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Ronny
Teil 5
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Informationen
- Story: Ronny
- Autor: Nico
- Die Story gehört zu folgenden Genre: Drama, Coming Out, Lovestory
Zusammenfassung Teil 4
Ronny hat sich also mit seinem besten Freund Robert wieder versöhnt, aber als er nach Hause kommt, wartet die nächste Katastrophe auf ihn. Seine Mutter hat die zerrissenen Gayheftchen gefunden und so bleibt Ronny nur die Flucht nach vorn und er outet sich bei ihr. In der Schule gibt es keine Reaktionen von Ronnys Freunden zu den Ereignissen am Vorabend. Der Besuch aus der Schweiz bringt Ronny nicht nur einen sehr nervenden Zeitgenossen, namens Roland ins Haus, sondern auch überraschend einen sehr süßen Jungen. Dieser scheint kein Problem damit zu haben, dass Ronny ein Bild von zwei, offenbar schwulen Jungs bei ihm entdeckt. >
»Sind das Freunde von Dir?«
Julian schien es nichts auszumachen, dass ich das Bild gesehen hatte. Es sah so aus, als wenn er sowieso vorgehabt hätte, es irgendwo offen hinzustellen. Er nahm es und legte es neben seine Sachen.
»Ja, das sind Felix und Maik, meine besten Freunde. Ich habe sie im Urlaub kennengelernt. Leider wohnen sie recht weit weg.«
Ich war verunsichert. Eigentlich wäre das doch eine prima Gelegenheit gewesen, ein klein wenig nachzuforschen, wie Julian über Liebe zwischen Jungs denkt. So wie sich die zwei Jungs auf dem Foto küssten, war es jedenfalls nicht nur rein freundschaftlich. Irgendwie traute ich mich mich aber doch nicht, weiter auf das Thema einzugehen. Gerade mal 30 Minuten kannte ich Julian nun und ich wollte erst noch ein bisschen was über ihn erfahren und konnte ihn ja auch später noch auf das Bild ansprechen. Er hatte also zumindest mal zwei schwule Freunde. Gar kein so schlechtes Zeichen, oder?
»Und Du? Hast Du viele Freunde hier?«
»Ja ich kann mich eigentlich nicht beklagen. Meine Kumpels in der Klasse sind schon ok. Mein bester Freund ist Robert, den wirst Du auf jeden Fall noch kennenlernen. Spätestens am Samstag, da habe ich nämlich Geburtstag und da gibt es hier 'ne kleine Party.«
»Cool, in Deinem Zimmer?«
»Nee, dazu ist es dann doch zu klein. Wir werden bei uns im Garten feiern.«
»Dann muss ich ja noch ein Geschenk besorgen. Was wünscht Du Dir denn?«
Nun da würde mir doch bestimmt was einfallen, aber es war wohl besser es für mich zu behalten, was ich mir wünschte, wenn ich in Julians süßes Gesicht sah.
»Mach dir keine Umstände, du bist doch mein Gast und brauchst mir nichts schenken.«
»Nun wir werden sehen.«, grinste er schelmisch, so als wenn er gerade einen Einfall hatte.
» Was macht denn eigentlich dein Vater? Ist der gar nicht da?«
»Papa ist im Moment für eine Firma in Kanada unterwegs. Er muss noch drei Wochen dort bleiben. Schade das er am Samstag nicht da sein kann. Es wird der erste Geburtstag ohne ihn.«
»Ja das ist schade, aber dafür wird es der erste Geburtstag mit Bruder.«
Wir mussten lachen und genau in diesem Moment öffnete sich, ohne ein Anklopfen, die Tür zu meinem Zimmer.
»Na ihr Schlaffnasen, was habt ihr denn für Spaß? Erzählt euch wohl unanständige Witze, von denen ihr nichts versteht.«
Roland baute sich mitten im Zimmer auf und schien sich fest vorgenommen zu haben, uns auf die Nerven zu gehen und ohne ein Antwort abzuwarten meinte er:
»Sag mal Ronnyman, gibt es denn bei euch gar nichts zu futtern? Ich habe Hunger wie ein Bär. Bei uns zu Hause hätten wir Gästen schon lange was angeboten.«
Genau in diesem Moment steckte meine Mutter ihren Kopf durch die noch offene Tür.
»Na Jungs, wie wäre es denn mit Abendessen?«
»Klar Mami, Roland wäre uns sowieso gleich zusammengebrochen, also wir kommen sofort runter.«
Wir gingen nun einer nach dem anderen die kleine Treppe hinunter und Roland der als letzter kam, sagte zu Julian:
»Ich hoffe die haben genug eingekauft, jetzt wo du dich auch noch hier durch frisst.«
Roland hatte nicht mit den guten Ohren meiner Mutter gerechnet, die das eigentlich gar nicht hören sollte.
»Keine Panik, Roland. Ich habe noch genug im Kühlschrank, dass wirst selbst du nicht alles schaffen.«
In Roland seinem Gesicht machte sich ein zufriedenes Lächeln breit. Ich war mir nicht ganz sicher, ob er sich nur aufspielen wollte, oder ob er wirklich so war und seine Kommentare alle ernst meinte. Das manchmal jemand das Gesicht verzog, wenn er etwas sagte, schien ihn nicht zu beunruhigen. Zumindest war sein Selbstvertrauen in Ordnung.
Wenn man davon absah, dass Roland der Meinung war, dass es bei ihm zu hause doch etwas besser schmeckte, verlief das Essen ohne nennenswerte Vorkommnisse, und weil es mittlerweile schon recht spät war und ich ja den nächsten Tag in die Schule musste, beschlossen wir ins Bett zu gehen. Meine Mutter hatte für Julian die Schlafcouch zurecht gemacht und Roland war, nachdem er festlegte, dass er als erster ins Bad geht, auch verschwunden.
Ich hatte gerade meine Schulsachen zurecht gemacht, als Julian aus dem Bad kam und sich ohne große Scheu nackt auszog. Ich musste ihn einfach anstarren und es war mir ganz egal, was er von mir denkt. Es war ein wunderschönes Bild und ich wollte es auf jeden Fall so lange wie möglich genießen. Er sah einfach traumhaft aus und alles, wirklich alles an ihm, passte zu seinem niedlichen Wesen. Er lächelte nur etwas verlegen als er merkte, dass ich ihn so genau betrachtete, nahm eine neue Shorts aus seinem Koffer und verhüllte damit das Stückchen an seinem Körper, dass ich gerne noch etwas länger gesehen hätte.
»Gefallen dir meine Shorts?«
»Äh, wie... was?«
»Ich meine weil du mich so ansiehst.«
»Ach so ja... natürlich. Ich glaube ich hab auch solche... irgendwo.«, stammelte ich hilflos.
Er hatte es also bemerkt. OK, so wie ich geguckt hatte, wäre es sicher einem Blinden aufgefallen, dass er mein Interesse geweckt hat. Ich verschwand erst mal im Bad, um möglichst einem peinlichen Fortgang des Gesprächs zu entgehen.
Pass auf Ronny! Reiß dich ein bisschen zusammen, mahnte ich mich selber, während die Zahnbürste in meinem Mund ihre Arbeit machte. Als ich wieder ins Zimmer kam, schien Julian schon zu schlafen. Er hatte sich in seine Decke gekuschelt und man hörte nur ein leises, gleichmäßiges atmen. Ich legte mich in mein Bett und konnte noch ein ganze Weile nicht einschlafen. Es war ja eigentlich alles wie immer, nur Julian lag ein paar Meter entfernt von mir, aber trotzdem war dadurch irgend etwas besonderes im Raum. Ich fühlte mich wohl, einfach nur weil er da war.
Am nächsten Morgen wurde ich schon vor dem Weckerklingeln wach und tapste müde ins Bad. Ich beneidete unsere Gäste, die ja Ferien hatten und sich erst um 10 Uhr zu einer Stadtrundfahrt treffen wollten. Meine schlechte Laune war aber sofort weg, als ich wieder zurück in meinem Zimmer das Rollo vor dem Fenster leicht öffnete und die Morgensonne ein klein wenig meinen noch schlafenden Gast beleuchtete. Er war fast völlig aufgedeckt, nur die Beine steckten noch unter der Decke. Er lag auf dem Bauch und seine Shorts, waren auf der einen Seite ein Stück nach unten gerutscht, so dass ich ein ganz kleines Stückchen von seinem süßen, runden Po sehen konnte. Ich hätte mich am liebsten hingesetzt und diesen Blick noch weiter genossen, aber leider war die Zeit knapp und ich wollte nicht, dass Mama wieder Terror macht, weil ich zu spät zum Frühstück komme.
Als ich in die Küche kam, war der Tisch schon gedeckt und meine Mutter lächelte mir gut gelaunt entgegen:
»Na gut geschlafen mein Sonnenschein?«
»Ja danke, leider bin ich nicht ganz fertig geworden. Ich könnte noch ein paar Stunden vertragen, nicht viel, vielleicht bis zum Mittagessen oder so.«
»Das könnte dir so passen. Wenn du dir irgend wann mal deine Rente erarbeitet haben wirst, dann kannst du an solchen Luxus denken.«
Na ja, ich war ja schon fast 16. So lange konnte das also nicht mehr dauern und am nächsten Wochenende würde ich schon mal dafür proben.
Als ich gerade den letzten Schluck meiner Milch weg hatte und mich mit den üblichen Worten in die Schule verabschieden wollte, hielt mich meine Mutter noch zurück.
»Sag mal Ronny, hast du schon mal darüber nachgedacht, ob du es Papa auch erzählen möchtest? Ich meine, dass er nicht auf eine Schwiegertochter hoffen sollte?«
Natürlich hatte ich schon mal darüber nachgedacht, aber was ich mir bei meiner Mutter immer noch ganz gut vorstellen konnte, nämlich offen mit ihr über solche Dinge zu reden, fiel mir das bei meinem Vater sehr schwer. Ich mochte ihn, ja ich hatte ihn sehr gern, aber ob ich über so etwas mit ihm sprechen konnte, wusste ich nicht. Irgendwie schämte ich mich bei dem Gedanken daran.
»Ich weiß nicht Mama, kannst du es ihm nicht sagen? Ich meine, ich möchte schon das er es auch weiß, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich das hinkriege. Du hast ihm doch schon so manches schonend beigebracht.«
Ich versuchte meinen besten Bettelblick hinzubekommen und schaute meine Mutter fragend an.
»Nun wenn ich weiß, dass du es möchtest, kann ich es schon versuchen. Ich will dir aber auch nicht vorgreifen. Für mich wäre es nur nicht schön, wenn ich es Papa verheimlichen müsste.«
»Nein das auf keinen Fall. Ich fände es gut, wenn Du es ihm sagen würdest.«
»Na dann gut. Ich werde mein bestes tun.«
»Danke. Ob er dann böse ist?«
»Böse sicher nicht, aber ich denke schon, dass er auch etwas überrascht sein wird. Man weiß ja, dass so etwas eben vorkommt, aber man rechnet trotzdem nie damit, dass es in der eigenen Familie passiert. Mach die keine Gedanken, es wird schon gut gehen.«
Nun ich hoffte es und an der Tür wäre ich fast mit Robert zusammengestoßen, der gerade klingeln wollte.
»Na, wie war die erste Nacht mit zwei Jungs in deinem Bett?«
»In meinem Bett? Da war ich ganz alleine und bei Roland bin auch sehr froh, dass ich mit ihm nicht das Bett teilen muss.«
»Ach so bei Roland *g* und wie ist es mit dem anderen? Wie heißt er eigentlich?«
»Mit Julian? Nun bei dem würde ich schon mal ein Stück zur Seite rutschen, damit er noch etwas Platz neben mir hat.«
»Na dann halt dich rann. Eine Woche ist nicht so lang, du musst also schon sehen, dass es schnell funkt.«
»Du hast gut reden. Ich glaube nicht, dass ich bei ihm ein Chance hätte und selbst wenn, du sagst ja selber, dass er in einer Woche wieder weg ist. Was sollte das für einen Sinn machen.«
»Was für einen Sinn? Aufwachen Ronnylein! Wir sind jung und müssen unsere Erfahrungen sammeln, solange wir noch einen hoch kriegen.«
»Na ich weiß ja nicht, wie es bei dir aussieht, aber ich bin ganz zuversichtlich, dass es noch 'ne Weile klappt. Momentan ist der 'kleine Ronny' bei mir eher viel zu fleißig und ist öfter oben, als mir manchmal lieb ist. Aber mal ehrlich, ich glaube ich vermisse Julian jetzt schon, wenn ich daran denke, dass er nächste Woche wieder weg ist. Es war wunderschön heute morgen, als er noch ganz brav in seinem Bett lag und süß geschlafen hat.«
»Hat Dir schon mal jemand gesagt, dass Du verknallt bist.«
»Nun hör aber auf, ich doch nicht. Ich habe erst mal genug von der Liebe. Ich sage nur: Holger.«
Natürlich war ich verknallt, oder nicht? Ich wusste es nicht. Julian machte mich mit seiner offenen, natürlichen Art total nervös. Das Bild mit den Jungs, die Selbstverständlichkeit, mit der er sich vor mit nackt zeigte, seine direkte Frage, ob mir seine Shorts gefallen und der Blick dabei, als ob er etwas ganz anderes meinte, all diese Dinge zusammen mit seinem wunderschönen Augen, ließen mich den ganzen Tag nicht los. Ich konnte es kaum erwarten, ihn endlich wiederzusehen.
Ich war gerade mit den Hausaufgaben fertig, als ich im Hausflur Stimmen hörte. Endlich, sie waren wieder da. Roland war der erste der in mein Zimmer stürmte.
»Du machst die Hausaufgaben noch zu Hause? Wir machen das immer früh vor der Schule. Das kennt ihr hier wohl nicht?«
»Doch, aber wir vernaschen früh vor der Schule lieber die Mädchen aus unserer Klasse und machen dafür die Hausaufgaben zu Hause, dass kennt ihr wohl nicht?«
»Haha, ihr habt doch noch nicht mal Haare am Sack und redet schon vom Mädchen vernaschen. Wenn die meinen Prachtkerl erst mal spüren, wollen die von euren Pionierpimmeln sowieso nichts mehr wissen.«
In diesem Moment drängelte sich Julian an Roland vorbei ins Zimmer:
»Nun dann schieb doch mal deinen Prachtkerl aus der Sonne und mach Platz für die Leute, die in diesem Zimmer wohnen. Hi Ronny.«
Ich nickte Julian zu. Roland winkte nur verächtlich ab.
»Na ich geh erst mal duschen. Unser Badezimmer zu hause ist übrigens größer als das hier.«
Mit diesen Worten verschwand Roland und Julian schloss die Tür, die er offen gelassen hatte.
»Man wie haltet ihr das nur aus mit dem?«, fragte ich.
»Training, Ronny, alles Training. Wie war dein Tag?«
»Na ja, Schule eben. Wahnsinnig aufregend, abenteuerlich und interessant, zumindest bis ich nach der letzten Stunde aufgewacht bin. Was habt ihr gemacht?«
»Ja, Schule ist wohl überall gleich. Wir haben uns die Stadt angesehen und waren dann noch ein wenig shoppen.«
»Und? Hast Du was schönes gekauft, Julian?«
»Ja, aber das verrate ich noch nicht. Zumindest nicht bis Samstag.«
Julian grinste von einem Ohr bis zum anderen und ich war nun ziemlich gespannt, denn ich konnte mir schon denken, dass es etwas mit meinem Geburtstag zu tun hat.
Nach dem Abendessen, an dem Roland fast nichts auszusetzen hatte, wollte nun auch Julian duschen und meine Mutter fragte Roland, ob er ihr nicht beim Abwaschen helfen könnte. Julian ging schon voran und ich amüsierte mich, wie meine Mutter Roland zur Küchenarbeit heranzog. Da sie ihn immer wieder lobte, wie gut er das doch alles macht, kam er vor lauter Stolz gar nicht dazu, sich dagegen zu wehren.
Ich ging die Treppe hinauf und hörte im oberen Bad, wie das Wasser in die Badewanne plätscherte. Ich stand ein paar Sekunden vor dem Badezimmer und mir wurde ganz heiß. Hinter dieser Tür musste dieser Traumjunge nackt sein. Seine Hände würden seinen wundervollen Körper einseifen, über seinen süßen Hintern streicheln und vielleicht würde er sogar ...
Ich konnte nicht anders. Zitternd und mit laut pochendem Herzen, näherte sich mein Kopf dem Schlüsselloch. Ich wusste, dass es sich nicht gehört, aber ich wollte diesen Jungen einfach noch einmal nackt sehen. Ich war aufgeregt und voller Vorfreude zugleich.
In dem Moment wo ich das linke Auge zu kniff, um mit den rechten durch das kleine Loch zu sehen, tippte mir jemand auf die Schulter. Mir blieb fast das Herz stehen, so sehr bin ich erschrocken.
»Vielleicht sollte ich erst rein gehen, damit du auch was zu gucken hast.«
Julian stand, nur in ein Handtuch gewickelt, hinter mir und sagte diese Worte, als wenn es das natürlichste von der Welt wäre, wenn ich ihm beim Duschen beobachten möchte.
Ich spürte, wie mir die Schamröte ins Gesicht schoss. Wenn mir vorher schon heiß war, so glühte ich jetzt und ich rang nach ein paar erklärenden Worten.
»Entschuldige... ich meine... es ist nicht wie Du denkst... ich ähm,... ich wollte nur sehen, ob es dir gut geht.«
»Ja mir geht es prima, ich hatte nur mein Handtuch vergessen.«
»Na... dann ist ja gut. Ich meine... dann viel Spaß... oder so.«
Julian lächelte und verschwand im Bad. Ich schleppte mich in mein Zimmer legte mich auf mein Bett und hätte heulen können. Was war ich nur für ein Arsch. Was musste Julian nun von mir denken? Die Wahrheit! Das ich ein kleiner schwuler Spanner bin, der geil darauf war ihn nackt zu sehen. Ich schämte mich so sehr. Wie sollte ich ihm das nur erklären. Und er? Er nahm es so ganz locker. Ich hatte es überhaupt nicht verdient, auch nur ein kleines Stück von ihm zu sehen.
Ich hoffte, dass er nie fertig werden würde mit duschen. Ich hoffte, dass er den Vorfall vergessen würde, aber beides war wohl ziemlich unwahrscheinlich.
Ich war total angespannt und ich erschrak, als plötzlich die Tür aufging. Es war aber nur Roland, der mir ein gute Nacht wünschte und es sich nicht nehmen ließ zu bemerken, dass bei mir mit feuchten Träumen ja eh noch nicht zu rechnen sei. Mir waren all seine Worte egal, ich dachte nur daran, wie ich aus dieser peinlichen Situation wieder herauskommen könnte.
Das nächste mal als die Tür aufging, war es wirklich Julian. Er hatte wir zuvor sein Handtuch um die Hüften gewickelt und lächelte mich freundlich an.
»Ist Roland schon in sein Zimmer verschwunden?«
»Ja er hat sich verabschiedet. Und wie war es?«
Wieso stellte ich diese blöde Frage. Ich war total durcheinander, ich hatte Angst alles noch viel schlimmer zu machen und dann fragte ich auch noch so einen Quatsch.
»Das Duschen? Es war ganz ok. Es war nicht mein erstes mal.«, grinste er.
»Ja klar. Natürlich... ähm... sicher.«
Julian hatte noch immer nur das Handtuch um, kam jetzt zu mir und setzte sich auf mein Bett.
»Was ist Ronny? Du bist ja total durcheinander. Mach dir doch keinen Kopf wegen vorhin, ist doch normal.«
»Man Julian, mir ist das so peinlich. Ich weiß ja selber nicht warum ich das gemacht habe.« Das war gelogen.
»Vielleicht weil du sehen wolltest, ob deiner länger ist als meiner?«
Julian lachte. Er schien das lustig zu finden und ich starb den Tod aller Qualen.
»Ja vielleicht.«
Was sollte ich schon dazu sagen. Es war zumindest eine Erklärung, die mich nicht gleich als schwul outete.
Julian setzte wieder sein breites Grinsen auf, nahm sein Handtuch von seinen Hüften und zwinkerte mir zu:
»Und ist er?«
Hilfe!!! Der niedliche Typ saß nun nackt neben mir und lies mir den freien Blick auf sein bestes Stück. Das gibt es doch einfach nicht. Wie kann jemand nur so natürlich mit dieser Sache umgehen. Sind die in der Schweiz alle so? Dann musste ich meine Eltern unbedingt überreden da hin zu ziehen.
»Ja... ähm... nein, ich denke schon.«, stotterte ich zusammen, ohne selber den Sinn meiner Worte zu verstehen.
Julian stand auf, nahm sein Shorts, schlüpfte hinein und schaute mich fragend an.
»Wie nun? Ist meiner nun kleiner oder größer?«
»Ich denke, so gleich groß... denke ich so, gleich eben so... Ich meine so normal eben, wie er sonst ist weiß ich ja nicht.«
Was machte ich denn da schon wieder? Anstatt das peinliche Thema endlich zu beenden, machte ich auch noch weiter.
»Du meinst wenn er steif ist?«
Das Lächeln in seinem Gesicht verschwand plötzlich und ich bekam es mit der Angst zu tun. Ich hatte es wohl übertrieben. Wäre ich nur still gewesen. Warum komm ich nur immer wieder in so ein Scheiße rein? Er sah mich fast traurig an und sagte weiter:
»Ich hätte kein Problem dir auch das zu zeigen, aber dann ist es wohl besser, wenn ich dir sage, dass ich schwul bin. Ich möchte nicht das du denkst, ich will das ausnutzen. Ich habe Vertrauen zu dir und von mir aus können wir über alles reden. Aber ich möchte gern, dass du über mich Bescheid weißt. Ich steh halt auf Jungs. Ich meine ich kann mich ja auch im Bad umziehen, wenn dir das unangenehm ist.«
Waaaaaaaaaaaaas??? Er entschuldigt sich im Vorfeld bei mir für etwas, was ich schon lange tat! Ich war es doch, der ihn ausnutzte. Ich habe ihn doch in den Glauben gelassen, dass ich ihn nur seiner schönen Shorts wegen ansah und in Wirklichkeit, war ich total scharf auf seinen Anblick.
»Du bist was?«
Natürlich hatte ich es verstanden, aber um Zeit zu gewinnen wollte ich es einfach noch mal hören. Vielleicht hatte ich es ja auch nur falsch verstanden.
»Ich bin schwul, ja. Entschuldige, ich hätte das vielleicht schon gestern sagen sollen, bevor du mit mir das Zimmer teilst.«
»Du musst dich nicht entschuldigen.«
Ich machte ein kleine Pause, die mir wie ein Ewigkeit vor kam.
»Du bist nicht der einzige hier der schwul ist, Julian. Was denkst du, warum ich wirklich durch das Schlüsselloch gucken wollte? Weil ich dich gern nackt sehen wollte. Weil ich drauf stehe. Weil du so süß bist.«
Die letzten Worte wurden immer leiser und und nun war es wohl Julian, der verblüfft und überrascht war.
»Meinst du das ernst?«
»Ganz ernst. Ich habe mich erst vor drei Tagen bei meiner Mutter geoutet, nachdem es ungeplant meine Klassenkameraden erfahren haben.«
»Das ist ja verrückt.«, grinste Julian. »Solche Zufälle gibt es doch eigentlich nur in schwulen Stories im Internet, wo alle die sich treffen plötzlich schwul sind.«
»Ja, nur leider ist das hier das wahre Leben.«
»Leider?«
Ging das nicht schon wieder alles viel zu schnell? Ein süßer Junge ist bei mir zu Besuch, er ist schwul wie ich und ...? Was kommt jetzt?
Die nächste Stunde hatten wir voll damit zu tun, über unsere Erfahrungen, Hoffnungen und Wünsche zu reden. Ich erzählte Julian die Geschichte mit Holger, mit Robert, mit den Heften und natürlich kam auch Ziegenbärtchen zur Sprache. Julian erzählte mir von Maik und Felix, wie er sie kennengelernt hat und wie viel ihm die Freundschaft mit ihnen bedeutet. Wir hatten uns auf mein Bett gelegt und schauten an die Decke. Es war so schön. Endlich konnte ich mal mit jemanden über all diese Dinge reden. Endlich mal jemand der mich verstand, der die selben Probleme hatte wie ich. Julian sah mich von der Seite an:
»Es ist ein Jammer.«, meinte er plötzlich. »Warum lerne ich so tolle Freunde immer nur so weit weg von zu Hause kennen?«
»Ja das ist wirklich blöd.«
»Ich hab zwar gute Kollegen bei mir in der Klasse, aber so ein richtiger guter Freund ist da leider nicht dabei. Mit den Jungs kann man ja nicht mal zusammen wixen.«
Julian sagte das mit einem traurigen Hundeblick und in einem Tonfall, als wenn es ganz natürlich und selbstverständlich wäre, dass das Jungs eben zusammen machen.
»Nun Robert ist zwar mein bester Freund, aber so was haben wir auch noch nie zusammen gemacht. Ich glaube, dass möchte ich auch nicht. Da gibt es andere Jungs, mit denen ich das gern mal machen würde.«
»Na bei mir in der Klasse ist da nur einer, den ich richtig süß finde. Er heißt Juan und ist erst vor zwei Wochen zu uns an die Schule gekommen. Er hat bei seinen Großeltern an der französischen Grenze gewohnt und ist nun zu seiner Mutter gezogen. Er ist total schüchtern und redet noch nicht viel, aber ich habe mich schon ein paarmal super nett mit ihm unterhalten.«
Eine Weile schwiegen wir. Julian rutschte noch ein Stück zu mir heran und fragte:
»Sag mal, wie ist das eigentlich? Ich meine Sex mit 'nem Jungen? Ich hab das ja noch nie erlebt.«
»Na ja, so viel Erfahrung habe ich da ja auch nicht. Das mit Holger war schon irgendwie nicht schlecht. Ich hatte nur gedacht, dass er mich gern hat und es macht, weil ich ihn etwas bedeute.«
Ich versuchte Julian die Situation noch einmal genau zu beschreiben und er hörte still und aufmerksam zu. Als ich fertig war, hatte er wieder sein süßes Grinsen im Gesicht.
»Weißt du Ronny, ich hätte jetzt große Lust es mal zu probieren.«
»Ich auch.«
»Kannst du dir vorstellen, dass wir zusammen, ich meine... na du weißt schon?«
Die letzten Worte klangen so niedlich aus Julians Mund. Wie ein kleiner Junge, der heimlich über etwas verbotenes spricht. Meine Lippen war ganz trocken.
»Ja, ich glaube ich kann mir das sehr gut vorstellen.«
Wir guckten uns eine ganze Weile verlegen an. Waren wir mit diesen Worten schon zu weit gegangen? Es lag eine ganz sonderbare Stimmung im Raum.
Wieder war es Julian, der den Anfang machte und sich ganz langsam seiner Shorts entledigte. Diesmal aber nicht mehr so selbstsicher, wie er bisher aufgetreten war. In seinem Blick konnte ich die Unsicherheit erkennen, die ich auch in mir spürte.
»Vielleicht willst du jetzt ja noch mal vergleichen?«, flüsterte mir Julian ins Ohr und deutete auf seinen kleinen Helden, der nun schon beachtlich an Größe gewonnen hatte.
»Dazu müsstest du mich erst mal aus meiner Hose befreien.«
»Nichts lieber als das.«
Zumindest das schien für Julian nichts alltägliches zu sein, denn ich glaubte zu spüren, wie seine Hände leicht zitterten, sein Atem ging schneller und es dauerte etwas, bis er meine Shorts freudestrahlend um seinen Finger kreisen lies, bevor sie irgendwo im dunklen Teil des Zimmers verschwand. Wieder passierte ein Weile gar nichts. Wir sahen uns nur an. Fragend schaute einer den anderen in die Augen. Es waren süße Augen in die ich sah, aber eine richtige Antwort konnte ich nicht erkennen.
»Komm.«, ergriff ich nun die Initiative.
Ich schlug meine Bettdecke zurück und zog Julian zu mir heran. Dann deckte ich uns beide zu.
»Damit wir nicht frieren.«
»Mir ist eher ganz heiß, Ronny. Ich glaube übrigens du hattest recht.«
»Womit denn?«
»Na mit der Länge meine ich.«, kam es von Julian schon fast empört, dass ich es vergessen hatte. »Ich glaube sie sind wirklich gleich groß.«
Julian machte bei dieser Feststellung ein sehr zufriedenes Gesicht. Meine Hand berührte vorsichtig seinen Körper. Er zuckte leicht, aber es schien ihm nicht unangenehm zu sein. Ich fühlte mich so wohl neben ihm. Es war schön seine warme Haut zu spüren und ich hätte ihn am liebsten stundenlang nur festgehalten und gestreichelt. Ich war glücklich und doch war es ganz anders als bei Holger. Mein Verlangen nach diesem hübschen Boy wich immer mehr einem schönen Gefühl von Vertrauen und Zuneigung. Ich hatte Angst, dass jeder Schritt weiter diesen Zauber zwischen uns zerstören konnte. Julian riss mich sanft aus den Gedanken.
»Du Ronny?«
»Ja?«
»Ich glaub ich kann das nicht. Ich meine, ich hab Schiss.«
»Ich auch.«
Julian machte ein enttäuschtes Gesicht, wobei er mehr über sich, als über mich enttäuscht schien.
»Bist du sauer wenn wir vielleicht nicht...«
»Nein. Es ist schon ok.« Ich war eigentlich erleichtert. Hatte er meine Gedanken gelesen?
»Darf ich trotzdem hier bei dir schlafen?«
»Denk ja nicht, ich lass dich hier wieder raus.«, sagte ich grinsend.
»Ich hab dich gern Ronny.«
»Ja, ich dich auch.«
Wir lagen nebeneinander, jeder dem anderen zugewandt. Wir kuschelten uns zusammen und für einen kurzen Moment spürte ich noch Julians sanftes streicheln auf meinem Körper. Ich war nicht enttäuscht, dass nicht mehr passiert ist. Ich war glücklich einen Menschen getroffen zu haben, dem ich nach kurzer Zeit so nahe stand. Eines war mir nun klar: Ich war nicht verliebt in Julian. Ich war fasziniert von seiner lieben, offenen Art, seinem Wesen, dass ich sofort in mein Herz geschlossen hatte. Ich freute mich auf die nächsten Tage und war gespannt, was sie uns bringen.
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