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Regenbogenfamilie

Teil 74 - Werksbesichtigung

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Am Montagmorgen war ich wie immer kurz vor siebenuhrdreißig in meinem Büro. Ich kümmerte mich wie jeden Morgen erst einmal um meine Mails und studierte den Terminkalender. Zumindest waren bisher keine Termine eingetragen, so dass ich den Termin mit den Architekten sofort eintrug.

Kurz vor acht Uhr rief ich bei unserem Möbelbauer an. Ich hatte das Glück, dass ich sofort den Firmenchef in der Leitung hatte. Ich erklärte ihm, dass ich für heute Nachmittag gerne einen dringlichen Termin bei ihm haben möchte, da aufgrund eines neuen Projektes ein wichtiger Gesprächsbedarf entstanden sei.

Gleichzeitig solle er einplanen, dass eine kurze Werksbesichtigung für unseren neuen Partner möglich ist. Er erklärte mir, dass wir gegen dreizehn Uhr da sein sollen. Ich sagte ihm den Termin zu, ohne mich jedoch vorher mit Dirk oder Tatjana abgestimmt zu haben.

Kurz nach acht Uhr tauchte Dennis im Büro auf und verkündete, dass heute sein Umzug in den neuen Baucontainer über die Bühne gehen soll. Alejandro wird in Kürze hier sein und zuerst werden seine Möbel umziehen. Ich unterbrach seine Ausführungen und fragte, wie der Stand der Dinge in Sachen Ersatz für die wegen des beginnenden Aushubs weggefallenen Parkplätze sei.

Er erklärte mir, dass wir nach Abstimmung Jasons mit der Baubehörde, eine befristete Erlaubnis haben die Ausweichparkplätze auf der Fläche zu errichten, auf der im Sommer unsere Zeltstadt stand. Er habe Jason darauf hingewiesen, dass wir damit im nächsten Jahr kein Zeltlager anbieten könnten und ich das erst noch mit dir abklären möchte.

Ich erklärte ihm, dass sie dort problemlos die neuen Ausweichparkplätze einrichten können, da geplant sei, die Zeltstadt im nächsten Jahr in Österreich aufzubauen. Bis Ende nächsten Jahres steht uns dann die neue Tiefgarage zur Verfügung und die Ausweichparkplätze können wieder aufgelöst werden.

Dennis und Alejandro hatten gerade den Schreibtisch von Dennis abgebaut, als Petra klopfte und das Ehepaar Arndt ankündigte. Ich teilte Petra mit, dass ich mit meinen Besuchern direkt ins Besprechungszimmer gehe.Wenn Jenifer und Jason einträfen sie die beiden zu uns bringen solle.

Dirk meinte: „Hätten wir nicht in deinem Büro bleiben können?“ Ich erklärte ihm, dass wir dort ständig gestört werden, weil unser Handwerker Dennis mit seinem vorübergehend bei mir eingerichteten Arbeitsplatz in sein neues Domizil im Baucontainer umzieht.

Wir hatten es uns kaum bequem gemacht im Besprechungsraum, als Petra eintrat und fragte, was sie uns für die Besprechung bereitstellen soll. Ich bestellte Kaffee und alkoholfreie Getränke sowie ein wenig Kleingebäck oder Kekse.

Zwei Minuten später betraten Jason und Jenifer das Besprechungszimmer. Jason sagte gleich: „Ich habe Dennis auf dem Flur getroffen und er hat mir erklärt, dass wir den Zeltplatzbereich für die Ausweichparkplätze nutzen können, da nächstes Jahr hier kein Zeltlager stattfinden wird.“

Dirk schaute erst seine Tatjana an und erklärte: „Etwa zehn Kilometer von Scharbeutz entfernt gibt es einen alten Jugendzeltplatz, der in den letzten Jahren kaum mehr genutzt wird. Ich könnte beim Landratsamt nachfragen, ob die Stiftung diesen Platz im kommenden Jahr in den Sommermonaten für ein Zeltlager für benachteiligte Kinder und Jugendliche nutzen kann.“

Ich erklärte ihm, dass wir das Zeltlager nicht nur für diese Kinder und Jugendlichen durchführen, sondern auch andere Gruppen einbinden.

„Wir hatten heuer auch Gruppen vom Jugendrotkreuz, dem technischen Hilfswerk, eine Gruppe aus Spanien und Gruppen von Fußballern und diversen anderen Organisation dabei. So konnten wir daher Erste-Hilfe-Kurse für alle Kinder anbieten. Die Gruppen vom technischen Hilfswerk haben bei ihren technischen Übungen alle Kinder mit eingebunden. Auf Grund der Erfahrungen, die wir mit dieser Mischung gesammelt haben, werden wir zukünftig nur Zeltlager organisieren, die nach diesem Schema ablaufen. Sollten wir also ein Zeltlager an der Ostsee ins Auge fassen, muss die Vorplanung bis Ende Dezember abgeschlossen sein, damit wir ab Anfang Januar an die Öffentlichkeit herantreten und unser Angebot bei den Verbänden veröffentlichen müssen.“

Ich erklärte, nachdem ich mit meinem Ausflug zum Thema Zeltlager geendet hatte: „Kommen wir zum eigentlichen Thema unseres Treffens, der Umbau und die Sanierung des Ostsee-Jugend-Hotels. Jason, kannst du uns erläutern, in welchem Umfang du dir die Zusammenarbeit mit Tatjana und Dirk vorstellst.“

Jason lacht und sagte: „Vorstellen kann ich mir alles. Viel Arbeit für uns, wenig Arbeit für Dirk und sein Team. Ebenso das krasse Gegenteil, wenig für uns und viel Arbeit für unseren Partner. Aufgrund unserer vorhandenen Kapazitäten tendiere ich eher dazu, mehr an den Partner abzugeben.“

Ich schaute Tatjana und Dirk an und fragte sie: „Wie seht ihr das Ganze? Wie sieht es bei euch aus mit den vorhandenen Kapazitäten?“

Dirk erklärte: „Auch bei uns gibt es Grenzen, bis zu denen wir gehen können. Da wir aber für Detailpläne, wie Wasser und Abwasser, Elektroplanung, Heizung und Lüftung gute Handwerksbetriebe haben, die diese Aufgaben für uns übernehmen. Immer unter der Voraussetzung, dass ein solches Vorgehen von euch akzeptiert wird. Für die neue Küche steht mir ebenfalls ein guter Planer zur Verfügung, der sicher bereit ist, sich mit der gewünschten Form einer Kombinationsküche auseinanderzusetzen. Notfalls muss er eben einen Ausflug nach Rosenheim unternehmen, um sich euer Küchenkonzept vor Ort zu verinnerlichen.“

Tatjana meinte: „Ich kann Dirks Ausführungen bestätigen, habe aber erst einmal eine grundsätzliche Frage. Wir haben im Gesindehaus gesehen, dass dort eine Reihe von Gruppenräumen, eine Lehrküche, ein Handwerksraum und ein Computerspielzimmer eingerichtet sind. Sollen solche Räumlichkeiten auch im Hotel an der Ostsee eingeplant werden und wer übernimmt die Konzeption?“

Ich erklärte wieso diese Räume vorhanden sind: „Die Gruppenräume wurden in erster Linie für Schulklassen eingerichtet, die das Gesindehaus als Landschulheim nutzen. Inzwischen werden die Gruppenräume auch bei den Wochenendseminaren regelmäßig genutzt. Bedingt durch die hohe Nachfrage nach Räumlichkeiten für Vereine oder Gruppen haben wir sie schließlich für die Allgemeinheit geöffnet. Die Lehrküche war eine Anregung von Sebastian, der dort sowohl für Schulklassen aber auch für unsere Urlaubsgäste Kochkurse abhält. Der Werkraum war ursprünglich für unser Hausmeisterteam gedacht. Durch eine Zusammenarbeit von Jugendlichen mit dem Hausmeister hat sich die Multinutzung ergeben. Das Computerspielzimmer war ein Test, der sich bewährt hat und deshalb geblieben ist.“

Dirk meinte zusammenfassend: „Gruppenräume sind ein Muss. Lehrküche kann, Computerspielzimmer und Werkraum ebenfalls, sofern wir passende Räume finden. Jason, Jenifer, könnt ihr euch vorstellen, dass wir gemeinsam die Basis für die neue Nutzung schaffen und danach die Details über uns und unsere Partner abgewickelt wird?

Es wäre vielleicht sinnvoll, wenn wir das Hotel detailliert besichtigen und anschließend gemeinsam überlegen und entscheiden, wie die vorhandenen Nebenräume sinnvoll genutzt werden oder an anderer Stelle neu geschaffen werden.“

Tatjana überlegte und erklärte: „Soweit ich informiert bin, hat das Hotel noch eine eigene Wäscherei. Soll sie erhalten bleiben, dann müsste sie auch auf den neuesten Stand der Technik gebracht werden. Des Weiteren stellt sich mir die Frage, wie der Wellnessbereich zukünftig genutzt werden kann. Er ist bisher voll auf ältere Urlauber ausgerichtet und in dieser Form für Kinder und Jugendliche als unattraktiv zu sehen.“

Diesmal mischte ich mich ein und sagte: „Den Wellnessbereich habe ich nicht persönlich kennengelernt, aber meine Jungs haben ihn sich angesehen. Sie waren der Meinung, dass der Bereich wundervoll gestaltet sei, aber für Personen ihrer Altersgruppe oder für Jüngere nicht attraktiv genug sei.

Das deckte sich mit den Aussagen von Tatjana. Gibt es eine Möglichkeit die Wellnessanlage auf eine jüngere Zielgruppe auszurichten? Wenn nein, wie kann dieses Areal alternativ genutzt werden? Das gehört zu den Fragen, die vor einer weiteren Planung grundsätzlich abzuklären sind. Ich finde Dirks Idee gut, dass ihr euch gemeinsam sämtliche Bereiche, die nicht als Hotelzimmer genutzt werden, anschaut und danach überlegt, wie sie zukünftig sinnvoll genutzt werden. Ob der Umbau acht oder sechzehn Monate dauert spielt dabei für mich keine Rolle, wichtig ist am Ende das Ergebnis. Ihr solltet in eure Überlegungen einbeziehen, ob wir Bereiche für eine öffentliche Mitbenutzung öffnen können, für die ein Bedarf in Scharbeutz und Umgebung vorhanden ist. Diese Frage können Dirk und Tatjana vermutlich besser beantworten als wir Südlichter.“

Jenifer erklärte: „Wir haben beim Umbau in Jugendhotels bisher nur wenig Erfahrung, da wir bisher nur beim Projekt in Österreich und beim Gesindehaus beteiligt waren. In beiden Fällen gab es keinen Wellness- oder Schwimmbadbereich. Dirk hat sicher etwas mehr Erfahrung mit Hotelbauten. Deshalb finde ich, wir sollten gemeinsam herausfinden wie welche Flächen sinnvoll genutzt werden können. Ich habe zum Beispiel bei einer ersten Durchsicht der Pläne festgestellt, dass es Personalzimmer geben soll. Wie sollen diese zukünftig genutzt werden? Sollen im Dachgeschoß wie im Gesindehaus Personalwohnung vorgesehen werden? All diese offenen Fragen können nur bei einer intensiven Besichtigung geklärt werden. Ich denke, wir sollten uns spätestens nächste Woche in Scharbeutz treffen, alles unter die Lupe nehmen und anschließend, ich denke bis spätestens Mitte November, mit Peter und seinen Mitarbeitern der Stiftung unsere Vorschläge diskutieren und damit den Startschuss für die endgültige Planung festlegen. Damit könnte meiner Ansicht nach spätestens im April nächsten Jahres der Umbau beginnen. Je nach Umfang der Bauarbeiten kann eine Wiedereröffnung ab Anfang des darauffolgenden Jahres angepeilt werden.“

Jason schnappte sich sein Smartphone und checkte den Terminkalender. Er meinte: „Die Termine für Montag und Dienstag könnte wir verlegen oder teilweise an meinen Vater abgeben. Mittwoch ist kein Termin eingetragen.

Er fragte: „Jenifer, wenn wir am Sonntag anreisen, Montag und Dienstag das Hotel mit Dirk und Tatjana unter die Lupe nehmen und Mittwoch als Rückreisetag einplanen, wäre das für dich in Ordnung? Zumindest unter der Voraussetzung, dass Dirk und Tatjana ebenfalls Zeit haben.“

Während die Vier noch mit der Planung für ihre Besichtigung beschäftigt waren, hatte ich plötzlich einen grandiosen Einfall. „Verflixt nochmal“ erklang aus meinem Mund und alle schauten mich fragend an. So erklärte ich: „Mir ist soeben eine weitere Nutzungsmöglichkeit in den Sinn gekommen, die wir eigentlich bereits in Österreich mit einplanen hätten können, deshalb dieser Ausspruch. Wir könnten doch im Dachbereich oder im Bereich der Personalzimmer, sofern sie nicht mehr benutzt werden, den Einbau von kleinen bis mittleren Ferienwohnungen vorsehen, die von allen Mitarbeitern der Gutshofgruppe als Feriendomizil genutzt werden können. Zumindest an der Ostsee sollten wir das prüfen.“

Jason schaute mich an und erklärte: „Im österreichischen Jugendhotel ist der gesamte Dachraum bisher völlig ungenutzt. Wir könnten dort jederzeit noch zwei bis drei Ferienwohnungen einbauen. Alle notwendigen Anschlüsse sind im Dachgeschoss vorhanden. Die Trennwände werden nur in Trockenbauweise erstellt.Wenn wir sofort planen und den Auftrag erteilen, können die Innenausbauarbeiten und der Einbau von Dachflächenfenstern noch vor der geplanten Eröffnung des Hotels abgeschlossen sein. Die restlichen Arbeiten, wie Wände anstreichen, Böden verlegen, Einbau der Duschen, Waschbecken, WC-Anlagen wirken sich nicht lärmbelästigend auf den Hotelbetrieb aus.“

Ich fragte: „Wie schnell kann ich von euch Pläne und die Kostenkalkulation haben?“ Jason antwortete: „Da wir bereits digitale Pläne vom Dachgeschoß vorliegen haben, kann sich ein Mitarbeiter heute noch an die Detailplanung der Grundrisse setzen. Ich denke, dass ich bis zum Wochenende die Kostenkalkulation anhand der Planung vorlegen kann. Denkt aber daran, dass die Möblierung der Ferienwohnungen von uns nicht mitkalkuliert werden kann. Außerdem werde ich unseren Partner in Österreich kurzfristig über die erweiterten Pläne unterrichten.“

Zwischenzeitlich hatten sich Jason und Dirk darauf geeinigt, dass sie den Termin gleich Anfang nächster Woche durchführen und bestätigt, dass wir die erste Diskussionsrunde über das Ostsee-Hotel spätestens Ende nächster Woche in Form einer Videokonferenz abhalten können.

Ich fragte, ob ich mich aus der Besprechung ausklinken kann, da ich vor unserer Abfahrt noch ein paar Kleinigkeiten erledigen möchte und begründete das damit, dass ich davon ausgehe, dass sie jetzt nur noch technische und logistische Dinge besprechen werden.

Ich erinnerte Jason daran, dass er mit Bernhard kurzfristig den Zugriff auf die Dokumente und die Baupläne des Ostsee-Hotels für Dirk und Tatjana einrichten sollten. Damit hätten die Beiden bereits die Möglichkeit, ihre Ansprechpartner für die Bauphase einzurichten. Nachdem sie mir bestätigten, dass meine Anwesenheit momentan nicht erforderlich ist, ging ich zurück in mein Büro.

Ich rief Roland Kaminsky, unseren Webdesigner, an und bat ihn kurzfristig zu mir ins Büro zu kommen, wegen eines neuen Projektes. Er meinte noch, er wäre sofort bei mir.

Wir setzten uns in die Besprechungsecke und ich erzählte ihm von meiner Idee mit den Ferienwohnungen, die sowohl in Österreich als auch an der Ostsee für Mitarbeiter errichtet werden sollen. Ich erklärte ihm, dass wir dazu ein Reservierungssystem bräuchten, auf das alle Mitarbeiter zugreifen können. Es sollte ihnen auf Anfrage zeigen, welche Ferienwohnung in bestimmten Zeiträumen noch frei sind.

Keine große Affäre meinte er. Dafür würde er jedoch vorschlagen, keine eigene Website zu erstellen, sondern dies im Rahmen des derzeit in der Realisierung befindlichen Intranets einzubauen. Ich frage ihn, was es mit dem Intranet auf sich hat. Er erklärte: „Das ist eine Plattform, die an allen angeschlossenen Standorten aufgerufen werden kann. Im ersten Schritt soll sie der Kommunikation und dem direkten Austausch von Informationen dienen. Geplant sind weiter ein Bereich, in dem Arbeitsanweisungen und Ablaufbeschreibungen hinterlegt sind. Bernhard will dort beispielsweise ein Nachschlagewerk zur Dokumentenverwaltung und der Bauplanverwaltung aufbauen, damit alle Mitarbeiter sich weiterbilden können, aber auch dafür, dass zukünftige Supportmitarbeiter die notwendige Information nachlesen können.

Wir sind in der Überlegungsphase für Schulungen, die die Arbeitssicherheit betreffen und die jährlich wiederholt werden müssen. Weiter wird darüber nachgedacht, für alle Geräte und Maschinen, die in der Gruppe verwendet werden, die Bedienungsanleitungen zu hinterlegen.

Erweitert wird das Intranet um Informationen, die für einzelne Abteilungen oder Firmen bestimmt sind und die nur von diesen Mitarbeitern aufgerufen werden können.

Für dich dürfte ein betriebliches Vorschlagswesen interessant sein, in dem alle Mitarbeiter Verbesserungsvorschläge einreichen können. Der aufwendigste Brocken ist ein Urlaubsplaner für alle Mitarbeiter, mit integriertem Genehmigungsverfahren für die Gruppen- und Abteilungsleiter, weil dort alle Vertretungen hinterlegt werden müssen, sollten diese gesundheitlich ausfallen oder wenn sie in Urlaub sind.“

Nachdem ich alles angehört hatte, stimmte ich zu, dass die Reservierung im Intranet integriert wird, unter der Voraussetzung, dass als eine der ersten Anwendungen das Reservierungssystem integriert wird, da vermutlich ab Januar des folgenden Jahres die ersten Ferienwohnungen in Österreich zur Vermietung bereitstehen.

Kaum hatte Roland mein Büro verlassen, traten Alejandro und Dennis ein. Dennis meint, sie würden jetzt die letzten Kartons abholen und in sein neues Büro im Baucontainer bringen. Im Container selbst ist alles so weit vorbereitet, dass er vollständig einsatzfähig sei. Ich würde ihn ab sofort täglich dort vorfinden.

Ich stoppte ihn und wollte wissen, ob es in Sachen Zusammenarbeit mit anderen Handwerkern oder wegen Leiharbeitern neue Erkenntnisse gibt. Dennis erklärte: Für die Zusammenarbeit mit Handwerkern sprichst du am besten mit Edi. Ich habe Kontakte mit verschiedenen Leiharbeitsfirmen aufgenommen, mit denen wir in nächster Zeit Gespräche führen sollten. Da sie wissen wollten für welche Bereiche wir Mitarbeiter suchen, muss zuerst noch von den einzelnen Gewerken ein vorläufiger Bedarfsplan erstellt werden.“

In dem Moment kamen Jason, Jenifer, Dirk und Tatjana in mein Büro, wobei die beiden Erstgenannten sich nur verabschieden wollten, da sie ins Büro zurückkehren würden. Tatjana und Dirk blieben bei mir und setzten sich in die Besprechungsecke. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass wir noch etwas Zeit hatten, bis wir zu unserem nächsten Termin aufbrechen mussten.

Ich fragte sie, wie ihre persönliche Einschätzung einer erfolgreichen Zusammenarbeit mit unseren Architekten wäre. Tatjana antwortete mir: „Ich glaube, und da ist Dirk sicher der gleichen Meinung, dass eine konstruktive und erfolgreiche Zusammenarbeit sehr gut möglich ist.

Mit Bernhard haben wir geklärt, dass wir von ihm als Mandant eingerichtet werden und er uns Morgenvormittag alles auf unseren Notebooks installiert, damit wir unverzüglich loslegen können. Zugriff auf die Pläne zur Einsicht haben wir bereits, nur die Speicherung geänderter Daten ist noch nicht möglich. Wenn ich das richtig verstanden habe, hätten wir ab morgen über eine VPN-Verbindung einen Tunnel zur Datenübertragung in euer Rechenzentrum.

Philipp hat angeboten, sofern alle Mitarbeiter dauerhaft auf hinterlegte Pläne zugreifen sollen, dass er uns einen VPN-Router besorgen kann, der zentral die Verbindung für alle Computer aus dem Büro ermöglicht und damit die Einrichtung auf den einzelnen Rechnern entfallen könnte.“

Jetzt meldete sich Dirk: „Jason hat erklärt, dass er inzwischen die Betreuung seines Firmennetzwerkes vollständig an eure IT-Abteilung übertragen hat. Eure Mitarbeiter in der IT-Abteilung kümmern sich um alle Probleme, die bei den Computern in seinen Büros auftauchen über einen Fernzugriff. Er hat mir empfohlen, wenn ich mich bisher selbst um das Firmennetzwerk kümmern würde oder es von einem Dienstleister betreut wird mit dem ich nicht zufrieden bin, es ebenfalls euren Leuten zu übergeben. Er selbst hatte vorher einen Dienstleister damit beauftragt, mit dem es immer wieder kleinere oder größere Probleme gegeben habe. Seit sein Netzwerk von euren Leuten betreut wird läuft alles problemlos. Ich betreue unser Netzwerk derzeit noch selbst, merke aber inzwischen, dass der Zeitaufwand den ich investieren muss, mir die Zeit für kreatives Arbeiten raubt.“

Ich meinte zu ihm: „Lass dir von Philipp ein Angebot machen. Vorher solltest du dir Gedanken über den Umfang der Dienstleistungen machen. Sprich mit ihm über deine Wünsche und Vorstellungen. eE wird dir erklären, was er alles anbieten kann. Ein Blick auf meine Uhr verrät mir, dass wir so langsam aufbrechen sollten, damit wir pünktlich zu unserem Termin vor Ort sind.“

Dirk meinte: „Wir können unser Auto nehmen, das steht direkt vor der Tür. Du gibst mir die Adresse, den Rest übernimmt die Navigation. Ich nannte ihm die Anschrift unseres Möbelbauers. Die Fahrt auf dem Rücksitz war für mich doch etwas ungewohnt, aber wir erreichten kurz vor dreizehn Uhr unser Ziel.

Wir gingen in den Büroanbau direkt ins Büro von Martin Handtke, der uns bereits erwartete. Er meinte, wir machen zunächst die Werksführung, noch haben meine Mitarbeiter Mittagspause und es ist ruhiger in den Produktionshalle. Unser erstes Ziel war der Bereich, wo aus großen Platten die Teile herausgesägt werden, die für die einzelnen Möbelstücke benötigt werden.

Er erklärte: „Der nächste Schritt ist die Zusammenstellung der Teile, die für ein Möbelstück benötigt werden. Wenn alle Teile vorhanden sind, geht es im Nebenraum weiter. Hier werden alle Teile beschichtet oder mit Folie beklebt. Für den nächsten Arbeitsschritt geht es weiter in die Fräserei, dort werden alle Löcher in die Platten gebohrt und gefräst.

Danach landet ein Teil der Produktion in der Qualitätskontrolle und im nächsten Schritt in der Verpackungsabteilung und wird mit den vorgepackten Schrauben, Dübeln und Nägeln verpackt für den Versand vorbereitet. Ein weiterer Teil landet in der Montage, wo vor allem Kleinmöbel bereits endmontiert, kontrolliert und anschließend verpackt werden.

In der Versandabteilung werden, in einem letzten Schritt, die fertigen Pakete für die jeweiligen Aufträge zusammengestellt. Eure Möbel, die bereits vormontiert sind und nach Österreich gehen werden von einem Spediteur abgeholt und am Zielort unserem Montagetrupp zum Einbau in die Hotelzimmer übergeben. Pro Woche werden von uns derzeit acht bis neun neue Hotelzimmer produziert, ausgeliefert und eingebaut.“

Nach der Werksführung, die doch fast eine Stunde gedauert hatte, brachte er uns ins Besprechungszimmer, wo für uns bereits eine kleine Brotzeit vorbereitet war. Während des Essens erzählte er uns, dass er aktuell bereits Lieferengpässe hat, da einige Mitarbeiter krankheitsbedingt teilweise für einen längeren Zeitraum ausfallen und Ersatz schwierig zu beschaffen sei.

Er betonte, dass er unseren Auftrag mit höchster Priorität abarbeitet, um eine Verzögerung der Wiedereröffnung zu vermeiden, wobei er durchblicken ließ, dass die von unseren Anwälten eingebaute Vertragsstrafe, im Falle einer verzögerten Fertigstellung, ihm gar keine andere Wahl lassen würde.

Ich schaute ihn an und sagte: „Okay, soweit habe ich das verstanden, aber dein eigentliches Problem liegt vermutlich woanders. Kann ich dir von meiner Seite irgendwie helfen? Ich will den Lieferanten, der Hoteleinrichtungen nach meinen Vorstellungen für uns fertigt und einbaut, nicht so einfach verlieren.“

Er überlegte lange, bevor er erklärte: „Du siehst das richtig. Mein eigentliches Problem ist die aktuelle Liquidität. Bei den Aufträgen, die ich für die Möbelhäuser produziere, liegt der Zahlungseingang bei etwa drei Wochen zwischen Produktionsstart und dem Geldeingang. Bei eurem Auftrag liegen wir bei sechs bis sieben Wochen. Bedingt dadurch, dass wir die Rechnung erst nach dem vollständigen Einbau eines Hotelzimmers stellen können, womit wir die üblichen drei Wochen bis zum Zahlungseingang in den meisten Fällen bereits erreichen.

Weitere Zahlungsverzögerungen ergeben sich durch die notwendige Zahlungsfreigabe durch den Bauleiter. Bis er die Rechnungen freigibt und sie bei euch in der Buchhaltung landen, vergehen meist weitere zwei Wochen. Ich weiß von eurer Buchhaltung, dass bei euch Zahlungen einmal wöchentlich ausgeführt werden, wobei die Rechnungen bei euch zusätzlich ein zweites Mal kontrolliert werden. Wenn ich vorher die Probleme erkannt hätte, hätte ich euch eine Splittung der Abrechnung vorgeschlagen, den ersten größeren Teil bei Auslieferung mit dem Wert der Möbel und einen zweiten Teil für die Montage nach dem vollständigen Einbau. Gott sei Dank haben wir nur noch eine Produktionswoche für eure Möbel. Ab nächster Woche können wir uns wieder auf die Möbelhäuser konzentrieren und die Liquidität normalisiert sich langsam wieder.“

Ich überlegte kurz, dann unterbreitete ich folgenden Vorschlag: „Ich biete dir an, du gibst mir eine Liste aller gestellten und aktuell noch offenen Rechnungen. Wir prüfen, welche Rechnungen bei uns aktuell zur Zahlung vorliegen. Diese Rechnungen streichen wir aus deiner Aufstellung. Aus der Summe der dann noch offenen Rechnung überweisen wir euch eine fünfzigprozentige Abschlagszahlung, die nach und nach mit den zu zahlenden Rechnungen verrechnet wird. Das sollte dir zumindest über deine aktuellen Liquiditätsprobleme hinweghelfen. Für zukünftige Projekte schlage ich dir eine geänderte Zahlungsabwicklung vor. Ich greife dabei auf deinen Vorschlag zur Trennung der Rechnung in Materiallieferung und Montage zurück. Zudem biete ich dir eine Vorausauszahlung von zwanzig Prozent auf die anteiligen Materialkosten an, die nach meinem Wissen etwa achtzig Prozent des Gesamtvolumens ausmachen.

Diese Anzahlung wird bei den jeweiligen Rechnungen für Materiallieferungen von euch anteilig verrechnet. Bei den Rechnungen für die Montage wird nichts verrechnet, da du dafür keine Vorauszahlung erhalten hast. Im Gegenzug räumst du uns ein Skonto von zwei Prozent ein für Rechnungen, die innerhalb von vier Wochen nach Rechnungsstellung gezahlt werden.“

Er meinte: „Gib mir ein paar Minuten, damit ich das alles in meinem Kopf sortieren kann. Kann ich euch für ein paar Minuten allein hier sitzen lassen?“

Ich meinte, das wäre kein Problem. Er solle doch nebenbei gleich die Liste der aktuell offenen Rechnungen aus seiner Buchhaltung organisieren. Kaum hatte er das Büro verlassen, fragte Dirk: „Bist du dir so sicher, dass du ihm dieses Angebot so unterbreiten kannst?“

Ich schaute ihn und Tatjana an und erklärte: „Hundertprozentige Sicherheit wirst du nirgends haben. Überlege einfach, für die Vorauszahlung erhalte ich im Gegenzug eine Bankbürgschaft, die mein Risiko vermindert. Wenn ich seine Rechnungen splitte, zahle ich nur für das Material, das bereits produziert und angeliefert ist, also auch kein großes Risiko, da ich die Ware bereits erhalten habe.

Bei der Rechnung für die Montage, die erst nach erfolgtem Einbau gestellt wird, null Risiko, da die Leistung ebenfalls erbracht ist. Mit etwas Glück erspare ich mir bei einem Teil der Rechnungen sogar noch ein zweiprozentiges Skonto. Nebenbei helfe ich ihm, da er durch dieses Vorgehen weniger Gefahr läuft in Liquiditätsprobleme zu kommen, wie er sie aus dem bisherigen Abwicklungsverfahren hat.

Du musst dir dabei zusätzlich überlegen, welche Schwierigkeiten eine von dir mitverursachte Insolvenz für dein Projekt bedeutet. Neue Lieferantensuche, vermutlich höhere Kosten, verspätete Fertigstellung deines Projekts, was wiederum geplante Einnahmeausfälle zur Folge haben kann, die dich selbst in finanzielle Schwierigkeiten bringen könnten.“

Tatjana und Dirk schauten mich stumm an, bis Tatjana meinte: „So betrachtet macht deine Vorgehensweise sogar Sinn, wenn man den kompletten Prozess bis zum Ende durchdenkt. Als Architekt erbringe ich nur meine Leistung und dafür erhalte ich meine Entlohnung. Eine Lieferantenkette mit Vorleistungen gibt es in diesem Fall nicht.“

Ich schaute Tatjana an und erklärte ihr: „Stimmt in eurem Fall so nicht ganz. Eure Handwerker, die für euch die Ausführungspläne erstellen, gehen ebenfalls in Vorleistung, die erst mit den Leistungen und der Materiallieferung verrechnet werden.

Bei den üblichen Laufzeiten von Rechnungen über Bauleistungen bis zur Zahlung könnte der eine oder andere Handwerker ebenfalls in eine Liquiditätskrise schlittern. Wenn er durch Insolvenz ausfällt hast du die gleichen Folgeprobleme.“

Er wollte gerade etwas antworten, als Martin wieder den Raum betrat. Martin überreichte mir die Liste mit den offenen Rechnungen und sagte: „Mit deinem Angebot, eine Anzahlung auf die offenen Rechnungen zu leisten, löst du meinen Liquiditätsengpass auf einen Schlag. Ich danke dir für diese Vorgehensweise. Deinen Vorschlag, zukünftig eine andere Projektabwicklung anzuwenden nehme ich natürlich an, wobei ich nicht erkennen kann, wo für dich ein Vorteil dabei liegt.“

Dirk antwortete: „Die Frage habe ich Peter vorher auch gestellt und er hat mir das so erklärt. Wenn du bei der bisherigen Abwicklung in Zahlungsschwierigkeiten gerätst und unter Umständen sogar Insolvenz anmelden müsstest, könnten er durch höhere Kosten und eine verspätete Fertigstellung des Projekts auch in eine Liquiditätskrise schlittern, durch Mehrausgaben und fehlende Einnahmen. Zusätzlich sieht er für sich den Vorteil von einer kleinen Kostenersparnis, wenn Rechnungen mit Abzug von Skonto beglichen werden können.“

Ich mischte mich wieder ein versuchte zu erklären: „Bei der bisherigen Betrachtung ist der menschliche Aspekt völlig außen vor geblieben. Die Mitarbeiter des insolventen Arbeitgebers werden in den meisten Fällen arbeitslos und erhalten nur Arbeitslosengeld. Wer nicht umgehend einen neuen Arbeitsplatz findet gerät in die Gefahr, dadurch in die Armut abzurutschen.

Leider ist in der heutigen Zeit durch den Zwang immer höhere Gewinne für Anteilseigner zu erwirtschaften, die menschliche Seite immer mehr in den Hintergrund gerückt. Ich für meinen Teil lehne das konsequent ab. Mir ist die Zufriedenheit der Mitarbeiter meines Unternehmens wichtiger als übermäßig steigende Profite. Ich denke, wir sollten das Thema damit abhaken und zum eigentlichen Grund unseres Besuches kommen. Dirk, willst du unserem Lieferanten das neue Projekt vorstellen?“

Etwas überrascht schaute mich Dirk an. Ich vermute, er war der Meinung, dass ich diesen Teil übernehme. Da er der ausführende Ansprechpartner für dieses Projekt sein wird, sollte er meiner Meinung nach auch unser Projekt vorstellen.

Er erzählte: „Die Stiftung Sonneneck, der Peter als Geschäftsführer vorsteht, wird durch eine Erbschaft ein älteres Hotel an der Ostsee erhalten. Der Wille des Verstorbenen besagt, dass das Hotel, innerhalb von vierundzwanzig Monaten, in ein Jugendhotel nach dem Vorbild des Gesindehauses umgebaut und als solches zukünftig genutzt werden muss, sofern die Stiftung das Erbe annimmt.

Peter hat, als Geschäftsführer der Stiftung, verbindlich gegenüber dem Nachlassverwalter erklärt, dass er die Erbschaft mit dieser Verpflichtung annimmt. Das Hotel selbst wurde in weiten Teilen vor rund fünfzig Jahren errichtet, so dass umfangreich Sanierungs- und Renovierungsmaßnahmen notwendig sind. Alle rund einhundert Hotelzimmer werden dabei neu möbliert. Und damit komme ich an den Punkt, bei dem die Firma Möbelbau Handtke ins Spiel kommt. Mich würde auch interessieren, ob nur die Zimmer eingerichtet werden oder die Möbelbau Handtke auch die Einrichtung der Lobby und der Nebenräume übernehmen kann und will. Mit wahrscheinlich einer Ausnahme. Das neue Restaurant, da er sich die Optik nicht in einem nobleren Restaurant vorstellen kann.“

Martin meinte: „Wir können nicht nur die Hotelzimmer ausstatten, sondern auch die Lobby und die Nebenräume übernehmen. Für das österreichische Hotel haben wir die Produktpalette erweitert. Auch die Ausstattung für ein Restaurant ist für uns kein Problem, da wir ebenfalls in Österreich die Einrichtung für das Restaurant geplant und ausgeführt haben. Ich will kurz mein Notebook holen, dann kann ich euch Pläne und Fotos vom bereits fertig gestellten Restaurant zeigen.“

Er verließ wieder das Besprechungszimmer und Dirk fragte mich: „Du wusstest von dem erweiterten Portfolie des Lieferanten?“

Ich antwortete ihm: „Sicher, immerhin habe ich die Verträge dafür unterschrieben. Nur das Endergebnis kenne ich bisher nicht. Ich habe das Restaurant noch nicht gesehen und Fotos hat mir bisher auch niemand vorgelegt oder gezeigt. Ich sehe das alles heute auch zum ersten Mal.“

Martin kam mit seinem Notebook zurück und verband ihn mit dem Beamer. Er zeigte uns einen Grundriss des Restaurants mit eingezeichneter Möblierung und einige Entwurfszeichnungen. Im zweiten Teil folgten die Fotos vom Restaurant. Das erste Foto zeigte eine Gesamtaufnahme des Raums. In den weiteren Bildern wurden die Details der Möbel dargestellt und von Martin erklärt. Am Ende seiner Ausführung fragte er Dirk, ob er sich anhand der gezeigten Bilder vorstellen könne, wie das Restaurant an der Ostsee zukünftig aussehen könne und diese Optik aus seiner Sicht für ein nobleres Restaurant geeignet sei.

Während ich noch überlegte, ob ich aus meiner Sicht antworten soll, erklärte Dirk: „Ich bin überrascht vom ersten Eindruck, wenn ich mir die Fotos so betrachte. Wenn ich das geistig auf das Ostseehotel umsetze, dann hinterlässt das neue Restaurant einen zeitlosen Eindruck auf den Betrachter. Ich nehme meine ursprüngliche Skepsis hiermit zurück und finde, wir sollten das Restaurant mit dieser Möbellinie ausstatten.“

Tatjana ergänzte: „Mich haben bereits die Pläne fasziniert. Hier wurde der zur Verfügung stehende Raum optimal ausgenutzt. Bei den Detailfotos ist mir aufgefallen, dass viele praktische Ausstattungsdetails realisiert wurden, die mir in dieser Fülle bisher in keinem Restaurant untergekommen sind.“

Martin meinte: „Das mit den Ausstattungsdetails stimmt, wir haben auch lange mit vielen Mitarbeitern aus dem Service diskutiert, bis wir die arbeitstechnisch optimierten Lösungen gefunden hatten. Wenn Peter mir nur die Möbel für die Restaurantlinie aus unserer Exklusivvereinbarung freigeben würde, könnte ich mir eine große Nachfrage vorstellen.“

Ich antwortete: „Wenn ich mich recht erinnere, haben wir bei den Möbeln für Restaurants eine abweichende Vereinbarung. Geschützt ist nur die Farbgestaltung, die an unsere Hotellinie angepasst ist und exklusiv dort eingesetzt werden darf. Wenn du die Möbel in Holzdesign oder anderen Farben anbietest, wird das nicht durch unseren Vertrag untersagt.“

Martin staunte und sagte: „Ich denke, ich muss mir die Verträge doch noch einmal genauer anschauen.“

Dirk meldete sich und fragte: „Können wir für die Erstellung der Möblierungspläne von dir die Bibliothek mit den Modulen und die dazugehörigen Textdateien haben, damit wir dir vollständige Ausschreibungsunterlagen für das Angebot vorlegen können? Wenn möglich, auch die Unterlagen für das Restaurant und die Lobby. Ich brauche sie nicht sofort. Es reicht, wenn mir die Arbeitsunterlagen in zwei oder drei Wochen zur Verfügung stehen. Nächste Woche findet noch eine Ortsbesichtigung statt und danach steigen wir in die endgültige Planung ein. Nur zur Information, an diesem Projekt ist auch das Architekturbüro Schreiber aus Rosenheim beteiligt. Wir planen gemeinsam mit Jason und Jenifer die Renovierungs- und Sanierungsmaßnahmen für das Ostsee-Jugendhotel.“

Er legte Martin eine Visitenkarte auf den Tisch und erklärte dazu, dass er hier alle Informationen über das Architekturbüro finden würde. Abschließend erklärt er, dass die Ausschreibungsunterlagen vermutlich in drei bis vier Monaten fertig seien, mit dem Beginn des Einbaus jedoch frühestens Anfang übernächsten Jahres zu rechnen sei.

Falls er jetzt noch Fragen haben sollte die ihm sofort auf der Zunge liegen, werden er oder Peter versuchen diese nach bestem Wissen zu beantworten. Martin meinte, momentan hätte er noch keine Fragen, er sei immer noch zu positiv überrascht von Peters Reaktion auf seine finanziellen Probleme, mit der er überhaupt nicht gerechnet habe.

Wir verabschiedeten uns von Martin und gingen zu Dirks Wagen. Während der Rückfahrt meinte Dirk: „Mit dem, was uns Martin aus eurem österreichischem Jugendhotel gezeigt hat, vor allem die Bilder vom Restaurant und vom Speisesaal, haben mich fast umgehauen, wenn wir das so ähnlich im Ostsee-Hotel realisieren, ist das eine Aufwertung der Gastronomie, die sicher viele Gäste für das Restaurant auch aus einem größeren Umkreis anlocken kann.

Mit einer Spitzengastronomie und dem Konzept der vergünstigten Mittagsmenüs bringt ihr ein Angebot nach Scharbeutz, das in dieser Form bisher nicht im Ort angeboten wird. Das Hotelrestaurant ist bisher leider nur für die Hotelgäste geöffnet.“

Ich antwortete Dirk: „Das ist einer der Gründe, warum das zukünftige Restaurant einen eigenen Zugang von außen haben muss. Mir würde zum Beispiel eine Lösung gefallen, wo die Küche in der Mitte zwischen dem Restaurant und dem Speisesaal sitzt, wegen der kurzen Wege.

Wichtig ist weiter, dass für die Gäste im Restaurant ein eigener Parkbereich festgelegt ist, der kurze Wege ins Restaurant ermöglicht. Kannst du dir vorstellen, dass wir vom Bauamt eine Genehmigung für einen Biergarten bekommen, nicht unbedingt im bayrischen Stil, sondern eher als eine Art Freiluftcafé.“

Auf meine Ausführungen erklärte Tatjana: „Peter, bei deinen Vorstellungen und deiner Kreativität wundert mich nicht mehr, dass eure Projekte so erfolgreich sind. Die Idee mit einem Biergarten in Form eines Freiluftcafés habe ich im Norden bisher nirgends gesehen. Damit lockst du in den Sommermonaten sogar die Tagesgäste vom Strand in die Gastronomie.“

Ich erklärte: „Danke für das Lob. Aber ich muss euch ehrlich sagen, die meisten guten Ideen kommen von meiner jungen Truppe. Natürlich habe ich mich anstecken lassen von ihrem Enthusiasmus, mit dem sie an neue Aufgaben herangehen. Als vor gut drei Jahren mein Vater starb und ich die Leitung des Familienunternehmens übernehmen sollte, habe ich mit der jungen Riege die Aktivitäten des Gutshofes völlig neu aufgestellt.

Außer Landwirtschaft und Immobilienverwaltung gab es nichts. Ich hatte nur die Grundidee mit dem Restaurant. Sebastian lieferte fast alle Details zum heutigen Konzept. Das Hofcafé war die Idee meiner Tochter, das Gesindehaus eine Idee meiner Kinder.

Der Gartenbaubetrieb war mehr ein glücklicher Zufall. Ich hatte durch einen landwirtschaftlichen Mitarbeiter Kontakt zu Manuel. Sein Vater wollte ihm das Familienunternehmen nicht weitergeben, da er sich zu Hause als Schwuler geoutet hatte. Er verkaufte den Betrieb an den Gutshof und ich habe Manuel als Betriebsleiter eingesetzt.

Das Konzept für den Hofladen haben meine Tochter und ich zusammen entwickelt. Wir verkaufen hier nicht nur Produkte aus eigener Produktion. Über eine Kooperation bieten wir weitere Produkte aus landwirtschaftlichen Betrieben aus der näheren Umgebung an. Unser Gartenbaubetrieb beliefert über die Kooperation weitere Hofläden. Im Grunde bin ich weniger der Denker, sondern eher der Lenker.“

Tatjana schaute zu mir auf die Rückbank und meinte: „Willst du damit sagen, von deinen Mitarbeitern kommen die meisten Ideen für die Weiterentwicklung des Unternehmens, du lenkst dabei nur alles in die richtigen Bahnen?“

Ich antwortete ihr: „Nimm als Beispiel die Wellnessanlage im Hotel. Sie ist für das jüngere Publikum unattraktiv. Befrage sie, wie sie sich ihre Wohlfühloase vorstellen. Höre dir ihre Vorschläge genau an. Wenn du die besten machbaren Vorschläge umsetzt schaffst du ein Badeerlebnis, das im Endeffekt nicht nur das jüngere Publikum begeistert, sondern vom größten Teil der älteren Generation ebenso als attraktiv empfunden wird, selbst wenn sie dir im Gespräch vorher etwas anderes erklärt haben.

Der größte Hemmschuh, der ein Unternehmen in seiner weiteren Entwicklung ausbremst, ist immer noch die Einstellung, das war schon immer so, das muss auch so bleiben. Nur wer für Erneuerungen offen ist führt ein Unternehmen in eine erfolgreiche Zukunft.“

Inzwischen standen wir wieder auf dem Parkplatz vor dem Gutshaus. Bevor wir ausstiegen, einigten wir uns darauf, dass wir uns noch mit einem Teil der Mitarbeiter der Stiftung zusammensetzen. Ich führte Dirk und Tatjana wieder ins Besprechungszimmer und holte Ludwig und Felix zu uns. Bevor wir uns in die Diskussion vertieften, wollte ich mit Klaus Brunner, unserem Leiter der Buchhaltungsabteilung, die Vorauszahlung an Martin klären. Ich rief ihn an und bat ihn in den Konferenzraum.

Nachdem er sich gesetzt hatte, erläuterte ich ihm das aktuelle Liquiditätsproblem unseres Möbelfabrikanten. Ich übergab Klaus die Liste mit den offenen Rechnungen und bat ihn, Rechnungen, die bereits angewiesen sind oder diese Woche gezahlt werden aus der Liste zu streichen und aus der Restsumme der offenen Forderungen eine Abschlagszahlung in Höhe von fünfzig Prozent noch heute an Martin zu überweisen, da ich Martin dies so zugesagt hätte. Eigentlich hatte ich mit Widerstand gerechnet, aber Klaus meinte nur, dass er die Daten prüft und die Zahlung umgehend veranlassen wird.

Dirk schaute mich an und sagte dann zu Klaus: „Ich bin etwas überrascht, von einem Buchhalter hätte ich doch Widerstand gegen diese Anweisung des Chefs erwartet, zumindest hätte ich meine Einwände vorgetragen.“

Klaus überlegte nicht lange, sondern erklärte: „Ich bin überzeugt davon, dass Peters Anweisung sinnvoll ist. Ich vermute, dass er mit dieser Abschlagszahlung dem Lieferanten bei der Überbrückung seiner Liquiditätsprobleme helfen will und da dieser seine Leistung bereits zu mehr als der Hälfte erbracht hat, entsteht uns damit eigentlich kein wirtschaftlicher Schaden.“

Tatjana lachte und erklärte: „Die Frage hatte Dirk so ähnlich bereits Peter gestellt, der hat ihm im Grund genommen die gleiche Erklärung geliefert. Seine Begründung war nur etwas ausführlicher und er hat Dirk auch auf mögliche negative finanzielle Folgen für ihn und seine Unternehmen hingewiesen, wenn der Lieferant deswegen Insolvenz anmelden müsste.“

Damit durfte Klaus sich von uns verabschieden und ich bat Felix uns nun ausführlich zu erklären, was ihm und den Jungs negativ im Wellnessbereich aufgefallen sei. Im zweiten Teil soll er uns doch bitte die Verbesserungsvorschläge vorstellen, die sie gemeinsam erarbeitet haben. Da ich sowohl die negativen Seiten als auch ihre Vorschläge bereits kannte, beschäftigte ich mich nebenbei mit dem üblichen Tagesgeschäft.

Als Felix nach knapp einer halben Stunde seinen Vortrag beendete, sah ich in zwei erstaunte Gesichter, die versuchten alle Informationen einzuordnen. Nach einer längeren Pause erklärte Dirk: „Peter, jetzt verstehe ich warum du der jüngeren Generation ein so großes Mitspracherecht bei der Entscheidungsfindung einräumst. Die Feststellungen, die die Jungs getroffen haben, was die negativen Dinge anbetrifft, kann ich nicht so einfach widerlegen. Denn dann würde ich die Schublade aufmachen, wo der Satz, es war schon immer so, also bleibt es so, aufbewahrt wird. Die Ideen, wie sie es für Kinder und Jugendliche verändern wollen, klingen für mich plausibel.

Ich muss gestehen, einige der Verbesserungsvorschläge die sie vorgelegt haben, würden auch bei älteren Gästen hervorragend ankommen, denn sie würden sogar mir persönlich gut gefallen. Sicher ist das eine oder andere für die Älteren erst einmal gewöhnungsbedürftig.“

Tatjana äußerte sich: „Von den Vorschlägen gefällt mir vor allem die Idee mit der Umgestaltung der reinen Ruheflächen in Ruhe- und Entspannungsbereiche, mit unterschiedlicher Möblierung und den vielfältigem Angebot an Beschäftigungsmöglichkeiten, wie beispielweise diverse Brettspiele oder Musik hören. Was noch nicht einmal einen Umbau voraussetzt sind die sportlichen und spielerischen Angebote im Wasser.

Ich habe mir nebenbei bereits Notizen gemacht für die Umplanung des Wellnessbereiches. Peter, können wir die Umbaupläne vor der Realisierung von deinen Jungs begutachten lassen? Wir werden vorher zu Hause mit den jungen Mitarbeitern im Hotel und deren Freunden die Vorschläge deiner Jungs noch diskutieren, bevor wir die endgültigen Pläne erstellen.

Vielleicht kommen von denen weitere gute Ideen dazu. Ich finde deine Art, wie du Betroffene mit einbeziehst faszinierend. Ich für mich muss klar feststellen, dass ich bei meiner bisherigen Herangehensweise damit sehr oft an den späteren Nutzern vorbeiplane. Ich müsste mich nur in ihre Situation versetzen, dann könnte ich sicher einiges davon bereits verbessern.“

Mein Blick zur Uhr verriet mir, dass wir für heute Schluss machen sollten, da es bereits kurz vor siebzehn Uhr war. Ich sagte zu Felix und Ludwig: „Danke Felix, dass du uns die negativen Eindrücke von dir und den Jungs so ausführlich beschrieben hast und einen noch größeren Dank für eure Verbesserungsvorschläge.

Ich denke, Tatjana und Dirk wissen jetzt, in welche Richtung sich der Umbau der Wellness-Landschaft gestalten soll. Für euch ist Schluss für heute, ich will euch nachher nicht mehr im Büro antreffen.“

Die Beiden packten ihr Sachen zusammen und kurz darauf verließen sie den Besprechungsraum. An Tatjana und Dirk gerichtet meinte ich: „Wir sollten für heute auch aufhören, Wie sieht eure Planung für morgen aus? Reist ihr Morgen bereits ab oder bleibt ihr noch bis zum Mittwoch?“

Die beiden schauten sich kurz an, danach antwortete Dirk: „Wir reisen am Mittwochvormittag ab, so wir es eingeplant haben. Ich habe mit Jason und Jenifer vereinbart, dass wir uns am Dienstagvormittag noch einmal hier zu einem weiteren Gespräch treffen wollen.

Für heute Abend haben wir noch ein privates Treffen mit Familie Gruber verabredet, wo wir uns dann auch noch von Carsten verabschieden, da wir nicht sicher sind, ob wir uns am Mittwochmorgen noch sehen, bevor wir abreisen. Ich bin Morgen um siebenuhrdreißig bei dir im Büro, damit wir noch einiges besprechen können, bevor Jason und Jenifer eintreffen.“

Ich meinte, den Weg ins Gesindehaus findet ihr auch ohne mich und wir sehen uns dann morgen. Wir räumten kurz auf, packten unsere Sachen und auf dem Flur verabschiedete ich mich von den Beiden, bevor ich zurück in mein Büro ging.

Als ich die Tür öffnete erwartete mich eine riesige Überraschung. Ich blickte schnell noch den Flur entlang, ob Carstens Eltern noch zu sehen sind. Sie waren bereits um die Ecke verschwunden, also trat ich ins Büro und begrüßte Carsten und Michael. Ich fragte sie sofort: „Was führt euch zu mir?“

Carsten meinte: „Michael hat mich von der Arbeit abgeholt, damit ich nach meinem ersten Arbeitstag in der Restaurantküche sicher nach Hause finde. Er hat mir erzählt, dass meine Eltern heute Abend bei seinen Eltern eingeladen sind.

Wir haben deine Assistentin gefragt, ob sie wüsste, wo meine Eltern sind. Sie meinte, ihr seid in einer Besprechung mit Felix und Ludwig, wir können so lange in deinem Büro warten, bis die Besprechung zu Ende sei.“

Ich lachte und erklärte: „Deine Eltern sind gerade ins Gesindehaus, um danach zu Michaels Eltern zu fahren. Soll ich bei ihnen anrufen und sagen, dass sie euch bei mir abholen sollen.“

Michael meinte: „Eigentlich können wir ins Gesindehaus gehen und sie einsammeln. Aber wenn du sie anrufen willst, dann bitte mit einer Überraschung für die Beiden.“

Ich wählte die Durchwahl ihres Zimmers und als Dirk abnahm, erklärte ich ihm: „Bevor ihr zu Familie Gruber fahrt, kommt bitte noch in mein Büro, ich habe hier noch eine Überraschung, die ihr zu Grubers mitnehmen sollt.“ Er sagte, dass sie in fünf bis zehn Minuten bei mir im Büro seien, um die Überraschung abzuholen.

Die beiden Jungs grinsten während meines Anrufs. Ich fragte Carsten, wie sein erster Arbeitstag an seinem neuen Ausbildungsplatz gewesen sei. Er meinte; „Der Tag war anstrengender als bei seinem bisherigen Ausbildungsplatz. Vor allem, da er das durchgehende Arbeiten bisher nicht gewohnt sei. Ich habe heute, da ich in der Frühschicht mitgearbeitet habe, die Zubereitung des Kantinenessens mitgemacht. Ich war überrascht, welche Mengen da auf einmal verarbeitet werden. Mittags durfte ich mitarbeiten bei den Essen, die im Restaurant bestellt werden. Ich habe heute zum ersten Mal das Kantinenessen als Mittagessen verzehrt und muss sagen, es hat mir hervorragend geschmeckt.“

In meiner nächsten Frage an ihn ging es darum, wie er mit den anderen Kollegen zurechtgekommen sei. Er antwortete: „Eigentlich ganz gut, vor allem deswegen, weil ihm viel erklärt wurde, was und warum es hier so gemacht wird, da es doch einige Unterschiede zu dem bisher Erlernten gibt.

Vor allem Sebastian gibt sich viel Mühe, neue Mitarbeiter umfassend zu informieren. Ich habe mich auch mit Toni, dem Auszubildenden aus dem ersten Ausbildungsjahr, über seine bisherigen Kenntnisse und Erfahrungen ausgetauscht. Er konnte mir einige Tipps geben, wie ich bestimmte Arbeitsschritte in der Großküche vereinfachen kann, in Abweichung zu denen in der Restaurantküche. Ich denke, es war kein Fehler, dass ich zu euch gewechselt bin. An die durchgehende Arbeitszeit muss ich mich einfach noch gewöhnen.“

Es klopfte und ich rief „Herein“. Die Tür öffnete sich und Dirk stand im Türrahmen. Er meinte, wo ist die Überraschung, die er zu den Grubers mitnehmen soll. Ich erklärte, er solle doch einen Blick in meine Besprechungsecke werfen, dort wäre die angekündigte Überraschung.

Als er seinen Kopf drehte und die beiden Jungs erblickte, fing er zu lachen an und sagte: „Das ist wirklich eine Überraschung, ich soll zwei Fleischpakete zu den Grubers mitnehmen.“

Ich konnte mich bei seinem Ausspruch nicht zurückhalten und lachte ebenfalls lauthals. Tatjana schob Dirk beiseite und trat ins Büro. Als sie die beiden Jungs erblickte fing sie ebenfalls schallend zu lachen an und sagte zu Dirk: „Die beiden Pakete schleppst aber du, die sind mir zu schwer zum Tragen.“

Endlich lachten auch die beiden Jungs und Michael meinte frech: „Du brauchst uns nicht zu tragen. Du hast wohl noch nie in deinem Leben zwei Fleischpakete auf zwei Beinen gesehen. Wir folgen euch freiwillig bis zum Auto, einsteigen können wir auch, nur bei der Unterbringung im Kofferraum treten wir in den Streik. Dann fahren wir doch lieber in der großen Ölsardinenbüchse mit Fenstern, genannt öffentlicher Nahverkehr.“

Dass der Ausspruch bei Tatjana und Dirk gesessen hatte, verrieten mir die Gesichter der beiden. Ich fand, Michael hat sehr gut auf die Ansage gekontert. Carsten schaute seine Mutter an und sagte zu ihr: „Wie du siehst, sind wir dazu noch sprechende Fleischpakete, nehmt ihr uns jetzt mit oder soll uns Peter ein Taxi organisieren? Natürlich auf eure Kosten, das ist doch selbstverständlich.“

Dirk hatte sich wieder gefangen und meinte: „Ab ins Auto mit euch, Peter hat ja mich als euer Taxi bestellt.“ Zu mir sagte er nur noch: „Schönen Abend Peter, wir sehen uns morgen früh wie besprochen.“

Als alle mein Büro verlassen und Dirk die Türe geschlossen hatte, wollte ich eigentlich noch etwas arbeiten. Wieder klopfte es an der Tür, ich rief, wie vorher, bereits herein. Ich wollte schon fragen, ob sie etwas vergessen hätten, als ich im letzten Moment bemerkte, dass Felix die Tür geöffnet hatte. Er fragte mich, ob ich gleich mit ihm nach oben komme oder noch hierbleiben würde. Ich überlegte nur kurz und meinte: „Ich komm mit dir nach oben, für heute habe ich genug.“

Kaum hatten Felix und ich die Wohnung betreten, standen auch schon Dave und Tobi vor uns. Bevor ich etwas fragen konnte, erklärte David: „Wir haben das Abendessen vorbereitet, Thomas ist auch schon zuhause, kommt mit ins Esszimmer, wir können sofort essen.“

Wir folgten, und als wir ins Esszimmer traten, saß Thomas schon am Tisch und grinste uns an. Er sagte zu uns: „Ihr hättet keine Minute später auftauchen dürfen, dann wären die Jungs runter in die Büros und hätten euch hochgeschleift zum Abendessen.“

Als ich fragte, ob Dennis nicht noch arbeite und wir vielleicht doch auf ihn warten sollten, betrat dieser von der Küche aus das Esszimmer. Damit waren wir vollzählig, die komplette Wohngemeinschaft im Esszimmer versammelt. Während David und Tobias das Essens auftischten, fragte ich dann doch: „Ist heute ein besonderer Tag, habe ich etwas Wichtiges vergessen? Klärt mich doch bitte auf.“

Thomas lachte und meinte: „Ich denke nicht, dass du etwas Wichtiges vergessen hast. Trotzdem ist heute ein besonderer Tag. Unsere beiden Neuzugänge haben ohne fremde Hilfe das komplette Abendessen für uns vorbereitet. Als ich vorher nach Hause kam, durfte ich nicht einmal in die Küche, geschweige denn, wollten sie meine Hilfe in Anspruch nehmen. Nur Dennis durfte zu ihnen, um ihnen beim Dekorieren zu helfen. Ich kann nur hoffen, dass es so gut schmeckt, wie es aussieht, was da gerade aufgetischt wird.“

Dass es allen schmeckte hörte und sah man sehr schnell. Nachdem alle satt waren, sagte ich: „Danke, mir hat es wunderbar geschmeckt. Welchen Koch habt ihr bestochen, dass er für euch ein so wunderbares Abendessen gezaubert hat.“

Tobias lachte und erklärte: „Ich muss dich enttäuschen Peter, das mit der Bestechung ist bei Sebastian überhaupt nicht gut angekommen. Zu unserem Glück hat er uns jedoch ein paar seiner Tricks verraten, die wir beim Zubereiten umgesetzt haben. Außerdem, du vergisst, im Kinderheim erhielten wir schon eine Grundausbildung im Kochen. Heute ist alles von uns selbstgemacht, wir hoffen trotzdem, dass es euch allen geschmeckt hat.“

Thomas lachte und erklärte frech: „Ich denke, mit dem hervorragenden und schmackhaften Essen habt ihr euch den Titel Meisterköche der Familie Maurer gesichert. Ihr seid als feste Köche für unsere Familie engagiert. Wir erwarten jetzt jeden Abend von euch diese fürstliche Bewirtung, wenn wir von einem anstrengenden Arbeitstag nach Hause kommen.“

David lachte und erklärte: „Unter diesen Umständen, ziehe ich meine Zusage auf Dauer bei euch zu wohnen mit sofortiger Wirkung wieder zurück. Morgen früh gehe ich zum Jugendamt und erkläre Barbara, dass ich freiwillig in ein Rosenheimer Kinderheim umziehen werde.“ Ich war mir sicher, dass er das nicht so gemeint hatte, wie er es ausgesprochen hatte, sonst hätte er nicht gelacht dabei.

Tobias überlegte kurz und äußerte sich: „David, das kannst du mir nicht antun, ich bin so froh darüber endlich in einer Pflegefamilie untergekommen zu sein. Ich will auf keinen Fall in irgendein Kinderheim, den Schritt werde ich nicht mit dir gemeinsam gehen. Dann sehen wir uns zukünftig nur noch in der Schule, sofern du mit deinem Umzug nicht auf eine andere Schule wechseln musst. Ich denke, Peter und Thomas werden es mir vermutlich nicht gestatten, dass du mich in Zukunft bei meiner Pflegefamilie besuchen kannst, wenn du jetzt einfach alles wegwirfst.“

Tobias hatte das so überzeugend ausgesprochen, dass ich mir sicher war, ich muss auch noch etwas dazu sagen. Ich wandte mich an David und meinte: „Wenn du uns wirklich so dringend verlassen willst, ich kann Barbara oder den Notdienst beim Jugendamt sofort anrufen und dir damit die Gelegenheit geben uns noch heute Abend in Richtung Kinderheim zu verlassen. Ich finde es im Grunde genommen schade, dass du uns wegen Thomas’ Kompliment an euch Beide unser Familienidyll wieder verlassen willst. Für mich galt immer das Motto, Reisende soll man nicht aufhalten. Das gilt auch für dich oder Tobias. Soll ich beim Jugendamt anrufen, dass du heute noch abgeholt werden willst, weil du, deiner Meinung nach, von Thomas und mir ausgebeutet wirst? Wenn ja, dann solltest du schon einmal anfangen deine Sachen zu packen.“

David schaute mich verwundert an, überlegte verdammt lange, bevor er sagte: „Vielleicht sollte ich mir das doch noch einmal überlegen und bleibe euch nur wegen Tobias als Küchensklave erhalten. Ich fordere jedoch grundsätzlich jede Woche ein freies Wochenende, an dem wir nicht kochen.

Dazu freie Kost und Logis, wöchentlich je eine Flasche weißen und roten Wein, monatlich eine gute Flasche Whisky und einmal jährlich einen vierzehntägigen Urlaubsaufenthalt. Ach, bevor ich es vergesse, was noch fehlt ist ein großer Folterkeller, in dem Tobias und ich zukünftig nächtigen und bei gröberen Vergehen auch bestraft werden. Könnt ihr unsere Forderungen überhaupt erfüllen?“

Thomas lachte laut und erklärte den beiden Jungs: „Die Frage ist wohl weniger, ob wir euch eure Forderungen erfüllen können. Die entscheidendere Frage ist eigentlich, ob wir das überhaupt in dieser Form wollen. Ich kenne Peter gut genug, dass ich mir sicher bin, wenn er euch bestrafen will, braucht er keinen Keller in dem er euch foltern könnte.

Peters Methoden sind viel subtiler, als ihr euch das vorstellen könnt. David, eigentlich solltest du Peter inzwischen gut genug kennen, dass er euch nie körperliche Gewalt antun würde. Dazu liebt er euch wie seine eigenen Kinder, und bei denen brauchte es auch keine Prügelstrafe, um sie zu erziehen.“

Jetzt mischte ich mich wieder ein: „Was glaubt ihr, was Felix von uns und von euch denkt, wenn wir hier solche Sprüche vom Stapel lassen? Ich denke, wir sollten die letzten zehn oder fünfzehn Minuten in die Kategorie des sich gegenseitigen Neckens verschieben, denn dort gehört so etwas auch hin. Wir haben uns gefreut, dass ihr für uns das Abendessen gekocht habt, und ihr dürft das gerne jederzeit wiederholen. Damit ist aber nicht gemeint, dass ihr das ab sofort jeden Abend wiederholen müsst. Wir sind und bleiben eine Wohngemeinschaft, in der alle anstehenden Arbeiten, von allen gemeinsam erledigt werden. Damit ihr wisst, was Thomas mit subtileren Strafen meint, für euch gilt heute Abend, dass ihr ausnahmsweise nicht zu einer Kuschelrunde zu uns kommen dürft.“ Den letzten Satz hatte ich mit einem Lachen von mir gegeben.

Thomas grinste ebenfalls vor sich hin, während David und Tobias sich nur anschauten und scheinbar gar nichts mehr verstanden. In diesem Moment trat Dennis ins Zimmer, blickte in die Gesichter von David und Tobias und fragte unsicher: „Hat das Abendessen nicht geschmeckt, weil ihr so unglücklich ausseht?“ Jetzt verstanden die Beiden noch weniger als vorher.

Felix erklärte dann: „Davon kann gar keine Rede sein, es hat allen hervorragend geschmeckt. Die zwei stehen nur auf einer extra langen Leitung! Wenn wir sie jetzt nicht aufklären, wird das bis Morgen dauern, bis sie das endlich gecheckt haben. Heute Abend ist endlich wieder einmal eine Runde Gruppenkuscheln angesagt.“

Damit standen Tobias und David endgültig nur noch Fragezeichen im Gesicht und Dennis legt nach: „Ich habe schon befürchtet, dass Gruppenkuscheln wegen David und Tobias zukünftig dauerhaft entfallen könnte, weil sie das von sich aus nicht haben wollen und Peter und Thomas darauf Rücksicht nehmen.

Immerhin haben wir seit mehr als vier Wochen keinen gemütlichen Kuschelabend mehr veranstaltet und ehrlich gesagt, ich habe das schon schwer vermisst. Los Jungs, wir räumen gemeinsam den Tisch ab und dann geht’s in Wohnzimmer zum gemütlichen Kuscheln.“

Plötzlich lachten Tobi und Dave laut los und als sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatten, meinte Tobias: „Danke Felix und Dennis, wir standen wirklich im dichtesten Nebel den ich jemals erlebt habe; und der wollte sich einfach nicht lichten für uns. Klar helfen wir euch sofort beim Abräumen und danach wird ausgiebig gekuschelt. Ich hoffe, das fühlt so an wie früher, also ich noch klein war und regelmäßig mit meinen Eltern kuscheln konnte. Komm David, beweg dich endlich, damit wir schneller fertig sind mit abräumen und Küche aufräumen.“

David sah zu Tobi und erklärte ihm: „Ich verstehe nicht, von was du da sprichst? Kuscheln kenne ich weder vom Heim noch von meinen Eltern. Erst bei dir habe ich gelernt, welche Glücksgefühle entstehen, wenn ich mich bei dir oder du dich bei mir anlehnst und ankuschelst. Das, was ihr da veranstalten wollt, ist für mich absolutes Neuland und ich bin mir bis jetzt nicht einmal sicher, ob ich das wirklich erleben will.“

Thomas schaute ihn an und versichert ihm: „Keine Sorge, keiner zwingt dich zu etwas, das du nicht willst. Du darfst mit uns kuscheln, es ist kein Muss.“

Tobi sagte zu ihm: „Ich mache dir einen Vorschlag, versuche es einfach einmal, immerhin gefällt es dir ja, wenn du dich an mich oder ich mich an dich kuschle. Wenn es dir nicht gefällt, ziehst du dich einfach wieder zurück. Keiner von uns wird dir deswegen böse sein.“

David stand auf und ohne einen weiteren Kommentar stellte er die Teller zusammen und verschwand mit ihnen in die Küche. Die anderen drei schnappten sich das Besteck, die Töpfe und Schüsseln und folgten ihm. Wir hörten noch wie sich in der Küche unterhielten, bis Thomas meint, wir sollten es uns schon einmal im Wohnzimmer gemütlich machen, bis unsere süßen Kuschelmonster mit ihrer Arbeit fertig wären.

Im Wohnzimmer starte Thomas unsern alten CD-Player und legte eine Kuschelrock-CD ein. Ich hatte mir es derweilen bereits auf unserer großen Wohnlandschaft gemütlich gemacht, bis Thomas sich neben mich legte.

Wir lagen so zehn Minuten gemütlich nebeneinander, bis wir hörten, dass die Jungs durchs Esszimmer auf dem Weg zu uns waren. Thomas rückte etwas von mir weg, um Platz für die Jungs zu machen. Dennis war der erste, der sich rechts von mir niederließ, sich ankuschelt und seinen Kopf auf meine Brust legte. Ich legte meinen Arm über seinen Rücken und drückte ihn leicht an mich. Tobias schaute noch etwas unschlüssig zwischen mir und Thomas hin und her, bevor er sich an meiner linken Seite niederließ und seinen linken Arm über meine Brust legte.

Felix blickte zu David und forderte ihn durch seine Blicke auf, sich zu entscheiden. Da Dave sich nicht bewegte, stürzte sich Felix auf die linke Seite von Thomas und kuschelte sich eng an ihn. Thomas legte seine Hand auf Felix Rücken und, als hätten wir uns abgesprochen, waren alle Blicke auf David gerichtet. Der überlegte noch einige Minuten, bis er sich dazu durchringen konnte, sich von rechts an Thomas anzukuscheln.

Nach fast zwanzig Minuten, in denen keiner etwas gesagt hatte und wir nur der Musik gelauscht hatten, fragte Tobias David, ob er mit ihm tauschen möchte, da er sich auch einmal an Thomas ankuscheln möchte. David brummte irgendetwas, das keiner verstand, stand dann aber auf und tauschte mit Tobias den Platz. Als er sich gemütlich an mich gekuschelt hatte, fragt ich ihn: „Na David, gefällt dir meine subtile Art der Bestrafung?“

David brummte wieder, was ebenfalls keiner verstanden hatte. Nach zehn weiteren Minuten schaute er mich an und erklärte: „Daran könnte ich mich fast gewöhnen. Ich hätte nicht gedacht, dass kuscheln mit euch genauso schön sein kann, ich habe fast die gleichen Glücksgefühle, wie ich sie in Tobias Arm habe. Eigentlich schade, dass ich so etwas nicht früher kennenlernen durfte.“

Thomas hatte mitgehört und erklärte ihm: „Das kannst du gerne öfter haben, wenn du das willst. Dennis hat richtig vermutet, dass wir uns zurückgehalten haben, vor allem wegen deiner Vergangenheit. Wir hatten dir verbindlich zugesagt, dass wir uns auf keinen Fall an dich heranmachen würden, also Sex mit oder von dir wollen.

Für uns hat kuscheln eigentlich nichts mit Sex zu tun, für uns bedeutet kuscheln ein Gefühl von Geborgenheit zu zeigen und zu geben. Was glaubst du, wie gut uns das früher getan hat, wenn Philipp und Martina am Samstag- oder Sonntagmorgen zu uns ins Bett gekrochen sind und mit uns gekuschelt haben. Damit haben sie uns gezeigt, dass sie uns Beide mögen, so wie wir sind, eine Regenbogenfamilie eben. Ihr seid genauso Familienmitglieder wie Peters Kinder es für uns waren.“

David schaute Thomas an und sagte: „Soll das etwa bedeuten, wenn es Tobi und mir ein Bedürfnis ist nicht nur miteinander zu kuscheln, dürfen wir euch Samstagmorgens in eurem Bett überfallen und gemeinsam mit euch eine Runde kuscheln?“

Ich lachte und erklärte dazu: „Genauso sollt ihr das verstehen, solange wir für euch eure persönlichen Ansprechpartner als Pflegeväter sind, bei allen Sorgen, Problemen oder sonstigem, könnt ihr jederzeit zu uns kommen und uns um Hilfe bitten, selbst wenn ihr in einer Situation nur in den Arm genommen werden wollt, wohlgemerkt in und nicht auf den auf den Arm genommen werden.“

Felix erklärte: „Er hat es endlich verstanden, dass sich umarmen oder kuscheln überhaupt nichts mit Sex zu tun hat. Sagt dir dein Kopf, dass alle Eltern, die ihre Kinder in den Arm nehmen um ihre Kinder zu trösten oder ihnen Geborgenheit zu vermitteln, dabei sofort an Sex denken?

David widersprach sofort: „Natürlich nicht, aber wenn man als Kind nie in den Genuss gekommen ist und auf dem Straßenstrich jede Berührung immer nur mit Sex endet, dann solltest du dich nicht wundern, wenn ich damit meine Probleme habe.“

Der Abend endete mit dem Gruppenkuscheln, ohne dass die unsinnige Diskussion noch einmal erwähnt wurde.

Wie angekündigt stand Dirk am Dienstagmorgen pünktlich um siebenuhrdreißig in meinem Büro. Er kündigte sofort an, dass er zuerst etwas privates mit mir besprechen möchte. Ich meinte nur, dann soll er mal loslegen. Dirk zögerte etwas, bevor er mich fragte: „Kennst du ein Autohaus in der Nähe, wo ich günstig einen Kleinwagen für Carsten erstehen kann. Wir haben uns gestern noch lange unterhalten und er hat uns erzählt, wie umständlich die Fahrt mit dem öffentlichen Nahverkehr zum Gutshof und zurück ist. Vor allem wenn er Spätdienst hat müsste er fast immer von Grubers abgeholt werden. Deshalb haben Tatjana und ich beschlossen einen Kleinwagen zu kaufen und Carsten zur Verfügung zu stellen. Zuhause war das kein Problem, da er immer Tatjanas Wagen benutzen konnte, wenn er Spätschicht hatte.“

Ich schaute ihn an und schlug ihm vor mit unserem Stammlieferanten für unseren Fuhrpark zu sprechen, da dieser immer gute Gebrauchte auf Lager hat. „Wir können sofort anrufen, dann kannst du für heute noch einen Termin vereinbaren.“

Dirk meinte: “Können wir so machen. Ich habe aber ein Problem, ich kann den Wagen zwar aussuchen und kaufen, aber du müsstest mit Carsten den Wagen nach der Zulassung im Autohaus abholen, da wir vermutlich zu dem Zeitpunkt bereits wieder auf dem Weg nach Hause oder bereits dort angekommen sind, je nachdem wie schnell die Zulassung abgewickelt werden kann. Außerdem soll Carsten vorher nichts wissen, bis das Fahrzeug an ihn übergeben wird.“

Ich erklärte ihm: „Ich denke, das lässt sich anders lösen. Wir bekommen unsere Autos immer direkt zum Gutshof geliefert und hier findet auch die kurze Einweisung für den Fahrer statt. Wir können den Wagen am Gutshof anliefern lassen, wenn Carsten zum Arbeiten hier ist, und er bekommt mit der Übergabe die Einweisung. Kannst du dich mit diesem Procedere anfreunden?“

Dirk überlegte nicht lange und sagte zu mir: „Das klingt fantastisch, so bekommt er wirklich bis zur letzten Minute nichts mit. Können wir gleich anrufen und einen Termin vereinbaren, sofern er überhaupt ein passendes Gefährt auf Lager hat.“

Ich wählte die Nummer des Autohauses und als sich unser Fahrzeugverkäufer meldete, erklärte ich ihm, dass ich neben mir einen befreundeten Architekten habe, mit dem ich zusammenarbeite, der für seinen Sohn auf der Suche nach einem Kleinwagen ist. Ich würde auf Lautsprecher schalten, damit er zuhören und mit ihm alle Details klären kann.

Nachdem ich umgeschaltet hatte, erklärte Dirk: „Nicht erschrecken, ich bin aus Scharbeutz an der Ostsee und ich suche für meinen Sohn, der im Restaurant im Gutshof seine Ausbildung macht, einen Kleinwagen, damit er von der Wohnung zum Gutshof und zurückfahren kann. Hätten sie einen passenden Gebrauchtwagen, auf Lager, der kurzfristig verfügbar ist. Ich bin nur noch heute in Rosenheim, morgen geht es zurück an die Ostsee.“

Unser Gesprächspartner meinte: „Gibt es irgendwelche Farbwünsche oder Motorisierungsvorgaben für das Fahrzeug? Wir haben momentan zehn Kleinwagen hier die dafür in Frage kommen könnten.“

Dirk meinte, Farbe und Motorleistung spielen keine Rolle, da der Wagen nur für die Kurzstreckenfahrten genutzt wird. Wann kann ich vorbeikommen und mir die Autos anschauen?

Der Verkäufer meinte: „Geben sie mir bitte ihre Mailadresse, ich schicke ihnen die Exposees der Fahrzeuge zur Vorauswahl. Nachdem sie sich für ein oder zwei Fahrzeuge entschieden haben melden sie sich bei uns und wir kommen mit den ein oder zwei Fahrzeugen direkt zum Gutshof, wo Sie diese Autos besichtigen und auch eine Probefahrt durchführen können. Werden wir uns einig unterschreiben sie den Kaufvertrag. Alles andere erledigen wir für sie, die Rechnung schicken wir ihnen direkt nach Scharbeutz.“

Dirk schaute mich verblüfft an und fragt beim Verkäufer nach, ob er sich verhört habe, sie verkaufen mir ein Auto und ich zahle erst nach Lieferung. Der Verkäufer lachte und erklärte: „Wenn sie ein Freund von Peter sind gehe ich davon aus, dass er ihnen vorher erklärt hat, wie die Fahrzeugkäufe mit dem Gutshof abgewickelt werden.“

Ich mischte mich ein und sagte; „Ich habe Dirk bewusst nichts von unserer Vereinbarung wie wir Fahrzeugkäufe abwickeln erzählt, da ich mir nicht sicher war, ob er die gleichen Konditionen erhält. Er wird sich freuen, dass Sie ihn wie einen Premiumkunden behandeln. Dirk ist Architekt und wird für unser neuestes Projekt, einem Jugendhotel an der Ostsee, die Detail- und Möblierungspläne für die rund einhundert Hotelzimmer erstellen und die Bauleitung übernehmen. Er arbeitet mit Jason Schreiber vom Architekturbüro Schreiber, ebenfalls Kunde bei ihnen, zusammen.“

Dirk gab ihm seine Mailadresse, an die er die Informationen über die Kleinwagen schicken soll. Der Verkäufer erklärte, die Unterlagen werden in den nächsten Minuten in ihrem Postfach liegen. Ich verabschiedete mich und beendete das Gespräch mit folgenden Worten: „Wir melden uns, sobald Dirk eine Vorauswahl getroffen hat.“

Dirk startete sein Notebook und fragte mich nach dem Password für unser Gäste-WLAN, damit er die Mail nicht am Smartphone lesen muss. Kaum hatte er sich eingeloggt und sein Mailprogramm gestartet, stellte er fest, dass die Mail bereits eingetroffen ist. Er bat mich, mit ihm die Beschreibung der Kleinwagen durchzusehen und ihm meinen Favoriten zu nennen.

Es dauerte gut fünf Minuten, bis wir die alle Autos kurz durchgeschaut hatten. Dirk meinte, ihm würde der rote Ford Ka sehr gut gefallen und auch die Daten zum Fahrzeug wären so weit okay. Er schaute mich an und ich erklärte, dass mir der blaue Ford Fiesta gut gefallen würde, der von den Daten ziemlich ähnlich sei. Außerdem könnte Carsten mit diesem Fahrzeug im Urlaub auch nach Hause fahren, wofür der Ka aus meiner Sicht fast zu klein wäre.

Er überlegte kurz und erklärte mir, mit deiner Sichtweise, das Fahrzeug auch für eine Fahrt an die Ostsee zu nutzen, wäre dies die bessere Wahl. Wir sollten uns einfach die beiden Autos zeigen lassen und dann kann meine Frau mitentscheiden. Wir riefen wieder im Autohaus an und gaben dem Verkäufer unsere Vorauszahl bekannt. Er meinte, er lässt auf beiden Fahrzeugen rote Nummernschilder montieren und wäre in knapp einer Stunde mit beiden Fahrzeugen bei uns am Gutshof.

Dirk schaute auf die Uhr und erklärte: „Der Termin passt, um die Zeit kommen dann auch Jenifer und Jason, die dann eben ein paar Minuten warten müssten oder mitdiskutieren dürfen. Ich ruf kurz meine Frau an und informiere sie davon, dass wir uns nachher zwei Kleinwagen für Carsten anschauen können.“

Er telefoniert mit Tatjana und sagte ihr, dass sie in knapp einer Stunde zwei Autos für Carsten ansehen und Probefahren können. Da sie wohl meinte, dann müssten sie ja sofort losfahren und sie würde jetzt ins Büro kommen, erklärte ihr Dirk, dass die beiden Wagen zur Besichtigung zum Gutshof gebracht werden. Sie meinte, sie käme trotzdem jetzt zu uns ins Büro.

Ich fragte Dirk: „Das war jetzt aber nicht der Grund, warum du heute Morgen mit mir sprechen wolltest. Was war dein Anliegen, bevor gestern Abend die Erkenntnis gereift ist, dass Carsten einen fahrbaren Untersatz benötigt.“

Dirk bat mich, mit Philipp oder Marcus noch einmal über die Anbindung seiner Technik an den Gutshof-Server zu sprechen, er wolle gleich Nägel mit Köpfen machen, damit volle Arbeitsfähigkeit innerhalb kürzester Zeit gewährleistet sei. Ich rief im IT-Büro an und hatte Bernhard am Apparat, der mir erklärte, die beiden sind mit einigen Mitarbeitern im neuen Serverraum, damit alles für den Umzug der Server vorbereitet wird.

Er fragte mich, was wir von den Beiden wollen und ob er uns weiterhelfen könne. Ich schilderte ihm, dass Dirk schon mit Philipp gesprochen habe wegen der Anbindung an unser Rechenzentrum. Bernhard meinte, das könne er Dirk auch in allen Details erklären. Daraufhin bat ich ihn zu uns in mein Büro zu kommen.

Als Bernhard bei uns war, erklärte Dirk kurz, was Philipp ihm angeboten habe. Bernhard meinte, wenn du dich zukünftig nicht mehr um deinen Server und Softwareaktualisierungen kümmern willst, dann wäre die beste Lösung, dass dein Server in unser Rechenzentrum umzieht. Wir übernehmen die Softwarewartung für alle Programme, die auf dem Server vorhanden sind und genutzt werden. Bei dir entfällt die Datensicherung, da wir alle Daten aus dem Rechenzentrum zusätzlich sichern. Bei dir ist nur ein Rechner, der die Verbindung zu unserem Rechenzentrum hält und die eingehenden Daten auf die anfordernden Einzel-Computer weiterleitet.

Zusätzlich, wenn die Voraussetzungen gegeben sind, können wir eure Telefone so einbinden, dass Peter oder alle anderen Mitarbeiter direkt über die Datenleitung mit euch telefonieren und für interne Gespräche keine weiteren Kosten anfallen. An dieses System ist auch Jasons Büro angeschlossen. In diesem Fall würdest du die vier eins zwei sieben wählen und bist direkt mit Jason verbunden. Peter hätte die Nummer zwei null vier zwei sieben. Die wichtigste Voraussetzung ist, dass an deinem Standort eine schnelle Internetverbindung zur Verfügung steht.

Zwischenzeitlich war bereits Tatjana ins Büro gekommen und hatte sich Bernhards Vortrag mit angehört. Mein Smartphone signalisierte einen Anrufer und ich nahm das Gespräch entgegen. Unser Mann vom Autohaus meldete sich und meinte, die beiden Fahrzeuge stünden auf dem Parkplatz des Restaurants zur Besichtigung bereit.

Dirk bat Bernhard, das Angebot in einem Kostenvoranschlag bis heute Nachmittag zusammenzustellen. Damit war diese Besprechung beendet. Wir gingen zum Parkplatz, wo wir auf den Verkäufer und seinen Kollegen trafen. Dirk ging als erstes zum Ford Ka, während ich mir direkt den Ford Fiesta anschaute.

Tatjana folgte mir und meinte, der Fiesta würde ihr auch gefallen. Sie unterhielt sich mit dem Verkäufer über die technischen Details des Jahreswagens. Als Dirk zu uns kam, meinte Tatjana: „Den nehme ich und Carsten bekommt dafür mein Auto.“ Dirk fragte Tatjana, wie das funktionieren solle, das Fahrzeug wird hier in Rosenheim zugelassen. Fährst du mit diesem Fahrzeug nach Scharbeutz und mit deinem Auto nach Rosenheim für diesen Tausch?

Tatjana lachte und meinte: „Ganz einfach, zu Peters Hochzeit kommen wir doch sowieso wieder in gut sechs Wochen, bis dahin fährt Carsten den Fiesta. Den Rückweg trete ich dann mit dem Fiesta an, und wir melden ihn bei uns um. Carsten kann hier weiter mit dem norddeutschen Autokennzeichen fahren.“

Dirk erklärte Tatjana: „Damit bringst du mich um den Überraschungseffekt, dass es sein Fahrzeug ist. Wir müssten ihm erklären, dass er den Fiesta nur wenige Wochen fahren kann und danach gegen dein Auto ausgetauscht wird.“

Jason und Jenifer waren eben vorgefahren und hatten sich zu uns gesellt. Ich redete auf Dirk ein: „Ist doch im Grunde genommen egal, wer welches Fahrzeug benutzt. Soll ich euch Carsten holen, damit ihr das mit ihm besprechen könnt? Ich würde nur Sebastian anrufen, damit er uns Carsten für ein paar Minuten zum Parkplatz schicken soll, dann könnt ihr das klären und so handhaben wie es Tatjana vorgeschlagen hat. Ich bin mir sicher, dass er sich auch über diese Lösung freuen wird. Er ist auf alle Fälle mobiler, als wenn er nur auf den ÖPNV angewiesen wäre.“

Es dauert nur wenige Augenblicke, bis Dirk meinte: „Dann hol’ Carsten, damit wir das mit ihm besprechen können.“ Ich rief bei Sebastian an und bat ihn und Carsten für ein paar Minuten zu uns auf den Parkplatz zu kommen. Nachdem die Beiden neben uns standen, erklärte Dirk seinem Sohn: „Wir kaufen jetzt den Ford Fiesta, den du bis Ende November fahren darfst. An Peters Hochzeit kommt Mama mit ihrem Auto hierher und dann soll getauscht werden. Carsten kann das Auto von Mama bekommen und Mama nimmt dann den Fiesta mit an die Ostsee.“

Carsten lächelte und erklärte: „Ich hätte Mamas Auto sowieso bevorzugt, mit dem fast noch nigelnagelneuem Fiesta hätte ich mich auf Dauer nicht wohl gefühlt. Bei dem alten Auto von Mama wäre es nicht so schlimm, wenn da einmal eine Beule oder ein Kratzer in der Karosserie sind. Ich soll in den nächsten Wochen das Fahrzeug für Mama einfahren und dann wird getauscht. Muss ich halt aufpassen, dass ich keine Beule und kein Kratzer ins Auto bringe. Papa, Mama, danke, dann kann ich wenigsten abends selbst zu Grubers fahren und muss mich nicht jedes Mal extra abholen lassen.“

Damit war die Sache entschieden, Dirk kaufte den Fiesta für seine Frau und in wenigen Wochen wird getauscht. Sebastian und Carsten gingen wieder zurück an ihre Arbeit. Wir gingen mit dem Verkäufer in mein Büro, wo er mit Dirk das Vertragliche regelte. Er bat Dirk, ihm die eVB seines Versicherers kurzfristig zukommen zu lassen, dann könne er morgen früh das Fahrzeug anmelden und im Laufe des Vormittags die Auslieferung einplanen.

Tatjana, Jennifer, Jason und ich gingen bereits voraus ins Besprechungszimmer und richteten uns für die Besprechung ein. Als alle mit Getränken versorgt waren warteten wir auf Dirk. Der kam nach wenigen Minuten und meinte noch: „Läuft jetzt zwar nicht so wie ich das geplant hatte, aber mit der Lösung kann ich leben. So, aber jetzt zu den Themen unserer Besprechung.“

Das erste Thema war die Möblierung des Restaurants, des Speisesaals und des Foyers inklusive Rezeption. Er wollte wissen, wer die Detailplanung für diese Bereiche für das österreichische Jugendhotel übernommen hätte. Jason erklärte, dass die Planung direkt vom Hersteller mit seinen Bauplänen vorgenommen wurde, da sie nicht die Kapazitäten für diese Details hätten. Er fragte, ob es in Ordnung sei, wenn er für das Ostseehotel die Detailplanung durchführen würde.

Er erklärte, dass er gestern die Pläne und Fotos vom fast fertigen Einbau beim Möbellieferanten gesehen und restlos begeistert war, obwohl er sich vorher überhaupt nicht vorstellen konnte, dass das verwendete Design der Zimmer im Foyer oder im Restaurant überhaupt zur Wirkung käme. Da es keine Einwände gegen seinen Wunsch gab, stimmten wir zu, unter der Voraussetzung, dass die restliche Abwicklung nicht darunter leiden dürfte.

Der zweite Punkt, den er ansprach, war die von mir gewünschte Anordnung der Küche zwischen dem Restaurant und dem Speisesaal. Jason holte sich die Pläne vom Erdgeschoß auf den großen Monitor und meinte, dass das schwierig werden würde. Peter hätte doch den Vorschlag gemacht, das neue Restaurant in einem extra Anbau unterzubringen, wenn wir die Genehmigung dafür erhalten. Richtig, meinte Jason, nur wenn das nicht genehmigt wird, dann müssen wir uns eine andere Lösung einfallen lassen. Wir diskutierten noch mindestens eine halbe Stunde, welche Möglichkeiten wir hätten, um die Küche so zu platzieren, wie ich es mir vorgestellt hatte.

Dirk erklärte, dass er seinen Server zukünftig im Gutshof-Rechenzentrum unterbringen wird und damit direkten Zugriff auf die Planverwaltung bekommt, da er seine Planunterlagen zukünftig auf das von Bernhard und Jason entwickelte System ablegen und nutzen wird. Damit kann er bei seinen Bauvorhaben die Pläne direkt für seine ausführenden Unternehmen hinterlegen und sie mit einbinden.

Jason meinte, dass das eine sehr gute Entscheidung sei. Er betonte, dass auch sein Vater inzwischen seine neuen Projekte darüber abwickle, womit er eigentlich nicht gerechnet hatte. Bei den älteren Bauvorhaben, die noch nicht vollständig abgeschlossen sind, überlege er noch, ob er sie ebenfalls umstellt.

Kurz vor zwölf Uhr machte sich wieder einmal mein Smartphone bemerkbar. Ich nahm das Gespräch entgegen und war verwundert, als ich den Autoverkäufer hörte. Ich fragte ihn, ob es noch Fragen gäbe, oder sich Probleme ergeben haben, weil er sich noch einmal bei mir gemeldet hat. Er lachte und erklärte mir: „Es gibt keine weiteren Fragen und von Problemen wüsste er auch nichts.

Wir haben für heute einen sehr späten Termin von der Zulassungsstelle bekommen und unser Mitarbeiter ist jetzt erst auf dem Weg zur Zulassungsstelle. Der Fiesta wird heute noch angemeldet und wir können das Fahrzeug noch am späten Nachmittag an den neuen Besitzer übergeben.

Das Auto steht bereits in der Werkstatt für die Übergabedurchsicht, alle anderen Fahrzeuge, die heute an die Kunden übergeben werden, warten nur noch auf die Montage der Kennzeichen. Wäre es möglich, dass wir gegen sechzehn Uhr einen Übergabetermin am Gutshof vereinbaren.“

Ich schaute Dirk an und erklärte ihm, dass der Fiesta heute schon zugelassen wird und gegen sechzehn Uhr bei uns am Gutshof übergeben werden soll. Danach wollte ich wissen, ob er diesen Übergabetermin annehmen will. Dirk schaute verzweifelt zu Tatjana, die nur nickte. Das verstand ich als Zusage und bestätigte dem Verkäufer den Termin. Er meinte noch, dann sehen wir uns gegen sechzehn Uhr.

Ich hatte kaum aufgelegt, als Tatjana zu Dirk meinte: „Dann kann ich ja das Fahrzeug gleich morgen nach Scharbeutz mitnehmen und wir müssen uns nur überlegen, wie schnell sie Carsten ihr altes Fahrzeug zukommen lassen können.“

Dirk lachte und erklärte ihr staubtrocken: „Ganz einfach, am Donnerstag fährst du mit deinem alten Honda wieder nach Rosenheim und steigst abends in München in den Nachtzug nach Hamburg. Dort hole ich dich am Freitagmorgen ab. Ob du einen Tag mehr im Büro fehlst, dürfte nicht groß auffallen.

Die Alternative wäre, wir nehmen Carsten morgen mit, und er fährt am Donnerstag mit dem Honda nach Rosenheim. Nur fürchte ich, dass der arme Junge nach nur zwei Tagen an seinem neuen Arbeitsplatz nicht einfach zwei Tage Urlaub nehmen kann, um sein Auto zuhause abzuholen.“

Diesmal war ich derjenige, der lauthals lachte. Tatjana fragte mich, was daran so lustig sei, dass ich lachen müsste. Als ich mich wieder gefangen hatte erklärte ich: „Ich finde die Idee, dass du am Donnerstag schon wieder bei uns am Gutshof bist, so lustig, vor allem, weil ich mir gleichzeitig vorgestellt habe, dass du Dirk erklärst, dass du nicht sofort zurück fahren würdest, sondern bis zum Wochenende hierbleiben willst und du eben in der Zeit Urlaub nimmst, weil du mich überreden willst, am Samstag mit dir, Carsten und meinen beiden Jungs das österreichische Jugendhotel zu besichtigen.“

Jason grinste mich an und unterbreitete uns folgenden Vorschlag: „Du hast mich auf eine verrückte Idee gebracht. Wir fahren bereits am Freitagnachmittag, nehmen zusätzlich Thomas und Carstens Freund mit, fahren mit zwei Autos nach Österreich und übernachten im Hotel als Testgäste. Am Samstagvormittag kommt noch ein Bus mit einigen Mitarbeitern aus Rosenheim nach und mittags machen wir ein Testessen im neuen Hotel. Danach setzen wir uns zusammen und besprechen, was schiefgelaufen ist oder verbesserungsfähig ist und am frühen Abend reisen wir alle zurück. Auf der Hinfahrt wird es etwas eng in den Autos, aber die Jungs können samstags gegebenenfalls mit dem Bus zurückfahren.“

Ich schaute Jason an und fragte ihn, ob das jetzt sein voller Ernst sei. Er erklärte mir: „Ich würde sagen ja. Ich hatte letzte Woche ein Gespräch mit dem Hotelmanager, der gern einen Testlauf machen würde, bevor Anfang Dezember das Hotel eröffnet wird. Die Küche ist bereits seit zwei Wochen, das Restaurant seit gut einer Woche fertig.

Wir würden fünf Hotelzimmer brauchen, so viele sollten mindestens komplett eingebaut sein inzwischen. Der Termin wäre zwar etwas kurzfristig, deshalb wäre der Test unter diesen Voraussetzungen aussagekräftiger als ein von langer Hand geplanter. Beim Mittagessen könnten wir auch die Hotelmitarbeiter und einige der Handwerker einladen, damit würden wir die Küche sogar unter Vollauslastung testen.“

Ich meinte, dass ich mit dieser Vorgehensweise einverstanden bin, selbst wenn Tatjana nicht bei diesem Test am Wochenende mit dabei sei. Jason soll doch bitte sofort mit dem Hotelmanager sprechen und alles Notwendige in die Wege leiten. Er soll Armin einbinden, wegen des Busses und der Einladung von etwa vierzig Personen, vor allem Familien mit Kindern zum Testessen oder jüngere Mitarbeiter.

Außerdem sollte Sebastian mit mindestens zwei seiner jüngeren Mitarbeiter mit dabei sein. Für ihn und seine Mitreisenden ist dies eine Dienstreise. Jenifer grinste und meinte, sie kümmere sich um die kurzfristige Organisation zusammen mit Armin. Jason darf alles dem Hotelmanager und seinen Mitarbeitern verklickern. Stört es, fragte Jenifer, wenn ich einen unserer Mitarbeiter mit seiner Frau und seinen drei Kinder für die Busfahrt am Samstag einlade.

Jason schaute Dirk an und fragte frech ihn: „Könntest du bis Montag auf Tatjana verzichten und gönnst ihr dieses Vergnügen mit uns oder würdest du am Ende selbst daran teilnehmen wollen?“

Ausnahmsweise schmunzelte Dirk und erklärte uns: „Klar würde ich bei dem Testlauf dabei sein wollen, ich habe so etwas noch nie erlebt. Da ich Montag am späten Vormittag einen Termin habe, würde das nur funktionieren, wenn ich entweder sofort mit meiner Frau nach Rosenheim fahre, wir in Hamburg mein Auto abstellen und Sonntagabend mit dem Nachtzug nach Hamburg zurückfahren.

Alternativ könnte er sich vorstellen ,am Freitagabend mit dem Nachtzug über München nach Rosenheim zu kommen und nur beim Essen am Samstag dabei zu sein, wieder mit Rückreise am Sonntag mit dem Nachtzug nach Hamburg. Ich bleibe lieber zu Hause und überlasse die Entscheidung Tatjana, ob sie Freitag oder Montag früh mit dem Nachtzug in Hamburg ankommt. Wenn ihr einen Test im Ostseehotel macht, da bin ich auf alle Fälle dabei.“

Ich mischte mich wieder ein und sagte zu Dirk: „Du hast vorher darüber gesprochen, dass Carsten zwei Tage Urlaub nimmt und sein Fahrzeug bei euch abholt. Ich denke, dass wir auch diese Möglichkeit betrachten sollten. Wenn Carsten morgen und am Donnerstag fehlt, sollte dasc eigentlich kein Problem sein. Immerhin könnte er krank werden und deshalb in der Küche fehlen, das muss Sebastian dann auch kompensieren. Unser Bestreben ist immer, dass wir zufriedene Mitarbeiter haben. Was wäre, wenn keiner von euch das Fahrzeug kurzfristig bringen würde? Dann hätten wir einen unzufriedenen Mitarbeiter. Folglich würden wir von uns aus Carsten nach Hause schicken, um seinen fahrbaren Untersatz einzusammeln.

Vermutlich würde er dann am Wochenende bei euch aufkreuzen und uns fehlen zwei Testpersonen, weil er Michael mitnimmt, damit die Hin- und Rückfahrt nicht so langweilig ist. Also entweder kommt Tatjana am Donnerstag nach Rosenheim oder ihr nehmt Carsten gleich wieder mit nach Scharbeutz.“

Tatjana schaute Dirk an und erklärte: „Meine Entscheidung ist längst gefallen, ich bringe Carsten das Auto am Donnerstag, ob ich Donnerstagabend oder erst am Sonntagabend zurückfahre, können wir beide morgen während der Heimfahrt klären. Wir sollten nicht länger darüber diskutieren. Dirk, du darfst uns alle zum Mittagessen ins Restaurant einladen.“

Wir gingen ins Restaurant und ließen uns das Mittagessen auf Dirks Kosten vorzüglich schmecken. Jenifer stand früher auf und meinte, sie gehe gleich zu Armin, um mit ihm alles zu besprechen, Jason könne sie in etwa zwanzig Minuten dort abholen. Jason maulte zwar, dass er noch gar nicht mit dem Hotelmanager gesprochen hätte. Jenifer zickte zurück: „Dann hättest du vorher deine Idee mit dem Test nicht so großspurig anpreisen dürfen. Du solltest sich die Suppe, die du dir selbst eingebrockt habe, auch allein auflöffeln, nachdem Peter sein Okay dafür gegeben habe.“ Jason rief ihr noch nach, dass er sie erst abholen würde, wenn in Österreich alles geklärt sei.

Nach dem Mittagessen traf sich Dirk mit Philipp, Marcus und Bernhard, um die Details des Serverumzugs zu besprechen, Tatjana ging ins Gesindehaus, um Koffer zu packen und Jason telefonierte in meinem Büro mit dem Hotelmanager.

Bevor er ging, sagte er zu mir: „Der Hotelmanager war nicht sonderlich begeistert von meinem geplanten Überfall am Freitag und Samstag. Ich konnte ihn aber davon überzeugen, dass der von uns geplante Stresstest, mit Sicherheit vorhandenen Schwachstellen aufzeigen wird, auch bei den notwendigen Einkäufen für den Restaurantbetrieb. Trotzdem wird er sich mit seinen Mitarbeitern sofort an die gestellte Aufgabe herantasten.“

Ich konnte mich danach endlich wieder mit meinen liegengebliebenen Arbeiten beschäftigen. Ich bekam nicht einmal mit, dass der Fiesta pünktlich um sechzehn Uhr geliefert und an Tatjana und Dirk übergeben wurde.

Am Mittwoch früh verabschiedete ich mich von ihnen und wünschte ihnen eine gute Heimreise. Tatjana kam zwar am Donnerstagnachmittag mit dem Honda für ihren Sohn Carsten, trat aber noch am Abend die Heimreise mit dem Zug nach Hamburg an, wo Dirk sie abholen wollte.

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