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Regenbogenfamilie
Teil 34 - Neue Erkenntnis am Gutshof
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Informationen
- Story: Regenbogenfamilie
- Autor: Sonntagskind55
- Die Story gehört zu folgenden Genre: Coming Out
Logischerweise klingelte unser Wecker am nächsten Morgen aus meiner Sicht wieder viel zu früh, aber es half nichts, wir mussten aufstehen, vor allem weil Daniel und Manuel mit uns frühstücken wollten, damit Daniel rechtzeitig zur Arbeit fahren konnte. Heute waren es Daniel und Manuel, die sich bei Thomas erkundigten, ob es ihn stören würde, wenn sie gleichzeitig mit ihm im Bad seien, damit sie rechtzeitig fertig sind. Thomas grinste und antwortete ihnen: „Wenn es euch nicht stört, mich nackt zu betrachten, können wir gerne gemeinsam ins Bad gehen.
Da ich jedoch noch eure abendliche Diskussion im Hinterkopf habe, wo Daniel ein Problem mit seinem Nacktsein vor Tim und Jonas hatte, bleibt die Entscheidung bei euch beiden. Vorsichtshalber weise ich euch schon einmal darauf hin, dass Peter und ich auch unsere Schambehaarung radikal gekürzt haben. Ich werde auf alle Fälle dann zuerst duschen, während ihr eure Zähne putzt und euch rasiert, danach geht ihr in die Dusche und ich rasiere mich und betreibe meine Zahnpflege.“
Daniel wurde knallrot und Manuel grinste ihn frech an. Daniel meinte zuerst lapidar: „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern“, und nach einer kurzen Pause ergänzte er: „Stimmt, gestern Nacht war wohl keine Glanzleistung mit dem, was ich da gesagt habe, ich bin nur davon ausgegangen, dass ihr das überhaupt nicht mitbekommen habt. Ich bin es so von zu Hause einfach gewöhnt, dass sich keiner nackt zeigt gegenüber Fremden, Familienmitgliedern oder Freunden.“
Ich mischte mich ein: „Daniel, wir haben Verständnis dafür, in meinem Elternhaus und auch bei Thomas war es nicht anders. Wir mussten auch erst lernen damit umzugehen. Wenn du in die Sauna gehen willst oder baden am FKK-Strand, dann ist es das Natürlichste, da alle anderen ebenfalls so herumlaufen. Du kannst mir glauben, du wärst nicht der Einzige, bei dem sich das Blut da sammelt, wo du es in solchen Situationen am wenigsten haben möchtest. Gerade bei euch Jungs kann das schnell einmal geschehen, wenn ihr etwas seht, was eure sexuellen Sinne enorm beflügelt.
Davor sind nicht einmal Heteros gefeit, wenn sie, wie sie es nennen, ein hübscher Käfer fasziniert. Vor noch nicht einmal zwei Wochen, als Marcus und Philipp unseren Urwald entfernten, wir beide bereits im Bett lagen und sie uns dort mit einer Lotion eingerieben haben, blieb das nicht ohne eine Reaktion unsererseits. Thomas und ich hatten eine Verhärtung, die nicht ohne war, und trotzdem sind wir nicht übereinander hergefallen. Ich gebe zu, Klein-Peter und Klein-Thomas hätte das vielleicht sogar gut gefallen.“
Manuel grinste immer noch und neckte Daniel: „Klein-Daniel gefällt es doch auch, wenn ich ihn mit der Hand verwöhne, und da hat der große Daniel doch kein Problem damit.“
Ich meinte dann: „Jetzt verschwindet schon im Bad, ich koche schon mal den Kaffee und backe Semmeln auf, bis ihr mit euren morgendlichen Badezimmeraktivitäten fertig seid.“ Ich ging zur Treppe und nach unten in die Küche; wie lange die drei noch auf dem Flur standen, kann ich euch beim besten Willen nicht sagen, ebensowenig, was im Bad geschah.
Gut eine viertel Stunde später erschienen alle drei im Esszimmer, wobei Thomas und Daniel vollständig angezogen waren, um nach dem Frühstück sofort aufzubrechen. Manuel hatte nur Shorts und ein Muskelshirt angezogen, er brauchte nicht so früh aus dem Haus.
Nach dem gemeinsamen Frühstück verabschiedeten sich Thomas und Daniel und verließen das Haus, während Manuel und ich noch am Tisch sitzen blieben. Unsere Gespräche drehten sich hauptsächlich um den Besuch bei seinen Eltern, wo wir heute seine persönlichen Dinge und seine restliche Kleidung holen wollten.
Ich erklärte ihm noch einmal meinen Plan, dass ich seinem Vater anbieten würde, die bestehende Gesellschaft mit beschränkter Haftung zu übernehmen und in einem ersten Schritt das Eigenkapital einbringen werde: „Ich biete ihm an, dass er vorerst Geschäftsführer bleiben kann und, wenn er endgültig in Ruhestand gehen will, meinen Neffen als Geschäftsführer einsetzen werde.
Was ich ihm dabei nicht sagen werde, dass du die rechte Hand und Stellvertreter von Jonas sein wirst. Da er vermutlich nicht großartige Rentenansprüche gesammelt hat, weil er davon ausging, dass sein Nachfolger und der laufende Betrieb seinen Lebensunterhalt regeln, werde ich ihm für seinen Ruhestand eine Art Leibrente bis zum Tod deiner Eltern zusichern. Mich würde nur interessieren, ob die Anbauflächen der Gesellschaft gehören oder noch im Privatbesitz sind, denn dann könnte mit seinem Ausscheiden als Ersatz für die lebenslange Rente ein direkter Kauf der Flächen in Betracht kommen.“
Manuel meinte, nach seinen bisherigen Kenntnissen habe sein Vater die Anbauflächen in die Gesellschaft eingebracht und diese würden deshalb mit der Übernahme weiter zur Verfügung stehen. Er wollte von mir noch wissen, wie ich es regeln will, dass er, sofern ich die Gesellschaft übernehme, ungehinderten Zugang erhalte. Ich überlegte kurz, da ich mir dazu bisher noch keine Gedanken gemacht hatte, und erklärte ihm, dass ich dazu noch keinen festen Plan habe.
Was die finanziellen Dinge anbetrifft, wird es keine Schwierigkeiten geben, da er alle Informationen von mir erhalten wird. Für den Rest werde ich beim Gespräch mit seinem Vater sicher noch eine Möglichkeit finden, da es auch in meinem Interesse ist.
Ich fragte ihn, ob wir weitere eigene Gewächshäuser bauen müssten, wenn ich die Gesellschaft übernehme. Er erklärte mir dazu, dass die vorhandenen Gewächshäuser vorerst ausreichend seien, sie sollten aber in den nächsten Jahren modernisiert werden, was bedeuten würde, dass wir uns auf dem Gutshof einige Hunderttausend Euros für den Neubau sparen würden. Ich erklärte ihm, dass ich die Einsparungen am Gutshof für den Ankauf der Firma verwenden wollte.
Er grinste mich an und meinte: „Du bist ein schlauer Fuchs, wenn das funktioniert, verlagerst du einfach deine geplanten Investitionen für den Gemüseanbau auf den Ankauf der Gärtnerei. Auf die Idee bin ich noch gar nicht gekommen, ich dachte, du müsstest für den Kauf der Gärtnerei zusätzliches Geld in die Hand nehmen.“
„Da wir noch am Anfang des Projektes stehen, ist es für mich noch immer einfach, Investitionen umzuschichten, zu einem späteren Zeitpunkt, wenn die Entscheidung für den Bau der Gewächshäuser gefallen wäre, ist das nicht mehr so einfach“, erklärte ich ihm. „Das ist auch der Grund, warum ich bereits jetzt Nägel mit Köpfen machen will und deinem Vater die Übernahme des Gartenbaubetriebes anbieten will. Am besten, du diskutierst bei den Gesprächen nicht mit deinem Vater und überlässt alles mir und meinem Geschick.“
Manuel meinte dazu, dass er das vollkommen mir überlassen würde, er würde sich mit Philipp nur auf seine persönlichen Habseligkeiten und Papiere konzentrieren, denn gegen meine Listigkeit und gegen Vaters Sturheit kenne er derzeit keine Mittel und Wege.
Unsere Langschläfer waren inzwischen alle aufgestanden und gesellten sie sich zu uns ins Esszimmer, um ebenfalls zu frühstücken. Jonas und Tim blieben bei ihrem Plan, heute noch einmal zum Gutshof zu fahren und mit dem Pächter zu sprechen und sich weiter zu informieren. Ich versprach ihnen, wenn wir früh genug in der Gärtnerei fertig seien mit unseren geplanten Aufgaben, dass wir ebenfalls zum Gutshof kommen würden.
Ich wollte als Erster im Bad verschwinden, als Philipp mir erklärte, er komme gleich mit, damit wir zu Manuels Eltern fahren könnten. Wenn wir wieder zurück wären, würde er gerne mit Marcus weiter an den Notebooks für die anderen arbeiten, damit spätestens Samstag alles fertig sei und alle auf die Daten zugreifen und auch Daten speichern könnten. Da ich mit meinem Sohn nicht zum ersten Mal gleichzeitig im Bad wäre, war mir das im Grunde genommen egal. Ich meinte aber frech zu ihm: „Willst du Marcus eifersüchtig machen?“
Philipp antwortete nicht weniger frech: „Und wenn schon, auf dich braucht er nicht eifersüchtig zu sein. Du kennst meinen Körper schon, seit ich ein kleines Baby war und ich habe noch nie erlebt, dass du mir etwas wegsehen wolltest oder mir an die Wäsche gegangen bist. Da könnte ich eher eifersüchtig sein, wenn Marcus mit dir allein im Badezimmer verschwinden würde. Wer weiß, was er gerne alles mit dir anstellen möchte, wenn ich einmal nicht dabei bin.“
Ich überlegte kurz und antwortete ihm: „Ich wüsste schon, was ich alles mit ihm anstellen könnte, nur ob es wirklich dazu kommt, dass müsste sich erst noch herausstellen. Glaub mir, dein Marcus hat nur Augen für dich, selbst Alejandro oder Jorge haben bei ihm keine Wirkung gezeigt. Wie das mit Tim und Jonas war, kann ich nicht beurteilen, von den beiden hat keiner geplaudert und dabei war ich ebenso wenig. Wer hindert euch daran, mit euren Freunden ein wenig zu spielen?“
Marcus und Philipp schauten sich an, dann schauten sie beide zu mir und Tim und Jonas. Jonas grinste frech und sagte zu den beiden: „Tim und ich würden euch bestimmt nicht rauswerfen, wenn ihr mit uns beispielsweise einige Runden Strippoker oder Uno spielen wollt. Der Verlierer muss nach jeder Runde ein Teil von seiner Kleidung ablegen. Ich fürchte nur ihr kneift, denn beim anschließenden Auslösen der verspielten Klamotten könnte ich mir vorstellen, dass es zu Aufgaben kommt, bei denen ihr euch weigern würdet, alles mitzumachen.“
Jetzt war Marcus derjenige, der Jonas etwas verblüffte: „Glaubst du wirklich, wir zwei würden kneifen und uns den Aufgaben nicht stellen?“ Ich fragte Marcus frech: „Wie weit würdet ihr denn gehen, sogar bis hin zu einem Partnertausch? Das glaube selbst ich nicht, andere Aufgaben kann ich mir ja noch vorstellen, wie küssen oder einen richtigen Zungenkuss, vielleicht auch sich einen abrubbeln.
Bevor wir das Thema weiter vertiefen, wir haben heute einiges geplant und das sollten wir angehen.“ So wie ich Tim und Jonas inzwischen kenne, kann ich mir lebhaft vorstellen, dass da noch ein paar knifflige Aufgaben auf die beiden zukommen könnten. Wobei ich und Thomas keine Probleme hätten, bei so einem Spielchen mitzuspielen.
Philipp und ich gingen ins Bad, um uns für unsere Aufgaben frisch zu machen. Manuel war vorher schon mit Daniel und Thomas im Bad gewesen, so dass er in dieser Zeit die noch leeren Umzugskisten ins Auto laden konnte. Gut, dass Thomas heute das kleinere Auto genommen hatte, so könnten wir einige volle Umzugskartons in dem Wagen unterbringen.
Fertig und angemessen angezogen für meinen Auftritt bei Manuels Eltern stand ich bereits unten im Flur, als Philipp aus dem Dachgeschoss herunterkam. Als er mich so sah, meinte er: „Wenn ich es nicht besser wissen würde, könnte man fast den Eindruck haben, dass du heute für Manuels Eltern eine besondere Show abziehen willst.“
Ich antwortete ihm frech, dass ich mich nur in Schale geworfen habe, damit ich keine Umzugskisten schleppen müsste. Philipp lachte und erklärte mir eiskalt, er hätte mir fast jede andere Erklärung abgenommen, aber diese mit absoluter Sicherheit nicht, denn dazu kenne er mich einfach zu gut.
Da Manuel bereits alles im Auto verstaut hatte, verabschiedeten wir uns von Marcus, Tim und Jonas, die zusammen zum Gutshof losfuhren, während wir den Weg zur Gärtnerei einschlugen.
Dort angekommen, trafen wir im Wohnhaus nur seine Mutter an, der ich kurz erklärte, dass wir zum einen gekommen seien, um Manuels Habseligkeiten abzuholen und andererseits ich gerne ein Gespräch mit ihrem Mann führen will. Ich stellte ihr meinen Sohn Philipp vor, der Manuel helfen werde, seine Sachen zu packen und in unserem Wagen zu verstauen.
Sie wollte von Manuel wissen, wo er in nächster Zeit wohnen würde. Ich erklärte ihr, dass Manuel vorübergehend bei uns im Gästezimmer untergebracht wird, bis er zusammen mit seinem Daniel eine adäquate Bleibe gefunden hat. Spätestens ab Januar könnten die zwei dann im Verwalterhaus im Gutshofgelände wohnen, wenn der bisherige Pächter des Gutshofes ausgezogen ist.
Spätestens in gut fünf Wochen oder auch etwas später müssten die zwei etwas Vorübergehendes gefunden habe, wenn mein Neffe zu uns kommt, um mit dem Studium in Weihenstephan zu beginnen. Vielleicht wissen Daniels Eltern etwas für die beiden oder ich könnte prüfen, ob in unserem Wohnungsbestand für die beiden für diesen kurzen Zeitraum eine kleine Wohnung zur Verfügung steht.
Sie sagte zu Manuel: „Du weißt, wo dein Zimmer ist, dann pack deine Sachen zusammen, ich suche dir noch alle deine wichtigen Unterlagen aus unserem Bestand, wie Geburtsurkunde, Taufurkunde und alles, was ich finde, heraus, so dass du diese auch mitnehmen kannst. Ich bringe Herrn Maurer kurz zu deinem Vater, damit die beiden sich unterhalten können.“
Ich folgte ihr in die Gärtnerei und sie brachte mich in sein Büro, wo er über seiner Buchhaltung saß. Sie erklärte ihrem Gatten, wer ich sei und dass ich mit ihm sprechen wolle. Sie verabschiedete sich, um ins Haus zurückzugehen und Manuels persönlichen Papiere herauszusuchen und ihm zu übergeben. Sie erklärte ihrem Mann noch, dass Manuel hier sei, um seine persönlichen Dinge abzuholen. „Sag ihm, wenn ich zum Mittagessen ins Haus komme, dass ich ihn dort nicht mehr sehen will“, sagte er noch zu seiner Frau, bevor sie das Büro verließ, um ins Haus zurückzukehren.
Er bat mich, mich zu setzen und fragte dann, was ich von ihm will. Ich erklärte ihm, dass ich zum einen hier bin, um sein gestriges Angebot wegen der Verpachtung der Flächen anzunehmen und den Pachtzins auszuhandeln. Zum anderen möchte ich mich mit ihm über ein zusätzliches Angebot unterhalten, das vielleicht ebenso in seinem Interesse sein könne. Er meinte: „Bei der Pacht werden wir uns sicher einig werden, aber erzählen sie mir mehr über ihr Angebot.“
Ich fasste mir ein Herz und erklärte ihm meine Überlegungen: „Sie haben mir doch gestern erzählt, dass sie ihren Sohn nicht mehr als ihren Nachfolger sehen und in absehbarer Zeit in den Ruhestand gehen wollen. Ich biete ihnen an, den gesamten Gartenbaubetrieb zu übernehmen und weiterzuführen wie bisher. Entweder ich kaufe ihnen den kompletten Betrieb sofort ab oder ich übernehme ihn nur mit einer Anzahlung und zahle ihnen eine monatliche Leibrente bis zum Tod von ihnen und ihrer Frau.“
Nach einer kurzen Pause, in der er scheinbar über meinen Vorschlag nachgedacht hatte, meinte er: „Das wäre eine weitere Option, die ich mir gut vorstellen könnte, sie wollen mit ihrem Gutshof in den Gemüseanbau einsteigen, mit der Übernahme meines Betriebes hätten sie bereits eine gute Basis und könnten das Geschäft weiter ausbauen. Sie erhalten meine Zusage für dieses Geschäft, unter der Voraussetzung, dass mein Sohn hier nichts zu sagen hat.“
Ich überlegte kurz und erklärte ihm: „Als Geschäftsführer wird ihr Sohn nicht bei mir arbeiten, aber ich werde ihn in den nächsten Jahren als technischen Leiter brauchen, bis mein Neffe Jonas sein Studium an der Universität Weihenstephan abgeschlossen hat. Jonas wird nach Abschluss seines Studiums vermutlich die Geschäftsführung im Bereich Gemüse- und Kräuteranbau übernehmen.
Manuel soll sich bis dahin an seiner Ausbildung beteiligen und in der Zwischenzeit unter meiner Leitung die technische Verantwortung für den Gemüseanbau übernehmen. Es wird sich auf Dauer nicht verhindern lassen, dass er regelmäßig in meinem Auftrag hier sein wird.“
„Solange er sich nur hier im Büro, in den Gewächshäusern oder draußen auf unseren Anbauflächen aufhält und nicht das Wohnhaus betritt, kann ich damit leben, in meinem privaten Umfeld will ich ihn nicht mehr sehen und wenn er tatsächlich hier arbeitet, werde ich trotzdem genügend Möglichkeiten haben, ihm aus dem Weg zu gehen“, erklärte mir Manuels Vater.
Das war bisher einfacher als gedacht, hoffentlich mache ich jetzt keinen Fehler, wenn ich versuche, ihm etwas über die Geschichte der Homosexualität zu erzählen und zumindest um etwas Verständnis für seinen Sohn zu werben. Ich fragte ihn, ob ihm klar sei, dass in der Vergangenheit schon immer Männer gegeben hat, die auf Männerliebe gestanden haben.
Er meinte, dass kann gar nicht sein, früher gab es so etwas nicht und ist sogar unter Strafe gestanden. Damit hatte er mir eine Steilvorlage geliefert, die ich sofort nutzte und eine Gegenfrage stellte: „Wie kann es sein, dass etwas unter Strafe gestellt wird, dass es ihrer Meinung nach überhaupt nicht gegeben hat. Etwas, was es in einer Gesellschaft nicht gibt, kann doch gar nicht bestraft werden.“ Er zuckte mit seinen Schultern, bevor er mir antwortete: „Na ja, scheinbar muss es das doch gegeben haben, sonst hätte es ja nicht unter Strafe gestanden.“
Ich versuchte ihm zu erklären, dass unsere Gesellschaft das mit der Strafe vermutlich eher der Kirche zu verdanken habe, die immer der festen Meinung war, dass nur eine Verbindung von Mann und Frau gottgewollt sei, wahrscheinlich auch deshalb, weil Nachwuchs den Fortbestand der Kirche langfristig sichern sollte. Wenn man die Geburtsstatistiken auf der ganzen Welt betrachtet, gibt es seit Jahrhunderten immer einen Überschuss an neugeborenen Knaben.
Nur durch Kriege und sonstigen tödliche Zwistigkeiten wurde ein Großteil der männlichen Bevölkerung minimiert und damit das Problem klein gehalten. In den Zeiten ohne Kriege sah das anders aus. Selbst bei den alten Römern und Griechen hielt sich die Oberschicht ihre Lustknaben, mit denen sie sich vergnügen konnte. „Sie wissen doch selbst, wie es bei uns Männern ist, wir möchten viel öfter, als es uns unsere Frauen gestatten, sie haben doch immer eine Ausrede parat, wenn sie mal keine große Lust auf unsere Nähe haben. Dafür gab es in dieser Zeit die Lustknaben, die sich die Männer halten durften.
Wenn wir jetzt noch betrachten, dass nicht alle Frauen eine Ehe eingehen wollten und ins Kloster gegangen sind, sind immer viele Männer übriggeblieben, für die keine Frauen zum Heiraten zur Verfügung standen. Klar, ein kleiner Teil davon wurde Pfarrer oder ging ebenfalls ins Kloster, trotz alledem blieb immer ein Überschuss. Die Natur selbst hat es so eingerichtet, dass diese Männer für ihre Liebe so ausgestattet wurden, dass sie damit ebenfalls ein ausgefülltes Leben führen können und mit einem anderen Mann glücklich sind.
Selbst im Tierreich, vor allem bei den Primaten, sind von verschiedenen Forschern homosexuelle Paare beobachtet worden. Wenn sie jetzt in der heutigen friedlichen Zeit das Ganze betrachten, der vorhandene Männerüberschuss will auch glücklich in einer Beziehung leben. Ins Kloster will heute kaum noch einer und Pfarrer werden ist auch nicht unbedingt gefragt, welche Möglichkeit bleiben den jungen Männern dann noch.“
Er schaute mich mit großen Augen an und meinte: „Das habe ich nicht gewusst, dass es jährlich einen gewaltigen Überschuss an männlichen Neugeboren gibt. Warum ist gerade mein Sohn schwul, könnte es nicht einfach der Sohn meines ärgsten Feindes sein, dem würde ich das sogar wünschen.“
Ich antwortete ihm: „Vielleicht war es ja einer ihrer Todfeinde, der ihnen genau das gewünscht hat, aber Spaß beiseite, es funktioniert weder in die eine noch in die andere Richtung, also das kann nicht sein. Ich habe auch einen Sohn, der der Meinung ist, dass er nur mit einem Jungen glücklich sein kann.
Ich habe es einfach so hingenommen, wie es ist, ändern kann ich es sowieso nicht. Wenn die beiden eines Tages auf die Idee kommen, sie wollen ein Waisenkind adoptieren, würde ich mich freuen und es als weiteres Enkelkind ansehen. Meine Tochter ist glücklich verheiratet und von ihr habe ich bereits zwei Enkelkinder, die später den Gutsbetrieb als Familienunternehmen weiterführen können.“
Mist, ich merkte, dass ich da möglicherweise etwas zu viel erzählt hatte. Ich konnte nur hoffen, dass er nicht so genau hingehört hatte oder der Hinweis auf meine beiden Enkelkinder, die den Gutshof weiterführen können, so für sich auslegt, wie es zu seiner homophoben Meinung passt. Jetzt schnell das Thema wechseln, bevor es doch noch zu einem größeren Fehler meinerseits kommt.
“Aber zurück zum Geschäftlichen,“ erklärte ich ihm, „sie können sich das ja noch überlegen, geben sie mir einfach in den nächsten Tagen Bescheid, wie sie sich entschieden haben. Ich werde nach meinem Sohn und ihrem Manuel schauen, wie weit sie mit dem Einpacken und Einräumen sind. Ich wünsche ihnen noch einen schönen restlichen Tag.“
Ich stand auf, verließ sein Büro und ging zum Wohnhaus zurück. Dort traf ich zuerst auf Manuels Mutter, von der ich wissen wollte, wie weit die beiden Jungs inzwischen seien. Sie meinte, soweit sie das beurteilen könne, sollten sie mit Manuels Zimmer in Kürze fertig sein, sie haben sicher schon fünf bis sechs Umzugskisten zum Auto gebracht. Ich wollte von ihr wissen, ob es eine Möglichkeit gibt, sich mit ihr unter vier Augen zu unterhalten. Sie erklärte mir: „Folgen sie mir in die Küche, dort können wir ungestört reden.“
In der Küche fragte sie mich: „Was gibt es so Wichtiges, dass sie ungestört mit mir reden wollen?“ Ich antwortete ihr: „Es geht um ihren Sohn Manuel, und ich will von ihnen nur wissen, ob sie genauso wie ihr Mann denken oder eine eigene Meinung zu seiner Homosexualität haben?“
Sie schaute mich an und fing zu erzählen an: „Wissen sie, in diesem Haus hat man als Frau keine eigene Meinung zu haben. Wenn sie mich persönlich fragen, mir ist es egal, ob mein Sohn schwul ist oder nicht, er ist eines meiner drei Kinder. Bitte erzählen sie das nur nicht meinem Mann.“
„Keine Sorge“, meinte ich, „von mir wird er nichts erfahren, ich wollte nur wissen, wie sie zu ihrem Sohn stehen. Ich denke, wenn sie Manuel erzählen, dass es ihnen egal ist, ob er schwul ist oder nicht, würde ihm das sicherlich helfen, mit der aktuellen Situation besser klarzukommen.“
Sie schaute mich an und erklärte mir: „Ich kann das nicht.“ Wenn sie das nicht kann, ich werde es Manuel in einer ruhigen Minute erklären, vielleicht gibt es zumindest für die beiden eine Chance.
Nachdem wir uns einige Minuten angeschwiegen haben, erklärte sie mir: „Ich weiß, warum mein Mann so ist, wie er ist. Er ist heute noch sauer darüber, dass ihn sein Vater damals gezwungen hat, die Gärtnerei zu übernehmen, nachdem er eigentlich einen anderen Beruf erlernen wollte. Sein älterer Bruder, der eigentlich als Nachfolger vorgesehen war, wurde eines Tages von seinem Vater aus dem Haus geworfen, so, wie es Fritz im Moment mit Manuel gemacht hat.
Erst Jahre später haben wir von Manuels Großmutter erfahren, dass ihr ältester Sohn schwul war. Wir wissen bis heute nicht, wo er nach seinem Rauswurf hingegangen ist. Fritz' Mutter hätte ihren ältesten Sohn gerne noch einmal vor ihrem Tod gesehen und sich mit ihm ausgesöhnt, aber das war ihr leider nicht vergönnt, wobei Fritz sich auch nie richtig bemüht hat, seinen großen Bruder zu finden.“
Ich war überrascht, wie offen sie mir alles erzählte. So beschloss ich, ihr die Geschichte meines Onkels Alois zu erzählen. „Ich kenne das aus meiner eigenen Familie, es ist noch völlig neu für mich. Meine Mutter hat mir und meiner Familie Onkel Alois, ihren jüngeren Bruder, erstmals am Tag nach der Beerdigung meines Vaters vorgestellt. Vorher wusste ich nichts über seine Existenz. Dieser wurde zwar nicht durch meinen Großvater aus dem Haus geworfen, aber um der Familie keine Schande zu bringen, hat er von sich aus sein Elternhaus verlassen.
Er lebt heute mit seiner Jugendliebe Dietmar in der Nähe von Regensburg. Meine Mutter und mein Vater haben immer gewusst, wo ihr Bruder Alois war, sie haben die ganzen Jahre den Kontakt nicht abbrechen lassen. In der Hinsicht war mein Vater toleranter als seine Vorfahren. Unsere Eltern haben immer versucht, mich und meine Geschwister zu toleranten Menschen zu erziehen.
Bei Vaters Beerdigung stellte sich jedoch heraus, dass meine eigene Schwester schwule Männer verabscheut. Ich dachte zuerst, dass dies durch den Einfluss ihres Mannes so sei, jedoch im Gespräch mit meinem Schwager stellte sich das absolute Gegenteil heraus. Er versteht seine eigene Frau auch nicht mehr.“
Sie hatte mir die ganze Zeit ruhig zugehört und mich mit großen Augen angeschaut. Ruhig erwiderte sie mir: „Ich bin mir jetzt sicher, dass Manuel bei ihnen in guten Händen ist und fühle, dass ich mir um ihn jetzt weniger Sorgen machen muss. Passen sie gut auf Manuel und seinen Daniel auf. Ich hoffe nur, dass seine Geschwister wenigstens den Kontakt zu ihm halten. Vielleicht sollte Manuel mit seinen Geschwistern reden und ihnen die Situation erklären, bevor sie es von meinem Mann erfahren.“
Ich wollte noch von ihr wissen, ob ich Manuel erzählen dürfe, dass seine Mutter hinter ihm steht und ihn genauso liebt wie vorher und dass sie nur wegen der häuslichen Situation nicht in der Lage dazu ist, ihm das offen zu erklären. Sie meinte, wenn ich das tun würde, hätte sie nichts dagegen.
In diesem Moment klopfte es an der Küchentüre und Manuel und Philipp öffneten die Tür. Sie seien jetzt mit dem Einpacken fertig und wir könnten losfahren. Ich verabschiedete mich von Manuels Mutter, Philipp tat es mir gleich. Manuel wurde zum Abschied von seiner Mutter noch einmal kräftig in die Arme genommen und sie hielt ihn minutenlang fest. Zuletzt übergab sie ihm einen Ordner mit seinen persönlichen Unterlagen, die sich im Laufe seines bisherigen Lebens angesammelt hatten.
Wir gingen zum Auto, diesmal stieg Manuel auf dem Beifahrersitz ein und Philipp machte es sich auf der Rückbank bequem. Ich fragte die Jungs, ob wir direkt zum Gutshof fahren könnten, da wir sowieso schon ziemlich nah sind. Sie meinten, das wäre schon in Ordnung und so steuerte ich den Wagen in Richtung Gutshof.
Von meinen Gesprächen mit den Eltern erzählte ich den beiden erst einmal nichts, ich bat Manuel jedoch, Kontakt zu seinen Geschwistern aufzunehmen und sie von seiner Situation zu informieren und ihnen beizubringen, dass er schwul sei. Manuel grinste mich an und meinte, den Anruf könne er sich ersparen, seine beiden Geschwister wüssten seit Jahren, dass er auf Jungs steht. „Ich kann ihnen nur erzählen, dass ich es meinen Eltern erzählt habe und aus dem Haus geflogen bin. Wenn es euch nicht stört, dann rufe ich kurz meine Geschwister an.“
Er telefonierte zuerst mit seiner Schwester und anschließend mit seinem Bruder. Nachdem er das zweite Gespräch beendet hatte, erzähle er uns kurz, dass seine Schwester sofort angeboten habe, dass er erst einmal bei ihr unterkommen könne. Er hat ihr Angebot jedoch abgelehnt, da er bereits bei guten Freunden untergekommen sei.
Inzwischen sind wir am Gutshof angekommen und ich sehe schon, dass Tim und Jonas sich mit Daniel unterhalten. Wir gehen auf die drei zu und hören, was Daniel den beiden über den Gutshof erzählt. Als er eine Pause einlegt, begrüßen wir die drei. Ich bitte Daniel, heute Abend wieder zu uns zu kommen, damit ich dann in der großen Runde allen von meinen Gesprächen mit Manuels Vater und seiner Mutter berichten kann. Er erklärt mir, dass sie heute eigentlich bei ihm übernachten wollten, er würde trotzdem kommen, da es ihn auch interessiert, was bei meinen Gesprächen mit Manuels Vater herausgekommen sei.
Er meinte, er ist von seinem derzeitigen Chef beauftragt, heute den beiden alles zu zeigen und zu erklären, wenn wir wollen, können wir uns anschließen, um alles zu sehen. Er kann sich so viel Zeit nehmen, wie er für die ausgiebige Führung braucht. Vielleicht ist es nicht schlecht, wenn ich mir das alles einmal ansehe, wer weiß, für was ich mein Wissen in den nächsten Monaten noch brauchen kann.
Manuel wollte sofort mitgehen, das war von vornherein klar, in der Nähe seines Daniels zu sein wird er sich sicher nicht entgehen lassen. Philipp war nicht so begeistert. Als ich ihm erklärte, dass das auch für seinen IT-Bereich interessant sein könnte, ließ er sich doch noch umstimmen und schloss sich der Führung an.
Philipp staunte nicht schlecht, als er mitbekam, wie viel Computertechnik heute bereits in die Landwirtschaft eingezogen ist. Selbst die Bulldogs waren eher High-Tech-Maschinen und hatten mit dem, was ich aus meiner Jugend von der Landwirtschaft kenne, nicht mehr viel gemeinsam. Daniel erklärte uns, dass heute mit Satellitenaufnahmen und mit einer Kamerabefahrung der Anbauflächen auf den Quadratmeter genau ermittelt werden kann, wieviel Dünger erforderlich ist, je nach angebauten Feldfrüchten.
Das wird im Gartenbau in Zukunft ebenso Einzug halten. Da auf dem Gutshof die meisten landwirtschaftlichen Gerät auch für den Gemüseanbau verwendet werden können, sind dafür kaum zusätzliche Anschaffungen notwendig, nur die entsprechenden Zusatzgeräte seien erforderlich.
Er erklärte Philipp, dass über GPS-Steuerung der Traktoren genau die erforderliche Menge an Dünger ausgebracht wird. Computer sind aus der Landwirtschaft nicht mehr wegzudenken, vor allem wenn man betrachtet, welcher Dokumentationsaufwand teilweise zu betreiben ist.
Daniel erklärte dazu, dass es heute mit Hilfe der Technik bereits möglich sei, jedes Tier mit dem exakten Futterbedarf zu versorgen und selbst beim Melken setzen sich so nach und nach die vollautomatischen Melkroboter durch, die die Arbeit am Bauernhof zukünftig gewaltig erleichtern werden.
Am Ende der Führung meinte Philipp, dass sie ihr Konzept für den Computereinsatz in der Landwirtschaft und im Gemüseanbau noch einmal neu überdenken müssten, bisher seien sie von einer weitaus geringeren Nutzung in diesem Bereich ausgegangen.
Daniel erzählte mir zu guter Letzt, dass mein Vater in den vergangenen Jahren viel Geld investiert hat, um den Betrieb nach modernsten Gesichtspunkten führen zu können. Das hatte sich zum einen auf die Pachtkosten ausgewirkt, andererseits wurde viel Geld mit diesen Investitionen eingespart, weil mit einem geringeren Personalaufwand und der Einsparung von Düngemitteln der Mehraufwand locker abgefangen werden konnte.
Ich fragte nach, ob ich das jetzt richtig verstanden hätte, dass der gesamte Maschinenpark von meinem Vater finanziert worden sei und damit im Eigentum des Gutshofes ist. Daniel meinte dazu, soweit er das mitbekommen hat, sei es wohl so. Ich überlegte kurz für mich: ‚Damit hat sich der einkalkulierte Posten für den Ankauf des Maschinenparks vom Pächter in Luft aufgelöst und wir benötigen nur noch Geld für die zusätzlichen Anschaffungen.‘
Mir wurde in diesem Moment endgültig klar, dass ich von all den Dingen, die mein Vater in der Vergangenheit gemacht hat, so gut wie keine Ahnung hatte. Ich war die war ganze Zeit der Meinung gewesen, dass er den Gutshof nur verpachtet hat und alles andere wäre im Einflussbereich des Pächters gewesen. Ich hoffe jetzt nur, dass Mutter mir sagen kann, was Vater alles getan hatte, sonst müsste ich mich wirklich in seine gesamten Unterlagen tiefer einarbeiten.
Als Philipp Daniel fragte, wo er weitere Informationen über die bisher eingesetzte Software erhalten kann, erklärte ihm dieser: „Die besten Informationen bekommst du sicher vom Hersteller der Software, ich kann dir aber nicht sagen, wo dein Großvater diese erworben hat. Ich denke, in seinen Unterlagen wirst du sicher entsprechende Hinweise finden.“ Philipp grinste und meinte: „Damit habe ich soeben einen kurzfristigen Flug nach Mallorca gewonnen oder wir finden einen Weg, die gesamten Unterlagen schnellsten hierher zu holen.“
Diese Feststellung war mehr an mich gerichtet und ich erklärte ihm, dass ich bei Alejandro und Jorge nachfragen werde, wie schnell die gesamten Unterlagen hier sein können. Ergänzend meinte ich, scheinbar haben wir doch einige Unterlagen nicht als wichtig genug eingeschätzt und vorsichtshalber gescannt und digitalisiert mitgenommen, aber wer konnte zu diesem Zeitpunkt auch schon ahnen, dass alles, was Vater an Unterlagen zusammengestellt hatte, so nach und nach für uns an Wichtigkeit gewinnen würden.
Philipp meinte entschuldigend: „Zu diesem Zeitpunkt haben wir doch noch gar nicht ahnen können, dass alle vorhandenen Unterlagen zum Gutshof mit die oberste Priorität haben könnten. Der Plan mit der Selbstbewirtschaftung des Gutshofes ist doch erst nach unserer Rückkehr aus Mallorca entstanden.“
Ich meinte, wir sollten mal ins Gutshaus gehen und uns noch einmal in Vaters Büro umsehen, vielleicht finden wir ja dort etwas. Logisch, dass wir dort nicht fündig wurden, Vater hatte alle aktuellen und wichtigen Unterlagen in seinem Büro in Mallorca untergebracht.
Ich entschied mich, Alejandro anzurufen und ihm zu erklären, dass wir alle Unterlagen so schnell wie möglich hier in Deutschland benötigen würden. Ich rief auf seinem Handy an und er meldete sich unheimlich schnell. Er erklärte mir, dass ich ihn auch über Festnetz direkt in der Finca anrufen könne, da sie zurzeit in der Finca seien und die Unterlagen in Umzugskisten verpacken. Ich legte auf und wiederholte meinen Anruf, wählte diesmal aber die Festnetznummer der Finca.
Ich erklärte Alejandro den Grund meines Anrufes und dass wir die Unterlagen so schnell wie möglich benötigen. Gleichzeitig erklärte ich ihm, dass die vorhandenen Büromöbel jetzt doch abgebaut und mitgebracht werden sollten. Er meinte dazu, die meisten Ordner seien bereits in Umzugskisten verpackt und für einen Großteil der technischen Geräte hätten sie im Keller die Original-Kartons gefunden.
Sie hätten sich bereits einen Kleintransporter organisiert, mit dem sie bereits am Freitag losfahren könnten und spätesten am Sonntag bei uns ankommen würden. Der Platz sollte noch ausreichend sein, um die zerlegten Büromöbel ebenfalls mitzubringen. Sie müssten nur spätestens am Mittwochnachmittag bereits wieder auf der Insel sein, was bedeutet, dass sie am Montagmorgen sofort zurückfahren würden.
„Wenn ihr mit den Unterlagen am Sonntag da seid, bringen wir sie direkt zum Gutshaus und können sie dort im bestehenden Bürobereich zwischenlagern, bis die Büromöbel an Ort und Stelle aufgebaut sind.“ Ich verabschiedete mich von ihm und bestellte schöne Grüße an seinen Jorge.
Manuel, der das Gespräch mitbekommen hatte, wollte wissen, ob die beiden auch ein Paar wären. Daniel, der beim Besuch der beiden beim Verwalter bereits mitbekommen hatte, dass die beiden ebenfalls ein schwules Pärchen sind, bestätigte dies Manuel. Manuel grinste und meinte: „Wo bin ich da nur hineingeraten, ich bin richtig von Schwulen und schwulen Pärchen umzingelt. Ich hatte schon befürchtet, dass Daniel und ich die einzigen Schwulen im Umkreis von rund fünfzig Kilometern sind, und jetzt stellt sich langsam heraus, dass in meiner unmittelbaren Umgebung viel mehr Männer leben, die mit Männern mehr anfangen können als mit Frauen.“
Philipp hatte mitbekommen, dass unsere Spanier am Wochenende wieder hier sein wollten mit den gesamten Unterlagen und Großvaters technischem Equipment und dass ich alles im alten Büro meines Vaters im Gutshof unterbringen will.
Er erklärte mir: „Vielleicht sollten wir gleichzeitig das Büro aus unserem Reihenhaus ebenfalls hierher umsiedeln, dann haben wir zumindest alle Unterlagen an einem Ort. Dazu brauchten wir nur kurzfristig eine funktionierende Internetanbindung im Gutshaus. Steuern könnten wir vorerst alles aus der Stadt und nur die Daten wären bereits hierher ausgelagert.“ Ich beauftragte ihn, auf dem schnellsten Weg zu prüfen, wie kurzfristig ein Internetanschluss geschaffen werden kann.
Ich erklärte ihm: „Vielleicht ist es sogar eine sehr gute Idee, wenn ich mein neues Büro direkt im Gutshaus einrichte, dann bin ich zumindest tagsüber für jeden hier erreichbar. Wir sollten in den daneben liegenden Räumen nachsehen, ob diese ebenfalls als Büros genutzt werden können, dann muss sich nicht alles in einem einzigen Raum abspielen.“
Wir besichtigten die Räume links und rechts von Vaters Büro und sahen, dass beide Räume leer standen. Von den Grundrissen ausgehend, waren sie als Büroräume geeignet, so dass wir uns darauf verständigten, die Büroeinrichtung von Vaters Büro auf Mallorca im linken Raum unterzubringen und im rechten Büro vorerst die Büromöbel aus unserem Haus zu verwenden. Langfristig wollte ich aber ein einheitliches und nicht bunt zusammengewürfeltes Büro schaffen.
Nachdem das mit Philipp geklärt war, meinte ich, dass ich gerne nach Hause zurückfahren würde, hier vor Ort sei aus meiner Sicht alles erledigt. Manuel wollte noch hierbleiben und später mit Daniel zu uns kommen, ich hatte kein Problem damit: „Wir lassen deine Kisten einfach so lange im Auto stehen, bis du bei uns bist.“
Zuhause angekommen, eilte Philipp sofort zu seinem Marcus ins Dachgeschoss, um ihn von der neuesten Entwicklung in Kenntnis zu setzen. Gleichzeitig wollte er sich kurzfristige um eine schnelle Internetanbindung für das Gutshaus kümmern.
Tim und Jonas meinten, sie würden mir bei den Vorbereitungen für unser Abendessen zur Hand gehen. Wir gingen in die Küche, die Jungs putzten zuerst das Gemüse und schnitten es in kleine Stücke. Ich nahm das Fleisch aus dem Kühlschrank und würzte es. Während ich noch überlegte, ob wir zum Gemüse noch frischen Salat machen sollten, meldeten Jonas und Tim, dass das Gemüse zum Kochen vorbereitet sei.
Ich meinte, sie könnten schon einmal den Tisch im Esszimmer für acht Personen decken, Überraschungen sollte es heute keine geben, zumindest wusste ich bisher nichts davon. Ich schälte die Kartoffeln und viertelte sie und legte sie in Salzwasser, damit ich sie weichkochen konnte. Für das Holsteiner Schnitzel richte ich einige Pfannen her, zum einen für das Fleisch und für die Spiegeleier, die beim Servieren auf das Fleisch gelegt werden.
Kurz vor sechs Uhr klingelte es an der Haustür; da Thomas einen Schlüssel besaß, konnten es nur Daniel und Manuel sein. Jonas rief, dass er die Tür öffnen und die beiden hereinlassen will. Hoffentlich täuschte ich mich nicht und ein ungeplanter Gast stand wieder einmal vor der Tür. Die Stimmen, die ich aus dem Flur vernahm, waren die der beiden erwarteten Jungs.
Zehn Minuten später war Thomas dann ebenfalls zu Hause. In der Küche schaltete ich als erstes die Kartoffel und das Gemüse ein, kurze Zeit später erhitzte ich die Pfannen für die Schnitzel, die ich kurz von beiden Seiten anbriet und dann in den vorgewärmten Backofen stellte. Als die Kartoffeln und das Gemüse fast fertig waren, erhitzte ich erneut die Pfannen für die Spiegeleier.
Tim und Jonas kamen zu mir in die Küche und wollten wissen, wann das Essen fertig sei, inzwischen säßen alle bereits am Tisch und warteten darauf, dass wir servieren. Ich meinte, sie könnten schon das Gemüse und das Fleisch aus dem Backofen ins Esszimmer bringen, die Kartoffeln und die Spiegeleier wären gleich fertig. Einer sollte noch einmal kommen und mir beim Hereintragen des Restes behilflich sein. Das mit dem Wiederkommen hatte sich erledigt, da Thomas in die Küche kam und mich mit einem Kuss begrüßte. Ich drückte ihm die Kartoffeln in die Hand, dass er sie mitnehmen kann. Mit den beiden Pfannen, in denen die Spiegeleier gebraten wurden, folgte ich ihm ins Esszimmer.
Nachdem alle satt waren, räumten Marcus und Philipp den Tisch ab und brachten das schmutzige Geschirr in die Küche. Jonas und Tim boten an, ihnen beim Aufräumen der Küche zu helfen, damit keiner so lange warten müsse, bis ich endlich von meinem Gespräch mit Manuels Vater berichten würde.
Zehn Minuten später saßen alle wieder am Esstisch und ich berichtete ihnen von meinem Gespräch mit Manuels Eltern, wobei ich nicht einmal meinen historischen Rückblick ausließ. „Wenn alles gut läuft, bekomme ich von ihm die Zusage, den Gartenbaubetrieb vollständig zu übernehmen, das würde auf der einen Seite eine Menge an Kosten einsparen, da wir vorerst keine neuen Gewächshäuser errichten müssen, die aber durch die Kosten der Übernahme wieder aufgebraucht werden. So wie ich das sehe, akzeptiert er auch, dass ich Manuel in den nächsten Jahren, bis Jonas sein Studium abgeschlossen hat, als Vorarbeiter vorgesehen habe.
Ich denke, mein Einblick in die Geschichte der Homosexualität, aber auch das Vorkommen derselben im Tierreich könnte eine Änderung seiner persönlichen Meinung bewirken. Wobei, nach außen hin wird er seine Meinung weiter vertreten und eine Übergabe des Gartenbaubetriebes an seinen Sohn weiterhin ablehnen.
Er meint zum Schluss nur, dass er dich, Manuel, auf keinen Fall im Wohnhaus antreffen will; in den Gewächshäusern, im Büro oder auf den Freiflächen sei ihm das egal, da er dir dort gut aus dem Weg gehen könne, sobald er sich aus dem laufenden Tagesgeschäft zurückgezogen hat. Ich habe ihm erzählt, dass mein Sohn Philipp sich ebenfalls zum männlichen Geschlecht hingezogen fühlt und ich damit keinerlei Probleme habe.
Das Gespräch mit Manuels Mutter brachte weitere neue Erkenntnisse für mich. Sie erzählte mir, dass der ältere Bruder von Daniels Vater, also sein Onkel, ebenfalls schwul sei und ihr Mann deswegen den Gartenbaubetrieb zwangsweise übernehmen musste, weil Daniels Großvater seinen älteren Bruder aus dem Haus gejagt hatte. Er hatte andere Pläne für sein Leben, die er deswegen aufgeben musste. In seiner Verbitterung, die selbst heute noch vorhanden ist, hat er aus ihrer Sicht viel zu voreilig gehandelt.“
Während ich das alles erzählte, wurden Manuels Augen immer größer, wahrscheinlich wusste er bis heute nichts von einem Onkel, der ebenfalls schwul ist. Deshalb kam auch sofort von ihm die Frage, ob ich wüsste, wie sein Onkel mit Vornamen heißt. Leider hatte mir seine Mutter das nicht verraten, so dass ich ihm nur mitteilen konnte, dass seine Mutter den Vornamen nicht erwähnt hat und er seit dem Rauswurf vor wohl mehr als fünfundzwanzig Jahren angeblich unauffindbar verschwunden sei. „Zumindest wollte deine Großmutter vor ihrem Tod noch einmal ihren Sohn sehen, der aber nach Angaben deines Vaters nicht aufzufinden war.“
Manuel erklärte uns: „Da habe ich jetzt eine Aufgabe, meinen unbekannten Onkel zu finden. Ich werde Mutter morgen anrufen und sie fragen, ob sie mir zumindest den Vornamen verraten kann. Ich hoffe, dass er noch lebt und ich ihm erzählen kann, dass er nicht der Einzige in der Familie ist, der auf Männer steht.“
Nach kurzer Zeit, er hatte über seine letzte Aussage noch einmal nachgedacht, ergänzte er: „Ich sollte besser meine beiden Tanten befragen, die Schwestern meines Vaters, die können mir, sofern sie nicht genauso stur wie mein Vater sind, weiterhelfen. Ich rufe sie jetzt sofort an.“
Er stand auf, zog sein Smartphone aus der Tasche und wollte das Esszimmer in Richtung Wohnzimmer verlassen, als er plötzlich stoppte, sich umdrehte und uns erklärte, dass er die Gespräche auch in unserem Beisein führen könne. Bevor er wählte, fragte ihn Thomas: „Und wie willst du ihnen erklären, warum du dich plötzlich für deinen verschwundenen Onkel interessierst? Sie wollen sicher wissen, woher du plötzlich diese Informationen hast. Ist dir bewusst, dass du auf Ablehnung stoßen kannst und deine Tanten zukünftig ebenfalls nichts mehr mit dir zu tun haben wollen?“
Manuel antwortete Thomas: „Das würde so oder so geschehen, wenn Vater sie über meine Situation aufklärt und die beiden genauso reagieren wie er. Das Risiko muss ich eingehen, vielleicht habe ich ja Glück.“
Er wählte zuerst die Nummer der älteren Schwester seines Vaters, Tante Veronika. Es meldete sich der Ehemann von Veronika; er bat ihn, seine Tante ans Telefon zu holen, da etwas Wichtiges mit ihr zu besprechen habe.
Als er sie am Telefon hatte, fragte er sie zuerst, ob sie etwas gegen schwule Menschen habe. Nicht gerade besonders diplomatisch, mit der Tür ins Haus zu fallen, aber sicher in seiner Lage das Effektivste. Es dauerte wohl kurz, bis sie ihm antwortete. Man sah ihm dabei an, dass er ziemlich angespannt wirkt. Mit einem Mal lösten sich seine verspannten Gesichtszüge, das konnte nur bedeuten, dass sie nicht der gleichen Meinung ist wie ihr Vater oder ihr Bruder Fritz.
Er erzählte ihr deshalb in kurzen Sätzen, dass er schwul sei, von seinem Vater deswegen aus dem Haus geworfen wurde und so nebenbei noch erfahren habe, dass ihr ältester Bruder ebenfalls schwul gewesen sein soll und von Großvater aus dem Haus geworfen wurde.
Scheinbar bot sie ihm erst einmal an, dass er zu ihr kommen könne, wenn er auf der Suche nach einer Bleibe sei. Er erklärte ihr, dass er bereits bei guten Freunden Unterschlupf gefunden habe und stellte dann die entscheidende Frage, ob sie wüsste, ob und wo ihr ältester Bruder heute leben würde.
Sie erklärte ihm, dass er hier in der Stadt lebt, zusammen mit seinem Lebensgefährten. Sie bat ihn, seinen Onkel nicht sofort zu überfallen, sie würde gerne vorher mit ihm sprechen und ihm Manuels Situation schildern. Manuel versprach ihr, auf ihren Anruf zu warten, bevor er sich mit Onkel Richard in Verbindung setzen würde. Sie nannte ihm zumindest die Straße und die Hausnummer, wo er seinen Onkel finden könne, wenn dies vonseiten seines Onkels gewünscht wird.
Er hatte den Straßennamen und die Hausnummer laut wiederholt, so dass wir sie alle mitbekamen. Thomas schaute mich an und grinste. Mir war sofort klar, wieso er so reagierte, das war im gleichen Haus, in dem seine Mutter wohnte. Philipp und Marcus brauchten wohl etwas länger, bis auch ihnen klar wurde, dass die von Manuel genannte Anschrift im Hause Maurer nicht gerade unbekannt war.
Nachdem Manuel das Gespräch mit seiner Tante beendet hatte, fragte er uns, warum wir alle so grinsen, sein Gespräch sei zwar positiv verlaufen, aber einen Grund zum Lachen sehe er noch nicht.
Diesmal übernahm es Philipp ihm zu erklären, warum wir grinsten. „Kleiner“, sagte er frech zu Manuel, „dein Onkel wohnt im gleichen Haus wie Thomas' Mutter und ich bin mir sicher, ich habe ihn auch schon mehrfach dort gesehen. Dass er dein Onkel sein könnte, auf die Idee wäre ich nie gekommen, obwohl, wenn ich dich genauer betrachte, eine gewisse Ähnlichkeit ist zwischen euch beiden sicher vorhanden.“
Thomas schaute auf die Uhr und meinte: „Noch können wir meine Mutter anrufen und sie dazu befragen.“ Er holte sich unser Mobilteil und wählte die Kurzwahl für seine Mutter. Es klingelte einige Male an, bevor sie sich meldete. Als Thomas sich meldete, wollte sie sofort wissen, ob etwas passiert sei, da wir so spät sonst eigentlich nie anrufen würden. Thomas meinte: „Ja und nein, aber zumindest nichts Schlimmes.“
Er erklärte ihr, dass wir hier in großer Runde sitzen, mit allen Neuen. Sie begrüßte uns alle einschließlich Tim und Jonas. Thomas erzählte ihr, dass es zwei weitere Neue in unserer Runde gäbe, Manuel und seinen Freund Daniel. Daniel arbeitet am Gutshof und Manuel ist der Sohn des Besitzers der Gärtnerei Winter. Sein Vater hat ihn gestern aus dem Haus geworfen, nachdem er seinen Eltern erklärt hatte, dass er in Daniel verliebt ist und mit ihm zusammenleben möchte.
Nach kurzer Zeit unterbrach Elisabeth ihren Sohn und wollte wissen, ob Manuel eventuell mit dem Mieter in ihrem Haus verwandt sei, der mit seinen Lebensgefährten im Erdgeschoß wohnt. Thomas lachte und erklärte ihr, dass sie mit dieser Vermutung einen Volltreffer gelandet habe, wobei Manuel bis vor einer guten Stunde noch nicht einmal wusste, dass er einen schwulen Onkel hat.
Manuels Mutter habe heute Vormittag gegenüber Peter so eine Andeutung gemacht, ohne jedoch einen Vornamen zu nennen. Manuels Gespräch mit seiner Tante, die ihm sowohl den Vornamen als auch seine Anschrift nannte, wo er seinen Onkel finden könne, hätte uns dann hellhörig gemacht.
Sie lachte und meinte: „In letzter Zeit häufen sich die Zufälle, dass ich einige Leute kenne, die auf kleinen Umwegen etwas mit euch zu tun haben. Gerade waren es Tims Eltern, die in Hannover meine Nachbarn gewesen waren, und jetzt gabelt ihr einen Manuel auf und sein Onkel ist einer meiner Nachbarn hier im Haus.“
Sie fragte, ob sie uns irgendwie helfen könne. Ich hatte mir schon einige Gedanken gemacht, wie ich ein Treffen zwischen Manuel und seinem Onkel arrangieren könnte. Ich fragte sie deshalb, ob es möglich sei, die beiden unter irgendeinem Vorwand zu uns zu locken, wobei als Aufhänger seine Erfahrung im Gartenbau dienen könne, sofern er diesen Beruf nach seinem Rauswurf weiter ausgeübt hätte.
Sie meinte, ich sei schon immer ein Schlitzohr gewesen, aber daran hätte sie sich ja inzwischen schon gewöhnt, aber in diesem Fall hätte ich sogar Glück mit meiner Hoffnung, da er wirklich seinem erlernten Beruf ein Leben lang treu geblieben war, bis er vor einigen Jahren in den wohlverdienten Ruhestand gegangen ist.
Sie meinte, sie würde mich spätestens morgen Vormittag anrufen und mir das Ergebnis ihrer Bemühungen mitteilen. Ob es denn in Ordnung sei, wenn sie bereits für morgen Nachmittag einen Termin organisieren würde. Ich bestätigte ihr den Nachmittagstermin und wünschten ihr noch eine gute Nacht.
Tim meinte zu Thomas: „Deine Mutter verfolgen diese Zufälle derzeit geballt, am Samstag meine Eltern als ihre ehemaligen Nachbarn, heute Manuels Onkel als einer ihrer aktuellen Nachbarn. Ich möchte nicht wissen, was da noch alles kommen kann.“ Thomas meinte: „Ich glaube und hoffe nicht, dass da in nächster Zeit noch viele weitere Zufälle hinzukommen werden. Zumindest liegt die Wahrscheinlichkeit nicht sehr hoch dafür.“
Viel hatten wir nicht von Elisabeth über ihre Nachbarn im Erdgeschoss erfahren, aber wenn der Trick funktioniert, konnte Manuel einiges über seinen Onkel herausfinden. Wir unterhielten uns noch über die sonstigen Ereignisse des Tages. Ich berichtete, dass Alejandro und Jorge voraussichtlich am Wochenende mit den Unterlagen aus Vaters Büro auf Mallorca zu uns kommen und wir diese sofort im Gutshaus unterbringen würden.
Am Montagmorgen würden sie wieder zurückfahren, da sie am Mittwochnachmittag wieder auf Mallorca sein müssten. Die beiden Räume links und rechts neben dem alten Büro werden ab sofort auch zu Büroräumen umfunktioniert und ab nächster Woche in Betrieb genommen. Ich würde dann tagsüber auf dem Gutshof sein und dort als ständiger Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Manuel würde mit mir zusammen dort seine Arbeit aufnehmen und Philipp und Marcus, die wieder zur Uni mussten, wären dort, wenn es ihre Zeit zulasse.
Wir diskutierten noch eine ganze Weile, bis wir durch einen Anruf gestört wurden. Thomas meinte, seine Mutter sei in der Leitung, und so nahm er das Gespräch an.
Sie meinte, hoffentlich störe sie nicht, aber Peters Plan hätte bereits bestens funktioniert. Sie erzählte, dass es kurz nach dem Ende unseres Gespräches an ihrer Wohnungstür geklingelt hat und plötzlich Richard vor ihr stand, der sie bat, ihm bis morgen Zucker zu leihen, da sie ihn beim Einkauf vergessen hätten und ansonsten ihren Tee ungesüßt trinken müssten. Für sie war das selbstverständlich und auch nicht das erste Mal, dass sie und ihre Nachbarn sich gegenseitig halfen.
Sie bat ihn in ihre Wohnung, holte das Päckchen Zucker und fragte ihn so ganz beiläufig, ob er dem Lebensgefährten ihres Sohnes, der derzeit plant, den rein landwirtschaftlichen Betrieb des Gutshofs Sonneneck um Gemüseanbau zu erweitern, mit seinem fundierten Wissen zur Seite zu stehen könne. Zuerst wollte er nicht so recht, im weiteren Gespräch erklärte er sich dann doch bereit, vor allem, nachdem sein Lebensgefährte ebenfalls an der Tür stand und nach seinem Richard suchte.
Er überzeugte ihn damit, dass er damit eine Aufgabe übernehmen kann, um einen unerfahrenen Gutsbesitzer vor möglichen Schäden zu bewahren. „Wir sind morgen um zwei Uhr bei euch“, meinte sie zum Abschluss.
Ich hatte für heute genug, ich wollte nur noch ins Bett, letztendlich war es doch wieder ein langer und anstrengender Tag gewesen. Wer hätte heute Morgen für möglich gehalten, was an einem einzigen Tag alles geschehen kann. Ich sah Thomas intensiv an und meinte: „Komm, es ist Zeit, dass die beiden alten Herren endlich ihren Schönheitsschlaf bekommen, morgen früh ist die Nacht wieder viel zu schnell zu Ende.“
Daniel erklärte nur noch, dass es jetzt keinen Sinn mehr mache, zu ihm nach Hause zu fahren und wenn es uns nichts ausmacht, er morgen wieder mit uns frühstücken würde. Ich nickte zum Einverständnis nur mit dem Kopf.
Die Jungs erklärten, sie würden auch bald in ihre Nachtlager verschwinden, wobei Philipp noch frech meinte, wir sollten es nicht zu bunt treiben. Ich grinste ihn an und erwiderte „Da spricht der Richtige, immer von sich selbst auf andere schließen.“
Thomas schob hinterher: „Meinst du die bunten Kondome, die gelegentlich in unserem Müll zu finden sind?“ Das wiederum war zu viel für Philipp und er wurde rot im Gesicht. Thomas und ich schlichen uns auf dem schnellsten Weg aus dem Esszimmer, bevor Philipp sich von diesem Schock erholt hatte.
Wir hörten nur noch, wie Marcus zu ihm sagte: „Du bist doch selbst schuld, wenn du den beiden ständig ins offene Messer läufst, deine Steilvorlagen, die du lieferst, schreien direkt danach bestraft zu werden. Ich fand das cool, wie dich die beiden alten Herren wieder einmal in eine Tomate verwandeln konnten.“
Manuel erzählte mir am nächsten Tag, dass Marcus sie vorgewarnt hätte, gegenüber uns freche Bemerkungen loszulassen, wir würden in den meisten Fällen am Ende diejenigen sein, die den verbalen Angreifern die Hose ausziehen würden. Sein Daniel hätte heute Morgen schon diese Erfahrung sammeln dürfen, als Thomas ihm wegen der gleichzeitigen Badbenutzung seine Probleme vom Vortag beim unbekleideten Schlafen mit anderen Leuten im gleichen Zimmer um die Ohren haute.
Ich meinte zu Manuel, so schlimm seien wir auch wieder nicht, aber Philipp und Marcus schafften es beide viel zu häufig, uns entsprechende Steilvorlagen anzubieten. Da wir beide nicht auf den Mund gefallen sind, gibt es dann eben einen verbalen Schlagabtausch, aus dem wir in den meisten Fällen als Sieger hervorgehen würden.
Wir legten uns zwar sofort ins Bett, aber an Schlaf war trotzdem nicht zu denken. Wir hatten unseren Spaß, ohne gleich die Sau rauszulassen, wie es die heutige Jugend nennt.
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