zur Desktop-Ansicht wechseln. zur mobilen Ansicht wechseln.

Regenbogenfamilie

Teil 89 - Adoption und neue Küchen

Lesemodus deaktivieren (?)

Informationen

 

Als ich mich in der Lobby umblickte, entdeckte ich nur einen der Lehrer und Alexandra hinter ihrem Rezeptionstresen, die immer noch verängstigt wirkte. Ich ging zu ihr und erklärte: „Alexandra, der Spuk ist vorbei. Die Polizisten haben Herrn Macher bereits Handschellen angelegt. Du kannst dich wieder etwas beruhigen. Hast du Sebastian informiert? Dennis soll dich ablösen, ich werde ihn sofort informieren.“

Alexandra meinte: „Ich habe Basti nicht informiert. Er soll in Ruhe in seiner Küche kochen. Dennis braucht nicht zu kommen. Und ich mache einfach weiter, als wäre nichts geschehen.“

Ich meinte: „Alexandra, das ist eine dienstliche Anordnung. Ich rufe jetzt Sebastian an und du sprichst mit einem unserer Sozialarbeiter, entweder Michael oder Marion. Solltest du psychologische Hilfe brauchen, die beiden können dies vermitteln. Die Kosten werden durch die Firma übernommen. Notfalls klagen wir den Schaden beim Verursacher ein.“

Ich rief Sebastian an und forderte ihn auf, sofort ins Jugendhotel zu kommen und Dennis mitzubringen. Keine zwei Minuten später standen beide neben uns in der Lobby und Sebastian fragte Alexandra: „Was ist hier abgelaufen? Du bist absolut blass um die Nase und siehst überhaupt nicht gut aus.“

Ich erklärte ihm kurz: „Ein rechtsradikaler Spinner ist ins Jugendhotel eingedrungen und hat nach seinem Sohn gebrüllt, weil er angeblich eine schwule Sau sei und er ihm das schon austreiben würde. Alexandra hat gut reagiert und sofort die Polizei und mich informiert. Barbara vom Jugendamt wird auch gleich hier sein. Du schnappst dir jetzt Alexandra und gehst mit ihr zu Marion. Sie soll sich mit ihr unterhalten und die Situation aufarbeiten. Dennis, du übernimmst bitte die Rezeption. Basti schaut, wer dich ablösen oder an deiner Stelle im Service arbeiten kann. Alexandra will ich heute nicht mehr an der Rezeption im Jugendhotel sehen.“

Dennis grinste und meinte: „Peter, klar übernehme ich die Rezeption und kümmere mich später um das Mittagessen für die Kids und die Mitarbeiter. Muss ich sonst noch etwas wissen? Wo ist der Typ jetzt?“

Ich sagte: „Der Typ, wie du ihn bezeichnest, sitzt derzeit mit zwei Polizisten im Gruppenraum hinten im Flur. Nicht erschrecken, wenn hier gleich noch mehr Polizei auftauchen sollte. Bei dem Eindringling handelt es sich um Herrn Macher, einen bekannten Rechtsradikalen. Sollten Pressefritzen auftauchen, schicke sie mit ihren Fragen zur Polizei. Sag ihnen auf keinen Fall, was geschehen ist.“

Barbara sprach mich von hinten an und meinte: „Außer den zwei Polizeifahrzeugen ist hier nichts geboten. Beim letzten Mal hatten wir hier eine volle Hütte.“

Ich drehte mich um und grinste: „Sei froh, dass wir heute nicht so viel Zuschauer haben, es kann auch gerne einmal weniger publikumswirksam ablaufen. Aber, Spaß beiseite, es geht um Holger, mit dem wir uns vorgestern unterhalten haben. Sein Vater ist derjenige, den die Polizei festgenommen hat. Ich frage mich schon die ganze Zeit woher er die Information hat, dass sein Sohn schwul ist?“

Barbara meinte: „Das würde ich auch gern wissen. Ich habe mit niemanden darüber gesprochen. Wir haben nur beim BND eine Anfrage nach seinem Vater eingereicht und um Bewertung gebeten, wie er zu gleichgeschlechtlichen Verbindungen steht. Scheinbar gibt es dort eine undichte Stelle oder einen Maulwurf, der ihn von unserer Anfrage informiert hat.“

Ich meinte: „Jetzt haben wir mit Holger ein riesiges Problem, ich fürchte es wird nicht so einfach sein, ihn auf Dauer und ohne Namensänderung zu schützen. Ich habe im Moment noch keine Idee wie es mit Holger weitergehen soll. Es wird hoffentlich eine staatliche Stelle geben, die uns behilflich sein kann.“

Barbara schaute mich an: „Ich werde Peters Vater, den Staatsanwalt, ansprechen. Er wird sicher wissen, wer uns hier weiterhelfen kann. Helfen müssen wir auf alle Fälle. Vor allem gilt es sicherzustellen, dass sein Vater nicht mehr in seine Nähe kommt. Aber es hat auch etwas Gutes, jetzt steht definitiv fest, dass Holger geholfen werden muss.“

Inzwischen waren weitere Polizisten eingetroffen und plötzlich stand Peters Vater neben uns. Ich sagte: „Hallo, Herr Oberstaatsanwalt, wir haben eben von ihnen gesprochen. Ich nehme an, sie sind wegen Herrn Macher hier. Sein Sohn ist schwul und mit seiner Schulklasse hier im Jugendhotel untergebracht. Ich nehme an, dass sie dies bereits von der Polizei erfahren haben. Wir fragen uns gerade, wie Herr Macher an die Information herangekommen ist, dass sein Sohn schwul sein könnte. Vom Jugendamt wurde nur eine Anfrage beim BND eingereicht, um eine Bewertung zu bekommen, wie er zu gleichgeschlechtlichen Verbindungen steht. Wir wussten seit Dienstag, das Holger schwul ist und sich zuhause deswegen nicht outen kann. Wir haben ihm vorgeschlagen, dass er in Rosenheim eine Ausbildung machen soll und bei uns im Jugendwohnheim unterkommen kann. Barbara vermutet, dass es entweder eine undichte Stelle oder einen Maulwurf beim BND gibt, der Herrn Macher von der Anfrage informiert hat. Wir sind uns in unserem Urteil sicher, dass es sehr schwer werden könne, seinem Sohn Holger dauerhaft zu schützen, wenn es keine neue Identität für seinen Sohn gibt.“

Der Oberstaatsanwalt schaute uns an und erklärte: „Eure Hinweise und Vermutungen kann ich bisher nicht bestätigen. Aber das liegt auch daran, dass die erste Vernehmung von Herrn Macher gerade begonnen hat. Es klingt zumindest logisch. Woher sollte er sonst sein Wissen haben. Meines Erachtens sollte es ausreichen, wenn gegen die Eltern von Holger ein Annäherungsverbot ausgesprochen wird.“

Barbara schaute ihn an und erklärte: „Da bin ich mir nicht so sicher, dass ein Annäherungsverbot gegen seine Eltern ausreichend sein wird. Ich befürchte, dass der Vater sich seine Hände nicht schmutzig machen wird, dafür hat er sicher seine Handlanger. Vor allem, nach seinem heutigen Auftritt hier, kann ich mir kaum vorstellen, dass er ein weiteres Mal Hausfriedensbruch begehen wird.“

Oberstaatsanwalt Burgmeister erläuterte: „Ich kann mit dem Generalstaatsanwalt Kontakt aufnehmen und ihm die Angelegenheit schildern. Vielleicht sieht er die Sache etwas anders und er kann Holger ins Zeugenschutzprogramm aufnehmen. Das würde aber bedeuten, dass er mit seiner neuen Identität nicht in Bayern bleiben kann.

Auch wenn der Gutshof keine Festung ist, bin ich fest davon überzeugt, dass er hier sicherer untergebracht ist als sonst irgendwo. Wie mein Sohn mir erzählt hat, hast du vorgestern weitere zwei Jungs aufgenommen, die von ihrem Vater, einem Alkoholiker, sinnlos verprügelt wurden. Wir sollten zumindest erst einmal versuchen, ohne diese drastische Vorgehensweise zurechtzukommen. Solche einschneidenden Maßnahmen können immer noch angewendet werden.“

Barbara meinte: „Okay, ich gebe mich geschlagen. Aber wenn es nur einen Vorfall gibt, werde ich höchstpersönlich alle Register ziehen, um Holger aus der Schusslinie zu bringen. Peter, wo steckt eigentlich Holger? Ich würde mich gern mit ihm unterhalten. Mit dem Auftritt seines Vaters sind die Voraussetzungen gegeben, dass ich ihn staatliche Obhut nehmen kann.“

Ich meinte: „Barbara, da sprichst du am besten mit einem der Lehrer. Sie werden sicher wissen, wo sich ihr Schützling verkrochen hat.“

Sie ging zu dem Lehrer, der immer noch am gleichen Platz stand und sprach ihn an. Ich konnte erkennen, wie er zusammenzuckte, als Barbara ihn ansprach. Sie erklärte ihm ihr Anliegen und zusammen gingen sie ins Untergeschoss. Wenige Minuten später kam sie mit Holger im Schlepptau zurück und fragte, ob sie das Büro unserer Sozialarbeiter für das Gespräch nutzen könne.

Da ich zustimmte, ging sie zum nächsten Polizisten und erklärte ihm, dass sie mit dem Betroffenen und mir in dem Büro der Sozialarbeiter ein wichtiges Gespräch führen werde. Sie verdeutlichte ihm, dass Holger jetzt in die Zuständigkeit des Jugendamtes falle. Sie meinte noch, sollten wir gebraucht werden würde er nun wissen, wo sie uns finden können.

Im Büro setzten wir uns in die Besprechungsecke und Barbara erklärte Holger: „Mit dem Auftritt deines Vaters sind jetzt alle Voraussetzungen erfüllt, dass ich dich in staatlich Obhut nehmen kann. Eine Rückkehr zu deinen Eltern ist vorerst ausgeschlossen. Ich muss von dir wissen, ob du hier am Gutshof bleiben willst, oder lieber woanders untergebracht werden willst. Immerhin ist deinem Vater dein derzeitiger Aufenthaltsort leider bekannt.“

Holger schaute zu mir und antwortete: „Egal wo ich untergebracht werde. Mein Vater wird immer Mittel und Wege finden um herauszubekommen, wo ich mich aufhalte. Ich persönlich würde es bevorzugen, hier zu bleiben. Ich fühle mich hier sicherer, als wenn ich woanders untergebracht werde. Ich kann das jedoch nicht so ohne weiteres entscheiden. Peter muss doch auch gefragt werden, ob er mich unter diesen Umständen überhaupt aufnehmen will. Immerhin besteht für ihn das Risiko, dass sich derartige Vorfälle häufen können. Will und kann er das Risiko, mit Rücksicht auf seine Mitbewohner, überhaupt in dieser Form eingehen?“

Ich grinste und erklärte: „Holger, nichts im Leben ist ohne Risiko. Schon wenn du nur über die Straße gehst, bedingt dies ein gewisses Risiko. Entscheidend für mich ist in deinem Fall ist eher eine vernünftige Risikoabwägung. Diese Abwägung fällt zu deinen Gunsten aus. Was wiederum bedeutet, du kannst am Gutshof bleiben.“

Barbara meinte: „Da diese Frage geklärt ist, können wir uns auf die organisatorischen Fragen konzentrieren. Ich werde in einem ersten Schritt veranlassen, dass deine Eltern Besuch vom Jugendamt und der Polizei bekommen, damit sie deine persönlichen Dinge und deine gesamte Bekleidung herausgeben. Es wird sicher einige Tage dauern, bis alles hier sein wird.

Der nächste Schritt, der dir vielleicht nicht so gefallen wird, ich werde über das Familiengericht den Antrag stellen, dass du von Amts wegen zur Adoption freigegeben wirst, sofern deine Eltern die Freigabe verweigern sollten. Das bedeutet allerdings nicht, dass du danach automatisch adoptiert wirst. Es verschafft uns nur den Vorteil, dass du mit Beginn deiner Ausbildung im September in einem Jugendwohnheim untergebracht werden kannst. Unabhängig von einer Pflegefamilie oder deiner Volljährigkeit. Deine Ansprechpartner wären dann Michael und Marion, die beiden Sozialarbeiter am Gutshof.

Eigentlich kann ich dich derzeit nicht einmal Peter als Pflegekind unterjubeln, da bei ihm die Aufnahmekapazitäten meines Wissens erschöpft sind. Vielleicht hat Peter noch eine Idee, wie er seine Kapazitäten erweitern kann. Ich sehe in naher Zukunft nur die Chance, dass du dir ein Zimmer mit Pit teilst, wenn sein Bruder Mario ausgezogen ist.

Bei Florian jemanden unterzubringen ist nicht sehr schlau, da er in einigen Wochen von Manuel und Daniel adoptiert wird und damit kein Pflegekind von Peter mehr ist. Damit müsstest du dort wieder ausziehen. Eine Ausnahme wäre nur dann möglich, wenn Manuel und Daniel gleichzeitig deine Pflegeeltern würden.“

Ich grinste und meinte zu Barbara: „Wenn Florian mit einem Pflegebruder kein Problem hat und Manuel und Daniel zustimmen, hast du doch bereits eine Lösung für das Problem. Ich hatte eine ähnliche Lösung im Kopf und wollte Florian Ronald zuordnen, da die beiden in etwa gleich alt sind. Holger könnte sich dann das Zimmer mit Gero teilen, die ebenfalls etwa gleich alt und noch dazu beste Freunde sind.“

Holger lachte und erklärte: „Mir gefällt Peters Vorschlag weitaus besser. Wenn ich mir schon ein Zimmer teilen muss, dann wenigstens mit einem gleichaltrigen Jungen, der in diesem Fall sogar mein bester Freund ist. Was mich an Peters Vorschlag jedoch etwas stört, ist die Tatsache, dass die beiden Brüder deshalb getrennt werden und Ronald als Pflegekind nicht bei Peter bleiben kann. Gibt es keine Möglichkeit, die beiden Jüngeren zusammenzulegen und Thomas und Peter bleiben trotzdem Ronalds Pflegeeltern?“

Ich erklärte: „Barbara, wir haben zumindest bis morgen Mittag Zeit, um nach weiteren Lösungen zu suchen. Holger verbleibt bis zur Abreise seiner Klasse im Jugendhotel. Erst dann muss eine Lösung gefunden sein. Diese vierundzwanzig Stunden Zeit sollten wir uns für eine endgültige Entscheidung nehmen. Du kannst zwischenzeitlich prüfen, ob du es mit deinem Gewissen vereinbaren kannst, wenn Ronald bis zum Sommer unser Pflegekind bleibt und dann zu uns umzieht, wenn Felix und Dennis ausziehen.“

Ich schaute zu Barbara und sagte: „Ach bevor ich es noch vergesse, Richie wird nicht ins Wohnheim einziehen. Er wird mit seiner Volljährigkeit im Frühsommer im Appartement über der Gärtnerei Grubmüller untergebracht und dort seine Ausbildung zu Ende bringen. Falls du deine Zustimmung gibst, könnte er auch zu einem früheren Zeitpunkt bereits in das Appartement einziehen, es muss halt nur noch möbliert werden. Diese Entscheidung ist gestern Abend gefallen, nachdem Manuel erklärt hat, dass er Richie für die nächsten Wochen und Monate an die Gärtnerei Grubmüller von Montag bis Mittwoch ausleiht. Donnerstags ist Berufsschule und freitags ist er in der Gärtnerei Winter. Ich habe außerdem angeordnet, dass er sich bei einer Fahrschule anmeldet und seinen Führerschein bis zu seinem Geburtstag erwirbt. Die Kosten werden von der Gärtnerei Grubmüller übernommen, da er aus dienstlichen Gründen für die Transporter einen Führerschein brauchen wird. Pit wird seine Ausbildung im Sommer in der Gärtnerei Winter beginnen und ist deshalb besser am Gutshof im Jugendwohnheim untergebracht.“

Barbara schaute mich grinsend an und erklärte: „Was soll ich dazu schon sagen, wenn du mich vor vollendete Tatsachen stellst. Da er von Marion und Michael betreut wird, brauchst du nicht meine Zustimmung. Du kannst das mit deinen beiden Mitarbeitern direkt klären.“

Wir werden also erst morgen eine endgültige Entscheidung über die Zukunft von Holger anstreben. So lösten wir unsere kleine Versammlung auf und gingen zurück in die Lobby. Während Barbara sich mit einem der Polizisten unterhielt, ging ich mit Holger in den Keller, wo wir noch seine Klasse und die Lehrer vermuteten.

Wir fanden sie im Raum mit den Spielekonsolen, wo fleißig gezockt wurde. Er schnappte sich seinen Klassenlehrer und wir gingen zurück auf den Flur, wo ich diesem erklärte: „Holger bleibt noch bis morgen, bis zu eurer Abreise, bei euch, damit Frau Wegmann vom Jugendamt in Ruhe klären kann, wie es mit Holger weitergeht. Zurück nach München und zu seinen Eltern darf er auf keinen Fall.“

Holgers Lehrer schaute mich an und meinte: „So etwas ist in meiner Laufbahn als Lehrer noch nie vorgekommen, dass ich nach einer Klassenfahrt zwei Schüler nicht mit zurückgebracht habe. Nach dem Terror, den Holgers Vater heute Vormittag veranstaltet hat, kann ich verstehen, dass Holger nicht zurück zu seinen Eltern kann. Wenn sie sich nicht um Holger gekümmert und das Rosenheimer Jugendamt eingeschaltet hätten, hätte ich spätestens morgen Meldung beim Münchner Jugendamt erstatten müssen.“

Ich meinte noch: „Vermutlich werde ich ihnen im Laufe des Nachmittags Holger noch einmal entführen, um mit ihm und meinen Jungs eine eventuelle dauerhafte Unterbringung zu besprechen. Erklären sie bitte gemeinsam mit Holger ihrer Klasse, warum er nicht mit ihnen zurückfahren wird.“

Oben, in der Lobby sah ich Barbara ins Gespräch mit dem Oberstaatsanwalt vertieft und ging zu ihnen. Ich hörte noch, wie Herr Burgmeister sagte, dass Herr Macher in etwa einer halben Stunde abgeholt wird und vorerst, nach richterlicher Anordnung, in Untersuchungshaft geht. Er fügte noch an, dass er beim Familiengericht habe ich einen Beschluss erwirkt habe, mit dem die Eltern von Holger aufgefordert werden, seine persönlichen Sachen vollständig und unverzüglich herauszugeben, da ihnen das Sorgerecht für ihren Sohn dauerhaft entzogen wird.

Die Richterin war sogar kurz hier und hat mit den Polizeibeamten gesprochen, die den Erstzugriff durchgeführt haben. Sie bestätigten ihr, dass Herr Macher in ihrem Beisein seinem Sohn körperliche Gewalt wegen seiner sexuellen Neigung angedroht hat. Zusammen mit der Tatsache, dass Holgers Vater ein bekannter Rechtsradikaler ist, hat ihr das ausgereicht, um diesen Beschluss sofort zu fassen. Er wird heute noch als eilige Angelegenheit beim Münchner Jugendamt zugestellt.

Als ich ihn verwirrt anschaute, erklärte er: „Herr Maurer, das war das Mindeste, was ich in diesem Fall sofort tun konnte, um Holger vor seinem Vater zu schützen. Normalerweise übernimmt das Jugendamt diese Aufgabe, aber in diesem Fall konnte und durfte ich das Familiengericht einschalten, um Schaden von dem jungen Mann abzuwenden.“

Barbara kommentierte das wie folgt: „Ich bedanke mich erst einmal dafür, dass sie mir diese Arbeit abgenommen haben. Was mich jedoch verwundert ist, wie schnell das Familiengericht reagiert hat. Wenn wir vom Jugendamt so etwas beantragen, kann das bis zu zwei Wochen dauern, bis uns der Beschluss vom Familiengericht vorliegt und wir die Vollstreckung beantragen können. Ich werde meine Kollegen in München informieren, dass der Beschluss heute noch bei ihnen eintrudelt und kurzfristig vollstreckt werden sollte.“

Ich meinte dazu: „Verstehe ich das nicht. Vorgestern ging das doch ohne Beschluss des Familiengerichts, als Randolf bei seinen Eltern abgeholt wurde.“

Barbara erklärte mir: „Peter, in Randolfs Fall war es so, dass die Mitarbeiter vom Jugendamt mit dem Amtsarzt die Kindesmisshandlung vor Ort festgestellt haben und die Polizei in diesem Fall, wegen Gefahr in Verzug, sofort handeln konnten. Bei Holger haben wir bisher noch keine körperliche Misshandlung vorliegen, sondern nur die Ankündigung oder Androhung einer Straftat, was rechtlich anders zu betrachten ist. Herrn Burgmeisters Vorgehen hat uns den Vorteil verschafft, dass das Familiengericht selbst Gefahr in Verzug erkannt und sofort reagiert hat. Leider ist es meist so, dass erst etwas geschehen sein muss, bevor wir eingeschaltet werden.“

Nachdem sich Barbara verabschiedet hatte, fragte ich Herrn Burgmeister: „Hat die erste Vernehmung von Herrn Macher schon brauchbare Ergebnisse gebracht?“

Der Oberstaatsanwalt lachte und erklärte: „Sie glauben doch nicht wirklich, dass Herr Macher so kooperativ ist und mit der Staatsgewalt zusammenarbeitet. Fest steht nur, dass wir ihn wegen Hausfriedensbruchs und Randalierens sowie der Ankündigung einer Straftat beim Wickel haben. Da kann er sich nicht herausreden oder irgendwelche Zeugen einschüchtern. Und 2ie er an die Informationen gekommen ist, werden wir nur mit kriminalistischer Akribie nachweisen können und damit seinen Spitzel enttarnen. Das kann in wochenlange und mühevolle Nachforschungsarbeiten ausarten.“

Ich meinte: „Wenn noch Fragen oder etwas sein sollte, sie erreichen mich in meinem Büro. Moment, ich habe doch noch ein Anliegen. besteht die Möglichkeit das Fahrzeug von Herrn Macher von unserem Grundstück zu entfernen und für ihn ein Annäherungsverbot für den gesamten Bereich des Gutshofes zu erwirken? Wenn ich dafür extra einen Antrag stellen muss, lassen sie es mich bitte wissen.“

Ich ging ins Gutshaus und mein erster Weg führte mich zu Petra, die ich über die neuerliche Eskalation im Jugendhotel informierte. Ich betonte, dass es heute wenigstens ohne große öffentliche Aufmerksamkeit abgelaufen ist. Petra erklärte mir, dass die beiden Jungs, Gero und Randolf, nach oben sind und sich mit mir beim Mittagessen treffen werden.

Ich setzte mich in mein Büro und setzte meine angefangen Arbeiten fort, bis ich kurz nach dreizehn Uhr von unseren zurückkehrenden Schülern gestört wurde. Mich wunderte es nicht, dass ihre erste Frage den immer noch nicht abgerückten Polizeifahrzeugen galt.

Ich erklärte: „Wir hatten unangenehmen Besuch von einem Rechtsradikalen, der im Jugendhotel randaliert hat. Er wollte seinen Sohn abholen, mit der Ankündigung, dass er ihm seine schwulen Gedanken heraus prügeln würde. Glücklicherweise war die Schulklasse im Keller und Alexandra versuchte ihm zu erklären, dass sich die Schulklasse auf einen Tagesausflug befindet.

Nachdem er ihrer Aufforderung das Haus zu verlassen, nicht nachkam und er sich vehement weigerte, rief sie die Polizei und informierte mich. Als ich mit den eintreffenden Polizeibeamten ins Hotel trat, wiederholte er seine Drohung, seinem Sohn wegen seines Schwulseins zu verprügeln, bis er nicht mehr schwul sei. Zu viert stürzten die Beamten sich auf ihn und verpassten ihm Handschellen. Eigentlich sollte er längst abgeholt sein, da er in Untersuchungshaft gebracht wird.

Barbara war auch schon hier. Hinsichtlich der Unterbringung des Betroffenen werde ich mich heute am späten Nachmittag mit einigen von euch zusammensetzen. Aber jetzt lasst uns zum Essen gehen, bevor wir am Ende nichts mehr bekommen.“

Nachdem wir uns an der Essensausgabe versorgt hatten, setzte ich mich zu Gero und Randolf an den Tisch. Nachdem ich mit dem Essen fertig war, erzählte ich den beiden Jungs, was sich heute Vormittag im Jugendhotel abgespielt hatte. Als ihnen klar wurde, dass es sich um Holger handelt, fragte Gero, ob ich ihn jetzt auch am Gutshof aufnehmen würde.

Ich erklärte: „Die Frage ist noch offengeblieben. Eine Entscheidung wird es erst morgen Mittag geben. Er wird bis morgen bei seinen Mitschülern bleiben und, wenn morgen die Mitschüler abreisen, wird geklärt, wie es mit Holger weitergeht. Ich werde aber heute Nachmittag mit einigen von euch Gespräche führen. Da auch ihr beide betroffen seid, kann ich euch jetzt schon sagen, dass ihr dabei sein werdet. Stellt euch darauf ein, dass wir uns so gegen sechzehn Uhr bei mir im Büro treffen. Bringt bitte Pit mit und er soll Mario von dem Termin informieren.“

Ich suchte nach Florian, unserem Pflegekind, und erklärte ihm, dass er bitte gegen sechzehn Uhr bei mir im Büro sein solle. Danach sprach ich noch mit Holger und erklärte auch ihm, dass wir uns gegen sechzehn Uhr in meinem Büro treffen wollen, um seine Unterbringung zu besprechen.

Im Büro angekommen fragt ich bei Petra nach, ob ab sechzehn Uhr unser Besprechungsraum frei sei. Sie meinte, ihr sei nichts bekannt, dass er belegt sein sollte, da die Jungs von der IT inzwischen ihre eigenen Räume im Rechenzentrum haben. Ich bat sie, den Raum vorsichtshalber für mich zu reservieren.

Dann setzte ich mich an meinen Schreibtisch und arbeitete in einem Rutsch und in Ruhe meine Emails ab. Anschließend erledigte ich die Telefonate, die sich entweder anhand der Emails ergeben hatten oder die sich aus Fragen zu laufenden Projekten und Nachfragen zu unserem Immobilienbestand ergeben. Heute ging es in erster Linie um unser geplantes Zeltlager an der Ostsee und die geplante Außenstelle der IT-Abteilung in Scharbeutz. Immerhin sollte in der morgigen Besprechung eine endgültige Entscheidung zum Zeltlager an der Ostsee fallen.

Kurz vor sechzehn Uhr tauchte Holger als erster bei mir im Büro auf und sagte: „Ich bin etwas eher dran, weil ich nicht mehr wusste, wo dein Büro genau liegt. Ich war am Dienstag schon einmal hier, aber da war ich mit Gero unterwegs. Ich habe mir das nicht so genau gemerkt, weil ich nicht davon ausgegangen bin, dass ich es so schnell wieder betreten werde.“

Die nächsten drei waren Gero, Randolf und Pit, die nur gut eine Minute später eintraten. Pit meinte, Mario komme etwas später, er könnte nicht rechtzeitig aus der Gärtnerei loskommen. Ich meinte, er solle doch Mario mitteilen, dass wir im Besprechungszimmer im Gutshaus sitzen werden.

Danach bat ich alle, schon direkt ins Besprechungszimmer zu gehen. Florian sollte auch jeden Moment hier sein. Ich ging voraus, da keiner der eingeladenen Teilnehmer bisher in die Verlegenheit gekommen war, den Besprechungsraum kennenzulernen. Weil das Besprechungszimmer direkt gegenüber meinem Büro war, blieb die Tür offen, so dass wir Florian hören sollten, wenn er in mein Büro würde.

Es dauerte doch etwas länger, bis wir Stimmen im Flur hörten. Florian war anscheinend nicht allein auf dem Weg zu mir. Als ich vom Besprechungsraum auf den Flur trat, sah ich, dass Florian zusammen mit Daniel sich näherten. Ich schaute die beiden an und Daniel meinte: „Peter, du glaubst doch nicht etwa, dass unser Adoptivsohn allein zu dir kommt? Manuel kommt in fünf bis zehn Minuten nach.“

Ich grinste und erklärte süffisant: „Noch ist er unser Pflegekind. Also kann ich sehr wohl ein wichtiges Gespräch mit Florian führen. Aber wenn du schon hier bist, setzt euch zu den anderen ins Besprechungszimmer, damit wir anfangen können. Ich ging zurück in den Raum und setzt mich an die schmaleren Seite des Tisches, wo ich immer Platz nahm, wenn ich den Vorsitz innehatte.

Ich erklärte: „Es fehlen noch Mario und Manuel, ich fange trotzdem bereits an. Es geht in unserer Besprechung einzig und allein um die Frage, wo wir Holger vorerst unterbringen können. Die meisten von euch wissen bereits, was sich heute Vormittag im Jugendhotel abgespielt hat und dass Holger deshalb morgen nicht mit seiner Schulklasse nach München zurückkehrt sondern hier am Gutshof bleiben soll, sofern wir eine Lösung finden, wie wir ihn unterbringen können.“

Es klopfte und gleichzeitig traten Mario und Manuel ins Besprechungszimmer ein. Manuel setzte sich zu Daniel und Florian, während Mario neben Pit Platz nahm. Ich begrüßte die beiden Nachzügler und erklärte noch einmal kurz, warum wir in großer Runde zusammensitzen.

Mario schaute mich an und meinte: „Ich habe mich schon gewundert, warum ich um sechzehn Uhr bei Peter im Büro auftauchen soll. Soweit ab vom Ort des Geschehens habe ich nichts mitbekommen und Manuel konnte mir auch nicht genau sagen um was es geht, da er offiziell nicht eingeladen sei.“

„Stimmt“, antworte ich „Manuel und Daniel sind nur hier, um die Interessen ihres zukünftigen Adoptivsohnes zu vertreten, wobei ich immer noch der Meinung bin, dass Florian alt genug ist eigene Entscheidungen zu treffen. Aber lasst mich weiter erklären, warum ich euch hergebeten habe.

Wie ihr selbst wisst, sind die Gästezimmer bei Thomas und mir, sowie bei Philipp und Marcus voll belegt. Dort kann ich Holger nicht unterbringen. Im Verwalterhaus sind die Möglichkeiten inzwischen auch eingeschränkt. Ihn dauerhaft im Jugendhotel unterzubringen, wenn er uns als weiteres Pflegekind zugewiesen wird, wird Barbara nicht akzeptieren, weil die direkte Bindung zur Familie fehlt.

Theoretisch könnte er noch bei Pit untergebracht werden, was aber nur unter zwei Voraussetzungen möglich wäre. Mario müsste bereits in die Wohnung in der Gärtnerei Gruber eingezogen sein. Da er nicht von heute auf morgen dort einziehen kann, wegen fehlender Küche und sonstigem Mobiliar, fällt das auch weg. Zudem müssten sich die beiden einig sein, für etwa acht Monate sich das Zimmer zu teilen.

Spätesten im August, wenn die Kleinwohnungen und Appartements fertig sind, werden alle Pflegekinder die eine Ausbildung beginnen, in diese Wohnungen umziehen. Auch wenn sie noch nicht volljährig sind. Das betrifft, Pit, Pete, Gero und Holger. Felix und Dennis, die derzeit bei uns wohnen, werden gemeinsam in eine größere Wohnung umziehen.

Wie gestern bereits beschlossen, wird Richie mit erreichen seiner Volljährigkeit in das Appartement in die Gärtnerei Grubmüller umziehen und seine weitere Ausbildung dort absolvieren. Dann haben wir wieder reichlich Platz für neue Sorgenkinder.

Das ist die Ausgangslage, in der wir uns befinden. Jetzt frage ich euch, welche Vorschläge zur Lösung der Unterbringungsfrage fallen euch ein?“

Nachdem ich das gesagt hatte, schaute ich der Reihe nach in ihre Gesichter und konnte bei allen nur Fragezeichen und Ratlosigkeit entdecken. Gero war der erste, der meinte: „Ich könnte mir schon vorstellen, mir mit meinem Freund Holger das Zimmer zu teilen, was aber den Nachteil hätte, dass Ronald eine andere Bleibe brauchen würde. Brüderchen, wie sieht es aus, könntest du dir vorstellen, das Zimmer mit einem anderen der Jungs zu teilen.

Ronald schaute ihn an und erklärte: „Gero, du machst es dir einfach, mit deiner Aussage, du würdest Holger aufnehmen und ich soll mir etwas anderes suchen. Wenn du vorher gut aufgepasst hättest, du und Holger werdet in weniger als acht Monaten ins Jugendwohnheim umziehen, was geschieht dann mit mir?“

Ich schaute ihn an und erklärte: „Mit dem Auszug von Felix und Dennis ziehst du um in deren Zimmer, bei Thomas und mir. Aber, bis dahin haben wir eben noch mehr als sieben Monate zu überbrücken und für diese Zeit brauchen wir eine Lösung für Holger.“

Mario meldete sich und gab von sich: „Holger, könntest du dir vorstellen, das Zimmer mit meinem Bruder Pit zu teilen, wenn ich ausgezogen bin. Wenn das der Fall sein sollte, bin ich bereit, schon an diesem Wochenende in die Betriebsleiterwohnung umzuziehen. Für die nächsten Wochen, bis ich eine Küche habe und eingerichtet bin, würde ich nur irgendwo mitessen können.

Peter, ich habe gehört, dass ihr ein Gästebett habt. Kann ich mir das für ein paar Tage ausleihen, bis ich mir ein Bett gekauft habe? Bevor ich weiter intensiv nachdenke sollte Pit erst einmal erklären, ob er sich das vorstellen kann, sich mit Holger das Zimmer zu teilen. Im Grunde genommen sollten beide erklären, dass sie sich das Zimmer teilen wollen.“

Holger meinte: „Mario, ich will dich nicht aus deiner bisherigen Bleibe vertreiben und würde sogar selbst dann auf dem Gästebett schlafen, wenn es in einem Wohnzimmer stehen würde. Sicher kann ich mir vorstellen, mir mit Pit die nächsten sieben oder acht Monate ein Zimmer zu teilen. Aber nur, wenn dir dadurch keine persönlichen oder gesundheitliche Nachteile entstehen.

Ich befürchte jedoch, dass du vernünftigerweise erst in sechs bis acht Wochen, oder sogar noch später umziehen kannst, wenn ich die üblichen Wartezeiten, die bei Möbeln anfallen, berücksichtige. Auch bei einer Küche musst du von derselben Wartezeit ausgehen, bis sie geliefert und aufgebaut wird.

Ich biete dir auf alle Fälle an, dass ich beim Anstreichen der Wände und beim Umzug mithelfe. Ich denke, die anderen Jungs werden dir ebenfalls unter die Arme greifen, wenn du ihre Hilfe annimmst.“

Pit wollte etwas erwidern. Ich stoppte ihn und erklärte: „Ich kenne durchaus Möglichkeiten, schneller an eine Küche zu kommen, aber trotzdem kann man durchaus eine Woche einplanen, bis sie eingebaut wird. Vor gut zwei Jahren haben wir für die zwei Appartements im Dachgeschoss des Jugendhotels, bei einem Küchenstudie zwei Ausstellungsküchen erworben, die innerhalb einer Woche eingebaut wurden.

Die Frage ist nur: Wer bietet derzeit Musterküchen an und sind sie für die Wohnung geeignet? Selbstverständlich muss einem die Küche und ihre Ausstattung auch gefallen, das ist mit eine der wichtigsten Entscheidung dabei. Ich kann also zumindest bei unserem Küchenlieferanten anfragen, ob er derzeit Musterküchen verkaufen will. Sollte er welche abzugeben haben, würde ich Richie gleich zum Termin mitnehmen, damit er sich für sein Appartement ebenfalls eine Küche aussuchen kann, wobei es dort nicht so eilig wäre, wie bei dir. Da du tagtäglich in der Gärtnerei bist, können sie jederzeit angeliefert und eingebaut werden.

Bei der Einrichtung solltest du dir überlegen, ob du dich teilweise mit Möbeln eines schwedischen Möbelhauses anfreunden kannst. Dann könnten wir an einem der nächsten Samstage dort einkaufen gehen. Wir sollten nur einige Helfer mitnehmen, die beim Einladen in den Transporter und beim Schleppen in die Wohnung mithelfen. Beim Aufbau der Möbel wirst du sicher weitere Helfer finden, die dich tatkräftig unterstützen.“

Mario meinte: „Ich kann mir im Internet anschauen, was das schwedische Möbelhaus so anzubieten hat. Da kann mir durchaus vorstellen, dass ich einiges finden werde. Vielleicht nicht die komplette Einrichtung, aber zumindest das Wichtigste, was ich vorab brauche.“

Jetzt durfte Pit seine Meinung loswerden: „Ich will mich jetzt nicht missverstanden wissen, aber wäre es nicht besser, wenn zwei schwule und zwei heterosexuelle Jungs sich ein Zimmer teilen würden. Holger, das ist nicht gegen dich persönlich gerichtet. Wenn es so sein soll, würde ich mir gerne das Zimmer mit dir für die nächsten Monate teilen.“

Holger grinste: „Pit, nichts gegen dich persönlich. Aber du bist nicht unbedingt der Typ, den ich mir als meinen Partner fürs Leben vorstelle. Also brauchst du auch dir keine Hoffnungen zu machen, dass ich dich anbaggern würde. Eher kann ich es mir bei Gero vorstellen, dass ich mein restliches Leben mit ihm verbringen will.“

Gero schaut ihn entrüstet an und sagte: „Holger, bist du nicht mehr ganz dicht. Ich stehe nicht auf Jungs. Nur weil ich immer noch dein bester Freund bin, obwohl du dich bei mir geoutet hast, bedeutet das noch lange nicht, dass du mich anbaggern kannst. Dann bleibe ich lieber mit meinem kleinen Bruder in einem Zimmer.“

Ich musste laut lachen bei dem Diskurs, den die beiden führten und sagte: „Gero, du solltest Holgers Äußerung eher als ein Kompliment verstehen, weniger dass er dir an die Wäsche gehen will. Er sagt damit nur aus, dass er sich einen Typen, der dir ähnelt, als seine große Liebe fürs Leben vorstellen kann. Wobei sich das nicht nur auf das Aussehen beziehen kann, sondern auf die Art und Weise, wie du mit ihm umgehst. Da das nichts mit unserem Problem zu tun hat, vergessen wir schnellstens die letzten Aussagen.“

Manuel meinte: „Wenn ich das richtig sehe, sprechen wir von ein oder zwei Wochen, bis Mario umziehen könnte und damit bei Pit ein Schlafplatz für Holger freiwerden würde. Pit hat zumindest zugestimmt, dass er sich vorstellen kann, sein Zimmer mit Holger zu teilen. Holger, ich denke, dass Florian nicht abgeneigt ist, sich mit dir das Zimmer für diese zwei Wochen zu teilen, selbst wenn es am Ende drei Wochen werden sollten.“

Florian grinste und erklärte: „Ich bin es vom Kinderheim her gewohnt, mir mit ein oder zwei Jungs ein Zimmer zu teilen. Meinetwegen könntest du sogar bis zum Sommer bleiben, bis du in ein Jugendappartement umziehen kannst. Mich stört es auch nicht, wenn du auf Jungs stehst, vermutlich bin ich dir sowieso viel zu jung. Ich würde dich einfach als meinen großen Bruder betrachten, der aber nicht von Manuel und Daniel adoptiert wird.“

Ich sagte: „Wenn ich das richtig interpretiere, würdest du, Florian, Holger bei dir aufnehmen und ihn sogar bis zum Sommer bei dir behalten, obwohl Manuel von zwei oder drei Wochen gesprochen hat. Okay, dann zieht Holger morgen bei dir ein und wenn feststeht, wann Mario umzieht, setzen wir uns in kleinerer Runde noch einmal zusammen.“

Damit beendete ich unsere Zusammenkunft und meinte: „Mario, du solltest dich intensiv mit dem Umzug in die Betriebsleiterwohnung beschäftigen. Wenn du Hilfe brauchen solltest, melde dich einfach bei mir. Ich werde morgen mit dem Küchenstudio telefonieren und melde mich bei dir, wenn aktuell Musterküchen verkauft werden. Florian, Manuel und Daniel, könntet ihr drei noch kurz hierbleiben? Ich würde gern noch etwas persönlich mit euch klären.“

Nachdem sich die anderen Jungs verabschiedet und den Raum verlassen hatte, fragte Daniel: „Peter, was willst du mit uns noch klären? Die Angelegenheit Holger ist doch für die nächsten Wochen geregelt.“

Ich schaute die drei an und erklärte: „Manuels Angebot und Florians Aussage, er würde ihn als großen Bruder betrachten hat mich auf eine, vielleicht etwas verrückte, Idee gebracht. Barbara und ich sind uns einig darüber, dass Holgers Verbleib am Gutshof mit einem gewissen Restrisiko verbunden ist. Wir hatten heute Mittag beim Gespräch mit Petes Vater vorgeschlagen, dass Holger eine neue Identität bräuchte, um ihn aus der Schusslinie zu bringen.

Könntet ihr drei euch vorstellen, Holger als weiteren Sohn und großen Bruder zu adoptieren, damit er bereits mit neuer Identität an der neuen Schule angemeldet werden kann. Barbara müsste dafür wieder einmal in die große Trickkiste greifen. Was ich mir auch durchaus vorstellen kann, um Holgers und unser Risiko zu vermindern. Er könnte im Sommer trotzdem in die Appartements umziehen.“

Alle drei Jungs schauten mich an, als hätte ich sie gefragt, ob ich ihren Großvater verkaufen dürfe. Ich überlegte noch, ob ich wichtige Informationen vergessen habe, als Manuel sagte: „Peter, das war jetzt aber ein gewaltiger Hammer, mit dem du uns überrascht hast. Hast du ein Problem damit, wenn wir uns das durch den Kopf gehen lassen und mit unseren Mitbewohnern alles besprechen.“

Ich erklärte: „Ich habe kein Problem damit, ihr solltet euch nur im Klaren darüber sein mit wem ihr über Details der Adoption sprecht. Wenn wir Holgers Identität verschleiern wollen, darf es so wenig Mitwisser wie möglich geben, die vielleicht etwas ausplaudern könnten. Besser wäre es vielleicht, wenn ihr erklärt, dass ihr euch auf meine Anfrage für die Adoption von Holger entschieden habt. Eine Bitte hätte ich noch: Sprecht auch mit Holger nicht darüber, bis Barbara grünes Licht für die Adoption gibt. Ich will auf keinen Fall Holger irgendeine Hoffnung machen, bevor nicht alles geklärt ist.“

Während Manuel und Daniel sich anschauten, erklärte Florian: „Für mich wäre Holger nur ein großer Bruder, der von meinen Adoptivvätern als weiteres Kind angenommen wurde. Von mir wird keiner erfahren, warum oder wie die Adoption zustande kam.“

Daniel meinte dazu: „Ist wahrscheinlich doch besser, wenn nur wir drei entscheiden. Du der also Meinung, zu viele Mitwisser seien nicht gut. Wenn ich das richtig sehe, ist Holger noch sechzehn, wird bis zum Sommer siebzehn und nächstes Jahr ist er volljährig. Wir adoptieren ihn also für eineinhalb Jahre bis zu seiner Volljährigkeit.“

Ich erklärte: „Nicht ganz fertig gedacht. Er bleibt den Rest seines Lebens euer Adoptivsohn. Verantwortlich für ihn seid ihr zumindest, bis er seine Ausbildung abgeschlossen hat. Danach kann er sein eigenes Leben führen. Das sollte euch schon klar sein, da ist kein Unterschied zu Florian. Ich gehe trotzdem davon aus, dass ihr, wie die meisten Eltern, am Leben eurer erwachsenen Kinder teilhaben werdet.“

Manuel lachte und meinte zu Daniel: „Interessante Schlussfolgerung, die du da getroffen hast. Wusste gar nicht, dass du mit deiner Volljährigkeit nicht mehr der Sohn deiner Eltern bist. Selbst ich bin immer noch der Sohn meiner Eltern, auch wenn mir mein Vater die Gärtnerei nicht übergeben wollte, weil ich schwul bin. Peter, reden wir nicht mehr lange um den heißen Brei herum. Wir würden Holger adoptieren, wenn Barbara einen Weg findet die Adoption zu ermöglichen.“

Ich meinte: „Okay, dann werde ich mit Barbara kurzfristig über unsere Idee mit der Adoption von Holger sprechen. Dazu werde ich ihr das Angebot unterbreiten, dass er vorerst als Pflegekind zu uns kommt. Ich will ihm den Weg ins Kinderheim ersparen. Sobald ich mit Barbara alles geklärt habe, werde ich euch von Ergebnis unterrichten.“

Wir trennten uns. Die Jungs gingen ins Verwalterhaus und ich noch kurz in mein Büro, um mein Notebook herunterzufahren und die Lichter auszuschalten. Dann telefonierte ich kurz mit Barbara und erzählte ihr von unserer Idee mit der Adoption von Holger durch Daniel und Manuel. Sie versprach mir, diese Möglichkeit mit Herrn Burgmeister unbürokratisch abzuklären.

Nachdem es noch kurz vor achtzehn Uhr war, versuchte ich noch einen Mitarbeiter im Küchenstudio zu erreichen. Ich hatte großes Glück und erwischte direkt den Chef. Als er meinen Namen hörte, fragte er sofort, ob ich wieder einmal auf der Suche nach einer oder zwei kurzfristig lieferbaren Küchen wäre. Ich lachte und sagte: „Mit seiner Vermutung würde er nicht weit entfernt von dem liegen, was ich mir vorstelle.

Ich suche nach zwei unterschiedlichen Küchen, die eine soll in eine Drei-Zimmerwohnung eingebaut werden, die zweite benötige ich für ein Appartement etwa in der Größe der Appartements, die wir beim Gutshof hatten. Die erste Küche bräuchten wir am besten gestern, bei der Küche für das Appartement haben wir noch etwas Zeit, diese sollte bis Mai eingebaut sein.“

Er erklärte: „Für das Appartement hätten wir zwei Küchen, die ich euch anbieten kann, da sie demnächst ausgetauscht werden sollen. Für die größere Wohnung kann ich sogar vier Küchen anbieten. Kommt aber darauf an, welche davon am besten zum Grundriss passt. Am besten ihr kommt mit den Plänen vorbei. Dann können wir sehen, was am besten passt und dem Mieter gefällt. Wann wollt ihr vorbeikommen?“

Ich überlegte: „Morgen ist Freitag, ich habe mittags noch einen wichtigen Termin, wir könnten vermutlich so ab sechzehn Uhr im Küchenstudio sein. Wenn bei ihnen das in Ordnung geht, würde ich die beiden Mieter heute noch von dem Termin informieren und mit ihnen zusammen im Küchenstudio auftauchen.“

Da er den Termin bestätigte, verabschiedete ich mich bis morgen und beendete das Telefonat. Ich rief im Verwalterhaus an und bat, Richie ans Telefon zu holen. Als er sich meldete, erklärte ich ihm, dass er morgen spätestens gegen fünfzehn Uhr bei mir in der Wohnung sein soll, weil wir einen Termin im Küchenstudio für seine Küche im Appartement der Gärtnerei Grubmüller haben.

Als er meinte, wir hätten doch noch ewig Zeit eine Küche auszusuchen. Warum müsse der Termin schon morgen Nachmittag sein. Ich erklärte: „Richie, Mario kommt mit zum Termin, er braucht die Küche so schnell wie möglich und da sie im Moment gute Ausstellungsküchen verkaufen, sollst du dir auch gleich eine aussuchen.“

Er versprach pünktlich bei mir zu sein, aber er hätte noch keinen Plan vom Appartement. Ich versicherte ihm, mich um die Pläne zu kümmern Diese kann Mario morgen aus der Gärtnerei mitbringen. Für seine Wohnung brauchen wir ebenfalls den Plan. Ich verließ das Büro und ging nach oben, wobei ich nicht in der ersten Etage stoppte, sondern direkt eine Etage höher ging.

Ich klingelte an der Wohnung über uns und als mir Gero öffnete sagte ich, dass ich gern Mario sprechen würde, da ich mit ihm einen Termin vereinbaren will wegen der Auswahl seiner Küche. Gero bat mich in die Wohnung und klopfte bei Mario und Pit, wobei er laut erklärte, dass Besuch für Mario hier sei.

Pit öffnete die Tür, als er mich sah, fing er zu lachen an und meinte: „Mario, du brauchst dich nicht extra umziehen, Peter empfängt dich auch im Trainingsanzug. Eigentlich hätte ich dem Besuch ja sagen sollen, dass er sofort für seinen Besucher da sein wird.“ Über diesen Ausspruch musste ich dann auch lachen und erklärte: „Mario, solange du mich nicht im Adamskostüm empfängst, habe ich damit kein Problem. Ich habe schon des Öfteren meine Besucher in der Wohnung in legerer Freizeitkleidung empfangen.“

Pit öffnete die Tür vollständig und Mario trat in den Flur, nahm mich bei der Hand und zog mich ins Wohnzimmer. Ich grinste und erklärte: „Mario, was ich dir zu sagen habe, können die anderen ruhig hören. Es geht nur um einen Termin für die Küche in deiner neuen Wohnung. Wir treffen uns morgen um fünfzehn Uhr bei mir in der Wohnung und zusammen mit Richie geht es ins Küchenstudio. Mehr wollte ich mit dir nicht besprechen. Eine Bitte, bring die Pläne für beide Wohnungen in Kopie mit.“

Er schaute mich mit großen Augen an und meinte: „Wahnsinn Peter, hast du so kurzfristig einen Termin bekommen? Ich bin davon ausgegangen, dass wir frühestens Ende nächster Woche ins Küchenstudio gehen. Soll das bedeuten, dass ich bis heute in einer Woche schon eine eigene Küche in der Wohnung haben könnte?“

Ich erklärte: „Vermutlich schon, aber ich kann dir heute noch keine Garantie geben. Der Termin für die Montage wird uns morgen beim Termin gesagt. Wenn du diesen Samstag deine ersten Möbel beim schwedischen Möbelhaus holst, kannst du vielleicht bereits in gut einer Woche in deine neue Wohnung einziehen.“

Ich verabschiedete mich und ging endlich zu uns in die Wohnung. Thomas, der scheinbar auch erst kurz vorher nach Hause gekommen ist, meinte, ich wollte dich aus deinem Büro abholen. Denjenigen, den ich nicht angetroffen habe, der kommt trotzdem nach mir nach Hause.

„Ich war nur kurz eine Etage höher und habe für morgen Nachmittag einen Termin im Küchenstudio ergattert, für Mario und Richie“, erklärte ich Thomas.

Thomas meinte; „Schatz, du brauchst mir nichts von deinem heutigen Arbeitstag erzählen. Ich bin bereits bestens informiert, dass ihr heute einen randalierenden rechtsradikalen Vater, wieder jede Menge Polizei und den Oberstaatsanwalt im Haus hattet. Vermutlich haben wir auch noch ein weiteres Pflegekind, was mir aber bisher keiner bestätigen konnte.“

Ich grinste und sagte: „Es gibt nur einen Termin, wann die Entscheidung fallen wird und der ist morgen Mittag. Ich kann dir eines sagen, so einfach wird es in diesem Fall leider nicht. Wenn mein Plan angenommen wird, gibt es bald ein weiteres Adoptivkind am Gutshof. Keine Sorge, du wirst nicht der Adoptivvater sein. Das Problem, das wir Holger aus der Schusslinie holen müssen, ist nur mit einer Namensänderung zu lösen.“

Mehr musste nicht gesagt werden. Thomas hatte sofort verstanden, wo das Problem lag. Während des Abendessens erklärte ich allen, dass ich morgen Nachmittag einen Termin mit Richie und Mario im Küchenstudio hätte.


Der Freitagmorgen begann mit der großen Videokonferenz wegen des Zeltlagers an der Ostsee. Punkt neun Uhr morgens war alle Teilnehmer des Gutshofes in unserem Besprechungsraum versammelt und die Verbindung nach Scharbeutz stand bereits seit einigen Minuten. Als erstes begrüßte ich alle Teilnehmer, sowohl die vom Gutshof als auch die von der Ostsee, die an dem Meeting teilnahmen.

Dirk übernahm die Gesprächsführung und erklärte im ersten Anlauf, wie der aktuelle Stand der Verhandlungen und Vorbereitungen sei. Dabei betonte er, dass wir vom Landkreis alle Unterstützung bekommen, wenn wir den seit Jahren nicht mehr benutzten Jugendzeltplatz wieder zu neuem Leben erwecken.

Als ich nachfragte, wie viele Teilnehmer wir maximal wöchentlich unterbringen könnten, antwortete er, dass in der Vergangenheit der Platz oft von rund dreihundert bis vierhundert Teilnehmern belegt war. Er erklärte, dass die sanitären Anlagen in die Jahre gekommen sind und kurzfristig erneuert werden müssten. Dafür habe der Landkreis finanzielle Unterstützung zugesagt. Der ausführende Sanitärbetrieb schätzt den Aufwand auf etwa dreihunderttausend Euro. Davon kämen etwa zweihunderttausend Euro vom Landkreis. Das einzige Problem, dass dabei aufgekommen ist, dass die finanzielle Unterstützung, an die Verpflichtung gebunden ist, den Zeltplatz in den nächsten zehn Jahren jährlich während der Sommerferienzeit zu öffnen.

Ich erklärte: „Dirk, das kann ich nicht gewährleisten. Dazu fehlen mir derzeit vor Ort die personellen Ressourcen, um jährlich ein Jugendzeltlager zu betreiben. Dieses Jahr ist es einfach, weil wir in dieser Zeit auf die Mitarbeiter des Jugendhotels, während der laufenden Umbauarbeiten, zurückgreifen können, in den Folgejahren stehen uns diese Leute nicht zur Verfügung.

Hinzu kommt, dass mir bisher keiner die Frage beantworten konnte, ob die geplante Küche im Ostseehotel in der Lage ist, sowohl das Hotel und das Restaurant als auch den Zeltplatz mit ausreichend Mahlzeiten zu versorgen. Alternativ müsste eine Zeltküche eingerichtet werden, die zusätzliche Kosten verursacht.“

Marion fragte nach: „Wie weit seid ihr mit den Planungen vorangekommen? Ich hätte eventuell einen Vorschlag, wie wir das Ostseehotel während des Zeltlagers teilweise anderweitig belegen könnten. Dabei denke ich an eine teilweise Nutzung als Hotelaufenthalt für kinderreiche Familien, was jedoch andere Voraussetzungen bei der Gestaltung der Zimmer erforderlich macht.“

Dirk meint dazu: „Marion, kannst du mir sagen, was dort anders sein müsste? Dann können wir das bei der Ausstattung des Hotels noch berücksichtigen. Noch sind wir bei den Planungen für die Küche, das zusätzliche Restaurant mit Biergarten und die für die Allgemeinheit zur Verfügung stehenden Flächen.“

Marion überlegte kurz und antwortete: „Ich gehe davon aus, dass im Ostseehotel jedes Zimmer mit einer eigenen Nasszelle ausgestattet ist. In diesem Fall brauchst du, um kinderreiche Familien unterzubringen, für die Kids sogenannte Mehrbettzimmer für bis zu vier Kinder oder Jugendlichen. Sinnvoll wären in diesem Fall Etagenbetten in den Räumen.

Ich gebe dir ein Beispiel, eine achtköpfige Familie, bestehend aus den Eltern, zwei Jungs und vier Mädchen. Für diese Konstellation braucht es zwei Zweibettzimmer und ein Zimmer mit vier Betten. Ich sehe nur die Schwierigkeit, dass die Zimmer, je nach Belegung, immer wieder umgebaut werden müssten, da außerhalb der Ferienzeiten nur Zweibettzimmer benötigt werden. Hinzu kommt, dass dadurch die Küche auch mehr Mahlzeiten bereitstellen muss.“

Ich lachte und meinte: „Der Vorschlag klingt ganz gut. Soweit ich mich erinnere, haben wir bisher nur Einzelbetten, die in den Zweibettzimmern verwendet werden. Wenn wir daraus Mehrbettzimmer generieren wollen, sollten die Einzelbetten zu Etagenbetten erweitert werden können. Ich frage mich dann nur: Wo sollen die Aufsatzbetten, die Lattenroste und die Matratzen gelagert werden, in der Zeit, in der sie nicht benötigt werden? Auch diese Frage muss vorher geklärt sein.

Ich sehe schon, da sind doch noch einige Fragen offen, die wir erst klären sollten, bevor ich meine endgültige Zustimmung gebe. Was gibt es noch Positives zu berichten, oder sollen wir an dieser Stelle für heute abbrechen?“

Dirk meinte: „Wir haben noch jede Menge positives zu berichten, fast alle Punkte deiner letzten To-Do-Liste sind positiv abgearbeitet und eigentlich hatte alles daraufhin gedeutet, dass du heute grünes Licht für das Zeltlager an der Ostsee geben kannst. Im Grunde genommen sind wir an der Forderung des Landkreises gescheitert, dass ihr Kostenzuschuss an eine zehnjährige Nutzung des Zeltplatzes gekoppelt ist.

Würdest du grünes Licht für eine zehnjährige Nutzung geben, wenn wir für die Nutzung des Ostseehotels in den Ferien Marions Vorschlag umsetzen können und das Problem der Lagerung der Etagenbetten gewährleistet wäre?“

Ich erklärte: „Dirk, da bin ich mir noch nicht sicher. Wir haben dann immer noch das Personalproblem und die offene Frage, ob die Küche in der Lage ist, jeden Tag rund eintausendachthundert Mahlzeiten bereitzustellen.“

Sebastian der sich bis jetzt alles in Ruhe angehört hatte, erklärte: „Ich denke, die Mahlzeiten sollten nicht das Problem sein. Mit gestaffelter Essensausgabe und guter Personalplanung könnte selbst ich in meiner Küche die benötigte Menge bereitstellen. Daran sollte das Projekt Zeltlager Ostsee nicht scheitern. Allerdings gebe ich dir insofern recht bei deiner Vermutung, dass das Personalproblem, die größere Hürde sein könnte. Gerade während der Ferienzeit ist es besonders schwer, qualifiziertes Personal für die Essensausgabe zu finden. Dirk, gibt es bei euch Vereine oder Gruppierungen, deren Mitglieder euch ehrenamtlich im Zeltlager unterstützen könnten?“

Dirks Frau Tatjana meinte: „Warum sind wir nicht auf die Idee gekommen? Peter hat doch gesagt, dass sie vom Roten Kreuz, vom Technischen Hilfswerk und von einem Sportverein Unterstützung bekommen haben. Wenn ich mich richtig erinnere, hatte doch Felix auch einige Mitschüler für das Projekt begeistern können, die bei freier Kost und Logis mitgeholfen haben. Peter, ich werde mich direkt um diese Frage kümmern.“

Ich erklärte: „Wenn jetzt keine weiteren Fragen oder Vorschläge vorhanden sind, beenden wir die heutige Besprechung und hören und sehen wir uns nächsten Freitag um dieselbe Uhrzeit. Ich wünsche euch allen ein schönes Wochenende.“

Sebastian blieb noch sitzen, während die anderen Mitarbeiter bereits das Besprechungszimmer verlassen hatten. Als wir nur noch zu zweit waren sagte er: „Peter, ich hoffe, du kannst meine Aussage zu den Mahlzeiten nachvollziehen. Ich habe das nicht gesagt, um dir in den Rücken zu fallen, sondern habe das vorher kurz durchgerechnet und bin der Meinung, dass selbst ich das in meiner doch kleineren Küche schaffen kann.“

Ich grinste und antwortete; „Deine Rechnung ist schon klar. Essen im Halbstundentakt in vier Schichten mit 150 Portionen, macht 600 Essen, dazu statt drei Menüs nur zwei und schon hast du das gewünschte Ergebnis. Ich sehe die Parallelen zu unserer Abwicklung im Zeltlager am Gutshof.“

Da die Besprechung nicht so lange gedauert hat, konnte ich noch einiges im Büro erledigen, bis Barbara gegen halb zwölf Uhr in meinem Büro auftauchte. Sie grinste mich an und meinte: „Die Zusammenarbeit mit dem Oberstaatsanwalt hat besser funktioniert, als ich gedacht hatte. Das Familiengericht hat den Eltern von Holger mit sofortiger Wirkung das Sorgerecht entzogen und Holger zur Adoption freigegeben und die Adoption sofort genehmigt.

Die Idee, die du mir gestern noch telefonisch unterbreitet hast, kam hervorragend beim Familiengericht an, um Holger einen neuen Nachnamen zu geben. Vor allem mit dem Hinweis auf die Verschleierung seines Aufenthaltsortes, ohne ihn in ein Zeugenschutzprogramm aufzunehmen zu müssen.

Hinzu kommt, dass beim Familiengericht die Adoption von Florian an die gleichen Adoptivväter in einem Aufwasch mitentschieden wurde. So schnell habe ich noch nie zwei Adoptionsfälle abgeschlossen und das wird es auch nie wieder geben, da bin ich mir ziemlich sicher. Ich habe bereits am Montag beim Standesamt einen Termin um neunuhrdreißig für die Übergabe der Adoptionsurkunden für euch.“

Ich schaute Barbara immer noch verwundert an sagte: „Du nimmst mich jetzt nicht auf den Arm? Ich kann es einfach nicht glauben, dass in kürzester Zeit der Vorgang abgearbeitet wurde. Florian ist noch in der Schule und Holger wird gerade im Verwalterhaus einziehen. Manuel und Daniel sind vermutlich in der Gärtnerei. Ich rufe Manuel auf dem Smartphone an, dass er mit seinem Daniel so schnell wie möglich in mein Büro kommen sollen.“

Als ich Manuel am Smartphone erreichte, sagte er, dass Daniel und er auf dem Weg zum Verwalterhaus sind, da Holger noch im Jugendhotel auf sie warte. Ich erklärte ihm, dass er mit Daniel und Holger sofort in mein Büro kommen solle, wenn er angekommen sei. Als er wissen wollte, warum das jetzt so hoppla hopp passieren müsse, meinte ich nur, ich hätte eine Überraschung für parat.

Barbara hatte zwischenzeitlich mit der Rektorin der Schule gesprochen und mit ihr vereinbart, dass Florian am Montag nicht in die Schule kommt, weil er vormittags einen kurzfristigen Termin bei einer Behörde habe und ihr erklärt, dass ab Dienstag ein neuer Schüler von Peter Maurer oder seinen zukünftigen Adoptivvätern angemeldet wird.

Kurz nach zwölf Uhr standen Holger und seine beiden frischgebackenen Adoptivvätern Manuel und Daniel, von dem die drei jedoch noch nichts wussten, bei uns im Büro. Als sich alle gesetzt hatten, erklärte Barbara: „Manuel, Daniel, ich habe eine große Überraschung für euch. Ehrlich gesagt, heute Morgen habe ich noch nicht an Wunder geglaubt. Inzwischen bin ich bereit an Wunder zu glauben. Ich hatte heute um neun Uhr einen kurzfristigen Termin beim Familiengericht. In der Verhandlung ging es um die Entziehung des Sorgerechts für Holgers Eltern. Der Oberstaatsanwalt war ebenfalls geladen und erklärte, dass es für den jungen Mann besser sei, wenn er so schnell wie möglich in eine neue Familie integriert wird. Kurz nach neunuhrdreißig stand fest, dass aus der vorläufigen Entziehung des Sorgerechts eine dauerhafte Entziehung des Sorgerechts wird.

Ich dachte, dass damit die Verhandlung beendet sei und wollte schon gehen, als die Richterin mir erklärte, dass ich gefälligst sitzenbleiben möge, da die Verhandlung in Sachen Holger Macher noch weitergehen würde. Als ich sie verwirrt anschaute, erklärte sie mir, dass jetzt sofort der Adoptionsantrag der Herren Manuel und Daniel Winter über die Adoption von Holger Macher verhandelt wird.

Der Oberstaatsanwalt grinste mich an und zeigte seinen Daumen nach oben. Nach einer halben Stunde stand fest, dass die Adoption mit sofortiger Wirkung vom Familiengericht beschlossen wurde. Erneut dachte ich, jetzt könne ich zurück in mein Büro gehen, doch erneut wurde ich zurückgehalten. Als nächstes sollte der Adoptionsantrag der Herren Manuel und Daniel Winter für einen Florian Hübner verhandelt werden.

Verwirrt schaute ich wieder zur Richterin, die erklärte: „Wenn wir in schon der Sache Holger Macher kurzfristig tätig werden, haben wir beschlossen, den zweiten Adoptionsantrag der Herren Winter gleich in einen Aufwasch zu erledigen, oder sollen wir diesen Vorgang zu einem späteren Zeitpunkt bearbeiten?“

Ich meinte dazu, dass ich nichts dagegen hätte, wenn der Vorgang gleich mit bearbeitet wird. Nach kurzer Prüfung der Aktenlage und einem im stillen Kämmerlein geführten Gespräch mit den Beisitzern, erklärte die Richterin, dass auch dieser Adoption zugestimmt wird.“

Manuel und Daniel schauten sich immer noch überrascht an und Daniel meinte: „Das ist wirklich eine große Überraschung. Wir haben gestern nicht geglaubt, dass das Familiengericht so eine schnelle und endgültige Entscheidung treffen wird. Vor allem, dass beide Vorgänge so kurzfristig durchgewunken werden, konnten wir uns beim besten Willen nicht vorstellen.“

Holger schaute noch immer ungläubig zu Barbara und sagte: „Barbara, du verarscht uns doch, es kann niemals so schnell gehen mit der Adoption. Ich kann und will das einfach nicht glauben.“

Barbara blickte zu Holger und meinte: „Du kannst mir ruhig glauben, die beiden Adoptionsanträge sind durch das Familiengericht im Eilverfahren bearbeitet worden. Ich denke, dass Petes Vater, Oberstaatsanwalt Burgmeister, einen maßgeblichen Beitrag in dieser Angelegenheit geleistet hat.

Wir hatten ihm gestern bereits klargemacht, um deine wahre Identität dauerhaft zu verschleiern muss dein Nachname kurzfristig geändert werden. Wobei wir dabei eher an eine Art Zeugenschutzprogramm gedacht hatten, um dir eine neue Identität zu geben. Peter kam gestern Nachmittag auf die Idee, dass eine Adoption, wenn sie sehr kurzfristig durchgeführt werden kann, den gleichen Zweck erfüllen könne.

Ach, was ich noch vergessen habe, das Familiengericht hat angeregt, dass dein bisheriger Rufname bei der Adoption gestrichen werden soll und deine beiden weiteren Vornamen dafür verwendet werden. Du sollst entscheiden, welchen der beiden du zukünftig als deinen Rufnamen verwenden möchtest.“

Holger, der jetzt doch sprachlos auf seinen Stuhl saß und keinen Ton von sich gab, weshalb ich mir erlaubt, ihn anzusprechen: „Holger, welchen von deinen beiden weiteren Vornamen würdest du bevorzugen, vor allem, was steht in deiner Geburtsurkunde?“

Als er sich gefangen hatte, meinte er: „Die beiden weiteren Vornamen gefallen mir beide nicht so richtig, ich würde gerne Holger behalten. In der Geburtsurkunde ist eingetragen, dass ich Holger Joachim Nikolaus Macher bin.“

Ich grinste und meinte: „Ich an deiner Stelle würde mich für Nikolaus Joachim entscheiden, dann könnten wir dich einfach nur Niko oder Klaus rufen. Kannst du dir diese Lösung vorstellen? Wenn du dich für Joachim entscheidest, könnte dein Spitzname Joe sein, das wäre zumindest eine Alternative.“

Holger fing zu lachen an und meinte: „Peter, du bist ein hinterlistiger Fuchs, das hätte ich dir gar nicht zugetraut. Wenn ich auf deine Vorschläge eingehe, dann würde ich mich für Klaus entscheiden. Vielleicht lässt sich das Standesamt auf Klaus Joachim ein, den Klaus kommt ursprünglich von Nikolaus.“

Barbara grinste und meinte: „Okay, dann werden wir am Montag beim Standesamt bei der Übergabe der Adoptionsurkunde deinen Vorschlag besprechen. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass unter den gegebenen Umständen, deinem Vorschlag entsprochen wird.“

Als ich auf meine Uhr blickte, stellte ich fest, dass es bereits nach dreizehn Uhr war. Ich erklärte: „Gleich wird eine Horde Schüler bei mir ins Büro einfallen. Mit ihnen zusammen gehen wir in die Kantine zum Essen. Eine Bitte habe ich an euch alle, keinen Ton darüber, was hier in der letzten Stunde besprochen wurde. Wir werden nachher nur noch Florian zu unserer Runde hinzuholen und ihn einweihen.

Für alle anderen bleibt es bis Montag ein Geheimnis, dass beide Adoptionen genehmigt sind. Erst wenn wir vom Standesamt zurück sind, werden wir es offiziell verkünden. Kann ich mich da auf euch verlassen?“

Da alle drei Jungs nickten, war der Punkt für mich abgehakt. Barbara meinte, sie sei schon zu lange bei uns und sie müsse sich noch um einige andere Sachen kümmern. Sie verabschiedete sich und gerade, als sie mein Büro verlassen wollte, stürmten die Schüler mein Büro. Beim Hinausgehen meinte Barbara noch, dass sie sich melden würde, wenn sie mehr zu Holgers persönlichen Sachen wissen würde.

Auf dem Weg in die Kantine erklärte mir Manuel, dass sie beide bei dem weiteren Gespräch nicht dabei sein werden, da sie dringend in die Gärtnerei zurück müssten. Sie würden aber Flo davon informieren, dass er direkt nach dem Mittagessen zu mir ins Büro kommen soll.

Während des Essens saßen Klaus und Florian bei ihren zukünftigen Vätern am Nebentisch und ich bekam mit, wie sie ihm erklärten, dass er nachher zu mir ins Büro kommen soll, weil ich mit ihm etwas zu besprechen hätte. Meine Jungs, die sich zu mir gesetzt hatten, fragten mich, was ich so Dringendes mit Florian zu besprechen hätte. Ich erklärte ihnen, dass sie das von mir noch rechtzeitig erfahren würden.

Während ich mit den Gutshaus-Kids bereits auf dem Weg in mein Büro machte, saßen die vier vom Verwalterhaus noch beim Essen. Da alle sechs Gutshof-Kids mit ihren Schultasche nach oben ging, hatte ich einige ruhige Minuten, um mich auf das Gespräch mit Florian vorzubereiten. Petra saß nicht mehr in ihrem Büro. Sie hatte um zwölf Uhr bereits ihren Arbeitstag beendet. Auf ihrem Schreibtisch fand ich nur einen kleinen Zettel für mich.

Ich wollte ihn gerade lesen, als ich hörte, wie Holger, alias Klaus, und Florian mein Büro betraten. Ich schob den Zettel in meine Hosentasche und ging zu beiden in mein Büro. Beide hatten sich in die Besprechungsecke gesetzt und schauten mich erwartungsvoll an. Florian meinte: „Warum sollte ich sofort nach dem Mittagessen in dein Büro kommen und wieso sitzt Holger noch hier, er wollte doch nur seinen Koffer bei dir abholen?“

Holger grinste und antwortet rotzfrech: „Kleiner Bruder, ich muss leider auf dich warten. Ohne dich komme ich nicht ins Verwalterhaus, ich habe noch keine Schlüssel. Außerdem hat Peter was zu sagen, das uns beide betrifft.“

Ich hatte mich zu ihnen,gesetzt und berichtete: „Florian, Barbara ist vorher zu mir gekommen und hat großartige Neuigkeiten mitgebracht. Das, was ich dir jetzt erzähle, bleibt bis Montagmittag unser kleines Geheimnis. Nur deine zukünftigen Adoptivväter, wir drei und Thomas dürfen es bis dahin erfahren.“

Er schaute mich an, blickte vorsichtig zu Holger und bestätigte, dass er sich an diese Vereinbarung halten wird, da er mit mir in Verschwiegenheitsangelegenheiten beste Erfahrungen gemacht hätte. Während Holger ihn angrinste erzählte ich: „Holger wird definitiv dein großer Bruder. Barbara hat uns mitgeteilt, dass Holgers Adoptionsverfahren in einem Eilverfahren entschieden wurde und Holger am Montag vom Standesamt seine Adoptionsurkunde erhält. Barbara hat dich bereits für Montag vom Schulunterricht befreien lassen, weil du deinen großen Bruder zum Standesamt begleiten sollst. Das Familiengericht hat nämlich nicht nur Holgers Adoption, sondern in einem weiteren Verfahren auch deine Adoption beschlossen.“

Er schaute mich mit großen Augen an und Holger bestätigte ihm meine Aussage. Dabei erklärte er: „Ab Montag heiße ich auch nicht mehr Holger, sondern Klaus oder Nikolaus. Barbara will bei dem Gespräch auf dem Standesamt meinen geänderten Vornamen in die Urkunde eintragen lassen. Auch die Vornamensänderung wurde vom Familiengericht angeordnet. Egal, ob Klaus oder Nikolaus, in der Urkunde stehen wird, ich werde dein großer Bruder Klaus.“

Florian grinste und meinte: „Klaus gefällt mir besser als Holger, wenn du schon mein großer Bruder wirst. Passt auch viel besser zum Familiennamen Winter. Das heißt dann, dass ich ab Montagmittag Florian Winter bin und ab Dienstag als Florian Winter zur Schule gehe. Aber ich verstehe immer noch nicht, warum das jetzt so schnell gegangen ist.“

Ich erklärte: „Barbara hat das sehr schön erklärt. Sie hatte einen Termin beim Familiengericht, wobei Holgers Eltern das Sorgerecht dauerhaft entzogen wurde. Als das geklärt war, erklärte die Richterin, dass der Adoptionsantrag der Herren Manuel und Daniel Winter für Holger jetzt in einem Eilverfahren behandelt wird. Danach glaubte Barbara, sie sei jetzt fertig beim Familiengericht, als ihr die Richterin erneut klar machte, dass sie auch den Fall Florian Hübner noch entscheiden will.

Ich würde behaupten, der Fall Holger Macher hat dein Verfahren beschleunigt, weil du zu den gleichen Adoptivvätern kommst. Wäre sein Vater nicht ausgetickt, hätte dein Verfahren sicher noch einige länger Wochen gedauert.“

„Danke, großer Bruder, dass du zu dem Beschleuniger für mein Verfahren geworden bist“, erklärte Florian und sprach weiter, „auch wenn du gar nichts dafür tun musstest.“

Ich meinte zu den Jungs: „Jetzt macht euch vom Acker und nehmt Klaus Koffer mit, damit dein großer Bruder endlich bei dir einziehen kann. Denkt daran, bis Montag keinen Ton über unser Geheimnis. Ich kümmere mich gleich noch darum, dass Klaus seinen eigenen Schlüssel fürs Verwalterhaus bekommt. Wenn sich Barbara nochmal meldet, komme ich später noch zu euch.

Vielleicht solltet ihr gleich noch einen Teil von Holgers Wäsche waschen. Ich denke, er hatte nur Wäsche mit für die paar Tage, die hier geplant waren. Nicht, dass er am Sonntag nackt durchs Verwalterhaus turnen muss.“

Florian fing zu lachen an und meinte: „Das will ich unbedingt sehen. Vor allem, nachdem am Sonntag auch noch Besuch ins Haus kommt. Klar waschen wir seine schmutzigen Sachen sofort.“

Ich hatte mich gerade wieder an meinen Schreibtisch gesetzt, als mein Smartphone einen Anrufer signalisierte. Auf dem Display sah ich das Barbara anrief. Ich nahm das Gespräch entgegen und Barbara sagte: „Peter, das Münchner Jugendamt hat die persönlichen Sachen von Holger von seiner Mutter entgegengenommen. Sie können uns jedoch erst Ende nächster Woche geliefert werden. Ich habe mit ihnen vereinbart, dass morgen jemand nach München kommt und die Sachen von Holger beim Notdienst im Laufe des Vormittags abholt.

Eigentlich wollte ich fahren, habe aber übersehen, dass ich morgen einen anderen Termin habe. Hast du jemand, der mit Holger nach München fahren kann und die fünf Umzugskisten abholen kann?“

Ich antwortete ihr: „Barbara, ich übernehme das persönlich und hole mit Holger seine Sachen in München ab.Du musst mir nur sagen, wann und wo wir seine Sachen abholen können.“

Barbara gab mir die notwendigen Daten durch, sogar die Rufnummer des Kollegen in München, der morgen für den Notdienst zuständig ist. Sie meinte noch, sie ruft ihn gleich noch an und informiert ihn, dass der aktuelle Pflegevater vorbeikommt und mit Holger die Sachen abholen wird. Sie meinte, wir sollen bitte nicht erwähnen, dass das Adoptionsverfahren bereits abgeschlossen ist. Die Münchner haben kein Familiengericht, dass dringliche Fälle so wie die Rosenheimer bearbeitet.

Ich beschloss, jetzt doch ins Wochenende zu gehen. Bevor ich jedoch nach oben in die Wohnung ging, wollte ich mit Holger noch abklären, dass wir beide morgen Vormittag nach München fahren und seine Sachen persönlich abholen. Im Verwalterhaus angekommen, empfing mich Jonas, der meinte: „Peter, was führt dich zu uns?“ Ich meinte frech: „Ich würde gern mein Pflegekind Holger sprechen. Wir beide haben morgen einen Termin in München.“

Er rief laut im Treppenhaus nach Holger und meinte, er solle herunterkommen, weil Besuch für ihn da sei. Keine Minute später standen Florian und Holger im Flur und wollten wissen, was los ist. Ich erklärte, dass Holger und ich morgen Vormittag einen Termin in München haben, um seine persönlichen Sachen beim Jugendnotdienst im Jugendamt abzuholen. Als er mich verzweifelt anschaute, meinte Florian, dass er ihn begleiten und ihm beistehen wolle. Ich meinte: „Holger, keine Panik, wir fahren nicht zu deinen Eltern. Wir holen deine Sachen nur beim Jugendamt in München ab.“

Ich sah, wie Richie von oben herunterkam und als er neben mir stand, sagte er: „Peter, ich dachte wir treffen uns bei dir, um mit Mario ins Küchenstudio zu fahren. Willst du mich abholen, damit ich den Termin nicht vergesse? Ich wollte gerade zu euch ins Gutshaus kommen.“

Mist, dachte ich, bei den ganzen Überraschungen hatte ich den Termin im Küchenstudio völlig aus den Augen verloren. Ich sagte, an Holger und Florian gerichtet: „Ihr kommt morgen um siebenuhrdreißig zu uns zum Frühstück und danach fahren wir gemeinsam nach München und holen deine Sachen beim Münchner Jugendamt ab. Ich fahre jetzt gleich mit Mario und Richie ins Küchenstudio, dass sie sich ihre neue Küche aussuchen können.“

Florian meinte: „Papa, nimmst du uns beide mit? Wir können Richie sicher beim Auswählen seiner neuen Küche helfen. Holgers Sachen, die nicht gewaschen werden müssen, sind bereits im Schrank. Die Schmutzwäsche ist auch bereits in der Waschmaschine.“

Ich schaute die zwei Jungs an und wollte schon etwas sagen, als mein Smartphone einen weiteren Anrufer ankündigte. Ich fischte mein IPhone aus der Hosentasche und sah, dass Mario anrief. Ich nahm das Gespräch entgegen und er erklärte mir, dass er noch in der Gärtnerei sei. Er wollte von mir die Anschrift haben, um direkt zum Küchenstudio kommen.

Ich gab ihm die Anschrift des Küchenhauses durch und bat ihn, wenn möglich doch pünktlich dort zu sein. Zu Florian und Holger sagte ich: „Da ihr vermutlich so lange weiter nervt, bis ich euch doch mitnehme. Wenn Richie nichts dagegen hat, könnt ihr meinetwegen mitkommen und ihn bei der Auswahl seiner Küche nerven.“

Richard lachte und meinte: „Meinetwegen könnt ihr gern mitkommen, aber erwartet von mir kein Beraterhonorar für eure Tipps, die ihr mir gebt. Ihr könnt eure Meinung sagen, die Entscheidung treffe ich allein, denn mir muss die neue Küche gefallen und ich muss in ihr zurechtkommen.“

Während die Jungs ihre Schuhe und Jacken anzogen, ging ich zurück in mein Büro und holte den Autoschlüssel. Vor den Garagen warteten die Jungs auf mich. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg ins Küchenstudio. Kurz vor sechzehn Uhr standen wir auf dem Parkplatz davor. Marios Fahrzeug konnten ich noch nicht entdecken.

Punkt sechzehn Uhr betraten wir ohne Mario das Küchenstudio. Wir waren kaum eingetreten, als uns zwei Mitarbeiter des Küchenhauses entgegenkamen und uns begrüßten. Der Verkäufer, der uns beim Kauf der Küche von Christian beraten hatte, sagte: „Herr Maurer, wir sind von unserem Chef informiert, dass sie zwei Musterküchen kaufen wollen, eine davon für ein Appartement, die andere für eine Drei-Zimmer-Wohnung. Ich werde mich um die Appartement-Küche kümmern und meine Kollegin Beate Oberhauser übernimmt die Küche für die große Wohnung.

Vor etwa einer halben Stunde hat ein Mario Brunnmeier per Mail die Grundrisspläne für die beiden Wohnungen übermittelt, die wir uns ausgedruckt haben. Er meinte in seiner Nachricht, dass er vermutlich gegen sechzehn Uhr noch nicht hier sein wird, aber spätestens fünfzehn Minuten später. Wer von den drei jungen Herren zieht in das Appartement ein, der soll doch bitte mit mir mitkommen, damit wir uns die beiden Appartementküchen gemeinsam anschauen können.“

Richie grinst und meinte: „Ich bin derjenige, der in nächster Zeit in das Appartement einziehen wird. Die beiden anderen sind meine Mitbewohner in der Wohngemeinschaft und sie sind mitgekommen, um mich zu beraten und mit mir die Küche auszusuchen.“

Er meinte: „Jungs, dann folgt mir unauffällig, ich zeige euch die beiden Küchen, die problemlos in das Appartement passen würden, ohne große Umplanungen. Beate kümmerst du dich um Herrn Maurer, bis dein Käufer hier auftaucht.“

Und schon war er mit den drei Jungs im Dschungel der Musterküchen des Küchenhauses verschwunden. Beate fragte mich, ob sie mir zwischenzeitlich einen Kaffee oder ein anderes Getränk anbieten kann. Ich lehnte dankend ab und so stellte sie fragend fest: „Der Name Brunnmeier Mario kommt mir so bekannt vor. Ist das zufälligerweise der junge Mann, der vor zwei Jahren einen schrecklichen Autounfall hatte, bei dem er fast ums Leben gekommen wäre? Ich kenne ihn noch aus meiner Schulzeit, wir waren gemeinsam in einer Klasse.“

Ich schaute sie an und meinte: „Mario hatte vor rund zwei Jahren einen schweren Verkehrsunfall, das kann ich ihnen bestätigen. Ob es sich dabei um ihren ehemaligen Mitschüler handelt, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich bin nur sein neuer Chef und Vermieter für die Betriebsleiterwohnung in der Gärtnerei Grubmüller.“

Sie erklärte: „Ich dachte immer, Mario würde die Gärtnerei seines Vaters übernehmen. Warum arbeitet er jetzt für sie in der Gärtnerei Grubmüller? Apropos Gärtnerei Grubmüller, ich hörte von meiner Mutter, dass die Gärtnerei zum Jahresende endgültig geschlossen wurde, weil der alte Grubmüller keinen Nachfolger für seine Gärtnerei gefunden hat.“

Ich sagte: „Die Geschichte, warum Mario jetzt für mich in der Gärtnerei Grubmüller arbeitet, soll er ihnen lieber selbst erzählen. Ich, beziehungsweise die Stiftung Sonneneck, hat kurzfristig die Gärtnerei Grubmüller aufgekauft, um den bisherigen Mitarbeitern ihre Arbeitsplätze zu erhalten. Die Gärtnerei fängt bereits wieder an Gemüse zu produzieren, vermutlich Ende Februar wird auch der Laden mit größerem Sortiment wieder eröffnet, da er zukünftig, als Hofladen, auch die Produkte einheimischer Landwirte, mit verkaufen wird.“

Beate schaute mich an und versprach: „Das werde ich heute noch meiner Mutter erzählen, dass die Gärtnerei jetzt doch weiterbetrieben und zukünftig auch ein Hofladen integriert wird. Dann kann sie in einigen Wochen wieder ihr frisches Gemüse dort einkaufen. In letzter Zeit ist sie immer bei euch im Hofladen zum Einkaufen gewesen.

In dem Moment rettete mich Mario vor weiterem smalltalk mit Beate, da er ins Küchenhaus eingetreten war. Als er näherkam, fing er an zu grinsen und, als er neben uns stand, meinte er: „Hallo Beate, lange nicht mehr gesehen. Ich wusste gar nicht, dass du in diesem Küchenhaus arbeitest. Hi Peter, entschuldige, dass es doch später geworden ist, aber Dieter hat mich ungeplant noch aufgehalten. Er war wegen drei von seinen Sorgenkindern bei mir und meinte am Ende, ich soll dir ausrichten, dass der Neue im Laufe der nächsten Woche bei ihm ankommt.“

Beate grinste und antwortete: Freut mich, dich auch einmal wieder zu sehen. Wir haben uns nach der Schule komplett aus den Augen verloren. Ich habe von Herrn Maurer gehört, dass du jetzt als Betriebsleiter in der Gärtnerei Grubmüller arbeitest und dort die Betriebsleiterwohnung beziehst. Ich dachte immer, dass du eines Tages die Gärtnerei deines Vaters übernehmen wirst.“

Er kicherte und meinte: „Das ist eine lange Geschichte, aber vielleicht können wir uns gelegentlich privat treffen. Dann kann ich dir alles erzählen. Jetzt bin ich hier, um eine Küche für die Wohnung auszusuchen. Hat Richie schon eine Küche für sein Appartement gefunden?“

Ich meinte: „Kann ich dir nicht sagen, er ist mit dem Kollegen von Beate, sowie Florian und Holger unterwegs, um sich eine Küche auszusuchen. Du kannst inzwischen mit Beate nach einer Küche Ausschau halten. Ich werde inzwischen die Jungs suchen gehen.“

Ich ging in die Richtung, in der die drei Jungs mit dem Verkäufer entschwunden waren und dachte für mich, haben die beiden jetzt miteinander geflirtet oder habe ich mich getäuscht. Ich glaubte die Jungs zu hören, die über eine Küche diskutierten und orientierte mich dahin, woher die Stimmen kamen. Kurze Zeit später stand ich in der Box, wo sie vor einer Appartementküche standen und diskutierten.

Als sie mich bemerkten, verstummte die Diskussion schlagartig, so dass ich fragte: Habt ihr schon beide Küchen besichtigt und sprecht darüber oder seid ihr noch bei einer Grundsatzdiskussion wie Richies Küche aussehen soll?“

Der Verkäufer kicherte, sagte aber keinen Ton. Richard antwortete: „Wir haben bisher zwei Küchen besichtigt und reden über die Unterschiede zwischen den beiden Küchen, Bruno hat aber gemeint, er könne uns noch eine dritte Küche zeigen, die zum Verkauf ansteht und die ebenfalls in das Appartement passen würde.“

Ich lachte und meinte fragend: „Dann solltet ihr erst die dritte Küche ansehen, bevor ihr euch in eine Diskussion vertieft, oder wird nur zwischen den beiden Küchen entschieden?“

Richie lachte laut und antwortete: „Peter, das liegt eher daran, dass die beiden von drei Küchen überfordert sind und sie nicht mehr vernünftig argumentieren können, warum ihnen die einzelne Küche besser gefallen.“

Florian der sich das nicht gefallen ließ, erklärte: „Okay dann schauen wir uns jetzt die dritte Küche an, dann werden wir bei der Diskussion schon feststellen wer von drei Küchen überfordert ist. Man sollte nicht immer von sich auf andere schließen.“

Bruno meinte, dann sollten ihm alle folgen, er würde uns zu der dritten angebotenen Küche bringen. Wir folgten ihm. Die zweite Küche hatte ich mir trotzdem noch kurz angeschaut. Ich war überrascht, denn die dritte Küche war aus meiner Sicht um einige Nummern besser als die zweite, die ich bisher gesehen hatte. Jetzt war ich gespannt wie ein Flitzebogen, wie die Jungs das jetzt diskutieren würden.

Der erste, der seinen Kommentar abgab, war Florian, der meinte: „Wow, die Küche sieht ja absolut geil aus. Die würde ich sofort in mein Appartement einbauen lassen, wenn ich mir dafür eine Küche aussuchen müsste.“

Holger grinste und meinte: „Ich habe so etwas ähnliches gedacht, als ich sie gesehen habe. Aber danach habe ich mich damit beschäftigt, ob auch alles praktisch ist an dieser Küche. Dabei ist mir aufgefallen, dass unten keine großen Schubladen sind, sondern nur viele Türen. Meine Eltern haben vor etwa einem Jahr genau diese Art von Küche ausgetauscht, gegen eine Küche mit den vielen Schubladen in den Unterschränken.

Ich fand das so praktisch, dass man nicht mehr in den Schrank kriechen musste, wenn man etwas aus der hinteren Ecke haben wollte. Ich bleibe dabei, mein Favorit ist und bleibt die erste Küche, auch wenn die Farbe etwas gewöhnungsbedürftig ist.“

Bruno meinte: „Ihr seid noch jung, da stört es euch doch nicht, wenn ihr einmal in den Unterschränken aus dem hintersten Eck etwas braucht. Das, was häufiger gebraucht wird, steht doch normalerweise vorne und ist gut zu erreichen.“

Ich hatte verstanden. Diese Küche wollte er loswerden, weil sie nicht so einfach zu verkaufen ist. Ich selbst habe mich an die Schubladen in den Unterschränken gewöhnt, weil es praktischer war und alles einfach zu überblicken ist. Ich fragte Richie: „Wie siehst du die Sache, willst du eine Küche, die optisch etwas hergibt oder würdest du dir eher eine praktische Kücheneinrichtung wünschen?“

Richard überlegte lange bevor er sagte: „Ich denke, ich bin auch der Typ der Schubladen in den Unterschränken bevorzugt. Die Küche in der WG hat doch unten auch nur Schubladen, was ich sehr gut finde. Ich versuche mich gerade in die Lage von Mario zu versetzen, für den sind Schubladen doch ein Muss, bei seinen Unfallfolgen. Wenn ich so einen schweren Unfall gehabt hätte, dann wäre ich froh, leichter an die Sachen heranzukommen.“

Ich meinte, wenn mir einer noch die erste Küche zeigen könnte, dann könnte ich mich auch an der Diskussion beteiligen. Florian meinte: „Papa komm mit, ich bringe dich zur ersten Küche, damit du ein vollständiges Bild von allen drei Küchen hast.“

Florian ging voran und ich folgte ihm. Mir fiel auf, dass der Rest uns folgte. Als wir bei der ersten Küche angekommen waren und ich die Küche etwas genauer unter die Lupe genommen hatte meinte ich: „Richard, aus meiner Sicht würde ich dir diese Küche empfehlen. Ihr stört euch an der grauen Beton-Optik der Front, ich finde sie bietet dir alle Möglichkeiten, wie zum Beispiel den Rest des Appartements farblich etwas bunter zu gestalten.

Sie bietet dir einen Kontrast, aber auch eine Abgrenzung vom restlichen Raum. Wenn du deine sonstige Einrichtung geschickt auswählst und anordnest, kannst du dir eine traumhafte Umgebung schaffen. Ich empfehle dir Christians und Ludwigs Appartement im Dachgeschoss des Gesindehauses anzuschauen, dort wurde so ein Traum von Christian geschaffen.

Ihr seid doch Kollegen. Wenn du ihn bittest, dir bei der Planung zu helfen, kann ich mir vorstellen, dass ihr gemeinsam eine ähnlich gemütliche Atmosphäre zaubern könnt, in der du dich jahrelang wohlfühlst.“

Richie antwortete: „Ich war schon einmal kurz oben in seinem Appartement, aber da habe ich nicht auf solche Kleinigkeiten geachtet. Ich bin bisher davon ausgegangen, dass ich ins Jugendwohnheim umziehe und dort ist alles komplett möbliert.“

Ich fragte, wohin kann ich mich mit Richard zurückziehen, ich würde gern ein Gespräch unter vier Augen mit ihm führen. Bruno meinte, wir können in sein Büro gehen, da seien wir ungestört. Ich bat die beiden Jungs nach Mario zu schauen und ihn bei der Auswahl seiner Küche zu beraten. Im Büro setzten wir uns in die kleine Besprechungsecke, wo ich Richard folgendes erklärte: „Richard, ich verfolge einen Plan für dein Leben mit dem, was ich mit deiner Versetzung vorhabe.

Erstens, du musst am Ende der Ausbildung nicht aus dem Wohnheim ausziehen, sondern könntest in dem Appartement bleiben. Zusätzlich entstehen über der neuen Lagerhalle weitere Wohnungen, in die du mit einer eigenen kleinen Familie einziehen könntest. Wie du sicher mitbekommen hast, bauen wir dort ein Logistikzentrum, in dem das Gemüse für die Supermärkte abgepackt wird. Dort wird auch für die Hofläden Lagerfläche geschaffen, da wir einen Teil der Produkte auch in Supermärkten anbieten wollen.

Ich bin mir inzwischen sicher, dass ich dich dort in einer führenden Rolle sehen werde. Deswegen habe ich alles Notwendige in die Wege geleitet, dass du dich dort frühzeitig eingewöhnen kannst. Versprich mir bitte: Sprich mit keinem darüber, dass ein Plan von mir dahintersteckt, warum du zur Gärtnerei Grubmüller wechselst. Bisher weiß keiner von meinen Plänen. Letztendlich bleibt die Küche aber deine Entscheidung. Ich kann auch dem Verkäufer erklären, dass du vom Aufbau genau diese Küche willst. Aber in einer anderen Farbe, dann wird sie in sechs bis acht Wochen geliefert.“

Richard grinste und erwiderte: „Peter, du hättest mir deine Zukunfts-Pläne nicht offenlegen müssen. Deine Empfehlung und deine Erklärung dazu hat bereits ausgereicht, mich für diese Küche zu entscheiden. Da ich mich mit Christian gut verstehe, werde ich mich mit ihm kurzschließen, ob er mir helfen kann und will. Einen Plan vom Appartement habe ich jetzt und wir werden uns vor Ort alles genau anschauen. Ich werde deine Pläne natürlich für mich behalten.“

Wir gingen wieder nach draußen und suchten den Rest. Wir fanden sie vor einer Küche, für die sich Mario erwärmen konnte. Ich schaute sie mir kurz an und meinte zu Mario: „Meine Meinung, mit dieser Küche machst du sicher keinen Fehlkauf. Habt ihr schon geschaut, ob sie vom Plan her ohne große Änderungen eingebaut werden kann?“

Mario meinte: „Beate hat sich den Plan angeschaut und gemeint, alle Küchen wären ohne große Umplanung verwendbar, also auch diese. Interessante Tipps, die von deinen Jungs gekommen sind, vor allem der Tipp mit den Schubladen in den Unterschränken. Ich habe es ausprobiert und es ist wirklich einfacher, an alles heranzukommen.

Ich habe diese Schubladen bei Philipp in der Küche schon gesehen.Aber erst als deine Jungs mich darauf hingewiesen haben, ist mir klar geworden, welche Erleichterung sie für mich bieten, gegenüber den normalen Türen.“

Da jetzt bei beiden die Entscheidung gefallen war, erklärt ich: „Die beiden haben sich entschieden, ich denke wir machen kurz die beiden Kaufverträge und Beate kann sicher eine Zeichnung anfertigen, wie die umgeplante Küche von Mario aussehen wird. Bei Richie wird die Küche so aufgebaut, wie sie ausgestellt ist. Was mich mehr interessiert, wann die beiden Küchen eingebaut werden.“

Beate meinte, die Lieferung hängt davon ab, wie die neue Arbeitsplatte aussehen soll, da wir die alte nach der Umplanung nicht mehr verwenden können. Ich zeige euch kurz, welche Arbeitsplatten wir auf Lager haben, ansonsten müssen wir eine neue bestellen, das kann ein paar Wochen dauern.

Sie hatten eine Arbeitsplatte, die der, in der Küche verbauten Platte sehr ähnlich war. Mario meinte: „Das Muster sieht dem in der Musterküche sehr ähnlich, ich denke die passt bestimmt dazu. Ich würde die nehmen, wenn euer Vorrat für meine Küche reicht. Die gefällt mir sogar etwas besser als die Original-Arbeitsplatte.“

Beate checkte ihren Computer und meinte: „Von der Arbeitsplatte haben wir noch größere Lagerbestände, das reicht für mehrere Küchen. Ich schaue kurz nach, wie es nächste Woche bei unseren Montageteams aussieht. Sie meinte, nächste Woche könnten wir am Donnerstag oder Freitag die Küchen aufbauen, wobei ich befürchte, zwei Küchen könnte am Freitag zeitlich etwas eng werden. Ich schreibe für Donnerstag die beiden Küchen in die Montageliste.“

Ich meinte: „Die beiden Küchen werden beide an die gleiche Anschrift geliefert, sie gehen beide zur Gärtnerei Grubmüller und werden in der ersten Etage in die beiden Wohnungen eingebaut.“

Während Beate mit Mario am Computer den Grundriss und die Zeichnung für seine neue Küche erstellten, verhandelte ich mit dem Geschäftsinhaber die Preise für die beiden Küchen. Er erklärte, dass er mir bei der Küche für das Appartement den günstigsten Preis macht, der rechnerisch möglich ist. Er nannte den Kaufpreis und ich meinte, dass ich den in Ordnung finde und Richard sich über seine neue Küche sicher freuen wird.

Als es um die zweite Küche von Mario ging, meinte er, ich muss auf alle Fälle die neue Arbeitsplatte und die zusätzlichen Ausschnitte für den Herd und das Spülbecken extra berechnen. Dafür will ich beim Preis der Küche bis ans untere Limit gehen. Vor allem da ich bereits die Information habe, dass heuer im Sommer mindestens dreißig neue Küchen inklusive des Einbaus bestellt werden.

Er nannte mir den von ihm ermittelten Preis für die Küche. Da ich den Originalpreis für die Küche kannte und die eingebauten Geräte aus meiner Sicht eher der gehobenen Preisklasse angehörten war ich doch etwas überrascht. Ich grinste und meinte, ob ich noch über den Preis verhandeln könne. Er schaute mich fragend an und so erklärte ich, dass ich ihm nicht weniger, sondern eintausend Euro mehr als Kaufpreis anbieten würde.

Er grinste und meinte, dass er überrascht sei, dass ich ihm mehr anbieten würde. Er hatte eher gedacht, ich wolle ihn im Preis noch herunterhandeln. Herr Maurer, natürlich nehme ich ihr Angebot an, meine Kalkulation war so eng gestrickt, dass am Ende bei dieser Küche so gut wie kein Gewinn geblieben wäre.

Damit fertigte er die beiden Kaufverträge aus und ich unterschrieb die beiden Dokumente. Anschließend erklärte ich ihm: „Ich habe den ursprünglichen Preis der Küche genommen, einen gewissen Abschlag abgezogen, den Wert der Arbeitsplatte und den Arbeitslohn für die Ausschnitte hinzugerechnet und bin auf einen Wert gekommen, der über ihrem Angebot lag. Das war der Auslöser für meine Aufstockung, da ich nicht will, dass sie mit Verlust aus dem Auftrag herauskommen, selbst wenn im Sommer rund weitere dreißig Küchen bestellt werden.“

Die Pläne von Marios Küche waren inzwischen fertig und Beate hatte Mario den Plan und zwei dreidimensionale Ansichten ausgedruckt. Er bedankte sich bei ihr und lud sie ein, die fertig eingebaute Küche zu besichtigen und Fotos für ihre neue Kundenbroschüre zu machen.

Wir verabschiedeten uns und ich meinte: „Ich hoffe, dass ich so schnell nicht wieder in die Verlegenheit komme, kurzfristig eine oder mehrere Küchen zu brauchen. Ich wünsche ihnen noch ein schönes Wochenende. Jungs, auf geht’s, oder habt ihr noch Fragen oder braucht ihr eine neue Küche?“

Auf dem Weg zu unseren Fahrzeugen sagt Mario: „Ich hatte schon überlegt, ob ich meinen Bruder mitnehmen soll, um die neue Küche gemeinsam mit ihm auszusuchen. Da er in absehbarer Zeit nicht bei mir einziehen wird, habe ich den Plan jedoch wieder verworfen.“

Zuhause angekommen, erinnerte ich Holger und Florian daran, dass sie morgen früh um siebenuhrdreißig bei mir in der Wohnung zum Frühstück sein sollten, damit wir rechtzeitig losfahren können, um Holgers Kisten beim Jugendamt abzuholen.

Oben in der Wohnung angekommen, empfing mich Thomas und meinte: „Ich bin bereits informiert, dass du morgen mit dem Galaxy nach München fahren willst, um Holgers Kisten beim Jugendamt abzuholen. Alejandro war vor einer Stunde hier und hat die Schüssel für den dunkelblauen Galaxy abgegeben. Er meinte noch, dass das Fahrzeug nach deinen Wünschen umgebaut wurde.

War euer Besuch im Küchenstudio erfolgreich oder müsst ihr euch noch woanders umschauen nach den beiden Küchen für das Appartement und für Marios Wohnung?“

Ich lachte und erklärte: „Der Besuch im Küchenhaus war äußerst erfolgreich. Die beiden Küchen werden am nächsten Donnerstag gegen neun Uhr geliefert und aufgebaut. Zu deiner Feststellung, dass ich nach München fahre und mit Holger seine Umzugskartons abhole, kann ich dir sogar erklären warum. Weil das Jugendamt frühestens Ende nächster Woche liefern kann hatte sich Barbara angeboten, die Kisten in München abzuholen. Zwei Stunden später rief sie an und erklärte mir, dass das mit morgen doch nichts wird, weil sie einen wichtigen privaten Termin vergessen hatte. Daraufhin habe ich beschlossen die Kartons mit Holger morgen Vormittag abzuholen.

Es gibt aber Neuigkeiten, von denen du hoffentlich noch nichts erfahren hast. Die Adoptionsverfahren für Holger und Florian sind beim Familiengericht bereits abgeschlossen. Ich habe mit den Jungs am Montag um neunuhrdreißig einen Termin beim Standesamt, um die notwendigen Unterlagen in Empfang zu zu nehmen.

Frag mich nicht, warum das so schnell ging. Barbara und ich vermuten, dass der Oberstaatsanwalt, Petes Vater, seine Hände im Spiel hatte und für die notwendige Beschleunigung gesorgt hat. Was mich am meisten gewundert hat, dass Florians Adoption ebenfalls beschlossen wurde. Da meinte Barbara, dass die Richterin davon sprach, da Florian die gleichen Adoptivväter bekomme, wird das gleich mitentschieden.“

Nach dem Abendessen, David und Tobias hatten mitbekommen, dass ich morgen Vormittag mit Holger und Florian nach München fahre, erklärten sie, dass sie auch mitfahren möchten. Platz für sie beide wäre im Galaxy locker.

Ich fragte sie, warum sie unbedingt mitfahren wollen. David grinste und erklärte: „Auf dem Rückweg könnten wir noch beim schwedischen Möbelhaus stoppen und uns mit den Möbelkäufern treffen. Zusätzlich wollten wir schauen, ob wir bei den Dekoartikeln Kleinigkeiten für unser Zimmer finden können.“

Ich erklärte: „Bevor wir über einen Stopp beim Schweden nachdenken, klärt bitte zuvor, ob Mario mit Pit und eventuellen Helfern morgen überhaupt zum Einkaufen dorthin fahren.“

Die zwei Jungs verschwanden nach oben zu Mario und Pit und fünf Minuten später standen alle vier bei uns im Wohnzimmer. Als sich die vier gesetzt hatten erklärte Mario: „Ich wollte morgen nicht nach München fahren, da ich nur Helfer für den späten Nachmittag zum Ausladen der gekauften Sachen gefunden habe. Mitkommen wollte keiner, da die meisten für Samstagvormittag andere Pläne hatten, und nur mit Pit alles in den Transporter einzuräumen, da hatte ich schiss davor.

David und Tobias haben mir oben kurz erklärt, dass du morgen nach München fährst und Holgers Sachen beim Jugendamt abholst und sie uns beim Einräumen, aber auch beim Ausräumen und Hochtragen helfen würden. Ich habe den Jungs, die in der Gärtnerei helfen wollten, bereits abgesagt, könnte sie aber noch einmal anrufen und beim Ausladen dazu holen.

Wenn ich das richtig verstanden habe, würdet ihr zu fünft nach München fahren und wenn ihr uns helfen wollt, wäre das eine große Hilfe, damit ich doch Anfang nächster Woche, zumindest teilweise, bereits in die Gärtnerei umziehen könnte. Frühstücken und Abendessen kann ich im Aufenthaltsraum der Gärtnerei, bis meine Küche eingebaut ist.“

Thomas meinte: „Ich hätte morgen auch Zeit euch zu helfen. Aber ich denke, ich bin erst am Sonntag dabei, wenn die Möbel aufgebaut werden. Mario, nimm dir einen dicken Filzstift mit und vermerke auf jedem Karton mit einem Buchstaben, in welchem Zimmer er abgestellt werden soll. Sonst fängst du am Sonntag erst einmal mit dem Sortieren der Kartons an.“

Ich grinste und sagte: „Damit sind die beiden nächsten Tage verplant mit dem Einkaufen und Aufbauen von Möbeln in Marios Wohnung. Wenn du bereits fertige Umzugskisten hast, sollten wir die am Sonntag gleich mitnehmen in die neue Wohnung. Für Sonntag solltet ihr noch Getränke, Kaffee und eine Brotzeit organisieren, damit wir ohne größere Unterbrechung durcharbeiten können. Vielleicht kann Thomas das übernehmen, wenn er morgen unseren Wocheneinkauf erledigt.“

Thomas sagte zu, dass er sich um die Brotzeit und Getränke kümmern würde. Er möchte nur rechtzeitig wissen, falls Sonderwünsche bestehen und für wie viele Helfer er einkaufen soll. Mario meinte, dass wir am Sonntag nicht mehr als acht bis zehn Personen sein sollten. Wir könnten noch Gero und Ronald mitnehmen. Ansonsten diejenigen, die morgen beim Einkaufen dabei sind. Kaffee können wir in der Gärtnerei aufbrühen, wir bräuchten nur Pulverkaffee und Milch.

Da alles besprochen war, verabschiedeten sich Mario und Pit und gingen wieder nach oben in die Wohnung. Zehn Minuten später klingelte unser Telefon und Mario sagte, dass Gero und Ronald am Sonntag mit dabei sind. Gero fährt morgen mit ihm und Pit zum Möbelhaus, Randolf hat sich angeboten mit Thomas zum Einkaufen zu fahren.


Pünktlich saßen wir am Samstagmorgen am Frühstückstisch und gegen achtuhrdreißig fuhren wir los. Auf der Hinfahrt unterhielten sich die vier Jungs über die Schule, über den Aufbau am Sonntag und zuletzt darüber, ob Holgers Mutter alle persönlichen Dinge ihres Sohnes eingepackt hätte. Florian erklärte Holger, dass er eine Liste erstellen soll, welche persönlichen Sachen fehlen würden. Diese Liste soll er Barbara geben, die kümmert sich dann darum, dass alle fehlenden Habseligkeiten von seinen Eltern herausgegeben werden.

Kurz vor zehn Uhr standen wir vor der angegebenen Adresse und ich wählte die Rufnummer des Notdienstes, die mir Barbara gegeben hatte. Da sich nicht der mir benannte Mitarbeiter meldete, war ich kurz verwirrt. Ich fragte nach und die Frau am Telefon bestätigte, dass sie die Mitarbeiterin vom Jugendamt sei, die kurzfristig den Notdienst des Jugendamts übernommen hatte, da ihr Kollege erkrankt sei.

Als ich ihr erklärte, dass wir hier seien, um Holger Machers Umzugskisten abzuholen, sagte sie, dass sie davon nichts wüsste. Sie meinte, sie sei noch nicht im Jugendamt, könne aber in zehn Minuten hier sein. Wir sollten doch bitte auf sie warten, sie wird das unterwegs klären.

Da Holger mich fragend anschaute, erklärte ich: „Wenn mich nicht alles täuscht, hatte ich Beate am Telefon, sie hat kurzfristig den Notdienst übernommen. Sie braucht zehn Minuten, bis sie hier ist. Das größere Problem, sie wurde nicht informiert, dass wir Holgers Sachen abholen wollen.

Nach etwas mehr als zehn Minuten parkte neben mir ein Fahrzeug ein. Wir stiegen aus und aus dem anderen Fahrzeug kletterte Beate, die Mitarbeiterin vom Jugendamt. Sie begrüßte uns herzlich und meinte, drei von den Jungs kenne ich, also musst du Holger Macher sein, dessen Umzugskisten ihr abholen wollt.

Wir gingen ins Haus und auf dem Weg zum Büro des Notdienstes erzählte Beate: „Meinen Kollegen, den ich vertrete, habe ich leider nicht erreicht. Da ich mich an Peter Maurer erinnern konnte, habe ich versucht Barbara zu erreichen. Sie hat mir bestätigt, dass ihr unterwegs seid, Holgers Sachen abzuholen und dass das mit ihrem erkrankten Kollegen so abgesprochen war.

Sie hat mir kurz erklärt, dass ihr in den letzten gut zwei Wochen insgesamt sieben Jungs aufgenommen habt. Der letzte wäre jetzt Holger aus München gewesen. Der erste war Florian, aus dem Münchner Kinderheim, der heute ebenfalls mit dabei ist.“

Ich bestätigte ihr: „Insgesamt waren es sieben Jungs und der erste war Florian, das ist richtig. Die nächsten beiden waren Mario und Peter, Spitzname Pit, wobei Mario, der Ältere von den beiden volljährig ist und nächste Woche seine eigene Wohnung bezieht. Die beiden kommen aus Rosenheim.

Der nächste, ebenfalls ein Rosenheimer, Peter, Spitzname Pete, haben wir bei Richie unserem Auszubildenden untergebracht. Bevor Holger dazu kam, waren Gero und Ronald, zwei minderjährige Brüder aus München, die Nächsten, dort wurde den Eltern das Sorgerecht wegen körperlicher Misshandlung der beiden Kinder entzogen. Holger ist seit gestern bei uns untergebracht, er teilt sich das Zimmer bis zum Sommer mit Florian.“

Beate schaute mich an und meinte: „Ronald und sein großer Bruder, der Vorgang war doch erst Anfang dieser Woche, an den kann ich mich erinnern, da ich bei der Abholung von Ronald mit dabei war. Ich hatte gehört, dass die beiden außerhalb Münchens untergebracht werden, wo genau, habe ich nicht nachgefragt.“

Sie zeigte den Jungs den Bürowagen mit den Kisten von Holger und meinte, den könnt ihr bis zum Eingang schieben, dann braucht ihr die Kisten nicht den ganzen Weg schleppen. Ich wunderte mich nicht als David als erster nach dem Wagen griff und anschob. Wir gingen hinter den Jungs her und Beate meinte: „Peter, wie geht es mit den Jungs weiter?“

Ich antwortete ihr: „Gero, Pete und Pit, werden im Sommer, wenn sie ihre Ausbildung beginnen, ins Jugendwohnheim umziehen, Holger und Florian werden adoptiert von Manuel und Daniel, Ronald bleibt bei uns als Pflegesohn bis er eine Ausbildung beginnen wird. Bei Holger gibt es noch die Option, dass er trotz Adoption ins Wohnheim einziehen kann.“

Inzwischen waren wir wieder am Eingang angekommen und die Jungs schleppten die Kartons zum Auto. Beate fragte mich: „Warum wird Holger eigentlich adoptiert, er ist doch schon siebzehn und wird in diesem Jahr noch achtzehn.“

Ich meinte: „Beate, das ist eine komplizierte Geschichte, Holger ist der Sohn eines bekannten Rechtsradikalen, der Morddrohungen gegen seinen eigenen Sohn ausgesprochen hat, nachdem er erfahren hat, dass sein Sohn schwul ist. Barbara meinte, dass Holger ins sogenannte Zeugenschutzprogramm gehöre.

Ich verrate dir jetzt etwas, dass aber unter uns bleibt, Holger wurde bereits zur Adoption freigegeben und das Verfahren ist abgeschlossen. Der Oberstaatsanwalt in Rosenheim meinte, dass die Adoption besser sei als das Schutzprogramm. Er meinte, Holgers Vater würde über die zuständige Behörde versuchen herauszufinden, wo sein Sohn versteckt wurde. Wenn er dort keine Informationen über den Verbleib seines Sohnes bekommt, hat er ein Problem mit der weiteren Suche, da er überall auf der Welt sein könnte.“

Beate erklärte: „Ich habe nicht gehört, was du eben gesagt hast, aber der Schachzug des Oberstaatsanwalts ist genial.“

Nachdem die Jungs die Kisten im Auto verstaut hatten, verabschiedeten wir uns von Beate und dankten ihr, dass sie so kurzfristig kommen konnte und uns die Kartons von Holger ausgehändigt hat. Unser nächster Weg führt uns ins schwedische Möbelhaus im Süden von München, wo wir uns mit Mario, Pit, aber auch Gero treffen, um mit den drei Jungs die neuen gekauften Möbel von Mario nach Rosenheim zur Gärtnerei Grubmüller zu bringen.

Lesemodus deaktivieren (?)