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Regenbogenfamilie

Teil 64 - Eingewöhnung

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Am nächsten Morgen wurden Thomas und ich wie üblich von unserem Wecker aus den Federn geholt. Da heute die beiden Jungs das Frühstück vorbereiten würden, gingen Thomas und ich zuerst ins Bad. Plötzlich stand David in der Tür und wollte sich schon wieder zurückziehen, als Thomas meinte: „Du kannst ruhig reinkommen, wir beide haben kein Problem damit, wenn irgendwer gleichzeitig mit uns im Bad ist. Wir sind das schon gewöhnt, vor allem aus der Zeit als Peters Vater starb und wir teilweise zu sechst oder zu acht in dem Reihenhaus gewohnt haben, bevor alle auf den Gutshof umziehen konnten.

Daniel und Manuel, sowie Tim und Jonas, wohnten teilweise mit uns unter einem Dach, genauso wie Peters Sohn Philipp mit seinem Marcus. Aber was mich weitaus mehr interessieren würde, wie ist es dir heute Nacht ergangen, hast du gut geschlafen und etwas Schönes geträumt?“

David lachte und betrat das Badezimmer und ging zum zweiten Waschbecken. Er meinte: „Ihr seid ja schon einiges gewöhnt. Bei mir zuhause durfte nur einer nach dem anderen ins Bad und das auch noch in einer festgelegten Reihenfolge.

Zu deiner Frage, wie ich geschlafen habe, kann ich nur feststellen, so gut wie schon lange nicht mehr. Vor allem, nachdem ich mit Dennis und Felix in einem Bett schlafen durfte und ich mich an die Beiden kuscheln konnte. Ob und was ich möglicherweise geträumt habe, daran kann ich mich beim besten Willen nicht mehr erinnern“.

Da ich bereits fertig war verließ ich die Beiden, um ins Schlafzimmer zurückzukehren und mich anzuziehen. Kurze Zeit später kam Thomas ebenfalls, um sich anzuziehen. Gemeinsam gingen wir in die Küche zur Essecke. Eigentlich wollten wir alles, was noch fehlt, ergänzen, konnten jedoch feststellen, dass Felix und Dennis bereits alles perfekt aufgetischt hatten.

Während Thomas und ich uns bereits einen Kaffee einschenkten, warten wir noch auf die drei Jungs, die überpünktlich erschienen. David fragte, ob er anstelle Kaffee auch einen Kakao oder einen Tee haben könne. Dennis meinte: „Dann folge mir unauffällig. Ich zeige dir, wo du Kakao und Milch oder Tee findest. Heute darfst du ihn dir selbst zubereiten. Zukünftig, wenn du dich für eines der beiden entschieden hast, bekommst du dein Wunschgetränk direkt, sofern du nicht mit in der Küche stehst und selbst alles vorbereitest“.

Der Rest des morgendlichen Frühstückszeremoniell lief wie immer ab und erst als Thomas verkündete, dass er gleich losfahren werde, stand David auf und umarmte ihn herzlich zum Abschied mit den Worten: „Dann bis heute Abend“.

Thomas schaute mich an und sagte: „Mit Ausnahme von Peter hat sich bis heute nie einer so von mir verabschiedet, wie David es eben getan hatte“. Dennis und Felix standen von ihren Plätzen auf und nahmen Thomas in die Mitte mit der Bemerkung: „Was David kann, können wir auch; dir einen schönen und erfolgreichen Arbeitstag“.

Dabei grinsten sie sich an schnappten sich anschließend David, den sie ebenfalls in ihre Mitte nahmen und meinten: „Dir auch einen erfolgreichen ersten Tag in unserer größer gewordenen Wohngemeinschaft.“

Damit verschwanden die Zwei, da sie noch kurz ihr Zimmer aufräumen wollten, ebenso Thomas, der in die Stadt ins Büro fahren wollte und ließen mich mit David im Esszimmer zurück. Ich bat David mir kurz beim Abräumen des Frühstückstisches zu helfen und danach wollte ich mit ihm nach unten in mein Büro gehen.

Im Treppenhaus begegnete uns Kevin, der mit seinem Schulranzen ebenfalls auf dem Weg nach unten war. Ich begrüßte ihn kurz und wünschte ihm viel Spaß in der Schule. Als ich ihm David vorstellen wollte blockte er ab: „Ich bin in Eile Opa, ich bin etwas zu spät dran. Marion wartet schon mit ihren beiden Jungs auf mich, sie bringt uns heute zur Schule.“ Ich erklärte David, dass Kevin mein Enkel ist und dass er noch eine Schwester mit Namen Katharina hat, die aber noch nicht zur Schule geht.

Im Büro angekommen meinte ich, er kann sich entweder auf einen der Stühle in der Besprechungsecke setzen oder, wenn er neugierig sei, könne er sich auch mit einem Stuhl neben mich setzen. Ich startete mein Notebook, während sich David einen Stuhl holte und sich neben mich setzte.

Bis zum Eintreffen von Dennis, unserem Handwerker, versuchte ich David zu erklären was ihn heute so alles erwarten würde im Laufe des Tages und erklärte ihm einige Teilunternehmen des Gutshofes Sonneneck. Er hörte mir ruhig zu und wenn er etwas nicht sofort verstand, stellte er schon einmal eine Zwischenfrage.

Auf meine Frage, welchen Beruf oder welches Handwerk er nach Abschluss der Schule erlernen möchte oder wie er sich früher seine Zukunft vorgestellt habe, wartete ich doch längere Zeit auf eine Antwort von ihm. Ich fragte deshalb nach, ob es denn etwas gibt oder gegeben hat, das ihm gut gefallen hätte.

Irgendwann antwortete er mir: „Ehrlich gesagt Peter, aktuell habe ich keine Vorstellung wohin mein Lebensweg gehen soll. Die letzten Monate, in denen ich lange Zeit auf der Straße oder im Heim gelebt habe, da war das überhaupt nicht mehr wichtig für mich. Dort zählte nur der Wille zum Überleben und sich gegen seine Konkurrenz zu behaupten. Früher, als ich noch klein war, da wollte ich eine Zeit lang unbedingt Lokomotivführer werden. Auch später war das nicht unbedingt wichtig darüber nachzudenken, weil mein Vater zu mir irgendwann gesagt hat, dass ich Maurer werde, so wie er einer ist. Eine eigene Meinung durfte ich dazu nicht haben.

Interessieren würden mich Computer und eine Spielekonsole, weil ich so etwas bisher nicht besessen habe. Ich bat ihn mit mir mitzukommen und ich ging mit ihm über den Gang ins Büro von Philipp und Marcus, um ihm die Zwei vorzustellen und der Androhung, dass die beiden ihm eventuell in Sachen Computer und Spielekonsole weiterhelfen könnten.

Bei unserem Eintreten verstummte ihr Gespräch und die Beiden schauten uns erwartungsvoll an, bis Philipp fragte: „Wen hast du uns da mitgebracht? Hat er sich für einen unserer Ausbildungsplätze beworben und wir sollen ihm unsere IT-Abteilung zeigen und ihm ein klein wenig auf den Zahn fühlen? Gut, dass du gerade da bist, wir wären in Kürze sowieso wegen eines Termins bei dir reingeschneit.“

Ich lachte und erklärte ihm dann: „Na, ganz so es ist wohl doch nicht, dass David einen Ausbildungsplatz braucht. David ist seit gestern Abend ein neues Mitglied in unserer Familie und keineswegs als künftiger Auszubildender hier, da er erst noch seine unterbrochene Schullaufbahn beenden darf. Thomas und ich haben David gestern am späten Abend als Pflegekind auf Wunsch von Barbara aufgenommen und auch nur dann, wenn er bis zur Volljährigkeit bei uns bleiben will.

Die Details wie es dazu kam, darf er euch selbst erzählen, wenn er bereit ist euch in sein Geheimnis einzuweihen. Wir sind aus einem völlig anderen Grund bei euch. David würde sich für einen Computer interessieren, es muss kein absolut neues Modell sein, zumindest einen, der noch sehr gut funktioniert. Ihr Zwei habt euch doch vor wenigen Wochen eine neue Spielekonsole angeschafft, ist die bisherige schon entsorgt worden oder kann ich sie für David bei euch vorerst abstauben?“

Marcus lachte und erklärte: „Wir können euch noch mit beidem dienen, denn wir haben einige Notebooks vorrätig, die aus technischen Gründen gegen leistungsstärkere Exemplare ausgetauscht werden mussten. Davon kann David sofort einen bekommen.

Wir werden ein Notebook davon im Laufe des Tages für ihn einrichten, es braucht ja keine spezielle Firmensoftware für ihn installiert werden. Die Konsole und einige Spiele bringen wir euch heute Abend in die Wohnung und bauen sie mit David zusammen auf.“

Philipp fragte David, ob er denn ein Handy oder Smartphone besitze. Als David dies verneinte, fragte Philipp mich, ob sie David eines der gebrauchten Firmen-Smartphones zur Verfügung stellen dürften. Ich hatte grundsätzlich keine Bedenken, so dass Marcus erklärte, dass das gleich miterledigt wird.

„So, nachdem unser Anliegen geklärt ist, wolltet ihr mich überfallen um einen dringlichen Termin mit mir zu vereinbaren?“ sagte ich zu Philipp und Marcus.

Mein Sohn erklärte mir: „Die gesamte Abteilung hat sich auf deinen Wunsch gestern Nachmittag zusammengesetzt und wir haben eine grobe Planung erarbeitet, was alles für die neuen Büros und für unserer Rechenzentrum benötigt wird. Marcus und ich haben uns gestern noch um die Preise gekümmert. Dabei nicht berücksichtigt sind die Aufwendungen für den Umzug unseres bisherigen Rechenzentrums, der aber sowieso hauptsächlich von unseren Mitarbeitern durchgeführt wird.“

„Wollt ihr gleich heute Nachmittag, am besten direkt nach der Mittagspause, mit mir eure Vorstellungen und die Preise besprechen, dann reserviert bitte das Konferenzzimmer“ sagte ich zu ihnen. „Plant vorsichtshalber auch David mit ein, aber nur als Zuhörer.“

An David gewandt meinte ich: „Wir beide gehen wieder zurück in mein Büro und lassen die Zwei in Ruhe ihre Pläne weitermachen, damit sie mir mittags schon detaillierte Daten vorlegen können.“

Er schaute mich an und erwiderte: „Ich würde gerne noch ein paar Minuten hierbleiben und Marcus und Philipp in mein geheimnisvolles Vorleben einweihen. Sie sind mir mit offenen Armen bei meinen Wünschen entgegengekommen und haben es sich damit verdient zu erfahren, warum ich gestern Abend bei euch gelandet bin. Außerdem ist Philipp dein Sohn und Marcus sein Freund, sie gehören doch auch zur Familie.“

Ich meinte: „Meinetwegen, wenn du danach fertig bist, kommst du wieder zu mir ins Büro, ich hoffe du findest es wieder. Ansonsten kann dich auch einer der Beiden zu mir zurückbringen.“

Ich kehrte in mein Büro zurück, wo schon Petra und Dennis auf mich warteten. Zuerst begrüßte ich die Beiden und fragte Petra gleichzeitig, ob etwas Neues ansteht. Sie sagte mir nur, dass es derzeit noch keine Neuigkeiten gibt, meine Termine sind alle eingetragen. Sie sei nur hier, um mit Dennis seinen vorübergehenden Arbeitsplatz in Betrieb zu nehmen.

Da sie scheinbar bereits alles geklärt hatten, kehrte sie in ihr Büro zurück. Ich fragte deshalb Dennis, wie weit die Angelegenheit Baucontainer fortgeschritten sei. „Der Container wird, wie von Jason angekündigt, morgen angeliefert und aufgestellt. Heute kommen die ersten Handwerker, die sich um einen brauchbaren Untergrund für den Container kümmern.

Jason hat mich heute Morgen schon angerufen und mir mitgeteilt, dass am Montag der Stromversorger kommt und die Baustromanschlüsse errichtet werden. Ich muss nur noch mit Philipp klären, wie der Container ins Firmennetzwerk eingebunden wird. Ich werde gleich zu ihm rübergehen und die Angelegenheit mit ihm besprechen“ erklärte er mir.

Ich meinte er solle noch ein paar Minuten warten, im Moment sei gerade David bei den Beiden und wenn er gleich hier ins Büro kommt, kannst du Philipp und Marcus mit deinem Problem konfrontieren.

Kurze Zeit später öffnete sich die Tür zu meinem Büro und David trat ins Zimmer. Ich stellte David meinen derzeitigen Mitstreiter Dennis vor und umgekehrt. Anschließend fragte ich David, ob Philipp einen neuen Besucher in seinem Büro habe und als dieser verneinte, meinte ich zu Dennis, er könne jetzt Philipp mit seinem Problem überfallen.

David setzt sich wieder zu mir und während Dennis Abwesenheit befragte ich ihn nach dem Gespräch mit Philipp und Marcus. Er meinte, es sei alles bestens gelaufen, Marcus hat am Ende nur erwähnt, dass er vor Jahren ebenfalls von seinem Vater aus dem Haus geworfen wurde und von dir und Thomas sofort aufgenommen wurde. Ansonsten hätte es ihm möglicherweise so ergehen können, wie es bei mir abgelaufen sei.

Philipp hat auch erwähnt, dass viele ihrer Kollegen, sowohl in der IT, aber auch in anderen Abteilungen zur angeblichen Minderheit der schwulen Jungs gehören und alle von dir und Thomas nur begeistert sind, wie du dich gerade für sie und ihre Angehörigen besonders einsetzt.

Ich fragte ihn: „Hat das jetzt Auswirkungen auf deine Entscheidung von gestern Abend? Willst du doch übers Jugendamt wieder in ein Kinderheim? Barbara wird sich sicher um einen guten Platz im Kinderheim für dich bemühen.“

Er schaute mich an und erklärte: „Wollt ihr beiden, du und Thomas, mich etwa schon wieder loswerden? Genau genommen verstehe ich immer besser, warum ich mich gestern Abend doch noch spontan für euch entschieden habe. Mein Bauchgefühl hat mich nicht betrogen und mit den Informationen die ich von Felix, Dennis, Marcus und Philipp bisher erhalten habe, fühle ich mich eher bestärkt in meiner gestrigen Entscheidung. Ich will bei euch bleiben, meinen Schulabschluss durchziehen und anschließend eine vernünftige Ausbildung absolvieren. Vielleicht sehe ich in euch Beiden eines Tages so etwas wie meine Ersatzeltern, obwohl ihr zwei Männer seid“.

Lachend meinte ich zu ihm: „Dann könnte ich jetzt Barbara anrufen und ihr mitteilen, dass sie alles weitere für die Pflegschaft und deinen Schulbesuch in die Wege leiten kann, da du bei der gestern Abend spontan getroffen Entscheidung bleiben willst. Bevor ich Barbara beim Jugendamt aber anrufe gibt es doch noch ein paar Kleinigkeiten, die ich vorher geklärt haben will“.

David schaute mich verzweifelt an und fragte: „Kommt da jetzt doch noch der große Hammer, der mich unter Umständen veranlassen könnte, meine Entscheidung noch einmal über den Haufen zu werfen“.

Ich lächelte ihn an und erklärte ihm: „Für alle bisherigen Mitbewohner in unseren Wohngemeinschaften waren diese Kleinigkeiten in der Vergangenheit niemals ein Problem. Aber hör dir doch einfach erst an, was ich darunter verstehe. Wie du weißt, sind wir ein reiner Männerhaushalt und alle anfallenden Hausarbeiten werden abwechselnd von jedem übernommen. Solange Felix und Dennis noch bei uns sind, beteiligen sich die beiden Jungs auch an den Aufgaben.

Abwechselnd wird von allen das Frühstück vorbereitet, im wöchentlichen Wechsel wird die Wäsche gewaschen und oder die Wohnung aufgeräumt. Beim Aufräumen sind das Schlafzimmer und die Gästezimmer ausgenommen, hierfür sind immer die jeweiligen Bewohner direkt zuständig.

Auch beim Kochen wechseln wir uns regelmäßig ab. Wobei, mittags essen wir von Montag bis Freitag in der Kantine und abends gibt es dann eher nur Kleinigkeiten. Am Wochenende wird mittags gekocht, sofern wir nicht anderweitig eingeladen sind. Manchmal gehen wir auch ins Restaurant zu Sebastian zum Essen, so wie heute Abend mit dir. Das sind die Kleinigkeiten, von denen ich gesprochen habe“.

David grinste mich an und antwortete mir: „Das sind zwar nicht gerade Kleinigkeiten, aber zuhause und im Kinderheim gab es ähnliche oder die gleichen Aufgaben, die übernommen wurden. Für mich ist das kein Problem, mit euch zusammen die Wohnung in Ordnung zu halten. Ich denke das gehört einfach mit dazu.“

„Okay“, meinte ich, „dann rufen wir jetzt im Jugendamt Rosenheim an und bestätigen Barbara, dass wir alles durchgesprochen haben und du dauerhaft, solange du vom Jugendamt betreut wirst, bei uns bleiben willst. Mit deiner Volljährigkeit ändert sich für dich alles, dann kannst du dich neu entscheiden, wie es für dich weitergehen soll. Du kannst auch danach gerne bei uns bleiben, bis du endgültig auf eigenen Beinen stehen kannst“.

Inzwischen war auch Dennis wieder im Büro und meinte, sein Anschluss an das Firmennetz sei kein Problem, weil in dem Bereich das WLAN hervorragend funktioniert. Philipp will nur einen WLAN-Repeater im Büro aufstellen und mit einem LAN-Verteiler können alle entsprechenden Geräte, wie Drucker oder weitere Computer verkabelt werden.

Während David und ich mit Barbara telefonierten, widmete sich Dennis seinen Aufgaben. Ich erklärte Barbara, dass David an seiner spontanen Entscheidung von gestern Abend festhalten will und bei uns bleiben will. Sie könne die Pflegschaft in die Wege leiten und sich um den zukünftigen Schulbesuch von David kümmern. Sie versprach uns alles sofort in Angriff zu nehmen und uns auf dem Laufenden zu halten.

Kaum war das Gespräch mit Barbara beendet, richtete David seinen Blick auf Dennis und fragte ihn: „Was hast du ausgefressen, dass du unter Peters Aufsicht arbeitest und kein eigenes Büro hast?“

Dennis prustete laut lachend los und als er sich wieder etwas gefangen hatte sagte er zu David; „Eigentlich nichts, was eine solche Bestrafung nach sich ziehen würde. Ich sitze heute das erste Mal in Peters Büro zum Arbeiten, da ich als der zukünftige Bauleiter für die jetzt anlaufenden Neu- und Umbaumaßnahmen einen Arbeitsplatz in Baustellennähe brauche und der Baucontainer erst in den nächsten Tagen geliefert und angeschlossen wird. Danach ziehe ich um in das Bauleiterbüro.“

Jetzt mischte ich mich ein und erklärte David: „Die Erklärung von Dennis stimmt insofern, dass er als zukünftiger Bauleiter einen Arbeitsplatz vor Ort, also direkt auf der Baustelle benötigt. Hinzu kommt, dass wir uns in nächster Zeit für die Bauabwicklung personell verstärken müssen. Die Personalbeschaffung wird Dennis mit mir zusammen verstärkt über Leiharbeitsunternehmen abwickeln, da auf dem normalen Arbeitsmarkt kaum Handwerker zur Verfügung stehen.

Weiter haben wir uns gedacht, dass wir mit anderen Handwerksunternehmen eine Zusammenarbeit anstreben, und diese Verhandlungen und Gespräche fallen in mein Aufgabengebiet. Als Strafmaßnahme ist seine vorübergehende Unterbringung in meinem Büro nicht gedacht. Einen kleinen Denkzettel hat sich Dennis gestern allerdings eingehandelt, als er mit seinem negativen Schubladendenken, die Mitarbeiter von Leiharbeitsunternehmen als weniger qualifizierte Mitarbeiter einzustufen.

Normalerweise hätte ein Umzug ins neue Bauarbeiterbüro im Laufe der nächsten Woche ausgereicht. Für seine Voreingenommenheit hat er sich den vorzeitigen Umzug in mein Büro eingehandelt. Gerade von Mitarbeitern, die wie du oder ich einer Minderheit angehören, erwarte ich, unvoreingenommen an solche Angelegenheiten heranzugehen.“

David schaute mich an und meinte danach: „Dennis ist ebenfalls einer deiner schwulen Mitarbeiter? Jetzt verstehe ich auch, was die Jungs gestern Abend meinten, als sie mir erklärten, dass im Unternehmen viele Mitarbeiter der schwulen Minderheit angehören.“

Dennis meldete sich: „Habe ich das jetzt richtig verstanden, dass du ebenfalls schwul bist und von Peter und Thomas als Pflegekind in die Familie aufgenommen wirst. Willst du mir sagen, wie es dazu kommen konnte? Was mich aber genauso interessiert ist die Frage, wie es jetzt mit dir weitergehen soll. Willst du jetzt oder später in einem der Unternehmen des Gutshofes eine Ausbildung absolvieren?“

David erzählte Dennis in einer Kurzfassung, warum und wie er gestern Abend bei uns gelandet ist. Rauswurf von seinen Eltern, weil er schwul ist, seinen Stationen im Kinderheim und als Stricher auf dem Straßenstrich. Ursprünglich wollte er hier nicht bleiben, erst nach einem Gespräch mit deinem Vornamenskollegen und Peter habe ich mich spontan für das Hierbleiben entschieden.

„Die Beiden haben mich davon überzeugt, dass ich hier für meine Zukunft besser aufgehoben sei als in einem Kinderheim und ich auch nicht befürchten müsse, dass von Peter und Thomas körperlich Übergriffe zu erwarten sind.“

Ich sah, dass Dennis ziemlich betroffen schaute, während David ihm alles erklärte. Als David geendet hatte, dauerte es doch etwas, bis er sich äußerte: “Wow, dass hätte ich jetzt so nicht erwartet. Da kann ich nur sagen, dass mein Freund und ich es weitaus besser getroffen haben mit unseren Eltern. Als wir uns bei ihnen geoutet haben, haben sie eigentlich lässig reagiert. Meine Mutter erklärte mir nur, dass sie schon längere Zeit darauf gewartet hätte, wann ich es endlich offiziell in der Familie erzählen würde. Bei meinem Vater war ich mir nicht so sicher gewesen, wie er reagieren würde. Er meinte jedoch nur ironisch, das Einzige, was er vermissen werde, ist die Tatsache, dass ich von dir keine Enkelkinder erwarten kann.

Mein Freund Axel hat ihm damals darauf geantwortet und ihm erklärt, dass er sich da vorsichtshalber mal nicht so sicher sein soll, immerhin dürfen schwule und lesbische Pärchen inzwischen Kinder adoptieren. Er und Axel können sich sehr gut vorstellen, wenn wir verheiratet sind, gemeinsam ein Kind großzuziehen, egal ob Junge oder Mädchen.“

David schaute Dennis an und erklärte ihm: „Über solche Dinge habe ich mir bis heute keine Gedanken gemacht. Wahrscheinlich auch deswegen, weil er bisher seine Neigung auf einen anderen jungen oder erwachsenen Mann zu stehen, eher als negativ empfunden habe, so wie es ihm von seiner Umwelt suggeriert wurde.

Auf dem Straßenstrich kommst du gar nicht auf solche Gedanken, denn dort geht es nur um ein schnelles Abenteuer oder einfacher gesagt, dort will jeder nur schnell seinen Überdruck loswerden. Bei fast allen Männern, denen ich auf dem Strich begegnet bin, sollte ich nur meinen Arsch für ihr Vergnügen zur Verfügung stellen oder sie wollten ihre perversen Vorstellungen an mir ausprobieren.

In so einer Situation denkst du nicht an eine glückliche Familie, auch wenn sie aus zwei Kerlen oder zwei Frauen besteht und wie sie zusammen ein Kind großziehen.“

Nach kurzer Pause sprach er weiter: „Ehrlich gesagt, ich habe gestern Abend beim Gespräch mit Peter und Thomas zum ersten Mal davon gehört, das so etwas überhaupt möglich ist. Immerhin haben Peter und Thomas seine beiden Kinder gemeinsam großgezogen, nachdem sie sich ineinander verliebt hatten und dass sogar, bevor es eine gesetzliche Regelung dafür gab.“

Ich unterbrach ihn und meinte: „Ganz so einfach darfst du das nicht sehen. Immerhin bin ich der leibliche Vater meiner beiden Kinder und deshalb erhielt ich von vorneherein das Sorgerecht für meine Kinder. Ich wurde bis zur Volljährigkeit meiner Kinder aber immer vom Jugendamt begleitet. Sie hätten mir meine Kinder nur entziehen können, wenn ich sie verwahrlosen hätte lassen oder Gewalt gegen meine Kinder ausgeübt hätte.

Thomas, als mein neuer Lebenspartner, war für das Jugendamt kein Grund, um mir meine Kinder wegzunehmen, solange alles andere gewährleistet war. Du glaubst doch nicht, dass Barbara, deine jetzige Betreuerin vom Jugendamt, mich und Thomas gefragt hätte, ob wir dich bei uns aufnehmen können, wenn in der Vergangenheit bei meinen eigenen Kindern Probleme aufgetaucht wären.

Außerdem weiß Barbara genau, dass wir uns immer für Jugendliche einsetzen, die wegen ihres schwulseins, in Schwierigkeiten geraten sind. Aber bevor wir jetzt vollständig dieses Thema vertiefen, sollten wir es lieber vertagen. Mit Barbara und Thomas gemeinsam können wir gerne diese Angelegenheit erneut aufgreifen.“

David schaute mich an und lächelte ein wenig, bevor er antwortete: „Ich habe dich verstanden. Du bist hier, um deiner Arbeit nachzugehen und für Dennis gilt wohl das gleiche. Wir haben sicher in den Pausen oder abends genug Gelegenheiten unsere Gespräche fortzusetzen.“ Er blickte zu Dennis und meinte noch: „Deinen Freund würde ich auch gerne kennenlernen.“

Dennis grinste und erklärte abschließend: „Die Gelegenheit kommt wahrscheinlich schneller als du denkst. Wenn Peter kein Problem damit hat, kannst du mich nachher ins Lager bei den Handwerkern begleiten. Ich muss sowieso noch ein paar Sachen holen, die wir heute oder in den nächsten Tagen für die Aufstellung des Baucontainers benötigen. Dabei kann ich dir meinen Axel gleich einmal vorstellen.“

Ich wollte wissen, wann Dennis ins Materiallager der Handwerker fahren wolle und nachdem er meinte, am besten sei es kurz nach der Mittagspause, gab ich meine Zustimmung unter der Bedingung, dass sich David ordentlich benehmen solle. Ich sagte zu ihnen: „Bevor ihr nachher ins Materiallager fahren wollt, werde ich David jetzt entführen und ihm ein wenig die für ihn neue und bisher unbekannte Umgebung und den Gutshof zeigen.“

Ich stand auf und David erhob sich ebenfalls und folgte mir ins Büro zu Petra. Ich erklärte ihm, dass Petra meine Assistentin sei und fragte sie, ob in den nächsten zwei Stunden irgendwelche wichtige Termine anstehen. Nachdem sie verneinte, erklärte ich ihr, dass ich zusammen mit David einen Rundgang über das Gutshofgelände machen werde, um ihm alles Wichtige zu zeigen. Sie könne mich in dringenden Fällen jedoch über mein Smartphone erreichen.

Mein erster Weg führte mich ins Büro von Florian Untersberger, den ich David als unseren Ausbildungsbeauftragten vorstellte. Ich meinte, wenn er sich entschließen sollte, und in einem der zum Gutshof gehörenden Unternehmen eine Ausbildung antreten will, wird Florian dein Ansprechpartner sein. Ich erklärte, dass Florian aktuell selbst noch in Ausbildung sei, die im Januar mit seiner Abschlussprüfung endet.

Als nächstes ging es direkt ins Restaurant und die dazugehörige Küche zu Sebastian. Ich begrüßte ihn und stellte ihm David als neues Familienmitglied vor, der ab sofort als Pflegekind zu Thomas und meinem Haushalt gehört. Da ich das vorher mit David abgesprochen hatte, erklärte ich ihm nur, dass David von zu Hause rausgeworfen wurde, weil er auf Jungs steht und seine Eltern diese Tatsache nicht akzeptieren wollten.

Barbara hätte mich gestern deswegen angesprochen und Thomas und ich hätten spontan beschlossen, ihm eine Chance zu geben, um ihm einen Schulabschluss zu ermöglichen und ihm ein Zuhause zu geben, in dem er sich geborgen fühle kann, sowie wegen seiner Neigung zum gleichen Geschlecht akzeptiert wird. Gleichzeitig kündigte ich für heute Abend an, dass Thomas, David und ich heute ins Restaurant zum Essen kommen werden.

Unser nächster Weg führte uns in den Hofladen und ins Hof-Café, wo wir auf Martina, Katharina und Manuel trafen. Zuerst stellte ich David Katharina vor und erklärte ihm, dass wir ihren großen Bruder Kevin heute Morgen schon im Treppenhaus getroffen haben. Danach war Martina an der Reihe, die ich ihm als meine Tochter vorstellte.

Der Nächste in der Reihe der Vorstellungen war Manuel. Ich erklärte ihm, dass er in der Gärtnerei als Betriebsleiter arbeitet, zusammen mit seinem Freund Daniel, der dort zurzeit noch eine zweite Ausbildung absolviert. Zuletzt stellte ich allen Anwesenden meinen Begleiter David vor und erklärte, dass er ab sofort als Pflegekind in die Familie aufgenommen wurde.

Katharina lachte und erklärte uns: „Dann habe ich jetzt einen weiteren Onkel, der gelegentlich mit Kevin und mir spielen kann.“

Martina schaute sie an und wollte von ihr wissen, wieso sie auf die Idee komme, dass David ein weiterer Onkel für sie sei. Sie blickte strafend zu ihrer Mutter und erklärte in ihrer kindlichen Logik: „Sicher ist David ein Onkel, genau wie Marcus, der mit Onkel Philipp zusammenlebt. Wenn er bei Opa Peter in die Familie aufgenommen worden ist, ist er zukünftig genau wie Peter und Marcus mein Onkel und von dir dein neuer kleiner Bruder.“

David mischte sich ein und meinte: „Gerne kannst du Onkel David zu mir sagen, auch wenn es so nicht ganz richtig ist. Es reicht aber, wenn du nur David zu mir sagst, und das gefällt mir auch viel besser. Außerdem würde ich mich dann als alter Mann fühlen, wenn du immer Onkel zu mir sagst.“

Martina lachte und sagte zu ihrer Tochter: „Du sagst doch bei Philipp und Marcus auch nur deren Vornamen und den Onkel vergisst du. Alle Jungs sprichst du nur mit ihrem Vornamen an, warum soll das bei David anders sein. David ist fast zehn Jahre jünger als Philipp, da kann ich ihn gut verstehen, dass er sich als alter Mann fühlt, wenn du Onkel zu ihm sagst.“

Katharina schaute zwischen David und Martina hin und her, bevor sie diplomatisch erklärte: „Ich werde ihn nur mit David anreden, denn er ist, wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, nicht euer Bruder und deshalb kann er nicht mein Onkel sein. Ich hoffe trotzdem, dass er mit mir und Kevin spielen wird, auch wenn er nicht mein Onkel ist.“

David lachte und antwortete ihr: „Bin ich dir nicht zu alt, um mit dir und Kevin zu spielen? Wenn du dir sicher bist, dass du und dein Bruder mit mir als älterem Jungen spielen wollt können wir gerne darüber reden. Immer vorausgesetzt, ich kann es mir zeitlich erlauben.

In nächster Zeit, wenn ich wieder zur Schule gehe, wird erst einmal viel lernen angesagt sein, damit ich alles, was ich monatelang versäumt habe, schnellstens nachholen kann. An den Wochenenden dürfte es noch am ehesten möglich sein.“

Wir verabschiedeten uns von den dreien und auf dem Weg ins Verwalterhaus erklärte ich David, dass Manuel mit seinen Freund Daniel gemeinsam mit meinem Neffen Jonas und seinem Freund Tim das Verwalterhaus bewohnen.

In einem der Gästezimmer wohnt noch Richard, ein Auszubildender zum Gärtner, aus einem Kinderheim in Thüringen, der im nächsten Jahr in eine der Jugendwohnungen umziehen wird. Er wurde mit Zustimmung des Jugendamts dort untergebracht, obwohl er noch nicht volljährig ist und eigentlich in Rosenheim in ein Kinderheim kommen sollte.

Ich klingelte und Jonas öffnete uns die Tür. Er meinte: „Was verschafft uns die Ehre deines Besuchs, Peter? Gibt es etwas Wichtiges, dass wir besprechen müssen?“

Ich lachte und antwortete ihm: „Das kommt ganz auf die Sichtweise an. Ich wollte euch nur unseren neuen Gutshofmitbewohner vorstellen und falls es etwas von eurer Seite zu besprechen gibt, können wir das gleich miterledigen, sofern es sich nur um eine Kleinigkeit handelt. Ansonsten könnt ihr jederzeit bei Petra um einen Besprechungstermin anfragen.“

Jonas bat uns ins Haus und führte uns in die große Wohnküche, wo uns schon sein Freund Tim und Daniel erwarteten. Daniel meinte, wenn wir uns noch etwas gedulden könnten, weil gleich noch Manuel zu ihnen stoßen würde, dann bräuchte ich nicht alles doppelt erklären.

David lachte und erklärte: „Manuel habe ich vor wenigen Minuten bereits im Hofladen kurz kennengelernt, aber wenn es Peter nicht so eilig haben sollte, können wir die paar Minuten einfach auf deinen Freund warten.“

Ich überlegte kurz und erklärte den Anwesenden: „Kein Problem, wir können gerne warten, bis Manuel dazu kommt. Im Hofladen war er die meiste Zeit mit der Auslieferung seiner Produkte beschäftigt und hat im Grunde genommen keine Details erfahren. Die Idee von David und Daniel finde ich sehr gut, dann braucht David nicht alles mehrfach erzählen.“

Neugierig, wie ich nun immer bin, fragte ich die Jungs, ob es bei ihnen zwischenzeitlich Neuigkeiten gibt. Jonas meinte dazu, dass ich normalerweise alles wissen sollte, was sich in letzter Zeit so alles ergeben hat.

Daniel grinste und offenbarte uns, dass es doch Neuigkeiten gäbe. Manuels Vater hat sich auf ihre Nachfrage hin bereit erklärt, trotz aller Schwierigkeiten in den letzten Jahren, bei der Hochzeit seines Sohnes den Part des Trauzeugen zu übernehmen und er ebenfalls kein Problem damit habe, wenn sein Bruder mit seinem Lebensgefährten als Gäste eingeladen werden. Er könne sich inzwischen sogar vorstellen, dass er den jahrzehntelangen Zwist beenden will.

Wir hörten Manuel mit seinem Lieferwagen vorfahren und kurze Zeit später stand er in der Wohnküche. Er begrüßte die Anwesenden und knutschte kurz mit seinem Schatz. „Was gibt es so Wichtiges, dass ihr hier sitzt und nicht bei eurer Arbeit steckt“ fragte er in die Runde.

Seine Frage nahm ich zum Anlass und erklärte kurz, dass David mit zur Gutshoffamilie gehöre und Thomas und ich für ihn so etwas wie seine Pflegeeltern wären. Er wird hier zukünftig zur Schule gehen und seinen Schulabschluss machen.

Wie es danach weitergehen soll, kann ich euch noch nicht verraten, da ich nicht weiß, welchen Berufsweg David einschlagen will. Er wird auf alle Fälle bis zu seinem achtzehnten Geburtstag hierbleiben und danach sehen wir weiter. David, bitte erzähle den Jungs etwas über dich und danach können sich die Jungs bei dir vorstellen.“

David überlegte kurz und erzählte: „Meinen Namen kennt ihr ja bereits. Ich bin fünfzehn Jahre alt und schwul. Vor einigen Monaten habe ich mich bei meinen Eltern als schwuler Sohn geoutet und die einzige Reaktion, die von meinen Eltern kam, war der sofortige Rauswurf aus meinem Elternhaus. Sie erklärten mir, dass sie keinen schwulen Sohn haben und ich mich nie wieder bei ihnen blicken lassen soll. Die nächsten Wochen habe ich vor allem auf der Straße verbracht, bin nicht mehr zur Schule gegangen und bin auf dem Straßenstrich gelandet, damit ich mir wenigsten hin und wieder ein vernünftiges Essen leisten konnte oder gelegentlich auch einen ruhigen Schlafplatz ergattern konnte. Ein etwas älterer Stricher hat mich wohl aus Neid und vor allem wegen meines Alters bei den Bullen angeschwärzt, die mich danach auf dem Strich aufgegriffen haben und in ein Kinderheim in München gesteckt haben.“

Nach einer kurzen Pause erzählte er weiter: „Dort bin ich mehrmals ausgebüxt und wieder auf dem Straßenstrich gelandet, wurde aber immer wieder von der Polizei aufgegriffen und ins Kinderheim zurückgebracht. Gestern, nachdem mich die Polizei wieder einmal eingefangen hatte, wurde ich nicht mehr ins Kinderheim gebracht, sondern zum ersten Mal in einer sogenannten Arrestzelle eingesperrt.

Zwei Stunden später erklärte mir die freundliche Mitarbeiterin des Jugendamtes, dass ich nicht mehr in dem Münchner Kinderheim untergebracht werden kann, wegen meiner ständigen Flucht aus dem Haus und noch am gestrigen Abend zur Polizeiwache nach Rosenheim überstellt werden soll.

Dort sollte am folgenden Tag durch das örtliche Jugendamt über das weitere Vorgehen entschieden werden. Zusammen mit zwei Beamten der Polizei fuhren wir zuerst ins Kinderheim, um dort meine wenigen Habseligkeiten, meine Bekleidung und die persönlichen Dinge abzuholen.“

Wieder legte er eine Pause ein und ich dachte, dass er nicht mehr über den weiteren Verlauf erzählen will. Bevor ich das Wort ergreifen konnte, sprach er weiter: „Während der Fahrt nach Rosenheim erhielten die beiden Beamten einen Anruf, bei dem ihnen mitgeteilt wurde, dass sich ihr Fahrziel vorläufig geändert habe und sie mich hier auf dem Gutshof abliefern sollen, wo ich bereits von einer Mitarbeiterin des Rosenheimer Jugendamts erwartet werde.

Bei meiner Ankunft am Gutshof haben mich die beiden Polizeibeamten in die Wohnung von Peter und Thomas gebracht. Die Frau vom Jugendamt, Barbara, erklärte mir, dass ich von den Beiden als Pflegekind aufgenommen werde, sofern ich damit einverstanden sei. Falls dies nicht der Fall sein sollte, dürfte ich die Nacht in einer Zelle der Rosenheimer Polizei verbringen und am nächsten Tag in ein örtliches Kinderheim überstellt werden.“

Erneut legte er eine kurze Pause beim Erzählen ein und trank einen Schluck von der Cola, die ihm Tim hingestellt hatte. „Zuerst wollte ich eigentlich nicht hierbleiben und lieber die Nacht in einer Gefängniszelle verbringen. Nach einem längeren Gespräch unter sechs Augen, zusammen mit Peter und Dennis, bei dem ich meine Bedenken wegen einer möglichen sexuellen Ausnutzung geäußert hatte und mir sowohl von Peter als auch von Dennis versichert wurde, dass dies auf keinen Fall geschehen würde und der Erklärung, dass hier am Gutshof sehr viele schwule Jugendliche beschäftigt seien, habe ich mich dann in allerletzter Minute dazu entschlossen, den Versuch zu wagen und hier mit Peter und Thomas, sowie mit euch zusammen ein neues Leben zu beginnen. Ich hoffe, ihr gebt mir ebenfalls eine Chance, so wie es bereits die Jungs aus der IT-Abteilung getan haben.“

Jonas reagierte zuerst und antwortete David: „Von unserer Seite, und da spreche ich auch für meinen Freund Tim, bekommst du natürlich die Chance, den Weg in ein neues Leben zu finden. Du kannst jederzeit auch zu uns kommen, wenn du Fragen hast, egal welcher Art sie auch sein möchten. Wenn wir dir darauf keine vernünftige Antwort geben können, werden wir dir sicher verraten, wenn du dafür ansprechen kannst.

Wir bieten dir außerdem an, dass wir uns mit dir zusammen den ganzen landwirtschaftlichen Betrieb anschauen und du jederzeit willkommen bist, entweder in den Ställen mitzuhelfen oder mit uns auf einem Traktor auf die Felder mitkommen kannst. Da du bereits Fünfzehn bist, und sofern dir die Arbeit auf dem Bauernhof Spaß machen sollte, könntest du eventuell sogar den Führerschein für Traktoren machen und uns gelegentlich bei der Arbeit unterstützen.“

Er legte eine Pause ein und Tim ergriff die Möglichkeit und erzählte David: „Wie du sicher mitbekommen hast, ist Jonas der Neffe von Peter, der von seiner eigenen Mutter aus dem Haus gejagt wurde, als er sich bei seiner Familie geoutet hat. Er hat danach eine Zeit bei mir und meinen Eltern gewohnt, die kein Problem damit hatten, dass wir schwul sind.

Wir beide kommen ursprünglich aus dem Raum Hannover, wo Jonas und ich aufgewachsen sind. Bei der Beerdigung seines Großvaters habe ich zum ersten Mal Peter und seine Familie kennengelernt, bei denen wir auch übernachtet haben.

Peter hat uns Beiden, nachdem wir ihm erzählt hatten, dass wir in die Landwirtschaft gehen wollen angeboten, die Verwaltung des landwirtschaftlichen Bereichs des Gutshofes zu übernehmen und gleichzeitig unser Studium in Weihenstephan durchzuführen, da der bisherige Pächter des Gutshofes seinen Vertrag aus Altersgründen nicht mehr verlängern wollte. Nach unserem Abitur sind wir dann hierhergekommen. Anfangs haben wir noch mit Peter, Thomas, Philipp und Marcus in ihrem Reihenhaus gewohnt, bis wir hierher auf den Gutshof ins Verwalterhaus umziehen konnten.

Nach und nach ist der Rest der Familie ebenfalls ins Gutshaus umgezogen, nachdem die Umbauarbeiten abgeschlossen waren. Von mir auf alle Fälle nochmal ein herzliches Willkommen in der Gutshoffamilie.“

David lachte und erklärte: „Interessant, ich bin scheinbar doch nicht der Einzige, der bei seinen Eltern rausgeflogen und durch eine Fügung des Schicksals hier gelandet ist. Nach meinem jetzigen Wissenstand sind es inzwischen zwei Jungs, denen es ähnlich ergangen ist. Ich kenne inzwischen Jonas und Marcus und so langsam befürchte ich, dass das nicht die einzigen sind, denen es so oder so ähnlich ergangen ist und die hier am Gutshof leben.“

Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es inzwischen bereits Mittag war und wir so langsam den Rundgang durch den Gutshof beenden sollten, wenn David und Dennis später noch ins Lager und in die Büros unseres Handwerksbetriebes fahren wollen.

Außerdem stand noch der nachmittägliche Termin mit der IT-Abteilung an. So ergriff ich das Wort und erklärte: „Ich fürchte, ich muss unsere gemütliche Unterhaltung an dieser Stelle beenden. David und ich haben heute Nachmittag noch jeweils Termine und vorher sollten wir noch in die Kantine zum Essen gehen.

Ich mache euch einen Vorschlag, wenn David daran interessiert ist, den Gartenbaubetrieb und euch beide, Manuel und Daniel, näher kennenzulernen, dann solltet ihr euch einfach gesondert mit ihm treffen. Am besten ihr macht nachmittags oder am Wochenende einen Termin, da die Beiden manchmal auch an Samstagen arbeiten.

Wobei ich bei einem Samstagstermin gerne dabei sein würde oder später dazu komme, damit wir wieder einmal über eure weiteren Pläne sprechen könnten. So langsam näherte sich das Jahresende und wir sollten rechtzeitig mit den Vorplanungen für das neue Geschäftsjahr anfangen, vor allem im Hinblick auf die geplante Triple-Hochzeit, gleichzeitig mit meinem fünfundfünfzigsten Geburtstag Ende November.“

Daniel lachte und meinte: „Interessante Terminkombination, aber ich habe kein Problem damit Besichtigung und Besprechung miteinander zu verknüpfen. Gut, dass du es angesprochen hast, sonst könnte es wegen der noch anstehenden Gespräche mit unseren Großabnehmern zu erheblichen Planungsverzögerungen kommen.

Wenn Manuel keine Einwendungen hat würde ich vorschlagen, wir machen das gleich an diesem Wochenende und da dies sowieso wieder länger dauern wird, laden wir dich David, sowie Peter und Thomas anschließend zum Abendessen bei Sebastian ein. Ihr könnt auch Dennis und Felix mitbringen, ich will nicht daran schuld sein, dass die Beiden an diesem Abend verhungern, weil wir euch eingeladen haben.“

Diesmal war ich derjenige, der leise vor sich hin kicherte, bevor ich Daniel antwortete: “Ich werde den beiden Jungs deine Einladung zwar übermitteln, aber, soweit ich weiß, arbeitet Dennis am Samstag in der Spätschicht und wird nicht die Zeit haben, gemütlich mit uns zu essen. Felix arbeitet nicht am Samstag, vielleicht kommt er jedoch mit, damit er schon früher in der Nähe seines süßen Freundes ist. Ansonsten ist er sehr wohl in der Lage sich selbst zu versorgen.“

Damit verabschiedete sich Daniel und meine Wenigkeit von den vier Jungs und wir machten uns auf den Weg in die Kantine im Gesindehaus. Unterwegs erklärte ich David, dass er ab sofort, jeden Mittag, von Montag bis Freitag, mit mir oder auch allein in der Kantine essen könne. Gerade wenn er wieder zur Schule ginge, und erst gegen halb zwei von der Schule zurückkommen würde, gibt es noch reichlich Auswahl und er müsste nicht allein in der Wohnung essen.

Kevin und die beiden Jungs von Marion würden dort auch regelmäßig ihre Mittagsmahlzeit einnehmen. Ich erzählte ihm, dass das Gesindehaus unter der Woche als Schullandheim für Schulklassen verwendet wird und auch sämtliche Gäste des Gesindehauses dort ihr Mittagessen einnehmen würden.

Während wir in der kurzen Warteschlange an der Essensausgabe standen, erklärte ich ihm, dass es täglich drei verschiedene Menüs geben würde, wobei bei zwei Gerichten darauf geachtet wird, dass diese bevorzugt die jüngeren Leute ansprechen. Nachdem wir gewählt hatten und ich an der Kasse mit meinem Chip bezahlt hatte, suchten wir uns einen ruhigen Tisch am Fenster.

In der Zeit, in der wir unsere Mahlzeit verspeisten, erzählte ich ihm, dass er heute Abend oder spätestens morgen Früh seinen eigenen Chip erhalten würde, mit dem er sein Mittagessen bezahlen könne. Die Abrechnung würde direkt an mich erfolgen, während bei den Mitarbeitern erst noch der Verpflegungszuschuss des Arbeitgebers abgezogen werde und nur der Rest berechnet werde.

David fragte mich: „Habe ich das jetzt richtig verstanden, die Mitarbeiter erhalten hier eine vergünstigte Mahlzeit, die durch den Arbeitgeber subventioniert wird und alle anderen zahlen den angegebenen Preis?“

„Jein“ erklärte ich David, „dass ganze ist um einiges komplizierter als du es dir vorstellst. Für unsere Mitarbeiter gilt deine Schlussfolgerung. Für die Schulklassen und ihre Betreuer, sowie die Kinder und Jugendlichen unserer Mitarbeiter gibt es den sogenannten Kinder- und Jugendtellerpreis.

Im Restaurant im Gutshof, bei Sebastian, gibt es dieselben Essen entweder als vergünstigtes Mittagsmenü für alle oder als Seniorenmenü ebenfalls zu unterschiedlichen Preisen, wobei bei den Senioren die Portionen etwas kleiner ausfallen als die vergünstigten Mittagsmenüs. Da die Kantine im Gesindehaus von unserer Stiftung und der Firma betrieben wird, brauchen hier keine Gewinne erwirtschaftet werden, damit kann zu einem günstigeren Preis als im Restaurant angeboten werden.“

David schaute mich an und nach kurzer Überlegung meinte er: „Ich hätte nie gedacht, dass das so eine komplizierte Angelegenheit ist.“

Wir räumten unsere Tabletts in die dafür vorgesehenen Wagen und gingen zurück in mein Büro. Dennis erwartete uns bereits und meinte: „Wenn du dann so weit bist, könnten wir beide ins Lager und die Büros unseres Handwerksbetriebes fahren. Ich würde dir dort kurz alles zeigen und du lernst meinen Axel kennen. Axel und ich wohnen dort zusammen in der Betriebsleiterwohnung, die du dir bei der Gelegenheit ebenfalls anschauen könntest. Wir sind zwar noch nicht vollständig eingerichtet, denn wir selbst sind erst vor wenigen Tagen eingezogen.“

Bevor die Beiden das Büro verlassen wollten, meinte ich noch: „David möge sich doch vorsichtshalber noch eine Jacke oben aus der Wohnung holen, nicht dass er mir noch krank würde und ich Ärger deswegen mit Barbara bekommen könne.“

Ich drückte ihm den Wohnungsschlüssel in die Hand und schickte ihn nach oben. Nur wenige Minuten später stand er wieder im Büro, legte meine Schlüssel auf den Tisch, verabschiedete sich bis später und verschwand zusammen mit Dennis. Bevor ich ins Büro zu Petra ging, telefonierte ich kurz mit Philipp wegen einer eigenen Kantinen-Karte und mit Alessandro wegen eines zusätzlichen Wohnungsschlüssels für David.

Mein nächster Weg führte mich zu Petra, die ich nur fragte, ob in meiner Abwesenheit etwas Besonderes vorgefallen sei. Da sie nur meinte, heute sei ausnahmsweise mal ein sehr ruhiger Tag und ich nichts verpasst hätte, meinte ich, dass ich mich jetzt mit den Jungs vom IT-Team im Konferenzraum zusammensetzen würde. Wenn David mit Dennis von ihrem Ausflug zu den Handwerkern zurückkommen sollte, sollte sie ihn zu mir in den Konferenzraum bringen.

Ich ging direkt weiter in unseren Konferenzraum und da ich etwa 10 Minuten vor der geplanten Zeit eintraf, checkte ich kurz, ob genügend Getränke vorhanden waren. Ich holte noch die vorbereiteten Kaffee- und Teekannen aus unserer kleinen Büroküche und stellte sie auf den Konferenztisch.

Philipp, Marcus und Bernhard betraten den Konferenzraum und wir begrüßten uns kurz. Philipp fragte noch kurz nach, wo ich David gelassen hätte, da ich ihn als Zuhörer angekündigt hatte.

Ich erklärte kurz, dass dieser mit Dennis zu den Handwerkern gefahren sei, um dort eine kurze Betriebsbesichtigung durchzuführen. Danach wollten sie aus dem Lager noch verschiedene Dinge mitbringen, die Dennis in den nächsten Tagen für den Baucontainer benötigen würde. Nach ihrer Rückkehr komme David dann zu uns in den Konferenzraum.

Marcus meinte, das Notebook sei so weit vorbereitet, das Smartphone ist eingerichtet und beides könnte an David übergeben werden. Da David mit Computern bisher keinerlei Erfahrungen habe, hat er gefragt, ob wir ihm eine kleine Einführung in die Benutzung der Geräte geben könnten.

Bernhard hat ihm angeboten, dass er die Einweisung und Betreuung bei David übernehmen würde. Alle anderen haben ebenfalls angeboten, wenn David Fragen haben sollte, dass er sich an sie wenden könne.

Danach ergriff Philipp das Wort und stellte die bisherige Planung für die Erweiterung des Rechenzentrums und die Aufteilung der Räumlichkeiten vor. Besonders gefiel mir das Konzept über die Aufteilung der IT-Abteilung in verschiedene Gruppen.

Zukünftig sollte dort drei eigenständige Gruppen entstehen. Die erste Gruppe wird für die allgemeinen Aufgaben der Informationsabteilung und den Betrieb des Rechenzentrums zuständig sein. In der zweiten Gruppe sehe er vor allem die Mitarbeiter, die für den gesamten Webauftritt der Firmengruppe und deren Weiterentwickelung zuständig seien.

Bei der dritten Gruppe könne er leider noch nicht absehen, wie groß sie letztendlich werden würde und ob dann der vorhandene Platz noch ausreichend ist. Diese Gruppe sollte für die Dokumentenverwaltung und mit der Untergruppierung Planunterlagenverwaltung, zuständig sein, da diese auch in eine eigenständige Gesellschaft ausgegliedert werden solle.

Den nächsten Teil der Vorstellung der Planung übernahm Marcus. Er erklärte, dass sämtliche benötigten Möbel, mit Ausnahme der Bürostühle, für die neuen IT-Abteilungen zusätzlich angeschafft werden sollten und damit die bisher vorhandenen Möbel in den Büros im Gutshaus verbleiben können, um hier im Haus weiterhin ein einheitliches Bild abzugeben.

Daher wären für die Büros im Gutshaus neue Bürostühle zu beschaffen. Die Aufteilung der Büros im IT-Gebäude auf die Mitarbeiter sollten von den jeweiligen Gruppen- oder Abteilungsleitern durchgeführt und mit den Kollegen abgesprochen werden.

Für den dritten Teil der Planung hatten sie sich Bernhard auserkoren, der zunächst erklärte, dass der vollständige Umzug zum Schluß eingeplant sei. Wichtig sei vor allem, dass das neue Rechenzentrum zuerst in Betrieb geht und alle Services nach und nach von den bisherigen Anlagen auf die neuen Server umgezogen werden, um einen möglichst reibungslosen Arbeitsablauf für alle Abteilungen zu gewährleisten.

Für einige Dienste könnte das ohne weiteres an zwei oder drei Wochenenden erfolgen. Bei den Dienstleistungen, die fast rund um die Uhr angeboten werden, ist die Sache etwas differenzierter zu betrachten. Um ein Beispiel zu geben zog er das Kassenprogramm heran, das von vielen Bereichen, hauptsächlich von Montag bis Samstag genutzt würde.

Für einige Bereiche, wie Restaurant, Hotel, Gesindehaus und Jugendhotel in Österreich, kann die Umstellung nur während der Nachtstunden durchgeführt werden, um Störungen im Betriebsablauf weitgehend zu vermeiden.

Nach Bernhards Vortrag wurde ich gefragt, ob ich alles bis dahin verstanden hätte und die weitere Detailplanung auf dieser Basis fortgesetzt werden kann. Nach kurzer Denkpause antwortete ich: „Im Prinzip ja, was ihr mir aber bitte erklären solltet, warum die Dokumentenverwaltung und die Planunterlagenverwaltung zusammengelegt werden sollen?“

Philipp schaute Bernhard an und meinte zu ihm: „Ich bin mir sicher, dass du das am Besten Peter erklären kannst, immerhin sind die Dokumenten- und die Planunterlagenverwaltung dein Thema.“

Bernhard lacht und sagte zu Philipp: „Klar übernehme ich diesen Part, immerhin sind beide Bereiche in der Hauptsache von mir entwickelt. Die Grundlage für beide Bereiche ist die gleiche Datenbank, die dafür verwendet wird. Es gibt zwei unterschiedliche Zusatzprogramme. Eines, das die Zugriffsberechtigungen für die Dokumente verwaltet. Für die Planunterlagen haben wir eine erheblich erweiterte Zugriffsverwaltung einschließlich der Weitergabe von Zugriffsberechtigungen, die bei der Dokumentenverwaltung nicht notwendig sind.

Bei der Trennung in zwei Abteilungen hätten wir zukünftig Probleme, wenn bei Programm- oder Datenbankänderungen alles immer extra abgestimmt werden müsste. Solange beide Teile in einer Hand liegen, gibt es bei der Weiterentwickelung der Software keine Probleme.“

Es klopfte an der Tür zum Konferenzraum und Bernhard, der fast noch neben der Tür stand, öffnete sie und Dennis und David traten ein. Wir begrüßten die Beiden, wobei Dennis gleich anmerkte, dass er sofort weiter müsse. Er hätte noch so einiges zu erledigen habe, da sein Ausflug mit David ins Lager doch etwas länger gedauert hatte als ursprünglich von ihm geplant war.

Nachdem David sich zu uns gesetzt hatte, erklärte ich den Jungs von der IT-Abteilung: „So weit habe ich bisher alles verstanden. Die Erklärung, die Bernhard zuletzt noch zum Thema Dokumentenverwaltung und Planunterlagen abgegeben hat, leuchtet mir ein.

Bei den anfallenden Kosten für das neue Rechenzentrum gehe ich nach dem aktuellen Wissensstand, trotz dem, dass ich die Umbau- und Ausbaukosten für das Gebäude außer Acht lasse, immer noch von einem mindestens sechsstelligen Betrag aus.

Da die Aufwendungen langfristig sowieso erforderlich sind, könnt ihr ohne Gebäudekosten und Kosten für die Klimatisierung des Rechenzentrums über ein Budget von rund zweihunderttausend Euro für die Einrichtung der Büros und die Erweiterung unserer Server verfügen. Sollte das für eure derzeitige Planung nicht ausreichen, informiert mich rechtzeitig über mögliche Erhöhungen und wieso sie zustande kommen.“

Philipp schaute mich an und nach kurzem Zögern erklärte er: „Nach unserer vorläufigen Kostenermittlung sind wir auf einen Aufwand für die Erweiterung von bisher rund einhundertfünfzigtausend Euro gekommen. Mit dem von dir genehmigten Budget, sollten wir normalerweise ohne Probleme alle Anschaffungen ohne weitere zusätzliche Kostenerhöhungen durchführen können.“

Ich ergriff wieder das Wort und meinte zum Team: „Damit können wir unsere heutige Besprechung beenden. Ihr dürft wieder zu euren Aufgaben zurückkehren, sofern nicht von eurer Seite weiterer Gesprächsbedarf besteht. David lasse ich in der Obhut von Bernhard, damit er ihm das Notebook übergeben und alles Notwendige erklären kann.

Ich habe nur eine Bitte dazu, überhäuft David nicht mit zu vielen Informationen auf einmal. Er soll sich langsam an diese Dinge herantasten, nachdem er bisher keinerlei Erfahrung mit Notebook und Smartphone sammeln konnte. David sollte bis spätestens siebzehn Uhr wieder bei mir im Büro sein, wir haben noch einiges zu klären, bevor es morgen zu einem weiteren Gespräch mit Barbara kommt.

Euch beide, Philipp und Marcus, sehe ich heute Abend um zwanzig Uhr zu unserem geplanten Meeting mit Daniel und Manuel. Könnte sein, dass wir eventuell ein paar Minuten später kommen, da wir vorher mit David und vermutlich Felix bei Sebastian essen werden.“

Während Bernhard mit David im Besprechungsraum blieb, um ihn in das Notebook einzuweisen, ging ich zurück in mein Büro, wo ich auf Dennis traf. Ich bat ihn mir kurz zu berichten, wie der Ausflug mit David im Handwerksbetrieb abgelaufen sei.

Dennis überlegte kurz und erzählte dann: „Von der Hinfahrt gibt es nichts Besonderes zu berichten. Ich habe David nur erklärt, dass aus der ursprünglich von Peter gekauften Firma, einem Installationsbetrieb für Elektroanlagen und Sanitärinstallationen, inzwischen ein Unternehmen geworden ist, in dem sämtliche Teilbereiche, die auf einer Baustelle für die Innen- und Ausbauarbeiten benötigt werden, vorhanden sind.

Es gibt inzwischen, Maler, Bodenleger, Fliesenleger, Elektriker, Heizungsbauer, Sanitärinstallateure die vorwiegend bei Renovierungen und Umbauten im eigenen Immobilienbestand eingesetzt werden.

Ein großer Teil der Mitarbeiter ist derzeit unter der Woche in Österreich. Dort wird ein ehemaliges Hotel umgebaut und soll zukünftig nach den gleichen Gesichtspunkten wie unser Gesindehaus genutzt werden, also als eine Art Landschulheim, die Ferienunterbringung für benachteiligte Familien und an den Wochenenden für Gruppenmeetings.

Ab der kommenden Woche werden die freiwerdenden Kapazitäten für den Umbau der Stallungen und Remisen auf dem Gutshofgelände benötigt, für die er als Baukoordinator vorgesehen ist.“

Er trank kurz einen Schluck Kaffee und fuhr dann fort: „Wir sind kurz drüben durch die Büroräume und ich habe ihm kurz alle Teilbereiche im Einzelnen erklärt. Danach waren wir noch ein paar Minuten oben in unserer Wohnung, wo wir auch Axel angetroffen haben. Wir haben ihm nicht verschwiegen, dass Axel und ich über meinen ehemaligen Chef und mit deiner Zustimmung die Wohnung bekommen haben, damit wir zusammenziehen konnten, da wir vorher beide noch bei unseren Eltern gewohnt hatten.

Im Lager haben wir die sofort benötigten Ersatzteile geholt und ich habe noch die ersten Listen des benötigten Materials für die Aus- und Umbaumaßnahmen abgegeben, mit den Terminen, bis wann wir diese Materialien benötigt werden.

Wieder machte er eine kurze Pause, bevor er weitersprach: „Während der Rückfahrt wurde David um einiges gesprächiger. Er erzählte mir, dass er sich jetzt noch sicherer sei, mit seiner gestrigen Entscheidung, bei euch zu bleiben und sich hier ein neues Leben aufzubauen. Vor allem sieht er hier auch die Möglichkeit, in einem der zum Unternehmen gehörenden Betrieben eine Ausbildung zu absolvieren. Aber letzteres hast du nicht von mir gehört. Er wollte darüber selbst mit dir und Thomas sprechen.“

Nach dieser Aussage widmeten wir uns wieder unserer Arbeit und kurz vor fünf Uhr tauchte David im Büro auf und erklärte uns sofort, dass er von Bernhard mit viel zu viel Informationen über sein Notebook und das Smartphone gefüttert wurde und er, dass jetzt alles erst einmal alles in seinem Kopf sortieren müsse.

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