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Regenbogenfamilie
Teil 57 - Handwerker
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Informationen
- Story: Regenbogenfamilie
- Autor: Sonntagskind55
- Die Story gehört zu folgenden Genre: Coming Out
Am darauffolgenden Montag bat ich Florian, aus der Wohnungsverwaltung, zu versuchen, die Handwerker zu überreden, mit der Renovierung der Wohnung frühestmöglich zu beginnen oder uns einen befreundeten Handwerkskollegen zu nennen, der vielleicht diese Aufgabe übernehmen könnte.
Gleichzeitig erklärte ich ihm, dass ich bereits am Überlegen bin, ob es nicht langfristig vernünftiger wäre, ein eigenes kleines Handwerksunternehmen zu gründen, das alle notwendigen Renovierungsmaßnahmen und sämtliche Kleinreparaturen in den Wohnungen und den Gebäuden des Gutshofes durchführen kann.
Florian schaute mich an und meinte: „Ich habe mir das auch schon manchmal überlegt, vor allem dann, wenn wir dringend einen Handwerker bräuchten und kurzfristig wieder einmal keiner zur Verfügung steht. Nur wie stellst du dir das vor?“
Ich lachte und erklärte ihm: „Du kennst mich zwar noch nicht so lange. Eines ist dir sicher bewusst, entweder ich gründe ein eigenes Unternehmen oder, wenn ich eine bestehende Firma übernehmen kann, kaufe ich sie. Du kannst dich auf dem Markt umhören, ob es ein kleineres Unternehmen gibt, dessen Eigentümer aus Altergründen demnächst seinen Betrieb aufgeben will.“
Florian sah mich an und stellte fest: „Das ist aber jetzt nicht dein Ernst! Dir ist schon bewusst, dass du mit dem Kauf eines Unternehmens nur einen kleinen Teil dessen abdecken kannst, was die neue Firma erledigen soll. Du benötigst, um alles in eigener Regie zu erledigen, zumindest Maler, Fliesenleger, Bodenleger, Elektriker, Maurer und Sanitärinstallateure.
Hinzu kämen noch Heizungsbauer und mindestens ein Mann, der alles koordiniert und die Materialbeschaffung übernimmt. Wie stellst du dir das vor? Wenn wir zwischendurch weniger in unseren eigenen Objekten zu arbeiten haben? Willst du dann zusätzlich Fremdaufträge annehmen, nur damit die Mitarbeiter ausgelastet sind?“
Ich überlegt kurz und antwortete ihm: „Hast du schon einmal darüber nachgedacht, wieviel Geld wir im Jahr für Handwerker ausgeben und wie hoch die Mietausfälle im Jahr sind, weil die von uns beauftragten Handwerker uns zeitlich vertrösten, weil ihre Unternehmen zu ausgelastet sind und damit längere Renovierungszeiten entstehen. In dringenden Fällen zahlen wir zusätzlich oft einen Eilzuschlag, nur damit sofort ein Handwerker für uns tätig wird. Wir haben inzwischen einen derart großen Eigenbestand an Immobilien und Objekte in der Fremdverwaltung, dass man über so einen Schritt ruhig nachdenken kann. Bei einem Leerlauf, den du angedeutet hast, brauchst du nicht unbedingt Fremdaufträge, um über die Runden zu kommen. Sie können in den Zeiten die nicht so dringlichen Arbeiten durchführen. Du lässt dir die Zahlen von der Buchhaltung für das vergangene Jahr geben. Dazu die Daten unserer Verwaltungsgesellschaft in München. Dann haben wir eine Basis, auf deren Grundlage wir das weitere Vorgehen besprechen können. Gut wäre es, wenn die Zahlen in Personal- und Materialaufwendungen sowie nach Gewerken aufgeschlüsselt sind.“
Ich telefonierte kurz mit Klaus, unserem Chefbuchhalter, und erklärte ihm, was ich plane und weshalb ich aus der Buchhaltung verlässliche Zahlen benötigt. Sowohl für die Gutsverwaltung als auch für die Stiftung. Wobei er die anfallenden Kosten in Spanien dabei nicht berücksichtigen solle, um eine endgültige Entscheidung zu treffen.
Er meinte, das mit der Trennung in Personal- und Materialkosten sollte kein Problem darstellen, da wir alle Rechnungen bereits aufgeteilt verbuchen für die Nebenkostenabrechnungen, da ein Teil der Personalaufwendungen für den Mieter steuerlich relevant ist. Auf Nachfrage glaubte er, dass er uns die Zahlen innerhalb der nächsten zwei Tage zur Verfügung stellen kann.
Als nächstes telefonierte ich mit Christine in der Münchner Buchhaltung, die mir versprach, ihre Zahlen bereits bis morgen Abend zu liefern. Ich bat sie, die die Unterlagen an Florian zu schicken, der die Informationen sammelt und aufbereitet zur Vorbereitung unserer weiteren Überlegungen.
Ich vereinbarte mit Florian, dass wir uns am Donnerstagnachmittag zusammensetzen und er aus seinen Daten noch die Mietausfallkosten ermitteln solle sowie den durchschnittlichen Leerstand der Wohnungen. Für das Gespräch am Donnerstag solle er noch Ludwig hinzuholen, der derzeit für die Verwaltung der bisherigen Immobilien der Stiftung zuständig ist.
Am Donnerstag traf ich während der Mittagspause in der Kantine auf Ludwig und Florian. Ich setzte mich zu ihnen an den Tisch und fragte nach, ob es bei unserem Termin heute Nachmittag bleibt oder wir den Termin verschieben müssen.
Florian grinste und meinte, meinetwegen hätten wir die Besprechung bereits heute Morgen abhalten können. Die Unterlagen, die ich vorbereitet habe, sind bereits seit gestern Nachmittag fertig und bisher konnte ich mit Ludwig die Unterlagen noch nicht durchgehen. Er meinte noch, dass er von den Ergebnissen selbst überrascht wurde. Da sie mit dem Essen bereits fertig waren, verabschiedeten sie sich mit dem Kommentar: „Wir sehen uns später.“
Kurz vor zwei Uhr rief mich Florian an und meinte, wir treffen uns im Besprechungsraum. Der ist heute Nachmittag frei und ich kann meine Ergebnisse auf dem großen Bildschirm präsentieren. Ich meldete mich bei Petra ab und meinte, dass ich mit Florian und Ludwig im Besprechungszimmer sei und wir nur in dringenden Fällen gestört werden sollten.
Im Besprechungsraum wurde ich bereits von den Beiden erwartet und Florian hatte bereits alles vorbereitet, um mit seiner Präsentation zu starten. Bevor er loslegte, erklärte er: „Wie ich dir beim Mittagessen bereits angedeutet habe, haben mich die Zahlen doch beeindruckt, die ich aufbereitet habe.
Ich präsentiere sie euch in aufsteigender Reihenfolge, wobei ich folgende Gruppierung vorgenommen habe. Die Renovierungs- und Umbaukosten sind aufgeteilt und zugeordnet zu den Immobilien des Gutshofes, der Stiftung, der Münchner Verwaltungsgesellschaft und den Aufwendungen für die Fremdverwaltung, wobei letztere normalerweise an den Eigentümer weitergegeben werden.“
Nach kurzer Pause zeigte er uns die Gesamtaufwendungen für alle Bereiche und meinte: „Ich war überrascht davon, dass im vergangenen Jahr mehr als eine Million von allen Bereichen für Umbau-, Renovierungs- und Sanierungsmaßnahmen ausgegeben wurden. Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass ich von einer weitaus geringeren Summe ausgegangen bin, Dabei ist der Rückbau des neuen Seminarhotels noch nicht einmal berücksichtigt, der noch einmal fast zweihunderttausend Euro gekostet hat.“
Er wechselte zum nächsten Bild und zeigte uns, wie sich die Ausgaben nach Gewerken aufteilen, wobei er Säulendiagramme erstellt hatte, auf denen die Gewerke wiederum nach Auftraggebern aufgeteilt waren. Er hatte jeweils eigene Säulen erstellt für Material- und Personalkosten.
Dazu erklärte er: „Wenn ich mir das ganze so betrachte, sind die personalkostenintensivsten Gewerke die Sanitär- und Elektroinstallationen, gefolgt von den Maurerarbeiten und den Bodenlegern. Vernünftigerweise sollten wir, wenn wir ein bestehendes Unternehmen aufkaufen wollen, uns eine oder zwei Firma aus den beiden kostenintensivsten Gewerken aussuchen und den Rest in dieses Unternehmen integrieren.
Solange du keine Auszubildenden einstellen willst, brauchst du für keines der Gewerke einen Meister oder Ausbilder. Solltest du jedoch auf die Idee kommen, in dem neuen Unternehmen Ausbildungsplätze anzubieten, brauchst du mit Ausnahme der Fliesen- und Bodenleger jeweils einen Meister.“
Ich schaute ihn an und sagte: „Habe ich doch richtig erkannt, dass unsere jährlichen Aufwendungen in diesem Bereich die Überlegungen zulassen, mit einem eigenen Handwerksbetrieb an den Start zu gehen, um zukünftig die Arbeiten zügiger durchführen zu können. Kannst du mir auch sagen, wie es bei den Mietausfällen aussieht und welche Reduzierungen bei kürzeren Renovierungszeiten möglich sind?“
„Wir haben derzeit im Schnitt eine Mietausfallzeit von knapp drei Monaten. Von einem Monat bis zu sechs Monaten, ist alles vertreten,“ erklärte er und setzte fort mit: „wobei die längsten Mietausfälle derzeit im Münchner Raum zu verzeichnen sind. Wenn wir im Optimalfall auf einen Monat Mietausfall kommen, würden wir den Mietausfall auf ein Drittel des bisherigen Wertes senken können, was zu Mehreinnahmen von einhundert- bis einhundertfünfzigtausend Euro führen würde.“
Jetzt meldete sich Ludwig zu Wort und erklärte uns: „Ich habe mich schon gewundert, warum ich bei dieser Besprechung dabei sein soll, da mir weder du, Peter, noch Florian genau erklärt hat, um was es dabei geht. Inzwischen habe ich zumindest so viel verstanden. Du überlegst, ob du dir ein Handwerksunternehmen aufbauen sollst, das für alle zum Gutshof gehörenden Unternehmen und die Stiftung, die Renovierungen und Sanierungen übernimmt, weil du der Überzeugung bist, dass dadurch zu den möglicherweise geringeren Kosten auch noch Mehreinnahmen bei den Mieten zu erwarten sind. Wenn ich mir Florians Zahlen unter diesem Aspekt betrachte, komme ich in etwa zum gleichen Ergebnis wie du. Wir könnten die Aufwendungen und den Zeitraum für die Renovierungsarbeiten geringer ausfallen lassen. Weitere Einsparungen ergeben sich, da das Unternehmen nicht so eine große Gewinnspanne für das eingekaufte Material benötigt. Vergiss dabei aber bitte nicht, dass du zusätzlich ein Lager und einen Mitarbeiter dafür benötigst, wo zumindest ein gewisser Grundstock an Material gelagert wird, nicht immer ist alles sofort lieferbar und lagernd bei den Großhändlern vorhanden. Mit meiner Unterstützung für die Durchführung dieses Projekt könnt ihr auf alle Fälle rechnen.“
Florian nutzte den letzten Satz von Ludwig dazu ihn sofort zur Mitarbeit einzuladen. Dann setzte er seinen Vortrag fort: „Ich habe heute Morgen mit der Handwerkskammer und mit den beiden wichtigen Innungen telefoniert und nachgefragt, ob ihnen derzeit Unternehmen bekannt sind, bei denen aus Altersgründen oder sonstigen Gründen ein Nachfolger gesucht wird.
Bei der Innung für das Elektrohandwerk wurde mir erklärt, dass nach ihren Unterlagen derzeit zwei Unternehmen den Eigentümer wechseln sollen. Sie wollten jedoch erst abklären, wie weit der Verkauf schon gediehen sei und uns dann mit den aktuellen Informationen versorgen.
Der Anruf bei der Innung für das Sanitärhandwerk ergab die Antwort, dass sie offiziell von keiner Weitergabe eines Betriebes wüssten, aber zumindest Gerüchte kursieren, dass ein Unternehmen, das sowohl das Sanitär- als auch das Elektrohandwerk abdecken würde, derzeit zum Verkauf stehe.
Der dortige Ansprechpartner versprach uns den Kontakt zu vermitteln, sofern sein Anruf bei dem Unternehmen ergebe, dass es veräußert werden soll. Bis jetzt habe ich noch keinen Rückruf erhalten. Aber er meinte, dass es möglicherweise ein bis zwei Tage dauern könne bis sie sich wieder bei mir melden würden.“
Ich wollte gerade etwas dazu sagen, als im Besprechungszimmer das Telefon sich bemerkbar machte. Ich nahm den Hörer ab, da ich sah, dass Petra in der Leitung ist. Sie sagte: „Peter ich weiß, dass ich euch nicht stören soll, aber das ist einer der Anrufer von denen Florian gesagt hat, dass er wichtig ist und auf alle Fälle durchgestellt werden soll. Ich übergebe euch das Gespräch.“
Ich meldete mich mit meinem Namen und merkte sofort, dass der Anrufer am anderen Ende der Leitung etwas verwirrt war und nicht sofort reagierte. Er sagte dann nur: Ich sollte eigentlich mit einem Florian Baumann verbunden werden. Ich habe ihm meinen Rückruf versprochen, wenn ich näheres über den Verkauf wüsste.“
Ich erklärte ihm: „Sie sind hier schon richtig, ich sitze gerade mit meinen beiden Mitarbeitern Florian und Ludwig in einer Besprechung, in der es genau um dieses Thema geht. Wenn es sie nicht stört würde ich jetzt auf Lautsprecher schalten, dann können wir das Gespräch gemeinsam fortsetzen.“
Er meinte dazu, „Kein Problem, wenn sie zu diesem Thema derzeit in einer Besprechung sitzen, können sie mich gerne auf Lautsprecher schalten. Was ich zu sagen habe können alle Beteiligten hören, die sich mit dieser Thematik beschäftigen.“
Die beiden Jungs begrüßten den Anrufer und anschließend bat ich ihn uns zu erzählen, was es an Neuigkeiten für uns gebe. Er erzählte uns: „Wie ich Herrn Baumann am Vormittag erklärt habe, wüsste ich von einem Unternehmen, das möglicherweise verkauft werden solle. Mein Gespräch mit dem Geschäftsinhaber ergab, dass er sich aus Altersgründen zurückziehen will und da er keinen Nachfolger innerhalb der Familie habe, die Firma verkaufen wolle. Er sei zwar bereits mit einigen Kollegen aus der Branche im Gespräch, aber derzeit sei es noch zu keiner konkreten Einigung gekommen. Ich habe ihm kurz geschildert, was Herr Baumann mir am Vormittag erzählt hatte, und er hat Interesse daran bekundet mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Ich habe mit ihm vereinbart, dass ich sie heute noch anrufen werde und dem Interessenten seine Daten durchgeben werde, damit sich dieser direkt mit ihm in Verbindung setzen könne.
Er fragte mich, ob ich ihm nähere Informationen über den Interessenten geben könne und als ich ihm erzählte, dass hinter dem Interessenten vermutlich die Gutsverwaltung Sonneneck stehen würde, meinte er nur, dass ihm dieses Unternehmen sehr wohl bekannt sei und er in der Vergangenheit gelegentlich für dieses Unternehmen gearbeitet habe. Erst mit dem Tod des Seniorchefs sei die Verbindung abgerissen. Er hat Interesse an einem Gespräch und wird sich direkt bei euch melden, ich denke so in fünf bis zehn Minuten, das habe ich mit ihm so vereinbart. Ich würde mich freuen, wenn das Geschäft zustande kommt und hoffe, dass ihr weiterhin unserer Innung treu bleibt.“
Ich bedankte mich noch einmal für seinen Bemühungen und versprach, wenn möglich in der Sanitärinnung zu verbleiben. Nach Ende des Gesprächs rief ich Petra an und erklärte ihr, dass, wenn ein Herr Obermeier anruft, sie das Gespräch sofort durchstellen soll.
Sie lachte und meinte: „Zu spät, der hat vor zwei Minuten hier angerufen und als ich ihm erklärte, dass ihr gerade noch im Gespräch mit einem Herrn von der Innung seid, hat er seine Rufnummer hiergelassen und gemeint, ihr könnt zurückrufen, sobald ihr das Gespräch beendet habt. Ich rufe ihn gleich an und stelle euch das Gespräch durch.“
Es dauerte einige Minuten, bis es erneut klingelte und Petra uns das Gespräch mit Herrn Obermeier durchstellte. Ich erklärte ihm kurz, dass ich mit meinen beiden Mitarbeitern des Projektes `Gutshofhandwerker` in einer Besprechung genau zu diesem Thema zusammensitze und ihn auf Lautsprecher zu schalten und fragte ihn, wie er sich den die Firmenübergabe so vorstellen würde.
Er antwortete uns: „Am liebsten würde ich das in einem persönlichen Gespräch, sozusagen Auge in Auge besprechen. Ich würde euch, dich und deine beiden Mitstreiter zu einem Gespräch einladen, bei dem wir alles in Ruhe miteinander besprechen können. Ich schlage als Termin für unser erstes Treffen morgen Vormittag vor.“
Nach kurzem Überlegen meinte ich: „Gegen einen Termin morgen Vormittag stehen keine Hindernisse im Weg. Ich schlage jedoch vor, dass wir uns bereits heute Nachmittag noch treffen, um uns persönlich kennenzulernen und morgen können wir dann direkt in die Verhandlungen einsteigen. Hätten sie Zeit und Lust jetzt sofort bei uns am Gutshof vorbeizukommen zu diesem ersten Gespräch.“
Er überlegt nur kurz und sagte; „Da heute von meiner Seite keine weiteren wichtigen Termine anstehen, sehe ich kein Hindernis uns zu einem ersten Kennenlernen zu treffen. Ich könnte in einer halben Stunde bei euch auf dem Gutshof sein. Ihr müsst mir nur sagen wohin ich genau kommen soll, dann mache ich mich sofort auf den Weg.“
Florian erklärte ihm: „Das ist einfach, nur bis zum Haupthaus im Gutshof. Im Erdgeschoß befinden sich die gesamten Büros der Verwaltung. Wenn sie bei Petra, Peters Assistentin, aufschlagen, wird sie sie sofort in unser Besprechungszimmer bringen. Wir haben sowieso noch einiges abzuklären und werden immer noch im Besprechungszimmer sitzen und ihren Besuch erwarten.“
Wir verabschiedeten uns von ihm und widmeten uns wieder den Statistiken und Zahlen, die Florian aufbereitet hatte. Ich wollte von Florian wissen, inwiefern wir seine Auswertungen in unser Gespräch mit Herrn Obermeier einbringen könnten.
Er erklärte uns dazu: „Ich würde ihm die Grafiken mit den Prozentangaben der einzelnen Gewerke zeigen, also keine konkreten Zahlen. Ich kann ihm aber auch die Umsatzzahlen seiner beiden Gewerke zeigen, was ihn sicher mehr interessieren dürfte. Ansonsten schlage ich vor, ihm im ersten Gespräch nur die Informationen weiterzugeben, die unbedingt nötig sind, solange wir nicht definitiv wissen, warum er sein Unternehmen wirklich veräußern will.“
Ludwig schaute uns an und fragte nach, warum wir nicht direkt mit offenen Karten spielen wollen. Dazu erklärte ich ihm: „Florian hat schon recht, wir dürfen nicht zu viel offenlegen, bevor wir genau wissen, warum er sein Unternehmen aufgeben will. Es könnte sein, dass er mit den Informationen, die wir ihm preisgeben, bei einem anderen Interessenten versucht den Preis nach oben zu drücken, vor allem bei einem Unternehmen, das bisher bereits mit uns zusammenarbeitet.
Dabei sollten wir ihm deutlich erklären, dass wir mit dem Handwerksbetrieb hauptsächlich unsere eigenen Immobilien renovieren und sanieren wollen und weniger an Fremdaufträgen interessiert seien. Ausgenommen davon sind natürlich die von uns im Auftrag verwalteten Immobilien von Dritten.“
Inzwischen waren die dreißig Minuten fast vorüber. wWr hatten noch über die eine oder andere Strategie für unser Gespräch geredet, als Petra anrief und signalisierte, dass unser Besucher eingetroffen sei und sie in Kürze mit ihm im Besprechungszimmer eintreffen werde. Sie gehe kurz nach draußen und holt ihn vom Parkplatz ab. Ich sagte es kurz den Jungs, dass unser Besucher schon da sei und Petra ihn ins Besprechungszimmer bringen würde.
Wir begrüßten Herrn Obermeier und ich erklärte ihm gleich, dass er uns bitte mit Vornamen anreden soll, da dies in unserem Unternehmen so gehandhabt wird. Ich erklärte ihm kurz, das gilt für alle Mitarbeiter, vom Auszubildenden bis hin zu den Geschäftsführern oder meiner Person. Ich stellte ihm die beiden Jungs, Florian und Ludwig, vor und dass ich Peter bin.
Unser Gast erklärte uns, dass er damit kein Problem habe, da es in seinem Betrieb genau so gehandhabt wird. Er meinte wir sollten ihn doch mit Eddi, abgeleitet von Eduard, aber so wird er von niemandem genannt. Petra wollte von ihm wissen, was sie ihm zum Trinken anbieten könne. Eddi meinte, er würde gerne einen Kaffee nehmen.
Bis Petra mit dem Gewünschten kam, setzten wir uns wieder an den Tisch und unterhielten uns erst einmal über die Größe von Eddis Firma. Sie hatte vorsichtshalber eine große Kanne Kaffee ins Besprechungszimmer mitgebracht, damit wir uns ebenfalls noch bedienen können, da die Veranstaltung jetzt länger dauern würde als ursprünglich geplant war.
Er erzählte, dass derzeit dreizehn Mitarbeiter beschäftigt seien, zwei Mitarbeiter in der Verwaltung, eine für die Buchhaltung und Lohnabrechnung, und einen Mitarbeiter, der sich um Angebote und Rechnungen kümmert. Zusätzlich habe ich einen Rentner, der sich zweimal wöchentlich auf geringfügiger Basis um das Lager kümmert.
„Wie ihr selbst seht, bin ich nicht mehr der Jüngste und will mich in den nächsten Monaten aus dem Arbeitsleben zurückziehen. Von meinen Töchtern und Schwiegersöhnen kann und will keiner in die Firma einsteigen. Sie haben alle Berufe die nichts mit dem Handwerk zu tun haben. Deshalb bin ich auf der Suche nach einem geeigneten Firmennachfolger.“
Ich erklärte ihm in wenigen Worten unsere Situation und warum wir derzeit auf der Suche nach einem Handwerksbetrieb sind, um zukünftig bei Renovierungs- und Umbaumaßnahmen unabhängiger zu sein.
„Wir haben im letzten Jahr mehr als eine Million für diesen Bereich ausgegeben, mit steigender Tendenz, da sich sowohl der Immobilienbestand des Gutshofes, aber auch der der Stiftung erheblich vergrößert hat. Hinzu kommen die Fremdverwaltungen, bei der derzeit ebenfalls Steigerungen zu verzeichnen sind. Unsere Überlegungen gehen derzeit in die Richtung, dass wir einen Handwerksbetrieb aufbauen wollen, der alle Gewerke, die auf dem Immobiliensektor benötigt werden, umfasst. Das würde bedeuten, dass wir zukünftig auch Maler, Fliesen- und Bodenleger, Maurer und Heizungsbauer, beschäftigen wollen, die in erster Linie auf den eigenen Baustellen eingesetzt werden und, wenn freie Kapazitäten vorhanden sind, zusätzlich Fremdaufträge durchführen können. Sein Unternehmen würde der Grundstock für diese Aufgabe sein, wenn wir uns einigen können.“
Ich wechselte das Thema und gab ihm die Informationen, warum er nach dem Tod meines Vaters bei den Aufträgen nicht berücksichtigt wurde. Ich erklärte ihm, dass ich nicht geplant hatte, die Leitung des Familienbetriebes zu übernehmen und mich deshalb in der Vergangenheit auch nicht mit diesen Themen auseinandergesetzt hatte.
Kurz vor dem Tod meines Vaters erklärte er mir, dass ich nach seinem Tod die Verantwortung für den Gutshof übernehmen müsse, da meine Schwester ihren Anteil an der Erbschaft bereits erhalten habe und mein älterer Bruder, der in seiner Ehe kinderlos geblieben ist, kein Interesse An dieser Aufgabe hatte. So habe ich meinen guten Job als Prokurist einer anderen Firma aufgegeben und diese Aufgabe übernommen. Ich hatte nur ein Ziel, das Unternehmen neu zu strukturieren und den Gutshof auf eine neue, dennoch solide Basis zu stellen.
„Wir haben in den letzten Jahren viel auf dem Gutshof umgebaut. Neu sind das Restaurant, der Hofladen und das Hof-Café. Im alten Gesindehaus haben wir ein Schullandheim und Seminarzentrum errichtet. Durch die von meinen Eltern gegründete Stiftung, die anfangs nur aus Immobilien bestand, die sie auf Mallorca erworben hatten, wurden durch zwei größere Erbschaften ein Unternehmen mit riesigem Immobilienbesitz in Deutschland, Österreich und Spanien. In der anfänglichen Hektik haben wir uns für die Renovierungen Handwerker gesucht, die sofort mit den notwendigen Umbaumaßnahmen beginnen konnten.“
Eddy meinte dazu: „Das kann ich verstehen, wenn man von heute auf morgen die Leitung eines Betriebes übernehmen muss, der bisher nur von einer einzigen Person geleitet wurde. Ich habe schon gehört, dass gleichzeitig auch der bisherige Pächter in den Ruhestand gehen wollte und du nach einem geeigneten Nachfolger suchen musstest. Wenn ich heute auf die letzten vierzig Jahre zurückblicke, sehe ich mich mit meinen fünfundzwanzig Jahren. Ich durfte damals auch von heute auf morgen den väterlichen Betrieb übernehmen, da mein Vater viel zu früh einem Herzinfarkt erlegen ist. Glücklicherweise lebte mein Opa damals noch, der mich zumindest in der Anfangszeit mit seinen Ratschlägen unterstützte. Aus dem Kleinbetrieb mit zwei Mitarbeitern habe ich im Laufe der Jahre den Handwerksbetrieb zur heutigen Größe ausgebaut und zusätzlich zum Elektrikerhandwerk den Sanitärbetrieb aufgebaut. Was mich aber mehr interessiert, du sprichst von einer Stiftung. Mich würde interessieren, welche Ziele diese Stiftung verfolgt.“
Ich schaute Florian und Ludwig an und Letzterer reagierte als Erster und erklärte Eddy die Aufgaben der Stiftung. Er berichtete: Die die Stiftung soll Kindern aus benachteiligten Familien einen Urlaub ermöglichen, sowohl mit als auch ohne die Eltern. Eine weitere Aufgabe besteht darin, Minderheiten in ihrem Kampf, um Anerkennung zu unterstützen. Neu hinzugekommen ist die Zusammenarbeit mit dem Jugendamt, um für Heranwachsende aus Kinderheimen einen bezahlbaren Wohnraum während der Ausbildung zu beschaffen. Mit achtzehn Jahren müssen sie die Kinderheime verlassen und die ersten eigenen Schritte in ihr Leben unternehmen.“
Danach erzählte er noch, dass wir heuer bei unserem Projekt Urlaub für Kinder ordentlich unter die Räder gekommen sind, da das Jugendamt, die anfangs für die Planung zuständig waren, zu viele Zusagen erteilt hatten und den Überblick verloren haben. In der Not wurde die Idee geboren, ein großes Zeltlager auf dem Grund und Boden des Gutshofes zu organisieren, wo wir alle Kinder und Jugendlichen unterbringen können. Gleichzeitig wurde es umfunktioniert und jetzt können auch sonstige Gruppierungen ebenfalls am Zeltlager teilnehmen. Wir rechnen während der Laufzeit mit etwa zweitausend Gästen“.
Eddy schaute mich an und meinte: „Da habt ihr aber eine große Aufgabe übernommen. Wenn ich euch unterstützen kann, lasst es mich wissen. Was mich jetzt doch interessiert, soll der Handwerksbetrieb Teil der Stiftung werden oder wird er ein eigenständiges Unternehmen bleiben? Mich würde das schon interessieren.“
Diesmal übernahm ich es wieder ihm zu erklären: „Wir haben mehrere Möglichkeiten. Eine der Möglichkeiten ist, der Betrieb bleibt als eigene Gesellschaft erhalten und der Gutshofbetrieb ist der Eigentümer dieser Firma. Eine weitere Überlegung ist, den Betrieb eigenständig weiter zu betreiben, ihn jedoch als ein Unternehmen der Stiftung fortzuführen und einen Gewinnabführungsvertrag abzuschließen. Eine weitere Möglichkeit sehe ich darin, den Handwerksbetrieb als Teil des Gutshofes zu betrachten, wie zum Beispiel das Restaurant oder den Hofladen. Dabei würde zumindest keine eigene Gesellschaft benötigt. Das hängt auch davon ab, wie du dir vorstellst, dass dein Lebenswerk langfristig fortgesetzt wird. Ich würde dir sogar anbieten, noch so lange im Unternehmen mitzuarbeiten, wie du kannst und willst, um vor allem die Kontinuität fortzusetzen und eine neue Führungskraft einzuarbeiten. Hättest du in deiner Firma einen jüngeren Mitarbeiter, dem du diese Aufgabe zutrauen würdest?“
Er schaute mich längere Zeit schweigend an, bevor er mir antwortete: „Peter, du überrascht mich, du bist der Erste, der nicht sofort an eine Integration in sein Unternehmen denkt, sondern eine eigenständige Fortsetzung des Geschäftsbetriebes der Elektro und Sanitär Obermeier GmbH anbietet. Vor allem überrascht mich dein Angebot vorerst weiter im Unternehmen zu verbleiben und am weiteren Ausbau des Unternehmens teilzuhaben. Die Aufgabe eine neue Führungskraft in die täglichen Arbeiten der Firma einzuarbeiten, klingt nicht nur verlockend, sondern gäbe mir die Möglichkeit in kleinen Schritten auszusteigen. Zu deiner Frage, ob ich einen jüngeren Mitarbeiter habe, dem ich langfristig die Verantwortung weiterreichen könnte: Ja, den hätte ich. Er hat die Übernahme bisher aber abgelehnt mit dem Argument, dass er sich den Kauf des Unternehmens nicht leisten könne. Und das musste ich akzeptieren.“
Florian grinste und fragte Eddy, wie schnell er den jungen Mann zu einem klärenden Gespräch einladen könne. Eddy meinte, wenn es sein muss, dann innerhalb der nächsten fünfzehn Minuten. Er sei derzeit auf einer Baustelle in der Nähe und die anderen Kollegen könnten auch ohne ihn weiterarbeiten.
Ich meinte nur: “Dann lass ihn antraben. Wir erweitern dafür aber den Kreis der Teilnehmer um einige meiner jüngeren Führungskräfte, die ich kurzfristig organisieren kann.“
Während er mit seinem Mitarbeiter telefonierte, ging ich zu Petra und meinte, sie solle so schnell wie möglich Philipp, Jonas und/oder Tim, Benjamin, Manuel und Bernhard auftreiben und in zehn Minuten ins Besprechungszimmer zu schicken. Ich informierte sie noch davon, dass wir in etwa einer viertel Stunde einen weiteren Besprechungsteilnehmer von außen erwarten.
Zurück im Besprechungszimmer meinte ich zu Eddy, ob es nicht sinnvoll sei, seinen jungen Mitarbeiter draußen bereits in Empfang zu nehmen und ihn kurz auf das, was auf ihn zukommt vorzubereiten. Er nickte und so gingen wir beide zum Parkplatz, um auf seinen Mitarbeiter zu warten.
Wir waren kaum angekommen, als schon das Firmenauto auf einen Parkplatz fuhr und ein etwa Zweiundzwanzigjähriger junger Mann ausstieg. Eddy stellte mich kurz seinem Mitarbeiter vor und den jungen Mann als Dennis Burgmüller.
Er erklärte ihm kurz, dass wir ein Gespräch mit ihm führen möchten. Aber nicht nur mit uns beiden, sondern einige von Peters Mitarbeitern in führenden Funktionen seien mit dabei. Ich meinte noch, er brauche vor meinen Leuten keine Angst zu haben, aber das würde er schnell selbst feststellen.
Zurück im Besprechungszimmer, wo inzwischen alle versammelt waren, stellte ich kurz allen Anwesenden Eddy vor, da sie ihn vorher noch nicht gesehen hatten. Eddy übernahm es seinen Mitarbeiter vorzustellen und anschließend übernahm ich die Aufgabe meine Mitarbeiter vorzustellen.
Ich bat sie aufzustehen, wenn ich sie nenne, und begann: „Da hätten wir einmal Ludwig, Florian und Benjamin, Mitarbeiter der Stiftung Sonneneck, meinen Sohn Philipp mit seinem Lebensgefährten Marcus, die für die gesamte IT des Unternehmens zuständig sind. Daneben sitzen Jonas und Tim, ebenfalls ein Pärchen, die für den landwirtschaftlichen Bereich des Gutshofes zuständig sind und parallel noch ihr Studium absolvieren.
Manuel ist der Führungsverantwortliche in der Gärtnerei Winter, einem eigenständigen Betrieb im Besitz des Gutshofes und zu guter Letzt haben wir noch Bernhard, Auszubildender in der IT und trotzdem bereits verantwortlich für das Projekt Dokumentenmanagement.“
„Wenn ich euch kurzfristig zu einer Besprechung im großen Kreis zusammenhole, gehe ich davon aus, dass ihr die Vermutung habt, dass ich wieder eine Menge Arbeit für euch haben werde. Damit liegt ihr nicht einmal falsch. Alleerdings nur unter der Voraussetzung, dass uns Eddy sein Unternehmen aus Altersgründen verkauft.“
Ich bemerkte, dass einige meiner Mitarbeiter frech grinsten, nachdem ich sie mit meiner Ankündigung überrascht hatte. Ich sprach weiter: „Dennis ist ein Mitarbeiter von Eddy, dem sein Chef zutraut in nächster Zeit die Führungsaufgabe in dieser Firma zu übernehmen. Wie Eddy mir erzählt hat, hatte er bereits Dennis die Firma zum Kauf angeboten, er hat jedoch abgelehnt, da er nicht über entsprechende Mittel für den Erwerb verfügt. Unsere Aufgabe ist es jetzt, Dennis davon zu überzeugen, dass er mit unserer und Eddys Hilfe, langfristig die Führung des Handwerksbetriebes übernehmen kann. Ich habe euch dazu gebeten, damit er sieht, dass in fast allen Teilbereichen und sonstigen selbstständigen Unternehmen des Gutshofes Sonneneck vorwiegend auf die jüngere Generation gesetzt wird, nicht nur auf dem Papier, sondern dass ihr maßgeblich an den Entscheidungen beteiligt seid. Im Übrigen gibt es noch Sebastian, unseren Küchenchef und seine Frau Alexandra, die unser Landschulheim leitet.“
Dennis meldete sich zu Wort und erklärte: „Einige von euch Jungs kenne ich noch aus meiner Schulzeit, ihr seid entweder in den Klassen über mir oder bei den Jüngeren gewesen. Bevor wir über das Ganze weitersprechen, will ich euch allen, aber auch meinem Chef erklären, dass ihr mich nur zusammen mit meinem Freund Axel bekommen könnt. Wir gehören auch zur Gruppe schwuler Jungs, wobei wir beide bisher weder bei unseren Eltern noch bei sonst jemanden geoutet sind. Ich weiß, dass es hier am Gutshof ein Treffmöglichkeit für schwule und lesbische Jugendliche gibt. Aber wir haben uns bisher nicht getraut es öffentlich zu machen. Nachdem Peter vorher einige von euch als Pärchen vorgestellt hat, bin ich jetzt mutig genug, zumindest euch davon zu erzählen.“
Benjamin grinste und erklärte Dennis: „Die von Peter vorgestellten Pärchen sind nur ein Teil der Wahrheit, er und Bernhard seien ebenfalls ein Pärchen, die hier im Gutshof wohnen. Hinzu kommt noch Manuel, dessen Lebensgefährte Daniel bei ihm im Unternehmen als Auszubildender beschäftig ist. Dann gibt es noch meinen Bruder Christian der mit Ludwig ebenfalls hier im Gutshof zusammenlebt. Um das alles zu vervollständigen, gibt es noch Thomas, Geschäftsführer der Johannes Graf GmbH, eines der eigenständigen Unternehmen des Gutshofes, der mit Peter zusammenlebt, wobei Peter nicht eindeutig zur Gruppe der Schwulen zählt, er ist eher bisexuell. Im Übrigen finde ich es trotzdem mutig von dir, sich bei uns zu outen, aber wie meinte Peter einmal zu mir, Angriff ist die beste Verteidigung. Uns würde jetzt doch interessieren, wie dein Chef zu der Sache steht.“
Bevor Eddy etwas sagen konnte, ergriff Dennis das Wort: „Egal wie mein Chef zu dieser Sache steht, wenn ihr mir die Möglichkeit bietet bei euch mitzuarbeiten und gemeinsam ein handwerkliches Unternehmen aufzubauen, bin ich und auch Axel, der das Malerhandwerk erlernt hat, sofort mit dabei. Auch wenn es bedeuten sollte, dass ich meinen Job in der Elektro und Sanitär Obermeier GmbH und Axel seinen bisherigen Job aufgeben müssen.“
Eddy lachte und meinte: „Das war eine klare Ansage von Dennis, aber keine Angst, ich habe nichts gegen Schwule. Der Bruder meiner Frau lebt auch seit vielen Jahren mit seinem Partner zusammen und ich hatte nie ein Problem mit den Beiden. Ehrlich gesagt, ich hätte bei keinem der hier Anwesenden vermutet, dass er mit einem Partner zusammenlebt, insbesondere nicht bei Peter. Du kannst deinem Axel mitteilen, dass er seinen bisherigen Job kündigen und bei uns anfangen kann. Ich erwarte von euch nur, dass ihr schnellstmöglich euren Meister macht. Peter hat die Absicht das Unternehmen um weitere Gewerke aus dem Bauhandwerk zu erweitern und die Mitarbeiter in erster Linie für Umbau und Renovierungsmaßnahmen des Immobilienbesitzes des Gutshofes und der Stiftung einzusetzen, wobei, bei entsprechenden Kapazitäten weiterhin Fremdaufträge ausgeführt werden.“
Ich unterbrach Eddy und erklärte: „Die erste große Bewährungsprobe kommt ab Herbst auf den Handwerksbetrieb zu. Wir werden hier am Gutshof acht Wohnhäuser mit mehr als neunzig Wohnungen bauen, als Wohnmöglichkeit für Mitarbeiter und für Jugendliche, die wegen ihres Alters aus den Kinderheimen ausziehen müssen. Wenn ich deine Aussagen von eben richtig interpretiere, dann hast du dich schon so gut wie entschieden, mit uns zusammen den geplanten Handwerksbetrieb zu verwirklichen. Ich schlage vor, wir machen eine kurze Pause von gut zehn Minuten und danach setzen wir uns wieder zusammen. Ich gehe davon aus, dass wir das wieder in kleinerer Runde können und ihr Jungs wieder an eure Arbeit gehen könnt, es sei denn, Dennis möchte euch noch Fragen stellen“.
Dennis lachte und meinte dazu: „Fragen hätte ich genügend, nur keine, die meine Entscheidung noch beeinflussen könnte. All diese Fragen kann ich später an die Jungs stellen, vielleicht auch im Rahmen eines Besuchs der schwulen Jugendgruppe.“
Bevor ich alle in die Pause, beziehungsweise zurück an ihre Arbeitsplätze entließ, meinte ich noch, dass wir uns gegen achtzehn Uhr im Restaurant treffen, wer Zeit und Lust hat kann gerne vorbeikommen.
Ich bat Dennis noch kurz hierzubleiben, bevor er ebenfalls Pause machen könne. Nachdem alle den Raum verlassen hatten, bat ich ihn seinen Axel anzurufen und ihn nach der Arbeit hierher auf den Gutshof zu lotsen, damit er ebenfalls am Abendessen teilnehmen und wir uns kennenlernen können.
Nach fast zwanzigminütiger Pause saß ich mit Eddy und Dennis allein im Besprechungszimmer. Dennis berichtete kurz, dass Axel bereits auf dem Weg hierher sei, da er heute früher seine Arbeit auf der Baustelle beendet hatte und woanders noch etwas anzufangen keinen Sinn gemacht hätte. Er wird in zwanzig bis fünfundzwanzig Minuten hier eintreffen.
Ich habe ihm noch nicht erzählt, worum es geht. Nur, dass es für uns Beide ein wichtiger Schritt in die Zukunft sein könne. Eddy meinte noch, er hätte seine Frau informiert, dass er nicht zum Essen nach Hause kommen werde, da er mit mir in Vertragsverhandlungen wegen des Verkaufs seines Unternehmens stecke und anschließend zum Essen eingeladen sei.
Ich bat Eddy uns zu erzählen, wie er sich den Verkauf seines Unternehmens vorstelle und wie es danach weitergehen solle. Er erklärte uns: „Ich hatte mir ursprünglich vorgestellt, die Firma zu verkaufen und mich danach aus dem Tagesgeschäft sofort zurückzuziehen. Der Vorschlag die Firma zu verkaufen und danach für einen Übergangszeitraum weiter mitzuarbeiten und meinen Nachfolger einzuarbeiten, gefiel mir so gut, dass ich umgedacht habe. Was ich aber sofort will, ist etwas kürzer treten, deshalb würde ich euch nur noch maximal halbtags zur Verfügung stehen.“
Ich erklärte Eddy, dass ich wegen der begrenzten Mittel und den Aufwendungen für die geplanten Wohnungen der Stiftung den Kaufpreis nicht auf einmal an ihn zahlen könne.
Daher stelle ich mir folgendes vor: „Im ersten Anlauf die Firma zu kaufen und ihm für Grund und Boden und das Firmengebäude eine angemessene Miete zu bezahlen. Zu einem späteren Zeitpunkt würde dann die Stiftung das Grundstück endgültig erwerben.“
Er überlegte kurz und meinte dann, dass er mit diesem Vorschlag sehr gut leben könne. Immer noch besser, als nur die Firma zu verkaufen, wie es einige der anderen Interessenten vorgeschlagen haben. Er hätte sich einen Mieter suchen müssen oder das Grundstück anderweitig verkaufen, da keiner an der Immobilie interessiert sei.
Er fragte mich, wie ich mir das vorstelle, wenn der Platz in den jetzigen Gebäuden nicht mehr ausreiche und Erweiterungen notwendig werden, Platz für eine Vergrößerung des Lagers und zusätzliche Büroräume sei auf dem Grundstück noch vorhanden.
Ich antwortete ihm: „Ich gehe grundsätzlich davon aus dass in den nächsten ein bis zwei Jahren keine größeren Erweiterungen notwendig sind, da wir die Buchhaltung und die allgemeine Verwaltung auf den Gutshof umlagern können und vor Ort nur die operativen Abteilungen verbleiben würden. Einzig bei den Lagerflächen sehe ich ein Problem, wobei bei geschickter Planung der vorhandene Platz möglicherweise besser genutzt werden kann.“
Es klopfte, Petra öffnete die Tür und meinte, ich habe hier einen jungen Mann, der meinte, er würde von uns erwartet. Eddy lachte und sagte ihr, sie solle ihn doch hereinlassen. Sie fragte noch nach, ob wir noch Getränke oder sonst etwas brauchen würden, ansonsten wolle sie für heute ihre Arbeit beenden und nach Hause gehen.
Ich schaute meine Gäste fragend an und meinte: „Sieht nicht so aus, als wenn wir noch etwas benötigen. Ansonsten weiß ich, wo alles zu finden sei. Ich wünsche dir noch einen ruhigen Abend und wir sehen uns dann morgen wieder im Büro.“
Axel hatte sich zwischenzeitlich neben Dennis gesetzt und schaute uns mit erwartungsvollen Augen an. Ich begrüßte ihn und sagte anschließend: „Am besten erzählt dir Dennis jetzt mit seinen Worten um was es geht und wenn etwas nicht korrekt oder unvollständig sein sollte, werden Eddy und ich es berichtigen. Dennis, dann leg mal los.“
Eddy schaute mich kurz etwas verwundert an, ließ dann aber Dennis gewähren. In den nächsten gut zwanzig Minuten erklärte Dennis, was er bisher von uns erfahren hatte, und erklärte Axel, dass er so schnell wie möglich seinen Meister machen müsse.
Ich hörte aufmerksam zu und beobachtete die Beiden dabei. Immer wieder unterbrach ihn Axel, wenn er etwas nicht richtig verstanden hatte oder eine detailliertere Schilderung brauchte. Seinen Vortrag beendete er mit der Aufforderung: „Axel, von dir will ich wissen, wie du zu diesen Plänen stehst. Ich habe den Beiden bereits erklärt, dass ich dabei bin. Peter und Eddy können gerne sagen, was fehlerhaft war und von ihnen ergänzt verbessert werden kann ihnen.“
Bevor Axel etwas sagen konnte, sagte Eddy: „Im Grunde genommen gibt es nichts zu beanstanden. Von meiner Seite hätte ich nur weitere Details hinzufügen können, die dir bisher nicht bekannt sind. Alles, was du bisher wusstest, ist in deine Erklärung eingeflossen. Ich hatte mich anfangs nur etwas gewundert, warum Peter dir diese Aufgabe übertragen hat, aber inzwischen glaube ich zu wissen, warum er so gehandelt hat. Er wollte feststellen, wie gut du vorher zugehört hattest und wie du dich mit dieser Aufgabe schlägst.“
Ich grinste und sagte zu Dennis: „Dein Chef liegt mit seiner Vermutung ganz richtig. Ich wollte damit herausfinden, ob du als Führungspersönlichkeit geeignet bist. Wie Eddy schon erklärt hat, gibt es an deinen Ausführungen zum Projekt nichts auszusetzen, das Einzige, was ich dir ankreiden würde, ist dass du zwar von meinen schwulen Jungs erzählt hast, aber verschwiegen hast, dass ich ebenfalls mit einem Mann zusammenlebe und damit glücklich bin.“
Dennis wurde knallrot im Gesicht und Axel schaute sowohl mich als auch Eddy zweifelnd an. „Du brauchst dir nur Dennis Gesicht anzusehen, dann kannst du dir sicher sein, dass ich dich nicht auf den Arm nehme“ ,erklärte ich ihm.
Er blickte zu Dennis, boxte ihm leicht auf den Oberarm und feixte: „Wolltest du mich ins offene Messer laufen lassen, weil du mir das verschwiegen hast oder gefällt er dir so gut, dass ich in den Wind geschossen werde.“
Dennis war einen kurzen Moment sprachlos, bevor er antwortete: „Es ist doch völlig egal, ob du zukünftig mit Peter einen schwulen oder einen verheirateten Chef hast. Klar schieße ich dich in den Wind, wenn du blöd bist und dir diese Chance für unsere gemeinsame Zukunft entgehen lässt.“
Jetzt war es Axel der schwieg und sich nach kurzer Pause doch äußerte: „Na gut, dann kann ich jetzt wieder gehen, wenn du wirklich der Meinung bist, ich wäre so doof und würde mir die gute Chance entgehen lassen. Ich würde sie sogar annehmen, wenn du nicht mit dabei wärst.“
Jetzt war es Dennis, der zuerst sprachlos war und sich umdrehte und Axel in den Arm nahm. Dazu meinte er: „Ich glaube ich bin der Idiot, der in diesem Moment zu wenig Vertrauen in dich hatte.“
Axel sprach mich und Eddy an und fragte: „Könnt ihr beiden die Lücken schließen, die Dennis noch hinterlassen hat. Peter mich stört es nicht im Geringsten, wenn mein neuer Chef schwul oder bisexuell ist und als letzte Frage, wann kann ich anfangen?“
Ich stand auf und meinte: „Wollt ihr hier Wurzeln schlagen? Ich hatte doch angekündigt, dass wir gegen sechs Uhr ins Restaurant gehen und dort weiterreden werden. Ich hoffe, dass meine schwule Truppe schon auf uns wartet.
Wir können dort weiterreden und ihr könnt die Jungs besser im privaten Umfeld kennenlernen. Eddy, das gilt auch für dich. Du wirst mit einigen meiner Jungs in nächster Zeit sowieso öfter zu tun haben, insbesondere mit den Jungs aus der IT und der Immobilienverwaltung.“
Gemeinsam gingen wir über den Flur ins Restaurant und, wie vermutet, hatten sich einige unserer Pärchen bereits eingefunden. Philipp und Marcus, Ludwig und Christian, Benjamin und Bernhard, Manuel und Daniel, Michael und Andreas, und, nicht zu vergessen, Thomas, den Philipp ebenfalls informiert hatte.
Sie hatten drei Tische zusammenstellen lassen und hatten sich bereits mit Getränken versorgen lassen. Kaum hatten wir uns gesetzt, stand Alexandra neben uns und fragte uns nach unseren Getränkewünschen. Dennis und Axel bestellten sich jeweils ein alkoholfreies Weißbier und Eddy genehmigte sich ein Radler. Für mich bestellte ich ein dunkles Weizenbier.
Zusammen mit unseren Getränken brachte Alexandra die Speisekarten. Somit waren in den nächsten Minuten alle erst einmal damit beschäftigt auszuwählen. Eddy wollte es sich einfach machen und fragte Alexandra was heute denn besonders zu empfehlen sei.
Sie lachte und erklärte: „Alles, was du in der Speisenkarte findest, kann ich dir empfehlen. Selbst die als Seniorenmenüs betitelten Gerichte, das sind im Grunde genommen die Mittagsmenüs, die es im Gesindehaus für unsere Mitarbeiter und hier im Restaurant für unsere Gäste gibt. Zu diesen Menüs kannst du die Jungs befragen, die mittags in der Kantine gespeist haben.“
Ich hatte mich bereits entschieden und wandte mich an Axel und Dennis: „Zur letzten Frage von Axel, die du drüben noch gestellt hast, kann ich dir nur sagen, je früher, desto besser. Ich habe inzwischen nachgedacht, wie es während der Zeit, die ihr auf der Meisterschule verbringt, weitergehen soll. In den meisten Schulen findet die Ausbildung als Teilzeitausbildung statt, ihr arbeitet an vier Tagen die Woche und Freitag und Samstag geht es in die Schule, die Firma zahlt euch trotzdem den vollen Lohn weiter. Weiter übernimmt die Firma sämtliche Kosten für die Meisterschule, ihr müsst euch nur mir und dem Unternehmen gegenüber verpflichten, in den ersten fünf Jahren nach der Prüfung keinen Wechsel zu einem anderen Arbeitgeber anzustreben. Ansonsten verpflichtet ihr euch die verauslagten Kosten in voller Höhe zu erstatten, ausgenommen die Firma hätte den Wechsel zu vertreten.“
Alexandra stand wieder am Tisch und nahm die Bestellungen entgegen. Nachdem ich bestellt hatte, fragte ich die Beiden, wie sie zu meinem Vorschlag stehen. Dennis meinte, er hätte bereits angefangen Rücklagen für die Zeit der Meisterschule aufzubauen. Noch reiche sein Geld jedoch nicht, um alles aus eigener Tasche zu finanzieren. Bei diesem Angebot kann er sein Erspartes für eine Wohnungseinrichtung verwenden, wenn er von zu Hause auszieht.
Axel erklärte, für ihn wäre bisher die Meisterschule noch keine Option gewesen, aber für eine gemeinsame Wohnung mit Dennis habe er einiges angespart. Ich fragte sie, wann sie denn vorhätten in eine eigene Wohnung einzuziehen. Wenn ihr noch ein Jahr warten könnt, werden die neuen Wohnungen im Gutshof fertiggestellt.
Eddy meinte, wenn die Jungs wollen, können sie auf dem Betriebsgelände,die schon seit einiger Zeit leerstehende Betriebsleiterwohnung beziehen, da er mit seiner Familie ausgezogen sei, wegen der anstehenden Betriebsveräußerung. Unsere Einbauküche ist noch vorhanden, sie sollte euch für den Anfang ausreichen.
Die beiden Jungs schauten sich an und erklärten, dass sie dieses Angebot sofort annehmen. Damit war zumindest geklärt, dass die Zwei kurzfristig zusammenziehen könnten. Ich meinte noch, dann wird es Zeit, euch bei euren Eltern zu outen, damit sie nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden, falls sie euch eines Tages besuchen.
Unser bestelltes Essen wurde geliefert und gleichzeitig nutzte Sebastian die Gelegenheit und kam an den Tisch um sich als Chef der Küche und des Restaurantbetriebs vorzustellen. Er wünschte uns allen einen guten Appetit und meinte, wenn es Probleme gäbe, könnten wir uns direkt an ihn wenden.
Während des Essens verlagerten sich die Tischgespräche immer mehr in eine privatere Ebene, vor allem bei den Jungs. Sie luden die beiden ein, sich ihre Wohnungen und Appartements anzuschauen, um Ideen für ihre gemeinsame Wohnung zu sammeln, vor allem Christians und Ludwigs Appartement. Sie wiesen jedoch darauf hin, dass Christian das Ganze noch für sich allein geplant hatte. Ludwig lernte er erst so richtig bei der Einweihungsfeier für die beiden Appartements kennen, dem dabei nicht nur die Einrichtung, sondern auch dessen Bewohner gefiel.
Dennis und Axel sagten zu, bevor sie auf Einkaufstour gehen, werden sie sich alle Wohnungen anschauen und wenn sie die Hilfe der Jungs benötigen, würden sie gerne auf das Angebot zurückgreifen.
Thomas sagte zu den Beiden: „Nicht nur unser junges Gemüse, auch wir beide sind jederzeit bereit ihnen zu helfen. Auch bei sonstigen Fragen oder Problemen, können sie sich gerne an ihn oder Peter wenden. Falls sie dazu Beispiele brauchen, wo Peter helfend oder vermittelnd eingegriffen habe, bräuchten sie nur die Jungs zu befragen.“
Nach dem Essen verabschiedete sich Eddy und meinte, es wird Zeit aufzubrechen. Seine Frau würde ihn sicher schon erwarten und er müsste ihr noch berichten, welche Möglichkeiten sich heute für den Verkauf der Firma ergeben haben. Wir sehen uns oder telefonieren in den nächsten Tagen und klären alle noch offenen Fragen. Allen anderen Interessenten werde er morgen gleich absagen. Wir wünschten ihm eine gute Heimfahrt und ich meinte noch, dann bis morgen oder Montag.
Er sagte noch zu Dennis und Axel, wir sehen uns morgen Mittag zur Wohnungsbesichtigung. Dennis rief ihm noch hinterher, kein Problem, ich komme morgen Mittag sowieso in die Firma, wir müssten nur warten, bis Axel dazukomme.
Da wir somit beim gemütlichen Teil des Abends waren, setzten sich Bernhard, Philipp und Marcus zu mir und wollten wissen, wie schnell sie dieses Mal zuschlagen müssten. Philipp sagte zu mir: „Ich kann mich irgendwie erinnern, dass ich dich gebeten hatte, bei der weiteren Übernahme von Firmen etwas zurückhaltender zu sein.
Noch ist die Umstellung der Wohnungsverwaltung in München auf unser Rechenzentrum nicht abgeschlossen und da bahnt sich eine weitere Übernahme an. Ich gehe davon aus, dass du für die gesamten Erweiterungen im IT-Bereich wieder einmal eine Stange Geld in die Hand nehmen musst. Wir sollten zusätzlich das Projekt neues Rechenzentrum und Umzug der IT in ein anderes Gebäude auf dem Gutshof sofort in Angriff nehmen.
Immerhin haben Jason und Jennifer dir einen Vorschlag unterbreitet, wo die Datenverarbeitung zukünftig unterkommen könne. Es wird Zeit den Startschuss für den Umbau zu geben.“
Ich schaute die Drei an und erklärte ihnen: „Ich hatte keineswegs die Absicht, sofort die Firma zu übernehmen. Mit Florian hatte ich nur besprochen, dass wir uns die Aufwendungen für Renovierungs- und Umbaumaßnahmen etwas genauer anschauen sollten. Dazu sollte er zusätzlich die Mietausfälle zusammenstellen, die durch die verzögerte Wiedervermietung entstehen. Er hat mir heute die Daten präsentiert und, wie ich nicht vermutet hatte, sind die Aufwendungen dafür sogar noch höher ausgefallen. Er hat in eigener Initiative bei den Innungen nachgefragt, ob Handwerksbetriebe im Bereich Sanitär oder Elektro einen Nachfolger suchen. Den Termin mit Eddy hat die Innung mehr oder weniger kurzfristig zustande gebracht. Dass Eddy meine Ideen und Überlegungen sofort gefielen, war so nicht angedacht und als ich ihn fragte, ob er sich einen seiner Mitarbeiter als Führungskraft vorstellen könne, habe er Dennis vorgeschlagen. Eddy hatte nicht einmal ein Problem, als ich ihm erklärte, dass ich aus finanziellen Gründen im ersten Schritt nur den Handwerksbetrieb übernehmen will und die Stiftung später das Grundstück erwerben solle. Mit einer eigenen Handwerksfirma, die alle wichtigen Gewerke am Bau abdeckt, können wir anstehende Umbauten zügiger vorantreiben, weil die Wartezeiten auf die einzelnen Handwerker wegfallen. Mit Axel haben wir bereits drei Gewerke abgedeckt, uns fehlen nur noch Fliesen- und Bodenleger und Mitarbeiter für den Heizungsbau, dann sind die wichtigsten Bereiche abgedeckt. Zusammen mit Eddy, mit dem ich vereinbart habe, dass er nur kürzer treten soll, werden wir in den nächsten Wochen die noch notwendigen Mitarbeiter suchen und die Firma etwas umbenennen, der Teil des Namens `Obermeier GmbH´ bleibt auf alle Fälle erhalten.
Wenn es um die Einbindung in unsere IT-Landschaft geht, da könnt ihr euch Zeit lassen. Wir brauchen im ersten Anlauf nur eine Anbindung an den Standort, da wir die Dokumentenverwaltung umgehend einführen möchte, damit hätten wir wenigstens Zugriff auf alle digitalisierten Unterlagen. Bernhard, du solltest darauf achten, dass wir unsere Speicherkapazitäten für die Dokumente gewaltig erweitern, da zukünftig die Ausführungspläne der abgewickelten Gewerke zu speichern sind. Dafür solltest du dir auch neue Einteilungen überlegen. Ich bin der Meinung, eine Aufteilung nach Gewerken und Projekten könnte eine gewisse Ordnung in die Unterlagen bringen. Langfristig werden die Buchhaltung und eine Material- und Lagerverwaltung notwendig werden, aus der dann die Angebote und Rechnungen erstellt werden können. Vorerst wird die Buchhaltung außen vorbleiben. Es sei denn, ihr wollt die Integration vorziehen und zusammen mit der Verwaltungsgesellschaft durchführen.“
Philipp meinte: „So weit haben wir das verstanden und die Überlegungen, die Buchhaltung zusammen mit der Verwaltungsgesellschaft durchzuführen, werden wir noch genauer unter die Lupe nehmen. Wir werden mit Klaus die Vorgehensweise besprechen. Ich kann mir durchaus vorstellen, das in einem Aufwasch zu erledigen. Was die Lager- und Materialverwaltung anbetrifft, könnten wir entweder auf die vorhandene Software aufsetzen und diese nur in unser System einbinden oder auf die bei uns bereits eingesetzten Programme zurückgreifen.“
Thomas mischte sich ein und erklärte uns: „Könnt ihr eigentlich nie abschalten? Es ist Feierabend. Ihr könnt das alles in den nächsten Tagen während der normalen Arbeitsstunden klären und nicht in eurer Freizeit. Philipp, dass du Peter erneut darauf hingewiesen hast, sich bei weiteren Firmenaufkäufen zurückzuhalten, fand ich noch in Ordnung. Aber alles, was danach von euch kam, und das betrifft auch dich, Peter, gehört in die Arbeitszeit und nicht zu einer privaten Freizeitunterhaltung.“
Bernhard grinste und erwiderte Thomas: „Du kennst doch Peter sicher lange genug, um zu wissen, dass er auch am Feierabend nie einhundert Prozent abschalten kann und das färbt langsam auf uns Jungs ab. Ich sehe das sogar bei mir inzwischen. Bei manchen privaten Unterhaltungen am Abend kann es sein, dass sich in meinem Gehirn ein Schalter umlegt und ich plötzlich weiß, wie ich ein anstehendes Problem lösen könnte, über das ich vorher bereits stundenlang nachgedacht hatte. Im Grunde genommen stimme ich dir zu, dass während der Freizeit und nach Feierabend berufliche Dinge nichts zu suchen haben.“
Bevor es zu weiteren Diskussionen kommen sollte, meinte ich, dass Thomas und ich uns zurückziehen und die Jungs ebenfalls zügig Schluss machen sollten. Wir verabschiedeten uns und gingen nach oben in unsere Wohnung, nachdem ich mit Andrea geklärt hatte, dass ich morgen zum Bezahlen vorbeikäme.
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