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Die Zeit mit Jan
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Informationen
- Story: Die Zeit mit Jan
- Autor: Psychogay
- Die Story gehört zu folgenden Genre: Kurzgeschichte
Inhaltsverzeichnis
- Prolog / Allgemeine Einführung in die Story
- In der Straßenbahn
- Am Hauptbahnhof
- Die Wohnzimmercouch
- Die Überraschung
- Eine Nacht und ein Vormittag
- Nachmittag und früher Abend
- Ein neuer Barkeeper und das bittere Ende
- Stunden der Verzweiflung
- Neuer Mut und die endgültige Enttäuschung
Prolog / Allgemeine Einführung in die Story
Die Geschichte, die ich euch heute erzähle, ist leider eine wahre Geschichte. Sie spielt größtenteils in Köln. Für alle Nicht-Kölner und für solche Kölner, die sich im Bermudadreieck, dem Zentrum der Schwulenszene Kölns, nicht ganz so heimisch fühlen, werde ich gleich einige wichtige Begriffe, die in der Story vorkommen, kurz erläutern. Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes habe ich die Namen aller beteiligten Personen geändert. Die Handlung selbst jedoch wird detailgetreu ohne Beschönigungen und ohne vorenthalten irgendwelcher Einzelheiten beschrieben. Das Anyway ist ein Kölner Jugendzentrum, welches, im Unterschied zu allen anderen Jugendeinrichtungen der Stadt, in erster Linie schwulen, lesbischen und transsexuellen Jugendlichen gewidmet ist, aber auch einen immerhin 25%-igen Heten-Anteil unter den Besuchern hat. Neben Chefpädagoge Thomas Haas, den Sozialarbeitern Andreas Heumann, Tanja Ney und Steffi Weber sowie der halbgriechischen Lehramtsreferendarin Christina und dem türkischen Wirtschaftsingenieur Hüsseyin, deren primäre Aufgabe die Integration homosexueller Migranten ist, wird der Arbeitsaufwand auch von etwa 50 ehrenamtlich tätigen Jugendlichen in mehreren Arbeitsgruppen bewältigt. Das Anyway war das erste und ist nach wie vor das größte Jugendzentrum für Schwule und Lesben in Europa. Es ist unter der Trägerschaft des Sozialwerkes für Schwule und Lesben Köln e.V. und steht seit nunmehr zehn Jahren für schwule und lesbische Jugendarbeit. Das Bastard ist ein Schwulencafé auf dem Friesenwall, wo man tagsüber Heiß- und Kaltgetränke sowie ein überschaubares Angebot von Speisen zu sich nehmen kann. Nachts gleicht es dagegen eher einer Cocktailbar. Die Maxbar ist eine House-Cocktailbar im Besitz der bekannten Szenegröße Stephan Dick. Sie befindet sich Am Rinkenpfuhl, einer ruhigen Nebengasse der Schaafenstraße, die allen in Köln lebenden Schwulen ein Begriff sein dürfte, gleich hinter der Hauptgeschäftsstelle der Sparkasse in der Nähe des Rudolfplatzes. Zum Besuch sehr zu empfehlen sind hier vor allem die Donnerstage und Sonntage, in Abhängigkeit vom Dienstplan der Barkeeper manchmal auch die Freitage. In beiden Lokalen steht übrigens ein kostenloses WLAN-Netz zur Verfügung. - Nun aber zur eigentlichen Geschichte.
In der Straßenbahn
Eigentlich wollte Jan mich nur zur Haltestelle bringen. Aber ich überredete ihn, auch noch bis zum Hauptbahnhof mitzufahren. Und nun saßen wir hier einander gegenüber, in einem Vierersitz an der End- bzw. Anfangshaltestelle der Linie 7, am inzwischen sehr späten Abend des Neujahrstages und die Bahn wartete darauf, dass ihre planmäßige Abfahrtszeit erreicht wurde.
"Die meisten im Anyway denken, wir hätten was miteinander", durchbrach er plötzlich die Stille.
"Na und?", entgegnete ich genervt, da mich dieses Thema allmählich langweilte. "Lass die halt denken, was sie wollen! Wir wissen doch, dass es nicht so ist!"
"Willst du mit mir zusammen sein?"
Ich starrte ihn einige Sekunden wortlos an. Wie oft schon hatte ich mir in den letzten Monaten gewünscht, er würde mich das endlich fragen. Doch stattdessen kam von ihm immer nur: "Du bist überhaupt nicht mein Typ!", was ich aus Trotz jedes Mal mit den Worten "Na und? Du meiner auch nicht!" beantwortete. Worte. Nur Worte. Doch in mir drinnen sah es anders aus. Ich liebte ihn. Warum hatte er das nie begriffen? Sogar meinen Ex-Freund Finn hatte ich wegen ihm verlassen. Und das obwohl Finn nun wahrlich eine hübschere Erscheinung war als Jan. Doch Aussehen ist halt nicht alles im Leben. Dachte ich zumindest damals noch. Wenn ich geahnt hätte, dass Jan mir nur wenige Tage später das Herz brechen würde, hätte ich jetzt wohl gesagt: "Du weißt doch, dass du nicht mein Typ bist!" Aber stattdessen konnte ich nur ein überglückliches "Ja!" stammeln.
"Wow!", sagte Jan. "11 Monate lang sind wir beste Freunde und sagen dauernd, dass wir einander nicht wollen. Und jetzt sind wir zusammen!"
Er sprach das aus, was ich dachte. Es schien wirklich die typische Fernsehlovestory zu sein. Zwei Menschen, die einander seit Ewigkeiten lieben, kommen am Ende doch noch zusammen.
Mit einem Ruck setzte sich die Straßenbahn in Bewegung. Während der ganzen Fahrt schauten wir uns nur wortlos an. Es war einfach nur schön.
Am Hauptbahnhof
Jan und ich liefen Händchen haltend vom Heumarkt die wenigen Hundert Meter zum Hauptbahnhof. Wir durchquerten die Colonaden, fuhren die Rolltreppe hoch und wünschten uns, dass meine S-Bahn der Linie 13 Richtung Aachen niemals kommen möge. Wir schoben uns gegenseitig von Gleis 10 zu Gleis 11 und wieder zurück und schoben einander unsere Zungen in den Mund.
00:49 Uhr - noch eine Minute bis zur planmäßigen Abfahrt meiner Bahn. Jan umklammerte mich und wir knutschten weiter. 00:50 Uhr - keine S13 weit und breit zu sehen. Sicher kommt die mal wieder zu spät, dachte ich, mir soll's egal sein.
Doch als um 00:54 Uhr mein Blick zufällig die Anzeigetafel streifte und ich sah, dass meine Bahn gar nicht mehr angezeigt wurde, kam mir das doch ein wenig komisch vor. Sollte ich etwa den Fahrplan falsch im Kopf haben? Ich nahm Jan an die Hand und zog ihn hinter mir her zu dem kleinen Kabuff des Bahnsteigaufsehers und fragte diesen nach der nächsten möglichen Verbindung.
"Der ist grade vor drei Minuten raus!" sagte der Bahnarbeiter hämisch grinsend. "Wohl zu viel rumgemacht und die Bahn verpasst, was?", meinte er, als sein Blick auf unsere immer noch ineinander verschlungenen Hände fiel. "Der nächste fährt erst in vier Stunden!"
So ein Mist, dachte ich. Ich kann mich doch unmöglich jetzt vier Stunden an den Bahnsteig stellen und warten!
"Dann lass uns zurück zu mir fahren und dann fährst du erst morgen nach Hause!", schlug Jan mit verlegenem Gesicht vor. Ihm war es sichtlich peinlich, dass ich seinetwegen meine Bahn nicht bekommen hatte.
Und so fuhren wir mit der nächsten Straßenbahn der Linie 7 wieder zurück nach Zündorf. Diesmal saßen wir nebeneinander und ich schlug mein linkes Bein über sein rechtes und meinen Arm legte ich um seine Schultern. Wir küssten uns. Einige türkische Jugendliche, die etwa 10 Meter entfernt in einem Vierersitz saßen, sahen das und kicherten, sagten und machten aber nichts. Sollten sie doch kichern. Mir war es egal. Ich war einfach nur glücklich.
"Hoffentlich kommen die jetzt nicht hierher!", gab Jan zu bedenken. "Viele Türken mögen doch keine Schwulen."
"Ach, solange die nur lachen, ist's doch egal!", beruhigte ich ihn. "Und falls die doch Ärger machen sollten, hab ich immer noch mein Pfefferspray dabei!" Ich zog die Spraydose aus der Jackentasche und zeigte sie ihm.
"Na dann!", meinte er grinsend und für den Rest der Fahrt waren wir zu sehr miteinander beschäftigt, um die Jugendlichen noch wahrzunehmen.
Die Wohnzimmercouch
Kaum waren wir wieder bei Jan zu Hause, gingen, nein, vielmehr schoben wir uns gegenseitig in das kleine Wohnzimmer des Hauses von Jans Vater, welcher zu der Zeit gerade mit seiner Lebensgefährtin zu einem mehrwöchigen Urlaub in Australien verweilte. Wir hatten also die sprichwörtliche "sturmfreie Bude", mal abgesehen von dem Lesbenpärchen, welches zur Untermiete im Dachgeschoss wohnte. Zu so später Stunde brauchten wir jedoch mit einer Störung dererseits kaum zu rechnen.
Während der Fahrt und auch auf dem Weg von der Haltestelle zum Haus hatte ich jede Gelegenheit genutzt, Jan anzutörnen, was angesichts der großen Differenz zwischen meiner und seiner sexuellen Erfahrung und seiner überdurchschnittlichen Notgeilheit nicht sonderlich schwierig war. Nun war er bereit. Notgeil und willig. Im Grunde das perfekte Sexobjekt. Doch wollte ich das überhaupt? Ihn und seinen Zustand jetzt einfach so ausnutzen? Wo wir noch keine vollen zwei Stunden zusammen waren? Nein, da wäre ich mir schäbig vorgekommen. Andererseits hatte ich ihn ja erst in diesen Zustand versetzt. Ihn jetzt einfach unbefriedigt zu lassen, wäre genauso daneben gewesen. Ich entschied mich zu einem Kompromiss.
"Wir müssen es ja nicht gleich in der ersten Nacht zum Äußersten kommen lassen!", sagte ich. "Aber wenn du es unbedingt brauchst, Liebling, werde ich dir gern zu ein wenig Erleichterung verhelfen!"
Jan war inzwischen so rattig, dass er es nicht mal mehr schaffte, seine Jeans richtig auszuziehen. Er öffnete nur den Reißverschluss und zog seine Unterwäsche ein wenig beiseite. Da ich aber schon ein wenig mehr nackte Haut sehen wollte, zog ich ihm schnell das T-Shirt über den Kopf und warf es mehr oder weniger achtlos in irgendeine Ecke des Zimmers.
"Ich dachte, du willst es heute noch nicht zum Äußersten kommen lassen", staunte er.
"Will ich auch nicht! Aber ein bisschen was sehen möchte ich schon!" Ich küsste ihn und bearbeitete ihn auch manuell. Ich brauche wohl nicht besonders zu erwähnen, dass er, hocherregt wie er bereits war, nicht lange brauchte, bis er aufstöhnte und das Produkt seiner Keimdrüsen nicht nur auf seinen nackten Bauch spritzte, sondern auch den schwarzen Stoffbezug der Couch erheblich in Mitleidenschaft zog.
"Das solltest du besser entfernen", sagte ich zu ihm, "sonst wirst du von deinem Vater einiges zu hören bekommen, wenn er aus dem Urlaub zurück ist!" Mit diesen Worten erhob ich mich von der Couch und machte mich in der Küche auf die Suche nach etwas, was sich zur Säuberung des Sofabezuges eignete.
Als Jan die Ordnung und Sauberkeit wieder einigermaßen hergestellt und sich angezogen hatte, legten wir uns gemeinsam vor den Fernseher und aus ich weiß nicht welchem Grund schlief ich ein. Etwa zwei Stunden später wachte ich wieder auf und stellte fest, dass ich mich langsam auf den Weg machen sollte, wenn ich noch vor dem Aufwachzeitpunkt meiner Großeltern zu Hause ankommen wollte. Ich zog also Pullover und Jacke an, band meine Schuhe zu und ging in Richtung Haustür. Jan begleitete mich noch bis zur Tür und nach einem langen Abschiedskuss lief ich zur Haltestelle.
Die Überraschung
Als Jan und ich uns am folgenden Samstagnachmittag wie verabredet vor der Douglas-Filiale im Hauptbahnhof trafen, war ich etwas erstaunt über die nüchterne Haltung, die er mir gegenüber an den Tag legte. Kein Kuss, nicht mal eine Umarmung, nur ein einfaches "Hi, Schatzi!" Okay, dachte ich, vielleicht sind ihm einfach zu viele Leute hier. Ist ja nicht jedermanns Sache, vor unzähligen Leuten rumzuknutschen.
Wir fuhren die Rolltreppe zu den U-Bahn-Gleisen hinunter.
"Ich hab zu Hause was vorbereitet!", sagte Jan plötzlich. "Eine Überraschung für dich!"
"Eine Überraschung?", wiederholte ich. "Muss ich jetzt Angst haben?"
"Nein!", kam es wie aus der Pistole geschossen. "Es ist was Schönes! Zumindest für dich!"
Das sollte mich wohl beruhigen, doch dieses komische "Zumindest für dich!" führte gerade dazu, dass meine Bedenken noch größer wurden. Doch so sehr ich auch fragte und flehte, er verriet nichts. So musste ich also warten, bis wir, nach mehreren Stunden in der Kölner Innenstadt und der 30-minütigen Fahrt nach Zündorf, endlich bei ihm ankamen.
Da er sich mit verschwörerischem Grinsen weigerte, das Licht anzuschalten, musste ich mir, mit Hilfe meiner inzwischen beträchtlichen Kenntnisse der örtlichen Gegebenheiten, im Dunkeln den Weg zum Wohnzimmertisch bahnen, wo ich üblicherweise meine Sachen ablegte, wenn ich bei Jan war. Doch dann machte er plötzlich und ohne Vorwarnung doch das Licht an, sagte "Da! Schau mal!" und deutete mit einem Lächeln im Gesicht auf den kleinen Beistelltisch neben dem Sofa.
Was ich dort sah, hatte ich nun wirklich nicht erwartet. Nie hätte ich vermutet, dass Jan so romantisch sein könnte. Die Anfangsbuchstaben unserer beiden Vornamen, verbunden durch ein Plus, inmitten eines riesigen Herzens, welches er aus 70 Teelichtern und dem Inhalt von drei Großpackungen Schokoriegeln gebaut hatte. Er beeilte sich, alle 70 Kerzen anzuzünden. Als er damit fertig war, fiel ich ihm um den Hals, flüsterte ihm ins Ohr "Das ist echt super schön! Danke!" und knabberte an seinem Ohrläppchen.
Den Rest des Abends verbrachten wir, fernsehend und einander in den Armen liegend, auf dem Sofa. Obwohl ich mir vorgenommen hatte, das Kerzen-Schokoriegelherz so lange wie nur möglich unversehrt zu lassen, erwischte ich mich immer wieder dabei, wie ich zwischendurch doch mal einen Riegel wegnahm und mir den schokoladigen Geschmack auf der Zunge zergehen ließ.
Kurz nach Mitternacht musste Jan dann leider die Kerzen auspusten, da sich die Wärme so sehr ausbreitete, dass die Schokoriegel anfingen zu schmelzen. Ich war inzwischen so müde, dass ich seine entsprechende Bemerkung nur mit einem vor mich hingemurmelten "Ja, mach ruhig!" quittierte. Dass eine halbe Stunde später Jan's älterer Bruder Fabian kam, bemerkte ich zuerst gar nicht. Erst als Jan neben mir mit lauter Stimme etwas durch die halbe Wohnung grölte, öffnete ich die Augen und fragte: "Warum brüllst du denn so? Ich liege doch direkt neben dir!" Dann erst kapierte ich, dass Fabian am anderen Ende des Raums stand und Jan ihm etwas zugerufen hatte. "Hallo, Fabian!", rief ich kurz und dann fielen mir erneut die Augen zu.
Eine Nacht und ein Vormittag
Als Fabian kurz darauf wieder weg war, fiel Jan endlich auf, dass ich schon wieder auf dem Sofa eingeschlafen war. "Sollen wir ins Bett gehen?", fragte er. "Wir können in Papa's Schlafzimmer schlafen, das Bett ist größer!"
"Okay", murmelte ich und ließ mich von ihm zu besagtem Bett mehr tragen als führen.
Ich rutschte auf die dem Fenster zugewandte Bettseite durch und Jan legte sich neben mich. Wie nicht anders zu erwarten, dauerte es nur wenige Sekunden, bis ich wieder eingeschlafen war.
Irgendwann in der Nacht wachte ich auf und fühlte neben mich, doch Jan lag nicht neben mir. "Wahrscheinlich ist er kurz ins Bad", sagte ich zu mir. Ich nahm mir vor, mit dem Wiedereinschlafen zu warten, bis er wieder da ist. Doch das gelang mir mit einem Erfolg, den man wohl gelinde gesagt als miserabel bezeichnen würde.
Als ich gegen halb sechs erneut aufwachte, war Jan immer noch nicht wieder im Bett. Jetzt machte ich mir langsam Sorgen, also stand ich auf und schaute im Bad nach. Doch dort war alles dunkel. Auch im Gästezimmer und in der Küche war keine Spur von Jan zu finden. "Dann sitzt er wohl mit seinem Notebook im Wohnzimmer! Und chattet hinter meinem Rücken mit fremden Jungs!" Ich nahm mir vor, einen auf besonders beleidigt zu machen, wenn ich ihn tatsächlich dabei erwischen würde. Ich schlich mich leise an das Wohnzimmer heran, um ihn zu erschrecken, doch wider Erwarten war auch hier nichts von ihm zu sehen. "Das gibt's doch nicht!", fluchte ich. "Wo zum Teufel steckt er denn nur?" Langsam wurde ich richtig sauer. "Der wird sich doch wohl nicht erdreistet haben, aus dem Haus zu gehen und mich hier allein zu lassen?" Nicht, dass ich alleine Angst gehabt hätte. Aber es war mir halt einfach unangenehm, allein in einem Haus zu sein, welches nicht mein eigenes war. Was hätte ich denn sagen sollen, wenn plötzlich die Lesben aus dem Dachgeschoss oder Jan's Bruder gekommen wären und mich gefragt hätten, was ich hier alleine zu suchen habe?
Auch während der nächsten Stunden tauchte Jan nicht wieder auf. Gegen elf Uhr nahm ich mein internetfähiges Handy und schaute nach, ob und wenn ja, wer von meinen Freunden bei Funkyboys online ist. Ich fand Marco in der Online-Buddy-Liste und schrieb ihn an. Da Marco zwar auch Jan kannte, aber noch nichts von unserer Beziehung wusste, nannte ich keinen Namen, aber sagte ihm, dass ich ein Overnight-Date gehabt habe und am Morgen aufgewacht bin und der Typ nicht da war.
"Ah ja", kommentierte Marco dieses. "Muss ja eine berauschende Nacht gewesen sein!"
"Eigentlich nicht", schrieb ich zurück. "Wir hatten einen sehr schönen Abend und sind dann zusammen schlafen gegangen."
"Und was hast du jetzt vor?", fragte Marco.
Ich nahm mir vor, noch ein wenig zu warten. "Aber wenn der bis 12 Uhr nicht wieder auftaucht, pack ich meine Sachen und gehe!", schrieb ich an Marco. "Ich sehe nicht ein, dass der werweißwo rumschwirrt und ich hier treudoof auf ihn warte bis in alle Eiszeiten!"
Doch dann kam Jan plötzlich, als wäre nichts geschehen, die Treppe herauf. Auf mein wahrscheinlich nicht sehr freundlich aussehendes Gesicht reagierte er mit der Frage: "Bist du schon lange wach, Schatz?"
"Seit dem Morgengrauen!", schimpfte ich. "Kannst du mir mal sagen, wo du die ganze Zeit gewesen bist? Ich hab mir schon sonst was gedacht!"
"Jetzt reg dich doch nicht so auf!", versuchte Jan mich zu beschwichtigen. "Ich war unten im Keller! Und ich hätte dich doch nie alleine hier gelassen!"
"Schön zu wissen! Aber du hättest ja wenigstens mal ab und zu nachschauen können, ob ich wach bin, oder? Du müsstest doch inzwischen ganz genau wissen, dass ich nicht so lange schlafe!" Doch so langsam beruhigte ich mich wieder und wir brachen schließlich gemeinsam auf, um den Nachmittag in der Innenstadt zu verbringen.
Nachmittag und früher Abend
Eigentlich hatten Jan und ich uns für den Abend mit Marco in der Maxbar verabredet.
"Aber nur als Kumpels!", hatte Jan gesagt. Er wollte nicht, dass Marco schon jetzt von uns erfährt.
Eigentlich ist das Blödsinn, dachte ich. Spätestens wenn wir am Donnerstag wieder ins Anyway gehen, werden es doch eh alle erfahren! Aber bevor ich ich mich auf eine endlose Diskussion einlassen müsste, stimmte ich spöttisch lächelnd zu.
Doch dann fiel Jan ein, dass ja tags darauf die Weihnachtsferien zu Ende waren und er demgemäß am nächsten Morgen wieder zur Arbeit gehen müsste. Vor diesem Hintergrund entschied er sich dann, am Abend zu Hause zu bleiben und früh schlafen zu gehen.
Als wir uns am späten Nachmittag im Bastard aufhielten und ich mich innerlich über seine völlig blödsinnige Grünzeugdiät lustig machte, stellte ich mit einem Blick auf mein mit Wireless LAN ausgestattetes Notebook fest, dass Lukas, ein Freund von mir, gerade online war. Um Jan's Wunsch zu respektieren, schrieb ich Lukas zwar, dass ich einen neuen Freund habe, nannte dabei aber keinen Namen. Das wäre auch sicherlich nicht sehr zweckmäßig gewesen, da Lukas, ebenso wie die meisten aus dem Anyway, nicht besonders viel von Jan hielt. Da Jan und ich aber bereits unsere Profile mit einer Partnerverlinkung versehen hatten, flog das dann doch sehr schnell auf. Einen Augenblick später hatte ich dann auch schon eine Message von Marco, welcher zur selben Zeit ebenfalls online war.
"Das auf deinem Profil ist nicht dein Ernst, oder?", schrieb er.
"Mein voller Ernst", antwortete ich. Und da Marco in seiner Buddy-Liste gerade Marius, das größte Lästermaul im Anyway, als online angezeigt bekam, musste er ihm das natürlich gleich berichten. Wie nicht anders zu erwarten, konnte ich mich keine 2 Minuten später vor neugierigen Profilbesuchern kaum noch retten. Marco hatte eine Lawine losgetreten, die nicht mehr aufzuhalten war.
Wenig später erhielt Jan dann einen Anruf von seinem Onkel, der ihm mitteilte, dass Jan's Oma mit akutem Rückenschmerz ins Dreifaltigkeitskrankenhaus eingeliefert worden war. Jan suchte in der Online-Fahrplanauskunft die nächste mögliche Verbindung heraus und ohne viele Worte war er auf und davon. Da wir nichts vereinbart hatten, wo uns wir uns später wiedertreffen wollten, ich aber notgedrungen noch meine Sachen bei ihm abholen müsste, beschloss ich, langsam zum Rudolfplatz zu gehen, ihm einfach hinterherzufahren und dann in der Empfangshalle der Klinik auf ihn zu warten. Nachdem ich fast zwei Stunden dort gesessen und etliche Runden Spider-Solitär gespielt hatte, kam Jan gemeinsam mit seinem Onkel den langen Korridor entlang. Ich stand auf und winkte ihm zu. "Kennt ihr euch?", fragte der Onkel leicht irritiert.
Bevor ich mich selbst vorstellen konnte, sagte Jan hastig: "Das ist mein Kumpel!" und zwinkerte mir zu. Ich verstand: Er war bei seinem Onkel noch nicht als schwul geoutet. Da dieser ihn nach Hause fahren wollte und meine Sachen ja noch bei ihm zu Hause waren, fuhr ich kurzerhand mit. Da es inzwischen schon fast acht Uhr war, baute Jan zu Hause das noch immer daliegende Herz ab und packte die vielen Schokoriegel in einen Beutel, damit ich sie mitnehmen konnte. Nach einer kurzen Kuschelphase und der Vereinbarung, dass ich ihn Donnerstag von seiner Berufsschule in Porz abholen würde, verließ ich das Haus und fuhr mit der Straßenbahn zurück in die Innenstadt.
Ein neuer Barkeeper und das bittere Ende
Nachdem ich im türkischen Imbiss auf dem Hohenzollernring noch etwas gegessen hatte, machte ich mich auf den Weg zur Maxbar, um ,wie geplant, Marco dort zu treffen. Dieser war auch schon da und da es das erste Mal war, dass ich die Maxbar an einem Sonntag aufsuchte, auch ein mir noch unbekannter Barkeeper, ein relativ gut aussehender Mann Ende Zwanzig, der sich als Thomas Heinrich vorstellte.
Und wieder fing Marco damit an: "Sag mal, das mit auf deinem Profil ist nicht wirklich dein Ernst, oder?"
Ich war versucht, einen relativ unlustigen Witz zu machen, indem ich gesagt hätte: "Nein, das ist nicht mein Ernst, das ist mein Jan!" Da ich aber, wie gesagt, den Barkeeper noch nicht kannte und nicht wusste, ob der für derlei Späße zu haben ist, ließ ich es sein und gab stattdessen dieselbe Antwort wie schon am Nachmittag.
"Was magst du denn trinken?", fragte Thomas grinsend und, ohne auf eine Antwort zu warten, redete er weiter: "Wir haben ja hier sonntags einen ganz besonderen Cocktail als Sunday Special, den Touchdown! Wie wär's damit? Den hab ich selbst erfunden und vor einigen Monaten hier eingeführt!"
Wie Marco später feststellte, schmückte sich Thomas hier mit fremden Federn. Denn der Touchdown war mitnichten dessen Erfindung, vielmehr existierten zahlreiche Zubereitungsanleitungen im Internet.
Marco entschloss sich, den Sonntags-Spezial-Cocktail zu versuchen. "Prima", sagte ich zu ihm. "Dann kannst du mir ja hinterher sagen, ob er schmeckt!" Für mich selbst bestellte ich vorerst den mir bereits wohlvertrauten Tequila Sunrise.
Als Marco und ich uns unter Beteiligung von Thomas über meine neue Beziehung unterhielten, drängte ein ziemlich blöder Kerl, den ich weder kannte noch kennen wollte, sich in das Gespräch hinein. Er saß wenige Meter entfernt an der Bar und meinte: "Die meisten solcher Beziehungen gehen ja innerhalb der ersten vier Tage wieder in die Brüche!"
Wäre mein Körper nicht von Glückshormonen überschwemmt gewesen, hätte ich ihm wahrscheinlich in aller Deutlichkeit gesagt, was ich von seiner ungebetenen Einmischung hielt. Die Beziehung mit Jan wollte ich mir von niemandem schlechtreden lassen.
"Wollen wir mal hoffen, dass der Kerl nicht recht behält!", meinte Marco.
"Fang du jetzt nicht auch noch damit an!", entgegnete ich genervt. "Ich liebe Jan und ich stehe zu ihm und ich werde nicht mit ihm Schluss machen!"
Kurz nach ein Uhr verließen Marco und ich gemeinsam die Maxbar und fuhren vom Neumarkt aus mit einer U-Bahn der Linie 18 zum Hauptbahnhof, wo ich ausstieg, während Marco in der Bahn blieb, um nach Buchheim zu fahren, wo er wohnte.
Dummerweise hatte ich übersehen, dass es inzwischen, bei rein kalendarischer Betrachtung, schon Montag war und somit die entsprechenden Fahrpläne galten. Was soviel hieß wie, dass ich die letzte Bahn längst verpasst hatte und nun bis zum Morgengrauen warten müsste, bevor ich nach Hause fahren könnte. Kaum hatte ich mich mit diesem Umstand abgefunden, signalisierte mein Mobiltelefon mir mit einem Doppelsignal den Eingang einer E-Mail, welche mir wiederum mitteilte, dass ich auf Funkyboys eine neue Message von Jan hatte. Da der ja eigentlich angekündigt hatte, früh schlafen gehen zu wollen, öffnete ich neugierig, was er mir zu so später Stunde noch mitzuteilen hatte, die Nachricht. Zwar verstand ich die Hälfte des Textes nicht, doch soviel konnte ich noch herausinterpretieren. Es kam so, wie der blöde unbekannte Kerl aus der Maxbar es vorausgesagt hatte: Jan machte tatsächlich mit mir Schluss! Er hätte sich das mit uns überlegt, schrieb er, und es würde ihm zu schnell gehen und er sei am Donnerstag zu euphorisch gewesen und er hätte lieber einen Freund in seinem Alter. Er hoffe, ich würde das verstehen. Dass er mir aber dann auch noch das Angebot machte, wir können ja gute Freunde bleiben, wenn ich das wolle, schlug dem Fass den Boden aus.
Stunden der Verzweiflung
Eine Welle verschiedenster Gefühle überrollte mich. Ich war verletzt, traurig, enttäuscht und wütend zugleich. Den größten Anteil nahm in dem Moment jedoch die Wut ein. Was sich auch in den Antworten niederschlug, die ich Jan schickte.
"Du bist echt das verlogenste Arschloch, was mir je begegnet ist!", schrieb ich. "Für dich war das vielleicht nur ein Spiel, aber ich hab dich wirklich geliebt! Und wenn du jetzt glaubst, ich würde einfach so weitermachen, als ob nichts geschehen wäre, dann bis du noch dümmer, als alle glauben!" In Großbuchstaben fügte ich noch hinzu: "ICH WILL DICH NIE WIEDERSEHEN!" Kaum hatte ich mir auf diese Weise die Wut von der Seele geschrieben, machte eben jene der Verzweiflung Platz. Ich schrieb Jan noch eine Nachricht, in der ich ihn fragte, was ich ihm getan hätte, dass er mir so sehr weh tut. Und dann noch eine, in der ich ihm beteuerte, dass ich ihn wirklich liebe.
Danach loggte ich mich aus. Ich lief zu Fuß vom Hauptbahnhof bis zum Friesenplatz und von dort weiter zum Rudolfplatz. Und da ich gerade selbst nicht so genau wusste, wohin ich wollte, lief ich ziellos weiter und kam schließlich an der Filiale der Kreissparkasse Köln am Neumarkt an. Da es ja erst Anfang Januar war und zudem noch eine durchschneite Nacht, war ich inzwischen ziemlich durchgefroren. Ich verschaffte mir mit meiner Bankchipkarte Zugang zum Vorraum, wo die Kontoauszugsdrucker und Geldautomaten standen, und setzte mich in einer Ecke, die von außen durch das Fenster nicht einsehbar war, hin, um mich ein wenig aufzuwärmen. Ich spürte wieder, wie der Herzschmerz mir die Luft zum atmen nahm, und brauchte dringend jemanden zum Reden. Also loggte ich mich mit meinem Handy in einen Gaychat ein und fragte einfach in den Raum hinein, ob irgendwer bereit wäre, einen verzweifelten und todtraurigen Gayboy ein wenig aufzumuntern. Da meldete sich dann auch einer, dessen Namen ich inzwischen vergessen habe, und fragte, was denn los sei. Ich schilderte die Situation und der Typ meinte: "Vergiss deinen Ex-Freund! Der hat dich einfach nicht verdient! Er hat dich nur ausgenutzt!" Verzweifelt, wie ich war, glaubte ich ihm jedes Wort. Nun war ich auch erstmals imstande Tränen zu vergießen. Ich weinte fast zehn Minuten lang, dann war die salzige Flüssigkeit, die meine Augen absonderte, aufgebraucht und es ging mir etwas besser.
Gegen halb fünf morgens stand ich dann wieder auf, verließ den Sparkassenvorraum und machte mich auf den Weg zurück zum Hauptbahnhof. Ich nahm die erste Bahn, die im Morgengrauen fuhr. Obwohl, eigentlich war es noch stockdunkel. Auf jeden Fall wollte ich nur nach Hause und ins Bett. Als ich in meinem Kaff die vier Kilometer vom Bahnhof nach Hause lief, merkte ich, dass mir so langsam aber sicher der Hals trocken wurde. Ich suchte in meiner Tasche nach der Limonadenflasche, die ich dabei hatte, und dabei fiel mir der Beutel mit Jan's Schokoriegeln in die Hände. "Davon ess ich jetzt bestimmt keinen einzigen mehr!", fluchte ich und stellte mir vor, es wäre Jan, als ich den Beutel samt Inhalt von der Fußgängerbrücke hinunter mitten auf die Fahrbahn der Autobahn A4 Richtung Köln warf.
Zwei Kilometer Fußmarsch weiter und circa 25 Minuten später kam ich dann todmüde zu Hause an. Ich packte ohne Motivation meine Tasche aus, klemmte Handy und Notebook an die Ladegeräte, warf meine durchnässte Kleidung einfach auf den Boden und fiel ins Bett, wo ich auch direkt einpennte und bis weit in den Nachmittag hinein ohne Pause durchschlief.
Neuer Mut und die endgültige Enttäuschung
Auch den Rest des Tages verließ ich mein Bett nur, um zur Toilette zu gehen. Denn zum einen wusste ich sonst nichts mit mir anzufangen und zum anderen wollte ich nicht, dass meine Familie mich so sieht, da sonst mit Sicherheit Fragen gekommen wären, die ich nicht beantworten wollte.
Als Marco mich anschrieb, merkte er an der in meiner Wortwahl deutlich feststellbaren Lustlosigkeit sehr schnell, was los war, sodass ich ihm nicht viel erklären musste.
Erst spät in der Nacht, als ich vollkommen sicher war, dass keiner von meinen Verwandten mehr wach war, wagte ich mein Zimmer zu verlassen und setzte mich in das im unteren Geschoss liegende Wohnzimmer, um mich an dem sinnlosen Nachtprogramm eines in Berlin ansässigen Privatsenders zu ergötzen. Was sollte man auch sonst machen, mitten in der Nacht, ohne eine Idee zur sinnvollen Beschäftigung, wenn man gerade von seinem Freund verlassen worden war?
Richtig! Es nicht auf sich beruhen lassen! Um seine Liebe kämpfen! Und das tat ich schließlich auch. Bis zum Morgengrauen hatte ich unter Tränen etliche Versionen von Liebesbriefen an Jan geschrieben. Die meisten waren hinterher kaum noch zu lesen, weil die salzige Flüssigkeit aus meinen Augen drauf getropft war und die Schrift verschmiert hatte. Als ich endlich die endgültige Fassung zusammen hatte, von der ich mir sicher war, dass ich sie so abschicken wollte, setzte ich mich an den PC und tippte das ganze ab, druckte es aus und verpackte es sorgfältig in einen Briefumschlag, den ich sodann mit der Adresse von Jan beschriftete, frankierte und zum Briefkasten am ehemaligen Postamt brachte.
Ich erinnere mich nicht mehr an den genauen Wortlaut des Briefes. Was ich aber noch ganz genau weiß, ist folgendes: Nie zuvor in meinem ganzen Leben hatte ich mich vor einem Jungen oder Mann, den ich liebte, jemals so sehr selbst erniedrigt. Ich erzählte Jan haarklein, wie es mir seit dem Moment seiner Schluss-mach-Mail ergangen war. Wie ich ziellos durch das Kölner Nachtleben geirrt war, wie ich in der Sparkasse Trost bei einem Chatpartner gesucht hatte, wie ich am Morgen nach Hause gefahren war und schließlich den ganzen Tag nicht wieder aus meinem Zimmer herausgekommen war. Ich brachte zahllose Argumente zur Sprache, um ihn zu einer Rückkehr zu mir zu bewegen. Ich bat ihn nicht, nein, ich bettelte und flehte ihn an. Klar war mir bewusst, dass ich mich damit lächerlich machen würde, wenn irgendwer anderes den Brief in die Hände kriegen würde, aber das war mir in dem Moment völlig egal. Die Hoffnung, Jan vielleicht auf diese Weise noch umstimmen zu können, war einfach größer.
Auch Marco und meine gute Freundin Carolina, der ich tags darauf von der Trennung und dem Brief erzählte, waren der Ansicht, dass es vielleicht eine gute Idee sein könnte.
Zu der mit Jan vereinbarten Verabredung am Donnerstag an seiner Berufsschule ging ich natürlich nicht. Auch im Anyway ließ ich mich am Donnerstag nicht blicken. Marco, der auf jeden Fall hingehen wollte, versprach mir, mich hinterher anzurufen und mir zu berichten, ob Jan da gewesen sein würde und wenn ja, was er gesagt hätte.
Als Marco dann am sehr späten Donnerstagabend wie versprochen anrief, traute ich meinen Ohren nicht. Zugleich fühlte ich tiefe Enttäuschung. Denn nie und nimmer hätte ich von Jan geglaubt, dass der so eiskalt und gemein meine zeitweilige Verwundbarkeit ausnutzen würde. Aber es war so. Diese kleine Ratte war offenbar den ganzen Abend bester Laune gewesen und hatte lauthals lachend über meinen "Bettel"-Liebesbrief gelästert. Er hatte Marco sogar gesagt, er solle mir ausrichten, dass er wieder Kontakt zu seinem Ex-Freund aus Hannover hätte; damit könne Marco mich "noch mehr zu Boden werfen".
Dass Jan damit für mich gestorben war und ich jetzt nur noch Verachtung für ihn empfinde, brauche ich wohl nicht sonderlich zu betonen. Auch Carolina, der ich noch in der Nacht von Marco's Anruf berichtete, meinte: "Was für ein Arsch! Scheiß auf den! Ohne den bist du besser dran!"
Und damit hatte sie wohl recht. Bis zum heutigen Tag hat Jan keinen Versuch unternommen, sich bei mir zu entschuldigen. Und dass ich auf keinen Fall auf ihn zugehen werde, dürfte ja wohl klar sein.
Doch wie sagt ein bekanntes deutsches Sprichwort? Man sieht sich immer zweimal im Leben! Und das nächste Mal, das garantiere ich euch, werde ich nicht derjenige sein, der am Ende dumm da steht!
- ENDE -
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