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Regenbogenfamilie
Teil 48 - Rolands Bewerbung als Webdesigner
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Informationen
- Story: Regenbogenfamilie
- Autor: Sonntagskind55
- Die Story gehört zu folgenden Genre: Coming Out
Der Wecker holte mich aus meinem Schlaf und ich stand sofort auf, um für uns das Frühstück vorzubereiten. Wie gewöhnlich lief ich nur mit einem Slip durch die Wohnung. Auf dem Weg zur Küche warf ich einen kurzen Blick ins Gästezimmer, wo noch alle schliefen. Das Erste, was mir sofort auffiel, alle drei lagen in einem Bett und das Notbett war unbenutzt.
In der Küche setzte ich als erstes den Kaffee auf, heute Morgen brauchten wir mehr als die üblichen zwei bis drei großen Tassen, die für Thomas und mich normalerweise ausreichten. Ich war gerade dabei den Frühstückstisch in der Esszimmer einzudecken, als Christian auftauchte und mich fragte, ob er mir helfen könne. Ich meinte, er könne hier gerne fertigmachen, dann würde ich mich in der Küche um den Rest kümmern.
Eines bemerkte ich sofort. Nach dem gestrigen Abend hatte Christian schnell begriffen, dass es bei uns sehr locker zuging und war, wie ich, nur in Unterwäsche aufgetaucht. Er fragte mich, ob ich ein Problem sehe, wenn er nur in Unterwäsche aufkreuzt und ich meinte dazu, dass das für uns die normalste Sache der Welt sei.
Da alles vorbereitet war, weckte ich Thomas auf. Er holte die beiden anderen aus den Federn. Im Schlafzimmer küsste ich Thomas auf den Mund und meinte, er soll doch zum Frühstück kommen, ausnahmsweise nicht in der Küche sondern im Esszimmer; in der Küche wäre einfach zu wenig Platz für fünf Personen.
Als ich noch erwähnte, dass Christian mir bei den Vorbereitungen geholfen habe, wollte er wissen, ob er bei meinem Anblick keinen Schock bekommen habe. Ich grinste und meinte, keineswegs, er ist auch nur mit einer Boxershorts im Esszimmer aufgetaucht. Ich ging zurück in die Küche, wo ich einen grinsenden Christian vorfand.
Ich wollte wissen, was ihm dieses Lächeln ins Gesicht gezaubert habe. Er erzählte mir, mit aufwecken, das war wohl nichts mehr. Ich habe die zwei beim Zungenzweikampf beobachtet. Als ich mich bemerkbar machte, sind sie wie zwei ertappte Sünder auseinander und haben mich angemotzt.
Dann sagte ich ihnen, dass das Frühstück fertig sei und sie sich beeilen sollen. Da war noch alles in Ordnung. Erst bei meiner Bemerkung, warum sie sich wie zwei kleine Kinder benehmen würden, die sich bei verbotenen Spielen ertappt fühlen, flogen plötzlich Kissen in meine Richtung.
„Ich habe sofort die Flucht ergriffen, bevor noch mehr in meine Richtung fliegen konnte. So gelöst habe ich meinem großen Bruder in den letzten Wochen und Monaten nicht erlebt. Das scheint mir ist ein Verdienst von euch und Bernhard, dass er alles wieder etwas lockerer sieht. Ich bin glücklich meinen alten Bruder wieder zu erleben, so wie ich ihn von früher kenne.“
Thomas kam in die Küche und meinte, da nebenan sitzen zwei hungrige Mäuler und ihr beiden quatscht hier in der Küche. Zusammen brachten wir die frischen Brötchen, den Kaffee und frische Wurst ins Esszimmer. Thomas hatte seinen Bademantel angezogen, aber die beiden anderen Jungs hatten auch nur Unterwäsche an.
Benjamin meinte frech zu seinem Bruder: „Du alter Spanner hättest wohl gerne mit geknutscht.“ Der Angesprochene meinte nur. „Mit dir sicher nicht, aber bei Bernhard hätte ich vermutlich nicht nein gesagt.“
Thomas stand auf ging zu Christian und beugte sich zu ihm hinunter und küsste ihn voll auf den Mund. Der schaute erst etwas verwirrt, ließ sich dann doch auf einen Kampf der Zungen mit Thomas ein. Thomas meinte, während ihr nur davon redet schreite ich zur Tat. Also quasselt beim nächsten Mal nicht, sondern knutscht ihn doch einfach gemeinsam nieder.
Bernhard und Benjamin schauten sich an, standen auf und kamen auf mich zu und knutschten mich fast nieder. Und, an Thomas gewandt, wenn du mit Christian rum knutschst, können wir das auch mit Peter. Da hatten sich die Richtigen gefunden. Das könnte in Zukunft lustig werden. Gut, dass die drei in wenigen Tagen in ihre Appartements umziehen würden. Zumindest konnten wir jetzt in Ruhe frühstücken, nachdem sich alle Kontrahenten wieder beruhigt hatten nach ihrer morgendlichen Knutschattacke.
Nach dem Frühstück machte sich Thomas als erster auf ins Bad und anschließend fuhr er ins Stadtbüro. Bernhard und Benjamin waren die nächsten die verschwanden. Benjamin wollte mit Klaus zusammen in die Büros der J. Graf GmbH zur Besprechung der Buchhaltungsmannschaft fahren.
Ich saß noch eine Weile mit Christian zusammen im Esszimmer und wir unterhielten uns darüber, was wir in seiner Angelegenheit heute alles unternehmen wollen. Wir räumten gemeinsam auf und machten uns fertig, um nach unten ins Büro zu kommen.
Wir waren kaum unten als Petra neben mir stand und meinte, dass sie, wie vereinbart, bereits heute bei mir anfängt. Ich meinte: „Dein Büro ist fertig eingerichtet. In Kürze wird der Büromöbellieferant eintreffen und die restlichen Büros einrichten. Deine wichtigste Aufgabe für heute wird es sein, die Mannschaft beim Aufbau zu kontrollieren und alles zu überwachen.
Hier sind die Pläne, wie alles einzurichten ist. Ich werde mit dem jungen Mann hier ins Küchenstudio fahren. Feste Termine habe ich nur heute Nachmittag. Wann wir wieder zurück sind, kann ich dir nicht mit Sicherheit sagen. Christian hat für mich heute absoluten Vorrang, vor allen anderen Aufgaben. Philipp, meinen Sohn kennst du ja. Er wird dir alles erklären, was die Technik anbetrifft.“
Christian und ich gingen raus zum Wagen und fuhren in die Stadt ins Küchenstudio. Als wir im Küchenstudio standen kam sofort ein Küchenplaner auf uns zu und fragte nach unseren Wünschen. Ich meinte, wir suchen für den jungen Mann eine Küche für sein neues Appartement. Leider würden wir sie so schnell wie möglich brauchen, und deshalb wollte ich wissen, ob er eine Ausstellungsküche habe, die umgehend verfügbar ist.
Er meinte, da müsse er kurz mit dem Chef sprechen, welche Küchen in nächster Zeit ausgewechselt werden. Eine wurde erst in den letzten Tagen verkauft. Ich grinste, da ich wusste, wer der Käufer war, der diese Küche gekauft hatte. Wir gingen mit ihm zu seinem Chef und als er uns sah, fragte er uns, ob wir wieder auf der Suche nach einer Ausstellungsküche sind, die umgehend geliefert werden soll.
Ich meinte: „Stimmt, das ist unsere Absicht“. Er erwiderte: „Wenn du so weiter machst, steht bald keine Musterküche mehr in meinem Laden, bis die neuen geliefert werden. Wenn wir wieder eine Küche für ein Appartement oder eine kleine Wohnung benötigen, er hätte noch zwei, die er uns kurzfristig anbieten könne“.
Sein Mitarbeiter zeigte uns die beiden Küchen und als Christian die Preise sah, sagte er nur, die könnten wir uns nicht leisten. Ich erklärte ihm, dass Ausstellungsküchen immer weniger kosten als auf den Preisschildern angegeben und die Küche außerdem Bestandteil der Wohnung und damit des Mietvertrages ist. So brauche sich um den Kaufpreis keine Gedanken zu machen.
Ich wollte wissen welche ihm denn besser gefallen würde und er meinte, eigentlich die teure Küche, aber auch die günstigere Küche gefalle ihm ganz gut. Ich schlug vor: „Schauen wir welche von den beiden besser in dein Appartement passt und die nehmen wir“. Wir legten dem Planer unseren Grundriss vor und baten den Verkäufer uns zu sagen, welche von den beiden Küchen sich besser in dem Grundriss verbauen lässt.
Er schaut kurz auf den Plan und meinte, die kleinere, aber aufwändigere Küche können wir ohne Umplanung verwenden, da sie als freistehende Küche konzipiert ist und die Anschlüsse, zumindest nach dem Plan, fast an der richtigen Stelle sitzen. Er ging zum Chef und erkundigte sich, zu welchem Preis er uns diese Küche anbieten könne.
Als er zurückkam meinte er: „Der Chef hat angeordnet, dass unsere Jungs zaubern sollen und, bei einem sofortigen Verkauf, die Küche morgen zusammen mit der anderen Küche ausgeliefert werden soll, sofern sie an die gleiche Adresse geliefert wird“. Er nannte uns einen Preis, den ich für eine Ausstellungsküche mit dieser Ausstattung für angemessen hielt.
Ich sagte: „Dann sollten wir schnellstens den Vertrag unterschreiben, damit die Küche morgen bereits an der gleichen Anschrift, wie bei der anderen Küche aufgebaut werden kann“. Ich erledigte alle Formalitäten, unterschrieb den Vertrag und wir verabschiedeten uns von dem netten Küchenberater.
Unterwegs meinte Christian: „Dann kann ich doch mit den beiden Jungs gleichzeitig in meine Wohnung einziehen. Jetzt brauchen wir nur noch Farbe, damit ich heute noch meine Wände streichen kann und am Samstag besorgen wir den Rest. Peter, ich weiß nicht, wie ich mich bei dir bedanken kann, für alles was du für mich und meinen großen Bruder unternimmst, damit es uns besser geht“.
Ich meinte, ich wüsste da schon etwas, er solle seine Ausbildung mit einem hervorragenden Ergebnis abschließen, das wäre Dank genug und wenn er sich noch für Gleichgesinnte einsetzen könnte, wäre das fantastisch.
Unser nächstes Ziel war der Baumarkt um die Farben für Christians Appartement zu besorgen. Danach fuhren wir endlich zurück ins Büro im Gutshaus.
Dort war der Aufbau der Büromöbel bereits im vollen Gange und Petra schwer beschäftigt alles zu koordinieren. Ich setzte mich in mein Büro und Christian wollte zu Bernhard, um ihm die freudige Nachricht zu überbringen, dass seine Küche morgen zusammen mit der von ihm ausgesuchten Küche geliefert wird.
Ich rief Alejandro an und bat ihn, wenn er Zeit hat, bei mir vorbeizukommen. Er kündigte an, dass er sofort vorbeikommen wird und danach seine Mittagspause nimmt. Kurze Zeit später stand er im Büro und ich erklärte ihm, dass er doch bitte heute Nachmittag und, falls notwendig, noch morgen Vormittag zusammen mit Christian und Bernhard die beiden Appartements streichen solle, dass die beiden dort umgehend einziehen können.
Die Farben für Christians Wohnung sind noch im Kofferraum meines Wagens. In dem Moment kamen Bernhard und Christian in mein Büro und fragten, ob ich mitkomme in die Kantine zum Mittagessen. Ich bat die beiden einen Moment hierzubleiben. Ich stellte Christian und Alejandro einander vor und erklärte: „Ihr drei habt heute Nachmittag ein Meeting in den beiden Appartements um den Wänden Farbe zu verpassen.,Ich will euch nachmittags nicht mehr in den Büros sehen. Wenn Benjamin zurückkommt schicke ich ihn zu euch, damit er euch helfen kann. Ich hoffe, ihr seid heute Abend fertig mit eurer Raumgestaltung. Am besten ihr stellt euch oben Strahler auf, damit ihr, wenn es dunkel wird, weiterarbeiten könnt. Alejandro weiß wo die Strahler zu finden sind“.
Zusammen gingen wir in die Kantine, wo wir auf Andreas trafen. Als er hörte, dass die Jungs heute Nachmittag zum Wände verschönern abgestellt wurden, meinte er, er könne ihnen helfen, da er seinen freien Nachmittag habe und Michael mit Armin über der Planung des Wochenend-Events für die Abordnung der Jugendämter sitzen würden.
Bernhard meinte noch, ich soll doch bitte Philipp und Marcus informieren, dass er vom Chef zum Anpinseln von Wänden verdonnert wurde. Ich grinste und meinte, ich werde es den beiden ausrichten, dass dich der Chef zu so niedrigen Tätigkeiten abkommandiert hat. Nach dem Essen drückte ich Bernhard meinen Autoschlüssel in die Hand und meinte, sie sollen die Farben in meinem Kofferraum nicht vergessen.
Ich ging zurück in mein Büro und unterwegs traf ich Marcus und Philipp, die gerade auf dem Weg in die Kantine waren. Ich sagte, ich solle ihnen ausrichten, dass Bernhard heute nicht mehr zum Arbeiten erscheint, da er von seinem Chef zum Anpinseln von Wänden in seinem neuen Appartement verdonnert wurde.
Marcus lachte und meinte, auf diese Art und Weise hat uns noch keiner informiert, dass er verhindert ist, seiner Arbeit nachzukommen. Wir werden später nach den beiden sehen und ihnen etwas helfen. Zu Philipp bemerkte ich noch: “Vergiss nicht, dass wir heute noch das Vorstellungsgespräch mit dem Bewerber für eure Abteilung haben, der die Webseiten des neuen Netzwerkes betreuen soll. Dann kann eben nur Marcus den beiden etwas zur Hand gehen“.
Ich fand Petra in ihrem Büro und fragte, wie es ihr bisher ergangen sei. Sie meinte, wenn sie das gewusst hätte, wäre sie vermutlich bis zum Wochenende in ihrem Büro geblieben. Ich meinte, sie solle doch jetzt Mittagspause machen und in der Kantine etwas essen, danach wird es ihr sicher wieder besser gehen. „Ich kümmere mich in der Zwischenzeit um die Möbelbauer, bis du aus der Mittagspause zurückkommst“.
Dann setzteich mich in mein Büro, ließ aber die Tür offen, damit ich mitbekomme, wenn die Möbelbauer nach der Mittagspause ihre Arbeit wieder aufnehmen. Die ersten die auftauchten, waren meine Mitarbeiter aus der Buchhaltung, die aber gleich wieder in die Kantine verschwanden, um ihre Mittagspause zum Essen zu nutzen.
Bevor Benjamin ebenfalls in der Kantine verschwand um zu essen, sagte ich ihm, dass er nach seiner Mittagspause direkt ins Dachgeschoß gehen solle, zu den armen Jungs, die von ihrem Chef dazu verdonnert wurden die Wände in den beiden Appartements mit Farbe zu verschönern. Er lachte und meinte: „Dann werde ich das mal machen und die Jungs mit Farbe verschönern“. Wir sähen uns dann heute Abend, meinte ich zu ihm.
Ich ging auf den Flur und wollte wissen, wie es ihnen bisher ergangen sei. Auf meine Frage, wie sie denn vorangekommen seien, erklärte der Vorarbeiter: „Wir sind ziemlich weit gekommen und bis sechzehn Uhr sollten wir alles fertig haben“. Nun startete ich mit ihm einen Rundgang durch die Büros und konnte mich von den bereits erledigten Arbeiten überzeugen. Petra und Klaus kamen beide gleichzeitig aus der Kantine zurück und Klaus fragte mich, ob ich jetzt schon Zeit für ihn hätte wegen der Raumbelegung in der Buchhaltung. Er müsste heute etwas eher nach Hause, da im Kindergarten die Weihnachtsfeier zusammen mit den Eltern stattfindet. Ich meinte, er könne ruhig gleich vorbeikommen, dann wird es für mich hoffentlich auch nicht so spät, bis ich Schluss machen kann.
Nach zehn Minuten saß er in meinem Büro und stellte mir sein Konzept vor, dass er bereits mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Buchhaltung heute Vormittag besprochen hatte. Er meinte, er habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht und auch lange überlegt, wie die Aufteilung der Räume am besten auch für die Arbeitsabläufe wäre.
„Im Büro neben dir werden zukünftig Benjamin und Michael sitzen, da sie wegen der Wohnungen und sonstigen Immobilien sehr häufig mit dir zu tun haben. Auch die beiden Stiftungen, die Benjamin buchhalterisch betreut, werden häufigen Gedankenaustausch erfordern. Bei der Verwendung der Stiftungsgelder ist der kurze Weg zu dir sicher auch von Vorteil. Sie sind auch diejenigen, die am wenigsten von den eigentlich Firmenbuchhaltungen tangiert sind. Der direkte Zugang zu deinem Büro ohne extra über den Flur laufen zu müssen war entscheidend, dass ich ihnen dieses Büro zugeordnet habe. Zwischen diesem Büro und dem nächsten Büro ist der Besprechungsraum, der keine Türen zu den beiden Nebenräumen hat und deswegen wurde er vermutlich von Anfang an für diesen Zweck ausgewählt. In den nachfolgenden Büros gibt es Verbindungstüren zwischen allen Räumen, so dass ein interner Durchgang ohne Flurbewegungen möglich ist.
In das erste Büro nach dem Besprechungsraum werden Beate Müller und Katharina Mayer einziehen. Damit hätten wir die Kreditorenbuchhaltung und den Einkauf in einem Büro vereint. Im nächsten Raum wird die Debitorenbuchhaltung angesiedelt, mit Cornelia Bauer und Ariane Huber. Wobei ich noch überlege, ob es nicht sinnvoller ist, zuerst die Debitorenbuchhaltung und dann die Kreditorenbuchhaltung. Wie ist deine Meinung dazu?
Wenn ich davon ausgehe, dass du dein und Erikas Büro entweder daneben oder ganz am Ende des Flures vorgesehen hast, fände ich es vielleicht optimaler, wenn du und Erika zwischen Debitoren- und Kreditorenbuchhaltung angesiedelt seid. Reihenfolge wäre dann Beate und Katharina, Erika und Klaus, Cornelia und Ariane und im letzten Büro Christian mit der Anlagenbuchhaltung für sämtliche Firmen.
Dort wären dann noch zwei freie Arbeitsplätze. In den anderen Büros noch jeweils ein freier Arbeitsplatz. Bei Erika und dir würde ich nur zwei Schreibtische aufstellen, das sollte ausreichend sein. Wenn ich dann den freien Platz bei Michael und Benjamin dazurechne, habt ihr noch Erweiterungspotential für fünf Mitarbeiter. Das sollte für einige Zeit ausreichen“.
Klaus überlegte kurz und meinte dann, wenn ich es aus der Sicht betrachte, macht das sogar Sinn. Die beiden Nebenbuchhaltungen, Debitoren und Kreditoren, links und rechts von unserem Büro, ist genial. So haben beide kurze Wege und Christian mit seiner Anlagenbuchhaltung arbeitet sowieso die meiste Zeit autark.
Ich meinte: „Das ist nur eine Möglichkeit. Deine Überlegungen kenne ich nicht, aber du wirst dir sicher etwas dabei gedacht haben. Nur solltest du dich entscheiden, denn noch sind die Schreiner hier und wir können die Schreibtische umsetzen“. Ich bleib bei deiner Variante, meinte Klaus, die Raumaufteilung habe ich ihnen noch nicht bekannt gegeben, so dass wir das noch ohne Diskussionen lösen können.
Peter, ist es möglich im nächsten Herbst eine Auszubildende oder einen Auszubildenden zum Bürokaufmann oder Bürokauffrau mit an Bord zu nehmen? Entweder als Verstärkung für die Buchhaltung oder für allgemeine Büroaufgaben“.
Ich sagte zu ihm: „Setz dich mit der Personalabteilung in Verbindung Sie sollen für den Gutshof einen Stelle für eine oder einen Auszubildenden ausschreiben. Noch haben wir genügend Zeit. Erinnere mich beim nächsten Abteilungsleiter-Meeting daran, bei den anderen nach deren Wünschen im Ausbildungsbereich zu fragen, oder besser übergib diese Aufgabe dem Personalbüro. Sie sollen das abklären. Auch unsere Gärtnerei sowie die Firmen von Gerhard und Johannes müssen gefragt werden. Auch sollen sie prüfen, ob die Auszubildenden auch während ihrer Ausbildungszeit in den anderen Teilbetrieben ausgebildet werden können und mir dann berichten“.
Klaus verabschiedete sich und kündigte für den morgigen Tag interne Umzüge an. So können unsere Kollegen am Montag schon einmal ihre neuen Büros und Arbeitsplätze belegen. Ich bat ihn, den Schreinern noch zu erklären, dass bei euch nur zwei Schreibtische stehen werden und der dritte in einem der anderen Büros untergebracht werden solle.
Ich ging zu Marcus und Philipp und bat sie, noch heute mit euren Sachen in die neuen Büros umzuziehen. Als Grund für die spontane Maßnahme erläuterte ich, dass Klaus bereits morgen mit seinen Leuten die neuen Büros in Beschlag nehmen und ebenfalls umräumen würden. Die Schreibtische bleiben so stehen wie sie sind. Bernhard kann seine Sachen morgen früh noch umräumen.
Philipp meinte unser Vorstellungstermin habe vorher angerufen. Er sei unterwegs und wird vermutlich früher eintreffen als geplant, da er bisher auf den Straßen sehr gut vorangekommen sei.
Auf dem Flur traf ich Petra und meinte zu ihr, dass aus dem bisherigen IT-Büro der querstehende Schreibtisch abgebaut wird, da dort ab Montag Klaus und Erika sitzen werden und dieser Arbeitsplatz in den neuen Büros der IT angesiedelt wird. Wir suchten gemeinsam den Vorarbeiter und erklärten ihm dies. Er meinte kein Problem, das ist kein großer Zusatzaufwand.
Ich ging zu Philipp und meinte, Bernhards Tisch wird von den Schreinern umgezogen. Wo solle Bernhard zukünftig sitzen. Ich würde sagen, Bernhard und unser Neuer werden vorerst gemeinsam in einem Büro zusammensitzen. In dem Büro standen bereits zwei Schreibtische, so dass ich meinte, sie sollten den dritten einfach quer dazustellen.
Ich erklärte Philipp, dass ich mich jetzt mit Petra zusammensetze, damit sie ab morgen richtig arbeiten kann. „Du kannst schon mal alles so einrichten, dass bei ihr ab morgen alle Gespräche auflaufen, die nicht direkt durchgewählt werden. Kannst du das auch so einrichten, dass bei ihrer Abwesenheit wieder in den bisherigen Modus zurückgeschaltet werden kann? Damit würdet ihr entlastet, weil ihr nicht immer die Telefonzentrale mitmachen müsstet und nur bei Petras Abwesenheit bleibt es, wie bisher, an euch oder der Buchhaltung hängen.
Schaffst du es noch bevor unser Bewerbungsgespräch stattfindet“? Philipp meinte, das mit dem Einrichten dauert keine fünf Minuten und für die Erklärungen sollten zehn Minuten ausreichen. „Sie muss an ihrem Telefon nur einen Knopf drücken, um die Funktion ein- oder auszuschalten. Ich komme gleich zu euch, du kannst schon zu Petra gehen“.
Petra sagte ich, dass Philipp eben dabei ist, die Telefonanlage ab sofort auf sie umzustellen. alle Gespräche, die nicht direkt durchgewählt werden, landen dann bei ihr. Wenn sie nicht im Büro ist, kann sie die Funktion abschalten und die Gespräche landen, wie bisher, in der IT oder in der Buchhaltung.
Ich meinte, sie solle mir erklären, wie sie sich ihre Assistenz vorgestellt habe. Sie überlegte kurz und meinte dann: „So genau habe ich mir das noch nicht überlegt, aber ich dachte, dass es so ähnlich wie bei Johannes ablaufen wird. Deine Termine verwalten, den Tagesablauf und Besprechungen organisieren und was so alles anfällt.“
Ich schaute sie an und lachte: Das gehört sicher auch dazu, aber hier kannst du dich auf ganz andere Dinge einstellen. Ich habe hier nicht nur den Gutshof zu verwalten, dazu gehören eine Gärtnerei, zwei Stiftungen, die J. Graf GmbH und jetzt auch noch die G. Bauer GmbH. Da erwarten dich schon vielfältigere Aufgaben als nur das, was bei Johannes angefallen ist. Also stell dich darauf ein, dass da weitaus mehr auf dich zukommt.“
Philipp kam ins Büro und meinte, unser Bewerber zum Vorstellungsgespräch sei bereits da. „Ich habe ihn in dein Büro gesetzt und ihm erklärt, dass du gleich zu ihm kommst und dich mit ihm unterhalten wirst. Ich kläre das noch kurz mit Petra und komme dann zu euch ins Büro“. Ich meinte, Petra könne nach der kurzen Einweisung für heute Schluss machen, ich bräuchte sie heute nicht mehr. Nach dem Vorstellungsgespräch ist für mich heute auch Schluss“.
In meinem Büro und begrüßte ich des Bewerber. Er stellte sich als Roland Kaminsky vor und legte mir seine Bewerbungsmappe auf den Tisch. Jetzt musste ich die Katze aus dem Sack lassen; stellte mich als Peter Maurer vor und sagte: „Dann wollen wir mal in das Gespräch einsteigen, mein Sohn Philipp wird in Kürze dazukommen, aber wir können vorab schon anfangen.“
Er schaute mich mit großen Augen an und fragte mich, ob er sich eben verhört habe, Philipp sei mein Sohn und ich der Chef des ganzen Unternehmens? Davon hat Philipp aber nichts verlauten lassen, er hat immer nur von seinem Chef gesprochen. Er meinte vorsichtshalber noch: „Ich hoffe, ihr verarscht mich jetzt nicht und ich kann gleich wieder heimfahren“.
Ich meinte: „Keine Sorge, verarschen will dich hier keiner, wir brauchen einen zusätzlichen Mitarbeiter, der unser neues Projekt „Vernetzung der schwulen und lesbischen Jugendgruppen“ betreuen soll. Hinzu kommen die Webseiten von mindestens drei Gesellschaften und die Webseiten des Gutshofes, wobei seine wichtigste Aufgabe in erster Linie der Aufbau des Netzwerkes für die Jugendgruppen sein soll.
Wir wollen zusätzlich einen Stammtisch für die Angehörigen dieser Zielgruppe einrichten, um das Gespräch der Eltern und Großeltern miteinander zu ermöglichen. Erfahrungsaustausch, wie man sich in der einen oder anderen Situation verhalten soll, oder auch, wie man mit dieser Situation umgeht. Philipp ist auf dich gekommen, weil er meinte, du bist selbst ein Betroffener und dir könnte diese Aufgabe gefallen. Außerdem hättest du Schwierigkeiten einen Job zu bekommen, weil man bei dir sofort merkt, dass du einer Minderheit angehörst. Dass er dir nicht alles erzählt hat vergiss es einfach. Es war meine Anordnung noch keine Details zu sagen, da ich mir persönlich von dir ein Bild machen wollte. Hättest du alle Informationen vorher gehabt, hättest du dich vermutlich anders verhalten und genau das wollte ich verhindern.“
Er schaute mich an und meinte: „Hat mich Philipp so unmöglich beschrieben, dass du dir erst ein eigenes Bild machen wolltest?“
Ich erwiderte: „Keineswegs, er hat mir nur erzählt, dass du mit sehr guten Noten abgeschlossen hast und dass man dir sofort anmerkt, dass du schwul bist. Das hat mir ausgereicht und mich zumindest neugierig gemacht, dich kennenzulernen. Du wärest auch nicht unser einziger schwuler Mitarbeiter hier am Gutshof.“ Er meinte: Ich weiß, Philipp ist auch schwul und hat seinen Marcus, falls sich seit damals nichts geändert hat.“
Ich bestätigte seine Vermutung mit den Worten: „Ja, Philipp hat immer noch seinen Marcus, aber die beiden sind nicht die einzigen, die für mich arbeiten. Mein Neffe Jonas studiert mit seinem Freund Tim Landwirtschaft beziehungsweise Gartenbau in Weihenstephan und werden zukünftig verstärkt die Verwaltung dieser Bereiche übernehmen.
Dann haben wir noch Manuel und Daniel, beide arbeiten in der Gemüsegärtnerei. Manuel als technischer Direktor und sein Freund als Auszubildender. Das nächste Pärchen ist Michael, unser Sozialarbeiter mit seinem Freund Andreas, der in der Landwirtschaft mitarbeitet.
Seit gestern gibt es ein weiteres Pärchen, der Bruder von Andreas, unserem Auszubildenden in der IT, und unser Neuzugang Benjamin in der Buchhaltung. Sie wollen ihr künftiges Leben gemeinsam bestreiten. Dazu kommt seit gestern auch noch Benjamins jüngerer Bruder Christian, den wir mit Hilfe des Jugendamtes aus einem Sanatorium herausgeholt haben, in das ihn seine Eltern, da er noch minderjährig ist, gesteckt haben, um ihn von seiner schwulen Neigung zu heilen.
Wenn du jetzt glaubst, das war es schon, weit gefehlt. Wir haben noch unsere beiden Spanier Alejandro und Jorge, wobei Alejandro in Deutschland aufgewachsen ist und sein Freund auf Mallorca. Was ich jetzt noch auf Lager habe, wird dich vermutlich vermuten lassen, dass ich dich erneut auf den Arm nehmen will. Du hast einen bisexuellen Chef, der schon seit vielen Jahren mit seinem Thomas zusammenlebt und mit mir meine beiden Kinder großgezogen hat nach dem frühen Krebstod meiner Frau.“
Ich hatte ihn während meiner ganzen Aufzählung genau beobachtet und merkte sehr schnell, dass er fast den Eindruck hatte, die ganze Firma würde nur aus Schwulen bestehen, so erklärte ich ihm, dass im Sommer mit den Erntehelfern in der Landwirtschaft und im Gartenbau, rund dreihundert Mitarbeiter beschäftigt werden. Das dabei noch der eine oder andere schwule Mitarbeiter dabei sein könnte will ich nicht ausschließen. Aber die meisten sind verheiratet und haben Familie. Ich meinte, dass ich jetzt genügend geredet hätte und er doch etwas von sich erzählen soll, bis Philipp zum Gespräch dazukommt“.
Er überlegte kurz und erzählte dann: „Ich habe meine schulische Laufbahn mit dem Abitur abgeschlossen und habe danach, wie Philipp, Mediengestaltung studiert. Da ich ein Jahr vor Philipp mit meinem Studium fertig war, versuchte ich zuerst in München einen Job zu finden. Nachdem mir das nicht gelungen ist, bin ich in meine Heimat zurück gegangen, da ich als Arbeitsloser auf Dauer keine Chance in der Großstadt gehabt hätte und bin wieder zu Hause eingezogen.
Mit meinem Schwul sein hatten meine Eltern von Anfang an kein großes Problem, nur auch dort besserte sich meine berufliche Situation wenig. Philipp hat schon Recht damit, man sieht mir meine Veranlagung an und das ist in den meisten Fällen auch ein KO-Kriterium bei der Einstellung. Dagegen zu klagen ist sinnlos, da man es nicht eindeutig beweisen kann, dass dies der ausschlaggebende Punkt für eine Absage ist.
So habe ich mich in den beiden letzten Jahren hauptsächlich mit Gelegenheitsjobs und dem großzügigem Entgegenkommen meiner Eltern über Wasser gehalten. Als Philipp mir von eurem Projekt erzählt hat, sah ich die Möglichkeit mich mit meinem Wissen einbringen zu können und vielleicht auch eine größere Chance einen dauerhaften Job zu bekommen.
Ich hatte mich schon mit dem Gedanken beschäftigt als selbstständiger Mediengestalter mein Glück zu versuchen, aber in meiner Heimatstadt und der näheren Umgebung gibt es zu wenig Auftraggeber, um vernünftig davon leben zu können.“
Es klopfte und Philipp tauchte mit Marcus im Schlepptau in meinem Büro auf. Nachdem er Philipp bereits begrüßt hatte, grinste er Marcus an, begrüßte ihn und meinte frech: „Ich habe nicht geglaubt, dass ihr beide immer noch zusammen seid, aber so kann man sich täuschen. Bist du auch beim Vorstellungsgespräch dabei?“
Er erwiderte: „Nein, ich werde nicht dabei sein, ich wollte Peter nur sagen, dass ich jetzt ins Gesindehaus gehe und schau, ob ich den Jungs oben noch helfen kann, damit sie heute fertig werden mit dem Anstreichen der Wände. Ich habe den Inhalt meines Schreibtisches bereits umgeräumt in unser neues Büro, Philipp will morgen noch weitermachen und Bernhards Schreibtisch haben die Schreiner direkt so wie er dort stand umgezogen in sein neues Büro.
Den Rest werden wir morgen früh zusammen mit Bernhard umziehen. Glücklicherweise haben wir die gesamte Technik bereits im Sommer, als die Büros umgebaut wurden, aus unseren Büros verbannt und in dem neuen Technikraum untergebracht. Also, ich bin oben bei Bernhard und den Jungs.“
Philipp hatte sich zu uns gesetzt und so konnten wir unser Gespräch fortsetzen. Ich bat Philipp zu berichten, was sie bereits für unser neues Projekt vorbereitet haben, wobei ich ihm erklärte, dass die Idee gerade mal vier Tage alt ist und wir noch nicht einmal einen Namen für das neue Netzwerk haben.
Philipp erklärte: „Soweit ich weiß, trifft sich heute Abend unsere Jugendgruppe. Michael will mit den Jungs darüber reden und vielleicht haben die eine gute Idee für den Namen. Er will mit ihnen auch über das Projekt des Stammtisches von betroffenen Angehörigen reden. Ich hatte vor mit Marcus heute Abend dort vorbeizuschauen. Roland, wenn du willst, kannst du mitkommen, da du bei uns übernachtest“. Philipp erklärte ihm dann, was im Vorfeld bereits geklärt wurde.
Ich wollte von Roland wissen, ob er sich bereits Gedanken gemacht habe, nachdem ihm Philipp zumindest gesagt hat um was es bei unserem Projekt gehen würde. Er meinte: „Ich habe im Internet recherchiert, aber etwas Ähnliches habe ich bisher noch nicht gefunden. Damit wären wir die Ersten und hätten einen gewissen Vorsprung. Die Frage ist, ob es Nachahmer geben wird, die auf diesen Zug aufspringen und damit Geld verdienen wollen. Wenn ich das richtig verstehe, wird das Projekt durch eine Stiftung finanziert, ist also weder auf Einnahmen noch auf Gewinne angewiesen.
Zu einen Namen für das Netzwerk habe ich mir keine Gedanken gemacht, da ich überzeugt war ihr hättet bereits einen. Habe ich das richtig verstanden, dass ich auch Kontakt zu diesen Gruppen aufbauen soll und jede Gruppierung ihre eigene Seite auf unserer Webseite bekommen soll?“
Ich unterbrach ihn und erklärte ihm: „In finanzieller Hinsicht ist es so wie du es erzählt hast. Bei den Webseiten ist gedacht, dass die Seite, mit der sich die Gruppe vorstellt, von uns erstellt wird. Danach soll jede Gruppe ihre Termine und Aktivitäten in eigener Regie auf ihren Seiten einbringen. Dazu brauchen wir ein Tool, damit es so einfach wie möglich ist, ihre zusätzlichen Inhalte selbst einzubringen.
Weiter ist die Zusammenarbeit mit Jugendämtern geplant, die ihre Ansprechstellen für betroffene Jugendliche, die Hilfe benötigen, auf unseren Webseiten darstellen sollen. Da ist Michael bereits dabei mit den Jugendämtern zu sprechen. Eine weitere Gelegenheit haben wir mit dem Treffen mit mehreren Leitern von Jugendämtern aus Thüringen und Hessen Ende des Monats.“
Ich fragte ihn, ob er sich das Ganze zutraue und ab wann er mit der Arbeit beginnen könne. Er erklärte mir, theoretisch könnte ich sofort anfangen, einmal davon abgesehen, dass ich mir erst eine Wohnung suchen muss. Die Aufgabe reizt mich und klar traue ich mir zu, das Projekt zu stemmen.
Ich fragte ihn: „Wenn dir Philipp einen Zugang zum Webserver einrichtet könntest du von deinem derzeitigen zuhause aus starten die Webseiten vorzubereiten. Veröffentlichen können wir sowieso erst, nachdem das mit Namen geklärt und gesichert ist. Da du bis morgen da bist, können wir morgen früh klären, ob in unserem Wohnungsbestand in nächster Zeit eine Wohnung frei wird, die für dich geeignet ist. Wenn nichts frei wird, kannst du dich auf dem freien Markt umschauen. Wir werden erst im nächsten Jahr neue Wohnungen fertigstellen, die dann zur Vermietung anstehen.
„Wie stellst du dir deine Bezahlung vor? Das ist ein Thema, das wir noch klären müssen, aber das sollten wir morgen vor deiner Abfahrt noch erledigen. So kannst du eine Nacht darüber schlafen. Wir machen für heute Schluss, ich will noch nach den Jungs sehen, welche Fortschritte sie auf dem Weg zur ersten eigenen Wohnung geschafft haben. Philipp, du kannst deinem Gast zeigen, wo er übernachtet und um sieben Uhr treffen wir uns bei Sebastian zum Essen.“ erklärte ich ihnen.
Die Schreiner waren mit ihren Arbeiten fertig und ich unterzeichnete die Arbeitsprotokolle und bestätigte den Erhalt der Möbel. Dem Vorarbeiter übergab ich noch ein ordentliches Trinkgeld für seine Mannschaft und bedankte mich für die ordentliche Arbeit.
Der nächste Weg führte mich ins Dachgeschoß des Gesindehauses. Ich war überrascht, dass die Arbeiten so gut wie abgeschlossen waren. Die Jungs hatten mit ihren Helfern gute Arbeit geleistet.
Ich sagte zu ihnen: „Wie ich sehe seid ihr fertig mit eurer Malerei. Räumt bitte noch auf, damit morgen die Küchenbauer eure Küchen aufbauen können, dann verschwindet unter die Dusche und um sieben Uhr sehen wir uns bei Sebastian zum Essen. Ich lade euch alle ein. Alejandro, du kannst selbstverständlich deinen Jorge mitbringen.“
Ich klingelte bei Andi und Michael. Letztgenannter öffnete mir die Tür und, nachdem er mich begrüßt hatte, fragte ich ihn, wann die Gruppe der Jungs sich heute Abend trifft. Er erklärte mir: „Wir starten normalerweise gegen halb acht, aber erst ab acht Uhr sind meistens alle anwesend“.
Ich erklärte, dass ich heute Abend dazukommen möchte und unsere Jungs mitbringen werde. Auch wenn sie bereits ihren Traumpartner gefunden haben, könnten sie sich ebenfalls in die Gruppe einbringen. Du willst mit ihnen heute über unsere beiden Projekte sprechen. Kannst du abwarten, bis wir auch dabei sind? Ich würde der ganzen Truppe gerne ein paar Worte dazu sagen“.
„Dann schaut, dass ihr gegen acht Uhr alle anwesend seid. Ich bin auf alle Fälle da, für die anderen kann ich nicht garantieren. Ich bringe auf alle Fälle Roland mit, der die Webseite für unser Netzwerk betreuen wird, damit die Jungs ihn kennenlernen können. Vielleicht hat einer deiner Jungs Interesse, den individuellen Teil eurer Gruppen mitzugestalten“. Ich verabschiedete mich bis später.
Die Jungs kamen gerade aus dem Appartement und wollten ins Gutshaus zum Duschen. Ich schloss mich ihnen an und gemeinsam gingen wir rüber und nach oben in unsere Wohnung, Marcus eine Etage höher zu seinem Philipp und Alejandro zu Jorge ins Dachgeschoß.
Als wir die Wohnung betraten kam uns Thomas entgegen und meinte, dann könne er ja anfangen mit dem Kochen. Ich antwortete ihm: „Das kannst du gleich wieder abbrechen. Wir gehen alle zum Essen. Ich habe mir erlaubt alle, die beim Anstreichen der Wände in den beiden Appartements mitgeholfen haben, zum Essen einzuladen. Sie sollen auch ihre Partner mitbringen.
Roland unser Vorstellungstermin, der heute bei Philipp und Marcus übernachtet, kommt ebenfalls mit. Anschließend will ich mit Roland und den Jungs, sofern sie mitkommen, rüber zu Michael und seiner Gruppe schwuler und lesbischer Jugendlicher, um mit ihnen über unsere neuen Projekte zu diskutieren. Ich will sie überzeugen, dass sie ihre Eltern von unserem Stammtisch erzählen und sie auffordern daran teilzunehmen“.
Alle drei Jungs verschwanden gemeinsam im Bad, um sich für den heutigen Abend wieder in farblose Mitmenschen zu verwandeln. In diesem Moment klingelte mein Smartphone. Schnell sah ich, dass mich Barbara sprechen wollte, vermutlich wegen Christian.
Ich nahm das Gespräch an und meldete mich und fragte, was ich für sie tun kann. Sie meinte, sie wolle zum einen kurz mit mir über Christian sprechen und anschließend würde sie gerne ein paar Worte mit ihm wechseln. Ich erklärte ihr, mit mir sei das überhaupt kein Problem. Christian sei gerade im Bad, nachdem er heute das Appartement, in das er einziehen wird, mit Hilfe von den anderen Jungs verschönert hat.
Sie meinte, ich solle nicht so vorschnell Fakten schaffen, nicht dass am Ende riesige Probleme mit Christian gibt, wenn er doch nicht am Gutshof bleiben darf. Ich erklärte ihr, dass ich keine Fakten schaffen will. Er bekommt das Appartement auf alle Fälle, wenn er seine Ausbildung in der Gärtnerei Winter antreten würde.
Genau für solche Fälle oder für auswärtige Auszubildende haben wir diese Appartements geschaffen. Da er seinen Ausbildungsvertrag mit einer Verspätung antritt, die nicht durch ihn persönlich zu vertreten ist, braucht nicht einmal ein neuer Ausbildungsvertrag geschlossen werden, erklärte ich ihr.
„Ich wusste, du bist ein listiger Fuchs“, meinte sie, „Der, wenn es um das Wohl eines jungen Menschen geht, alle Register zieht um ihm zu helfen. Das bewundere ich so an dir. Keine Angst, Christian ist und bleibt bei euch auf dem Gutshof, nachdem dies auch der Lebensmittelpunkt seines älteren Bruders ist oder wird. Der Richter hat auf unsere Anregung beschlossen, Benjamin bis zur Volljährigkeit zum Vormund für Christian zu bestimmen.
Aber eine andere Frage, wann kann ich vorbeikommen und mir das Appartement anschauen. Wann immer du willst, vielleicht morgen. Christian und ich waren heute Morgen bereits eine Einbauküche aussuchen und einkaufen. Diese wird morgen gleichzeitig mit der zweiten Küche eingebaut. Es handelt sich um eine Ausstellungsküche, die wir günstig erwerben konnten. Frag lieber nicht nach, warum die Küche gleich Morgen eingebaut wird. Auch wird
morgen bereits die Küche für Bernhards Appartement geliefert. Der Chef des Küchenhauses meinte, wenn seine Leute sowieso morgen da seien, können sie die zweite Ausstellungsküche für Christian gleich mit aufbauen. Am Samstag fahren wir nach München und werden ein schwedische Möbelhaus stürmen und sowohl für Bernhard und Benjamin als auch für Christian Möbel einkaufen und alles was zu einer Haushaltsgründung benötigt wird“.
Sie meinte, das sieht aus wie von langer Hand geplant. Ich meinte, das stimmt, ursprünglich wollten wir nur Bernhards Appartement einrichten, Christian ist in diesem Fall zu so etwas wie einem Trittbrettfahrer geworden.
In diesem Moment kamen die Jungs aus dem Bad. Alle nur mit einem Handtuch, das sie sich umgeschlungen hatten. Ich sagte zu Christian, dass ihn Barbara sprechen will. Er nickte mit seinem Kopf und ich sagte zu Barbara, dass ich ihr Christian jetzt geben kann. Christian übernahm mein Handy und meldete sich bei ihr.
Sie schien ihm mitzuteilen, was sie mir vorher schon erzählt hatte, dass sein Bruder bis zur Volljährigkeit sein Vormund sein wird. Er meinte, damit könne er leben. Aber ich hätte sogar Peter als Vormund akzeptiert. Er kümmere sich um mich, mehr als es meine Eltern jemals getan hätten. Er fühle mich hier richtig wohl.
Sie schien noch etwas zu sagen und er meinte, sie könne gerne nächste Woche vorbeikommen, wenn er in seine neue Wohnung eingezogen ist. Er fragte sie noch, wann er mit seinen persönlichen Sachen rechnen kann, die derzeit noch bei seinen Eltern seien und ob sie auch für Benjamin das gleiche von ihren Eltern gefordert hätten. Sie gab ihm eine Antwort, die ihm scheinbar nicht so gefiel, so dass er meinte, dann werden sich Peter und Thomas sicher darum kümmern.
Er drückt mir mein Smartphone in die Hand und verschwand zusammen mit den beiden anderen im Gästezimmer um sich anzukleiden. Barbara erklärte mir, dass sie in Benjamins Angelegenheit nicht aktiv werden kann, da er bereits volljährig sei. Ich versprach ihr, dass ich mich darum kümmern werde, und wir beendeten unser Gespräch.
Jetzt wurde es für mich Zeit ebenfalls kurz im Bad zu verschwinden, um mich frisch zu machen. Zehn Minuten später standen wir alle bereit und gingen nach unten ins Restaurant. Thomas hatte zwischenzeitlich schnell noch einen Tisch für uns bestellt, aber es war genügend Platz frei.
Während des Essens erklärte ich allen, dass wir im Anschluss gemeinsam ins Hof Café gehen und am Treffen der schwulen und lesbischen Jugendlichen teilnehmen werden. Unsere drei Gästezimmerbewohner schauten mich zwar skeptisch an, widersprachen aber nicht. Alejandro und Jorge stellte ich es frei, ob sie mitkommen wollen.
Christian meinte, jetzt kenne ich fast alle, die so sind wie ich.,Wann lerne ich den Rest kennen, die hier im Gutshof leben. Thomas meinte: „Vermutlich noch heute Abend, die Jungs im Verwalterhaus sind fast immer bei den Treffen der Gruppe anwesend“.
Bis auf Alejandro und Jorge gingen wir nach dem Essen ins Hof Café, wo es bereits turbulent zuging. Bei unserem Eintritt kehrte schlagartig Ruhe ein, was mich doch etwas verwunderte. Als Jonas mich sah, kam er auf mich zu und begrüßte mich mit: „Hallo Onkel Peter, schön dass du auch einmal vorbeischaust. Wen hast du da alles mitgebracht?“
Ich erklärte mit lauter Stimme, damit mich alle verstehen können. Zum einen habe ich hier Bernhard, Andreas jüngeren Bruder und zum anderen die Brüder Benjamin und Christian Dreier. Die drei werden demnächst die beiden Appartements im Dachgeschoß des Gesindehauses bewohnen.
Meinen Sohn Philipp und seinen Marcus kenne sicher einige von euch schon. Dann hätten wir noch Roland unseren neuen Mitarbeiter als Webdesigner für unsere neuen Projektwebseiten. Neben mir, auch nicht mehr zur Zielgruppe Jugendlicher gehörend, ist mein Lebenspartner Thomas.
Michael zog die Gesprächsführung an sich und erklärte: „Nachdem Peter euch sich und die anderen vorgestellt hat, kommen wir zu den Themen, die ich euch bereits angekündigt habe. Peter übernimmt mit seiner Stiftung sämtlich Kosten, die für den Betrieb der geplanten Webseite erforderlich sind und wenn ich das richtig verstanden habe, wird Roland die Seiten einrichten. Vielleicht kann sich Roland selbst noch etwas vorstellen und euch etwas über sich erzählen.“
Roland war zwar überrascht von Michaels Bitte, stellte sich dann aber nach vorne und erzählte: „Meinen Namen kennt ihr bereits. Ich bin ein klein wenig älter als die meisten von euch und habe Mediendesign studiert. Wie euch sicher schon aufgefallen sein wird bin ich ebenfalls schwul und Peters Angebot, die Webseiten für das Netzwerk zu gestalten bieten mir die Chance endlich einen festen Job zu bekommen. Philipp und Marcus kenne ich noch aus unserer gemeinsamen Zeit während unseres Studiums. Wen es interessiert, ich bin noch zu haben. Meinen Traumprinzen habe ich bisher nicht oder er hat mich noch nicht gefunden.“
Michael meinte, vielleicht wollen sich die anderen drei auch noch kurz vorstellen, von ihnen weiß ich bereits, dass sie schwul oder bisexuell sind. Bernhard machte es kurz und schmerzlos, ich bin bi, meinen Bruder kennt ihr sicher alle. Er ist der Partner von Michael und mein Partner seit gestern ist Benjamin.
Damit schob er den Ball an Benjamin weiter. Benjamin erzählte von sich, dass er Buchhalter sei und seit dieser Woche zum Mitarbeiterteam des Gutshofes gehört, wo ihm Bernhard, der in der IT arbeitet, über den Weg gelaufen sei. Ich hatte Bernhard früher schon einmal gesehen, da er zusammen mit meinem jüngeren Bruder Christian in der gleichen Schulklasse war. Den Rest wird euch jetzt mein jüngerer Bruder erzählen.
Ich hatte mit vielem gerechnet, aber nicht mit dem was Christian allen erzählte: „Dass ich Christian heiße wisst ihr ja, aber ich möchte mich vor euch allen bei Peter bedanken, der es innerhalb weniger Stunden, mit Hilfe des Jugendamtes, geschafft hat, mich aus einem Sanatorium herauszuholen, wo immer noch die Meinung vorherrscht, das schwul sein eine Krankheit sei, die geheilt werden könne. Meine Eltern haben mich vor mehr als fünfzehn Monaten dort abgeliefert, damit ich von meiner Krankheit geheilt würde.
Seit gestern Abend lebe ich endlich wieder in Freiheit, nachdem Peter gestern Nachmittag meinem Bruder sein dunkles Geheimnis um seinen jüngeren Bruder entlockt hatte. Für mich kam das gestern am frühen Abend alles überraschend. Ich hatte mich schon damit abgefunden bis zur Volljährigkeit in diesem Sanatorium aushalten zu müssen.
Peter hat mich bei sich aufgenommen und seit heute weiß ich, dass ich im Gutshof in ein Appartement einziehen kann. Falls einer von euch Hilfe braucht, in Peter werdet ihr immer einen Helfer finden, der alles versuchen wird, um euch zu helfen. Ich glaube, ich bin nicht der einzige, dem Peter bereits geholfen hat und vermute, dass einige hier im Raum sitzen. Wer sich traut, soll durch Handzeichen zeigen, dass er zu dieser Gruppe gehört“.
Ich blickte in die Runde und wollte wissen, wer sich traut und die Hand hebt. Klar war Marcus einer der ersten, der seine Hand hob. Selbst Benjamin hob die Hand, obwohl ich ihm gar nicht geholfen habe, zumindest nicht direkt, eher indirekt für seinen Bruder. Aber da war noch eine Hand, die ich nicht zuordnen konnte. Ich sah ihn mir genauer an, wurde jedoch nicht fündig in meinem Gedächtnis. So fragte ich ihn wer er sei und wobei ich ihm geholfen habe.
Er erklärte, ich bin Nico, du hast mir nicht direkt geholfen, aber indirekt und das mindestens zwei Mal. Im Grunde genommen hast du uns allen indirekt geholfen, indem du uns eure Räume für unsere Treffen zur Verfügung gestellt hast. Aber, und das ist wichtiger für mich, mein Vater hat mir gestern Abend erzählt, dass er Michael kennengelernt hat, und dabei die Idee für den Stammtisch für unsere Eltern und sonstige Angehörige entstanden ist. Ich bin auf alle Fälle dafür, weil ich es für sinnvoll erachte, wenn sie von anderen Betroffenen lernen können, wie sie mit uns umgehen sollen.
Ich übernahm wieder und erzählte ihm, dass der bisherige Arbeitgeber von Benjamin ebenfalls schon die Zusage erteilt hat und an diesem Stammtisch teilnehmen wolle, da sein Enkel ebenfalls schwul sei und er nicht so richtig wüsste, wie er damit umgehen soll.
„Wie ich sehe, hat es Michael nicht geschafft, euch bis zu unserem Eintreffen nichts von unseren Plänen zu erzählen. Dann erklärt mir bitte, wie ihr persönlich zu dieser Idee steht“? Der Großteil fand den Plan gut, wobei einige meinten, sie glauben kaum, dass ihre Eltern an diesem Stammtisch teilnehmen werden.
Während die Jungs noch diskutierten, verließ ich kurz den Raum und telefonierte mit Sebastian. Er war von meinem Einfall begeistert und meinte, das machen wir, so brauche ich vielleicht doch nicht so viel zu entsorgen nach der Weihnachtsfeier am Freitag.
Zurück bei den Jungs bat ich um Aufmerksamkeit und fragte sie, wer von ihnen am kommenden Samstag Zeit habe, so ab etwa achtzehn Uhr. Die meisten Hände gingen nach oben und so erklärte ich ihnen, was ich vorher mit Sebastian besprochen hatte: „Ich lade euch am Samstag in einer Woche zu einer kleinen Weihnachtsfeier eurer Gruppe ein.
Ihr dürft eure Eltern und Geschwister, eure Großeltern mitbringen und eure Freunde, sofern sie keine Probleme mit eurem schwul sein haben. Ihr müsstet nur bis Mittwochabend nächster Woche Michael Bescheid geben, wer kommt und wie viele Personen mit euch mitkommen, damit sich unsere Küche darauf vorbereiten kann. Keiner muss erscheinen, es bleibt jedem freigestellt,wie er sich entscheidet.“
Michael meinte: „Wir hatten uns vorgenommen, am kommenden Donnerstag unsere Weihnachtsfeier abzuhalten. Doch wenn du uns so großzügig einlädst ist am Donnerstag ein ganz normales Treffen. Ich denke, dass ist auch in Peters Sinn, selbst diejenigen, die vorher gemeint haben, sie hätten am Samstag keine Zeit, können es sich noch überlegen und sich für die Weihnachtsfeier anmelden, sofern die sonstige Verpflichtung nicht so wichtig ist.
Wenn ihr wollt, können wir die Idee unseres Stammtisches für die Angehörigen von schwulen und lesbischen Jugendlichen euren Eltern auf der Weihnachtsfeier vorstellen, vielleicht haben wir bis dahin schon einen Termin festgelegt“.
Da ich der Meinung war, dass meine und Thomas Anwesenheit nicht mehr erforderlich ist, erklärte ich, dass ich mich zurückziehen würde. Eines wollte ich noch kurz loswerden und so sagte ich den Jungs, dass sie ihre eigene Gruppenseite selbst gestalten können, mit Terminen, aber auch Beiträgen über die Aktivitäten der Gruppe.
Bei Fragen und Schwierigkeiten könnt ihr euch sicher an Roland wenden, der euch weiterhelfen wird. Michael meinte, er würde mich gerne kurz sprechen, ob ich denn ein paar Minuten für ihn Zeit habe. Einer der Jungs stand neben mir und fragte, ob er mich auch sprechen könne. Ich sagte ihm: „Wenn du Zeit hast, ich bin mit Thomas drüben in meinem Büro. Dort können wir in Ruhe reden. Komm einfach nach, wenn ich mit Michael gesprochen habe“.
Michael ging mit uns vor die Tür und entschuldigte sich dafür, dass er die Jungs bereits vor unserem Eintreffen über unsere Pläne informiert hat. Als ich ihnen für heute Abend eine Überraschung angekündigt haben, haben sie so lange genervt, bis ich es ihnen erzählt habe.
Ich sagte zu Michael, einer der Jungs hat um ein persönliches Gespräch mit mir gebeten. Deshalb habeich ihn eingeladen, er soll in mein Büro kommen, dann können wir uns in Ruhe unterhalten. Falls noch weitere Jungs das Bedürfnis haben sollten, können sie ebenfalls rüberkommen oder für einen anderen Tag mit meiner Assistentin Petra einen Termin vereinbaren. Gib ihnen einfach unsere Rufnummer, ab morgen übernimmt Petra tagsüber die Anrufe, die nicht direkt auf eine Nebenstelle gehen.
Thomas und ich waren kaum in meinem Büro, als der junge Mann auch schon auftauchte. Er stellte sich als Ludwig Bauer, Enkel von Gerhard Bauer vor und meinte, er wollte nicht in aller Öffentlichkeit darüber reden, dass sein Opa an dem Treffen der betroffenen Angehörigen teilnehmen will. Bisher hat sein Opa noch nichts darüber verlauten lassen.
Ich erklärte ihm, dass erst gestern die Idee geboren wurde und sein Großvater zu diesem Zeitpunkt hier war, weil wir über den Verkauf seiner Firma verhandelt haben. Ludwig fragte: „Hat er jetzt wirklich verkauft und seine Ankündigung umgesetzt, das gesamte Geld in eine Stiftung zu stecken?“
„Hat dein Großvater mit dir darüber gesprochen?“ wollte ich von ihm wissen. Ja, das habe er. Er hat sogar gemeint, dass ich mich in dieser Stiftung engagieren soll, da sie auch schwulen Jugendlichen helfen soll. Kannst du mir dazu etwas sagen?“
„Kann ich, bevor ich jedoch in Details gehe, will ich mit Gerhard sprechen. Er hat bisher nichts angedeutet, dass du eingebunden werden sollst und ich will und kann dir nichts erzählen, ohne seine Zustimmung“. „Kein Problem“, meinte er, „wenn ihr erst gestern alles besprochen habt, weiß ich wenigstens, warum er bisher noch nicht mit mir darüber gesprochen haben kann“.
Er gab mir die Handynummer seines Großvaters und als ich mich meldete, wollte er wissen, woher ich seine private Mobilrufnummer habe.
Ich erklärte ihm, dass sein Enkel bei mir im Büro sitzt und mir die Nummer gegeben hat, weil er mehr über die Stiftung von mir erfahren möchte und ich ihm nur Auskunft erteile, wenn er seine Zustimmung gibt.
Er lachte und meinte: „Peter, meine Zustimmung hast du. Ich habe sowieso nicht geglaubt, dass sich mein Enkel dafür interessiert und dir deshalb nichts gesagt“. Ich bedankte mich für seine Auskunft, entschuldigte mich für die späte Störung und legte auf.
Ich meinte zu Ludwig, dein Opa hat mir grünes Licht gegeben, er glaubte nicht daran, dass du dich für die Stiftung interessierst, und deshalb hat er mir auch nichts gesagt, er war sehr überrascht, als ich sagte, dass du hier bei mir im Büro sitzt.
Ich erzählte ihm, dass die Stiftung nicht nur aus dem Geld seines Großvaters bestehen wird, sondern dass ich die gleiche Summe noch dazu gesteuert habe und die Stiftung damit über einen ordentlichen Grundstock verfügt. Die Gelder würden wir in Immobilien investieren und die Hälfte der jährlichen Einnahmen werden gemäß dem Stiftungszweck verwendet. Die andere Hälfte wird wieder investiert, um die Einnahmen der Stiftung zu steigern.
Auch durch Spenden kann das Stiftungsvermögen vergrößert werden. Ich meinte, wenn ich dir jetzt alles bis ins kleinste Detail erzähle, sitzen wir morgen früh noch hier, wenn du wirklich interessiert bist mitzuarbeiten, dann ist es besser, du lernst nach und nach alles kennen. Wir sollten uns einfach in nächster Zeit des Öfteren mit Benjamin zusammensetzen, der die steuerliche und buchhalterische Betreuung der Stiftung übernimmt. Dann kannst du alles lernen und dich in die Stiftung einbringen. Hier ist meine direkte Durchwahl, die Nummer von Benjamin kann ich dir noch nicht geben, er zieht erst morgen in sein Büro ein und ich weiß noch nicht, welche Direktwahl ihm zugeordnet wird“.
In diesem Moment klingelte es an meinem Apparat und Michael meinte, zwei Jungs sind auf dem Weg zu dir, sie wollten dich unbedingt heute noch sprechen. Alle anderen würden sich melden, wenn sie dich sprechen wollen. Ich bedankte mich für seine Info und erklärte Ludwig: „Wir hören und sehen uns, Michael hat gerade angekündigt, dass zwei weitere Jungs auf dem Weg hierher sind, weil sie dringend mit mir sprechen wollen“.
Kaum war Ludwig weg, meinte Thomas, glaubst du wirklich, dass er sich dafür interessiert oder dass er nicht andere Interessen verfolgt? Bevor ich ihm antworten konnte, klopfte es an meinem Büro und die beiden Jungs traten in mein Büro.
Sie stellten sich vor, der eine hieß Markus Ebner und sein Freund nannte sich Matthias Bader. Ich fragte sie wie ich ihnen helfen kann. Markus war wohl der Wortführer und fragte mich, ob ich in meinen Unternehmen auch Auszubildende beschäftige.
Ich erklärte ihnen, dass wir in allen Teilbereichen des Unternehmens Azubis hätten, es kommt immer darauf an, was jemand lernen will. „ Wer von euch beiden ist auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle und was sucht ihr konkret?“
Matthias meinte, ich bin derjenige, der auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle ist. Eigentlich wollte ich Koch werden, aber inzwischen bin ich mir nicht mehr ganz so sicher. Ich könnte mir auch einen anderen Job in der Gastronomie vorstellen, entweder im Service oder in einem Hotel.
Ich meinte, mit Hotel kann ich dir nicht dienen, aber bei Sebastian in der Küche oder im Service suchen wir noch für nächstes Jahr nach Auszubildenden. Ich meinte, er solle doch seine Bewerbungsunterlagen schnellstmöglich einreichen“. Wenn er will, könne er während der Weihnachtsferien eine vierzehntägige Schnupperlehre absolvieren und sich danach festlegen, was er wirklich erlernen will.
Er meinte, es gebe da noch ein kleines Problem, seine Eltern wüssten bis heute nicht, dass er schwul sei. Er will es ihnen auch nicht sagen, da sie wahrscheinlich genauso reagieren wie Christians Eltern. Er meinte, wir beide treffen uns immer nur heimlich und donnerstags wissen sie nur, dass ich mich einer Jugendgruppe angeschlossen habe und zu den Treffen gehe.
Er wollte wissen, ob ich ihm eine Wohnmöglichkeit anbieten könne, wenn er eine Ausbildung im Restaurant von Sebastian absolviert. Ich fragte ihn, wie alt er denn sei. Derzeit bin ich sechzehn und im Mai werde ich siebzehn. Ich erklärte ihm, wenn seine Eltern dagegen seien, könne er nicht in eine Wohnung allein einziehen, solange er nicht volljährig ist. Ich fragte Markus, wie alt er denn sei. Er antwortete mir, dass er im vergangenen Monat achtzehn geworden sei.
Thomas schaute mich an und erklärte den Jungs dann: „Peter darf euch nur helfen, wenn eine Notlage vorliegt, also zum Beispiel, wenn Markus von seinen Eltern aus dem Haus geworfen wird und ihm über das Jugendamt, wegen seiner Ausbildung, eine ausbildungsnahe Wohnmöglichkeit vermittelt wird. Wenn du dann gegenüber dem Jugendamt erklärst, du würdest gerne mit ihm zusammenziehen, könntet ihr beide, weil noch in Ausbildung, du bereits volljährig, eine gemeinsame Wohnung beziehen. Bedeutet aber auch, dass vom Jugendamt regelmäßig jemand vorbeischaut und sich davon überzeugt, dass ihr eure häuslichen Verpflichtungen nachkommt. Einfacher wäre es, wenn seine Eltern einem Umzug in eine ausbildungsnahe Wohnung zustimmen würden, dann könnte er im Sommer in eine der neuen Wohnungen oder Appartements einziehen, die derzeit in der Nähe des Gutshofes für Auszubildende errichtet werden.“
Ich mischte mich wieder ein und meinte: „Matthias, das Beste ist, du bringst uns umgehend deine Bewerbungsunterlagen vorbei, machst Weihnachten deine Schnupperlehre bei uns und wir versuchen den Ausbildungsvertrag von deinen Eltern unterzeichnen zu lassen. Damit habe ich die Möglichkeit, dir eine ausbildungsnahe Unterbringung anzubieten. Alles Weitere ergibt sich dann je nach Reaktion deiner Eltern.
Soweit ich informiert bin, wird es vermutlich bis März dauern, bis die nächsten Wohnungen und Appartements bezugsfertig sind. Wenn du Probleme hast, kannst du gerne auf mich zukommen. Es gibt für alles eine Lösung. Der Freund meines Sohnes hatte das Glück, dass er schon volljährig war, als seine Eltern mitbekamen, dass er schwul ist und sie ihn aus dem Haus warfen.
In diesem Falle konnte er ohne Problem bei uns einziehen und hat sich mit Philipp das Zimmer geteilt. Matthias meinte, er werde gleich morgen seine Unterlagen vorbeibringen. Wir sollen schon mal den Vertrag für die Schnupperlehre vorbereiten. Wie es weitergeht, sehen wir nach meinem Praktikum, meinte Matthias noch. Die beiden Jungs verabschiedeten sich. Thomas und ich beschlossen nach oben in unsere Wohnung zu gehen.
Wir saßen gemütlich bei einem Glas Wein im Wohnzimmer. Thomas meinte gerade zu mir, dass die Idee mit der Weihnachtsfeier für die Jungs und ihre Eltern eine sehr gute Idee wäre. Ich erklärte ihm, dass ich es sogar mit Sebastian abgesprochen hätte und der sogar erklärte, dass er die übrig gebliebenen Speisen vom Büffet des Vortages dazu verwenden könne.
Plötzlich öffnete sich die Tür des Wohnzimmers und die drei Jungs stürmten herein. Sie setzten sich und fragten, ob sie zum Abschluss des Tages auch ein Glas Wein trinken dürften. Thomas holte drei weitere Gläser und schenkte ihnen ein. Sie erklärten, dass es die beste Idee gewesen sei, sie heute Abend zum Treffen der Jungs mitgenommen zu haben.
Sie hätten bereits neue Freunde gewonnen und würden zukünftig regelmäßig an diesen Treffen teilnehmen. Christian meinte, der süße Kerl, der euch als Erster zu einem Privatgespräch gefolgt ist, würde ihm sehr gut gefallen, nur wisse er einfach nicht, ob der noch Solo sei. Thomas meinte, dass wissen wir auch nicht, aber wir können dir zumindest sagen, dass er Ludwig heißt. Christian grinste und meinte, dass wisse er bereits. Er habe sich nach seiner Rückkehr mit ihm kurz unterhalten.
Ich fragte Christian, ob er morgen den Aufbau der beiden Küchen überwachen könne, Bernhard und Benjamin werden wohl oder übel arbeiten müssen, zumindest am Vormittag. „Und dann solltet ihr euch überlegen, was wir am Samstag alles einkaufen wollen für eure Appartements. Denkt daran, nur mit Möbeln ist es nicht getan. Da gehört mehr dazu, um eine gemütliche Atmosphäre zu schaffen“.
Christian fragte, ob ich einen Block und einen Stift hätte, dann könne er sich morgen, während er beim Küchenaufbau zusieht, bereits seine Gedanken notieren. Ich erklärte ihm, dass er das morgen früh unten im Büro holen könne.
Thomas meinte, für uns junggebliebene Alte sei es Zeit etwas für unser gutes Aussehen zu unternehmen und ins Bett zu verschwinden, Schlaf sei immer noch die beste Gelegenheit, um etwas gegen das Altern zu unternehmen. Die Jungs meinten: „Lasst eure Gläser ruhig stehen, wir räumen nur noch kurz auf und gehen dann auch zu Bett“.
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