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Blue Eyes
Teil 1 - Vol 01 Ch 01 P 01+02 - powerless / Kraft- und Machtlos
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Informationen
Inhaltsverzeichnis
- Kapitel 1
- volume one: a little trouble spot / Ein kleiner Krisenherd chapter one – part one and two powerless / Kraft- und Machtlos
volume one: a little trouble spot / Ein kleiner Krisenherd chapter one – part one and two powerless / Kraft- und Machtlos
Es war Sonntag früh, kurz vor Neun und ich schaltete die Sicherung für das Licht aus. Der Club lag nun komplett im Dunkeln. Nur von der Milky Bar funkelten noch einzelne Notstromlichter für die Kühlschränke. Auch die grün-weißen Notausgangsschilder waren klar erkennbar, doch ansonsten war es rabenschwarz wie die Nacht. Obwohl ich den Feierabend willkommen hieß und auch Ruhe zu schätzen wusste, machte mir diese Finsternis jedes Mal aufs Neue eine Heidenangst, so dass sich meine Nackenhaare immer wieder aufstellten.
Da half nur eins und zwar der Weg ins Licht. Ich ging also durch die hinteren Gänge hinaus. Diese dunklen Passagen führten nicht nur nach draußen und zu einem übrig gebliebenen kleinen Teil der Garage. Sie führten auch zu einigen Lagern, einem weiteren Büroraum, einem Pausenraum für die Angestellten, zu der privaten Luxuslounge der VIP's und sogar zu dem größten Floor – dem Dark Exstacy – der Diskothek. Dabei war dieser Teil ursprünglich die gesamte Garage gewesen, doch diese fast ein Fußballfeld große Fläche brauchte man eher nicht nur für die Fahrzeuge der Angestellten. Die parkten sowieso meistens einfach vor dem Hintereingang – Personaleingang –, da es Zeit ersparte zu warten, bis das Tor sich geöffnet hatte.
Zudem brauchte man so auch nicht zweimal den Sicherheitscode eingeben, sondern nur einmal. Daher hatte es mehr Sinn gemacht, die freie Fläche für einen weiteren Floor zu nutzen. Dort fanden immer mal wieder Raves oder ähnliche Events statt. Da man auch das Dach ein wenig einfahren konnte, wurde dieser Ort auch manchmal für die Beachpartys genutzt. Der Boden bestand immerhin immernoch aus Sand. Ich hatte mich entschieden gegen eine Asphaltierung dieses Bereichs ausgesprochen, da der Sand durchaus seinen Reiz besaß und uns noch einige Möglichkeiten offen ließ, die man nutzen konnte.
Die Sonne blendete mich bereits von Weitem, durch die Panzerglastür mit den Milchglaseinfassungen, und ich musste mir für den ersten Moment die Augen zukneifen. Dabei blieb ich allerdings stehen und spazierte nicht einfach hinaus. Ich hatte einmal die schmerzhafte Erfahrung machen müssen, dass dieser Moment heikel sein konnte. Vor zwei Jahren war ich einem Freak in die Arme gelaufen, der mir aufgelauert hatte und den Umstand meiner Seheinschränkung zu Nutze machte und mich überrumpeln konnte. Ich verdrängte sofort die herannahende Erinnerung und blieb mit geschlossenen Augen stehen bis sich die grellen-gelblichen Schemen in meiner Netzhaut verflüchtigten.
Nachdem meine Augen hinter meinen Liedern ein beruhigendes Schwarz sahen, öffnete ich sie langsam und gewöhnte mich an die Helligkeit, konnte ein paar Schmerztränen jedoch nicht aufhalten, die sich ihre Bahn über meine Wange schlugen. Vor der Tür war alles ruhig und ich schüttelte den Kopf über meine Paranoia. Doch seit damals war ich immer ein wenig übervorsichtig und nahm eigentlich auch lieber die Garage. Diese war zum einen nämlich Videoüberwacht und besaß auch einen stillen Alarm.
Doch gestern Mittag hatte ich einfach keine Zeit mehr gehabt in die Garage zu fahren. Kaum war ich um die Ecke des Gebäudes gebogen, kam mir auch schon die saisonale Lageraushilfe von Manfred entgegengestürmt. Er hatte wild gestikuliert und mit Panik umhüllter Stimme versucht, mich sofort mit sich zu ziehen. Die Aushilfskraft ließ mir gerade noch so die Zeit meine Fireblade abzustellen.
Dann erlebte ich auch bereits das ganze Chaos, da unsere Elektronik machte was sie wollte. Die Schankanlage im Orange Floor spritze in einer Tour irgendwelche Flüssigkeiten heraus, so dass die zwei Kellner – Caro und Chris – dieses Bereichs nur am hinterherwischen waren. Die Türen, die elektrische Mechanismen besaßen, so wie eben die Lager, blockierten völlig und ließen entweder keinen rein oder raus. Und selbst das Buchungssystem für die Bestellungen zeigte Algorithmen an, die es eigentlich gar nicht geben sollte. Und das musste natürlich ausgerechnet an einem Tag passieren, an dem ich in den drei Jahren seit Eröffnung, zum ersten Mal echt kurz vor Einlass kam. Sonst war ich schon am späten Nachmittag zugegen, quasi immer der Erste und der Letzte. Schließlich war das hier – das Blue Eyes – auch mein Baby, mein Lebenstraum.
Glücklicherweise wohnte unser Techniker jedoch nicht weit von der Diskothek entfernt und kam auch zu jeder Tages- und Nachtzeit vorbei. Er regelte unser Problem auch relativ zügig und die ersten eintrudelnden Gäste bekamen nicht einmal mit, dass wir erst zum Einlass mit der eigentlichen Vorbereitung begannen. Nur die Schankanlage hatten wir nicht wirklich hinbekommen, so musste sie erst einmal stillgelegt werden. Himmel sei Dank hatten wir im Orange Floor gleich zwei Theken mit jeweils eigener Anlage. Denn dieser Floor bot als einziger Warmgetränke an und führte ein kleines Bistroangebot. So kam es schon Mal vor, dass zwei Theken notwendig wurden um den Anlauf zu bewältigen. So wie auch der gestrige Bedarf bestanden hätte, doch aus irgendeinem Grund gab es keine Beschwerden von den Gästen und der Ansturm wurde professionell von den Zweien gemeistert. Wer nicht warten wollte oder konnte, nahm den Weg in den Red Floor auf sich und bestellte an dieser Theke. So jedenfalls kam es mir vor.
Was mich jedoch verwundert hatte, war, das Manfred unser Lagerchef nicht auch schon auf die Idee gekommen war, den Techniker zu informieren. Bis ich erfuhr, dass er eben in einem der Lager festsaß, die sich nicht öffnen ließen und so gab es für ihn keine Möglichkeit sich mit irgendwem zu verständigen. Die Türen waren mehrere Zentimeter dick und Handyempfang konnte man ganz knicken. Allerdings fiel mir dadurch wieder ein, was mich die ganze Zeit gestört hatte, selbst noch in der Bauphase. Ich hatte immer das Gefühl, dass wir irgendetwas übersehen hatten. Seit gestern wusste ich auch wieder was es war. Ein Sicherheitstelefon oder ein Notrufknopf in jedem Lagerraum für genau diese Vorfälle. Eine Notstrom-Versorgung gab es, nicht nur wegen der Kühlräume und der Lüftungen, doch wen man allein war und keiner wusste, dass man fehlte, konnte solch eine Lage, wie die in der Manfred festsaß, lebensbedrohlich werden, da die Notversorgung nicht ewig anhielt und es in den Lagerräumen sehr heiß und stickig werden konnte.
Ich hatte also, nachdem alle gegangen waren und wir fertig waren mit sauber machen und so, mich ins Büro verkrümelt und mir versucht Angebote einzuholen. Die würden aber wohl erst frühesten Montag bearbeitet werden. Meine Arbeit war allerdings damit noch nicht ganz erledigt, denn ich musste noch in unser Verwaltungsbüro.
Routiniert fuhr ich also durch das Industriegebiet in Richtung Hauptstraße. Meine Augen brannten und waren sicherlich total rot. Meine Augenringe wollte ich gar nicht erst sehen und ich schwöre, ich hätte im Notfall sicherlich nicht mehr reagieren können. Mein Körper steuerte mich bis zum Büro vollkommen aus Gewohnheit. Ich sah nicht wirklich die Verkehrsschilder und auch den Verkehr nahm ich nur wie durch einen Schleier war. Genau der Zustand in dem man auf keinem Fall fahren durfte. Und dennoch tat ich es und das hatte auch einen Grund.
Seit zwei Wochen war ich Alleinverantwortlicher für unsere Diskothek, denn mein Geschäftspartner Eroe Corenaly war in seinen Flitterwochen. Seine Freundin hatte ihn endlich zur Heirat drängeln können und ihn auch noch schön weit von unserem Geschäft entführt. Wir hatten zwar noch eine Art Personalleiter, doch er war nun einmal vielmehr ein Mann für personelle Angelegenheiten. Er hatte weder richtige Ahnung vom industriell-wirtschaftlichen Sektor wie Eroe, noch vom praktischen Clubgeschäft, wie ich. Er war ein Spezialist für Personal und Sicherheit. Und so hatte auch jeder sein Hauptaufgabenfeld.
Eroe war der Bürohengst, Bernd war der Mann fürs Personal wie die Sicherheit und ich war der Mann für die Praxis im Club. Ich war der Ansprechpartner der DJs, der Organisator jeder Partyplanung, der Instrukteur und Ideenvater neuer Mottos. Ich war für alles zuständig was zum aktiven Clubgeschehen gehörte, so auch für die Ausbildung und Zuordnung der Barkeeper, Kellner und Servicekräfte. Ich war Ansprechpartner Nummer eins in all den Dingen, die mit dem aktiven Betrieb zu tun hatten, also der Praxis im Club.
Eroe war der Mann für den Papierkram, das Rechtliche und alles wofür man eine Verwaltung bedurfte. Er war unser Bürokrat, unser Gehirn und auch unser Gesicht nach außen in der Geschäftswelt. Er kannte jeden Geschäftspartner persönlich, während ich jeden DJ kannte. Und hinzukam, dass er nicht nur mein Geschäftspartner war, sondern auch ein sehr guter Freund. Unschätzbarer Freund, leider war er jedoch alles andere als schwul, was ich manchmal schon sehnsüchtig bedauerte. Es würde nämlich einiges viel einfacher machen…
Bernd war unser Personaler, er hatte das erste Sagen wer reinkam, aber ich rein theoretisch das letzte Wort. Wer meinen Anforderungen nicht entsprach, konnte billig, willig oder auf dem Papier erfahren und geeignet genug erscheinen, würde jedoch nicht bleiben. Jedoch in Sicherheitsfragen redeten wir Bernd definitiv nicht rein, da war er der Profi.
Ich war hingegen der Mann hinter der Theke. Dort schmiss ich unseren Laden und war demzufolge der Aktivist in unserem Team. Darin war ich aber auch gut, mit allem anderen war ich jedoch heillos überfordert. Nicht umsonst hatten wir jeder unsere Aufgabenverteilung. Was mir jedoch nichts half, wenn mein Geschäftspartner unabkömmlich war. Seine Arbeit blieb daher an mir hängen, denn offiziell waren nur Eroe und ich die Clubbesitzer.
Bernd war mehr oder weniger nur bei uns als Geschäftsführer angestellt. Vertretung für uns Beide fiel daher nicht wirklich in sein Tätigkeitsprofil. Das mussten wir zwei unter uns ausmachen, deshalb würden wir nie mehr einen gemeinsamen Urlaub bestreiten können. Es sei denn wir schlossen das Blue Eyes währenddessen. Aber das kam nicht in Frage und ich konnte mich auch nicht vor dem Papierkram drücken. Jedenfalls nicht vor dem wichtigen Zeug und selbst damit hatte ich mehr als genug zu tun.
Natürlich wusste ich, was ich im Büro zu erledigen hatte, doch brauchte ich viermal so lange wie mein Partner. Eroe ging es glücklicherweise genauso andersherum. Wir waren nicht besonders gut im Tätigkeitsfeld des anderen, so wie Bernd allerdings in gar keinem von unserem. Dafür waren wir hingegen sehr wohl in der Lage seine Aufgaben zu machen, aber das war ein anderes Steckenpferd. Zu Beginn hatten wir uns die Arbeit auch immer geteilt, doch es war nie etwas Halbes und nichts Ganzes dabei herausgekommen. Teilweise hatte Eroe und ich Leute eingestellt. Manchmal musste ich die Abrechnung abgeben, weil ich es nicht mehr geschafft hätte und so weiter und so fort. Zum Schluss wussten unsere Mitarbeiter aber bald nicht mehr zu wem sie nun zu gehen hatten und da musste eine Änderung her. Da wir von Bernd bereits einen festen Personalstamm an Sicherheitsmännern geliehen hatten, kam uns die Idee ihn zu fragen, ob er sich nicht um unsere Personalangelegenheiten kümmern könnte.
Gerade in der jetzigen Lage war ich dankbar, dass ich mich nicht auch noch ums Personal und die Sicherheit zu kümmern hatte, auch wenn es das erste Mal war, dass wir in solch einer Situation gelandet waren. Eroe und ich achteten immer darauf nie länger als drei Tage nicht anwesend zu sein und hatten es auch so eingerichtet, dass es nicht mit den Kernzeiten kollidierte.
Ich nahm mir keine Auszeit in der aktiven Zeit des Diskothekenbetriebs von Mittwochabend bis Montag früh und er nicht während der blühenden Bürozeit von Montag bis Donnerstag. Freitag bis Sonntag hatte Eroe immer frei und ich von Montagmittag bis Mittwochmittag. Manchmal ging ich jedoch erst Donnerstag wieder zur Arbeit, da mittwochs nie wirklich viel los war. Um ehrlich zu sein, lohnte sich der ganze Aufwand an diesem Tag nicht wirklich. Der Gewinn war minimal und wir würden irgendwann vielleicht einmal darüber nachdenken müssen, diesen Tag zu streichen.
Zwar kam das Thema zu unserem wöchentlichen Meeting Montagvormittag auf, aber geändert hatten wir bisher nichts. Eroe hatte auch nicht unrecht mit seiner Aussage, dass solange wir Gewinn machten, der Club geöffnet bleiben konnte. Erst wenn es zu dauerhaft roten Zahlen käme, würde er mit mir über neue Öffnungszeiten diskutieren. Ich fragte mich langsam warum wir unsere Treffen dann überhaupt noch regelmäßig abhielten.
Gut ich gab dann meistens die Aufgaben und Aufträge durch, die bis Mittwochmittag erledigt werden mussten im Club selbst. Sowie auch die Lagerbestände, Dinge wie Personalbedarf – wobei er das dann an Bernd weitergab – oder anderes was benötigt werden würde. Neues Equipment, wie Gläser, Musik, Lautsprecher etc. Aber dafür müsste ich eigentlich nicht noch Montag ins Büro fahren, nachdem ich sowieso total alle vom Wochenende war. Das könnte ich durchaus einfacher haben.
Allerdings würde ich Eroe dann wahrscheinlich gar nicht mehr zu Gesicht bekommen und ich hoffte sehr, dass er bereits wieder zurück war. Ich brauchte ihn dringend, denn eigentlich musste ich auf der Stelle ins Bett. Ich wusste, dass ich nichts mehr auf die Reihe bekommen würde und starb fast schon. Ich brauchte dringend mein Bett und eine Auszeit. Doch die musste warten, solange ich allein die Verantwortung trug, konnte ich mich jetzt nicht hängen lassen.
Einmal nämlich im Bett, kam ich da vor Mittwoch garantiert nicht mehr raus und wer kümmerte sich derweil um die Arbeit. Bisher gab es kein Lebenszeichen von Eroe. Er hätte zwar gestern bereits aus dem Urlaub kommen sollen, aber die Nachrichten hatten von Vulkanausbruch und Ascheregen gesprochen. Mich würde es also nicht wundern, wenn sie festsaßen. Warum er sich jedoch nicht einmal gemeldet hatte, konnte ich mir nicht erklären. Anrufen half auch nichts, da das Telefon ausgeschaltet war. Ich musste also im wahrsten Sinne des Wortes abwarten, was geschah. Wenn alle Stricke rissen, hatte ich noch eine weitere Woche zu kämpfen.
Langsam und nicht ganz bei Sinnen schlich ich, ja kroch quasi, durch die ausgestorbenen Flure des Bürogebäudes, welches wir natürlich nicht alleine besetzt hatten. Doch am Sonntag traf man selten jemanden an, auch wenn wir nur einen winzigen Teil der Bürofläche besaßen und man sich bei vollem Haus hier sehr verloren vorkam.
Insgesamt hatten wir auf unsere Etage nur fünf Büroräume angemietet von sonst über dreißig die es gab. Wir besaßen hingegen eine eigene Vorzimmerdame, die jedoch auch gleichzeitig als Sachbearbeiterin, Einkäuferin etc. arbeitete. Zwei Zimmer wurden von Eroe genutzt, der diese zu einem Büroraum umfunktionieren lassen hatte und die anderen beiden Räume wurden eher seltener genutzt. Das eine war ein Lagerzimmer nicht nur für Büromaterial etc. und das andere war das offizielle Büro für mich und Bernd. Wobei ich dieses bisher noch nie genutzt hatte. Wenn ich Büroarbeit zu tun hatte, dann machte ich das in dem kleinen Büro im Club oder zu Hause.
Ob Bernd unser Büro nutzte, konnte ich allerdings nicht sagen. Vermutete aber, dass er auch im Club seiner Arbeit nachging. Er hatte lieber ein Auge auf seine Männer und er hatte sowieso während der Öffnungszeit im Blue Eyes zu sein. Es machte also wenig Sinn, wenn er in diesem Büro arbeiten würde. Obwohl er für fast alles grundsätzlich unsere Zustimmung brauchte und Eroe da der erste Ansprechpartner wäre. Ich ließ mich dann meist erst während der Probezeit über das Personal aus, es sei denn ich durfte diese bereits vor Vertragsabschluss testen, dann konnte nur ich die Zustimmung geben.
Wie in anderen Dingen, so zum Beispiel musste er eigentlich sogar mit mir die Urlaubs- wie Dienstpläne durchsprechen, doch da ließ ich ihm freie Hand. Ich hatte keine Zeit mich mit der Koordination dessen auseinanderzusetzen, sonst könnte ich gleich wieder alles allein machen. Mir war wichtig, dass fähiges Personal überall zugegen war und der Betrieb reibungslos ablief. Ich wollte mich mit dem Rest nicht aufhalten und lieber hinter dem Tresen stehen und aktiv im Geschehen sein, als 70% des Tages im Kämmerchen zu schmoren um über irgendetwas zu brüten. Zudem war ich der Meinung, dass er uns ruhig ein bisschen Arbeit abnehmen konnte, immerhin verdiente er sich am Blue Eyes eine goldene Nase. Nicht nur dass er ein Gehalt bezog, er strich quasi auch weiteres Geld ein, weil wir uns das Sicherheitspersonal von seinem Unternehmen ausliehen.
Da er unser finanzieller Sponsor gewesen war, da uns Teile zum nötigen Grundkapital damals gefehlt hatten, war es für uns nur logisch, seine Dienste jetzt im großen Umfang zu nutzen um unseren Teil der Rückzahlung zu leisten. Zudem bekamen wir bei ihm Rabatt und die Sicherheitskräfte zählten buchhalterisch nicht zu unseren Personalkosten.
Eroe und ich besaßen genaugenommen 85% vom Blue Eyes. Der Rest gehört noch immer Bernd. Der gleichzeitig der Bruder von Eroes Freundin Bianca war. Allein deswegen hatte mein bester Freund ordentlich Überzeugungsarbeit leisten müssen, dass wir Bernd mit aufnahmen. Doch wir brauchten sein Geld und auf die Schnelle fanden wir keinen Investor, der bereit war uns zu unterstützen. Da unser Vorhaben zur damaligen Zeit als sehr riskant galt, was sich als vollkommene Unwahrheit erwiesen hatte. Wir waren im gesamten Umfeld die absoluten Gewinner. Wir hätten zwar deshalb unsere Schulden schon längst ausgeglichen haben können, doch da wir im Rahmen unseres Vertrages waren, fanden wir es bedeutender ein Polster anzulegen. Nicht dass wir irgendwann wieder vor dem Problem standen Investoren suchen zu müssen.
„Guten Morgen Schatz“ empfing mich ein sehr glücklicher Eroe und riss mich vollständig aus meinen Gedanken. Allerdings war ich zu müde um schreckhaft zusammenzuzucken. Einzig allein fühlte ich nur noch die Erleichterung in mir aufsteigen und musste dennoch lächeln bei seinem Anblick. Er strahlte schlimmer als die Sonne und zog mich gleich in eine herzliche Umarmung, wobei ich mir bei dessen Kraft plötzlich noch schwächer vorkam. So fiel meine Begrüßung auch eher mau aus und ich konnte nur das offensichtliche wiedergeben.
„Hi, du bist da. Toll!“, und ließ mich gleich auf die Couch fallen. Ich hätte auf der Stelle einschlafen können und riss mich doch zusammen. „Wie war dein französischer Honeymoon?“ Der Druck auf meinen Schultern fiel sofort von mir ab und ich war verdammt froh, dass mein Partner wieder zurück war. Ich hatte ihn echt vermisst und das nicht nur geschäftlich. Es fiel einem eben immer nur dann ein, was man wirklich brauchte, wenn es plötzlich nicht mehr da war.
„Super, sag ich dir“, sprang Eroe sofort enthusiastisch auf die Unterhaltung an. „Obwohl bei den heißen Bienen, die da herum flanierten, war es eher ein Stich ins Herz nur schauen zu können.“
„Tja du Frauenheld. Irgendwas muss ja deine Bianca haben, dass du dich an sie binden lassen hast. Auch wenn ich es absolut nicht verstehen kann“, antwortete ich im halben Delirium und bekam nur halbherzig mit, dass sich mein Partner auf den Tisch vor mir niedergelassen hatte und mich besorgt musterte. Jedoch legte er mir seine Hand aufs Knie und wurde richtiggehend sanftmütig.
„Nun wie du siehst, ich bin ja wieder da. Deshalb werde ich dich jetzt Heim bringen und du schläfst dich erst mal drei Tage aus. Über alles Weitere können wir dann später sprechen.“
„Oh ja“, seufzte ich wie benommen. Erholung, genau das was ich wollte. Doch ein kleiner Funken Verstand zog penetrant an meinem Dämmerzustand und pochte nervig auf mein gemartertes Hirn. Mir fiel auch sofort ein wieso. Hatte ich da drei Tage gehört. „Nein!“ echote mein Inneres und sofort fuhr ich hoch. Eroe sah mich erschrocken an und mir schoss die Röte in die Wangen. Mein „Nein“ war wohl nicht nur in meinem Inneren zu hören gewesen. „Sagtest du drei Tage? Das ist unmöglich. Nicht jetzt.“
„Der größte Ansturm ist immer Samstagnacht und die ist vorbei“, bekräftigte er sein Nicken. „Sonntag war es schon immer ruhiger. Perfektes Timing also deine Kraftreserven bereits heute schon aufzutanken.“
Ich wollte protestieren, doch er sprach schon weiter und traf mich in meiner Eitelkeit. „Hast du eine Ahnung wie du aussiehst. Wenn du mir erzählen würdest, du hättest dich von einer Horde Dämonen rammeln lassen, würde ich dir das glatt abkaufen. Du siehst schrecklich aus. So ausgelaugt kann ich dich nicht noch eine Sekunde länger unter die Leute lassen. Du fällst sonst irgendwann Tod um. Mir ist es lieber, wenn du jetzt auf die Bremse drückst und nur die drei Tage ausfällst, als vielleicht drei Wochen. Verstehst du mein Schatz.“
Schon befanden seine Arme sich unter meinen Achseln und er hievte mich hoch. Ich hing wie ein ausgewrungener Lappen an seiner Brust und inhalierte seinen betörenden Duft. Er hatte etwas fruchtiges an sich und das mochte ich. Zwar nicht so sehr wie den Duft von Toni nach Zimt und Kirschen, doch ich ließ mich gern von Eroes starken Armen halten. So wehrte ich mich auch nicht, als er mich bestimmt zu seinem Auto trug und mich auf den Beifahrersitz manövrierte. Er hätte in dem Moment mit mir alles anstellen können, denn ich war auf jeden Fall nicht mehr Herr meiner Sinne gar meines erschöpften Körpers. Nur war mir leider auch klar, dass er gewisse Dinge nie mit mir betreiben würde und das ließ mich enttäuscht seufzen und verabschiedete mich fürs erste.
Ich kam auch erst wieder in meinem Bett zu mir, als mir Eroe noch einen Kuss auf die Stirn gab. Das tat er seitdem ich ihn kannte, er benahm sich gern wie mein großer Bruder und gerade das tat mir im Augenblick gut. Einfach jemand der für mich da war und sich um mich kümmerte, vielleicht sogar ein bisschen sorgte. Mehr brauchte ich auch nicht, obwohl das mal ganz anders war. Ganz am Anfang unserer Freundschaft wollte ich nur, dass er mit mir ins Bett ging, doch das tat er nie. Die flüchtigen Berührungen und die bedeutungslosen Schmatzer hatten mir nicht gereicht um meinen Durst nach ihm zu stillen. Doch mittlerweile waren es genau diese Berührungen und Schmatzer die mich zufrieden machten. Ich wollte ihn eigentlich gar nicht mehr anders haben, unsere Beziehung wie sie war, war so viel kostbarer, als es jeder Sex mit ihm hätte sein können. Meine sexuelle Befriedigung konnte ich mir auch bei anderen Männern suchen.
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