zur Desktop-Ansicht wechseln. zur mobilen Ansicht wechseln.

Am Strand, da bin ich frei

Teil 2

Lesemodus deaktivieren (?)

Informationen

 

Lange hatten sie geredet, hin und her überlegt und dann entschieden, dass Leon kurzfristig entscheiden sollte, ganz für sich, ob er seinen Eltern erzählt, dass sie ein Paar sind. Nun war es Freitag, Leon war noch schnell einkaufen und Lukas verstaute vorsichtig ihre gemeinsamen Bilder in einem Karton, dann begann er seine Sachen aus dem Schrank zu nehmen und ebenfalls in Kartons zu packen, schließlich legte er Bettzeug für das Sofa bereit. Er betrachtete sein Werk, ging alles noch mal durch. Gemeinsam hatten sie eine Geschichte ausgearbeitet, die wasserdicht war. Lukas wollte aus dem Studentenwohnheim in eine eigene Wohnung ziehen, doch dann kam ein Wasserschaden dazwischen, da er aber dennoch aus dem Wohnheim raus musste, ließ Leon ihn bei sich wohnen, vorübergehend versteht sich. Es stimmte ihn etwas traurig, dass Leon scheinbar noch warten wollte, für ihn war längst klar, dass er mit Leon für immer zusammen sein wollte. Doch fühlte Leon auch so? Würde er nicht zu ihrer Beziehung stehen, wenn er es genauso sah? Er schob seine Zweifel beiseite. Er wusste, wie schwer es auch für ihn selbst gewesen war sich zu offenbaren, wie oft er zu seinen Eltern ging und anfing mit ich muss euch was sagen, Bammel bekam und einfach irgendeine Geschichte aus dem Hut zauberte. Wie viel Angst er gehabt hatte seine Eltern würden ihn verstoßen. Wenn Leon soweit ist, dann wird sich alles fügen und wer weiß, vielleicht schafft er es morgen ja dennoch.

Das Türschloss klackte, Leon kam zurück.

„Ist alles vorbereitet?“

„Ich hab grade die letzten Kartons gepackt und ins Abstellzimmer gestellt“

„Gibt es auch wirklich nichts was…“

„Nein gibt es nicht“, fiel Lukas ihm ins Wort „Entspann dich Leon, alles wird gut werden.“

Er zog Leon heran, umarmte ihn und gab ihm einen Kuss.

„Und jetzt komm, eine Nacht sei mir doch wohl noch vergönnt bevor ich auf das Sofa muss“

„Hm, was, ja klar“

Leon war in Gedanken, immer wieder wog er die Möglichkeiten ab, lenkte seine Gedanken mal in die eine, mal in die andere Richtung, spielte im Kopf alle möglichen Ausgänge des morgigen Tages ab und egal wie er seine Parameter setzte, immer wieder endete es in einer Katastrophe. Er verzweifelte, wollte wegrennen, fliehen. Einen Moment dachte er daran Lukas einfach raus zu setzen, zu sagen es sei vorbei und alles wäre eine Lüge gewesen. Doch er wusste, Lukas würde nicht aufgeben, wusste, dass Lukas über glühende Lava laufen und wenn nötig sogar gegen Tiger und Schlangen kämpfen würde, wenn nicht sogar sich eine Kugel für ihn einfangen. Was für eine bekloppte Idee er schon wieder hatte, Lukas konnte er gar nicht ziehen lassen. Täte er dies wäre sein Leben zu Ende, endgültig, jeglicher Lebenssinn wäre ihm genommen. Er merkte wie er aufgehoben wurde und ins Schlafzimmer getragen wurde. Wie er ins Bett gelegt wurde und wie er zugedeckt wurde. Dann sah er Lukas Gesicht und begriff, was der Weg war. Lukas sagte irgendwas. Er verstand es nicht. Zu weit weg war er in Gedanken.

 

„Leon, hörst du mich? Leon? Lass uns schlafen gehen. Leon? Bist du da?“

Leon antwortete nicht. Seine Augen sagten, dass er ganz woanders war, weit weg und nicht gerade an einem Ort, der schön war. Und so entschloss er sich kurzerhand Leon ins Bett zu tragen, schließlich brauchten sie beide ihren Schlaf.

„Gute Nacht Leon und mach dir nicht zu viele Gedanken, ich bin da, dir kann nichts passieren“

Leon reagierte immer noch nicht. Er löschte das Licht und legte sich dazu. Hoffentlich würde es Leon morgen etwas besser gehen. Sonst würde das heiter werden.

 

Schon den ganzen Vormittag wirkte Leon abwesend. Schwebte durch die Gegend ohne zu bemerken, was er tat, was um ihn herum passierte. In wenigen Stunden würden seine Eltern kommen. Was soll ich bloß tun? Wenn sie ihn so sehen, was sollen die denken, was Leon so macht.

„Leon“ er versuchte erneut Leon anzusprechen, seine Aufmerksamkeit zu bekommen, doch wie bei den 50 Malen zuvor, nichts, keine Reaktion.

Er ging auf Leon zu und schüttelte ihn „LEON, jetzt komm schon.“

„Hm, was?“ Endlich eine Reaktion.

„Leon du bist völlig apathisch, deine Eltern kommen gleich und egal ob du es ihnen nun sagst, oder wir an der Story festhalten, so wie jetzt geht es nicht.“

„Wie was?“ Leon drehte sich um als wäre nichts gewesen und ging weiter durch die Wohnung.

Lukas reichte es, so konnte es nicht weitergehen. Er ging zum Kühlschrank, öffnete das Eisfach, nahm den Beutel Eiswürfel raus und kippte ihn Leon in den Nacken. Der war sofort hellwach und schimpfte wie ein Rohrspatz.

„Was soll die verdammte Scheiße, blöder Sack.“

„Ey, irgendwie muss ich ja mal an deine Aufmerksamkeit kommen.“

„Was meinst du?“

„Na du läufst seit 4 Stunden hier durch die Wohnung, ohne auf irgendetwas zu reagieren, wie so ein Zombie. Deine Eltern kommen bald, über was denkst du nach?“

„Wie ich lauf seit 4 Stunden rum, bin ich nicht grad erst aufgestanden?“

„Nein du Dummkopf, so und jetzt lass uns noch mal durchgehen was wir nachher erzählen. Nicht dass du das auch vergessen hast.“ Lukas war verärgert und dementsprechend auch sein Ton. Erst zu spät merkte er, dass er übers Ziel hinausgeschossen war, Leon weinte.

„Ach Mensch Leon, so war das nicht gemeint, nur ach…“

Er nahm Leon in den Arm und ließ ihn einfach weinen. Irgendwann fing Leon an zu flüstern.

„Ich habe es doch nicht böse gemeint, es ist nur alles so viel im Moment. Ich bin so glücklich mit dir und möchte dass es jeder weiß und dann auf der anderen Seite hab ich einfach nur Angst. Lähmende Angst, die einfach alles in mir verschlingt. Ich bin einfach so ein unnützer Feigling.“

„Nein Leon das bist du nicht. Und selbst wenn, dann bist du immer noch mein unnützer Feigling und ganz ehrlich das macht mir nichts, ich liebe dich trotzdem und nichts kann und wird das jemals ändern“

Leon hob den Kopf und schaute Lukas an. Er verlor sich, wie so oft, in den Augen seines Partners, schöpfte neue Kraft und neuen Mut. Er hätte ewig so stehen bleiben können, doch er wurde aus seinen Gedanken gerissen.

„So, nun aber duschen und andere Sachen anziehen. Ich hol in der Zwischenzeit den Kuchen vom Bäcker. Schließlich kommt nachher immer noch Besuch, wenn ich richtig informiert bin.“

 

Alles war vorbereitet, der Kuchen stand bereit, Kaffee war in der Maschine. Leon war wieder einigermaßen ein Mensch geworden, nichts war mehr zu sehen, was auf sie als Paar schließen ließ und die Geschichte war perfekt. Lukas war stolz auf sich, insgeheim dachte er sich mal wieder, dass er vielleicht Autor werden sollte. Aber er wusste, dass er dazu nicht die Geduld hatte, zum einen und zum anderen würde er dauernt die Namen und Charaktere seiner Figuren durcheinanderbringen. Vielleicht eine Kurzgeschichte, dachte er sich, keine 1500 Wörter lang. Vielleicht sollte er so etwas mal versuchen.

Es klingelte. Leon öffnete die Tür.

„Hallo Mama, hallo Papa, schön das ihr hergefunden habt.“

Sein Pokerface war perfekt, soweit Lukas es erkennen konnte.

„Schön dich mal wiederzusehen, Sohnemann, in letzter Zeit hört man ja fast nix von dir, fast so als hättest du eine Freundin.“

Uff, das saß, dachte Lukas und sah wie sich Leon zu verkrampfen begann.

„Und wer ist der Schönling da auf dem Sofa?“, fragte nun Leons Mutter.

Leon war zu perplex zu antworten, in seinem Gehirn begann der Sie wissen alles Film abzulaufen. Er driftete weg zu seinen Szenarien, wie der Nachmittag laufen würde, sah diese und jene Katastrophe. Ihm brach der Schweiß aus, ihm wurde die Wohnung zu eng, er wollte schreien, weglaufen. Doch bevor er irgendetwas tun konnte war Lukas ihm beigesprungen.

„Hallo, ich bin Lukas, ein Freund von Leon. Und sie sind sicher Leons Eltern, darf ich sie Duzen?“

„Ein Freund von Leon, schön dass er endlich welche gefunden hat, aber er hätte es ruhig mal erzählen können“, sie warf ihrem Sohn einen vorwurfsvollen Blick zu „aber so sind Männer eben maulfaul und nur das Nötigste erzählen. Natürlich darfst du uns Duzen. Ich bin Caroline und das ist mein Mann Henning“

Lukas schüttelte beiden die Hand.

„Es stört hoffentlich nicht, dass ich da bin. Ich wollte Letztens in eine andere Wohnung einziehen, doch da gab es dann kurzfristig einen Wasserrohrbruch, sodass die Wohnung im Moment nicht bezogen werden kann. Leider musste ich dennoch ausm Wohnheim raus. Daher wohne ich jetzt netterweise für einige Wochen hier. Ich wollt ja heute Nachmittag das Feld räumen, als Leon sagte, dass seine Eltern kommen, aber er meinte, es wäre okay, wenn ich bleiben würde.“

„Also mich stört es nicht und dich Henning?“

„Ich hatte mich ja eigentlich auf einen Familiennachmittag gefreut, aber warum nicht?“

„Leon hat mir gesagt, dass du als Innendesignerin arbeitest, hättest du vielleicht irgendwelche Tipps bei den Farben für meine neue Wohnung?“

„Oh ja, also die Farben des Jahres sind…“

„Caro, ich bitte dich, du weißt wie sehr ich es hasse, wenn du über Farben redest.“

„Ok, ok, also Lukas, am besten reden wir da später mal drüber, ich lass dir nachher meine Telefonnummer da.“

Endlich war Leon aus seinen Gedanken halbwegs zurück, noch etwas zittrig in der Stimme sagte er:

„So jetzt aber erst mal Kuchen, der steht hier schon eine Stunde und sieht so lecker aus.“

„Leon, du wirst doch nicht krank werden.“

„Bin sicherlich nur etwas übermüdet Mama, das wird schon.“

In der nächsten ¾ Stunde genossen alle den Kuchen und plauderte über dies und jenes, dass der Sommer nicht so schön werden wird. Wie es in der Uni läuft. Über Wasserrohrbrüche und das sowas ja wie zufällig immer in den ungünstigsten Momenten passiert. Lukas fand, dass es alles hervorragend lief. Die Eltern hatten die Story geschluckt, doch er sah, dass es Leon gar nicht so gut ging. Immer wieder griff er unter dem Tisch verstohlen nach Leons Hand um ihm beizustehen. Er wusste nicht genau, was in Leons Kopf vorging, doch er ahnte, dass es nichts Gutes war.

Irgendwann fing Henning dann an über Freundinnen zu reden.

„Leon, also mal ehrlich, du bist nun schon nicht mehr der Jüngste und hast immer noch keine abbekommen. In deinem Alter hatte ich schon die 4. nein 5. Freundin und es ging rund wie bei den Karnickeln, aber du nicht. Woran liegt es, am Studium, ist das Lernpensum zu hoch, oder hast du eine und willst sie uns nur nicht vorstellen?“

„Ach Henning, lass den Jungen, wenn er soweit ist, dann wird das alles werden.“

„Papa, ich find einfach keine, die mich geistig ergänzt.“

„Nein Caro, ich lass es nicht, in seinem Alter und mit seinem Aussehen keine Freundin zu haben, nicht das er am Ende asexuell oder impotent ist oder gar schlimmer. Und das mit dem geistig passen kannst dir sonst wohin stopfen. Geil aussehen muss sie, alles andere kannst du auch später noch suchen. Du bist jung, leb dein Leben. Soll ich dir mal erzählen, wie ich damals die Petra klargemacht habe.“

„Papa bitte, ich weiß, das erzählst du immer und immer wieder, außerdem ist das Mama gegenüber unfair.“

„Nichts ist unfair, deine Mutter weiß, dass ich mal ein Hengst war.“

„Henning es reicht.“

„Und du Lukas, bist du auch son Weichlappen wie mein Sohn, oder hast du eine Schnalle?“

Leon sackte die ganze Zeit immer mehr zusammen, das war so demütigend und peinlich. Asexuell, impotent, gar schlimmer. Gar schlimmer, was meinte sein Vater damit? Schwul? Er spürte Lukas Hand auf seinem Schenkel, spürte die Kraft und Ruhe die von Lukas ausging. Doch es reichte nicht um ihn zu beruhigen.

„Nein Henning, die letzte ist mir weggelaufen, meinte ich wäre nicht emotional genug, aber ich denk da wird sich bald eine finden. Die sind alle geil auf mich.“

Lukas hasste sich für diese Lüge, aber es musste sein. Er nahm sich vor, so schnell wie möglich, das Thema zu etwas unverfänglichem zu wechseln, was war grad aktuell in den Nachrichten. Wasser auf dem Mars. Ja das ging, er musste es nur einfädeln. Doch soweit kam er gar nicht.

„Na wenigstens einer, warum kann der nicht mein Sohn sein?“

„HENNING… wir hatten darüber geredet.“

„Ja ja Caro, dennoch, der Lukas, der hat jetzt seinen Spaß mit den geilsten Bräuten und in 8 Jahren hat er eine Familie. Das was ich immer von meinem Sohn wollte. Doch die Memme will ja emotional und geistig. Ders einfach nur zu faul und zu feige eine anzuquatschen.“

„HENNING“, Caros Stimme überschlug sich fast.

Leon hielt es nicht mehr aus. Wortlos sprang er auf und lief los. Hinter ihm knallte die Wohnungstür.

„Siehste Henning, toll gemacht und jetzt darf ich wieder die Scherben aufkehren wie immer.“

„Caro mach dir da keine Sorgen, ich geh“, sagte Lukas, „ich glaube er kann nun einen Freund besser gebrauchen als eine Mutter, außerdem glaube ich zu wissen wo er hin will. Findet ihr alleine raus? Ich lauf hinterher.“

„Danke Lukas“, seufzte Caro erleichtert, „Henning wenn wir zuhause sind, dann reden wir, du bist unmöglich.“

 

Lukas schlimmste Sorge wurde wahr, Leon hatte es nicht ausgehalten. Er hatte schon den ganzen Tag das Gefühl gehabt mit Leon stimmt etwas ganz und gar nicht. Hatte Angst gehabt, dass Leon einfach abhauen würde, doch als dann bis zum Kuchen alles glatt gegangen war, begannen sich seine Befürchtungen zu zerstreuen. Er hatte Angst um Leon, denn auch wenn Leon sagte ihm ginge es gut und er würde nicht mehr an Selbstmord denken, so war sich Lukas, was das angeht, gar nicht mehr so sicher gewesen, in den letzten Tagen, ob dies auch stimme. Er musste Leon finden. Seine größte Hoffnung war ihn am Strand zu finden, da wo alles begann. Er lief so schnell er konnte. Das Fahrrad war leider einige Tage zuvor kaputt gegangen.

 

Warum musste Papa so denken. Warum, schlimmer als asexuell, Memme, Weichei, Feigling. Alles schoss ihm durch den Kopf, die Tränen rannen sein Gesicht hinab. Er musste weg, weg von alledem. Weit weg, einen Neuanfang. Ja er musste weggehen, vielleicht… vielleicht für immer. Und Lukas? Was sollte Lukas denken, was war mit Lukas. Er konnte ihn doch nicht zurücklassen. Ihn mitnehmen? Nein, das würde Lukas nicht tun, soviel wusste er. Seine Schritte wurden langsamer. Er ließ sich fallen und merkte wo er war. Am Strand. Am Anfang, da wo vor einigen Wochen alles begonnen hatte, da wo er schon einmal saß und kurz davor war einfach zu verschwinden. Was soll ich tun, hierbleiben geht nicht und gehen ist auch kein Weg. Lukas ist das Wichtigste in meinem Leben. Ich kann ihn nicht verletzten. Langsam leerte sich sein Kopf. Er sah nur noch in die See, dachte an nichts mehr, bekam nichts mehr mit. Merkte nicht wie eine Gestalt sich näherte und sich zu ihm setze. Merkte nicht wie er in den Arm genommen wurde. Er starrte einfach nur aufs Meer, bis er einschlief.

Er erwachte. Es war warm und kuschelig, zu warm und kuschelig. War er nicht am Strand gewesen? Hatte er das alles nur geträumt. Stand der Besuch seiner Eltern noch bevor? Er stand auf und ging in die Küche. Lukas erwartete ihn.

„Morgen Leon, auch endlich ausgeschlafen?“

„Ja, aber du sag mal, welchen Tag haben wir heute?“

„Sonntag, wieso?“

„Dann war es also kein Traum“, sagte Leon betrübt.

„Nein, Leon, es war kein Traum, aber nun sag, was hast du dir dabei gedacht einfach wegzulaufen, ich war krank vor Sorge, es hat ewig gedauert, bis ich dich gefunden hatte. Der Strand ist riesig.“

„Ich konnte einfach nicht mehr, die Worte meines Vaters waren wie Messer, die mir in den Körper getrieben wurden. Irgendwann wurde der Drang einfach wegzulaufen übermächtig. Haben sie etwas dazu gesagt?“

„Nein, nicht wirklich. Deine Mutter ist wütend auf deinen Vater und bevor wir noch reden konnten war ich dir auch schon hinterher, aber ich muss mich entschuldigen. Der Teil, wo ich mich als Weiberheld aufgespielt habe war nun echt mal unnötig von mir, ich konnte nicht ahnen, dass dein Vater dann gleich so loslegen würde, aber dennoch, es tut mir leid“, Lukas sah beschämt zu Boden.

Leon ging zu seinem Freund und setze sich zu ihm, er legte ihm den Kopf auf die Schulter und sagte:

„Dir muss gar nichts leidtun, du wolltest mir nur helfen, du kannst nichts dafür und ich glaub, ich muss mich bei dir sogar bedanken. Ich vermute immerhin, dass ich nicht alleine nach Hause gekommen bin.“

„Nein, ich hab dich getragen. Aber Leon, versprich mir, dass du das nie wieder machst. Und bitte rede mit mir, wenn es dir schlecht geht, gestern am Strand, ja da kam es mir fast so vor wie damals, als ich dich mit zu mir genommen hatte. Ich mach mir Sorgen um dich.“

„Versprochen.“

„Ok, dann kann ich dir jetzt auch noch das andere, was gestern passiert ist, sagen.“

„Hm?“

„Nachdem ich aus der Tür war, hat deine Mutter noch einen Brief geschrieben, während dein Vater auf Klo war.“

„Wie meinen?“

„Lies selbst.“

 

Lieber Leon, Lieber Lukas.

Ich möchte mich für Henning entschuldigen, ich verstehe ihn oft selbst nicht mehr, früher war er ganz anders, aber in letzter Zeit. Ich weiß es nicht.

Ich denke ich weiß wieso heute alles etwas merkwürdig gelaufen ist. Ich habe eure heimlichen Blicke gesehen, habe gesehen wie Lukas immer wieder nach deiner Hand gegriffen hat, wenn er dachte, wir würden es nicht sehen. Ich denke Henning hat es tatsächlich nicht gesehen und das ist sicher im Moment das Beste.

Ich möchte nur dass du weißt Leon, ich habe es schon lange vermutet. Und ich freue mich. Lukas scheint einer der richtig Guten zu sein, einen den man einmal in seinem Leben trifft und der einen vollkommen versteht und ergänzt. Halte ihn so fest du kannst.

Und an dich Lukas: Pass auf Leon auf. Er ist mein einziges Kind, und er braucht jemanden der ihm beisteht. Verletze ihn nicht. Wobei ich glaube, dass ich dir das nicht extra sagen muss, ich glaube du liebst ihn viel zu sehr, um ihm auch nur jemals wirklich böse sein zu können.

Ich würde gerne offen mit euch reden. Kommt doch einfach nächste Woche Sonntag zum Kaffee vorbei. Henning hat dann seine Golfrunde und ist für einige Stunden aus dem Haus.

Caro

 

Als Leon fertig gelesen hatte wusste er nicht, wie er sich fühlen sollte. Er wollte vor Freude weinen, war verwirrt, dass seine Mutter es scheinbar wusste, dass sie es akzeptierte, gar freute.

„Lukas, was soll das bedeuten?“

„Ganz einfach, unser Maskenball gestern hat sowohl funktioniert als auch nicht, wobei ich denke er hat auf die bestmögliche Weise funktioniert. Deine Mutter weiß es und freut sich.“

„Ja, aber…“

„Nichts aber.“

„Was ist mit meinem Vater?“

„Das wird sich, denk ich, mit der Zeit alles finden. Erstmal, denke ich, sollten wir die Einladung deiner Mutter annehmen.“

Lesemodus deaktivieren (?)