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Regenbogenfamilie
Teil 99 - Mit den Jungs ins Möbelhaus
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Informationen
- Story: Regenbogenfamilie
- Autor: Sonntagskind55
- Die Story gehört zu folgenden Genre: Coming Out
Punkt sechs Uhr morgens nervte mein Wecker. Er erinnerte mich daran, dass Thomas und ich aufstehen sollten um für unsere Truppe, die nach München ins Möbelhaus fahren will, das Frühstück vorzubereiten. Immerhin hatte ich alle dazu verdonnert, dass sie bereits um sieben Uhr zum Frühstück bei uns in der Wohnung zu sein hätten.
Unser erster Weg führte uns ins Bad, wo bereits Dennis in der Dusche stand. Als er aus er Dusche heraustrat und erklärte: „Ich muss gleich rüber ins Gesindehaus und für unsere Gäste das Frühstück vorbereiten. Vorher soll ich noch kurz eure Bestellung fürs Frühstück nach oben bringen.“
Ich schaute ihn verwirrt an und sagte: „Wieso sollst du für die vier Gäste im Haus ein Frühstück vorbereiten, das verstehe ich nicht. Alle vier Hotelgäste, Simon und seine Eltern, sowie Noah, kommen um sieben Uhr zum Frühstück zu uns. Ich habe alle, die nach München mitkommen, zu uns zum Frühstück eingeladen.“
Dennis grinste und meinte: „Dann hole ich nur die bestellten Semmeln und Brezeln nach oben und werde euch bei den Frühstücksvorbereitungen unterstützen. Wir sehen uns gleich in der Küche.“
Während Thomas und ich in die Dusche gingen, putzte er seine Zähne und verschwand aus dem Bad. Wir beeilten uns und knapp zehn Minuten später standen wir in der Küche. Von Dennis fehlte noch jede Spur. Vermutlich musste er noch unsere Bestellung zusammenstellen. Ich meinte zu Thomas, dass wir im Esszimmer vorsichtshalber für sechzehn Personen eindecken sollten, falls Dennis und Felix auch mit uns frühstücken.
Wir waren fast mit dem Eindecken des Tisches fertig, als Dennis auftauchte und erklärte: „Die Hofbäckerei hatte vergessen, die Bestellung rechtzeitig anzuliefern. Als ich sie anrief, erklärten sie mir, dass sie sofort vorbeikommen würden und mir alles, einschließlich der Semmeln und Brezeln fürs Gesindehaus vorbeibringen. Die Sachen fürs Gesindehaus habe ich mit nach oben gebracht. Drüben werden sie ja nicht benötigt. Die Backwaren für die Bewohner des Gutshauses habe ich abgepackt und verteilt.“
Zu dritt gingen wir in die Küche. Thomas bereitete mehrere Kannen Kaffee vor, während Dennis die Backwaren auf mehrere Brotkörbchen verteilten. Ich plünderte den Kühlschrank und verteilte Wurst und Käse auf verschiedene Teller, die später am großen Esstisch verteilt würden. Dennis hatte bereits seine Brotkörbchen auf den Servierwagen gestellt und schnappte sich auch die vorbereiteten Wurst- und Käseteller und brachte sie ins Esszimmer.
Noch fehlten Milch, Butter und Margarine, die ich aus Kühlschrank holte. Dazu aus dem Vorratsschrank Honig, Konfitüre und Cerealien. Während Dennis den Rest ins Esszimmer brachte, hörte ich laute Stimmen im Flur, die sich schnell näherten. Die sechs Jungs aus dem Dachgeschoss des Gesindehauses traten in die Küche und Ludwig meinte: „Peter, wir sind pünktlich. Aber ihr seid noch mitten in den Vorbereitungen.“
Ich lachte und meinte: „Geht lieber ins Esszimmer. Ihr stört hier nur bei den letzten Handgriffen. Wenn ihr schon am Verhungern seid, dort kann dem abgeholfen werden. Abmarsch und setzt euch schon mal, warum habt ihr die Gäste aus dem Jugendhotel nicht mitgebracht? Das würde mich weitaus mehr interessieren. Ihr könnt schon die beiden Kaffeekannen mitnehmen und einschenken.“
Es klingelt und ich schickte Benjamin los um nachzusehen, wer um diese Zeit geklingelt hat. Innerhalb dreißig Sekunden stand er wieder in der Küche und meinte, Familie Bauer mit ihrem Sohn und Noah sind eingetroffen. Tobias hatte sie schon hereingeholt, als ich mich auf den Weg machte. Wir nahmen die letzten Sachen mit und gingen ins Esszimmer.
Nachdem sich alle gesetzt hatten, frühstückten wir in aller Ruhe bis kurz nach halb acht Uhr. Gemeinsam räumten wir den Tisch ab und brachten alles in die Küche, wo David und Tobias das schmutzige Geschirr und Besteck in den Geschirrspüler einräumten. Thomas und ich verstauten die Reste entweder in den Kühlschrank oder in der Speisekammer.
Zwischendurch meinte ich: „Ludwig, nimm dir zwei von den Jungs und Bruno mit. Ihr könnt in der Zwischenzeit schon die beiden Galaxy aus der Garage holen. Die Schlüssel für die beiden Fahrzeuge findest du im Flur auf der Kommode. Lass bitte die beiden Schlüssel für die Transporter aber noch liegen. Die nehmen nachher Thomas und ich mit nach unten. Prüft vorsichtshalber, ob die beiden hinteren Sitze in den Galaxys ausgebaut sind.“
Bereits fünf Minuten später war in der Küche alles erledigt und der Rest machte sich abreisefertig. Zehn vor acht Uhr verteilten wir uns wie abgesprochen auf die vier Fahrzeuge, Thomas, David und Tobias auf den großen Transporter. Bruno, Babsi, Simon und Noah saßen im dem einen Galaxy, Ludwig, Christian, Benjamin und Bernhard in dem anderen Galaxy. Im kleineren Transport saßen Kevin, Frederik und ich als Fahrer.
Wie vereinbart fuhr ich voraus, gefolgt von den beiden Galaxys. Den Abschluss bildete der große Transporter. Nach Angaben des Navis sollten wir etwa drei Minuten vor neun Uhr unser Ziel erreichen. Die Fahrt in Richtung München verlief ruhig und problemlos, wobei auffiel, dass in Gegenrichtung sehr viele Fahrzeuge unterwegs in die Faschingsferien waren.
Dort gab es immer wieder kleine Stauungen, während auf unserer Seite freie Fahrt angesagt war. Wir kamen fast punktgenau auf dem Parkplatz des schwedischen Möbelhauses an, die Borduhr zeigte exakt eine Minute vor neun Uhr an. Bis alle ausgestiegen waren und sich versammelt hatten, sah ich, dass das Möbelhaus seine Pforten bereits geöffnet hatte und da die anfängliche Menschenmenge am Zugang immer kleiner wurde.
Weil wir auf Parkplätzen standen, die nur für Gespanne mit Anhängern und größere Fahrzeuge reserviert waren, hatten wir einen etwas längeren Fußweg, bis wir ins Möbelhaus eintreten konnten. Über eine breite Treppe ging es nach oben in den Ausstellungsbereich. Ich schickte vorsichtshalber eine Nachricht in unsere WhatsApp-Gruppe, um zu testen, ob auch alle die Information erhielten.
Da alle mit Daumen nach oben signalisierten, dass die Nachricht angekommen sei, begann die Besichtigungstour, bei der die Jungs sich Notizen machen konnten, wo sie die nicht vorbestellten Sachen im Warenlager finden würden. Kevin und Frederik notierten sich hauptsächlich Accessoires für ihr Appartement. Die Liste wurde schnell immer länger mit den Dingen, die sie als Zubehör für ihre Kleinwohnung aussuchten.
Ich fragte die beiden Jungs: „Habt ihr mit Benjamin und Bernhard abgeklärt, was alles im Appartement verbleibt und nicht in die größere Wohnung umgezogen wird?“
Frederik grinste und erklärte: „Außer den Möbeln bleiben die Gardinen und Vorhänge und die Lampen, die in der neuen Wohnung nicht mehr passen. Alles andere nehmen sie mit in ihre neue Wohnung. Wir haben uns aufgeschrieben, was wir alles kaufen sollen und wollen und notieren uns auf der Liste die Artikelnummer und wo es zu finden ist. Damit wollen wir alles schneller finden und müssen nicht ewig suchen.“
Ich meinte: „Na gut, ich gebe mich geschlagen. Dann macht einfach weiter wie bisher.“ Was sollte ich auch anderes sagen.
Nun ging ich zu Noah und Simon, die sich gerade umschauten. Kurz bevor ich die Jungs erreichte, stoppte mich Babsi und sagte: „Unmöglich, was sich die beiden Jungs aussuchen. Und Bruno unterstützt sie auch noch bei ihrer Auswahl. Ich kann mir das nicht länger mit ansehen, sonst werde ich noch verrückt.“
Ich schaute sie an und erklärte: „Babsi, eines sollte dir bewusst sein. Die Jungs richten sich ihre erste gemeinsame Wohnung ein. Auch wenn sie einen aus deiner Sicht unmöglichen Geschmack haben - es muss ihnen gefallen, nicht dir. Wenn es den beiden Jungs gefällt, warum sperrst du dich so gegen ihre Auswahl? Außer den Eltern von Noah und euch werden die Jungs kaum Besuch bekommen, dem die Einrichtung nicht gefallen könnte. Wobei ich mir bei Noahs Eltern nicht einmal sicher bin, ob sie ihn überhaupt besuchen werden. Ich frage mich bis heute, warum sie ihn damals im betreuten Wohnen untergebracht haben. Ihre Mitbewohner im Haus werden sich sicher nicht daran stören, wie die beiden sich einrichten. Ihre bisherigen Appartements sind ebenfalls aus der Sicht von Bernhards Eltern nicht unbedingt deren Einrichtungsgeschmack. Vermutlich hätten Christians und Benjamins Eltern ebenfalls Probleme, wenn sie ihre Söhne besuchen dürften. Glücklicherweise gibt es da allerdings ein Kontaktverbot. Sie werden ihre beiden Jungs nie wieder sehen, wenn diese das nicht wollen. Du musst dich einfach daran gewöhnen, dass die Jugendlichen von heute eine etwas andere Vorstellungen haben wie ihre Wohnung aussehen soll. Denk einfach ein paar Jahre zurück, als du und Bruno euch zum ersten Mal eingerichtet haben. Entsprach die Einrichtung, die ihr gekauft habt, dem Geschmack eurer Eltern? Ich glaube nicht, dass dem so gewesen ist. Selbst Gabi und ich wollten damals keinesfalls so wohnen, wie es uns unsere Eltern vorgelebt haben.“
Babsi lachte und erklärte: „Peter, das scheint also doch ein Generationenproblem zu sein. Aber du vermutest richtig. Auch bei unseren Eltern gab es reichlich Gesprächsstoff, weil sie mit unserem Lebens- und Einrichtungsstil nicht zurechtgekommen sind. Ich sollte mich endlich daran gewöhnen, dass unser Junge langsam erwachsen wird und seine eigenen Vorstellungen von seinem weiteren Leben hat. Es fällt mir eben erheblich schwerer, weil er von Anfang an unser Sorgenkind war. Was seit einer Woche hinzukommt ist, dass ich mir Vorwürfe mache warum uns nie aufgefallen ist, dass Simon womöglich doch nicht so behindert ist, wie es uns immer erklärt wurde. Das hätte doch bereits vor zehn Jahren den Ärzten auffallen müssen, als er damals Noah an die Hand nahm und mit ihm zum Spielplatz des Krankenhauses gelaufen ist.“
Lange überlegte ich, bevor ich erklärte: „Babsi, du musst dir keine Vorwürfe machen, du wusstest es nicht anders. Vielleicht war es Zufall oder auch Schicksal, dass die beiden Jungs sich ein zweites Mal über den Weg gelaufen sind. Denn genau dieses Ereignis hat bei Simon seine innere Blockade gelöst.
Ich denke da zurück an meine Gab. Sie war genau die Partnerin, die ich gebraucht hatte, um endlich aus dem Goldenen Käfig auszubrechen, in dem ich bis zu diesem Zeitpunkt dahingelebt habe. Dass mir nur eine kurze begrenzte Zeit für dieses Glück vergönnt war hatte fatale Folgen für mich. Ich schlitterte von einer Depression in die andere.
Diesmal war es Thomas, der mich aus diesem Dilemma herausholte und für mich der Partner wurde, den ich für mein weiteres Leben gebraucht habe. Er war derjenige, der meinen Schutzpanzer knacken konnte, den ich, unsichtbar für andere, um mich herum aufgebaute hatte. Darin sehe ich auch eine gewisse Ähnlichkeit zwischen Noah und Simon zu meiner Person.“
Babsi schaute mich verwundert an, als ich das erklärte. Sie überlegte und meinte: „Das ist vermutlich mit einer der Gründe, warum du zu Noah und Simon diese unsichtbare Verbindung aufbauen kannst und ihre Schutzpanzer knacken konntest. Haken wir dieses Thema ab, wir sollten uns wieder auf den Einkauf unserer Truppe konzentrieren. Ich denke, ich habe verstanden, was du mir sagen wolltest, mit dem Ausspruch, dass ich mir keine Vorwürfe machen soll. Ich werde mich auch nicht mehr in den Einrichtungsstil der beiden Jungs einmischen. Sie sollen es sich gemütlich machen, wie ihnen das vorschwebt.“
Wir schauten uns um, konnten aber keinen der Jungs in dem Teil der Möbel-Ausstellung sehen, so dass wir gemeinsam dem Rundweg folgten, bis wir wieder auf unsere Möbelkäufer stießen. Babsi ging zu Bruno und den beiden Jungs, während ich mich an Thomas heranpirschte, der immer noch im Schlepptau von Kevin und Frederik hing.
Er grinste, als ich ihm meine Hand auf die Schulter legte und er sagte zu mir: „Peter, du warst mit Babsi so in ein Gespräch vertieft, dass wir euch nicht stören wollten. Ich habe von Bruno mitbekommen, dass Babsi Schwierigkeiten damit hat, was sich die beiden Jungs aussuchen. Ich vermute, dass sie deshalb das Gespräch mit dir gesucht hat.“
Ich lachte und sagte: „Gut kombiniert. Babsi hat mich genau deswegen angesprochen. Ich habe ihr erklärt, dass die heutige Generation ein anderes Feeling beim Einrichten ihrer Wohnung hat, als es zu unserer oder ihrer Zeit war. Ich erinnerte sie daran, sie solle doch bitte an ihre erste eigene Wohnungseinrichtung zurückdenken, die bestimmt auch nicht den Vorstellungen ihrer Eltern entsprochen habe. Sie hat jetzt akzeptiert, dass die beiden Jungs ihren eigenen persönlichen Stil umsetzen sollen, und wird sich nicht mehr in die Auswahl der Möbel und der Accessoires einmischen. Sie muss ja nicht gleich in Jubelstürme ausbrechen, wenn es nicht ihren Vorstellungen entspricht.
Wir haben auch über ihre Probleme mit dem neuen Simon gesprochen. Sie hat sich Vorwürfe gemacht, weil weder ihr noch den Ärzten aufgefallen ist, dass Simons Schutzpanzer aufgeweicht oder gar geknackt werden kann. Sie muss sich auch mit der positiven Veränderung bei Simon auseinandersetzen, was ihr scheinbar nicht so leichtfällt. Wie schaut es bei unseren beiden jugendlichen Einkäufern aus? Entspricht der unseren Wohnvorstellungen oder weicht er gewaltig davon ab?“
Thomas grinste und meinte: „Ich denke, wir beide würden mit Sicherheit nicht die Accessoires auswählen, die sich die zwei Jungs aussuchen. Aber wir müssen auch nicht tagtäglich damit leben. Wir sollten uns aber überlegen, ob bei uns etwas technischer Fortschritt Einzug halten kann, da er unter anderem den Vorteil mit sich bringt, auch noch Energie einzusparen.
Auch wir könnten doch anstelle der alten Glühbirnen und Energie-Sparlampen auf die neuen LED-Lampen umsteigen. Diese verbrauchen mindestens achtzig Prozent weniger Strom als die Glühbirnen. Wir sollten uns deswegen einmal eine Etage tiefer anschauen, was dort angeboten wird.“
Ich ging zu den beiden und fragte sie, wie sie inzwischen vorangekommen sind. Kevin erklärte, dass sie sich einen großen Plastiksack organisiert haben, in dem sie so einige kleinere Sachen, was in der Ausstellung angeboten wird, sofort eingepackt hatten. Die größeren Teile gibt es nur unten oder im Warenlager.
Die nächsten fünfzehn Minuten begleitete ich beide auf dem Weg durch die Ausstellung und beobachtete, wie akribisch sie vorgingen, wenn sie wieder etwas entdeckt hatten das auf ihrer Liste stand. So langsam näherten wir uns dem Ende der Ausstellung, denn im letzten Teil war nur noch die Abteilung mit den Ausstattungen für Kinder- und Jugendzimmer, die die Jungs jedoch schnellen Schrittes hinter sich ließen.
Ich meldete in unsere WhatsApp-Gruppe, dass wir als erste im Restaurant angekommen sind. Bernhard meldete, dass sie auch gleich so weit sein werden. Noah meinte, dass sie wohl noch zwanzig Minuten brauchen werden. Als letzter meldeten sich Ludwig, der verkündete, dass sie ebenfalls im Restaurant angekommen sind.
David und Tobias tauchten zusammen mit Ludwig und Christian neben uns auf und gemeinsam gingen wir uns Getränke holen. Wir hatten endlich zwei Tische gefunden, als auch schon Bernhard und Benjamin am Eingang zum Restaurant zu sehen waren. Sie holten sich ebenfalls etwas zum Trinken und setzten sich zu uns an einen Nebentisch. Damit fehlte uns jetzt nur noch Familie Bauer mit Noah.
Die Letztgenannten standen nach weiteren zehn Minuten bei uns und hatten sich zwischenzeitlich mit Getränken versorgt. Nach etwas mehr als einer halben Stunde, von unserem Eintreffen im Restaurant aus gerechnet, ging es eine Etage tiefer. Dort schnappten wir uns insgesamt sechs Einkaufswagen. Jeweils zwei für Noah und Simon sowie für Kevin und Frederik. Je einen Wagen holten sich Bernhard und Benjamin, sowie Ludwig und Christian.
Von Abteilung zu Abteilung füllten sich die Einkaufswägen immer mehr, so dass fast zu befürchten war, dass sie am Ende nicht ausreichen würden. Mit den sechs sehr gut gefüllten Wagen und der großen Tasche ging es endlich zu den Kassen. Dort bezahlten wir nicht nur das, was sich in den Wagen angesammelt hatte, sondern auch das, was vorbestellt war sowie die Einkäufe, die an der Warenausgabe abzuholen waren.
Da die großen Einkaufstaschen nur innerhalb des Ladens verwendet werden durften, kauften sich Kevin und Frederik zwei zum Verkauf angebotene andersfarbige Taschen. Simons Eltern kauften zwei weitere Taschen für ihre beiden Jungs. Die Jungs übergaben alle Kassenzettel für die vorbestellten Waren und das, was an der Warenausgabe abzuholen ist, an Thomas.
Mit der ersten Einkaufsausbeute ging es zu unseren Fahrzeugen, wo es in die markierten Umzugskisten verstaut wurde. Die beiden großen Taschen wurden ebenfalls markiert, damit jeder wusste, zu wem diese Sachen gehören. Dabei fiel auf, dass für Kevin und Frederik kein eigener farbiger Filzstift zur Verfügung stand. Ich löste das Problem, indem ich meinte, die beiden Jungs sollten ihre Kisten und Taschen mit KF in schwarzer Schrift und einem Kreis zu versehen.
Inzwischen war es doch schon fast dreizehn Uhr und wir sollten uns so langsam zur Warenausgabe bewegen. Kevin und Frederik, die keine Möbel sondern nur Accessoires gekauft hatten, fuhren mit uns zur Warenausgabe. Der Rest ging zurück ins Möbelhaus und fingen an, die Pakete für die nicht vorbestellten Möbel einzusammeln. Glücklicherweise waren die Listen nicht so lang, so dass sie in etwa fünfundvierzig Minuten alles eingesammelt haben könnten.
An der Warenausgabe übergab Thomas seine gesammelten Werke, die von den Jungs vorher mit ihren Anfangsbuchstaben des Vornamens versehen waren, an den Mitarbeiter an der Ausgabe. Er schaute uns verwundert an und meinte: „Ich hoffe ihr habt einen großen Transporter, damit ihr alles einladen könnt.“
Thomas grinste und erklärte ihm: „Ich hoffe, dass ein 7,5 und ein 3,5 Tonner für den Einkauf ausreichend groß sein sollten. Wir haben Möbel für insgesamt drei Wohnungen für unsere Jugendlichen eingekauft.“
Zuerst übergab uns der Mitarbeiter die vorbereiteten Wagen für Bernhard und Benjamin sowie Ludwig und Christian, und erklärte, der Rest würde derzeit noch bereitgestellt.
Wir schoben die vier Transportwagen zu unseren beiden Fahrzeugen und fingen an die Möbelteile in das kleinere der beiden Fahrzeuge einzuladen. Anhand der vorhandenen Angaben auf den Lieferscheinen brachten wir die Beschriftung auf den Paketen an. Mit den vier leeren Transportwagen ging es zurück in die Warenausgabe.
Wir erhielten zwei weiter Transportwagen mit den Möbelbauteilen von Kevin und Frederik, die wir ebenfalls beschrifteten und in den kleinen Transporter einluden. Während Thomas und ich noch den zweiten Wagen bearbeiteten, holten Kevin und Frederik die nächsten beiden Transportwagen, auf denen die heute eingekauften Möbel für Bernhard und Benjamin gestapelt waren.
Auch diese wurden ebenfalls beschriftet und in den großen Transporter eingeladen. Wir waren noch nicht vollständig fertig mit dem Einladen, als die Jungs bereits die nächsten beiden Wagen mit den Möbeln für Ludwig und Christian zu uns brachten.
Nun fehlten uns nur noch die Transportwagen mit den von Noah und Simon heute eingekauften Möbeln aus der Warenausgabe. Diese erhielten wir, als die Jungs die nächsten leeren Wagen zurückschoben. Kevin meinte, das sollten die beiden letzten Wagen gewesen sein.
Nachdem wir alles eingeladen hatten, ging ich nach innen und ließ mir vom Mitarbeiter unseren abgestempelten Stapel Rechnungen geben. Er meinte, er habe jetzt noch zwei kleinere Wagen für uns mit den restlichen Paketen. Mit den beiden Wagen ging es zurück zu unseren Fahrzeugen. Anhand der Rechnungen konnten wir sie zuordnen und beschriften.
Als wir alles eingeladen hatten, fuhren wir zurück zu unseren vorherigen Parkplätzen. Dort angekommen, schrieb ich eine Nachricht in unsere WhatsApp-Gruppe, dass wir mit den Paketen aus der Warenausgabe wieder auf den Parkplätzen seien und fragte, ob wir noch kommen sollten und beim Einsammeln helfen können. Ludwig antwortete: „Danke der Nachfrage, wir stehen inzwischen schon an der Kasse. Bernhard und Benjamin haben bereits bezahlt und kommen jetzt direkt zu euch zum Einladen.“
Drei Minuten später sahen wir die beiden Jungs, wie sie sich mit ihren beiden Einkaufswagen näherten. Da die beiden Jungs ihre Pakete bereits beschriftet hatten, fingen wir unverzüglich mit dem Einladen an. Wir waren kaum fertig, standen Ludwig und Christian mit den nächsten beiden Wagen an den Transportern, so dass wir sofort weiter einladen konnten.
Während der Inhalt beider Wagen in den Transportern verstaut wurden, sah ich, dass sich Familie Bauer zusammen mit unseren beiden Jungs und Noah mit drei weiteren Wagen näherten. Als sie neben mir standen, erklärte ich: „Alle mal kurz herhören. Wenn alles eingeladen ist, fahren wir kurz zu McDonald und essen alle eine Kleinigkeit, bevor wir dann endgültig die Rückfahrt antreten werden.“
Bruno schaute mich an und fragte: „Ich dachte, heute Abend gibt es ein gemeinsames Abendessen für alle, die beim Einkaufen mit dabei waren und für die Helfer, die beim Schleppen der Pakete in die Wohnungen mitgeholfen haben?“
Thomas antwortete: „Bruno, wenn du nichts essen willst, es zwingt dich keiner dazu. Außerdem musst du dir nicht mit Hamburgern und Pommes den Bauch vollschlagen. Es gibt hier ein reichhaltiges Kuchenbuffet und du kannst dir dazu einen Kaffee genehmigen. Peter und ich brauchen zumindest einen Latte Macchiato und ein Stück Kuchen, bevor wir die Heimreise antreten werden.“
Kaum saß ich mit Kevin und Frederik im Transporter, als die aktuellen Verkehrsnachrichten übertragen wurden. Der Radiosprecher meinte, dass die sich im Laufe des Tages immer wieder gebildeten Stauungen auf der Autobahn in Richtung Salzburg langsam, aber sicher auflösen würden. Als wir bei McDonalds ausstiegen, meinte Thomas, dass er gerade die Verkehrsnachrichten gehört hätte und wir nach unserer Pause wahrscheinlich eine ruhige Heimfahrt haben werden.
Ich zeigte den Daumen nach oben und gemeinsam erstürmten wir das amerikanische Schnellrestaurant. Bis alle vierzehn Personen mit Kaffee und Kuchen, oder dem, was sie gerade haben wollten, ausgestattet waren, dauerte es doch ein paar Minuten. Nach rund einer halben Stunde meinte ich: „Ich werde der Toilette noch kurz einen Besuch abstatten, bevor wir uns in die Rückfahrt stürzen. Ich hoffe ihr nutzt die Gelegenheit, damit wir nicht unterwegs mehrere Unterbrechungen einlegen müssen, weil plötzlich einer ein dringendes Geschäft zu erledigen hätte.“
Kevin grinste und sagte: „Peter, das hätte ich auch ohne deine Ansage geschafft. Ich werde ebenfalls kurz dort verschwinden.“ Gegen fünfzehn Uhr fuhren wir los. Das Navi meinte, dass wir spätestens um sechzehnuhrdreißig zu Hause ankommen würden. Damit hätten die Jungs gut drei Stunden, um alle Fahrzeuge leerzuräumen und die Galaxy wieder in der Garage abzustellen.
Da Simons Eltern die Sachen für Kevin und Frederik im Wagen hatten, vereinbarten wir vor der Abfahrt, dass sie direkt vorm Gesindehaus stehen bleiben sollten. David und Tobias sollten mit den beiden Jungs die Sachen nach oben ins Gesindehaus bringen und dann zum IT-Gebäude kommen, damit sie dort helfen können, alles nach oben zu tragen. Ludwig wollte sich um die weiteren Helfer kümmern, die den Jungs helfen sollten, die Pakete ins Dachgeschoss zu tragen.
Er rief bei mir an um mir mitzuteilen, dass ab etwa sechzehnuhrdreißig insgesamt weitere vierzehn bis sechzehn Helfer bereitstünden, um alles ins Dachgeschoss des IT-Gebäudes zu tragen. Darauf telefonierte ich mit Alexandra, ob es möglich wäre, vor sechzehnuhrdreißig zwei Kästen mit alkoholfreien Getränken ins IT-Gebäude zu bringen, damit die Jungs nicht verdursten, wenn sie schon alle freiwillig helfen.
Alexandra erklärte mir, dass das nicht notwendig sei, da heute Vormittag die Bestände in allen Büros aufgefüllt wurden und nur rechtzeitig wieder nachgeordert werden soll. Da wir wieder im Konvoi fuhren, hatte dieses Mal Thomas die Spitze übernommen. Kevin, Frederik und ich saßen im vierten Fahrzeug.
Kurz vor dem Irschenberg verlängerte sich die Restfahrzeit so dramatisch, dass ich Thomas aufforderte, er solle an der Ausfahrt Irschenberg die Autobahn verlassen und wir die restliche Strecke über die Landstraße zurücklegen. Kaum hatte Thomas den Blinker gesetzt, dass wir an der Autobahnausfahrt Irschenberg die Autobahn verlassen, klingelte mein Smartphone.
Ludwig wollte wissen, warum wir die Autobahn verlassen und ob wir nur eine kurze Pause einlegen wollen. Ich erklärte ihm, dass sich auf der weiteren Strecke ein größerer Stau gebildet hat und ich deswegen angeordnet habe, die Autobahn zu verlassen und auf der Landstraße weiter nach Hause zu fahren.
Kaum hatten wir die Autobahn verlassen, kam die Durchsage, dass sich zwischen Irschenberg und Bad Aibling wieder einmal ein schwerer Unfall ereignet hat und der Verkehr kurzzeitig komplett angehalten wird, weil der Hubschrauber landet und der Verkehr über den Standstreifen an der Unfallstelle vorbei geleitet würde. So kamen wir etwas später an als geplant. Aber mit Sicherheit früher, als wenn wir uns in den Stau gestellt hätten und im Schritttempo vorwärts gerollt wären.
Thomas und ich hatte unsere Beifahrer am Gesindehaus aussteigen lassen, damit sie die Kisten und Taschen von Kevin und Frederik nach oben bringen konnten. Wir rollten weiter bis zum IT-Gebäude und parkten rückwärts ein, damit die Pakete beim Ausladen nicht jedes Mal um das Fahrzeug herum zu tragen sind. Die vier bisherigen Gesindehausbewohner hatten mit den bereits anwesenden Helfern angefangen den Galaxy auszuräumen und alles nach oben zu tragen.
Thomas bot sich an, die beiden Galaxy in die Garage zu bringen, wenn die Fahrzeuge leergeräumt sind. Inzwischen war auch Bruno mit dem Galaxy vorgefahren und Ludwig forderte Noah auf, ihre Wohnung zu öffnen, damit die Pakete dort abgestellt werden können. Noah schnappte sich eine Kiste und ging nach oben, um die Wohnungstür zu öffnen.
Ludwig übergab Thomas den Schlüssel für den Galaxy. Thomas überprüfte noch einmal, ob noch etwas im Galaxy liegen geblieben war. Danach setzte er sich ans Steuer und fuhr mit dem Auto in die Garage. Ich beobachtete die Jungs, die zuerst den zweiten Galaxy leerräumten. Dabei fiel mir auf, dass alle acht Bewohner des Verwaltergebäudes als Helfer da waren.
Nach und nach stellte ich fest, dass die drei Jungs, die bei Philipp und Marcus lebten, ebenfalls zu den Helfern zählten. Etwas verwundert fiel mir auf, dass Rafael ebenfalls unter den Helfern war. Ich fragte Florian aus dem Verwalterhaus, wie es gekommen ist, dass Rafael als Helfer dabei ist. Er erklärte: „Peter, ganz einfach, Rafael und Randolf waren bei uns im Verwalterhaus als der Anruf kam, dass ihr unterwegs seid und wir uns bereithalten sollen. Rafael hat von sich aus erklärt, dass er mithelfen will. Jorge und Alejandro haben zugestimmt, dass er mithelfen darf. Philipp und Marcus wollten auch noch mithelfen, aber sie kommen etwas später, wie uns Pit gesagt hat. So, ich will weitermachen, nicht dass es am Ende heißt, ich hätte mir das Abendessen mit allen Helfern nicht verdient.“
Ich lachte und erklärte: „Deswegen solltest du dir keine Gedanken machen. Denn ich habe alle eingeladen, die mitgeholfen haben. Egal, wie lange oder wie viel sie geholfen haben. Ich will dich natürlich auch nicht länger aufhalten als nötig, damit wir heute noch beide Transporter ausleeren können.“
Thomas war kurz hier und hat sich den zweiten Galaxy geschnappt und brachte ihn in die Garage. Als er wieder zurückkam, übergab er mir beide Autoschlüssel. Wir holten je ein Möbelpaket aus dem kleineren Transporter und trugen es nach oben. Da mein Paket für Noahs und Simons Wohnung bestimmt war trug ich es in ihr Wohnzimmer.
In der Küche beobachtete ich Babsi, wie sie die Küchenutensilien der Jungs auspackte und in die Schubladen einräumte. Ich fragte sie: „Sehe ich das richtig, dass du die Töpfe, Pfannen und das Essgeschirr gleich in die Schränke einräumst, damit die Jungs das nicht machen müssen?“
Babsi grinste und erklärte: „Mein Sohn Simon hat mir erklärt, dass ich hier oben bleiben soll, die schweren Möbelpakete sollen die kräftigen Jungs herauftragen. Ich könne jedoch bereits das Kleinzeug, dass sie für die Küche eingekauft haben in die Küchenschränke einräumen. Dann bräuchten sie das nicht mehr zu machen. Sein Wunsch war mir Befehl.“
Ich ging in die Wohnung von Bernhard und Benjamin, wo im Wohnzimmer, Gästezimmer und im Schlafzimmer schon die ersten Möbelpakete abgestellt waren. Benjamin fing gerade im Wohnzimmer an, die Pakete zu sortieren, die zu den einzelnen Möbeln gehören. Da ich nicht stören wollte, ging ich weiter in die Wohnung von Ludwig und Christian. Dort sortierte Christian bereits die Möbelpakete im Schlafzimmer.
Dann ging ich zurück in Noahs Wohnung. Als Bruno mit einem Paket für das Schlafzimmer auftauchte, fragte ich ihn, wo die Liste mit den einzelnen Paketen für den Kleiderschrank ist. Er meinte, die sollten irgendwo in der Küche liegen. Ich bat ihn, mit mir zusammen die Pakete zu sortieren, damit morgen beim Zusammenbau der Möbel nicht ständig nach ihnen gesucht werden muss.
Während er in der Küche die Listen holte, die das Schlafzimmer betreffen, brachten die Jungs bereits die beiden Matratzen für das große Bett. Da sie bisher in der Mitte des Raumes alles zusammengestellt hatten, stellte ich die Matratzen an die Wand, an der nichts aufzubauen ist. Bruno kam mit den Listen und wir fingen an, die Pakete nach Schränken und Bett zu sortieren.
Bruno hatte ein Paket, das weder zu den Schränken noch zum Bett gehörte. Ich meinte, dass wir die Pakete, die nicht aufgelistet sind, gesondert abstellen sollten. Als zwei Jungs mit den beiden Lattenrosten ins Schlafzimmer kamen, erklärte ich, dass sie die bitte direkt zu den Matratzen stellen sollten.
Wir sortierten, bis alle Pakete aus der Mitte verteilt waren und wechselten dann ins Wohnzimmer. Als erstes sortierten wir die Pakete, die für die Sitzgelegenheit und den Couchtisch aus. Die restlichen Pakete verteilten wir auf die Schränke und Kommoden, für die wir die Listen hatten. Am Ende blieben noch fünf Pakete übrig, die allem Anschein nach für ein Lowboard waren.
Bruno und ich hatten nicht auf die Zeit geachtet, als Noah plötzlich vor uns stand und meinte: „Peter, die beiden Transporter sind leergeräumt. Daniel und Manuel bringen die beiden Fahrzeuge gerade zurück und, wie vereinbart, treffen wir uns in einer Stunde zum Essen im Nebenzimmer des Restaurants.“
Ich schaute auf meine Uhr und stellte fest, dass es inzwischen fast neunzehn Uhr war. Simon tauchte als nächster im Wohnzimmer auf und meinte: „Mama hat inzwischen das gesamte Geschirr ausgepackt und alles in den Geschirrspüler eingeräumt. Sie hat schnell noch das Kurzprogramm gestartet, damit der Staub abgewaschen wird. Wir können morgen alles in die Schränke einräumen, wenn das Geschirr trocken ist. Papa, hast du mit Peter die Möbelkartons vorsortiert, damit wir morgen nicht erst die richtigen Pakete suchen müssen? Ich hoffe nur, dass wir nichts vergessen haben.“
Ich ging ins Treppenhaus und rief laut nach Raffael. Nach etwas mehr als einer Minute kam er aus der zukünftigen Wohnung von Bernhard und Benjamin. Ich erklärte: „Ich hoffe die Jungs haben dir bereits erklärt, dass wir uns um zwanzig Uhr im Nebenzimmer des Restaurants treffen. Alle Helfer sind von mir zum gemeinsamen Essen eingeladen.“
Rafael grinste und erklärte in holprigem deutsch: „Peter, ich glaube nicht, dass ich zum Essen kommen kann. Jorge hat mir nur erlaubt, den Jungs zu helfen die Pakete nach oben zu schleppen. Ich muss sowieso langsam los, weil ich spätestens um neunzehnuhrdreißig zu Hause sein soll.“
Ich sagte: „Die Ausrede gilt nicht. Du sagst deinen beiden Vätern, dass du von mir, wie alle anderen Helfer, zum Essen eingeladen wurdest und wenn sie dir nicht glauben sollten, können sie mich gern anrufen.“
Er grinste und antwortete: „Aye, Aye, Sir, ich werde ihnen erklären, dass das ein Befehl von dir ist und ich unbedingt um zwanzig Uhr im Nebenzimmer des Restaurants zu erscheinen habe.“
Er verabschiedete sich bis später von mir. Babsi und Bruno, die beim Verlassen von Noahs und Simons Wohnung den letzten Satz von Rafael noch mitbekommen hatten, fingen laut zu lachen an und, als Raffael außer Sichtweite war, meinte Babsi: „Was und wer war das denn eben?“
Ich erklärte: „Das war Raffael, der Adoptivsohn von Alejandro und Jorge. Gleichzeitig ist Jorge auch sein Onkel. Sein jüngerer Bruder und die Mutter von Jorge wurden von ihren Eltern gezwungen den Säugling Raffael zur Adoption freizugeben, da die beiden damals gerade einmal vierzehn und Fünfzehn Jahre alt waren. Rafael kam zu Adoptiveltern in Madrid. Als die Adoptiveltern, ebenfalls noch sehr jung innerhalb eines Jahres verstarben, kam Rafael in ein Kinderheim in Madrid.
Im letzten Sommer kam er mit der spanischen Gruppe in unser Zeltlager. Nicht nur mir, sondern auch seinem Onkel fiel auf, dass er eine sehr große Ähnlichkeit, mit den Kinder- und Jugendbildern von Jorge hatte. Anhand des Geburtsdatums und des Geburtsortes waren wir uns fast sicher, dass er Jorges Neffe ist. Alejandro und Jorge stellten einen Adoptionsantrag für seinen Neffen bei den spanischen Behörden.
Kurz vor dem Ende der bayerischen Sommerferien war es so weit und Raffael übersiedelte aus dem Kinderheim in Madrid auf den Gutshof. Thomas und ich versprachen ihm, dass, wenn seine beiden Adoptivvätern ausfallen sollten, wir ihn entweder als Pflegekind aufnehmen oder auch adoptieren. Er wollte nur zu seinem Onkel, wenn er im Ernstfall nicht in einem deutschen Kinderheim landen würde.
Da ihr nur den letzten Satz mitbekommen habt, musste das in euren Ohren etwas komisch klingen. Ich hatte zu ihm gesagt, dass er wie alle anderen Helfer zum Abendessen eingeladen ist. Da er mir versuchte zu erklären dass das nicht ginge, sagte ich zu ihm, dass es sich um eine Pflichtveranstaltung für alle Helfer handelt. Er hat es aus, seiner Sicht, als einen Befehl von mir interpretiert und deswegen kam dieser freche Spruch von ihm.“
Bruno sagte: „Raffael und Florian dürften damit die beiden jüngsten Mitbewohner am Gutshof sein, bei denen du bei ihrem Umzug auf den Gutshof deine Finger im Spiel hattest.“
Ich widersprach und meinte: „Randolf ist etwa genauso alt wie die beiden. Die drei sind zusammen in einer Klasse an der Realschule. Randolf ist mit seinem Bruder Gero im Gästezimmer bei Marcus und Philipp untergekommen und ist eines unserer Pflegekinder. Florian wurde, genau wie Klaus, von Manuel und Daniel adoptiert und lebt im Verwalterhaus.
Die beiden noch minderjährigen Randolf und Gero aus München sind bei uns, weil sie von ihrem alkoholkranken, arbeitslosen Vater regelmäßig und grundlos verprügelt wurden. Gero war nach den Weihnachtsferien mit seiner Schulklasse hier im Landschulheim. Er musste sich auf Anordnung seines Lehrers bei mir bedanken, weil die Stiftung einen großen Teil seines Aufenthaltes finanziert hat.
Ich hatte wieder einmal das Gefühl, dass bei ihm etwas nicht in Ordnung sei. In einem Sechs-Augen-Gespräch, mit seinem Mitschüler Holger, offenbarte er mir seine Schwierigkeiten. Ich habe daraufhin das Rosenheimer Jugendamt, mit Zustimmung von Gero, informiert und in Zusammenarbeit mit dem Münchner Jugendamt wurden die beiden Jungs bei uns untergebracht.
Auch Holger hatte Probleme, bei denen wir jedoch wegen fehlender Dringlichkeit nicht sofort greifen konnten und durften. Das änderte sich, als sein Vater zwei Tage später hier auftauchte und im Schullandheim randalierte. Er drohte damit, ihm seine schwulen Neigungen mit Prügel austreiben zu wollen. In dem Moment konnte das Jugendamt eingreifen und hat den Eltern den Jungen weggenommen.
Holger ist heute Klaus Winter, der zweite adoptierte Junge von Manuel und Daniel, bei dem gleichzeitig vom Familiengericht beschlossen wurde, bei der Adoption auch den Vornamen zu ändern, damit seine Familie ihn nicht so leicht finden kann. Das war aus Sicht des Gerichts notwendig, da es sich bei Holgers Vater um einen bekannten und rechtsradikalen Zeitgenossen handelte.
Babsi und Bruno schauten mich verwundert an und Babsi meinte: „Peter, bedeutet das, dass du nicht nur schwulen Jungs hilfst, sondern auch dann eingreifst, wenn sie als Heterosexuelle einzustufen sind.“
Ich antwortete: „Babsi, wenn eine Jugendliche oder ein Jugendlicher meine Hilfe benötigt, interessiert mich nicht im Geringsten, welche sexuellen Neigungen sie oder er bevorzugen. Dass es bisher vorwiegend schwule Jugendliche waren liegt eher darin, dass schwule Mitmenschen heute immer noch nicht vollständig akzeptiert werden und damit eher zum Problemfall werden.
Gerald, alias Gerry ist so ein Beispiel. Er wurde vor etwa eineinhalb Jahren von einer Gruppe rechtsradikaler Jugendlichen fast zu Tode geprügelt. Inzwischen konnte er gesundheitlich wieder einigermaßen hergestellt werden, dass er im Betreuten Wohnen unterkommen ist und bei uns im Lager der Handwerker seinen Beruf als Lagerist ausüben kann. Er wird demnächst mit seinem Freund Gregor in die zweite Wohnung bei den Handwerkern einziehen, wenn die Renovierungsarbeiten abgeschlossen sind.
Wir sollten so langsam die Jungs aus den Wohnungen vertreiben, damit alle rechtzeitig um zwanzig Uhr zum Abendessen im Nebenzimmer des Restaurants sind. Babsi, du holst alle aus Noahs und Simons Wohnung- Bruno kümmert sich um die Jungs in Benjamins und Bernhards Wohnung und ich vertreibe die Jungs aus Ludwigs und Christians Wohnung.“
Keine zwei Minuten später standen alle im Flur vor den Wohnungen und ich erklärte: „Jungs, für heute ist es genug. Denkt daran, in weniger als einer halben Stunde treffen wir uns im Nebenzimmer des Restaurants. Morgen will ich keinen vor zehn Uhr in den Wohnungen antreffen um die Möbel aufzubauen. Wer von den Helfern morgen beim Aufbau der Möbel mithelfen will, kann das nachher beim Abendessen mit den Jungs abklären.
Bevor ihr jetzt verschwindet, morgen Mittag kommt Dennis mit einem Elektriker und sie montieren euch die Lampen und erklären euch die installierten Smart-Home-Funktionen in eurer Wohnung. Hier wurden erstmals die neuen Systeme installiert. So und jetzt Abmarsch.“
Innerhalb weniger Minuten waren alle verschwunden. Nur Thomas, ich und unsere beiden Jungs David und Tobias, waren die letzten, die das Haus verließen. In der Wohnung angekommen verschwanden unsere Jungs sofort im Bad, um zu duschen, wobei sie meinten, dass wir gern nachkommen können, damit wir auch rechtzeitig fertig wären.
Eine Minute vor zwanzig Uhr, standen wir frisch geduscht und angezogen im Nebenzimmer. Etwas mehr als die Hälfte der geladenen Helfer und Einkäufern waren bereits anwesend und standen in Grüppchen zusammen und unterhielten sich. So nach und nach kamen weitere Gäste dazu. Dennis, der heute im Service arbeitet, erklärte, den Jungs, sie sollten sich setzen, damit er die Getränkebestellungen aufnehmen kann.
Alexandra hatte mit ihrer Mannschaft Tische so zusammengestellt, dass jeweils acht Personen Platz hatten. An einer der Tischgruppen hatten sich die acht Bewohner des Verwalterhauses gesetzt. Eine weitere Gruppe bestand aus den acht Bewohnern des Gesindehauses. Die dritte Gruppe setzte aus Simon und Noah, Simons Eltern und zwei der jüngeren, Raffael und Randolf, sowie Marcus und Philipp zusammen. Bei Thomas und mir am Tisch saßen unsere zwei Jungs, Gero und Pit, sowie Frederik und Kevin.
Dennis hatte die Getränkebestellungen aufgenommen und verteilte inzwischen die Speisekarten. Von Gastraum kam Alexandra mit zwei weiteren Servicemitarbeitern und einem Servierwagen. Sie verteilten die Getränke, während Dennis bereits die ersten Bestellungen für die Vorspeise und das Essen entgegennahm. Als Alexandra mein alkoholfreies Weizenbier lieferte, fragte ich sie, ob die Küche uns morgen Nachmittag im IT-Gebäude mit Kaffee und Kuchen, sowie später mit einem Buffett für die Helfer beliefern könnten.
Sie erklärte mir, dass sie das gleich mit Basti besprechen werde und mir dann Bescheid geben will. Als David mich fragte, wieso ich morgen Nachmittag Kaffee und Kuchen ausgeben will und später ein Buffett haben will, erklärte ich ihm: „David, das ist die Fortführung einer Tradition, die mit dem Einzug der vier Jungs ins Gesindehaus, das erste Mal stattgefunden hat.
Damit die Jungs ohne größere Störungen die Möbel aufbauen konnten, gab es zwischendurch auch Kaffee und Kuchen und später ein Buffett. Morgen werden vermutlich in drei Wohnungen Möbel aufgebaut. Da bietet sich das wieder an. Ansonsten würden längere Unterbrechungen auftreten, die den Aufbau nur stören würden. Zum anderen kommt morgen Nachmittag Barbara mit Anhang und vermutlich Bernhards Eltern. Andreas hat vorher so eine Andeutung gemacht, dass morgen seine und Michaels Eltern auftauchen würden.“
David grinste und meinte: „Das war vermutlich lange, bevor Tobi und ich zu euch gekommen sind. Vermutlich vor gut zwei Jahren, denn so lange wohnen die vier Jungs im Gesindehaus. Aber warum kommt Barbara mit ihrer ganzen Familie?“
Ich grinste und antwortete: „Zum einen war Barbara damals bereits dabei, zum anderen ist Christian einer der Jungs, der, obwohl inzwischen volljährig, immer noch von Barbara betreut wird, bis seine Ausbildung abgeschlossen ist. Dann hätten wir da noch Kevin, der ins Appartement von Bernhard und Benjamin mit seinem Freund einzieht, der ebenfalls von Barbara bis zum Ende seiner Ausbildung betreut wird.
Bei ihrem Ehemann Dieter steht im Focus sein Schützling Noah, der ebenfalls volljährig ist, aber wegen seiner Behinderung im Betreuten Wohnen lebt. Auch er begleitet die ersten Schritte von Noah in seine Selbstständigkeit. Er weiß, dass Simon im Sommer bei Noah einziehen wird und bei uns seine Ausbildung beginnt. Ich denke, er wird mit Simons Eltern besprechen, inwieweit sie sich die Betreuung der beiden Jungs teilen wollen.
Vergiss nicht dabei: Barbara wird für die Jungs, die zurzeit als Pflegekinder bei uns leben und im September ihre Ausbildung beginnen, bis zum Abschluss ihrer Ausbildung für sie zuständig sein. Bei allen Adoptivkindern, wozu ihr auch gehört, ist Barbara außen vor. Dort sind immer die Adoptiveltern für die Zeit der Ausbildung verantwortlich.“
Jetzt wurden bereits die ersten Vorspeisen serviert, sodass wir an dieser Stelle unser Gespräch unterbrachen. Es wurde ruhig im Raum. Jeder war mit seiner Vorspeise beschäftigt. Man merkte sehr schnell, dass die ersten ihre Vorspeise schon gegessen hatte, denn so langsam gingen die Gespräche wieder los.
David sagte: „Okay, Peter, jetzt verstehe ich, warum Barbara mit Familie morgen beim Aufbau auftauchen wird. Ich bin gespannt, wie sie auf die neue Wohnung von Ludwig und Christian reagieren wird. Ich habe heute die Pläne gesehen, wie sich die beiden sich das vorgestellt haben. Ich glaube, die beiden toppen damit noch einmal die Einrichtung des Appartements.“
Ich meinte: „Jetzt hast du mich neugierig gemacht. Ich werde morgen oder in den nächsten Tagen beim Aufbau etwas genauer hinsehen, was die beiden Jungs treiben. Wobei ich eher davon ausgehe, dass Ludwig und Christian zuerst Bernhard, Benjamin, Noah und Simon helfen werden, da geplant ist, dass sie selbst erst vier Wochen später umziehen.
Wichtig ist, dass spätestens Ende der Woche Noah, sowie Bernhard und Benjamin umziehen oder bereits umgezogen sind, damit Kevin und Frederik in deren Appartement einziehen können. Simon wird bis zum Sommer voraussichtlich nur während der Oster- und Pfingstferien hier sein. Mit Beginn der Sommerferien zieht er dann endgültig zu Noah im Gutshof um.
Da Frederik ab morgen seine Arbeit im Hofladen aufnimmt und vermutlich ab nächster Woche die Einrichtung des neuen Hofladens in der Gärtnerei Grubmüller überwacht, wird er nur noch abends hier sein können, um Kevin zu helfen. Kevin fängt am ersten März seine Ausbildung als Bürokaufmann bei Ludwig in der Kundenverwaltung der Dokumenten- und Bauplanverwaltung an. Bis dahin sollten sie auf alle Fälle in ihrem eigenen Appartement leben können.“
Wieder wurde ich unterbrochen, da die Servicemannschaft die Hauptspeise servierte. Vorher hatten sie bereit die leeren Teller der Vorspeise abgeräumt. Da ich heute Rinderbäckchen auf der Speisekarte entdeckt und bestellt hatte, freute ich mich schon auf mein Abendessen. Als Tobias sah, was ich mir bestellt habe, fragte er: „Peter, was hast du da auf deinem Teller, das habe ich ja noch nirgends gesehen.“
Ich lachte und erklärte: „Willst du mich auf den Arm nehmen? Du willst doch nicht ernsthaft behaupten, dass du noch nie Knödel mit Soße und buntem Gemüse gesehen hast. Beim Fleisch bin ich mir sicher, dass du das nicht kennst. Rinderbäckchen gibt leider nicht so oft zu kaufen. die fallen heutzutage eher unter Spezialitäten. Wenn du in einem Supermarkt dein Fleisch einkaufst, wirst du sie gar nicht finden, denn in den Großmetzgereien werden diese Fleischteile zum Herstellen von den Wurstwaren verwendet. Nur bei unserer hauseigenen Schlachtung werden viele Teile des Tieres noch so wie früher zum Kochen, Braten und Schmoren verwendet.“
Tobias bat mich darum, ihm ein kleines Stück abzugeben, damit er es probieren könne. Ich schnitt einen kleinen Bissen von meinem Fleisch ab und schob es ihm auf seinen Teller und meinte: „Ausnahmsweise, aber mehr gebe ich nicht ab.“
David, der durch unsere Unterhaltung neugierig wurde, wollte ebenfalls ein kleines Stück von den Rinderbäckchen probieren. Tobias teilte das ihm abgetretene Stückchen in zwei Teile und schob es mit seiner Gabel direkt in Davids Mund. David kaute und zerbiss das kleine Stück Fleisch und meinte: „Wow, das schmeckt verdammt gut. Das Fleisch ist so weich und zart. Wenn es das wieder einmal gibt, bestelle ich mir auch so etwas leckeres.“
Tobias hatte sein kleines Stück inzwischen ebenfalls im Mund und, als er es zerkaut und geschluckt hatte, sagte er: „Peter, warum hast du uns nicht vorher verraten, dass das, was du dir bestellt hast, so genial im Geschmack ist. Wenn ich das früher gewusst hätte, wäre jetzt kein Schweinsbraten auf meinem Teller gelandet. Wenn Sebastian das nächste Mal die Rinderbäckchen auf der Speisekarte hat werde ich sie definitiv bestellen.“
Dazu meinte ich noch: „Selbst schuld, wenn man immer nur das bestellt, was man seit Kindertagen kennt. Bei euch ist es wie in einem alten bayrischen Sprichwort: Was der Bauer nicht kennt, das kommt auch nicht auf den Tisch. Es gibt noch viele alte Gerichte, die heute kaum noch auf den Tisch kommen, weil sehr viele nur Fertiggerichte bevorzugen. Kaum einer will heute noch selbst kochen, da es bequemer und schneller ist, auf gefrorene Fertiggerichte zurückzugreifen.“
Inzwischen hatte ich genug erklärt und wollte nur noch in Ruhe mein Essen genießen, bevor es kalt wird. Beim Abräumen der Tische sagte Dennis zu mir: „Peter, ich habe veranlasst, dass die frischen Semmeln und Brezeln für die vier Gäste morgen früh wieder direkt ins Gutshaus zu uns geliefert werden. Ich gehe davon aus, dass Familie Bauer und Noah morgen früh wieder bei uns zum Frühstück erscheinen.“
Ich erwiderte: „Das war etwas voreilig. Wir sind mit ihnen so verblieben, dass die vier morgen im Gesindehaus frühstücken. Wenn du mir morgen früh beim Vorbereiten des Frühstücks hilfst, dann informiere die Gäste aus dem Gesindehaus, dass sie morgen wieder bei uns zum Frühstück erwartet werden. Dann brauchst du nicht extra ins Gesindehaus, um für die Vier das Frühstück vorzubereiten.“
Dennis meinte: „Okay, Chef, dann werde ich unsere Gäste davon informieren, dass sie morgen wieder bei uns zum Frühstück eingeladen sind. Klar helfe ich dir morgen bei den Vorbereitungen fürs Frühstück. Es sind immerhin wieder zehn Personen, die verköstigt werden sollen. Sofern nicht deine beiden Enkelkinder, wie des Öfteren an den Wochenenden, bei uns zum Frühstück auftauchen.“
Ich beobachtet ihn, wie er zu Familie Bauer an den Tisch ging und ihnen die Planänderung erklärte. Alexandra stand neben mir und fragte, ob ich auch ein Dessert oder einen Kaffee haben will. Ich bestellte mir einen Espresso, mehr wollte ich meinem Magen heute nicht mehr zumuten.
Gegen zweiundzwanzig Uhr verabschiedeten sich die Ersten. Einige mussten morgen arbeiten und teilweise bereits um fünf oder sechs Uhr morgens wieder aufstehen. Dennis und ich sollten kurz nach sieben Uhr aufstehen, damit wir rechtzeitig im Bad waren und um acht Uhr das Frühstück fertig vorbereitet war.
Babsi und Bruno kamen zu mir und verabschiedeten sich bis morgen früh. Babsi fragte: „Warum habt ihr jetzt doch wieder umdisponiert und wir frühstücken bei euch? Du hattest doch gesagt, dass wir morgen im Jugendhotel frühstücken sollen.“
Darum erklärte ich: „Dennis war vorher bei mir und hat gemeint, dass er nur für euch vier das Frühstück im Jugendhotel vorbereiten darf. Da kann er auch mit mir das Frühstück bei uns in der Wohnung herrichten. So braucht auch nur eine Küche wieder aufgeräumt werden. Aufstehen hätte er so oder so müssen, egal wo das Frühstück vorbereitet wird. Um acht Uhr, morgen doch etwas später als heute, und vor allem sonntags immer eine Runde gemütlicher.“
Da immer mehr sich verabschiedeten, beschlossen wir ebenfalls nach oben in die Wohnung zu gehen. Wir setzen uns ins Wohnzimmer und unterhielten uns noch. David und Tobias erklärten, dass sie morgen und am Montag Noah und Simon beim Aufbau der Möbel und beim Einrichten der Wohnung helfen werden. Ludwig und Christian hätten angekündigt, dass sie morgen in erster Linie bei Bernhard und Benjamin mithelfen wollen.
Inzwischen waren auch Felix und Dennis oben angekommen und setzten sie sich noch zu uns ins Wohnzimmer. Dennis meinte: „Wir beide würden gern mithelfen beim Aufbauen der Möbel. Damit könnten wir erste Erfahrungen sammeln, die uns im Sommer, wenn wir in eine gemeinsame Wohnung einziehen wollen, sicher helfen werden.“
Thomas grinste und erklärte: „Was hält euch davon ab, entweder bei Noah oder Simon oder bei Bernhard und Benjamin mitzuhelfen. Bei Letzteren sind Möbel für drei Zimmer aufzubauen. Es geht ja nicht nur darum, Möbel zusammenzuschrauben, da gibt es viel mehr, was zu erledigen ist. Für die Lampen kommen morgen Mittag Alex und ein Elektriker, aber auch Gardinen und Vorhänge müssen aufgehängt werden.
Ihr könnt euch sicher nützlich machen, Arbeit gibt es genügend, da bin ich mir sicher. Wenn zu viele Helfer in den beiden Wohnungen vorhanden sind sehe ich kein Problem. Immerhin gibt es auch noch die Möglichkeit, dass bei Ludwig und Christian bereits die ersten Möbel aufgebaut werden.“
Wieder einmal mischte ich mich ein: „Wobei wichtig ist, dass die beiden Wohnungen von Noah und Simon, sowie Bernhard und Benjamin bis zum kommenden Wochenende fertig werden, damit die zwei Paare einziehen können. Ludwig und Christian sollen planmäßig erst vier Wochen später umziehen. Zwischen acht und zehn Personen können sich in einer Wohnung gleichzeitig bei der Arbeit austoben.
Wenn ich kurz zusammenrechne, wer bereits fest zugesagt hat und die drei Paare berücksichtige, komme ich mit Thomas und mir bereits auf fünfundzwanzig Personen, die wir auf die drei Wohnungen verteilen können. Dazu kommen noch Axel und der Elektriker, die ab Mittag zur Verfügung stehen. Wenn noch mehr Leute zum Helfen kommen, wird es richtig rund gehen. Vermutlich wird es Sinn machen, die kleineren Möbelstücke im Hausflur aufzubauen und fertig in die Wohnungen zu tragen.
Wobei, spätestens ab dreizehn Uhr wird auch das nicht mehr möglich sein, wenn Sebastian mit seinen Leuten das Kuchen- und Brotzeit-Buffet aufbauen wird. Vielleicht ist es sinnvoll, als erstes die Tische und Stühle zusammenzubauen, damit wir in Etappen Kaffeetrinken oder eine Brotzeit essen können. Sebastian bringt sicher Biertische mit, um sein Buffett aufzubauen.“
Dennis grinste und erklärte: „Das wusste ich bereits. Ich habe mitbekommen, wie Alexandra und Sebastian darüber gesprochen haben. Alexandra hat bei Martina gestern Abend noch Kuchen für mindestens vierzig Personen bestellt, weil angeblich Barbara mit Familie ebenfalls kommen wird. Sebastian meinte, dass es wohl eine größere Party werden könnte als vor gut zwei Jahren, als die Jungs damals im Gesindehaus die beiden Appartements eingerichtet haben.
Es war sogar die Rede davon, dass möglicherweise Michaels sowie Bernhards und Andreas Eltern erscheinen. Übrigens, das mit dem Aufbau von Möbeln im Hausflur wird nicht möglich sein, weil Alexandra vorher Alejandro und Jorge beauftragt hat, frühmorgens bereits fünf Biertische und sechs Bänke im Flur aufzubauen. Bevor ihr ins Haus kommt, um die Möbel aufzubauen. Trotzdem sollten wir die Tische und Stühle der Jungs aufbauen, damit auch wirklich alle einen Sitzplatz haben.“
Ich erklärte: „Wenn die Sitzgelegenheiten nicht ausreichen, können wir immer noch auf die beiden Besprechungszimmer in der ersten Etage ausweichen, dort ist sicher noch einmal Platz für rund zwanzig Personen. Wer kümmert sich morgen früh darum, dass genügend Werkzeug und der Bohrhammer zur Verfügung stehen? Es bringt nichts, wenn wir erst nach und nach das Werkzeug zusammensuchen.“
Inzwischen war es doch fast dreiundzwanziguhrdreißig, so dass ich ankündigte, dass ich ins Bett verschwinden werde, weil ich spätestens um sieben Uhr wieder in der Küche stehen darf, um das Frühstück vorzubereiten. David meinte noch, dass er sich mit Tobias um unser Werkzeug kümmern würde, damit wir es mit ins IT-Gebäude mitnehmen können.
Thomas und ich verschwanden ins Bad und als wir fast bettfertig waren, standen Tobias und David ebenfalls bereits im Badezimmer. Wir sagten den Jungs noch gute Nacht und verschwanden in unserem Schlafzimmer.
Am Sonntag klingelte mein Wecker um viertel vor sieben Uhr. Ich ging sofort ins Bad und stand kaum in der Dusche als auch schon Dennis ins Badezimmer eintrat. Da ich bereits die Dusche belegte hatte, putzte er zuerst seine Zähne und rasierte sich kurz. Dann tauschten wir die Plätze. Er kam bereits wieder aus der Dusche, als ich mich auf den Weg ins Schlafzimmer machte, um mich anzuziehen.
Kurz nach sieben Uhr stand ich in der Küche und hatte gerade die Kaffeemaschine mit Wasser und Kaffeepulver befüllt, als Dennis eintrat. Er meinte, er schaue kurz nach unten, ob die Backwaren bereits angeliefert seien. Ich hatte gerade das Besteck aus der Schublade geholt, als er wieder in die Küche kam und die gelieferten Backwaren abstellte.
Wir gingen beide ins Esszimmer und deckten den Tisch für zehn Personen. Danach ging es zurück in die Küche, wo inzwischen der Kaffee durchgelaufen war. Ich befüllte die Kaffeemaschine erneut mit Wasser und gemahlenen Kaffee. Den bereits fertigen Kaffee füllte ich vorher in eine Thermoskanne damit er, bis alle zum Frühstück kommen, noch schön heiß war.
Während Dennis die Backwaren auf mehrere Körbchen verteilte und mit ihnen im Esszimmer verschwand, fing ich an unseren Vorratsschrank zu plündern und Honig und verschieden Marmeladen herauszuholen. Zuletzt wählte ich noch zwei verschiedene Cerealien. Beim Kühlschrank wiederholte sich die Plünderungsaktion. Diesmal waren es Butter, Margarine, verschiedene Käse- und Wurstsorten, die ich entnahm.
Dennis hatte aus dem Esszimmer drei Servierplatten mitgebracht und verteilte den Käse und die Wurst auf die drei Platten, mit denen er wieder ins Esszimmer wechselte. Ich hatte die Marmeladen und den Honig auf ein Tablett gestellt, zu denen sich noch die Cerealien gesellten. Dazu holte ich noch eine Glaskanne mit Milch, die ich ebenfalls dort abstellte.
Die Kaffeemaschine war gerade zum zweiten Mal fertig, so dass ich den Kaffee in eine weitere Thermoskanne umfüllte. Während ich noch überlegte, ob ich vorsichtshalber noch ein weiteres Mal die Kaffeemaschine bemühen sollte, tauchten Noah und Simon bereits in der Küche auf. Sie erklärten, dass Simons Eltern in wenigen Minuten nachkommen würden. Sie seien schon einmal vorausgegangen, um uns eventuell etwas zu helfen.
Ich meinte: „Jungs, da hättet ihr schon eher aufstehen müssen, das Frühstück ist fast fertig, es fehlen nur noch die Thermoskannen und das vorbereitete Tablett.“
In diesem Moment kam Dennis aus dem Esszimmer in die Küche und erklärte: „Peter, ich habe eben für drei weitere Gäste eingedeckt, die unerwartet bei uns im Esszimmer standen und bei uns mit frühstücken wollten.“
Ich lachte und erklärte: „Willst du mir damit sagen, dass Kevin und Frederik ebenfalls bei uns zum Frühstück erschienen sind, aber wen haben sie mitgebracht.“
Dennis grinste und erklärte: „Peter, mit deiner Vermutung liegst du völlig daneben. Einer von den drei Gästen trägt den Namen Kevin, aber der Rest sieht nicht wie Frederik aus. Es sind deine beiden Enkel, Kevin und Katharina, die wieder einmal, wie so oft an den Sonntagen, bei uns mit frühstücken wollen und sie haben heute Raffael als zusätzlichen Frühstücksgast mitgebracht.“
Noah erklärte: „Peter, das hätten wir dir auch erklären können, die drei kamen von oben und sind mit uns in die Wohnung gekommen und direkt ins Esszimmer gelaufen.“
Dennis sagte: „Raffael will einen Kaffee, aber für Kevin und Katharina brauchen wir jetzt noch warme Milch und Kaba. Ich mach für die beiden schnell einen halben Liter Milch warm.“
Er holte aus dem Kühlschrank eine weitere Milch und erhitzte sie in einem mikrowellentauglichen Gefäß. Aus dem Vorratsschrank holte er die Trinkschokolade und stellte alles bereit. Ich füllte jetzt doch die Kaffeemaschine noch einmal zur Hälfte mit Wasser und schaltete sie an, nachdem ich Kaffeepulver in den Filter gefüllt hatte.
Da ansonsten alles vorbereitet war, gingen wir mit den restlichen Sachen und den Thermoskannen ins Esszimmer, wo wir bereits von unseren restlichen Mitbewohnern und den drei Zusatzgästen erwartet wurden. Noch fehlten Simons Eltern, die etwa fünf Minuten später ins Esszimmer eintraten, nachdem wir uns alle hingesetzt hatten.
In der Zwischenzeit berichtete Kevin: „Raffi ist mit Alejandro und Jorge auf dem Weg nach oben gewesen, als wir gerade zu euch nach unten wollten. Als wir erklärten, dass wir zu euch zum Frühstück gehen, hat er mich gefragt, ob er uns begleiten könne. Ich meinte, dass er bestimmt nicht auffallen werde. Er ging mit seinen Vätern nach oben und hat für sich auch eine Semmel mitgebracht, wir haben zwischenzeitlich auf ihn gewartet. Ich hoffe ihr seid nicht sauer deswegen.“
Thomas grinste und sagte: „Das muss ich mir noch schwer überlegen. Obwohl, wenn er nachher mit uns zu den Jungs rüber geht und beim Aufbau der Möbel mithelfen will, geht das schon in Ordnung.“
Raffael meinte: „Klar bin ich mit dabei, ich habe doch Noah und Simon gestern bereits versprochen, dass ich ihnen heute beim Zusammenbau ihrer Möbel helfen will. Ich war heute Morgen schon mit meinen beiden Vätern drüben und wir haben die Biertische und -bänke nach oben gebracht und aufgestellt.“
Noah schaute mich an und wollte wissen, wieso die drei heute morgen bereits Biertische und Bierbänke nach oben geschleppt hätten. Ich grinste und meinte: „Es gibt heute Nachmittag noch eine kleine Überraschung und dazu werden die Bierbänke und -tische gebraucht. Dass sie heute früh bereits nach oben gebracht werden, habe ich selbst erst letzte Nacht erfahren.“
Da jetzt alles ausdiskutiert war, widmeten wir uns dem Frühstück. Katharina hatte sich weder neben mich noch neben Thomas gesetzt. Heute musste Tobias für meine Enkelin das Brötchen schmieren. Er war erst verwirrt, da sie bisher immer neben Thomas oder mir gesessen war und von uns mit geschmierten Semmeln versorgt wurde. David grinste und meinte frech: „Tobias, so wie es aussieht hat dich Katharina in ihr Herz geschlossen. Ab sofort darfst du ihr beim Sonntagsfrühstück unter die Arme greifen.“
Tobias konterte: „Abwarten, vielleicht bist du der Nächste, den sie beim nächsten gemeinsamen Frühstück die Arbeit machen lässt. Nur weil sie sich heute neben mich gesetzt hat, heißt das noch lange nicht, dass ich immer ihre Semmeln vorbereiten darf. Ich freue mich schon auf dein dummes Gesicht, wenn sie neben dir sitzt und du sie bedienen darfst.“
Thomas meinte: „Ich glaube eher, dass sie inzwischen gelernt hat, dass man sich nicht nur von den Opas helfen lassen kann, sondern auch die beiden Onkels durchaus in der Lage sind, sie zu unterstützen.“
Es war schon fast neun Uhr, als alle satt um den Tisch saßen und Noah meinte: „Ich baue heute keine Möbel zusammen, ich habe zu viel gegessen und kann mich kaum noch bewegen. Ich hätte nichts dagegen, wenn ihr unser Bett zusammenbaut und ich euch nur vom Bett aus zuschaue, wie ihr unsere restlichen Möbel aufbaut.“
Babsi erwiderte: „Noah, das könnte dir so passen, du kleiner fauler Sack. Die anderen dürfen für dich und Simon schuften und ihr schaut gemütlich zu. Soweit ich informiert bin, soll das euer erstes gemeinsames Liebesnest werden. Da seid schon ihr gefragt, wie es aussehen soll. Wir können euch nur unterstützen beim Zusammenbauen, die Verantwortung liegt bei euch beiden.“
Kurz vor neun Uhr beendeten wir das Frühstück, während Dennis und Felix mit Thomas und meiner Hilfe den Tisch abräumten und die Reste in die Küche brachten, wo das schmutzige Besteck und das Geschirr sofort im Spüler landeten. David, Tobias und Raffael gingen in den Keller und organisierten das Werkzeug, das wir ins IT-Gebäude mitnehmen wollten.
Gegen neunuhrzwanzig verließen wir unsere Wohnung und trafen im Treppenhaus auf die drei Jungs aus Philipps und Marcus Wohnung, die beim vorbereiteten Werkzeug standen und auf uns warteten. Pit meinte, sie hätten auf uns gewartet, weil sie vermutlich gar nicht ins Haus gekommen wären, sofern die Jungs aus dem Gesindehaus noch nicht hier sind.
Gemeinsam gingen wir zum IT-Gebäude und Noah öffnete mit seinem Chip den Zugang zum Gebäude. Ich fragte Simon, ob er bereits einen Chip erhalten hätte, mit dem er ins IT-Gebäude und in die Wohnung kommen würde. Er schaute mich an und erklärte, dass bisher nur Noah einen Chip besitzt, mit dem sie ins Haus und in die Wohnung kommen.
Oben angekommen stellten wir fest, dass die Wohnungstüren der beiden anderen Wohnungen offenstanden. Noah öffnete die Tür zu seiner und Simons Wohnung und die Jungs stürmten die Wohnung. Ich lauschte, aus welcher der beiden anderen Wohnungen Geräusche oder Gespräche zu hören waren. Aus Bernhards und Benjamins Wohnung drangen entsprechende Geräusche.
Ich ging in die Wohnung und wurde im Wohnzimmer fündig. Dort waren die Jungs bereits dabei die ersten Pakete zu öffnen und sich die Teile bereitzulegen. Ich ging zu Bernhard und fragte: „Bernhard, hast du ein paar Minuten für mich, ich müsste da dringend etwas mit dir klären.“
Bernhard grinste und folgte mir in den Hausflur. Dort erklärte ich: „Simon bräuchte einen Chip, damit er wie Noah jederzeit ins Haus und in die Wohnung kommen könne, auch wenn er erst im Sommer endgültig hier einziehen wird.“
Bernhard erklärte: „Peter, wenn du dich ein wenig gedulden kannst, erstelle ich für Simon einen Chip für die Wohnung und den Zugang zum IT-Gebäude. Ich werde ihm auch gleich den Zugang in unsere Abteilung einrichten, damit er diese Woche während seines Praktikums jederzeit ins Büro kommt. Ich will nur schnell noch mit Benjamin den Jungs in unserer Wohnung erklären, wo die fertigen Schränke aufgestellt werden.“
Ich ergänzte: „Du kannst Ludwig und Christian zu mir schicken. Die beiden können in ihrer Wohnung anfangen die Pakete zu sortieren, da wir mit elf Leuten hier sind und das eindeutig zu viel sind für die kleine Wohnung von Noah und Simon. Da können sicher einige bei euch mithelfen.“
Bernhard sagte noch: „Peter, kannst du mir sagen, wieso hier im Hausflur Biertische und -bänke aufgebaut sind. Wir haben uns vorher schon gewundert, wo die über Nacht hergekommen sind.“
Deshalb erklärte ich: „Es gibt am Nachmittag Kaffee und Kuchen für alle Helfer und etwas später am Nachmittag liefert uns Sebastian ein Buffett. In etwa vergleichbar mit dem, was es beim Aufbau eurer Möbel im Gesindehaus gegeben hat. Im Unterschied zu damals haben wir diesmal keine leerstehende Wohnung, in der es stattfinden kann. Deshalb findet es nun im Hausflur statt. Ich hätte da auch eine Frage an dich. Es gibt das Gerücht, dass deine und Michaels Eltern heute vorbeikommen wollen, um zu sehen, wohin ihr umzieht?“
Bernhard grinste und erklärte: „Der Besuchstermin ist schon seit Wochen geplant. Damals ahnte noch keiner, dass wir an diesem Wochenende wieder einmal Möbel zusammenbauen und demnächst ein Umzug ansteht. Weder Michaels noch unsere Eltern wissen, dass wir gestern beim Möbel einkaufen waren und heute die Möbel aufbauen.
Deswegen sind mein Bruder Andreas und sein Michael auch nicht hier. Andreas darf am Vormittag noch arbeiten. Und anschließend dürfen sie unsere Eltern gegen dreizehn Uhr dreißig in Empfang nehmen und mit ihnen ins IT-Gebäude kommen. Es soll für sie eine Überraschung werden, dass Benjamin und ich uns vergrößern. War doch alles sehr kurzfristig mit der Umzugsplanung.“
Ich wartete auf Ludwig und Christian, die kurze Zeit später aus der Wohnung zu mir kamen. Ich erklärte: „Wir haben so viele Helfer, die euch beim Aufbau der Möbel helfen wollen. Bevor sich alle gegenseitig auf die Füße treten, könnt ihr in eurer Wohnung bereits die Pakete vorsortieren. Ich werde gleich einige der Helfer, die sich noch bei Noah und Simon herumtreiben zu Bernhard und Benjamin schicken.“
Die beiden Jungs gingen in ihre zukünftige Wohnung und auf dem Weg in die Wohnung von Noah und Simon klingelte mein Smartphone. Ich nahm das Gespräch entgegen und Florian meinte, dass sie nicht ins IT-Gebäude kämen. Ich erklärte ihnen, dass sie am besten in allen drei Wohnungen klingeln sollen, dann würde ihnen schon aufgemacht werden.
Bernhard kam gerade aus seiner Wohnung und ich stoppte ihn: „Wenn du jetzt ins Büro gehst, kannst du auch gleich noch für die Klingelanlage Namensschilder erstellen und anbringen. Vier weitere Helfer standen eben vor der Haustür und wussten nicht, wie sie ins Haus kommen sollten.“
Bernhard erklärte, dass er das gleich mit erledigen wird. Inzwischen waren auch die vier Jungs aus dem Verwalterhaus oben angekommen. Ich erklärte ihnen, dass es am besten sei, wenn sie direkt in die Wohnung von Benjamin und Bernhard gehen würden um dort zu helfen. In Noahs und Simons Wohnung wären schon genügend Helfer anwesend.
Ich schaffte es endlich in Noahs Wohnung und Raffael empfing mich mit der Nachricht, dass gleich noch drei weitere Helfer hier auftauchen werden. „Kevin, Stephan und mein Namensvetter Raphael sind auf dem Weg ins IT-Gebäude, um mitzuhelfen.“
Ich ging zu Thomas und erklärte ihm: „Es kommen gleich noch drei weitere kleine Helfer. Deshalb habe ich für dich und die vier Jungs, Stephan, Raphael, Kevin und Jorges Raffael einen Sonderauftrag. Ihr werdet in allen drei Wohnungen zuerst nur die Esstische und Stühle aufbauen, damit wir später genügend Sitzgelegenheiten haben.“
Thomas und ich gingen zu Noah und ich fragte ihn: „Noah, kannst du mir sagen, in welchen Paketen euer Esstisch und die dazugehörigen Stühle sind? Thomas wird mit unseren vier jüngsten Helfern in allen Wohnungen gleich die Tische und Stühle zusammenbauen und aufstellen, damit wir später genügend Sitzgelegenheiten haben.“
Noah ging mit uns in eine Ecke des Wohnzimmers und erklärte: „Das sind die Pakete für den Esstisch und dazu die sechs Stühle. Wenn sie zusammengebaut sind, könnt ihr sie gleich hier aufstellen, da stören sie am wenigsten. Thomas, wir haben uns mit den anderen Jungs abgesprochen und für alle Wohnungen den gleichen Esstisch besorgt, nur die Stühle dazu sehen bei allen anders aus.“
Thomas grinste und meinte: „Gut zu wissen, dass wir mit nur einer Aufbauanleitung kämpfen müssen, wenn es um die Tische geht. Kannst du mir erklären, warum ihr euch auf ein Modell eingeschränkt habt?“
Noah kicherte und sagte: „Wir haben beschlossen, dass wir an den Sonntagen gemeinsam frühstücken wollen, und deshalb sollte in jeder Wohnung ein großer Tisch für sechs Personen sein, damit alle Platz finden. Außerdem hat Ludwig vorgeschlagen, dass wir gelegentlich Spieleabende abhalten könnten, wo ebenfalls alle Platz finden sollten.“
Inzwischen waren die zwei Jungs von Marion und Kevin in der Wohnung eingetroffen und unterhielten sich mit Raffael. Thomas ging zu ihnen und meinte: „Wir haben von Peter einen Spezialauftrag erhalten und sollen in allen drei Wohnungen die Esstische und die Stühle aufbauen. Wir sind damit die Spezialisten, die für einen ordnungsgemäßen Aufbau verantwortlich sind. Wir fangen gleich hier bei Noah und Simon an.“
Inzwischen war Bernhard wieder nach oben gekommen und hatte sich bei Simon angeschlichen, der mit seinem Vater mit den Bauteilen für die Sitzlandschaft kämpfte. Er klopfte ihm mit einem Finger leicht auf die Schulter. Wie von einer Tarantel gestochen sprang Simon an und fauchte ihn an: „Bist du wahnsinnig, mich so zu Tode erschrecken. Ich hätte einen Herzinfarkt erleiden können. Mach das bitte nie wieder. Ich reagiere auf Berührungen, die von hinten kommen und die ich nicht sehen kann, immer noch sehr schreckhaft.“
Bernhard schaute Simon entschuldigend an und meinte: „Das wusste ich nicht Simon. Tut mir fürchterlich leid, aber ich wollte dir nur den Chip übergeben, damit du jederzeit in eure Wohnung kannst. Ich werde mich zukünftig daranhalten, mich dir nicht mehr von hinten anzunähern.
An mich gewandt sagte er: „Peter, ich brauche deine Hilfe bei den Schildern für die Klingelanlage. Wir haben unten insgesamt sechs Klingelknöpfe und keine Ahnung welcher wo klingelt. Ich habe mir zwar den Plan angeschaut, aber dort ist nirgends hinterlegt, wo es klingeln soll. Ich habe jetzt sechs Schilder angefertigt, die drei für die Wohnungen mit unseren Namen. Ein Schild ist für unten für die Immobilienverwaltung, ein weiteres für den Bereich IT allgemein, das letzte für unseren Bereich.
Ich gehe nach unten und probiere die Knöpfe aus. Dazu rufe ich dich an und du sagst mir, wo es geklingelt hat. Wenn wir die Wohnungen fertig haben, kommst du in den ersten Stock und das Spiel beginnt von vorn. Dann bleibt am Ende nur noch im Erdgeschoss die Immobilienverwaltung übrig.“
Ich wartete ihm Hausflur auf Bernhards Anruf, der auch nicht ausblieb. Er meinte, dass er jetzt den obersten Knopf drücken würde. Ich horchte und meinte, dass es in seiner Wohnung geklingelt hätte, bat aber darum, noch zweimal zu klingeln, um das sicher nachzuprüfen. Ich bestätigte ihm, dass es definitiv in seiner Wohnung geklingelt hat.
Die nächste Wohnung, in der es klingelte, war die von Noah, in diesem Fall war es sehr eindeutig, da ich direkt davorstand. Jetzt blieb noch die die Wohnung von Ludwig und Christian übrig. Ich stand davor und als es dort klingelte, bestätigte ich sofort, dass es in Ludwigs Wohnung geklingelt hat. Damit hatten wir das Dachgeschoss abgehandelt.
Ich ging nach unter ins Erdgeschoss zu Bernhard. Er meinte: „Jetzt wollen wir herausfinden, wie das mit den Klingeln im Bürobereich läuft. Wir fangen in der Immobilienverwaltung an. Gehst du und stelle bitte fest, wo und wie es klingelt.“
Ich ging in die Immobilienverwaltung und Bernhard betätigte den Klingelknopf, bei dem er vermutete, dass er für die Räume im Erdgeschoss gehört. Erst hörte ich gar nichts, bis ich aus einem Büro hörte, dass eines der Telefone klingelte. Ich ging in das Büro und nahm den Hörer ab und sagte: „Hallo, hier ist Peter aus dem Büro der Immobilienverwaltung, was kann ich für sie tun?“
Im Display des Telefons erschien das Bild von Bernhard. Er schaute sich verwundert um und antwortete: „Kannst du mich sehen? Hier scheint eine Mikro-Kamera verbaut zu sein. Wo steckst du?“
Ich lachte und antwortete: „Ja, ich kann dich sehen. Du bist hier auf dem Display des Telefons, an dem es gerade geklingelt hat. Ich vermute, dass die Klingelanlage in den Bürobereichen auf die Telefonanlage aufgeschaltet ist und in den Büros klingelt. Als ich den Hörer abgenommen habe und meinen Spruch aufsagte, erschien dein Bild auf dem Display. Vermutlich funktioniert das in den Wohnungen ebenso.“
Ich legte den Hörer wieder auf und ging zurück nach draußen zu Bernhard. Ich stand neben ihm, als er meinte: „Wenn nachher der Elektriker kommt muss er mir unbedingt zeigen, wo und wie wir das programmieren können, welche Telefone klingeln sollen. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob Philipp oder Marcus wissen, was die Jungs von den Handwerkern hier eingebaut haben. Ich habe zwar mitbekommen, dass dies das erste Gebäude im Gutshof ist, dass mit einer neuen Technik der Haussteuerung ausgestattet ist. Aber dass die Telefone einen Besucher in den Büros ankündigen wusste ich bisher nicht. Zurzeit ist es noch so, dass der Erste, der morgens kommt, denn kleinen Hebel am Schließer umlegt und damit die Zugangstür jederzeit geöffnet werden kann.“
Ich meinte: „Ich gehe jetzt nach oben in die Büros der IT. Ich melde mich bei dir, wenn ich in einem der beiden Flure bin.“
Oben angekommen betrat ich den Bereich, in dem zukünftig Bernhard und Ludwig mit ihren Mitarbeitern der Dokumente- und Bauplanverwaltung sitzen werden. Ich rief ihn an und meinte, er solle jetzt einen der beiden noch ungeklärten Knöpfe drücken. Da es ruhig blieb, meinte ich, er solle jetzt den zweiten Knopf versuchen. Ich hörte das Klingeln aus dem Büro, in dem Bernhard und Noah derzeit saßen, ging hinein und nahm den Hörer ab. Frech meinte ich: „Wer stört mich bei der Arbeit? Zu deiner Information, ich benutze eben dein Telefon im Büro.“
Bernhard lachte und sagte: „Aha, bei mir klingelt es also, wenn einer den Klingelknopf betätigt. Peter, bleib wo du bist, ich bringe nur schnell die letzten beiden Namensschilder an und komme anschließend zu dir hoch.“
Vier Minuten später stand er neben mir und meinte: „Immerhin wissen wir jetzt, wo es klingelt, wenn an der Klingelanlage ein Knopf gedrückt wird. Ich werde kurz einen Blick in die Steuerung der Telefonanlage werfen und nachschauen, ob ich Informationen zur Steuerung der Klingelanlage finde.“
Er aktivierte sein Notebook am Schreibtisch und rief die Steuerung der Telefonanlage auf. Auf Anhieb fand er keinen Punkt, der darauf hindeutete, dass die Klingelanlage mit der Telefonanlage gekoppelt sei. Erst als er seine Nebenstelle aufrief, tauchten die ersten Informationen auf, dass sein Telefon mit der Klingelanlage verbunden ist und er jetzt Anpassungen vornehmen kann.
Ich meinte, dass ich mal wieder nach oben gehe, bevor ich auf die Vermisstenliste gesetzt werde. Außerdem ist es schon fast zwölf Uhr und Axel und der Elektriker werden gleich hier sein.
Oben angekommen ging ich in Noahs und Simons Wohnung, wo im Wohnzimmer bereits Tisch und Stühle aufgebaut waren. Ich fragte Bruno, wie es ihnen ergehe beim Aufbau der Möbel. Bruno meinte: „Ich merke schon, dass ich bisher nie Möbel des schwedischen Möbelhauses aufgebaut habe. Aber so langsam haben wir den Dreh raus, wie das abläuft. Immerhin ist die Aufbauanleitung sehr gut und übersichtlich gestaltet, so dass wir gut damit zurechtkommen.“
Ich bat die beiden alle Lampen, die angebracht werden sollen, bereitzustellen, weil demnächst der Elektriker kommt und in allen Wohnungen die Lampen installieren wird. Damit verließ ich die Wohnung wieder und ging in die mittlere Wohnung zu Benjamin.
Benjamin war mit zwei Jungs im Wohnzimmer beschäftigt die Wohnlandschaft aufzubauen. Ich erinnerte ihn ebenfalls daran die Beleuchtung vorzubereiten, damit der Elektriker nachher ohne größere Unterbrechung diese montieren kann. Thomas war mit seiner Truppe dabei die restlichen Stühle zusammenzubauen, der Esstisch stand bereits fertig an der Wand.
Benjamin fragte mich, wo denn Bernhard stecken würde. Er hätte ihn schon längere Zeit nicht mehr in der Wohnung gesehen. Ich erklärte ihm, dass wir am Hauseingang die Namensschilder angebracht haben und er jetzt noch in seinem Büro sitzt, da die Klingeltasten für die Büros direkt auf die Telefonanlage aufgeschaltet seien und bisher nur sein Telefon klingelt, wenn jemand auf den Knopf drückt.
Auf dem Weg in Ludwigs und Christians Wohnung riskierte ich noch einen Blick ins Gästezimmer und ins Schlafzimmer. Im Schlafzimmer war der Kleiderschrank schon weit fortgeschritten und sollte noch vor vierzehn Uhr fertiggestellt sein. Bei Christian, der im Wohnzimmer war, folgte das gleiche Spielchen wie vorher, nämlich die Aufforderung, die Beleuchtungskörper rechtzeitig bereitzustellen, für den Elektriker. Der Esstisch und die Stühle standen noch verpackt in einer Ecke.
Da es hier nur das Schlafzimmer gab, warf ich einen kurzen Blick hinein und sah, dass die Jungs um Ludwig bereits mit dem Aufbau des Kleiderschranks begonnen hatten. Ich beobachtete sie kurz und stellte fest, dass sie mit einer anderen Taktik an den Aufbau herangingen als die Jungs in den beiden anderen Wohnungen.
Es klingelt bei Ludwig und ich ging zur Wohnungstür, neben der ein kleines Kästchen mit einem Hörer hing. Ich hob den Hörer ab und es erschien ein Bild, das mir Axel und seinen Begleiter zeigte. Ich drückte den zugehörigen Knopf, damit sich die Haustür von außen öffnen ließ und die beiden verschwanden aus dem angezeigten Bild.
Zwei Minuten später standen sie oben im Hausflur und Axel meinte: „Am besten wir versammeln sämtliche Mieter in eine Wohnung und erklären ihnen alle Funktionen der Haustechnik, dann brauchen wir nicht alles drei Mal erzählen.“
Ich meinte: „Das hört sich sehr vernünftig an. Noah und Simon werde ich benachrichtigen. Ihr könnt aus den beiden anderen Wohnungen Ludwig und Christian, sowie Bernhard und Benjamin holen. Wir treffen uns dann in Simons und Noahs Wohnung. Ich rufe gleich noch Bernhard an, der sitzt gerade noch in seinem Büro und kämpft mit der Klingelanlage in den Büros.“
Axel meinte: „Norbert, du fängst am besten damit an, die Lampen zu montieren. Dann gehe ich inzwischen nach unten ins Büro und erkläre Bernhard die Steuerung und Einrichtung der Klingelanlage für die Büros. Wenn ich Bernhard alles gezeigt habe, erklären wir anschließend den Jungs die Steuerung der Haustechnik.“
Ich grinste und meinte: „Bisher war tagsüber das Bürogebäude immer offen, wenn die Jungs arbeiteten. Beziehungsweise sie konnten mit ihrem Chip die Haustür und die entsprechenden Bürobereiche öffnen. Wichtig ist die Klingelanlage doch nur für die Wohnungen, damit ihre Besucher sich bemerkbar machen können. Norbert, wir starten mit der Montage der Beleuchtung bei Noah und Simon und danach geht es bei Bernhard und Benjamin weiter. Anschließend wird bei Ludwig und Christian montiert, denn sie ziehen zuletzt ins Gebäude ein.“
Axel ging nach unten zu Bernhard, um mit ihm die Steuerung der Klingelanlage für die Bürobereiche abzuklären. Ich ging mit Norbert in die Wohnung von Noah und Simon und schnappte mir Noah, dass er mit Norbert abklärt, wo welche Lampen zu montieren sind. Noah erklärte ihm, wo welche Lampe zu montieren ist und bedankte sich schon im Voraus dafür, dass er sich an einem Sonntag bereiterklärt habe, die Beleuchtung bei den Jungs zu montieren.
Norbert ging zuerst nach unten und holte sich eine Leiter sowie das nötige Werkzeug, um die Lampen anzubringen. Nach einer viertel Stunde waren im Wohnzimmer die beiden Beleuchtungen an der Decke montiert. Für die Küche hatten sich die Jungs nur eine Deckenleuchte gekauft, da eine indirekte Beleuchtung der Arbeitsflächen bereits unter den Oberschränken eingebaut war.
Weiter ging es im Schlafzimmer. Die dort vorgesehene Beleuchtung war ebenfalls nach nur wenigen Minuten erledigt. Als Norbert ins Badezimmer ging, stellte er fest, dass sich die beiden Jungs keine Beleuchtung geleistet hatten. Wir besprachen mit Noah, warum sie fürs Bad keine Beleuchtung erworben haben, und er meinte, die sei ihnen durchgerutscht. Norbert meinte: „Am besten holt ihr euch einen Spiegelschrank für das Badezimmer mit integrierter Beleuchtung.“
Babsi fragte ihn, ob die Handwerker Spiegelschränke besorgen können, oder sogar auf Lager haben, der dann morgen montiert werden könne. Norbert meinte dazu, dass sie die normalerweise mit einbauen, wenn sie von vornherein eingeplant sind. Wir sollten das bitte mit Axel klären, der ihnen auch sagen kann, was auf Lager liegt.
Während Norbert die Beleuchtung im Flur montierte, ging ich mit Noah und Simon nach unten ins Büro zu Bernhard. Die Jungs waren scheinbar fertig mit der Einweisung, so dass Noah fragte: „Axel, habt ihr Spiegelschränke auf Lager und baut ihr uns den nachträglich ein?“
Axel grinste und meinte: „Haben wir, aber um sie euch zu zeigen müsstet ihr in unser Büro kommen und könnt dort einen der Spiegelschränke auswählen. Alternativ brauche ich einen Computer, um im System nachzuschauen und euch Bilder zu zeigen.“
Bernhard antwortete frech: „Computer hätten wir hier zur Genüge. ich kann dir mein Notebook starten, du meldest dich an und schon hast du Zugriff auf alle Daten wie an deinem Arbeitsplatz im Büro.“
Bernhard startete sein Notebook erneut und nachdem sich Axel angemeldet hatte, erschien wie von Geisterhand die Oberfläche von Axel. Axel sah verwundert auf den Monitor und sagte: „Kann ich an jeden beliebigen Rechner im Firmennetzwerk gehen und wenn ich mich anmelde, erscheint genau meine Arbeitsoberfläche?“
Bernhard erklärte: „Logisch, wenn dein Notebook seinen Geist aufgeben sollte, bekommst du von uns ein neues Gerät, meldest dich an und deine Arbeitsoberfläche steht dir sofort zur Verfügung. Programme, die noch nicht installiert sind, werden im Hintergrund eingerichtet und du kannst weiterarbeiten wie bisher. Wichtig ist nur, dass du keine wichtigen Daten nur auf deinem Rechner gespeichert hast. Auf die könntest du allerdings dann nicht mehr zugreifen.
Deswegen empfehlen wir dringend, dass alles auf den zentralen Speicher abzulegen ist, damit du dort jederzeit auf deinen persönlichen Bereich zugreifen kannst. Beim Ausfall deines Notebooks sind alle ausschließlich auf ihm gespeicherten Daten und Informationen für dich verloren. Wir können sie wieder verfügbar für dich machen, aber das kann einige Tage dauern, bis du die Daten wieder bekommst. Immer vorausgesetzt, die Festplatte ist nicht vollständig zerstört.“
Axel suchte im System, welche Spiegelschränke auf Lager sind und zeigte den Jungs anschließen die gespeicherten Bilder. Bei einem der Bilder riefen beide Jungs: „Halt, der würde mir gefallen.“
Bernhard und ich fingen zu lachen an, so dass uns drei Jungs verwundert anschauten. Als ich mich wieder etwas beruhigt hatte, erklärte ich: „Das war einfach urkomisch, dass ihr beide zur gleichen Zeit, halt der würde mir gefallen, gerufen habt. Immerhin zeigt es, dass ihr einen gemeinsamen Geschmack besitzt.“
Axel fragte mich, ob die Rechnung für den Spiegelschrank an die Stiftung gehen soll oder die beiden Jungs die Rechnungsempfänger sein sollen. Noah meinte, dass Axel die Rechnung an ihn senden soll, den vorerst zieht nur er ein und Simon ist nur sporadisch hier bis zum Sommer. Erst dann wird er endgültig auf den Gutshof umziehen, um seine Ausbildung zu beginnen.
Er legte Noah als Kunden an und erstellte einen Lieferschein und die dazugehörige Rechnung. Als er alles erledigt hatte, verkündete er: „Ich fahre jetzt sofort kurz ins Lager und hole den Spiegelschrank. Dann kann ihn Norbert gleich noch montieren. Jetzt eine andere Frage, wie sieht es bei den anderen Jungs aus, brauchen die auch einen Spiegelschrank oder haben sie sich einen gekauft?“
Ich meinte: „Keine Ahnung, aber ich kann Ludwig kurz anrufen und wenn er keinen hat, soll er mit Christian herunterkommen und sich einen aussuchen, dann könntest du sie gleichzeitig aus dem Lager holen. Bernhard kannst du direkt befragen. Wenn sie sich noch nicht eingedeckt haben, soll Benjamin ebenfalls kurz nach unten kommen.“
Während ich mit Ludwig telefonierte, sprach Bernhard mit Benjamin und forderte ihn auf in sein Büro zu kommen, sie könnten sich einen Spiegelschrank fürs Bad aussuchen und der wird heute noch montiert, vorausgesetzt wir entscheiden uns für ein Teil, dass auf Lager ist. Ludwig meinte, dass sie sich schon mit einem Spiegelschrank eingedeckt hätten. Entweder Christian oder ich holen ihn gleich aus unserem Appartement.
Ich ging mit Simon und Noah wieder nach oben und unterwegs begegnete uns Benjamin auf dem Weg ins Büro von Bernhard. Wir wünschten ihm viel Spaß beim Auswählen des Spiegelschrankes. Die beiden Jungs verschwanden wieder in ihrer Wohnung und ich machte mich auf die Suche nach Norbert.
Ich fand ihn in der Wohnung von Benjamin und Bernhard und erklärte ihm, dass Axel gleich ins Lager fährt und vermutlich mit zwei Spiegelschränken zum Montieren wiederkommt. Norbert meinte: „Kein Problem, ich bin noch einige Zeit mit den Lampen beschäftigt. Wenn er bis dahin hier ist, kann ich die Spiegelschränke noch montieren. Ich habe für heute keine weiteren Termine und werde von niemand erwartet.“
Ich schaute ihn an und meinte: „Das trifft sich hervorragend. Gegen vierzehn Uhr gibt es Kaffee und Kuchen und um siebzehn Uhr wird vom Restaurant ein Buffett geliefert für alle Helfer. Dazu bist du als Elektriker, der bei den Jungs die Beleuchtungen montiert, herzlich eingeladen.“
Er schaute mich an und erklärte: „Wusste Axel, dass es bei Kaffee und Kuchen gibt und später noch eine kräftige Brotzeit aufgetischt wird? Er hat mit keiner Silbe erwähnt, dass ihr gleichzeitig feiern wollt. Er hat mir gegenüber nur davon gesprochen, dass er mich ins Hofcafé einladen will, wenn ich mit meiner Arbeit fertig bin.“
Ich grinste ihn an und erklärte: „Bis heute Vormittag wusste keiner außer mir, was ich geplant habe. Da die Biertische und -bänke bereits am frühen Morgen aufgebaut wurden, musste ich zumindest den Jungs erklären, was geplant ist.“
Norbert meinte: „Jetzt ist mir auch klar, warum im Hausflur die Tische und Bänke stehen und in allen Wohnungen die Esstische als erstes aufgebaut sind. Peter, ich habe da eine Frage, die mich beschäftigt. Warum bekommen Gerry und Gregor die zweite Wohnung im Dachgeschoss bei den Handwerkern, du hättest sie doch auch hier im Haus unterbringen können?“
Ich erklärte ihm: „Norbert, die Frage ist eigentlich einfach zu beantworten und doch ein wenig kompliziert. Die beiden Jungs sind schwul, wie einige Mitarbeiter in unserer Firmengruppe. Das allein hat nicht den Ausschlag gegeben. Es waren mehrere Faktoren, die mich zu diesem Schritt bewogen haben. Ich nehme an, dir ist bekannt, dass Gerry vor gut eineinhalb Jahren auf der Straße zusammengeschlagen wurde, weil er auf Jungs steht. Er war über ein halbes Jahr im Krankenhaus und auf Reha. Danach ist er im Betreuten Wohnen gelandet, damit er so langsam wieder an ein eigenständiges Leben gewöhnt wird. Vor kurzem hat er sich als Mitarbeiter für unser Lager vorgestellt und wir haben ihn eingestellt.
Beim Vorstellungsgespräch, zu dem Gregor hinzugezogen wurde, trafen die beiden nach gut eineinhalb Jahren wieder aufeinander. Sie hatten sich bei dem Treffen der schwulen Jugendlichen ein einziges Mal getroffen und sich ineinander verliebt, hatten aber an dem Abend nicht miteinander gesprochen. Gerry war nach seinem schweren Trauma nie wieder zum Schwulentreff gekommen und Gregor hatte vergeblich gehofft, dass er eines Tages dort wieder auftauchen würde.
Umso größer war die Überraschung, als die beiden Jungs sich beim Vorstellungsgespräch gegenüberstanden. Da Gregor noch bei seinen Eltern lebte und mit Gerry zusammenziehen wollten, habe ich in Absprache mit seinem Betreuer im Betreuten Wohnen, vereinbart, dass die beiden in die zweite noch leerstehende Wohnung einziehen sollen.
Gerry wäre über kurz oder lang sowieso gezwungen gewesen, sich wieder ein eigenständiges Leben aufzubauen. In diesem Fall wird er, mit seinem Partner Gregor, zu einem früheren Zeitpunkt den Schritt wagen. Für mich entscheidend ist, dass Gerry nicht allein auf die Straße muss, um zur Arbeit zu kommen, sondern er im gleichen Gebäude wohnt und arbeitet. Das gibt ihm in der Anfangszeit eine gewisse Sicherheit, die ihm die Umstellung erleichtern soll.“
Norbert sagte: „Das mit dem Angriff auf sein Leben wissen inzwischen alle Mitarbeiter im Unternehmen. Außerdem ist auch bekannt, dass er demnächst seinen Logistik-Meister machen wird und später die Leitung des Lagers übernehmen soll. Dass Gerry heute noch unter den Folgen des Überfalls leiden könnte, auf die Idee ist, glaube ich, bisher noch keiner von uns gekommen. Zumindest verstehe ich jetzt, warum du den beiden Jungs die Wohnung gegeben hast. Vermutlich hättest du sie auch nur an Gerry vermietet, um ihm eine gewisse Sicherheit zu bieten. Da Axel und Dennis auch ein schwules Pärchen sind, wäre er in ihrer Nähe bestens aufgehoben, sie hätten ihn zumindest in der Anfangszeit unterstützen können.
Ich gehe davon aus, dass Gregor deshalb auch jeden Morgen mit Gerry in die Arbeit kommt, weil er ihn im Betreuten Wohnen abholt und abends wieder zurückfährt, bis die Wohnung renoviert ist und die beiden dort einziehen können. Ich ahne, warum du die beiden vor einer Woche ins Allgäu mitgenommen hast. Vermutlich wolltest du das Selbstwertgefühl von Gerry fordern und fördern.“
Ich schaute ihn an und sagte: „Das war mit einer der Gründe, warum ich die beiden Jungs mitgenommen habe. Sie sollten aber auch die Arbeit der Stiftung kennenlernen. Mit dem dort geplanten Neubau kommt eine große logistische Aufgabe auf die beiden zu. Sie tragen die Verantwortung dafür, dass beim Ausbau des Gebäudes rechtzeitig alle Materialien bereitgestellt und vor Ort angeliefert werden.“
Mein Smartphone machte sich bemerkbar und ich zog es aus meiner Hosentasche. Barbara rief an und wollte wissen, ob ich sie mit ihrer Familie ins Haus lassen könnte, da die Haustüre geschlossen sei. Ich meinte, sie solle doch bei Bernhard und Benjamin klingeln, dann könnte ich den Türöffner betätigen. Kaum hatte ich das gesagt, als es klingelte. Ich ging zum Türöffner und drückte auf den Türöffner.
An Norbert gerichtet, erklärte ich: „Du solltest noch ein wenig weiterarbeiten, bis in einer halben Stunde die Kaffeepause beginnt. Ich muss mich jetzt erst einmal um Barbara vom Jugendamt und um ihren Mann Dieter, dem Chef des Betreuten Wohnens und um ihre beiden Jungs kümmern. Ich hoffe, wir können später weiterreden, denn ich merke, du hast noch ein Anliegen an mich, das dir nicht so einfach über die Lippen kommt.“
Er schaute mich zuerst verwirrt an und ging wieder an seine Arbeit zurück. Bernhard stand urplötzlich neben mir und fragte, ob Andreas eben geklingelt habe. Ich lachte und meinte: „Da muss ich dich enttäuschen. Das war Barbara, die sich die neue Unterkunft von Christian anschauen will. Ihr Mann Dieter möchte sich ein Bild davon machen, was sein Schützling Noah mit seiner Wohnung anstellt und ob es bei seiner Zustimmung zum Umzug bleibt. Seit wann seid ihr beide aus deinem Büro zurück, ich habe nicht mitbekommen, dass ihr nach oben gekommen seid?“
Bernhard meinte: „Wir sind vor etwa einer viertel Stunde zurückgekommen, nachdem Benjamin und ich uns für dasselbe Modell beim Spiegelschrank entschieden haben, wie Noah und Simon und fast auf dieselbe Art und Weise. Axel ist direkt losgefahren und hat gemeint, er sei bis vierzehn Uhr mit den beiden Spiegelschränken wieder hier.“
Ich hörte schon die beiden Jungs von Barbara und Dieter, wie sie die letzten Stufen heraufkamen und abrupt stehen blieben, als sie die Bänke und Tische im Hausflur entdeckten. Kurz dahinter kamen Barbara und Dieter die Treppe hoch und blieben hinter ihren beiden Jungs stehen.
Dann hörte ich, wie Barbara ihre Jungs fragte: „Ich dachte, ihr hättet es so eilig, zu den Kids vom Gutshof zu kommen. Im Moment steht ihr im Weg, als hätte man eure Schuhe fest mit dem Fußboden verschraubt. Peter, kannst du den beiden Jungs erklären, wo sie die Gutshofkids finden können?“
Ich lachte und dachte laut: „Interessant, dass deine Jungs am Boden festgeschraubt sind. Ist doch eine optimale Lösung, so können sie wenigstens keinen Unfug treiben. Barbara, meintest du, mit den Gutshofkids diejenigen die maximal die vierte Klasse besuchen, oder sind auch ältere Kids damit gemeint? Sofern ihr auf der Suche nach Kevin, Stephan und den beiden Raffaels seid, die dürften noch in Bernhards und Benjamins Wohnung sein und mit Thomas die restlichen Stühle zusammenbauen. Vielleicht sind sie inzwischen auch bereits bei Ludwig und Christian in der Wohnung, um dort den Esstisch und die Stühle zusammenzuschrauben, sofern sie sich hinter meinem Rücken bewegt haben. Ihr werden die vier schon finden, so viele Möglichkeiten gibt es nicht.“
Ruck zuck waren Michael und Manuel in der nächstgelegenen Wohnung verschwunden und Dieter kündigte an, dass er sich bei Noah und seinem zukünftigen Mitbewohner blicken lassen will. Da er wusste, wo die beiden Jungs einziehen würden, ging er direkt in die Wohnung.
Ich stand mit Barbara im Hausflur und sie meinte: „Wollt ihr heute wieder eine Einzugsparty veranstalten? Zumindest deuten die Tische und Bänke darauf hin, dass wieder eine Feier geplant sein könnte.“
Da lachte ich lachte: „Egal, wie du das bezeichnen willst. Es gibt in etwa zwanzig Minuten eine Kaffeepause und ab siebzehn Uhr ein Buffett, als Ersatz für ein Abendessen, nicht mehr und nicht weniger. Zumindest zieht heute noch keine der drei Mietparteien endgültig ein. Das wird erst im Laufe der Woche oder am nächsten Wochenende stattfinden.“
Wieder klingelte mein Handy. Diesmal rief mich Axel an und fragte, ob er noch drei Freiwillige zum Kaffeetrinken und Helfen mitbringen darf. Ich grinste und erklärte, dass hier kein freiwilliger Helfer aus dem Haus geworfen wird, solange er sich anständig benimmt. Er verkündete nur noch, sie seien so gut wie unterwegs.
Da ich durch seinen Anruf wusste, dass gleich noch mehr Helfer auftauchen würden, schickte ich Barbara in die Wohnung von Christian, bevor ich das nächste Gespräch entgegennahm. Jetzt hatte ich Michael als Gesprächspartner, der ebenfalls wissen wollte, welchen Klingelknopf er betätigen soll. Ich meinte, völlig egal, solange ihr nicht in den Büros klingelt und die Mitarbeiter beim Mittagsschlaf stört.
Er fing sofort zu lachen an und erklärte, dass sie bitte nicht bei den Büros klingeln sollen, damit die Mitarbeiter ungestört ihren Mittagsschlaf verbringen können. Fast gleichzeitig schellten in allen drei Wohnungen die Glocken, die neue Besucher ankündigten.
Bernhard war der Erste an der Wohnungstür und brüllte laut, dass man es in allen Wohnungen hören konnte, dass Michael mit unseren und Michaels Eltern im Anmarsch seien. Ludwig brüllte zurück: „Solange sie meine Möbel nicht zerlegen, habe ich kein Problem, vor allem aber will ich nicht, dass sie im Weg herumstehen und den Möbelaufbau blockieren.“
Inzwischen waren die Besucher oben angekommen. Andreas und seine Eltern gingen direkt in die Wohnung von Bernhard und Benjamin. Jens fragte, wo seine beiden Söhne stecken würden, was ich damit beantwortete, dass er sie in Ludwigs und Christians Wohnung finden würde, wo sie mit Thomas die Stühle für den Esstisch zusammenschrauben. Der Rest blieb bei mir stehen und wir unterhielten uns kurz, bis mein Smartphone eine neue Nachricht ankündigte.
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