzten und lachten, aber kein Ton drang zu mir vor.
Ich kam erst wieder zu mir, als Alexander mich ansprach.
"Was ist?" fragte ich verwirrt.
"Du brichst mir die Hand", meinte er leise.
Irritiert sah ich auf die meine, die seine fest hielt, so fest das meine Knöchel weiß hervortraten. Schnell löste ich den zu festen Griff.
"Tut mir leid."
"Schon gut." Alexanders Blick ging mir durch Mark und Bein. Seine Augen strahlten so voller Kraft, dass es sein blasses mageres Gesicht Lügen strafte.
"Es schneit", sagte er lächelnd und wandte den Kopf, um zum Fenster hinauszusehen, wo die Gardine noch immer an der Seite festgesteckt war, so wie ich es am Nachmittag getan hatte.
Jetzt fielen bauschige Flocken im orangefarbenen Schein der Straßenlaterne gen Boden, der schon unter einer dichten weißen Decke begraben war.
"Jan?", fragte er leise und ich hob den Kopf. "Ich möchte nach draußen."
Er sagte es so voller Sehnsucht, dass mir fast das Herz stehen blieb.
"Nach draußen? Es sind minus 10 Grad, du holst dir den Tod." So wie ich es ausgesprochen hatte, presste ich die Lippen aufeinander, dass sie zu einer dünnen weißen Linie wurden.
Schweigend erhob mich und suchte dicke Wintersachen heraus. Hüllte ihn in Pullover, Schal, Mütze. Eine dicke Jacke, Handschuhe und Thermohose. Zum Schluss wickelte ich ihn noch in eine Decke ein. Sicher war sicher. In seinem Zustand konnte er kaum noch selbst Körperwärme produzieren.
"Auf geht's." Ich lächelte tapfer und hob ihn auf die Arme. Er war so leicht wie eine Feder. Verzweiflung stieg in mir auf, die ich gleich wieder niederrang.
Nein, nicht jetzt. Wer wusste, wie lange Alexander ansprechbar war, das wollte ich nicht damit vergeuden zu heulen, danach war Zeit genug.
Danach.
Welches danach?
Wenn er wieder in seinem komaartigen Wachzustand verfallen war, oder das Danach? Ich schüttelte den Kopf, um diese trüben Gedanken zu vertreiben, dafür war keine Zeit.
Alexander hatte die Arme um meinen Hals geschlungen, lehnte sich an mich und ich atmete seinen Duft tief ein. Er war verändert, durch die Krankheit und die Medikamente. Aber ich nahm ihn noch wahr, den eigentümlichen Geruch, seinen Duft, der auf mich berauschender wirkte als alles andere.
Ich drückte ihn unwillkürlich enger an mich.
Würde ich ihn vergessen? Diesen Duft?
All diese kleinen Dingen wollte ich nicht vergessen, klammerte mich daran fest und hatte sie mir sogar aufgezeichnet. Das kleine schwarze Buch in meinem Nachttisch enthielt alle kleinen Alltagsdinge, die so typisch für ihn waren.
Doch manche Sachen konnte man nicht aufschreiben. Man konnte sie nur in Erinnerung behalten.
Manches Mal, in der Nacht, wenn ich nicht schlafen konnte, schloss ich die Augen und im Geiste sah ich ihn vor mir. Wie er sich die Haare kämmte, wie er seinen Kaffee trank oder einfach nur in einem Buch las.
Im Hinterhof schob ich mit einem Arm den Schnee von der Bank, setzte mich und hielt Alexander auf dem Schoß. Er hatte einen Arm freigekämpft und zog sich den Handschuh aus. Achtlos ließ er ihn fallen und streckte den Arm aus.
Ein seliges Lächeln glitt über seine Lippen, als er die Augen schloss, das Gesicht gen Himmel streckte und spürte wie die Schneeflocken auf seiner warmen Haut zerschmolzen.
Ich betrachtete ihn genau dabei, wagte nicht zu sprechen und schluckte hart. Ich wollte diesen Moment für ihn nicht zerstören.
"Danke", brach er die Stille und öffnete wieder die Augen.
"Nichts zu danken", krächzte ich und musste meine belegte Stimme erst wieder zu einer normalen Tonlage bringen.
Alexander wandte den Kopf und sah mich an, strich mir über die Wange. Seine Finger waren bereits eiskalt.
"Ich liebe dich Jan", flüsterte er und küsste mich.
Ich umschlang ihn fest und erwiderte den Kuss fast grob.
Wie lange war es her, dass wir uns gegenseitig berührt hatten?
Ich saugte diesen Kuss begierig in mich auf. Er gab mir Kraft. Aber anstatt die Sehnsucht zu stillen, entfachte er sie mehr und mehr. Noch einmal wollte ich mich mit Alexander vereinen, wollte ihn spüren, riechen. Meine Fingerkuppen gruben sich tief in seine Kleider, doch ich bezweifelte, dass ich ihn damit schmerzte.
Ich konnte mich nicht zurückhalten. Mit meiner Zunge spaltete ich unbeherrscht seine Lippen. Ich brauchte diesen Geschmack, wollte ihn nicht vergessen und in mich aufsaugen, damit ich davon zehren konnte.
Seine Zunge kam mir bereitwillig, wenn auch nicht mit solcher Wildheit entgegen. Ich spürte seine Sehnsucht ebenso.
Doch nur kurze Zeit später schüttelte ihn ein Hustenanfall. Gequält konnte ich ihm nur dabei zusehen. Langsam beruhigte er sich wieder und lehnte sich erschöpft an mich. Er holte mich in die Gegenwart zurück und besorgt musterte ich ihn.
"Was ist?" fragte er leise.
Stumm wischte ich ihm etwas Blut von den Lippen. Ich schüttelte nur den Kopf und presste die Zähne aufeinander.
"Nichts weiter", rang ich mich durch und versuchte mich an einem Lächeln. Alexander hielt meine Hand fest und betrachtete den kleinen dunklen Fleck an meiner Fingerspitze. In seinem Gesicht veränderte sich nichts und das machte mir Angst.
Statt etwas zu sagen, verschlang er seine Finger mit meinen und lehnte sich wieder an mich an. So saßen wir beide da und sahen zu, wie die Schneeflocken, in Spiralen tanzend, vom Himmel fielen.
Ich spürte meine Füße schon nicht mehr, als ich den Kopf wandte und Alexander betrachtete. Er hatte die Augen geschlossen und schien zu schlafen. Mit meiner freien Hand strich ich ihm sanft über den Kopf.
Seine Atemzüge waren kaum noch spürbar.
Doch es überfiel mich keine Panik. Stattdessen erfüllte mich eine Ruhe, wie ich sie bisher nie verspürt hatte.
"Schlaf gut", flüsterte ich und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.
Dann hielt ich ihn weiter umarmt und starrte in die Nacht hinaus, solange bis ich spürte wie sich seine Finger lockerten. Die letzte Kraft wich aus seiner Hand, und als ich spürte wie sich seine Finger lösten, griff ich fester zu.
Siedend heiß liefen mir plötzlich die Tränen über die Wangen.
Tränen die ich Monate zurückgehalten hatte.
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