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New Life Diaries
Neue Stadt, neue Familie, neues Leben: Coming-Out Story
Teil 1 - Pilot
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Informationen
- Story: New Life Diaries
- Autor: Marvin
- Die Story gehört zu folgenden Genre: Coming Out
Inhaltsverzeichnis
Einleitung:
Die Geschichte beginnt im Dezember 2009. Zusammen mit meinem Vater, der sich neu verliebt hat, geht es für mich, zu diesem Zeitpunkt 16 Jahre alt, aus einer kleinen Stadt bei Hamburg in die Großstadt, um dort mit der neuen Freundin meines Vaters und ihren Kindern zusammenzuleben. Für mich heißt das: neue Stadt, neue Familie, neues Leben!
„New Life Diaries“ (OT: Two Story Town) basiert auf unregelmäßigen Tagebucheinträgen von mir. Nicht alle Szenen fanden exakt so statt, wie sie in dieser Fassung beschrieben werden, sondern wurden teilweise ausgeschmückt und ergänzt, damit eine gute und spannende Geschichte entsteht. Personen und Orte wurden zum Großteil umbenannt.
Prolog
Nachdem sich vor neun Jahren meine Mutter, als ich sieben Jahre alt war, in einen anderen Typen verliebt hatte und aus dem Staub machte, lebte ich zusammen mit meinem Vater in der Nähe von Hamburg. Wir waren echt ein eingespieltes Team und meisterten den Alltag zusammen. Im Frühjahr trat Helena in das Leben meines Vaters. Sie lernten sich auf einer Geschäftsreise kennen und verliebten sich ineinander. Klar freute ich mich für meinen Dad. Er hatte es verdient endlich wieder glücklich zu sein. Ich kannte Helena bis jetzt nur flüchtig. Einmal war sie übers Wochenende bei uns. Nur eine Woche später, an meinem 16. Geburtstag, verkündeten die beiden glücklich ihre Verlobung. Aber nicht nur das: Sie wollten zusammenziehen und eine richtige Familie werden. Ich war machtlos. Natürlich wollte ich hier nicht weg. Hier waren meine Freunde, hier ging ich zur Schule. Doch schon im Dezember war es dann soweit. Ein gemeinsames, großes Haus wurde gekauft und wir zogen in eine 3 Millionen Stadt, rund 300 Kilometer von unserer Heimat und Freunden entfernt. Seit 5 Tagen wohnen wir jetzt schon alle zusammen. Helena, ihr ebenfalls 16-jähriger Sohn Gerrit, ihre siebenjährige Tochter Soja, mein Vater und ich.
Dezember 2009
An das U-Bahn fahren musste ich mich noch gewöhnen. Immerhin war es am Abend nicht mehr so hektisch wie am Mittag. Mein Abteil war ziemlich leer. Eine Mutter versuchte ihr Baby im Kinderwagen zu beruhigen. Ein älteres Ehepaar studierte einen Stadtplan. Ein rothaariges Mädchen las in einem Twilight-Buch und ein Junge, der einen Gitarrenkoffer zwischen seinen Beinen geklemmt hatte, hörte Musik. An einer Haltestation stiegen das Ehepaar und das Mädchen aus. Ich war mir nicht ganz sicher, an welcher Station ich aussteigen musste. Ich war schon mit einem Schritt draußen, entschied mich dann aber um und nahm wieder Platz. Es war gar nicht so einfach den Fahrplan zu deuten – oder mir fehlt ganz einfach noch die Übung.
Der Junge gegenüber nahm seine iPod-Stöpsel aus seinen Ohren und schaute zu mir rüber. „Wo sollst du denn hin?“
Na klasse, dachte ich mir. War es so offensichtlich, dass ich mich nicht auskannte?
Ich nannte dem Jungen meinen Zielort.
„Bei der nächsten Haltestation musst du aussteigen“, sagte der Junge freundlich und widmete sich im nächsten Moment wieder seiner Musik. Mein „Danke“ nahm er nur noch mit einem kurzen Kopfnicken wahr.
In Gedanken war ich schon wieder bei den immer noch andauernden Renovierungsarbeiten. Unser Haus sah aus wie ein Schlachtfeld.
Als wir die nächste Station erreichten, nahm ich meine Tüte mit den frisch eingekauften Weihnachtsgeschenken und stand auf. „Tschüss“, sagte ich leise zu dem Jungen und machte mich dann auf den Weg zu unserem Haus.
Kurze Zeit später stand ich im Flur. Es sah echt noch wüst aus. Von der Decke hing eine Glühbirne ohne Lampenschirm, mitten im Flur stand der Tapeziertisch und auf dem Fußboden waren Zeitungen ausgerollt. Immerhin war das Wohnzimmer fertig. Helena war gerade dabei den Tannenbaum zu schmücken.
„Sieht gut aus“, sagte ich und erinnerte mich an die letzten Jahre, in denen ich zusammen mit Dad den Baum geschmückt hatte.
„Danke“, freute sie sich über meine Worte. „Hast du denn alle Einkäufe erledigen können?“
Ich nickte. „Ja, ich bring sie schnell auf mein Zimmer.“
Im Flur lief mir mein Vater über den Weg. Er hatte weiße Farbe im Gesicht. Ich musste schmunzeln.
„Hilfst du mir morgen mit der Weihnachtsbeleuchtung im Garten?“
„Klar“, freute ich mich. Wir hatten die tollsten Pläne dafür im Vorfeld entworfen.
Ich ging die Treppe hoch und verstaute meine Einkäufe vorerst in meinem Schrank. Aus dem Nachbarzimmer hörte ich Musik. Ich klopfte und trat ein. „Oh!“
Gerrit lag eng umschlungen zusammen mit seiner Flamme Marina auf seinem Bett. Als sie mich sahen, lösten sie sich schreckhaft.
„Schon mal was von Anklopfen gehört?“
„Entschuldigung“, sagte ich nur kurz und schloss schnell die Tür wieder hinter mir. In meinem Zimmer fragte ich mich, was Gerrit nur an dieser Marina fand. Sie war arrogant und zickig. Aber sie war eben auch schlank und mit langen blonden Haaren ausgestattet.
Ich schaltete meinen Rechner ein und öffnete meinen Browser. Ich loggte mich ins Romeo-Portal ein, eine Community für Schwule. Vier neue Nachrichten waren eingegangen. War ja klar, dass zwei davon wieder eklige Sexangebote waren. Aber es war auch eine Nachricht von DreamBoy92 bzw. Lukas dabei.
„Hallo Marvin, habt ihr schon Internet? Wie gefällt es dir bei uns in der Stadt? Schon geile Boys kennengelernt? Ich hoffe doch nicht, sonst hast du keine Lust mehr mich mal auf ’nen Kaffee zu treffen.“
Ich schmunzelte. Lukas war 17 und echt süß mit seinen haselnussbraunen Augen. Auf jeden Fall konnte man mit ihm echt gut reden. Eine Seltenheit bei Romeo. Ich ging auf den Antworten-Reiter, als sich plötzlich meine Tür öffnete. Schnell versuchte ich den Browser zu schließen.
Ich drehte mich zur Tür um, in der Gerrit stand. „Ich…“ Er schien leicht irritiert und ich musste befürchten, dass er den Namen der Seite lesen konnte. „Ich wollte dir nur sagen, dass Marina wieder weg ist.“
„Okay“, nickte ich.
„Hast du deine Weihnachtsgeschenke zusammen?“
Oder etwa doch nicht? Vielleicht konnte ich den Browser ja doch schnell genug schließen und ihm war es nur noch peinlich, dass ich ihn mit Marina erwischt hatte?
„Ich denke schon, ja.“
„Gut“, erwiderte Gerrit. „Dann sehen wir uns gleich unten zum Essen.“
Ich nickte wieder. Gerrit verließ mein Zimmer und schloss hinter sich die Tür. Vorsichtig öffnete ich den Browser wieder und wollte Lukas noch eben antworten, bevor ich auch zum Essen nach unten ging.
„Hey Lukas, ja wir haben seit heute endlich Internet. Es ist ganz okay hier. Bin gespannt, wie das später mit der Schule und so wird. In der U-Bahn war ein cooler Typ, aber du musst keine Angst haben. Ich freu’ mich darauf dich zu treffen. Vielleicht hast du ja zwischen den Tagen mal Zeit?“
Am nächsten Tag brachten mein Vater, Gerrit und ich zusammen die Weihnachtsbeleuchtung im Garten an. Helena schaute immer mal wieder vom Fenster aus zu. Ich glaube sie war sehr glücklich, dass unser Zusammenleben bis jetzt einigermaßen gut funktionierte. Mein Vater war auch reichlich stolz auf unser fertiges Werk. Ich weiß, dass er Angst davor hatte, von Gerrit komplett abgelehnt zu werden.
„Hey Marvin“, rief Gerrit mir zu, als wir wieder zurück ins Haus wollten. „Ich treffe mich gleich noch mit Flo bei Mäcces. Hast du vielleicht Lust mitzukommen?“
Ich war echt überrascht. Gerrit war wirklich bemüht, mir das Einleben so leicht wie möglich zu machen. Schon an unserem ersten Tag bekam ich eine Stadtführung von ihm, inklusive aller Sehenswürdigkeiten.
„Na geht schon“, meinte mein Dad und so willigte ich ein.
Flo ging mit Gerrit in eine Klasse und war ziemlich lustig drauf. Gerrit war die meiste Zeit darauf bedacht uns davon zu überzeugen, was für eine scharfe Braut Marina doch sei und dass er sie bald soweit hat, dass mit ihr was laufen könnte und erwähnte immer wieder, wie ich in sein Zimmer platzte und sie beim Knutschen störte.
Zu Hause checkte ich meine Mails bei Romeo. Lukas hatte sich gemeldet und schlug den 27. Dezember für ein Treffen vor. Es war das erste Mal, dass ich mich mit einem schwulen Jungen treffen wollte. In Hamburg hatte ich mich das nie getraut.
Ich schloss meinen Browser und wollte ins Bad gehen und mich fürs Bett fertig machen. Leider war gerade jemand unter der Dusche. Also musste ich noch warten. Mit allen Vieren von mir gestreckt lag ich auf meinem Bett und starrte an die Decke. Wie Lukas wohl so ist, überlegte ich? Zwischenzeitig hatte ich das Bild von dem Jungen mit der Gitarre aus der U-Bahn vor Augen. Der war schon echt cool und lässig. Gerrit holte mich aus meinen Gedanken. Nur mit einem weißen Handtuch um seine Hüften gebunden stand er in meiner Tür und meinte, dass das Bad jetzt frei wäre.
Ich versuchte wieder einen klaren Kopf zu bekommen und stand auf. Im Bad putzte ich meine Zähne und beschloss mich noch bei Gerrit für den tollen Abend zu bedanken. Seine Zimmertür war nur angelehnt, also ging ich rein. Zu meiner Überraschung war Gerrit immer noch nicht angezogen und nur mit seinem Handtuch bekleidet.
„Hey“, sagte ich, damit er mich bemerkte. Er schien irgendetwas zu suchen. Gerrit warf einen kurzen Blick zur Tür und durchsuchte dann weiter seine Reisetasche.
„War echt nett von dir, mich heute mitzunehmen.“
„Keine Ursache“, erwiderte Gerrit. „Da ist es doch!“ Er zog ein T-Shirt aus seiner Tasche. Plötzlich ließ er sein Handtuch zu Boden fallen und er stand splitternackt vor mir. Erst mit seinem Rücken und dann drehte er sich auch noch zu mir um. Es waren nur Sekunden, bis er seine Boxershorts wieder an hatte, aber ich konnte alles sehen. Dieses Bild von ihm brannte sich regelrecht in mein Gedächtnis. „Dann… gute Nacht“, stotterte ich mehr oder weniger und verschwand schnell in meinem Zimmer.
Scheiße! Ich musste ihn gerade zu angestarrt haben. Warum musste er auch so einen verdammt guten Körper haben. „Du hast den Arsch von deinem zukünftigen Halbbruder nicht geil zu finden“, versuchte ich mir einzureden, aber es war zu spät. Diese Gedanken verursachten eine Erregung in meinen eigenen Shorts, die ich nicht ignorieren konnte. Es war das erste Mal, dass ich mir in dem neuen Haus einen runtergeholt hatte und dann musste ich dabei auch noch ausgerechnet an Gerrit denken. Super, Marvin!
tbc…
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