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Liebe und Vertrauen

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Inhaltsverzeichnis

Erste ausgesprochene Gedanken

Während der Mittagspause saß der 19-jährige Luka Wilke mit seinem Kommilitonen Frank auf der Wiese des Unigeländes in Köln. Luka war 178 cm groß, hatte blonde kurze Haare mit hellblonden Strähnchen, blaue Augen und war sehr schlank Er lebte bei seinen Eltern im ca. 50 km entfernten Krefeld und fuhr jeden Tag mit der Bahn zur Uni nach Köln. Sein Vater war selbstständiger Steuerberater und Wirtschaftsprüfer.

Sie genossen die letzten warmen Sonnenstrahlen und beobachteten die Menschen.

Es war Anfang Oktober und beide hatten gerade ihr Studium in Wirtschafts- und Rechtswissenschaften begonnen.

Bis vor kurzem kannte Luka nur die kleine gymnasiale Welt seiner Heimatstadt, doch hier an der Uni musste er lernen in anderen Dimensionen zu denken, es war alles viel größer.

Durch den gemeinsamen Studiengang hatte er sich ein wenig mit Frank angefreundet.

Frank war etwas kleiner als er, hatte dunkle Haare und braune Augen und war eher zierlich gebaut. Gleich nach der Zusage für den Studienplatz hier an der Kölner Uni war er in das Zimmer in einer WG gezogen, welches er durch einen Bekannten vermittelt bekommen hatte. Frank hatte sich hier in Köln schon richtig gut eingelebt.

Während sie gemütlich auf der Wiese saßen und das mitgebrachte Essen auspackten, fielen ihre Blicke auf zwei schmusende junge Männer, die etwas entfernt von ihnen saßen.

“Süß die Beiden, nicht?", fragte Frank als er Lukas verträumten Blick sah.

"Scheinen ja kein Problem zu haben sich hier offen zu zeigen.", stellte Luka fest und biss herzhaft in sein Brot.

"Nein, warum auch?"

"Na, auf meiner alten Schule wären längst die Lehrer gekommen und hätten sie auseinander gezerrt."

"Warst du auf einer Klosterschule oder was?" Frank sah ihn entsetzt an.

"Nein, das nicht, aber die Lehrer waren trotzdem sehr streng und auf

`Sitte und Ordnung` bedacht."

"Oh Mann, das ist ja wohl längst überholt. Also auf meiner alten Schule brauchten wir „Homos“ uns nicht verstecken."

Luka sah Frank ungläubig an, dieser strahlte jedoch breit grinsend.

"Ups, naja, dann weißt du es jetzt eben. Ich hoffe, das ist jetzt kein Problem für dich. Ich bin ja stets bemüht es mir nicht so sehr anmerken zu lassen. Du brauchst jetzt aber keine Angst zu haben, dass ich jeden Moment über dich herfalle oder so. Ich stehe mehr auf die großen Kräftigen, die mich in ihren starken Armen halten, weißt du.", beschrieb er dann etwas tuntig seinen Geschmack.

"Ja, verstehe schon. Du gehörst also eher zu den Passiven.", antwortete Luka wie selbstverständlich, steckte das letzte Stück Brot in den Mund und kaute genüsslich darauf rum.

Es trat eine kurze Pause ein.

Ungläubig schaute Frank ihn an.

"Moment mal, was weißt du von passiv? Einen Hetero interessiert nicht, wer aktiv oder passiv ist, der ist immer aktiv. Bist du etwa . . .?", fragte er sichtlich verwirrt

"Naja, man informiert sich halt.“, sagte er und sah zu Boden. “Wozu gibt es Internet? Ich weiß nicht so genau ob ich auch auf Jungs stehe...“ Langsam hob er seinen Kopf und sah Frank wieder an. „Ich meine, mit Mädchen war es bis jetzt nie so toll, aber mit einem Jungen? Ich weiß es einfach nicht. Ich könnte es mir schon vorstellen."

Frank sah ihn eine Weile an, dann fragte er ganz unverblümt:

"Was fühlst du, wenn du ein Mädchen anfasst?"

"Naja, ich ähm, . . . wenn ich mit einem Mädchen zusammen war, habe ich nicht sehr viel empfunden. Also, vielleicht war ich noch nie richtig verliebt. Die anderen Jungs erzählten immer wie toll es ist mit nem Mädchen zu schlafen. Naja, ich fand das nie sooo toll."

Er hatte schon mit einigen Mädchen geschlafen, hatte aber noch nie eine feste Freundin oder war richtig verliebt.

Wenn er mit seinen Kumpels aus der Schule in den Krefelder Diskotheken

unterwegs war, ging es immer nur darum die Mädchen so schnell wie möglich abzuschleppen. Luka war bei den Mädchen sehr beliebt, er sah gut aus und war einer der wenigen Jungs, die gerne tanzten, was ihm natürlich das Mädchenrumkriegen sehr erleichterte.

Aber schon seit einiger Zeit hatte diese Mädchenanmache ihren Reiz für Luka verloren. Es war immer das Gleiche, ohne Liebe und Gefühl, immer ging es nur um das Eine.

"Und bei Jungs?" Jetzt wollte Frank es genau wissen.

"Tja, bei Jungs . . . wenn ich die Beiden da drüben sehe, dann sieht das unheimlich schön aus." Er nickte zu den beiden Jungs die sich gerade sehr innig küssten.

„Mir wäre das Gefühl am wichtigsten. Ich müsste mich richtig verlieben, das ist ja was mir bisher gefehlt hat. Ohne Gefühl ist es mit nem Jungen doch auch nur immer das Gleiche. Dann ist es doch egal ob Junge oder Mädchen.“

„Du hast es noch nie mit einem Jungen ausprobiert, oder?“, bohrte Frank weiter.

Luka schüttelte verlegen den Kopf.

„Warum denn nicht? Du siehst doch total süß aus. An Gelegenheiten kann es doch sicher nicht gemangelt haben.“ Auch Frank hatte jetzt aufgegessen und packte die leere Dose in seinen Rucksack.

„Ich... ich bin nie alleine weg gewesen, immer mit Freunden aus der Klasse. Wenn wir mal Schwule gesehen haben, machten sie gleich blöde Witze und so. Klar, dass ich dann keinen näher kennen lerne um irgendetwas auszuprobieren.“

Frank überlegte einen Moment, dann meinte er:

"Hey, was hältst du davon, wenn du einfach am Freitag mit mir ins „Brothers“ gehst, das ist ein Club für Schwule. Kann ja sein, dass du da den absolut geilen Typ findest mit dem du was austesten möchtest. Komm doch einfach mit."

"Meinst du? Ich will aber nicht sofort mit jemandem ins Bett." Luka fuhr sich unsicher durch seine kurzen blonden Haare.

„Das musst du ja auch gar nicht. Du schaust dir das alles einfach nur an.“

„Hm, ich würde schon gerne mitkommen.“, überlegte der Blonde laut.

"Dann ist das jetzt abgemacht. Du kannst dann auch bei uns in der WG pennen. Wir haben da noch ein Zimmer frei, dann musst du in der Nacht nicht mehr mit dem Zug zurück nach Krefeld fahren."

"Das wäre echt klasse. Dann könnte ich Samstag in aller Ruhe wieder zurück fahren."

Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass die nächste Vorlesung bald beginnen würde.

"Wir müssen langsam wieder rein gehen.“ Sie packten ihre Sachen zusammen und machten sich auf den Weg zu ihrem Vorlesungsraum.

“Ach ja, bevor ich es vergesse, in der WG wohnen fast nur Homos. Also nicht erschrecken."

"Nein, nein, ist schon OK. Kein Problem."

Als Luka abends im Bett lag, grübelte er über das kommende Wochenende nach. Er freute sich darüber, dass Frank ihn mitnehmen wollte. In seinen Gedanken tauchten wieder die beiden schmusenden Jungs auf, die er auf dem Unigelände gesehen hatte. Dabei erwischte er sich bei dem Wunsch einer von ihnen zu sein.

Er wünschte sich jemanden zu finden, mit dem er auch so vertraut und liebevoll umgehen konnte.

So lieb und zärtlich, wie sie zueinander waren.

Wieder in der Realität streichelte er sich selbst über seinen Körper um sich seine Wünsche wenigstens zum Teil zu erfüllen. Seine Hand wanderte langsam abwärts und verschwand in seiner Boxershorts.

...

Ein paar Minuten später stand er wieder auf um duschen zu gehen.

Kennenlernen

Wie abgesprochen ging Luka nach der letzten Vorlesung am Freitag mit zu Frank.

Dieser hatte seinen Mitbewohnern schon erzählt, dass er heute einen Gast hatte und Cora hatte auch schon das Gästezimmer hergerichtet.

Cora war die einzige weibliche Bewohnerin der WG. Sie kümmerte sich um den

großen Haushalt, machte die Wäsche, hielt die gemeinsam genutzten Räume sauber, machte den wöchentlichen Einkauf und sorgte täglich für reichhaltige

und ausgewogene Mahlzeiten. Sie hatte einige Lehrgänge über gesunde

Ernährung und Haushaltsführung besucht und führte den großen Haushalt mit

eiserner Hand, dafür wohnte sie mietfrei und erhielt ein angemessenes Gehalt

aus der Gemeinschaftskasse.

Auch heute hatte Cora wieder ein tolles Abendessen hergerichtet.

Nach und nach trudelten die Bewohner ein und nahmen an dem großen Esstisch Platz, der mitten in der großen Wohnküche stand. Frank stellte sie alle einzeln vor. Da waren Oli, Dominik und Sven, die die oberste Etage bewohnten, dann Markus und Kai vom ersten Stock und Parterre im Anbau wohnten Cora, Simon und Frank selbst. Simon naschte aber nur kurz, da er mit seinem Freund Nicolas zum Essen verabredet war.

Luka wurde freundlich von allen begrüßt und fühlte sich gleich sehr willkommen.

"Können wir anfangen?", fragte Markus, der anscheinend den größten Hunger hatte und schon ungeduldig mit der Gabel herumfuchtelte.

"Ja sicher, lasst es euch gut schmecken. Guten Appetit.", antwortete Cora, setzte sich an den Tisch und reichte die Schüsseln herum. Ihr wurde von den anderen ebenso ein "Guten Appetit" zurück gemurmelt und alle griffen kräftig zu. Während des Essens ging es recht lustig zu, einige erzählten die neuesten Witze oder alberten einfach nur. Luka hatte schon lange nicht mehr so viel gelacht wie heute.

Als die Jungs dann endlich satt und zufrieden waren, meinte Frank: "So, dann wollen wir uns bald schick machen, fürs „Brothers."

“Na, dann sehen wir uns bestimmt", antworteten gleich mehrere im Chor.

"Ja, aber ganz langsam. Ich bin jetzt total voll gefressen. Das war super lecker, vielen Dank." Trotz dass Luka sehr schlank war, hatte er einen guten Appetit und aß immer reichlich. Manchmal kam er sich richtig verfressen vor, aber wenn es ihm schmeckte, konnte er schon einiges verdrücken.

Sie saßen noch gemütlich bei `der Tasse Kaffee danach´, als plötzlich die Haustüre aufging und ein wahnsinnig gut aussehender schwarzhaariger Mann die Küche betrat. Er trug eine dunkle Jeans und darüber ein hellblaues Hemd.

„Hi, Leute.“

Cora sprang sofort auf: "Hallo Tom, hast du Hunger? Soll ich dir was warm machen?"

"Nein danke, lass nur. Ich hab schon gegessen.“ Sein Blick wanderte von Schüssel zu Schüssel und er schnupperte: „Mhm! Du kannst mir ja für morgen Mittag ne Portion draußen lassen, bevor du die Reste einfrierst? Aber einen Kaffee hätte ich gerne." Tom setzte sich mit an den großen Tisch.

"Ja natürlich, gerne. Musst du morgen denn nicht ins Krankenhaus?"

"Doch, aber ich hab Spätdienst."

"Schön, dann kannst du ja mal richtig ausschlafen." Cora holte ihm eine Tasse und füllte sie mit Kaffee und einem Löffel Zucker, genau wie er es mochte.

Während der ganzen Unterhaltung schaute Luka nur auf Tom. Er konnte gar nicht mehr wegschauen, er war hin und weg von diesem Tom. Seine angenehme Stimme, seine Bewegungen, alles faszinierte ihn.

Tom war 182 cm groß und schlank, hatte schwarze Haare, dichte Augenbrauen, ein leichtes Grübchen am Kinn und grüne dunkle Augen. Er sah Luka freundlich an.

„Hallo, du bist also Franks Studienkollege von dem er erzählt hat. Ich bin Tom."

„Hallo“, mehr brachte Luka nicht raus. Er war total gefangen von diesen dunkelgrünen Augen die jetzt in seine blauen blickten.

"Koooommst du?", riss ihn Frank wieder in die Wirklichkeit.

„Was?... Ach ja, ich komm ja schon.“

Frank zeigte ihm das Bad und das Gästezimmer im ersten Stock, damit er sich fertig machen konnte.

Nachdem sich Luka geduscht, mit etwas Gel seine kurzen Haare zurecht gezupft, eine Jeans und ein frisches T-Shirt angezogen hatte, ging er wieder runter und wartete auf Frank. Der brauchte viel länger, ehe er fertig gestylt in einer engen hellen Lederhose und einem bunten Hemd bekleidet im Wohnbereich erschien. Da der Club nicht sehr weit entfernt lag, machten sie sich zu Fuß auf den Weg,

Als sie das „Brothers“ betraten, herrschte dort schon eine gute Stimmung. Es war ein relativ kleiner Club mit einer ziemlich bunten Deko, aber nicht zu kitschig.

Aktuelle Musik wurde gespielt und die kleine Tanzfläche war gut gefüllt.

Frank führte Luka zunächst zu der Ecke in der sich meistens die Leute aus der WG trafen.

Das neue Gesicht wurde auch gleich von Luigi, einem großen Italiener mit schulterlangen schwarzen Haaren, in Augenschein genommen, der auch sofort die Gelegenheit ergriff und auf die Beiden zu kam. Frank hatte schon vor einiger Zeit eine Nacht mit ihm verbracht, deshalb gab er Luka kurz ein Zeichen, dass er vorsichtig sein soll, da Luigi nur jemanden für eine Nacht suchte. Luigi sah zwar gut aus, aber das wusste er auch und benahm sich entsprechend eingebildet. Jedoch beeindruckte er Luka damit nicht und der ließ sich auch auf gar nichts ein. Bald verlor der Italiener die Lust ihn weiter anzugraben und ging wieder zu seinem Tisch zurück.

So nach und nach trudelten einige der Mitbewohner ein und stellten sich zu ihnen. Da Luka sehr gerne tanzte, ließ er sich von Frank auf die Tanzfläche ziehen. Markus und Oli folgten ihnen auch.

Im Laufe des Abends kamen noch andere Typen und versuchten ihr Glück mit den verschiedensten Flirt-Versuchen. Es tat schon gut wenn man von anderen angesprochen wurde, ein wenig flirten, unterhalten und kennen lernen, das machte Luka Spaß.

Aber Luka wollte die Sache ja eigentlich ruhig angehen und nicht gleich am ersten Abend mit irgendwem in die Kiste hüpfen. Außerdem hatte er immer das Bild von diesem Tom im Hinterkopf mit diesen wahnsinnig grünen Augen und dem hielt kein Vergleich stand.

Als sie wieder an ihrem Tisch in der Ecke standen schien Frank einen Bekannten gesehen zu haben und sagte nur: „Bin mal kurz weg!“, und verschwand auch schon. Auch die Anderen aus der WG waren alle irgendwie unterwegs oder auf der Tanzfläche. So blieb Luka alleine an dem Tisch stehen.

Kurz darauf stellte sich ein großer kräftiger Typ zu Luka.

„Hi, ich bin Jo, ich habe dich noch nie hier gesehen. Du siehst total süß aus. Wie heißt du?“, begann er zu flirten.

„Ich bin Luka.“, entgegnete er kurz. Der Kerl gefiel ihm nun so gar nicht.

Jo wollte unbedingt mit ihm tanzen, machte ihm Komplimente und eindeutige Angebote. Aber für Lukas Empfinden war er viel zu aufdringlich und hässlich noch dazu.

Jo berührte ihn aber immer wieder, strich ihm über den Arm, kam sehr nahe und versuchte ihm einen Kuss zu geben, aber Luka blockte ab. Er ging einen Schritt zurück um etwas Abstand zu kriegen, sah sich Hilfe suchend um, doch von Frank war nichts zu sehen.

Und Jo kam wieder näher.

Luka war jetzt schon arg in Bedrängnis, Jo wurde immer aufdringlicher. Luka wusste nicht, wie er diesen Kerl loswerden sollte, ohne einen Aufstand zu machen.

In der Zwischenzeit war auch Tom in dem Club angekommen. Er stand an der Theke, unterhielt sich mit dem Barmann und sah, dass der Blonde den Frank mitgebracht hatte, stark bedrängt wurde. Er konnte auch erkennen, dass dieser das offensichtlich nicht wollte. Er beobachtete das Spiel eine Zeit lang, bis er es nicht mehr mit ansehen konnte und Luka zur Hilfe kam. Er stellte sich hinter ihn und legte die Arme um ihn.

Dieser merkte, wie sich zwei schützende Arme um seinen Oberkörper legten und Tom in sein Ohr flüsterte: „Spiel einfach mit.“

Laut hörte er jetzt Toms warme Stimme: „Hallo mein Engel, wartest du schon lange?“

Luka kapierte gleich und sagte: „Ja, viel zu lange, aber jetzt bist du ja da.“

Im Stillen dachte er sich: <Wenn du wüsstest, wie nah das an der Wahrheit ist.>

Er genoss jetzt einfach den Moment und schmiegte sich mit dem Rücken an den Körper hinter sich, doch er wusste ja, dass das alles nur ein Spiel war. Aber es fühlte sich seeeehr gut an.

„Ach, so ist das! Sag doch, dass du zum Doc gehörst.“ Damit zog der Typ augenblicklich ab.

Tom ließ Luka langsam wieder los.

„Hier musst du immer ganz klar sagen, was du willst und was nicht, sonst wirst du einfach überrollt und hinterher bereust du es. Das solltest du dir gut merken.“

„Ja, danke für die Hilfe.“

Luka bedauerte sehr, dass die Umarmung leider schon wieder zu Ende war. Er hätte sich gerne noch etwas länger an den Größeren gelehnt. Doch dann fiel ihm was ein.

„Das sieht jetzt aber nicht mehr so glaubwürdig aus. Wir könnten miteinander tanzen.“ Er grinste Tom frech an.

Dieser schüttelte grinsend den Kopf: „Du lernst aber schnell. Aber du hast Recht. Lass uns tanzen.“ Tom konnte sich selber nicht erklären, warum er das tat, es war eigentlich nicht seine Art sich so einzumischen. Doch irgendwie gefiel ihm der Junge.

Luka folgte Tom auf die Tanzfläche. Da schnelle Tanzmusik gespielt wurde, bewegten sie sich locker nebeneinander und schauten sich immer wieder an. Während des Stückes wurde die kleine Tanzfläche immer voller. Als der DJ ein langsameres Lied anspielte, versuchte Tom zurück zu ihrer Ecke zu kommen, dies gelang ihm aber nicht, weil sie inzwischen schon zu eingekeilt waren. Ohne lange nachzudenken legte er seine Arme um Luka und zog ihn an sich. Luka schaute zuerst etwas überrascht, wusste nicht so recht wohin mit seinen Armen. Tom musste ein wenig nachhelfen und legte diese auf seine Schultern und so bewegten sie sich zu der langsamen Musik.

„Du hast wohl noch nie mit einem Mann getanzt, hmm?“, fragte Tom ganz nah an Lukas Ohr.

„Nein, das ist das erste Mal.“

„Aber du stehst schon auf Männer, oder?“ Warmer Atem streifte ihn und bescherte ihm eine Gänsehaut.

„Ja, ich ähm . . . ich glaube schon.“, stammelte Luka etwas unsicher.

„Hey, wie war das mit den klaren Antworten?“

„Ich will ja gerade herausfinden, ob mir das gefällt.“

„Gefällt dir denn, was du bis jetzt erlebt hast, oder ist es eher abschreckend?“

„Also, mit dir hier so zu tanzen, das finde ich sehr schön.“

„Aha, das ist doch schon mal was.“

Tom zog Luka noch ein wenig näher an sich heran und sah ihm die ganze Zeit tief in die Augen. Luka schmolz nur so dahin, er versank in diese tiefen, dunklen, grünen Augen. Er ließ sich gerne noch näher an den anderen Körper ziehen, fühlte den warmen Atem an seinem Hals und genoss diese Umarmung.

Seine Arme schlangen sich noch etwas fester um Toms Nacken, er schmiegte sich ganz eng an den Größeren und wünschte sich, dass dieses Lied niemals enden möge.

Doch viel zu schnell verklang die langsame Musik und es folgte nun wieder ein schnelleres Lied. Die beiden lösten sich voneinander und gingen jetzt zurück zu ihrem Tisch, wo sich inzwischen die Anderen auch wieder eingefunden hatten.

Während die Beiden noch auf der Tanzfläche waren, war Frank zurück an den Tisch gekommen und sah die beiden Tanzenden.

Er konnte es gar nicht fassen und sagte nur: „Das gibt’s doch nicht! Habt ihr Tom schon mal sooo auf der Tanzfläche gesehen?“

Alle verneinten.

„Und dann auch noch mit Luka. Ich fasse es nicht.“, regte Frank sich auf.

„Jetzt beruhig dich mal wieder.“, antwortete ihm Markus. „Vielleicht ist er ja was ganz Besonderes. Die tanzen die ganze Zeit schon. Wo ist das Problem? Gönnst du Tom nicht auch mal einen Kerl?“

„Doch sicher, ich hab ihn nur noch nie mit jemandem so eng tanzen gesehen. Und dann ausgerechnet mit Luka, dieser Grünschnabel, von nichts ne Ahnung und dann holt er sich gleich das Sahnestück.“

„Wieso Grünschnabel, er ist doch so alt wie du, oder?“ Markus sah ihn fragend an.

“Ja schon, aber er sagt er wüsste ja noch nicht mal, ob er überhaupt schwul ist. Er hätte null Ahnung.“

„Dafür macht er seine Sache aber schon ganz gut. Also für mich sieht das schon ziemlich schwul aus.“

Dann kamen die Beiden wieder zurück.

Luka schwebte irgendwie noch auf Wolke sieben und bekam das Grinsen nicht aus dem Gesicht. Er himmelte Tom regelrecht an.

Aber dieser unterhielt sich ganz locker mit seinen Leuten über alle möglichen Dinge und wurde auch bald von dem Clubbesitzer angesprochen und verschwand mit diesem.

Einige Zeit später verabschiedeten sich Luka und Frank dann auch und machten sich auf den Heimweg.

„Wie hat dir denn der Ausflug in die Schwulenszene gefallen?“, fragte Frank, als sie an einer Ampel warten mussten.

„Toll! Ich glaube, ich stehe wirklich mehr auf Männer. Der Tanz mit Tom hat mir sehr gut gefallen. Es fühlte sich fantastisch an von ihm gehalten zu werden.“, schwärmte Luka mit glänzenden Augen.

„Das glaube ich dir sogar. Weißt du eigentlich, dass du dir da den begehrtesten Typen in der ganzen Szene rausgesucht hast. Du hättest die neidischen Blicke sehen sollen, die euch beobachtet haben, meine eingeschlossen. Ich würde schon einiges dafür geben mit ihm so eng zu tanzen und auch mehr.“

„Wie jetzt? Du bist auch in Tom verliebt?“ Luka blieb vor Schreck stehen und sah Frank entsetzt an.

„Verliebt würde ich vielleicht nicht sagen, aber ich würde schon gerne mal Sex mit ihm haben.“

„Oh! Weiß er das denn? Ich meine, hast du es ihm schon mal gesagt?“, fragte Luka während sie weitergingen.

„Klar hab ich das! Ganz am Anfang, als ich gerade eingezogen bin, war ich sofort von ihm begeistert. Aber er hat mir ziemlich schnell klar gemacht, dass da nichts geht. Ich wäre viel zu jung für ihn. Pah!“

Luka sah ihn erschrocken an, da er ja sogar noch ein wenig jünger als Frank war, dann fragt er: „Ähm, wie alt ist Tom denn?“

„Ich glaube 27 oder so.“

„Oh, das hätte ich nicht gedacht.“

„Immerhin ist er schon fertig mit dem Studium. Er hat ja schon seinen Doktortitel und arbeitet im Krankenhaus als Assistenzarzt. Er ist sehr ehrgeizig und verbringt fast seine ganze Freizeit mit seinem Projekt.“

In der WG angekommen, wünschten sie sich eine Gute Nacht. Luka machte sich bettfertig und ging auch gleich schlafen.

Er dachte noch über das eben Erfahrene nach:

<Wenn er Frank schon zurückgewiesen hat, dann hab ich ja wohl überhaupt keine Chance. Aber es fühlte sich so schön an, von ihm umarmt zu werden, ganz nah an seinem Körper gedrückt und seinen warmen Atem an meinem Hals zu spüren. Ach, es war toll. Ich will mehr davon.>

Er umarmte seine Bettdecke, kuschelte sich hinein und schlummerte mit diesen Gedanken langsam ein.

Erkenntnis

Als Luka am nächsten Morgen, nachdem er sich frisch gemachte hatte, runter zum Frühstücken ging, saß Tom alleine an dem großen Tisch und genoss in aller Ruhe seinen Kaffee.

"Hallo, guten Morgen Tom", begrüßte Luka ihn freudestrahlend.

"Guten Morgen, Luka.“, entgegnete Tom: „Du bist aber schon früh wach! Die Anderen schlafen alle noch. Auch Kaffee?"

"Ja, bitte. Wo warst du denn gestern so plötzlich?" Luka setzte sich mit an den großen Tisch und freute sich auf eine Unterhaltung mit Tom. Er wollte ihn unbedingt näher kennen lernen.

Tom schenkte für ihn einen Kaffee ein und nahm sich selbst auch noch einen.

"Der Partner des Clubbesitzers ist mein Patient. Ich sehe ab und zu nach ihm und gestern ging es ihm nicht besonders."

"Bist du denn nächstes Wochenende auch wieder im „Brothers“?"

"Wahrscheinlich nicht, da habe ich Dienst." Er gab sich einen Löffel Zucker in seinen Kaffee und rührte um.

"Oh, schade! Ich würde gerne wieder mit dir tanzen."

"Du solltest dir lieber einen jungen Mann suchen mit dem du tanzen kannst, einer der viel Zeit hat und besser zu dir passt.", wehrte der Ältere gleich ab.

"Es hat mir aber sehr gefallen mit dir zu tanzen." Luka ließ nicht so schnell locker, aber Tom blockte gleich wieder ab.

"Verliebe dich nicht in mich. Suche dir einen Gleichaltrigen, mit dem du zusammen alles entdecken kannst. Ich bin doch viel zu alt für dich."

Nach einer kurzen Pause fragte Luka: "Hat es dir denn nicht gefallen mit mir zu tanzen?"

"Das ist unfair. Jetzt kommst du mir so an. Doch, ich habe auch gerne mit dir getanzt, aber das war eine einmalige Sache, vergiss es einfach, ich wollte dir nur helfen. OK."

Damit stand Tom auf, holte die fertigen Brötchen aus dem Backofen und begann den Tisch zu decken. Das Thema war für ihn damit beendet.

"Kann ich dir helfen?"

"Ja sicher, danke." Sie deckten zusammen den Tisch, mit Wurst, Käse, Marmelade usw. Es dauerte auch nicht mehr lange und die Ersten trudelten zum Frühstück ein. Es wurde wieder viel erzählt und gelacht.

Erst gegen Mittag machte sich Luka dann auf dem Heimweg.

Als er zu Hause ankam, seine Jacke und Schuhe auszog und seine Mutter begrüßte, wurde er gleich von seinem 7jährigen Bruder Matthias überfallen.

"Wo warst du denn die ganze Nacht? Ich wollte dich heute Morgen wecken, aber du warst gar nicht da. Ich musste alleine die ganzen Brötchen schleppen."

"Oh wie furchtbar, armer Matti, waren die so schwer?“ Sie setzten sich gleich an den Tisch. „Ich habe in Köln übernachtet, bei Freunden, in einer WG."

Es war bereits Kaffeezeit und seine Mutter gab ihnen je ein Stückchen selbstgebackenen Kuchen auf die Teller, da sie wusste, wie gerne ihre Söhne diesen mochte.

"Wasch isch denn eine WeeGee?", fragte Matti mit vollem Mund.

"Eine WG ist eine Wohngemeinschaft, in der zum Beispiel mehrere Studenten wie in einer großen Familie zusammenleben. Jeder hat sein eigenes Zimmer und in der Küche und im Wohnzimmer sind alle zusammen.", gab er zur Erklärung.

"Nur die Studenten? Ohne Eltern?" Matti sah seinen Bruder verwundert an.

“Ja klar, ohne Eltern. Da kommen ja Leute von überall her, die in Köln studieren und wenn sie mit dem Studium fertig sind, gehen sie wieder nach Hause oder dahin wo sie einen Arbeitplatz finden. Damit es nicht zu teuer wird und sie nicht alleine sind, wohnen sie während der Studienzeit zusammen und teilen sich die Kosten. Ist doch ne feine Sache." Er erzählte noch ein bisschen von dem gemeinsamen Essen und wie viel Spaß sie hatten und wie toll er das alles fand.

"Ziehst du denn jetzt auch in die WeeGee?" Matti schob sich schon das nächste Stück Kuchen auf den Teller. Er konnte genau so gut essen wie sein Bruder und war auch genau so dünn.

"Ich? Nein, ich war da ja nur ein Gast." Auch Luka nahm sich ein weiteres Stück.

Seine Mutter hatte bis jetzt nur zugehört.

"Na, dir scheint es da aber gut gefallen zu haben. Du schwärmst ja richtig", warf sie schmunzelnd ein.

"Ja, hat es auch. Nicht nur in der WG. Wir sind abends in einem Club gewesen und haben viel erlebt." Mehr sagte er nicht, er wollte seiner Mutter noch nichts erzählen. Er musste das Erlebte zuerst selbst verarbeiten.

"Dann wirst du das sicher noch mal machen.", stellte sie amüsiert fest.

"Ja sicher, wenn Frank mich noch mal mitnimmt."

"Aber jetzt musst du unbedingt mit mir In-Liner fahren.", quengelte Matti ungeduldig, nachdem er den letzten Bissen runtergeschluckt hatte.

"OK, machen wir uns fertig und drehen ne Runde. Mal sehen wer so an der Halfpipe ist."

In der kommenden Woche verbrachte Luka mehrmals die Mittagspause mit Frank.

Sie redeten über alles Mögliche.

Am Samstag ging er wie gewohnt mit seinen Freunden aus der alten Schule in ihre Stammdiscothek in Krefeld.

Seine Kumpels waren wie immer nur darauf aus, irgendwelche Weiber abzuschleppen. Luka tanzte auch mit mehreren Mädchen, aber sein Interesse hielt sich in Grenzen. Immer wieder dachte er daran zurück, wie es war, mit Tom zu tanzen, von ihm gehalten zu werden, sich an seinen Körper zu lehnen. Er merkte gar nicht, wie er das Mädchen, mit dem er gerade tanzte, immer näher an sich zog. Als sie aber ihren Kopf hob und auf einen Kuss wartete, wurde Luka erst bewusst, was er hier gerade tat. Er drehte seinen Kopf zur Seite und wartete auf das Ende des Liedes. Dann trennte er sich von dem Mädchen.

Er bliebt noch ein wenig, doch als die ersten Jungs mit ihren neuen Bekanntschaften verschwanden, verabschiedete er sich auch und ging alleine nach Hause.

Ihm wurde immer klarer, was er wollte.

Er dachte wieder an Tom. Auch wenn er schon etwas enttäuscht war, dass Tom ihn am folgenden Morgen klar zurückgewiesen hatte, dachte er sehnsüchtig an den Tanz und die Umarmung zurück.

<Er sieht einfach fantastisch aus, das volle schwarze Haar, die irren grünen Augen, der schön geformte Mund. Was muss es erst für ein Gefühl sein, wenn mich diese Lippen küssen?>

Ihm wurde ganz warm bei diesem Gedanken.

Am Sonntagmorgen wurde er wie immer von seinem kleinen Bruder geweckt, damit sie zusammen Brötchen holen konnten. Nach einem langen gemütlichen Frühstück mit seinen Eltern zog er sich zum Lernen in sein Zimmer zurück. Er wollte noch ein paar Dinge im Internet für sein Studium nachsehen.

Nachdem er verschiedene Gesetzestexte durchgearbeitet hatte, surfte er sich durch einige Homo-Seiten und fand auch eine auf der die verschiedensten Begriffe und Praktiken genau und sachlich erklärt wurden, ohne pornografisch zu sein.

Als er dann abends seinen Computer herunterfuhr war er um einiges schlauer.

Montagmittag gingen Frank und Luka zusammen in die Mensa.

„Hattest du ein schönes Wochenende?“, fragte Frank, während sie sich mit den voll beladenen Tabletts an einen der freien Tische setzten.

„Naja, ging so. Ich war mit ein paar Freunden bei uns in der Disco.“

„Und? Jemand nettes kennen gelernt?“ Frank war wie immer furchtbar neugierig.

„Nein, war ziemlich öde. Ich bin dann recht früh nach Hause gegangen. Du denn?“

„Ja! Mein Wochenende war erfolgreich, wenn du verstehst, was ich meine.“ Er grinste und zwinkerte mit einem Auge.

„War es gut?“

„Es war klasse. Ich hatte total geilen Sex. Ich glaube, den Kerl gönne ich mir noch mal öfter, also wenn er will, aber ich glaub schon. Er hat gesagt, dass wir uns noch mal treffen können. Na, mal sehen.“, überlegte er laut vor sich hin und stocherte in seinem Essen.

„Du hast es wohl nicht so mit Beziehungen, Liebe, Treue und so?“ Auch Luka schmeckte es nicht besonders, aber der Hunger trieb es hinein.

„Nein, eigentlich nicht. Ich will meine Jugend genießen und mitnehmen was ich kriegen kann. Viel zu schnell ist man alt und hat dann was verpasst. Da fällt mir gerade was ein! Hast du nächstes Wochenende schon was vor? Ich werde nämlich am Samstag 20 und mach ne kleine Party. Nur ein paar Leute, so etwa zwanzig, wenn alle kommen sollten, die zugesagt haben. Hast du Lust? Du kannst natürlich wieder bei uns pennen.“

„Ja, klar hab ich Lust. Was kann ich dir denn mitbringen?“

„Einen supergeilen Bodybuilder der mich die ganze Nacht durchvögelt.“, lachte Frank, “Nein, Quatsch! Was zu trinken reicht, das ist dann schon in Ordnung.“

„Was trinkst du denn am liebsten?“

„Wodka mit O-Saft! Aber bring auch ruhig was mit was du gern trinkst.“

„Geht klar... Wird Tom auch da sein?“ Luka fragte es wie beiläufig, aber er wünschte es sich schon.

„Ich glaube, er hat dann auch frei. Ich wollte ihn sowieso noch fragen, ob er auch kommt.“ Frank schaute Luka skeptisch an. „Du hast echt Interesse an Tom, was?“

„Ähm, naja irgendwie schon. Ich habe am Samstag mit mehreren Mädchen getanzt, aber das war alles nichts im Vergleich zu Tom.“

„Oh man, verrenne dich da mal nicht.“, meinte Frank, „Versteh mich jetzt bitte nicht falsch, aber an Tom ranzukommen ist bestimmt nicht einfach, er ist sehr schwierig. Ich meine, dass er mich damals nicht wollte, habe ich ihm nie krumm genommen. Ich habe sowieso lieber große Muskeln. Aber ich habe ihn auch noch nie mit einem Typen gesehen. Verstehst du! Keinen, den er mal mit nach Hause gebracht hat, keinen One-Night, nichts.“

„Aber er ist doch schwul, oder etwa nicht?“ Unsicher schaute er Frank an.

„Doch schon, immerhin geht er regelmäßig in verschiedene Homo-Clubs und mit dir hat er doch auch getanzt. Ich hab auch mal was mitgekriegt von einem früheren Typen, als er sich mit Cora unterhalten hat. Sie kennt ihn ja schon länger.“

Sie hatten leider nicht mehr viel Zeit zum Quatschen, denn sie mussten wieder in die nächste Vorlesung. Vorher brachten sie noch ihre Tabletts weg.

Am Mittwoch fuhr Luka nicht wie gewöhnlich gleich nach Hause, sondern ließ sich von Frank überreden, nach der Uni mit in ein homofreundliches Cafe zu gehen. Sie betraten das `Casa–Casi` und suchten sich einen freien Tisch. Frank hatte vorab schon erzählt, dass der Inhaber auch schwul war.

Während sie ihren Kaffee tranken, schaute sich Luka neugierig um. Er glaubte die beiden Jungs von der Uni wieder zu erkennen, war sich aber nicht ganz sicher.

"Sind das nicht die beiden Jungs, die wir letztens beobachtet hatten?"

"Ja, sicher, das sind Mark und Pascal.", bestätigte Frank, während er an seinem Kaffee nippte.

"Was, du kennst die auch noch? Das hattest du aber nicht gesagt."

"Na klar kenne ich sie! Pascal studiert mit Kai zusammen Informatik. Kai kennst du ja inzwischen, der wohnt bei uns. Weißt du, ich wollte dich ja nicht direkt so schocken. Aber da du ja jetzt auch zu uns gehörst. Sollen wir uns zu ihnen setzen?"

"Ähm, wenn du meinst."

Frank erhob sich schwungvoll, nahm sich seinen Kaffee und ging zu den Beiden.

Luka folgte ihm mit seiner Tasse in der Hand.

Frank stellte sie einander vor. Sie unterhielten sich eine ganze Weile über die Uni, Professoren und andere Studenten.

Pascal erzählte von ihren Jobs als Kellner und Türsteher im Nightlight, einer großen Discothek usw.

Sie merkten gar nicht wie die Zeit verging und Luka wollte sich auch bald auf den Weg zum Bahnhof machen.

Dann ging die Türe auf und Tom betrat das Café. Lukas Herz machte einen Aussetzer um dann viel schneller weiter zu schlagen. Tom sah wieder wahnsinnig toll aus. Er trug wieder Jeans, diesmal mit T-Shirt und ein dunkles Sakko darüber. Sehr gepflegt und irgendwie wie aus einem Modemagazin, so kam es Luka vor. Er konnte seinen Blick nicht mehr abwenden und folgte jedem Schritt und jeder Bewegung von Tom. Er hörte nicht mehr was am Tisch gesprochen wurde, er beobachtete nur Tom.

Dieser ging als erstes zur Theke, begrüßte den Geschäftsführer und unterhielt sich mit ihm. Dann sah er sich um und entdeckte noch weitere Bekannte und sprach auch mit diesen.

Nach einer Weile kam er dann zu ihnen und setzte sich mit an den Tisch.

Lukas Herzschlag beschleunigte sich auch prompt wieder.

Tom kannte natürlich auch Mark und Pascal, da er auch regelmäßig das Nightlight besuchte.

Sie redeten über das kommende Wochenende, wenn Tom wieder dort vorbeischauen wollte.

Sie plauderten über alles Mögliche und nach einiger Zeit erhob sich Tom:

„So, jetzt muss ich aber nach Hause. Cora will noch mit dem Wagen einkaufen fahren. Fährst du mit, Frank, oder bleibst du noch hier?“

„Au ja, ich komme mit!“, freute sich Frank über das Angebot bequem nach Hause zu kommen. „Luka, du wolltest doch auch jetzt bald los.“

„Ja, mein Zug nach Krefeld fährt in einer halben Stunde.“, antwortete Luka nach einem Blick auf seine Uhr.

„Dann können wir dich doch bis zum Bahnhof mitnehmen, wir fahren ja fast daran vorbei. Ist doch ok, nicht wahr, Tom?“, schlug Frank netterweise vor.

„Ja sicher, kein Problem. Wir lassen dich dann unterwegs raus.“

Als sie wenig später vor Toms Auto standen, betrachteten sie ziemlich entsetzt seinen schwarzen Geländewagen. Denn dieser war komplett zugestellt mit Mülltonnen.

„Das darf doch nicht wahr sein. Die standen vorhin noch nicht da. Sehen die denn das Notarztschild an meinem Wagen nicht? Wie soll ich denn da jetzt rauskommen?“ Ratlos stand Tom vor seinem Rover und suchte verzweifelt nach einer Lösung. Auch Frank lief hilflos in der Gegend hin und her.

Nur Luka grinste leicht vor sich hin und sagte: „Ist doch ganz einfach! Frank und ich stellen die Tonnen zur Seite, du fährst raus und wir stellen die Tonnen wieder hin.“

„Ja natürlich! Das ist die beste Möglichkeit.“

Und genauso machten sie es dann auch. Danach fuhr Tom Richtung Bahnhof um Luka zu seinem Zug zu bringen. Sie bedankten sich noch gegenseitig für alles und verabschiedeten sich.

Die restliche Woche verlief relativ ruhig, keine besonderen Vorkommnisse. Luka ging tagsüber zur Uni und nachmittags arbeitete er bei seinem Vater im Steuerbüro. Damit hatte er eigentlich schon vor einigen Jahren angefangen um sein Taschengeld zu verdienen. Am Anfang hatte er nur die Ablage gemacht, aber mit der Zeit wurde sein Aufgabenbereich immer größer. Er bekam Einblicke in fast alle Bereiche. Ihm machte die Arbeit Spaß und er hatte beschlossen, das auf jeden Fall später beruflich zu machen.

Als er am Freitag nach der Uni im Zug saß, rief sein bester Freund aus der Schule auf seinem Handy an. Alex wohnte in der Nachbarschaft, sie kannten sich schon seit ihrer Kindergartenzeit, waren auch auf dem Gymnasium in der gleichen Klasse und verbrachten die Wochenenden und viele Abende zusammen.

„Hey Luka, gehst du heute Abend mit?“

„Hallo Alex, nein, heute kann ich nicht, meine Eltern haben Karten fürs Theater und ich muss bei Matti bleiben.“

„Morgen denn?“

„Ähm, morgen kann ich auch nicht. Da bin ich in Köln eingeladen.“

„Ach so ist das, du hast jetzt neue Freunde, da hast du keine Zeit mehr für uns, was?“ Alex klang etwas beleidigt.

„Das ist doch totaler Quatsch. Wir können doch in der Woche was zusammen machen, ins Kino oder so.“

„Ja, wenn du Lust hast.“

„In der Woche hab ich abends immer Zeit, das weißt du doch. Wie wäre es mit Dienstag?“

„Ja, geht klar. Wir können ja danach noch was Trinken gehen.“

„Sicher, machen wir. Bis dann.“

Franks Geburtstag

So verbrachte Luka den Abend mit Matti, diversem Knabberzeug und einigen Zeichentrickfilmen.

Nach dem gemeinsamen Frühstück am nächsten Morgen mit seinen Eltern bereitete er noch etwas für die Uni vor.

Dann war es auch schon Zeit und er machte sich fertig. Luka’s Familie wohnte in einem Einfamilienhaus in einem Vorort von Krefeld. Da die Busverbindungen von seinem Elternhaus bis zum Bahnhof sehr ungünstig waren, fuhr er wie immer mit seinem alten Golf, den er von seinen Großeltern zum 18. Geburtstag bekommen hatte, zum Krefelder Bahnhof und dann weiter mit dem Zug nach Köln.

Er hatte zwei Flaschen Wodka, drei Flaschen von seinem Lieblingswein und frische Klamotten im Rucksack.

<Ganz schön was zu schleppen> dachte er auf dem letzten Stück zur Villa, welches er zu Fuß zurücklegen musste. Er war froh, als er endlich ankam.

Als erstes begrüßte er natürlich das Geburtstagskind und umarmte ihn mit den Worten: „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.“

Aber damit gab Frank sich nicht zufrieden. Er packte Luka am Kinn, küsste ihn auf den Mund und zog ihn dabei kräftig an sich.

Luka war etwas überrascht, riss die Augen auf und blickte direkt in die dunklen, grünen Augen von Tom, der etwas hinter Frank stand und wünschte sich nichts sehnlicher als von diesem umarmt und geküsst zu werden.

Als Frank ihn wieder los ließ, schaute Luka verlegen weg.

„Ähm, also wo kann ich die Sachen hintun?“, fragte er dann.

„Was denn für Sachen?“

Er packte den Rucksack und holte die Flaschen raus.

„Diese Sachen!“

„Ach, du hast echt Wodka mitgebracht, danke und... Wein??? Du hast Wein mitgebracht?“, wunderte sich Frank.

„Ja, ich mag diesen Wein sehr gerne. Ist damit was nicht in Ordnung?“

„Doch, klar, wenn du den trinkst. Ich glaube, sonst trinkt hier niemand Wein.“

Da schaltete sich Cora ein, die das alles beobachtet hatte: „Doch, Tom und ich trinken schon mal Wein!“ Tom hatte seinen Namen gehört und kam jetzt auch zu ihnen.

„Das stimmt, kommt aber drauf an. Zu süß sollte er nicht sein. Was ist das denn für ein Wein?“, wollte er dann auch wissen, nahm sich eine Flasche und las das Etikett.

„Der ist aus der Toskana und nicht sehr süß, eher fruchtig.“, erklärte Luka. „Wir fahren da immer in Urlaub hin und in der Nähe ist das Weingut. Mein Vater kauft dort verschiedene Weine, aber mir schmeckt dieser am besten. Kannst ja gleich mal probieren.“ Luka schaute wieder in diese faszinierende grünen Augen und sein Herz schlug ihm bis zum Hals.

„Ja gerne. Sollten wir nicht langsam hier alles fertig machen, Frank?“, rief Tom zur Arbeit. „Sonst kommen deine Gäste und es ist nichts vorbereitet.“

„Ja, Meister oder besser Sklaventreiber.“, maulte Frank, legte aber gleich los.

Alle Anwesenden halfen beim Aufbauen, so wurden sie auch schnell fertig. In der Küche war das Essen als Buffet aufgebaut, Cora hatte ihre Kochkünste voll entfalten können. Im Wohnbereich waren genug Steh- und Sitzgelegenheiten hergerichtet und Gläser und Getränke standen auch reichlich bereit.

Um draußen zu feiern war es leider schon zu kühl. Außerdem fing es gerade an zu regnen.

Wenig später kamen auch schon die ersten Gäste. Luka kannte nicht viele, aber das machte nichts, für ihn zählte nur, dass Tom da war.

„Sollen wir die erste Flasche aufmachen?“ Er sah Tom erwartungsvoll an.

„Ja, lass uns den Wein probieren. Cora, wo ist denn der Korkenzieher?“ Tom sah sich suchend um.

„Den hab ich gleich zu den Flaschen gelegt. Aufmachen könnt ihr aber alleine, oder?“, meinte sie vorwurfsvoll, grinste ihn an und füllte die vorbereiteten Salate in die entsprechenden Schüsseln.

„Naja, versuchen wir es mal. Machst du das?“, fragte er Luka. „Ich bin bei solchen Dingen manchmal etwas ungeschickt. Bei mir geht immer der Korken kaputt.“

„Ok. Ich habe schon so einige Weinflaschen entkorkt.“ Er nahm die Flasche, öffnete sie geschickt und schenkte zwei Gläser ein.

Eines reichte er Tom und sagte: „Zum Wohl.“ Sie stießen an und Tom nahm einen Schluck.

„Mhmmm, der schmeckt wirklich gut. Ich glaube, daran könnte ich mich gewöhnen.“

„Schön, dann werden wir die drei Flaschen ja locker schaffen.“, strahlte Luka.

Im Laufe des Abends wurden die Flaschen immer leerer und die Gäste immer voller. Es wurde viel gelacht, ein paar Spiele und natürlich auch der Alkoholkonsum trugen dazu bei, dass die Stimmung ziemlich locker blieb. Luka’s Blick fiel immer wieder auf Tom. Luka fragte sich die ganze Zeit wie er das wohl macht: Er hatte doch auch nur Jeans und Hemd an und sah trotzdem so klasse aus. Dieser unterhielt sich mal mit dem Einen, mal mit dem Anderen. Er schien hier fast alle zu kennen. Ab und zu kam er um sein Weinglas wieder aufzufüllen.

Irgendwann sprach Cora ihn an: „Darf ich auch etwas von dem Wein haben?“

„Ja natürlich, gerne.“ Luka nahm ein Glas und füllte es für Cora. Während sie den Wein probierte: „Du beobachtest ihn schon den ganzen Abend!“

„Schauen darf ich doch, oder ist das schlimm?“

„Natürlich nicht, das tun viele andere auch. Aber er lässt ja niemanden an sich ran.“ Cora seufzte tief. „Ich wünsche mir für ihn, dass er bald dem Richtigen begegnet und denjenigen dann nicht sofort wieder vergrault, mit seiner ablehnenden Art.“

„Du meinst, wenn man hartnäckig genug ist, hätte man vielleicht eine Chance.“

Bei Luka keimte wieder ein wenig Hoffnung auf.

„Nein, nicht ganz. So meine ich das nicht. Es muss bei Tom „Klick“ machen und er muss sich auch darauf einlassen, verstehst du. Ich habe schon ein paar sehr nette Typen erlebt, die total verliebt in ihn und wirklich sehr hartnäckig waren, aber die sind bei Tom immer wieder sozusagen auf Granit gestoßen.“

„Du kennst ihn wohl schon sehr lange?“, fragte Luka vorsichtig.

„Ja, sehr lange. Gleich in seinem ersten Studienjahr sind wir uns das erste Mal begegnet. Ohne ihn wäre ich wahrscheinlich längst nicht mehr am Leben.“

Cora nippte wieder an ihrem Wein.

„Warst du krank?“

„So was Ähnliches. Ich hatte versucht mich umzubringen.“

„Oh... ich, ähm, entschuldige, ich...“, stammelte er verlegen.

„Es muss dir nicht unangenehm sein. Jetzt will ich es ja nicht mehr. Ich wurde vergewaltigt und bin damit nicht klar gekommen, habe dann Drogen genommen und wusste nicht mehr weiter. Ich wollte nicht mehr leben. Tom hat mir gezeigt, dass das Leben trotzdem noch schön sein kann. Durch die Therapie und Toms Unterstützung bin ich von dem Zeug runter, habe zum Glück keine Folgeschäden und mir geht es prima. Dank Tom.“

„Ihr steht euch sehr nahe?“, fragte er weiter.

„Tom ist der wichtigste Mensch in meinem Leben. Er hat mich sozusagen durch den Entzug geschleift, alle Höhen und Tiefen miterlebt, mich nach Rückschlägen wieder aufgebaut, die Erfolge mitgefeiert, eben alles. Dafür liebe ich ihn und tue alles für ihn. Er hat meinem Leben wieder einen Sinn gegeben. Ich führe hier den Haushalt und kümmere mich um alles, damit er Zeit für sein Studium und so weiter hat. Er ist ein sehr mitfühlender, liebevoller Mensch, wenn man hinter seine harte Schale schaut.“

Als wenn Tom gehört hätte, dass über ihn gesprochen wurde, kam er zu den Beiden rüber, legte einen Arm um Cora, hauchte ihr einen Kuss auf die Schläfe und fragte: „Na, alles klar, meine Kleine?“

„Ja sicher, Großer.“

„Hast du noch was in der Flasche drin?“, wandte er sich an Luka. „Ist das etwa schon die Letzte?“

„Ja, ich habe sie gerade aufgemacht. Wir haben die drei Flaschen doch tatsächlich fast geschafft.“

Er goss Toms Glas noch mal voll und füllte seines auch wieder auf.

„Zum Glück ist es ja nur Wein, wenn es Wodka wäre, lägen wir wahrscheinlich schon längst unter dem Tisch.“, scherzte Luka und sah Tom tief in die grünen Augen.

„Ja, oder wir hingen lallend in irgendeiner Ecke“, stimmte ihm Tom lachend zu und erwiderte Lukas Blick.

Cora schaute verwundert von Luka zu Tom und wieder zurück.

So langsam verabschiedeten sich die anderen Gäste und einige WG-Bewohner hatten sich auch schon zurückgezogen. Auch Luka wurde langsam müde, der Wein tat seine Wirkung. Er war nicht betrunken, aber doch gut beschwingt. Er half noch mit, die letzten Reste wegzuräumen, die leeren Flaschen und Gläser einzusammeln, dann ging er hoch und verschwand noch mal kurz ins Bad. Als er fertig war und ins Gästezimmer gehen wollte begegnete ihm Tom, der gerade die Treppe hoch kam.

„Gute Nacht, Tom.“ Luka sah zu Tom und strauchelte über einen herumliegenden Schuh. Tom griff sofort nach seinen Schultern und verhinderte so, dass er stolperte. Sie sahen sich lange in die Augen. Langsam hob Luka seinen Arm und legte ihn um Toms Hals. Tom nahm seine Hände nicht runter.

Sie kamen sich immer näher, bis sich fast von allein ihre Lippen berührten. Luka schloss genießerisch die Augen. Diese weichen Lippen auf seinen, er konnte nicht anders, er musste sie einfach küssen. Er tastete mit seiner Zunge langsam über die vollen Lippen, die sich auch öffneten und ihn einließen. Luka fühlte sich wie im Himmel, er hatte sich nichts sehnlicher gewünscht als endlich Tom zu küssen.

Luka konnte überhaupt nicht mehr denken, er war wie im Rausch.

Er wollte am liebsten gar nicht mehr loslassen. Seine Zunge umschmeichelte die des Anderen, konnte gar nicht genug bekommen von diesem wahnsinnig guten Gefühl.

Dann wurde sie zurückgedrängt und Tom erforschte seine Mundhöhle genau so fordernd. Beide versanken so in diesen Zärtlichkeiten, dass sie nichts anderes mehr um sich herum wahrnahmen.

Doch dann löste sich Tom plötzlich, sagte noch: “Gute Nacht“, hastete den Gang entlang und verschwand hinter seiner Tür.

Luka musste tief durchatmen und verdauen, was da gerade passiert war.

<Er hat mich geküsst. Nicht einfach nur ein Küsschen, nein richtig. Es war einfach toll. Ich will mehr davon, viel mehr.>

Dann ging er in das Gästezimmer, legte sich hin und schlief selig ein.

Als Luka am nächsten Morgen aufwachte und ins Bad ging, hörte er wie sich Tom und Cora unten in der Küche stritten, er verstand zwar nicht genau die Worte, aber er konnte es sich schon fast denken.

<Cora hat uns wahrscheinlich gesehen und ist jetzt doch eifersüchtig. Sie hatte ja gesagt, dass sie ihn liebt. Na, das hat mir ja gerade noch gefehlt. Obwohl, sie hat ja auch gesagt, dass sie ihm den Richtigen wünscht. Ach, ich verstehe das nicht.>

Nachdem er im Bad fertig war, ging er ganz vorsichtig runter in die Küche. Es war alles still. Tom saß alleine am Tisch und starrte in seinen Kaffee.

Luka hatte einen Kloß im Hals, nahm aber allen Mut zusammen. Er nahm sich auch Kaffee, setzte sich zu Tom und sagte:

„Guten Morgen, Tom.“

„Morgen.“ kam es nur ganz knapp.

„Stimmt was nicht?“

„Sorry, bitte nimm das gestern nicht zu ernst, der Alkohol hat uns wohl ein wenig das Gehirn benebelt. Wird bestimmt nicht wieder vorkommen.“ Während er das sagte stand er auf, nahm sich seinen Kaffee und ging die Treppe hoch. Luka sah ihm betrübt hinterher.

„Hallo Luka. Na, gut geschlafen?“, begrüßte ihn Cora etwas später sehr freundlich.

„Ähm ja, danke der Nachfrage, du auch?“ Luka wusste nicht, ob es ehrlich gemeint war oder ob jetzt das große Donnerwetter kam.

„Ja, ich habe auch gut geschlafen. Ich habe euch gestern gesehen. Wie hast du das geschafft?“, fragte sie ihn lächelnd.

„Ich äh, weiß nicht, es ist einfach so passiert.“, stammelte er rum.

„Tom knutscht nicht einfach so rum. Jeder andere, aber nicht Tom.“

Mit trauriger Stimme sagte er: „Ach, ich weiß auch nicht. Er sagt, es wird nicht wieder vorkommen.“

„Was? Ach, dieser Idiot. Ich hab ihm doch gesagt, er soll sich nicht wieder so verschließen. Er soll es endlich zulassen und sich darauf einlassen. Irgendwann muss er doch aus seinem Schneckenhaus rauskommen. Ich dachte, du könntest es schaffen. Ach verdammt.“

Luka allein bei Tom

Am nächsten Freitag ging Luka wieder mit Frank in den Club. Er verbrachte den Abend mit den Leuten aus der WG, tanzte abwechselnd mit Markus oder mit Frank, bis Frank von einem Muskelprotz vereinnahmt wurde und auch später mit diesem verschwand.

Tom verbrachte im Moment einen Teil seiner Dienstzeit in der Notaufnahme. Doch sein hauptsächlicher Arbeitsbereich war im wissenschaftlichen Labor, wo er sich in erster Linie mit den Retroviren, hauptsächlich HI-Viren beschäftigte, worin er auch seine Doktorarbeit geschrieben hatte. Er hatte vor vier Jahren mit Prof. Dr. Schumann, Direktor der Infektiologie im Universitätsklinikum Köln und mit einigen damaligen Studenten zusammen ein Projekt ins Leben gerufen über die Erforschung der Stoffe, die den HI-Virus hemmen, unkomplizierte Tests und die Behandlung und Betreuung der Patienten, welches er inzwischen leitete.

Nach seinem Dienst ging Tom auch ins „Brothers“.

Wie meistens besuchte er zuerst seinen Patienten, den Partner des Clubbesitzers. Als er danach wieder runter kam und sich an die Theke stellte, sah er Luka auf der Tanzfläche. Er beobachtete eine ganze Zeit wie dieser sich zur Musik bewegte.

<Er sieht schon sehr süß aus und tanzen kann er auch erstklassig, vor allem nicht so tuntig wie manch andere. Warum ist er nur so jung. Er ist fast 8 Jahre jünger als ich. Aber gefallen könnte er mir schon. Er wirkt zumindest nicht so unreif wie Frank.>

Dann trafen sich ihre Blicke und Tom fühlte sich ertappt und verließ schnell den Club.

<Ach verdammt, ich will nicht über ihn nachdenken.>

Tom ging noch in ein anderes Lokal um sich abzulenken. Aber als er dann später in seinem Bett lag, tanzte immer noch Luka in seinem Kopf und er erinnerte sich an den innigen Kuss, den sie ausgetauscht hatten. Erst nach ein paar eigenen Streicheleinheiten und anschließender Dusche konnte er dann endlich einschlafen.

Im Laufe der Woche war Tom voll eingespannt im Krankenhaus, zweimal 24-Stunden-Dienste in der Notaufnahme zehrten noch zusätzlich an seinen Kräften.

Dann war wieder Wochenende und Luka saß schon fertig auf der Couch und wartete eigentlich nur auf Frank, der sich noch stylte. Tom kam von seinem Dienst nach Hause, ließ sich seufzend in den Sessel fallen, hielt sich die Hände vors Gesicht und rieb sich über die Schläfen.

Erst als er die Augen wieder öffnete, sah er Luka da sitzen.

„Oh, hallo Luka.“ Es war ihm ein wenig unangenehm.

„Hallo! Du siehst ziemlich fertig aus. Kann ich dir irgendwie helfen?“

„Ich weiß nicht, ich glaube eher nicht.“ Tom wollte schon fast wieder aufstehen und hoch gehen. Doch Luka ergriff die Chance und fing ein Gespräch an:

„Vielleicht ja doch? Mein Vater sagt immer, wenn man drüber spricht, ist ein großes Problem schon viel kleiner. Was ist denn passiert?“

„Tja, eigentlich etwas ganz Normales, was nun mal in einem Krankenhaus so passiert: Eine Patientin ist gestorben.“

„Ach, und darum bist du so fertig? Warum nimmt es dich denn so mit, wenn eine Patientin stirbt?“, fragte Luka weiter, so einfach ließ er sich nicht abwimmeln.

„Na ja, es ist eher, dass ich immer das Gefühl habe, dass ich es verhindern müsste.“

Tom überlegte eine Weile, ob es richtig war, mit dem Jüngeren darüber zu reden. Er seufzte innerlich: „Na gut, warum nicht?...“

Gerade als Tom erzählen wollte kam Frank in die Wohnküche und war jetzt endlich fertig, doch Luka sagte zu ihm:

„Geh ruhig schon vor, ich komm vielleicht nach. Ich kenne ja inzwischen den Weg.“

„Ok, wie du meinst.“, meinte Frank und verließ das Haus.

Luka forderte dann Tom auf: „So dann erzähl mal.“

“Tja, also, heute Morgen wurde eine Frau eingeliefert, Autounfall. Sie hatte mehrere Knochenbrüche und Verletzungen an inneren Organen, am schlimmsten hatte es die Lunge erwischt. Wir haben fast den ganzen Tag um ihr Leben gekämpft. Wir haben alles getan, was irgendwie möglich war. Es sah auch ganz gut aus. Ihr Kreislauf blieb stabil, ihre Atmung ging wieder selbstständig und dann, Exitus. Wir haben noch versucht sie zu reanimieren, aber sie reagierte nicht mehr.“

„Aber, das ist doch Schicksal. Du hast doch dein Möglichstes getan.“

„Ja natürlich, wir alle, selbst der Chefarzt der Unfallstation kam zwischendurch immer wieder vorbei.“

„Dann musst du doch davon ausgehen, dass es nicht zu verhindern war.“

„Ja, da hast du Recht. Aber mit solchen Dingen kann ich noch nicht so richtig umgehen. Ich muss noch lernen damit fertig zu werden. Wenn ich ein guter Arzt werden will, darf ich mich von solchen Einzelschicksalen nicht so runterziehen lassen. Das versuchen die anderen Ärzte mir auch immer beizubringen.“

„Dann solltest du auf sie hören. Ihre Uhr war eben abgelaufen. Dann sollte es wohl so sein.“, sagte Luka dann. „Es wird schon seinen Grund haben, dass manchmal Dinge so laufen, wie sie eben laufen. Wir Menschen verstehen zwar nicht immer, wieso gewisse Dinge passieren, oder es im Leben manchmal anders läuft, als man es geplant hat.“

„Ja, wir Menschen verstehen so manches nicht. Manche können auch nicht verstehen, dass jemand anders ist. Viele haben kein Problem mit uns Homos, aber andere tun sich damit noch etwas schwer.“

„Ach so, aus der Sicht habe ich das noch gar nicht gesehen. Ich bin ja jetzt wohl auch ein Homo.“

„Du bist ja sozusagen erst neu dabei.“, stimmte Tom lächelnd zu.

„Ja, noch ganz frisch und unverbraucht.“, scherzte Luka eigentlich ohne Hintergedanken. Bis ihm die Zweideutigkeit bewusst wurde und er rot anlief.

„Oh, so meinte ich das aber jetzt gar nicht.“

Tom amüsierte sich köstlich über das verlegene Gesicht des Blonden und den Rotschimmer auf seinen Wangen.

„Siehst du, jetzt geht es dir doch schon etwas besser.“, meinte Luka um seine Verlegenheit zu überspielen.

„Ja, danke fürs Zuhören. Ich glaube jetzt habe ich Hunger.“

Tom stand auf und sah im Kühlschrank nach, was Cora für ihn vorbereitet hatte.

„Willst du auch was?“

„Eigentlich habe ich schon gegessen, aber eine Kleinigkeit könnte ich schon noch vertragen.“ Luka konnte immer essen, egal wie satt er war.

Während sie das schmutzige Geschirr wegräumten, fragte Tom: „Wolltest du nicht noch nachgehen?“

„Ich habe jetzt keine Lust mehr. Frank hat bestimmt schon jemanden aufgegabelt.“ Ihm gefiel es hier bei Tom viel besser.

„Ich habe auch nicht vor noch weg zu gehen. Ich bin ziemlich fertig heute.“

Tom war eigentlich nicht so spontan, aber dann sagte er plötzlich:

“Möchtest du mit hoch kommen. Wir können ja mal sehen, was das Fernsehen so zu bieten hat.“

Luka sah ihn überrascht an. Tom lud ihn in sein Zimmer ein. Er jubelte innerlich, ließ sich aber nichts anmerken.

„Ja klar, gerne, du kannst mir ja noch was von dir erzählen. Frank hat mir gesagt, dass du an einem Projekt im Krankenhaus arbeitest.“, fing er sofort wieder ein Thema an.

„Wow, Frank weiß von meinem Projekt, dass er so was überhaupt mitkriegt.“

„Naja, jedenfalls hat er gesagt, dass du da sehr viel Zeit hineinsteckst.“

„Das ist richtig, es ist sozusagen mein Baby. Klaus, also Professor Schumann hat dieses Aidsberatungs- und -betreuungsprojekt mit mir und einigen anderen Medizinstudenten vor ein paar Jahren aufgebaut. Die meisten Studenten sind allerdings in andere Kliniken gewechselt, so blieb alles an mir hängen und das nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Von alleine funktioniert so was nicht.“

„Aha, von Aids habe ich nicht so wirklich die Ahnung. Klar, immer Kondome und so, aber sonst?“, sagte Luka während sie in Toms Wohnung im ersten Stock gingen. Er hatte nicht nur ein Zimmer, es war eine komplette Wohnung, die seine Mutter nach der Scheidung bewohnt hatte, Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche und Bad. Die Küche benutzte er aber nicht, da er ja immer unten aß. Er führte Luka ins Wohnzimmer.

„Ja, Kondome sind auf jeden Fall das Allerwichtigste.“ Tom war in seinem Element und erzählte etwas von sich und seinem Hauptthema. „Es gibt verschiedene Beratungsstellen von Kirchen oder Gesundheitsämtern. Aber das sind meistens Mitarbeiter, die außen vor sind, Moralapostel oder Beamte. Genau so etwas wollten wir nicht! Ich bin einer von ihnen und das wissen sie, deshalb kommen sie zu mir und wir können offen über alles reden. Sie kennen mich, ich verkehre in den gleichen Clubs wie sie und sie können mich auch dort jederzeit ansprechen und das tun auch einige. Ich habe natürlich auch Helfer die mich unterstützen. Wir haben auch hier in Köln in allen Homo-Clubs und vielen anderen Lokalen unsere Prospekte ausliegen. Selbst die Frau meines Professors steht voll hinter unseren Aktionen und unterstützt uns tatkräftig... Möchtest du was trinken? Ich habe Wasser und Saft hier oben.“

„Wasser ist gut.“ Tom holte eine Flasche und zwei Gläser aus der Küche und setzte sich wieder zu Luka.

„Danke.“ Luka nahm sich ein Glas und fragte weiter: „Aber du bist der Chef des Projektes, richtig?“

„Ja, kann man so sagen. Mein Spezialgebiet sind HI-Viren, darin habe ich auch promoviert und bin jetzt in der Vorbereitung zum Facharzt für Innere Medizin und Infektiologie.“

„Wie seid ihr denn überhaupt auf die Idee gekommen, dafür ein Projekt aufzubauen?“, wollte Luka wissen.

„Die ursprüngliche Idee hatte der Professor. Es sollte ein sechswöchiges Praktikum für ein paar interessierte Studenten sein. Aber dann hat uns das allen so gefallen und wir haben das dann in unserer Freizeit weitergemacht.“

„Und wie lief das dann ab?“, fragte Luka interessiert.

„Tja . . .“ meinte Tom und fragte zurück: „Wo sind die Viren?“

„Im Blut der Patienten.“

„Richtig und wie kommt man an dieses Blut?“

„Beim Patienten abzapfen.“

„Genau“, dann erklärte Tom weiter: „Durch das Projekt haben wir Kontakt zu vielen HIV-Patienten in den verschiedensten Krankheitsstadien. Für die Forschungsarbeiten geben sie uns gerne ihr Blut, welches wir natürlich auch brauchen um sie zu untersuchen, sie richtig medikamentös einzustellen, oder neue Medikamente oder Therapien anzubieten, neben der normalen medizinischen Versorgung. So fing alles an und inzwischen haben wir das auch noch ein wenig ausgebaut und die Drogenberatung mit integriert. Dafür haben wir aber spezielle Mitarbeiter.“, erklärte Tom.

„Als Drogenberater hast du ja auch schon deine Erfahrungen. Das hat Cora mir erzählt.“

„Cora? Sie hat es dir gesagt.“ Tom sah ihn verwundert an. „Eigentlich spricht sie nicht gerne darüber, aber sie hat es geschafft davon los zu kommen und führt jetzt ein ganz normales Leben.“

„Sie hat gesagt, dass sie das alles nur dir zu verdanken hat.“

„Naja, ich habe ihr nur etwas dabei geholfen. Sie hat den Entzug durchgehalten und ist jetzt schon einige Jahre absolut clean.“

„Da gehört schon ganz schön was zu.“

„Ja, sie hat es geschafft.“

Nach einer Weile stand Tom auf: „Ich werde mir was Bequemeres anziehen und dann können wir ja vielleicht etwas den Fernsehen anstellen. Was meinst du?“

„Sicher.“

Tom ging in sein Schlafzimmer sich umziehen.

Luka grinste vor sich hin, er hatte es geschafft mit Tom eine lange Unterhaltung zu führen, jetzt saß er bei ihm im Wohnzimmer und er hatte ihn noch immer nicht gebeten zu gehen. Luka war mit sich selbst zufrieden.

Luka schaute sich nach dem Fernseher um, konnte aber keinen finden.

Als Tom in T-Shirt und Jogginghose wieder kam, sah er ihn fragend an: „Wo ist denn dein Fernseher?“

„Ach so, hier im Schlafzimmer. Wir können es uns ja auf dem Bett bequem machen. Ist dann auch nicht so schlimm, wenn wir einschlafen. Nach dem 24-Stunden-Dienst bin ich ziemlich KO.“

„Ähm... in deinem Bett, ...ok.“ Das wurde ja immer besser.

Luka konnte sein Glück schon fast nicht mehr fassen. Er grinste still vor sich hin und folgte seinem Schwarm.

Sie machten es sich auf dem breiten Bett gemütlich, surften durchs Programm, aber wie immer kam nur Mist, dann einigten sie sich auf einen Film auf DVD, den Luka noch nicht gesehen hatte.

Tom schien wirklich schon ziemlich müde zu sein, er sagte nicht mehr viel und rutschte langsam immer tiefer. Als Luka zu ihm rüber schaute, sah er, dass Tom schon die Augen geschlossen hatte.

<War wohl wirklich ein sehr anstrengender Tag für ihn. Jetzt schläft er friedlich und ich kann ihn aus nächster Nähe betrachten.>

Und genau das tat Luka jetzt ausgiebig und er musste sich schon sehr zusammenreißen, damit er seine Finger bei sich behielt. Schade dass er nicht in das tiefe Grün der Augen schauen konnte, aber Tom war auch mit geschlossenen Augen ein wirklich sehr gut aussehender Mann.

Irgendwann schaltete der Jüngere dann den Fernseher und den DVD aus, zog sich die enge Jeans aus, rückte nah an Tom heran und schloss auch die Augen.

Als sie am nächsten Morgen aufwachten, lagen sie eng umschlungen und genossen die Wärme des anderen. Tom wollte sich zunächst noch zurückziehen, aber dann konnte er sich nicht länger beherrschen und berührte mit den Fingerspitzen Lukas schönes Gesicht. Dieser erwiderte sofort das Streicheln, genau das hatte er gerade geträumt. Zärtlich berührten sie sich gegenseitig und erforschten sich. Sie schauten sich tief in die Augen und kamen sich immer näher.

Ihre Lippen trafen sich und ihre Zungen spielten miteinander. So schmusten sie eine ganze Zeit, streichelten und hielten sich, doch ihre Berührungen blieben sanft, wurden nicht fordernd.

„Was machst du nur mit mir?“, fragte Tom nach einiger Zeit und sah Luka tief in die Augen und streichelte ihm weiter über den Rücken.

„Ich mache doch nur das Gleiche, dass du auch mit mir machst.“, antwortete Luka unschuldig und haucht federleicht Küsse auf Toms Hals.

„Das macht aber süchtig. Es könnte sein, dass ich mehr will.“ Seine Hand wanderte vorsichtig unter das T-Shirt und streichelte über den flachen Bauch.

„Mhm... Ich werde dich nicht aufhalten.“ Genüsslich streckte er sich der Hand entgegen.

„Das solltest du aber. Vor allem wenn ich etwas mache, was dir nicht gefällt oder wenn dir das alles zu schnell geht, dann musst du mir das sagen.“ Tom versuchte eher sich selbst zu bremsen, aber als Luka sagte: „Bis jetzt gefällt mir alles, was du mit mir machst. Mach weiter, bitte.“, da vergaß Tom all seine selbst auferlegte Zurückhaltung.

Seine Hand schob langsam das T-Shirt nach oben und streichelte über Lukas Brust, dann zog er ihm das Oberteil aus. Er küsste zärtlich über das schöne Gesicht, am Hals entlang, bis zu den kleinen Knospen die er mit der Zunge verwöhnte. Von Luka war nur ein genießerisches Seufzen zu hören. Er fühlte, wie sein Blut in tiefere Regionen strömte. So zärtlich war er noch nie geküsst worden.

Tom streichelte und küsste sich über den gesamten Oberkörper. Dann fanden sich wieder ihre Lippen

Sie küssten sich wieder zärtlich, ihre Zungen fochten einen liebevollen Kampf und ihre Hände streichelten sich gegenseitig und trieben sich in höhere Sphären...

Tom zog Luka unter zärtlichen Küssen eng an sich. Bis sich ihre Atmung und Herzschlag wieder normalisiert hatten, schmuste er weiter über Lukas Hals, knabberte bis zum Ohr hin und flüstert: „Das war schön.“

„Ja, wunderschön. Ich glaube daran könnte ich mich gewöhnen.“

„Ja, ich auch. Ich hätte nicht gedacht, dass mir das jemals passieren würde.“

„Was ist dir denn passiert?“ Luka sah ihn verständnislos an.

„Du!!! Du bist mir passierst. Du veränderst mich, veränderst meine Denkweise. Du bringst meine Gefühlswelt ganz schön durcheinander. Du fühlst dich so gut an und deine Küsse schmecken nach mehr.“ Er verteilte kleine Küsse auf das schöne Gesicht, bis er dann endlich die vollen Lippen einfing und verwöhnte.

„Dann nimm dir mehr, genau das will ich auch. Ich bin in dich verliebt und ich will alles wissen.“ Er erwiderte den innigen Kuss.

„Was willst du alles wissen?“ Tom sah ihn fragend an.

„Naja, wie das so geht mit zwei Männern, du weißt schon.“ Luka war es etwas unangenehm, dass er so unerfahren war.

„Oh, ich würde sagen, wir lassen das langsam angehen. Das erste Mal sollte doch schon was Besonderes sein, oder?“ Dabei streichelte er über Lukas Po.

„Ich habe im Internet gelesen, dass es ganz schön weh tun kann.“

„Wenn man es richtig macht, dann tut es auch nicht sehr weh, deshalb langsam und gut vorbereiten.“

„Ok, du wirst es ja wissen. Ich vertraue dir.“

Sie kuschelten noch eine ganze Zeit, streichelten sich gegenseitig und genossen die Wärme und Zärtlichkeit des anderen.

Finanzamt

Irgendwann klingelte Toms Handy. Sie mussten sich leider von einander lösen und Tom suchte den Störenfried.

„Ja, was gibt’s?

...

Was für ein Brief?

...

Ich versteh nur Bahnhof, das Finanzamt will Geld von uns? Wieso das denn?“

...

Ja, was wird das Beste sein. Bis gleich.“

Tom ließ sich seufzend zurückfallen: “Jetzt müssen wir leider aufstehen. Sarah, meine Stellvertreterin vom Projekt, kommt in einer halben Stunde. Ich dusche schnell vorher, du kannst dich ja danach in aller Ruhe fertig machen.“

Er drückte Luka noch einen Kuss auf die Lippen und verschwand in sein Badezimmer.

Als Luka dann auch geduscht und umgezogen runter kam, saß Tom im Wohnbereich und sprach mit Sarah.

Mit einem: „Guten Morgen!“, ging Luka zur Küchenzeile um sich Kaffee zu holen. „Wollt ihr auch Kaffee?“

“Oh ja, Kaffee!“, Sarah lächelte ihn freundlich an. „Wohnst du neu hier?“

„Ähm, nein ich bin hier sozusagen nur Gast. Ich bin Luka.“, stellte er sich vor als er mit der Kanne, drei Tassen, Milch und Zucker in den Wohnbereich kam und sich zu ihnen setzte.

„Aha. Hallo, ich bin Sarah.“ Ihr Blick wanderte von Luka zu Tom, der in den Brief vertieft war und wieder zurück, grinste vor sich hin und redete dann weiter über das entstandene Problem.

Luka genoss seinen Kaffee und hörte sich die Diskussion der beiden Ratlosen eine Zeit lang an: „Entschuldigt, wenn ich mich da jetzt einmische, darf ich den Brief mal sehen.“

Sarah reichte ihm den Brief und er las ihn aufmerksam durch.

„Da hat euch vielleicht jemand angeschwärzt, von alleine kommt das Finanzamt doch nicht darauf, euch so einen Bescheid zu schicken. Habt ihr denn zu viele Spendenquittungen ausgeschrieben?“

„Spendenquittungen? Wir nehmen doch keine Spenden an.“, sagte Sarah erschrocken.

Doch Tom erzählte dann ausführlicher: „Also, die Tests werden vorschriftsmäßig über die Krankenhausverwaltung abgerechnet. Was wir darüber hinaus einnehmen, ist verschwindend gering. Wir haben da nur ein kleines Sparschweinchen stehen, sozusagen für die Kaffeekasse, das kann nicht sein. Wir arbeiten doch mit der AIDS-Hilfe Köln zusammen. Wenn jemand spenden möchte, verweisen wir sie dahin.“

„Na gut. Was hattet ihr denn für Ausgaben?“, fragte Luka weiter.

„Ausgaben? Tja, da kommt schon eher was zusammen, die Prospekte, die Flyer, die Kondome und andere Kleinigkeiten. Aber das habe ich von meinem Geld bezahlt oder Klaus hat die ein oder andere Rechnung übernommen, wir haben keine Spendengelder.“

„Das müsste ja zu beweisen sein. Du hast doch hoffentlich Kontoauszüge davon, oder?“

„Ja sicher, irgendwo. Die müsste ich erst zusammensuchen, die sind nicht wirklich sortiert. Ich habe keine Sinn für solche Dinge.“

„Tja, sieht so aus. Also mein Vater ist Steuerberater. Ich könnte ihn fragen, was jetzt zu tun ist.“

Sarah war begeistert: „Das wäre natürlich wunderbar. Ich habe auch keine Ahnung von finanziellen und rechtlichen Dingen.“

Luka überlegte nicht lange, er nahm einfach sein Handy und erklärte seinem Vater kurz die Lage.

Dieser erklärte sich auch sofort bereit sich der Sache anzunehmen.

„In dem Brief sind alle Daten, kann ich den mitnehmen?“

„Ja, natürlich.“, sagte Tom. Sarah war auch wieder beruhigt und verabschiedete sich bald wieder.

„Die Auszüge und die Rechnungen brauche ich dann bestimmt auch.“, meinte Luka dann. Tom wollte schon aufspringen: „Soll ich die jetzt raussuchen?“

„Nein, nicht sofort. Warten wir erst mal ab, was mein Vater so erreichen kann. Ich sage dir dann Bescheid, was ich wann brauche, ok?“

„Danke, dass du dich so einfach um die Sache kümmerst. Ich bin in finanziellen Dingen ziemlich unbeholfen. Meine privaten Geldangelegenheiten werden von der Gesellschaft geregelt die dieses Hauses verwalten. Dass dein Vater uns auch sofort helfen will, finde ich toll. Nach dem Gespräch zu urteilen verstehst du dich anscheinend gut mit deinem Vater?“, fragte Tom während sie das Frühstück vorbereiteten.

„Ja, wir kommen prima miteinander aus. Ich kann mit ihm über alles reden. Ich arbeite ja auch stundenweise in seinem Steuerbüro mit.“

„Und deine Mutter?“

„Auch, sie ist auch in Ordnung, hat aber immer viel mit meinem kleinen Bruder zu tun. Er ist sehr anstrengend, aber trotzdem lieb.“

„Aha, wie alt ist dein Bruder denn?“

„Matti ist sieben Jahre alt und unheimlich quirlig.“

Die Küche füllte sich nun auch langsam mit den anderen Bewohnern und es war wie immer laut und lustig.

Nach einem ausgiebigen Frühstück machte sich Luka dann auch wieder auf den Weg nach Hause. Tom brachte ihn noch bis zur Tür, bedankte sich, dass er ihm helfen wollte und verabschiedete ihn mit einem innigen Kuss.

Als Luka dann wieder zu Hause war, besprach er noch einmal ausführlich die Lage mit seinem Vater und dieser wollte auch sofort Montagmorgen mit dem Kölner Finanzamt sprechen.

Am Mittwoch ging Luka zu Tom. Er hatte ihn vorher angerufen und mit ihm genau besprochen was er raussuchen sollte und legte ihm einen vorgefertigten Brief vor. Jetzt musste das Ganze nur noch an das Finanzamt geschickt werden, damit dort der falsche Bescheid zurückgenommen werden konnte.

Sie saßen in Toms Wohnzimmer und sortierten die Rechnungen zu den Kontoauszügen.

Als sie alles beieinander hatten, packte Luka es zum Kopieren in seine Tasche.

„Hast du noch etwas Zeit oder musst du jetzt direkt nach Hause.“

Tom wollte den Jüngeren noch nicht gehen lassen.

„Nein. Mittwoch nachmittags gehe ich nicht ins Büro meines Vaters, nur montags, dienstags und donnerstags. Ich hätte Zeit.“

Luka sah ihn hoffnungsvoll an. Er wollte auch noch etwas Zeit mit Tom verbringen und ihn besser kennen lernen.

„Sehr schön, dann können wir es uns ja noch gemütlich machen. Kaffee?“

„Wasser reicht. Mach dir nur keine Umstände. Ich würde dich jetzt viel lieber küssen.“, sagte er direkt und rückte näher zu Tom und sah ihn verliebt an.

Genau das wollte Tom auch. Er musste sich schon die ganze Zeit mächtig zusammenreißen. Er hatte Luka während seiner Erklärungen nicht aus den Augen gelassen. Sein Blick hing förmlich an den süßen vollen Lippen, die er jetzt endlich berühren wollte.

Er strich Luka zärtlich über die Wangen, fuhr sanft mit dem Daumen über die Lippen, ließ die Hand zum Nacken wandern und zog ihn näher zu sich, so dass sich ihre Lippen trafen.

Sie schmusten eine ganze Weile, tauschten Zärtlichkeiten aus, erforschten sich.

Aber Tom wollte mehr.

„Sag mir, wenn ich zu schnell vorgehe. Ich würde dich sehr gerne überall berühren.“

„Das ist nicht zu schnell, ich will es doch auch. Das fühlt sich so schön an.“

Wieder fanden sich ihre Lippen und Tom erforschte jetzt ausgiebig Lukas Mund, wurde dann aber sinnlich zurückgedrängt. Sie kämpften zärtlich um die Dominanz.

Mal wurden sie fordernder, mal wieder zärtlich. Toms Hand wanderte dabei über die Brust des Blonden und schob den Pulli langsam immer höher, bis er ihn über den Kopf zog. Wieder verloren sie sich in zärtliches und erregendes Streicheln.

...

Tom kuschelte sich an Luka’s Brust.

Nachdem sie noch ausgiebig geschmust hatten, ging Luka ins Bad um sich zu waschen. Auch Tom zog die bekleckerte Hose aus und folgte ihm ins Bad, blieb im Türrahmen stehen und betrachtete ungeniert den schönen Körper.

Als Tom hinter ihn trat und die Arme um ihn legte, trocknete er sich gerade ab.

„Es ist schön mit dir.“, hauchte Tom in sein Ohr.

„Ja, das finde ich auch.“ Luka drehte sich in der Umarmung und küsste Toms Lippen.

„Ich würde gerne auch weiter gehen.“ Er erwiderte den innigen Kuss und hielt Luka eng an sich gedrückt.

Als Tom sich dann auch gewaschen hatte, wobei Luka ihn nicht aus den Augen ließ, gingen sie ins Schlafzimmer und kuschelten sich im Bett aneinander.

„Du hattest doch schon Sex mit Mädchen, oder nicht?“

„Ja, das schon, aber mit dir ist das ja schon etwas anderes.“ Der Jüngere strich sanft über Toms gut ausgeprägte Brustmuskulatur.

„Ja, natürlich. Ich bin ein Mann.“

„Ja, nein, ich... ähm, in dich bin ich verliebt. Bei den Mädchen ging immer alles ziemlich schnell. Weißt du, auf Partys mal eben für ein paar Minuten verschwinden Ex und Hopp und das war es dann.“

„Warst du nie mit einem Mädchen länger zusammen?“

„Nein, es ging immer nur darum die Mädchen so schnell wie möglich ins Bett zu kriegen.“

„Nix mit gemütlich schmusen und kuscheln?“ Er drückte Luka zärtlich an sich und streichelte immer wieder über den Rücken.

„Nein eigentlich nicht. OK, ich tanze ganz gerne, das ist zum Anmachen immer ganz praktisch, dabei knutscht man schon ein bisschen. Aber irgendwie war immer schnell mehr draus geworden und man verschwand mal eben ins Hinterzimmer oder ins Auto.“

„Kannst du auch über Nacht bleiben oder ist das ein Problem?“, wollte Tom etwas später wissen.

„Nein, kein Problem! Ich sollte nur kurz Bescheid sagen, dass sich meine Eltern keine Sorgen machen, dann kann ich auch hier bleiben, wenn du möchtest?“

„Ja, ich hätte dich gerne noch etwas bei mir. Du kannst doch auch morgen früh von hier aus zur Uni.“

„Ich ruf nur kurz zu Hause an.“

„Ja, natürlich.“

Sie küssten und streichelten sich eine ganze Weile bis Tom dann fragte:

„Ich weiß eigentlich nicht viel über dich, erzähl doch mal was von dir.“

„Ach, das Wichtigste weißt du doch schon. Ich wohne bei meinen Eltern in einem Vorort von Krefeld, habe noch einen kleinen Bruder, arbeite neben dem Studium im Steuerbüro meines Vaters. Bis vor kurzem bin ich immer mit meinen Freunden aus der Schule in Krefelder Discotheken gegangen.“, begann Luka zu erzählen und kuschelte sich noch etwas dichter an Tom.

„Ja, das weiß ich ja schon, aber nicht was du so für Musik hörst, welche Bücher du liest oder was du sonst so in deiner Freizeit machst.“

„Musik? Da höre ich am liebsten Metal und Rock, richtig schön fetzig. Aber ich tanze auch wahnsinnig gerne auf alles Mögliche. Bücher lese ich eher keine, nur was wir so in der Schule lesen mussten. Ich mache ein wenig Sport mit einem Kumpel. Wir wollten früher unbedingt Eishockey spielen, weißt du, wir wollten zu den Krefelder Pinguinen, aber unsere beiden Körpermaße passten nicht ins Schema. Ich habe zwar ein paar Muskeln, bin aber viel zu dünn und Alex hatte null Kondition und war viel zu empfindlich, jeder kleinste Schlag gab bei ihm schon einen riesigen Bluterguss. Er war viel zu oft verletzt. Aber wir trainieren immer noch manchmal mit den Jungs aus der B-Mannschaft. Ansonsten...“, Luka überlegte weiter und streichelte mit seiner Hand zärtlich über Toms Brust: „Freizeit, tja da wäre noch mein Bruder, wenn der merkt, dass ich nichts Besonderes vorhabe, dann fällt ihm garantiert irgendetwas super Tolles ein, was wir unbedingt machen müssen. Meine Mutter ist dann auch froh, wenn er sinnvoll beschäftigt ist. Wir fahren dann schon mal In-Liner oder gehen Schlittschuhlaufen, dann ist er immer ganz happy und vor allem abends ziemlich müde und geht freiwillig ins Bett. Ansonsten, mit den Jungs aus meiner alten Klasse rumhängen, gerade jetzt im Sommer nach dem Abi-Stress gab es eine Party nach der anderen.“

Tom hörte interessiert zu. Er wollte den Jüngeren genau kennen lernen und alles über ihn erfahren. Er hatte sich verliebt und wollte es auch zulassen. Immer wieder streichelte er mit seinen Fingern über Lukas Haut.

„Und da ging wohl ordentlich die Post ab.“, fragte der Ältere weiter.

„Naja, bei mir eher nicht. Ich habe schon irgendwie gemerkt, dass es wohl nicht so mein Ding ist von einem Mädchen zum anderen zu wechseln. Ich verstehe aber auch die Weiber dabei nicht. Die haben sogar Strichlisten geführt. Das musst du dir mal vorstellen. Katja wollte mit allen Jungs aus dem Jahrgang ins Bett und es liefen Wetten ob sie das noch bis zum Abi schafft.“

„Und? Hat sie es geschafft?“

„Nein, mich zum Beispiel hat sie nicht gehabt. Aber den dicken Horst.“ Er zeigte mit seinen Armen einen riesigen Umfang und blies dabei die Backen auf. „Voll eklig und das alles nur für eine Wette.“

Tom amüsierte sich köstlich über das aufgeblasene Gesicht.

„Also ich bin auch kein Frauenversteher.“

„Hattest du jemals was mit einer Frau?“, wollte Luka dann wissen.

„Nein, ich war in einem reinen Jungeninternat und in der Entdeckungsphase, sprich Pubertät, waren da eben nur Jungs und für mich war auch irgendwie immer schon klar, dass ich nur auf Jungs stehe.“

„Jetzt erzähl du mal, Familie, Musik, Bücher, Freizeit, erste große Liebe usw.“

Luka strich durch die schwarzen Haare und kraulte Tom dann am Nacken.

„Die Leute der WG sind meine Familie, vor allem Cora.“, begann Tom zu erzählen: „Meine Mutter ist bei einem Unfall ums Leben gekommen, mein Vater lebt in Hamburg und Geschwister habe ich keine. Bei Musik habe ich keine besondere Richtung, was so in den Charts läuft, bei Büchern, da mag ich Shakespeare oder auch Fantasy, Vampire und Dämonen, wo viel Blut fließt. Freizeit habe ich keine, die verbringe ich mit allem was zu meinem Projekt gehört oder in den entsprechenden Lokalen. Über meine erste Liebe möchte ich jetzt nicht sprechen, vielleicht später einmal, ok?“

„Ja sicher, klar.“, antwortete Luka verständnisvoll. “Aber mit deiner Freizeit muss sich einiges ändern, denn ein klein wenig davon hätte ich gerne.“

„Oh, natürlich. Es gibt aber auch einige Dinge, die das Projekt betreffen, bei denen du mich begleiten kannst. Zum Beispiel zu Veranstaltungen oder in diverse Clubs gehen. Ich will mich da nur immer mal sehen lassen und so die Leute daran erinnern, dass sie mal wieder an den HIV-Antikörpertest denken.“

„Gibt es eigentlich viele Homo-Clubs hier in Köln?“, wollte Luka wissen.

„Naja, es sind schon einige. Köln ist schon eine Homo-Hochburg. Es gibt einige Clubs mit Live-Shows, SM und so. Aber es gibt auch etliche Clubs und Discotheken, wo Heteros und Homos gemeinsam verkehren. Dann gibt es noch einige Cafés die sehr homofreundlich sind. Wie gesagt, da verbringe ich meine Freizeit und spreche mit den Besitzern oder Geschäftsführern und verteile unsere Prospekte.“

„Du rührst also kräftig die Werbetrommel für dein Projekt.“

„Genau, alle die im Projekt mitarbeiten machen das. Jeder hat so sein Spezialgebiet. Ich bin eben für die Homo-Szene zuständig, Georg ist unser Streetwalker, er kümmert sich um die Stricher und Drogenabhängigen und Sarah ist die Psychologin. Aber ich bin nun mal sozusagen der Häuptling und muss mich eben auch überall mal sehen lassen.“

Sie redeten noch eine ganze Weile, schmusten zwischendurch und dösten auch ein wenig ein und als es Zeit fürs Abendessen wurde, gingen sie runter in die Küche.

Dass Luka jetzt auch schon mittwochs da war, verwunderte niemanden mehr, aber als er nach dem Essen mit Tom wieder hoch ging, folgten ihnen einige verwunderte Blicke, aber das bekamen die Beiden nicht mehr mit. Sie hatten nur Augen füreinander. Oben angekommen zog Luka Tom sanft ins Schlafzimmer und drückte ihn aufs Bett.

Dieses Mal gingen seine Lippen auf Entdeckungsreise, sie küssten sich langsam über Toms Gesicht, am Kinn entlang und an der Seite wieder hoch bis zum Ohr. Er spielte mit seiner Zunge an Toms Ohr, knabberte vorsichtig daran, wanderte dann zu den sinnlichen Lippen um diese einzufangen. Ihre Zungen verschlangen sich immer wieder ineinander.

Etwas außer Atem wanderte Lukas Mund langsam abwärts. Eine Hand hatte sich schon vor einiger Zeit unter Toms Pulli geschoben und spielte nun mit den harten Knospen. Luka zog den störenden Stoff jetzt ganz aus und legte sich auf Tom.

„Das ist so schön mit dir“, flüsterte Luka in Toms Ohr, nachdem sie den Kuss wieder lösten.

Luka bewegte sich ganz leicht.

„Du weißt, dass du mich hier in den Wahnsinn treibst.“, konnte Tom nur noch mühsam antworten.

„Willkommen im Club, ich bin das schon seit ich dich das erste Mal gesehen habe.“

Jetzt rutschte Luka Stückchen für Stückchen küssend tiefer.

„Luka, bitte“, stöhnte Tom nur noch.

...

Nach einer Weile lächelte Luka verliebt zu Tom und sagte:

„Du bist wunderschön.“

„Was? Ach, bei weitem nicht so süß wie du.“

„Süß?“

„Ja, du lächelst wie ein süßer Engel.“

„Ich bin aber gar kein Engel.“

„Oh doch, das bist du.“

Das erste Mal

Am nächsten Morgen hätte Luka doch fast verpennt, folglich war das Frühstück ziemlich hektisch und Frank konnte ihn erst in der Bahn auf dem Weg zur Uni ansprechen: „Naaaa, wie war´s?“

„Ähm, toll war´s.“, war Lukas knappe Antwort.

„Wie? Toll? Erzähl schon, ich will alles wissen, jede Einzelheit.“ Frank platzte fast vor Neugierde und rutschte auf seinem Platz hin und her.

„Was? Nein, ich erzähl doch jetzt nicht alles rum.“

„Och komm schon, mit nur ´toll´ kannst du mich nicht abspeisen.“

„Er ist sehr zärtlich.“, ließ Luka sich erweichen zu sagen.

„Und? Wie hat er sich angefühlt? Sag schon.“ Frank wurde immer ungeduldiger.

„Das weiß ich nicht, soweit sind wir noch nicht.“

„Wie bitte?“, schrie Frank entsetzt auf.

„Frank bitte, schrei doch nicht so, das muss jetzt nicht die ganze Bahn wissen.“ Luka hätte ihm am liebsten den Mund zugehalten.

„Du willst mir jetzt erzählen, du verbringst die ganze Nacht mit diesem Traumtypen und ihr habt es nicht miteinander getrieben. Das kann ich nicht glauben. Luka, du enttäuschst mich!“, sprach Frank jetzt etwas leiser. „Ich dachte, du willst es endlich wissen.“

„Aber man braucht ja auch nichts überstürzen.“, verteidigte sich Luka.

„Überstürzen!!! Ihr kennt euch schon mindestens vier Wochen und hattet die ganze Nacht Zeit, wo bitte ist das überstürzt. Also wirklich, Luka.“

„Bitte Frank, ich möchte das mit dir jetzt nicht ausdiskutieren. Das ist ja wohl meine und Toms Sache.“

„Ja, ist ja schon gut. Bist du denn jetzt fest mit ihm zusammen?“

„Wir haben für morgen abgesprochen, dass ich wieder von der Uni aus mit zu euch komme. Er ist dann schon zu Hause. “

„Das nennt man dann wohl eine Verabredung. Tja, wer hätte das gedacht.“

Auch Tom wurde gleich von Cora überfallen als er runter kam. Er hatte Spätdienst.

„Hast du es dir doch anders überlegt?“, fiel sie gleich über ihn her.

„Was meinst du?“ Tom nahm sich Kaffee und setzte sich an den Tisch um zu frühstücken.

„Was schon, mit Luka natürlich. Er war doch die Nacht über bei dir, oder war das heute Morgen eine Halluzination?“ Sie nahm sich auch eine Tasse Kaffee und setzte sich zu Tom.

„Ja, er ist hier geblieben, und?“ Er bestrich in aller Seelenruhe eine Scheibe Toast mit Butter.

„Er gefällt dir? Ich hab doch gleich gemerkt, das da was ist.“

„Cora, ich...!“ Tom legte das Messer zur Seite und sah Cora bittend an, aber sie legte gleich los:

„Du hast dich endlich wieder verliebt. Das finde ich sooooo klasse. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie ich mich für dich freue.“, strahlte sie.

„Es ist alles noch ganz frisch. Ich weiß noch nicht wie sich das entwickeln wird.“

„Wenn du dich nicht zu blöde anstellst und dich nicht dagegen wehrst, wird es sich bestimmt prächtig entwickeln. Er ist ziemlich verliebt in dich. Du musst es nur zulassen. Tom, du kannst doch nicht ewig alleine bleiben. Du darfst auch glücklich sein, nicht immer nur die Anderen. Du auch!“

„Er ist noch so jung.“

„Ach Tom, was soll das? Er ist kein Kind mehr. Ich glaube, er weiß genau, was er will.“ Cora rührte in ihrem Kaffee.

„Ja, da magst du Recht haben. Wenn ich nicht wüsste, dass er erst 19 ist. Er kommt mir so erwachsen und stark vor. Wie selbstverständlich er das mit dem Finanzamt geregelt hat. Er hat die Sicherheit seiner Familie hinter sich, das haben wir beide nie gehabt, Cora.“

„Wissen seine Eltern, dass er schwul ist?“

„Nein, noch nicht. Hoffentlich sind sie wirklich so prima, wie er sie beschreibt. Hoffentlich reagieren sie positiv, wenn er es ihnen sagt. Das könnte dann natürlich Probleme geben.“

„Na, dann wollen wir hoffen, dass sich das alles im Rahmen hält.“

Tom nahm wieder sein Messer auf und bestrich sein inzwischen kaltes Toast weiter mit Marmelade.

„Kann ich den Wagen haben, ich würde gerne einkaufen fahren.“, fragte Cora.

„Ja sicher, ich muss erst um 14 Uhr in der Klinik sein.“ Er wollte heute sowieso zu Hause für einen Bericht etwas ausarbeiten.

„Prima, dann fahre ich gleich. Bis dann.“


Freitagabend gingen sie zuerst chinesisch Essen, Hand in Hand schlenderten sie durch die Altstadt, dabei schauten sie in mehreren Cafés und Kneipen rein. Tom sprach immer kurz mit den Besitzern oder den Kellnern und dann gingen sie auch schon weiter. Er grüßte auch sonst viele Leute und Luka hatte das Gefühl Tom schien fast jeden zu kennen.

Immer wieder fielen abschätzende Blicke auf Luka, wodurch er sich schon etwas unwohl fühlte. Manche der Blicke waren beneidend, andere bewundernd und wieder andere eher abfällig. Auch Tom blieb dies nicht verborgen und er legte immer wieder Besitz ergreifend den Arm um Lukas Schulter.

Bis sie dann im „Brothers“ landeten und sich zu Markus, Frank und den anderen stellten. Frank war allerdings mit einem Muskelpaket ziemlich beschäftigt und Markus flirtete auch gerade mit einem Typen.

Nachdem der Kellner die Getränke gebracht hatte, wollte Luka wissen: „Bleiben wir jetzt etwas hier oder gehen wir heute noch woanders hin?“

„Ich glaube, für heute haben wir genug abgegrast. Was hältst du davon, wenn wir unsere Bierchen in Ruhe austrinken und dann nach Hause gehen?“

„Ja, davon halte ich sehr viel. Ich wäre gerne mit dir alleine.“, flüsterte Luka in Toms Ohr. „Hier rummachen wie Frank find ich nicht so toll. Hier komme ich mir irgendwie beobachtet vor.“

„Ja, das könnte schon sein.“, entgegnete Tom und zog Luka in eine Umarmung.

„Irgendwie habe ich das Gefühl, dass viele Augenpaare auf uns gerichtet sind.“, stellte Luka fest als er sich umsah.

„Ich bin hier sozusagen als einsamer Wolf bekannt und plötzlich bist du an meiner Seite. Aber ich glaube das wird sich mit der Zeit legen. Aber rumknutschen in der Öffentlichkeit ist auch absolut nicht mein Ding.“

„Das finde ich allerdings auch. Beim Tanzen ein bisschen kuscheln ist noch ok, aber alles Weitere ist nichts für Zuschauer.“ Luka trank sein Glas aus.

„Dann sollten wir uns bald verabschieden um alleine zu sein.“

„OK, worauf wartest du noch? Mein Bier ist leer. Von mir aus können wir gehen.“

„Gut, meines auch. Dann ab nach Hause.“

Auf dem Heimweg blieb es aber nicht immer nur beim Händchen halten. Tom legte seinen Arm um Lukas Schulter und Luka seinen um Toms Taille. Sie blieben immer wieder stehen, um sich zu küssen und zu streicheln.

Zu Hause angekommen blieb Luka vor der Schlafzimmertür stehen, drückte Tom mit seinem Körper an die Wand und küsste ihn verlangend.

Etwas außer Atem hauchte er: „Tom, schlaf mit mir!“

„Ach Luka, du willst es wirklich, hm. Ok, wir können ja vielleicht mit ein paar Vorbereitungen anfangen. Ich hatte dir ja versprochen, dass wir das langsam angehen. Ich will dir auf gar keinen Fall weh tun, deshalb müssen wir dich zuerst gut vorbereiten.“

„Tom, bitte, jetzt rede nicht so viel, fang an.“

Luka zog Tom ins Schlafzimmer, ließ sich aufs Bett fallen, zog Tom mit sich und verschlang ihn mit fordernden Küssen.

„Du bringst mich ganz durcheinander. Luka.“

Jetzt konnte und wollte Tom sich auch nicht länger zurückhalten. Er knöpfte Luka das Hemd auf und verteilte tausend Küsse auf dessen Brust.

Luka wurde jetzt immer ungeduldiger. Für ihn ging das alles viel zu langsam. Er drehte sich auf Tom und zog ihm das Hemd aus und gleich auch die Hose.

„Wenn du so weiter machst, gibt das heute aber nichts mehr mit deinem ersten Mal.“

Er drehte Luka unter sich. Jetzt küsste er sich langsam abwärts und öffnete dabei die störende Hose und schob diese mit der Boxer runter, bis sie neben dem Bett landete.

...

Nachdem sie halbwegs wieder zu Atem gekommen waren, kuschelte Tom sich zu seinem Engel.

Viele Küsse und Streicheleinheiten später: „Tom, ich liebe dich.“

„Ja, mein Engel, ich liebe dich auch... Fühlst du dich denn wohl?“

„Ja, ich fühle mich super. Mir tut nichts weh, du warst ja vorsichtig genug. Aber ich hätte nicht gedacht, dass Sex so anstrengend sein kann. Das ist alles so anders.“ Er unterdrückte ein Gähnen.

„Ja? Ist es das?“, fragte Tom, während er träge mit einer Hand über Lukas Bauch streichelte.

„Ich wusste gar nicht, was man dabei alles empfinden kann. Tom, ich liebe dich.“

„Und ich liebe dich.“

Sie machten sich notdürftig sauber und schliefen eng aneinander gekuschelt ein.

Der Test

Tom nahm Luka am Samstag mit zum Krankenhaus. Die Räume für das Projekt lagen unmittelbar neben dem Labor. Die Mitarbeiter verhielten sich Luka gegenüber zunächst zurückhaltend, doch als Tom ihn als seinen Freund vorstellte, sah er in verwunderte und bewundernde Gesichter.

„Sarah kennst du ja schon.“

„Ja, hallo Sarah.“

“Hallo, ihr beiden. Ach Tom, ich freue mich ja so für dich. Seit ich dich kenne bist du solo. Endlich hat dich mal jemand aus deinem Schneckenhaus rausgeholt.“

„Ja, so ist es wohl.“, strahlte Tom, aber dann wurde er von jemand anderem angesprochen und ging mit ihm in einen Nebenraum. Luka blieb bei Sarah stehen.

„Ach Luka, danke noch mal, dass du das mit dem Finanzamt so toll geregelt hast. Jemand wie dich können wir bestimmt hier gut brauchen. Wir haben niemanden, der sich um die rechtlichen und finanziellen Dinge kümmert.“

Sie redeten noch eine ganze Weile über die Unfähigkeit von Finanzbeamten, bis Tom wieder kam. Er zog Luka mit in einen anderen Raum.

„Wir wollten doch einen Test machen, nicht wahr?“

„Dafür sind wir ja hierher gekommen. Machen wir das jetzt?“

„Ja, sollen wir es ganz offiziell machen, oder zuerst nur einen Quicktest?“

Luka überlegte kurz und entschied dann:

„Schnell und offiziell, hätte ich gerne.“

„OK, dann machen wir jetzt den Schnelltest und du bekommst von mir dann eine Bescheinigung über das Ergebnis.“, begann Tom zu erklären: „Während der Test läuft, so ca. 20 Minuten, kannst du mir bitte diesen Bogen ausfüllen.“ Er reichte ihm ein Klemmbrett mit einem Blatt voller Fragen. „Ein paar Angaben sind Pflicht und andere sind freiwillig. Den Rest des Blutes nehme ich dann für den offiziellen Test. Das Ergebnis erhältst du dann in ein paar Tagen hier. Du musst dann nur deine Nummer mitbringen. Gibst du mir deinen Arm.“

Während er alles erklärte, bereitete er auch schon alles vor, nahm das Blut ab und schrieb die Nummer des Teststreifens auf den Fragebogen. Sich selbst nahm er auch Blut ab und machte einen Schnelltest.

Als die Zeit um war und alle Formalitäten erledigt waren, füllte Tom für Luka die Negativbescheinigung des Quicktests aus und gab ihm noch jede Menge Informationsmaterial über das Projekt, der Aidshilfe Köln und HIV und Aids allgemein mit. Auch sein eigener Test war wie erwartet negativ und auch das zeigte er Luka.

Tom umarmte seinen Engel und küsste ihn innig.

Nachdem sie noch ein wenig mit den Anderen gequatscht hatten, verabschiedeten sie sich dann auch wieder, denn Tom hatte heute eigentlich frei.

Sie verbrachten noch ein sehr erfüllendes Wochenende. Sonntagmittag fuhr Luka dann nach Hause, da Toms Dienst um 14.00 Uhr begann.

Montag und Dienstag sahen sie sich nicht, da Tom Dienst hatte und Luka nach der Uni im Büro seines Vaters arbeitete, aber sie telefonierten abends. Erst Mittwoch konnten sie sich wieder sehen, doch Luka fuhr abends wieder nach Hause. Freitag ging er nach der Uni mit Frank zur WG und wartete auf Tom. Sie verbrachten dann auch einen sehr romantischen Abend und Tom überraschte ihn am Morgen mit einem Frühstück im Bett.

Da Tom ab Samstagmittag wieder ins Krankenhaus musste, machte Luka sich auf den Heimweg. Er stellte sich gerade auf ein ruhiges Wochenende ein, als sein Handy klingelte. Sein Schulfreund Alex rief an.

„Hi Luka, ich wollte fragen, ob du Zeit für deine alten Freunde hast?“

„Hallo Alex, ich bin gerade auf dem Weg nach Krefeld. Was habt ihr denn vor?“

„Wir wollten Schlittschuh laufen. Hast du Lust mitzukommen?“

„Ja, ich hab für heute noch nichts geplant. Wann trefft ihr euch denn?“

„Jetzt, in ein paar Minuten. Mein Auto ist doch noch kaputt. Ich stehe hier am Bahnhof und warte auf die Straßenbahn. Ich treffe mich mit Uwe am Eisstadion, er bringt übrigens Lisa mit. Ach, das weißt du ja gar nicht, die sind jetzt zusammen.“

„Echt, naja ist ja keine große Überraschung. Lisa baggert ja schon lange an ihm rum. Ich glaube, ich habe die Schlittschuhe noch im Auto. Wartest du auf mich, in zehn Minuten bin ich auch da.“

„Klar ich warte dann auf dem Parkplatz auf dich. Dann können wir ja mit deinem Wagen zum Eisstadion fahren. “

„Klar, bis gleich.“

Seit er denken konnte war Alex schon sein Freund, er wohnte in der Nachbarschaft und auch ihre Eltern waren befreundet, sie gingen in die gleiche Klasse und hatten sich immer gut verstanden.

Alex hatte nach seinem Abitur eine Ausbildung als Bankkaufmann begonnen.

Per Handy sagte Luka noch seinen Eltern Bescheid und dann rollte auch schon sein Zug in Krefeld ein.

Nach einer kurzen Begrüßung fuhren sie auch gleich zum Eisstadion.

Sie blieben fast den ganzen Nachmittag im Stadion, gingen zwischendurch in die Cafeteria was essen und trafen auch noch andere Bekannte aus der Schule. Sie hatten sehr viel Spaß.

Uwe und Lisa hatten sich schon verabschiedet als Luka fragte: „Soll ich dich mit nach Hause nehmen, oder hast du noch was anderes vor.“

„Ja, erst nach Hause. Aber heute Abend gehe ich wieder mit den Jungs auf die Pirsch. Da hat ne neue Disco aufgemacht, etwas außerhalb. Kommst du mit?“

Sie zogen wieder ihre Straßenschuhe an und machten sich auf dem Weg zum Auto.

„Nein, ich bin jetzt total alle. In der vorigen Nacht habe ich nicht wirklich viel geschlafen und jetzt auch noch das Schlittschuhlaufen. Ich bin froh, wenn ich gleich ins Bett komme.“

Luka verstaute seine Schlittschuhe wieder in den Kofferraum und schubste dabei seinen Rucksack um und einige Prospekte vom Projekt und der Aidshilfe fielen dabei raus.

„Was sind das denn für Heftchen?“ Alex griff auch gleich zu und sah Luka verwundert an.

„Jetzt sag bloß, du hast dich testen lassen, warum das denn? So ausschweifend vögelst du doch gar nicht rum.“ Sie stiegen ein und fuhren los.

„Nein, allerdings nicht. Aber DU könntest ruhig mal zu ’nem Test gehen. Bist du dir sicher, dass du immer ein Kondom genommen hast?“ Luka sah ihn eindringlich an als sie an der Ausfahrt von Parkplatz halten mussten.

„Nein, natürlich nicht, wenn die Mädels sagen, die nehmen die Pille, kann ich mir doch das Gummi sparen.“, sagte Alex und spielte dabei am Radio rum.

„Falsch! Weißt du, wer da vorher schon drin war?“

„Nein, natürlich nicht. Ist mir aber eigentlich auch ziemlich egal.“

„Siehst du, du könntest dich theoretisch schon angesteckt haben und gibst es auch noch weiter.“

Alex sah ihn entrüstet an: „Hey, bist du jetzt unter die Moralapostel gegangen, oder was?“

„Ach Quatsch, ich meine doch bloß. Ich mache da jetzt in so einem Projekt mit, wo es eben um die Aids- und Drogenberatung geht.“ Er musste an einer roten Ampel anhalten.

„Du studierst aber doch Steuerrecht und nicht Medizin, oder hab ich da was verpasst.“ Es wurde grün und sie konnten weiterfahren.

„Richtig und genau damit helfe ich denen ja auch. Die hatten Probleme mit dem Finanzamt und da konnte ich ein wenig helfen. Und wir verteilen eben diese Heftchen in den entsprechenden Clubs.“

„Ach so, sag das doch gleich.“ Alex entspannte sich langsam wieder und lehnte sich zurück. „Ich habe schon einen Schreck gekriegt. Darum hast du die Prospekte in der Tasche.“

„Ja, also ich bin negativ. Das habe ich sogar schriftlich.“

„Du hast dich echt testen lassen.“

„Ja klar, warum denn nicht. Ich wusste ja, dass ich immer Kondome benutzt habe, von daher brauchte ich ja keine Angst zu haben.“

„Ist das nicht eigentlich eher was für Schwule, Junkies oder Nutten?“

„Ja, größtenteils schon, aber die Flittchen, mit denen du es treibst, gehören definitiv auch zu der Gefahrengruppe.“

„Wuäh! Du machst mir ja richtig Angst. Vielleicht sollte ich mich wirklich mal testen lassen, dann weiß ich wenigsten, dass ich es nicht habe. Oh man.“

Inzwischen waren sie vor Alex Elternhaus angekommen und beim Aussteigen fragte er noch mal:

„Willst du nicht doch heute mitkommen?“

„Nee, ich will jetzt nur noch duschen und ins Bett.“

„Du hast dich richtig verändert, seit du in Köln studierst. Ich weiß noch nicht, ob ich das gut finde.“

„Ach Alex, jeder entwickelt sich doch weiter. Die Uni, die Leute in Köln und auch sonst ist da so viel Neues auf mich zugekommen, klar dass das jemanden beeinflusst.“ Mehr wollte Luka noch nicht sagen. Irgendwann würde er Alex auch von Tom erzählen müssen.

„Klar. Versteh ich ja auch. Aber wir bleiben doch trotzdem Freunde.“

„Ja sicher sind wir Freunde, wir haben doch heute viel Spaß gehabt. Nicht wahr? Bis zum nächsten Mal.“

„Bis dann, und danke fürs mitnehmen.“

Alex schlug die Tür zu und Luka fuhr die paar Meter weiter bis zu seinem Elternhaus.

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