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12 Jahre Uferlos
Teil 6 - Engel und Teufel
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Informationen
- Story: 12 Jahre Uferlos
- Autor: Patrick Rob. Cold
- Die Story gehört zu folgenden Genre: Drama, Lovestory
Kapitel 6
Engel und Teufel
Endlich waren die dunkeln Wolken aufgebrochen und gaben Stück für Stück den blauen Himmel frei. Für diese frühe Stunde waren erstaunlich viele Menschen unterwegs. Etliche Männer in Anzügen waren hier im Stadtzentrum anzutreffen. Einige in sehr modischen Anzügen und andere in Modellen, die wohl noch aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg übrig geblieben waren. Aber all diese Anzugträger hatten eines gemeinsam: Sie alle gingen emsig ihren Geschäften nach. Zumindest schafften sie es meisterhaft, diese Illusion aufrecht zu erhalten.
Frauen waren, natürlich ebenso oft vertreten.
Ich nahm einen tiefen Zug von meiner Zigarette, als ich in eben diese geschäftige Menschenmasse eintauchte. Niemand hielt es für notwendig mich zu fragen, ob ich denn überhaupt schon rauchen dürfte, oder ob ich nicht schon längst in der Schule hätte sein müssen. Wahrscheinlich bemerkten die Erwachsenen mich noch nicht mal. Sie alle waren so dermaßen damit beschäftigt, sich zu beschäftigen, dass ich sie dabei nicht stören wollte. So setzte ich - unbehelligt - meinen Weg zu dem schönen Springbrunnen fort. Dies war der Ort, den Nico und ich als Treffpunkt vereinbart hatten.
Ich freute mich auf dieses Treffen. Ich freute mich darauf fast so sehr, wie über den Umstand, dass Nico nicht noch mehr Blessuren von dem vorherigen Tag davongetragen hatte, als ohnehin schon der Fall war. Der Arme hatte wirklich sehr viel von diesem Koda einstecken müssen.
Ich konnte es kaum erwarten, Nico in den Arm zu nehmen. Ihm durchs Haar zu streicheln. Und ihn vielleicht, in einem unbeobachteten Moment, zu küssen.
Eine seltsame Leichtigkeit überfiel mich. Es schien fast so, als wäre alles Übel, der letzten Zeit nie passiert. Meine Vorfreude auf das Treffen, mit ihm war sogar so groß, dass ich die seltsame Begegnung mit dem „weißen Mädchen“, Karina, lag sie auch erst wenige Minuten zurück, längst vergessen hatte.
Ich konnte den Springbrunnen schon ausmachen, nur von Nico war noch nichts zu sehen. Nach einem kurzen Blick auf die Uhr merkte ich, dass ich fünfzehn Minuten zu früh dran war. Es würde also noch etwas dauern, bis er ankommen würde. Deswegen beschloss ich, noch ein wenig an den unzähligen Schaufenstern vorbei zu schlendern. Shopping für Arme … Unter anderen Umständen hätte es mich sehr geärgert, all diese tollen Dinge, die geradezu übertrieben aufdringlich zur Schau gestellt wurden, zu sehen und zu wissen, dass ich mir, auf Grund, meines niedrigen Einkommens - auch Taschengeld genannt - keines dieser Dinge würde leisten können.
Aber nicht heute! Nicht an diesem Tag …
Egal, wie schlimm und finster meine Gedanken an seinem Anfang auch gewesen sein mochten.
Nun war es ein fantastischer Tag, voller Wunder und Zauber und kleinen Elfen, die durch die Lüfte flogen und jedem ein Stück Hoffnung und Frohsinn brachten, der in die Hände klatschte und an Elfen glaubte …
Und das wichtigste war, dass ich mich in wenigen Augenblicken mit Nico treffen würde, der glücklicherweise am Vortag mit einem blauen Auge davon gekommen war. Und Koda, dieser Wahnsinnige, saß wieder in Haft und so war die Welt wieder ein kleines Stück sicherer.
Während ich durch die geschäftigen Einkaufstraßen schlenderte, fragte ich mich, wieso es mich eigentlich so sehr freute, dass Nico wohl auf war. Natürlich mochte ich ihn und freute mich, wenn es ihm gut ging. Aber in diesem extremen Ausmaß?
Hatte ich mich etwa verknallt?
Ein seltsames und klischeehaftes Kribbeln machte sich in meinem Bauch breit.
Verknallt? Ich? In einen Jungen?!?
Es fühlte sich ganz anders an, als bei Marian, denn damals bei ihm war es wohl mehr die Neugierde gewesen, die mich antrieb und nicht die sprichwörtlichen Schmetterlinge im Bauch. Denn diese absolvierten an diesem Morgen ihre allererste Flugstunde. Und es war ein großartiges Gefühl.
War ich also in diesen Jungen namens Nico verknallt?
Und wenn schon?
Ein breites Lächeln machte es sich in meinem Gesicht bequem. Ja. Dies war wirklich einer der schönsten Tage, die ich je erlebt hatte.
Das heißt, er hätte es werden können wenn da nicht…
Plötzlich hörte ich eine Stimme, die mich noch heute in tausenden Alpträumen verfolgt. Sie kam von irgendwo hinter mir.
„…scheiß doch auf die Pauker. Wenn die ein Problem haben, gebe ich denen eins aufs Maul. Komm her, gib mir n Kuss.“
Sofort starben alle Schmetterlinge, auf quälende und brutale Weise, zusammen mit meinem Lächeln.
Die Stimme gehörte Markus!
Offensichtlich hatte er mich noch nicht gesehen, also sah ich für mich nur zwei Möglichkeiten:
Entweder versteckte ich mich und hoffte, dass er bald verschwinden würde.
Oder ich tat das, wonach mir eher der Sinn stand; nämlich einen schweren Stein zu nehmen und damit so lange auf seinen verdammten Schädel einzuschlagen, bis von seiner hässlichen Fratze nur noch eine undefinierbare, breiartige Masse übrig wäre.
So verlockend mir die zweite Variante auch erschien, und das tut sie noch heute, entschied ich mich für die erste, allerdings mit ein paar kleinen Modifikationen …
Ohne mich umzudrehen, ging ich schnellen Schrittes in das Geschäft, vor dessen Schaufenster ich gerade gestanden hatte.
Ein Tabakwarenladen, zum Glück, denn die meisten Geschäfte öffneten erst viel später, um 10 Uhr.
„Kann ich dir helfen?“, hörte ich die Stimme der schon ziemlich in die Jahre gekommenen Verkäuferin, unmittelbar nachdem die Ladentür hinter mir geschlossen war.
Als ich antwortete, sah ich nicht sie, sondern Markus - durch das Schaufenster - an. Er trug seinen Schulrucksack auf dem Rücken. Wahrscheinlich schwänzte er, genauso wie ich, heute die Schule.
Er war nicht allein. Eine Blondine, die ich nicht kannte, war bei ihm.
„Ich suche nach einem Geschenk, für meinen Vater“, antwortete ich ihr, ohne den Blick von Markus abzuwenden.
Gut, er schien mich nicht gesehen zu haben. Aber wie sollte es nun weiter gehen?
„Aha und da suchst du nach einem etwas hochwertigeren Feuerzeug, stimmts?“ Ihre Stimme ließ erahnen, dass sie mir kein Wort glaubte. Wahrscheinlich war ihr Blick dem meinen gefolgt und nun ahnte sie, dass es einen anderen Grund für meinen Besuch gab.
Als Markus einen Augenblick später aus meinem Blickfeld verschwunden war, beschloss ich, alles auf eine Karte zu setzen und verließ den Laden wieder in der selben Eile, in der ich ihn schon betreten hatte, mit den Worten: „Ich denke ich schenke ihm doch etwas anderes. Schönen Tag noch.“ Die Verkäuferin wollte wohl noch etwas sagen, kam jedoch nicht mehr dazu, ich hatte den Laden schon verlassen. Meine neue Mission begann…
Sorglos und unerträglich selbstgefällig stolzierte dieser Giftzwerg, mit seiner Blondine im Arm, gut zehn Meter vor mir her.
Es fühlte sich fantastisch an, wie ein Raubtier hinter ihm her zu schleichen. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, die Kontrolle über die Situation zu haben. Es war ein Gefühl von Macht. Ich wollte es auskosten .Und, auch wenn es vielleicht nur eine Illusion sein mochte, aber es machte mich stark.
Stark und mutig!
„Warte nur du Wichser!“, zischte ich vor mich hin. „ Mit dir bin ich noch nicht fertig!“
Ich genoss es in vollen Zügen. Ich wollte diese Macht noch länger spüren. Bis ich schließlich zuschlagen würde, oder er sich einfach umdrehte …
Ich war hinter ihm her und er hatte nicht die geringste Ahnung, dass ich da war, so weit so gut. Aber wie sollte es nun weiter gehen? Die Idee mit dem Stein gefiel mir immer besser, und die paar Jahre hinter Gitter hätte ich sicher auch verkraftet, dessen war ich mir sicher. Aber am Ende war mir diese Variante dann doch zu extrem, auch wenn ich liebend gerne den Gesichtsausdruck dieses Blondchens gesehen hätte, während ich aus seiner Visage einen Picasso machte …
Doch ungeschoren wollte ich dieses Arschloch dann doch nicht davon kommen lassen.
Aber noch nicht!
Abwarten und gelegentlich hinter einigen Passanten, oder hinter einem Müllcontainer abtauchen, immer wenn es den Anschein hatte er würde sich gleich umdrehen. Mehr konnte ich im Moment nicht tun.
Ein bösartiges Grinsen umspielte meine Lippen, als ich mir vorstellte, wie ein kleiner Engel und ein kleiner Teufel auf meinen Schultern erschienen. Das Teufelchen flüsterte mir ins Ohr: „Zeig´s ihm! Mach ihn fertig! Abschaum wie er hat es nicht besser verdient!“ In meiner Fantasie sah ich dann fragend den kleinen Engel an. Dieser erwiderte meinen Blick mit seinen unschuldigen Augen, zuckte kurz mit den Schultern und sagte: Okay. Gibs ihm!“
Während ich meinen Rachefantasien nachhing, kam dann auch endlich meine Chance …
Ich hatte das Pärchen fast eine halbe Stunde lang verfolgt. An einem kleinen Kiosk, wie es sie selten direkt in der Innenstadt gab, kaufte Markus eine Dose Cola, natürlich nur für sich.
Ich verstehe, bis heute nicht, was Mädchen an solchen Arschloch – Typen finden. Im besten Falle lassen sie sich dann auch noch von solchen Kerlen verprügeln und behaupten hinterher, sie hätten es verdient, weil das Essen nicht rechtzeitig auf dem Tisch gestanden habe, oder etwas in der Art.
Aber um seine Begleitung machte ich mir recht wenig Gedanken. Ich hatte nur noch Augen für Markus!
Nach der besagten halben Stunde betraten die beiden den einzigen Klamottenladen, der um diese Zeit schon geöffnet hatte und, so unauffällig wie möglich, folgte ich ihnen. Zielstrebig gingen sie in die Sportbekleidungsabteilung, natürlich die für Herren. Dort war es schon bedeutend schwieriger, sich vor Markus´ Blicken zu verbergen, aber irgendwie gelang es mir trotzdem …
Nach kurzer Zeit löste Markus den Klammergriff um die Hüfte der Blondine und jeder ging seiner eigenen Wege. Natürlich behielt ich nur Markus im Auge.
Als er sich in meine Richtung drehte und ich mich, zum vielleicht hundertsten Male, zwischen den Regalen ducken musste, um nicht gesehen zu werden, geschah es …
Die Blondine stand plötzlich direkt vor mir und sah mich mit einem nicht all zu cleveren Gesichtsausdruck an.
Panik stieg in mir auf und es fühlte sich so an, als hätte sich mein Herz in einen wütenden und völlig untalentierten Schlagzeuger verwandelt, der blindlings drauf los trommelte.
„Ift alles in Ordnung?“
Oh man! Klischee ole! Zu allem Überfluss lispelte das Blondchen auch noch. Ansonsten sah sie recht hübsch aus, auf die Art, wie Schaufensterpuppen hübsch sind, irgendwie künstlich. Das lag wohl zum Teil auch an der 20 Zentimeter dicken Farbschicht in ihrem Gesicht.
„Ähh..“ Ich überlegte mir kurzerhand eine Ausrede für meine - zugegebenermaßen recht seltsame – Körperhaltung:
„Ja. Alles in Ordnung. Ich suche nur meine Kontaktlinse.“ Ich zeigte grinsend auf mein rechtes Auge. „Ist mir raus gefallen.“
Mit dieser Antwort schien sie sich zufrieden zu geben, denn sie schlenderte - mit einem „Aha“ als Antwort - dumm lächelnd weiter.
Im Geiste sah ich den kleinen Teufel, wie er mich anschrie: „Du Idiot! Pass doch mal n Bisschen mehr auf, sonst werden wir noch erwischt!“, und das Engelchen, wie es heftig nickend zustimmte.
Nach einem kurzen Moment riskierte ich einen schnellen Blick hinter dem Regal hervor. Markus hatte sich zwei T-Shirts und eine Hose aus einem der unzähligen Warenregale genommen und bewegte sich in Richtung der Umkleidekabinen. Dort angekommen, nahm er seinen Rucksack ab und stellte ihn vor die Kabine, die er betrat und den Vorhang, hinter sich zu zog.
Da war meine Chance! Endlich!
Plötzlich schrieen sowohl Engelchen, wie auch Teufelchen synchron: „ JETZT!“
Schnell sprang ich hinter dem Regal hervor und lief, so unauffällig und leise wie möglich, auf die Kabinen zu. Im Vorbeilaufen griff ich mir mehrere, teuer aussehende Kleidungsstücke, ich glaube es waren zwei oder drei T-Shirts, von dem Ständer, an dem sich Markus ebenfalls welche genommen hatte.
An den Kabinen angekommen, schlug mir das Herz bis zum Hals. Ich sah mich kurz nach der Blondine um, aber sie war nirgends zu sehen. Wahrscheinlich hatte sie sich in die Schuhabteilung verzogen, was weiß ich …
Aus der Kabine drangen Laute, als versuchte sich ein Schwein aus dem Griff eines Schlachters zu befreien. Markus versuchte sich wohl in die Hose zu zwängen.
Aber ich hatte nichts übrig für die Komik dieses Augenblicks. Nur ein Gedanke schoss mir jetzt durch den Kopf: „Jetzt hab ich dich, du Wichser!“
Flink öffnete ich seinen Rucksack. Ich kontrollierte noch schnell, ob auch ja alle Shirts elektronisch gesichert waren. Sie waren es! Also schnell rein damit!
Ich verschloss den Rucksack genauso schnell, wie ich ihn geöffnet hatte.
Keinen Augenblick zu früh!
Als ich mich unauffällig, aber doch recht zügig von den Umkleidekabinen entfernte, tauchte „Blondie“ wieder auf. Meine Theorie mit den Schuhen war wohl falsch gewesen, andernfalls wäre sie sicher nicht so schnell wiedergekommen. Aber natürlich hatte sie nichts bemerkt.
Wie eine Ratte durch die nächtlichen Gassen einer Großstadt huscht, entfernte ich mich so schnell es eben möglich war von den Beiden.
Als ich dann breit grinsend den Laden verließ, konnte ich fast schon sehen, wie das Engelchen von der einen Schulter auf die andere flog um seinem Kollegen zu gratulieren.
„Immer wieder eine Freude, mit ihnen zusammen zu arbeiten.“
Nun blieb nur noch eine Sache zu tun …
Ich setzte mich, noch immer breit grinsend, auf eine Bank, die schräg gegenüber dem Eingang zu dem Modegeschäft stand.
Engelchen und Teufelchen zündeten sich beide eine Zigarre an und ich tat es ihnen mit einer Zigarette gleich.
„Oh, die Freude liegt ganz auf meiner Seite, werter Kollege.“
Genüsslich sog ich den Qualm ein, während ich darauf wartete, dass die Show begann. Zum Glück musste ich nicht besonders lange warten …
Ich hatte meine Zigarette noch nicht ganz aufgeraucht, da waren Markus und sein „Anhang“ auch schon am Ausgang. Sie wollten gerade den Laden verlassen, gingen durch die elektronische Anti-Klau-Anlage (Ich habe keine Ahnung, wie man die Dinger nennt) und der Alarm ging los. Wie vom Donner gerührt, stand Markus da. Seine Augen waren weit aufgerissen, so als könne er nicht glauben, was gerade passierte.
Und da kam auch schon der Star der heutigen Vorstellung …
Noch bevor Markus zu irgendeiner Reaktion fähig war, war der Kaufhausdetektiv zur Stelle. Er packte Markus am Arm und forderte ihn, in einem Ton, der keinen Widerspruch zu dulden schien, auf, ihn in sein Büro zu begleiten. Die Blondine musste natürlich auch mit kommen, aber das war mir egal. Vielleicht brachte sie dieses Szenario am Ende dazu, sich von Markus fern zu halten. Das wäre dann das Beste, was ihr passieren konnte. Das wusste nun wirklich niemand besser als ich.
Aufbrausend wie er nun mal war, versuchte Markus, sich aus dem Griff des Detektiven zu befreien. Aber es war zwecklos.
Kurz bevor die drei wieder den Laden betraten, drehte Markus sich in einem letzten, verzweifelten Fluchtversuch zu mir um und sah mich endlich.
Für den Bruchteil einer Sekunde war das wohl alles zu viel für ihn. Doch dann weiteten sich seine Augen…
Der Moment der Erkenntnis!
Ich konnte nicht anders, ich musste ihm einfach breit grinsend zuwinken.
„Tja, jetzt habe ICH dich zur Abwechslung mal gefickt, mein Freund“, flüsterte ich vor mich hin.
Ich kann mich nicht erinnern, jemals wieder ein so dummes, wenn auch hasserfülltes, Gesicht gesehen zu haben, wie seines in diesem Moment.
Und dann war der Moment auch schon vorbei, als er von dem Kaufhausdetektiven endgültig in den Laden gezogen wurde.
Ich lehnte mich zurück, verschränkte die Hände hinter meinem Kopf und genoss noch einen Moment meinen Triumph.
Was war das doch für ein schöner Tag. Ich hatte diesem Arschloch eins auswischen können und endlich spürte ich so etwas wie Genugtuung.
Ich war gespannt, was dieser Tag noch an tollen Momenten für mich bereit hielt. Immerhin hatte er erst angefangen und es war erst - ich sah kurz auf meine Uhr und erschrak …
Es war schon viertel vor neun!
Als hätte mir jemand, mit einer Nadel in den Allerwertesten gepiekst, sprang ich von der Bank auf.
Nico!
Ich hatte ihn vor lauter Rachegelüsten völlig vergessen.
So schnell mich meine Füße tragen konnten, rannte ich durch die Stadt, in der Hoffnung, er würde noch am Brunnen auf mich warten.
Ich hoffte es so sehr …
Und er war noch da!
Ich rannte wie der Teufel und als ich den Springbrunnen, mit den Figuren in der Mitte, welche ein tanzendes Pärchen darstellen sollten, erreichte, sah ich ihn endlich. Er sah noch immer ziemlich ramponiert aus. Die Schwellung an seinem Auge hatte sich in ein blau leuchtendes Feilchen verwandelt.
Mit müden Augen schaute er auf, als ich ihn endlich erreicht hatte. Die dunklen Schatten unter seinen Augen verrieten, dass er wohl genauso wenig geschlafen hatte, wie ich.
Wir umarmten uns kurz zur Begrüßung und bei dieser Gelegenheit hauchte ich ihm einen Kuss auf die Wange. Dann setzten wir uns an den Rand des Springbrunnens. Weder er, noch ich sagten etwas. Wir saßen einfach nur da und genossen den Moment, bis ich schließlich das lange Schweigen brach: „Tut mir leid, dass ich jetzt erst auftauche, aber mir ist grad was unglaubliches passiert.“
Fragend sah er mich kurz an und dann wieder auf den Boden, als ich ihm alles erzählte, was passiert war. Na ja zumindest fast alles, denn meine beiden imaginären, neuen Freunde ließ ich lieber unerwähnt …
Nico hatte die ganze Zeit schweigend zugehört. Ohne einen Kommentar, oder ein Kichern, oder auch nur die kleinste Reaktion, nichts. So kannte ich ihn gar nicht. Er wirkte abwesend und irgendwie in sich gekehrt.
„Tut es noch sehr weh?“, zwang ich ihn schließlich doch noch etwas zu sagen.
„Es geht“, war alles, was ich als Antwort bekam.
Wir saßen noch eine ganze Weile schweigend nebeneinander und während ich die vorbeilaufenden Passanten beobachtete, starrte Nico die ganze Zeit auf den Boden.
Irgendwann standen wir auf und schlenderten, noch immer schweigend, durch die Innenstadt.
Auf gelegentliche Fragen meinerseits antwortete Nico meist einsilbig und hüllte sich sofort wieder in düsteres Schweigen, und die ganze Zeit über sah er zu Boden. Ich brachte es einfach nicht übers Herz, ihn zu fragen, was denn los war, und so gingen wir, meist schweigend, nebeneinander her. Die Stunden vergingen zähflüssig wie Sirup und meine Sorge um Nico wuchs von Minute zu Minute.
Vielleicht hatte er ja die Ereignisse des vergangenen Tages noch nicht verarbeiten können? Immerhin hatte man - vor ziemlich genau 24 Stunden - versucht ihn zu töten.
Irgendwann hielt ich es dennoch nicht mehr aus und ich brach erneut das Schweigen. Allerdings kamen aus meinem Mund nicht die Worte, die ich mir vorher so sorgfältig zurecht gelegt hatte, sondern: „Nico?“
Endlich sah er mal vom Boden auf und sah mich direkt an.
„Ja?“
Nun war es an mir auf den Boden zu sehen …
„Ich glaube ich habe mich in dich verliebt.“
24 Stunden früher
Ich sah wie Nicos Blick auf Kodas traf. Ungefähr 15 Meter trennten mich von Nico. Zeitgleich mit Koda versuchte ich, ihn durch die Menschenmenge vor der Eisdiele hindurch zu erreichen.
Koda war schneller …
Ohne eine nennenswerte Gegenwehr ging Nico unter den heftigen Schlägen und Tritten des Albaners zu Boden.
Die Menschen in der Nähe blieben stehen und betrachteten mit Entsetzen das Geschehen, womit sie für mich eine noch unüberwindlichere Barriere darstellten.
„Der arme Junge“, hörte ich aus der einen Richtung.
„Wieso greift denn niemand ein?“, aus einer anderen.
Aber niemand tat etwas!
Als ich es endlich geschafft hatte, mich durch die ganzen gaffenden Menschen zu wühlen, lag Nico bereits hilflos auf dem Boden, Koda völlig ausgeliefert.
In diesem Augenblick dachte ich nicht mehr. Ich handelte nur noch …
Mit zwei, drei schnellen Schritten erreichte ich Koda. Ich warf mich mit meinem ganzen Gewicht auf ihn. Der Albaner taumelte ein Stück zurück, so dass ich zu Nico gelangen konnte. Ich musste meinen Freund schützen und es war mir in diesem Augenblick auch egal, dass Koda größer und viel stärker war, als ich.
Von irgendwo hinter mir hörte ich Judith schreien: „Nein, hör auf Koda!“
Ich kniete mich neben Nico, er rührte sich nicht und hatte die Augen geschlossen. Vorsichtig nahm ich seinen Arm. Ich wollte ihn wieder auf die Beine und anschließend in Sicherheit bringen. Doch kaum hatte ich ihn aufgesetzt war Koda auch schon wieder da.
„Verpiss dich oder du bist auch dran!“, fauchte er in meine Richtung.
Ich antwortete ihm nicht. Ich konnte nicht. Stattdessen versuchte ich weiterhin, Nico auf zu helfen.
Er trat nach uns, verfehlte Nico aber knapp. Mich, allerdings traf er an der Schulter, wenn auch nur leicht, aber der Druck reichte aus, dass Nicos Oberkörper, mir aus den Händen glitt und er wieder zu Boden sank.
Wieder und wieder trat der Albaner nach uns.
„Lass doch die armen Jungs zufrieden“, hörte ich wie aus weiter Ferne eine Frau rufen.
„Ich hab gesagt, verpiss dich, du Hurensohn!“
Schweigend und unfähig mich zu wehren, steckte ich die Tritte ein und versuchte, Nico so gut es ging vor ihnen zu schützen.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Koda langsam hinter seinen Rücken griff und ein Messer mit verflucht langer Klinge aus seinem Gürtel zog.
„Du willst mich ficken, du Hurensohn?“
Mit der Klinge durchschnitt er die Luft vor meinen Augen. Voller Angst folgten meine Augen jeder Bewegung, die das Messer machte. Ich erwartete jeden Augenblick den Schmerz, den dieses Ding anrichten konnte, zu spüren.
Schnell und mit nach unten gerichteter Klinge hob Koda das Messer über seinen Kopf.
„Ich werde Dich ficken!“
24 Stunden später
„Was?“
Die Frage traf mich wie ein Schlag ins Gesicht.
Nein, eigentlich war es eher die Art und der Ton in dem Nico sie gestellt hatte. Er war nach meiner, zugegebenermaßen für uns beide überraschenden Liebeserklärung stehen geblieben und sah mich aus großen Augen an.
„Na ja“, murmelte ich. Mir fiel es wirklich sehr schwer, seinem Blick stand zu halten. In erster Linie, weil ich ihn nicht recht zu deuten wusste.
„Ich hatte gehofft, dass du und ich. Also dass wir beide vielleicht …“
„Das wir WAS? Etwa zusammen kommen?“
Wieso schnauzte er mich so an? Sollte dieser Gedanke am Ende so schrecklich für ihn sein?
„Und wie stellst du dir das vor?“, blaffte er weiter. „Sollen wir einfach Händchen haltend durch die Stadt hüpfen? Egal, was alle anderen über uns denken, so lange wir nur einander haben? Sag mal hast du sie noch alle?“
Mit Zornesröte im Gesicht tat er einen Schritt auf mich zu, als er weiter sprach: „Du denkst bestimmt, dass es was ganz besonderes war, dass wir rumgeknutscht haben, oder? Und dass es auch was ganz besonderes war, dass ich dir den Schwanz gelutscht habe und du dann meinen, richtig? Aber, wenn du dich mal ganz genau zurück erinnerst, waren wir nicht alleine. Spike hat auch mitgemacht.“
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Aber es war auch nicht nötig, etwas zu sagen, denn er war noch nicht fertig …
„Und was willst du jetzt machen? Willst du ihr jetzt auch deine ewige Liebe gestehen?“
Das hatte gesessen!
Ich wusste nicht mehr, wohin ich gucken sollte und meine Augen fixierten irgendeinen Punkt, rechts neben Nicos Kopf.
„Du bist doch krank im Kopf, wenn du denkst, dass wir zusammen sein können. Einfach nur krank.“
Dann drehte er sich einfach um und ging weiter, ohne noch ein weiteres Wort zu sagen.
So schön sich die Schmetterlinge auch anfangs angefühlt hatten, so schrecklich war es nun, dass eben diese Schmetterlinge plötzlich Dornen mit Widerhaken an den Flügeln hatten, die sich bei jedem Flügelschlag tief ins Fleisch zu bohren schienen.
„Vergiss es einfach“, murmelte ich kleinlaut.
Ich hätte heulen können, aber dazu kam es nicht. Denn, noch bevor mir die ersten Tränen in die Augen hätten schießen können, hörte ich Nico, ein paar Schritte vor mir, plötzlich schluchzen …
24 Stunden früher
„Nein! Lass sie in Ruhe du Mistkerl.“ Hörte ich Judith mit tränenerstickter Stimme schreien. Sie versuchte, den Arm des Albaners fest zu halten. Doch dieser ließ sich nicht beirren und schlug ihr kurzerhand mit der freien Hand ins Gesicht. Und so ging auch Judith zu Boden.
Dann schenkte er uns wieder seine volle Aufmerksamkeit, während, von uns allen unbemerkt, ein einzelner Mann aus der entsetzten Menge trat und sich auf uns zu bewegte …
24 Stunden später
Noch bevor ich ihn fragen konnte, was mit ihm los war, bekam ich die Antwort. Und ich hätte gerne darauf verzichtet, wenn das irgendetwas geändert hätte …
„Ich werde wegziehen.“
Während es drei Worte gibt, nach denen sich wohl jeder Mensch sehnt, so gibt es auch genauso kurze Wortkombinationen, die eine Welt zum Einsturz bringen können. Dies war eine dieser Kombinationen, für mich. Ich war sprachlos. In diesem Moment war mein Kopf völlig leer.
„Er hat uns gesehen“, langsam drehte Nico sich zu mir um und sah mir mit Tränen in den Augen direkt ins Gesicht. „Mein Vater hat uns auf dem Videoband gesehen.“
Nein! Das konnte nicht …
„Aber ich dachte die werden überspielt“, war alles was ich raus brachte.
Und dann begann sich langsam das alles in meinem Kopf zusammen zu setzen …
Natürlich!
Die Bänder wurden nur durchgesehen, wenn etwas Nennenswertes geschehen war. Und war nicht gestern etwas im Einkaufszentrum passiert? Es gab eine Schlägerei und ein Mensch wurde niedergestochen. Also wurden auch die Aufzeichnungen des Tages in Augenschein genommen.
„Er will keine kleine Tucke als Sohn haben. Er sagte, dass ich dich nicht wieder sehen darf und dass er so schnell wie möglich von hier wegziehen wird.“
24 Stunden früher
Der unbekannte Mann näherte sich Koda von hinten und griff nach seiner Waffenhand. Der Albaner drehte sich in Sekundenschnelle um und es kam zu einem kurzen Handgemenge. Fast sah es aus, wie ein seltsamer Tanz. Bis plötzlich der Mann erschrocken die Augen aufriss.
Ungläubig starrte er mich an.
Und dann war es vorbei.
Die Sicherheitsleute drängelten sich durch die Menschenmassen und überwältigten Koda in Windeseile.
Erst kurze Zeit später sah ich, dass der unbekannte Mann auf dem Boden lag und aus einer Wunde am Bauch stark blutete. Die Blutlache breitete sich schnell aus und bei dem Gerangel mit Koda trat einer der Sicherheitsleute aus Versehen meinen Rucksack in die Lache. Seinen schmerzverzerrten Gesichtsausdruck werde ich niemals vergessen. Er kannte uns nicht und setzte trotzdem sein Leben aufs Spiel. Und ich dachte, so was gäbe es nur in Filmen …
Alles um mich herum geschah wie im Zeitraffer. Ich hatte das Gefühl, ewig hilflos mit Nico im Arm auf dem Boden vor der Eisdiele zu sitzen. Obwohl nicht er es war, der lebensbedrohlich verwundet war. Es kam mir so vor, als würden sich die Menschen um mich herum in einer unglaublichen Geschwindigkeit bewegen. Koda war längste verschwunden. Abgeführt von den Sicherheitsleuten. Und eben einer dieser Sicherheitsleute kam plötzlich rasend schnell auf uns zu. Er war in Begleitung von Rettungssanitätern, die sich allerdings natürlich zu erst um den unbekannten Mann kümmerten. Doch der Sicherheitsmann kam zu uns.
„Oh mein Gott, Nico“, war alles was er sagte.
Erst nach und nach dämmerte es mir, dass es sich um seinen Vater handeln musste.
Er hob seinen Sohn auf die Arme und verschwand mit ihm.
Auch der unbekannte Mann war bereits verschwunden.
Alles was geblieben war, war sein Blut auf den schwarzen Bodenfliesen und an meinem Rucksack. Und natürlich war ich noch da.
Selbstverständlich kümmerte man sich auch um mich, aber ich hatte das Gefühl, eine Ewigkeit dort auf den kalten Fliesen gesessen zu haben. Hilflos. Schutzlos. In jeder Hinsicht ausgeliefert.
Wo war eigentlich Judith?
Ich wusste es nicht.
Nachdem Koda sie ins Gesicht geschlagen hatte und sie zu Boden gegangen war, hatte ich sie nicht mehr gesehen. Ich wusste nicht, ob sie nun die Sicherheitsleute geholt hatte oder einfach nur weggelaufen war.
24 Stunden später
Es traf mich wie ein Schlag ins Gesicht.
Wieso konnte ich denn nicht einfach nur mit Nico zusammen sein?
„Und weißt du schon, wann ihr umziehen werdet?“, war das einzige, was ich mit heiserer Stimme raus brachte. Ich musste wirklich all meine Selbstbeherrschung zusammen nehmen um nicht los zu heulen.
„Ich denke mal, so schnell es geht.“
Lange gingen wir wieder in tiefes Schweigen gehüllt nebeneinander her. Der Himmel hatte sich weiter aufgeklärt und manchmal war die Sonne hinter den Wolken zu sehen. Wir gingen weiter und keiner von uns wagte es, den anderen anzusehen oder überhaupt öfter als nötig aufzublicken. Bis wir schließlich die U-Bahnstation erreichten.
Was nun?
Ich wollte einfach nicht, dass es so endete, wollte ihn nicht gehen lassen.
Inzwischen war es früher Nachmittag und mir kam eine Idee. Ich beschloss alles auf eine Karte zu setzen. Was hatte ich denn noch zu verlieren?
„Magst du noch mit zu mir kommen?“
Ungläubig sah Nico mich an und schien erst ablehnen zu wollen. Tränen glitzerten in seinen Augen. Und dann geschah etwas, von dem ich es niemals für möglich gehalten hätte. Mitten auf dem vollen Bahnsteig umarmte er mich stürmisch und gab mir einen Kuss den ich zärtlich erwiderte, während ich meine Arme um ihn schlang.
In diesem Moment schien nichts mehr von Bedeutung zu sein. Weder die jüngste Vergangenheit, noch die grausame Gegenwart und erst recht nicht die Zukunft, die dunkel und furcht erregend auf uns wartete. Auch die gaffenden Menschen, die uns ungläubig anstarten, waren nicht wichtig. Die Welt stand für einen Herzschlag lang still und es gab nichts außer Nico, mir und diesem Kuss. Wir wussten beide, dass unsere gemeinsamen Tage gezählt waren und wir uns sehr wahrscheinlich niemals wieder sehen würden. Also lebten wir an diesem Tag ein ganzes Leben zusammen. Ich liebte ihn und er liebte mich und alles andere war vergessen und unendlich weit weg.
So lange, bis der Abend dämmerte und er heim fahren musste.
Da es schon sehr spät war, durfte ich Nico nicht mehr bis zur Bahn begleiten. Schweigend stand ich neben ihm, als er sich seinen langen, schweren Ledermantel überstreifte.
Noch nicht einmal ein allerletzter Kuss war uns erlaubt, denn mein Stiefvater wartete in der Wohnzimmertür darauf, dass mein Gast endlich ging. Und als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, verließ er nicht nur das Haus in dem ich wohnte. Er verschwand für immer aus meinem Leben. Aber es war nicht schlimm, denn wir hatten einen Tag lang ein gemeinsames Leben gelebt, unsere Liebe geteilt und unsere Seelen berührt.
Von einem der Fenster in meinem Zimmer schaute ich ihm nach, bis er an der Straßenecke stehen blieb und sich noch ein letztes Mal umdrehte. Er lächelte. Und ich konnte mich nicht mehr zurückhalten. Die Tränen schossen geradezu aus mir heraus. Aber er stand einfach nur da, sah mich an und lächelte. Und dann war er für immer verschwunden und beging seine eigene Zukunft. Eine Zukunft, die niemals unsere gemeinsame sein konnte …
Selbst heute gibt es viele Moment in denen ich an ihn denken muss und mich frage was er wohl gerade macht. Ob er eine Familie gegründet hat? Ob er glücklich ist, da wo er jetzt ist? Ob er vielleicht gar nicht mehr am Leben ist? In jedem Fall werde ich ihn niemals vergessen.
Meine erste große Liebe und sei sie auch noch so kurz gewesen.
Am nächsten Tag erfuhr ich, dass der unbekannte Mann, dessen Namen ich mittlerweile wusste, in der Nacht gestorben war. So wie ich es damals verstand, hatte Koda wohl mehrere innere Organe des Mannes schwer verletzt. Und eben diesen Verletzungen war er am Ende erlegen. Gerne wäre ich zu seiner Beerdigung gegangen, aber ich konnte damals nicht in Erfahrung bringen, wann und wo diese stattfinden sollte. Und so blieb mir nur die stille Dankbarkeit für diesen Helden, der meine erste große Liebe gerettet hatte und dafür mit seinem eigenen Leben bezahlt hatte.
Und damit ging ein Abschnitt meines Lebens zu Ende und ich begann, auf dem offenen Ozean zu schwimmen. Damals wusste ich noch nicht, an welche Ufer mich mein Leben spülen würde. Und das war auch gut so. Denn wäre ich weiter geschwommen, wenn ich gewusst hätte, was ich heute weiß? Wenn ich auch nur geahnt hätte, welche Dinge mein Schicksal noch für mich bereit hielt?
Um ganz ehrlich zu sein, weiß ich es nicht.
Alles was ich weiß, ist, dass ich vor nun mehr als zwei Jahren eines Nachts auf die Idee gekommen bin, meine Geschichte aufzuschreiben. Und welch Ironie des Schicksals … Nun, da ich mit dem ersten Teil fertig bin, ist es wieder Nacht. Natürlich waren die letzten Jahre, seit ich angefangen habe zu schreiben, nicht völlig ereignislos gewesen. Aber das ist eine Geschichte, die ich vielleicht irgendwann unter einem anderen Titel niederschreiben werde.
Und bis dahin werde ich weiter von meiner Vergangenheit berichten und von den Ereignissen, welche dazu führten, das ich alles gewann nur um alles zu verlieren …
Und von den Ereignissen, die mich auf das offene Meer trieben …
Ziellos.
Orientierungslos.
Uferlos …
Ende von Teil 1
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