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Kalanja'neiu - Legende einer vergessenen Welt
Teil 2
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Informationen
- Story: Kalanja'neiu - Legende einer vergessenen Welt
- Autor: Neskaya
- Die Story gehört zu folgenden Genre: Fantasy und Mystery
III.
Leises Blätterrascheln, gedämpfte Schritte, irgendwo plätscherte es… langsam, wie wenn sich ein dichter Nebel lichten würde, kam Felix wieder zu sich. Er versuchte seinen Kopf zu bewegen, was sogleich mit einem heftigen stechenden Schmerz quittiert wurde. Sein Kopf fühlte sich an, als hätte ihn ein Vorschlaghammer getroffen, und auch ansonsten schien es keinen Knochen oder Muskel in seinem Körper zu geben, der gerade nicht schmerzte.
Vorsichtig fasste Felix sich an den Kopf und fühlte etwas feuchtes, klebriges an seiner Schläfe - Blut! Er musste sich beim Sturz verletzt haben. Langsam versuchte Felix sich aufzurichten, was jedoch an einem Gewicht auf seiner Brust scheiterte. Überrascht schlug er die Augen auf und…
»Aaaaaaaaaaaah! Was bist Du?!?« Vor Schreck vergaß Felix sogar seine Kopfschmerzen und die Wunde an seiner Schläfe. Auf seiner Brust saß ein kleines grünes... Ding! Es war etwa 60cm groß, grün, trug eine Art beigefarbene Tunika unter einem braunen wollenen Umhang und hatte große spitze Ohren, die vom Kopf abstanden. Das Wesen blinzelte ihm freundlich zu, während es ungeniert Felix' Kleidung inspizierte. Er musterte Felix' Gesicht, wie wenn er nach etwas darin suchen würde.
»Manju«, rief der Grüne ü ber seine Schulter. »Sanju'le tiriki ba ja'ne…. Der Seltling hier ist aufgewacht…. tirusa kti'ne ba…Es ist wirklich kein Ba'nei, er trägt keinerlei Zeichen…ma'kay tel su noi'razu…er scheint am Kopf verletzt zu sein.« Während dieses Ding auf seiner Brust nach jemandem rief, geschah etwas äußerst Seltsames. Erst nur Kauderwelsch hörend, verstand Felix auf einmal Bruchstücke, dann jedes Wort, dass gesprochen wurde.
»Erm«, stammelte Felix und versuchte, eine Unterhaltung anzufangen, »Könntest Du eventuell von meiner Brust runtersteigen? Du bist etwas zu schwer um mir auf meinen Rippen rumzuhopsen.«
Der Kleine unterbrach die Inspektion der Kleidung, starrte ihn aus seinen großen Augen überrascht an und purzelte von Felix' Brust. »Du kannst ja sprechen!«, rief er jauchzend, während er sich wieder aufrappelte. »Allerliebst! Wirklich allerliebst! Wie überaus interessant. Das widerlegt die gängige Theorie, dass ihr Seltlinge nicht fähig seid, euch in einer richtigen Sprache auszudrücken. Hmmm.. ich muss das unbedingt mit meinem Meister besprechen. Das wird interessante Diskussionen und neue Studien geben. Hach, ich bin entzückt!«
Vollkommen verwirrt blickte Felix auf diesen kleinen Grünen, der da vor ihm rumhopste und vor Freude rumquietschte wie wenn er einen Sechser im Lotto gewonnen hätte.
»Yashi!« Ertönte in dem Augenblick eine klare kühle Stimme. »Du sollst ihn bewachen und nicht mit ihm Freundschaft schließen. Wer weiß, ob er nicht einer von Lord Zadoks Spionen ist. Außer Zadok hält niemand Seltlinge, weder in Zadonia noch hier in Akshar.«
Mit diesen Worten trat eine große Gestalt auf die Lichtung. Staunend blickte Felix hoch. Dieses Wesen war groß und von sehr schlanker Statur. Das hübsche schmale Gesicht wurde von zwei ausdrucksstarken, leicht mandelförmigen blauen Augen beherrscht, die Felix nun mit einem kühlen Blick musterten. Die Ohren waren spitz und erinnerten ihn ein wenig an die alten Star Trek Folgen mit Mr. Spock. Das lange, silberblonde Haar fiel offen auf seinen Rücken.
Bekleidet mit einer schwarzen, eng anliegenden Hose und schwarzen Stiefeln, einer weißen Tunika unter einem dunkelgrünen Wams und einem Umhang in der gleichen Farbe wirkte dieser wie ein Jäger oder Krieger. Um die Taille trug er einen, mit seltsam anmutenden Mustern verzierten Gürtel, an dem eine Dolchscheide befestigt war. Dieser, sowie die kunstvoll verzierten ledernen Armschoner und der Bogen, den dieser Neuankömmling trug, unterstrichen diese Vermutung noch.
Dies musste Manju sein, nach dem der Grüne vorher gerufen hatte. Felix kam nicht umhin, diesen bewundernd anzustarren. So sehr, hatten ihn dessen Äußeres und die katzenhafte Geschmeidigkeit seiner Bewegungen in den Bann gezogen.
Als Felix bemerkte was er da tat, wandte er verschämt den Kopf und schalt sich selbst, dass er in seinem Entschluss, endlich solche Gefühle abzustellen so schnell wieder umgestoßen hatte.
Manju trat zu den beiden, beugte sich über Felix und untersuchte mit flinken Fingern fachkundig dessen Kopfwunde. »Es sieht schlimmer aus als es ist, Yashi. Wir werden ihn zu Asa bringen - und danach zum Rat der Weisen.« Der stählerne Unterton in seiner Stimme jagte einen kalten Schauer über Felix' Körper.
»Sie müssen wissen, dass wir hier in diesem Winkel des Reiches einen Seltling gefunden haben. Vielleicht führt er uns sogar zum gestohlenen«coeru kalanja'neiu».
Verwirrt blickte Felix sich um. Was war hier los? Hatte er zuvor noch gedacht einen seltsamen Traum zu haben, war er sich inzwischen nicht mehr sicher, was er von der ganzen Sache halten sollte. Es war alles so real. Da wo vorhin noch der Stadtpark lag, war nun nur noch dichter Wald mit dichtem Blattwerk und hohen Bäumen, die kaum Licht durchließen. Wie auch immer es geschehen konnte, aber er war nicht mehr seiner Welt!
Er öffnete den Mund um die beiden seltsamen Wesen Manju und Yashi zu fragen, was denn geschehen sei und wo er sich befände als Manju ihn kühl musterte. «Hm, eigentlich sieht der Seltling ja harmlos aus, zumindest er auch leicht verletzt ist. Einzig diese seltsame Kleidung…», Manju blickte auf Felix' Jeans, Turnschuhe, Sweatshirt und die Jacke, welche an diesem Ort vollkommen deplatziert wirkten. Er hob den Rucksack auf, inspizierte den Inhalt und kam zu dem Schluss, dass nichts wie eine Waffe wirkte, obwohl er sich nicht sicher war, was das denn nun alles genau war.
«Wir verzichten auf Fesseln. Aber merke Dir Seltling, ein Fluchtversuch und ich liefere dich als Paket verschnürt beim Rat der Weisen ab!» Er drückte Felix den Rucksack in die Hand, drehte sich auf dem Absatz um und deutete Felix, er solle ihm folgen. Eingeschüchtert schwieg Felix und trabte gehorsam hinter dem Spitzohr, wie er Manju insgeheim nannte, her.
Sie marschierten schweigend durch den dichten Wald. Nur Vogelgezwitscher und ein paar keifende Eichhörnchen durchbrachen die schon fast unangenehme Stille.
Felix hatte das Gefühl, als würde er schon seit Stunden auf den Beinen sein. Wenigstens wurde es nun endlich etwas heller, da das Blattwerk hier etwas lichter war. Frustriert stellte er fest, dass Manju flink vor ihm her schritt und nicht ein Schweißtropfen oder gar Ermüdungserscheinungen waren zu erkennen. Dieser junge Mann war wirklich sehr gut in Form. Wobei, ob er wirklich so jung war wie er auf den ersten Blick wirkte? Er war sich nicht sicher. In dessen Augen lag etwas, was Felix nur mit dem Wort alt umschreiben konnte.
Als er einen, auf den Weg hinausragenden Ast zur Seite bog und diesen hinter sich wieder zurück schnellen ließ hörte er einen dumpfen Knall auf den auch gleich lautstarke Proteste und Gezeter zu hören waren. Erschrocken wirbelte Felix herum und sah...
Sogar dem sonst streng dreinblickenden Manju huschte kurz ein feines Lächeln über die Lippen bei dem Anblick der sich ihnen da bot.….einige Meter hinter ihnen zwischen ein paar Baumwurzeln saß, nein lag ein völlig zerzauster Yashi.
«Einfach den Ast zurück schnellen lassen… keinen Respekt vor Grünlingen… tststs… bringt man euch Seltlingen denn gar nichts bei?!», schimpfte Yashi, während er sich aufrappelte und den Staub und die Blätter von seinen Kleidern klopfte.
Immer noch verwirrt starrte Felix ihn an. «Ja aber… wieso denn?»
Yashi verdrehte die Augen und blickte Felix an, wie wenn er einen kleinen Erstklässler vor sich hätte. «Glaubst du allen Ernstes, dass wir mit so kurzen Beinen zu Fuss gehen?!? Ich müsste ja hinter den langbeinigen Elben her rennen... »
Felix' Augen weiteten sich. «Heißt das etwa, dass du… dass du hinter mir her… geschwebt bist?»
Yashi kicherte vergnügt. «Ooh, wir werden noch viel Spass haben du unwissender Seltling. Aber ich werde dich lehren, was du wissen sollst…», nach einem strafenden Blick von Manju fuhr er fort, «das heißt, wenn die Weisen es gestatten sollten. Nun aber weiter. Wir wollen noch vor der Dämmerung wieder zurück sein… und du guck mich nicht immer so an Manju.»
Den Rest des Weges machte sich Yashi nun einen Spass daraus, Felix für den Ast zu strafen. Er hatte einfach für sich den Platz auf Felix' Rücken beansprucht und ließ sich nun, auf Felix Rucksack sitzend, gemütlich durch den Wald tragen, ohne dafür seine Gabe einsetzen zu müssen oder gar selbst zu gehen. Manju hatte dies schulterzuckend zur Kenntnis genommen und ging im gleichen Tempo weiter, so dass Felix sich anstrengen musste, mit dem zusätzlichen Gewicht auf seinem Rücken da mithalten zu können.
Gegen den frühen Abend erreichten sie eine Lichtung auf der ein Lager aufgeschlagen war. Yashi hüpfte von Felix' Rücken und wuselte in ein kleines Zelt.
Manju trat auf eine Gruppe Männer zu. Genau wie er waren sie groß, sehr schlank und hatten spitze Ohren. Ihre Kleidung unterschied sich nur gering von seiner. Die meisten trugen aber statt einem Wams aus weichem Leder eine Art lederne Rüstung und trugen Kurzschwerter statt eines Langbogens. Dies waren wohl Jäger und Krieger.
Während Manju sich weiter mit den Männern unterhielt, blickte sich Felix sich neugierig um.
Es waren wohl gut ein Dutzend solcher Spitzohren, die sich im Lager aufhielten. Es gab lediglich zwei Zelte am Rande der Lichtung, ein größeres und das kleine Mini-Zelt in dem Yashi verschwunden war. Bei genauem Hinsehen erkannte Felix, dass es mehr eine Art Segeltücher waren die, über Äste gehängt und mit größeren Steinen am Boden festgehalten eine geschützte Unterkunft boten.
Plötzlich zupfte etwas an seiner Hose. Yashi war in Begleitung eines dieser Spitzohren zurückgekehrt. «Dies ist Asa, Seltling. Sie ist die Heilerin die uns begleitet. Halt einfach still. Sie wird deine Verletzung verarzten», informierte Yashi ihn. Erstaunt blickte Felix zu Asa und bemerkte die feinen Unterschiede zwischen ihr und den ganzen Kriegern. Sie war etwa einen Kopf kleiner und zierlicher. Ein paar feine Falten zeigten, dass sie schon etwas älter war und gerne lachte. Felix errötete leicht. Hatte er doch wirklich Asa erst für einen Jungen gehalten.
«Lass mich nach deinem Kopf sehen», unterbrach der glockenhelle Klang ihrer Stimme seine Gedanken. Asa musterte Felix und deutete auf die verschiedenen Felle und sonstigen Sitzgelegenheiten in der Nähe des Lagerfeuers. «Setz dich Jungchen. Ich tu dir nichts. Wir Elben essen keine Seltlinge.» Sie zwinkerte ihm zu. «Warte hier während ich Verbandssachen hole.»
Verdutzt blickte er Asa nach und wunderte sich immer mehr. Sie nannten ihn Seltling und taten so, als wäre er ein wildes Tier, dem man erst zeigen musste, dass es nichts zu befürchten hatte. Aber im Moment pochte der Schmerz in seiner Schläfe viel zu sehr, um da weiter drüber nachzugrübeln.
Er tat, wie ihm die Heilerin geheißen hatte und setzte sich nach kurzem Zögern auf einen weich aussehenden braunen Fellballen. Das heißt, er versuchte sich zu setzen. Denn kaum hatte er Platz genommen erklang ein markerschütternder Schrei und sein Stuhl bewegte sich! Er plumpste vor Schreck auf den Boden und folgte dem Schauspiel, das sich ihm nun bot.
Ein seltsames pelziges Wesen, das entfernt an ein überdimensoniertes Hörnchen erinnerte rannte wie vom wilden Affen gebissen über die Lichtung und hielt dabei jammernd seinen buschigen Schwanz. «Dieses Ding hat sich auf mich gesetzt! Auuuuua, er ist auf mich getreten! Dieser tölpelhafte Seltling, beißen sollte ich ihn dafür! Auuuu…»
Asa trat laut lachend zu Felix. «Das ist ein Suchhörnchen. Eine interessante und unterhaltsame Spezies, die meist als Nahrungssucher arbeiten. Dieser hier heißt Kion und ist nicht nur ein guter Sucher sondern auch ein wirklich sehr talentierter Koch», erklärte sie weiter, während Kion immer noch bühnenreif über die Tollpatschigkeit des Seltlings schimpfte. «Na komm her du», rief die Heilerin ihm zu, als der Nager gerade eine weitere Szene hinlegte. Sofort kam das seltsame Hörnchen angewuselt.
Mit verbundenem Schwanz und einer großen Portion «Trostnüsse» setzte er sich wieder zu den Kissen und mampfte still vergnügt vor sich hin. Nun musste eben ein anderer die Wurzeln, Beeren und Nüsse fürs Abendessen suchen. Kochen allerdings würde er dann doch selber. Schließlich wollte er das Ganze auch noch essen können.
Asa hatte gerade Felix Kopfwunde fertig verarztet als Manju in Begleitung zweier Krieger zu ihnen trat. «Wie geht es ihm Asa? Ist er kräftig genug für den Marsch zu den Weisen?», er musterte Felix' schmalen Körperbau, «dieser Seltling hier scheint ja nicht gerade sehr kräftig zu sein.»
Nun reichte es Felix. Er stand auf und blickte Manju direkt in die Augen.
«Zu deiner Information du Spitzohr: mein Name ist Felix Schwarz. Nenn mich Felix aber nicht Seltling. Ich weiß nicht wie ich hierher gekommen bin, noch wo ich hier überhaupt bin! Aber ich hab es satt, mich von dir weiter wie ein komisches Insekt behandeln zu lassen!»
Während Felix' Stimme immer lauter wurde bemerkte er nicht, dass alle Tätigkeiten im Lager zum Erliegen gekommen waren und alle fassungslos auf den Seltling in den komischen Kleidern blickten. Ein sprechender Seltling war ja für sich schon unfassbar. Aber gar einer, der sich anmaßte einen Elben in die Schranken zu weisen… Gespannt blickten alle auf Manju, der ihren Trupp anführte.
Langsam verzog sich dessen Mund zu einem Lächeln. «Mut hast du wahrlich Junge. Nicht jeder deiner Art ist so mutig, oder auch töricht, einen Elb oder ein anderes magisches Wesen herauszufordern. So sei es denn, du hast dir das Recht, einen Namen zu tragen verdient. Also Felix, hör auf mich so anzufunkeln und setz dich wieder… und diesmal», mit einem spöttischen Grinsen wandte er seinen Blick auf Kion, «ohne dieses Pelzteilchen zu beschädigen.»
Leises Gelächter ertönte und die meisten wandten sich wieder ihren Aufgaben zu. Kion streckte Manju die Zunge raus und folgte einem jungen Elben, der die Zutaten fürs Abendessen gesammelt hatte.
Manju wandte sich wieder Felix zu. «Da nicht sicher ist, woher du kommst und was dein Ziel ist, werden wir dich zum großen Rat der Weisen bringen. Die sollen dann über dein weiteres Schicksal entscheiden. Für den Augenblick stehst du unter unserer Aufsicht.»
«Was bedeutet ich bin euer Gefangener oder?» fiel Felix dem Elben ins Wort.
«Ja, in der Tat. Jedoch, wie schon gesagt, so lange du dich hier im Lager und auch auf ,der Reise an unsere Weisungen hältst wird dir nichts geschehen…»
An dieser Stelle wurde Manju von Yashi unterbrochen, der sich einen Spaß daraus gemacht hatte, hinter Felix angeschwebt zu kommen. «Das hast du ihm doch schon mal erklärt Manju, man kanns auch übertreiben», meinte Yashi und bedeutete dem Grüppchen, dass Kion zum Essen rufen ließ.
Inzwischen war es schon fast Nacht, und Felix sah durch die Blätter den nachtschwarzen Himmel und die funkelnden Sterne. Es erinnerte an eines seiner schönsten Wochenenden, als er mit Sophie, Martin und Fabian campen gewesen war. Sie hatten sich frei gefühlt und dachten, sie könnten miteinander die Welt erobern.
Beim Gedanke an seine Freunde seufzte er schwer. Sicher machten sie sich große Sorgen und klapperten die Stadt nach ihm ab. Sie hatten doch seinen Geburtstag feiern wollen. Vor allem Sophie… sie würde ihn umbringen, wenn sie ihn je wieder in die Finger bekommen würde.
Sein Magen knurrte. Er stand auf und setzte sich zwischen Asa und Yashi. Dieses Suchhörnchen guckte erst schmollend auf seinen verbundenen Schwanz und reichte Felix dann eine Holzschüssel. Felix beäugte misstrauisch deren Inhalt. Wurzeln, Beeren und was da sonst noch drin war… die Elben schienen das ja alle gerne zu essen, aber ob es ihm auch schmecken würde? Yashi sah seinen skeptischen Blick.
«Nun iss schon Felix. Es ist genießbar», er kicherte. «Allerdings bevorzuge ich dies hier», und deutete auf einige Wurzelknollen an denen er knabberte. «Zu'paki. Eine Pflanze die nur in meiner Heimat, nahe den Sümpfen wächst. Ich nehme davon immer einige als Proviant mit, wenn ich mal wieder die alte Heimat besuche. Inzwischen lebe ich hier im Wald, nahe des Gebirges.» Yashi bot Felix einen Knollen an, jedoch reichte alleine deren Geruch um ihn dankend ablehnen zu lassen. Mutig griff er sich den Löffel und fing an, diesen «Elbeneintopf», wie er das unbekannte Essen nannte, zu löffeln. Nach wenigen Bissen schienen ihm die Wurzeln immer zäher zu werden und er stellte die noch halbvolle Schale zur Seite und griff sich seinen Rucksack.
Unter den interessierten Blicken der Anwesenden kramte er sich zwei Schokoriegel raus und fing an diese zu futtern. Völlig fasziniert bat Yashi Felix um ein Stück davon. Er drehte und wendete dieses und inspizierte die Beschaffenheit und schnüffelte daran. Noch bevor jemand ihm davon abraten konnte, steckte er sich das Stückchen Snickers in den Mund und brach in Begeisterungsstürme aus.
«Das ist ja..mhmm… so süß…lecker…mjamm… Essen für die Götter… mhmmm…» Yashis Augen glänzten wie Sterne und er hob im wahrsten Sinne des Wortes vom Boden ab, schloss verzückt die Augen und schien völlig in anderen Sphären zu schweben. Leise summte er vor sich hin und grinste dabei von einem Ohr zum anderen.
Wenn Felix nicht gewusst hätte, dass der kleine Grüne nur Schokolade gegessen hatte, hätte er darauf gewettet, dass dieser etwas zu stark an einem Joint gezogen hatte. Manju blickte mit zusammengekniffenen Augen auf Yashi und fuhr dann Felix an:
«Was hast du ihm verabreicht?!?», die eiskalte Stimme Manjus ließ ihn erschreckt zusammenzucken.
Asa lächelte Manju beschwichtigend an. «Darf ich?», wandte sie sich an Felix und er reichte ihr das letzte Stückchen seines Snickers. Ein kleiner Funken weißes Feuer sprang von Asas Finger und hüllte das Stückchen ein, während sie ein paar Worte in einer fremden Sprache murmelte. Auf einmal schloss sie ihre Hand, das Feuer verschwand und sie reichte Felix die Schokolade zurück.
«Und?», fragte Manju mit Seitenblick auf den schwebenden Yashi die Heilerin.
«Nichts Schlimmes. Aber diese Nahrung enthält etwas, was auf den Organismus von Grünlingen wie zu viel Ba'nei Schnaps wirkt.» Sie kicherte. «Es wird sich von alleine wieder legen… und für uns ist diese Nahrung völlig ungefährlich.» Manju brach zur Felix' Überraschung in schallendes Gelächter aus und meinte mit hämischem Grinsen, dass er nun endlich etwas habe, um den kleinen Grünling noch Jahrzehnte damit zu necken.
Langsam brannte das Feuer herunter, bis nur noch eine wärmende Glut schwelte. Die versammelten Elben verteilten sich rund ums Lagerfeuer und legten sich schlafen. Die ersten zwei Krieger traten ihren Wachdienst an.
Felix kuschelte sich in eine Decke die Asa ihm reichte und betrachtete mit einem Schmunzeln Yashi der, nun von Asa mit einer Decke zugedeckt, immer noch gut 30 cm über dem Boden schwebte. Diese zog sich nach der Verteilung der Decken wieder in ihr Zelt zurück. Stille legte sich über den Wald und nur das Rufen einer Eule war zu hören.
Er hätte nicht gedacht, dass er diese Nacht würde schlafen können. Zuviel war heute geschehen. Doch die Aufregung und die Anstrengung forderten ihren Tribut. Langsam fielen seine Lider zu und wenige Augenblicke später schlief auch Felix tief und fest.
Er stand in einem nachtschwarzen Raum. Es schien, als ob er schweben würde und die Dunkelheit ihn wie einen Mantel umschlang. Ein Glitzern lenkte seine Aufmerksamkeit nach links und er drehte langsam seinen Kopf. Da! Eine kleine blutrote Kugel flog aus der Dunkelheit auf ihn zu. Ihr folgten weitere in blau, grün und gold.
Wie kleine Monde umkreisten sie ihn. Schneller und immer schneller bis sie sich einem Wirbel gleich an ihm vorbei schossen auf einen großen, silberweißen Stern zu. Ein Gefühl der Wärme durchströmte ihn und er schwebte auf den Stern zu, der ihn zu rufen schien. Auf einmal… Angst, eisige Kälte durchströmte seine Adern und die Dunkelheit schnürte ihm die Luft ab. Eine Hand, dürr und ausgemergelt griff mit klauenartigen Fingern nach dem Stern und während sich die Finger in den Stern bohrten durchzuckte Felix ein brennender Schmerz und….
Mit einem lauten Schrei schreckte Felix hoch. Er war schweißgebadet und zitterte am ganzen Leib. Er hörte Waffengeklirr und blickte sich um. Das ganze Lager war in Aufruhr. Yashi war aus seiner Trance erwacht und unsanft auf dem Boden gelandet, Asa schien sich Zeichen gegen das Böse zu machen und die Krieger standen alle mit gezogenen Klingen oder angelegten Bogen da.
Asa eilte auf ihn zu. Manju folgte ihr. Besorgt kniete sie sich neben Felix und ließ ihr weißes Feuer diesmal über ihn gleiten.
«Irgendwas ist mit ihm Manju. Wir haben es alle gespürt, dass der Dunkle nach ihm greifen wollte. Auch jetzt spüre ich noch die Anwesenheit von Noi'razu, Dunkelwesen.»
Grimmig nickte Manju. «Ich habe immer nur davon gehört, dass es verbindende Visionen gibt. Aber das ein Seltling dazu in der Lage ist… und dann auch noch die Art der Vision. Wir müssen so schnell wie möglich zum Rat. Gleich morgen brechen wir zum Dorf unserer Wasserbrüder auf. Mit den schnellen Boten werden wir innert weniger Tage Akshareen erreichen.»
Yashi schüttelte den Kopf und blickte ihn mit großem Ernst an. «Nein Manju. Dies dauert zulange. Es gibt nur einen Weg, wie wir schnellstmöglich Akshareen erreichen können.»
Manju blickte ihn an. «Ich weiß, dass du Recht hast. Aber ich kenne auch die Konsequenzen dieser Handlung. Bist du dir sicher?» Er sah wie Yashi schweren Herzens den Kopf zu einem Nicken senkte und kniff die Lippen zu einem grimmigen Zug zusammen.
Er stand auf und wandte sich an die Krieger. «Verdoppelt die Wachen! Haltet all eure Sinne offen. Ich weiß, ihr wart alle dabei und wisst, dass uns Ärger mit den Noi'razu bevorsteht.» Felix bekam alles Weitere nur doch durch einen Schleier mit. Er wollte noch nach der Bedeutung der seltsamen Unterhaltung der beiden fragen, doch da schlief er schon tief. Asa hatte ihn mit Hilfe ihrer Kraft einschlafen lassen, um weitere Träume dieser Art für den Moment zu unterbinden.
IV
Felix erwachte und blickte sich verwirrt um. Erst langsam kehrte die Erinnerung an den gestrigen Tag zurück und damit auch die Gewissheit, dass es tatsächlich Wirklichkeit war, was hier geschah. Er richtete sich auf und bemerkte Yashi neben sich, der sich seinen Kopf hielt. «Nie wieder diese.. wie hieß das noch? Ah genau, diese Schokolade, Junge. Auch wenn sie wie die Speise der Götter schmeckt…»
«Wie geht es Dir heute Morgen, Träumer?», unterbrach die Heilerin Yashi und blickte mit ernstem Gesicht auf Felix. Dieser wandte den Kopf und sah, dass der kleine Grüne ihn genauso intensiv und ernst musterte. Verwirrt setzte er zur Frage an, was denn los sei, als die Erinnerung an letzte Nacht wiederkehrte.
«Der Traum», wisperte er. «Den gleichen den ich schon einmal hatte. Bevor ich hierher kam... nur dieses Mal…» Beim Gedanken an die Klauenhand und das Gefühl der Angst und der Kälte das diese begleitet hatten erschauerte er.
«Keiner weiß wie genau Träumer, aber wir waren in dem Augenblick alle bei Dir. Ausgerechnet ein Nichtmagischer schafft eine verbindende Vision. Aber nun weißt du auch, warum wir so eilig aufbrechen. Wir alle haben das Dunkle gespürt… und du musst so schnell wie möglich zum Rat gebracht werden.» Mit diesen Worten wirbelte Asa herum und ging zu ihrem Zelt, um die letzten Arzneien einzupacken.
Durch diese rätselhaften Worte vollkommen verwirrt versuchte Felix herauszufinden, was denn eigentlich los war, doch es schien, als wollte keiner der Elben direkt in seine Augen blicken.
Kurze Zeit später waren sie wieder auf dem Weg durch den Wald. Die Lichtung hatten die geübten Elben so hinterlassen, dass niemand darauf gekommen wäre, dass an der gleichen Stelle einige Tage lang eine Gruppe von ihnen gelagert hatte.
Manju voran und flankiert von Kriegern die alle ihren Bogen schussbereit hielten wanderten sie zügig vorwärts. Keiner sprach auch nur ein Wort. Die Anspannung, die alle befallen hatte, war förmlich greifbar. Einmal hatte Felix fragen wollen, was genau denn geschehen sei, aber noch während er den Mund öffnete um eine Frage zu stellen ließ ihn ein Blick aus Yashis Augen verstummen.
Gegen Mittag suchten sie sich einen Platz um kurz zu rasten und um die Kleider zu trocknen, die während der Überquerung eines kleinen Flusses, der sich durch den Wald schlängelte, nass geworden waren. Manju zog eine Karte aus seinem Wams und breitete sie aus.
«Was denkst du Yashi? Auf direktem Weg zum Drachenfall oder sollen wir einen Abstecher ins Zwei-Fluss Dorf wagen?» Nun hörte Felix das erste Mal das Wort Drachen. Er horchte auf.
Der Grünling wackelte bedächtig mit dem Kopf. «Wir verlieren durch den Umweg über das Dorf gut einen Tag, aber», er blickte auf Felix, «er braucht andere Kleidung. Was er trägt ist viel zu auffällig.»
«Also abgemacht. Wir schlagen den Weg Richtung Dorf ein», schloss Manju, sprang auf und signalisierte, dass die Rast vorüber war.
Gegen Einbruch der Dämmerung sah Felix, dass sich der Wald vor ihnen lichtete und den Blick auf eine große Lichtung freigab. Auf den ersten Blick bemerkte Felix nur eine Art seltsame Sträucher. Bis er genauer hinsah. Es waren wahre Kunstwerke von der Natur erschaffen.
Büsche waren zusammengewachsen, hatten ihre Äste ineinander verschlungen und kunstvoll verdreht, so dass sie dichte Wände und Decken bildeten, wie es mit Holz oder Steinen nicht besser zu schaffen gewesen wäre. Als Tür war eine große, bogenförmige Öffnung freigelassen worden und mehrere, an Tropfen erinnernde Fenster ließen genügend Licht hinein. Bunte Tücher hingen als Vorhänge vor den Türen und Fenstern.
Dies musste das Elbendorf sein. Gut ein Dutzend solcher Häuser schmiegte sich in eine Biegung des Flusses, den sie vor einigen Stunden überquert hatten. Ein Glitzern zeigte Felix, den Grund für den Namen des Dorfes. Die letzten Sonnenstrahlen spiegelten sich im Wasser eines weiteren Flussarmes, der am anderen Ende des Dorfes vorbeifloss.
Ein älterer Elb löste sich aus der Dorfbevölkerung, welche die Ankömmlinge neugierig musterten.
Seine Kleidung ähnelte jener der Jäger und war in verschiedenen Brauntönen gehalten. Das schlohweiße Haar war mit einigen grauen Strähnen durchzogen. Dennoch trat er mit der Leichtigkeit eines jungen Mannes auf die Gruppe zu und das lebhafte Funkeln seiner dunklen Augen verriet, dass sein Geist immer noch jugendlich frisch war.
Als er Manju erblickte weiteten sich für einen kurzen Moment seine Augen. Ein warmes Lächeln legte sich auf seine Lippen und er begrüßte ihn durch eine leichte Verbeugung. «Ich grüße Dich und Deine Krieger, Manju Ja'neisa. Ich bin Naru, das Oberhaupt des Zwei-Fluss Clans. Was kann ich für Dich und deine Männer tun?» Manju erklärte in knappen Worten das Geschehene und wies auf Felix.
«Nimisha», rief der Dorfälteste und eine kleine zierliche Elbin mit langem blonden Haar und einem einfachen dunkelgrünen Kleid trat zu ihnen. «Dies ist meine Enkelin Nimisha. Eine unserer geschicktesten Schneiderinnen.» Er wandte sich ihr zu.
«Der junge Seltling hier braucht Kleidung, wie sie unsere Jungen tragen. Nimm ihn mit und ändere einige Kleidungsstücke. Alle normale Kleidung wird ihm zu groß sein», meinte er abschließend mit einem Blick auf die kleine Statur von Felix.
Felix folgte dem Elbenmädchen, welches ihn mit einer Mischung aus Faszination und Angst musterte. Während es an ihm Maß nahm, um später die Kleidungsstücke entsprechend abändern zu können, wirkte sie so unsicher, dass Felix das Gefühl hatte, er müsse sie irgendwie davon überzeugen, dass er kein Ungeheuer war. «Keine Angst vor mir, Nimisha. Ich tue hier niemandem etwas. Mein Name ist Felix.»
Nimisha musterte ihn genauer und kam wohl zu dem Schluss, dass dieser interessante Seltling wohl die Wahrheit sprach. Sie schickte ihn wieder zu seiner Gruppe und kaum eine Stunde später kam sie mit einem Stapel Kleidungsstücke und einer Umhängetasche aus grobem Stoff ans Lagerfeuer in der Mitte des Dorfes, wo die Krieger lagerten.
Felix schnappte sich alles und verschwand hinter der nächsten Baumgruppe um seine Kleidung zu wechseln. Jeans und Sweatshirt wurden gegen eine braune Hose und eine beige Tunika ausgetauscht, und statt in Turnschuhen steckten seine Füsse nun in weichen Lederstiefeln.
Während Felix nun seine alten Sachen in der Tasche verstaute und noch mal überprüfte, ob er auch alles aus dem Rucksack rausgenommen hatte, erinnerte er sich auf einmal an den Armreif. Vorsichtig wickelte er ihn in sein T-Shirt ein und versteckte ihn zuunterst zwischen seinen Sachen. Er wusste nicht warum, aber er wollte diesen Reif um keinen Preis verlieren. Noch einmal die Tunika glattzupfend, ging er zu den Kriegern zurück.
Die Dorfbewohner hatten sich unter diese gemischt und es wurden Geschichten und die aktuellsten Neuigkeiten ausgetauscht. Sogar Felix schmeckte diesmal das Essen und zum ersten Mal seit er hier in dieser seltsamen Welt war, entspannte er sich völlig. Er ließ seinen Blick über die Anwesenden schweifen und ließ ihn einmal auf Manju ruhen.
Obwohl dieser auch ein Elb war, schien er sich von den anderen irgendwie zu unterscheiden. Obwohl er jünger als einige der Krieger war, ordneten sie sich ihm unter, und auch der Dorfälteste hatte sich vor ihm verneigt. Ob dies wohl an den silberblonden Haaren lag? Nun im Mondlicht glänzten sie wie flüssiges Silber. Bei keinem anderen war diese Farbe zu entdecken. Er sah alle möglichen Blond und Brauntöne, aber kein Silber. Vielleicht konnte ihm Yashi erklären, was so besonders daran war. Er lächelte zufrieden.
Dies änderte sich, als sich Nimisha zu ihrem Großvater gesellte, der unglücklicherweise genau neben Felix saß. Da wurde ihm klar, dass er die junge Elbin doch besser hätte zittern lassen.
Sie führte sich auf, wie die ganzen Mädels aus seiner alten Klasse. Wie eine Motte das Licht umkreiste sie ihn, ließ ihn keinen Augenblick aus den Augen. Sie hängte sich wie eine Klette an ihn und klimperte unentwegt mit den Wimpern und drückte sich an ihn. Anscheinend hatte sie beschlossen, dass er, der «Träumer-Seltling» ihr diese Nacht Gesellschaft leisten sollte.
Als sie anfing mit der Hand über seine Brust zu streichen gab Felix es auf sie zu ignorieren, stieß sie heftig von sich und rannte zum nahen Waldrand. «Baaah!», angewidert schüttelte er sich und setzte sich auf eine Baumwurzel. Er seufzte. Erst die Träume von diesem gut aussehenden Stefan, Manju den er jedes Mal fast mit offenem Mund anstarrte.. und nun seine Reaktion auf die hübsche Elbin… «Ich sollte wohl aufhören mir selbst etwas vorzulügen. Mädchen sind einfach nicht mein Fall», sagte er laut zu sich selbst.
Es knackte leise hinter ihm und Yashi trat neben ihn. «Du solltest hier nicht alleine rumrennen Junge. Du kennst diese Wälder und die Gefahren, die in ihnen lauern nicht. Außerdem, hast du Recht. Sich selbst zu belügen ist das Schlimmste, was man sich antun kann.»
«Besser diese Wälder als dieses.. dieses…», stieß Felix hervor und deutete mit wedelnder Hand in Richtung Nimisha. «Dieses weibliche Monster, diese Klette, sie..».
«Sie dachte wohl, dass du ihr Interesse erwidern würdest, mein Junge. Aber ich habe wohl Recht wenn ich sage, dass auch Du ein Sohn Vadins bist», Yashi zwinkerte ihm zu.
«Wessen Sohn?», fragte ihn Felix verwirrt.
«Vadin, der Gott der Weisheit. Er erwählte einst Thasin, einen hübschen Elbenkrieger, zu seinem Liebsten und nahm ihn mit nach Neiu'shar, der Insel der Götter. Und so nennen wir seit da Männer die Männer lieben.»
Aus großen Augen starrte Felix Yashi an. «Aber», stammelte er, «ich darf nicht so sein, ich kann nicht, auch wenn ich es fühle aber… ,» Er wiederholte alles, was seine Eltern je über «diese Abartigkeit» gewettert hatten und seine Angst davor, durch ein Eingeständnis auch noch den letzten Kontakt zu seinen Eltern zu verlieren.
Yashi blickte ihn stirnrunzelnd an. «Ich spüre, dass dies nicht deine eigenen Worte sind. Doch wer immer dich mit solchen Unsinn zugedeckt hat, sie befinden sich im Unrecht! Was sind das nur für Eltern die ihre Welpen so erziehen?!?». Beim Wort Welpe huschte ein scheues Lächeln über Felix' Lippen.
Yashi fuhr fort: «Wie kannst du behaupten es sei etwas Falsches wenn selbst die Götter dies leben. Hier mein Junge, kann jeder so leben und lieben wie er es wünscht. Und Du wirst hier niemanden finden, der dich deswegen verdammt.»
Felix blickte den kleinen Grünling lange an. Ihm wurde bewusst, dass er durch ein Wunder der Welt seiner Eltern entronnen war. Wie auch immer dies geschehen war. Er griff Yashi unter die Arme, hob ihn hoch und knuddelte ihn ungestüm. «Danke», nuschelte er, setzte Yashi wieder ab und ging ins Dorf zurück, wo sich inzwischen fast alle schlafen gelegt hatten.
«Geht es ihm wieder besser, Yashi?» erklang Manjus klare Stimme aus dem Dunkeln. «Sag du es mir du neugieriges Spitzohr. Schließlich haste mitgehört», neckte ihn Yashi und wurde gleich darauf ernst.
«Brich dem Kleinen nicht das Herz Manju. Du müsstest blind sein, wenn du seine Blicke nicht bemerkt hättest. Aber wir wissen beide, dass Du das nie erwidern wirst. Er ist nicht Dein Typ.» Manju blickte lange Yashi an und ging zurück zum Lager. Der kleine Grünling folgte ihm.
«Ich hasse es, wenn er das macht», grummelte Yashi und meinte die letzte Antwort des Elben. Rassenübergreifende Gedankensprache war meist unangenehm, weil jede Spezies in ihrem Kern anders war und dies telepathische Konversation erschwerte. «Er hätte mir auch direkt sagen können, dass er das nicht vorhat», grummelte der Kleine vor sich hin bevor er sich ein bequemes Kissen als Schlafplatz suchte.
Vorher jedoch nutzte er noch seine Gabe, um Felix einen traumlosen Schlaf zu ermöglichen. Er wollte nicht, dass diese Nacht wieder die Dunkelheit ihre Klauen in Felix schlug.
Ob es an diesem Zauber lag oder daran, dass Felix endlich mit sich selbst ins Reine gekommen war, auf alle Fälle konnte er endlich mal wieder ruhig und friedlich schlafen. Die aufgehende Sonne weckte ihn und ein Blick zeigte ihm, dass auch die anderen sich langsam erhoben. «Kann man im Fluss baden?» fragte Felix einen der Krieger.
«Ja, hier sind die Gewässer ungefährlich», meinte dieser und ging selbst in Richtung Fluss. Während er sich auszog um dann gleich kopfüber ins kalte Wasser zu springen versuchte er, nicht allzu sehr die ganzen Elbenkrieger anzustarren, die es ihm gleichtaten. Was sahen sie aber auch so…
Er lachte auf. Statt wie vorher gar nicht zu starren versuchte er nun, sich dabei einfach nicht erwischen zu lassen. Wie schnell sich doch alles ändern konnte. Mit ein paar kräftigen Zügen schwamm er etwas vom Ufer weg und genoss das kühle Wasser. Er ließ sich etwas treiben als plötzlich hektische Betriebsamkeit im Dorf ausbrach.
«Schnell! Kommt aus dem Wasser und macht euch abmarschbereit!» Manju und die anderen schienen durch etwas beunruhigt zu sein. Jeder der bereit war, schnappte sich sofort seinen Bogen. Felix war der Letzte, der gerade ans Ufer klettern wollte, als plötzlich jemand schrie: «Köpfe runter!» In dem Moment sah Felix über die Schulter und sah:
Am anderen Flussufer stand eine kleine Gruppe Elben. Doch sie waren anders. Pechschwarzes Haar und Kleidung unterschied sie von den Elben, die er bis jetzt kennen gelernt hatte. Auch schien von ihnen etwas düsteres Böses auszugehen. Die Bgen gespannt standen sie da und schienen das Ufer nach etwas abzusuchen… im nächsten Augenblick flogen die ersten Pfeile und sie schienen ihm, Felix, zu gelten. Gleichzeitig glitten zwei von ihnen ins Wasser und schwammen auf ihn zu. Er duckte sich zwischen die Wurzeln eines Baumes die aus dem Wasser ragten und hoffte, hier heil raus zukommen.
Da sank schon der erste der gegnerischen Elben zu Boden. Ein Pfeil hatte ihn mitten ins Herz getroffen. Felix guckte sich rasch um und sah Manju, der bereits einen neuen Pfeil im Anschlag hatte und feuerte. Pfeil um Pfeil ließ er über den Fluss fliegen, jeder ein Treffer. Für einen Augenblick vergaß Felix völlig die Gefahr in der sie schwebten und blickte bewundernd auf den Krieger, der trotz des Kampfes um sich völlig ruhig und gelassen wirkte. Waffengeklirr schreckte Felix aus seiner Träumerei. Über die Wurzel des Baumes sah er, dass noch mehr gegnerische Krieger angriffen. Während Manju die Elben am anderen Flussufer in Schach hielt, schlugen seine Krieger die Angreifer die von der anderen Seite des Dorfes her angegriffen hatten.
Doch sie achteten nicht auf die beiden Elben die auf Felix zu schwammen. Gerade riss einer seinen Arm hoch und zielte mit dem Dolch auf Felix, dessen Wurzelversteck sich nun als Falle erwies. Schicksalsergeben schloss er die Augen und….
«Hinfort mit euch, elendes Dunkelelbenpack!», ertönte da Yashis immer leicht quietschende Stimme und ein Knistern erfüllte die Luft. Felix öffnete die Augen und sah, wie seine beiden Angreifer in einem grünen Feuer verglühten. Halb erfroren durch das kalte Wasser wagte er sich zwischen den Wurzeln hervor und schwamm zu Yashi, der ihm bereits eine Decke hinhielt. Vorsichtig lugte er an Yashi vorbei, doch der Kampf war zu Ende.
«Komm Junge, schnell raus hier.» Felix wickelte sich in die Decke und suchte am Ufer seine Kleidung zusammen. Während er sich anzog hörte er Yashi, Manju und die Krieger in heller Aufregung.
«Wie können sie es wagen, Verstoßene hier in Akshar! Die Götter selbst verbannten dieses Pack ins Gebirge von Zadonia. Ihnen ist es untersagt, jemals wieder aksharischen Boden zu betreten! Ich selbst war Zeuge, als Ishan den Bann über sie sprach!» Yashi der sonst so ruhige und ausgeglichene kleine Grünling bebte vor Zorn.
Sogar Manju, dessen Gesicht nur selten Rückschlüsse auf seine Gemütslage zuließ, hatte die Lippen fest zusammengepresst und blickte zornig. «Tashani, Bakur..», ein Krieger und einer der Jäger löste sich aus dem Trupp und traten vor Manju hin. «Ihr benachrichtigt den Elbenrat und warnt unsere Brüder und Schwestern, dass die Dunkelelben das Gebot der Götter gebrochen haben und nach über 500 Jahren wieder die Grenze zu Akshar überschritten haben.
Bei Ishan, Vadin und Darshan… wie können sie es wagen den heiligen Frieden von Kalanja'neiu zu brechen?!?… wir müssen unbedingt das »coeru kalanja'neiu« wieder erlangen, sonst befürchte ich Schlimmes für uns.»
Manju schloss seine Rede und wandte sich mit düsterem Gesicht ab. Felix begriff, dass dies hier mehr als nur Grenzstreitigkeiten waren. Hier musste es um mehr gehen… und aus einem unerfindlichen Grund schien er da mitten drin zu sein.
Nachwort
So, ich sagte ja, dass der zweite Teil nicht lange auf sich warten lassen wird ;-)
Nun ist Felix also in einer unbekannten Welt erwacht und kaum da, steckt er schon in Schwierigkeiten und hat einige seltsame neue Freunde gefunden.
Wie wird es also weitergehen? Ich lasse euch mal rätseln und gespannt auf eine Fortsetzung warten.
Bis dahin: Lob; Kritik etc mich *gg*
P.S. das Feedbackformular ist zum benutzen da ;-)
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