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Regenbogenfamilie
Teil 37 - Familiengroßkampftag
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Informationen
- Story: Regenbogenfamilie
- Autor: Sonntagskind55
- Die Story gehört zu folgenden Genre: Coming Out
An diesem Samstagmorgen waren Thomas und ich diejenigen, die früh aufstanden und für alle das Frühstück zubereiteten. So kurz vor acht Uhr tauchten die Jungs auf und nach dem Frühstück fuhren Thomas und Jonas zum Einkaufen; Marcus und ich machten uns direkt auf den Weg zum Computerladen.
Unterwegs besprachen wir, was wir außer dem Equipment für den Besprechungsraum noch alles kaufen wollen für die Büros im Gutshaus. Die Jungs hatten von einem Router mit WLAN gesprochen und einem weiteren zentralen Datenspeicher, der vorerst im Gutshof eingesetzt werden soll. Ich fragte, ob es bereits Sinn machen würde, eine Telefonanlage zu besorgen.
Marcus meinte, mit dem Router könnten wir zumindest eine kleine Telefonanlage mit bis zu sechs mobilen Apparaten aufbauen, das sollte vorerst reichen. Die Telefone könnten später in eine andere Telefonanlage eingebunden werden und wären als keine zusätzliche Investition erforderlich.
Im Computerladen angekommen, wurden wir vom Chef höchstpersönlich begrüßt und nach unseren Wünschen befragt. Marcus erklärte ihm, welche Geräte wir heute gerne kaufen würden: Router, mobile Telefone und ein kleines zentrales Datenspeichersystem für die kurzfristig vorübergehend eingerichteten Büroräume. Er meinte, dass Marcus das alles zusammen mit einem seiner Mitarbeiter klären und herrichten kann.
Da ich anfangs schon angekündigt hatte, dass wir auch einen Besprechungsraum einrichten wollten, fragte er mich jetzt, wie wir uns den Raum vorstellen würden. Ich erzählte ihm, dass ich ursprünglich an einen Projektor gedacht hätte, die Jungs aber der Meinung seien, ein größerer Monitor oder Fernseher würden ausreichend sein für die Anzahl der geplanten Besprechungsteilnehmer. Er meinte, ich solle ihm folgen und er würde mir einige seiner ausgestellten Systeme zeigen, die dafür in Frage kämen.
Wir betraten einen Nebenraum, in dem unter anderem mehrere große Bildschirme an den Wänden hingen. Er erklärte mir, welche Größe die einzelnen Bildschirme haben und meinte, der mit 65 Zoll sollte für unsere Anforderungen ausreichen, er empfehle aber eine Ultra-High-Definition-Auflösung, damit wir ein detaillierteres Bild haben. Inzwischen war Marcus wieder zu uns gestoßen.
Wir stellten uns in einem Abstand von vier Metern zum Monitor und stellten fest, dass die Schriftgröße auf alle Fälle ausreichend sei, um alles erkennen zu können. Er wollte wissen, ob wir planen Video-Konferenzen abzuhalten. Marcus meinte, vorerst sicher nicht, da die digitale Anbindung des Gutshofes bisher nicht gerade umwerfend sei.
Er empfahl uns ausreichend lange Anschlusskabel zu verwenden. Wir entschieden uns für diesen Monitor und der Chef vom Computerladen versprach uns am Montag im Laufe des Vormittags alles anzuliefern und aufzubauen.
Ich erzählte ihm kurz von unseren langfristigen Plänen mit dem Gutshof und meinte, dass wir in den nächsten zwölf bis achtzehn Monaten jede Menge weiterer Dinge brauchen werden. Ich zählte auf, was da so alles im Einzelnen kommen wird, wie zum Beispiel ein Kassensystem für den Hofladen, zwei getrennte Kassensysteme für das Hof-Café und für den Restaurantbetrieb, ein Abrechnungssystem für die geplante Beherbergung, ein Kassensystem für den Gartenbaubetrieb, dazu die passenden Druckersysteme und für die Digitalisierung der Unterlagen einen leistungsfähigen Scanner.
Ich fragte ihn, ob er uns so einen Scanner zeigen könne, denn das wäre vermutlich etwas, was wir vermutlich kurzfristig benötigen würden. Er ging mit uns in den Laden zurück und zeigte uns zwei Scanner, die für uns in Frage kommen könnten, nachdem er wissen wollte, wie viele Dokument täglich zu scannen seien.
Nachdem ich ihm erklärt hatte, dass in nächster Zeit größere Mengen alter Unterlagen zu scannen seien, bot er uns an, einen Scanner für das Unternehmen zu kaufen und für zwei bis drei Monate einen weiteren Scanner zu mieten, um auf zwei Geräten den Altbestand zu erfassen. Ich schaute Marcus an, der meinte nur: „Dann solltest du dir schnellstens Mitarbeiter zulegen, die diese Aufgaben erst einmal übernehmen können, Philipp und ich fallen ab übernächster Woche weg, da wir wieder an die Uni müssen.“
Ich lachte und meinte zu Philipp: „Ich wüsste schon zwei Kandidaten, die erst einmal dafür in Frage kommen, zum einem Manuel, der ja ab sofort beschäftigt ist, und ich könnte auch die eine oder andere Scann-Session einlegen.
Ich könnte noch versuchen, Daniel vom Pächter auszuleihen, wenn er ihn nicht so dringend benötigt. Kündigen muss er sowieso demnächst, wenn er im September seine Ausbildung im Gartenbau beginnen will. Der Pächter wird Ersatz für ihn benötigen, den können wir dann bereits neu einstellen. Ich werde ihn heute Mittag noch kurz anrufen und mit ihm sprechen.“
Wir vereinbarten, dass er uns am Montag bereits die zwei Scanner liefern sollte, einen, den wir kaufen, und den zweiten vorerst auf Mietbasis. Ich orderte vorsichtshalber fünf Karton Kopierpapier, die ebenfalls mitgeliefert werden sollten. Zum Schluss fragte ich ihn, wo wir günstig gebrauchte Büromöbel erwerben könnten, um unsere Büros kurzfristig zu vervollständigen.
Er telefonierte kurz und meinte, wir hätten Glück, zwei Häuser weiter gebe es einen Laden für gebrauchte Büromöbel, normalerweise sei dort samstags zwar geschlossen, aber der Chef sei gerade im Laden und wir könnten sofort vorbeikommen und uns alles anschauen. Während Marcus und ein Mitarbeiter die erworbenen Sachen, die nicht am Montag geliefert werden sollten, in unser Auto brachten, ging der Besitzer des Computerladens mit mir direkt zum Büromöbelladen.
Er begrüßte seinen Ladennachbarn freundschaftlich und meinte, ich sei derjenige, der dringend gebrauchte Büromöbel suche. In dem Moment, wo er sich von uns verabschiedete, kam Marcus zu unserem Gespräch hinzu. Gemeinsam erklärten wir, was wir am vordringlichsten benötigen würden, ein kleines Besprechungszimmer mit acht bis zehn Sitzplätzen und vier Schreibtische und dazu Bürostühle. Wenn möglich auch noch passende Schränke für die beiden Büros.
Einen passenden Besprechungstisch mit Stühlen hatten wir sehr schnell gefunden, bei den Schreibtischen, Bürostühlen und Schränken war es schon etwas schwieriger. Aber auch hier wurden wir fündig und machten mit ihm den Kaufvertrag. Er versprach, uns alles am Montag anzuliefern und aufzubauen, nachdem wir ihm sagten, dass sein Nachbar am Montag bereits die bei ihm gekauften Sachen anliefern werde. Er meinte, dass vermutlich alles auf einmal geliefert werden könne, da er öfters mit ihm auf dem Gebiet zusammenarbeite.
Er würde das auf alle Fälle gleich mit ihm abklären. Als ich ihn fragte, ob wir eine Anzahlung leisten sollten, grinste er und meinte: „Nicht nötig, ich weiß schließlich, wo meine Möbel stehen, wenn Sie nicht zahlen.“ Zum Schluss verriet er uns noch, dass der Besitzer des Computerladens sein Schwager sei.
Wir hatten in kurzer Zeit alles erledigen können, eigentlich sogar mehr als ursprünglich geplant war. Wir hatten jetzt Büromöbel, ein Besprechungszimmer und die dazugehörige Technik sowie zwei Scanner für die Digitalisierung der Unterlagen. Auf dem Heimweg fragte mich Marcus, wieviel Geld ich heute so auf die Schnelle ausgegeben habe. Alles in allem mehr als zehntausend Euro, erklärte ich ihm.
Er schluckte kurz und fragte mich, ob ich denn schon mal gerechnet hätte, was der ganze Spaß mit dem Gutshof kosten könne, bis alles fertig sei, was wir bisher geplant haben. Ich antwortete ihm: „Mit den ganzen Umbauten, den gesamten Einrichtungen und allem, was rundherum dazugehört, einschließlich des Ankaufs der Gärtnerei und dem erweiterten Fuhrpark, rechne ich mit Investitionen in Höhe von eineinhalb bis zwei Millionen Euro.“ Er fragte nach, wie ich das alles finanzieren wolle.
Deshalb erklärte ich ihm: „Die laufenden monatlichen Einnahmen aus Mieterträgen, Pachtgebühren und so weiter liegen bei derzeit zweihundertfünfzig bis dreihunderttausend Euro, durch den Ankauf weiterer Wohnungen auf Mallorca, die Vater noch vorbereitet hat und wofür die Mittel bereits zurückgelegt sind, steigern sich die Einnahmen zusätzlich.
Hinzu kommen ab Juli die Umsätze des Gartenbaubetriebes, die nach Auskunft von Daniel im Monatsdurchschnitt allein noch einmal rund einhunderttausend Euro ausmachen. Vater hat auch in Deutschland Rücklagen angesammelt, die für den Ankauf von neuen Mietshäusern gedacht waren, die werden teilweise dafür verwendet und der Rest in zusätzliche Wohnungen investiert.
Wenn du wissen willst, wie hoch das gesamte Vermögen meiner Eltern ist, kann ich nur sagen, siebzig Millionen werden nicht mehr ganz ausreichen, wobei du vermutlich rund dreißig Millionen abziehen kannst, die wurden bereits an meine Geschwister verteilt. Das zu verwaltende Erbe liegt irgendwo zwischen vierzig und fünfzig Millionen. Einen genauen Betrag werden wir erst ermitteln können, wenn die neue Buchhaltung steht und alles erfasst ist. Der Gartenbaubetrieb wird allein mit rund einer halben Million zum Vermögen hinzukommen.“
„Jetzt verstehe ich, warum du dringend die Buchhaltung benötigst, damit du endlich einen vorläufigen Überblick über das gesamte Familienvermögen hast“, meinte Marcus. Ich meinte zu ihm, dass er diese Informationen bitte für sich behalten soll, die anderen brauchten nicht unbedingt zu wissen, wie es aussieht. Zuhause angekommen, sahen wir, dass Thomas und Jonas ebenfalls vom Großeinkauf zurück waren.
Sebastian und Alexandra werkelten bereits mit Tim in der Küche; Philipp hatte mein Notebook mit dem Fernseher im Wohnzimmer verbunden und zeigte uns kurz das Ergebnis. Marcus bat ihn, die Neuanschaffungen vom Computerhändler mit ihm hochzutragen und für den Einsatz vorzubereiten.
Manuel und Daniel waren ebenfalls bereits hier und so bat ich sie, mit mir ins Wohnzimmer zu kommen, wo ich in ihrem Beisein mit dem Pächter telefonieren wollte. Ich erklärte ihm den Grund meines Anrufes, zum einen, dass Daniel spätestens Ende August sein Arbeitsverhältnis lösen würde und als Auszubildender im Gartenbau anfangen würde.
Er meinte, er hätte schon von Daniel gehört, dass er sich dafür entschieden habe und auch schon darüber nachgedacht, wie es weitergehen könne.
Ich fragte, ob ich Daniel bereits kurzfristig übernehmen kann, da ich bis zum Ausbildungsbeginn andere Aufgaben für ihn hätte.
Er meinte, schweren Herzens würde er ihn sofort gehen lassen, er würde nur dringend Ersatz benötigen. Ich fragte ihn, ob er schon angefangen habe nach einem Mitarbeiter zu suchen, was er verneinte. Er könne höchsten bei dem jungen Mann nachfragen, der vor einiger Zeit hier gewesen sei und der sich um einen festen Job oder zumindest als Erntehelfer beworben hatte.
Ich bot ihm an, die Einstellung für ihn zu übernehmen und dem jungen Mann, sofern er in Frage komme, gleich direkt im Gutshof einzustellen. Er solle mir doch die Daten, wie ich ihn erreichen kann, umgehend per Mail zusenden. Er versprach mir, dass ich die Unterlagen in fünf Minuten in meinem Postfach hätte.
Nachdem ich das Gespräch beendet hatte, schauten mich die beiden an und wollten wissen, wozu ich sie beide sofort brauchen würde.
Ich erklärte ihnen, dass das erst einmal grundsätzlich nichts mit ihren erlernten Berufen zu tun habe, aber dringend gemacht werden müsste. Sie sollten im Büro am Gutshof alle alten Unterlagen mit Hilfe von zwei Scannern digitalisieren, auch jene, die am Wochenende von Jorge und Alejandro aus Mallorca angeliefert werden.
Daniel meinte, er hätte so etwas noch nie gemacht und Manuel vermutlich auch nicht. Ich schaute Manuel an und erklärte ihm, dass wir auch alle alten Unterlagen, die wir aus dem Gartenbaubetrieb erhalten, digitalisieren werden, damit wir jederzeit an unseren Rechnern alle Verträge einsehen können. Aber auch alle Rechnungen, Lieferscheine sollten digitalisiert sein, damit wir die alten Papierakten nicht ständig im Büro liegen hätten. Philipp und Marcus würden sie einweisen, sie sollten ja nicht sofort, sondern nach und nach die Daten digitalisieren.
Die fünf Minuten waren längst vergangen, so sah ich in meinem Postfach nach, ob die versprochene Mail eingetroffen sei. Ich fand die Mail mit den vollständigen Bewerbungsunterlagen, die ich sofort anschaute.
Daniel, der sich neben mich gesetzt hatte, meint: „Den kenne ich von der Berufsschule, der hat zusammen mit mir die Ausbildung absolviert. Warum der bei seinen guten Noten auf der Suche nach einem neuen Job ist, kann ich gar nicht verstehen.“ Nachdem ich die Zeugnisse gesehen hatte, konnte ich das nur bestätigen. Ich fragte Daniel, ob er wüsste, ob der Junge eventuell schwul sei.
Der schaute mich entgeistert an und meinte, nicht dass er davon wüsste. Ich schaute auf die Uhr und entschied mich, den jungen Mann sofort anzurufen. Ich wählte seine Handynummer und er meldete sich sehr schnell. Ich erklärte ihm den Grund meines Anrufes und dass ich von unserem bisherigen Pächter seine Unterlagen erhalten habe. Dann fragte ich ihn, ob er noch auf der Suche nach einem neuen Job sei. Ich fragte ihn, wie schnell er zu einem Vorstellungsgespräch kommen könne, wobei ich keinen Wert darauf lege, dass er in übertriebener Bekleidung zu diesem Vorstellungsgespräch erscheine, da seine Arbeit normalerweise auch nicht in weißem Hemd, Anzug und Krawatte ausgeführt wird.
Er fragte, wohin er kommen soll, und ich gab ihm unsere Anschrift durch. Er meinte, er könne in zehn Minuten hier sein, da er nicht weit weg von uns wohne. Ich meinte, okay, dann sähen wir uns in zehn Minuten.
„Peter, das ist doch nicht dein Ernst, jetzt so auf die Schnelle noch ein Vorstellungsgespräch zu absolvieren“, meine Daniel. Ich schaute ihn an und sagte: „Wenn du ab sofort im Büro arbeitest, braucht dein Chef dringend Ersatz, also ist ein schnelles Handeln erforderlich.“
Er grinste und meinte: „An dein Tempo muss ich mich erst noch gewöhnen, aber auch bei Manuel bist du in der gleichen Geschwindigkeit an das Problem herangegangen und hast es mit Bravour gelöst.“ Die zehn Minuten waren kaum vergangen, als es an der Haustüre klingelte.
Ich bat Daniel, unseren Besucher hereinzulassen und Manuel darum, uns allein zu lassen bei dem Gespräch. Manuel ging hoch zu den Jungs und Daniel kam mit dem Bewerber ins Wohnzimmer. Er stellte sich vor und ich erklärte ihm sofort, dass er mich bitte als Peter ansprechen soll, auch wenn ich sein zukünftiger Chef sein werde. Ich bat Andreas, sich zu setzen und zu erzählen, warum er sich beim Gutshof beworben habe.
Er überlegte kurz und stellte dann die Frage, warum Daniel bei diesem Gespräch dabei sei. Ich erklärte ihm, dass er Daniel ersetzen werde, weil dieser ab sofort neue Aufgaben übernimmt und ab September eine zusätzliche Ausbildung im Gartenbau beginnen wird.
„Dann soll mich Daniel wohl auch in meine neue Aufgabe einweisen, wenn ich eingestellt werde.“ Dies bestätigte ich ihm. „Na gut“, meinte er, „ich kenne Daniel ja eh noch aus unserer gemeinsamen Berufsschulzeit und bin mit ihm immer gut ausgekommen.“
Endlich fing er an und erklärte: „Mein letzter Arbeitgeber hat sich aus privaten Gründen von mir getrennt und seit diesem Zeitpunkt habe ich enorme Schwierigkeiten, einen neuen Job im Umkreis von etwa fünfzig Kilometern zu finden. Ich habe mich beim Gutshof genauso initiativ beworben wie bei vielen anderen Betrieben. Von vielen habe ich bereits endgültige Absagen erhalten. Von einigen sind die Unterlagen nur zurückgeschickt worden.
Meine Eltern schauen mich schon schief an, weil ich trotz meiner guten Zeugnisse keinen neuen Arbeitsplatz finde und ich ihnen auf der Tasche liege, wie sie zu sagen pflegen. Da ich noch keine fünfundzwanzig bin, erhalte ich kein Arbeitslosengeld, nach dem Gesetz sind Eltern für ihre Kinder bis zur Vollendung des fünfundzwanzigsten Lebensjahres unterhaltspflichtig, da sie im Gegenzug dafür Kindergeld erhalten. Meine Eltern meinten, ich solle mir doch einen Bürojob suchen, wobei ich genau weiß, dass mich das auf Dauer nicht glücklich machen würde.“
Mit seiner Aussage, dass ihm aus privaten Gründen gekündigt wurde, hatte er mich neugierig gemacht. Ich spürte, dass da irgendetwas ist, das er nicht so gerne in der Öffentlichkeit preisgeben wollte. Ich hatte eine Vermutung, wollte ihn jedoch nicht im Beisein von Daniel damit konfrontieren. Ich bat Daniel kurz vor die Türe zu gehen, damit ich kurz mit Andreas allein ein paar Worte wechseln könne.
Ich überlegte kurz, wie ich ihn aus der Reserve locken könnte, und stellte dann die einfache Frage: „Wie steht denn dein Freund zu deiner jetzigen Situation?“
Er schaut mich verblüfft an und es dauerte fast eine Minute, bis er mir antwortete: „Der hat sich von mir getrennt, nach dem ich mich bisher nicht getraut habe, offen zu meinen Neigungen zu stehen. Ich habe es bis heute nicht geschafft, zumindest meinen Eltern oder Geschwistern zu sagen, dass ich schwul bin und in einen Jungen verliebt bin.“
Daher wehte also der Wind, hatte ich mit meiner Vermutung also richtig gelegen. Da ich ihm nicht sofort antwortete, meinte er, dass er wohl jetzt wieder gehen könne, da bei uns wohl auch keine Homosexuellen geduldet seien. Als er aufstehen und gehen wollte, war meine einzige Reaktion darauf, er solle mal schön bei mir sitzen bleiben, zusätzlich rief ich nach Daniel und meinte, er solle wieder hereinkommen. Als Daniel sich wieder gesetzt hatte, sprach ich weiter: „In diesem Betrieb gibt es grundsätzlich keine Bedenken, Mitarbeiter einzustellen, die schwul oder lesbisch sind, auch ausländische Mitarbeiter sind herzlich willkommen, solange sie ihre aufgetragenen Arbeiten ordentlich erledigen.“
Damit hatte er nicht gerechnet, vor allem als Daniel ihm frech erklärte, dass er ebenfalls schwul sei. Sein Freund Manuel würde ebenfalls seit neuestem in einem Teilbereich des Gutshofes arbeiten, nachdem er von seinen Eltern vor die Tür gesetzt worden sei und sie ihm erklärten, dass er nie die Nachfolge im elterlichen Betrieb übernehmen werde.
„Peter war sogar so hinterlistig, seinen Eltern den Gartenbaubetrieb abzukaufen und Manuel ab Juli als technischen Verantwortlichen zu benennen. Ich hole kurz Manuel, wenn ihr nichts dagegen habt.“
Als wir wieder allein waren, erklärte ich ihm, dass ich erst vor kurzem, nach dem Tod meines Vaters, die Geschicke auf dem Gutshof übernommen habe, der bisherige Pächter hat zum Jahresende gekündigt und ich sei derzeit dabei, mit einigen jungen Leuten ein neues Konzept für die erweiterte Nutzung des Gutshofes zu entwickeln. Wenn er Zeit habe, könne er sich gern heute im Laufe des Nachmittags davon überzeugen und mir im Anschluss daran seine Entscheidung mitteilen, ob er mitmachen wolle.
Inzwischen war Daniel mit seinem Manuel aufgetaucht und als dieser erklärte, dass er vorübergehend bei uns wohnen würde, wurden Andreas‘ Augen noch größer. Ich erklärte ihm, dass die beiden spätestens Anfang des nächsten Jahres das Verwalterhaus auf dem Gutshof zusammen mit meinem Neffen und seinem Freund beziehen könnten, deshalb die vorübergehende Unterbringung bei uns.
Manuel fragte ihn, ob es richtig sei, dass sich sein bisheriger Freund von ihm getrennt habe. Er wäre beinahe in dieselbe Situation geraten, als ihm Daniel diesbezüglich ein Ultimatum gestellt habe. „Da Peter mir seine Hilfe angeboten hat, habe ich meine Eltern mit meiner Homosexualität konfrontiert und wie du sicher schon vermutest, bin ich sofort zu Hause rausgeflogen. Wenn du deinen Freund noch liebst, solltest du dir auf dem schnellsten Weg überlegen, wie du ihn zurückgewinnen kannst, was aber nur über den Weg des Outings gehen wird.
So wie ich Peter kenne, findet der sicher auch für dich eine Lösung, falls deine Eltern damit Schwierigkeiten haben. Vielleicht könntest du auch zu deinem Freund ziehen, wenn er eine eigene Wohnung hat. Daniel lebt leider noch zu Hause, hat aber auch keine Probleme mit seinen Eltern.“ Andreas erklärte, sein Freund lebe zwar auch noch bei seinen Eltern, da er ein Jahr jünger sei und studiere. Er hatte sich schon vor Jahren bei seinen Eltern geoutet und die hatten kein Problem damit.
Ich hörte, dass es im Esszimmer schon ziemlich laut zuging und bei einem Blick auf die Uhr meinte ich, dass wir so langsam zu den anderen stoßen sollten; ich bat Manuel, für Andreas kurz noch einen Stuhl und ein Gedeck herzurichten, wir würden gleich zu ihnen kommen. Daniel und Manuel gingen bereits rüber und ich sagte zu Andreas: „Auf in die Hölle, aber keine Angst, keiner wird dich wegen deiner Homosexualität verurteilen.“
Wir gingen nach nebenan, wo wirklich schon alle versammelt waren und nur noch auf uns warteten. Ich stellte Andreas Koblinsky kurz vor und meinte, wenn er sich dafür entscheide, sei er ab heute ein weiterer Baustein in der Neukonzeption für den Gutshof.
Ich bat alle, sich bei unseren drei Neuzugängen, während wir Kaffee trinken, vorzustellen und meinte, am besten reihum und auch die drei Neuen, Daniel, Manuel und Andreas, sollten sich bei der Gelegenheit den anderen vorstellen. Am besten beginnen wir bei unseren ältesten Teilnehmern: „Mutter, fängst du an.“
Während wir gemütlich Kaffee tranken, stellten sich alle der Reihe nach vor, ich beobachtete fast die ganze Zeit Andreas, wie er bei den einzelnen Vorstellungen reagiert. Nach Mutter und Elisabeth war Thomas an der Reihe und als dieser erklärte, dass er mit mir zusammenlebe und wir seit rund fünfzehn Jahren ein Paar sind, fiel Andreas vor lauter Schreck seine Kuchengabel aus der Hand.
Ich dachte mir nur, der wird sich noch wundern, wenn es in der Runde weitergeht. Jennifer und Jason stellten sich als unsere Architekten vor, sie seien beide verheiratet und wollen in absehbarer Zeit Nachwuchs, danach war Martina an der Reihe, die sich und ihre beiden Kinder vorstellte, bevor sie an Christoph weitergab. Als nächste waren Sebastian und Alexandra an der Reihe, die sich als unsere Partner für das Kulinarische und für die Gäste erklärten.
Jetzt wurde es wieder interessant, der nächste war Jonas, der an der Reihe war. Jonas erzählte, dass er mein Neffe sei und eigentlich in Hannover lebe, wohin er auch morgen mit seinem Tim wieder zurückkehren wird, um dort ihr Abitur zu machen. Da seine Mutter ihn wegen seiner Homosexualität nie wieder sehen möchte, lebe er ab sofort bei seinem Freund Tim und dessen Eltern, bis sie im Sommer zurückkehren, um in Weihenstephan ihr Studium zu beginnen. Sein Vater und seine Geschwister hätten jedoch kein Problem mit seiner Homosexualität.
Tim konnte es damit kurz machen und erzählte nur noch das, was ihm Jonas übriggelassen hatte, wobei er noch erwähnte, dass er Thomas‘ Mutter noch aus ihrer Zeit in Hannover kenne, da sie dort seine Nachbarin gewesen sei. Thomas unterbrach und meinte, er gehöre auch zu der Fraktion, die von ihren Eltern verstoßen wurden, nachdem sie von ihrer Homosexualität berichtet haben.
Der nächste war Daniel, der von sich erzählte; für viele war er einer von denen, von dem sie bisher nichts wussten. Er berichtete, dass er bereits auf dem Gutshof arbeite, seitdem er dort auch seine Ausbildung absolviert habe. Er gab anschließend das Wort an seinen Manuel weiter, der sehr ausführlich von sich und seinen Schwierigkeiten berichtete. Glücklicherweise verriet er noch nicht, dass ich den Gartenbaubetrieb seines Vaters erworben hatte und in den Gutshof Der nächste war Andreas, der im Grunde das erzählte, was ich bereits von ihm wusste, für die anderen waren es durchweg Informationen über ihn, die sie bisher nicht kannten. Als er fertig war, stupste er Philipp an und meinte, er könne weitermachen.
Der erklärte zuerst, dass er mein Sohn sei und Martina seine Schwester, Jonas sein Cousin und Christoph sein Schwager, Sebastian sei der Cousin seines Schwagers und gehöre deswegen direkt zur Familie. Er erzählte, dass er derzeit IT-Management studiere und nächstes Jahr seine Bachelor machen werde. Ob er danach weiter studiert, hänge davon ab, wie sehr wir ihn mit der Gutshof-IT belasten würden, was die andern zum Lachen brachte.
Danach meinte er, da der Apfel nicht sehr weit vom Stamm falle, würde er jetzt das Wort an seinen Geliebten Marcus weitergeben. Diesmal drehte sich Andreas zu ihm und fragte: „Soll das bedeuten, du bist auch schwul und bereits in festen Händen?“ „Genau das soll das bedeuten“, antwortete ihm Philipp, „alle anderen wussten es ja bereits, du warst der Einzige in der Runde, der davon noch nichts wusste.“
Marcus startete damit, dass er auch zur Gruppe der von seinen Eltern Verstoßenen gehöre und dass er Philipp bereits kenne, seit sie beide in die Schule gekommen sind. Ihre Liebe zueinander hätten sie sich erst vor gut zweieinhalb Jahren gestanden, da beide der Meinung gewesen seien, dass der andere Hetero sei und sie ihre Freundschaft nicht zerstören wollten. Im angetrunkenen Zustand habe er dann endlich den Mut besessen, seinem Philipp zu gestehen, dass er in ihn verliebt sei, selbst auf die Gefahr hin, dass ihre Freundschaft damit zerbrechen könne.
„Da ich wusste, dass sein Vater mit Thomas zusammenlebte, habe ich zumindest gehofft, dass Philipp tolerant genug sei und es akzeptieren kann. Dass er mir dann gestand, ebenfalls in mich verliebt zu sein und nur den Mund nicht aufgemacht hat, weil er Angst um unsere Freundschaft hatte, haute mich dann doch um. Auf alle Fälle haben wir es in dieser Nacht so richtig krachen lassen, wir konnten beide am nächsten Morgen nicht richtig sitzen.“
Oha, dass wusste bisher noch keiner der Anwesenden, weder Philipp noch Marcus hatten bis heute jemals darüber gesprochen. Noch eine Ähnlichkeit der Ereignisse fiel mir in diesem Moment auf, Thomas hatte mir auch im angetrunkenen Zustand erklärt, dass er unsterblich in einen Mann verliebt sei, der für ihn unerreichbar ist.
Nachdem sich alle vorgestellt hatten und wir mit dem Kaffeetrinken fertig waren, bat ich alle ins Wohnzimmer, damit wir dort unsere Besprechung starten können. Die Jungs leerten den Tisch und brachten das Geschirr in die Küche, füllten den Geschirrspüler und starteten ihn, da er fast voll war. Unser Geschirr von heute Abend hätte keinen Platz mehr gefunden, so war er später wieder leer und konnte neu befüllt werden.
Andreas stand noch im Esszimmer, alle anderen hatten sich bereits ins Wohnzimmer vorzogen oder arbeiteten noch in der Küche, als er zu mir sagte: „Peter, du hättest mich ruhig vorwarnen können, dass hier außer Manuel und Daniel weitere schwule Pärchen anwesend sind, ich muss ganz blöde geschaut haben, als ich so nach und nach erfahren habe, dass wir nicht nur zu dritt sind, die auf Männerliebe stehen.“
Ich grinste und antwortete ihm: „Das war mein Hintergedanke, warum ich dir vorher nichts erzählt habe, ich wollte sehen, wie du reagierst, wenn sich die Jungs vor dir outen. Am besten fand ich es, wie Thomas erzählte, dass wir beide ein Paar sind, deine Reaktion darauf hat mir Vieles über dich verraten.“
Er erwiderte: „Stimmt, das hat mich fast aus den Socken geworfen, vor allem als du nach ihm von deinen beiden Kindern gesprochen hast, verstand ich gar nichts mehr.“ Ich erklärte ihm kurz, dass meine Frau vor achtzehn Jahren an Krebs verstorben sei und ich mich später in Thomas verliebt habe, weil er immer zur Stelle war, wenn es mir oder den Kindern beschissen ging. „Wenn du die ganze Geschichte hören willst, kann ich sie dir gerne einmal erzählen.
Ich habe jetzt eine Bitte an dich, ruf deinen Freund an und versuche ihn hierher zu locken, ich würde mich gerne mit euch beiden zwischen unserer Besprechung und dem Abendessen unterhalten und euch helfen wieder zueinander zu finden. Ich sehe dir längst an, dass du hier bei unserem Projekt mitarbeiten willst, nur solange du nicht selbst glücklich bist, wird das nicht so richtig funktionieren.“
Er schaute mich lange an und überlegte, was er tun sollte, schließlich griff er nach seinem Handy und wählte die Rufnummer seines Exfreundes. Er erklärte ihm kurz, dass er sich dringend mit ihm treffen wolle, da er jetzt bereit sei für ihre Liebe zu kämpfen. Ich hörte zwar nicht, was sein Gegenüber sagte, konnte seiner Miene jedoch entnehmen, dass er nicht so überzeugend gewirkt hatte. Er fragte ihn: „Willst du kurz mit Peter sprechen, der steht neben mir und wird dir gerne bestätigen, dass ich es diesmal ernst meine.“
Scheinbar sagte sein Freund wieder etwas zu ihm und plötzlich drückte er mir sein Smartphone in die Hand. „Hallo, hier Peter“, meldete ich mich, „ich kann dir gerne bestätigen, dass es Andreas ernst ist mit dem, was er gesagt hat. Er vermisst dich und will offen zu dir stehen, das hat er mir vorher gestanden.“ Er sagte mir zu und ich gab das Handy wieder zurück an Andreas, damit er ihm die Adresse durchgeben konnte.
Ich hörte noch, wie er zu ihm sagte: „Ich will dich wieder zurück und das sage ich dir auch vor allen Leuten, die hier anwesend sind.“ Danach legten sie auf und Andreas meinte, so in gut einer halben Stunde werde Michael hier sein. Bevor wir ins Wohnzimmer traten, verriet er mir noch, dass sein Michael Sozialpädagogik studiere.
Inzwischen waren alle im Wohnzimmer versammelt und ich begann mit meinen Erklärungen: „Wir haben uns heute hier wieder versammelt, um noch einmal über unsere Ideen für das Projekt Gutshof Sonneneck zu sprechen. Wie ihr bereits bemerkt habt, hat sich unser Kreis etwas vergrößert, fest hinzugekommen sind bereits Manuel und Daniel, Manuel deshalb, weil er eine Ausbildung als Gärtner hat und vor wenigen Wochen seine Weiterbildung zum Meister erfolgreich abgeschlossen hat. Er hat euch auch schon erzählt, dass er wegen seiner Homosexualität zu Hause rausgeworfen wurde und derzeit bei uns im Gästezimmer wohnt, bis morgen noch zusammen mit Jonas und Tim.
Manuel wird dringend benötigt, da ich seinem Vater die Gärtnerei abkaufen konnte, sie gehört mit allen Grundstücken und Gebäuden ab Anfang Juli zum Gutshof. Damit konnte ich das Standbein Gemüseanbau bereits auf einen guten Weg bringen und wir brauchen nicht bei null zu beginnen.“ Mutter schaute mich an und wollte wissen, warum ich ihr bisher nichts davon erzählt hätte. Sie habe sich schon gewundert, warum ich sie am Dienstag so ausgiebig zur Gärtnerei Winter befragt hatte.
Ich antworte ihr, die feste Zusage habe ich zwar bereits am Donnerstag bekommen, aber ich hatte bisher keine Gelegenheit, es ihr zu sagen. Sie meinte dann nur noch: „Junge, du legst ein ganz schön rasantes Tempo hin, um euer Projekt so schnell wie möglich zu verwirklichen.“ Genau das hatte mir diese Woche schon einmal einer an den Kopf vorgeworfen.
Als nächstes erzählte ich, dass wir uns am Dienstag das alte Gesindehaus angesehen haben und feststellten, dass keine größeren Renovierungen nötig sind, sondern nur die Umbauten, um für je zwei Zimmer ein gemeinsames Bad einzurichten. Jason meldete sich und vervollständigte meine Aussagen damit, dass diese Arbeiten in den Wintermonaten durchgeführt werden können, wo bei den Handwerkern freie Kapazitäten vorhanden sind. Nach den bisherigen Vorplanungen von Jenifer könnten die Umbauarbeiten spätestens Anfang April fertiggestellt sein und theoretisch der Betrieb aufgenommen werden. Problematisch wäre noch die Versorgung der Gäste, da das Restaurant und die dazugehörige Küche vermutlich ihren Betrieb zu diesem Zeitpunkt noch nicht aufnehmen können.
Mein nächster Punkt war der Einbau der verschiedenen Wohnungen im Gutshaus. Wenn endgültig feststeht, wer alles dort wohnen wird, könnten wir in vier bis fünf Wochen mit den Arbeiten beginnen und vermutlich Ende Oktober abschließen.
Jason macht gleich weiter und brachte das Restaurant als nächstes Thema: „Mein Vater hat bereits Gespräche mit dem Landratsamt und der Stadt geführt, beide haben sie signalisiert, dass einem Anbau für eine neue Großküche nichts im Wege stehen dürfte. Bis zur endgültigen Planfertigstellung und dem Abschluss des Genehmigungsverfahrens sollten wir jedoch nicht vor Januar rechnen. Mit dem Bau kann nach der Frostperiode begonnen werden und im September nächsten Jahres sollte die Küche fertig sein.“
Da es an der Haustür klingelte, schickte ich Andreas nach draußen, um unseren Gast hereinzulassen. Nachdem Andreas das Zimmer verlassen hatte, erklärte ich den anderen, dass ich Andreas gebeten habe, seinen Exfreund hierher einzuladen, damit sie sich aussprechen. „Wundert euch nicht, wenn Andreas vor euch allen erklärt, dass er seinen Michael zurückhaben will und seinen Eltern endlich erklären wird, dass er schwul ist und in einen Jungen verliebt ist. Ich habe ihm versprochen, ihm und seinem Michael zu helfen, wenn es nötig ist.‘
Die beiden kamen ins Wohnzimmer, Andreas stellte Michael als seinen Freund vor, den er auf alle Fälle zurückhaben will, egal was es ihn koste. Er wisse, dass er in der Vergangenheit einen riesigen Fehler gemacht hat, und er würde es verstehen, wenn Michael bei seiner Meinung bleibe. Trotzdem solle sich Michael darauf einstellen, dass er nicht so schnell aufgeben wird. Ich bat die beiden sich zu setzen und fuhr mit der Besprechung fort.
„In Sachen Hofladen und Hof-Café gibt es noch keine konkreten Neuigkeiten, wir sind derzeit noch auf der Suche, wo wir das unterbringen können.“ Jason meldete sich wieder und meinte: „Stimmt so nicht mehr, wir, also mein Vater und ich, haben uns gestern die gesamten Gebäudepläne angeschaut und wir sind der Meinung, dass eines der Gebäude, das direkt im Einfahrtsbereich zum Gutshof steht, dafür geeignet sein könnte. Auch Parkplätze für die einkaufenden Kunden sind dort machbar.“
Er übergab Philipp einen USB-Stick und meinte, er solle doch den gespeicherten Planentwurf für den Hofladen und das Café aufrufen und uns allen zeigen. Kurze Zeit später konnten wir auf unserem Fernseher sehen, welche Ideen Jason und sein Vater für diesen Bereich haben. Es waren mehrere Entwürfe, die selbst mich überraschten.
Wenn uns diese Skizzen gefielen, könnten sie kurzfristig den Umbau des Gebäudes planen und eine Fertigstellung bis Ende Januar wäre denkbar. Ich fragte kurz in die Runde, ob es Einwände gegen die Entwürfe gebe, ansonsten hätten unsere Architekten grünes Licht für die Detailplanung. Jason meinte, für die Details würde er sich gerne mit Martina, Sebastian und Alexandra unterhalten.
Die baulichen Veränderungen waren damit abgeschlossen, weil Gewächshäuser und alles, was mit dem Gemüseanbau zusammenhing, nicht mehr auf dem Gelände des Gutshofes unterzubringen war.
Als nächstes ging es um die Nutzung für Seniorenclubs, einen Treffpunkt für Schwule und Lesben oder ähnliche Gruppierungen sowie um die Nutzung des Gesindehauses für Seminare, als Schullandheim, Ferienaufenthalt für benachteiligte Kinder und Jugendliche und auch für ihre Eltern. Ich schaute Michael an und fragte ihn direkt, was er von diesen Ideen halte. Mir war klar, dass ich ihn damit eiskalt erwischt hatte, aber da musste er jetzt durch.
Er stand auf und sagte: „Mit deiner Frage hast du mich jetzt vollkommen überrascht, aber scheinbar hat dir Andreas verraten, dass ich Sozialpädagogik studiere. Grundsätzlich finde ich die Idee gut, ich hätte sogar eine weitere Idee, gelegentlich Wochenenden für Eltern zu veranstalten, deren Kinder schwul oder lesbisch sind, um sich auszutauschen, aber auch um Vorurteile abzubauen. Wenn du mich jetzt fragen würdest, ob ich mir nach Abschluss meines Studiums die sozialpädagogische Betreuung dieser Projekte vorstellen könnte, ich würde vermutlich sofort ja sagen, selbst wenn es mit Andreas nichts werden würde.“
Ich erklärte ihm, dass mein Vater in Mallorca eine Stiftung für benachteiligte Kinder und Jugendliche gegründet hat, die sowohl für spanische als auch deutsche Kinder zuständig sein kann. Geplant ist, Jugendlichen aus Spanien einmal im Jahr für ein bis zwei Wochen einen Urlaub auf dem Gutshof zu ermöglichen, Sprachprobleme wird es kaum geben, weil zwei spanisch sprechende Mitarbeiter ab Januar im Gutshof mitarbeiten werden. Die beiden erwarten wir heute Abend oder in der Nacht, sie sind seit gestern unterwegs, um das komplette Büro meines Vaters von Mallorca hierherzubringen.
Mutter mischte sich wieder ein und meinte: „Noch etwas, was du mir vorenthalten hast. Wie lange bleiben die beiden hier?“ – „Nur bis Montag, dann fahren sie wieder zurück“, erklärte ich ihr, „aber du wirst sie sicher sehen, wir sind morgen den ganzen Tag auf dem Gutshof.“
Ich wandte mich wieder an Michael und sagte zu ihm: „Du bist eingestellt, um die Betreuung der Projekte mit sozialpädagogischer Note zu übernehmen, dazu zähle ich übrigens auch die Schulklassen, die im Landschulheim übernachten.“ Michael schaute mich überrascht an und erklärte vor allen: „Okay, du verblüffst mich immer mehr, ich habe nicht damit gerechnet, dass du mir sofort diesen Job geben würdest, vor allem da ich diese Aufgabe sogar ohne Andreas übernehmen würde.“
Ich antwortete ihm: „Diese Einschränkung interessiert mich nicht die Bohne, deine Antwort auf meine Frage und gleich noch eine weitere Idee haben mich überzeugt, dass du der Richtige dafür sein könntest. Ich verlasse mich da in diesem Fall ausnahmsweise ganz auf mein Bauchgefühl.“
Ich meinte, wir sollten jetzt wieder zurück zu den Punkten unserer Besprechung kommen: „Habt ihr noch weitere Ideen zu diesem Bereich der Sozialarbeit für den Gutshof, ansonsten ist Michael ab sofort der Ansprechpartner für alle sozialen Projekte und ihr könnt ihm diese zukommen lassen. Mein Sohn Philipp oder Marcus werden dir eine Mailadresse anlegen, unter der du für alle anderen Mitstreiter erreichbar sein wirst.
Als letzter Punkt auf meiner Liste steht nur noch die Frage: Gibt es noch neue Anregungen und Ideen, die wir in unsere Projekte einbringen sollen? Wie ihr seht, fast alle Punkte von letzter Woche können wir sofort verwirklichen, trotzdem seid ihr weiter aufgefordert, über weitere Möglichkeiten nachzudenken. Ich selbst habe nachgedacht und hätte für Michael gleich einen weiteren Vorschlag, wir könnten auch etwas für die Flüchtlinge machen, Sprachförderung als Beispiel, aber auch möglicherweise Ausbildungs- und Arbeitsplätze für junge Flüchtlinge.
Ansonsten schließe ich für heute die Besprechung und freue mich, euch nachher beim Abendessen, das Sebastian und Alexandra für uns zubereiten, zu sehen.“
Philipp sagte zu mir: „Ich werde gleich für die beiden Neuen die Mailadressen anlegen. Bekommen beide auch einen Computer?“, wollte er noch wissen. „Es reicht einer für Michael“, erklärte ich ihm, „da Andreas die Nachfolge von Daniel im landwirtschaftlichen Bereich übernehmen wird.
Daniel habe ich ab nächster Woche zum Scannen der Dokumente abgestellt und ab September macht er seine zweijährige Ausbildung zum Gärtner.“ – „Aha“, meinte er, „Marcus hat schon erzählt, dass wir ab Montag zwei Scanner zu Verfügung haben, um Dokumente zu digitalisieren.“
Ich meinte dann noch: „Falls wir zusätzliche Notebooks benötigen, bestelle sie und lasse sie direkt zum Gutshof liefern. Am besten, ihr habt immer ein paar Geräte auf Vorrat, falls eines einen Defekt haben sollte oder ich wieder neue Leute mit an Bord hole.“
Ich suchte nach Andreas und Michael und fand sie plaudernd an der Terrassentür. Ich näherte mich ihnen und meinte, wir könnten jetzt das von mir angeregte Gespräch führen. Wir gingen auf die Terrasse und machten es uns in den Stühlen bequem. „So, jetzt erzählt mir, wie es bei euch weitergehen soll und warum ihr euch überhaupt getrennt habt?“
Keiner der beiden wollte den Anfang machen, so konfrontierte ich sie mit meinen Erkenntnissen, die ich bisher gesammelt hatte: „Wenn ich das bisher richtig verstanden habe, habt ihr euch ineinander verliebt. Vielleicht könnt ihr mir wenigstens erzählen, wie und wo ihr euch kennengelernt habt. Ihr habt euch getrennt, weil Andreas bisher nicht gewillt war, offen zu dir zu stehen und sich seinen Eltern gegenüber zu outen.
Da sind gewisse Ähnlichkeiten zu Manuel und Daniel zu erkennen, wobei Manuel im Gegensatz zu Andreas den Warnschuss nutzte und sich endlich offen zu Daniel bekannt hat. Dabei ist es ihm sicher leichter gefallen, auf den Warnschuss zu reagieren mit meiner Zusage, dass er ins Projekt Gutshof mit eingebundene wird und bei uns im Gemüseanbau beschäftigt wird. Ich kann beide Seiten verstehen, nur bin ich nicht der gleichen Meinung wie ihr. In einer guten Partnerschaft versucht man Probleme gemeinsam zu lösen, zumindest handhabe ich es mit meinem Thomas grundsätzlich so.
Michael, damit du jetzt nicht verwirrt bist, ich war verheiratet, meine Frau starb an Krebs, als meine beiden Kinder noch klein waren. Thomas war mein Arbeitskollege, der immer zur Stelle war, wenn es mir schlecht ging. So nach und nach habe ich mich in ihn verliebt, er erzählte mir später, dass er schon längere Zeit in mich verliebt gewesen sei. Zu den schwulen Pärchen, die heute hier sind, gehören noch mein Sohn Philipp und sein Marcus, mein Neffe Jonas und sein Tim. Die beiden sind ab Morgenabend wieder in Hannover, um ihr Abitur zu machen, und kommen im Sommer wieder, um in Weihenstephan zu studieren.“
Ich legte eine Pause ein und gab den beiden die Chance zum Reden. Es dauerte, bis sich Michael endlich ein Herz fasste und zu erzählen anfing: „Du wolltest wissen, wie und wo wir uns kennengelernt haben, das erste Aufeinandertreffen liegt gut drei Jahre zurück. Aufgefallen ist mir Andy, der zu diesem Zeitpunkt die Berufsschule besuchte, in der Bäckerei, die zwischen Gymnasium und Berufsschule lag.
Ab diesem Tag habe ich immer in den Pausen versucht ihn wiederzusehen. Das war gar nicht so einfach, im Gegensatz zu mir hatte Andreas nur zwei Mal die Woche Schule. Nach zwei Wochen wusste ich, dass er dienstags und donnerstags in der Bäckerei anzutreffen war. Wenn ich das rückblickend betrachte, ich hatte mich in diesen Kerl verknallt und wollte ihn eigentlich jeden Tag sehen. Wochenlang versuchte ich, immer wieder gleichzeitig mit ihm in der Bäckerei zu sein, um ihn auf mich aufmerksam zu machen. Leider ohne Erfolg und so beschloss ich mit einer anderen Taktik mein Glück zu versuchen. An einem Dienstag rempelte ich ihn so an, dass ihm seine Geldbörse aus der Hand fiel und sein Kleingeld über den Boden rollte. Erst entschuldigte ich mich und anschließend half ich ihm, sein Kleingeld wieder einzusammeln.
Ich entschuldigte mich noch einmal und lud ihn auf ein Eis ein, zu dem wir uns im Anschluss an den Unterricht treffen sollten. Andy meinte nur, sein Unterricht ende erst um halb vier Uhr. Ich antwortete ihm, dass es kein Problem sei, da ich selbst Nachmittagsunterricht habe.“
Er legte eine kleine Pause ein, die Andreas nutzte: „So kenne ich die Geschichte gar nicht, ich hatte dich zwar auch hin und wieder in der Bäckerei gesehen, aber damals hatte ich schon ein gestörtes Verhältnis zu meiner Homosexualität. Nur nicht auffallen, keiner sollte und durfte wissen, dass ich schwul bin. An diesem Tag, wo er meiner Meinung nach von einem Mitschüler geschubst wurde und mich zum Eisessen einlud, fühlte ich nichts, was mich zu ihm hingezogen hätte. Trotzdem nahm ich seine Einladung an und nach dem Unterricht trafen wir uns und gingen gemeinsam in eine nahegelegene Eisdiele, wo er mir einen Eisbecher spendierte. In den kommenden Wochen sah ich ihn immer wieder in der Bäckerei.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, ich hatte in der Mathe-Schulaufgabe eine schlechte Note erhalten und war mit mir unzufrieden und schlecht gelaunt. Als wir uns in der Bäckerei trafen, fragte er mich, welche Laus mir über die Leber gelaufen sei. Ich erklärte ihm damals, dass ich diese blöde Mathe-Schulaufgabe versaut hätte, da ich den Stoff nicht verstanden hätte.
Michael schaute mich an und bot mir an, mir bei meinen Matheproblemen zu helfen. Ich antwortete ihm nur, dass ich mir das als Auszubildender nicht leisten könne und meine Eltern würden so etwas nie finanzieren. Michael sagte zu mir, am Geld solle das nicht scheitern, er sehe es für sich eher als eine praktische Übung für sein Berufsziel Sozialpädagogik an. Ich glaube, ich muss ihn damals völlig hilflos angeschaut haben, so dass er mir erklärte, dass ein Sozialpädagoge Menschen in Not oder mit Problemen helfen soll.
Das hatte ich verstanden und so fragte ich ihn, ob ich jetzt ein Not- oder Problemfall sei. Daraufhin grinste er und erklärte mir, ich sei beides, ich hätte ein Problem mit Mathematik und deshalb aktuell in Schwierigkeiten, also ein Notfall. Zuerst wollte ich eigentlich seine Hilfe nicht in Anspruch nehmen, überlegte mir dann aber, dass ich eigentlich nichts zu verlieren habe und wenn Michael meine Mathekenntnisse wirklich verbessern könne, hätte ich nur einen Vorteil aus der Nachhilfe. Dass Michael bei seinem Angebot Hintergedanken haben könnte, auf die Idee bin ich in meiner Naivität nicht gekommen.“
Andy legte eine Pause ein, so dass Michael aus seiner Sicht weiter schilderte: „Ich gebe es ja zu, ich hatte wirklich Hintergedanken bei meinem Angebot, zum einen, um dich öfter in meiner Nähe zu haben und zum anderen, um dich besser kennenzulernen. Ich wusste nicht, ob du schwul bist und ob es Sinn macht, dir weiter hinterherzulaufen. Das wollte ich durch meine Nachhilfe herausfinden. Die erste Nachhilfestunde fand bei Andreas zu Hause statt, immer unter den wachsamen Augen seiner Mutter.
In der Folgezeit verlegten wir die Nachhilfestunden immer mehr zu mir nach Hause, weil wir dort ungestört lernen konnten. Ich merkte sehr schnell, dass sich deine Leistungen in Mathematik erheblich verbesserten. Gleichzeitig wurden meine Gefühle für dich immer stärker und wenn ich mich nicht dazu gezwungen hätte, meinen Gefühlen nicht nachzugeben, ich wäre das eine oder andere Mal sicher über dich hergefallen.
Ich konnte bei dir keine Signale feststellen, dass du mir in sexueller Hinsicht ähnlich sein könntest. So fasste ich den Entschluss, dir in einer der nächsten Nachhilfestunden zu erklären, dass wir die Nachhilfe beenden sollten.“
Wieder schwieg Michael, so dass Andreas weitererzählte: „Ich weiß, was du meinst, an den Tag erinnere ich mich noch sehr genau. Wir hatten gerade die Nachhilfestunde abgeschlossen, als du zu mir sagtest, dass dies heute die letzte Nachhilfestunde sei. Du könntest nicht mehr weitermachen, da du jetzt selbst ein Problemfall seist, der Hilfe benötige. Als ich dich fragte, ob ich dir diese Hilfe geben könnte, lehntest du ab mit der Begründung, dass ich dein Problem sei.
Ich sah dich lange an, denn das hatte ich nicht verstanden, warum ich dein Problem sein sollte. Auf meine Nachfrage, warum ich dein Problem sei, sagtest du nach einer kurzen Zeit, dass du schwul bist und dich in mich verknallt hättest und deshalb die Nachhilfestunden nicht mehr stattfinden können. Ich ging nach Hause und grübelte lange über deine Worte nach. Die nächsten beiden Tage kämpfte ich mit meinem Gefühlschaos, bis sich die Erkenntnis breit machte, dass mir unsere Nachhilfestunden sehr viel bedeuteten, mehr als ich mir selbst eingestehen wollte.
Es dauerte weitere zwei Tage, bis mir endlich klar war, ich hatte mich ebenfalls verliebt und ich wollte Michael wiedersehen. Nur, ich wollte nicht schwul sein, ich fragte mich sogar, ob man wirklich schwul sein musste, um in einen Mann verliebt zu sein. Das ging noch ein paar Tage so, bis ich einsah, so konnte es nicht mehr weitergehen.
Ich rief Michael an und erklärte ihm, dass ich dringend Nachhilfeunterricht benötige, nicht nur in Sachen Mathematik, sondern auch zum Thema ‚wie gehe ich mit meinen eigenen schwulen Neigungen und meiner Sehnsucht nach Michael' um. Zuerst wollte sich Michael nicht mehr mit mir treffen, aber nachdem ich ihn mehrfach anbettelte, stimmte er einem erneuten Treffen zu.“
An dieser Stelle setzte Michael mit der Erzählung fort: „Er wollte von mir Nachhilfe, wie er mit seiner Homosexualität umgehen soll, das konnte ich erst nicht glauben, bisher hatte er mir keine Anzeichen dafür geliefert, dass er schwul sein könnte. Wie Andreas schon berichtet hat, brauchte es mehrere Anläufe, bis ich kapitulierte und mit ihm einen Termin für eine weitere Nachhilfestunde festlegte. Das Treffen sollte wieder bei mir stattfinden.
Zum vereinbarten Zeitpunkt stand Andreas vor meiner Haustür. Ich bat ihn ins Haus, wir gingen nach oben in mein Zimmer und ich bat ihn, mir zu erzählen, warum er gerade zu diesem Thema von mir Nachhilfe benötige. Zuerst schwieg er, bis er endlich erzählte, dass in den letzten Wochen, in denen ich ihm Nachhilfe in Mathematik gegeben habe, er zum einen eine Leistungsverbesserung registriert habe, im Laufe der Zeit habe er sich in mich verliebt, nur dass er das nie wahrhaben wollte. Vor allem hätte er Angst gehabt, wenn er mir davon erzählt hätte, dass ich sofort mit dem Nachhilfeunterricht aufgehört hätte.
Als ich dann das Ende der Nachhilfestunden erklärte, sei für ihn die Welt zusammengebrochen, weil er der Meinung gewesen sei, dass man Schwule an ihrem tuntigen Verhalten erkennen würde, was er bei mir aber nie festgestellt hätte. Er hätte jetzt die Erkenntnis gewonnen, dass schwul sein nicht gleich tuntig sein bedeutet. Als ich ihn fragte, wie er sich das für die Zukunft vorstelle, schwieg er erst einmal wieder.“
An dieser Stelle wurden wir von Marcus gestört, der meinte, wir können zum Abendessen kommen, es sei bereits alles fertig und alle anderen würden bereits am Tisch sitzen. Die beiden schauten mich fragend an und so erklärte ich ihnen: „Wenn Marcus sagt, wir sollen zum Essen kommen, dann gilt das auch für euch beide, also rein mit euch. Sebastian hat bestimmt so viel gekocht, dass es für euch sicher auch reichen wird. Lasst euch das Essen schmecken, vermutlich werdet ihr nicht mehr so schnell wieder die Gelegenheit bekommen, Sebastians Kochkünste zu genießen.“
Durchs Wohnzimmer gingen wir ins Esszimmer, wo schon alle anderen auf uns warteten. Wir setzten uns an den Tisch und Sebastian stimmte uns mit seinen Erklärungen auf die Vorspeise ein, italienischer gemischter Vorspeisenteller. Danach servierten er, Alexandra und Jenifer die Teller. Wir ließen uns die Vorspeise schmecken und als alle fertig waren, sammelte Alexandra die leeren Teller ein.
Bevor Sebastian ebenfalls in die Küche verschwand, erzählte er, dass es als Hauptgang Mailänder Schnitzel mit frischem Gartengemüse und selbstgemachten Bandnudeln geben wird, dazu einen Hauch von Safransauce. Er meinte noch, wir müssten uns einfach ein paar Minuten gedulden, bis für alle die Teller vorbereitet sind.
In der Wartezeit wurde am Tisch zum einen die gelungene Vorspeise gelobt, zum anderen entwickelte sich die eine oder andere Konversation über den weiteren Ablauf unseres Projektes, wobei mir auffiel, dass Michael mit seinen Beiträgen zur Diskussion bei allen Zustimmung fand. Lustig fand ich die Formulierung, die er für ein eigentlich sehr ernstes Thema fand. Er erklärte es zwar unglücklich, aber jeder wusste sofort, was er meinte. Er meinte, vielleicht könnten wir eine Auffangstation für schwule oder lesbische Jugendliche einrichten, die mit ihrer Neigung von ihren Eltern verstoßen werden.
Kevin erklärte das dann auch noch sehr plastisch, was alle zum Lachen brachte, in dem er meinte: „Ist das dann so etwas wie ein Tierheim für schwule Jungs, die sonst auf der Straße leben müssten, wie die von den Menschen ausgesetzten Hunde oder Katzen?“
Bevor Martina etwas sagen konnte, erklärte ich Kevin, dass er mit seinem Vergleich gar nicht so falsch liegen würde, mit dem großen Unterschied, dass viele der Jungs nicht ausgesetzt wurden, sondern wegen ihrer Neigung oft auch freiwillig ihr Elternhaus verlassen hätten, da sie ihre Ängste nicht in den Griff bekämen.
Viele davon kommen auf die schiefe Bahn und mit Michaels Idee könnte man sie wieder in ein normales Leben zurückführen. Wir können es in unsere Ideensammlung aufnehmen, die Umsetzung wird aber sicher eine längere Vorarbeit in Anspruch nehmen.
Nach knapp zehn Minuten fingen die drei mit dem Servieren der Hauptspeise an. Ich muss sagen, Sebastian hatte sich wieder einmal selbst übertroffen, das, was er uns in letzter Zeit gekocht hatte, damit konnte unser Restaurant nur ein großer Erfolg werden, wobei mir bereits jetzt klar war, dass die Massenverpflegung für die Hausgäste sicher nicht den gleichen Luxusstatus erreichen würde.
Obwohl, so wie ich Sebastian inzwischen einschätzte, würde er auf alle Fälle versuchen, selbst dabei ein hohes Niveau zu erreichen. Bevor die Teller wieder abgeräumt wurden, weil alle fertig waren, meinte ich zu Sebastian: „Ich fürchte, wenn du uns weiter so verwöhnst, werde ich mit meinen armseligen Kochkünsten in Zukunft auf verlorenem Posten stehen.“
Er lachte und meinte: „Ihr sollt ja Werbung für unser Gutshof-Restaurant machen, also muss ich euch jetzt bereits davon überzeugen, dass ihr bei euren Freunden und Bekannten mit gutem Gewissen behaupten könnt, dass mein Essen mehr als nur genießbar ist.“
Er kündigte noch die Nachspeise an und flüchtete danach zu Alexandra und Jenifer in die Küche. Ich hörte mein Handy klingeln und machte mich auf die Suche, wo ich es zuletzt liegengelassen hatte. Im Wohnzimmer wurde ich schnell fündig und meldete mich, nachdem ich gesehen hatte, dass Alejandro anrief.
Er erzählte mir, dass, wenn jetzt nichts mehr dazwischenkommt, sie spätestens in zwei Stunden vor unserer Haustüre stehen würden. Auf den Straßen sei es den ganzen Tag ruhig gewesen und da sie sich beim Fahren immer wieder abgewechselt hätten, wären sie bisher mehr als gut vorangekommen. Ich wünschte ihnen weiterhin gute Fahrt und meinte noch: „Wir sehen uns gleich.“
Zurück im Esszimmer stellte ich fest, dass inzwischen die Nachspeise serviert wurde. Bevor ich mich auf mein Dessert stürzte, erzählte ich kurz, dass Alejandro angerufen habe und sie in etwa zwei Stunden hier sein werden, wenn es weiter so gut läuft wie bisher.
Danach widmete ich mich in Ruhe meinem Dessert und auch hier hatte Sebastian wieder ganze Arbeit geleistet. Mutter meinte, Sebastian könne gerne jeden Tag vorbeikommen und für sie kochen, was Sebastian sofort ablehnte, aber meinte, wenn das Restaurant offen sei, könne sie gerne jeden Tag kommen und bei ihm essen.
Da inzwischen alle ihre Nachspeise aufgegessen hatten, meinten Martina und Christoph, dass es für sie langsam Zeit werde, um nach Hause zu fahren. Der Tag sei lang gewesen, da ihre beiden Kinder schon sehr früh ihre Nachtruhe gestört hätten und sie so langsam ins Bett sollten. Auch wenn sie morgen ausschlafen könnten, fürchten sie doch, dass ihre beiden Plagegeister wieder früh auftauchen würden.
Christoph fragte Thomas, ob er Elisabeth später nach Hause fahren könne, dann würde er meine Mutter sofort mitnehmen und nach Hause bringen. Thomas meinte dazu: „Egal, wenn ich sowieso losfahre, dann kann ich sowohl meine Mutter als auch Peters Mutter nach Hause fahren“. Da die beiden meinten, dass sie wohl auch langsam heim wollten, verschwand Thomas mit den beiden Müttern, um sie nach Hause zu bringen, meine Mutter zum Gutshof und seine Mutter in ihre eigenen vier Wände.
Ich meinte zu Michael und Andreas, dass wir unser Gespräch jetzt fortsetzen könnten, wenn sie wollen. Die beiden nickten nur und so gingen wir diesmal nur ins Wohnzimmer, nicht mehr auf die Terrasse.
Andy beschloss, die Geschichte erst einmal aus seiner Sicht weiter zu erzählen: „Auf Michaels Frage, wie ich mir die Zukunft vorstelle, konnte ich ihm erst einmal nicht antworten, nach einiger Überlegung sagte ich zu ihm, dass ich mir darüber bisher noch keine Gedanken gemacht habe, ich weiß nur sicher, dass ich ihn gerne zu meinem Freund haben möchte. In den Tagen davor ist mir erst richtig bewusst geworden, dass nicht nur Michael sich in mich, sondern ich mich in ihn verliebt hatte.
In den nächsten Wochen haben wir uns näher aneinander getastet, wir sind zusammen ins Kino oder haben andere Dinge gemeinsam unternommen. Wobei Michael nie zu mir mitkommen durfte, bei seinen Eltern war das kein Problem, sie wussten, dass ihr Sohn schwul war und ich hatte den Eindruck, dass sie mich ziemlich schnell als ihren Schwiegersohn akzeptiert hatten. Da wir es sexuell langsam angehen ließen, wuchsen wir immer mehr zusammen. Das ging auch gut für etwa zwei Jahre, dann fingen unsere Probleme an.
Ein Arbeitskollege von mir hatte uns beide im Kino händchenhaltend und schmusend beobachtet und nur wenige Tage später meinem Chef von seinen Beobachtungen erzählt. Der legte mir sofort nahe zu kündigen, denn ansonsten würde er mir fristlos kündigen, Schwule könne und wolle er in seinem Betrieb nicht dulden. Als ich dies Michael erzählte, forderte er mich auf, nicht zu kündigen und offen zu meiner Homosexualität zu stehen.
„Wenn dein Chef dir wegen deiner Homosexualität fristlos kündigt, wird er vor dem Arbeitsgericht niemals recht bekommen und er muss dich weiterbeschäftigen.“ Damit begann unser Weg hin zur Trennung, ich wollte nicht öffentlich dazu stehen, dass ich schwul bin und mich nicht bei meinen Eltern outen. Ich kündigte, wie mein Chef es mir nahegelegt hatte, und verließ noch am nächsten Tag den Bauernhof.
Bei meinen Bewerbungen lief ich immer gegen eine Wand, ich wurde nirgends angenommen, obwohl einige händeringend nach guten Mitarbeitern suchten. Mein ehemaliger Chef hatte wohl seine Kollegen, die landwirtschaftliche Flächen mit Mitarbeitern bewirtschaften, vor meiner Person gewarnt. Michael warf mir vor, ich hätte besser auf ihn hören sollen, dann könnte ich meinen Chef auf Schadenersatz wegen Verleumdung verklagen.
Er stellte mir ein Ultimatum, bis zu dem ich mich für unsere gemeinsame Liebe und für ein Outing gegenüber meinen Eltern entscheiden sollte. Ich hoffte immer noch, dass ich wieder einen Job bekomme, und ließ die Frist verstreichen. Zwei Tage nach Ablauf des Ultimatums erklärte mir Michael, dass er sich von mir trennt, da er auf Dauer nicht mit meiner Unentschlossenheit leben kann und will, er habe immer gehofft, dass wir beide eines Tages eine gemeinsame Wohnung beziehen, dieser Traum hat sich für ihn, mit mir zusammen, ausgeträumt.
Weg war er, ohne sich von mir noch zu verabschieden, und ich stand da, als hätte mich ein Faustschlag niedergestreckt. Erst heute Nachmittag bei unserem Gespräch, wo du mich mit deiner Frage überrascht hat, wie mein Freund zu der Sache steht, ist mir klar geworden, dass ich mit meiner Weigerung, zu mir zu stehen, mich selbst in diese Lage gebracht habe und dass ich es nur ändern kann, wenn ich so wie Manuel und Daniel offen zu meiner Homosexualität stehe.
Die beiden hatten zwar ihre Probleme damit, aber wie ich feststellen konnte, gemeinsam kann man diese lösen. Wobei ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal wusste, dass du ebenfalls schwul bist. Beim Kaffee in der Vorstellungsrunde habe ich das erst mitbekommen und mit Erstaunen festgestellt, dass auch dein Sohn und Marcus sowie Jonas und Tim jeweils ein Pärchen sind. Da war ich mir endgültig sicher, dass meine Entscheidung, es noch einmal mit Michael zu versuchen, die richtige ist und ich zu meinem Versprechen stehen werde und meine Eltern über mich aufklären werde.“
Nachdem Andreas geendet hatte, übernahm Michael wieder das Zepter: „Den Rest hast du ganz gut beschrieben, aber ehrlich, ich kann es immer noch nicht glauben, dass du endlich zur Vernunft gekommen bist. Ich gebe dir jedenfalls das Versprechen, wenn du wirklich zu mir stehst und deinen Eltern und Geschwistern die Wahrheit über dich erzählst, egal wie sie reagieren, will ich mit dir einen Neuanfang wagen.“
Michael erklärte weiter: „Das verspreche ich dir hier im Beisein von Peter. Peter, ich würde gerne morgen auf den Gutshof zu euch kommen und euch helfen, wenn ich jetzt Teil dieses Projektes bin. Du, Andreas, kannst dort ebenfalls hinkommen und uns erzählen, wie es dir ergangen ist mit deinen Eltern. Danach können wir mit Peter besprechen, wie es mit uns beiden weitergehen kann, auch wegen einer gemeinsamen Wohnung im Gutshof, das könnte mir nämlich gefallen.
Ich werde jetzt nach Hause fahren und morgen bin ich spätestens um zehn Uhr auf dem Gutshof und warte dort auf dich. Solltest du nicht erscheinen, gehe ich davon aus, dass du wieder in dein altes Muster zurückgefallen bist, und es bleibt bei unserer Trennung. Eine weitere Chance wirst du von mir nicht mehr bekommen, auch wenn wir uns in Zukunft täglich auf dem Gutshof sehen werden. Wie ich heute feststellen konnte, bist du nicht der einzige schwule Kerl, der in meiner Nähe wohnt, und ich bin mir sicher, dass ich für mich einen neuen Freund finden werde, auch wenn das länger dauern sollte.“
Michael verabschiedete sich von uns beiden und schaute noch im Esszimmer und in der Küche vorbei, um sich dort zu verabschieden und dort noch anzukündigen, dass er morgen gegen zehn Uhr am Gutshof eintreffen wird. Kurze Zeit später kam Thomas ins Wohnzimmer und wollte wissen, wo Michael abgeblieben sei. Ich erklärte ihm, dass Michael auf dem Weg nach Hause ist, nachdem er Andreas unmissverständlich erklärt hat, wenn er wieder kneifen sollte, brauche er morgen Vormittag erst gar nicht zum Gutshof kommen, dann sei es endgültig aus zwischen ihnen.
Thomas schaute Andy an und versuchte ihm zu erklären: „Wenn ich noch jünger wäre und meinen Peter nicht hätte, ich würde mir diesen lieben Kerl sofort schnappen. Immerhin hat dir Peter das Angebot gemacht, du könntest sofort auf dem Gutshof anfangen.
Ich glaube kaum, dass du sein Angebot annehmen wirst, da du ja bereits weißt, dass dein Michael ebenfalls dort arbeiten wird und du ihm täglich über den Weg laufen wirst. Das wird auf Dauer für dich nicht einfacher, wenn du ständig an die größte Dummheit deines Lebens erinnert wirst, vor allem wenn Michael irgendwann einen neuen Freund gefunden hat.“
Andreas saß noch einige Zeit nachdenklich in seinem Sessel, bis er meinte, es sei wohl vernünftiger, wenn er jetzt auch langsam nach Hause fährt, vor allem damit er in der Früh auch gut ausgeschlafen sei, wenn er sich seinen Eltern und Geschwistern stellen will. Er verabschiedete sich von uns und ich sagte ihm noch einmal, egal was morgen früh läuft, ich will dich morgen am Gutshof sehen, damit ich dich unserem Pächter als den Nachfolger von Daniel vorstellen kann.
„Solltest du nicht erscheinen, gehe ich davon aus, dass deine Bewerbung hinfällig ist. Keine Sorge, deine zukünftigen Kollegen haben keine Probleme mit einem schwulen Kollegen, als Daniel sich bei ihnen geoutet hat, störte es keinen, solange er seine Arbeit ordentlich macht, und das erwarte ich auch von dir.“ Er ging ebenfalls ins Esszimmer, um sich von den anderen zu verabschieden.
Ich ging mit Thomas ebenfalls ins Esszimmer, wo wir acht Jungs und die beiden jungen Frauen vorfanden. Jason und Jenifer sowie Sebastian und Alexandra beschlossen ebenfalls heimzufahren, wobei Sebastian noch damit drohte, dass er morgen ebenfalls zu uns auf den Gutshof kommen werde, er würde sich vor allem gerne die beiden Räume, die als Restaurantfläche gedacht sind, ansehen, damit er sich Gedanken über eine mögliche Möblierung machen könne.
Wir verabschiedeten die vier und begleiteten sie zur Haustür. Als Thomas die Türe öffnete, sahen wir bereits Alejandro und Jorge aufs Haus zugehen. Die Begrüßung der beiden durch mich und Thomas war besonders herzlich, aber auch die anderen vier freuten sich, die beiden wiederzusehen.
Nachdem die vier zu ihren Autos gingen, kehrten wir mit Alejandro und Jorge zu den Jungs im Esszimmer zurück. Dort wurden sie von unseren vier Jungs ebenfalls herzlich begrüßt und in den Arm genommen. Nur Daniel und Manuel schauten überrascht und so machte ich die vier miteinander bekannt und meinte, dass die beiden ebenfalls ein Paar seien.
Wir saßen noch eine gefühlte Ewigkeit im Esszimmer und unterhielten uns, bis Thomas meinte, wir sollten langsam auch in die Betten gehen, morgen werde ein langer Tag werden für alle. Alejandro wollte wissen, wo er und Jorge schlafen können. Ich antwortete ihm frech: „Ich fürchte, ihr beiden müsst in der Badewanne schlafen, es sei denn, ihr beide habt kein Problem damit, mit mir und Thomas unser großes Bett zu teilen.“
Er grinste und erklärte nicht weniger frech: „Ich denke, wir werden euer Bett der harten Badewanne vorziehen, vor allem wenn ich bedenke, dass wir vielleicht mit euch kuscheln können.“ Daniel und Manuel schauten die beiden verwirrt an, so dass ich sie neckte und zu ihnen sagte: „Wenn ihr zwei lieber mit uns kuscheln wollt, dann werden Alejandro und Jorge bei Jonas und Tim übernachten.“
Manuel erklärte uns dazu: „Nein, wir kuscheln lieber mit Jonas und Tim, wäre ja nicht die erste Nacht, die wir gemeinsam verbringen.“ Diesmal sah ich fragende Gesichter, so dass ich noch kurz Manuels Geschichte erzählte, dass er von seinen Eltern rausgeworfen worden sei und vorerst bei uns wohne, erwähnte aber, dass die beiden zwischendurch auch bei Daniel zu Hause übernachten würden.
Bis alle in ihren Betten lagen, dauert es doch noch einige Zeit, auch wenn der Badbesuch jeweils in Zweier- oder Vierer-Gruppen abgewickelt wurde. Irgendwann war es dann doch ruhig im Haus und neben Thomas und mir waren Jorge und Alejandro eng aneinander gekuschelt bereits eingeschlafen. Die beiden waren von der langen Fahrt so müde gewesen, dass sie, kaum im Bett, schon eingeschlafen waren.
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