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New Life Diaries
Neue Stadt, neue Familie, neues Leben: Coming-Out Story
Teil 7 - Schulstress, Sport und Partys
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Informationen
- Story: New Life Diaries
- Autor: Marvin
- Die Story gehört zu folgenden Genre: Coming Out
Inhaltsverzeichnis
01.23 Lernstress
Ich wollte es nicht wahrhaben, als um 6.45 Uhr mein Wecker klingelte. Viel zu kurz waren die Winterferien. Wie cool wäre es gewesen jetzt noch eine zweite Woche Ferien zu Hause zu haben. Aber mit einem Wecker ließ es sich schlecht diskutieren. Ich machte kurz den Fernseher an, um zu schauen, wer gestern das Spiel gewann. Es waren die New Orleans Saints. Immerhin war das Ergebnis so klar, dass ich kein spannendes Spiel verpasst hatte.
Also quälte ich mich aus dem Bett und stand auf. Als ich aus dem Bad kam war die Tür von Gerrit immer noch zu, also klopfte ich mal vorsichtshalber.
„Willst du nicht mal aufstehen?“, lugte ich in sein Zimmer.
„Ich bin krank“, brummte Gerrit zurück.
„Bist du nicht“, grinste ich.
„Okay, aber ich wäre gerne krank“, gab er zurück.
Als ich schon beim Frühstücken war, hörten Helena und ich, wie Gerrit oben sich beeilte, weil er viel zu spät aufgestanden war. So hatte er auch nur noch Zeit für ein paar Cornflakes, bevor es dann los ging.
Auf dem Weg unterhielten wir uns kaum, zu müde und lustlos waren wir. Außerdem nervte mich der Schnee. Irgendwann war auch mal gut damit. An der Schule angekommen, trennten sich unsere Wege. Gerrit lief zu den Jungs aus seiner Klasse und ich wurde von Timo in Empfang genommen.
„Ey, du wolltest dich doch melden, wegen Mathe lernen“, motzte er mich direkt an.
„Wir sind gestern erst zurückgekommen. Können wir das nicht heute machen?“, schlug ich vor.
„Müssen wir ja wohl“, war Timo einverstanden. „Treffen wir uns vor dem Training bei dir?“
„Training?“ Das hatte ich total vergessen.
„Handball, du erinnerst dich?“, zog Timo mich auf, der unnormal munter wirkte.
„Wie war’s denn im Center Parcs?“, wollte er dann wissen.
„War eigentlich doch ganz cool. Gerrit und mein Vater sind jetzt sogar ganz dick miteinander.“
„Wieso das denn?“, lachte Timo.
„Zwei Männer, ein Billardtisch.“
Timo schmunzelte und wir gingen hoch in die Klasse.
Irgendwie war es komisch die anderen alle wieder zu sehen, obwohl wir ja nur eine Woche lang Ferien hatten. Die meisten waren zu Hause geblieben. Jacob kam heute ein paar Minuten zu spät, ich hatte schon befürchtet, er wäre heute krank gewesen.
Der Schultag machte mir heute irgendwie überhaupt keinen Spaß. Selbst in den Pausen war ich die meiste Zeit eher ruhig und ließ die anderen reden. Erst in der Sportstunde besserte sich meine Laune, weil wir keinen Fußball spielten, sondern Hockey. Diese Plastikschläger waren so lächerlich, aber andererseits auch richtig geil, weil man sich damit so gut mit den anderen beharken konnte. Hockey lag mir schon immer. Nach dem Spiel feierten wir in der Umkleide, weil wir gegen die D gewonnen hatten. Als es zum Duschen ging und ich Timos Hintern sah, dachte ich an das Strandfoto der Handballer und dachte mir, was für ein Idiot ich doch sei, mich an sowas aufgeilen zu können.
Vor dem Religionsblock standen wir mit ein paar Jungs aus den anderen Klassen zusammen. Gerrit stand etwas Abseits mit Marina zusammen. Ihr ständiges rumfummeln und künstliches Lachen ging mir so auf die Eier. Gerrit war echt viel zu gut für sie.
Nach dem Unterricht fuhren wir auch nicht zusammen nach Hause. Gerrit ging mit zu Marina. Ich richtete Helena aus, dass sie heute nichts für Gerrit zu Essen machen musste und verschwand dann auch auf mein Zimmer. Ich räumte ein wenig auf und suchte mir schon mal meine Matheunterlagen heraus. Viel früher als erwartet klingelte es dann auch schon und Timo stand in der Tür. Helena ließ ihn rein. Scheinbar kannten sie sich sogar. Ich lief die Treppe herunter und nahm Timo in Empfang.
„Nicht übel“, schaute er sich im Haus um.
„Ja, ist schon ganz cool geworden“, war ich ganz seiner Meinung. „Nur noch der Dachboden muss ausgebaut werden.“
Wir gingen in mein Zimmer. „Was wollt ihr denn da noch machen?“
„Da soll noch eine gemütliche Sitzecke hin, weil wir in unseren Zimmern ja keine haben. Und seit letzter Woche auch ein Billardtisch“, grinste ich.
„Cool, also zum Feiern und so“, nickte Timo begeistert. „Sag Bescheid, wenn Einweihung ist.“
„Ich glaub, das dauert noch ne Weile“, lachte ich. „Hast du letzte Woche eigentlich schon was gelernt?“
„Nö“, ließ sich Timo auf mein Bett fallen. „Waren doch Ferien.“
Ich schmunzelte. Timo lag total entspannt da. Wenn ich irgendwo fremd war, da traute ich mich immer erst gar nicht, etwas anzufassen. Naja, so schlimm war’s nun auch nicht mehr, aber Timo war da anders. Er sprang vom Bett auf und ging zur Tür. „Ich hol uns mal was zu Trinken“, meinte er nur und verschwand wieder nach unten, während ich unsere Übungsaufgaben heraussuchte.
„Bitteschön“, kam Timo zurück und reichte mir ein Glas mit Fanta.
Ich schmunzelte wieder. „Du kennst Gerrits Mutter schon, oder?“
„Ja, klar“, nickte er. „Ich war ja auch früher mal mit Gerrit in einer Mannschaft.“
„Ach, echt?“, war ich überrascht. „Du hast mal Fußball gespielt?“
„Logo“, setzte er sich nun zu mir an den Schreibtisch.
„Das wusste ich gar nicht.“
Das Lernen verlief nicht grad erfolgreich. Bei der Hälfte der Aufgaben hatten wir keinen Schimmer, wie man auf die Lösung kommen sollte. Die Zeit verging wie im Flug und wir mussten für heute Schluss machen.
„Wir können ja morgen noch weiterlernen“, schlug Timo vor.
„Gute Idee“, meinte ich. „Ich glaube ich werde die Klausur so verkacken.“
„Hat man mal mit“, packte Timo seine Mathesachen ein.
Ich holte meine Sporttasche aus dem Schrank und folgte ihm nach unten.
„Wir sind zum Training“, rief ich Helena zu.
Doch stattdessen kam mein Vater aus dem Wohnzimmer. „Alles klar.“
„Hab dich gar nicht kommen hören.“
„Hallo Herr Sieberichs, ich bin Timo“, stellte sich Timo vor.
„Hallo“, erwiderte mein Vater und begleitete uns zur Tür. „Viel Spaß!“
Richtig Spaß hatten wir beim Training aber nicht. Mike ließ uns heute knallhartes Zirkeltraining machen und ließ uns an der Sprossenwand hängen. Jacob hing am zweitlängsten. Seine Kraft war echt beeindruckend. Nur Marco hing länger.
Nach dem Training kam Mike zu mir in die Umkleide. „Und wie sieht‘s aus, Marvin? Bleibst du dabei?“
Ich schaute fragend zu Timo, der fleißig nickte.
„Wenn ihr meint, dass es Sinn macht und ihr mich haben wollt, dann bin ich dabei.“
Mike klopfte mir zufrieden auf meine Schulter. „Sehr schön. Nichts anderes habe ich von dir erwartet.“
Als ich nach Hause kam war ich wieder ziemlich fertig. Gerrits Tür war nur angelehnt. Er saß auf seinem Bett und blätterte in einem Titus-Katalog. Als er mich hörte, schaute er zu mir hoch. „Na, wie war’s?“
„Ganz okay“, antwortete ich. „Ich hab Mike heute gesagt, dass ich mich anmelden werde.“
Gerrit nickte nur und widmete sich wieder seinem Katalog. Ich ging in mein Zimmer und ließ mich erschöpft auf mein Bett fallen. Als ich auf mein Handy schaute, sah ich, dass Kerstin mir zwei SMS geschickt hatte. Sie wollte mich morgen treffen.
„Ich treffe mich morgen schon mit Timo zum Lernen, aber Mittwoch habe ich Zeit“, antwortete ich ihr.
Wenig später folgte ihre enttäuschte Antwort. „Schade, ich vermisse dich schon. Vielleicht sollte ich mich als Timo verkleiden?“
„Sorry, die Klausur ist echt wichtig. Mittwoch, versprochen! Schlaf schön“, antwortete ich ihr.
„Träum schön, Kuss!“
Ich drückte ihre Nachricht weg und stellte mein iPhone zum Laden in die Station. Verdammt, die war wohl echt in mich verliebt.
Dienstag kam Timo direkt nach der Schule mit nach Hause zum Lernen. Die meiste Zeit hatten wir heute eine Standleitung zu Annika, die versuchte uns die Aufgaben zu erklären. Nach drei Stunden hatten wir dann tatsächlich das Gefühl, dass wir die Aufgaben alleine lösen könnten. Auch Gerrit schaute kurz in mein Zimmer. Er hatte noch eine Stunde länger gehabt heute. Aber da er vor dem Fußballtraining noch zu Marina wollte, war er nur kurz da und verschwand dann wieder. Ich glaube Timo fand Marina auch ziemlich heiß, hielt sie aber auch für eine Zicke.
„Ihr habt das beide so gut“, meinte Timo dann. „Hat Kerstin dich eigentlich noch mal rangelassen?“
„Ich hab sie noch gar nicht wieder gesehen.“
„Was?“, konnte Timo das gar nicht glauben.
„Naja, ich hatte noch keine Zeit.“
„Wenn das so ist“, überlegte Timo. „Kannst du sie mir nicht mal ausleihen?“ Er lachte.
„Ich glaub, da hätte sie was dagegen“, lachte ich mit.
„Aber ernsthaft. Wenn ich überleg wie lange ich bei Katja warten musste. Oder auch Gerrit. Aber der kam ja jetzt auch endlich mal zum Zug.“
Ich konnte Timo nicht ganz folgen. „Was meinst du denn?“
„Er hat sie gestern gepoppt“, erzählte Timo. „Hat sich die Versöhnung doch noch gelohnt.“
„Ja“, nickte ich nur. „Immerhin.“
„Dafür würde ich ihr nerviges rumgezicke auch aushalten“, grinste er frech. „Wir sehen uns morgen. Ich will noch kurz zu Bastian, Musik laden.“
Zum Lernen hatte ich kein Bock mehr. Für eine vier sollte es morgen reichen. Ich machte iTunes an und legte mich auf mein Bett. Immer wieder stellte ich mir vor, wie Gerrit mit Marina am rumvögeln war. Bäh! Wie konnte diese blöde Tante nur so viel Glück haben? Und warum wusste Timo davon und ich nicht?
01.24 Teamplayer
Nervös saß ich in der Klasse. Als Frau Dewanger den Raum betrat, ließ sie sofort einige Tische auseinanderziehen und setzte uns teilweise um.
„Timo, kommst du bitte hier nach vorn?“
Ich schaute ihn irritiert an. Mächtig angefressen nahm er seine Federtasche und setzte sich an einen freien Platz in der ersten Reihe. Frau Dewanger ließ noch andere die Plätze tauschen. Als ob man in einer Matheklausur groß abschreiben könnte. Dann verteilte sie die Aufgabenzettel und schon beim durch lesen wurde mir halb schlecht. Timo drehte sich kurz zu mir um und an seinem Gesicht erkannte ich, dass er auch keinen Plan hatte. Ich glaube, so schnell wie heute verging noch keine Doppelstunde Mathe.
Wer fertig war, durfte vorher schon abgeben. Ich wunderte mich, dass Timo dazugehörte. Als es klingelte, musste ich auch abgeben. Auf dem Schulhof ging ich zu den anderen. Jacob, Daniel, Erik, Annika und Johanna standen unter anderem zusammen. Ich fragte mich, wo Timo wohl war?
„Und? Wie ist es gelaufen?“, fragte mich Annika gleich.
„Zum kotzen“, meinte ich nur. „
Für Johanna war das wohl nicht nachvollziehbar. „Aber so schwer war die Klausur doch gar nicht. Eine Aufgabe war sogar von den Übungsaufgaben, nur mit anderen Zahlen.“
„Die sind wir gestern noch am Telefon zusammen durchgegangen“, erinnerte mich Annika an unsere Telefonlernkonferenz.
„Das wird auch die einzige sein, wo ich vielleicht Punkte gemacht habe“, war ich echt angepisst und hatte plötzlich einen richtigen Hass auf Frau Dewanger.
Mit einer Brötchentüte kam Timo dann dazu. „Kacke, was?“
„Total verhauen“, stimmte ich ihm zu.
„Ach egal“, war Erik entspannt. „Ich kam auch auf keine logischen Ergebnisse.“
„Und wie lief es bei euch?“, wollte ich von Daniel und Jacob wissen.
So richtig begeistert waren sie wohl auch nicht, aber es lief wohl besser als bei Timo, Erik und mir. „Naja, vielleicht wird es eine 3 oder 4“, vermutete Daniel.
„Hoffentlich bekommen wir sie am Freitag nicht schon zurück“, hoffte Timo. „Das würde mein ganzes Wochenende versauen.“
In der Musikstunde konnten wir uns alle etwas abregen. Auch in der Chemiestunde quatschten wir die ganze Zeit, anstatt aufzupassen.
Nach der Stunde trennten sich unsere Wege. WPK Latein stand auf dem Programm.
Ich war tatsächlich der erste, der in den Raum kam. Wenig später folgten Lukas und Inga aus seiner Klasse. „Hallo“, sagten beide freundlich.
„Wie lief denn eure Matheklausur?“, wollte Inga wissen. „Wir schreiben ja am Montag.“
„Kacke war‘s“, antwortete ich und wollte gar nicht daran erinnert werden.
„Spätesten bei der nächsten Klausur hast du den Stoff aufgeholt“, wollte Lukas mir Mut machen.
Als andere Schüler den Raum betraten, drehten die beiden sich wieder nach vorn. Auch Moritz betrat kurze Zeit später die Klasse.
„Hey“, begrüßte er mich mit Handschlag. Ich war ganz überrascht. „Gut erholt?“
„Ach, kommt mir vor, als ob der Urlaub schon wieder Wochen zurück liegt. Heute erst mal ordentlich Mathe verkackt.“
„Was hattest du denn auf deiner alten Schule für eine Note?“
„So gerade noch eine drei.“
„Na siehst du, selbst wenn du dieses Jahr auf eine schlechte vier abrutschen würdest, dann reicht es im Zeugnis noch für eine vier.“
„Also heute hab ich aber richtig verkackt. Das wird nicht mal eine schlechte vier.“
Frau Schlichting betrat die Klasse.
„Wie ihr vielleicht schon gelesen habt, findet in diesem Jahr wieder eine Kursfahrt nach Rom statt.“
„Wir alle?“, flüsterte ich zu Moritz.
„Ja, der ganze Kurs.“
Frau Schlichting erzählte uns noch, was wir noch alles besuchen würden und das die Fahrt an einem Sonntag startet, was ich total Scheiße fand. Überhaupt war ich nicht so begeistert von der Fahrt. Im Kurs war keiner meiner guten Freunde. Auf der anderen Seite würde ich so ein paar Tage mit Moritz verbringen… naja und Lukas. Immerhin waren es noch drei Monate bis zur Fahrt. Vielleicht würde ich bis dahin auch noch ein paar Leute aus dem Lateinkurs besser kennen.
Als ich nach Hause kam, stand Gerrit in der Küche.
„Hattest du meine SMS bekommen?“
Ich nickte. Er hatte mir geschrieben, dass sein WPK ausgefallen war und er schon nach Hause ist. „Für vier Stunden hat sich das ja für dich heute gar nicht gelohnt aufzustehen“, meinte ich.
„Das lohnt sich auch bei acht Stunden nicht“, lachte Gerrit.
„Wo sind denn die anderen?“, wollte ich wissen.
„Mama und Soja sind zum Einkaufen. Aber du kannst dir eine Suppe warm machen, soll ich dir sagen.“
„Okay, danke.“
Gerrit leistete mir beim Essen Gesellschaft. „Und was hast du heute noch vor?“
„Ich treffe mich nachher mit Kerstin. Ich hab sie seit dem Urlaub noch gar nicht wieder gesehen.“
„Dann wird’s Zeit“, stimmte Gerrit mir zu. „Marina kommt gleich auch noch.“
„Zu uns?“
„Joa“, nickte Gerrit. „Hier ist ja noch sturmfrei.“
„Aber ja nicht lang.“
„War ja auch nur Spaß“, grinste Gerrit. „Aber Montag bei ihr hatten wir sturmfrei.“
„Hab ich schon gehört“, erwiderte ich grinsend. Naja ich versuchte es zumindest.
„Echt? Das wir gepoppt haben?“
„Jap“, nickte ich eifrig.
„Ach so“, dämmerte es Gerrit. „Timo, die alte Plaudertasche.“
„Hattet ihr das geplant?“
„Ja, schon im Urlaub“, grinste Gerrit wieder.
„Also war’s romantisch?“
„Nö“, lachte Gerrit laut. „Aber an „blond fickt gut“ ist was dran.“
So genau wollte ich das eigentlich gar nicht wissen. Zum Glück wechselten wir das Thema. Ich erzählte von der Kursfahrt und der miesen Matheklausur, wurde aber dabei vom Klingeln von Marina unterbrochen.
„Hallo“, schaute sie kurz in die Küche und verschwand dann mit Gerrit die Treppe hoch auf sein Zimmer. Immerhin knutschten sie dieses Mal nicht vor meiner Nase rum.
Da mir das Gekicher aus dem Nachbarzimmer schnell auf die Nerven ging, machte ich mich auch auf den Weg zu Kerstin.
Wir quatschten und ich zeigte ihr ein paar Center Parcs Fotos. Immer wieder lachten wir und ich bekam kurz ein schlechtes Gewissen. Lukas erwartete, dass ich mit ihr Schluss machen sollte. Aber eigentlich verbrachte ich gern Zeit mit ihr. Und heute, wo sie sich nur an mich kuschelte und nichts sexuelles wollte, war es richtig schön. Als ich abends gehen wollte, gab es sogar erst den ersten Zungenkuss.
„Wann sehen wir uns wieder?“
„Morgen habe ich Training. Also dann Freitag, oder?“, schlug ich vor.
„Ich freu mich.“ Sie gab mir noch einen Kuss und ich schlenderte dann zur S-Bahn.
Am Donnerstag wurde mir wieder klar, warum ich Frau Dewanger einfach nur hasste. Sie tat so, als ob die Matheklausur total einfach gewesen wäre. Wir gingen die Aufgaben dann alle an der Tafel durch. Und dann holte mich die dumme Kuh auch noch an die Tafel und ich sollte eine der Aufgaben mit ihr lösen. Sie meinte, sie hätte noch nicht in die Klausuren reingeschaut und dass wir sie erst Mittwoch zurückbekommen, aber so recht glauben wollte ich ihr nicht. Als sich herausstellte, dass ich die Aufgabe nicht konnte, durften mir andere in der Klasse helfen. Auch Timo quälte sie mit ständigen Nachfragen.
Abreagieren konnten wir uns beim Sportunterricht. Zwar fand ich Hallenfußball immer noch blöd, aber Spaß brachte es trotzdem einigermaßen. Außerdem gab es wohl diesen Monat noch ein Hallenturnier zwischen den ganzen Klassenstufen.
Beim Duschen regte sich Timo dann wieder über Frau Dewanger auf. „Wie sie dann auch mit Absicht versucht hat Marvin bloßzustellen. Als ob du ihr was getan hättest?“
„Die hatte vorher bestimmt schlecht gefickt gehabt“, vermutete Daniel.
„Ich tippe eher gar nicht“, war sich Jannik sicher.
Auch das Handballtraining bot sich heute an, sich noch mal abzureagieren. Vor dem Training gab ich Mike den unterschriebenen Anmeldevertrag von meinem Vater.
„Eigentlich musst du den an Holger schicken, aber ich geb ihn den am Samstag.“
„Danke“, wusste ich es einfach nicht besser. „Die Überweisung hat mein Vater gestern auch noch fertig gemacht.“
„Hey Marvin“, rief Robin mir von der anderen Kabinenseite zu. „Ich hab morgen Geburtstag. Du kommst doch auch, oder?“
„Ich weiß nicht. Morgen?“
„Bei mir zu Hause. Kannst auch bei mir pennen.“
„Timo und ich kommen auch“, meinte Jacob zu mir. Ich glaube er ahnte, dass ich nicht gehen wollte, ohne dass einer von den beiden dabei war.
„Okay, bin dabei. Danke für die Einladung“, antworte ich etwas lauter, damit Robin mich beim allgemeinen Kabinenlärm verstehen konnte.
Das Training selbst war heute wieder ganz cool. Hauptsächlich hatten wir heute an der Wurftechnik gefeilt.
Nach dem Training setzte ich mich ins Wohnzimmer. Helena und mein Vater schauten gerade TV.
„Wie war das Training? Hast du die Anmeldung abgegeben?“, fragte mein Vater gleich.
„Ja, Mike leitet sie weiter“, antwortete ich. „Robin, ein Teamkollege hat mich heute zu seinem Geburtstag morgen eingeladen.“
„Das ist ja toll“, freute sich Helena.
„Ich würde auch gerne hingehen. Ein paar andere Jungs übernachten gleich bei ihm.“
„Sind denn seine Eltern da?“, wollte Helena wissen.
„Klar“, erwiderte ich, obwohl ich es eigentlich ja gar nicht wusste. „Timo und Jacob kommen auch.“
„Gerrit hat gar nichts erzählt“, wunderte sich Helena.
„Er ist ja auch nicht eingeladen, soviel ich weiß. Würde mich wundern, wenn er Robin kennt.“
„Ja, also“, überlegte mein Vater. „Ihr stellt nichts an und am Samstag bist du zum Mittag zurück.“
„Ernsthaft?“ Das war ja einfach, strahlte ich. „Danke, Dad.“
„Aber du gibst uns noch die Telefonnummer von Robins Eltern“, mischte sich Helena wieder ein.
„Kein Ding“, stand ich breitgrinsend auf und wollte gerade nach oben gehen, als Gerrit nach Hause kam. Auch er hatte heute Training gehabt.
„Was strahlst du denn so?“, wunderte er sich.
„Mein Vater hat mir erlaubt morgen zum Geburtstag von einem Teamkollegen zu gehen und dort zu übernachten.“
„Aha“, schien Gerrit das nicht sonderlich zu interessieren.
„Humpelst du?“, bemerkte ich.
„Ein bisschen. Bin umgeknickt.“
Während Gerrit sein Fuß kühlte, ging ich noch an mein MacBook, weil Robin mich im ICQ adden wollte. Als ich das Programm startete, kam auch sofort seine Freundschaftsanfrage. „Na, auch schon zu Hause?“, schrieb er.
„Klar und wegen morgen, das geht auch klar“, berichtete ich ihm. „Ich darf auch über Nacht bleiben.“
„Wird cool“, war sich Robin sicher. „19 Uhr bei mir. Timo und Jacob haben ja meine Adresse.“
„Okay, bis dann“, machte ich mein ICQ wieder dicht. Stattdessen ging mein Handy. Eine SMS von Kerstin. „Ich freu mich auf morgen. Wir könnten erst eine Runde mit Sparky drehen und dann ins Kino. Träum süß und Kiss!“
Oh nein, ich hatte Kerstin vergessen…
01.25 Partyrausch, Part I
Am Freitagmorgen fuhren Gerrit und ich wie immer zusammen zur Schule. Ich hatte ihm gerade erzählt, dass ich heute Abend eigentlich schon mit Kerstin verabredet war.
„Mitnehmen ist schlecht, oder?“
„Ich glaub es kommen nur Jungs aus der Mannschaft.“
„Das sind auch die besseren Partys“, grinste Timo. „Ja, keine Ahnung. Meinst du, sie macht deswegen Stress?“
„Weiß nicht. In den letzten Tagen war irgendwie immer alles wichtiger als sie.“
Wir mussten kurz an einer Ampel halten. „Dann musst du das am Samstag oder so wieder gut machen. Aber die Party musst du mitnehmen.“
„Meinst du auch? Ist auch blöd, wenn man schon eingeladen wird und 70 Prozent aus der Mannschaft kommen und man selbst sagt ab, weil man mit seiner Freundin ins Kino soll.“
„Eben“, waren Gerrit und ich einer Meinung. „Aber Marina würde das richtig ankotzen.“
„Danke, für deine Hilfe“, erwiderte ich sein Lachen.
In Medien-Informatik verabredete ich mich für halb 7 mit Timo bei Jacob. Dann wollten wir zusammen weiterziehen zu Robin.
„Dann holen wir auf dem Weg noch einen Kasten Bier und gut ist“, schlug Timo vor.
Englisch war heute mal ganz lustig. Wir übersetzten Songtexte und Titelsongs von Serien. Allerdings stand auch für nächste Woche direkt ein Vokabeltest auf dem Programm.
In der Mathestunde erzählte Frau Dewanger, dass die Klausur wohl nicht so gut ausfallen wird, sie aber noch nicht ganz durch sei mit der Korrektur. Außerdem ermahnte sie Timo und mich schon wieder, weil wir angeblich zu laut waren, als wir selbst Aufgaben lösen sollten. Dabei waren wir nicht lauter, als die anderen auch.
In der Doppelstunde Sport erzählte uns Herr Friedrich dann mehr über den Hallencup, der sonst eigentlich ein reiner Neujahrescup für die Oberstufen war. Aber irgendwie hatte da was Organisatorisches nicht geklappt. Nun findet er halt in zwei Wochen am Donnerstag statt und am Freitag für die Oberstufe. Natürlich spielten wir heute auch wieder Fußball, allerdings mischte er die Klassen, was nach meiner Meinung wenig Sinn machte, wenn beim Cup Klassenweise gegeneinander gespielt wird.
Zum Ende der Sportstunde kam Frau Ruschke in die Halle und fragte, ob einige von uns ihr kurz beim Abbau der Geräte in der anderen Halle helfen könnten. Herr Friedrich schickte Erik und mich los. Wie nicht anders zu erwarten war Erik total genervt, weil er doch keine Zeit mehr hätte. Wir bauten noch die Geräte ab und er rannte dann schnell in die Kabine. Die anderen Jungs waren schon alle weg. Scheinbar wollte Erik auch nicht mehr duschen, weil er schon längst zu Hause sein müsste. Klar. Ich überlegte auch kurz, aber entschied mich dann trotzdem duschen zu gehen, sonst müsste ich das gleich noch zu Hause machen vor der Party. Aber es war schon komisch, so ganz allein. Als ich aus der Dusche kam, saß Lukas plötzlich in der Umkleidekabine.
„Was machst du denn noch hier?“, war ich überrascht.
„Ich wollte auf dich warten“, erklärte er und ich hatte das Gefühl, dass er mich musterte. Immerhin hatte ich nur ein Handtuch um meine Hüften gebunden.
„Warum das?“
„Du meldest dich sonst ja nicht und wir haben lange nicht geredet.“
„In Latein doch erst“, erinnerte ich ihn.
„So richtig, meine ich.“
„Aber ich muss auch gleich nach Hause. Ich bin heute Abend zum Geburtstag eingeladen.“
„Cool“, meinte Lukas. „Ich habe heute Abend auch ein Date. Hoffentlich ist der Typ nur halb so hübsch, wie auf den Fotos.“
„Man weiß es nicht, drehte ich mich von ihm weg, um mir schnell meine Boxershorts anzuziehen. Ich fühlte mich irgendwie unwohl dabei, weil ich genau wusste, dass er mir bestimmt auf meinen Arsch starren würde. Auf jeden Fall würde ich das versuchen.
„Hast du mit Kerstin schon Schluss gemacht?“
„Nee“, antwortete ich ehrlich. „Ergab sich noch nicht.“
„Umso länger du es hinauszögerst, desto schwieriger wird es“, machte er einen auf Domian.
„Vielleicht mache ich auch nicht Schluss. Ich mag sie.“
„Was?“, stand Lukas auf und kam auf meine Seite der Umkleidekabine. Ich zog mir schnell mein T-Shirt über und sprang in meine Jeans.
„Du hattest es mir doch versprochen. Gerade, weil du sie magst.“
„Ich will nicht wieder mit dir Streiten“, wollte ich das Thema wechseln. „Außerdem muss ich jetzt los.“
„Ich will auch nicht mit dir Streiten, Marvin. Du weißt, dass ich dich sehr gerne mag. Können wir uns denn nicht mal wieder treffen?“
„Ja, mal schauen. Ich hab im Moment ganz schön viel um die Ohren“, wich ich ihm aus. Ich schnappte mir meinen Rucksack, packte mein Handtuch ein und ging zur Tür. „Bis Montag. Und viel Spaß heute Abend.“
Ich war froh, dass Lukas mir nicht zu den Fahrrädern gefolgt war. Zu Hause angekommen musste ich erst mal Kerstin anrufen.
„Du musst zum Geburtstag?“
„Ja, alle aus meiner Mannschaft kommen. Da kann ich nicht fehlen.“
„Und das weißt du erst seit heute?“, war Kerstin tatsächlich sauer auf mich.
„Entschuldige. Ich wurde gestern erst gefragt.“
„Ich verstehe ja, dass du zu dieser Party möchtest, aber ich hatte dir gestern noch eine SMS geschickt.“
„Die hatte ich erst heute Morgen in der Schule gelesen. Tut mir leid, wir holen das Samstag nach“, versprach ich ihr.
„Na gut“, klang sie versöhnlich. „Aber versetze mich nicht noch mal.“
„Nie wieder“, lachte ich.
Erleichtert haute ich mich noch mal auf mein Bett. Fluffy leistete mir Gesellschaft. Im Haus war es richtig ruhig. Soja war mit Helena und meinem Vater zu einem Reitstall gefahren, weil sie jetzt unbedingt auch in einen Verein und regelmäßig Stunden nehmen wollte. Wo Gerrit schon wieder war, wusste ich nicht. Ich vermutete mal bei Marina.
Ich traf fast gleichzeitig mit Timo bei Jacob ein, der uns sofort mit Bier versorgte. Leichtes vorglühen. An einem Kiosk kauften wir noch ein Sixpack für Robin. Mit der U-Bahn fuhren wir dann weiter. Robin wohnte in einem Wohnblock mit vier Eingängen. Wir mussten gar nicht klingeln, weil uns Bastian schon kommen sah. „Immer rein!“
Die Wohnung war sehr modern eingerichtet. In der Küche waren gerade zwei große Pizzen im Backofen. Scheinbar waren es nicht die ersten, denn auf dem Boden stapelten sich schon einige leere Kartons. Insgesamt waren wir 13 Jungs, aber nicht alle waren aus dem Team. Seine Eltern waren scheinbar nicht zu Hause. Richtig gemütlich waren sein großes Zimmer und das offene Vorzimmer oben. Als ich die ganzen Flaschen sah, da ahnte ich schon, dass sich heute so richtig die Birne weggekippt werden sollte. Wir hatten laute Musik, gleichzeitig lief der Fernseher und manche waren am Wii zocken, aber die waren so schlecht, dass sie wohl keine eigene zu Hause hatten. Später kamen auch noch Robins großer Bruder und paar Freunde von ihm.
„Und was sagt deine Alte?“, wollte Bastian von mir wissen.
„Begeistert war sie nicht, aber alles gut“, versicherte ich ihm. Irgendwie mochte ich Bastian nicht so. Robin dagegen war richtig bemüht und holte noch Chips und alles Mögliche. Manche bestellten sich dann auch noch beim Pizzadienst Nachschub. Das kleine WC, welches vom Vorzimmer abging sah auch schon ziemlich übel aus. Die meisten machten nicht mal mehr die Tür zum Pinkeln zu.
Manchmal gingen ein paar Jungs zum Rauchen raus. Frische Luft konnte ich auch gut vertragen und ging mal mit. Auch Robin kam dazu, der gleich seinen Arm um meine Schultern legte. Ich glaub er hatte schon gut was weg. „Ich find das echt spitze, dass du auch gekommen bist.“
„Ist auch richtig nett hier. Keine Idioten dabei, die rumstressen.“
„Stress machen nur manchmal die Nachbarn. Aber die sind heute nicht da. Und wenn dir was fehlt, dann sag Bescheid.“
„Ist alles gut“, meinte ich.
Wir gingen wieder ins Haus zurück. In der Küche war auch immer Betrieb, aber ich ging wieder nach oben. Jacob spielte inzwischen beim Poker mit. Timo war nicht zu sehen.
Ich setzte mich in Robins Zimmer, wo gerade irgendwelche Videos geschaut wurden von alten Handballturnieren.
Langsam merkte ich auch, dass das Bier und die Mischungen Wirkung bei mir zeigten.
„Hey, wer bist du denn?“, setzte sich plötzlich ein Junge mit dunkelblonden Haaren zu mir. Er war relativ klein, aber sah von allen Jungs hier am süßesten aus. Timo und Jacob mal ausgeschlossen. Er war mir schon den ganzen Abend lang aufgefallen.
„Marvin, ein neuer Teamkollege von Robin.“
„Ich bin Jan aus seiner Klasse“, stellte auch er sich vor. „Fett hier, oder?“
Das war es wirklich. Allein die ganze Beleuchtung machte eine voll gemütliche und entspannte Stimmung.
„Wie fertig manche auch schon sind“, bemerkte ich.
In diesem Moment öffneten zwei Jungs das Fenster.
„Was haben die denn vor?“, fragte sich Jan und schaute mich lachend, aber ungläubig an.
Erst jetzt bemerkte ich, dass einer der Jungs Timo war. Sie kletterten auf die Fensterbank. Der Typ neben Timo ließ erst mal seine Hose in seine Kniekehlen fallen und scheinbar pinkelten beide jetzt aus dem Fenster auf den Bürgersteig vor dem Haus. Krass. Und wie die anderen alle abgingen und Fotos machten. Leider war der Hintern von dem Typen nicht unbedingt der schönste und dann stolperte er auch noch ins Zimmer zurück, weil er vergessen hatte seine Hose wieder hochzuziehen.
„Wie krank die sind“, meinte Jan.
„Bleibst du auch bis morgen hier?“, wollte ich von ihm wissen.
„Weiß nicht, glaub ja“, schenkte er sich noch eine Mischung ein. „Du auch noch eine?“
„Ja, aber erst mal muss ich auch pinkeln.“
Irgendwie ging die Tür vom Klo oben auch nicht mehr richtig zu. Aber so offen wie die anderen ließ ich sie nicht dabei.
Als ich zurück kam saß Timo mit am Tisch bei Jan. „Und bereust du es schon mitgekommen zu sein?“, wollte er wissen. Timo war auch ganz schön voll schon.
„Nee“, antwortete ich. „Ist cool!“
„Ich hab Jan schon gefragt, ob ihr mit Pokern wollt.“
„Ich bin soo schlecht“, meinte Jan.
Timo grinste. „Umso besser, wir spielen Strip-Poker. Dann wissen wir schon mal, wer der erste ist, der nackt ums Haus flitzen muss.“
„Nee, hör auf“, wollte Jan nicht. Aber Timo ließ nicht locker und so saßen wir auch kurze Zeit später am Pokertisch.
01.26 Partyrausch, Part II
Kevin aus dem Team saß neben mir. Ihn mochte ich auch schon immer. Wie alle anderen war er aber auch total voll. Ich glaub er trank auch nicht so richtig, wie ich sonst. Ich fand’s aber ganz gut, dass er auch nicht so der Trinker war und nicht so viel vertrug wie manch anderer hier.
„Besetzt du mal mein Platz, ich muss noch mal pissen gehen“, sagte ich zu ihm.
Er nickte nur. Ich hatte schon das Gefühl, dass ich leicht taumelte, als ich losging und musste mich dann zusammenreißen, dass die anderen das nicht so mitbekamen. Aber wiederum waren die anderen ja auch alle voll. Der erste muss auch schon ins Klo gekotzt haben, so wie es da stank. Als ich am Pinkeln war, stand plötzlich Kevin neben mir, der sich einfach dazustellte und auch Wasser ließ. Ich starrte direkt auf seinen Schwanz. Ich musste plötzlich aufpassen keine Latte zu bekommen, besonders weil wir ja auch am Strip-Pokern waren. Ich saß dann auch irgendwann mit freiem Oberkörper da, manche schon in Boxershorts und andere waren noch komplett angezogen. Und dann war es soweit: Jan verlor tatsächlich! Alle brüllten durch die Gegend, dass er jetzt flitzen gehen muss! Wir taumelten also nach unten, Jan kam mehr oder weniger freiwillig mit! Wir standen alle vor der Haustür und Jan zog dann seine Boxershorts mit einem Ruck aus, warf sie in den Garten und verdeckte dann sein bestes Stück mit seiner Hand und lief barfuß durch den Schnee ums Haus. Manche folgten ihm, Robin machte sogar ein Handyvideo davon. Noch während er lief, hoffte ich drauf, dass irgendwann mal zu sehen. Jan hatte einen echt süßen Hintern.
Außerdem spielte er Fußball und hatte deswegen auch eine super Figur, obwohl er nicht viel größer als 1,70 war. Als er wieder ankam, stellte er fest, dass einer der Jungs seine Boxershorts geklaut hatte.
Einer der Jungs, die ich nicht kannte, stolperte dann während er im Garten am Pinkeln war um, was richtig lustig war.
Jan rannte schnell wieder ins Haus. War ja auch immer noch arschkalt. Als ich auch wieder oben angekommen war, lag er in Robins Bett und bedeckte sich mit dessen Bettdecke. Timo, Robin und ein anderer Typ warfen sich auf ihn und zerrten an der Decke. Bis auf Robin waren alle mit freiem Oberkörper. Jetzt sprangen wir alle noch oben drauf und Jan und Timo, die ganz unten lagen wurden richtig begraben, bis der Turm zusammenstürzte. Jan wollte wieder flüchten, doch kassierte erst mal Poklapser. Also alle versuchten seinen Hintern zu schlagen. „Wie schwul wir sind“, lachte Timo laut. Am liebsten hätte ich ja da auch mitgemacht. Als die anderen Jungs von Jan abließen, blieb er erst noch in Robins Bett liegen und bedeckte sich wieder mit der Bettdecke, während seine Boxershorts munter durch das Zimmer gereicht wurde. Timo wollte sie mir dann sogar auf den Kopf setzen, was er aber nicht schaffte, genauso wenig wie bei Jacob, der es dann auch war, der Jan seine Shorts zuwarf. Wäre ich Jan gewesen, hätte ich sie bestimmt sofort wieder angezogen, aber er hielt sie erst mal nur fest.
Über Nacht blieben auch nicht alle. Im Fernseher lief nebenbei die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele. Bastian war irgendwann verschwunden und leider auch Kevin. Manche lagen einfach nur auf dem Boden und schliefen, andere in ihren Schlafsäcken, während Jan, Robin und Timo sich das große Bett teilten.
Am nächsten Morgen waren wir alle ziemlich fertig. Ich glaube, ich war noch nie auf so einer krassen Privatfeier, wo so viel gesoffen wurde und ich so viel nackte Haut zu Gesicht bekam. Selbst am Morgen, als wir aufräumten lief Jan noch die ganze Zeit in Boxershorts rum, Timo und ein paar andere oben ohne. Ich war aber überrascht, wie gut und schnell wir das Haus wieder sauber bekommen hatten. Scheinbar hatten die anderen Jungs da schon Übung.
„War echt cool bei dir. Ich hoffe, von den Nachbarn kommt nichts nach.“
„Die kennen das schon“, lachte Robin. „Also bist du beim nächsten Mal wieder dabei?“
„Klar, was denkst du denn?“, schlug ich mit Robin ein. „Also, bis Montag“, verabschiedete ich mich.
„Hey warte, ich komme doch mit“, eilte Timo zur Tür. Inzwischen war es halb 12. Angeblich sollten Robins Eltern auch gegen Mittag zurückkommen.
Das erste Stück fuhr ich zusammen mit Timo, dann trennten sich unsere Wege. Pünktlich wie versprochen kam ich also zu Hause an.
„Alter, wie du stinkst“, begrüßte mich Gerrit direkt im Flur. Er zog sich grad seine Turnschuhe aus.
„Echt?“, hatte ich inzwischen wohl meinen Geruchssinn verloren. „Und wo warst du?“
„Ich war Joggen und glaub nicht, dass du vor mir Duschen darfst“, ging er schnell zur Treppe.
„Bei diesem Wetter?“, wunderte ich mich. „Ist aber okay“, war mir das auch egal.
„Du siehst aber schon noch ganz schön mitgenommen aus. War wohl eine heftige Party, was?“
„War ziemlich krass, ja“, nickte ich und wollte ihm die Treppe hoch folgen.
„Marvin“, kam mein Vater in diesem Moment in den Flur dazu. „Ich hatte noch gar nicht mit dir gerechnet.“
„Ich wollt auch vorher noch duschen. Meine Klamotten stinken wohl ganz schön nach rauch.“
„Wie eine Kneipe am Samstagabend“, bestätigte mein Vater. Aber er war nicht sauer oder so. Gerrit stand noch auf der Treppe und grinste sich einen. Dann gingen wir beide hoch. Er sprang schnell unter die Dusche und ich zog mir schon mal die meisten meiner Sachen aus und wartete, bis ich an der Reihe war. In der Zeit schrieb ich Kerstin noch eine SMS, dass ich heute Abend zu ihr komme – wie ich es versprochen hatte.
Gerrit war richtig schnell mal heute. „Du kannst“, schaute er kurz in mein Zimmer.
Nach dem Duschen merkte ich auch, wie meine Klamotten stanken, die nun oben auf den Wäscheberg lagen. Irgendwie musste das eine Mischung aus Zigarettenrauch, Alkohol und Kotze gewesen sein.
Beim Mittag fragte Helena, was wir denn heute Abend vorhätten.
„Ich treffe mich mit Kerstin“, berichtete ich.
„Und du?“, schaute Helena fragend zu ihrem Sohn.
„Keine Ahnung, ich bin hier.“
„Cool“, freute sich Soja, während ich überrascht war. Na toll, am liebsten hätte ich Kerstin jetzt auch wieder abgesagt und was mit den beiden hier etwas gemacht. Seitdem Urlaub hatten wir irgendwie auch gar nicht mehr richtig was zusammen gemacht, was ich sehr schade fand.
„Wenn ich rechtzeitig zurück bin, dann können wir ja später vielleicht noch Scrubs weitergucken“, schlug ich Gerrit vor.
„Ja, mal gucken“, war es ihm wohl mehr oder weniger egal.
Am Nachmittag war Gerrit dann auch wieder unterwegs. Aber immerhin mit Daniel und Flo und nicht mit Marina.
Ich spielte noch ein wenig mit Soja und Fluffy, bevor ich mich auch auf dem Weg zu Kerstin machte.
„Hey“, umarmte sie mich gleich und gab mir einen Kuss auf die Wange. Ich folgte ihr hoch und war ganz überrascht, als Anja bei ihr im Zimmer saß. Ich kannte sie ja schon aus dem Popfox. „Hallo“, begrüßte ich sie freundlich. „Lange nicht gesehen.“
„Du hast ja auch nie Zeit“, fing ich mir direkt eine von Kerstin ein. „Ich hoffe du hast nichts dagegen, dass Anja heute bei mir pennt.“
„Nö, wieso sollte ich?“
„Wir wollten gleich DSDS gucken“, berichtete Anja.
„Okay“, war ich nicht so begeistert, weil die Castings vorbei waren und heute die Top 15 Show lief.
Eigentlich unterhielten sich die Mädels nur die ganze Zeit und waren sich schnell einig, dass sie Manuel am besten fanden. Komischerweise fand ich den auch am besten, auf jeden Fall war er optisch der beste. Aber für mich war eh schon klar, dass dieser Idiot von Menowin gewinnen wird.
Nach der Entscheidung fuhr ich dann auch nach Hause. Helena schlief auf der Coach vorm Fernseher und Papa hatte seinen Laptop an.
„Na Großer“, blickte er zu mir hoch, als ich das Wohnzimmer betrat. „Wie war’s bei Kerstin?“
„Ach, eine Freundin von ihr war auch da und wir haben nur DSDS geguckt.“
Helena wurde von unserem Gespräch wach. „Das haben wir auch gesehen, aber es war wohl zu langweilig für mich.“
Ich lächelte. „War auch nicht wirklich gut.“
„Ich geh schon mal ins Bett“, stand Helena vom Sofa auf. „Gute Nacht.“
Stattdessen setzte ich mich zu Papa aufs Sofa. „Was machst du denn?“
„Ich guck bei eBay wegen Billardtische.“
Ich lachte. „Ernsthaft? Müssen wir denn unbedingt einen eigenen haben?“
„Wäre doch praktisch und irgendwas muss doch auf den Dachboden stehen.“
„Wenn er denn in 10 Jahren fertig ist“, zog ich meinen Vater auf. „Wie teuer sind die denn?“
„Zwischen 300 und 400 Euro muss man wohl ausgeben, wenn es ein einigermaßen guter sein soll.“
„Dann würde ich aber nicht unbedingt bei eBay gucken.“
„Ich wollte auch nur mal gucken, wie teuer die sind. Man muss ja informiert sein“, verteidigte sich mein Vater.
„Ich sehe das schon kommen. Dann spielt ihr jeden Abend und nach einem Jahr wird Gerrit das erste Mal gewinnen. Ist er eigentlich oben?“
„Ja“, nickte mein Vater und schaltete seinen Laptop aus. „Ich geh dann auch mal ins Bett. Macht nicht mehr so lang.“
Ich ging die Treppe nach oben und klopfte an Gerrits Tür, die noch angelehnt war und Licht sah ich auch noch brennen.
„Hi“, trat ich ein. „Was machst du?“
Gerrit streckte sich und gähnte laut. „Nichts. Ich glaub ich leg mich gleich hin.“
„Oder wollen wir noch DVD gucken?“, schlug ich vor.
Aber Gerrit war schon zu müde. „Nee, heute nicht mehr. Ich würde nach 10 Minuten einschlafen.“
„Okay“, sah ich ein, dass er echt geschafft war. „Dann ein anderes Mal wieder. Schlaf gut.“
„Du auch“, lächelte er mich an.
In meinem Zimmer zog ich mich aus und legte mich mit meinem MacBook ins Bett. Ein paar Leute waren auch noch on. Lukas war einer davon. Da ich neugierig war, wie sein Date verlief, schrieb ich ihn an. „Hallo Lukas, noch wach?“
„Aber nicht mehr lang“, antwortete er.
„Ich auch nicht. Wie war denn dein Date gestern?“
„Großartig!“, kam sofort zurück und es sah so aus, als ob er noch einen ganzen Roman schreiben würde. „Er heißt Angelo und ist genauso süß wie auf den Fotos, nett und intelligent.“
„Angelo?“ Komischer Name.
Als nächstes hatte er mir eine Datei angehängt. „Hier ist ein Foto von ihm.“
Ich nahm die Datei an und schaute mir das Bild an. Er sah echt irgendwie ganz schnuckelig aus, auch wenn er jetzt nicht unbedingt mein Typ gewesen wäre.
„Wir haben eben zwei Stunden telefoniert.“
„Klingt doch gut“, schrieb ich zurück.
„Vielleicht habe ich jetzt auch endlich mal Glück mit den Jungs.“
„Das hoffe ich auch“, erwiderte ich, obwohl es komisch war, dass er plötzlich für einen anderen Jungen so schwärmte und vermutlich zum ersten Mal bei einem Chat überhaupt keine Annäherungsversuche mehr bei mir startete. Lukas wollte noch kurz wissen, wie die Party war, schwärmte dann aber sofort wieder für Angelo.
Ich beendete den Chat und schaltete mein Licht aus. Angelo nervte mich irgendwie. Vermutlich würden sie bald zusammenkommen und dann wäre mit Lukas der einzige Junge weg, der auch auf Jungs stand. Die ganze Zeit wollte ich, dass er mich in Ruhe lassen sollte, aber nun, wo er einen anderen gefunden hatte, war ich auch nicht glücklich…
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