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Immer noch verliebt...

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Vorwort

Hallo Alle! Diesmal eine Kurzgeschichte. Für alle, die sich immer noch an einer hoffnungslosen Liebe festhalten. Auch wenn ich mich hier furchtbar unpopulär mache, habe ich einige Zeilen von Blümchen gewählt. Mir ist dann irgendwann der Text wichtig und nicht der Sänger oder seine Fangemeinschaft. Die Zeilen in der Story, also von Blümchen... Dieses Recht habe ich umso mehr, als ich nicht in Deutschland lebe, wurde also nicht so sozialisiert. ;-) Würde mich auf eure Anregungen, Kommentare, solange konstruktiv, sehr freuen. Viel Spaß, Marcos

 

Sieben Uhr morgens und ich liege immer noch wach.

Wir umarmen uns und er küsst mich zärtlich, presst seinen Körper an meinen und schaut mir tief in die Augen. Seine Augen sind wunderschön. Jedes Mal habe ich das Gefühl dass er mich anlächelt. Wie jetzt. Er drückt seine Stirn an meine und reibt seine Nase an meiner.

Ich drehe mich auf den Bauch und decke mich ganz zu. Ich will nicht raus in die Welt, ich will nicht mehr leben!

Irgendwann war es ein Wunder aufzuwachen, jetzt ist es ein Alptraum. Ich kann seine Finger auf meinem Rücken immer noch spüren. Er hat es mir beigebracht nackt zu schlafen. Er meinte immer, dass er auf diese Weise mich zu 100% spüren kann. Und er hatte wirklich Recht.

Am Morgen; ich konnte nicht unterscheiden wo mein Bein aufhörte und seines anfing. Ehe ich es hatte herausfinden können, haben sein Herzklopfen und die Wärme seiner Brust mich wieder ins Traumland zurückgezogen.

Das war wunderschön.

Immer öfter wache ich mitten in der Nacht auf. Mir ist kalt weil die Decke irgendwo liegt..., mich keiner wärmt... und ich mich allein wieder zudecken muss...

Das Einzige was ich umarmen kann ist mein Kissen. Mein Kissen und die Milkakuh...

Langsam hebe ich meinen Kopf unter der Decke hervor. Der Tag müsste beginnen! Dieser hatte jedoch bereits schon ohne mich angefangen, ich werde wohl gezwungen sein mitzumachen.

Ein letztes Mal umarme ich die lila Kuh und küsse das Stofftier. Es riecht immer noch nach ihm. Zwar immer schwächer, aber immer noch nach seinem Hugo Boss...

Nein Kuh, heute werde ich nicht heulen!

Während ich meine Tränen wegwische muss ich mich erneut und immer öfter fragen, welche unverzeihbaren Sünden mir zur Last liegen, warum ich mit diesem Leben bestraft werde. Etwas Grausameres als täglich aufstehen und den Tag überleben zu müssen kann ich mir kaum vorstellen.

Entsetzt schaue ich in den Spiegel. >>Du hast wunderschöne Augen<<, sagte er immer.

Mir kommt es nicht so vor. Ihr Smaragdgrün hat nachgelassen, jetzt erinnert mich ihre Farbe nur noch an einen Teich voller Algen. Ihr Glanz ist weg. Vielleicht weine ich zu viel...

Könnte durchaus sein, stelle ich fest. Sie sind auch zu rot. Die Kontaktlinsen krieg’ ich eh seit Wochen nicht mehr rein. Das will ich auch nicht. Es tut zu sehr weh.

In den letzten Tagen hatte er die noble Aufgabe übernommen, mir die einzusetzen. Es war fast unmöglich, dennoch aber machbar. Wir waren wieder mal eins... keine zwei Personen. Er stand immer hinter mir, ich fühlte seine Wärme, die Geschmeidigkeit seiner Haut... Seine Barthaare kitzelten und stachen als er sein Kinn auf meine linke Schulter legte. Er sah so süß aus wenn er sich konzentrierte.

Mit viel Fachlichkeit und trotzdem sehr zärtlich führte er die Aufgabe zu Ende. Danach küsste er immer mein linkes Ohr und schnüffelte ein wenig in meinen Haaren. Ich liebte ihn so sehr... Ich liebe ihn noch immer!

Das Duschen ist nicht mehr das Selbe. Zumindest leidet meine Wasserrechnung nun nicht mehr darunter. Aber mehr als nötig bleibe ich auch nicht mehr unter dem Strahl. Das heiße Wasser kann ihn auch nicht mehr ersetzen.

Dann trockne ich mich erst mal ab. Ziellos wähle ich mir etwas aus meinem Schrank. Gepflegt und topp modisch wirke ich eh nicht mehr. Dazu fehlt mir jede Lust und Kraft.

Seit genau 22 Tagen habe ich es aufgegeben mein Leid und Elend zu verstecken. Mache ich nicht mehr. Die trotzige Phase hat nur drei Tage gedauert. Die waren aber genug um mir zwei Sachen klar zu machen: Er war der erste, den ich richtig geliebt habe und es wird nie wieder so sein wie früher. Lust habe ich sowieso nicht, Kraft kann ich keine mehr aus mir rauspressen.

In der Küche erinnert mich ein Zettel daran, dass ich essen muss. Nicht auf dem Kühlschrank, sondern auf der Kaffeemaschine. Diese ist mein neuester Erwerb. Kaffee ist mein bester Freund geworden. Nie zuvor habe ich Kaffee getrunken.

Vor 16 Tagen, neun Tage nachdem ES passiert ist, habe ich angefangen Kaffee zu trinken. Starken Kaffee. Sehr starken italienischen Espresso. Zwei Tage danach haben mich meine Bauchschmerzen zum Schlaf gezwungen. Seitdem esse ich etwas. Es muss sein.

Seine Tasse steht noch auf dem Kühlschrank. Die stand immer da. 'Stefan' steht darauf, ein blödes Geschenk vom Weihnachtsmarkt. Damit er nicht vergisst wie er heißt, schließlich ist er ja blond...

Irgendwie fehlt mir der Wille und die Kraft sie zu entfernen. Ich will sie nicht entfernen, auch wenn es mir immer mehr weh tut sie anzusehen.

Automatisch greife ich nach meinem Rucksack und meinen Schlüsseln, schließe langsam die Tür. Frau Müller sieht mich traurig an. Früher musste ich mich bei ihr immer entschuldigen, weil ich einfach nicht darauf achtete die Tür nicht zuzuwerfen und die Treppen nicht runter zu laufen. Angeblich beschädigte ich immer ihre Pflanzen.

„Schöner Tag heute!“

„Ja! Ein echt schöner Tag...“ antworte ich kaum hörbar und füge für mich im Stillen hinzu „... für einige schon“.

Schlüssel rein in die Tasche, Player raus. Ohne Musik könnte ich es gar nicht meistern. Die Welt ist zu viel für mich.

Auf der Straße sieht es nicht anders aus. Ich kann die neugierigen Blicke schon entdecken, auch wenn sie meistens sehr gut getarnt sind. Warum man eine Sonnenbrille an so einem Tag trägt ist wohl ein Blick wert. Vielleicht wurde der mal zusammengeschlagen? Oder wurde er missbraucht und will seine ausgeheulten Augen verstecken... etwas in der Art...

Wieder quäle ich mich selbst...

An der Uni ist es voll. Zum Glück gibt es reichlich bekloppte Menschen, also falle ich nicht zu sehr auf. Rein in den Vorlesungssaal.

„Hey Alex!“ Muss es denn eine Regel sein, dass man ausgerechnet dann angesprochen wird wenn es eher unpassend ist? Nun ja, unpassend ist hier wohl ein Understatement.

„Katja! Schön dich zu sehen!“ versuche ich mich zusammenzureißen.

„Viel zu hell heute?“ Katja ist halt immer gut drauf. Ich könnte heulen.

„Eigentlich ja. Die Entzündung, weißt du...“ Ja, die gute alte Ausrede, ist das nicht toll?

„Es ist Zeit deinen Arzt zu wechseln! Eine Entzündung dauert nie im Leben 25 Tage...“ lächelt sie mich an und setzt sich wieder hin.

Im Saal herrscht immer noch Unruhe. Irgendwann legt sie sich und die Vorlesung beginnt. Ablenken kann sie mich nicht, vor allem nicht die spanische Ritterliteratur. Ich stelle mir vor, er wäre mein Ritter und wäre in mich, DEN Katalanen, tierisch verliebt. Er würde dann für mich Heldentaten begehen und wir würden gemeinsam reiten.

Ich kann mich jedoch in die Atmosphäre nicht einleben. Menschen sind schon komisch. So langsam fühle ich mich wie ein Alien. Schon eigenartig wenn man das Kodesystem der Sprache nicht mehr beherrscht. So ist das nun mal bei mir.

Der Prof redet und redet, und ich kann ihm nicht folgen. Sein Mund bewegt sich und ab und an modellieren seine Muskeln einen Gesichtsausdruck. Und dann noch die Gesten. Dieser schick gekleidete ältere Herr, der ständig seinen Mund bewegt, immer wieder gestikuliert, hat rein gar nichts mit der Ritterliteratur zu tun. Und erst recht nichts mit der Liebe.

Ich fühle mich einsam. Sehr einsam.

Der einzige Grund warum ich den Vorlesungssaal nicht verlasse ist, weil ich dann eine Stunde mehr auf mich allein gestellt wäre. So langsam kann ich mich nicht mehr ertragen. Wahrscheinlich war ich zu viel..., zu schwer zu ertragen..., zu dumm... oder einfach nur zu ungeschickt...

Wozu bin ich schon fähig? Was ist schon an mir wertvoll?

Die Stunde vergeht sehr langsam. Endlich ist sie zu Ende und ich darf hier raus. Nach Hause in die Sicherheit.

Langsam packe ich alles, warte bis der Saal fast leer ist. Ich will keine Fragen.

Auf dem Flur muss ich mich durch die Unmenge der Studenten kämpfen. Beängstigt schaue ich mich um. Keine Gefahr! Nur noch diese letzte Ecke und dann bin ich entkommen. Wenn es bloß schneller gehen würde...

Es trifft mich wie ein Schlag.

Stefan.

Etwa fünf Meter vor mir. Er küsst SIE. SIE küsst ihn. SIE umarmt ihn. Jetzt schmeckt SIE ihn und SIE riecht sein Parfüm. SIE ist an meiner Stelle und ich kann es nicht ändern.

Ich will keine Antworten mehr, irgendwann hat die Geschichte den Rahmen des Logischen und Verfolgbaren gesprengt. Wieso ausgerechnet SIE? Wieso überhaupt eine sie? Wieso gerade jetzt? Und warum?

So viele Fragen.

Eine Antwort werde ich wahrscheinlich nie bekommen.

Der Flur füllt sich wieder, der Moment ist vorbei. Andere Gestalten beginnen sich wieder zu bewegen, aber alles ist so wässrig, so verwischt. Von hinten werde ich höflich aufgefordert nicht im Weg zu stehen. Ich murmele eine Entschuldigung, wische schnell über meine Augen und gehe los.

Stefan bemerkt mich, schaut etwas verlegen in meine Richtung. Er vergewissert sich kurz dass sie ihn umarmt und dann schaut er mir in die Augen. Seine Augen tasten meine Seele ab. Es hat schon immer gereicht, einander in die Augen zu schauen, und schon wussten wir was der andere fühlt. Ich lasse ihn rein, bin zu schwach um mich zu wehren. Seine blauen Augen haben immer noch ihre alte Magie. Trotzdem bleibe ich nicht stehen, gehe an ihm vorbei und muss meine Augen wieder wischen.

Wir drei hatten unseren Moment heute. Sie den Schönen, ich den Bittersüßen. Ich küsse ihn in meiner Erinnerung, SIE küsst ihn in der Wirklichkeit. Seine Augen strahlen SIE an, tasten aber MEINE Seele ab. Ob es noch lange dauern wird bis er mich völlig vergisst...?

Setze die Sonnenbrille wieder auf und stelle mich auf die Rolltreppe. Musik rein, einfach auf Radio drücken. Ein blöder Song im Radio:

„Ich gehe durch die Straßen und denke nur an Dich.

In all’ meinen Gedanken verfolgst Du mich.

Ich träum’ mit offenen Augen.

Ich träume immerzu.

Ich träum’ immer das Selbe.

Du, Du, Du.

Nur Du.

Nur Du.

Ich bin immer noch verliebt

und das immer noch in Dich.

Das wird ewig so bleiben.

Für immer so bleiben,

solange es dich gibt.“

Ich kann dich nicht lieben! Ich will dich aber lieben! Ich will, dass du zurückkommst!

Ich will, dass ich wieder leben kann!

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