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Kalanja'neiu - Legende einer vergessenen Welt

Teil 5

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Vorwort

Die Legende wurde aktualisiert, da einige neue Figuren etc. auftauchen werden. ;-)

 

X

Unbeweglich stand Felix da und hoffte, dass sich bald alles als Irrtum aufklären würde. Er blinzelte. Doch in der Dunkelheit war kaum etwas zu erkennen. Nur schemenhaft waren die Gestalten seiner Gefährten wahr zu nehmen und direkt dahinter…. Felix schluckte und murmelte nur »Yashi?«

Dieser reagierte nicht sondern spitzte die Ohren und schnüffelte. Eindeutig! Das Schnurren war ihm schon aufgefallen und der Geruch bestätigte seinen Verdacht. Shinmari. Doch etwas an ihnen irritierte Yashi. Sie waren die Wächter von Akshareen. Also müsste ihn eine derartige Patrouille eigentlich ja nicht besonders überraschen. Dennoch, es stimmte einfach etwas nicht. Aus der Stadt war kein Geräusch zu hören. Wie wenn sie durch eine Barriere von ihnen getrennt wären. Auf einmal flammte eine Fackel auf und sie konnten ihre Gegner deutlich erkennen. Felix riss die Augen auf. Diese seltsamen Umrisse die er vorhin wahrgenommen hatte, waren doch keine Sinnestäuschung gewesen. Vor ihnen standen Katzen!

Zwar erinnerten der aufrechte Gang, die kräftigen Beine und der breite muskulöse Oberkörper eher an einen durchtrainierten Menschen… doch ihr sonstiges Äußeres ließ keinen Zweifel darüber offen, dass es wirklich eine Art Katzen waren. Die Musterung des Fells war genau so vielfältig wie bei »normalen« Hauskatzen wie Felix sie von zuhause kannte. Der Fackelträger war rot weiß getigert und bei einer Art zufriedenem Grinsen kamen seine Zähne zum Vorschein. Felix schluckte leer. Ein Tiger wäre neidisch darauf gewesen und der Junge hoffte, dass diese Katzen keine Menschen auf ihrer Speisekarte hatten.

Felix drehte leicht den Kopf. Im Fackelschein sah er, dass alle eine Art Ledergürtel quer über die Brust trugen, in dem mehrere Dolche steckten. Der Fackelträger hielt in der anderen Pfote eine Bardiche, eine Art Axt mit langem Stiel und merkwürdig anmutender Schneide, die nach unten hin lang und spitz gezogen war. Andere trugen Schilder und kurze Schwerter. Einziger Schmuck waren Kupfer- und Silberreifen, welche sich um ihre Unterarme schlangen. Er musste Yashi fragen, aber Felix vermutete, dass es auch eine Art Rangabzeichen waren, da die sandfarbene Katze, die geradewegs auf ihn und Yashi zukam, die meisten Reifen hatte.

Der Rotgetigerte wich zur Seite und wandte sich an den Sandfarbenen. »Seht mein Fürst. Diese Gruppe wollte sich in die Stadt schleichen und da haben wir sie für euch aufhalten. Gerade da ich weiß, wie sehr ihr ein gewisses Mitglied dieser Gruppe sehen wollt.« Bei jedem Wort war ein leiser schnurrender Unterton dabei.

»Ich sehe du hast viel gelernt Sh'Otib. In der Tat«, er trat aus dem Schatten der sein Gesicht noch verborgen hatte und blickte mit eiskalt taxierenden Blick auf Yashi. »Erkennt ihr mich noch alter Mann?«

Yashi erstarrte und zog hörbar die Luft ein. Ein für ihn seltsames Verhalten, so dass nicht nur Felix den Grünling befremdet ansah. »Sh'Gral! Wie kannst du es wagen einen Abgesandten des Rates aufzuhalten. Du bist bereits einmal in Ungnade bei deiner Königin gefallen und…«

»Schweig!« Eine glitzernde Wolke hüllte Sh'Gral ein und Felix keuchte entsetzt auf als er sah, wie sich Sh'Gral zu Boden fallen ließ und noch im Fall die Gestalt veränderte. Der Rücken wurde länger, die gesamte Körperhaltung änderte sich und wo vorher noch der zweibeinige Krieger zu sehen gewesen war, stand nun eine riesige Raubkatze auf ihren vier Pfoten. Ihr Fauchen und rasiermesserscharfen Reißzähne ließen Kion auf einen Schlag ohnmächtig umkippen. Mit einem Satz war Sh'Gral hautnah vor dem Grünling und hielt Yashi drohend seine Pfote mit den tödlich scharfen Krallen an den Hals. Die Schwanzspitze zuckte nervös hin und her. Die Schnurrbarthaare zitterten. Er fauchte noch einmal drohend und war im nächsten Moment wieder in seiner aufrechten Gestalt zu sehen.

»Wegen euch alter Mann fiel ich in Ungnade. Wegen euch kam es zum Bruch in meiner Familie und wegen euch musste ich vor dem gesamten Rat zu Kreuze kriechen.« Die kaum gebändigte Wut die aus diesen Worten sprach schwappte wie eine düstere und bedrohliche Welle über die Anwesenden und Felix schien es, als würde sein Blut in den Adern gefrieren. Der Sandfarbene tigerte weiter vor Yashi auf und ab.

»Doch ich schwor mir beim Blute meiner Ahnen, dass ich mich rächen würde… und der Tag der Rache ist nun gekommen! Packt sie alle! Wir bringen sie ins Hauptquartier.«

Felix fragte sich, warum denn keiner Magie einsetzte, als diese Katzen einen nach dem anderen niederschlugen, fesselten und sich über die Schulter warfen. Yashi, Manju, Konjaru… alle waren sie wie erstarrt und leisteten nicht den geringsten Widerstand. Das konnte doch nicht sein. So kurz vor ihrem Ziel, so kurz vor Akshareen. Felix schluckte leer und versuchte die aufkeimende Verzweiflung zu unterdrücken. Vielleicht konnte er Hilfe holen…. Noch bevor er diesen Gedanken in die Tat umsetzen konnte, packte ihn eine dieser Katzen. Er spürte einen kräftigen Schlag. Das Letzte was er sah, war das zu einer höhnischen Fratze verzerrte Gesichts Sh'Grals. Seine Beine knickten weg und völlig leblos hing Felix in den Armen dieses Sh'Otibs. Er kam noch mal kurz zu sich als sie ihm Fesseln anlegten doch dann verlor er erneut das Bewusstsein. Sh'Otib warf sich Felix über die Schulter und schleppte ihn mit unbekanntem Ziel davon.

Keiner bemerkte das leichte Rascheln in den Büschen, die gleich neben der Seitenpforte an der Mauer wuchsen.

************

»Welch unerwartete Wendung. Dieser Shinmari scheint mir, im Gegensatz zu seiner sonstigen Rasse sehr empfänglich für mich zu sein.« Er wandte sich vom Fenster ab. »Geh und suche diesen Sh'Gral auf. Versprich ihm die Erfüllung seiner Wünsche, wenn er den Jungen mir überlässt.«

»Ja, Meister. Ich breche gleich auf, um euren Befehlen zu gehorchen.« Craynars Hand lag schon am Türknauf, als… »und denke daran Craynar, wenn ich nicht bald Erfolge sehe wirst Du das Schicksal deiner Vorgänger teilen. Ich dulde kein Versagen!«

************

XI

»Hmmm…« etwas piekste unangenehm in seine Rippen. Er versuchte sich zu strecken und stellte fest, dass er weder Arme noch Beine bewegen konnte. Schlagartig verflog auch der kleinste Rest von Schläfrigkeit. Langsam und mit einigen Verrenkungen gelang es ihm nach einer Weile, sich trotz der gefesselten Hände und Füße aufrecht hinzusetzen. Das dumpfe Pochen in seinem Kopf ließ langsam nach. Er grummelte vor sich hin. Inzwischen war ihm nicht mehr nach großem Abenteuer zu Mute. »Mir reicht es! Erst die Dunkelelben, dann dieser Drachenkrieger und nun auch noch zu groß geratene Miezekatzen…«, während er leise vor sich hin schimpfte sah er, dass sich an der gegenüberliegenden Wand etwas bewegte.

Er kniff die Augen zusammen und versuchte in dem Dämmerlicht etwas Genaues zu erkennen. Langsam gewöhnten sich seine Augen an das Licht und er sah, das Yashi gerade dabei war, sich aufzurichten. Was nicht einfach war, da er nicht nur an den Gelenken gefesselt war sondern wie ein Paket eingeschnürt. Allmählich schienen alle wieder zu sich zu kommen. Neben sich erkannte Felix Manju und Konjaru, die anderen Elbenkrieger und Asa saßen in der anderen Ecke des Raumes. Alle waren gefesselt und es sah nicht so aus, als ob auch nur einer von ihnen sich davon befreien könnte. Es wurde nicht gesprochen. Ungläubig blickten sich alle ihn ihrem Gefängnis um.

Sie waren in einer Art in den Fels gehauener Höhle, ohne jegliches Licht von Außen. Felix hätte nicht sagen können, ob es immer noch mitten in der Nacht war, oder bereits heller Tag. Der Ausgang war von einem einfachen Holzgitter versperrt, vor dem nur eine einzige Katze Wache hielt, die aber wohl gerade leicht döste. Während Felix sich darüber wunderte, erregte ein Funkeln seine Aufmerksamkeit. Ein etwa faustgroßer schwarzer Stein lag vor dem Gitter in der Mitte des Ausgangs und funkelte wie…

»Felix! Schau ihn dir nicht an!« Durchbrach auf einmal Yashis Stimme die Stille.

Verwirrt blickte er Yashi an. »Warum denn nicht? Was ist eigentlich genau geschehen und wer sind diese Katzen?«

»Es sind Shinmari. Doch dazu später. Keine von uns sollte sich diesen Blocker-Stein zulange ansehen.« Yashi runzelte verärgert die Stirn. »Es ist ein schwarzer Opal. Richtig angewendet nimmt er den gewünschten Zauber in sich auf und wirkt dann wie ein zweiter Magier. Dieser Stein ist gefährlich. Nur ein kleiner Fehler während des Zaubers und er saugt wahllos alle Magie in seiner Umgebung auf und beraubt so Gegner all seiner magischen Fähigkeiten.«

»Konnten wir uns deswegen nicht mehr bewegen?«, warf Konjaru ein, der wie die anderen gespannt auf Yashis Erzählung wartete.

»Ich vermute es. Es deutet alles darauf hin, dass genau so ein Blocker auch vor der Stadtmauer verwendet worden ist. Alleine hätte Sh'Gral uns nicht alle lähmen können. Dies erklärt auch die Tatsache, dass uns keiner aus der Stadt zu Hilfe geeilt ist. Schwarze Opale und die magischen Sprüche, die dazu gebraucht werden um daraus solche Fallen zu zaubern sind in Akshar strengstens verboten! Doch ich hätte es wissen müssen…«

»Was denn Yashi? Was hättest Du wissen müssen? Woher kommt dieser Hass dieses Sh'… von diesem sandfarbenen Sh'Ga.. erm… ach von dieser Miezekatze?« Felix stolperte über diesen Namen und verhaspelte sich. Yashi lächelte ihn kurz an.

»Erst zu der Geschichte der Shinmaris, dann zu Sh'Gral. Es ist wichtig für dich mein Junge, dass Du dich mit den verschiedenen Rassen Kalanja'neius auskennst.« Yashi versuchte sich trotz der Fesseln bequemer hinzusetzen und erzählte weiter. »Sie sehen nicht nur aus wie Raubkatzen, ihre Mentalität und Verhalten ähneln stark dem ihrer Verwandten, den Haus- und Raubkatzen. Dadurch, dass sie aufrecht gehen und sprechen vergisst man das viel zu oft. Tief in jedem Shinmari lauert die Raubkatze mit all ihren Instinkten. Sie sind ebenfalls Fleischfresser und gehen in ihrer vierbeinigen Gestalt zur Jagd. Meist erlegen sie Wüstenantilopen oder anderes Wild.«

»Yashi…«, stammelte Felix. »Fressen sie auch Suchhörnchen? Ich kann Kion nirgends entdecken und…« Hier brach seine Stimme und ihm grauste bei der Vorstellung, dass Kion vielleicht nicht der Einzige bleiben würde. Die Elben blickten einander an. Keiner sage ein Wort.

»Wollen wir es nicht hoffen Junge.«

»Wüste? Was tun sie dann in Akshareen?« unterbrach Konjaru die eingetretene Stille und blickte irritiert zu Yashi. Durch die Abschottung gegenüber der Außenwelt waren den Drachenkriegern einige Entwicklungen in der übrigen Welt entgangen. Froh über den Themenwechsel erzählte der Grünling weiter.

»Dies stimmt schon mein Freund. Ihr natürlicher Lebensraum ist die große Sandwüste im Südosten Akshars. Sie sind hauptsächlich Krieger und Jäger. Ihr müsst zugeben, dass sie eine sehr gute Grenzwache gegen Zadonia abgeben, oder Konjaru? Seit sie dort wachen hat es kaum ein Zadonier mehr gewagt, durch die Wüste in unser Reich einzudringen. Sie sind aber nicht einfach nur erbarmungslose Krieger. Sie können auch verschmust und verspielt sein und schnurren genau so wie andere Katzen, wenn sie gekrault werden. In Akshareen leben eigentlich nur wenige Shinmaris. Der große Teil ist das Gefolge der Ratsabgeordneten Shi'Maj. Wie jedes Ratsmitglied hat auch sie einen persönlichen Stab mit in die Stadt gebracht. Wobei nur sie innerhalb der Stadtmauern lebt. Ihr Gefolge hat sich in einem Zeltlager vor der Stadt niedergelassen. Es muss an ihrer Abstammung liegen, dass sie etwas gegen Mauern haben.«

»Und Sh'Gral?«, warf Felix erneut ein.

»Ja, Sh'Gral… Prinz Sh'Gral um genau zu sein.«

»Prinz?«

»Prinz. Er ist der Sohn der Shinmari-Königin Shi'Maj. Als einziges Volk haben die Shinmari ihr oberstes Regierungshaupt als Ratsabgeordnete benannt. Eine wunderschöne Katze übrigens. Schwarz wie die Nacht und sehr weise. Hier beginnt auch das Problem des Prinzen. Er wird nie mehr als ein Anhängsel der königlichen Familie sein. Seine jüngere Schwester, die Kronprinzessin Shi'Mira wird ihrer Mutter auf den Thron folgen. Dies ist auch der Ursprung seines Zorns. Er kann sich nicht damit abfinden, dass die Thronfolge fest in weiblicher Hand ist und begehrt wo er nur kann dagegen auf. Er hoffte, dass das Leben fern der heimatliche Wüste seine Mutter dazu bringen würde, ihn als «wahren Erben der Sh'zari» auszurufen und somit die jahrhundertealte Tradition zu verraten. Doch das sanfte Äußere trügt. Die Königin hat einen eisernen Willen.«

»Woher kommt denn aber nun seine Feindschaft dir gegenüber, Yashi? Das mit seiner Familie…«

»Nun unterbrich mich doch nicht immer Junge.« Er seufzte. »Es ist etwas, an das ich nicht unbedingt gerne zurück denke. Es muss etwa drei Jahrzehnte her sein. Shinmaris werden nicht so alt wie die anderen magischen Rassen Akshars. Die älteste Königin war wohl etwa 120 Jahre alt. Was für eine des Katzenvolkes sehr ungewöhnlich ist. Es mag am Leben in der Wüste liegen, dass die meisten sehr viel früher sterben. Aber zurück zu Sh'Gral. Er war ein junger Kater, noch ein halbes Kind und lebte mit seiner Schwester bei seiner Mutter in Akshareen. Zu der Zeit war ich gerade aus dem Drachenreich zurückgekehrt und unterrichtete einen Teil der Kinder in der Stadt. Sh'Gral war sehr wissbegierig und bald einer meiner besten Schüler. Ich war stolz auf ihn und förderte ihn, wo ich nur konnte. Doch bald genügte ihm das, was ich lehrte nicht mehr. Ich merkte leider viel zu spät, dass er von krankhaftem Ehrgeiz und dem Wunsch sich zu beweisen besessen war. Die Shinmari haben ihre eigene Magie und in dem Rahmen war er sehr talentiert. Doch ihn interessierten die höheren magischen Kräfte. Ich weigerte mich, ihn darin zu unterrichten, da er nicht reif und auch nicht standhaft genug dafür war. Es gab einen hässlichen Streit und von da an blieb er dem Unterricht fern.

Eines Abends sah ich ihn aus der Stadt schleichen und aus einem Impuls heraus folgte ich ihm. Bis heute denke ich, dass an diesem Abend Vadin meine Schritte lenkte. Ich musste Magie anwenden, damit er meine Gegenwart nicht spürte und verfolgte ihn mit einem gewissen Abstand bis in das kleine Wäldchen Nahe der Stadt. Schon beim näher kommen, sah ich den Fackelschein durch die Blätter. Sh'Gral kauerte vor einer Gestalt in schwarzer Kutte, mit einem Buch auf den Knien.»

»Schwarze Kutte?!?« Manju war bleich vor Zorn. »Dieser Verräter paktierte mit Zadonia?«

»Dieser Priester war nur sich selbst verpflichtet und auf seinen eigenen Gewinn bedacht. Gegen reiche Bezahlung lehrte er den Prinzen den Gebrauch lähmender Magie und wie diese durch den Gebrauch solcher Steine verstärkt werden konnte. Im Gegensatz zu Sh'Gral nahm er meine Gegenwart auf und portierte sich weg, bevor ich ihn stellen konnte um ihn in Akshareen vor das Gericht des Hohen Rates zu bringen. Sh'Gral wollte mich angreifen doch seine Kenntnisse waren mangelhaft, so dass es leicht war, ihm das Buch abzunehmen und ihn zurück in die Stadt zu schaffen. Ihr könnt mir glauben, dass es mir sehr schwer fiel, meinen eigenen Schüler anzuzeigen. Doch wenn uns der große Krieg eines gelehrt hatte dann dies, dass der Missbrauch von Magie dem Bösen Tür und Tor öffnete und schwarze Opale sind nicht umsonst verboten. Diese Steine sind äußerst selten und wir haben jegliches Vorkommen in Akshar ausgemerzt.«

»Du hast ihn vor den Rat gebracht?« Manju blickte ihn gespannt an. »Es erstaunt mich, dass ich davon nichts mitbekommen habe.«

»Ja, ich habe ihn vor die Weisen gebracht. Es sollte nicht allgemein bekannt werden, so dass dein Onkel dich auch nicht darüber informierte. Schließlich bist du kein Mitglied des Rates.«

»Wieso ist er dann auf freiem Fuß? Ist er geflohen?«

»Nein. Er ist Shi'Majs Sohn und hatte damit eine Sonderstellung. Einerseits musste er bestraft werden, andererseits wollte man die Königin nicht verärgern. Dies ist das Problem an Shi'Majs Stellung. Ratsmitglied und Königin. Ich beneide sie wahrhaftig nicht um die Schwierigkeiten, die diese Kombination der Ämter mit sich bringt.« Yashi verzog das Gesicht. »Die Ratsmitglieder hatten sich umsonst gesorgt. Shi'Maj bestrafte ihren Sohn härter als sie zuerst dachten. Nach kurzer Beratung mit einem der Amit-Priester verbannte sie ihn zurück in die Grenzstadt Shi'zar, wo er im Kampf gegen die Zadonier die überschüssige Energie, die ihn zu diesem illegalen Handeln getrieben hatte, loswerden sollte.«

»Aber was ist daran denn nun eine schlimme Bestrafung?«

»Oh, das ist noch nicht alles. Sie forderte den Rat auf, sich im Kreis um Sh'Gral aufzustellen. Die Königin ist die mächtigste aller Shinmari-Magier. Die folgende Bestrafung war grausam, aber wie sie sagte, die übliche Bestrafung für Shinmaris, die sich von Amit abwandten und sich den Verlockungen Zadoks hingaben.«

»Was genau tat sie denn?«, wollte der Elb wissen.

»Sie «löschte» seine magischen Fähigkeiten. Einzig die Verwandlung von der aufrechte in die vierbeinige Gestalt ließ sie ihm.« Yashi erschauerte. Für jeden, der auch nur einen Funken Magie hat, ist das eine der schlimmsten Strafen, die man sich vorstellen kann. Ich weiß nicht, ob sie nicht gründlich genug war, oder ob Zadok seine Finger im Spiel hat. Aber irgendwie ist es Sh'Gral gelungen, seine magischen Fähigkeiten wiederzuerlangen und die verbotene Magie zu erlernen sowie eine Schar Abtrünniger um sich zu sammeln. Die Shinmari legen viel Wert auf die persönliche Ehre und das lässt sich mit unserer Gefangennahme nicht vereinbaren.»

»Amit?« Felix konnte sich nicht erinnern, diesen Namen vorher schon einmal gehört zu haben.

»Der Gott der Stärke. Er ist der Schutzpatron der Krieger und die Hauptgottheit der Shinmari. Jedes Volk hat eine Gottheit, die den anderen vorgezogen wird.«

Felix öffnete gerade den Mund um weitere Fragen zu stellen, als der Wächter sich auf einmal umdrehte und »RUHE!« brüllte. Nun herrschte wieder Stille in der Zelle, doch wie wenn sie es verabredet hätten, wollte keiner von ihnen weitere Gespräche führen, so lange die Wache alles mitbekam.

************

Zum Glück achteten alle auf den Auftritt dieses Shinmaris vor Yashi. Leise und vorsichtig kroch er aus dem Lichtkreis der Fackel und sah sich nach einem Versteck um. Da! Gleich neben dem Seitentor wuchsen einige Büsche. Ein letzter Blick über die Schulter und das kleine Hörnchen hopste so schnell wie es konnte ins schützende Dickicht. Puuh, keine der Katzen gesehen. Flink kletterte er zwischen die dichtesten Stauden. Das Suchhörnchen zitterte vor Angst derart, dass sogar das Laub leise raschelte. Angestrengt versuchte Kion tapfer zu sein, um nicht doch noch die Aufmerksamkeit der Shinmari auf sich zu lenken. Er wagte es kaum zu atmen, als er zusehen musste, wie sie seine Freunde niederschlugen, fesselten und mit ihren Gefangenen in den Schutz der Nacht flüchteten.

Erst lange Zeit, nach dem auch der letzte der Shinmari verschwunden war, wagte sich Kion endlich aus seinem Versteck. Während er sich kleine Ästchen und Blätter aus dem Fell pflückte überlegte er. Suchhörnchen waren im Grunde keine sehr tapfere Rasse, was aber dem Wesen aller Hörnchenarten entsprach. Ob nun sprechend oder nur als kleine dumme Baumratten, wie Kion seine entfernten Vettern die Eichhörnchen immer nannte. Aber was tun? Unschlüssig blickte er zwischen Akshareen und der Richtung hin und her, in die Yashi und die anderen verschleppt worden waren. Er schnupperte. Zum Glück hatten Suchhörnchen so einen ausgezeichneten Geruchssinn. Im Moment konnte er die Spur noch riechen, doch bis im Morgengrauen würde sie verblasst sein. Kion wusste nicht, welcher Teufel ihn nun ritt. Doch er warf jede angeborene Vorsicht zur Seite und entschloss sich, seinen Freunden zu folgen. Aber erst musste er noch etwas erledigen. Er nagte einige Zweige ab und schleppte sie zusammen mit einem der Elbenschwerter, das die Katzen vergessen hatten, vors Haupttor, wo er sie sternförmig niederlegte und das ganze markierte. Jedem Suchhörnchen in der Stadt musste am Morgen bei Toröffnung klar werden, dass dies ein Hörnchenzeichen war und er einen guten Grund gehabt haben musste, dies genau vor ihren Toren zu tun. Das Elbenschwert würde sein übriges tun und sie würden seiner Spur folgen… hoffte er zumindest. Noch einmal tief Luft holend straffte er sich und hoppelte der Duftspur nach, welche die Shinmari mit ihren Gefangenen hinterlassen hatten.

************

Sein Magen knurrte und die Fesseln schnitten schmerzhaft in seine Hand- und Fußgelenke. Felix versuchte sich etwas anders hinzusetzen und betrachtete die anderen. Außer ihm schienen alle wieder vor sich hin zu dösen. Manju hatte sich an Konjarus Schulter gekuschelt. Dieser Anblick versetzte ihm einen Stich und eine Traurigkeit überkam ihn. Er wollte doch auch einfach einen Freund haben, an den er sich ankuscheln konnte und der ihm all die Wärme und Liebe gab, nach der er sich sehnte. Wenn dieser Alptraum doch nur enden würde. Erst dachte er ja, dass sein Leben hier in dieser seltsamen Welt besser sei, doch nun war sich Felix nicht mehr sicher. Sophie, Rafael und Fabian fehlten ihm schrecklich. Er vermisste das gemeinsame Lachen und die gemütlichen Videoabende. Klar seine Familie fehlte ihm nicht. Aber in Anbetracht der Krallen und Reißzähne, die so ein Shinmari hatte, erschienen sogar Mutter und Vater nur noch halb so schlimm. »Hör auf!« Felix zischte sich selbst an. Sie alle brauchten einen klaren Kopf und sein Selbstmitleid würde ihnen sicher nicht helfen. Sich auf seine Atmung konzentrierend entspannte er sich. Etwas später schlief auch er erschöpft ein.

XII

Er konnte nicht mehr. Kion japste nach Luft und ließ sich ins Gras fallen. Der Katzengeruch verflüchtigte sich immer mehr. Die Shinmari hatten auch viel die längeren Beine und legten eine gewaltige Strecke zurück. Es mussten inzwischen mehrere Kilometer sein und Kion sah noch kein Ende. Wenn doch nur die Sonne endlich aufgehen würde. Im Dunkeln musste er sich fast ausschließlich auf seine Nase verlassen. Stöhnend rappelte er sich hoch und…

»Aaaaaaaaaaaah!« Der Boden unter ihm gab nach und mit lautem Krachen viel das Hörnchen in einen unterirdischen Stollen. Diese verfluchten… Moment.. was war denn das? Da war doch etwas unter ihm!? Wie von der Tarantel gestochen sprang Kion auf und blickte auf das Ding, was sich da unter ihm bewegt hatte. Das war doch… ein Dawi! Kein Hörnchen konnte diese kleinen, im Boden hausenden Zwerge leiden. Kions Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen und er legte die Ohren an. Erbost fauchte er los. »Du elender Wurzelbuddler, Futterdieb. Ihr seid nicht mal fähig richtige Stollen zu buddeln. Hier kann ja jeder einbrechen der das Pech hat, hier durchzumarschieren. Unfähige Idioten!« In sehr farbenfroher und ausschmückender Sprache fuhr Kion fort, den kleinen Dawi zu beschimpfen.

»Ach halt die Klappe!« Der nur knapp dreißig Zentimeter große Zwerg rappelte sich auf und strich seine Kleidung glatt. »Du bist schließlich auf mich drauf gefallen. Tss... glaubst du etwa, dein Geschimpfe beeindruckt mich? Ich bin Grolak Knutav. Kein verlaustes Hörnchen jagt mir Angst ein. Eine Kolonie weiter ist ein Shinmari in einem Feststollen gelandet. Hast du eine Ahnung, was solche Katzenkrallen ausrichten?« er schüttelte sich. »Also, geh weg! Ihr Suchhörnchen seid doch alle gleich dämlich und könnt nicht mal auf euren Weg achten.«

»Shinmari!« Kion vergaß für einen Moment, dass er diesen diebischen Zwerg am liebsten in den nächsten Fluss werfen wollte und hakte nach. »Wo genau? Sprich oder ich reiße deinen ganzen Stollen ein!« Der Dawi grummelte und fluchte noch eine Weile, doch nach einigen Denkanstössen in Form von eingetretenen Wänden gab er nach und beschrieb Kion den Weg. Dieser kletterte nun hinaus auf die Wiese, demolierte dabei noch den Rest des arg mitgenommenen Stollens und rannte unter dem Gezeter Grolaks der neuen Spur hinterher. Es dämmerte bereits, als er an den relativ frisch umgeknickten Grashalmen erkannte, dass die Shinmari nicht mehr weit weg sein konnten. Kion wunderte sich. Sie lebten doch in der Wüste, aber sie flohen nach Nordosten in Richtung Wald und Gebirge. Er konnte bereits das Rauschen des Bashnu hören. Dies ergab alles keinen Sinn. Kion seufzte und sehnte sich nach der regen Betriebsamkeit der Palastküche und den ganzen Leckereien. Hoffentlich würden die Wachen Akshareens seine Spuren vor dem Tor finden und auch den Markierungen, die er auf dem ganzen Weg immer wieder gesetzt hatte, folgen können.

Inzwischen stand die Mittagssonne hoch am Himmel. Kion kroch langsam den Hügel hoch und spähte hinunter zum Fluss, doch er sah nichts. Zweifelnd blickte er sich um. Sollte er die Spuren falsch interpretiert oder schlimmer, dieser Dawi ihn getäuscht haben? »Diesen Futterdieben ist auch nicht zu trauen«, brummte Kion vor sich hin, als eine Bewegung am Fuße des Hügels seine Aufmerksamkeit erregte. Am Ufer des Bashnu, zwischen einigen verstreuten Felsbrocken und einzelnen Bäumen verschwand eben eine ziemlich große Katze… das konnte nur ein Shinmari in Jagdgestalt sein. Kion hockte sich hin und murmelte vor sich hin: »Versteck gefunden. Doch was soll ich nur tun? Sobald sie meine Witterung aufnehmen, verspeisen sie mich zum Frühstück…« Sein Blick fiel auf die Pflanze neben sich – wilde Pfefferminze! Sein Gesicht hellte sich auf und er schaute sich genauer um. Überall wuchsen hier wilde Kräuter, deren aromatischer Duft ihm in die Nase stieg. Mit einem leisen Jauchzen stürzte er sich darauf. Etwa eine halbe Stunde später, Kion saß in mitten eines Salbeistrauchs und kaute genüsslich auf einigen Blättern rum, befiel ihn plötzlich ein Schuldgefühl. Er saß hier und schlug sich seelenruhig den Bauch voll, während er doch nach seinen Freunden suchen wollte. Aber das Futtern quer durch die ganzen Leckereien hatte ihn auf eine Idee gebracht. Schnell hoppelte das Suchhörnchen zu einem größeren Pfefferminzstrauch und wälzte sich so lange damit, bis sein eigener Geruch vollkommen überdeckt wurde. Vorsichtig schlich er den Hang hinunter zu der Stelle, an der vorhin eine der Katzen verschwunden war.

Kion kannte dieses Gebiet, da er im Nordostwald aufgewachsen war. Jedoch war ihm das, was er nun sah völlig unbekannt. Zwischen den Felsbrocken, halb versteckt zwischen hinter einem hohen Busch war der Eingang zu einer Höhle. Vorsichtig lugte er hinein und folgte dem Gang in die Tiefe. Langsam wurde der dunkle Tunnel breiter und eine große Halle tat sich vor Kion auf, von der aus weitere Gänge wegführten. Dies mussten die Überreste Malakuns sein, einer Stadt die im großen Krieg durch ein gewaltiges Beben in Boden versunken war. Vereinzelt waren noch Gebäuderuinen zu erkennen. Wie die Shinmari-Rebellen diesen Ort wohl gefunden hatten? Auf dem ehemaligen Dorfplatz erspähte er Sh'Gral und seine Männer. Vorsichtig schlich er sich, jeden umgestürzten Stein als Deckung nutzend, näher. Allmählich waren die ersten Gesprächsfetzen zu verstehen.

»Wir sollten ihnen gleich das Herz herausreißen, großerMaru .« Ein grau-schwarz getigerter Kater fuhr mit seinen Krallen durch die Luft und lachte. Kion hielt den Atem an. Maru .. König.. dieser Kater war eindeutig größenwahnsinnig, wenn er sich von seinen Leuten mit diesem Titel anreden ließ.

»Oh wir werden sie töten«, Sh'Gral saß auf einer Art improvisierten Thron aus Trümmern. »Einen nach dem anderen. Ich überlasse die Gefangenen euch. Einzig Yashi und dieser Seltling gehören mir. Der alte Mann wird sich wünschen, mir niemals begegnet zu sein.«

»Der Seltling?«

»Ich habe hier eine Nachricht eines möglichen Verbündeten. Als Zeichen der Freundschaft werde ich ihm diesen Seltling schenken um ihn bei Laune zu halten. Vielleicht kommt auf unserem Weg zu einer neuen Shinmari-Gesellschaft der Punkt, an dem alles, was Saronkha mich gelehrt hat nicht mehr genügt.«

Kion hatte genug gehört. Während sich die etwa vierzig Shinmari nun darüber ausließen, welche Todesarten denn am meisten Ansehen für den Vollstrecker brachte, schlich er leise zurück. Wo waren nur die anderen eingesperrt? Die meisten der anderen Gänge sahen aus, als wären sie seit Jahrzehnten nicht mehr benutzt worden. Schon fast entmutigt wollte er aufgeben, als er an einem Felsvorsprung einen leuchtend blauen Stofffetzen sah. Die Gunst der Stunde ausnutzend eilte er zu diesem Tunneleingang und schnupperte am Tuch. »Bäääh, Drachengeruch.« Kion rümpfte die Nase. Konjaru musste hier entlanggegangen sein. Er sah sich um. Die Rebellen berieten immer noch, so dass er es wagen konnte, diesem Weg zu folgen.

**********

Felix schmerzte jeder einzelne Knochen. Keine Ahnung wie lange sie nun schon hier waren. Das stetige Dämmerlicht ließ keinen Schluss auf die Tageszeit zu. Sein Magen knurrte. Seit er das erste Mal erwacht war, hatte es weder etwas zu Trinken noch Essen gegeben. Vermutlich würden die Katzen sie alle töten. Die anderen dämmerten alle vor sich hin. Einzig Yashi war ebenfalls wach und suchte einen Weg, wie er sie alle hier rausbringen konnte.

»Wenn dieser Stein wenigstens abgeschirmt wäre. Ein einfacher Lederbeutel würde bei meinen Fähigkeiten schon genügen, damit ich ihn zerstören könnte. Doch so lange er offen daliegt…« Der Grünling wirkte nach außen kühl und sachlich doch in seinem Innern brodelte es. Noch nie war er in so einer Situation gewesen. All sein Wissen und seine Zauberkräfte nützten ihm nichts, was ihn in eine völlig neue Situation brachte. Felix musste nach Akshareen gebracht werden. Es musste einfach gelingen, Sh'Gral zu schlagen.

Eine Bewegung hinter dem Wächter fesselte seine Aufmerksamkeit. Unmerklich nickte er Felix zu, der unauffällig Yashis Blick folgte. Eine buschige Schwanzspitze lugte hinter einem der Felsen hervor… Kion lebte! Sicher vor Entdeckung durch den Wächter spähte das Suchhörnchen durch das Gitter und erkannte die Gestalten seiner Freunde. In Yashis Kopf formte sich blitzschnell ein Plan und er deutete Kion mit Blicken den Stein zu entfernen, damit dessen Zauber nachließ. Das Problem war jedoch, dass die Wache genau über dem Stein stand. Felix reagierte schnell, schrie auf, verdrehte die Augen und sackte zusammen. Manju, der an Konjarus Schulter gekuschelt schlummerte, schreckte hoch, verpasste seinem Liebsten mit dem Kopf einen Kinnhaken und kippte, verschnürt wie er war, quer über Konjarus Schoss.

Der Wachkater wirbelte herum und äugte misstrauisch hinein. Yashi raunzte ihn an: »Nun hilf dem Jungen schon. Sh'Gral wird dich bestrafen, wenn seine Gefangenen sterben, bevor er sein Vergnügen hatte.« Damit hatte er die richtigen Punkte getroffen. Eilig schob der Shinmari das Holzgitter zur Seite, bückte sich leicht und trat in die Zelle. Auf den Augenblick hatte Kion gewartet, So schnell wie man es dem pelzigen Kerlchen gar nicht zugetraut hätte hechtete er auf den Blocker zu, griff ihn sich und stopfte ihn schnell in seinen Beutel. Der triumphierende Blick Yashis ließ die Wache innehalten. Mit schon fast panischem Blick wirbelte er herum und sah, wie ein Suchhörnchen sich gerade den Opal in seine Felltasche steckte. Seine Bardiche hebend setzte er zum Angriff gegen Kion an, ging durch einen gezielten Tritt Manjus zu Boden und stürzte in seine eigene Klinge.

Leise befreite Kion nun alle von ihren Fesseln. Yashi wollte noch keine Magie einsetzen, so lange es nicht unbedingt notwendig war. Die Elbenkrieger streckten sich und lockerten ihre verkrampften Glieder. Als letztes hoppelte Kion zu Manju um ihn von den Stricken zu befreien. Der Elb funkelte ihn an.

»Ich warne dich. Wehe du…. AUA!« Er sprang auf und hielt sich den Hintern.

Kion schaute ihn unschuldig an. »Huch wie konnte das nur passieren? Ich muss abgerutscht sein.« Das Manju ihn nun wütend anblitzte störte ihn nicht. Es war die Sache wert gewesen. Mit breitem Grinsen wandte er sich dem Rest der Gruppe zu, von denen einige nur mit großer Mühe ihre zuckenden Mundwinkel unter Kontrolle hielten.

»Zeig uns einen Weg hier raus du ver…« Konjaru legte Manju beruhigend die Hand auf die Schulter. »Du hast ja RechtCo'ru . Dafür ist im Moment keine Zeit. Aber warte nur ab Kion…«

»Ja klar doch«, er grinste in spöttisch an. »Soll ich euch nun hier rausbringen oder nicht? Folgt mir. Vorsichtig folgten sie Kion. Sie waren unbewaffnet und somit gegenüber den Shinmaris nicht gerade im Vorteil. Als sie am Ende des Ganges ankamen und in die große Halle spähten, war ihnen das Glück hold. Die Shinmaris waren auf der Jagd gewesen und machten sich nun über ihre Beute her oder dösten vollgefressen vor sich hin. Sie nutzten die Ruinen als Deckung und gelangten unbemerkt durch die Halle. Hier stahl sich Kion, der als einziger klein genug war, noch mal davon und kehrte mit einigen Dolchen zurück. «Besser als gar nichts», wisperte Manju und wies Kion an, die Dolche an seine Elbenkrieger zu verteilen. Sie gingen weiter. Der Höhlenausgang lag bereits hinter ihnen, als ein schreckliches Gebrüll ertönte.

»Lauft!«, schrie Yashi. »Sh'Gral hat unsere Flucht bemerkt.« Sie hatten den Hügel bereits überquert und flohen über offenes Gelände, als sie bereits das Fauchen mehrerer Shinmaris hinter sich hörten. Yashi drehte sich um. »Es hat keinen Sinn. Wir müssen hier kämpfen oder sie werden uns jagen und erlegen, als wären wir nichts als ein paar Hirsche.« Was nun folgte, würde Felix wohl nicht so schnell wieder vergessen.

Es war ein heilloses Durcheinander. Die Elbenkrieger und die Shinmari prallten aufeinander. Fauchen, Schlachtrufe, Waffengeklirr, Schreie verwundeter und sterbender Elben und Katzen. Ein rotgetigerter Shinmari hatte Felix Fall gebracht und holte mit seiner Bardiche zum Schlag aus, als ein blaues Licht ihn einhüllte und er verschwand. Felix drehte den Kopf und sah Konjaru. Der Drachenkrieger war bleich und erschöpft und eine blutende Wunde zog sich quer über seine Brust. Er packte Felix und schob ihn zu Kion und Asa, die hinter Yashi und Manju kauerten. Im nächsten Augenblick warf sich Konjaru wieder in den Kampf. Er musste seinem Liebsten und Yashi den Rücken freihalten. Sie würden noch genügend Kraft gegen Sh'Gral und seine schwarze Magie brauchen. Dieser mischte sich nun selbst in den Kampf ein. ¨

Mit lautem Brüllen stürzte er auf Yashi zu und griff mit Feuerblitzen an. Die Luft war wie elektrisch geladen. Grünes, silbernes und oranges Feuer traf aufeinander, wogte hin und her. Immer wieder griff Sh'Gral an. Im Gegensatz zu den anderen war er ausgeruht und litt nicht unter den Nachwirkungen eines Dämpfungszaubers. Manju keuchte entsetzt auf. Schwarzoranges Feuer sammelte sich um Sh'Grals Pfoten. Ein gebündelter Strahl schoss auf sie zu. Ohrenbetäubendes Krachen folgte und der Elbenführer brach bewusstlos zusammen. Er stürmte auf die kleine Gruppe zu. »Nun habe ich dich alter Mann!« Erneut schoss er einen Feuerstrahl auf Yashi ab. Es blitzte Grün auf. Mit aller Kraft versuchte der Grünling, seinen Schild aufrecht zu halten um Felix und die anderen zu schützen, Sh'Grals Angriffe abzuwehren und die dämpfenden Zauber zu bannen, die Sh'Otib vor sich hinmurmelte. Er wankte leicht. Kion befreite sich auf einmal aus Felix Griff und rannte los, unbeachtet von den anderen.

Sh'Gral war nur noch knapp zwei Meter von ihnen entfernt. »Jetzt spürt meine Rache!« Erneut sammelte er seine Kräfte um…. »AAAAAAAAAAAAAAAAAAH!« Schmerzgepeinigt schrie er auf, unfähig seinen Zauber aufrecht zu erhalten. Der Rückstoss des abgebrochenen Spruches warf ihn zu Boden. Nun sahen die anderen, was ihnen diese kurze Atempause geschenkt hatte. Kion hing immer noch an Sh'Gral. Fest in dessen Schwanz verbissen. Yashi lächelte. Dies war wohl die mutigste Tat, die je ein Suchhörnchen in der Geschichte Kalanja'neius vollbracht hatte.

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Er wusste nicht, was sein Clan nun schon wieder von ihm denken würde. Aber er musste einfach der Spur dieses faszinierenden Grünlings folgen. Seine Aura hatte ihm den Weg gewiesen und nun stand er hier. Unsichtbar für die anderen und jubelte. Schadenfreudig rieb er sich die Hände und freute sich diebisch über die Tat dieses Hörnchens. Nun war sein noch unbekannter und doch so vertrauter Freund gerettet

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Da! Schon wieder. Wie schon bei Vadins Hügeln spürte Yashi ein leichtes Kribbeln im Nacken und ein wohliges Gefühl durchrieselte ihn.

»Duuuuuu!« Sh'Gral rappelte sich auf um sich auf Kion zu stürzen. »HALT! Im Namen des Rates!« Eine gebieterische Stimme dröhnte über das Feld. Kion nutzte die Gelegenheit und brachte sich in Sicherheit. Felix blickte auf. Elbenkrieger und andere Shinmaris bildeten einen Kreis um sie und kamen näher. Gerufen hatte ein großer, silberhaariger Krieger der mit entschlossenem Gesicht auf sie zukam. Sh'Gral wirbelte herum. Blickte wie ein gehetztes Tier nervös hin und her. »Kämpft!« schrie er seine Männer an. Doch diese ließen ihre Waffen fallen. Nur vereinzelt kam es noch Widerstand, als die Rebellen in Ketten gelegt wurden. Nun eilten einige der Elbenkrieger zu ihren Kameraden, doch die meisten aus Manjus Trupp hatten im Kampf gegen die Shinmari-Rebellen ihr Leben gelassen. Eine kleinere Gruppe löste sich aus den Reihen der Elbenkrieger. Allen voran eine Shinmari und ein silberhaariger Elb. Zwischen Sh'Gral und den anderen blieben sie stehen. Kräftige graue Shinmarikrieger bauten sich drohend um den Prinzen auf. Dieser fauchte drohend doch sie machten kurzen Prozess mit ihm. In Ketten gebunden zerrten sie ihn zu ihren Anführern und warteten.

»Yashi! Wie schön euch lebend anzutreffen. Wir befürchteten schon, dass wir zu spät kommen würden.« Die schwarze Katze trat auf sie zu, hob Yashi hoch und knuddelte ihn und schnurrte vor Freude. Felix wusste nicht, was er davon halten sollte. Die einzigen Shinmari, die er bisher kennen gelernt hatte, waren der Prinz und seine Männer gewesen. Doch Yashi hatte wohl Recht. Sie konnten auch ganz anders sein.

»Ach lass mich runter Shi'Mari.« Sie setzte ihn ab und Yashi lächelte.

»Wie habt ihr uns so schnell gefunden?«

»Wir fanden ein seltsames Gebilde aus Ästen, Elbenschwertern und Duftmarkierungen eines Suchhörnchens.« Hier mischte sich der Silberhaarige ein.

»Schön dich wieder einmal zu sehen Lasaju. Ich staune allerdings. Seit gut 300 Jahren hab ich dich nie mehr außerhalb des Ratsaales gesehen.« Yashi zwinkerte.

»Du hattest meinen Neffen bei dir. Meine Schwester wäre mir Jahrzehntelang damit in den Ohren gelegen, wenn ich nicht die Königin zusammen mit unseren Männern begleitet hätte.«

Beim Wort Königin horchte Felix auf und musterte diese genauer. Sie war zierlicher als ihre Krieger und trug statt Kupfer- Goldschmuck. Wirklich eine hübsche Katze. Sie blickte zu ihrem Sohn. »Was hat er diesmal getan Yashi?«

»Er hat sich schwarze Opale angeeignet und schwarze Magie erlernt. Seine Seele ist nur noch ein schwarzer Abgrund. So sehr hasst er uns und will eine neue Ordnung herstellen… mit sich als König.«

»Erzählt später vor dem Rat alles genau mein Freund. Lasaju, eure Männer sollen sich um die Verwundeten kümmern und das Versteck dieser Verräter zerstören. Wir müssen nach Akshareen zurück. Doch erst habe ich hier etwas zu erledigen!« Keinen Widerspruch duldend wirbelte die Königin herum und schritt fauchend auf ihren Sohn zu.

»Du hast Schmutz und Schande über die Ehre und den Stolz unseres gesamten Volkes gebracht. Mit der Finsternis paktiert und gegen jedes Gesetz verstoßen, dass den Frieden zwischen den Völkern Akshars sichert. Das letzte Mal war ich noch barmherzig und deine Strafe gering. Doch nun Sh'Gral wirst du dir wünschen, dich nie gegen die natürliche Ordnung aufgelehnt zu haben.«

Felix hielt die Luft an. Er hoffte, dass die Königin ihm nie auf diese Art und Weise gegenüber stehen würde. Sh'Gral fauchte und zog den Schwanz ein. Durch die Rückkopplung seines Angriffzaubers auf Yashi waren seine magischen Fähigkeiten für den Moment erschöpft und rein körperlich war er seiner Mutter und ihrer Leibwache nicht gewachsen.

»Wo ist der Opal?« Shi'Mari blickte Yashi fragend an. Dieser deutete auf Kion. An dieser Stelle würde er sich hüten, in die shinmarische Politik einzugreifen.

»Komm her Suchhörnchen!« Kion hoppelte auf sie zu und wartete. »Geh und zerstöre diesen Stein. Er ist brüchig und einige Schläge sollten genügen.« Kion nickte und entfernte sich von den anderen. Es war ihm ganz recht, dieses Ding zu zerstören. Er mochte den Stein nicht. Als er mit einem Dolchknauf voller Kraft auf ihn einhieb zogen sich Risse über die Oberfläche und er zersprang.

Sh'Gral sich wand sich und schrie gepeinigt. Die Zerstörung des Steins schien im Schmerzen zu bereiten. Verächtlich blickte Shi'Mari ihn an und an ihre Männer gewandt zischte sie »Auf die Knie mit dem Verräter.« Sh'Gral wurde in die Knie gezwungen und kauerte nun vor seiner Mutter.

»Geht nun besser etwas zurück ihr Elben und Yashi. Was nun folgt könnte euch schmerzen.« Sie wandte sich wieder an ihren Sohn. Sh'Gral riss panisch die Augen auf und versuchte sich zu wehren doch er konnte sich nicht rühren. Laut und klar erklang ihre Stimme.

»Das letzte Mal war ich nicht gründlich genug, doch diesen Fehler werde ich nicht noch einmal begehen.« Sie breitete die Arme aus. »Im Namen Amits und aller Königinnen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verfluche ich Dich und deine Männer. Nie wieder wirst du willkommen sein. Möge die Wüste selbst sich gegen dich erheben und deine schwarze Seele verschlingen. Keiner wird mit dir sprechen, keiner dir Nahrung oder Obdach geben. Nie wieder wirst du zur Ruhe kommen und selbst im Tode wird deine Seele der Verdammnis geweiht sein.« Einige fauchende und knurrende Laute von sich gebend legte sie ihre Pfote auf Sh'Grals Brust und er schrie gepeinigt auf. Seine Männer fielen in die Schreie ein. Ein schwarz leuchtender Pfotenabdruck hatte sich in sein Fell eingebrannt.

»Was ist das?« Felix blickte Yashi fragend an. »Dies ist der Verbannungsspruch der Shinmaris. Damit stoßen sie jene aus ihrem Volk aus, die Schande über sie gebracht haben. Dieser Abdruck auf seiner Brust lässt jeden Shinmari wissen, dass er von nun an nicht mehr willkommen ist. Sieh dich um. Shi'Mari hat durch ihren Sohn auch die anderen damit gezeichnet. Doch dies kann noch nicht alles sein. Diese Strafe ist noch zu gering. Warte und höre gut zu. Eines Tages könnte es wichtig sein.« Yashi schloss seine Erklärung und blickte abwartend zu Shi'Mari.

»Yashi! Lasaju! Bringt Manju und diesen Drachenkrieger her. Ich brauche eure Fähigkeiten.« Die Gerufenen setzten sich in Bewegung und blieben im Halbkreis hinter ihr stehen. »Wenn ich beginne lasst eure Kräfte frei und verbindet sie mit meiner.« Sie begann seltsame Laute von sich zu geben. Es klang wie ein Miauen, Fauchen und Knurren. Weiße Funken wirbelten um sie herum und vermischten sich bald mit den grünen, blauen und silbernen ihrer Helfer. Entschlossen legte sie beide Pfoten auf Sh'Grals Kopf und ließ den Zauber frei. Ein heller Blitz schoss durch ihre Arme und hüllte sie und Sh'Gral in ein gleißendes Licht, die Schreie des Prinzen hallten über die Ebene während der Blitz in seinem Kopf wütete und seine Magie und seinen Verstand auslöschte. Diesmal würde es für Sh'Gral keine Möglichkeit mehr geben, erneut der Strafe seiner Mutter zu entkommen. Dieser Zauber, verwoben mit den Kräften der anderen war endgültig. Yashi und die anderen wandten sich erschüttert ab. Ihr Anteil war getan. Mochten sie auch diese Art der Bestrafung als grausam erachten, so hatte die Königin doch das Notwendige getan.

Lasaju sammelte seine Krieger, die inzwischen den Eingang zum Rebellenversteck verschüttet hatten und auf weitere Befehle warteten. Konjaru trat zu Manju und griff nach seiner Hand und küsste ihn. »Ich bin froh, dass Du noch bei mir bist, meinCo'ru .« Manjus Onkel beobachtete die Szene und zog fragend die Augenbraue hoch. Er beschloss jedoch, im Augenblick nicht nachzuhaken. Erst mussten sie alle wieder in Akshareen sein. Felix blickte sich um. Sh'Gral lag wimmernd und sinnlose Wörter brabbelnd am Boden. Verächtlich wandte sich die Königin ab und schritt mit ihren Kriegern auf sie zu. Lasaju gab das Zeichen zum Aufbruch und sie marschierten los Richtung Akshareen. Erneut streifte ein warmer Gedanke Yashi und hüllte ihn ein. Er lächelte. Wer immer es auch war, es musste ein außergewöhnlicher Bursche sein. Er würde schon noch herausfinden, wer sein heimlicher Freund war.

Nachwort

Ich hoffe, es hat euch gefallen. Diesmal möchte ich besonders Markus und Dirk danken, die mir einiges an Inputs für diesen fünften Teil geliefert haben. Seid gespannt wies weitergeht…

Bis dahin.. Lob und Kritik an mich, allfällige Rechtschreibfehler dürfen behalten werden *ggg*

Eure Nessi

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